Hinz&Kunzt 307 September 2018
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Momentaufnahme<br />
HINZ&KUNZT N°<strong>307</strong>/SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Bald wird Sozialarbeiterin<br />
Ana-Maria Ilisiu in Berlin<br />
studieren. Nicht nur ihr<br />
Chef Stephan Karrenbauer<br />
wird sie vermissen.<br />
Die Stimme unserer<br />
rumänischen Verkäufer<br />
Ana-Maria war drei Jahre Sozialarbeiterin bei Hinz&<strong>Kunzt</strong>. Jetzt geht sie.<br />
TEXT: SIMONE DECKNER<br />
FOTO: MAURICIO BUSTAMANTE<br />
Ihr erster Arbeitstag bei Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />
ist gerade mal drei Stunden alt, als Ana-<br />
Maria Ilisiu merkt: Dieser Job wird heftig.<br />
Einer jungen Mutter aus Rumänien,<br />
die in Harburg in einer Dachgeschosswohnung<br />
lebt, droht die Zwangsräumung.<br />
Ana-Maria übersetzt, telefoniert,<br />
versucht alles, um eine Obdachlosigkeit<br />
der Familie abzuwenden – am Ende erfolgreich.<br />
Mitgenommen ist sie trotzdem:<br />
„Damals habe ich von dem Fall<br />
noch einige Nächte geträumt“, sagt die<br />
Sozialarbeiterin drei Jahre später. Heute<br />
weiß sie genau, wie sie Berufliches<br />
und Privates trennt.<br />
Die 30-Jährige hat unzählige Beratungsgespräche<br />
geführt, gemeinsam<br />
nach Lösungen gesucht, Hunde gestreichelt<br />
und freundlich, aber bestimmt zu<br />
den Wartenden vor ihrer Tür gesagt:<br />
„Bitte noch einen Moment, ich spreche<br />
gleich mit dir.“ Auf Rumänisch, ihrer<br />
Muttersprache.<br />
„Ana-Maria ist für uns die Stimme<br />
der rumänischen Verkäufer“, sagt Stephan<br />
Karrenbauer, der die Sozialarbeit<br />
bei Hinz&<strong>Kunzt</strong> seit 23 Jahren leitet.<br />
Es sei ein „großer Vorteil“, dass seine<br />
Kollegin nicht nur die Sprache der rumänischen<br />
Verkäufer, sondern auch<br />
deren Migrationserfahrung teilt: Sie<br />
war 14 Jahre alt, als ihre Familie aus<br />
Agnetheln, einer einst von Deutschen<br />
gegründeten Stadt in Siebenbürgen,<br />
nach Spanien auswanderte. „Ich glaube,<br />
es ist schon wichtig, dass ich selber<br />
auch als Migrantin gelebt habe“, sagt<br />
Ana-Maria, die in ihrer neuen Heimat<br />
Spanien Sozialerziehung studierte, bevor<br />
sie vor fünf Jahren nach Hamburg zog.<br />
Zu tun hat sie bei Hinz&<strong>Kunzt</strong> fast<br />
immer zu viel: Rund 135 der 500<br />
Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Verkäufer kommen aus<br />
Rumänien. Ihre Schwierigkeiten, in<br />
Hamburg Fuß zu fassen, ähneln sich oft:<br />
keine Wohnung, keine Arbeit, zu wenig<br />
Deutschkenntnisse. Hinz&<strong>Kunzt</strong> musste<br />
Ana-Marias Stundenzahl schnell aufstocken,<br />
was durch eine Spende des Rotary<br />
Clubs Hamburg-Elbe unkompliziert<br />
möglich war.<br />
Ein Miteinander, kein von oben herab,<br />
das ist der Sozialarbeiterin wichtig.<br />
„Ich schätze, wie hier auf Augenhöhe<br />
mit den Menschen gearbeitet wird“,<br />
sagt sie. Trotzdem wird sie Hamburg<br />
diesen Monat gen Berlin verlassen und<br />
dort weiter studieren: Interkulturelles<br />
Konfliktmanagement. Praktische Erfahrung<br />
hat sie ja genug gesammelt.<br />
Bislang hat sie die Gefühle an den<br />
baldigen Abschied noch verdrängt. Sie<br />
wird Hinz&<strong>Kunzt</strong> vermissen. „Das<br />
Team, natürlich.“ Und die Verkäufer.<br />
„Ich bin dankbar dafür, was ich von ihnen<br />
alles gelernt habe“, sagt sie. Stephan<br />
Karrenbauer hat Ana-Maria gesagt,<br />
sie könne gern wiederkommen.<br />
Jederzeit. Oder „în orice moment“, wie<br />
es auf Rumänisch heißt. •<br />
HINZ&KUNZT<br />
SUCHT<br />
eine/n Sozialarbeiter/in<br />
oder Sozialpädagog/in<br />
oder jemanden, der/die sich im<br />
Sozialrecht auskennt und rumänisch<br />
spricht. Beschäftigung in Teilzeit<br />
(20 Stunden/Woche). Bezahlung nach<br />
AVR Diakonie. Unbefristete Stelle.<br />
Bewerbung bitte ausschließlich per<br />
E-Mail an info@hinzundkunzt.de<br />
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