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Z21/22 ReformaFiktion 5.5 vorab

Die Aufgabe im Produktions-Prozess 65 Seiten von voraussichtlich 120 Seiten

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Leitthema<br />

steht etwas von Geld – und die Sprache des Geldes<br />

versteht doch jeder. So beschloss Bracks,<br />

seinen Zeitgenossen mithilfe der HDS-Bank zu<br />

zeigen, was Vergebung bewirkt und wie sich ein<br />

Leben ohne Schuld anfühlt.<br />

War es Zufall, dass am Tag der Eröffnung, am<br />

31. Oktober 2117, auch das Reformationsjubiläum<br />

begangen wurde? Oder wollte Bracks damit<br />

ein Zeichen setzen? Ursprünglich ging es bei<br />

der Reformation sechs Jahrhunderte zuvor doch<br />

um die Wiederentdeckung der bedingungslosen<br />

Entschuldung, der Rechtfertigung aus Glauben:<br />

Schuldvergebung ohne religiöses Wenn und Aber.<br />

Doch hat die lutherische Institution sich von ihrer<br />

Herkunft und ihrem Erbe so weit entfernt – durch<br />

linksliberale Ideologie und atheistisch-humanistische<br />

Denkmuster –, dass eine Beziehung zum historischen<br />

Ereignis jetzt nur noch von höchst spezialisierten<br />

Fachkräften erahnt werden kann.<br />

Die HDS-Erfolgsstory im Großen …<br />

Nach dem ersten Jahr hatte die HDS-Bank 2,49<br />

Millionen Kunden; 236 Milliarden Euro Schulden<br />

wurden ausgeglichen. Nach dem zweiten Jahr<br />

verzeichnete man bereits 19,64 Millionen Kunden,<br />

die Schuldentilgung erreichte über <strong>22</strong>,5 Billionen<br />

Euro (1 Billion = 1000 Milliarden, eine Eins<br />

mit zwölf Nullen). Der Passus in den Geschäftsbedingungen,<br />

dass Kunden den eigenen Schuldnern<br />

ebenfalls die Schulden erlassen müssen, stieß<br />

eine Kettenreaktion an und schuf einen Kollateral-Gewinn<br />

von unschätzbarem Wert – monetär,<br />

psychisch, sozial, metaphysisch.<br />

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2137. Die<br />

Mitgliederzahl der Luther-Institution ist in den<br />

letzten beiden Jahrzehnten weiter gesunken,<br />

unter die 2-Prozent-Marke; parallel dazu sind<br />

über 40 Prozent der Bevölkerung direkt oder<br />

indirekt durch die HDS-Bank entschuldet. Was<br />

Luther einst wiederentdeckte, seine Nachfolgeinstitution<br />

aber schon lange nicht mehr vermitteln<br />

kann, realisiert nun eine Bank. Deren Kunden<br />

haben nicht nur ihre finanziellen Probleme in<br />

den Griff bekommen; sie bemerken auch Veränderung<br />

in ihren Beziehungen und in den eigenen<br />

Emotionen: Ihre Ängste haben sich verloren, sie<br />

sehen die Welt nun mit ganz anderen Augen, und<br />

Misstrauen und Neid lösen sich mehr und mehr<br />

auf. Das Prinzip „Vergebung“ findet universale<br />

Anwendung und zeitigt ungeahnte Vorteile: Es<br />

gibt immer weniger Grund, sich krankzusorgen;<br />

der Gesundheitszustand der HDS-Kunden hat<br />

sich enorm verbessert und die Krankheitsindustrie<br />

musste gravierende Einschnitte hinnehmen.<br />

… und im Kleinen<br />

In Teil 1 der Reportage (»Z« 19/20,Titelgeschichte)<br />

haben wir ein paar Schicksale kennengelernt:<br />

Kuno Bretschneider wurden 127 000 Euro an<br />

Schulden erstattet; seitdem erhält er monatlich<br />

einen Prosperitätssatz von 5430 Euro. Seine<br />

Geldsorgen waren ihm früher richtig unter die<br />

Haut gegangen; die psychosomatische Erkrankung<br />

hat er aber längst überwunden. Vielfach<br />

ausgezahlt hat sich die Weiterbildung in kreativer<br />

Kommunikation – inzwischen bekleidet er eine<br />

leitende Position in einer namhaften Werbeagentur.<br />

Aber auch in einem umfassenderen Sinn hat<br />

sich für ihn die Welt der Kommunikation eröffnet:<br />

Bretschneider hat festgestellt, dass man oft unter<br />

ein und demselben Wort etwas völlig anderes verstehen<br />

kann – das verspricht Missverständnisse<br />

en gros! Diesem Phänomen ist Kuno an die Pelle<br />

gerückt; sein „Wörterbuch der Missverständnisse“<br />

ist Bestseller geworden. –<br />

Manchmal denkt er zurück an die alten Zeiten<br />

mit den Schulden und der Angst, und dann ist er<br />

doppelt dankbar, dass er diese Last vom Hals hat.<br />

Tagtäglich profitiert er von den Auswirkungen auf<br />

die Kommunikation von Mensch zu Mensch.<br />

Der einst hoch verschuldete, dem Bankrott<br />

nahe Unternehmer Fries konnte sein Unternehmen<br />

in eine fast mitbewerberfreie Nische führen<br />

und hat kräftig expandiert. Von dem Passus in<br />

den HDS-Geschäftsbedingungen, dass den eigenen<br />

Schuldnern die Schulden zu erlassen sind,<br />

profitierten vor allem die langjährigen Mitarbeiter;<br />

die Folge: eine starke Identifikation mit der<br />

Firma. Das Misstrauen hat einer vorbildlichen<br />

Vertrauenskultur Platz gemacht, man kann sich<br />

auf ein Wort wieder verlassen.<br />

Was Luther<br />

einst wiederentdeckte,<br />

seine Nachfolgeinstitution<br />

aber<br />

schon lange<br />

nicht mehr<br />

vermitteln kann,<br />

realisiert<br />

inzwischen<br />

eine Bank<br />

Z für Zukunft<br />

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