Z21/22 ReformaFiktion 5.5 vorab
Die Aufgabe im Produktions-Prozess 65 Seiten von voraussichtlich 120 Seiten
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Z-aktuell<br />
Als Wesley die Kanzel der<br />
Pfarrkirchen verboten war,<br />
begann er im Freien<br />
zu predigen<br />
Bild: © Wellcome Collection<br />
Peter Böhler<br />
Nikolaus Ludwig<br />
Graf von Zinzendorf<br />
George Whitefield<br />
Susannas Söhne Charles und John wurden<br />
wie ihr Vater anglikanische Geistliche, aber auch<br />
nach ihrer Ordinierung konnten sie noch keinen<br />
eigenen Glauben bezeugen. Auf einer Reise nach<br />
Amerika lernten sie „mährische Brüder“ 15 kennen<br />
(Herrnhuter). Ihre Demut, ihr Friede und ihr Mut<br />
machten auf John Wesley großen Eindruck.<br />
Die Reise war für ihn ein Fehlschlag: „Ich ging<br />
nach Amerika, um die Indianer zu bekehren. Aber<br />
ach! wer bekehrt mich?“ 1738, wieder zurück in<br />
England, traf er abermals Herrnhuter, und mehrere<br />
tiefgründige Gespräche mit Peter Böhler<br />
öffneten ihm die Tür zum Glauben. Auf die zweifelnde<br />
Frage, ob er das Predigen aufgeben sollte,<br />
antwortet Böhler: „Nein, predige den Glauben,<br />
bis du ihn hast; danach wirst du, weil du ihn hast,<br />
den Glauben predigen.“<br />
So verkündigte John Wesley in vielen Londoner<br />
Kirchen eifrig das „freie (unverdient geschenkte<br />
und unverdienbare) Heil durch den Glauben an<br />
das Blut Christi“; und in einer nach der anderen<br />
wurde ihm mitgeteilt, das sei seine letzte Predigt<br />
hier gewesen.<br />
Daraufhin besuchte er Herrnhut und begegnete<br />
dort auch Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf,<br />
das war ihm eine große Hilfe.<br />
Wieder in England, traf er in Bristol seinen<br />
alten Freund George Whitefield (1714–1770);<br />
dem erging es ähnlich wie John: Der Klerus war<br />
so aufgebracht, dass auch ihm der Zugang zu fast<br />
allen Kanzeln verwehrt wurde. Freunde rieten<br />
ihm, er könne ja den Kumpels in den Kohlegruben<br />
predigen, um die kümmere sich keiner. Was Whitefield<br />
denn auch tat: „Da mir die Kanzeln<br />
verschlossen waren und die armen Kohlearbeiter<br />
aus Mangel an Erkenntnis umzukommen drohten,<br />
ging ich zu ihnen und predigte auf einem Berg<br />
vor über zweihundert Arbeitern. Das Eis war<br />
gebrochen und ich hatte wieder Boden gewonnen.“<br />
Bei seiner nächsten Predigt kamen zehntausend!<br />
Whitefields Predigt ging ihnen durchs<br />
Herz – die Tränen hinterließen weiße Spuren auf<br />
ihren schwarzen Wangen.<br />
Whitefield bat John Wesley, ihm zu helfen. Wesley<br />
war der Ansicht gewesen, Seelen retten könne man<br />
nur in einer Kirche; nun predigte er zum ersten Mal<br />
im Freien: „Ich sprach von einer kleinen Anhöhe<br />
nahe der Stadt vor ungefähr 3000 Menschen.“<br />
Nun war das Evangelium aus den grauen Kirchenmauern<br />
herausgekommen, und es eroberte<br />
das Land: Nicht nur die Ärmsten in den Elendsvierteln<br />
bekehrten sich, auch der Adel wurde erreicht.<br />
Es mangelte an Geistlichen, aber nicht lange, und<br />
der Theologe Wesley erkannte, dass der Heilige<br />
Geist zahlreiche Laien befähigte, das Evangelium<br />
mit Kraft zu verkündigen – auch ohne Ausbildung<br />
waren sie mächtige Zeugen Jesu. Anfangs gab es<br />
bei den Zusammenkünften seltsame Erscheinungen:<br />
Zuhörer stürzten mit Zuckungen zu Boden<br />
und schrien vor Reue oder Furcht.<br />
Wesley, Whitefield und andere waren ständig<br />
auf Reisen, durchzogen England und Wales. Eine<br />
große Erweckung erfasste das Land und ergriff<br />
auch Irland, Schottland und sogar Neuengland in<br />
Amerika.<br />
Lehr- und Meinungsverschiedenheiten<br />
Es verwundert nicht, dass es auch Meinungsverschiedenheiten<br />
gab über die „neuen”, bis dahin<br />
vernachlässigten Wahrheiten. Bei Lehrstreitigkeiten<br />
steht nicht immer Wahrheit gegen Irrtum; so<br />
hat die auch Lehre von der Rechtfertigung allein<br />
aus Glauben, ohne Werke, ein Gegenüber: die der<br />
Notwendigkeit guter Werke als Folge und Beweis<br />
des Glaubens. In der Tat hat jede große Lehre<br />
der Heiligen Schrift ein Gegenstück; erst beide<br />
zusammen lassen das Ganze sehen.<br />
Einige betonten mehr die eine Seite, andere<br />
wieder eine andere Seite; und jeder neigte dazu,<br />
seiner Ansicht mehr Nachdruck zu verleihen und<br />
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Z für Zukunft