102410_Leseprobe
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Diese Gütewerte wurden mit Probenformen nach Bild 2-2 bestimmt. Die Proben wurden nach der schweißsimulierenden<br />
Behandlung aus den Dilatometerproben hergestellt. Die Ergebnisse der mechanischen Prüfung<br />
wurden statistisch verarbeitet und als Polynome geplottet.<br />
Dabei wurden folgende Polynomgrade und Stricharten zur Kennzeichnung der einzelnen Gütewerte verwendet:<br />
Polynom 5. Gr.: ––– Härte HV 30<br />
Polynom 4. Gr.: -.-.- Zugfestigkeit R m<br />
-.-.- Dehngrenze R p0,2<br />
Polynom 3. Gr.: - - - Brucheinschnürung Z<br />
––– Bruchdehnung A 5<br />
........ Kerbschlagarbeit K<br />
Wenige, hiervon abweichende Zuordnungen sind nicht extra gekennzeichnet worden.<br />
Verwechslungen zwischen R m und R p0,2 sind trotz gleicher Stricharten nicht möglich, da R m immer über R p0,2 liegt.<br />
Verwechslungen zwischen HV 30 und A 5 können ebenfalls vermieden werden, wenn beachtet wird, dass HV 30 im<br />
Allgemeinen zu kürzeren Zeiten hin ansteigt, A 5 aber abfällt.<br />
Für die eingezeichneten Kurvenverläufe wurden die Reststreuungen s R in die Eigenschaftsdiagramme aufgenommen.<br />
Die Reststreuung s R wurde nach den Regeln der Ausgleichsrechnung als mittlerer Fehler bestimmt aus<br />
∆<br />
<br />
(1)<br />
mit<br />
N = Anzahl der Messwerte,<br />
n = Grad des Polynoms.<br />
Die Einheit des mittleren Fehlers entspricht der der jeweiligen Eigenschaft, also HV 30 für die Härte, N/mm² oder<br />
MPa für Zugfestigkeit und 0,2-Dehngrenze, % für Bruchdehnung und Brucheinschnürung und J für die Kerbschlagarbeit.<br />
Der Anwender erhält damit eine zusätzliche Information über die gemessenen Streubandbreiten und über zu<br />
erwartende Abweichungen. In einigen Fällen reichte die Probenanzahl nicht aus, um eine statistische Auswertung<br />
vornehmen zu können. In diesen Fällen wurden die Kurvenverläufe von Hand ausgestrakt und sind durch den<br />
Hinweis „s 0 nicht bestimmt“ im Diagramm kenntlich gemacht worden. In Ausnahmefällen wurden die Kurvenverläufe<br />
nach Regressionsgleichungen berechnet [13]. Diese Diagramme erhielten den Hinweis „berechnet“. Beispiele<br />
dafür sind die Diagramme R 12, R 24, R 29 und GS 9.<br />
Beachtet werden muss, dass die Kerbschlagarbeit in der Regel wegen der verwendeten geringen Probenabmessungen<br />
nicht derjenigen entspricht, die an Kerbschlagbiegeproben üblicher Abmessungen (zum Beispiel<br />
Charpy-V-Proben, DVM-Proben usw.) bestimmt wird. Ausnahmefälle sind zum Beispiel die Stahlgusschargen GS 7<br />
und GS 8.<br />
Die Angaben zur Kerbschlagarbeit gestatten deshalb nur einen Vergleich der untersuchten Stähle untereinander<br />
und weisen auf Abkühlzeitbereiche mit optimaler bzw. verringerter Zähigkeit des zugehörigen Gefüges hin.<br />
In allen Fällen wurde die Kerbschlagarbeit bei Raumtemperatur ermittelt. Alle übrigen Gütewerte entsprechen<br />
denen, die mit standardisierten Normproben ermittelt werden, und sind mit Angaben aus Werkstoffnormen vergleichbar.<br />
Zusätzlich wurden – außer für Schweißgut – die mechanischen Gütewerte des Ausgangszustandes neben dem<br />
Schweiß-ZTU-Schaubild angegeben.<br />
2.4 Thermo-mechanische Simulationsanlage vom Typ „Gleeble 3500“<br />
Ab 1996 kam an der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Mecklenburg-Vorpommern GmbH (SLV M-V)<br />
zwecks Simulation von Schweißzyklen eine konduktiv arbeitende „Gleeble 3500“-Anlage zum Einsatz. Nachfolgend<br />
werden daher die relevanten Unterschiede in Messtechnik, Probenform sowie Versuchsablauf und -auswertung im<br />
Vergleich zum induktiven Hochgeschwindigkeitsdilatometer an der Universität Rostock beschrieben. Darüber<br />
hinaus kann sich der Leser auf die Inhalte der bisherigen Abschnitte beziehen.<br />
Der Hersteller der „Gleeble 3500“-Anlage, das US-amerikanische Unternehmen Dynamic Systems Incorporation<br />
(DSI), entwickelt und baut thermomechanische Simulationsanlagen seit 1960. Die Markenbezeichnung „Gleeble“<br />
ist nicht erklärt. Der Typ „3500“ entspricht der 3. Generation. Zu jedem Anlagentyp gibt es verschiedene kundenspezifische<br />
Ausführungsvarianten.<br />
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