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Seyffarth · Meyer· Scharff<br />

FACHBUCHREIHE SCHWEISSTECHNIK<br />

Großer Atlas<br />

Schweiß-ZTU-<br />

Schaubilder


Seyffarth · Meyer · Scharff<br />

Großer Atlas<br />

Schweiß-ZTU-<br />

Schaubilder<br />

2., aktualisierte und erweiterte Auflage


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

Fachbuchreihe Schweißtechnik<br />

Band 110<br />

ISBN 978-3-96144-010-8<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

© DVS Media GmbH, Düsseldorf · 2018<br />

Herstellung: Griebsch & Rochol Druck GmbH, Hamm


Vorwort zur 1. Auflage<br />

Fragen der Qualitätssicherung und die Produkthaftung gewinnen auch für den Schweißfachingenieur<br />

zunehmend an Bedeutung. Vereinheitlichte technische Regeln und das europäische<br />

Normenwerk unterstützen und entlasten den Schweißfachmann bei seinem täglichen Streben<br />

nach Qualität in der Fertigung geschweißter Bauteile.<br />

Neben dem Normenwerk gehören aber auch weitere wissenschaftlich-technische Unterlagen<br />

zum Handwerkszeug des Ingenieurs. Hierzu sind Schweiß-Zeit-Temperatur-Umwandlungs-<br />

Schaubilder zu zählen, mit deren Hilfe schwierige Probleme der Wärmeführung beim<br />

Schweißen von Stählen gelöst werden können. Fragen der erforderlichen Vorwärmtemperatur,<br />

der erwünschten Abkühlgeschwindigkeit, der anzuwendenden Streckenenergie oder der Parameter<br />

einer Kurzzeitwärmenachbehandlung können ebenso bearbeitet werden wie die der<br />

Wärmewirkung von Zwischenlagentemperaturen oder der erreichbaren mechanischen Gütewerte<br />

in der Wärmeeinflusszone oder im Schweißgut. Auch Grenzabkühlzeiten für das<br />

sogenannte „Abkühlzeitkonzept“ können fundiert nur mit Hilfe von Schweiß-ZTU-Schaubildern<br />

angegeben werden. Ein breites Spektrum der Lösung dieser und ähnlicher Fragestellungen bis<br />

hin zur wirtschaftlichen Auswahl von Schweißverfahren kann durch die Anwendung von<br />

Schweiß-ZTU-Schaubildern unterstützt werden.<br />

Insbesondere dann, wenn für Werkstoffprobleme beim Schweißen durch das Normenwerk<br />

keine Regelung vorgesehen ist oder wenn neue, unkonventionelle Wege beschritten werden<br />

sollen, die wissenschaftlich abgesichert sein sollen und mit denen eine fertigungsbegleitende<br />

Qualitätssicherung bei gleichzeitig verringertem Fertigungsaufwand gewährleistet werden soll,<br />

können Lösungen bezüglich der Technologie der Wärmeführung mit Hilfe von Schweiß-ZTU-<br />

Schaubildern gefunden werden. Aber auch bei der Entwicklung und Herstellung und der frühzeitigen<br />

Beurteilung der Schweißeignung von Stählen sind derartige Umwandlungsschaubilder<br />

gebräuchlich.<br />

Die vorliegende Sammlung von Schweiß-ZTU-Schaubildern einschließlich der zugehörigen Diagramme<br />

der mechanischen Gütewerte für Stähle, Stahlguss, Schweißgut und Modellstähle<br />

wurde von den Autoren am Arbeitsbereich Werkstoff- und Schweißtechnik des Fachbereiches<br />

Maschinenbau und Schiffstechnik an der Universität Rostock erarbeitet. Bereits im Jahre 1978<br />

erschien im Eigenverlag der Universität Rostock ein zweibändiger „Atlas Schweiß-ZTU-Schaubilder“<br />

in begrenzter Auflagenhöhe, dem im Jahre 1982 eine Gemeinschaftsveröffentlichung im<br />

VEB Verlag Technik Berlin und im Deutschen Verlag für Schweißtechnik Düsseldorf folgte.<br />

Im vergangenen Jahrzehnt wurden zahlreiche neue Schaubilder erarbeitet. Die Erfahrungen<br />

und die Akzeptanz durch die Benutzer der Schaubilder stiegen durch insgesamt 10 ein- und<br />

zweiwöchige Lehrgänge, die an der Universität Rostock zur Anwendung von Schweiß-ZTU-<br />

Schaubildern durchgeführt wurden. Ein Nachfolgewerk des stark bearbeiteten und erheblich<br />

erweiterten Atlasses ist daher wünschenswert im Interesse der Anwender. Geplant ist die<br />

Herausgabe eines weiteren Bandes, der die Grundlagen zum Umwandlungsverhalten der<br />

Stähle unter Schweißbedingungen und insbesondere die praktische Anwendung von Schweiß-<br />

ZTU-Schaubildern zum Inhalt hat.<br />

Die Autoren erhoffen sich für den Großen Atlas Schweiß-ZTU-Schaubilder eine breite und<br />

nutzbringende Anwendung durch das schweißtechnische Fachpersonal. Gleichzeitig sind die<br />

Autoren aber auch dankbar für kritische Hinweise und Anregungen aus dem Leserkreis, die der<br />

weiteren Verbesserung des Inhaltes dienen können.<br />

Rostock, im August 1992<br />

Die Autoren


Vorwort zur 2. Auflage<br />

Die erste Auflage ist vergriffen! Das beweist den Autoren, dass die schon lang gehegte Idee<br />

einer Neuauflage auf fruchtbaren Boden fällt. Fünf Jahre lang haben die Autoren parallel zu<br />

ihren täglichen Aufgaben versucht, die vorliegende aktualisierte und ergänzte Sammlung nach<br />

Verfügbarkeit und bestem Wissen zusammen zu stellen.<br />

In den vergangenen 25 Jahren sind eine Reihe neuer Stähle entwickelt oder modifiziert worden,<br />

insbesondere im Bereich der hochfesten Sorten, die hinsichtlich ihres Umwandlungsverhaltens<br />

beim konventionellen Schmelzschweißen untersucht worden sind. Da es daneben auch zahlreiche<br />

Entwicklungen auf dem Gebiet der Schweißverfahren gab, wie die verstärkte Einführung<br />

des Laserstrahlschweißens von Stahl, haben sich die Autoren auch dieses Themas angenommen.<br />

Um die Akzeptanz der Schweiß-ZTU-Schaubilder zu verbreitern, wurde in den neunziger<br />

Jahren das computergestützte schweißtechnologische Beratungssystem WeldWare ins Leben<br />

gerufen, das bis heute gepflegt und weiterentwickelt wird. WeldWare basiert in seinen<br />

Aussagen bezüglich Gefüge und Eigenschaften in der Wärmeeinflusszone auf Regressionsgleichungen,<br />

die aus dem jeweils vorliegenden Datenmassiv an inhouse gemessenen Schweiß-<br />

ZTU-Schaubildern gewonnen wurden.<br />

Die numerische Ermittlung von Wärmeableitungsbedingungen (Abschnitt 2.6.4) steckte zum<br />

Zeitpunkt des Entstehens der 1. Auflage des Großen Atlas Schweiß-ZTU-Schaubilder noch<br />

in den Anfängen. Heute ist die Finite-Element-Methode ein probates Mittel, Temperaturen,<br />

Spannungen und Deformationen an jedem Punkt eines zu schweißenden Bauteiles zu<br />

kalkulieren. Dazu werden Werkstoffdaten benötigt, die über WeldWare oder eine Gleeble-<br />

Anlage bestimmt werden können.<br />

An dieser zweiten Auflage konnte der Initiator und Hauptautor, Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h. c.<br />

mult. Peter Seyffarth, nicht mehr mitarbeiten, da er im Jahr 2010 verstorben ist. Er war<br />

langjähriger Leiter des Fachbereiches Werkstoffkunde und Schweißtechnik der Universität<br />

Rostock und schuf die Arbeitsgruppe „Anwendung von Schweiß-ZTU-Schaubildern“. 1994 war<br />

Prof. Seyffarth Begründer der SLV Mecklenburg-Vorpommern GmbH, die er bis 2004 leitete.<br />

Wie schon zuvor erhoffen sich die Autoren auch für diese 2. Auflage eine breite und nutzbringende<br />

Anwendung durch das schweißtechnische Fachpersonal, das sich in den zurückliegenden<br />

25 Jahren natürlich verändert hat. Gleichzeitig sind die Autoren nach wie vor dankbar<br />

für kritische Anregungen aus dem Leserkreis zur Verbesserung der vorliegenden Sammlung.<br />

Die Autoren hoffen auch auf den Mut und das Verständnis der Werkstoffentwickler, sie auf dem<br />

Weg zu einer dritten Auflage zu unterstützen und zu begleiten.<br />

Rostock, im Mai 2018<br />

Dr.-Ing. Barbara Meyer<br />

Dr.-Ing. Arite Scharff


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort zur 1. und 2. Auflage<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................................ 1<br />

2 Hinweise und Erläuterungen zum Gebrauch der Schweiß-ZTU-Schaubilder .......................................... 3<br />

2.1 Allgemeines ...................................................................................................................................................... 3<br />

2.2 Bestimmungsmethode ...................................................................................................................................... 4<br />

2.3 Diagramme der mechanisch-technologischen Gütewerte ............................................................................... 5<br />

2.4 Thermo-mechanische Simulationsanlage vom Typ „Gleeble 3500“ ................................................................. 6<br />

2.5 Handhabung der Schweiß-ZTU-Schaubilder ................................................................................................... 9<br />

2.6 Ermittlung der Abkühlzeit ................................................................................................................................ 10<br />

2.6.1 Allgemeines .................................................................................................................................................... 10<br />

2.6.2 Experimentelle Ermittlung ............................................................................................................................... 11<br />

2.6.3 Analytische Ermittlung .................................................................................................................................... 15<br />

2.6.4 Numerische Ermittlung ................................................................................................................................... 17<br />

2.7 Anwendung der Schweiß-ZTU-Schaubilder ................................................................................................... 18<br />

2.8 WeldWare ....................................................................................................................................................... 20<br />

3 Stahlumschlüsselung .................................................................................................................................. 22<br />

3.1 Stähle .............................................................................................................................................................. 22<br />

3.1.1 Allgemeine Baustähle ..................................................................................................................................... 22<br />

3.1.2 Hochfeste und korrosionsträge schweißgeeignete Baustähle ....................................................................... 22<br />

3.1.3 Einsatz- und Vergütungsstähle ...................................................................................................................... 23<br />

3.1.4 Warmfeste und druckwasserstoffbeständige Stähle ...................................................................................... 23<br />

3.1.5 Unlegierter Werkzeugstahl ............................................................................................................................. 23<br />

3.1.6 Korrosionsbeständiger Stahl .......................................................................................................................... 23<br />

3.1.7 Hochfeste Stähle mit einer Streckgrenze ≥ 360 MPa .................................................................................... 24<br />

3.2 Stahlguss ........................................................................................................................................................ 24<br />

3.2.1 Unlegierter Stahlguss ..................................................................................................................................... 24<br />

3.2.2 Niedriglegierter Stahlguss .............................................................................................................................. 24<br />

3.2.3 Warmfester Stahlguss .................................................................................................................................... 25<br />

3.2.4 Weitere Stahlgusssorten ................................................................................................................................ 25<br />

3.3 Strahlschweißgeeignete Stähle ...................................................................................................................... 25<br />

3.3.1 Laserstrahlschweißen ..................................................................................................................................... 25<br />

3.3.2 Elektronenstrahlschweißen ............................................................................................................................ 25<br />

4 Schweiß-ZTU-Schaubilder für Stähle ......................................................................................................... 26<br />

4.1 Allgemeine Baustähle ..................................................................................................................................... 28<br />

R 1 W St 3sp/Charge 1<br />

R 2 W St 3sp/Charge 2<br />

R 3 W St 3sp/Charge 3<br />

R 4 St 3 SU<br />

R 5 St 4 SU<br />

R 6 St 44-3<br />

4.2 Hochfeste und korrosionsträge schweißgeeignete Baustähle ....................................................................... 34<br />

R 7 RSB<br />

R 8 D32<br />

R 9 09 G 2/Charge 1<br />

R 10 09 G 2/Charge 2<br />

R 11 09 G 2/Charge 3<br />

R 12 09 G 2/Charge 4<br />

R 13 09 G 2/Charge 5<br />

R 14 09 G 2S<br />

R 15 10 G 2S1D/Charge 1<br />

R 16 10 G 2S1D/Charge 2<br />

R 17 10 G 2S1<br />

R 18 15 GA<br />

R 19 15 GB<br />

R 20 15 GA 2A Nb<br />

R 21 15 G 2N Nb<br />

R 22 OX 525


R 23 St 315 N<br />

R 24 St 355/Charge 1<br />

R 25 St 355/Charge 2<br />

R 26 St 355 T/Charge 1<br />

R 27 St 355 T/Charge 2<br />

R 28 St 355 T/Charge 3<br />

R 29 St 355 T/Charge<br />

R 30 St 355 E/Charge 1<br />

R 31 St 355 E/Charge 2<br />

R 32 St 355 E/Charge 3<br />

R 33 St 355 E Z<br />

R 34 St 440<br />

R 35 St 460 E/Charge 1<br />

R 36 St 460 E/Charge 2<br />

R 37 St 460 E/Charge 3<br />

R 38 St 460 E/Charge 4<br />

R 39 St 600/Charge 1<br />

R 40 St 600/Charge 2<br />

R 41 St 600/Charge 3<br />

R 42 St 600/Charge 4<br />

R 43 10 ChSND/Charge 1<br />

R 44 10 ChSND/Charge 2<br />

R 45 13 MnCuNi 6.6.2 (N)<br />

R 46 13 MnCuNi 6.6.2 (V)<br />

R 47 13 MnNiCu 8.2.6<br />

R 48 10 MnCrNiMo 6.6.4.4<br />

R 49 10 MnCrNiMo 5.6.2.4<br />

R 50 10 MnCrMoNi 6.6.4.1<br />

R 51 10 MnCrMo 6.5.4<br />

R 52 10 MnCrMo 6.5.3<br />

R 53 10 MnCrMo 5.5.4<br />

R 54 KT 315<br />

R 55 KT 355<br />

4.3 Einsatz- und Vergütungsstähle ...................................................................................................................... 83<br />

R 56 C 45<br />

R 57 42 MnV 7<br />

R 58 34 CrNi 3 Mo<br />

R 59 24 CrNiMoV 8.5.7<br />

R 60 28 CrNi 7 Mo<br />

R 61 24 CrNi 3 MoV<br />

R 62 P19 NiCrMo 15.4 V<br />

R 63 14 Cr 2 MnMoB<br />

4.4 Warmfeste und druckwasserstoffbeständige Stähle ...................................................................................... 91<br />

R 64 10 CrMo 9.10<br />

R 65 12 CrMo 4.3<br />

R 66 13 CrMo 4.4/Charge 1<br />

R 67 13 CrMo 4.4/Charge 2<br />

R 68 13 CrMo 4.4/Charge 3<br />

R 69 15 Mo 3<br />

R 70 15 Ch 1M 1F<br />

R 71 17 CrMoV 10<br />

R 72 20 CrMoV 13.5<br />

R 73 24 CrMo 5<br />

R 74 34 CrMo 4<br />

4.5 Unlegierter Werkzeugstahl ........................................................................................................................... 102<br />

R 75 C 100<br />

4.6 Korrosionsbeständiger Stahl ......................................................................................................................... 103<br />

R 76 X 20 Cr 13<br />

4.7 Hochfeste Stähle mit einer Streckgrenze ≥ 360 MPa ................................................................................... 104<br />

R 77 Jakutsk<br />

R 78 St 45/60<br />

R 79 St 52-3<br />

R 80 St 52-3<br />

R 81 X52


R 82 X60<br />

R 83 X60 TM<br />

R 84 StE 355<br />

R 85 StE 355 TM<br />

R 86 StE 355<br />

R 87 StE 460<br />

R 88 V5<br />

R 89 V6<br />

R 90 S460N<br />

R 91 P460NH<br />

R 92 P500NH<br />

R 93 S550M<br />

R 94 S690QL<br />

R 95 S690Q<br />

R 96 S690QL<br />

R 97 S890QL<br />

R 98 S890QL<br />

R 99 S960QL<br />

R 100 S960QL/2<br />

R 101 S1100QL<br />

R 102 S1100QL/2<br />

R 103 S1100QL/3<br />

R 104 S1100QL/4<br />

R 105 S1100QL/5<br />

R 106 20MnMoNi4-5<br />

R 107 44MnSiV5-6<br />

R 108 DP780<br />

R 109 LH800<br />

R 110 33MnCrB5-2<br />

5 Schweiß-ZTU-Schaubilder für Modellstähle ............................................................................................ 138<br />

5.1 C-Mn-Stähle ................................................................................................................................................. 139<br />

M1 0,03 C – 0,15 Mn<br />

M2 0,15 C – 0,40 Mn<br />

M 3 0,25 C – 0,40 Mn<br />

M 4 0,35 C – 0,40 Mn<br />

M 5 0,40 C – 0,40 Mn<br />

M 6 0,45 C – 0,40 Mn<br />

M 7 0,50 C – 0,40 Mn<br />

M 8 0,65 C – 0,40 Mn<br />

M 9 0,65 C – 0,40 Mn<br />

M 10 0,75 C – 0,40 Mn<br />

M 11 0,85 C – 0,40 Mn<br />

M 12 0,95 C – 0,40 Mn<br />

M 13 0,01 C – 0,15 Mn<br />

M 14 0,01 C – 0,50 Mn<br />

M 15 0,01 C – 0,90 Mn<br />

M 16 0,01 C – 1,35 Mn<br />

M 17 0,01 C – 1,75 Mn<br />

M 18 0,05 C – 0,10 Mn<br />

M 19 0,05 C – 0,50 Mn<br />

M 20 0,05 C – 2,00 Mn<br />

M 21 0,15 C – 0,10 Mn<br />

M 22 0,15 C – 0,40 Mn<br />

M 23 0,15 C – 2,00 Mn<br />

M 24 0,30 C – 0,40 Mn<br />

M 25 0,30 C – 0,80 Mn<br />

M 26 0,30 C – 2,00 Mn<br />

5.2 C-Si-Stähle ................................................................................................................................................... 165<br />

M 27 0,01 C – 0,30 Si<br />

M 28 0,01 C – 0,60 Si<br />

M 29 0,01 C – 1,00 Si<br />

M 30 0,10 C – 0,30 Si<br />

M 31 0,10 C – 1,00 Si


M 32 0,45 C – 0,05 Si<br />

M 33 0,45 C – 0,60 Si<br />

5.3 C-Si-Mn-Stähle ............................................................................................................................................. 172<br />

M 34 0,15 C – 0,60 Si – 0,80 Mn<br />

M 35 0,15 C – 1,00 Si – 2,00 Mn<br />

M 36 0,20 C – 0,30 Si – 0,70 Mn<br />

M 37 0,20 C – 0,30 Si – 1,75 Mn<br />

M 38 0,20 C – 1,00 Si – 0,05 Mn<br />

M 39 0,20 C – 1,00 Si – 0,70 Mn<br />

M 40 0,20 C – 1,00 Si – 1,60 Mn<br />

6 Schweiß-ZTU-Schaubilder für Stahlguss ................................................................................................. 179<br />

6.1 Unlegierter Stahlguss ................................................................................................................................... 180<br />

GS 1 GS-45/Charge 1<br />

GS 2 GS-45/Charge 2<br />

GS 3 GS-50<br />

GS 4 GS-60/Charge 1<br />

GS 5 GS-60/Charge 2<br />

GS 6 GS-60/Charge 3<br />

6.2 Niedriglegierter Stahlguss ............................................................................................................................ 186<br />

GS 7 GS-15 Mn 4<br />

GS 8 GS-28 Mn 6<br />

GS 9 GS-25 CrMo 4<br />

GS 10 GS-30 CrMo 4<br />

6.3 Warmfester Stahlguss .................................................................................................................................. 190<br />

GS 11 GS-C25/Charge 1<br />

GS 12 GS-C25/Charge 2<br />

GS 13 GS-17 CrMo 5.5<br />

GS 14 GS-17 CrMoV 6.11/Charge 1<br />

GS 15 GS-17 CrMoV 6.11/Charge 2<br />

6.4 Weitere Stahlgusssorten .............................................................................................................................. 195<br />

GS 16 GS-52/Charge 2<br />

GS 17 GS-20 Mn 5<br />

GS 18 GS-22 Mo 4<br />

GS 19 GS-18 CrMo 9 10<br />

7 Schweiß-ZTU-Schaubilder für Schweißgut .............................................................................................. 199<br />

7.1 Lichtbogenhand- (E-) Schweißgut ................................................................................................................ 201<br />

SG 1 Garant K<br />

SG 2 EB 12<br />

7.2 MAG-Schweißgut ......................................................................................................................................... 203<br />

SG 3 MSG – 0,89 % Mn<br />

SG 4 MSG – 1,10 % Mn<br />

SG 5 MSG – 1,52 % Mn<br />

SG 6 MSG – 1,42 % Mn<br />

SG 7 MSG/Charge 1<br />

SG 8 MSG/Charge 2<br />

SG 9 MSG – 0,23 % Mo<br />

SG 10 MSG – 0,37 % Mo<br />

SG 11 MSG – 0,66 % Mo<br />

SG 12 MSG – 0,22 % Ni<br />

SG 13 MSG – 0,38 % Ni<br />

SG 14 MSG – 0,58 % Ni<br />

SG 15 MSG – 0,27 % Cr<br />

SG 16 MSG – 0,44 % Cr<br />

SG 17 MSG – 0,86 % Cr<br />

7.3 UP-Schweißgut ............................................................................................................................................. 218<br />

SG 18 9 CrMo 4.5<br />

7.4 Weiteres Schweißgut ..................................................................................................................................... 219<br />

7.4.1 Lichtbogenhand- (E-) Schweißgut ................................................................................................................ 219<br />

SG 19 OK 15.17<br />

SG 20 OK 48.08<br />

SG 21 OK Femax 33.30<br />

SG 22 OK Femax 33.30 MSG


SG 23 OK Femax 33.80<br />

SG 24 OK Femax 33.80 MSG<br />

SG 25 OK Femax 38.65<br />

SG 26 OK Femax 38.65 MSG<br />

7.4.2 MAG-Schweißgut ......................................................................................................................................... 227<br />

SG 27 0,11 % C – 0,68 % Si – 1,24 % Mn<br />

SG 28 0,10 % C – 0,65 % Si – 1,17 % Mn<br />

SG 29 0,11 % C – 0,70 % Si – 1,27 % Mn<br />

SG 30 0,11 % C – 0,70 % Si – 1,27 % Mn<br />

SG 31 0,049 % C – 0,795 % Si – 1,235 % Mn<br />

SG 32 0,0637 % C – 0,747 % Si – 1,30 % Mn<br />

SG 33 0,085 % C – 0,72 % Si – 1,219 % Mn<br />

SG 34 0,0774 % C – 0,666 % Si – 1,21 % Mn<br />

SG 35 0,065 % C – 0,559 % Si – 1,144 % Mn<br />

SG 36 0,0657 % C – 0,66 % Si – 1,36 % Mn<br />

SG 37 0,09 % C – 0,68 % Si – 1,90 % Mn<br />

SG 38 0,09 % C – 0,73 % Si – 2,08 % Mn<br />

SG 39 0,08 % C – 0,7 % Si – 1,92 % Mn<br />

SG 40 0,08 % C – 0,65 % Si – 1,93 % Mn<br />

SG 41 0,1 % C – 0,72 % Si – 2,02 % Mn<br />

SG 42 0,096 % C – 0,66 % Si – 1,9 % Mn<br />

SG 43 0,069 % C – 0,64 % Si – 1,61 % Mn<br />

SG 44 0,069 % C – 0,64 % Si – 1,61 % Mn<br />

SG 45 0,1 % C – 0,54 % Si – 1,42 % Mn<br />

SG 46 0,08 % C – 0,60 % Si – 1,70 % Mn<br />

SG 47 0,08 % C – 0,60 % Si – 1,70 Mn<br />

7.4.3 UP-Schweißgut ............................................................................................................................................. 248<br />

SG 48 0,081 % C – 0,22 % Si – 0,98 % Mn<br />

SG 49 0,086 % C – 0,22 % Si – 1,01 % Mn<br />

SG 50 0,080 % C – 0,40 % Si – 1,42 % Mn<br />

SG 51 0,091 % C – 0,40 % Si – 1,36 % Mn<br />

SG 52 0,076 % C – 1,17 % Si – 1,86 % Mn<br />

SG 53 0,092 % C – 1,18 % Si – 1,81 % Mn<br />

8 Schweiß-ZTU-Schaubilder für das Strahlschweißen .............................................................................. 254<br />

8.1 Laserstrahlschweißen ................................................................................................................................... 255<br />

LB 1 L24N<br />

LB 2 L36TM<br />

LB 3 StE 690<br />

LB 4 GL-E36<br />

LB 5 10CrMo9-10<br />

LB 6 S890Q<br />

LB 7 S355J2G3<br />

LB 8 15Mo3<br />

LB 9 13CrMo4-4<br />

LB 10 S690QL<br />

LB 11 S960QL<br />

LB 12 S700M<br />

LB 13 EH36<br />

LB 14 S1100QL<br />

LB 15 S890QL<br />

8.2 Elektronenstrahlschweißen .......................................................................................................................... 270<br />

EB 1 P355NL1<br />

EB 2 S690QL<br />

EB 3 S890QL<br />

EB 4 S960QL<br />

9 Schrifttum .................................................................................................................................................... 274


1 Einleitung<br />

1. Auflage (Ausgabe 1992)<br />

Nachdem zahlreiche Praxisanwendungen den vorteilhaften Einsatz von Schweiß-Zeit-Temperatur-Umwandlungs-<br />

Schaubildern erwiesen haben, macht sich eine Neuausgabe und Erweiterung des im Jahre 1982 mit dem als Band<br />

75 in der Fachbuchreihe des Deutschen Verlages für Schweißtechnik erschienenen Atlas „Schweiß-ZTU-Schaubilder“<br />

erforderlich. Der vorliegende Band liegt in völliger Neubearbeitung und in einem neuen, übersichtlicheren<br />

Format vor. Die Zuordnung von Gefügekomposition und mechanischen Gütewerten in der Wärmeeinflusszone<br />

oder im Schweißgut von Schweißverbindungen aus Stahl wird dadurch wesentlich erleichtert. Die Abbildung von<br />

Mikroschliffen charakteristischer Gefüge von ausgewählten Abkühlungszyklen ergänzt die Angaben.<br />

Gegenüber den 61 Schweiß-ZTU-Schaubildern des vor einem Jahrzehnt erschienenen Atlas stellt das vorliegende<br />

Werk mit insgesamt 149 Schweiß-ZTU-Schaubildern eine wesentliche Erweiterung dar. Die in den vergangenen<br />

Jahren am Arbeitsbereich Werkstoff- und Schweißtechnik der Universität Rostock zur Schweißbarkeitsproblematik<br />

und zum Umwandlungsverhalten von Stählen beim Schweißen durchgeführten Arbeiten haben die Voraussetzung<br />

zum vorliegenden Band geschaffen. Der auf mehr als das Doppelte gewachsene Umfang ermöglicht Anwendung<br />

und Einsatz von Umwandlungsschaubildern in der Schweißtechnologie in noch größerem Maße, so dass mit der<br />

zusammengefassten Veröffentlichung der bisherigen Arbeiten auch ein Schub hinsichtlich einer weiteren<br />

verstärkten Anwendung erwartet wird.<br />

Durch die im Rahmen mehrerer Forschungsthemen und Dissertationen erstellten Umwandlungsschaubilder konnte<br />

der Umfang des Materials auf weitere Anwendungsfelder vergrößert werden. Das Inhaltsverzeichnis weist eine<br />

Einteilung in Schweiß-ZTU-Schaubilder der allgemeinen Baustähle, der hochfesten und korrosionsträgen schweißgeeigneten<br />

Baustähle, der Einsatz- und Vergütungsstähle, der warmfesten und druckwasserstoffbeständigen<br />

Stähle sowie je eines Werkzeugstahles und eines korrosionsbeständigen Stahles auf. Schon diese Aufzählung<br />

zeigt die Breite einer möglichen Anwendung hinsichtlich der angesprochenen Industriezweige. Ferner wurden die<br />

Schaubilder von 40 Modellstählen aufgenommen, die den prinzipiellen Einfluss von Kohlenstoff und der<br />

Legierungselemente Silizium und Mangan im Bereich von 0,01 bis 0,94 % Kohlenstoff, 0,02 bis 1,04 % Silizium<br />

und 0,05 bis 2,11 % Mangan zeigen. Sie sind zur Abschätzung des Einflusses möglicher Chargenstreuungen<br />

ebenso geeignet wie zur Anwendung auf silizium-manganlegierte Stähle oder auf entsprechenden Stahlguss im<br />

angegebenen Legierungsbereich.<br />

15 Stahlgussmarken (jeweils ein Drittel unlegierter, niedriglegierter sowie warmfester Stahlguss) sind berücksichtigt.<br />

Gerade beim Schweißen von Stahlguss sind zahlreiche vorteilhafte Anwendungsfälle für Schweiß-ZTU-<br />

Schaubilder zur Bestimmung von Vorwärmtemperaturen oder adäquater alternativer Wärmeführungen, z. B. das<br />

Kurzzeitnachwärmen aus der Schweißhitze heraus, bekannt geworden.<br />

Schließlich ergänzen weitere 18 Schaubilder des Mischschweißgutes niedriglegierter Stähle die vorliegende<br />

Sammlung. Sie betreffen hauptsächlich MAG-Schweißgut, das mit unterschiedlichen Zusatzdrähten und verschiedenen<br />

niedriglegierten Stählen erhalten wurde, so dass Schweißgut mit Mangangehalten von 0,89 bis 1,52 %,<br />

mit Molybdängehalten von 0,23 bis 0,66 %, Nickelgehalten von 0,22 bis 0,58 % und Chromgehalten von 0,27 bis<br />

0,86 % vorliegt. Damit wird eine breite Palette möglicher Schweißgutzusammensetzungen abgedeckt. Drei<br />

Diagramme für E- oder UP- Schweißgut runden die Beispiele ab.<br />

Mit der Angabe von Eigenschaften und Gefügezusammensetzungen des Mischschweißgutes aus Grund- und<br />

Zusatzwerkstoff kann auch die metallurgische Kerbe, die in der Schweißverbindung beim Übergang vom<br />

unbeeinflussten Grundwerkstoff über die Wärmeeinflusszone und das Schweißgut vorliegt, bei technologischen<br />

Kalkulationen und bei Festigkeitsabschätzungen realer berücksichtigt werden.<br />

Schweiß-ZTU-Schaubilder können für viele Anwendungsfälle nützlich sein. So sind sie z. B. zur Reduzierung von<br />

kostenaufwendigen Vorwärmmaßnahmen, zur Bestimmung sowohl werkstoffseitig als auch hinsichtlich des<br />

Energieaufwandes optimierter Vorwärmtemperaturen, beim Ersatz des Vorwärmens durch die Ausnutzung der<br />

Zwischenlagentemperatur beim Mehrlagenschweißen oder durch eine äquivalente Streckenenergie einsetzbar. Sie<br />

sind hilfreich beim Aufrechterhalten des Vergütungseffektes beim Schweißen von Vergütungsstählen ohne<br />

zusätzliche Wärmenachbehandlung oder beim Bestimmen von Schweißdaten und erforderlichem Wärmeeintrag<br />

zur Sicherung der Schweißnahtqualität. Sie können aber auch angewendet werden zur Abschätzung der Zuverlässigkeit<br />

von Schweißtechnologien unter extremen Bedingungen, z. B. beim Unterwasserschweißen mit den sich<br />

dabei ergebenden hohen Abkühlungsgeschwindigkeiten oder bei den ebenfalls zu hohen Abkühlungsgeschwindigkeiten<br />

führenden Strahlverfahren. Weiterhin helfen sie bei der Stahlauswahl, der Auswahl von Schweißverfahren,<br />

bei der Verhütung und bei der Beurteilung von Schadensfällen. Auch der gezielte Einsatz bei der Entwicklung<br />

ökonomisch legierter Stähle bei Gewährleistung der Liefereigenschaften und der schweißtechnischen<br />

Verarbeitung ist bekannt geworden. Sie bieten darüber hinaus Hinweise für Mitarbeiter von Stahlwerken,<br />

Klassifikations- und technischen Überwachungsbehörden, wissenschaftlichen Instituten, von Konstruktions- oder<br />

technologischen Abteilungen stahlverarbeitender Betriebe.<br />

Insbesondere bei der Anwendung des sogenannten „Abkühlzeitkonzeptes“ sind das Vorliegen und die Kenntnis<br />

des jeweils zutreffenden Schweiß-ZTU-Schaubildes unerlässlich. Die Angabe einer sich aus verfahrensbedingter<br />

Wärmeeinbringung, Nahtart und -form, Bauteilgeometrie und weiteren Faktoren ergebenden Abkühlzeit ist nutzlos,<br />

1


wenn nicht auch nachfolgend die sich im Ergebnis des Austenitzerfalls während des Abkühlprozesses ergebende<br />

Gefügezusammensetzung und die dadurch bestimmten mechanischen Gütewerte in der Wärmeeinflusszone oder<br />

dem Schweißgut ermittelt werden können. Nur dadurch lassen sich zuverlässige Angaben über die Zulässigkeit der<br />

gewählten Technologie und ggf. Rückschlüsse auf eine erforderliche Veränderung gewinnen.<br />

Da sich moderne Qualitätssicherung immer mehr von der reinen Prüfung nach der Fertigung in die fertigungsvorbereitenden<br />

Bereiche verlagert, um nicht „Qualität zu prüfen“, sondern „Qualität zu erzeugen“, ist die Anwendung<br />

von Schweiß-ZTU-Schaubildern im Rahmen der schweißtechnischen Fertigungsvorbereitung auch ein Beitrag zur<br />

Qualitätssicherung.<br />

Der vorliegenden Sammlung von Schweiß-ZTU-Schaubildern wird in Kürze ein weiterer Band folgen, der das breite<br />

Spektrum möglicher Anwendungen darstellen und dem Praktiker erläutern soll. Sicherlich wird auch dieser<br />

Anwendungsband den vorteilhaften Gebrauch der hier veröffentlichten Umwandlungsschaubilder in verschiedenen<br />

Bereichen der Schweißtechnik unterstützen.<br />

2. Auflage (Ausgabe 2018)<br />

25 Jahre nach der Veröffentlichung der 1. Auflage im Jahre 1992 ist die vorliegende Sammlung um weitere<br />

92 Schweiß-ZTU-Schaubilder erweitert worden. Dabei handelt es sich um 35 Stahlchargen, vor allem aus dem<br />

Bereich „hochfest“, 4 Stahlgusschargen, 8 E-Schweißgut, 20 MAG-Schweißgut, 6 UP-Schweißgut sowie<br />

15 Chargen Stahl, die unter den für das Laserstrahlschweißen typischen Bedingungen (Aufheizrate von 6000 K/s<br />

gegenüber konventionellem Schweißen mit 700 K/s) erstellt wurden. Weitere 4 Chargen wurden für das<br />

Elektronenstrahlschweißen aufgestellt. Diese 92 Schaubilder sind im Rahmen von Beleg- und Diplomarbeiten,<br />

verschiedenen Forschungsthemen und Dissertationen sowie im Industrieauftrag an der Universität Rostock, der<br />

Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Mecklenburg-Vorpommern GmbH und der Ingenieur-Gemeinschaft<br />

Meyer & Horn-Samodelkin GbR entstanden [52 bis 61].<br />

Das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe wurde um diese Erweiterungen ergänzt. Aus drucktechnischen<br />

Gründen wurden die neuen Schaubilder rubrikweise an diejenigen der Ausgabe 1992 angehängt, ohne bisherige<br />

Nummerierungen zu verändern. So sind die Realstähle in den Abschnitten 3.1.7 (Stahlumschlüsselung) und 4.7<br />

(Schweiß-ZTU-Schaubilder für hochfeste Stähle mit einer Streckgrenze größer 360 MPa) ab Nummer R 77<br />

eingeordnet, fortlaufend mit steigendem Wert der Streckgrenze. Die ergänzten Stahlgussmarken (ab Nummer<br />

GS 16) finden sich zwecks Umschlüsselung der Werkstoffbezeichnungen im Abschnitt 3.2.4 sowie „inhaltlichchemisch“<br />

im Abschnitt 6.4 wieder. Die neuen Chargen für Schweißgut sind nur im Abschnitt 7.4 eingeordnet (ab<br />

SG 19), da sie keiner Umschlüsselung bedürfen. Die Abschnitte 3.3 und 8 informieren den Leser über das Strahlschweißen.<br />

Die ursprüngliche Werkstoffbezeichnung in den alten und den ergänzten Schaubildern wurde beibehalten, um<br />

deren Rückverfolgbarkeit aufrecht zu erhalten. Jedoch gibt es im Inhaltsverzeichnis, so dies möglich war, eine Umschlüsselung<br />

auf die heute üblichen Stahlbezeichnungen nach DIN EN oder DIN EN ISO. Auf einen Vergleich mit<br />

GOST-Bezeichnungen wurde an dieser Stelle verzichtet.<br />

Leider ist es den Autoren nicht gelungen, alle relevanten Angaben, wie sie noch in der Ausgabe 1992 verwendet<br />

wurden, zu recherchieren. Die grafische Aufbereitung der ergänzten Schaubilder wurde, sofern möglich, jener der<br />

vorherigen Ausgabe angepasst. Im Gegensatz zu allen anderen hier dargestellten Werkstoffen sind die Stähle<br />

R 90 bis R 93, R 96, R 106 bis R 110, LB 1 bis LB 15 sowie EB 1 bis EB 4 mit Hilfe eines thermo-mechanischen<br />

Simulators vom Typ „Gleeble“ untersucht worden.<br />

2


2 Hinweise und Erläuterungen zum Gebrauch der Schweiß-ZTU-<br />

Schaubilder<br />

2.1 Allgemeines<br />

Schweiß-ZTU-Schaubilder (ZTU = Zeit-Temperatur-Umwandlung) stellen eine besondere Art von Umwandlungsschaubildern<br />

dar. Sie gestatten Aussagen über die Gefügeveränderungen in der Wärmeeinflusszone von Schweißverbindungen<br />

infolge des typischen thermischen Schweißzyklus und müssen daher mit den für das Schweißen<br />

charakteristischen Austenitisierungsbedingungen aufgenommen werden.<br />

Der durch einen schnellen Anstieg auf Temperaturen bis in Schmelzpunktnähe und einen sofortigen Abfall der<br />

Temperaturen von der beim Durchgang der Wärmequelle erreichten Spitzentemperatur ohne weitere Haltezeit<br />

charakterisierte Wärmezyklus (Bild 2-1) beeinflusst wesentlich den Austenitzerfall beim nachfolgenden Abkühlen.<br />

Insbesondere unter dem Einfluss der hohen Spitzentemperaturen kommt es zu einer Austenitkornvergröberung,<br />

wobei als thermodynamische Triebkraft der Zwang zur Minimierung der freien Energie durch Verringerung der<br />

Grenzflächenenergie bei absoluter Verringerung der Korngrenzenfläche wirkt. Hierdurch wird beim Abkühlen aus<br />

der Schweißhitze die Keimbildung für die --Umwandlung erschwert, und es kommt zu einer Umwandlungsverzögerung.<br />

Diese wirkt sich in einer Verschiebung des Umwandlungsgebietes im Schweiß-ZTU-Schaubild nach<br />

rechts zu längeren Abkühlzeiten und nach unten zu tieferen Temperaturen aus. Die prozentuale Zusammensetzung<br />

des Umwandlungsproduktes verändert sich damit in Richtung steigender Martensitgehalte.<br />

Bild 2-1.<br />

a) Austenitisierungsbedingungen<br />

beim Schweißen und<br />

bei üblicher Wärmebehandlung;<br />

b) Übergang von der linearen<br />

zur logarithmischen Teilung<br />

der Zeitachse mit<br />

Nullpunkt beim Durchgang<br />

durch 850 °C.<br />

3


Daher können ZTU-Schaubilder, die für die übliche Wärmebehandlung bestimmt sind [1 bis 6], die Verhältnisse<br />

beim Schweißen nur sehr unvollkommen widerspiegeln, sodass ihre Anwendung in der Schweißtechnik zu großen<br />

Fehlern führt. Mit [7] liegt ein Atlas vor, bei dem in 18 Schaubildern russischer und meist höher gekohlter Stähle die<br />

beim Schweißen herrschenden Austenitisierungsbedingungen bereits berücksichtigt wurden.<br />

In der deutschsprachigen Literatur sind Schweiß-ZTU-Schaubilder unter anderem mit [8 bis 13] veröffentlicht. Mit<br />

[14] liegen weitere für das Schweißen geltende Umwandlungsschaubilder vor, denen allerdings keine Eigenschaftsdiagramme<br />

beigeordnet sind.<br />

Um den Anforderungen der schweißtechnischen Praxis gerecht zu werden, wurden in [15 bis 22, 52, 53] weitere<br />

Umwandlungsschaubilder mit dem spezifischen Schweißwärmezyklus nach Bild 2-1 aufgenommen, die damit als<br />

„Schweiß-ZTU-Schaubilder“ die beim Schweißen herrschenden Bedingungen für verschiedene Werkstoffgruppen<br />

berücksichtigen.<br />

Solche Schweiß-ZTU-Schaubilder sind ursprünglich für 76 Stähle, nun erweitert auf 110 Stähle, im Kapitel 4<br />

zusammengestellt. Die chemische Zusammensetzung dieser Stähle ist aus der einführenden Tabelle ersichtlich.<br />

Es handelt sich dabei in erster Linie um niedriglegierte hochfeste schweißgeeignete Baustähle, die im Schiffbau,<br />

Stahlbau, Anlagenbau und ähnlichen Industriezweigen verwendet werden. Darüber hinaus wurden 8 Einsatz- und<br />

Vergütungsstähle, 11 warmfeste und druckwasserstoffbeständige Stähle sowie einige allgemeine bzw. korrosionsträge<br />

Baustähle aufgenommen. Für einige Stahlmarken wurden mehrere Chargen untersucht und deren Schweiß-<br />

ZTU-Schaubilder angegeben, um damit auf den Einfluss von Chargenstreuungen innerhalb ein und derselben<br />

Stahlmarke hinzuweisen sowie um die Größe möglicher Abweichungen zu zeigen.<br />

Legierungselemente wie Mn, Cr, Ni, Mo, V und W erschweren beispielsweise die Diffusion des Kohlenstoffs und<br />

beeinflussen damit insbesondere das Umwandlungsverhalten in der Perlitstufe. Eine Martensitbildung wird dadurch<br />

erleichtert.<br />

Zur besseren Beurteilung der Chargenstreuungen und deren Einfluss auf das Umwandlungsverhalten unter<br />

Schweißbedingungen wurden bei 40 Modellstählen die Gehalte an Kohlenstoff und den Hauptlegierungselementen<br />

Mangan und Silizium systematisch variiert und deren Schweiß-ZTU-Schaubilder zusammengestellt (siehe Tabelle<br />

der chemischen Zusammensetzung im Kapitel 5).<br />

Darüber hinaus beinhaltet Kapitel 6 Schweiß-ZTU-Schaubilder für 6 unlegierte Stahlgusschargen, 4 niedriglegierte,<br />

5 warmfeste sowie weitere 4 Stahlgusssorten (chemische Zusammensetzung in der Tabelle im Kapitel 6).<br />

Von den Autoren wurden auch Schweiß-ZTU-Schaubilder und Diagramme mechanisch-technologischer Kennwerte<br />

für Schweißgut aufgestellt. Im Kapitel 7 werden für E-, MAG- und UP-Schweißgut zutreffende insgesamt 53 Schaubilder<br />

aufgeführt. Sie geben die Möglichkeit, den Einfluss von Legierungselementen, zum Beispiel des Titans, auf<br />

Umwandlungsverhalten und mechanisch-technologische Gütewerte abzuschätzen (chemische Zusammensetzung<br />

in der Tabelle im Kapitel 7). Zur Aufstellung dieser Schaubilder wurde zunächst reines Schweißgut nach dem<br />

jeweiligen Schweißverfahren hergestellt und daraus Proben entsprechend Bild 2-2 gefertigt, die dann nach der im<br />

Abschnitt 2.2 erläuterten Bestimmungsmethode untersucht wurden.<br />

Zusätzlich werden im Kapitel 3 Stahlumschlüsselungstabellen angeboten. Diese ermöglichen die Umschlüsselung<br />

der Originalbezeichnungen der untersuchten Stähle nach TGL, GOST und weiteren Normen in die entsprechende<br />

DIN-, DIN EN- und DIN EN-Norm.<br />

2.2 Bestimmungsmethode<br />

Zur Simulation der beim Schweißen gebräuchlichen schnellen Aufheiz- und Abkühlgeschwindigkeiten wurde ein in<br />

[23 bis 25] beschriebenes, induktiv arbeitendes Hochgeschwindigkeitsdilatometer angewendet.<br />

Die zu untersuchenden Proben (Bild 2-2) wurden in wassergekühlte Stromzuführungen eingespannt und durch<br />

Widerstandserwärmung mittels Wechselstrom mit 700 K/s auf eine Austenitisierungstemperatur von 1350 °C<br />

aufgeheizt. Die Abkühlung erfolgte ohne Haltezeit bei Maximaltemperatur mit unterschiedlichen Abkühlgeschwindigkeiten.<br />

Die so simulierten T-t-Zyklen entsprechen denen in der Wärmeeinflusszone (Grobkornzone) einer<br />

Schweißverbindung. Dadurch konnten sowohl die Bedingungen des E- und der MIG-/MAG-Verfahren, aber auch<br />

für die Schweißverfahren mit höherem Wärmeeintrag und größerem Wärmevorlauf (zum Beispiel UP- und ES-<br />

Verfahren) zutreffenden Bedingungen realisiert werden. Die Probendehnung, gemessen über den Querschnitt der<br />

Probe, wurde von Quarzstiften über Hebel reibungsarm auf einen induktiven Wegaufnehmer vom Typ „IWT 101“<br />

übertragen und auf einem x-y-Koordinatenschreiber vom Typ „endim 2200“ als Funktion der Temperatur dargestellt.<br />

Der Registriervorgang konnte durch rhythmisches Abheben der Schreibfeder des Koordinatenschreibers im<br />

Takt einer wählbaren Periodendauer unterbrochen werden. Dies gestattete das punktweise Übertragen der<br />

während der Abkühlung aufgenommenen Dilatometerkurven in halblogarithmische Temperatur-Zeit-Verläufe.<br />

Die Messung der Dilatation erfolgte auf Grund der exakten Zuordnung von Temperatur und Probenausdehnung am<br />

Ort der Temperaturmessung in Probenmitte. Die Regelung der Temperatur der Probe am Ort der Messung wurde<br />

über Pt/PtRh(10 %)-Thermodrähte, die mittig auf der Probenoberfläche aufgeschweißt waren, realisiert. Das<br />

Thermoelement besaß auf Grund der geringen Drahtdurchmesser von nur 0,05 mm eine kleine Wärmekapazität,<br />

4


sodass die Voraussetzungen für eine minimale Wärmeableitung durch das Thermoelement selbst und eine geringe<br />

Ansprechzeit des Thermoelementes gewährleistet waren. Nach [24] garantierte die gewählte Probenform einen<br />

konstanten Temperaturverlauf und damit gleichartiges Gefüge über eine Länge von 20 mm. Die anlagenbedingten<br />

Abweichungen von der Sollspitzentemperatur haben nach [24, 25] keinen Einfluss auf die Umwandlung.<br />

Bild 2-2.<br />

Probenformen;<br />

a) Dilatometerprobe,<br />

b) Zugprobe,<br />

c) Kerbschlagprobe, Kerb geschliffen für 13MnCuNi<br />

und 13MnNiCu.<br />

Aus den Dilatometerproben wurden nach einer Härtemessung Zug- und Kerbschlagproben entsprechend Bild 2-2<br />

gefertigt.<br />

Die dilatometrischen Messungen und mechanisch-technologischen Untersuchungen wurden durch metallographische<br />

Untersuchungen ergänzt. Die Bestimmung der prozentualen Gefügeanteile erfolgte ebenfalls mit einer<br />

kombinierten Methode, die auf dilatometrischer Messung und metallographischer Untersuchung basiert [23, 24].<br />

Für ausgewählte, dilatometrisch schwierig auswertbare Fälle wurde ein Differenzierverstärker eingesetzt.<br />

Für jedes Schaubild wurden zwischen 40 und 50 Dilatometerproben untersucht. Zur besseren Übersichtlichkeit<br />

wurden jeweils nur einige der 40 bis 50 Abkühlungszyklen in das Schweiß-ZTU-Schaubild eingezeichnet.<br />

Einheitlich wurde für alle Schaubilder als Nullpunkt der Zeitachse der Durchgang des Abkühlungszyklus durch<br />

850 °C gewählt. Mit der einheitlichen Festlegung des Nullpunktes der Zeitachse ist eine bessere Vergleichbarkeit<br />

der Schaubilder verschiedener Stahlmarken gegeben (Bild 2-1).<br />

Die Bestimmung der A c1 - und A c3 -Punkte erfolgte mit einem Dilatometer nach Bollenrath der Fa. Leitz, Wetzlar, bei<br />

Aufheizgeschwindigkeiten von 3 K/min.<br />

2.3 Diagramme der mechanisch-technologischen Gütewerte<br />

Um dem Anwender weitere zweckdienliche Angaben für die Beurteilung der Betriebsbewährung der verschiedenartigen<br />

Gefügezusammensetzungen zu bieten, wurde jedes Schweiß-ZTU-Schaubild durch ein Diagramm der<br />

mechanisch-technologischen Gütewerte ergänzt, aus dem in Abhängigkeit von der Abkühlzeit zwischen 850 und<br />

500 °C die Gütewerte Härte, Zugfestigkeit, 0,2-Dehngrenze, Bruchdehnung, Brucheinschnürung und Kerbschlagarbeit<br />

zu ersehen sind.<br />

5


Diese Gütewerte wurden mit Probenformen nach Bild 2-2 bestimmt. Die Proben wurden nach der schweißsimulierenden<br />

Behandlung aus den Dilatometerproben hergestellt. Die Ergebnisse der mechanischen Prüfung<br />

wurden statistisch verarbeitet und als Polynome geplottet.<br />

Dabei wurden folgende Polynomgrade und Stricharten zur Kennzeichnung der einzelnen Gütewerte verwendet:<br />

Polynom 5. Gr.: ––– Härte HV 30<br />

Polynom 4. Gr.: -.-.- Zugfestigkeit R m<br />

-.-.- Dehngrenze R p0,2<br />

Polynom 3. Gr.: - - - Brucheinschnürung Z<br />

––– Bruchdehnung A 5<br />

........ Kerbschlagarbeit K<br />

Wenige, hiervon abweichende Zuordnungen sind nicht extra gekennzeichnet worden.<br />

Verwechslungen zwischen R m und R p0,2 sind trotz gleicher Stricharten nicht möglich, da R m immer über R p0,2 liegt.<br />

Verwechslungen zwischen HV 30 und A 5 können ebenfalls vermieden werden, wenn beachtet wird, dass HV 30 im<br />

Allgemeinen zu kürzeren Zeiten hin ansteigt, A 5 aber abfällt.<br />

Für die eingezeichneten Kurvenverläufe wurden die Reststreuungen s R in die Eigenschaftsdiagramme aufgenommen.<br />

Die Reststreuung s R wurde nach den Regeln der Ausgleichsrechnung als mittlerer Fehler bestimmt aus<br />

∆<br />

<br />

(1)<br />

mit<br />

N = Anzahl der Messwerte,<br />

n = Grad des Polynoms.<br />

Die Einheit des mittleren Fehlers entspricht der der jeweiligen Eigenschaft, also HV 30 für die Härte, N/mm² oder<br />

MPa für Zugfestigkeit und 0,2-Dehngrenze, % für Bruchdehnung und Brucheinschnürung und J für die Kerbschlagarbeit.<br />

Der Anwender erhält damit eine zusätzliche Information über die gemessenen Streubandbreiten und über zu<br />

erwartende Abweichungen. In einigen Fällen reichte die Probenanzahl nicht aus, um eine statistische Auswertung<br />

vornehmen zu können. In diesen Fällen wurden die Kurvenverläufe von Hand ausgestrakt und sind durch den<br />

Hinweis „s 0 nicht bestimmt“ im Diagramm kenntlich gemacht worden. In Ausnahmefällen wurden die Kurvenverläufe<br />

nach Regressionsgleichungen berechnet [13]. Diese Diagramme erhielten den Hinweis „berechnet“. Beispiele<br />

dafür sind die Diagramme R 12, R 24, R 29 und GS 9.<br />

Beachtet werden muss, dass die Kerbschlagarbeit in der Regel wegen der verwendeten geringen Probenabmessungen<br />

nicht derjenigen entspricht, die an Kerbschlagbiegeproben üblicher Abmessungen (zum Beispiel<br />

Charpy-V-Proben, DVM-Proben usw.) bestimmt wird. Ausnahmefälle sind zum Beispiel die Stahlgusschargen GS 7<br />

und GS 8.<br />

Die Angaben zur Kerbschlagarbeit gestatten deshalb nur einen Vergleich der untersuchten Stähle untereinander<br />

und weisen auf Abkühlzeitbereiche mit optimaler bzw. verringerter Zähigkeit des zugehörigen Gefüges hin.<br />

In allen Fällen wurde die Kerbschlagarbeit bei Raumtemperatur ermittelt. Alle übrigen Gütewerte entsprechen<br />

denen, die mit standardisierten Normproben ermittelt werden, und sind mit Angaben aus Werkstoffnormen vergleichbar.<br />

Zusätzlich wurden – außer für Schweißgut – die mechanischen Gütewerte des Ausgangszustandes neben dem<br />

Schweiß-ZTU-Schaubild angegeben.<br />

2.4 Thermo-mechanische Simulationsanlage vom Typ „Gleeble 3500“<br />

Ab 1996 kam an der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Mecklenburg-Vorpommern GmbH (SLV M-V)<br />

zwecks Simulation von Schweißzyklen eine konduktiv arbeitende „Gleeble 3500“-Anlage zum Einsatz. Nachfolgend<br />

werden daher die relevanten Unterschiede in Messtechnik, Probenform sowie Versuchsablauf und -auswertung im<br />

Vergleich zum induktiven Hochgeschwindigkeitsdilatometer an der Universität Rostock beschrieben. Darüber<br />

hinaus kann sich der Leser auf die Inhalte der bisherigen Abschnitte beziehen.<br />

Der Hersteller der „Gleeble 3500“-Anlage, das US-amerikanische Unternehmen Dynamic Systems Incorporation<br />

(DSI), entwickelt und baut thermomechanische Simulationsanlagen seit 1960. Die Markenbezeichnung „Gleeble“<br />

ist nicht erklärt. Der Typ „3500“ entspricht der 3. Generation. Zu jedem Anlagentyp gibt es verschiedene kundenspezifische<br />

Ausführungsvarianten.<br />

6


Der Simulator an der SLV M-V verbindet – vereinfacht ausgedrückt – Hochgeschwindigkeitsdilatometrie mit Zug-/<br />

Druck-Prüfung. Es können physikalisch rein thermische oder thermische kombiniert mit mechanischen oder im<br />

Einzelfall rein mechanische Prozesse simuliert werden [63]. Die Rostocker Anlage wurde 1996 erstmals für die<br />

physikalische Simulation von Strahlschweißprozessen konzipiert und gefertigt. Damit konnten, je nach Werkstoff<br />

sowie Probenform und -größe, die hierfür typischen Aufheizraten von bis zu 6000 K/s oder höher erreicht werden.<br />

Je nach Zielstellung wurden unterschiedliche Probenformen verwendet, die während des Versuches in Kupferbacken<br />

eingespannt waren.<br />

Die Simulation des konventionellen Schmelzschweißens (Aufheizrate 700 K/s) erfolgte nach wie vor an Proben<br />

gemäß Bild 2-2a. Zur Messung der mechanischen Kennwerte im Zugversuch wurden diese schweißsimulierten<br />

Proben, wie in Bild 2-2b gezeigt, umgearbeitet. Allerdings kamen ausschließlich Proben mit einer Dicke von 2 mm<br />

auf Messlänge zur Anwendung sowie gegebenenfalls solche mit längeren Einspannköpfen (Bild 2-3).<br />

Bild 2-3.<br />

Dilatometerprobe (Simulation konventionelles<br />

Schweißen).<br />

Bild 2-4.<br />

Dilatometerprobe Sonderform, Dicke<br />

durchgängig 1,2 mm.<br />

In einzelnen Fällen, zum Beispiel beim Stahl DP780 (R 108), wurden im Dünnblechbereich auch Sonderformen<br />

zum Einsatz (Bild 2-4) gebracht. Die Herstellung dieser Proben erfolgte durch Laserstrahlschneiden, um eine<br />

Deformation der Proben vor Versuchsbeginn zu vermeiden.<br />

Bild 2-5.<br />

Dilatometerprobe (Simulation Strahlschweißen).<br />

Zur Schweißsimulation von Strahlprozessen wurde die vom Anlagenhersteller favorisierte Probenform (Bild 2-5)<br />

verwendet. Für die kürzesten T-t-Zyklen wies diese Probe am Kopf beidseitig eine Bohrung auf, die ein System zur<br />

Innenkühlung aufnehmen konnte.<br />

Die „Gleeble 3500“-Anlage bietet die Option, mit verschiedenen Probenaufnahmen zu arbeiten. Daher wurden<br />

auch genormte Kerbschlagproben gefertigt und verwendet (Bild 2-6).<br />

7


Alle Proben wurden auf eine Austenitisierungstemperatur von 1350 °C aufgeheizt, die etwa der Temperatur in der<br />

Grobkornzone der Wärmeeinflusszone entspricht. Auch mit der „Gleeble“-Anlage erfolgte die Abkühlung ohne<br />

Haltezeit auf Maximaltemperatur mit unterschiedlichen Abkühlgeschwindigkeiten, die typisch sind für die o. g. Zone<br />

einer realen Schweißverbindung.<br />

8<br />

Bild 2-6.<br />

Dilatometerproben;<br />

a) „Kerbschlag“, konventionelles Schweißen,<br />

b) „Kerbschlag“, Strahlschweißen.<br />

Die „Gleeble“-Anlage verfügt über WINDOWS-basierte Software zur Datenaufnahme und Auswertung. Über eine<br />

unabhängige Workstation konnten die erforderlichen Schweißwärmezyklen programmiert werden (QuikSim,<br />

Gleeble Script Language). Die Abkühlgeschwindigkeiten wurden über die Wärmeleitung gesteuert, erforderlichenfalls<br />

konnten zusätzliche Kühlmedien (Gas, Wasser) durch Sprühbacken oder Probeninnenkühlung über ein<br />

optionales, regelbares Zwei-Tank-Hochdurchfluss-Kühlsystem genutzt werden. Die Regelung der Temperatur<br />

erfolgte über ein mittig an der Probe angeschweißtes Ni-/NiCr-Thermoelement (Typ K, Durchmesser maximal<br />

0,25 mm). Die beschriebenen Probenformen garantierten auch in der „Gleeble“-Anlage einen konstanten Temperaturverlauf<br />

und damit gleichartiges Gefüge über 20 mm Länge. Die grundlegenden Spezifikationen zum<br />

thermischen System sowie zur Reproduzierbarkeit von Temperaturen und thermischen Zyklen an der „Gleeble“-<br />

Anlage können [63] entnommen werden. Anlagenbedingte Abweichungen hatten keinen Einfluss auf die<br />

Gefügeumwandlungen.<br />

Per Software im Industrierechner der Steuerkonsole wurden die T-t-Werte an der Probe während der Erwärmung<br />

und Abkühlung mit einer frei wählbaren Abtastrate aufgenommen und gespeichert. Zwischen Steuerkonsole und<br />

Workstation bestand eine Hochgeschwindigkeitsdatenverbindung. An letzterem erfolgte softwaregestützt (Origin)<br />

die grafische Weiterverarbeitung der aufgenommenen Daten zum Schweiß-ZTU-Schaubild sowie deren Druck und<br />

Speicherung als Bilddatei.<br />

Die Probendehnung, gemessen über den Querschnitt bzw. Durchmesser der Probe, wurde von taktilen Quarzstiften<br />

auf einen LVDT-basierten Differentialtransformator übertragen [63] und zusammen mit den zugehörigen<br />

T-t-Werten gespeichert (LVDT = linear variabler Differenzial-Transformator). Die Messung der Dilatation erfolgte<br />

auf Probenmitte. Die dilatometrischen Messungen wurden wie zuvor ebenfalls durch metallographische Untersuchungen<br />

ergänzt. Die Art und Weise der Bestimmung der prozentualen Gefügeanteile ist grundsätzlich in<br />

[23, 24] beschrieben und wurde für die Auswertung an der „Gleeble“-Anlage übernommen.<br />

Nach wie vor wird jedes Schweiß-ZTU-Schaubild durch ein Diagramm der mechanischen Kennwerte ergänzt. An<br />

allen Dilatometerproben (außer den gekerbten) wurde die Härte nach Vickers gemessen, ursprünglich HV 30, in<br />

jüngerer Zeit HV 10, bei laserstrahlschweißsimulierten Proben auch HV 5. Die jeweils angewandten Einheiten sind<br />

den entsprechenden Diagrammen zu entnehmen.<br />

Zugproben nach Bild 2-2b kamen nur bei Stählen zur Anwendung, die mit einer Aufheizrate von 700 K/s schweißsimuliert<br />

wurden. Die bei der Simulation des Strahlschweißens erforderliche Probenform nach Bild 2-5, die zu der<br />

hier geforderten Aufheizgeschwindigkeit von 6000 K/s kompatibel war, eignete sich nicht für einen normgerechten<br />

Zugversuch. Daher wurde bei den Stählen zum Laserstrahlschweißen (LB 1 bis LB 15) auf diese Kennwerte verzichtet.<br />

Bei den mit der „Gleeble“-Anlage entstandenen Eigenschaftsdiagrammen sind für die grafische Auswertung der<br />

jeweiligen Kennwerte unterschiedliche Polynomgrade verwendet worden. Die tatsächlichen Polynomgrade waren<br />

nicht in allen Fällen recherchierbar. Die Standardabweichung s 0 ist i. d. R. nicht ermittelt worden. Demzufolge


fehlen diese Angaben in den neueren Diagrammen der mechanisch-technologischen Kennwerte. Jedoch gilt<br />

sicher, dass die dargestellten Kurven bestmöglich per Polynom x-ten Grades an die Messwerte anpasst worden<br />

sind. Mit der „Gleeble“-Anlage sind die Werkstoffe R 90 bis R 93, R 96, R 106 bis R 110, LB 1 bis LB 15 sowie<br />

EB 1 bis EB 4 untersucht worden.<br />

2.5 Handhabung der Schweiß-ZTU-Schaubilder<br />

Schweiß-ZTU-Schaubilder sind in der gleichen Form aufgebaut wie die kontinuierlichen ZTU-Schaubilder für die<br />

Wärmebehandlung (siehe Bild 2-7). Sie werden längs der Abkühlungskurven gelesen. Beim Schnitt der<br />

Abkühlungskurve mit der Umwandlungslinie beginnt die Umwandlung des unterkühlten Austenits. Durch die<br />

Buchstaben F, P, Zw oder M wird darauf hingewiesen, ob die Umwandlung als diffusionsgesteuerte Ferrit- oder<br />

Perlitumwandlung (F, P), als diffusionslose geordnete durch einen Umklappvorgang (Martensitumwandlung, M)<br />

oder als Zwischenstufenumwandlung (Zw, Umklappvorgang und Diffusion von C) vonstattengeht. Am Schnittpunkt<br />

der Abkühlungskurve mit der nächsten Umwandlungslinie ist die jeweilige Umwandlung abgeschlossen, und es<br />

beginnt die Umwandlung nach einem anderen Umwandlungsmechanismus. Am Ende eines jeden Umwandlungsbereiches<br />

(F, P oder Zw) wird rechts neben der Abkühlungskurve der in dieser Umwandlungsstufe erhaltene<br />

prozentuale Gefügeanteil vermerkt. Beim Unterschreiten der Martensit-Startlinie (M s ) ergibt sich der prozentuale<br />

Anteil an Martensit im Gefüge durch die Ergänzung der bis zu diesem Zeitpunkt bereits umgewandelten<br />

Gefügemengen bis 100 %. Die sich für die vorliegende Gefügezusammensetzung ergebende Härte HV 30 (bzw.<br />

HV 10) ist am Ende der Abkühlungskurve im Kreis vermerkt.<br />

Als Beispiel sei das Schweiß-ZTU-Schaubild R1 der Stahlmarke W St 3sp, Charge 1, betrachtet. So ist die vierte<br />

Abkühlungskurve von links wie folgt zu verstehen:<br />

Bild 2-7.<br />

Lesebeispiel Schweiß-<br />

ZTU-Schaubild.<br />

9


2,5 s nach Durchgang durch 850 °C wird bei einer Temperatur von 685 °C das Gebiet der Ferritumwandlung (F)<br />

erreicht. Beim weiteren Abkühlen unter die eingezeichnete Umwandlungslinie beginnt die Ferritumwandlung. Diese<br />

wird bei 6,7 s und einer Temperatur von 600 °C abgeschlossen (das Ende der Ferritumwandlung wurde hier<br />

gestrichelt eingezeichnet, da in diesem Fall dilatometrisch der Übergang von der Ferrit- zur Zwischenstufenumwandlung<br />

nur annähernd bestimmt werden konnte). Die gebildete Ferritmenge beträgt 37 %, das heißt, dass bei<br />

600°C neben 37 % F noch 63 % bisher nicht umgewandelter unterkühlter Austenit vorliegt. Die Zwischenstufenumwandlung<br />

(Zw) folgt unmittelbar auf die Ferritumwandlung und ist bei 7,6 s und 570 °C abgeschlossen. Die<br />

gebildete Zwischenstufenmenge ist rechts neben der Abkühlungskurve mit 43 % angegeben. Beim weiteren<br />

Abkühlen können infolge der gesunkenen Temperatur Diffusionsvorgänge nur noch unvollkommen ablaufen,<br />

sodass keine nennenswerten Umwandlungsvorgänge gemessen werden können. Erst beim Erreichen der M s -Linie<br />

nach 10,2 s wird bei 460 °C die thermodynamische Triebkraft infolge der wachsenden Differenz der freien<br />

Enthalpie (entsprechend der Unterkühlung unter die Gleichgewichtstemperatur) so groß, dass die martensitische<br />

Umwandlung ablaufen kann. Die Martensitumwandlung (M) geht unterhalb der M s -Linie vonstatten. Der bei M s<br />

noch vorliegende Austenitanteil wandelt unterhalb M s bis Zimmertemperatur vollkommen martensitisch um, wenn in<br />

den Schaubildern keine Restaustenitgehalte angegeben sind. Zum Beispiel werden in den Schaubildern von M 10<br />

bis M 12 Restaustenitanteile (RA) von 5 oder 10 % angegeben. Für den vorliegenden Stahl R 1 ergeben sich für<br />

die vierte Abkühlungskurve 37 % Ferrit, 43 % Zwischenstufe und 20 % Martensit. Die für diese Gefügekomposition<br />

gemessene Härte wird mit 206 HV 30 abgelesen.<br />

In gleicher Weise erhält man für alle anderen Abkühlungskurven in jedem Schweiß-ZTU-Schaubild entsprechende<br />

Angaben. Die Diagramme der mechanisch-technologischen Gütewerte sind in Abhängigkeit von der Abkühlzeit t A<br />

im Temperaturintervall von 850 bis 500 °C aufgestellt. Für die als Beispiel betrachtete Abkühlungskurve des<br />

Schaubildes R 1 ergibt sich beim Schnitt der 500 °C-Isotherme eine Abkühlzeit t A = 9,2 s.<br />

Für die vorliegende Gefügezusammensetzung ergeben sich bei t A = 9,2 s aus dem Diagramm der mechanischtechnologischen<br />

Gütewerte für R 1 die zugehörigen Eigenschaften Härte (206 HV 30), Zugfestigkeit (635 N/mm²),<br />

0,2-Dehngrenze (425 N/mm²), Bruchdehnung (18 %), Brucheinschnürung (43 %) und Kerbschlagarbeit (17,5 J).<br />

Die einfache Zuordnung zwischen Gefüge und mechanisch-technologischen Gütewerten wird an Bild 2-7 demonstriert.<br />

Für alle untersuchten Stahlmarken wurden metallografische Untersuchungen durchgeführt. Eine Auswahl<br />

charakteristischer Gefügebilder (einschließlich des Ausgangszustandes) ergänzt die Schweiß-ZTU-Schaubilder.<br />

Die Schliffe wurden mit 3 %-iger Salpetersäure (HNO 3 ) geätzt und mit 500-facher Vergrößerung aufgenommen.<br />

Die zugehörigen Abkühlzeiten sind aus den Schliffbildern ersichtlich.<br />

2.6 Ermittlung der Abkühlzeit<br />

2.6.1 Allgemeines<br />

Für die Anwendung von Schweiß-ZTU-Schaubildern ist die Kenntnis von Abkühlzeiten erforderlich. Diese stellen<br />

den Bezug zwischen der Schweißtechnologie und der Konstruktion auf der einen Seite und dem Werkstoff auf der<br />

anderen Seite her. Schweißverfahren, Schweißdaten, eine eventuelle Vorwärmung als technologische Haupteinflussfaktoren<br />

sowie Nahtart und -form, Werkstückdicke und damit wärmeableitender Querschnitt als konstruktive<br />

Haupteinflussfaktoren bestimmen Abkühlgeschwindigkeit und Abkühlzeit. Über die Abkühlzeit ergeben sich Zuordnungen<br />

zwischen Technologie und Konstruktion und den im Werkstoff der Schweißverbindung vorhandenen<br />

Gefügen und der dadurch bestimmten Eigenschaftsdegradationen der mechanisch-technologischen Gütewerte.<br />

Nur durch diese Abhängigkeitskette wird die Anwendung des sogenannten Abkühlzeitkonzeptes sinnvoll.<br />

Als Abkühlzeit wird die während des Abkühlverlaufes aus der Schweißhitze zum Durchlaufen eines bestimmten<br />

Temperaturintervalls benötigte Zeit bezeichnet. Prinzipiell können zur Charakterisierung des Abkühlverlaufes<br />

beliebige Temperaturintervalle herangezogen werden. Üblich sind jedoch in der Schweißpraxis Temperaturintervalle,<br />

in denen der Austenitzerfall vonstattengeht und die damit auch im Umwandlungsschaubild direkt abgelesen<br />

werden können. Da eine sinnvolle obere Temperaturgrenze mit der A 3 -Temperatur gegeben ist und diese für<br />

die schweißgeeigneten Stähle im Bereich um 850 °C liegt, wird zur Charakterisierung des Abkühlverlaufes im<br />

Schweiß-ZTU-Schaubild häufig die Abkühlzeit zwischen 850 und 500 °C (t A ) herangezogen. Diese Abkühlzeit wird<br />

von den Autoren bevorzugt, da sich durch neuere Stahlentwicklungen in Richtung auf perlitarme Stähle die A 3 -<br />

Temperatur zu höheren Temperaturen verschiebt. Jedoch sind auch andere Temperaturintervalle üblich und zur<br />

Charakterisierung des Abkühlverlaufes und zur Zuordnung von technologischen Schweißparametern und Gefügen<br />

in Schweiß-ZTU-Schaubildern bzw. mechanisch-technologischen Gütewerten in den Eigenschaftsdiagrammen<br />

geeignet. So wird häufig die Abkühlzeit t 8/5 als Abkühlzeit zwischen 800 und 500 °C verwendet oder auch als<br />

untere Temperaturgrenze des Abkühlzeitintervalls 300 °C benutzt. Letzteres ist dann der Fall, wenn die Frage der<br />

Wasserstoffdiffusion ein relevantes Beurteilungskriterium ist.<br />

Da die Abkühlzeiten neben den genannten Faktoren durch eine Vielzahl miteinander korrelierender Größen beeinflusst<br />

werden [26 bis 29], ist eine exakte Ermittlung der Abkühlzeit nur dann möglich, wenn alle wirkenden<br />

Einflussfaktoren mit ihren absoluten Werten bekannt sind. Das ist aber nur in den seltensten Fällen möglich.<br />

10


Schematisierungen, Vereinfachungen und Näherungsverfahren sind daher für die Ermittlung der Abkühlzeit unerlässlich.<br />

Prinzipiell sind drei unterschiedliche Bestimmungsmethoden geeignet:<br />

– experimentelle Ermittlung,<br />

– analytische Ermittlung,<br />

– numerische Ermittlung.<br />

2.6.2 Experimentelle Ermittlung<br />

Bei der praktischen Anwendung standen zu Beginn der Anwendung von Schweiß-ZTU-Schaubildern experimentell<br />

ermittelte Abkühlzeiten im Vordergrund. Zahlreiche Verfasser führten umfangreiche Messreihen durch und stellten<br />

den Anwendern die Ergebnisse in Form von Nomogrammen zur Verfügung.<br />

Die Bilder 2-8 bis 2-16 zeigen eine Auswahl von grafischen Darstellungen zur Abkühlzeitbestimmung bei verschiedenen<br />

Schweißverfahren, die in der Literatur [30 bis 32, 36 bis 39] veröffentlicht wurden. Die ausgewählten Bilder<br />

umfassen ein breites Spektrum von Wärmeeinbringung und wärmeableitendem Querschnitt. Soweit in den Bildern<br />

nicht anders angegeben, gelten die so ermittelten Abkühlzeiten für einlagige Schweißverbindungen bzw. für das<br />

Schweißen von Blechen, die keine als Vorwärmung wirkende Restwärme durch das Schweißen vorangehender<br />

Lagen enthalten. Außer in den Bildern 2-14 und 2-16 werden in allen anderen auch Vorwärmtemperaturen berücksichtigt.<br />

Bild 2-8. Abkühlzeiten beim Lichtbogenhandschweißen von 15 mm dickem Blech [36].<br />

Bei den in der Praxis auftretenden unterschiedlichen Stößen, Nähten und Werkstückdicken ist die Zuordnung zum<br />

massiven Bauteil bzw. zur Platte oder auch zu Versuchsergebnissen mit spezieller Auftrag-, Stumpf- oder Kehlnaht<br />

problematisch. Man behilft sich mit geschätzten Geometriefaktoren, wie sie zum Beispiel in [35] gefunden wurden.<br />

Bild 2-9.<br />

Abkühlzeit von 850 bis 500 °C<br />

beim Lichtbogenhandschweißen<br />

von Steilflankennähten mit Elektroden<br />

von 5 mm Durchmesser<br />

[37].<br />

[35] stellte fest, dass die gemessenen Abkühlzeiten über den Geometriefaktor 1/√ ∗ als Faktor vor q s vereinheitlicht<br />

werden können (vergleiche Bild 2-10). Dabei ist n* = 1 für die Wurzel einer V-Fuge, n* = 2 bei einer<br />

Auftragschweißung und n* = 3 für Kehlnähte am T-Stoß (ansteigend mit dem Winkelbereich der Wärmeableitung)<br />

einzusetzen.<br />

Beim Schweißen von Kehlnähten verringern sich die Abkühlzeiten gegenüber dem Schweißen von Stumpfnähten<br />

durch die zusätzliche Wärmeableitung in das gestoßene Blech. Für das Schweißen von Kehlnähten kann eine<br />

Vergleichsblechdicke<br />

11


gebildet werden. Mit dieser Vergleichsblechdicke kann in die Diagramme für Stumpfnähte hineingegangen werden.<br />

Im Fall des Nomogramms Bild 2-11 wurde die Kehlnahtschweißung speziell aufgeführt. Hier wurde vorausgesetzt,<br />

dass Steg und Gurt der Kehlnahtverbindung die gleiche Blechdicke haben, die auf der rechten Nomogrammleiter<br />

aufgetragen wird. Mit der o. a. Verfahrensweise kann das Bild 2-11 aber auch für unterschiedliche Dicken von Gurt<br />

und Steg verwendet werden.<br />

(2)<br />

Bild 2-10.<br />

Abkühlzeit von 800 bis 500 °C<br />

beim Lichtbogenhandschweißen<br />

in Abhängigkeit vom Kennwert<br />

<br />

[38], n Faktor, der die Geometrie<br />

der Wärmeableitung be-<br />

√<br />

rücksichtigt; E in V Spannung;<br />

I in A Stromstärke; v in cm/min<br />

Schweißgeschwindigkeit; d in mm<br />

Blechdicke.<br />

Der Wärmeeintrag in das Werkstück errechnet sich als Streckenenergie aus den Schweißdaten nach der<br />

Gleichung<br />

<br />

<br />

mit<br />

<br />

<br />

U Li = Lichtbogenspannung [V],<br />

I s = Schweißstrom [A],<br />

= Schweißgeschwindigkeit [cm/min].<br />

v s<br />

Der Wirkungsgrad der Wärmeeinbringung eff wird hierbei nicht berücksichtigt, da die Grafiken aus Messergebnissen<br />

zusammengestellt wurden, bei denen der Wirkungsgrad eff schon implizit enthalten ist.<br />

(3)<br />

Bild 2-11. Nomogramm für die Abkühlzeit von 800 bis<br />

500 °C beim Lichtbogenhandschweißen [31].<br />

Bild 2-12. Nomogramm für die Abkühlzeit von 800 bis<br />

500 °C beim MAG-Schweißen [32].<br />

12


Bild 2-13. Nomogramm für die Abkühlzeit von 800 bis<br />

500 °C beim UP-Schweißen [30].<br />

Bild 2-14. Abkühlzeit von 800 bis 500 °C beim<br />

UP-Schweißen in Abhängigkeit vom Kennwert<br />

<br />

[38], n Faktor, der die Geometrie der Wärmeableitung<br />

berücksichtigt; E in V Spannung; I in A Strom-<br />

√<br />

stärke; v in cm/min Schweißgeschwindigkeit; d in mm<br />

Blechdicke.<br />

Selbstverständlich können die Bilder 2-8 bis 2-16 auch benutzt werden, um über eine aus dem Schweiß-ZTU-<br />

Schaubild oder dem Diagramm der mechanisch-technologischen Gütewerte mit den im Abschnitt 2.7 genannten<br />

Kriterien bestimmte Grenzabkühlzeit den erforderlichen Wärmeeintrag zu ermitteln.<br />

Wie bereits in Abschnitt 2.6.1. bemerkt worden ist, verwenden einige Verfasser zur Charakterisierung des Abkühlungsverlaufes<br />

die Abkühlzeit t 8/5 . Mit ausreichender Genauigkeit ergibt sich hieraus auch die Abkühlzeit t A<br />

zwischen 850 und 500 °C mit 10 % höheren Werten gegenüber t 8/5 . Das muss bei der Ermittlung von experimentell<br />

bestimmten Abkühlzeiten aus Nomogrammen unterschiedlicher Verfasser (Bilder 2-8 bis 2-16) und Übertrag dieser<br />

Werte in die Schweiß-ZTU-Schaubilder oder die Diagramme der mechanisch-technologischen Gütewerte berücksichtigt<br />

werden, da die Zeitachse in diesen Diagrammen beim Durchgang durch 850 °C beginnt, vergleiche Bild<br />

2-1b.<br />

Bild 2-15.<br />

Abkühlzeit von 850 bis 500 °C für UP-<br />

Wurzelschweißung an Steilflankennähten<br />

[39].<br />

13

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