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ADAC-Motorwelt - 7-8-2018

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MEINE REGION<br />

Einfach abgefahren<br />

Das Theaterkollektiv „Rimini Protokoll“ nimmt sein Publikum wortwörtlich mit auf eine<br />

Reise: Mitten durch die Straßen der Großstadt – in einem fahrenden Lkw<br />

Ein kurzer Prolog, der Vorhang geht<br />

auf. Plötzlich rüttelt und vibriert es<br />

im Zuschauerraum. Die gesamte Tribüne<br />

setzt sich in Bewegung, und die Straße<br />

wird kurzerhand zur Bühne des Theaterprojekts<br />

„Do’s & Don’ts: Eine Fahrt nach<br />

allen Regeln der Stadt“.<br />

Von ihren Sitzen im Lkw blicken die<br />

Zuschauer durch eine von außen verspiegelte,<br />

gläserne Seitenwand auf das pure<br />

Großstadtleben. Passanten, Autofahrer<br />

und Anwohner werden zu unfreiwilligen<br />

Mitwirkenden des Stücks. Für ihr außergewöhnliches<br />

Kunstprojekt baute das<br />

mehrfach ausgezeichnete Theaterkollektiv<br />

„Rimini Protokoll“ rund um die Regis-<br />

seure Helgard Haug, Jörg Karrenbauer<br />

und den Dramaturgen Aljoscha Begrich<br />

einen ehemaligen Kühltransporter zum<br />

mobilen Zuschauerraum um.<br />

Die Straßen der Großstadt liefern<br />

die besten Geschichten<br />

Wo früher tote Schweinekadaver von der<br />

Decke hingen, bringen die drei Berliner<br />

nun Menschen zum Staunen. Neben Audio-<br />

und Videotechnik bietet das Innere<br />

des Lastwagens Platz für drei Sitzreihen.<br />

„Wir wollten die Realität ungefiltert zum<br />

Stück selbst machen. Dafür war der Lkw<br />

einfach perfekt“, erklärt Begrich – auch<br />

wenn für die Nutzung und den Umbau<br />

Sondergenehmigungen eingeholt werden<br />

mussten. Doch die Mühe hat sich gelohnt,<br />

denn schließlich liefern die Straßen<br />

der Großstadt die besten Geschichten.<br />

Vor allem dann, wenn es um die Frage<br />

geht: „Wie frei ist die Stadt wirklich?“<br />

Für die Macher war Berlin der ideale<br />

Schauplatz für die ersten Aufführungen.<br />

Eine freie, zwanglose und vielseitige<br />

Stadt – zumindest auf den ersten Blick.<br />

Vom Theater „HAU Hebbel am Ufer“ in<br />

Kreuzberg rollte der Lkw im Mai auf seine<br />

erste Exkursion mit Publikum, begleitet<br />

von Fahrer Rudi und Dido, die die Fahrt<br />

als zwei der insgesamt drei Schauspieler<br />

aus dem Führerhäuschen lenkten.<br />

Rollende Bühne in Berlin: Die Zuschauer im Innern des teilverglasten Kühllasters sind aufgefordert, sich Gedanken zur Freiheit in ihrer Stadt zu machen<br />

88 <strong>ADAC</strong> motorwelt 7/<strong>2018</strong>

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