art - Ensuite
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cinéma<br />
SPOTLIGHT KINO<br />
ENSEMBLE, C‘EST TOUT<br />
■ Der neue Film von Regisseur und Drehbuchautor<br />
Claude Berri lässt viel Zeit und Raum für<br />
den knochenh<strong>art</strong>en Realismus und die feingliedrige<br />
Poesie des Alltags. Mit «Ensemble, c‘est<br />
tout», nach dem gleichnamigen Roman von<br />
Anna Gavalda aus dem Jahr 2004, erzählt uns<br />
das französische Kino eine weitere warmherzige<br />
Geschichte über die kleinen Schwierigkeiten und<br />
grossen Schönheiten des Lebens.<br />
Die Handlung umspannt ein Jahr im Leben<br />
von vier Menschen, die sich alle auf verschlungenen<br />
Wegen in der viel zu grossen Pariser Altbauwohnung<br />
von Philibert (Laurent Stocker) zusammenfi<br />
nden. Sie beginnt im G<strong>art</strong>en der alten<br />
Paulette (Françoise Bertin), die stürzt und sich<br />
zu ihrem Entsetzen im Spital wiederfi ndet. Ihr<br />
Enkel Franck (Guillaume Canet) kümmert sich als<br />
einziger der Familie um sie, auch wenn er bei seiner<br />
Arbeit als Koch kaum Zeit dafür fi ndet. Nach<br />
Hause in sein Zimmer bei Philibert kommt er fast<br />
nur um zum Schlafen, von seinem Mitbewohner<br />
selbst hält er nicht allzu viel, und vor lauter Griesgram<br />
vergisst er beinahe, sich selbst zu mögen.<br />
Philibert ist aber viel zu wohlerzogen und<br />
schüchtern, um sich dagegen zu wehren. Eines<br />
Tages unterhält er sich vor der Türe kurz mit der<br />
introvertierten Camille (Audrey Tautou), die im<br />
Dachzimmer des Hauses vor sich hin vegetiert.<br />
Camille ist viel zu dünn und zerbrechlich, um dem<br />
Leben etwas entgegenzusetzen und als sie krank<br />
wird, nimmt Philibert sie zu sich in die Wohnung<br />
und päppelt sie wieder auf.<br />
Aus der anfänglichen Einsamkeit aller drei<br />
entsteht so Schritt für Schritt eine dicke Freundschaft,<br />
und aus der ablehnenden Haltung von<br />
Franck gegenüber Camille entwickelt sich Streit<br />
um Streit eine Liebesbeziehung. Doch erst als sie<br />
Paulette zu sich in die Wohnung holen und nochmals<br />
alle von vorne anfangen müssen, können<br />
sie ihre eigenen Ängste überwinden.<br />
«Ensemble, c‘est tout» handelt davon, was die<br />
Einsamkeit in Menschen anrichtet, und auch, wie<br />
sie aufblühen können, wenn sie diese erst überwunden<br />
haben. Mit subtilem Humor und feinen,<br />
achtsamen Dialogen zeigt der Film auch, wie<br />
viel Liebe und Freundschaft in jedem einzelnen<br />
steckt, wenn man plötzlich zur Selbstlosigkeit<br />
fi ndet - ohne dabei die eigene Freiheit aufgeben<br />
zu müssen. (sjw)<br />
Der Film dauert 97 Minuten und kommt am<br />
23.8. in die Kinos.<br />
20<br />
FILM<br />
transformers<br />
Von Sonja Wenger Bild: zVg.<br />
■ Atemberaubende Actionszenen, gut erzählte<br />
Geschichten ohne viel Sinn, aber mit umso mehr<br />
Pathos, unterhaltsame, wilde Spässe im Kino: Das<br />
ist die Spezialität von Regisseur Michael Bay, und er<br />
wird dabei immer besser. Nach «The Rock», «Armageddon»,<br />
«Pearl Harbour» und «The Island» wagte<br />
sich Bay nun an eine Verfi lmung mit den Kultfi guren<br />
der Transformers. Diese lebenden, intelligenten Roboterwesen<br />
können sich, wie es der Name sagt,<br />
blitzschnell in andere Maschinen verwandeln - und<br />
sind seit Mitte der achtziger Jahre ein Verkaufshit<br />
des US-amerikanischen Spielzeugherstellers Hasbro.<br />
Und auch in Europa sind die Figuren bis heute<br />
in immer neuen Ausführungen in den Kinderzimmern<br />
beliebt, genauso wie die gleichnamige Animationsserie<br />
und Comicbücher.<br />
Doch nicht nur für die eingefl eischte Fangemeinde<br />
- die noch vor Filmbeginn Zeter und Mordio<br />
geschrien hat - ist der Film «Transformers» ein<br />
m<strong>art</strong>ialisches Gaudi voller witziger Dialoge und<br />
Hollywood in Reinkultur. Selbst ohne Kenntnis der<br />
Vorgeschichte oder der einzelnen Charaktere ist<br />
«Transformers» ein Vergnügen. Er bietet im Bereich<br />
der Spezialeffekte bisher noch Ungesehenes, es<br />
gibt Gut und Böse und ein Happy End - und mit Shia<br />
LaBeouf als Sam Witwicky nach langer Zeit wieder<br />
einen jungen Schauspieler, dessen Talent nur noch<br />
von seinem Sympathiebonus übertroffen wird.<br />
Die Geschichte selbst ist einfach gestrickt. Es gibt<br />
die guten Transformers, die sogenannten Autobots,<br />
die das Leben respektieren und sich, wenn auch mit<br />
Waffen, eine friedliche Koexistenz aller wünschen.<br />
Ihr Anführer ist Optimus Prime, im Original gesprochen<br />
von Peter Cullen. Sein Gegenspieler bei den<br />
Bösen, den Decepticons, ist Megatron, mit der Stimme<br />
von «Matrix Agent Smith» Hugo Weaving, der<br />
sich das Universum untertan machen will und dabei<br />
alles auslöscht, was sich ihm in den Weg stellt. Beide<br />
Seiten sind auf der Suche nach dem Allspark, eine<br />
Art Meteor-Raumschiff, dass vor langer Zeit auf der<br />
Erde bruchgelandet und die Lebensquelle aller Maschinen<br />
ist.<br />
Nun will es das Schicksal, dass Sams Grossvater<br />
einst im Eismeer den Allspark entdeckte und dadurch<br />
seinen Enkel heute zum Ziel der Decepticons<br />
gemacht hat. Sam will nämlich die geheimnistragenden<br />
Erbstücke seines Opas verhökern, um sich<br />
endlich ein Auto leisten zu können, das ihn für sein<br />
Traumgirl Mikaela attraktiver machen soll. Dass der<br />
abgewetzte Camaro, den er sich nicht ganz freiwillig<br />
dafür aussucht, kein anderer als der gute Autobot<br />
Bumblebee ist, realisiert Sam erst, als er seinem<br />
eigenen Wagen nachrennt, weil er glaubt, dass ihm<br />
dieser gerade gestohlen wird. Schneller als ihnen<br />
lieb ist, fi nden sich Sam natürlich mit Mikaela mitten<br />
im Kampf der Transformers wieder. Dass die Decepticons<br />
mit ihren unzerstörbaren Waffen bereits<br />
damit begonnen haben, die USA anzugreifen, dass<br />
ihnen ein ganzer Geheimdienst auf den Fersen ist<br />
und Sams Eltern trotzdem von allem nichts erfahren<br />
dürfen, macht das Ganze nur noch komplizierter.<br />
Bevor sich am Ende alle miteinander vereinen,<br />
um gegen das Böse zu kämpfen, muss Sam mal<br />
kurz erwachsen werden und sich die US-Armee<br />
gegen Skorpionroboter und einen hinterhältigen<br />
Radioplayer wehren. Das Publikum seinerseits wird<br />
mit coolen Sprüchen, rasanten Transformationen,<br />
die man gar nicht oft genug sehen kann, und einem<br />
übellaunigen, um sich ballernden Nokia-Handy belohnt.<br />
Doch auch die menschlichen Nebenrollen<br />
haben es in sich: Zwar bleibt John Voight als ebenfalls<br />
um sich ballernder Verteidigungsminister eher<br />
schwach auf der Brust. Dafür kann sich kaum einer<br />
besser auf die Schippe nehmen als der wunderbare<br />
John Turturro.<br />
Der Film dauert 143 Minuten und ist seit dem<br />
31.7. in den Kinos.<br />
ensuite - kulturmagazin Nr. 56 | August 07