Wildpark-West Herbst 2018
Heimatzeitschrift von Bürgern für Bürger in Wildpark-West und Umgebung gemacht.
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Mit viel Energie gegen das Allgemeinwohl ist nun schon seit vier Jahren<br />
der Havelzugang gesperrt. Für viele ist der Havelzugang mit der Badestelle<br />
mit ganz besonderen persönlichen Erinnerungen verbunden.<br />
Pack die Badehose ein<br />
VON NORBERT KUNZ<br />
Ob bei Gesprächen zwischen Nachbarn, im Angelverein <strong>Wildpark</strong>-<strong>West</strong> oder beim Treffen der<br />
Volkssolidarität im Bürgerclub – immer wieder ist der gesperrte Havelzugang Gesprächsthema<br />
und löst Unverständnis oder Empörung aus. Nach vier Jahren Sperrung verstehen die meisten<br />
Bürger nicht, warum die ffnung des Weges nicht schon längst durchgesetzt wurde. Schlielich<br />
müssen sich doch – davon ist dann immer wieder Rede – wir alle an Recht und Gesetz halten.<br />
Doch der Reihe nach<br />
Warum ist dieser Havelzugang<br />
überhaupt so<br />
bedeutsam? Er gehört<br />
zur langen Geschichte<br />
von Geltow, dem ältesten Ortsteil<br />
von Schwielowsee, der in diesem<br />
Jahr seinen 1025. Geburtstag feiert.<br />
Bis zum Bau der Baumgartenbrücke<br />
waren hier eine Fährstation und regelmäßiger<br />
Fährbetrieb nach Werder<br />
(Havel). Im alten Fährhaus gab es ein<br />
beliebtes Restaurant. Später nach<br />
dem Bau der Baumgartenbrücke blieben<br />
die Allee und Badestelle übrig.<br />
Bis heute steht der Havelzugang für<br />
eine einzigartige Naturlandschaft<br />
mit ihren Einblicken auf die Havel als<br />
prägendem Fluss.<br />
Für viele löst der Havelzugang mit<br />
der Badestelle ganz besondere persönliche<br />
Erinnerungen aus. Die einen<br />
denken zurück an ihre Kindheit und<br />
an sonnige Badetage mit ihren Eltern.<br />
Andere erinnern sich an ein Picknick<br />
mit Freunden. Und wiederum andere<br />
wissen noch allzu gut, dass man<br />
dort früher bei einer Radtour einen<br />
willkommenen Zwischenstopp zum<br />
Baden einlegen konnte.<br />
Einen atemberaubenden<br />
Blick auf die Havel<br />
Was aber alle vereint und was<br />
diesen Ort in dieser Region so einzigartig<br />
macht, ist die mächtige von<br />
alten Kastanien umsäumte Allee, die<br />
erst unten am Ufer einen atemberaubenden<br />
Blick auf die Havel und die<br />
Halbinsel Werder eröffnet. Alle, die<br />
hier einmal waren, wissen: Dieser Ort<br />
ist ein Geheimtipp, den man gern mit<br />
anderen teilt.<br />
Obwohl sie bei allen<br />
Gerichtsverfahren<br />
verloren haben,<br />
wurden die Sperren<br />
nicht beseitigt.<br />
Ganz anders sehen das die Besitzer<br />
des Alten Fährhauses, seit sie das<br />
Mittelstück des Weges und größere<br />
angrenzende Waldflächen gekauft<br />
haben. Sie sperrten im Jahr 2014 den<br />
Weg nach beiden Seiten ab, nutzen<br />
ihn fortan zusammen mit dem Uferbereich<br />
als privaten Badestrand und<br />
verwenden seitdem viel Energie darauf,<br />
die Öffentlichkeit fernzuhalten.<br />
Obwohl sie in der Sache bei allen<br />
Gerichtsverfahren und auch in letzter<br />
Instanz vor dem Oberverwaltungsgericht<br />
verloren haben, wurden die<br />
Sperren nicht beseitigt. Im Gegenteil.<br />
Zuletzt errichtete ein Pächter des<br />
Eigentümers im Jahr 2016 mitten auf<br />
dem Weg einen Schafstall für Moorschnucken,<br />
umrahmt von einem Maschendrahtzaun.<br />
Schließlich breitet<br />
sich der Wolf immer mehr in Brandenburg<br />
aus …<br />
Doch das Oberverwaltungsgericht<br />
Berlin-Brandenburg sah das in seinem<br />
Beschluss am 19. Februar <strong>2018</strong><br />
anders:<br />
„Es stehe außer Frage, dass mit<br />
dem Zaun, der Holzbarriere, der<br />
Hecke und den Schildern ein<br />
naturschutzrechtlicher ingriff im<br />
Sinne von § 14 Abs. 1 BNatSchG<br />
vorgenommen worden sei, und<br />
dass ein Verstoß gegen § 4 Abs.<br />
2 LSG-VO vorliege. Alle Maßnahmen<br />
hätten eine Veränderung<br />
der Nutzung zum lnhalt, die im<br />
Landschaftsschutzgebiet ‚Potsdamer<br />
Wald- und Havelseengebiet‘<br />
und in der Uferzone des<br />
als Biotop (Erlen-Eschenwald)<br />
kartierten FFH-Gebietes ‚Mittlere<br />
Havel-Ergänzung‘ unzulässig sei.“<br />
Warum ist der Weg nicht<br />
schon längst wieder frei?<br />
Fest steht: Die Gerichtsbeschlüsse<br />
in den vergangenen Jahren waren<br />
eindeutig. Das Betretungsrecht in<br />
der freien Landschaft muss beachtet<br />
werden. Eingriffe in die Natur sind<br />
nicht erlaubt.<br />
Fotos: Norbert Kunz (unten), Archiv M. v. Klinski-Wetzel (oben)<br />
42 REPORTAGE WILDPARK WEST HERBST <strong>2018</strong>