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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Madrid<br />

BS-003 Symposium<br />

Evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien: Stimulierung neuer Versorgungsformen<br />

(<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> BPtK)<br />

Vorsitz: M. Berger (Freiburg), R. Richter (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit – helfen evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien<br />

die Sektorengrenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung zu überw<strong>in</strong>den?<br />

Ra<strong>in</strong>er Richter (Bundespsychotherapeutenkammer, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Harfst<br />

E<strong>in</strong>leitung: Evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Versorgungsleitl<strong>in</strong>ien<br />

liefern Entscheidungshilfen für e<strong>in</strong>e strukturierte,<br />

sektorenübergreifende mediz<strong>in</strong>ische Versorgung. Wenngleich nationale<br />

Leitl<strong>in</strong>ienempfehlungen auf das jeweilige Gesundheitssystem<br />

abgestimmt werden, machen sie typischerweise auch die strukturellen<br />

Defizite <strong>der</strong> Regelversorgung deutlich und lassen sich als e<strong>in</strong>e<br />

Auffor<strong>der</strong>ung zur Neugestaltung <strong>der</strong> Versorgung verstehen. Dies<br />

gilt nicht zuletzt auch für evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien zu den häufigsten<br />

psychischen <strong>Erkrankungen</strong>, wie zum Beispiel den depressiven<br />

Störungen. Im Zusammenhang mit Verabschiedung <strong>der</strong> „NICE<br />

Guidel<strong>in</strong>e on manag<strong>in</strong>g depression <strong>in</strong> primary and secondary care“<br />

wiesen Whitty & Gilbody (2005) auf die Bedeutung e<strong>in</strong>es Fallmanagements<br />

und verwandter organisationsbezogener Interventionen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Primärversorgung für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung<br />

h<strong>in</strong>. Nicht zuletzt e<strong>in</strong>er stärkeren Zusammenarbeit zwischen<br />

allgeme<strong>in</strong>ärztlichen Versorgung und <strong>der</strong> Sekundärversorgung<br />

durch Psychiater und Psychotherapeuten maßen sie dabei<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Relevanz für das Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er verbesserten Versorgung<br />

zu. Zur Umsetzung <strong>der</strong> Depressionsleitl<strong>in</strong>ie wurde <strong>in</strong> England<br />

nicht zuletzt auch das Programm für e<strong>in</strong>en verbesserten<br />

Zugang zu psychologischen Therapien gestartet (IAPT). Gerade <strong>in</strong><br />

diesem Bereich hatten sich erhebliche Probleme bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> zentralen Empfehlungen <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie gezeigt. Auch für Deutschland<br />

stellt sich unter an<strong>der</strong>em nach <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong> Nationalen<br />

Versorgungsleitl<strong>in</strong>ie Depression die Frage, ob die Leitl<strong>in</strong>ie<br />

neue Versorgungsformen stimuliert und wie e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie und e<strong>in</strong>e verbesserte sektorenübergreifende<br />

Versorgung gel<strong>in</strong>gen können.<br />

Methode: Der Beitrag geht anhand ausgewählter Beispiele <strong>der</strong><br />

Frage nach, ob aktuelle Verträge zur Integrierten Versorgung von<br />

Patienten mit psychischen Störungen die zentralen Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Leitl<strong>in</strong>ien (z. B. NVL Depression) im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er evidenzbasierten<br />

Neugestaltung <strong>der</strong> Versorgung berücksichtigen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es werden die jeweiligen Schwerpunkte,<br />

Innovationen und Defizite <strong>der</strong> untersuchten IV-Modelle dargestellt.<br />

Mögliche E<strong>in</strong>flussgrößen aus die Ausgestaltung <strong>der</strong> Versorgungsstrukturen<br />

und Barrieren für e<strong>in</strong>e umfassen<strong>der</strong>e Umsetzung<br />

<strong>der</strong> evidenzbasierten Leitl<strong>in</strong>ien werden diskutiert.<br />

002<br />

Das Münchner Modell zur leitl<strong>in</strong>iengerechten Langzeitbehandlung<br />

schizophrener Psychosen<br />

Werner Kiessl<strong>in</strong>g (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Kl<strong>in</strong>ikum Rechts <strong>der</strong> Isar,<br />

München)<br />

003<br />

Leitl<strong>in</strong>iengestützte Therapie von Depressionen im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich<br />

Mart<strong>in</strong> Härter (UKE Hamburg-Eppendorf, Institut für Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Störungen s<strong>in</strong>d schwere <strong>Erkrankungen</strong> mit<br />

erheblichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen des psychischen und körperlichen<br />

Bef<strong>in</strong>dens sowie <strong>der</strong> sozialen B<strong>in</strong>dungen und Arbeitsfähigkeit. Die<br />

Erforschung <strong>der</strong> Behandlungsmöglichkeiten depressiver Störungen<br />

hat <strong>in</strong> den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht; dennoch<br />

besteht weiterh<strong>in</strong> Optimierungsbedarf. Relevante Probleme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung s<strong>in</strong>d das richtige und rechtzeitige Erkennen depressiver<br />

Störungen und die Ausrichtung <strong>der</strong> Behandlung an aktuellen<br />

Leitl<strong>in</strong>ien. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung wurden <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren von nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Organisationen<br />

Leitl<strong>in</strong>ien zur Diagnostik und Behandlung depressiver Störungen<br />

herausgegeben. Beim diesjährigen <strong>DGPPN</strong>-Kongress wird die neue<br />

deutsche S3- bzw. Nationale VersorgungsLeitl<strong>in</strong>ie „Unipolare Depression“<strong>der</strong><br />

<strong>DGPPN</strong> und vieler beteiligter Fachgesellschaften und<br />

Berufsverbände sowie Standesorganisationen vorgestellt.<br />

Methode: Die Leitl<strong>in</strong>ie umfasst u. a. H<strong>in</strong>tergrundtexte und Empfehlungen<br />

zur Depressionsdiagnostik e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> psychischen<br />

und somatischen Zusatzdiagnostik, zu allgeme<strong>in</strong>en Behandlungspr<strong>in</strong>zipien<br />

und <strong>der</strong> Versorgungskoord<strong>in</strong>ation, zur Pharmako-,<br />

zur Psychotherapie bzw. e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ationsbehandlung, zu nichtmedikamentösen<br />

somatischen Therapieverfahren, zur Therapie<br />

häufiger komorbi<strong>der</strong> psychischer und somatischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

sowie zum Umgang mit Suizidalität. Abschließend werden Empfehlungen<br />

zur Versorgungskoord<strong>in</strong>ation, zur Qualitätssicherung<br />

und Implementierung vorgeschlagen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die neue S3- / NVL Depression schlägt <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit vom bisherigen Verlauf und dem Schweregrad <strong>der</strong><br />

Depression abgestufte Empfehlungen vor: Bei leichter depressiver<br />

Episode ist z. B. e<strong>in</strong> „Watchful wait<strong>in</strong>g“ vorgesehen. Bei mittelgradiger<br />

depressiver Episode sollen Psycho- und Pharmakotherapie<br />

gleichrangig angeboten werden. Bei schwerer depressiver Episode<br />

bzw. rezidivieren<strong>der</strong> depressiver Störung wird e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ationsbehandlung<br />

aus Pharmako- und Psychotherapie vorgeschlagen.<br />

Dies steht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mit den Empfehlungen <strong>in</strong>ternationaler Leitl<strong>in</strong>ien<br />

wie <strong>der</strong> <strong>der</strong> Canadi-an Network for Mood and Anxiety Treatments<br />

(CANMAT; 2009) und des britischen National Institute of<br />

Cl<strong>in</strong>ical Excellence (NICE; 2009). H<strong>in</strong>sichtlich spezifischer Empfehlungen<br />

ergeben sich partiell jedoch Unterschiede. Während die<br />

S3- / NVL Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie ke<strong>in</strong>e speziellen<br />

Wirkstoffe beson<strong>der</strong>s hervorhebt, empfiehlt die NICE-Guidel<strong>in</strong>e<br />

die Wirkstoffklasse <strong>der</strong> SSRI vorrangig vor allen an<strong>der</strong>en, ebenso<br />

die CANMAT-Guidel<strong>in</strong>e. Sowohl das NICE als auch die CANMAT<br />

schlagen bei Nicht-Ansprechen neben e<strong>in</strong>em Therapeutischen Drug-<br />

Monitor<strong>in</strong>g und <strong>der</strong> Lithium-Augmentation, für die die S3- / NVL<br />

den höchsten Empfehlungsgrad abgibt, u. a. auch prioritär das<br />

Switch<strong>in</strong>g vor. Switch<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Leitl<strong>in</strong>ie zurückhaltend<br />

bewertet. Sämtliche <strong>in</strong>ternationale Leitl<strong>in</strong>ien bestätigen<br />

neben <strong>der</strong> hohen Wirksamkeit <strong>der</strong> Pharmakotherapie auch die <strong>der</strong><br />

Psychotherapie. Die S3- / NVL empfiehlt nicht direkt e<strong>in</strong> spezielles<br />

Psychotherapie-Verfahren, stellt als Unterstützung <strong>in</strong> Evidenztabellen<br />

die Wirksamkeit unterschiedlicher Therapieformen dar. Im Unterschied<br />

zu den an<strong>der</strong>en beiden Leitl<strong>in</strong>ien wird <strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong><br />

psychischen und somatischen Komorbidität bei Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

S3- / NVL beson<strong>der</strong>er Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt. Obwohl Komorbidität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis e<strong>in</strong>e sehr häufige Konstellation darstellt und die<br />

Behandlung kompliziert, fehlen bislang – von dem gleichzeitigen<br />

Auftreten von Depression beispielsweise mit Angststörungen o<strong>der</strong><br />

etwa Diabetes mellitus, bei denen für Pharmako- und Psychotherapie<br />

relativ gute Evidenzen vorliegen, abgesehen – methodisch gute<br />

Studien <strong>in</strong> diesem versorgungsrelevanten Bereich. Es gibt e<strong>in</strong>en<br />

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