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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

009<br />

Psychiatrische, ethische und existenzielle Aspekte bei Suizid-<br />

Beihilfe-Ersuchen<br />

Johann F. Spittler (Datteln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In langjähriger kl<strong>in</strong>isch-neurologischer Tätigkeit wird<br />

man mit sehr belastenden Krankheitsbil<strong>der</strong>n und Therapie-Begrenzungs-<br />

bzw. Suizid-Beihilfe-Anfragen konfrontiert und zu <strong>in</strong>tensiverer<br />

Beschäftigung mit mediz<strong>in</strong>-ethischen Fragen genötigt.<br />

Sofern man (auch als Psychiater) Offenheit und nicht A-priori-<br />

Ablehnung gegenüber Suizid-Beihilfe-Ans<strong>in</strong>nen signalisiert, stellen<br />

sich sowohl <strong>in</strong>dividuell, wie über Organisationen gutachtliche,<br />

allgeme<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ische, neurologische, psychiatrische, ethische<br />

und existenzielle Fragen.<br />

Methode: Zur eigenen Beobachtung kamen 55 Suizid-Beihilfe-<br />

Ans<strong>in</strong>nen, die systematisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank erfasst s<strong>in</strong>d. Davon<br />

wurden 45 Personen (überwiegend gemäß den juristischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz) formal gutachtlich zur Frage <strong>der</strong> Urteilsfähigkeit<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diagnosen: Allgeme<strong>in</strong> körperliche Hauptdiagnosen:<br />

n=3 und neurologische Hauptdiagnosen: n=14 (multiple<br />

Sklerosen, Locked-In-Syndrome, zervikale Querschnittssyndrome,<br />

zerebrale postischämische Syndrome u. a.). In psychiatrischer<br />

H<strong>in</strong>sicht wurde bei 20 Personen e<strong>in</strong>e une<strong>in</strong>geschränkte psychische<br />

Gesundheit festgestellt. Unter allen psychiatrischen Haupt- und<br />

Nebendiagnosen fanden sich: Persönlichkeitsstörungen: n=17,<br />

leicht-mittelgradige depressive Störungen: n=14, Belastungsreaktionen:<br />

n=6, chronische Schizophrenien bzw. Residualsyndrome:<br />

n=6, schwergradige Depressionen: n=4 und Zwangskrankheit: n=1.<br />

Ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Person hatte erhebliche Schmerzen, die geschätzte<br />

Lebenserwartung betrug bei 39/55 Personen zum<strong>in</strong>dest mehrere<br />

Jahre. Menschen, die sich mit <strong>der</strong> Bitte um Beihilfe zum Suizid an<br />

e<strong>in</strong>e Organisation wenden, s<strong>in</strong>d also ke<strong>in</strong>e Kandidaten für die<br />

Palliativ- o<strong>der</strong> Hospiz-Behandlung. E<strong>in</strong>e stationäre psychiatrische<br />

Therapie ersche<strong>in</strong>t wenig aussichtsreich und wird aufgrund entsprechen<strong>der</strong><br />

Vorerfahrungen gefürchtet und entschieden abgelehnt.<br />

Langjährige ambulante Psychotherapien bewirkten <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen e<strong>in</strong>e jahrelange Stabilisierung, dann aber auch e<strong>in</strong>e sehr bewusste<br />

Entscheidung. Die „Wohlerwogenheit“, das Verhältnis von<br />

Leidensdruck zu Autonomie, wurde e<strong>in</strong>geschätzt: Ausschließlich<br />

durch das Leiden bestimmt: n=3, wesentlich durch das Leiden bestimmt:<br />

n=21, gleichgewichtig durch Leiden und autonom bestimmt:<br />

n=18, wesentlich autonom bestimmt: n=4, ausschließlich<br />

autonom bestimmt: n=9. Die Urteilsfähigkeit wurde e<strong>in</strong>geschätzt:<br />

krankhaft bestimmt (dar<strong>in</strong> uU. realistisch und zu respektieren):<br />

n=5, krankhaft und rational bestimmt: n=10, abgewogen rational:<br />

n=40. Diese Menschen zeigen e<strong>in</strong> ausgeprägt autonomes Selbstverständnis<br />

und klare Vorstellungen zu vermeiden<strong>der</strong> Lebensumstände.<br />

E<strong>in</strong>e vore<strong>in</strong>genommene Tabuisierung wird den tatsächlichen<br />

Lebensumständen und den Bedürfnissen e<strong>in</strong>er pluralistischen Gesellschaft<br />

nicht gerecht.<br />

010<br />

E<strong>in</strong>e psychologische Autopsiestudie <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iksuizide depressiver<br />

und schizophrener Patienten<br />

Tanja Neuner (Universität Regensburg, Psychiatrie)<br />

D. Mehlsteibl, B. Hübner-Liebermann, R. Schmid, T. Schiele<strong>in</strong>,<br />

H. Hausner, H. Spießl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schizophrene und depressive Patienten stellen <strong>in</strong> den<br />

meisten Studien den größten Anteil an Suizidenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik. In <strong>der</strong> hier vorliegenden Studie sollen Risikofaktoren<br />

für e<strong>in</strong>en Kl<strong>in</strong>iksuizid schizophrener und depressiver Patienten<br />

ermittelt werden.<br />

Methode: Mittels <strong>der</strong> Technik <strong>der</strong> psychologischen Autopsie wurden<br />

67 potentielle Risikofaktoren identifiziert. Die Krankengeschichten<br />

<strong>der</strong> Suizidenten (n=20) wurden im Vergleich zu e<strong>in</strong>er<br />

parallelisierten Kontrollgruppe von Nicht-Suizidenten (n=20) h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Risikofaktoren diagnosespezifisch analysiert. Neben<br />

bivariaten Verfahren wurden b<strong>in</strong>är logistische Regressionsanalysen<br />

zur Prädiktion e<strong>in</strong>es Kl<strong>in</strong>iksuizides berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene Suizidenten (n=11) wiesen<br />

signifikant häufiger als ihre Kontrollen Ablehnungserfahrungen,<br />

e<strong>in</strong> reduziertes soziales Netz und e<strong>in</strong>e fehlende Ablösung von <strong>der</strong><br />

Ursprungsfamilie auf. Sie zogen vermehrt e<strong>in</strong>e Lebensbilanz als gescheitert.<br />

Im stationären Sett<strong>in</strong>g verweigerten sie signifikant häufiger<br />

die Kommunikation, litten unter Nebenwirkungen <strong>der</strong> Medikation,<br />

waren depressiv gestimmt und zeigten e<strong>in</strong>e plötzliche<br />

Verhaltensän<strong>der</strong>ung. Als e<strong>in</strong>ziger Prädiktor für e<strong>in</strong>en Kl<strong>in</strong>iksuizid<br />

erwies sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regressionsanalyse die Bee<strong>in</strong>trächtigung durch<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Medikation. Depressive Suizidenten (n=9)<br />

wiesen im Vergleich zu ihrer Kontrollgruppe seltener Hoffnung auf<br />

Besserung und häufiger frühere Suizidversuche auf. Im stationären<br />

Sett<strong>in</strong>g zeigten sie sich öfter unzufrieden mit <strong>der</strong> Therapie, waren<br />

weniger compliant und hatten mehr Stations- und Therapeutenwechsel.<br />

Sie litten häufiger unter e<strong>in</strong>er ängstlichen Symptomatik<br />

und zeigten plötzliche Verhaltensän<strong>der</strong>ungen. Für depressive Patienten<br />

konnte ke<strong>in</strong> Regressionsmodell zur Prädiktion e<strong>in</strong>es Kl<strong>in</strong>iksuizides<br />

ermittelt werden. Schizophrene und depressive Suizidenten<br />

weisen im Vergleich zu ihrer jeweiligen Kontrollgruppe e<strong>in</strong><br />

unterschiedliches Risikoprofil auf. Da Patienten verschiedener<br />

Diag nosegruppen wohl nur wenige geme<strong>in</strong>same Risikofaktoren<br />

aufweisen, sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e diagnosespezifische Exploration <strong>der</strong> Risikofaktoren<br />

unerlässlich.<br />

011<br />

Suicide <strong>in</strong> Schizophrenia, a 20 Year Cohort Study, Part 1: Outcome<br />

and Associated Social Factors<br />

Gian Lippi (University of Pretoria, Psychiatry, South Africa)<br />

E. Smit, J. Jordaan, L. Roos<br />

Introduction: This study prospectively re-evaluated, after a period<br />

of 20 years, a cohort of patients with schizophrenia who had been<br />

consi<strong>der</strong>ed to be at high risk for suicide. The outcome and social<br />

factors associated with their suicide risk were <strong>in</strong>vestigated over the<br />

2 decades.<br />

Method: Subjects were contacted and <strong>in</strong>terviewed face-to-face by<br />

follow<strong>in</strong>g a questionnaire devised for this purpose. The Beck Hopelessness<br />

Scale was adm<strong>in</strong>istered and rat<strong>in</strong>gs were compared to<br />

those from the orig<strong>in</strong>al study. The Calgary Depression Scale for<br />

Schizophrenia was adm<strong>in</strong>istered. Cross tabulations were performed<br />

to identify factors associated with <strong>in</strong>creased suicide risk. A<br />

psychological autopsy was performed for those subjects who had<br />

committed suicide s<strong>in</strong>ce the orig<strong>in</strong>al study.<br />

Discussion / Results: Fourteen of the orig<strong>in</strong>al 33 high suicide risk<br />

schizophrenia patients were traced. Three subjects committed suicide<br />

dur<strong>in</strong>g the 20 year period. Among the liv<strong>in</strong>g subjects, risks for<br />

suicide were found to be lower than 20 years ago. Male gen<strong>der</strong>, poor<br />

social support, early age of illness onset, current admission to or<br />

recent discharge from hospital and a higher level of education were<br />

all factors associated with <strong>in</strong>creased suicide risk. In conclusion, demographic<br />

factors and those related to illness course, found <strong>in</strong> this<br />

study to be associated with suicide risk <strong>in</strong> patients with schizophrenia,<br />

are congruous with those mentioned <strong>in</strong> the literature.<br />

012<br />

Suicide Risk <strong>in</strong> Schizophrenia, a 20 Year Cohort Study, Part 2:<br />

Symptomology and Pharmacotherapy<br />

Gian Lippi (University of Pretoria, Psychiatry, South Africa)<br />

E. Smit, J. Jordaan, L. Roos<br />

Introduction: This study prospectively followed up a group of patients<br />

with schizophrenia who were consi<strong>der</strong>ed to be at high risk for<br />

suicide 20 years ago. Part 1 reported on outcome and associated<br />

493

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