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Z-aktuell<br />

Als Wesley die Kanzel der<br />

Pfarrkirchen verboten war,<br />

begann er im Freien<br />

zu predigen<br />

Bild: © Wellcome Collection<br />

Peter Böhler<br />

Nikolaus Ludwig<br />

Graf von Zinzendorf<br />

George Whitefield<br />

Susannas Söhne Charles und John wurden<br />

wie ihr Vater anglikanische Geistliche, aber auch<br />

nach ihrer Ordinierung konnten sie noch keinen<br />

eigenen Glauben bezeugen. Auf einer Reise nach<br />

Amerika lernten sie „mährische Brüder“ 15 kennen<br />

(Herrnhuter). Ihre Demut, ihr Friede und ihr Mut<br />

machten auf John Wesley großen Eindruck.<br />

Die Reise war für ihn ein Fehlschlag: „Ich ging<br />

nach Amerika, um die Indianer zu bekehren. Aber<br />

ach! wer bekehrt mich?“ 1738, wieder zurück in<br />

England, traf er abermals Herrnhuter, und mehrere<br />

tiefgründige Gespräche mit Peter Böhler<br />

öffneten ihm die Tür zum Glauben. Auf die zweifelnde<br />

Frage, ob er das Predigen aufgeben sollte,<br />

antwortet Böhler: „Nein, predige den Glauben,<br />

bis du ihn hast; danach wirst du, weil du ihn hast,<br />

den Glauben predigen.“<br />

So verkündigte John Wesley in vielen Londoner<br />

Kirchen eifrig das „freie (unverdient geschenkte<br />

und unverdienbare) Heil durch den Glauben an<br />

das Blut Christi“; und in einer nach der anderen<br />

wurde ihm mitgeteilt, das sei seine letzte Predigt<br />

hier gewesen.<br />

Daraufhin besuchte er Herrnhut und begegnete<br />

dort auch Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf,<br />

das war ihm eine große Hilfe.<br />

Wieder in England, traf er in Bristol seinen<br />

alten Freund George Whitefield (1714–1770);<br />

dem erging es ähnlich wie John: Der Klerus war<br />

so aufgebracht, dass auch ihm der Zugang zu fast<br />

allen Kanzeln verwehrt wurde. Freunde rieten<br />

ihm, er könne ja den Kumpels in den Kohlegruben<br />

predigen, um die kümmere sich keiner. Was Whitefield<br />

denn auch tat: „Da mir die Kanzeln<br />

verschlossen waren und die armen Kohlearbeiter<br />

aus Mangel an Erkenntnis umzukommen drohten,<br />

ging ich zu ihnen und predigte auf einem Berg<br />

vor über zweihundert Arbeitern. Das Eis war<br />

gebrochen und ich hatte wieder Boden gewonnen.“<br />

Bei seiner nächsten Predigt kamen zehntausend!<br />

Whitefields Predigt ging ihnen durchs<br />

Herz – die Tränen hinterließen weiße Spuren auf<br />

ihren schwarzen Wangen.<br />

Whitefield bat John Wesley, ihm zu helfen. Wesley<br />

war der Ansicht gewesen, Seelen retten könne man<br />

nur in einer Kirche; nun predigte er zum ersten Mal<br />

im Freien: „Ich sprach von einer kleinen Anhöhe<br />

nahe der Stadt vor ungefähr 3000 Menschen.“<br />

Nun war das Evangelium aus den grauen Kirchenmauern<br />

herausgekommen, und es eroberte<br />

das Land: Nicht nur die Ärmsten in den Elendsvierteln<br />

bekehrten sich, auch der Adel wurde erreicht.<br />

Es mangelte an Geistlichen, aber nicht lange, und<br />

der Theologe Wesley erkannte, dass der Heilige<br />

Geist zahlreiche Laien befähigte, das Evangelium<br />

mit Kraft zu verkündigen – auch ohne Ausbildung<br />

waren sie mächtige Zeugen Jesu. Anfangs gab es<br />

bei den Zusammenkünften seltsame Erscheinungen:<br />

Zuhörer stürzten mit Zuckungen zu Boden<br />

und schrien vor Reue oder Furcht.<br />

Wesley, Whitefield und andere waren ständig<br />

auf Reisen, durchzogen England und Wales. Eine<br />

große Erweckung erfasste das Land und ergriff<br />

auch Irland, Schottland und sogar Neuengland in<br />

Amerika.<br />

Lehr- und Meinungsverschiedenheiten<br />

Es verwundert nicht, dass es auch Meinungsverschiedenheiten<br />

gab über die „neuen”, bis dahin<br />

vernachlässigten Wahrheiten. Bei Lehrstreitigkeiten<br />

steht nicht immer Wahrheit gegen Irrtum; so<br />

hat die auch Lehre von der Rechtfertigung allein<br />

aus Glauben, ohne Werke, ein Gegenüber: die der<br />

Notwendigkeit guter Werke als Folge und Beweis<br />

des Glaubens. In der Tat hat jede große Lehre<br />

der Heiligen Schrift ein Gegenstück; erst beide<br />

zusammen lassen das Ganze sehen.<br />

Einige betonten mehr die eine Seite, andere<br />

wieder eine andere Seite; und jeder neigte dazu,<br />

seiner Ansicht mehr Nachdruck zu verleihen und<br />

64<br />

Z für Zukunft

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