Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />
Topic: 25 Weitere Themen<br />
Mittwoch, 25. 11. 2009, 10.15 – 12.15 Uhr, Saal 2<br />
B-001 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />
Kongresseröffnung: Zur Lage <strong>der</strong> Psychiatrie<br />
Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen)<br />
Von Jägern und Gejagten: wie lebensbedrohende Erfahrungen<br />
Geist und Gehirn modifizieren<br />
Thomas Elbert (Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie)<br />
Warum ist Grausamkeit und Gewalt unter Menschen so omnipräsent?<br />
Die hier vorgestellten Beobachtungen gründen auf Untersuchungen<br />
<strong>in</strong> den Krisenregionen dieser Welt aber auch auf<br />
Überlegungen <strong>der</strong> Evolutionsbiologie und -psychologie. Danach<br />
entwickelte sich ab dem Pliozän also seit e<strong>in</strong>igen Millionen Jahren<br />
das Jagdverhalten <strong>in</strong> männlichen Hom<strong>in</strong>iden. Die Belohnung durch<br />
sozialen, letztlich durch reproduktiven Erfolg führte zur Jagd nach<br />
immer größeren Trophäen. Voraussetzung war, dass Jagdverhalten<br />
zur Lust wurde und damit verbunden Entbehrungen, Schmerzen,<br />
Blut, Schweiß und letztlich die Bereitschaft zum Töten tolerierbar<br />
wurden. Die evolutionäre Entwicklung zur „Perversion“ des Jagdtriebes,<br />
nämlich diesen auch auf eigene Artgenossen zu übertragen,<br />
wurde durch den daraus resultierenden Vorteil persönlicher und<br />
sozialer Macht genährt. Während <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> <strong>in</strong>traspezifischen<br />
Tötungshemmung beim Tier zur Gefährdung <strong>der</strong> eigenen Art würde,<br />
wurde beim Menschen kontrollierte Hemmung dadurch ermöglicht,<br />
dass höhere Systeme, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch ausgeprägte<br />
Frontallappenfunktionen realisiert werden die ungewollte Entgleisung<br />
des Jagdverhaltens verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Werden <strong>der</strong>artige Kontrollmechanismen<br />
– wie z. B. bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten – nicht erlernt, dann<br />
bleibt Grausamkeit den eigenen Artgenossen gegenüber anziehend.<br />
E<strong>in</strong> besseres Verständnis <strong>der</strong> psychologischen und neurobiologischen<br />
Mechanismen von Jagd dürfte uns demnach zu e<strong>in</strong>em besseren<br />
Verständnis auch grausamen Verhaltens führen. Jagd ist für<br />
Männer – seltener für Frauen – appetitiv und emotional aufregend<br />
mit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge Ausschüttung von Botenstoffen (Endorph<strong>in</strong>e) die<br />
euphorische Gefühle wecken können und Schmerzen m<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Aber auch durch Bond<strong>in</strong>g und soziale Riten (z. B. Initiation) wird<br />
dies bewirkt und auf Jagd wie gewaltsame Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />
vorbereitet. Großwildjagd <strong>in</strong> Gruppen ist erfolgreicher – Männer<br />
empf<strong>in</strong>den sie auch als lustvoller. Daraus lässt sich die Fasz<strong>in</strong>ation<br />
vom Gladiatorenkampf bis zum Fußball- und Computerspiel also<br />
von Vergnügungen die weitgehend Männern vorbehalten sche<strong>in</strong>en,<br />
erklären. Um zu Töten, muss Blut fließen. Grausamkeiten, wie das<br />
Abschneiden von Ohren, Lippen o<strong>der</strong> Genitalien, wie wir bis <strong>in</strong> die<br />
Gegenwart beobachten mag sich auf dieser Grundlage erklären lassen.<br />
500<br />
Mittwoch, 25. 11. 2009, 13.45 – 15.15 Uhr, Saal 6<br />
B-003 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />
Forum European Lea<strong>der</strong>s<br />
Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), H.-J. Möller (München)<br />
001<br />
Introductory presentation<br />
Wolfgang Gaebel (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Düsseldorf)<br />
Psychiatry <strong>in</strong> Europe is fac<strong>in</strong>g several challenges.While the numbers<br />
of patients with mental disor<strong>der</strong>s is ris<strong>in</strong>g and the demands for<br />
mental healthcare services are <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g, economic limitations become<br />
<strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly important and have led to <strong>in</strong>creased discussions<br />
about prioritization of services. Another challenge is the implementation<br />
of evidence-based guidel<strong>in</strong>es <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice. This<br />
will be promoted by ongo<strong>in</strong>g European efforts to def<strong>in</strong>e the most<br />
suitable <strong>in</strong>dicators of the quality of mental healthcare, and by a<br />
common European guidel<strong>in</strong>e platform based at the European Psychiatric<br />
Association. F<strong>in</strong>ally, the numbers of psychiatrists need to<br />
be susta<strong>in</strong>ed and efforts are warranted to attract more young medical<br />
doctors <strong>in</strong>to the specialty of psychiatry and psychotherapy. To<br />
this end, one of the important elements will be to develop common<br />
European standards for tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g programs <strong>in</strong> psychiatry and psychotherapy<br />
as a medical specialty. This is currently un<strong>der</strong>way by<br />
<strong>in</strong>itiative of the Union of European Medical Specialties. Taken together,<br />
psychiatry <strong>in</strong> Europe is currently fac<strong>in</strong>g a wide range of<br />
challenges but is also striv<strong>in</strong>g to develop a uniquely European professional<br />
stance.<br />
Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 2<br />
PR-002 Präsidentensymposium<br />
Psychiatrie Transkulturell – Erfahrungen <strong>in</strong> fremden Kulturen<br />
Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />
002<br />
Transkulturelle Psychiatrie <strong>in</strong> Neuseeland – Beobachtungen e<strong>in</strong>es<br />
Deutschen Arztes tätig <strong>in</strong> Maori Mental Health Services<br />
Ala<strong>in</strong> Marcuse (Te Whare Marie, Specialist Maori Mental Health<br />
Service, Porirua, Well<strong>in</strong>gton, Neuseeland)<br />
Transkulturelle psychiatrische Dienste wurden <strong>in</strong>nerhalb des Capital<br />
and Coast District Heath Board als Antwort auf e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong><br />
schlechtere Gesundheitsversorgung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geborenen Bevölkerung<br />
<strong>der</strong> Maori e<strong>in</strong>gerichtet. Im zwischen <strong>der</strong> Urbevölkerung <strong>der</strong> Maori<br />
und dem Britischen Empire abgeschlossenen Vertrag von Waitangi<br />
wurde 1840 den Maori als Bewohnern Neuseelands e<strong>in</strong>e gleichwertige<br />
kulturelle, rechtliche und soziale Anerkennung als britische<br />
Bürger zugesichert. Im Laufe <strong>der</strong> Geschichte wurden aber diese Zusicherungen<br />
nicht verwirklicht und die Maori sahen sich als Konsequenz<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er benachteiligten Position. Mit wachsendem Bewusstse<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er bevölkerungsgruppenspezifischen gesundheitlichen<br />
Unterversorgung und <strong>der</strong>en negativen Folgen auf die Gesundheitslage<br />
dieser neuseeländischen Subpopulation wurden <strong>in</strong> den letzten<br />
30 Jahren grosse Anstrengungen unternommen, Benachteiligungen<br />
e<strong>in</strong>zelner Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge<br />
auszugleichen. Als Konsequenz wurden im Rahmen e<strong>in</strong>er Umstellung<br />
<strong>der</strong> psychiatrischen Dienste von <strong>in</strong>stitutionaler zu kommunaler<br />
Versorgung auch spezielle psychiatrische Dienste für Maori ei-