Z21/22 ReformaFiktion 5.5 vorab
Die Aufgabe im Produktions-Prozess 65 Seiten von voraussichtlich 120 Seiten
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Z-aktuell<br />
Salzig sein, was ist das?<br />
Wenn wir im Spanischen sagen, dass jemand „salzig”<br />
ist, meinen wir: Der hat Pep, ist sympathisch<br />
und hat Humor. Das Salz, im richtigen Maß, gibt<br />
der Suppe einen guten Geschmack. Sollte die<br />
christliche Botschaft nicht auch eine würzige<br />
Note haben? Ich sage nicht, dass wir sie verändern<br />
müssten; sie soll ganzheitlich vermittelt<br />
werden: vertikal und horizontal – wir dürfen nicht<br />
ihre „menschliche” Seite aus den Augen verlieren:<br />
Streuen wir doch ein wenig Humor drüber.<br />
Ich weiß nicht, wie die Kirche der Zukunft sein<br />
wird; meine Aufgabe ist es, ihren Leitern Hilfsmittel<br />
anzubieten. Als Pantomime trainiere ich<br />
mit Pastoren die Körpersprache. Das hilft ihnen,<br />
jene kleinen Gesten hinzuzufügen, die die Wörter<br />
brauchen, damit man die Botschaft hören und<br />
sehen kann.<br />
Mein Ziel ist nicht nur, dass sie besser predigen,<br />
sondern dass sie ihren eigentlichen Platz in<br />
der Kirche entdecken. Meiner Meinung nach ist<br />
ihr Platz nicht nur auf der Kanzel, sondern ganz<br />
nah bei den Leuten. Körpersprache ist nicht nur<br />
am Altar wichtig, sondern im Kontakt mit dem<br />
Einzelnen. Der Körperausdruck, die Präsenz sind<br />
Teil der Botschaft.<br />
Meine Arbeit tue ich nicht nur auf der Bühne,<br />
sondern auch anschließend, wenn ich ungeschminkt<br />
am Ausgang stehe und mit den Leuten<br />
Kontakt aufnehme – ein Händedruck, ein Lächeln,<br />
ein Autogramm …<br />
Ein Traum wird wahr<br />
Einmal hatte ich eine Aufführung in einem kleinen<br />
Dorf mit nur 300 Einwohnern. Der Pastor wollte<br />
jedes Jahr den Traum eines Einheimischen wahr<br />
machen; in diesem Jahr hatte er eine Gruppe von<br />
Teens gefragt: „Wer von euch hat einen Traum?”<br />
Ein Junge sagte: „Mein Traum wäre, dass Carlos<br />
Martínez hier bei uns auftritt.” Das Problem: Keiner<br />
außer dem Jungen wusste, wer Carlos Martínez<br />
war. Gut, dass es das Internet gibt, und zum<br />
Glück fanden auch der Bürgermeister und einige<br />
Geschäftsleute aus der Gegend diese Idee gut. Sie<br />
Foto: © Carlos Martínez<br />
entdeckten mich online, unterschrieben den Vertrag<br />
mit meiner Agentur und ließen mich in der<br />
Mehrzweckhalle auftreten. Am Ende der Vorstellung<br />
bat ich den Jungen auf die Bühne und überreichte<br />
ihm meine Handschuhe.<br />
Sieben Jahre später traf ich ihn wieder. Er war<br />
zum Mann geworden und schmiedete als Student<br />
der Ingenieurwissenschaften an seiner Zukunft .<br />
Ich fragte ihn nach der Aufführung damals, und<br />
er strahlte. Die Handschuhe habe er immer noch,<br />
zur Erinnerung daran, dass Träume wahr werden<br />
können.<br />
Wenn Pastoren und Künstler ein Team um sich<br />
haben und Menschen, die sich um die Zukunft<br />
kümmern, können sie sich besser der Gegenwart<br />
widmen, dem Heute, dem Hier und Jetzt.<br />
Das heißt: Sie erarbeiten nicht nur theologisch<br />
korrekte Predigten oder erschaffen authentische<br />
Kunstwerke, sondern sie streuen auch etwas Salz<br />
darüber, diese Prise Humor, dank der die Kirche<br />
sich mit einem Lächeln neu entdecken kann.<br />
So in die Gegenwart zu investieren, das sorgt<br />
für die besten Zukunftsaussichten.<br />
www.carlosmartinez.de<br />
1 Lukas 11,33.<br />
Wenn ich mit<br />
Pastoren Körpersprache<br />
trainiere,<br />
geht es nicht<br />
darum, dass sie<br />
besser predigen,<br />
sondern dass sie<br />
ihren eigentlichen<br />
Platz in der Kirche<br />
entdecken.<br />
Z für Zukunft<br />
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