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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

009<br />

Annahmen über Ursachen von depressiven <strong>Erkrankungen</strong> und<br />

E<strong>in</strong>stellungen gegenüber davon betroffenen Menschen: Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er repräsentativen Bevölkerungsbefragung<br />

Helen-Rose Cleveland (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />

M. Marekwica, H. Zäske, A. Baumann, A. Icks, W. Gaebel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stigmaforschung allgeme<strong>in</strong> als auch<br />

bei <strong>der</strong> Erforschung von E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Menschen mit<br />

psychischen Krankheiten wird die Vermutung diskutiert, dass die<br />

wahrgenommen Ursachen <strong>der</strong> stigmatisierenden Eigenschaft die<br />

Beurteilung <strong>der</strong> betroffenen Personen bee<strong>in</strong>flussen. In diesem<br />

Zusammenhang lassen sich biologische (z. B. Vererbung), psychosoziale<br />

(z. B. Schicksalsschläge) und <strong>in</strong>dividuelle Ursachen (z. B.<br />

Charakterschwäche) unterscheiden.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er repräsentativen telefonischen Befragung<br />

wurden 1631 Teilnehmer zu ihren Auffassungen über Depressionen<br />

befragt. Die Teilnehmer beurteilten die Relevanz verschiedener<br />

Ursachen für Depressionen („Welche <strong>der</strong> Ursachen halten Sie<br />

für: überhaupt nicht wichtig (1) … sehr wichtig (5)“). Zudem wurde<br />

die soziale Distanz gegenüber Menschen mit Depressionen sowie<br />

stereotype E<strong>in</strong>stellungen über Depressionen erhoben. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wurde <strong>der</strong> Kontakt zu Menschen mit Depressionen und die<br />

eigene Betroffenheit erfasst. Es wurden zwei multiple Regressionen<br />

mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschätzten Relevanz <strong>der</strong> Ursachen für Depressionen als<br />

unabhängige Variablen und sozialer Distanz bzw. stereotypen E<strong>in</strong>stellungen<br />

als abhängige Variable berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die drei Kategorien biologische, psychosoziale<br />

und <strong>in</strong>dividuelle Ursachen wurden faktorenanalytisch bestätigt.<br />

Psychosoziale Ursachen wurden durchschnittlich als relevanter<br />

beurteilt als biologische. Die Relevanz <strong>in</strong>dividueller Ursachen<br />

wurde durchschnittlich am ger<strong>in</strong>gsten bewertet. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

sozialen Distanz korrelierte die E<strong>in</strong>schätzung psychosozialer Ursachen<br />

als relevant mit niedrigerer sozialer Distanz (Beta-Gewicht<br />

b = -.11), die E<strong>in</strong>schätzung <strong>in</strong>dividueller Ursachen als relevant h<strong>in</strong>gegen<br />

mit höherer sozialer Distanz (b = .15). Die e<strong>in</strong>geschätzte<br />

Relevanz biologischer Ursachen wies ke<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang<br />

mit sozialer Distanz auf. In Bezug auf stereotype E<strong>in</strong>stellungen<br />

zeigte sich, dass höhere wahrgenommene Relevanz psychosozialer<br />

(b = -.08) und biologischer (b = -.16) Ursachen mit<br />

weniger negativen E<strong>in</strong>stellungen korrelierte, die Bewertung <strong>in</strong>dividueller<br />

Ursachen als relevant war h<strong>in</strong>gegen mit negativeren E<strong>in</strong>stellungen<br />

assoziiert (b = .30). Im Poster werden darüber h<strong>in</strong>aus <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss von persönlicher Betroffenheit und Kontakt mit depressiv<br />

erkrankten Menschen auf die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Ursachen sowie<br />

Zusammenhänge mit demografischen Variablen dargestellt.<br />

010<br />

Optimal versorgt bei Depression – Freiburger Modell zur Integrierten<br />

Versorgung<br />

Lars Hölzel (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

U. Vo<strong>der</strong>holzer, M. Berger, I. Bermejo<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Störungen besitzen e<strong>in</strong>e hohe gesundheits-<br />

und gesellschaftspolitische Relevanz. Trotz e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong><br />

Versorgung depressiver Patienten <strong>in</strong> den letzten Jahren besteht weiterh<strong>in</strong><br />

Verbesserungspotential bei <strong>der</strong> Diagnostik und Behandlung<br />

sowie bezüglich <strong>der</strong> Kooperation auf den verschiedenen Versorgungsebenen.<br />

Studien zeigen, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Konzepte mit e<strong>in</strong>er<br />

vernetzten ambulant-stationären Versorgung langfristig zu stabilen<br />

Behandlungserfolgen führen. Mit Hilfe des Freiburger Modells<br />

zur Integrierten Versorgung wird e<strong>in</strong>e qualitative Verbesserung <strong>der</strong><br />

Versorgung <strong>der</strong> Patienten im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Optimierung und Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Behandlungsergebnisse, e<strong>in</strong>er Vermeidung nicht zw<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

sowie e<strong>in</strong>e Verkürzung notwendiger stationärer Aufenthalte<br />

angestrebt.<br />

Methode: Das Modell orientiert sich am Rahmenkonzept <strong>der</strong> DG-<br />

PPN für die Integrierte Versorgung bei Depression und be<strong>in</strong>haltet<br />

vier Leistungsmodule mit klar def<strong>in</strong>ierten Behandlungs<strong>in</strong>dikationen:<br />

• Modul 1: Leitl<strong>in</strong>ienorientierte Haus- und fachärztliche Behandlung.<br />

• Modul 2: In <strong>der</strong> Therapiegruppe chronischer Verlauf<br />

werden Patienten im Rahmen e<strong>in</strong>er wöchentlichen ambulanten<br />

Depressionsgruppe behandelt, die sich am Cognitive Behavioral<br />

Analysis System of Psychotherapy orientiert. • Modul 3: Die Ambulante<br />

Komplexbehandlung wird zusätzlich zur haus- o<strong>der</strong> fachärztlichen<br />

E<strong>in</strong>zelbehandlung ambulant am Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

Freiburg angeboten. Nach <strong>in</strong>dividueller Bedarfsanalyse können<br />

Gruppenpsychotherapie, Selbstachtsamkeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Sozialberatung,<br />

Ergotherapie, Teilnahme am Sportprogramm und an<strong>der</strong>e Angebote<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik genutzt werden. • Modul 4: Die Stationäre Behandlung<br />

erfolgt auf <strong>der</strong> Grundlage evidenzbasierter Leitl<strong>in</strong>ien.<br />

Das Integrierte Versorgungsmodell mit den vorgesehenen Behandlungspfaden<br />

sowie deskriptive Statistiken werden dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aktuell nehmen n=45 Ärzte und n=63<br />

depressive Patienten am Freiburger Modell teil. Weitere Daten zur<br />

Rekrutierung sowie Angaben zu Stichprobencharakteristika und<br />

erste Daten <strong>der</strong> Verlaufsevaluation werden bis November vorliegen<br />

und dargestellt. Erfahrungen <strong>in</strong> Umsetzung und Akzeptanz des<br />

Modells werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> aktuellen Versorgungssituation<br />

diskutiert. Danksagung Das Projekt wird <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> D A K – Unternehmen Leben durchgeführt.<br />

011<br />

Unterstützungsbedarf und Möglichkeiten <strong>der</strong> (Selbst-)Hilfe erwachsener<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> unipolar und bipolar affektiv Erkrankter<br />

Rita Schmid (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Versorgungsforschung, Regensburg)<br />

M. Helmbrecht, H. Lukesch, H. Spiessl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Bewusstse<strong>in</strong> für die Situation von m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n psychisch Kranker konnte <strong>in</strong> den letzten Jahren durch<br />

Vorträge, Fachtagungen und den Ausbau nie<strong>der</strong>schwelliger Unterstützungsprogramme<br />

gestärkt werden. Erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n psychisch<br />

Kranker wird jedoch e<strong>in</strong>e Kompetenz zugesprochen, die sie<br />

häufig überfor<strong>der</strong>t, da die Belastungen durch die Erkrankung auch<br />

im Alltag von erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n fortwirken und zudem oft e<strong>in</strong>e<br />

neue Qualität annehmen. Wie diese Angehörigen effizient und<br />

nachhaltig unterstützt werden können, ist jedoch noch weitgehend<br />

unerforscht.<br />

Methode: Es wurden je 15 problemzentrierte halbstrukturierte Interviews<br />

mit erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n von unipolar und bipolar affektiv<br />

Erkrankten über Möglichkeiten ihrer Unterstützung und Entlastung<br />

geführt. Die Interviews wurden transkribiert und mittels<br />

e<strong>in</strong>er zusammenfassenden qualitativen Inhaltsanalyse mit anschließen<strong>der</strong><br />

Quantifizierung ausgewertet. Zusätzlich wurden die Krankheitsbewältigungsstrategien<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit dem Freiburger Fragebogen<br />

zur Krankheitsverarbeitung (FKV) und soziodemographische<br />

Angaben zu ihrer eigenen Person erhoben. Zur weiteren (regressionsanalytischen)<br />

Auswertung wurden auch die Patientendaten<br />

<strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßig erhobenen psychiatrischen Basisdokumentation<br />

(<strong>DGPPN</strong>-BADO) herangezogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Als am hilfreichsten empf<strong>in</strong>den die befragten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Unterstützung durch professionelle Helfer sowohl<br />

für ihre eigene Person wie für ihr erkranktes Elternteil. Hilfen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familie sowie Selbsthilfemöglichkeiten werden ebenfalls<br />

als Möglichkeiten zur Bewältigung <strong>der</strong> Erkrankung des Elternteils<br />

genannt. K<strong>in</strong><strong>der</strong> manisch-depressiver Eltern benötigen <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>em Maße, von professionellen Helfern <strong>in</strong> ihren Wahrnehmungen<br />

und Schil<strong>der</strong>ungen ernst genommen zu werden. Auch<br />

tragfähige Beziehungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familie stellen e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Entlastung für diese dar. Die Ergebnisse werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

aktueller Studien zur Nutzerzufriedenheit diskutiert. Kon-<br />

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