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Pocking Aktuell Oktober 2011

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SAUNA<br />

Die Kreisarchäologie auf den Spuren der Kelten am Unteren Inn:<br />

DiegroßeViereckschanzevon <strong>Pocking</strong>-Hartkirchen<br />

Sogenannte keltische Viereckschanzen begegnen<br />

uns noch heute in vielen Teilen Süddeutschlands.<br />

Nach neuesten Informationen<br />

gibt es nur in Bayern und Baden-Württemberg<br />

mehr als 300 sichtbare Überreste solcher<br />

Anlagen, die aus dem 2. bzw.1.Jahrhundert<br />

v. Chr.stammen.Noch vorwenigen Jahrzehntenwurden<br />

dieserätselhaftenWall-Graben-<br />

Vierecke, nicht zuletzt wegen ihrer versteckten<br />

Waldlage oft als keltische Heiligtümer<br />

oder Kultanlagen gehandelt.<br />

Auchinden Wäldern Niederbayerns blieben<br />

mehrere dutzend Keltenschanzen erhalten.<br />

In den landwirtschaftlichgenutzten Flächen<br />

hingegen wurden solche Spuren zumeist<br />

fleißig einplaniert. Trotzdem konnten in den<br />

letzten Jahrzehnten durchdie Luftbildarchäologie<br />

im Passauer Land, neben den altbekannten<br />

Schanzen von Beutelsbach, Neuburg-<br />

Eglsee, Ortenburg-Würding oder Malching-<br />

Biberg, neue bisher unbekannte Anlagen lokalisiert<br />

werden.<br />

Auf diese Weise kam es 1984 in <strong>Pocking</strong>-Hartkirchen<br />

zur Entdeckung einer der größten<br />

Viereckschanzen Bayerns. Leider musste diese<br />

zwölf Jahrespäter,imSommer 1996, einem<br />

Neubaugebiet weichen. Zur Dokumentation<br />

wurde damals eine vollständige Untersuchung<br />

des betreffenden Geländes durchdie GrabungsfirmaArcTron<br />

aus Altenthann/Oberpfalz<br />

durchgeführt.<br />

Rekonstruktion der Hartkirchener Keltenschanze nach den archäologischen Befunden.<br />

Glücklicherweise konnten bei dieser großflächigen<br />

Unternehmung, bei der neueste digitale<br />

Vermessungsmethoden angewendet<br />

wurden,eine ganze Reihe außergewöhnlich<br />

guterhaltener Befunde dokumentiert werden<br />

(siehe 3D-Rekonstruktionsversuch aus dem<br />

Jahre 2007). DieimJahre 50 v. Chr.errichtete<br />

Wall-Graben-Anlage hatte eine Seitenlänge<br />

von 101x102 mund gehört somit zu den<br />

größten Keltenschanzen Süddeutschlands.<br />

Außerdem entdeckten die Archäologen in<br />

ihrem InnenbereichSpuren verschiedener<br />

Graphik: ArcTron<br />

Holzbauten, die sehr wahrscheinlich als<br />

Wohn- bzw.Wirtschaftsgebäude genutzt<br />

wurden. Voneinem Brunnen- oder gar einem<br />

Opferschacht fehlte hier jede Spur…<br />

Demzufolge werden heutzutage von Archäologieforschung<br />

die zweitausendjährige Viereckschanze<br />

von <strong>Pocking</strong>-Hartkirchen, wie auch<br />

andereähnliche Anlagen am Unteren Inn eher<br />

als landwirtschaftliche Anwesen mächtiger keltischer<br />

Gutsherren, anstatt geheimer Opferplätze<br />

blutrünstiger Druiden angesehen.<br />

Walter Wanding M.A.,Kreisarchäologe<br />

Warum <strong>Pocking</strong>er Kelten zu Erntedank ins Schwitzen kamen<br />

AltesHeilwissen unserer Vorfahren neuentdeckt<br />

Am ersten Sonntag im <strong>Oktober</strong> feiern die<br />

meisten katholischen Gemeinden ihr Erntedankfest.<br />

Das Fest wird in den Kirchen traditionell<br />

mit Weihen von Feldfrüchten und<br />

Lebensmitteln begangen und vielerorts von<br />

Umzügen mit prächtig geschmückten<br />

Bauernwägen umrahmt, die in beschwingte<br />

Gemeindefeste münden. Auch wenn der<br />

Erntedank in der christlichen Tradition<br />

seinen berechtigten Platz gefunden hat, so<br />

ist der Brauch doch bereits viel älter.<br />

So wissen wir, dass die Kelten, die vor<br />

Römern und Germanen im unteren Rottal<br />

gelebt haben, ebenfalls den Erntedank feierten.<br />

Der keltische Jahrkreis war nicht von<br />

staatlich erlassenen Kalendern geprägt, sondern<br />

vom Lauf der Sonne. Immer zu den<br />

Sonnwenden und Tag-und-Nacht-Gleichen<br />

Schwitzhütte fürs Fernsehen entdeckt: Kevin Sorbo<br />

und Rob Tapert ineiner Serie über die Abenteuer<br />

des Herkules. Foto-Quelle: hercxena.wikia.com<br />

feierten sie die Feste, die ihrem Leben Struktur<br />

gaben. Viele haben sich bis heute gehalten<br />

wie etwa die Tag-und-Nacht-Gleichen<br />

Yule (Weihnachten), Ostara (Ostern) oder<br />

eben Mabon –der Erntedank.<br />

Dabei vollzogen die keltischen Dorfgemeinschaften<br />

mit ihren Druiden wahrscheinlich<br />

ähnliche Weiherituale und dankten ihren<br />

Göttern für die eingebrachte Ernte. Andere<br />

Bräuche wurden vergessen und kommen<br />

erst heute über Umwege wieder zu ihrem<br />

Recht. So errichteten die Kelten jeweils zu<br />

Ostara und Mabon Schwitzhütten, um ihre<br />

Körper jeweils auf den Übergang von der<br />

warmen zur kalten Jahreszeit oder umgekehrt<br />

einzustellen. So stand das Schwitzen<br />

zu Herbstbeginn für die Erholung und für<br />

die Sammlung neuer Kräfte. Heute gehen<br />

wir in die Sauna, umunser Immunsystem<br />

für den Winter in Schwung zu bringen.<br />

Ganz wie unsere keltischen Vorfahren, die<br />

in Hartkirchen eine der größten Viereckschanzen<br />

überhaupt errichtet hatten. sem<br />

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