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ADAC-Motorwelt - 7-8-2018

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AUTO & INNOVATION<br />

Das zerbrochene Vertrauen<br />

Der Dieselskandal nimmt bei den deutschen Autobauern immer neue Ausmaße an:<br />

Der Audi-Chef muss ins Gefängnis, und Daimler startet einen Massenrückruf. Die Details<br />

Der 11. Juni <strong>2018</strong> war ein schwarzer<br />

Tag für die deutsche Automobilwirtschaft.<br />

An diesem Montag ließ die Staatsanwaltschaft<br />

die Privatwohnung von<br />

Audi-Chef Rupert Stadler durchsuchen.<br />

Dem 55-jährigen Manager und einem<br />

weiteren Vorstandskollegen wird Betrug<br />

und mittelbare Falschbeurkundung zur<br />

Last gelegt: Audi hätte mit Stadlers<br />

Wissen jahrelang Dieselfahrzeuge mit<br />

manipulierter Software zur Abgassteuerung<br />

auf den europäischen<br />

Markt gebracht.<br />

Ob und welche Beweise<br />

dafür bei der Hausdurch-<br />

suchung gefunden wurden, ist nicht bekannt.<br />

Doch eine Woche später wurde<br />

Rupert Stadler wegen Verdunklungsgefahr<br />

vorläufig festgenommen: Es habe<br />

Hinweise gegeben, dass er Zeugen oder<br />

andere Beschuldigte beeinflussen wollte.<br />

Schon seit der Aufdeckung des Dieselskandals<br />

2015 galt Stadler als Audi-<br />

Chef auf Abruf. Doch sein Erfolg<br />

machte ihn konzernintern unantastbar:<br />

Seit der ehemalige<br />

Büroleiter von Ferdinand Piëch vor<br />

elf Jahren an die Spitze der VW-Tochter<br />

kam, konnte er den Audi-Umsatz von<br />

34 auf 60 Milliarden fast verdoppeln und<br />

Wie geht’s weiter?<br />

Aktuell ist Audi-Chef Rupert<br />

Stadler, 55, beurlaubt<br />

den Betriebsgewinn auf rund fünf Milliarden<br />

steigern. Und zumindest bis zu<br />

seiner Verhaftung beteuerte er, von Betrugsfällen<br />

bei Audi nichts zu wissen.<br />

Bei welchen Audi-Modellen unzulässige<br />

Abgastechniken eingesetzt wurden,<br />

wird noch untersucht. Nach Schätzungen<br />

der Staatsanwaltschaft könnten weltweit<br />

mindestens 210.000 Dieselautos manipuliert<br />

sein. Bei den Modellen A6 und A7<br />

mit dem 3-Liter-Dieselmotor hat das KBA<br />

hingegen schon ganz offiziell „unzulässige<br />

Abschalteinrichtungen“ entdeckt und<br />

Anfang Juni weltweit 60.000 Modelle<br />

(33.000 in Deutschland) zurückgerufen.<br />

Bei diesen Modellen – vorbildlich mit<br />

SCR-Katalysator ausgerüstet – wird wohl<br />

die notwendige Einspritzung des Harnstoffs<br />

AdBlue reduziert, wenn er zur Neige<br />

geht. Kunden konnten so mit dem<br />

Nachfüllen bis zum nächsten Servicetermin<br />

warten. Besonders pikant: Diese<br />

Autos waren Euro 6-zertifiziert – mit<br />

ihnen warb Audi für seine Umweltprämie,<br />

wo man für den Tausch eines älteren<br />

Euro 5-Fahrzeugs 10.000 € kassieren<br />

konnte. Ob der Audi-Chef davon wirklich<br />

nichts wusste?<br />

An diesem schwarzen Montag wurde<br />

mit Daimler-Chef Dieter Zetsche ein weiterer<br />

Automanager in das Bundes- W<br />

Foto: Imago/Sepp Spiegl<br />

34 <strong>ADAC</strong> motorwelt 7/<strong>2018</strong>

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