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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

Topic: 20 Prävention<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Salon 17/18<br />

S-071 Symposium<br />

Sozialmediz<strong>in</strong>ische Begutachtung <strong>der</strong> Leistungse<strong>in</strong>schränkung<br />

bei psychischen Störungen – Qualitätssicherung, Diagnostik und<br />

Re<strong>in</strong>tegration<br />

Vorsitz: C. Stadtland (München), U. T. Egle (Freiburg)<br />

001<br />

Begutachtung von Schmerzpatienten – Frühk<strong>in</strong>dliche Traumatisierung,<br />

biologische Verän<strong>der</strong>ungen und Verlauf im Erwachsenalter<br />

Ulrich T. Egle (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

002<br />

Standards und Fehlerquellen bei <strong>der</strong> psychiatrischen Begutachtung<br />

Wolfgang Hausotter (Sonthofen)<br />

Psychiatrische Gutachten werden zu strafrechtlichen, sozial- und<br />

zivilrechtlichen Fragestellungen erstattet. Im strafrechtlichen Bereich<br />

spielt die Beurteilung <strong>der</strong> Schuldfähigkeit e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle, wobei die dort verwandten juristischen Begriffe wie „krankhafte<br />

seelische Störung“, „tief greifende Bewusstse<strong>in</strong>sstörung“,<br />

„Schwachs<strong>in</strong>n“ und „schwere an<strong>der</strong>e seelische Abartigkeit“ nicht<br />

mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> festgelegten diagnostischen Nomenklatur<br />

übere<strong>in</strong>stimmen und daher erst „übersetzt“ werden müssen. Die<br />

sozialrechtlichen Fragestellungen umfassen e<strong>in</strong> breites Spektrum,<br />

u. a. die Kranken-, Unfall-, Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

betreffend, ebenso auch das Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrecht, das<br />

soziale Entschädigungsrecht und die Pflegeversicherung. Gutachtensaufträge<br />

zu zivilrechtlichen Fragen ergeben sich vom Betreuungsrecht<br />

über die Geschäfts-, Testier- und Prozessunfähigkeit bis<br />

h<strong>in</strong> zu Haftpflichtfragen. Es werden grundlegende Aspekte <strong>der</strong> Begutachtung<br />

aufgezeigt, die Rolle des Gutachters, die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an e<strong>in</strong> Gutachten, <strong>der</strong> Ablauf <strong>der</strong> Begutachtung, die Anwesenheit<br />

e<strong>in</strong>er dritten Person, auch die Bewertung <strong>der</strong> testpsychologischen<br />

Diagnostik und es wird ausführlich auf typische Fehler bei <strong>der</strong> Begutachtung<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, ebenso auf die Problematik von Aggravation<br />

und Simulation. Die Kausalitätstheorien je nach Rechtsgebiet<br />

und die Def<strong>in</strong>itionen <strong>der</strong> grundlegenden Begriffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begutachtung<br />

werden vorgestellt, um entsprechende Fehlerquellen transparent<br />

zu machen. Wolfgang Hausotter<br />

003<br />

Simulation und Aggravation bei <strong>der</strong> psychiatrischen Begutachtung<br />

– E<strong>in</strong>e prospektiven Studie zu Verdachtsmomenten für suboptimales<br />

Leistungsverhalten<br />

Elena Yund<strong>in</strong>a (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> LMU, Forensische Psychiatrie,<br />

München)<br />

Auftraggeber psychiatrischer Gutachten stellen zunehmend die<br />

Frage nach suboptimalem Leistungsverhalten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nach<br />

Simulations- und Aggravationstendenzen. Solche Tendenzen werden<br />

bei allgeme<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>ischen Untersuchungen <strong>in</strong> etwa 7 % <strong>der</strong><br />

Fälle beobachtet. Bei forensisch-psychiatrischen Untersuchungen<br />

liegt aber <strong>der</strong>en Anteil, je nach Fragestellung, bei 14 bis 30 %. In<br />

e<strong>in</strong>er Studie <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie <strong>der</strong> LMU konnte gezeigt<br />

werden, dass das Ergebnis e<strong>in</strong>er Begutachtung am besten durch das<br />

soziale Aktivitätsniveau <strong>der</strong> Probanden sowie durch die eigene E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Gesundheit und <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit vorhergesagt<br />

werden. Bei diesen Variablen handelt es sich jedoch um e<strong>in</strong>e im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er psychiatrischen Begutachtung oft zu beobachtende<br />

verfälschbare Selbstbeurteilung. Deshalb kommt bei solchen Untersuchungen<br />

den motivationalen Variablen, die die Prozesse <strong>der</strong><br />

Krankheitsverarbeitung bee<strong>in</strong>flussen, e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle zu. Bei<br />

<strong>der</strong> Überprüfung möglicher E<strong>in</strong>flussvariablen wie Motivation und<br />

Anstrengungsbereitschaft werden immer häufiger Beschwerdenvalidierungstests<br />

(BVT) e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>der</strong>en Anwendung auch <strong>in</strong> Leitl<strong>in</strong>ien<br />

für neuropsychologischen Begutachtung (2009) <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für Neuropsychologie empfohlen wird. E<strong>in</strong>en solchen Bedarf<br />

nach e<strong>in</strong>er verbesserten Abklärungspraxis gibt es gerade bei<br />

schwierig objektivierbaren, bereits wie<strong>der</strong>holt begutachteten Gesundheitsstörungen.<br />

In <strong>der</strong> prospektiven Studie werden aktuelle<br />

Beschwerdenvalidierungstests, Word Memory Test (WMT) und<br />

Strukturierter Fragebogen Simulierter Symptome (SFSS), e<strong>in</strong>gesetzt<br />

um Simulationsverdacht bei sozialmediz<strong>in</strong>ischen psychiatrischen<br />

Untersuchungen zu konkretisieren. Der E<strong>in</strong>satz dieser Beschwerdenvalidierungsverfahren<br />

zielt darauf ab, zu überprüfen, ob<br />

diese Verfahren zur Aufklärung motivationaler Anteile bei psychiatrischen<br />

Begutachtungen beitragen, e<strong>in</strong>e genauere Analyse psychiatrisch<br />

feststellbarer funktioneller E<strong>in</strong>schränkungen und damit<br />

e<strong>in</strong>e Präzisierung <strong>der</strong> gutachterlichen Beurteilung ermöglichen<br />

können.<br />

004<br />

Welche Risikofaktoren korrelieren mit e<strong>in</strong>er Leistungse<strong>in</strong>schränkung<br />

bei psychiatrisch begutachteten Probanden? E<strong>in</strong>e prospektive<br />

Studie zur Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen Begutachtung<br />

Cornelis Stadtland (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> LMU, Forensische Psychiatrie,<br />

München)<br />

N. Nedopil<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> und Verhaltensstörungen<br />

nehmen <strong>in</strong> allen sozialen Sicherungssystemen kont<strong>in</strong>uierlich zu.<br />

Sie s<strong>in</strong>d seit 2002 <strong>in</strong> Deutschland die häufigste Ursache e<strong>in</strong>er frühzeitigen<br />

Berentung. Der Früherkennung von relevanten Risikofaktoren,<br />

sowie <strong>der</strong> reliablen und validen E<strong>in</strong>schätzung des Schweregrads<br />

psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong>, kommt unter sozial- und<br />

zivilrechtlichen Aspekten und bei <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>tegration psychisch<br />

kranker Menschen e<strong>in</strong>e immer größer werdende Bedeutung zu. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund steht dabei die Frage: „Durch welche Faktoren wird<br />

die Leistungsfähigkeit bee<strong>in</strong>flusst?“<br />

Methode: Die allermeisten <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschrieben Risikofaktoren<br />

für Berentungen – darunter auch die Variablen des M<strong>in</strong>i<br />

ICF- wurden systematisch erfasst und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> standardisiertes Dokumentations<strong>in</strong>strument<br />

e<strong>in</strong>gearbeitet. Zahlreiche demographische<br />

Variablen, die rout<strong>in</strong>emäßig bei allen psychiatrischen Begutachtungen<br />

erhoben werden, wurden untersucht. Das entwickelte Dokumentations<strong>in</strong>struments<br />

wurde im Anschluss prospektiv daraufh<strong>in</strong><br />

untersucht, wovon die gutachterliche Feststellung e<strong>in</strong>er<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Aufhebung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit abhängt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zurzeit liegen Daten von mehr als<br />

220 Probanden vor, welche psychiatrisch unter sozialmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fragestellungen begutachtet wurden. Von über 50 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur<br />

beschriebenen E<strong>in</strong>flussvariablen korrelierten nur 19 Variablen signifikant<br />

mit <strong>der</strong> Feststellung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> aufgehobener Leistungsfähigkeit;<br />

diese Variablen korrelierten zumeist sehr stark untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> konnten auf Grund sachlogischer Überlegungen<br />

zu 8 geme<strong>in</strong>samen Variablen zusammengefasst werden. Nach Regressionsanalysen<br />

dieser 8 Variablen verblieben nur noch zwei signifikante<br />

Variablen, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage waren, das Begutachtungsergebnis<br />

sehr genau vorherzusagen: „Soziale Aktivitäten“ und die<br />

„E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> eigenen Gesundheit“. Die allermeisten <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Literatur aufgeführten Variablen<br />

zeigten <strong>in</strong> unserer Untersuchung ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge<br />

prädiktive Validität. Die Hauptrisikofaktoren e<strong>in</strong>er frühzei-<br />

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