01.10.2018 Aufrufe

Hinz&Kunzt 307 September 2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stadtgespräch<br />

HINZ&KUNZT N°<strong>307</strong>/SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />

Rechtsanwältin Alexandra<br />

Elek hat aufgedeckt, was<br />

Polizisten, Staatsanwälte<br />

und Richter übersehen<br />

haben. David und andere<br />

Obdachlose müssen<br />

deshalb nun doch<br />

keine Strafe wegen Hausfriedensbruch<br />

zahlen.<br />

Staatsanwaltschaft korrigiert sich:<br />

Doch keine Strafe<br />

für Obdachlose<br />

450 Euro Strafe wegen Hausfriedensbruch sollte Hinz&Künztler David zahlen – weil er<br />

auf einem Grundstück der Bahn übernachtete. Dabei stellte die Bahn ihre<br />

Strafanzeige gegen ihn und 29 andere Obdachlose zu spät. Fast hätte das niemand bemerkt.<br />

TEXT: BENJAMIN LAUFER<br />

FOTOS: MAURICIO BUSTAMANTE<br />

Eigentlich war die Sache entschieden. Gegen zwei<br />

Obdachlose, die im vergangenen Jahr auf einem<br />

Grundstück der Bahn nahe den Elbbrücken geschlafen<br />

hatten, hatte das Amtsgericht schon Strafbefehle<br />

erlassen. Jeweils 450 Euro wegen Hausfriedensbruch,<br />

30 Tagessätze à 15 Euro. Und einem weiteren Obdachlosen<br />

drohte das Gleiche.<br />

„Den Strafbefehl bekommt er jetzt gleich“, sagt der Richter<br />

an einem Dienstagmorgen Anfang Mai im Amtsgericht<br />

Harburg. Die Sache scheint klar: Wer sich gegen den Willen<br />

des Eigentümers auf dessen Grundstück aufhält, begeht<br />

Hausfriedensbruch. Wenn der Eigentümer Anzeige stellt,<br />

müssen die Strafverfolgungsbehörden ihr nachgehen. Und<br />

der Richter am Ende über die Schuld befinden. Im Saal sitzen<br />

neben dem Richter in diesem Fall nur ein junger Staatsanwalt<br />

und der Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Reporter. Der Angeklagte erscheint<br />

nicht, auch kein Anwalt vertritt seine Interessen.<br />

Weil der Obdachlose nicht erscheint, vertreiben sich Richter<br />

und Staatsanwalt die Zeit und beginnen eine Plauderei. Es<br />

fällt ein bezeichnender Satz: „Wenn man keine Fehler mehr<br />

40

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!