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Z21/22 ReformaFiktion 5.5 vorab

Die Aufgabe im Produktions-Prozess 65 Seiten von voraussichtlich 120 Seiten

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Z-aktuell<br />

Foto: © nightphotos.de, Roland Falk<br />

Im Turm der Lambertikirche<br />

hängen noch immer die 3 Käfige,<br />

in denen 1536 die Leichen<br />

der öffentlich hingerichteten<br />

Anführer der Täuferbewegung<br />

zur Schau gestellt wurden.<br />

Menno Simons<br />

Caspar von schwenkfeld<br />

Menno Simons 3 , 1496–1561<br />

„Siebzehn Jahre lang habe ich der Lehre von<br />

Münster 4 widerstanden und dagegen gekämpft<br />

in Wort und Schrift. Jene, die wie die Leute von<br />

Münster das Kreuz Christi verwerfen, das Wort<br />

des Herrn verachten und irdischen Lüsten unter<br />

der Vorgabe rechten Tuns nachgehen, werden wir<br />

nie als unsere Brüder anerkennen. Wenn unsere<br />

Ankläger behaupten, dass wir, da wir äußerlich in<br />

der gleichen Weise getauft worden sind wie jene,<br />

auch der gleichen Gemeinschaft zugezählt werden<br />

müssen, antworten wir: Wenn äußerliche Taufe so<br />

viel vermag, dann mögen sie selbst bedenken, welche<br />

Art Gemeinschaft die ihre ist, denn es ist klar,<br />

dass Ehebrecher und Mörder und ähnliche dieselbe<br />

Taufe empfangen haben wie sie!“<br />

Das schrieb der niederländisch-friesische<br />

Priester Menno Simons, von dem die Mennoniten<br />

ihren Namen haben. Nach den Ausschreitungen<br />

zu Münster wurden alle als Gläubige Getauften<br />

der Mittäterschaft beschuldigt und heftiger verfolgt<br />

denn je. Trotz größter Gefahr suchte Menno<br />

Simons die verstreuten und gehetzten Übriggebliebenen<br />

auf und stärkte sie im Glauben.<br />

Über seine jungen Jahre schrieb er: „Was die<br />

Schrift angeht, so habe ich sie noch nie im Leben<br />

angerührt, denn ich fürchtete, dass, wenn ich sie<br />

läse, ich verführt werden könnte. Später kam mir, so<br />

oft ich in der Messe mit Brot und Wein zu tun hatte,<br />

der Gedanke, dies könnte vielleicht doch nicht des<br />

Herrn Fleisch und Blut sein.“ Wenn unter Kollegen<br />

die Rede auf die Heilige Schrift kam, wusste er sich<br />

nur darüber lustig zu machen.<br />

„Dann beschloss ich, das Neue Testament<br />

einmal sorgfältig zu lesen. Ich war noch nicht<br />

weit gekommen, als mir aufging, dass wir betrogen<br />

worden waren. Tag für Tag machte ich Fortschritte<br />

in der Kenntnis der Schrift.“ [Es bestätigt<br />

sich immer wieder: Selber lesen lohnt sich!]<br />

„Bis dahin hatte ich noch nie von Wiedertäufern<br />

gehört. Damals geschah es, dass ein ehrenwerter,<br />

frommer Mann enthauptet wurde, weil er<br />

sich zum zweiten Mal hat taufen lassen. Es klang<br />

eigentümlich in meinen Ohren, dass da von einer<br />

anderen Taufe gesprochen wurde. Ich las genau<br />

darüber in der Schrift, aber ich konnte nichts über<br />

die Kindertaufe finden. Als ich das erkannt hatte,<br />

sprach ich darüber mit meinem Priester und wir<br />

mussten feststellen, dass die Kindertaufe in der<br />

Schrift keine Grundlage hat.“ Menno zog weitere<br />

Brüder zu Rate und fragte bei Luther nach, bei<br />

Brucer und anderen – und jeder nannte ihm einen<br />

anderen Grund für die Kindertaufe, aber nichts<br />

davon stimmte mit der Schrift überein.<br />

„Dann fing ich an, öffentlich von der Kanzel<br />

das Wort von der Buße zu verkündigen, das Volk<br />

auf den schmalen Weg zu weisen, alle Sünden und<br />

Gottlosigkeit zu verurteilen, auch Götzendienst<br />

und falschen Gottesdienst, und frei zu bezeugen,<br />

was Taufe und Herrenmahl nach dem Willen<br />

Christi bedeuten, soweit ich bis dahin Gnade von<br />

Gott empfangen hatte.“<br />

Menno Simons verschrieb sich der Sammlung<br />

und Auferbauung der Christen, die durch die Verfolgung<br />

zerstreut waren, zunächst in den Niederlanden,<br />

bis er 1543 geächtet und auf seinen Kopf<br />

ein Preis gesetzt wurde; wer ihn versteckte, war<br />

des Todes schuldig, jeder Verbrecher aber, der<br />

ihn dem Henker überliefern würde, sollte begnadigt<br />

werden. Nach vielen Wanderungen und<br />

Gefahren fand er in Holstein Zuflucht.<br />

Caspar von Schwenkfeld 5 , 1490–1561<br />

Schwenkfeld hielt sich von der römisch-katholischen<br />

wie auch von der lutherischen und reformierten Kirche<br />

fern; er schloss sich auch nicht den Wiedertäufern<br />

an, und doch hatte der schlesische Adelige großen<br />

Einfluss. Er machte Geschäfte mit deutschen<br />

60<br />

Z für Zukunft

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