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Berliner Zeitung 16.10.2018

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Exklusiv: Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik im Gespräch – Berlin Seite 10<br />

Guter Hoffnung:<br />

Meghan und<br />

Prinz Harry<br />

Seite 26<br />

10°/20°<br />

Spätsommerherbst<br />

Wetter Seite 26<br />

Rechts abbiegen: Abschied<br />

vom Grünen Pfeil?<br />

Kommentar Seite 8, Berlin Seite 11<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Auf Ost-Tour: Steinmeier<br />

besucht Sachsen<br />

Politik Seite 5<br />

Dienstag,16. Oktober 2018 Nr.241 HA -74. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />

Harry Nutt über das<br />

sündige Berlin von 1900<br />

Feuilleton Seite 19<br />

Bayern<br />

Unideologisch<br />

und<br />

erdverbunden<br />

VonMarina Kormbaki<br />

Selbstbewusst knödelt Hubert Aiwanger<br />

seine Antworten auf Niederbayerisch<br />

in die Mikrofone. Der<br />

begeisterte Janker-Träger gibt sich<br />

bürgernah und erdverbunden. Bis<br />

vorkurzemhielt der 47-Jährige noch<br />

kritischen Abstand zu den aus seiner<br />

Sicht abgehobenen Funktionären<br />

der CSU. Doch bald könnte der Chef<br />

der Freien Wähler selbst zum Höhenflug<br />

ansetzen:<br />

Er ist der<br />

Kandidat für das<br />

Amt des stellvertretenden<br />

Ministerpräsidenten<br />

im Freistaat –<br />

wenn es zur Koalition<br />

mit der<br />

HubertAiwanger CSU kommt.<br />

will mit den Freien Und danach<br />

Wählernmitregieren. sieht es derzeit<br />

aus. Zumindest<br />

sendet Aiwanger entsprechende Signale.<br />

Noch am Wahlabend warfen<br />

sich vor laufenden Fernsehkameras<br />

CSU-Ministerpräsident Markus Söder<br />

und Hubert Aiwanger ermutigende<br />

Blicke zu.<br />

Diegeschwächte CSU braucht einen<br />

Koalitionspartner.Die Mehrheit<br />

mit den Freien Wählern wäre zwar<br />

knapper als die mit den Grünen.<br />

Aber das Regieren dürfe mit der auf<br />

kommunaler Ebene tief verankerten<br />

Kraft deutlich konfliktärmer ausfallen<br />

als mit den Ökos. CSU und Freie<br />

Wähler stehen sich inhaltlich und<br />

kulturell nah. Die Partei ist seit zehn<br />

Jahren im bayerischen Landtag vertreten.<br />

Dort tritt sie konservativ und<br />

pragmatisch auf.<br />

So sei auch ihm daran gelegen,<br />

schnell eine stabile Regierung zu bilden,<br />

sagt Aiwanger. Er habe nicht<br />

vor, „in taktischen Spielchen“ den<br />

Preis für einen Eintritt der Freien<br />

Wähler in die Regierung hochzutreiben.<br />

„Wir brauchen uns nicht wie<br />

eine Prinzessin zu gebärden“, sagte<br />

Aiwanger am Montag. Und schob<br />

gleich die Forderung hinterher:„Drei<br />

Stück an Ministerien werden wohl<br />

realistisch sein.“ Das klingt nicht so,<br />

dass da einer noch große Zweifel hat.<br />

In sozial- und regionalpolitischen<br />

Fragen standen die Freien Wähler<br />

der SPD bisher oft näher als der CSU.<br />

Etwa bei den kostenfreien Kitas und<br />

dem Erhalt von Krankenhäusern im<br />

ländlichen Raum. Inhaltliche Überschneidungen<br />

gibt es beim Thema<br />

Einwanderung. Auch er sei ein „Kritiker<br />

von Merkels Asylpolitik“, betonte<br />

Aiwanger stets. Jedoch befürwortet<br />

der FW-Chef im Gegensatz<br />

zur CSU, dass abgelehnte Asylbewerber,<br />

die arbeiten und integriert<br />

sind, in Deutschland bleiben dürfen.<br />

Den „Spurwechsel“ vom Asyl- ins<br />

Einwanderungsrecht sieht er als Gebot<br />

wirklichkeitsnaher Politik. Dissens<br />

gibt es auch in der Energie- und<br />

Verkehrspolitik: Die Freien Wähler<br />

sind gegen den Baugeplanter Stromtrassen<br />

vonNord- nach Süddeutschland.<br />

Zudem lehnen sie den Bau einer<br />

dritten Startbahn am Münchener<br />

Flughafen strikt ab. Eine Koalition<br />

mit Konfliktpotenzial.<br />

VonFrederik Bombosch und Arno Schupp<br />

Eigentlich ist die Übergabe<br />

des Blumenstraußes ein<br />

festes Ritual am Tagnach<br />

jeder Landtagswahl: Parteichef<br />

oder Parteichefin überreichen<br />

sie dem Spitzenkandidaten, wenn<br />

sie vor die Presse treten und das Ergebnis<br />

analysieren. Dazu gibt es eine<br />

Umarmung oder einen Händedruck,<br />

je nach Ergebnis und Sympathie.<br />

Bunte Blumen, freundliche Blicke<br />

– SPD-Chefin Andrea Nahles verzichtet<br />

darauf, als sie am Montag mit<br />

der bayerischen Spitzenkandidatin<br />

Natascha Kohnen im Willy-Brandt-<br />

Haus auftritt. Stattdessen: versteinerte<br />

Mienen. Nur 9,7 Prozent der<br />

Stimmen bekam die SPD bei der<br />

Wahl in Bayern. Esist das schlechteste<br />

Ergebnis, das sie jemals bei einer<br />

Landtagswahl erzielt hat. Dass<br />

die Ursachen dafür in der Bundespolitik<br />

liegen, also bei ihr,räumt Nahles<br />

unumwunden ein. „Das schlechte<br />

Bild der Bundesregierung hat dazu<br />

beigetragen, dass wichtige Themen<br />

nicht durchgedrungen sind“, sagt<br />

sie. Und dass sich das Schicksal des<br />

Bündnisses mit CDU und CSU bald<br />

entscheiden werde –„in den nächsten<br />

Monaten“.<br />

Es gilt, keine Zeit zu verlieren,<br />

denn die arbeitet gegen die SPD.Das<br />

haben die Sozialdemokraten auch in<br />

Berlin feststellen müssen. Vor zwei<br />

Jahren gewannen sie die Abgeordnetenhauswahlen<br />

knapp und konnten<br />

Linke und Grüne zu Koalitionsverhandlungen<br />

einladen. Rot-Rot-Grün<br />

hat in Umfragen zwar weiter eine<br />

deutliche Mehrheit. Aber die Kräfteverhältnisse<br />

haben sich umgedreht.<br />

Seit Monaten führtdie Linke die Umfragen<br />

an, in der jüngsten Forsa-Studie<br />

war die SPD nur noch viertstärkste<br />

Kraft – wäre am Sonntag<br />

Es war einmal…<br />

... eine starke Volkspartei, die das Land prägte und Kanzler hervorbrachte.<br />

Welche Zukunft hat die SPD jetzt noch? Darüber wird in Berlin heftig debattiert<br />

Wahl, könnte sie zum Juniorpartner<br />

in der Regierung zu werden.<br />

Die Forderungen aus der Hauptstadt<br />

nach einer Erneuerung sind<br />

darum besonders nachdrücklich.<br />

Michael Müller, Landeschef und Regierender<br />

Bürgermeister, äußerte<br />

sich am Montagmorgen in der australischen<br />

Hauptstadt Canberra, wo<br />

er sich zu einem Arbeitsbesuch aufhält.<br />

„Bitter“ sei diese Niederlage,<br />

sagte Müller. „Sie zeigt den Vertrauensverlust<br />

der Menschen in die großen<br />

Volksparteien.“<br />

Ergebnis der Landtagswahl in Bayern 2018<br />

in Klammern Wahl 2013, vorläufiges amtliches Endergebnis<br />

37,2 %<br />

(47,7%)<br />

9,7%<br />

(20,6 %)<br />

17,5 %<br />

(8,6 %)<br />

11,6 %<br />

10,2 %<br />

(8,6 %)<br />

5,1%<br />

(–) 5,4%<br />

(3,3 %)<br />

3,2%<br />

(8,7 %)<br />

(2,1 %)<br />

CSU SPD FREIE GRÜNE FDP LINKE AFD SONST.<br />

WÄHLER<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: LANDESWAHLLEITER<br />

IMAGO<br />

Die Ursache für den Niedergang<br />

liegt für Müller in der Reformpolitik<br />

vonGerhardSchröder,insbesondere<br />

in den Hartz-Reformen. Sieseien ein<br />

Vertrauensbruch gewesen. An erster<br />

Stelle stehen für Müller die Einführung<br />

des solidarischen Grundeinkommens<br />

und der Bürgerversicherung<br />

–die aber beide nicht Bestandteil<br />

des Koalitionsvertrags sind.<br />

Hier liegt ein Teil des Dilemmas<br />

der SPD.Esgibt zahlreiche Konzepte<br />

und Aufrufe zur Erneuerung der Partei<br />

–erst Ende voriger Woche wurde<br />

ein Papier aus Kreisen der SPD-Linken<br />

mit dem Titel „Lasst uns kämpfen“<br />

veröffentlicht. Müller gehört zu<br />

den Unterzeichnern. Sie wollen sich<br />

für einen starken Staat und ein starkes<br />

Europa einsetzen, die ihreBürger<br />

vor Ungerechtigkeiten und Bedrohungen<br />

schützen. Umsetzen aber<br />

können sie in der großen Koalition<br />

nur solche Maßnahmen, die zwar<br />

Symptome lindern, aber nicht das<br />

eigentliche Übel aus Sicht der Sozialdemokraten<br />

bekämpfen: die ungerechte<br />

Verteilung vonWohlstand.<br />

Raed Saleh, Fraktionschef im Abgeordnetenhaus,<br />

zählt zu den Gegnern<br />

der großen Koalition. „Die<br />

Menschen müssen spüren, dass die<br />

SPD für sie da ist. Dieses Gefühl ist<br />

abhandengekommen“, sagt er der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Es brauche im<br />

Bund rasch substanzielle Verbesserungen,<br />

etwa in der Wohnungspolitik.<br />

Seine Hoffnung, dass die Sozialdemokraten<br />

diese durchsetzen können,<br />

ist aber gering. Saleh empfiehlt,<br />

im nächsten Jahr die Parteibasis<br />

über den Verbleib in der Koalition<br />

abstimmen zu lassen.<br />

Salehs Stellvertreterin Clara West<br />

warnt ihrePartei davor,intypische Reaktionsmuster<br />

zu verfallen. Personaldebatten<br />

–insbesondereüber Andrea<br />

Nahles –helfen nicht weiter, sagt sie<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.„Es macht keinen<br />

Sinn, auf dieser Ebene zu diskutieren.<br />

Dasproduziertnur Bauernopfer.“ Die<br />

Probleme lägen tiefer, schrieb West<br />

kürzlich in einem Debattenbeitrag.<br />

DieAktiven seien in unterschiedlichen<br />

Lagern verschanzt, die Diskussionskultur<br />

mitunter„bizarr“.<br />

Schon bald haben die <strong>Berliner</strong> Sozialdemokraten<br />

die Möglichkeit zu<br />

zeigen, dass sie es besser können.<br />

Mitte November findet der Landesparteitag<br />

statt, am nächsten Wochenende<br />

wird er auf einer Vorstandsklausur<br />

vorbereitet. An Diskussionsfreude<br />

mangelt es nicht:<br />

Mehr als 300 Anträge haben die Bezirks-<br />

und Ortsverbände und Arbeitsgemeinschaften<br />

eingereicht.<br />

Im Mittelpunkt steht die Innenpolitik.<br />

„Eigentlich nicht das Thema, das<br />

wir jetzt bräuchten“, sagte eine Genossin.<br />

Zwar wird etwa Fraktionschef Saleh<br />

nicht müde zu betonen, dass auch<br />

Sicherheit eine Frage der sozialen Gerechtigkeit<br />

sei. „Sonst gilt das Recht<br />

desStärkeren“, ist seine Überzeugung.<br />

Doch die Debatten verlaufen kontrovers,insbesonderewenn<br />

es um dieVideoüberwachung<br />

geht. Es wird für<br />

denVorstand nicht leicht, die<strong>Berliner</strong><br />

SPD an diesem Novemberwochenende<br />

in die Offensive zubringen. Zumaldas<br />

Ergebnis der Hessen-Wahl auf<br />

die Stimmung drücken könnte. In<br />

zweiWochen wirddortgewählt. Laut<br />

Umfragen wirddie SPDdeutlichverlieren.<br />

Dennoch könnte es reichen<br />

für eine rot-grün-rote Koalition. In<br />

der Praxis müssten die Grünen dafür<br />

aber eine funktionierende Koalition<br />

verlassen und sich auf ein Experiment<br />

einlassen. Auch bei den Sozialdemokraten<br />

glauben nur wenige an<br />

einen solchen Wechsel.<br />

Seiten 2bis 4, Leitartikel Seite 8<br />

Erschlagener<br />

Junge: War<br />

es Mord?<br />

Haben Kinder den Holzklotz<br />

aus dem Fenster geworfen?<br />

VonStefan Strauß und<br />

Lutz Schnedelbach<br />

Es ist ein besonders tragischer<br />

Fall, der seit Sonntagmittag in<br />

Berlin die Mordkommission beschäftigt.<br />

Ein achtjähriger Junge<br />

wurde in der Tiefenseer Straße in<br />

Reinickendorf von einem Baumstumpf<br />

erschlagen, der vermutlich<br />

aus einem Hochhaus geworfen worden<br />

war. „Die genauen Tatabläufe<br />

sind noch unklar“, sagt der Sprecher<br />

der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner,<br />

amMontag. „Wir ermitteln wegen<br />

des Verdachts eines vorsätzlichen<br />

Tötungsdelikts.“<br />

Die Sicherheitsbehörden halten<br />

sich mit Einzelheiten bislang zurück.<br />

Fest steht, dass der 50 Zentimeter<br />

lange und rund 30 Zentimeter dicke<br />

Klotz gegen 13.30 Uhr aus einem<br />

Hausflurfenster des 15-Geschossers<br />

fiel. Er traf den Jungen, der zu dieser<br />

Zeit auf einem Fahrrad am Gebäude<br />

vorbeifuhr, mit voller Wucht am<br />

Kopf. Derachtjährige Ibrahim A. war<br />

sofort tot. Ein Cousin, der Ibrahim<br />

begleitete und ebenfalls in der Nachbarschaft<br />

wohnt, wurde an der linken<br />

Hand verletzt.<br />

Spuren der Kriminaltechniker im<br />

Hausflur zeugen einen Tagnach dem<br />

Toddes Jungen davon, dass das Holzstück<br />

aus einem Flurfenster in der<br />

obersten Etage geworfen wurde. Aus<br />

welchem Grund auch immer, sagen<br />

Ermittler.Der dortige Hausflur gilt als<br />

Treffpunkt vonKindernund Jugendlichen.<br />

Der Fensterrahmen, die<br />

Scheibe sowie die Wände sind intensiv<br />

mit schwarzem Pulver bedeckt.<br />

Dieses Pulver nutzen Kriminaltechniker,<br />

umFingerabdrücke zu sichern.<br />

Die sichergestellten Spuren sollen<br />

nun mit Fingerabdrücken auf dem<br />

Baumstamm verglichen werden.<br />

Bislang schließen die Ermittler<br />

nicht aus,dasszweiKinder den Klotz<br />

aus einem der Fenster fallen ließen.<br />

Vermutlich lag der Baumstamm<br />

schon länger im Hausflur und diente<br />

Jugendlichen als Sitzmöglichkeit.<br />

Hinweise auf einen gezielten Anschlag<br />

hat die Polizei nicht.<br />

Angehörige des Jungen kritisieren<br />

die Polizei. Eine Cousine berichtet<br />

dieser <strong>Zeitung</strong>, dass die Familie bis<br />

in die späte Nacht hinein offiziell<br />

nichts vomTod des Kindes erfahren<br />

habe. Berlin Seite 9<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

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Landtagswahl in Bayern<br />

CSU verliert –<br />

und regiert<br />

doch weiter<br />

Koalition mit den Freien<br />

Wählern wahrscheinlich<br />

VonMarkus Decker<br />

Seit rund 50 Jahren wirdBayernallein<br />

von der CSU regiert –mit einer<br />

Ausnahme: der Koalition aus<br />

CSU und FDP von 2008 bis 2013.<br />

Nach der Landtagswahl am Sonntag<br />

wären drei Bündnisse möglich. Wir<br />

geben einen Überblick.<br />

CSU und Freie Wähler<br />

Das ist nach jetzigem Stand das<br />

Wahrscheinlichste. „Eine Koalition<br />

mit den Freien Wählern ist die sich<br />

geradezu aufdrängende Variante,<br />

weil es zwischen der CSU und den<br />

Freien Wählernkeine weltanschaulichen<br />

Klüfte gibt“, sagte der Passauer<br />

Politikwissenschaftler Heinrich<br />

Oberreuter bereits in der vorigen<br />

Woche. Die Differenzen beschränkten<br />

sich auf die Frage, obman die<br />

Kommunen stärken solle –was die<br />

Freien Wähler wünschten. „Beide<br />

Partner würden locker einen Koalitionsvertrag<br />

zustande kriegen“, so<br />

Oberreuter. Freie-Wähler-Chef Hubert<br />

Aiwanger hat mittlerweile auch<br />

schon gesagt, wie er sich das vorstellt.<br />

Drei Ministerien seien „wohl<br />

realistisch“, sagte er dem Radiosender<br />

Bayern 2. Zusätzlich müsse die<br />

CSU „von einigen Größenwahnprojekten“<br />

runter wie dem Raumfahrtprogramm<br />

BavariaOne.<br />

Schwarz-Grün<br />

Ministerpräsident Markus Söder<br />

(CSU) hat betont, dass er sich eine<br />

bürgerliche Koalition wünsche. Die<br />

Grünen zählt er offenbar nicht zu den<br />

Bürgerlichen. Zudem wies Söder am<br />

Sonntag auf die programmatischen<br />

Unterschiede zwischen beiden Parteien<br />

hin und attackierte Grünen-<br />

Chef Robert Habeck persönlich. Die<br />

Grünen selbst zeigen sich allerdings<br />

sowohl im Land als auch im Bund<br />

weiter koalitionswillig. Tatsächlich<br />

würde Schwarz-Grün die Identität<br />

beider Parteien starkberühren. Auch<br />

gibt es Differenzen auf zentralen Politikfeldern<br />

–wie der Europapolitik,<br />

der Flüchtlingspolitik, der Landwirtschaftspolitik<br />

und der Sicherheitspolitik.<br />

Schwarz-Rot<br />

Eine Koalition zwischen CSU und<br />

SPD wärerein rechnerisch machbar.<br />

An ihr würde aber vonBeginn an ein<br />

Verlierer-Image kleben. Überdies<br />

wäre die Mehrheit knapp. Und die<br />

Gegensätze zwischen CSU und SPD<br />

sind ähnlich groß wie jene zwischen<br />

CSU und Grünen.<br />

Fest steht: Söder will mit allen<br />

reden – außer mit der AfD. Fest<br />

steht ferner: Die Zeit drängt. Der<br />

Landtag muss 20 Tage nach der<br />

Wahl zusammentreten und spätestens<br />

sieben Tage nach dem Zusammentreten<br />

einen neuen Ministerpräsidenten<br />

wählen. Sonst gibt es<br />

Neuwahlen.<br />

Sitzverteilung<br />

Vorläufiges amtliches Endergebnis<br />

SPD<br />

22<br />

CSU<br />

85<br />

Grüne<br />

38<br />

205<br />

Sitze<br />

Freie Wähler<br />

27<br />

FDP<br />

11<br />

AfD<br />

22<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: LANDESWAHLLEITER<br />

DPA<br />

Wer bisher noch nicht<br />

glauben mochte,dass<br />

die älteste und verdienstvollste<br />

deutsche<br />

Partei,die SPD,vielleicht doch<br />

vor ihrem Ende stehen könnte, der<br />

muss wohl jetzt damit beginnen.<br />

Unddas geht auch Berlin und seine<br />

Bürger etwas an, eine Stadt, die seit<br />

Jahrzehnten, eigentlich sogar seit<br />

weit über 100 Jahren, sozialdemokratisch<br />

geprägt ist. Deren Gene,<br />

wenn Städte so etwas haben, sozialdemokratisch<br />

waren, sogar in Zeiten,<br />

in denen die SPD unterdrückt<br />

wurde und nicht zur Wahl stand.<br />

Selbst die CDU-Bürgermeister<br />

Richard von Weizsäcker und Eberhard<br />

Diepgen waren wohl eine<br />

Weile nur so populär,weilsie die sozialdemokratische<br />

Politik ihrer Vorgänger<br />

fortgesetzt haben. Während<br />

die Sozialdemokraten sich ein wenig<br />

erholten vom zermürbenden<br />

Regierungsgeschäft, um dann erneut<br />

Mehrheiten zu gewinnen, wie<br />

Klaus Wowereit 2001.<br />

Seither stellt die SPD wieder den<br />

Regierenden Bürgermeister, und<br />

doch ist daraus in letzter Zeit ein<br />

merkwürdiges Gefühl geworden. Sicher,<br />

Michael Müller geht seinen<br />

Amtsgeschäften nach, aber wirkt<br />

doch schon ein wenig aus der Zeit<br />

gefallen, wie auf Abruf. Wären jetzt<br />

Abgeordnetenhauswahlen, könnte<br />

die rot-rot-grüne Koalition zwar<br />

weiter regieren, aber die Sozialdemokraten<br />

wären die dritte Kraft und<br />

hätten keinen Anspruch mehr auf<br />

den Chefposten. Nach dem könnte<br />

Klaus Lederer greifen, vondem man<br />

freilich sagen kann, der ist von Gesinnung<br />

Sozialdemokrat, wenn<br />

auch ein linker. Mit Positionen, die<br />

Sie wollen ins Zentrum<br />

Kurz nach dem Mauerbau:<br />

Berlins Regierender Bürgermeister<br />

Willy Brandt im August 1961.<br />

Mitregieren werden die Grünen in Bayern trotz des Wahlerfolges wohl nicht. Das Ergebnis beflügelt trotzdem die ganze Partei<br />

VonMarkus Decker und Marina Kormbaki<br />

Wer wissen wollte,wie es um die<br />

Laune der Grünen steht, der<br />

musste sich am Montag nur Benedikt<br />

Mayer ansehen. Der Schatzmeister<br />

feierte die 17,5 Prozent bei<br />

der bayerischen Landtagswahl, indem<br />

er in bayerischer Tracht in der<br />

Bundesgeschäftsstelle erschien.<br />

Der 64-Jährige wuchs in München-<br />

Giesing auf und freut sich darüber,<br />

was gerade daheim geschah.<br />

Auch wenn es nach jetzigem<br />

Stand wegen der Weigerung der CSU<br />

nicht für eine Regierungsbeteiligung<br />

reichen dürfte, so ist das Resultat<br />

vom Sonntag für die Grünen doch<br />

ein großer Schritt nach vorn. Die<br />

Spitzenkandidaten Katharina<br />

Schulze und Ludwig Hartmann<br />

mühten sich in München, aus dem<br />

Schaut auf diese Partei<br />

Berlin und die Sozialdemokraten –einelange Geschichte mit großen Namen.<br />

man früher in der SPD vertreten<br />

konnte. Also hat sich an den Genen<br />

der Stadt und den politischen Neigungen<br />

ihrer Bürger eigentlich gar<br />

nichts geändert. DasProblem ist die<br />

SPD, die diesem ihrem Umfeld<br />

fremd geworden ist.<br />

Aber wann hat der eigentlich angefangen,<br />

dieser Entfremdungsprozess?Wenn<br />

man sich mit der (West-)<br />

<strong>Berliner</strong> SPD-Geschichte beschäftigt,<br />

stößt man immer wieder auf<br />

solche Erschöpfungsphasen, schon<br />

in den 80er-Jahren. Undauf viel Ratlosigkeit.<br />

Klaus Riebschläger, einst<br />

Finanzsenator und ein mächtiger<br />

Mann in der <strong>Berliner</strong> SPD, notierte<br />

1983: „Der Grundkonsens zwischen<br />

der Bevölkerung und der <strong>Berliner</strong><br />

SPD als der bis 1981 wichtigsten Regierungspartei<br />

ist irgendwann in<br />

der Phase der Entspannungspolitik<br />

zerbrochen.“<br />

Kann das sein, ausgerechnet jene<br />

Politik, die so sehr mit Willy Brandt<br />

verbunden war, der als Regierender<br />

Bürgermeister wie kein anderer die<br />

SPD als die Berlin-Partei verkörpert<br />

hat? Aber es ist ja nicht nur ein Problem<br />

der <strong>Berliner</strong> SPD, wie wir heute<br />

längst wissen. Als 1990 die DDR-<br />

Wahlergebnis einen Regierungsauftrag<br />

für ihre Partei abzuleiten. „Den<br />

Veränderungsdrang in der Bevölkerung<br />

kann man nicht einfach so beiseiteschieben“,<br />

sagte Schulze. Ko-<br />

Spitzenkandidat Hartmann rechnete<br />

vor, dass seine Partei von neun<br />

Münchener Stimmkreisen fünf direkt<br />

geholt habe. Sein Fazit: „Die<br />

Wahl haben wir in der bürgerlichen<br />

Mitte gewonnen.“„Bürgerlich“ –dieses<br />

Wort führen die Grünen jetzt oft<br />

im Munde. Adressat dürfte die CSU<br />

sein, die ihrePräferenz für die Freien<br />

Wähler mit deren Verortung in der<br />

„bürgerlichen Mitte“ begründet.<br />

Hartmann verhehlte sein Bedauernüber<br />

die verblassende Machtoption<br />

nicht. Schwarz-Grün in Bayern?<br />

„Das wäreeine Chance gewesen, das<br />

Beste aus zweiWelten zusammenzubringen“,<br />

sagte er und räumte ein,<br />

Und leider auch mit großen Missverständnissen.<br />

VonHolger Schmale<br />

Die Verankerung<br />

der SPD in<br />

Vereinen, der<br />

Feuerwehr,<br />

Betrieben, der<br />

Szene –soetwas<br />

gibt es in Berlin<br />

schon lange nicht<br />

mehr, konnte sich<br />

im Osten der<br />

Stadt nach dem<br />

Mauerfall auch<br />

nicht mehr<br />

entwickeln.<br />

dass es dazu „wahrscheinlich“ doch<br />

nicht kommen werde. Seine Partei<br />

wolle jedenfalls nicht in einen „Unterbietungswettbewerb“<br />

mit den<br />

Freien Wählern um die Gunst der<br />

CSU treten. An dem für Samstag in<br />

Regensburg geplanten Landesparteitag<br />

halte man aber fest. Die Grünen<br />

hatten das Treffen anberaumt,<br />

um über den Eintritt in Koalitionsgespräche<br />

abzustimmen.<br />

Neue Mitglieder<br />

Parteichef Robert Habeck stieß in<br />

das gleiche Horn.Die Grünen hätten<br />

den Auftrag, eine andere Politik<br />

durchzusetzen, sagte er in Berlin.<br />

„Sollte es noch eine Chance geben,<br />

darüber zu reden, das auch in der Regierung<br />

zu tun, werden wir das ernsthaft<br />

ausloten.“ Mit Blick auf die guten<br />

Umfrageergebnisse für die Grü-<br />

nen auf Bundesebene fuhr er fort:<br />

„Wir wissen, dass wir viel Hoffnung<br />

geweckt haben und dass wir damit<br />

verantwortungsvoll umgehen müssen.“<br />

Aufgabe der Grünen sei es, so<br />

Habeck, „ins Zentrum der Demokratie<br />

zurücken und nicht mehr nur<br />

Projektpartei zu sein, wie das vielleicht<br />

vor15Jahrennoch der Fall war.<br />

Das ist ohne Frage eine neue Rolle<br />

für uns, aber eine, die wir suchen<br />

und die wir haben wollen.“<br />

In ihren frühen Jahren hatten die<br />

Grünen die Parole ausgegeben,<br />

wichtige Inhalte in bestimmten Konstellationen<br />

ohnehin nicht durchsetzen<br />

zu können. Überdies bestand<br />

das Problem stets darin, Fundis und<br />

Realos beieinander zu halten. Spätestens<br />

unter Habeck und seiner Ko-<br />

Vorsitzenden Annalena Baerbock<br />

lautet die grüne Erzählung anders.<br />

Bürger erstmals frei wählen konnten,<br />

war Willy Brandt noch einmal<br />

der Wahlkampfstar der SPD, dessen<br />

Kundgebungen in den Städten Ostdeutschlands<br />

Zehntausende begeisterte<br />

Menschen anzogen.<br />

Doch amWahltag war die Enttäuschung<br />

groß. Das Wohlstandsversprechen<br />

von Helmut Kohl wirkte<br />

zugkräftiger als das Versprechen sozialer<br />

Gerechtigkeit der SPD Willy<br />

Brandts. Von dieser Niederlage haben<br />

sich die Sozialdemokraten im<br />

Osten nie erholt, Brandenburg mit<br />

den SPD-Ausnahmepolitikern Manfred<br />

Stolpe, Regine Hildebrandt und<br />

Matthias Platzeck ausgenommen.<br />

Heute kann man erkennen, dass die<br />

demütigenden Wahlergebnisse der<br />

SPD der letzten 20 Jahreineinstigen<br />

Hochburgen wie Sachsen und ThüringenVorboten<br />

der Krise waren.<br />

Am jetzt sooffenkundig gewordenen<br />

parallelen Niedergang der<br />

SPD in so verschiedenen Umfeldern<br />

wie Bayern und Berlin zeigt sich,<br />

welch eine tiefe strukturelle Krise<br />

die Partei ergriffen hat. Ihr ist das<br />

verloren gegangen, was einst ihre<br />

Stärke ausgemacht hat: die soziale<br />

Bindung an breite Schichten der Bevölkerung,<br />

an ihr Lebensgefühl.<br />

Manweißaus den wenigen noch existierenden<br />

Hochburgen der SPD<br />

im Ruhrgebiet, in Niedersachsen<br />

oder einigen Hamburger Stadtvierteln,<br />

was das ist: die Verankerung im<br />

Milieu, in den Vereinen, der Feuerwehr,<br />

den Betrieben, der Szene. So<br />

etwas gibt es in Berlin schon lange<br />

nicht mehr, konnte sich freilich im<br />

Osten der Stadt ebenso wie in Ostdeutschland<br />

nach dem Mauerfall<br />

auch gar nicht mehr entwickeln.<br />

MitKlaus Wowereit und Gerhard<br />

Schröder hatten die <strong>Berliner</strong> und<br />

die Bundes-SPD dann zwei noch<br />

einmal eine Zeit lang erfolgreich gegen<br />

den Abstieg kämpfende Führungsmänner.Aber<br />

sie taten das um<br />

den Preisder sozialen Glaubwürdigkeit.<br />

Gequietscht haben bei Wowereits<br />

Sparpolitik vor allem jene, die<br />

ohnehin wenig zu lachen hatten.<br />

Wenn der Fraktionsvorsitzende<br />

Raed Saleh jetzt fordert, die SPD<br />

müsse auch Tabuthemen wie Sicherheit,<br />

Ordnung oder Heimat<br />

adressieren, zeigt das schon die<br />

ganze Verzweiflung. Denn eigentlich<br />

waren das keine Tabus,sondern<br />

ganz natürliche Themen der Sozialdemokraten,<br />

so lange sie noch als<br />

Partei der kleinen Leute, wie man<br />

das früher nannte,gewirkt haben. In<br />

Bayern wussten 70 Prozent der<br />

Wähler nicht zu sagen, wofür die<br />

SPD noch steht. Das wird inBerlin,<br />

der Stadt mit den sozialdemokratischen<br />

Genen, nicht viel anders sein.<br />

Holger Schmale<br />

sucht die verbliebenen<br />

SPD-Gene in Berlin.<br />

Sie wollen ihre Inhalte durchsetzen,<br />

indem sie regieren. Nur inVerantwortung,<br />

so heißt es, lasse sich gestalten.<br />

Zugleich signalisiert die Partei,<br />

dass sie auch mit bisher grünfremden<br />

Milieus zu sprechen bereit<br />

ist. Aufdie Frage,obernicht froh sei,<br />

dass den Grünen die Zerreißprobe<br />

einer Koalition mit der CSU erspart<br />

bleibe, antwortete Habeck: Im Gegenteil,<br />

das enttäusche ihn. Seine<br />

Partei müsse der Republik angesichts<br />

erodierender Volksparteien<br />

„Halt geben und Ankerpunkt werden“.<br />

Undsie könne das auch.<br />

Derweil wachsen die Grünen<br />

weiter. Wie Baerbock der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> mitteilte, haben allein am<br />

Wochenende 200 Menschen Aufnahmeanträge<br />

gestellt. Zählte die<br />

Partei zu Jahresbeginn noch 65 000<br />

Mitglieder,sosind es jetzt 70 600.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 3 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Landtagswahl in Bayern<br />

PRESSESTIMMEN<br />

„Sehr viele<br />

Wählerinnen und<br />

Wähler hatten die<br />

CSU<br />

einfach satt,<br />

obwohl das Land<br />

wirtschaftlich<br />

boomt.“<br />

Der Standard Österreich<br />

Kann Angela Merkelnoch führen? Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />

CDU-Generalsekretärin, vermeidet am Montag eine konkrete<br />

Antwortauf diese Frage.<br />

Dasteht er nun, als wäre<br />

nichts passiert. Als hätte<br />

es den Absturz seiner<br />

CSU nie gegeben, die 37<br />

Prozent, den Verlust der absoluten<br />

Mehrheit in Bayern.„Meine Damen<br />

und Herren, ich stehe Ihnen zurVerfügung...“,<br />

sagt Horst Seehofer. Er<br />

wirkt konzentriert. Es ist Montag,<br />

9.28 Uhr, Franz-Josef-Strauß-Haus<br />

in München, der Tagnach der desaströsen<br />

Bayern-Wahl. „Ich führe<br />

keine Personaldebatten“, sagt er.<br />

„Ich fühle mich jedenfalls fit.“<br />

Es ist der alte Seehofer. Sollen<br />

sich die Gegner erstmal zeigen,<br />

scheint er zu denken. Wenn nicht,<br />

dann geht es einfach weiter. Sohat<br />

er es immer wieder gemacht, wenn<br />

es eng für ihn wurde.<br />

DerTag nach der Bayern-Wahl ist<br />

in München und in Berlin der Tag<br />

des Aufräumens. Oder besser: Er<br />

hätte für die Volksparteien nach<br />

zweistelligen Verlusten der Tagdes<br />

Aufräumens werden sollen. Doch so<br />

wie Seehofer halten sich auch die<br />

Spitzen in CDU und SPD bedeckt.<br />

Es soll keine schmerzhaften Personaldebatten<br />

geben, bevor in Hessen<br />

gewählt wird. Erst danach soll offen<br />

gesprochen werden.<br />

Es ist das denkbar ungünstigste<br />

Szenario für die Bundeskanzlerin,<br />

die seit Monaten unter dem Streit<br />

mit dem CSU-Chef leidet und die<br />

selbst nicht mehr die Kraft besitzt,<br />

ihn zu klären.<br />

Kurz und schmerzvoll<br />

Und esist ein Streit, der die Koalition<br />

in wenigen Monaten zweimal<br />

an den Rand des Scheiterns gebracht<br />

hat. Immer wieder wurde auf<br />

die Bayern-Wahl, die Bedeutung für<br />

die CSU verwiesen. Und nun, nach<br />

der Wahl, sieht es plötzlich so aus,<br />

als bliebe alles beim Alten. DieBayern-Wahl<br />

hat das politische System<br />

erschüttert, aber die Volksparteien<br />

verweigerndie Reaktion. „Die große<br />

Palastrevolution ist abgeblasen“,<br />

kommentierte einer aus dem CSU-<br />

Vorstand am Montag in München.<br />

Die Frage ist nun, was die CSU<br />

aus alledem macht, wie sie die Zukunft<br />

der GroKo sieht. Und wie die<br />

Partner reagieren, CDU und SPD.<br />

Kann dem schwarz-roten Bündnis<br />

in Berlin der Neustart gelingen?<br />

Oder wirddie Krise der neue Dauerzustand<br />

in Berlin?<br />

Andrea Nahles macht es kurz<br />

und schmerzvoll. Das „Guten Morgen“<br />

lässt die SPD-Chefin weg, als<br />

sie am Montag mit Wahlverliererin<br />

Natascha Kohnen das Atrium des<br />

Willy-Brandt-Hauses in Berlin betritt.<br />

Es ist ja auch kein „guter“ Morgen<br />

für die Sozialdemokraten. Das<br />

Ergebnis der Wahl wirkt plötzlich<br />

noch schlimmer als am Abend zuvor.<br />

9,7 Prozent. Das Resultat von<br />

2013 mehr als halbiert, ein Absturz<br />

vonPlatz zwei auf Platz fünf. Niezuvor<br />

kamen die Genossen bei einer<br />

Landtagswahl so unter die Räder.<br />

Meine Krise, deine Krise,<br />

unsere Krise<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

52,3<br />

27,4<br />

38,0<br />

48,1<br />

45,6<br />

47,5<br />

10<br />

CSU-<br />

seit 1957 ununterbrochen<br />

0<br />

Regierung<br />

CSU-Regierung<br />

’46 ’50 ’54 ’58 ’62 ’66 ’70 ’74 ’78 ’82 ’86 ’90 ’94 ’98 ’03 ’08 ’13 ’18<br />

„Das schlechte Ergebnis der SPD<br />

in Bayern gestern können wir heute<br />

nicht besser machen“, sagt Nahles.<br />

„Aber als SPD stehen wir zusammen –<br />

auch nach einer solchen Niederlage.“<br />

Das ist die Strategie, mit der die<br />

SPD-Chefin durch den Tagkommen<br />

will. Zusammenstehen, keine Debatte<br />

aufkommen lassen. Darauf<br />

hat die SPD-Chefin um zehn Uhr<br />

das Parteipräsidium eingeschworen<br />

und danach den Vorstand.<br />

Niemand will eine Abrechnung<br />

mit der Parteispitzestarten. Es wäre<br />

der falsche Zeitpunkt. Solange Parteivize<br />

Thorsten Schäfer-Gümbel<br />

noch hoffen darf, bei der Hessen-<br />

Wahl in zwei Wochen ein halbwegs<br />

passables Ergebnis zu erzielen, gilt<br />

in der SPD die Maßgabe, jeglichen<br />

internen Streit zu vermeiden. „Alle<br />

Kraft und Power auf Hessen“, sagt<br />

Nahles. Allerdings muss sie damit<br />

leben, dass Präsidium und Parteivorstand<br />

die Landtagswahlen im<br />

Rahmen einer Klausursitzung am 4.<br />

und 5. November bewerten wollen.<br />

Die Schwäche der Volksparteien<br />

war noch nie so deutlich wie nach dieser Wahl in Bayern.<br />

Die Parteichefs von CDU, CSU und SPD wissen nicht, wie es weitergehen soll.<br />

Zerbricht die große Koalition?<br />

VonRasmus Buchsteiner,Andreas Niesmann, Gordon Repinski und Daniela Vates<br />

Ergebnisse der CSU bei Landtagswahlen in Bayern<br />

56,4<br />

62,1 59,1 58,3 55,8 54,9<br />

52,8<br />

52,9<br />

Die Botschaft ist unmissverständlich:<br />

Abgerechnet wirdspäter.<br />

Die meisten anderen Genossen<br />

schießen sich an diesem Tagauf den<br />

politischen Gegner ein. „Der Wahlausgang<br />

ist ein Desaster für CSU<br />

und SPD“, sagt Bundestagvizepräsident<br />

Thomas Oppermann. Das miserable<br />

Erscheinungsbild der großen<br />

Koalition habe dazu geführt,<br />

dass viele Menschen in Bayern den<br />

Volksparteien ihre Stimme nicht<br />

mehr gegeben hätten. „Der Richtungsstreit<br />

innerhalb der Union<br />

wird als Schwäche der Regierung<br />

insgesamt wahrgenommen und<br />

schadet auch der SPD“, sagt er.Und:<br />

„Für mich ist Horst Seehofer als Krawallmacher<br />

im Innenministerium<br />

eine absolute Fehlbesetzung.“<br />

Nahles hingegen mag sich den<br />

indirekten Rücktrittsforderungen<br />

nicht anschließen. „Personalentscheidungen<br />

der CSU müssen in<br />

der CSU getroffen werden“, sagt sie.<br />

Aber der Stil der Bundesregierung,<br />

der müsse sich jetzt ändern. „Die<br />

60,7<br />

43,4<br />

47,7<br />

37,2<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />

Frage, ob diese Koalition funktioniert,<br />

entscheidet sich nicht an dem<br />

Ergebnis einer Landtagswahl“, sagt<br />

Nahles noch. „Aber sie wird sich in<br />

den kommenden Monaten daran<br />

entscheiden, ob die Themen des<br />

Koalitionsvertrages in Realpolitik<br />

umgesetzt werden können.“<br />

Es ist eine Drohung an die<br />

Union, sie beschreibt den ganzen<br />

Konflikt der Koalition. DieKrise des<br />

einen ist die Krise der anderen. Niemand<br />

ist alleine stark genug, Missgunst<br />

mischt sich mit Abhängigkeit.<br />

„Business as usual“ ist wenige Kilometer<br />

von der SPD entfernt das<br />

Motto im Konrad-Adenauer-Haus.<br />

DieDebatte um ein Ende der großen<br />

Koalition wird dort nicht geführt.<br />

Stattdessen diskutiert der Vorstand<br />

lange über die Dieseleinigung.<br />

Noch am Morgen hatte es andere<br />

Stimmen gegeben. „Sogeht es nicht<br />

weiter“, sagte der baden-württembergische<br />

Landeschef Thomas<br />

Strobl. Die Bayern-Wahl? Das seien<br />

„nicht nur Münchener Platzpatro-<br />

nen gewesen, sondern ein Paukenschlag“.<br />

Viel davon lässt sich auf die<br />

CSU münzen. Sie steht ohnehin im<br />

Fokus der CDU-Kritik.<br />

Die Frage jedoch, ob Seehofer<br />

CSU-Vorsitzender bleiben kann,<br />

zieht eine andere Frage nach sich:<br />

Kann Angela Merkel Bundesvorsitzende<br />

der CDU bleiben? Im Dezember<br />

will sie auf einem Bundesparteitag<br />

erneut antreten für dieses Amt.<br />

Sie hat auch gesagt, dass sie dieses<br />

Amt nicht trennen kann von ihrer<br />

Kanzlerschaft und damit aus einem<br />

möglichen Rückzug gleich einen<br />

doppelten gemacht.<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />

seit einem guten halben Jahr CDU-<br />

Generalsekretärin, muss die Frage<br />

schon am Wahlabend immer wieder<br />

beantworten: Kann Merkel noch<br />

führen? Kramp-Karrenbauer sagt, es<br />

sei wichtig, verantwortlich zu handeln<br />

und den Koalitionsvertrag umzusetzen.<br />

Sie erwähnt nicht einmal<br />

den Namen Merkel. Auch am Montagvormittag<br />

setzt sie das fort. „Wir<br />

dürfen nicht als Erstes Personaldiskussionen<br />

führen“, sagt sie.Weil es in<br />

der Politik nicht nur um Posten gehe.<br />

Das ist nachvollziehbar. Gleichwohl<br />

bleibt der Eindruck: Da hält sich jemand<br />

etwas offen.<br />

Derumstrittene Seehofer<br />

In der CSU blickt man mit Sorgeauf<br />

die nächsten Wochen in Berlin. Auf<br />

eine CDU, in der der Unmut über<br />

die Schwesterpartei zunimmt. Und<br />

auf eine geschwächte SPD, die im<br />

Falle einer Niederlage in Hessen ihr<br />

Heil in unerfüllbaren Forderungen<br />

suchen könnte. „Die werden jetzt<br />

bei jedem Sachthema beinhart auftreten,<br />

immer mit Koalitionsbruch<br />

drohen“, sagt ein CSU-Bundestagsabgeordneter.<br />

„Ich wage keine Prognose,wie<br />

lange das gut geht.“<br />

Noch in der Wahlnacht suchte<br />

CSU-Landesgruppenchef Alexander<br />

Dobrindt deshalb Kontakt zu<br />

SPD-Chefin Andrea Nahles. Dobrindt<br />

und Nahles schätzen einander.<br />

Was sie miteinander ausmachen,<br />

wirdinder Regel eingehalten.<br />

Aber reichen die wenigen vertrauensvollen<br />

Verbindungen zwischen<br />

den drei Parteien aus,umdie<br />

<strong>Berliner</strong> Koalition nach dieser Wahl<br />

auf Dauer zu stabilisieren? Die wenigsten<br />

glauben daran. Zu eingefahrensind<br />

die Konflikte,zuumstritten<br />

ist Horst Seehofer,der am Abend im<br />

ZDF immerhin zugibt, mitschuldig<br />

zu sein am schlechten Stil der Asyl-<br />

Auseinandersetzung.<br />

In München haben unterdessen<br />

die Planungen für die neue bayerische<br />

Koalition mit den Freien Wählern<br />

begonnen. Schon am Mittwoch<br />

soll in München sondiert werden.<br />

Zum Auftakt will Seehofer mit von<br />

der Partie sein. Söder hat eingewilligt.<br />

Die beiden Hauptverlierer der<br />

Wahl haben sich untergehakt. Siegehen<br />

einfach weiter.Veränderungen?<br />

Kommen später.Wenn überhaupt.<br />

GETTY IMAGES/RONNY HARTMANN<br />

„Ohne personelle<br />

Konsequenzen kann<br />

eine solche<br />

Niederlage nicht<br />

bleiben.“<br />

Neue Zürcher <strong>Zeitung</strong> Schweiz<br />

„Das Augenzwinkern<br />

von Seehofer in<br />

Richtung der<br />

extremen Rechten<br />

hat sich nicht<br />

ausgezahlt –was<br />

Angela Merkel nicht<br />

missfällt.“<br />

Sud-Ouest Frankreich<br />

„Zur Zeit könnte in<br />

München auch bloß<br />

eine Weißwurst<br />

platzen, schon<br />

würden atemlose<br />

Medien eine<br />

Beschleunigung der<br />

Merkel-Dämmerung<br />

konstatieren.“<br />

Kurier Österreich<br />

„Es ist zu erwarten,<br />

dass wegen des<br />

schlechten Wahlergebnisses<br />

der Druck<br />

auf Seehofer wächst,<br />

den Parteivorsitz<br />

abzutreten.“<br />

Lidove Noviny Tschechien<br />

„In den kommenden<br />

Wochen wird in<br />

Berlin die Frage zu<br />

beantworten sein,<br />

wie viel Überzeugungskraft<br />

die ohnehin schon<br />

taumelnde große<br />

Koalition noch hat.“<br />

De Volkskrant Niederlande


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Landtagswahl in Bayern<br />

Die Grünen in Bayern<br />

Gesamtstimmenanteil Landtagswahl 2018,<br />

in Prozent<br />

unter 10,0 %<br />

10,0 bis unter 15,0<br />

Nürnberg<br />

Augsburg<br />

15,0 bis unter 20,0<br />

20,0 und mehr<br />

Gesamtstimmen<br />

Erststimmenanteil in<br />

Bayern 2018, in Prozent<br />

CSU Grüne<br />

München<br />

Würzburg<br />

München<br />

Abschneiden der AfD in den Ländern<br />

Ergebnisse von Landtagswahlen<br />

2017<br />

Schleswig-Holstein 5,9%<br />

2015<br />

Hamburg 6,1%<br />

2015<br />

Bremen 5,5%<br />

2017<br />

Niedersachsen 6,2 %<br />

2013<br />

Hessen 4,1%<br />

2016<br />

Rheinland-PfalZ 12,6%<br />

2017<br />

Saarland 6,2%<br />

2016<br />

Baden-Württemberg 15,1%<br />

Bundestagswahl 2017: 12,6 %<br />

unter 5% 5bis unter 10% 10 bis unter 20% 20% und mehr<br />

2017<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen 7,4%<br />

2016<br />

Mecklenburg-<br />

20,8% Vorpommern<br />

12,2%<br />

2014<br />

Brandenburg<br />

2016<br />

14,2% Berlin<br />

2016<br />

Sachsen-Anhalt<br />

24,3%<br />

2014<br />

9,7% Sachsen<br />

2014<br />

10,6% Thüringen<br />

2018<br />

10,2 % Bayern<br />

„Ich fände es gut, wenn diese Partei in Bayern ander<br />

Regierung beteiligt wäre”<br />

Freie Wähler<br />

Grüne<br />

FDP<br />

35%<br />

59%<br />

61%<br />

CSU/Freie<br />

Wähler<br />

Gute Koalition<br />

45% 39%<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: LANDESWAHLLEITER, INFRATEST<br />

CSU/<br />

Grüne<br />

Wahlbeteiligung<br />

78%<br />

70%<br />

70%<br />

64%<br />

66%<br />

68%<br />

72%<br />

57% 58%<br />

1982 1986 1990 1994 1998 2003 2008 2013 2018<br />

Falsche Themen, richtige Themen<br />

Die Wahlanalyse: Woran es lag, dass die CSU und die SPD abstürzten und die Grünen sich so stark verbessern konnten<br />

VonSteven Geyer<br />

Mit Erklärungen für ihr<br />

Wahlergebnis waren<br />

die Parteien auch nach<br />

der Bayern-Wahl<br />

schnell zur Hand –oft genug spricht<br />

da aber der Wunsch oder das Bauchgefühl.<br />

Anhand der Daten von Infratest-dimap<br />

und der Forschungsgruppe<br />

Wahlen lässt sich empirisch<br />

nach Erklärungen suchen.<br />

An wenverlor die CSU ihre Stimmen –<br />

und warum?<br />

Die CSU verlor netto knapp<br />

590 000 Wähler gegenüber 2013, die<br />

meisten davon sind schlicht verstorben.<br />

Das könnte für die Partei ein<br />

Problem bleiben, denn auch unter<br />

der ältesten Wählergruppe von 2018<br />

(60 Jahre und älter) ist sie mit einem<br />

Anteil von 45 Prozent mit Abstand<br />

stärkste Kraft. Bei allen unter 60-Jährigen<br />

kommt die CSU nur noch auf 31<br />

Prozent, etwas unter ihrem Gesamtergebnis.<br />

Doch nicht nur mit der<br />

Überalterung ihrer Anhängerschaft<br />

hat die CSU ein Problem, denn auch<br />

an Grüne, Freie Wähler und AfD verlor<br />

die CSU in fast gleicher Höhe: jeweils<br />

knapp 200 000 Stimmen. Das<br />

lässt sich so interpretieren, dass die<br />

CSU-Taktik falsch war, aggressiv auf<br />

rechte Themen wie die Kritik an der<br />

Asylpolitik zu setzen: Wer die Meinung<br />

teilte, bestrafte ihre fehlende<br />

Durchsetzungskraft und wählte offenbar<br />

AfD. Wer konservativ denkt,<br />

aber die schrillen Töne ablehnte,<br />

wechselte zu den Freien Wählern.<br />

Unddie liberaleren CSU-Wähler flohen<br />

zu den inzwischen verbürgerlichten<br />

Grünen.<br />

Warumstürzte die SPD so ab?<br />

Die CSU gewann kaum Stimmen<br />

hinzu, diese aber kamen netto von<br />

drei Wählergruppen: 200 000 vorherige<br />

Nichtwähler, 10000 von Kleinstparteien<br />

–und ganze 100 000 Stimmen<br />

vonMenschen, die vorfünf JahrenSPD<br />

gewählt hatten. Dasspräche<br />

dafür, dass es insgesamt einen<br />

Rechtsruck in Bayern gab –mit Zuwächsen<br />

für AfD und Freie Wähler<br />

und Wanderungen von SPD zu CSU.<br />

Die SPD selbst konnte netto von keiner<br />

anderen Partei gewinnen, sondern<br />

verlor in alle Richtungen: nach<br />

rechts zu CSU, Freien Wählern und<br />

AfD insgesamt 200 000 Stimmen und<br />

ebenso viele an die Grünen. Demnach<br />

wäre die SPD vor allem Opfer<br />

der Polarisierung zwischen rechtem<br />

Lager und dessen klarem Gegenpol,<br />

den Grünen. Auch ist die SPD längst<br />

nicht mehr die Partei junger,urbaner<br />

Wähler: InStädten mit über 100 000<br />

Einwohnernbrach sie dramatisch auf<br />

Wahlverhalten nach Geschlecht<br />

Männer Frauen<br />

CSU<br />

Grüne<br />

AfD<br />

Freie Wähler<br />

SPD<br />

FDP<br />

Linke<br />

6%<br />

5%<br />

7%<br />

9%<br />

10%<br />

13%<br />

11%<br />

12%<br />

16%<br />

20%<br />

Welcher Partei eine gute Schul- und Bildungspolitik zugetraut wird<br />

in Klammern Vergleich zu 2013<br />

CSU<br />

SPD<br />

Grüne<br />

Welcher Partei eine gute Asyl- und Flüchtlingspolitik zugetraut wird<br />

CSU<br />

28%<br />

Grüne<br />

SPD<br />

AfD<br />

Keiner Partei<br />

37%<br />

37%<br />

3%<br />

3%<br />

37% (–7)<br />

6%<br />

11% (+3)<br />

14%<br />

17%<br />

19% (–6)<br />

21%<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: INFRATEST<br />

13 Prozent ein (minus 17 Punkte), wogegen<br />

die Grünen mit 30 Prozent<br />

(plus 17) da sogar die CSU überholen<br />

und stärkste Kraft sind. BeiUnter-60-<br />

Jährigen, wo die Grünen ebenfalls besonders<br />

punkteten, fällt die SPD hinter<br />

die AfD zurück. Zweistellig ist sie<br />

nur noch in der Generation 60 plus.<br />

Zugleich fehlt der SPD ein klassisches<br />

Milieu: Auch unter Arbeiternund Angestellten<br />

war die Union mit 34 und<br />

36 Prozent stärkste Kraft, während<br />

nur acht Prozent SPD wählten. SPD-<br />

Bundeschefin Andrea Nahles räumte<br />

am Sonntag ein, die schlechte „Performance“<br />

der Koalition im Bund<br />

habe zum AbsturzinBayernbeigetragen.<br />

Demstimmen nicht nur 76 Prozent<br />

aller Wähler zu, die finden, die<br />

SPD im Bund müsse sich in der Opposition<br />

erholen –die Sicht ist unter<br />

den verbliebenen SPD-Wählern sogar<br />

noch verbreiteter (88 Prozent).<br />

Warumgewannen die Grünen hinzu?<br />

Die Grünen konnten jeweils<br />

knapp 200 000 Wähler der 2013 beiden<br />

stärksten Kräfte, CSU und SPD,<br />

von sich überzeugen –und fast noch<br />

einmal so viele Nichtwähler. Das<br />

spricht dafür, dass sie in Bayern offenbar<br />

als frische,neue Kraft wahrgenommen<br />

wurden. Unter den jüngeren<br />

Wählern (unter 60Jahren) lagen<br />

die Grünen mit 22 Prozent etwas bes-<br />

ser als im Gesamtergebnis.Besonders<br />

erfolgreich waren sie bei jungen<br />

Frauen (unter 30): In dieser Gruppe<br />

liegen sie mit 27 Prozent knapp vor<br />

der CSU.<br />

Wengewann die AfD?<br />

Die AfD wurde aus allen Lagern<br />

gestärkt: Netto gewann sie von allen<br />

Parteien, mit Abstand am meisten<br />

von der CSU (160 000 Wähler) –und<br />

noch mehr Nichtwähler (180 000) sowie<br />

Anhänger vonKlein- und Splitterparteien<br />

(190 000). Altersmäßig ist die<br />

AfD bei den 45- bis 59-Jährigen am<br />

stärksten, wobei sie erneut vonMännern<br />

ausden mittleren Altersgruppen<br />

den stärksten Zuspruch erzielte. Insgesamt<br />

wählten nur sieben Prozent<br />

derFrauen, aber 13 Prozentder Männer<br />

AfD. CSU und AfD konnten im<br />

Hinblick auf den Bildungsgrad vorallem<br />

Menschen mit Hauptschulabschluss<br />

überzeugen, die CSU kam bei<br />

ihnen auf 46, die AfD auf 14 Prozent.<br />

Unter den Wählern mit Hochschulabschluss<br />

entschieden sich nur 35<br />

Prozent für die CSU und gerade einmal<br />

fünf Prozentfür die AfD.<br />

Steven Geyer findet, dass<br />

einigeDeutungen des Wahlergebnisses<br />

zu kurz greifen.<br />

Italienische Verhältnisse<br />

Matteo Salvini und Luigi Di Maio, die Chef-Populisten der Regierung in Rom, genießen die Wahlergebnisse in Bayern und fühlen sich gestärkt im Ringen mit der EU-Kommission<br />

VonRegina Kerner,Rom<br />

Italiens Populisten-Regierung hat<br />

die Bayern-Wahl als Vorbote eines<br />

„politischen Erdbebens“ in der Europäischen<br />

Union und als Bestätigung<br />

für ihreeigene Schuldenpolitik<br />

interpretiert. „Habt ihr gesehen, was<br />

in Deutschland passiert? Im Mai<br />

wird Europa sein Gesicht ändern“,<br />

schrieb Luigi Di Maio, Vize-Premier<br />

und Chef der Anti-Establishment-<br />

Bewegung Fünf Sterne am späten<br />

Sonntagabend auf Facebook. Die<br />

Bayern-Wahl sei nur eine Vorwegnahme<br />

der Europawahl im Mai2019.<br />

„Es wird das Ende der Sparpolitik<br />

sein und der Beginn der Solidarität“,<br />

so Di Maio.<br />

Auch Europa werde dann einen<br />

„Haushalt des Volkes“ bekommen,<br />

kündigte er an. So nennt die Regierung<br />

in RomihreBudgetpläne für die<br />

kommenden Jahre, mit der sie Italiens<br />

Neuverschuldung erhöhen will,<br />

um eine Sozialhilfe, Steuersenkungen<br />

und die Senkung des Rentenalters<br />

zu finanzieren.<br />

„Arrivederci Merkel, Schulz und<br />

Juncker“, twitterte Di Maios Verbündeter<br />

Matteo Salvini, der Innenminister,<br />

Vize-Premier und Chef der<br />

rechtsnationalen Lega, mit Blick auf<br />

die Bundeskanzlerin, den früheren<br />

Präsidenten des Europaparlaments<br />

und Ex-SPD-Chef Martin Schulz sowie<br />

den scheidenden EU-Kommissionschef<br />

Jean-Claude Juncker.<br />

Lob für AfD und Grüne<br />

In Bayern,soder Lega-Führer weiter,<br />

habe das alte System verloren, das<br />

Europa von Brüssel aus schon immer<br />

schlecht regierthabe.Salvini feierte<br />

die historische Niederlage der<br />

Altparteien CSU und SPD und den<br />

Einzug seiner „Freunde vonder AfD“<br />

ins Landesparlament.<br />

Auch Di Maio feierte den „Aufstieg<br />

neuer politischer Kräfte“, ohne<br />

Matteo Salvini (l.) und Horst Seehofer beim Innenministertreffen im Juli in Innsbruck. DPA<br />

die AfD zu erwähnen. Er begrüßte<br />

den Erfolg der Grünen, diewie seine<br />

Bewegung „außerhalb des Rechts-<br />

Links-Schemas“ stünden. Italien sei<br />

der Vorläufer für eine EU im Wandel<br />

und es werde ein Protagonist ihrer<br />

Neugründung sein, betonte der<br />

Fünf-Sterne-Politiker.<br />

Merkel weiter hoch angesehen<br />

Eine am Montag in der <strong>Zeitung</strong> La<br />

Repubblica veröffentlichte Umfrage<br />

zeigt, dass Bundeskanzlerin Merkel<br />

trotz allem in Italien nach wie vor<br />

hoch im Kurs steht. Im internationalen<br />

Vergleich ist sie mit 46 Prozent<br />

Zustimmung wie schon 2017 die angesehenste<br />

politische Führungsfigur.<br />

Immer beliebter wird allerdings<br />

Russlands Präsident Wladimir Putin,<br />

vorallem unter Anhängernvon Lega<br />

und Fünf Sternen. Er landete mit 41<br />

Prozent Zustimmung auf Platz zwei.<br />

US-Präsident Donald Trumpist Dritter<br />

in der Gunst der Italiener.<br />

Die Haushaltspläne der Regierung<br />

in Rom sorgen seit Wochen für<br />

Spannungen mit Brüssel und der<br />

EU-Kommission. Fünf Sterne und<br />

Lega wollen das Defizit auf 2,4 Prozent<br />

der Wirtschaftsleistung erhöhen<br />

und verstoßen damit gegen die<br />

EU-Auflagen für verschuldete Mitgliedsstaaten.<br />

Italiens Schuldenberg<br />

von 2,3 Billionen Euro droht sich<br />

weiter zu erhöhen. Das Land ist mit<br />

etwa 130 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />

so hoch verschuldet wie<br />

kaum ein anderes Industrieland –<br />

mehr als doppelt so hoch, wie nach<br />

den EU-Spielregeln für den Euro erlaubt<br />

ist.<br />

Das Kabinett sollte den Haushaltsentwurf<br />

ursprünglich bis Montagabend<br />

verabschieden und fristgerecht<br />

in Brüssel einreichen. Doch<br />

Salvini sagte am Montag in Monza,<br />

in der Kabinettssitzung werdeesum<br />

ein Steuerdekret gehen, erst am<br />

Dienstag dann um den Haushalt.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 5 *<br />

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Politik<br />

Trump<br />

distanziert sich<br />

von Mattis<br />

Kein Vertrauen mehr<br />

zum Verteidigungsminister<br />

VonStefan Koch, Washington<br />

Der Chef des Pentagons gilt als<br />

der anerkannteste Minister der<br />

US-Administration. Nun steht die<br />

Ablösung vonVerteidigungsminister<br />

James Mattis offenbar unmittelbar<br />

bevor. Donald Trump distanzierte<br />

sich am Sonntagabend vondem früheren<br />

General und bezeichnete ihn<br />

als eine „Artvon Demokrat“.<br />

DasVerhältnis zwischen dem US-<br />

Präsidenten und Mattis war von Beginn<br />

an nicht ohne Spannungen.<br />

Trump,der sich gernmit hohen Militärs<br />

umgibt, hatte anfangs um James<br />

Mattis zwar regelrecht geworben<br />

und ihn schließlich mit der Zusage<br />

ins Kabinett gelockt, ihm weitestgehend<br />

freie Hand in der Führung des<br />

Pentagons zu lassen. Zugleich soll<br />

sich Trump aber an der Wertschätzung<br />

gestörthaben, die Mattis in der<br />

Öffentlichkeit erfuhr.<br />

Ganz gleich, ob sich Mattis hinter<br />

vorgehaltener Hand über den<br />

„Commander in Chief“ nun lustig<br />

gemacht hat oder nicht (er soll<br />

Trump die Auffassungsgabe eines<br />

Sechstklässlers zugesprochen haben),<br />

gab es mehrfach unterschiedliche<br />

Auffassungen in verteidigungspolitischen<br />

Fragen.<br />

So betonte Mattis erst vor wenigen<br />

Tagen, dass die USA „eisern“ zur<br />

Nato stehen –während Trump gern<br />

seine Distanz zum Bündnis demonstriert.<br />

Auch sein harscher Umgangston<br />

selbst gegenüber engsten Verbündeten<br />

wird von Mattis nicht geteilt.<br />

US-Präsident Donald Trump (l.) und Noch-<br />

Verteidigungsminister James Mattis AP<br />

Fest steht, dass viele Beobachter<br />

Mattis ebenso wie den geschassten<br />

Außenminister Rex Tillerson und<br />

Noch-Stabschef John Kelly als die<br />

„Erwachsenen“ in der US-Regierung<br />

bezeichnen, die die gegenwärtige<br />

Präsidentschaft von radikaleren<br />

Kurskorrekturen abgehalten hätten.<br />

Mit der –relativen –Zurückhaltung<br />

könnte es tatsächlich bald vorbei<br />

sein. Vorallem Sicherheitsberater<br />

John Bolton, aber auch der neue<br />

Außenminister Mike Pompeo gelten<br />

als Verfechter eines schärferen Kurses,<br />

die Trump bei weiteren Alleingängen<br />

ermunternkönnten.<br />

Michael Beschloss, der in Washington<br />

zu den anerkanntesten<br />

Historikern zählt, sorgte in jüngster<br />

Zeit mit seinen Warnungen für Aufsehen.<br />

Der Geschichtswissenschaftler<br />

hält es für durchaus möglich, dass<br />

Trump gezielt einen bewaffneten<br />

Konflikt suchen könnte, um sich<br />

seine Wiederwahl 2020 zu sichern.<br />

Wie lange sich Mattis am Ringen<br />

um den richtigen Regierungskurs<br />

noch beteiligen kann, ist unklar. Im<br />

Interview mit der langjährigen CBS-<br />

Journalistin Lesley Stahl kündigte<br />

Trump an, sein Kabinett in Kürze<br />

umzubauen. Es würden einige Leute<br />

in seiner Administration arbeiten,<br />

die „fantastisch“ seien. Andereseien<br />

es dagegen nicht. Namen nannte<br />

Trump erwartungsgemäß nicht. Auf<br />

die Frage, oberden Verteidigungsminister<br />

demnächst entlasse, antwortete<br />

Trump:„Es könnte sein, dass<br />

er geht.“ Er glaube, Mattis sei in gewisser<br />

Weise ein Anhänger der Demokratischen<br />

Partei.<br />

Zuhören, hinschauen<br />

Bundespräsident Steinmeier reist nach Ostsachsen und spricht Bürgern im Kampf gegen rechts Mut zu<br />

VonAndreas Dunte und<br />

JanSternberg,Görlitz und Ostritz<br />

Vor dem Eiscafé am Ostritzer<br />

Marktplatz sitzt einer, der<br />

nörgelt. Der Steinmeier<br />

könne ruhig wegbleiben,<br />

das schaffe nur Unruhe, sagt er und<br />

blinzelt in die Oktobersonne.Gegenüber,<br />

vor dem Rathaus, erzählt Bürgermeisterin<br />

Marion Prange dem<br />

Präsidenten von ihrem Kampf gegen<br />

die Neonazis. Sie spricht vom Friedenslauf<br />

am vergangenen Wochenende<br />

und dem Friedensfest auf dem<br />

Marktplatz in drei Wochen. Denn<br />

dann werden unten, im Hotel Neisseblick,<br />

wieder die Neonazi-Bands auftreten<br />

und die NPD-Größen Uwe<br />

Voigt und Thorsten Heise sprechen.<br />

Die schmucke 2300-Einwohner-<br />

Kleinstadt an der Neiße zwischen<br />

Görlitz und Zittau ist zum neuen<br />

Wallfahrtsort für Rechtsextreme geworden.<br />

Aber den Marktplatz sollen<br />

sie nicht kriegen, sagt Prange.„Dann<br />

müssen wir wieder unsereFahrzeuge<br />

wegfahren und alles ist abgesperrt“,<br />

schimpft der Nörgler auf der anderen<br />

Platzseite über das Friedensfest.„Was<br />

da unten im Hotel passiert, störthier<br />

keinen“, schiebt er nach.<br />

„Land in Sicht“-Tour<br />

Die Zivilgesellschaft in der Provinz<br />

zu stärken ist ein hartes Brot. Und<br />

Steinmeier, am Montag in Begleitung<br />

von First Lady Elke Büdenbender<br />

und Sachsens Ministerpräsident<br />

Michael Kretschmer (CDU),<br />

schwärmt aus, umMut zu machen.<br />

„Land in Sicht“, heißt die Reihe, er<br />

war schon in der Uckermark und im<br />

Bayerischen Wald, nächste Woche<br />

geht es in die vonTruppenabzug und<br />

Strukturwandel gebeutelte Südwestpfalz.<br />

Diese Reisen gehören zu<br />

Steinmeiers liebsten Verpflichtungen,<br />

der Präsident ist sein eigener<br />

Heimatminister. In Görlitz, nach<br />

dem Eintrag in die goldenen Bücher<br />

von Stadt und Kreis sagt Steinmeier<br />

Grundsätzliches über seine Reisen<br />

durch die Provinzen: „Wenn man genauer<br />

hinschaut, sieht man, dass es<br />

ganz entgegen dem öffentlichen Eindruck<br />

keineswegs Depression gibt,<br />

es sind auch keineswegs entleerte<br />

Räume. Hier ist viel mehr los, als die<br />

Öffentlichkeit weiß.“<br />

In Ostritz besucht Steinmeier die<br />

„Schkola“, die freie Schule ist die einzige<br />

am Ort. Er spricht mit engagierten<br />

Ostritzern wie Michael Schlitt<br />

vom Internationalen Begegnungszentrum<br />

St. Marienthal. Schlitt veranstaltet<br />

die Friedensfeste. „Jedes<br />

Mal, wenn die Rechtsextremen nach<br />

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im lange von der Schließung bedrohten SiemenswerkinGörlitz<br />

AP<br />

Bundespräsident Frank-<br />

Walter Steinmeier macht bei<br />

einem weiteren Sachsen-Besuch<br />

am 1. November in<br />

Dresden und Chemnitz Station.<br />

In Dresden will sich das<br />

Staatsoberhaupt die Rassismus-Ausstellung<br />

im Deutschen<br />

Hygiene-Museum anschauen.<br />

In Chemnitz will<br />

sich Steinmeier mit Bürgern<br />

zum Gespräch treffen.<br />

POLITISCHE BESUCHE<br />

Die Ausstellung im DeutschenHygiene-Museum<br />

heißt„Rassismus. Die Erfindung<br />

vonMenschenrassen“.<br />

Sie setzt sich kritisch<br />

mit dem Begriff Rasseauseinander<br />

und beleuchtet<br />

auch die Rolledes Museums<br />

alsPropagandamaschine<br />

in der NS-Zeit. Die<br />

Ausstellung läuft noch bis<br />

zum6.Januar 2019.<br />

Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel will am 16. November<br />

nach Chemnitz reisen. In<br />

Chemnitz war es nach dem<br />

Todeines 26-jährigen Deutschen<br />

zu rechtsextremen<br />

Kundgebungen und Ausschreitungen<br />

gekommen.<br />

Angela Merkel will in Chemnitz<br />

unter anderem mit Lesernder<br />

Freien Presse diskutieren.<br />

Nächster Akt im Brexit-Drama<br />

Ostritz kommen, organisieren wir<br />

eine Gegenveranstaltung“, sagt er<br />

trotzig. „Wir sind ein kleiner Verein,<br />

es ist nicht so einfach, das dreimal<br />

pro Jahr zu machen.“ Kretschmer<br />

hat er erneut als Schirmherrngewinnen<br />

können, nun hofft er auf Unterstützung<br />

Steinmeiers. „Der Bundespräsident<br />

kann uns helfen, dass wir<br />

noch bekannter werden. Dass er<br />

heute vorbeikommt, ist schon einmal<br />

ein tolles Zeichen.“<br />

Bei Steinmeier hat Schlitt damit<br />

einen Nerv getroffen. Später,vor Ehrenamtlern<br />

in Großhennersdorf,<br />

sagt der Präsident: „Niemand darf<br />

sich an die Seite vonHetzernstellen,<br />

die andereMenschen bedrohen, verächtlich<br />

machen und ihrer Würde<br />

berauben. Mankann in Deutschland<br />

auch seine Meinung sagen, seine<br />

Unzufriedenheit äußern, ohne Verfassungsfeinden<br />

hinterherzulaufen.<br />

Jeder Einzelne ist gefordert, für die<br />

Grundlagen unseres friedlichen Zusammenlebens<br />

einzutreten, und, ja,<br />

sie zu verteidigen, wenn es not tut.“<br />

Gute Nachrichten für Görlitz<br />

Am 1. November wird Steinmeier<br />

Chemnitz besuchen. Er will dort die<br />

in Berlin erprobte „Kaffeetafel“ aufbauen,<br />

um ins Gespräch zu kommen.<br />

Dass das gerade in Chemnitz<br />

nicht einfach wird, weiß der Präsident.<br />

„Manche wollen nicht zuhören,<br />

manche wollen nicht sprechen,<br />

sondern einfach nur recht behalten.<br />

Aber ein Gesprächsangebot müssen<br />

wir immer machen.“ Steinmeier stapelt<br />

tief in den AfD-Hochburgen<br />

Sachsens.Aber er zeigt sich unbeirrt.<br />

Und wenn es gute Nachrichten<br />

gibt, nimmt er sie mit. Etwa diejenige,<br />

dass das vor einem Jahr noch<br />

von Schließung bedrohte Siemens-<br />

Werk in Görlitz nun vorerst gerettet<br />

ist. Einen Vormittag nimmt sich der<br />

Präsident für den Werksbesuch Zeit.<br />

Steinmeier zeigt sich nach seinem<br />

Rundgang beeindruckt. Er habe den<br />

Prozess um die Schließungspläne<br />

verfolgt und sei froh, dass sich Gewerkschaft,<br />

Betriebsrat und Management<br />

geeinigt haben, das Siemens-Werk<br />

fortzuführen und den<br />

überwiegenden Teil der Arbeitsplätzezuerhalten.<br />

Dassei ein wichtiges<br />

Signal für Görlitz, die Mitarbeiter<br />

und ihre Familien, aber auch für die<br />

Region. Steinmeier erwähnte auch<br />

den Abbau von170 Arbeitsplätzen in<br />

den nächsten zwei Jahren als Teil des<br />

Interessenausgleichs. Das sei<br />

schmerzlich. Jetzt gehe es darum,<br />

den Standort langfristig zukunftsfähig<br />

zu machen. Er sei zuversichtlich,<br />

dass das gelingen werde.<br />

Premierministerin Theresa May hält eine rechtzeitige Einigung auf ein Abkommen mit der EU weiter für möglich<br />

VonKatrin Pribyl, London<br />

Diese für die Brexit-Verhandlungen<br />

so schicksalhafte Woche<br />

begann für die Briten deutlich anders<br />

als gewünscht. So hatten Beobachter<br />

erwartet, dass es am Sonntag<br />

zu einem Durchbruch bei den<br />

Austrittsgesprächen kommen<br />

würde. Stattdessen aber reiste Brexit-Minister<br />

Dominic Raab nach wenigen<br />

Stunden wieder aus Brüssel<br />

zurück, ohne dass kurz vor dem am<br />

Mittwoch beginnenden EU-Gipfel<br />

eine Einigung erzielt worden wäre.<br />

Auch wenn Premierministerin Theresa<br />

May amMontag im Parlament<br />

betonte, dass ein Austrittsabkommen<br />

noch immer „erreichbar“ wäre<br />

und man „echten Fortschritt“ in der<br />

Irlandfrage erzielt habe: Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass das Königreich<br />

nun ohne Deal aus der Gemeinschaft<br />

scheidet, ist mit dem Abbruch<br />

der Gespräche wieder gewachsen.<br />

„Trotz intensiver Anstrengungen<br />

sind einige zentrale Punkte noch immer<br />

offen“, ließ EU-Chefunterhändler<br />

Michel Barnier wissen. Als größter<br />

Knackpunkt gilt die Vermeidung<br />

vonKontrollen an der irisch-nordirischen<br />

Grenze. Dersogenannte Backstop,<br />

die Rückfallversicherung für<br />

den nördlichen Landesteil, soll gewährleisten,<br />

dass es nach der Scheidung<br />

keine harte Grenze zwischen<br />

Irland und Nordirland gibt, um den<br />

Friedensprozess nicht zu gefährden.<br />

Streitfall Nordirland<br />

Die Situation ist verfahren. Brüssel<br />

wünscht einen Sonderstatus für die<br />

Region, mit dem diese weiterhin eng<br />

an das EU-Regelwerk gebunden<br />

wäre. Doch die nordirische Unionistenpartei<br />

DUP, auf deren Stimmen<br />

die Konservativen seit dem Verlust<br />

der absoluten Mehrheit angewiesen<br />

sind, lehnt diesen Entwurf kategorisch<br />

ab. May betonte am Montag<br />

abermals, dass es nicht in Frage<br />

komme, Nordirland notfalls alleine<br />

in der Zollunion und in Teilen im<br />

Binnenmarkt zu belassen.<br />

Zuletzt lag dann ein Vorschlag auf<br />

dem Tisch, nach dem das gesamte<br />

Königreich für eine Übergangszeit in<br />

der Zollunion bleiben würde, damit<br />

Grenzkontrollen weitgehend vermieden<br />

werden können. Diese Lösung<br />

könne aber nur vonvorübergehender<br />

Dauer sein, schränkte May<br />

ein. Das Problem: Der Streit zwischen<br />

London und Brüssel wäre mit<br />

dieser Option lediglich in die Zukunft<br />

verschoben.<br />

Und was noch schwerer wiegt:<br />

Die Hardliner in den konservativen<br />

Reihen sträuben sich gegen die<br />

Pläne. Sie fordern den klaren Bruch<br />

mit der Union, um wie gewünscht<br />

Handelsverträge mit Drittländern<br />

festzuzurren. Der ehemalige Außenminister<br />

und lautstarke Brexit-<br />

Cheerleader Boris Johnson etwa<br />

warf der Regierungschefin vor, eine<br />

Lösung zu verhandeln, „die Großbritannien<br />

zu einer dauerhaften Kolonie<br />

der EU macht“. Diekonservative<br />

Partei ist tief zerstritten, sodass May<br />

innenpolitisch kaum Spielraum hat.<br />

Dabei tickt die Uhr. Am 29. März<br />

2019 scheiden die Briten offiziell aus<br />

der EU aus, und Ratspräsident Donald<br />

Tusk hat bereits vorWochen angekündigt,<br />

dass nun „der Moment<br />

der Wahrheit“ gekommen sei. Soll-<br />

ten beide Seiten keine grundsätzliche<br />

Einigung finden, so warnte Tusk,<br />

werdeman im November einen Sondergipfel<br />

zur Vorbereitung eines ungeordneten<br />

Austritts einberufen.<br />

Das No-Deal-Szenario, vor dem<br />

insbesondere die Wirtschaft auf beiden<br />

Seiten des Ärmelkanals warnt,<br />

hängt drohend über dem Kontinent,<br />

und niemand weiß so richtig, ob die<br />

Fronten wirklich so verhärtet sind<br />

wie sie erscheinen oder ob die vergangenen<br />

Wochen vor allem in die<br />

Kategorie des üblichen Säbelrasselns<br />

zwischen Verhandlungspartnerngehören.<br />

Angeblich kam die Abreise von<br />

Raab keineswegs überraschend für<br />

Brüssel. Vielmehr soll es sich um<br />

eine „Choreografie“ der Londoner<br />

Regierung gehandelt haben, um der<br />

heimischen Bevölkerung zu signalisieren,<br />

dass man mit harter Hand die<br />

britischen Interessen verteidige. Es<br />

sei nun an der Zeit, einen „kühlen<br />

Kopf zu bewahren“, sagte May. Wie<br />

cool sie selbst agiert, wird sich am<br />

Mittwoch zeigen. Dann trifft sie auf<br />

die EU-Staats- und Regierungschefs.<br />

NACHRICHTEN<br />

Weniger Zuwanderer<br />

kommen nach Deutschland<br />

Im vergangenen Jahr sind unter dem<br />

Strich insgesamt 416 000 Menschen<br />

mehr nach Deutschland gekommen<br />

als gegangen. DemZuzug von1,551<br />

Millionen Menschen stand derWegzug<br />

von1,135 Millionen gegenüber,<br />

wie das Statistische Bundesamt in<br />

Wiesbaden am Montag mitteilte.<br />

2016 lag der sogenannteWanderungsüberschuss<br />

mit rund 500 000<br />

Menschen noch höher.Unter den Zugezogenen<br />

waren 2017 fast 90 Prozent<br />

(1,384 Millionen) Ausländer.865 000<br />

derWeggezogenen hatten ebenfalls<br />

einen ausländischen Pass. (dpa)<br />

Terrorhelfer Motassadeq<br />

abgeschoben<br />

Nach knapp 15 Jahren Haft ist der<br />

9/11-Terrorhelfer Mounir el Motassadeq<br />

in sein Heimatland Marokko<br />

abgeschoben worden. Schwer bewaffnete<br />

Polizisten holten ihn am<br />

Montagmittag mit einem Hubschrauber<br />

vonder Hamburger Justizvollzugsanstalt<br />

Fuhlsbüttel ab.<br />

Der44-Jährige wurde zunächst zum<br />

Helmut-Schmidt-Airportund später<br />

nach FrankfurtamMain gebracht,<br />

wo er ein Flugzeug nach Casablanca<br />

bestieg. An Bord waren auch Bundespolizisten.<br />

Motassadeq war 2004<br />

wegen Beihilfe zum Mord und Mitgliedschaft<br />

in einer terroristischen<br />

Vereinigung zu 15 Jahren Haft verurteilt<br />

worden. (dpa)<br />

AfD beantragt erneut<br />

Ausschluss von Gedeon<br />

DieAfD unternimmt einen neuen<br />

Versuch, den baden-württembergischen<br />

Landtagsabgeordneten Wolfgang<br />

Gedeon aus der Partei auszuschließen.<br />

DerBundesvorstand<br />

sprach sich einstimmig für ein Parteiausschlussverfahren<br />

aus,wie ein<br />

AfD-Sprecher am Montag bestätigte.<br />

Gedeon, der inzwischen als fraktionsloser<br />

Abgeordneter im Landtag<br />

sitzt, steht wegen antisemitischer<br />

Äußerungen in der Kritik. (dpa)<br />

Fall Chaschukdschi:<br />

Konsulat durchsucht<br />

Der Eingang des saudischen Konsulats in<br />

Istanbul, das vermutlich ein Tatortist AP<br />

Knapp zweiWochen nach demVerschwinden<br />

des Journalisten Dschamal<br />

Chaschukdschi haben türkische<br />

Beamte mit der Durchsuchung des<br />

saudiarabischen Konsulats in Istanbul<br />

begonnen. Polizisten und Staatsanwälte<br />

begaben sich am Montagabend<br />

in das Gebäude,das Chaschukdschi<br />

am 2. Oktober besucht<br />

und offenbar nicht wieder verlassen<br />

hatte.Eswar das erste Mal, dass türkische<br />

Beamte seit demVerschwinden<br />

Chaschukdschis das Konsulat betraten.<br />

US-Präsident Trump ließ sich<br />

vonSaudi-Arabiens König Salman<br />

versichern, dass das Königreich<br />

nichts mit demVerschwinden des Regierungskritikers<br />

zu tun habe. (AFP)<br />

Rebellen ziehen nicht aus<br />

syrischer Region Idlib ab<br />

Auch nach Ablauf der Frist haben sich<br />

die radikal-islamischen Milizen nicht<br />

aus der für die syrische RebellenhochburgIdlib<br />

vereinbarten Pufferzone<br />

zurückgezogen. Keine der Gruppen<br />

habe die Zone verlassen, teilte die<br />

Syrische Beobachtungsstelle für<br />

Menschenrechte mit. (dpa)


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

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Wirtschaft<br />

C&A will die<br />

Discounter<br />

angreifen<br />

Die halbe Führung<br />

wird ausgetauscht<br />

Von Uta Knapp<br />

Gut ein Jahr Zeit hat sich Alain Caparros<br />

an der Spitzevon C&A genommen<br />

–jetzt krempelt er den Textilhändler<br />

um: Diebisher siebenköpfige<br />

Spitze des Europa-Geschäfts<br />

schrumpft auf drei Personen, selbst<br />

ein Mitglied der Eigentümerfamilie<br />

Brenninkmeijer muss gehen. Die<br />

schlankereFührung soll den Wegfür<br />

einen Strategiewechsel bereiten. Dazu<br />

gehört auch ein Angriff auf die in<br />

den vergangenen Jahren stark gewachsenen<br />

Textil-Discounter.<br />

„Das Kernsortiment reicht allein<br />

nicht aus“, sagte ein Unternehmenssprecher<br />

am Montag in Düsseldorf.<br />

Neben der Ausweitung im unteren<br />

Preisbereich sei auch ein Ausbau des<br />

Sortiments an höherwertigen Marken<br />

und des Onlinehandels geplant.<br />

WieinvielenMärkten haben es auch<br />

bei Textilien derzeit vor allem die<br />

mittleren Preisklassen schwer.<br />

DasUnternehmen müsse künftig<br />

schneller entscheiden, effizienter<br />

handeln und agiler sein, erklärte Caparros.<br />

Es brauche „ein schlankes<br />

Management mit klaren ZuständigkeitenundflachenHierarchiensowie<br />

kurzen Berichts- und Entscheidungswegen“.<br />

Deshalb müssen<br />

gleich vier der sieben Topmanager<br />

für das europäische Geschäft gehen.<br />

Frank Beeck, Andreas Seitz und Manfred<br />

Mandel verlassen das Unternehmen.<br />

Bart Brenninkmeijer räumt<br />

ebenfalls seinen Posten, bleibt als<br />

Mitglied der Eigentümerfamilie aber<br />

beteiligt. Damit besteht das Führungsgremium<br />

nur noch aus Vorstandschef<br />

Alain Caparros sowie<br />

Martijn van der Zee und Tjeerd van<br />

der Zee. Die Neuaufstellung der<br />

Unternehmensspitze sei zwar Teil<br />

einer Reihe strategischer Weichenstellungen.<br />

EinPersonalabbau unter<br />

den anderen Beschäftigten sei aber<br />

nicht geplant, hieß es.<br />

Boden verloren<br />

Caparros hatte lange den Einzelhändler<br />

Rewe geführtund war in der<br />

breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden,<br />

als er massiv gegen die Tengelmann-Übernahme<br />

durch Edeka<br />

Front machte. Letztlich konnte er<br />

einen Teil des Tengelmann-Geschäfts<br />

für Rewe an Land ziehen.<br />

Nach seinem Rückzug bei Rewe ging<br />

er wenige Monate später zu C&A.<br />

Dort hatte der neue Europa-Chef<br />

schnell Veränderungen angekündigt.<br />

C&A hat in den vergangenen<br />

Jahren Boden gegen Konkurrenten<br />

wie H&M, Primark, aber auch klassische<br />

Discounter wie Aldi verloren.<br />

Hinzu kommt der Erfolg von neuen<br />

Onlinehändlernwie Zalando.<br />

„Wer in der Mitte sitzt, verspürt<br />

vonunten den Druck der Discounter,<br />

vonobenden Druck der Fashion-Anbieter.<br />

C&A macht sich jetzt wieder<br />

breiter“, hatte Deutschland-Chef<br />

Mohamed Bouyaala die neue Strategie<br />

im Fachblatt Textilwirtschaft beschrieben.<br />

Im vergangenen Jahr hat<br />

C&A wieder bessere Geschäfte gemacht.<br />

Der Umsatz in Europa stieg<br />

um 4Prozent, der Marktanteil der<br />

Kette sei europaweit leicht auf<br />

7,3 Prozent geklettert. (dpa)<br />

Alain Caparros krempelt dietraditionsreiche<br />

Textilketteum.<br />

DPA<br />

LKW-Fahrer,Pflegekräfte,Bürokaufleute,<br />

Kochgesellen,<br />

Elektriker –das Angebot offener<br />

Stellen ist beeindruckend.<br />

Doch gleichzeitig sind immer<br />

noch Millionen Menschen ohne<br />

Arbeit. Valerie Holsboer, Vorstandsmitglied<br />

der Bundesagentur für<br />

Arbeit,äußertsichzumtatsächlichen<br />

oder vermeintlichen Fachkraftmangel<br />

–und wie Arbeitslose und Lehrstellenbewerber<br />

auf der einen und<br />

offene Stellen und Ausbildungsplätze<br />

auf deranderen Seite besser zueinander<br />

finden.<br />

Frau Holsboer, der ZDH beziffert den<br />

Fachkraftmangel in Handwerksberufen<br />

auf 140 000, nach Angaben des IT-<br />

Branchenverbands Bitcom fehlen<br />

bundesweit 55 000 IT-Spezialisten,<br />

die Bundesagentur für Arbeit meldete<br />

im Sommer bundesweit 828 000 offene<br />

Stellen. Niewar dieKlage der Wirtschaft<br />

über fehlende Fachkräfte lauter.<br />

Zugleich sind 2,5 Millionen Menschen<br />

arbeitslos gemeldet. Wie kann<br />

dassein?<br />

Zunächst mal freuen wir uns natürlich<br />

über die anhaltende positive<br />

Entwicklung mit sinkender Arbeitslosigkeit<br />

und steigender Beschäftigung.<br />

Ein Nebeneffekt ist allerdings,<br />

dass viele Arbeitgeber wachsende<br />

Schwierigkeiten haben, freie Stellen<br />

zu besetzen. Im Schnitt wird eine<br />

freie Stelle mittlerweile nach 109 Tagen<br />

besetzt, vorzehn Jahren waren es<br />

lediglich 60 Tage. Zwar gibt es rein<br />

statistisch betrachtet bundesweit genug<br />

Arbeitskräfte. In einzelnen<br />

Unternehmen, Regionen und Branchen<br />

ist der Personalmangel aber ein<br />

sehr reales Problem, trotz mehr als<br />

zwei Millionen Arbeitsloser.<br />

Können oder wollen diese Menschen<br />

die freien Stellen nicht besetzen?<br />

Manche unserer Kunden können<br />

tatsächlich nicht. Siehaben „multiple<br />

Vermittlungshemmnisse“, wie wir<br />

das nennen: gesundheitliche Einschränkungen,<br />

Suchtprobleme, keine<br />

abgeschlossene Ausbildung, jahrelange<br />

Entwöhnung von einem geregelten<br />

Tagesablauf. Um diese Menschen<br />

zu erreichen, braucht es mehr<br />

als Jobangebote, da brauchen wir<br />

ganzheitliche Ansätze, diedas ganze<br />

Lebensumfeld und die Familien in<br />

den Blick nehmen. Jobcenter,öffentliche<br />

Gesundheitsdienste, Suchtund<br />

Schuldnerberatung, Kinderärzte,Schulen,<br />

Sozial- und Jugendämter<br />

müssen gemeinsam denken und<br />

handeln lernen, um die Lage der<br />

Menschen Schritt für Schritt zu verbessern.<br />

Wir müssen uns vor allem<br />

um die Kinder kümmern, damit<br />

Arbeitslosigkeit nicht von einer zur<br />

nächsten Generation weitervererbt<br />

wird. Das ist gesellschaftspolitisch<br />

wichtig, mir persönlich aber auch ein<br />

echtes Herzensanliegen.<br />

„Multiple Vermittlungshemmnisse“<br />

beantworten die Frage nach Fachkraftmangel<br />

auf der einen und<br />

Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite<br />

aber nur zum kleineren Teil.<br />

In vielen Fällen passen Angebot<br />

und Nachfrage räumlich und fachlich<br />

schlicht nicht zusammen. Der<br />

Arbeitssuchende wohnt in Brandenburg,<br />

seine Fähigkeiten werden in<br />

Baden-Württemberg nachgefragt.<br />

Andersherum benötigt ein Unternehmen<br />

Mitarbeiter mit Qualifikationen,<br />

die vor Ort nicht vorhanden<br />

sind. Es gibt Regionen, in denen wir<br />

überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit<br />

und zugleich Fachkraftmangel<br />

feststellen. Dasbeginnt schon in der<br />

Ausbildung: Dieideale Lehrstelle befindet<br />

sich eben nicht immer um die<br />

Ecke.Esistjatotalverständlich,wenn<br />

Auszubildende in der Nähe ihrer Familie<br />

und Freunde,also in ihrem bekannten<br />

Lebensumfeld ins Berufsleben<br />

einsteigen möchten –und das<br />

möglichst in ihrem Traumberuf. Aber<br />

das ist nicht immer möglich.<br />

Wiegehen Siedamit um?<br />

Wir reden mit Bewerbern und<br />

Lehrstelleninteressenten wie auch<br />

mit Arbeitgebern und Ausbildungsbetrieben.<br />

Wirversuchen beiden Seiten<br />

klarzumachen, dass man aus<br />

pragmatischen Gründen vielleicht<br />

einigeAbstricheinKaufnehmensollte.<br />

Ich wünsche mir Arbeitgeber, die<br />

sich wagemutig auf Menschen auch<br />

unterhalb des Traumkandidaten-<br />

„Geht raus,<br />

macht Praktika“<br />

Der Traumjobwartet nicht an jeder Ecke, sagt<br />

Valerie Holsboer von der Arbeitsagentur.Sie<br />

fordert Pragmatismus von Chefs und Azubis<br />

Niveaus einlassen. Viele Unternehmen<br />

haben längst begriffen, dass der<br />

Arbeitsmarkt heute ein anderer ist als<br />

noch vorzehn Jahren; und dass man<br />

sich die Mitarbeiter nicht mehr unter<br />

vielen Bewerbern aussuchen kann.<br />

Das habe ich gerade auch wieder<br />

selbst bei der Jobaktiv Messe in Berlin<br />

erlebt. Diese Unternehmen bieten<br />

Weiterbildungen an, auch für ältere<br />

Beschäftigte, und stellen Azubis ein,<br />

trotz des einen oder anderen Defizits.<br />

Andere Betriebe haben diesen Erkenntnisprozess<br />

noch vorsich.<br />

Wassollten Lehrstellenanwärter und<br />

Arbeitssuchende erkennen?<br />

Auch sie sollten bereit sein, sich<br />

von Idealvorstellungen zu verabschieden.<br />

Das fällt gerade jungen<br />

Menschen schwer. Aber da kann ich<br />

nur raten: Seht euch frühzeitig in Betrieben<br />

um. Geht raus,macht Praktika<br />

und Ferienjobs, fragt Arbeitgeber<br />

ZUR PERSON<br />

Valerie Holsboer ist seit April 2017 Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. Zuvor<br />

führte die 41-jährigeJuristin den Bundesverband der Systemgastronomie, seit 2012 leitete sie<br />

zudem die Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss. Ihre Mitgliedschaft in der Mindestlohnkommission<br />

und im Tarifausschuss des Arbeitsministeriums endeten mit Eintritt in die BA<br />

ebenso wie die Tätigkeit als ehrenamtliche Richterin am Bundesarbeitsgericht.<br />

in eurer Umgebung, ob man mal<br />

reinschnuppern kann. Wir unterstützen<br />

das mit vielen Angeboten,<br />

um den Übergang von der Schule in<br />

das Berufsleben zu erleichtern. Wir<br />

gehen beispielsweise in die Klassen<br />

und laden Auszubildende dazu, die<br />

ihre Erfahrungen direkt an ihre Altersgenossen<br />

weitergeben.<br />

Woher rühren die unrealistischen<br />

Vorstellungen junger Leute vom Berufsalltag?<br />

Das klingt jetzt vielleicht platt,<br />

aber Film und Fernsehen spielen da<br />

schon eine Rolle. Der Koch auf dem<br />

Kreuzfahrtschiff in der Vorabendseriemag<br />

einHeldsein, im wahren Leben<br />

geht es anders zu in der Restaurantküche.<br />

Zum Teil tragen auch<br />

Unternehmen selbst mit Imagekampagnen<br />

zu überzogenen Erwartungen<br />

bei. Wenn Arbeitgeber nur mit<br />

der Schokoladenseite des Berufs<br />

ISTOCK<br />

werben, die vielleicht weniger angenehmen<br />

Seiten aber verschweigen,<br />

dann sind Enttäuschungen programmiert.<br />

Und das ist ein ernstes<br />

Problem: Jedes Jahr brechen bundesweit<br />

70 000 junge Leute ihre Ausbildung<br />

vorzeitigab, manche wechseln<br />

den Ausbildungsberuf, andere den<br />

Lehrbetrieb, dritte studieren, gehen<br />

arbeiten oder melden sich arbeitslos.<br />

So oder so halte ich die Zahl von<br />

70 000 Abbrüchen aber für erschreckend,<br />

weil sie zeigt, wie häufig<br />

Wunsch und Wirklichkeit nicht zusammenpassen.<br />

Im Uni-Bereich ist<br />

das übrigens nicht anders: 800 000<br />

Studentinnen und Studenten brechen<br />

insgesamt in Deutschland ihr<br />

Studium ab.<br />

Also mehr Ehrlichkeit und weniger<br />

Hochglanzwerbung?<br />

Unbedingt, ja. Unternehmen sollten<br />

ihre Arbeitsangebote möglichst<br />

realistisch präsentieren. Sie müssen<br />

die Vorzüge der Jobs ja nicht unter<br />

den Scheffel stellen, aber sie sollten<br />

eben auch die Nachteile benennen:<br />

Ja, dumusst auch am Sonntag mal<br />

Backwaren verkaufen, aber dafür<br />

gibt’s Zuschlägeund einenfreien Tag<br />

obendrauf. Passt? Passt.<br />

Wo fehlen besonders viele Arbeitskräfte<br />

und Auszubildende?<br />

Im Einzelhandel, im Handwerk,<br />

im Gastgewerbe, inGesundheitsberufen<br />

und im sozialen Bereich allgemein.<br />

Und auf akademischer Ebene<br />

Spezialisten für IT und Künstliche Intelligenz,<br />

quer durch alle Branchen.<br />

Bis auf letztere zählen die genannten<br />

Berufe nicht eben zu den bestbezahlten<br />

der Republik, sie sind oft mit körperlichen<br />

Belastungen verbunden<br />

und mit ungünstigen Arbeitszeiten.<br />

Müssen nicht zumindest die Arbeitseinkommen<br />

in Mangelberufen kräftigsteigen,<br />

um die Lücke zuschließen?<br />

Die Bezahlung ist wichtig, aber<br />

nicht allein und nicht einmal zu allererst.<br />

Arbeitnehmerbefragungen zeigen,<br />

dass die AtmosphäreimBetrieb,<br />

das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten,<br />

die Wertschätzung der<br />

Arbeit eine größere Rolle spielen als<br />

die Vergütung. Abgesehen davon<br />

kann der Staat die Löhne ja nicht einfach<br />

per Gesetz festlegen.<br />

DieBAinvestiertviel Geld und Zeit in<br />

Qualifizierungsmaßnahmen, die<br />

aber nicht den gewünschten Erfolg<br />

zeitigten. Oft wird amkonkreten Bedarfvorbei<br />

qualifiziert.<br />

Oft auch nicht, weil wir sehr eng<br />

mit den Unternehmen vor Ort zusammenarbeiten.<br />

Aber ich will nicht<br />

bestreiten, dass es da Luft nach oben<br />

gibt. Deshalb werden wir die Qualität<br />

solcher Maßnahmen künftig besser<br />

erfassen. Wie hoch ist die Vermittlungsquote<br />

im Anschluss an die Qualifizierung?<br />

Wieviele Teilnehmer brechen<br />

ab? Wiesteht es um Fehlzeiten?<br />

Diese Kriterien sollen für die Auftragsvergabe<br />

an Weiterbildungsträger<br />

künftig maßgeblich sein. 2019<br />

wirddas neue Qualitätsmanagement<br />

dann flächendeckend scharf geschaltet.<br />

Außerdem können Arbeitsuchende<br />

mit Bildungsgutschein die<br />

absolvierte Maßnahme mit einem<br />

Sternesystem bewerten. Auch das<br />

liefert uns Hinweise auf die Qualität<br />

der Weiterbildungsangebote.<br />

Kann nicht das, was heute sinnvoll erscheint,<br />

morgen schon überholt sein?<br />

Vermehrter Robotereinsatz, künstliche<br />

Intelligenz und vollautomatisierte<br />

Fabriken schüren die Sorge vor<br />

massenhaften Arbeitsplatzverlusten.<br />

Unser Institut für ArbeitsmarktundBerufsforschunggehtdavonaus,<br />

dass diese Prozesse in den kommenden<br />

zehn Jahren rund 1,5 Millionen<br />

Stellen überflüssig machen werden,<br />

dass aber zugleich auch 1,5 Millionen<br />

neue Stellen entstehen. Leider werden<br />

die frei gewordenen Arbeitskräfte<br />

nicht einfach die neuen Stellen besetzen<br />

können, weil andere Qualifikationen<br />

gefragt sind. In Wahrheit<br />

weiß aber niemand genau, welche<br />

Arbeitskräfte wo in welcher Zahl in<br />

fünf oder zehn Jahren benötigt werden.<br />

Waswir tun können: Schritt für<br />

Schritt auf Veränderungen reagieren,<br />

auf Sicht fahren, lernbereit bleiben<br />

und offen sein für Neues.<br />

DasGespräch führte Stefan Sauer.<br />

NACHRICHTEN<br />

Tausende RWE-Mitarbeiter<br />

blockieren Zufahrten<br />

Mitarbeiter des Energiekonzerns<br />

RWEfürchten nach dem Rodungsstopp<br />

im Hambacher Forst um ihre<br />

Arbeitsplätze. Tausende blockierten<br />

am Montag Zufahrten zu den Tagebauen<br />

und Kraftwerken im rheinischen<br />

Revier.AnMahnwachen beteiligten<br />

sich nach Angaben der Gewerkschaft<br />

IG BCE etwa 4000 Beschäftigte.AmBraunkohle-Tagebau<br />

Hambach hängen nach Unternehmensangaben<br />

4600 Arbeitsplätze.<br />

Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts<br />

in Münster kann das<br />

Abbaugebiet vorerst nicht wie geplant<br />

ausgedehnt werden. DieAktionenamMontag<br />

hatten nach Konzernangaben<br />

keine Auswirkungen<br />

auf die Stromproduktion. (dpa)<br />

Leifheit-Chef Radke<br />

muss sofort gehen<br />

Der Haushaltswaren-Hersteller hat<br />

sich vonVorstandschef Thomas<br />

Radke getrennt. Wegen „unbefriedigender<br />

Umsätze“ sei er gut ein Jahr<br />

vorVertragsende mit sofortiger Wirkung<br />

freigestellt worden, teilte das<br />

Unternehmen am Montag im rheinland-pfälzischen<br />

Nassau mit. Ein<br />

Nachfolger soll noch im Verlauf des<br />

Jahres gefunden werden. DasUnternehmen<br />

hatte bereits seine Prognose<br />

für das laufende Geschäftsjahr gesenkt<br />

und erwartet nun ein Umsatzwachstum<br />

von2,5 bis3,5 Prozent.<br />

Nunwerden nur noch stagnierende<br />

Erlöse erwartet. Radkes Zukunftsstrategie<br />

„Leifheit 2020“ habe anfangs<br />

Erfolge erzielt, hieß es.„Zuletzt<br />

aber blieb der Erfolg aus.“ (dpa)<br />

Beiersdorf wechselt den<br />

Chef früher als geplant<br />

StefanDeLoecker rückt auf.<br />

DerKonsumgüterkonzernBeiersdorfwirdkünftig<br />

vonStefan De Loecker<br />

geführt. Derbisherige stellvertretende<br />

Vorstandsvorsitzende soll<br />

zum 1. Januar Stefan Heidenreich an<br />

der Spitzebeerben, wie der Konzern<br />

am Montag in Hamburgmitteilte.<br />

Bereits im Juni hatte der Nivea-Hersteller<br />

den Abgang vonHeidenreich<br />

bis spätestens mit Ablauf seines Vertrags<br />

Ende 2019 angekündigt. De<br />

Loecker ist seit Juli stellvertretender<br />

Vorstandschef und wurde vomAufsichtsrat<br />

bereits federführend mit<br />

der Ausarbeitung der weiteren Strategie<br />

betraut. (dpa)<br />

US-Handelskonzern<br />

Sears ist pleite<br />

Dastraditionsreiche US-Handelsunternehmen<br />

Sears hat einen Insolvenzantrag<br />

gestellt und Gläubigerschutz<br />

beantragt. Dervor mehr als<br />

100 Jahren gegründete Konzerndominierte<br />

über Jahrzehnte den Einzelhandel<br />

in den USA. In den vergangenen<br />

Jahren machte Sears jedoch<br />

massiveVerlusteund häufte<br />

Schulden in Milliardenhöhe an. Bereits<br />

in den Achtzigerjahren verlor<br />

das Unternehmen mit der Expansion<br />

in weitereGeschäftsfelder wie<br />

dasBank-und Hypothekengeschäft<br />

an Boden. Bald danach zogKonkurrent<br />

Walmartvorbei.Nun sollen<br />

Unternehmensteile verkauft werden,<br />

nur die rentablen Filialen werden<br />

erhalten bleiben. (dpa)<br />

DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

16.7.18<br />

16.7.18<br />

MÄRKTE<br />

▲ 11614,16 (+0,78 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

16.7.18<br />

Stand der Daten: 15.10.2018 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angabenohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

15.10.18<br />

▲ 80,68 (+0,10 %)<br />

15.10.18<br />

▲ 1,1581 (+0,06 %)<br />

Quelle:<br />

15.10.18<br />

aus DAXund MDAX vom15.10. zumVortag<br />

Osram Licht NA 32,11 +4,80 WWWWWWWWWWW<br />

Volkswagen Vz. 144,42 +3,04 WWWWWWW<br />

Bayer NA 78,07 +2,59 WWWWWW<br />

Merck 88,38 +2,46 WWWWWW<br />

Telefonica Deutschl. 3,54<br />

DeutscheTelekom NA14,15<br />

Verlierer<br />

+2,28 WWWWWW<br />

+2,09 WWWWW<br />

aus DAXund MDAX vom15.10. zumVortag<br />

MTUAeroEngines 169,00 WWWWWWWWW –3,70<br />

LufthansavNA 18,58 WWWWWWWW –3,20<br />

NormaGroup NA 45,70 WWWWWWW –2,97<br />

Gerresheimer 59,75 WWWWWWW –2,85<br />

Evotec 16,05 WWWWWWW –2,76<br />

SartoriusVz. 122,00 WWWWWWW –2,71<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 15.10. ±% z. 12.10.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) +0,50<br />

3709/3181 3210,37<br />

CAC 40 (FR) – 0,02<br />

5657/5038 5095,07<br />

S&P UK (UK) + 0,47<br />

1590/1374 1419,61<br />

RTS (RU) + 0,47<br />

1339/1039 1146,72<br />

IBEX (ES) +0,24<br />

10643/8849 8923,70<br />

Dow Jones (US) +0,01<br />

26952/22948 25341,35<br />

Bovespa (BR) +0,97<br />

88318/69069 83725,13<br />

Nikkei (JP) – 1,87<br />

24448/20347 22271,30<br />

Hang Seng (HK) –1,57<br />

33484/25125 25411,02<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,94<br />

1583/1364 1369,43<br />

Tagesgeld Zins p.a.für Beträge<br />

Kundenkontakt ab1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */ **<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

RaboDirect<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

PrivatBank 1891 */**<br />

privatbank1891.com 0,61 0,61 0,61<br />

VTB Direktbank */**<br />

vtbdirekt.de 0,60 0,60 0,60<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,60 0,60 0,60<br />

ING-DiBa *<br />

ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,05 0,05 0,05<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,17 0,17 0,16<br />

*Neukunden<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe(Donnerstag),Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

Solar- und Windparks sind billiger geworden. Auch deshalb sinkt dieUmlage.<br />

Strompreis steigt –Öko-Umlage sinkt<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Esist ein kleiner Trost für alle<br />

Stromkunden: Die EEG-<br />

Umlage sinkt im nächsten<br />

Jahr deutlich. Künftig muss<br />

jeder Haushalt nur noch 6,405 Cent<br />

pro verbrauchter Kilowattstunde<br />

Strom zahlen. Bislang waren es<br />

6,79 Cent. Schon im vergangenen<br />

Jahr war die Umlage leicht gesunken,<br />

davor seit 2010 allerdings teilweise<br />

drastisch gestiegen. Ob dadurch<br />

auch die Preise für Endkunden sinken,<br />

ist allerdings offen. AndereFaktoren<br />

zeigen eher nach oben.<br />

Reformen wirken<br />

Die EEG-Umlage finanziert die Förderung<br />

erneuerbarer Energien und<br />

macht in privaten Haushalten gut ein<br />

Fünftel des Strompreises aus.Festgesetzt<br />

wirdsie durch die Bundesnetzagentur,die<br />

dank gesunkener Kosten<br />

bei den Erneuerbaren nun Spielraum<br />

nach unten sieht. „Die in den letzten<br />

Jahren umgesetzten Reformen haben<br />

die Kostenentwicklung des EEG<br />

stark gedämpft“, erklärte die Behörde.<br />

Mit der Umstellung auf AusschreibungenwürdendieFörderkosten<br />

für neue Ökostromanlagen im<br />

Jahr 2019 sinken.<br />

Die Agentur ergänzte aber auch,<br />

dass der Rückgang „maßgeblich auf<br />

die deutlich gestiegenen Börsenstrompreise<br />

zurückzuführen ist“.<br />

Denn die Umlage gleicht die Differenz<br />

zwischen der festen Einspeisevergütung<br />

für Ökostrom und dem<br />

„Wir haben genug Platz für regenerative Energien“<br />

Laut WWF würden für einen Komplettumstiegauf Ökostrom2,5 Prozent der deutschenLandesfläche benötigt<br />

Von Andreas Niesmann<br />

Esist eine Erzählung, wie sie Industrievertreter<br />

gern verbreiten:<br />

Eine hundertprozentige Versorgung<br />

Deutschlands mit Ökostrom wäre<br />

schon wegen des Mangels geeigneter<br />

Flächen nicht möglich –außer man<br />

würde die ganzeRepublikmit Windrädern<br />

und Solarpaneelen zupflastern.<br />

Stimmt nicht, sagen jetzt zwei Studien,<br />

die der WWF am Dienstag in<br />

Berlin veröffentlichen will und die<br />

dieser <strong>Zeitung</strong> bereits vorliegen. Das<br />

Öko-Institut und das Wirtschaftsforschungsunternehmen<br />

Prognos haben<br />

im Auftrag der Umweltschützer<br />

ausgerechnet, wie viel Fläche nötig<br />

wäre, um bis 2050 den Stromverbrauch<br />

Deutschlands vollständig aus<br />

Die Regenerativenwerden billiger,aber beim Endkunden kommt davonwenig an<br />

Die Strombranche,vertreten<br />

durch den Verband<br />

BDEW, forderteine Abschaffung<br />

der Stromsteuer,um<br />

die Preise zu senken. Sie beträgt<br />

2,05 Cent pro Kilowattstunde<br />

und wurde einst eingeführt,<br />

um die Kasse der<br />

Rentenversicherung aufzubessern.<br />

Gleichzeitig sollten<br />

die Verbraucher durch diese<br />

Verteuerung zum Stromsparen<br />

ermuntertwerden.<br />

regenerativen Energien zu decken.<br />

Ergebnis: Etwa 2,5 Prozent der deutschen<br />

Landesfläche wären erforderlich,<br />

wenn man beim aktuellen regenerativen<br />

Erzeugungsmix bliebe.<br />

Würde stattdessen beim Ausbau verstärkt<br />

auf Solarenergie gesetzt, würde<br />

mit 2,3 Prozent der Landesfläche etwas<br />

weniger genügen.<br />

„Wir haben in Deutschland genug<br />

Platz für ein sauberes Energiesystem,<br />

es ist günstig und naturverträglich zu<br />

realisieren“, sagte Michael Schäfer,<br />

Leiter Klimaschutz und Energiepolitik<br />

beim WWF Deutschland. Vergangene<br />

Woche erst habe der Weltklimarat<br />

IPCC mit seinem Sonderbericht<br />

einen Weckruf gesendet, dass jetzt<br />

gehandelt werden müsse,umdie Folgen<br />

der Klimakrise abzumildern.<br />

„Für Deutschland liefern wir mit<br />

POTENZIAL FÜR PREISSENKUNGEN<br />

Das Öko-Institut hält die<br />

Steuer ebenfalls für überlebt.<br />

Die Strompreise seien<br />

in der Vergangenheit so stark<br />

gestiegen, dass es einen zusätzlichen<br />

Anreiz zum Sparen<br />

nicht mehr brauche, sagt<br />

Felix Matthes, Forschungskoordinator<br />

für Energie- und<br />

Klimapolitik an dem Wuppertaler<br />

Institut. „Die Stromsteuer<br />

hat keine Daseinsberechtigung<br />

mehr.“<br />

Der Ökostrom-Anbieter<br />

Lichtblick fordertindes „effiziente<br />

Kostenkontrollen und<br />

weniger Bürokratie bei Netzbetrieb“.<br />

So könnten die Verbraucher<br />

um Milliardenbeträgeentlastet<br />

werden, sagt<br />

Geschäftsführer Gero Lücking.Inklusiveder<br />

neuen<br />

Offshore-Umlagemachten<br />

die Netzentgelte 2019 immerhin<br />

im Schnitt 8Cent pro<br />

Kilowattstunde aus.<br />

unserer Studie nun eine Antwortauf<br />

den IPCC-Sonderbericht“, sagte<br />

Schäfer. „Wir zeigen, dass und wie<br />

sich die Energiewende unter wirtschaftlichen,<br />

ökologischen und sozialen<br />

Gesichtspunkten umsetzen<br />

lässt und Deutschland damit einen<br />

Beitrag zu den internationalen Klimaschutzbemühungenleistet.“<br />

In einerBegleitstudie hat sich das<br />

Umweltplanungsbüro Bosch &Partner<br />

mit der Frage beschäftigt,obund<br />

wie ein massiver Zubau von Windkraftanlagen<br />

mit dem Schutz bedrohter<br />

Wildvogelarten in Einklang<br />

zu bringen ist. Dazu wurden sechs<br />

Landkreise in Deutschland ausgewählt,<br />

in denen die drei besonders<br />

häufig betroffenen Vogelarten Mäusebussard,<br />

Rotmilan und Kiebitz vorkommen<br />

und in denen ein relativ ho-<br />

niedrigeren Preis an der Strombörse<br />

aus.Weil Letzterer deutlich gestiegen<br />

ist, schrumpft die Differenz und damit<br />

die Umlage. ImKern wird Strom<br />

also teurer.Das hateinerseits mit höheren<br />

Kosten für die Brennstoffe von<br />

Kohle- und Gaskraftwerken zu tun<br />

und andererseits damit, dass die Betreiber<br />

auch für CO 2 -Emissionszertifikate<br />

mehr zahlen müssen. Derzeit<br />

kosten die Verschmutzungslizenzen<br />

um die 20 Euro pro Tonne, das ist<br />

mehr als dreimal so viel wie vorzwölf<br />

Monaten.<br />

Außerdem kommt eine neue Abgabe<br />

hinzu, deren Tarifebenfalls am<br />

Montag bekannt gegeben wurde.Für<br />

die sogenannte Offshore-Netzumlage<br />

müssen Stromkunden vonJanuar<br />

an 0,416 Cent pro Kilowattstunde<br />

zahlen. Das Geld wird einkassiert,<br />

um die Kosten für den Anschluss der<br />

großen Windmühlen vorden Küsten<br />

ans Netz zu schultern. Bislang war<br />

dies ein Teil der allgemeinen Netzentgelte<br />

–eine weitere Umlage, mit<br />

der Verbraucher dafür zahlen, dass<br />

ihr Stromdurch die Leitungen transportiert<br />

wird. Für jedes der bundesweit<br />

rund 800 regionalen Netze gelten<br />

eigene Tarife. Sie liegen mittlerweile<br />

vielfach über der EEG-Umlage.<br />

DieExpertendes Verbraucherportals<br />

Verivox gehen derzeit aber davon<br />

aus, dass die Netzentgelte im Bundesdurchschnitt<br />

in etwa stabil bleiben.<br />

Doch die Unterschiede sind<br />

groß. In den östlichen Bundesländern<br />

gebe es teilweise Ermäßigungen,<br />

so Verivox. Dafür müssen Verbraucher<br />

im Norden deutlich tiefer in<br />

die Tasche greifen.<br />

Streit um Abgaben<br />

DPA/HILDENBRAND<br />

Derheftige Streit um Steuernund Abgaben<br />

auf Stromwirdauch durch das<br />

Sinken der EEG-Umlage nicht entschärft.<br />

Laut Bundesverband der<br />

Energie- und Wasserwirtschaft<br />

(BDEW) machen sie mittlerweile im<br />

Schnitt mehr als 54 Prozent des Gesamtpreises<br />

für Haushaltskunden<br />

aus. Den Unternehmen blieben<br />

kaum Spielräume, beklagt der Branchenverband:<br />

Nur noch gut 20 Prozent<br />

des Endkundenpreises seien<br />

von den Lieferanten direkt beeinflussbar,<br />

über den Rest bestimme<br />

letztlich der Staat mit Steuern, Abgaben<br />

und Umlagen.<br />

Verbraucher in Deutschland zahlen<br />

derzeit durchschnittlich knapp<br />

30 Cent pro Kilowattstunde. Ein<br />

Zweipersonenhaushalt verbraucht –<br />

je nach angeschlossenen Geräten –<br />

rund 3000 Kilowattstunden im Jahr.<br />

Offen ist, wie sich das Preisniveau<br />

2019 entwickeln wird. Dashängt von<br />

den Strategien der Versorgungsunternehmen<br />

ab. Viele haben sich<br />

mit langfristigen Lieferverträgen abgesichert<br />

und beziehen auch 2019<br />

billigen Strom. Anbieter,die kurzfristig<br />

an der Strombörse einkaufen,<br />

müssen mit höheren Preisen kalkulieren,<br />

die sie weitergeben werden.<br />

her Zubau an Windkraftanlagen erwartet<br />

wird. Auch diese Studie<br />

kommt zu einem aus Sicht der Umweltschützer<br />

positiven Resümee.<br />

Selbst in Landkreisen, in denen mit<br />

überdurchschnittlich vielen Windkraftanlagen<br />

zu rechnen sei, könnten<br />

genügend Flächen für den Ausbau<br />

gefunden werden, ohne große Konflikte<br />

mit dem Naturschutz hervorzurufen,<br />

schreiben die Autoren.<br />

Auf Basis der Studien fordert der<br />

WWF, die Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energien innerhalb der<br />

nächstenDekadezuverdoppeln.„Bis<br />

2030 müssen jährlich etwa 400 Terawattstunden<br />

aus regenerativen Energien<br />

erzeugt werden, was einem Anteil<br />

vonknapp80Prozentander Bruttostromerzeugung<br />

entsprechen würde“,<br />

schreiben die Naturschützer.<br />

Auch Opel<br />

unter<br />

Verdacht<br />

Razzia in der Zentrale<br />

des Autobauers<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Jetzt hat es also Opel zum zweiten<br />

Mal erwischt. Am Montag haben<br />

Ermittler des hessischen Landeskriminalamtes<br />

Räume des Rüsselsheimer<br />

Autobauers durchsucht.<br />

Nach den Worten der Frankfurter<br />

Oberstaatsanwältin Nadja Niesen<br />

werde wegen Betrugsverdachts ermittelt.<br />

Opel wird vorgeworfen, Dieselautos<br />

mit manipulierter Abgassoftwareverkauft<br />

zu haben. Zugleich<br />

steht laut Bundesverkehrsministerium<br />

ein amtlicher Rückruf für rund<br />

100 000 Fahrzeuge kurzbevor.<br />

Vom Rüsselsheimer Unternehmenwarzunächstlediglichdieinsolchen<br />

Fällen übliche Standardformel<br />

zu hören: Man kooperiere imvollen<br />

Umfang mit den Behörden.<br />

Die Ermittlungen der hessischen<br />

Justizbehörden kommen nicht überraschend.<br />

Mitte Juli hatte das Kraftfahrtbundesamt<br />

(KBA) eine sogenannte<br />

amtliche Anhörung gestartet.<br />

Es ging um die Funktionsweise der<br />

Abgasreinigung bei drei Modellen,<br />

für die die neueste AbgasnormEuro6<br />

gilt. Dieselfahrzeuge der Modelle Zafira,<br />

Insignia und Cascada sollen betroffen<br />

sein.<br />

DasVerkehrsministeriumrichtete<br />

am Montag über Twitter schwere<br />

Vorwürfe gegen Opel. Schon Ende<br />

2015 seien bei Autos des Rüsselsheimer<br />

Unternehmens Abschalteinrichtungen<br />

gefunden worden, bei<br />

denen das Ministerium Zweifel an<br />

ihrer Zulässigkeit gehabt habe. Bei<br />

Fahrtests auf öffentlichen Straßen<br />

stellten KBA-Experten Werte des<br />

Reizgases Stickstoffdioxid fest, die<br />

weit über den zulässigen Grenzwerten<br />

lagen. Die Abweichungen beim<br />

Insignia und Zafirawurden als „nicht<br />

plausibel erklärbar“ kategorisiert.<br />

Bei diesen Autos schaltete die von<br />

Bosch zugelieferte Software für die<br />

Motorsteuerung beim Unterschreiten<br />

einer bestimmten Außentemperatur<br />

die Abgasreinigung ab, und<br />

zwar schon bei weniger als 17 Grad.<br />

Beim Zafiraergaben sich dadurch<br />

NO X -Werte, die den zulässigen Wert<br />

um mehr als das Zehnfache überschritten.<br />

Beim Insignia war es der<br />

Faktor acht.<br />

Anfang 2016 habe das KBA sogenannte<br />

freiwillige Servicemaßnahmen<br />

angeordnet, gemeint sind Aktualisierungen<br />

der Softwarefür die Motorsteuerung.<br />

„Die Durchführung<br />

dieser Servicemaßnahme wurde von<br />

Opel lange verschleppt“, so das Ministerium,<br />

das eine Tonlage einschlägt,<br />

die so bislang nicht zu hören<br />

war.Bislang seien nur 70 Prozent der<br />

geforderten Software-Updates bei<br />

den drei betroffenen Modellen<br />

durchgeführtworden.<br />

Anfang 2018 sei eine weitere Abschalteinrichtung<br />

gefunden worden,<br />

die das KBA als unzulässig eingestuft<br />

habe. Aus diesem Grund laufe nun<br />

die Anhörung, mit dem Ziel für die<br />

Modelle einen Rückruf anzuordnen.<br />

Auch diese Anhörung werde von<br />

Opel „mit immer neuen technischen<br />

Argumenten zeitlich verschleppt“,<br />

heißt es aus dem Haus von Andreas<br />

Scheuer(CSU).Der amtlicheRückruf<br />

der rund 100 000 Fahrzeuge stehe<br />

nun aber kurzbevor.<br />

AuchOpel bekommt massivÄrger mit<br />

den Ermittlern.<br />

DPA


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Straßenverkehr<br />

ZITAT<br />

Die schwarzgrüne<br />

Gefahr<br />

Peter Neumann<br />

hält es für sinnvolle, Berlins Grünpfeilkreuzungen<br />

zu überprüfen.<br />

Auf den ersten Blick sieht es nicht danach<br />

aus, dass der Grünpfeil ein großes<br />

Risiko darstellt. An <strong>Berliner</strong> Kreuzungen,<br />

an denen bei Rot rechts abgebogen<br />

werden darf, haben sich im Zeitraum<br />

2015 bis 2017 insgesamt 31 Verkehrsunfälle<br />

ereignet. Bei 13 dieser Kollisionen<br />

wurden Menschen verletzt. 31 Unfälle in<br />

drei Jahren –das ist doch nicht viel, oder?<br />

Dasmag sein. Trotzdem wäreesander<br />

Zeit, dieses Thema auch in Berlin etwas<br />

näher zu beleuchten. Denn jeder, der<br />

schon einmal etwas länger an einer Grünpfeilkreuzung<br />

gestanden hat, der wirdbestätigen,<br />

dass Fußgänger und Radfahrer<br />

dortpermanent in Gefahr schweben, dass<br />

Beinaheunfälle nicht selten sind. Zwar<br />

müssen Kraftfahrer kurz anhalten, bevor<br />

sie um die Ecke fahren. Doch Studien zeigen,<br />

dass sich die meisten nicht daran<br />

halten. Manchmal ist es sogar so, dass<br />

sich Fahrer, die brav stoppen, selbst gefährden:<br />

Sie müssen damit rechnen, dass<br />

Grünpfeil-Raser hinter ihnen auffahren.<br />

Für Fußgänger und Radfahrer hat das<br />

zur Folge, dass sie bei Grün trotzdem damit<br />

rechnen müssen, dass ihnen Autos<br />

und Lastwagen in die Quere kommen.<br />

Daspasst nicht zu dieser Stadt, in der sich<br />

eine rot-rot-grüne Koalition die Förderung<br />

der nichtmotorisierten Verkehrsarten<br />

auf die Fahnen geschrieben hat.<br />

Darumsollte das nächste Kapitel des Mobilitätsgesetzes,<br />

indem es um den Fußverkehr<br />

geht, die umfassende Prüfung aller<br />

Grünpfeile in dieser Stadt vorsehen.<br />

DenAutofahrernwürde dadurch übrigens<br />

nichts genommen. Denn eine Studie<br />

der Unfallforschung der Versicherer zeigt,<br />

dass sie unterm Strich durch Grünpfeile<br />

kaum Zeit sparen. Meist geht der Vorteil<br />

durch eine längere Wartezeit an der<br />

nächsten Ampel wieder verloren.<br />

Digitalisierung<br />

VomNutzen einer<br />

Drohung<br />

Timot Szent-Ivanyi<br />

lobt Jens Spahn, der sich für die<br />

Gesundheitskarte eingesetzt hat.<br />

Man kommt aus dem Staunen nicht<br />

mehr heraus.Seit mehr als 15 Jahren<br />

bekriegen sich Kassen, Krankenhäuser,<br />

Ärzte und Apotheker bei dem Versuch, das<br />

deutsche Gesundheitswesen zu digitalisieren.<br />

Milliarden wurden versenkt, um eine<br />

elektronische Gesundheitskarte zu etablieren,<br />

die die Grundlage für eine digitale<br />

Patientenakte sein sollte. Doch plötzlich<br />

geht alles ganz schnell. In kurzer Frist haben<br />

sich Kassen und Ärzte auf ein gemeinsamesVorgehen<br />

geeinigt.<br />

Wereinmal in der Notlage war, wichtige<br />

Befunde von einem Arzt besorgen zu<br />

müssen, der inzwischen in den Ruhestand<br />

gegangen ist, weiß, wie wichtig eine<br />

elektronische Patientenakte ist. Sie wird<br />

helfen, Doppeluntersuchungen zu vermeiden<br />

und schneller als bisher die geeignete<br />

Behandlung eines Patienten zu ermöglichen.<br />

Wechselwirkungen zwischen<br />

unterschiedlichen Medikamenten können<br />

verhindert werden, weil die App der<br />

Gesundheitsakte Alarm schlägt, sobald<br />

gefährliche Kombinationen erkannt werden.<br />

Die Zahl der möglichen Anwendungen<br />

ist heute noch gar nicht überschaubar.DaderVersicherte<br />

der Herr über seine<br />

Daten bleibt, muss sich niemand Sorgen<br />

um den Schutz derselben machen.<br />

Dass es plötzlich so schnell geht, darf<br />

dem als ungeduldig geltenden Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn zugerechnet werden.<br />

Spahn hat auf einem völlig anderen<br />

Gebiet –esging um die Personalausstattung<br />

vonKliniken –gezeigt, dass er sich vonden<br />

Akteuren im Gesundheitswesen nicht auf<br />

der Nase herumtanzen lässt. Kurzerhand<br />

riss er die Entscheidung an sich. Auch bei<br />

der Patientenakte machte er den Beteiligten<br />

klar,dass er rasch Ergebnisse sehen will. Die<br />

Drohkulisse hat gewirkt. Endlich.<br />

Das Affentheater<br />

Esist eine Wahl gewesen wie ein Erdbeben<br />

und erstmal hält alles den<br />

Atem an. Eine schwere Niederlage,<br />

sagt CSU-Spitzenkandidat Markus<br />

Söder und verfügt in seiner Partei denVerzicht<br />

aufs ganz große Drama und die Konzentration<br />

auf Koalitionsverhandlungen. Dabei<br />

hatte die CSU den erneuten Verlust der absoluten<br />

Mehrheit als ihren Untergang beschrieben<br />

–und den von Bayern und vermutlich<br />

auch des Rests des Landes gleich mit.<br />

„Ein Schuss vor den Bug“, sagt die CDU-<br />

Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer.<br />

Die CDU beschließt nach diesem<br />

Schuss, dass ihre Fachausschüsse künftig<br />

zwei Vorsitzende haben sollen. Alles wie immer<br />

also in der Union nach einem Absturz<br />

der CSU, der ja auch die Mehrheitsfähigkeit<br />

der Union im Bund gefährden kann?<br />

Es ist eine trügerische Ruhe. Die Parteispitzen<br />

haben einfach mal die Pausentaste<br />

gedrückt. Die CDU hält an sich, weil sie selber<br />

noch eine Landtagswahl vor sich hat: In<br />

zwei Wochen wird inHessen gewählt. Am<br />

nächsten Wahlsonntag endet dann die selbst<br />

auferlegte Schweigepflicht bei der CDU. Auch<br />

bei der SPD,die in Hessen mit einer gewissen<br />

Verzweiflung hofft, wird dann noch mal härter<br />

diskutiert werden. Die CSU muss sich bis<br />

Mitte November zusammenreißen, weil für<br />

die Regierungsbildung laut bayerischer Verfassung<br />

nur vier Wochen zur Verfügung stehen.<br />

DieAbwesenheit vonDrama ist ein Stück<br />

weit wohltuend, es ist schon genug davon<br />

geboten gewesen von Seiten der Bundesregierung<br />

in den vergangenen Monaten –von<br />

der Regierungsbildung über SPD-Vorsitzendenwechsel<br />

bis zum erneuten Flüchtlingsstreit<br />

und zuletzt der Farce umVerfassungsschutzchef<br />

Hans-Georg Maaßen. Stil und<br />

Wenn russische Geheimdienste morden,<br />

reagiert die Bundesregierung hart. Ist<br />

die saudische Regierung verdächtig, den Regimekritiker<br />

Dschamal Chaschukdschi<br />

heimtückisch ermordet zu haben, fordertim<br />

regierenden Berlin niemand Wirtschaftssanktionen.<br />

Wenn der IS, wie dieser Tage geschehen,<br />

150 syrische Familien, hauptsächlich<br />

Frauen und Kinder,entführt, fällt Angela<br />

Merkels Sprecher Steffen Seibertdazu nichts<br />

ein. Wenn aber die syrische Armee versucht,<br />

solchen Terroristen das Handwerk zulegen,<br />

dann gilt: Alles, was Assad tut, ist böse. So<br />

funktioniertdoppelte Moral. Im Hinblick auf<br />

Saudi-Arabien folgt sie wirtschaftlichen Interessen.<br />

Im Fall Syrien wollen unsereRegierenden<br />

nicht zugeben, dass sie jahrelang mit<br />

sträflichem Leichtsinn „die Rebellen“ angefeuerthaben.<br />

Dabei ist dieser Fehler längst klar. Was<br />

Ägypten betrifft, sind alle führenden Politiker<br />

von Berlin über Jerusalem, London und<br />

Washington in halb versteckter Weise heilfroh<br />

über die dort herrschende Militärjunta.<br />

Diese putschte 2013 gegen die demokratisch<br />

gewählte Regierung der islamistischen Muslimbrüder<br />

und verhängte Hunderte Todesurteile<br />

gegen deren Unterstützer. Zuvor<br />

hatte die Bundesregierung seit 2011 die Umstürzler<br />

auf dem Kairoer Tahrir-Platz mit aufgewiegelt<br />

und Regierungssprecher Steffen<br />

Seibert erklären lassen: „Die ägyptische Bevölkerung<br />

demonstriert für Ideale wie Freiheit,<br />

Demokratie, faire Wahlen und Menschenwürde.“<br />

Pustekuchen. Unter den nicht<br />

Nach der Bayern-Wahl<br />

Mehr als<br />

Stilfragen<br />

Daniela Vates<br />

erwartet, dass die harten Auseinandersetzungen<br />

erst nach der Hessenwahl kommen.<br />

Umgangston sollen sich nun ändern, mahnt<br />

vorallem die CDU an. Auch manch einem in<br />

der CSU ist die Idee schon gekommen.<br />

Es wäremit Sicherheit eine gute Idee.Die<br />

erste Hürde aber wäreein Umdenken der Beteiligten,<br />

vondenen manche den Kampfmodus<br />

tief verinnerlicht haben.<br />

Ob sich über Stilfragen diese Koalition<br />

retten lässt, ist ohnehin fraglich. Dasliegt an<br />

der SPD,die aus Schwäche aus der Regierung<br />

hinausdiffundieren könnte. Aber es liegt<br />

nicht weniger auch an den Unionsparteien<br />

und ihren offenen Führungsfragen, die den<br />

Parteien das erschweren, was dringend nötig<br />

ist: inhaltliche Besinnung.<br />

In der CSU ist Söder zwar stark, aber nicht<br />

stark genug, um Seehofer zu entmachten<br />

KOLUMNE<br />

Deutschland,<br />

Russland,<br />

Syrien II<br />

Götz Aly,<br />

Historiker<br />

gerade schönen Alternativen finde auch ich<br />

die des Militärdiktators Al-Sisi die vorläufig<br />

beste,weil alles andereinChaos und Bürgerkrieg<br />

geführt hätte (siehe Libyen). Ich habe<br />

mich keine Sekunde lang den Illusionen des<br />

„arabischen Frühlings“ hingegeben.<br />

Warum? Dassei mit einem Text aus dem Jahr<br />

1887 begründet: Wo mehrereethnische,religiöse,<br />

sprachliche oder soziale Gegensätze<br />

„vorhanden sind, aber schlummernund sich<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

und sich sofort zum Alleinherrscher aufzuschwingen.<br />

Er ist auch nicht entspannt genug,<br />

den Parteivorsitz einem anderen Nicht-<br />

Seehofer zu überlassen, wie zum Beispiel<br />

Manfred Weber.Auch wenn der für eine konstruktivere<br />

CSU stünde, wie sie viele ihrer<br />

Wähler offenbar vermisst haben. Auch in einer<br />

Koalitionsregierung wirdder CSU nichts<br />

anderes übrig bleiben, als sich über mehr zu<br />

definieren als nur über die Abschiebungen<br />

und Grenzkontrollen. Der Hinweis aus der<br />

Parteispitze, man müsse sich nun wieder<br />

mehr mit den Kirchen beschäftigen, die sich<br />

wegen der Flüchtlingspolitik vonder ihr traditionell<br />

nahe stehenden Partei abgewandt<br />

hatten, ist dafür ein Zeichen. Auch die plötzliche<br />

Wiederentdeckung des Themas Umweltschutz<br />

spricht dafür. Allerdings wäre<br />

dies auch eine Entscheidung für mehr Merkel<br />

in der CSU –und das wärenicht nur eine<br />

Ironie der Geschichte, sondern eine weitere<br />

Niederlage für Seehofer und Söder.<br />

In der CDU geht es gleichzeitig ausgerechnet<br />

um das Ende der ÄraMerkel. DiePositionskämpfe<br />

für die Nachfolge Merkels als<br />

Parteichefin haben begonnen. Es gibt eine<br />

Sehnsucht nach Neuem, die allerdings nicht<br />

immer klar definiert ist. Die Hessenwahl<br />

kann da wie ein Startschuss wirken und damit<br />

das Ende der Koalition von dieser Seite<br />

einläuten: Merkel hat Parteivorsitz und<br />

Kanzlerschaft verbunden. Ihre Nachfolger<br />

müssten sich den Grünen und der FDP als<br />

Alternativ-Regierungspartner sehr sicher<br />

sein –auf den Langmut der Wähler angesichts<br />

von dann erneuten Koalitionsgesprächen<br />

könnten sie wohl kaum zählen. Es ist<br />

eine weitereLehrenicht nur aus diesem Bayernwahlkampf:<br />

Mitbrutalen Machtkämpfen<br />

sind dieWähler nicht zu begeistern. Regieren<br />

ohne Krisenmodus wäremal nicht schlecht.<br />

nur wenig bemerkbar machen, ist es in den<br />

meisten Fällen bedenklicher als die Volksaufwiegler<br />

ahnen, einen derselben zu erwecken<br />

oder aufzustacheln“. So formulierte der<br />

bayerisch-jüdische Orientalist und Jurist Dr.<br />

Siegfried Lichtenstaedter (1865–1942) das<br />

auch heute aktuelle Problem vor 131 Jahren<br />

und fuhr fort: „Denn in der Regel kann nicht<br />

dafür gebürgt werden, dass nicht durch die<br />

Erschütterung des Rechtsbewusstseins auch<br />

die anderen Gegensätze rege werden. So ist<br />

es ganz erklärlich, dass –was so oft übersehen<br />

wird – irgendein Gegensatz Hand in<br />

Hand mit dem Brotneide geht. Die ungeheure<br />

Bedeutung des reinen materiellen Eigennutzes<br />

wird bei der Beurteilung der Gegensätzenur<br />

allzu oft völlig verkannt.“<br />

Manbetrachte die gegenwärtigen Bürgerkriege<br />

im Irak, in Libyen, im Jemen und in Syrien.<br />

Natürlich wurden dort üble Diktatoren<br />

gestürzt oder bekämpft, ebenso Unfreiheit<br />

und Willkür. Aber:Wer die einmal etablierte<br />

Ordnung zerstört, und sei es in bester Absicht,<br />

der wecktinvielen Fällen und zumeist<br />

unbedacht die Geister des Hasses,der Rache,<br />

der Raubgier und der Mordlust; der weckt<br />

alte Stammes- und Religionsfehden, ebenso<br />

ethnische und kulturelle Gegensätze, die zu<br />

sozialen geworden sind. All diese Konflikte<br />

fusionieren dann zu unkontrollierten Gewaltexplosionen,<br />

die nur noch schwer befriedet<br />

werden können. Zu fördernsind nicht<br />

Revolutionen, sondern langsame, einigermaßen<br />

friedliche Veränderungen – hin zu<br />

Freiheit und Recht.<br />

„Schöne Nachrichten<br />

zum Aufwachen an einem<br />

Montagmorgen.“<br />

Woody Johnson,<br />

US-Botschafter in London, zu der Meldung,<br />

dass Prinz Harry und seine Frau Meghan<br />

schwanger sind und der<br />

Nachwuchs nächstes Frühjahr erwartet wird.<br />

AUSLESE<br />

Gegen den<br />

Abstieg<br />

Eine Bemerkung vorneweg: Mesut Özil<br />

war nicht schuld an der Niederlage<br />

gegen die Niederlande. Erhat gar nicht<br />

mitgespielt, er ist ja aus der Nationalelf<br />

zurückgetreten. Der Auftritt der DFB-Elf<br />

gegen die Niederlande war trotzdem katastrophal,<br />

da gab es in der internationalen<br />

Presse keine zwei Meinungen.<br />

Die französische <strong>Zeitung</strong> L’Equipe<br />

schreibt: „Tiefer als die Niederlande!“ Italiens<br />

Gazzetta dello Sport:„DieDeutschen<br />

sind mit dem Kopf noch in Russland.“ Der<br />

niederländische Volkskrant: „Die deutsche<br />

Elfmachte einen blassen Eindruck.“<br />

Oder Sport, ebenfalls Niederlande:<br />

„Deutschland ist weiterhin im WM-Modus.“<br />

Spaniens AS: „Die ‚Mannschaft‘ ist<br />

nur noch eine Karikatur ihrer selbst.“ La<br />

Repubblica, Italien: „Löws Mannschaft<br />

zeigt sich vonAnfang an langsam und unbeholfen.“<br />

Undandiesem Dienstag geht es gegen<br />

Weltmeister Frankreich und gegen den<br />

Abstieg in der Nation League. Ouest<br />

France, Frankreich: „Die Deutschen stehen<br />

mit dem Rücken zurWand.“ Oder wie<br />

es die spanische <strong>Zeitung</strong> Marcha schreibt:<br />

Es geht „schon um fast alles“.<br />

Tobias Miller<br />

KORREKTUR<br />

In der Wochenendausgabe wird in einem Text über den<br />

FC Bayern die Kneipe Dachkammer in der Simon-<br />

Dach-Straße in Berlin-Friedrichshain als Bayern-Fan-<br />

Treff genannt. Das ist falsch. Gemeint war die Kneipe<br />

Bretterbude in der Niederbarnimstraße in der Nähe.<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Thilo Knott.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

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Textchefin: Bettina Cosack.<br />

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Regio: Arno Schupp, MaikeSchultz, Karim Mahmoud.<br />

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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3: Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

<strong>Berliner</strong> Forscher<br />

gegenmultiresistente<br />

Keime<br />

Seite 16<br />

Wärme für Ulan-Bator: <strong>Berliner</strong> Start-up setzt auf den Fernen Osten Seite 12<br />

Abriss statt Treffpunkt: Das alte Diesterweg-Gymnasium kommt weg Seite 14<br />

Stadtbild<br />

NACHRICHTEN<br />

Pfitzes<br />

Platte<br />

Andreas Kurtz freut sich<br />

über einen Auflauf am<br />

Bülowbogen<br />

Erhat den Bülowbogen bekannt<br />

gemacht. Deshalb war es gar<br />

keine Frage,wodie <strong>Berliner</strong> Gedenktafel<br />

für den vor15Jahren verstorbenen<br />

Kabarettisten und Schauspieler<br />

Günter Pfitzmann hängen muss.Natürlich<br />

am Haus in der Zietenstraße<br />

22 in Schöneberg, in dem sich in der<br />

Fernsehserie „Praxis Bülowbogen“<br />

die titelgebende Praxis befand. Dort<br />

praktizierte Pfitze als Dr. Peter<br />

Brockmann in 107 Folgen von 1987<br />

bis 1996. Seine große Popularität in<br />

dieser Rolle hatte sicher damit zu<br />

tun, dass er seine Patienten nicht nur<br />

medizinisch versorgte, sondern sie<br />

vor allem als Menschen behandelte.<br />

DasWartezimmer war voll –das kennen<br />

wir –, aber der Doktor nahm sich<br />

trotzdem immer Zeit für ein<br />

Schwätzchen, für einen weisen Rat<br />

oder für Ermittlungen im Umfeld des<br />

Patienten, um zur tieferen Ursache<br />

von dessen Erkrankung vorzudringen.<br />

Vor seinem Einstieg in die<br />

TV-Mediziner-Zunft war Pfitzmann<br />

als Otto Krüger in der populären Serie„Drei<br />

Damen vomGrill“ zu sehen<br />

gewesen. Nach dem Abschied vom<br />

Bülowbogen wurde er zum Unternehmer<br />

Richard Kaiser in der Serie<br />

„Der Havelkaiser“.<br />

Pfitzmann stand in seiner zweiten<br />

Lebenshälfte der CDU näher als<br />

anderen Parteien in Berlin. DerVersuch<br />

der Christdemokraten, eine<br />

Straße im Bülowkieznach ihm zu benennen,<br />

scheiterte 2014 am Votum<br />

der rot-grünen Zählgemeinschaft in<br />

Tempelhof-Schöneberg. Die begründete<br />

ihre Ablehnung damit,<br />

dass Pfitzmann keine Frau sei.<br />

Ein kleines Happy End gab es zu<br />

seinem 93. Geburtstag im April2017:<br />

In Nikolassee, woerbis zu seinem<br />

Tode wohnte, wurde ein bis dahin<br />

namenloser Platz an der Matterhornstraße<br />

mit dem Namen Günter-<br />

Pfitzmann-Platz versehen. Jetzt<br />

kommt mit der Gedenktafel ein weiterer<br />

Erinnerungspunkt für seine<br />

Fans auf die <strong>Berliner</strong> Karte. Eingeweiht<br />

wurde die am Montagnachmittag<br />

durch Kultursenator Klaus<br />

Lederer vonder Linkspartei, der sich<br />

über den Menschenauflauf zu diesem<br />

Anlass freute: „Nicht immer ist<br />

die Resonanz auf unsere Gedenktafeleinweihungen<br />

so groß wie heute.“<br />

Die liebevolle Laudatio hielt Brigitte<br />

Grothum, die 47 Jahre lang mit<br />

Pfitzmann auf Bühnen und vor Kameras<br />

gestanden hatte.Sie erinnerte<br />

an seine Lieblingsfilme: „Günter waren<br />

besonders seine Rollen in Antikriegsfilmen<br />

wie ,Die Brücke’ und<br />

,Hunde, wollt ihr ewig leben?’ wichtig.“<br />

Undandie soziale Ader des Kollegen:<br />

„Wie oft habe ich erlebt, dass<br />

er Schauspielern, die gerade ein Tief<br />

hatten, zu einer Rolle verhalf.“<br />

WitweLilo Pfitzmann mit ihrem Sohn Andreas.<br />

DAVIDS/SVEN DARMER<br />

Letzter Gruß: Blumen und Kerzen für Ibrahim A.,der Junge wurde am Sonntag beim Spielen von einem Holzklotz erschlagen.<br />

Auf dem Gehweg brennen<br />

Grabkerzen. Rosen liegen<br />

daneben. Im Laufe des Tages<br />

werden es immer<br />

mehr. Nachbarn kommen, eine<br />

Gruppe Jugendlicher rückt enger zusammen,<br />

manche weinen. DieMenschen<br />

stehen an diesem Tagmit gesenkten<br />

Köpfen genau an jener<br />

Stelle, an der einen Tag zuvor der<br />

acht Jahrealte Ibrahim A. voneinem<br />

Baumstamm erschlagen wurde. Der<br />

abgesägte Holzklotz ist aus einem<br />

Fenster des 15-geschossigen Hochhauses<br />

im Märkischen Viertel in Reinickendorf<br />

gefallen oder geworfen<br />

worden, das ist noch unklar. Der<br />

Klotz traf den unten entlangradelnden<br />

Achtjährigen am Kopf. Der<br />

Junge starb trotz sofortiger Hilfe eines<br />

Notarztes am Unfallort in der<br />

Tiefenseer Straße.<br />

Polizisten haben in der Nacht das<br />

gesamte Haus nach Spuren durchsucht,<br />

auch im obersten Stockwerk<br />

des Hauses waren sie.Sie haben bisher<br />

niemanden festgenommen. War<br />

es ein Unfall oder Mord?„Wir ermitteln<br />

wegen eines vorsätzlichen Tötungsdelikts“,<br />

sagte der Sprecher der<br />

Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.<br />

„Von einem Unglück gehen wir nicht<br />

aus.“ Steltner spricht von Tatabläufen,<br />

die noch unklar sind. Näheres<br />

sagte er nicht.<br />

Nachbarn berichten am Montag<br />

von zwei Jungen, die am frühen<br />

Sonntagnachmittag einen abgesägten<br />

Holzklotz in das Haus geschleppt<br />

und wenig später von oben heruntergeworfen<br />

haben sollen. Sollte es<br />

tatsächlich so gewesen sein, dann<br />

wäreder Todvon Ibrahim A. womöglich<br />

eine unbedachte Tatvon Kindern,<br />

ein Dummer-Jungen-Streich<br />

mit schrecklichen Folgen.<br />

Andere Hausbewohner wollen<br />

mitbekommen haben, dass der Birkenstamm<br />

schon seit geraumer Zeit<br />

im Hausflur gelegen hat. Kinder und<br />

Jugendliche sollen ihn als Sitz genutzt<br />

haben. Andere erzählen, die<br />

jungen Leute hätten am obersten<br />

Flurfenster heimlich geraucht.<br />

Laut Polizei steht fest, dass Ibrahim<br />

A., der zu einer tschetschenischen<br />

Familie gehört, am Sonntag<br />

gegen 13.30 Uhr mit seinem BMX-<br />

Rad aus dem Hochhaus gekommen<br />

Ein Kiez<br />

trauert<br />

Vonobengeworfen? Im Märkischen Viertelhat<br />

ein Holzklotz einen Achtjährigen erschlagen.<br />

Die Polizei sucht nach Spuren<br />

VonStefan Strauß, Klaus Oberst und Lutz Schnedelbach<br />

Dieser Baumstamm wurde zum tödlichen Geschoss.<br />

ERIC RICHARD<br />

„Warum? Du wolltest doch nur spielen…<br />

Wir hoffen, dass es Dir gut geht,<br />

da wo Du jetzt bist! “<br />

Nachbarn haben einen Brief an den tödlich verletzten<br />

Jungen geschrieben und an die Unglücksstelle gelegt.<br />

KLAUS OBERST<br />

sei, in dem sein neun Jahrealter Cousinwohnt.<br />

Diebeiden Jungen fuhren<br />

los. Der Cousin hatte sich auf die<br />

Fußstützen vomHinterrad des BMX-<br />

Rades gestellt, als der Holzklotz auf<br />

Ibrahim A. stürzte und ihn so schwer<br />

am Kopf verletzte,dass er starb.<br />

Ibrahim A. hatte sein Fahrrad<br />

über alles geliebt. Er hat fünf Geschwister.<br />

Seine Familie und die seines<br />

Onkels wohnen im Kiez. Vor<br />

zehn Jahren waren die Tschetschenennach<br />

Berlin übergesiedelt.<br />

Nachbarn berichten von einer<br />

friedlichen und internationalen<br />

Hausgemeinschaft. Auf den KlingelschildernamEingang<br />

des Hochhauses<br />

stehen deutsche, arabische und<br />

südeuropäische Namen. „Ich fühle<br />

mich sehr wohl hier“, sagt Christa<br />

Köppen, die seit fünf Jahren in dem<br />

Hochhaus wohnt. Ihre Nachbarn<br />

seien zuvorkommend, die Kinder<br />

halten ihr die Türen auf, erzählt die<br />

75-Jährige,die sich auf ihren Rollator<br />

stützt. Doch was sie störe, sei der<br />

viele Unrat, den Nachbarnaus ihren<br />

Fenstern werfen. „Morgens sieht es<br />

hier aus wie auf einem Schlachtfeld“,<br />

sagt der Mitarbeiter einer Hauswartsfirma,<br />

der morgens die vollen<br />

Mülltonnen auf die Straße schiebt.<br />

Es seien meistens Mülltüten, Monatsbinden,<br />

Windeln, Flaschen, Papier<br />

und Kartons, die manche Bewohner<br />

aus den Fensternwerfen. JedenWerktag<br />

ab 7Uhr sind Mitarbeiter<br />

einer Gartenbau- und<br />

Landschaftsfirma im Auftrag der landeseigenen<br />

Wohnungsbaugesellschaft<br />

Gesobau damit beschäftigt,<br />

mit Schubkarren den Hausmüll aus<br />

den Grünanlagen und vonden Gehwegen<br />

zu sammeln.<br />

Nachbarn haben einen Brief an<br />

Ibrahim A.geschrieben und an die<br />

Unglücksstelle gelegt. „Warum? Du<br />

wolltest doch nur spielen“, steht darauf.<br />

Anwohner stehen an Häuserecken<br />

und blicken auf die Unglücksstelle.<br />

Sie reden leise. Die warme<br />

Herbstsonne scheint durch die<br />

Bäume, doch darüber freut sich seit<br />

dem Unglückstag niemand mehr in<br />

der Siedlung. DerTod des achtjährigen<br />

Jungen beschäftigt die Menschen.<br />

Ein Kiez trauert. „Wermacht<br />

denn so was?“ Diese Frage stellen<br />

viele.Esgibt noch keine Antwort.<br />

Radfahrer wird von Auto<br />

erfasst und schwer verletzt<br />

Beim Zusammenstoß mit einem<br />

Auto ist auf dem Altstädter Ring in<br />

Spandau ein 36 Jahrealter Radfahrer<br />

schwer verletzt worden. Wiedie PolizeiamMontag<br />

mitteilte,war ein<br />

77-Jähriger mit seinem Auto links in<br />

den Stabholzgarten eingebogen und<br />

hatte dabei am Sonntagvormittag<br />

den entgegenkommenden Radfahrerwohl<br />

übersehen. Durchden Zusammenstoß<br />

erlitt der 36-Jährige<br />

schwereVerletzungen am Kopf, er<br />

wurde zur stationären Behandlung<br />

in ein Krankenhaus gebracht. (dpa)<br />

Gasag baut<br />

Stellen ab<br />

Beider Gasag könnte in den nächsten<br />

Jahren bis zu jede sechste Stelle<br />

wegfallen. „Die Gasag-Gruppe<br />

möchte ihreStrukturen in Berlin und<br />

Brandenburgverändernund plant<br />

zudem eineVerbesserung ihrerWettbewerbsfähigkeit“,<br />

teilte eine Sprecherin<br />

am Montag mit. 250 bis 300<br />

Stellen sind betroffen, betriebsbedingte<br />

Kündigungen soll es nicht geben.<br />

DenMitarbeiternwürden Abfindungen<br />

und Altersteilzeit-Lösungen<br />

angeboten, 2026 werdeder Stellenabbau<br />

wahrscheinlich<br />

abgeschlossen sein, hieß es.Zugleich<br />

kündigte das Unternehmen<br />

an, in den nächsten drei Jahren 400<br />

Millionen Euro zu investieren, etwa<br />

um das Vertriebsgeschäft und die<br />

Energiedienstleistungen auszubauen.<br />

(dpa)<br />

AfD-Politiker verliert<br />

Ausschuss-Vorsitz<br />

DerAfD-Politiker Roland Gläser ist<br />

mit den Stimmen vonSPD,CDU,<br />

Linken, Grünen und FDP als Vorsitzender<br />

des Datenschutz-Ausschusses<br />

im Abgeordnetenhaus abgewählt<br />

worden. Gläser hatte zuvor den geleakten<br />

Haftbefehl gegen einen Iraker,der<br />

verdächtigt wurde,inChemnitz<br />

einen Mann erstochen zu haben,<br />

verbreitet –versehen mit dem<br />

Kommentar „Anklage,verurteilen,<br />

bestrafen, abschieben“. Rechtlich<br />

dürfen Dokumente eines Strafverfahrens,das<br />

noch nicht öffentlich<br />

verhandelt wurde,nicht publik gemacht<br />

werden. Dieanderen Parteienvertreter<br />

warfen Gläser vor, den<br />

Datenschutz nicht ernst zu nehmen.<br />

Als Nachfolger schlug die AfD-Fraktion<br />

ihren Abgeordneten Marc Vallendar<br />

vor, einen Juristen. (dpa)<br />

Bildungsverwaltung erfasst<br />

antisemitische Vorfälle<br />

<strong>Berliner</strong> Schulen müssen künftig antisemitische<br />

Vorfälle melden. Ab<br />

dem Schuljahr 2019/2020 sind die<br />

Bildungseinrichtungen dazu aufgefordert,<br />

Fälle vonJudenfeindlichkeit<br />

der Polizei oder dem Schulamt mitzuteilen.<br />

Dasbestätigte eine Sprecherin<br />

der Bildungsverwaltung am<br />

Montag. Verfassungsfeindliche Äußerungen<br />

seien bereits jetzt meldepflichtig,<br />

aber mit der expliziten<br />

Nennung vonAntisemitismus wolle<br />

man die Aufmerksamkeit in den<br />

Schulen schärfen und konkrete Zahlen<br />

über Vorfälle liefernkönnen, erklärte<br />

die Sprecherin. Zuletzt hatte<br />

der Fall eines jüdischen Jungen an einer<br />

Elite-Schule in ZehlendorfWellen<br />

geschlagen. Er war über Monate<br />

vonMitschülernantisemitisch gemobbt<br />

worden. (dpa)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Seit April ist Barbara Slowik,<br />

52, Polizeipräsidentin in<br />

Berlin. Sie folgt auf Klaus<br />

Kandt. Den hatte SPD-Innensenator<br />

Andreas Geisel entlassen,<br />

weil er nicht glaubte, dass der<br />

CDU-Mann noch der Richtige sei,<br />

die 25 000-Mitarbeiter-Behörde in<br />

die Zukunft zu führen. Für diese<br />

Aufgabe wurde Barbara Slowik,<br />

eine gebürtige <strong>Berliner</strong>in, geholt.<br />

Frau Slowik, Siebewegen sich in der<br />

Stadt nicht mehr als Normalbürgerin,<br />

denn Sie sind jetzt Präsidentin<br />

der größten Polizeibehörde<br />

Deutschlands mit 25 000 Mitarbeitern.<br />

Sehen Sie Berlin nun aus einer<br />

anderen Perspektive?<br />

Ich sehe die Stadt mittlerweile<br />

etwas anders. Mein Blick hat sich<br />

noch geweitet, schon, weil ich Berlin<br />

mehr über die örtlichen Polizeidirektionen<br />

und auch intensiver<br />

mit seinen ganzen polizeilichen<br />

Fragestellungen wahrnehme.<br />

Wie sieht denn Ihr Arbeitstag aus?<br />

Wann erscheinen Siezum Dienst?<br />

In der Regel zwischen sieben,<br />

halb acht. Oft gibt es schon persönliche<br />

Gespräche, bevor um<br />

8.30 Uhr dann die Besprechung<br />

mit dem Vizepräsidenten, dem<br />

Stabsleiter, dem Leiter des Landeskriminalamts,<br />

des Lagezentrums<br />

und dem Pressesprecher zur Lage<br />

am Morgen beginnt. Dann geht es<br />

sehr unterschiedlich weiter: Jour<br />

Fixe mit den Direktionsleitern, Jour<br />

Fixe mit der Senatsinnenverwaltung,<br />

je nach Tag. Es stehen Gespräche<br />

zu polizeifachlichen Aufgaben<br />

an oder offizielle Termine,<br />

Gespräche mit Gewerkschaften<br />

und Personalvertretungen. Jeden<br />

Donnerstagmorgen besuche ich<br />

eine Dienststelle.Dazu gibt es auch<br />

noch Einsatzbesprechungen, wie<br />

jüngst beim Erdogan-Besuch.<br />

Wann endet Ihr Tag?<br />

Regelmäßig gegen 20 Uhr, bei<br />

Abendveranstaltungen auch später.<br />

Da haben Siejakaum noch ein Privatleben.<br />

Wie verschaffen Sie sich Ausgleich<br />

vonder Arbeit?<br />

Eine entscheidende Rolle spielt für<br />

mich Sport – joggen, schwimmen,<br />

Rad fahren, aber auch das Zusammensein<br />

mit der Familie, mit Freunden.<br />

Ichgehe gernins Theater und in<br />

Ausstellungen. Aktuell gibt es die<br />

Gurlitt-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau,<br />

die ich auf jeden Fall besuchen<br />

möchte. Ich habe auch eine<br />

Dauerkarte für unsere schönen Museen.<br />

Aber dafür muss man eben<br />

auch Zeit haben.<br />

Werden Siemorgens mit einer großen<br />

Limousine abgeholt?<br />

Ich fahre mit meinem eigenen<br />

Pkw und parke dann in derTiefgarage<br />

vom LKA auf einem von mir bezahlten<br />

Parkplatz, wie auch andereKolleginnen<br />

und Kollegen.<br />

Wiefanden Siedie Behörde, als Siesie<br />

im April übernahmen, vor?<br />

Ich fand eine funktionstüchtige<br />

Behörde vor, die aber einen sehr großen<br />

Reformprozess hinter sich hatte.<br />

Ich erlebte, dass viele Kolleginnen<br />

und Kollegen diesen hinterfragten<br />

und unzufrieden waren. Alle großen<br />

Reformen schießen manchmal zunächst<br />

über das Ziel hinaus. Das ist,<br />

glaube ich, hier in einigen Bereichen<br />

auch passiert, so dass manches justiertwerden<br />

muss.Zum Beispiel wurden<br />

der Direktion Einsatz zu viele<br />

Aufgaben übertragen.<br />

„Es gibt ein Bündel an Maßnahmen<br />

Welche Kriminalitätsphänomene<br />

sind aus Ihrer Sicht am Abklingen und<br />

welche werden die <strong>Berliner</strong> Polizei in<br />

den nächsten Jahren intensiver als bisher<br />

beschäftigen?<br />

Das Risiko, Opfer einer Straftat zu<br />

werden, ist in Berlin so niedrig wie<br />

1998 zum letzten Mal. Taschendiebstahl<br />

ist um 40 Prozent zurückgegangen,<br />

Wohnungseinbruch um 25 Prozent,<br />

Raub ist so niedrig wie zuletzt<br />

vor zehn Jahren. In diesen Bereichen<br />

sind wir schon sehr gut. Wasuns intensiv<br />

beschäftigt, ist der Kfz-Diebstahl,<br />

was auch an unserer geografischen<br />

Lage liegt. Wenn Siemich nach<br />

meinen Schwerpunkten fragen, dann<br />

sind es die Gefährdungen durch den<br />

islamistischen Terrorismus, die organisierte<br />

Kriminalität, wozu auch kriminelle<br />

Mitglieder arabischstämmiger<br />

Großfamilien zählen.<br />

Ist der Kriminalitätsrückgang in der<br />

Statistik nicht trügerisch? Viele Taschendieb-<br />

und Einbrecherbanden<br />

sind schlichtweg in andere europäische<br />

Städte weitergezogen.<br />

Sie müssen sich fragen: Warum<br />

sind die denn weitergezogen? Nach<br />

allem, was wir wissen, weil es ihnen<br />

hier zu ungemütlich wurde. Hinter<br />

dem Sinken der Zahlen steckt harte<br />

Arbeit. Wir sind zum Beispiel deutlich<br />

enger mit der Staatsanwaltschaft<br />

verzahnt, um Haftbefehle zu erwirken.<br />

Dasgelingt uns immer häufiger.<br />

Aber wie erklären Sie sich dann diese<br />

Diskrepanz zwischen gefühlter und<br />

realer Kriminalität?<br />

Ichglaube,dass spektakuläreMedienberichterstattung<br />

über Einzelfälle,<br />

die sich dann auch über alle<br />

Medien hinweg wiederholt, zu einer<br />

übersteigerten Präsenz und einer gewissen<br />

Verzerrung in der Wahrnehmung<br />

führt. Durch die sozialen Medien<br />

wird es weiter vervielfältigt.<br />

Aber generell leben wir in einer Zeit,<br />

die viele Unsicherheiten hervorbringt.<br />

Veränderungen, wie auch immer<br />

sie tatsächlich aussehen, bergen<br />

für die meisten auch immer ein gewisses<br />

Maß anSorge. Die Menschen<br />

haben, stärker als in der Vergangenheit,<br />

insgesamt ein Unsicherheitsgefühl,<br />

dem wir als Polizei angemessen<br />

begegnen wollen und müssen.<br />

Zwei Dinge, die das Sicherheitsgefühl<br />

verbessern sollen, sind mobile Videokameras<br />

und neue mobile Wachen.<br />

DieGewerkschaft der Polizei erklärte,<br />

dass Aufwand und Nutzen der mobilen<br />

Wachen in keinem Verhältnis<br />

stünden, weil die Abschnitte Mühe<br />

haben, diese zu besetzen. Im Schnitt<br />

würden nur ein bis zweiVorgänge pro<br />

Tagund Wache bearbeitet.<br />

Die mobilen Wachen sind dafür<br />

da, das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung<br />

zu stärken. Natürlich werden<br />

dort auch Anzeigen aufgenommen,<br />

primär geht es jedoch darum<br />

bürgernah und ansprechbar sein.<br />

Diese Informations- und Präventionsgespräche<br />

sind mir wichtig.<br />

Um 19 Uhr fahren die mobilen Wachen<br />

wieder weg…<br />

Der Einsatz am Tagist die Regel,<br />

es gibt auch Abendeinsätze, wenn<br />

uns das als sinnvoll erscheint. Wir<br />

sind flexibel, und die bisherige Erfahrung<br />

zeigt, dass vier Kolleginnen<br />

und Kollegen für eine Normalbesetzung<br />

ausreichen.<br />

Die Polizei hat Autoanhänger angeschafft,<br />

auf denen Videokameras<br />

montiert sind. Sie werden zeitweise<br />

an Orten mit viel Kriminalität aufgestellt.<br />

Laut Innenverwaltung haben<br />

die Kameras bisher nur wenige Minuten<br />

aufgezeichnet. Wie sinnvoll finden<br />

SieVideoüberwachung generell?<br />

Ich glaube nicht, dass man von<br />

der Zeit der Aufzeichnung auf die<br />

Sinnhaftigkeit dieser Videoüberwachungswagen<br />

schließen kann. Diese<br />

Tatsache ist ein Indiz dafür,dass unsere<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

rechtskonform damit umgehen. Die<br />

geringen Aufzeichnungszeiten zeigen<br />

eher, dass man vielleicht eine<br />

andere gesetzliche Grundlage<br />

braucht.<br />

Sie würden eine Regelung begrüßen,<br />

die Ihnen mehr Möglichkeiten gibt?<br />

Ja,esmüsste aber auch darum gehen,<br />

Freiheit und Sicherheit in Einklang<br />

zu bringen. Präventiv hilft uns<br />

Videoüberwachung wahrscheinlich<br />

nur begrenzt, aber zur Aufklärung<br />

von Straftaten ist sie natürlich hilfreich.<br />

Es hat uns zum Beispiel schon<br />

gegen die Clankriminalität“<br />

Berlins neue Polizeipräsidentin Barbara Slowik über dringende Aufgaben<br />

ihrer Behörde, mobile Wachen und Nachwuchs aus dem Ausland<br />

Sie leitet die größte Polizeibehörde Deutschlands: Barbara Slowik.<br />

BARBARA SLOWIK<br />

BLZ/BERND FRIEDEL<br />

Am 10. April dieses Jahres wurde Barbara Slowik vonInnensenator Andreas Geisel (SPD)<br />

zur Polizeipräsidentin in Berlin ernannt. Die 52-Jährigeist promovierte Juristin.<br />

In der Senatsverwaltung für Inneres arbeitete sie von1995 bis 2002. Dortleitete sie<br />

unter anderem den Bereich „Umsetzung des Verwaltungsreformgrundsätzegesetzes,<br />

Personalmanagement, Qualitätsmanagement, Bürgerbeteiligung,Gesundheitsmanagement“<br />

Von2002 bis April 2018 war sie im Bundesinnenministerium. Dortwar sie unter anderem<br />

für Terrorismusbekämpfung und Deradikalisierung vonMuslimen zuständig.<br />

Seit 2014 leitete sie das Referat für IT-Steuerung.<br />

das eine oder andere Mal genutzt,<br />

Aufnahmen des Tathergangs zu haben.<br />

Man muss das aber differenziert<br />

diskutieren. Am Alex nehmen<br />

wir wahr,dass die Videoanhänger zu<br />

einer Verdrängung der Kriminalität<br />

führen, die aber deshalb nicht verschwunden<br />

ist.<br />

Wenn solche Überwachungsbilder<br />

von U-Bahn-Schlägern als Fahndungsfotos<br />

erst Monate oder sogar ein<br />

Jahr nach der Tatveröffentlicht werden,<br />

ruft das großes Unverständnis bei<br />

vielen hervor. Oft liegt es daran, dass<br />

man erst dann die Freigabe durch<br />

Richter bekommt, wenn alle anderen<br />

Fahndungsmöglichkeiten ausgeschöpft<br />

sind. Deshalb gibt es Forderungen,<br />

die Strafprozessordnung so zu<br />

ändern, um nach schweren Gewalttaten<br />

unkomplizierter und schneller in<br />

die Öffentlichkeitsfahndung zu gehen.<br />

Washalten Siedavon?<br />

In meinen Augen sind die derzeitigen<br />

Möglichkeiten ausreichend.<br />

Aber woran liegt es dann, dass es so<br />

lange dauert?<br />

Für eine Öffentlichkeitsfahndung<br />

sind enge Maßstäbe gesetzt. Meistens<br />

haben wir eben noch andereErmittlungsansätze<br />

und müssen diese<br />

erst einmal ausschöpfen. Mit einem<br />

vorschnellen Fahndungsaufruf<br />

könnte man auch jemanden verdächtigen,<br />

der am Tatort zugegen,<br />

aber gar nicht an der Tat beteiligt<br />

war.<br />

Liegt die lange Dauer nicht auch an<br />

der Überlastung der Ermittler? So<br />

sagt es zum Beispiel der Bund deutscher<br />

Kriminalbeamter.<br />

Natürlich muss es drum gehen,<br />

die ermittelnden Bereiche personell<br />

zu stärken und die Ermittlerinnen<br />

und Ermittler zu unterstützen. Sie<br />

leisten sehr gute Arbeit, ich habe großes<br />

Vertrauen in diese Fachleute. Es<br />

muss auch nicht in jedem Verfahren<br />

eine Öffentlichkeitsfahndung geben.<br />

Dieses Instrument soll vor allem zur<br />

Festnahme wirklich gefährlicher<br />

Straftäter beitragen.<br />

Die Reformen der vergangenen Jahre<br />

in Ihrer Behörde sind eine Reaktion<br />

auf die Personalengpässe. Welche<br />

Möglichkeiten sehen Sie, den Personalmangel<br />

zu lindern?<br />

Es ist ja schon viel passiert. Wir<br />

haben die Ausbildungszahlen verdoppelt,<br />

wir bilden 1300 junge Leute<br />

aus. Wir haben jetzt im Herbst 200<br />

neue Kolleginnen und Kollegen<br />

mehr gewonnen, als wir Abgänge haben.<br />

Nächstes Jahr sind es 340 über<br />

die Abgänge hinaus –und im übernächsten<br />

440. Es muss noch mehr<br />

werden, klar. Die Polizeiakademie<br />

und die Hochschule für Wirtschaft<br />

und Recht fahren bereits Volllast. Im<br />

Grunde müssen wir auch diese ausbauen,<br />

um noch mehr rekrutieren zu<br />

können. Zeitnah werden wir versuchen,<br />

die Attraktivität der Polizei<br />

Berlin und damit die Bewerbungszahlen<br />

zu steigern. Wirwerden unter<br />

anderem kostenlos BVG-Tickets für<br />

unseren Nachwuchs bereitstellen<br />

oder die Ausbildung für die Fahrerlaubnis<br />

wieder finanzieren. Darüber<br />

hinaus stecke ich viel Kraft in mein<br />

Vorhaben, günstigen Wohnraum zur<br />

Verfügung stellen zu können. Natürlich<br />

ist es auch ein starkes Signal,<br />

dass die Bezahlung bereits auf einem<br />

guten Wegist. Wir wollen auch unsere<br />

älteren Kolleginnen und Kollegen<br />

an Bord halten, die sich das vorstellen<br />

können.<br />

Wiesoll das gehen?<br />

Wir bewerben aktiv die Möglichkeit,<br />

das Eintrittsalter in den Ruhestand<br />

hinauszuschieben. DieAnträge<br />

kommen. Wir haben bestimmte Voraussetzungen.<br />

Sie müssen im Rahmen<br />

der dienstlichen Belange liegen.<br />

Für uns ist interessant: Brauchen wir<br />

deren Expertise? Kann uns das helfen?<br />

Unser Problem dabei: Wirhaben<br />

jetzt nur die Möglichkeiten, das innerhalb<br />

der vorhandenen Stellenressourcen<br />

zu tun. Wir brauchen im<br />

Grunde –und das ist ein berlinweites<br />

Problem –einen Stellenpool, um in<br />

größerem Stil Kolleginnen und Kollegen<br />

für diese Idee zu gewinnen.<br />

Wann wirdder Stellenpool kommen?<br />

Es gibt Gespräche der Innenverwaltung<br />

mit der Finanzverwaltung.<br />

Ich habe da zwar keinen konkreten<br />

Zeitplan aber ich wünsche mir eine<br />

schnelle Lösung.<br />

Wardas eigentlich Ihr Ernst, als Sie<br />

sagten, man könne auch im Ausland<br />

Nachwuchs gewinnen?<br />

In Berlin gibt es jetzt schon viele<br />

Menschen, die aus europäischen<br />

Ländern kommen und auch hier arbeiten.<br />

Vielen ist gar nicht bewusst,<br />

dass sie ebenfalls bei der Polizei Berlin<br />

beginnen könnten. Die werden<br />

wir ansprechen. Undinder Tatwerden<br />

wir mal mit einem Pilotprojekt<br />

im EU-Ausland versuchen zu starten.<br />

Selbstverständlich sind gute<br />

Deutschkenntnisse erforderlich.<br />

Die bundesweite und die europäische<br />

Sicherheitsarchitektur gleicht einem<br />

Flickenteppich. Wir haben nach dem<br />

Terroranschlag vom Breitscheidplatz<br />

gesehen, dass viele Behörden Informationen<br />

über den späteren Attentäter<br />

Anis Amri hatten, aber seine Gefährlichkeit<br />

nicht erkannten. Was muss<br />

passieren, damit Informationen<br />

schneller abgeglichen werden?<br />

Die Zentralstellenfunktion des<br />

BKA wird man deutlich ausbauen.<br />

Das dort geführte Projekt „Polizei<br />

2020“ wirddie Datensysteme der Polizeien<br />

des Bundes und der Länder<br />

zusammenführen. Aktuell gibt es<br />

sehr viele verschiedene Informationssysteme,<br />

die aufeinander abgestimmt<br />

werden müssten. Zukünftig<br />

wird man von Flensburg bis Passau<br />

auf dieselben Informationen zurückgreifen<br />

können. Es war mir wichtig,<br />

Berlin gleich im Pilotprojekt anzudocken,<br />

um sofort und ganz vorne<br />

mit dabei zu sein.<br />

Es kann also nicht mehr passieren,<br />

dass ein Amri unter verschiedenen Namen<br />

in mehreren Bundesländern unterwegs<br />

ist?<br />

Wirsetzen mit diesem Projekt alles<br />

daran, dass sich so etwas aus polizeilicher<br />

Sicht nicht wiederholen kann.<br />

Eine andere Frage sind die aufenthaltsrechtlichen<br />

Aspekte. Dafür besteht<br />

wieder ein anderes Datensystem,<br />

das aber natürlich nicht in Polizeiverantwortung<br />

liegt.<br />

In den vergangenen Monaten gab es<br />

viele Polizeieinsätze gegen Mitglieder<br />

arabischer Großfamilien. Ist das Zufall<br />

oder ein Ergebnis von Ermittlungen?<br />

Oder liegt es etwa daran, dass Sie<br />

jetzt Polizeipräsidentin sind und eine<br />

harte Linie ausgegeben haben?<br />

Die Ermittlungen laufen schon<br />

länger. Die Einsätze, bei denen im<br />

Sommer mehr als 70 Immobilien beschlagnahmt<br />

wurden, waren schon<br />

lange vorbereitet. Aber das ist eine Linie,<br />

die ich gern verstärken möchte.<br />

Gegen die Strukturen, die Clankriminalität<br />

genannt werden, setzen wir<br />

ein ganzes Bündel an Maßnahmen<br />

ein, um die Einziehung von Vermögen<br />

und die Vollstreckung von Haftbefehlen<br />

zu ermöglichen. Wir machen<br />

das vermehrt inden Bezirken,<br />

wo sich kriminelle Mitglieder arabischstämmiger<br />

Großfamilien niedergelassen<br />

haben. Wie schon in<br />

Neukölln und Spandau werden wir<br />

verstärkt gemeinsame Einsätze mit<br />

dem Ordnungsamt und auch mit der<br />

Gewerbeaufsicht durchführen –zum<br />

Beispiel in Shisha-Bars, die eine<br />

große Attraktivität für Jugendliche haben.<br />

Wir gehen mit der Gewaltprävention<br />

in die Schulen. Undmit unseren<br />

Intensivtäterprogrammen setzen<br />

wir bereits im Kindesalter an. Wir<br />

denken über Ausstiegsangebote für<br />

Kinder und junge Frauen aus problematischen<br />

Familien nach. Die müssen<br />

aber vongesellschaftlichen Organisationen<br />

kommen, da kann die Polizei<br />

nur beraten.<br />

DasInterviewführte Andreas Kopietz.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 11 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

An dieser Ampel dürfen Autos auch bei Rot rechts abbiegen. Bevor sie um die Eckefahren, müssen sie aber kurz anhalten, um nach querenden Fußgängernund Radfahrernzuschauen. Wersich nicht daran hält und erwischt wird, zahlt 70 Euro –mindestens. DPA/ JAN WOITAS<br />

Rote Karte für den grünen Pfeil<br />

Zahl der Schilder ist um mehr als zwei Drittel gesunken. Nun sollen auch die letzten verschwinden, fordert die Fußgängerlobby –und verweist auf die Unfallstatistik<br />

VonPeter Neumann<br />

Autofahrer finden ihn gut,<br />

weil er ihnen Wartezeit an<br />

Ampeln erspart. Andere<br />

rühmen ihn als ein DDR-<br />

Relikt, das es zu erhalten gilt. In Berlin<br />

ist der Grünpfeil, der das Rechtsabbiegen<br />

bei Rot erlaubt, jedoch<br />

weiter auf dem Rückzug. Neue Daten<br />

des Senats zeigen, dass die Zahl<br />

in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />

um mehr als zwei Drittel zurückgegangen<br />

ist. Derzeit gibt es noch 60<br />

Grünpfeilschilder in Berlin, sagte<br />

Matthias Tang, Sprecher der Verkehrsverwaltung.<br />

1998 betrug die<br />

Zahl 195. Peter Struben vom Fachverband<br />

Fußverkehr Deutschland<br />

(FUSS) verlangte, die verbliebenen<br />

Grünpfeile ebenfalls abzuschrauben.<br />

„Grünpfeilampeln sind chronische<br />

und brandgefährliche Unfallstellen“,<br />

warnte er. Das zeige auch<br />

eine neue <strong>Berliner</strong> Unfallstatistik.<br />

Kaum ein Fahrer hält kurzan<br />

In der DDR hingen sie an vielen<br />

Kreuzungen. Vor 40 Jahren eingeführt,<br />

breiteten sich die Grünpfeile<br />

dort zügig aus. Nach der Wende war<br />

zunächst ungewiss,obdie Ampelzusatzschilder<br />

überhaupt bleiben dürfen.<br />

Aber bald kamen auchVerkehrsplaner<br />

aus dem Westen auf den Geschmack.<br />

Trotz Kritik von Blindenund<br />

Fußgängerverbänden wurde<br />

der Grünpfeil 1994 in die bundesweit<br />

geltende Straßenverkehrsordnung<br />

aufgenommen. Inzwischen ist die<br />

Hälfte der Schilder an Ampeln in den<br />

alten Bundesländernzufinden.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Senat hatte der Grünpfeil<br />

ebenfalls Freunde. Als Peter<br />

Grünpfeile an Ampeln<br />

So hat sich die Zahl dieser Schilder<br />

in Berlin entwickelt<br />

195<br />

’98<br />

150<br />

’02<br />

110<br />

’07<br />

Strieder Stadtentwicklungssenator<br />

war,ordnete er an zu prüfen, wo weitereSchilder<br />

montiertwerden könnten.<br />

So wollte der SPD-Politiker den<br />

Verkehr beschleunigen. Doch unterm<br />

Strich sank die Zahl. „2007 gab<br />

es in Berlin 110 Grünpfeile, 2014<br />

noch 69“, berichtete Matthias Tang.<br />

Zum einen wurden viele Ampelanlagen<br />

modernisiert, und Blechschilder<br />

wurden durch grüne Ampelpfeile<br />

ersetzt, erklärten Experten.<br />

Anderswo verschwanden die grünschwarzen<br />

Zusatzzeichen, weil sich<br />

dort zuviele Unfälle ereigneten, die<br />

mit dieser Regelung zu tun hatten.<br />

Eine aktuelle Auswertung der Polizei<br />

zeigt, dass die Gefahren fortbestehen.<br />

Danach gab es in den Jahren<br />

2015 bis 2017 insgesamt 31 Unfälle<br />

an Zufahrten zu Knotenpunkten mit<br />

Grünpfeil. Bei13Kollisionen wurden<br />

Menschen verletzt, davon in einem<br />

Fall schwer.Weil es an zwei Kreuzungen<br />

zu oft gekracht hatte, ordnete<br />

der Senat an, dort Grünpfeile abzuschrauben.<br />

Am Knotenpunkt Alt-Pichelsdorf/Heerstraße/Pichelsdorfer<br />

Straße/Südparkhatte es vier Zusammenstöße<br />

gegeben. An der Kreuzung<br />

Klosterstraße/Seeburger<br />

Straße/Wilhelmstraße/Ziegelhof,<br />

ebenfalls in Spandau, waren es drei.<br />

Die Zahl der Grünpfeile werde<br />

wohl weiter sinken, sagte Tang. Doch<br />

der Fußgängerlobby geht das nicht<br />

schnell genug. Die restlichen Grünpfeile<br />

müssten rasch auf den Schrott,<br />

ERST STOPPEN, DANN ABBIEGEN<br />

69<br />

’14<br />

60<br />

’18<br />

BLZ/REEG; QUELLE: SENAT<br />

25 Zentimeter hoch, 25 Zentimeter breit:<br />

So groß ist der Grünpfeil, der an Ampeln<br />

auch bei Rot Abbiegen erlaubt. Allerdings<br />

müssen Kraftfahrer vorher kurz anhalten.<br />

Die Unfallforschung der Versicherer lehnt<br />

den Grünpfeil ab,weil „nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer<br />

gefährdet werden“, wie es in<br />

einer Studie heißt. Hinzu kämen Behinderungen<br />

durch Fahrzeuge, die bei der Grünpfeilnutzung<br />

Fuß- und Radwege blockieren.<br />

Fahrzeit ließe sich durch Grünpfeile kaum<br />

sparen –meist müssten Fahrer an der jeweils<br />

folgenden Kreuzung länger auf Grün warten.<br />

weil sie querende Fußgänger und<br />

Radfahrer gefährden, sagte Struben.<br />

Kaum ein Autofahrer halte sich an<br />

die Regel, dass Kraftfahrer vor dem<br />

Rechtsabbiegen kurzhalten müssen.<br />

Das zeigt exemplarisch eine Untersuchung<br />

der Unfallforschung der<br />

Versicherer. Deren Wissenschaftler<br />

hatten sich an Kreuzungen postiert–<br />

und stellten in Dresden fest, dass<br />

70 Prozent der Fahrer die Anhaltepflicht<br />

missachteten. In Köln betrug<br />

der Anteil sogar 81 Prozent. Doch<br />

auch die Behörden, die Grünpfeile<br />

angeordnet haben, hätten sich<br />

Pflichtverletzungen zu Schulden<br />

kommen lassen, betonte die Fußgängerlobby.<br />

Denn die grünschwartzen<br />

Zusatzschilder dürften nur dort<br />

angebracht werden, wo es an der<br />

Haltelinie freie Sicht auf die Verkehrsströme<br />

gebe. Beachte eine Behörde<br />

dies nicht, „macht sie sich einer<br />

Amtspflichtverletzung schuldig,<br />

die zu zivil- und strafrechtlicher Haftung<br />

führen kann“, warnte Struben.<br />

SPD fordertgetrennte Grünphasen<br />

An mehr als zehn Kreuzungen im<br />

<strong>Berliner</strong> Stadtgebiet habe der Verband<br />

festgestellt, dass Sichtfreiheit<br />

dort nicht gegeben ist. Der große<br />

Knotenpunkt am Ostbahnhof sei ein<br />

gutes Beispiel. „An der Kreuzung<br />

Straße der Pariser Kommune/Mühlendamm/Stralauer<br />

Platz kann der<br />

Grünpfeil-Nutzer an der Haltlinie<br />

unmöglich alle sechs freigegebenen<br />

Verkehrsströme überblicken“, sagte<br />

Struben. „Vor allem kann er nicht<br />

wissen, dass in der ZufahrtStralauer<br />

Platz für Linksabbieger ein Linksabbieger-Leuchtpfeil<br />

vorhanden ist.<br />

Die von dort kommenden Linksabbieger<br />

wenden häufig und geraten<br />

dann den Rechtsabbiegern aus der<br />

Straße der Pariser Kommune gefährlich<br />

nahe.“ Die Forderung lautet<br />

auch dort: DerGrünpfeil muss weg!<br />

Die Verkehrspolitiker der SPD-<br />

Fraktion im Abgeordnetenhaus wollen<br />

auf einem anderen Wegfür mehr<br />

Sicherheit sorgen –mit neuartigen<br />

Ampelschaltungen. „Separate Grünphasen<br />

für Fußgänger und Radfahrende“:<br />

So lautet der Titel ihres Antrags,der<br />

nun denWegins Parlament<br />

finden soll. „Hintergrund sind die<br />

häufigen Verkehrsunfälle an Kreuzungen<br />

und im Rahmen der Abbiegevorgänge.Allein<br />

Pkw verursachten<br />

hierdurch im vergangenen Jahr<br />

22 Prozent der Radverkehrsunfälle“,<br />

sagte der SPD-Verkehrspolitiker<br />

Tino Schopf. „Nun soll der Senat an<br />

allen Kreuzungen auf <strong>Berliner</strong><br />

Hauptverkehrsstraßen eigene Grünphasen<br />

für zu Fuß Gehende und<br />

Radfahrende einrichten“ –vorrangig<br />

auf Hauptrouten des Radverkehrs.<br />

Ziel sei es, dass sich Verkehrsteilnehmer<br />

nicht mehr in die Quere kämen.<br />

Auch die Radlerlobby fordert<br />

getrennte Grünphasen. Doch bisher<br />

stieß dies bei Ampelplanern imSenat<br />

auf Skepsis, weil sich die Ampelumläufe<br />

dadurch verlängern –was<br />

längere Wartezeiten bedeute. „Dies<br />

ist keinesfalls eine neue Erfindung.<br />

Es gibt die eigenen Grünphasen bereits,<br />

beispielsweise auf dem Siemensdamm“,<br />

so Schopf. (mit chg.)<br />

Vielen Schülern stinkt’s<br />

Mit dem Wettbewerb „Toiletten machen Schule“ will der Verein „German Toilet Organization“ gegen dreckige Klos angehen<br />

VonAnja Sokolow<br />

Die Toilette verstopft, der Klorollenhalter<br />

leer, der Seifenspender<br />

auch. Es stinkt zum Himmel,<br />

nicht nur in Berlin. DerVerein „German<br />

Toilet Organization“ (GTO) bekommt<br />

seit seiner Gründung vor 13<br />

Jahren regelmäßig Beschwerden<br />

über schlimme Zustände.„Unsrufen<br />

oft besorgte Eltern an“, sagt Geschäftsführer<br />

Thilo Panzerbieter.<br />

Mit dem am Montag gestarteten<br />

Wettbewerb „Toiletten machen<br />

Schule“ will der Verein wieder Anreize<br />

schaffen, damit Schüler mit<br />

Hausmeistern, Lehrernund anderen<br />

Beteiligten die Situation verbessern.<br />

Gefragt sind laut Koordinatorin<br />

Svenja Ksoll Konzepte,mit denen an<br />

Schulen die Toiletten langfristig sauber<br />

bleiben. Den drei Preisträgern<br />

winken insgesamt 50 000 Euro.Allein<br />

in Berlin meiden laut GTOzweiDrittel<br />

der Schüler die Toiletten. DerVerein<br />

hat eigenen Angaben zufolge 800<br />

Schüler befragt. „Es gibt in Berlin<br />

schon Eltern, die die Schultoiletten<br />

putzen. Wenn es soweit ist, dann ist<br />

das schon krass“, berichtet Landeselternsprecher<br />

Norman Heise.<br />

Die Probleme sind mitunter<br />

hausgemacht: „Es ist wichtig, dass<br />

man sich nicht vor den Toiletten<br />

ekelt“, sagt der Rostocker Schüler<br />

Leo Radloff von der Bundesschülerkonferenz.<br />

Bundesweit sei dies oft<br />

der Fall. Radloff fordert verbindliche<br />

Hygienestandards sowie die Versorgung<br />

mit grundlegenden Dingen wie<br />

Handtüchern und Seife. Es gebe<br />

durchaus Schüler,die auf den Toiletten<br />

verrückt spielten, so Radloff.<br />

„Aber dafür darf man nicht alle kol-<br />

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lektiv bestrafen.“ An seiner Schule<br />

gebe es keine Papierhandtücher<br />

mehr, weil einige wenige Schüler<br />

nicht in der Lage seien, den Papierspender<br />

zu benutzen. In anderen<br />

Schulen würden die Toiletten wegen<br />

Vandalismus gesperrt, Schüler müssen<br />

sich einen Schlüssel holen.<br />

„Den Schülern wird schnell der<br />

Schwarze Peter zugeschoben“, sagt<br />

GTO-Chef Thilo Panzerbieter. Die<br />

Erfahrungen zeigten aber, dass man<br />

auch schnell einen Bewusstseinswandel<br />

hin zu mehr Verantwortungsgefühl<br />

erreichen könne. „Man<br />

muss in den Dialog treten“, so Panzerbieter.Außerdem<br />

forderte er Lehrer<br />

auf, „sich einfach mal die Schülertoiletten<br />

anzuschauen“.<br />

Laut GTO gibt es andererseits<br />

auch schon viele gute Beispiele.„Einige<br />

Schulen haben es geschafft, die<br />

Toiletten in einen Wohlfühlort zu<br />

verwandeln“, so Ksoll. So gebe es<br />

Schulen, an denen Künstler ihre Arbeiten<br />

in den Toilettenräumen ausstellen<br />

oder auch Schüler selbst die<br />

Wände gestalten dürfen. In Potsdam<br />

sorgt die Schülerfirma „Putzdamer“<br />

für saubere Toiletten auf der dortigen<br />

Waldorfschule. Für die Einsätze<br />

in den Sanitäranlagen gibt es mehr<br />

Geld –für die Schüler ein Anreiz.<br />

An anderen Schulen finanzieren<br />

Eltern laut Ksoll Minijobber, die für<br />

saubere Toiletten sorgen. Auch Toilettenfrauen<br />

wurden schon eingeführt,<br />

wo Schüler für saubere Klos<br />

Geld zahlen. DieGTO hält Bezahltoiletten<br />

nicht für abwegig. Sie dürfen<br />

laut Panzerbieter nur nicht diskriminierend<br />

sein und dazu führen, dass<br />

sich nur Schüler mit Geld saubere<br />

Toiletten leisten können. (dpa)


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Mann bei Unfall schwer verletzt.<br />

In Lankwitz ist bei einem Unfall am<br />

Sonntagabend ein junger Mann<br />

schwer verletzt worden. Der18-Jährige<br />

hatte gegen 18.15 Uhrander<br />

Gallwitzallee ein Fußgängerschutzgitter<br />

überstiegen und wollte die<br />

Fahrbahn überqueren, um noch einen<br />

Linienbus zu erreichen. Dabei<br />

geriet er vordas Auto einer 24-Jährigen,<br />

die auf der Gallwitzallee unterwegs<br />

war.Sie erfasste mit ihrem Opel<br />

den Fußgänger.Durch die Kollision<br />

wurde er nach rechts auf den Gehweggeschleudert.<br />

Er wurde mit<br />

schweren Verletzungen am Kopf, an<br />

den Beinen und am Oberkörper in<br />

ein Krankenhaus eingeliefert.<br />

Polizisten auf Streife angegriffen.<br />

Aufdem Hardenbergplatz in Charlottenburghat<br />

am Sonntag ein 35<br />

Jahrealter Mann zwei Polizisten angegriffen.<br />

Gegen 13.50 Uhrwaren die<br />

beiden Beamten auf Streife.Einem<br />

ersten Angriff mit einem Faustschlag<br />

konnten die beiden ausweichen und<br />

forderten den Angreifer auf, sich zu<br />

identifizieren. Obwohl sie drohten,<br />

Reizgas einzusetzen, griff der Täter<br />

die beiden Einsatzkräfte mit einem<br />

Fußtritt erneut an. Diebeiden Polizisten<br />

überwältigten den Angreifer,<br />

fesselten ihn und verletzten ihn dabei.<br />

Sanitäter brachten ihn später in<br />

eine Klinik. Nach ambulanter Behandlung<br />

wurde er freigelassen.<br />

Jugendlicher verletzt.<br />

Unbekannte haben am Sonntagabend<br />

in Marienfelde einen Jugendlichen<br />

angegriffen. Nach seinen Aussagen<br />

hatte der 17-Jährige gegen<br />

19 Uhrauf einer Parkbank an einem<br />

Parkplatz in der Friedenfelser Straße<br />

auf einen Freund gewartet. Dabei<br />

kam ihm ein Mann entgegen, der zu<br />

einer siebenköpfigen Gruppe gehörte.Der<br />

Unbekannte forderte den<br />

17-Jährigen auf, näherzukommen.<br />

Als er die Unbekannten gerade erreichte,soll<br />

ihm einer aus der<br />

Gruppe mit der Faust ins Gesicht geschlagen<br />

haben, worauf dann alle<br />

sieben ihn verprügelten. Erst als der<br />

Attackierte blutend am Boden lag,<br />

sollen die Angreifer vonihm abgelassen<br />

und in unbekannte Richtung geflüchtet<br />

sein. DerVerletzte kam in<br />

eine Klinik und wurde ambulant behandelt.<br />

Auto angesteckt.<br />

In Wedding setzten Unbekannte in<br />

der Nacht zum Montag ein Auto in<br />

Brand. Zeugen alarmierten gegen<br />

2.30 Uhrdie Feuerwehr zu einem<br />

brennenden VW in die Schwyzer<br />

Straße.Das Feuer konnte gelöscht<br />

und ein Übergreifen der Flammen<br />

auf andereFahrzeuge verhindert<br />

werden. DerPkw brannte aus.Verletzt<br />

wurde niemand. (ls.)<br />

RobertKaras bringt in der Test-Jurte von Niederschönhausen eine Wärme-Tapete an.<br />

Wärmetapeten für Ulan-Bator<br />

Mit einer innovativen Heizmembran will ein <strong>Berliner</strong> Start-up Märkte in Fernost erobern<br />

VonJan Thomsen<br />

Die Jurte als solche ist<br />

auch nicht mehr das,was<br />

sie mal war. Eine mobile<br />

Unterkunft für Nomaden,<br />

schnell auf- und abgebaut, das<br />

war lange Zeit der Zweck dieses alten<br />

Rundzeltes aus Fernost, das im Prinzip<br />

nur aus einem hölzernen Gerüst<br />

besteht, bedeckt mit mehreren Lagen<br />

Stoff und Filz. So eine Jurtesteht auch<br />

an diesem sonnigenVormittag hinten<br />

im Garten der mongolischen Botschaft<br />

in Niederschönhausen. Alles<br />

ganz typisch hier: ein niedriger Eingang<br />

aus lackiertem Holz, zwei Trägerpfosten<br />

in der Mitte, ein eiserner<br />

Bollerofen mit langem Abzugsrohr<br />

direkt unter der Zeltdachöffnung. Allesbrenner<br />

nannte man so etwas früher<br />

in <strong>Berliner</strong> Altbauten.<br />

Biosauna-Atmosphäre<br />

Untypisch sind allerdings die drei<br />

Männer, die in der Botschafts-Jurte<br />

zwischen zwei großen Flachbildschirmen<br />

sitzen und an einem kleinen<br />

Stromkasten herumnesteln.<br />

Eine Wärmebildkamera überträgt<br />

flächiges Rot auf die Monitore. Es<br />

strahlt von den Wänden des Zeltes<br />

ab: Dort haben die drei Männer<br />

vom <strong>Berliner</strong> Start-up Deutsche<br />

Energiesysteme GmbH (DENS) meterbreite,weiß<br />

laminierte Textilbahnen<br />

installiert, die sich tatsächlich<br />

warm anfühlen und im Jurtenrund<br />

eine wohlige Biosauna-Atmosphäre<br />

herbeiheizen, als stünde hier ein<br />

Dutzend Infrarotlampen herum.<br />

„Wir testen unsere Technik für<br />

Ulan-Bator“, sagt Robert Karas, der<br />

Firmenchef.<br />

Was in Pankow an der Jurtenwand<br />

hängt, ist eine Art Heiztapete,<br />

angepasst an den BedarfimZelt. Karas’<br />

Erfindung, Markenname Aelectra,<br />

steckt in den beschichteten<br />

Bahnen: eine papierdünne, perforierte<br />

Membran aus Karbon-Kunststoff,<br />

die einen elektrischen Widerstand<br />

zwischen Kupferleitungen bildet<br />

und so mittels Niederspannungsstrom<br />

Wärme erzeugt. Die<br />

Folie ist extrem flexibel: Sielässt sich<br />

tatsächlich wie eine Tapete an Wänden,<br />

im Boden oder an der Decke<br />

vonWohnräumen anbringen, natürlich<br />

auch in Steinhäusern und anderswo,<br />

und heizt allein durch ihre<br />

Fläche in Minutenschnelle einen<br />

Raum auf Wohlfühltemperatur. Aelectra<br />

braucht nur einen Stromanschluss<br />

–keine Rohre, keine Heizkörper,keine<br />

Kessel im Keller.<br />

Karas, 46, ursprünglich Elektriker<br />

von Beruf, hat die Idee entwickelt<br />

und vor sieben Jahren sein Start-up<br />

gegründet. Alle Prüfungen auf Sicherheit<br />

und Funktionalität sind erfolgreich<br />

absolviert. Jetzt geht es um<br />

Anwendungen –und ums Geschäft.<br />

Dabei ist derzeit zwar vor allem der<br />

Ferne Osten interessant. Aber auch<br />

in Deutschland, sogar in Berlin,<br />

wird Aelectra eingesetzt, etwa von<br />

der landeseigenen Gewobag, die<br />

vor zwei Jahren in einem Altbau in<br />

der Prinzenallee in Wedding elf<br />

Wohnungen mit der Heizfolie ausgestattet<br />

hat. Auch in Spandau wird<br />

Ein Austausch installierter<br />

Gas-Heizungen gegen die Wärmetapeten-<br />

Lösung lohnt sich nicht. Dafür ist Strom<br />

hierzulande zu teuer –und Gas zubillig<br />

inzwischen ein Wohnhochhaus der<br />

privaten Adler Real Estate per Aelectra<br />

erwärmt. In beiden Fällen<br />

wurden veraltete, teure Nachtspeicherheizungen,<br />

ebenfalls mit Strom<br />

betrieben, ersetzt. Bis zu40Prozent<br />

Kostenersparnis lässt sich so laut<br />

DENS-Berechnungen erzielen. Ein<br />

Austausch installierter Gas-Heizungen<br />

gegen die Aelectra-Lösung<br />

lohnt sich dagegen nicht. Dafür ist<br />

Strom hierzulande zu teuer –und<br />

Gaszubillig.<br />

Robert Karas und seine Leute<br />

konzentrieren sich daher vorerst<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

aufs Ausland. Die Aelectra-Jurte ist<br />

ein besonderes Beispiel: Schließlich<br />

gibt es in der mongolischen Hauptstadt<br />

Ulan-Bator Jurtensiedlungen<br />

mit Zehntausenden vonBewohnern.<br />

Deren Bolleröfen verpesten im Winter<br />

die Luft, so dass man an schlechten<br />

Tagen kaum 20 Meter weit sehen<br />

kann. Die Aelectra-Folie könnte die<br />

dreckschleudernden Allesbrenner<br />

ersetzen. Karasund seine Leute stellten<br />

ihr Produkt jüngst auf der „Expo<br />

Mongolia“ in Ulan-Bator vor.<br />

Großauftrag aus China<br />

Geplant ist im kommenden Jahr ein<br />

staatlich gefördertes Modellprojekt,<br />

in dem vorerst 3000 Jurten mit den<br />

wasser-und winddichten Heizfolien<br />

ausgestattet werden. Daraus könnte<br />

ein Großauftrag für die kleine Firma<br />

mit Sitz in Charlottenburg werden.<br />

Dort wird die Folie in den maßgeschneiderten<br />

Endzustand vor der<br />

Lieferung gebracht. Wenn es gut<br />

läuft, könnten 2020 erstmals Gewinne<br />

erzielt werden.<br />

Das ganz große Geschäft winkt<br />

im boomenden China. Im Frühjahr<br />

fuhr ein Aelectra-Vertreter auf einer<br />

Delegationsreise von Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop<br />

(Grüne) mit –und unterzeichnete<br />

einen millionenschweren Vorvertrag<br />

für Aelectra-Heizungen in<br />

Neubausilos im Westen Pekings.<br />

Vorerst geht es um rund 100 000<br />

Quadratmeter, also Hunderte von<br />

Wohnungen. „Die Kapazität dafür<br />

haben wir“, sagt Gründer Karas.<br />

Undeswäreerst der Anfang.<br />

Moderne<br />

Feuerwehr<br />

dauert noch<br />

Innensenator Geisel will<br />

mehr Zeit für Umbau<br />

Die Modernisierung der Feuerwehr<br />

wird sich nach Einschätzung<br />

vonInnensenator Andreas Geisel<br />

(SPD) noch lange hinziehen. Bis<br />

tatsächlich alle formulierten Ziele<br />

beim Personal und bei der Technik<br />

erreicht seien, werde es mehrere<br />

Jahre dauern, sagte Geisel am Montag<br />

im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.<br />

Erwarnte vor zuhohen<br />

Erwartungen. Die über den aktuellen<br />

Bestand hinaus benötigten<br />

Lösch- und Rettungsfahrzeuge<br />

könnten nicht einfach beim Hersteller<br />

abgeholt werden, sondern müssten<br />

ausgeschrieben, bestellt und<br />

produziert werden, sagte Geisel.<br />

Neue Feuerwehrleute seien erst auszubilden.<br />

„Wir sind im Moment in einer<br />

Aufholjagd“, sagte der Innenpolitiker.„In<br />

den vergangenen anderthalb<br />

Jahren ist mehr passiert als in den<br />

15 Jahren davor.“ So seien in seiner<br />

Amtszeit zum Beispiel alleine<br />

14 neue Löschfahrzeuge beschafft<br />

worden. Darüber hinaus gebe es<br />

viele Beförderungen und verbesserte<br />

Bedingungen bei der Arbeitszeit und<br />

der Bezahlung.<br />

Wie der Innensenator ausführte,<br />

habe er den neuen Feuerwehrchef<br />

Karsten Homrighausen gebeten, ein<br />

Strategiepapier 2030 auszuarbeiten<br />

und vorzulegen. „Was uns bewegt ist<br />

das Thema Digitalisierung“, sagte<br />

Homrighausen der <strong>Berliner</strong> Morgenpost.„Dabefinden<br />

wir uns mitten im<br />

Prozess. Das geht schon los bei Tablets,<br />

die wir zur Informationsgewinnung<br />

für den Einsatz auf Löschfahrzeugen<br />

einführen.“<br />

Die <strong>Berliner</strong> Feuerwehr musste<br />

im vergangenen Jahr 458 142 Mal<br />

ausrücken, allerdings ging es nur in<br />

knapp 7000 Fällen um Brände. Die<br />

meisten Einsätze –insgesamt rund<br />

370 000 –leistete der Rettungsdienst,<br />

also die Besatzungen von Krankenund<br />

Rettungswagen, die etwa zu Unfällen<br />

gerufen wurden. (dpa)<br />

Die Erneuerung des Feuerwehr-Fuhrparks<br />

kommt langsam voran. IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

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Berlin<br />

Sommer<br />

im<br />

Herbst<br />

Das Wetter bringt derzeit<br />

manches durcheinander<br />

SPD begrüßt<br />

Fahrdienst<br />

ins Umland<br />

Kleinbusse sollen Pendler<br />

bis vor die Haustür bringen<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Die Aufzeichnungen der Wetterstation<br />

Tempelhof zeigen es<br />

deutlich: Temperaturen bis zu 25<br />

Grad Celsius wurden dortinden vergangenen<br />

Tagen registriert. „Das ist<br />

recht extrem für diese Jahreszeit“,<br />

sagt Meteorologin Hannelore Pries<br />

vom Deutschen Wetterdienst. „Es<br />

sind die absoluten Höchstwerte, die<br />

an dieser Station seit 1948 für den<br />

Oktober gemessen wurden.“ Normal<br />

seien zu diesem Zeitpunkt Höchsttemperaturen<br />

um die 15 Grad. Inklusive<br />

Regen, der dieses Jahr seit Mitte<br />

Juli nicht mehr so richtig fiel.<br />

Auch wenn das Wetter uns den<br />

Sommer im Herbst vorgaukelt: „Die<br />

Tiere wissen dennoch, welche Jahreszeit<br />

wir haben“, sagt Wildtierexperte<br />

Derk Ehlert. „Ihre innere Uhr<br />

richtet sich nicht nach der Wärme,<br />

sondernnach dem Sonnenstand. So<br />

merkt die Amsel genau, dass die<br />

Lichtdauer täglich um drei Minuten<br />

abnimmt, sie trifft wie Igel oder Eichhörnchen<br />

nun ihre Wintervorbereitungen.“<br />

Beiden Zugvögeln ist es der<br />

innere „Zugzwang“, der sie spüren<br />

lässt, dass nun Herbst ist, und sie in<br />

Richtung Süden starten müssen.<br />

„Die Kraniche sind sogar schon früher<br />

unterwegs, weil sie durch die<br />

Trockenheit kaum noch Nahrung<br />

finden“, sagt Ehlert. Dennoch gibt es<br />

Ausnahmen. „Normalerweise sind<br />

die Hausrotschwänze zu diesem<br />

Zeitpunkt nach Frankreich und Spanien<br />

unterwegs. Die Wärme lässt sie<br />

länger hier bleiben“, sagt Ehlert. Mit<br />

ihrem Gezwitscher,überall zu hören,<br />

verteidigen sie ihr Revier. Auch die<br />

Bienen nutzen die Sommerwärme,<br />

um in den Gärten noch Nahrung für<br />

den Winter zu sammeln.<br />

Die warmen Temperaturen und<br />

die längere Sonnenscheindauer<br />

bringen jedoch die menschliche innereUhr<br />

aus dem Takt. „Sie ist längst<br />

auf Herbst eingestellt, der Körper<br />

will einen Gang herunterfahren,<br />

doch wir sind noch im Sommermodus<br />

und voll aktiv“, sagt Neurobiologe<br />

Henrik Oster von der Universität<br />

Lübeck.<br />

Allerdings ist mit dem verlängerten<br />

Sommer ab Donnerstag auch<br />

schon Schluss. Die Temperaturen<br />

sinken bis zum Wochenende auf<br />

herbstliche 14 Grad Celsius,dann ist<br />

wettermäßig wieder alles normal.<br />

Blick in den Hof: Die Wohnsiedlung im Kissingenviertel wurde in den Zwanzigerjahren von Otto Rudolf Salvisberg erbaut.<br />

Sorge um das gute alte Kissingenviertel<br />

Mieterinitiative sieht den Denkmalschutz vieler Wohnungen durch Modernisierung verletzt<br />

VonMikeWilms<br />

Eine Gruppe Mieter aus dem<br />

Kissingenviertel in Pankow<br />

ist angetreten, ihre denkmalgeschützte<br />

Wohnanlage<br />

zu retten. Siewehren sich gegen eine<br />

Modernisierung, die in ihren Augen<br />

das Erbe des Schweizer Architekten<br />

Otto Rudolf Salvisberggefährdet. Ihn<br />

kennt man in Berlin, weil er in den<br />

1920er-Jahren auch am Bauder Siedlung<br />

Weiße Stadt in Reinickendorf<br />

beteiligt war –heute Unesco-Weltkulturerbe.<br />

Die Kritik der Pankower<br />

Mieter richtet sich gegen den Abriss<br />

von Speisekammern und Wänden,<br />

gegen den Umbau der Bäder sowie<br />

gegen den Austausch historischer<br />

Fenstergriffe und Briefklappen.<br />

„Ich hoffe, dass die Arbeiter nicht<br />

auch noch diese Mauer rausreißen“,<br />

sagt Mieter David Görke und zeigt<br />

auf die Wand zwischen seinem Bad<br />

und seiner Küche. In zähen Verhandlungen<br />

mit der landeseigenen<br />

Wohnungsbaugesellschaft Gesobau,<br />

der die Siedlung gehört, hat Görke<br />

Zugeständnisse erkämpft. Dazu gehört<br />

auch der Erhalt seiner alten<br />

Speisekammer,die noch aus der Zeit<br />

der Errichtung der Wohnanlage in<br />

den Jahren 1926 bis 1928 stammt.<br />

„Aber ich muss leider fürchten, dass<br />

die Vereinbarung gebrochen wird“,<br />

so Görke. Seine Sorge sei darin begründet,<br />

dass der Vermieter seit der<br />

Florastr.<br />

Pankow<br />

Modernisierungsankündigung im<br />

Jahr 2015 alles daran gesetzt habe,<br />

die Arbeiten auch durchzuziehen.<br />

In der Wohnung zwei Stockwerke<br />

tiefer sieht es bereits anders aus.<br />

Wand und Speisekammer sind herausgerissen,<br />

der Fußboden ist voller<br />

Baustaub, eine Schaufel steht angelehnt<br />

neben dem Fenster. „Es hätte<br />

in der Macht der Unteren Denkmalschutzbehörde<br />

des Bezirks Pankow<br />

gelegen, diese Zerstörung zu verhindern“,<br />

sagt Frank Labuszewski, Sprecher<br />

der Protestinitiative. Doch die<br />

Behörde habe die Pläne der Gesobau<br />

mitgetragen. Labuszewski sitzt auf<br />

einem Stuhl in der Wohnung seiner<br />

Mutter Maria-Elisabeth, die seit 1959<br />

in der Siedlung mit 256 Wohnungen<br />

lebt. Mutter und Sohn haben vierzehn<br />

Mitstreiter eingeladen, die von<br />

ihrem Kampf berichten wollen.<br />

<strong>Berliner</strong> Str.<br />

Granitzstr.<br />

Kissingenstr.<br />

Borkumstr.<br />

Sellinstr.<br />

Denkmalgeschützte Wohnsiedlung<br />

Neumannstr.<br />

BLZ/REEG<br />

„Seit Monaten verfassen wir ein<br />

Schreiben nach dem anderen, es gab<br />

mehrereKrisentreffen mitVermieter,<br />

Baufirma und Denkmalschutz“, sagt<br />

Maria-Elisabeth Labuszewski. Sogar<br />

einen der führenden Gutachter für<br />

technische Gebäudeausrüstung in<br />

Deutschland, Ralf Masuch, hätten<br />

sie auf eigene Kosten mit einer Expertise<br />

beauftragt.<br />

Die Sache mit den Steckdosen<br />

In seinem Bericht steht unter anderem,<br />

dass eine „Durchführung der<br />

Strangsanierung mit dem Erhalt der<br />

Speisekammer“ möglich sei. DerExperte<br />

vermochte keinen Grund zu<br />

erkennen, der eine Einschränkung<br />

des Denkmalschutzes rechtfertigen<br />

würde.Die Siedlung wirdinder <strong>Berliner</strong><br />

Denkmalliste unter der Nummer<br />

09050585 als Gesamtanlage<br />

BERND FRIEDEL<br />

„von hoher städtebau- und architekturgeschichtlicher<br />

Bedeutung“ für<br />

Berlin geführt.<br />

Doch nicht alle Beteiligten stimmen<br />

der Sicht des Gutachters und<br />

der Mieter zu. Fragen des Denkmalschutzes<br />

sind auch Abwägungssache.Die<br />

Gesobau kann nach eigener<br />

Auskunft ausdrücklich keine massive<br />

Gefährdung des Denkmalbestandes<br />

durch die Modernisierungsmaßnahme<br />

erkennen. Und die Untere<br />

Denkmalschutzbehörde argumentiertineiner<br />

E-Mail vom12. Juli<br />

2018 mit praktischen Erwägungen.<br />

So führedie vonMasuch ausgearbeitete<br />

Bauvariante dazu, dass in einigen<br />

Wohnungen auf Steckdosen in<br />

Bädern verzichtet werden müsse.<br />

„Wir können nachvollziehen, dass<br />

Bäder ohne Steckdosen für Bewohner<br />

nicht zumutbar sind und stellen<br />

deshalb unsereBedenken gegen den<br />

Abbruch der Speisekammern zurück“,<br />

hieß es.<br />

Im Kräftemessen zwischen Mietern<br />

und Vermietern zeichnet sich<br />

nun ein Kompromiss ab.„Dieknapp<br />

20 Mitglieder unserer Initiative haben<br />

jeweils die Zusage, dass auf ihre<br />

Wünsche und Beschwerden eingegangen<br />

wird“, sagt Labuszewski.<br />

Doch aus seiner Sicht sei dies nicht<br />

der erhoffte Sieg. Denn während der<br />

Streit immer neue Wendungen genommen<br />

habe, sei die Modernisierung<br />

ohne Baustopp weitergelaufen.<br />

VonPeter Neumann<br />

Die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />

(BVG)planen einen neuen Fahrdienst<br />

– und die Sozialdemokraten<br />

finden das gut. „Ich freue mich, dass<br />

die BVGunserer SPD-Forderung nun<br />

endlich nachkommt und den Einsatz<br />

von Rufbussen im <strong>Berliner</strong> Umland<br />

plant. Die Verbindung von Schnellbahnstationen<br />

im <strong>Berliner</strong> Außenbereich<br />

mit anliegenden Wohngebieten<br />

möglicherweise auch im benachbarten<br />

Brandenburg ist der richtige Ansatz.<br />

Hierauf haben wir als SPD von<br />

Beginn an gedrängt“, sagte Tino<br />

Schopf, der verkehrspolitische Sprecher<br />

der Fraktion, am Montag.<br />

Vondem neuen Fahrdienst könnten<br />

Pendler profitieren, die mit der<br />

S- oder U-Bahn an den Stadtrand<br />

fahren und für die letzte Meile nach<br />

Hause eine Fahrmöglichkeit benötigen,<br />

hatte BVG-Chefin Sigrid Evelyn<br />

Nikutta gesagt. Vans oder Kleinbusse,<br />

die sich per App rufen lassen,<br />

könnten die Nutzer direkt bis vordie<br />

Haustür oder in deren Nähe bringen.<br />

Konkurrenz für Bahn und Bus<br />

Das Stichwort lautet: On-Demand-<br />

Ridesharing. In der östlichen Innenstadt<br />

bietet die landeseigene BVG<br />

bereits mit ViaVan einen solchen<br />

Fahrdienst an –den Berlkönig. Doch<br />

das sieht die SPD weiterhin kritisch.<br />

Schopf: „Der Einsatz in der Innenstadt<br />

mit ihrem dichten Nahverkehrsnetz<br />

ist überflüssig. Vielmehr<br />

sollten wir uns auf die Anbindung<br />

der Außenbezirke konzentrieren.“<br />

AndereKritiker fordern, dass sich<br />

die BVG lieber um ihr Kerngeschäft<br />

kümmern sollte: den Bahn- und<br />

Busverkehr.„Dass die BVGmit Achtsitzern<br />

den Stadt-Umlandverkehr<br />

retten kann, glaubt sie doch wohl<br />

selbst nicht“, so ein Beobachter. Offenbar<br />

soll der Vorstoß den Wegdafür<br />

bereiten, dass sich der Berlkönig<br />

in weitereGebiete ausbreiten darf.<br />

Skepsis gibt es auch im Taxigewerbe.„Ich<br />

verstehe, dass Verkehrsbetriebe<br />

Möglichkeiten suchen, flexible<br />

Mobilität anzubieten“, sagte<br />

Hermann Waldner von Taxi Berlin.<br />

„Doch eine Untersuchung in Hannover<br />

zeigt, dass sie sich selbst zu<br />

kannibalisieren drohen. Bei einer<br />

Umfrage gaben mehr als 70 Prozent<br />

der Moia-Nutzer an, dass sie sonst<br />

mit Busoder Bahn gefahren wären.“<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

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Berlin<br />

U-Bahnhöfe<br />

bleiben offen<br />

für Obdachlose<br />

Sozialsenatorin und<br />

BVG einigen sich<br />

Die U-Bahnhöfe sollen als Obdachlosen-Schlafplätze<br />

im<br />

Winter erhalten bleiben. Darauf verständigten<br />

sich am Montag Sozialsenatorin<br />

Elke Breitenbach (Linke)<br />

und die Chefin der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />

(BVG), Sigrid Nikutta.<br />

DasUnternehmen wollte dieses Jahr<br />

aufgrund von Sicherheitsbedenken<br />

keine U-Bahn-Stationen mehr für<br />

Obdachlose öffnen.<br />

Nach einem Gespräch mit der Senatorin<br />

sagte die BVG zu, bisher ungenutzte<br />

Bereiche in mehreren Stationen<br />

freizugeben. So sollen die Obdachlosen<br />

von den Stromleitungen<br />

an den Gleisen ferngehalten werden.<br />

Welche Flächen genau in Frage kommen,<br />

soll erst noch geprüft werden.<br />

Die Sozialsenatorin will Wohnungslosen<br />

mit verschiedenen Angeboten<br />

helfen. Zum Beispiel sollen<br />

die Bezirke Dixi-Klos vor den Bahnhöfen<br />

aufstellen, um die Hygiene zu<br />

verbessern. Die BVG will außerdem<br />

mit Aushängen an allen U-Bahnhöfen<br />

über Notübernachtungsangebote<br />

informieren. Mitarbeiter sollen<br />

zudem Flyer insechs Sprachen verteilen,<br />

die auf die nächstgelegene<br />

Notunterkunft hinweisen.<br />

An über 30 U-Bahn-Stationen<br />

gibt es größere ungenutzte Flächen.<br />

Als Obdachlosen-Schlafplatz könnten<br />

etwa auf Vorrat gebaute Bahnsteige<br />

in Frage kommen, die nie in<br />

Betrieb genommen wurden. Eine<br />

solche Fläche befindet sich am U-<br />

Bahnhof Schloßstraße in Steglitz.<br />

Laut Senatorin sollen diese Woche<br />

die ersten Bahnhöfe auf ihre Verwendung<br />

hin geprüft werden. (dpa)<br />

Das Ufo wird wohl abgerissen<br />

Marodes Diesterweg-Gymnasium in Wedding soll neuem Schulbau weichen. Lange hatte man andere Pläne<br />

VonMartin Klesmann<br />

Orange die Fassade, abgerundet<br />

die Ecken, teils<br />

auf Stelzen gebaut. Vor<br />

sieben Jahren schloss der<br />

Senat den damaligen Standort des<br />

Diesterweg-Gymnasiums in Gesundbrunnen,<br />

einen imposanten<br />

70er-Jahre-Bau mit markanten Bullaugenfensternund<br />

„Schulstraße“.<br />

Seither verfällt das Gebäude,<br />

während Bezirkspolitiker,Anwohner<br />

sowie die Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung hochtrabende<br />

Pläne für das Areal verfolgten. Die<br />

Anwohnerinitiative PSWedding<br />

sollte das „orangefarbene Ufo“ sanieren<br />

und zu einem soziokulturellen<br />

Nachbarschaftszentrum mitsamt<br />

Theater, Kino, Kita, Café und<br />

Gemeinschaftsgarten machen. Öffentliche<br />

Treffpunkte gibt es hier im<br />

Kiez nördlich der Bernauer Straße<br />

kaum. Seit Jahren kooperierte<br />

PS Wedding deshalb mit der landeseigenen<br />

Wohnungsbaugesellschaft<br />

Degewo, die auf einem Teil des<br />

Areals Wohnungen bauen sollte. Ein<br />

stadtweit einzigartiger Pionierversuch<br />

in Sachen Zivilgesellschaft.<br />

Doch jetzt –nach vielen, vielen<br />

Gesprächsrunden in den vergangenen<br />

Jahren –soll daraus gar nichts<br />

mehr werden. Anlass ist offiziell ein<br />

erstaunlich lange unentdeckt gebliebener<br />

Rohrbruch in der Turnhalle<br />

des Gebäudekomplexes, wodurch<br />

auch in den Schulkeller Wasser eingedrungen<br />

ist, das womöglich<br />

schadstoffbelastet sein könnte, wie<br />

der zuständige Stadtrat Carsten<br />

Spallek (CDU) betont.„Das Gebäude<br />

ist aus meiner Sicht nun ein wirtschaftlicher<br />

Totalschaden“, sagt<br />

Spallek, der dortselbst 1992 sein Abitur<br />

abgelegt hat. EinAbriss sei nahe-<br />

Bullaugen-Eingang in das Gebäude des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums.<br />

IMAGO<br />

liegend. Weil die betroffene Trinkwasserleitung<br />

schließlich abgestellt<br />

werden musste, habe man auch die<br />

benachbarte Musikschule zunächst<br />

trockengelegt.<br />

An diesem Dienstag soll das Bezirksamt<br />

Mitte den Sinneswandel<br />

beschließen. Eine neue Sekundarschule<br />

würde nach einem Komplettabriss<br />

dann gebaut auf dem Areal,<br />

aus dem längst der größte Abenteuerspielplatz<br />

der Gegend mit allerlei<br />

Vandalismusschäden geworden ist.<br />

Auf etwa 8400 Quadratmetern. Laut<br />

jüngster Prognose fehlen künftig<br />

viele Schulplätze inder Region. Auf<br />

den restlichen 9650 Quadratmetern<br />

würde die Degewo modulare Unterkünfte<br />

bauen für Flüchtlinge und anderebedürftige<br />

Mieter.<br />

Der Linke-Wahlkreisabgeordnete<br />

Tobias Schulze fordert zunächst ein<br />

fundiertes Gutachten, ob der gesamte<br />

Bau tatsächlich abrissreif sei.<br />

Bisher sollte der Asbest-Bau kernsaniert<br />

werden. Es gebe Experten, die<br />

einen Abriss für teurer hielten als<br />

eine Sanierung, so Schulze. Doch<br />

Spallek hat kein Geld für Gutachter.<br />

Ein Knackpunkt des bisherigen<br />

Projektes waroffenbar,dass PS Wedding<br />

auf einem Teil des Geländes<br />

selbst mietpreisgebundene Wohnungen<br />

bauen wollte, umsie der kreditgebenden<br />

Bank als Sicherheit anzubieten.<br />

Anders wäre das Vorhaben<br />

kaum zu finanzieren gewesen. Bereits<br />

Anfang August hatte Finanzstaatssekretärin<br />

Margaretha Sudhof der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung<br />

schriftlich mitgeteilt, dass die gemeinsame<br />

Planung des Vereins mit<br />

der Degewo überholt sei. Nur durch<br />

eine Teilung in Schulneubau- und<br />

Wohnbaufläche könne die Degewo<br />

eine städtebaulich anspruchsvolle<br />

und tragfähige Bebauung realisieren.<br />

Prozess um<br />

Überfall auf<br />

Autohandel<br />

Ex-Rocker<br />

bestreitet Erpressung<br />

Im Prozess um einen brutalen<br />

Überfall auf einen Autohandel in<br />

Charlottenburg hat der Angeklagte<br />

alle Vorwürfe zurückgewiesen. Der<br />

mutmaßliche Rocker soll mit seiner<br />

Verlobten in das Geschäft gekommen<br />

sein und die Zahlung von8000<br />

Euro verlangt haben. Vier Monate<br />

nach seiner Verhaftung erklärte der<br />

58-Jährige am Montag vor dem<br />

Landgericht, er habe kein Geld erpressen<br />

wollen. Er sei auch kein Rocker<br />

mehr. Die mitangeklagte 51<br />

Jahrealte Frau sagte zum Prozessbeginn,<br />

der Chef der Firmaschulde ihr<br />

seit längerem eine größere Summe.<br />

Siehätten ihn nicht attackiert.<br />

Laut Anklage soll ein nicht erfolgter<br />

Reifenwechsel Auslöser der Tat<br />

gewesen sein. Die Angeklagten hätten<br />

deshalb von einem 41-Jährigen<br />

8000 Euro verlangt. Um der Forderung<br />

Nachdruck zu verleihen, hätten<br />

sie auf ihreVerbindung zu einer Rockergruppierung<br />

hingewiesen.<br />

Schließlich habe der 58-Jährige den<br />

Geschädigten mit der Faust sowie<br />

mit einem Metallhocker und einer<br />

Stehlampe attackiert. Die Frau soll<br />

den 41-Jährigen am Aufstehen gehinderthaben.<br />

Der 58-Jährige erklärte, er und<br />

seine Verlobte,die früher in dem Autohandel<br />

gearbeitet habe,hätten mit<br />

dem 41-Jährigen über die Rückzahlung<br />

seiner Schulden sprechen wollen.<br />

„Er fing an mich zu schlagen.“<br />

Um den 41-Jährigen zu stoppen,<br />

habe er ihm einen Hieb versetzt. Der<br />

Prozess um versuchte räuberische<br />

Erpressung und Körperverletzung<br />

geht am 17. Oktober weiter. (dpa)<br />

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Beratung und Buchung: 0800 –182 6986(gebührenfrei)<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 15 *<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

Brand in Lieberoser Heide:<br />

Amt bittet Land um Hilfe<br />

Dievielen Brände in der Lieberoser<br />

Heide in den vergangenen Monaten<br />

haben zu finanziellen Engpässen<br />

beim Amt Lieberose/Oberspreewald<br />

geführt. Es sah sich am Montag nicht<br />

in der Lage,Löschhubschrauber aus<br />

eigenen Haushaltsmitteln zu finanzieren<br />

und bat deshalb den Landkreis<br />

und das Land um Hilfe,wie<br />

Amtsdirektor BerndBoschan auf Anfrage<br />

sagte.Seit Sonntag brennt es<br />

wieder in der Lieberoser Heide in<br />

Südbrandenburg. Zunächst war<br />

rund ein Hektar Fläche betroffen.<br />

Dann weiteten sich die Flammen in<br />

der Nacht zu Montag nach Angaben<br />

der Feuerwehr-Regionalleitstelle<br />

Lausitz auf zwischen fünf bis zehn<br />

Hektar aus.Das Brandgebiet liegt<br />

nahe GroßLiebitz (Dahme-Spreewald).<br />

Brände in der Lieberoser<br />

Heide können weitgehend nur aus<br />

der Luft bekämpft werden, weil sich<br />

im Boden des ehemaligen Truppenübungsplatzes<br />

noch Munition befindet.<br />

Deshalb kamen über den Sommer<br />

immer wieder Löschhubschrauber<br />

zum Einsatz. (dpa)<br />

Die Brände konnten nur aus der Luft<br />

bekämpft werden.<br />

DPA/PLEUL<br />

WoidkeerinnertanLeiden in<br />

sowjetischen Speziallagern<br />

Beieinem Empfang für Überlebende<br />

der sowjetischen Speziallager hat<br />

Brandenburgs Ministerpräsident<br />

DietmarWoidke (SPD) an das Leiden<br />

der Häftlinge erinnert. DurchHunger<br />

und Krankheit sei das Sterben<br />

Tausender Menschen in Kauf genommen<br />

und sogar durch inhumane<br />

Bedingungen forciertworden.<br />

„Das aber ist mit nichts zu rechtfertigen,<br />

denn Unrecht darfnicht mit<br />

Unrecht aufgewogen werden“, betonte<br />

der Regierungschef am Montag<br />

in Potsdam. DieSowjets hatten<br />

die Speziallager nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg auf dem Gebiet der späterenDDR<br />

eingerichtet. Woidke sagte,<br />

die Häftlinge seien oftmals pauschal<br />

als Kriegsverbrecher der Nationalsozialisten<br />

abgestempelt worden. Viele<br />

vonihnen seien jedoch willkürlich<br />

oder aufgrund vonDenunziationen<br />

verhaftet worden. (dpa)<br />

Verletzte auf Brandenburgs<br />

Straßen am Wochenende<br />

BeiUnfällen auf Brandenburgs Straßen<br />

sind am Wochenende 128 Menschen<br />

verletzt worden. Dies teilte die<br />

Polizei am Montagmorgen mit.<br />

Demnach gab es keine Verkehrstoten.<br />

Insgesamt wurden vonFreitag<br />

bis Sonntag 527 Verkehrsunfälle bei<br />

der polizeilichen Leitstelle in Potsdam<br />

registriert, bei 85 davon wurden<br />

Menschen verletzt. (dpa)<br />

Reisender am S-Bahnhof<br />

niedergeschlagen<br />

Unbekannte haben am Sonntag einen<br />

43-Jährigen am S-Bahnhof Potsdam-Babelsbergangegriffen.<br />

Kurz<br />

vorsechs Uhrtrafein 43-jähriger<br />

Potsdamer auf Bahnsteig 1auf mehrere<br />

angetrunkene Personen. Als der<br />

Mann die Gruppe um Ruhe bat,<br />

schlug ihm eine Frau ins Gesicht.<br />

DerStreit eskalierte.Dabei wurde<br />

das Opfer im Gesicht verletzt. Die<br />

Bundespolizei bittet Zeugen, sich zu<br />

melden. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle<br />

entgegen. (ls.)<br />

Sie sind ein eingespieltes Team: Falknerin Andrea Badouin und ihre Habichtdame Thora.<br />

Mit Thora auf Kaninchenjagd<br />

Eine Falknerin aus Brandenburg ist mit ihrer Habichtdame regelmäßig in Charlottenburg unterwegs<br />

VonAnna Kristina Bückmann, Brieselang<br />

Es ist kurz nach Sonnenaufgang.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Park rund<br />

um das Schloss Charlottenburg<br />

ist es noch ruhig. Die<br />

ersten Jogger drehen ihre Runden,<br />

als Andrea Badouin mit Habichtdame<br />

Thoraauf dem Armden Stadtparkbetritt.Thoraist<br />

aufgeregt. Es ist<br />

eine ihrer ersten Runden draußen.<br />

Den Sommer über hatte sie Pause.<br />

Für Greifvögel hat die Saison begonnen<br />

–esgeht wieder auf Beizjagd.<br />

Andrea Badouin ist mit ihrer<br />

Teampartnerin, wie sie Thoranennt,<br />

nicht allein. Freundin Katja Heumann<br />

begleitet sie. Die 40-Jährige<br />

hat ihre zwei Jagdhunde Luna und<br />

Angel dabei. Neben Heumann steht<br />

eine Kiste. Es rappelt und schabt<br />

darin. DieJägerin hat ihredreiFrettchen<br />

mitgebracht.<br />

Suche nach Wild<br />

Etwa zwei bis drei Mal wöchentlich<br />

geht Badouin mit ihrer Habichtdame<br />

in der Beizsaison von September bis<br />

etwa März auf Jagd. Mit einem Bekannten<br />

teilt sie sich ein Jagdrevier<br />

im Brandenburger Forst. Auf Einladung<br />

der Eigentümer geht es aber regelmäßig<br />

auch in den Schlosspark<br />

Charlottenburg. Dann werden Kaninchen<br />

gejagt. „Die Jagd mit den<br />

Tieren soll den Bestand im Park dezimieren“,<br />

erklärt Heumann. Für die<br />

Stadtjagd brauchen sie eine Genehmigung<br />

der <strong>Berliner</strong> Forste.<br />

Im Schlosspark Charlottenburg<br />

haben sich die zwei Frauen mit ihren<br />

Tieren auf die Suche nach dem Wild<br />

gemacht. Die Hunde sind von der<br />

Leine los. Gezielt rennen sie zu einem<br />

Kaninchenbau in ein Gebüsch.<br />

Heumann lässt die Frettchen aus ihrem<br />

Käfig. Schnell sind die kleinen,<br />

grau-weißen Tiere imGebüsch verschwunden.<br />

Es ist still. „Sie sind<br />

noch drin“, sagt Heumann. Thora<br />

blickt aufgeregt hinüber zum Busch.<br />

Sieweiß, worum es hier heute geht.<br />

Dann plötzlich schießt ein Kaninchen<br />

hervor. Badouin und Heumann<br />

wissen, wo die flüchtenden Tiere<br />

entlangrennen und haben sich entsprechend<br />

positioniert. Heute aber<br />

haben sie kein Glück. Das Kaninchen<br />

rennt im Zickzack durchs Gebüsch,<br />

bis es aus den Augen verschwindet.<br />

Heumann ruft die Frettchen<br />

zurück. Diehören sofort.<br />

Es sind mittlerweile mehr Leute<br />

im Park unterwegs. Immer wieder<br />

halten Spaziergänger und Jogger an,<br />

bestaunen die Habichtdame. Thora<br />

ist aufgeregt. Ihr Schnabel ist leicht<br />

geöffnet. Ihre roten Augen funkeln.<br />

Der grau-weiß gesprenkelte Brustkorb<br />

bebt auf und nieder.„Ihrmacht<br />

hier also so eine ArtUngezieferbeseitigung?“,<br />

fragt ein Spaziergänger im<br />

beigefarbenen Mantel. „Wir kümmernuns<br />

um den Bestand, und dass<br />

sich keine Seuchen ausbreiten“, antwortet<br />

Heumann lächelnd. Es sei<br />

eine natürliche Art der Jagd –ohne<br />

Waffen. „So wurde schon gejagt, bevoresFeuerwaffen<br />

gab.“<br />

Die Beizjagd –die Jagd mit abgerichteten<br />

Greifvögeln auf freilebendes<br />

Wild in seinem natürlichen Lebensraum<br />

–gibt es laut der Deutschen<br />

UNESCO-Kommission seit<br />

mindestens 3500 Jahren. 2016 wurde<br />

die Falknerei in die Liste des Immateriellen<br />

Kulturerbes aufgenommen.<br />

Zu der Haltung eines Greifvogels<br />

gehört mehr als nur die Beizjagd.<br />

„Wir kümmern uns um den Bestand,<br />

und dass sich keine Seuchen<br />

ausbreiten. Es ist eine natürliche Art<br />

der Jagd –ohne Waffen.“<br />

Katja Heumann,<br />

Jägerin, über die Beizjagd<br />

Jedes Jahr kommt eine Kleinstadt hinzu<br />

„Die Bell“, das Glöckchen, das das<br />

Tier bei seinen Flügen am Bein trägt,<br />

sowie auch das Geschirr seien in<br />

Handarbeit gefertigt worden, sagt<br />

Falknerin Badouin. Ebenso auch das<br />

Rundreck, auf dem Habichtdame<br />

Thora in ihrem Zuhause im Brandenburgischen<br />

Brieselang sitzt, sowie<br />

die Transportbox. „Die Falknerei<br />

lebt von Weitergabe, Erziehung und<br />

Erfahrung“, sagt Badouin. Ein Jahr<br />

lang sei sie bei einem Falkner mitgelaufen,<br />

bevor sie die Falknerprüfung<br />

ablegte. Heute hilft sie selbst jungen<br />

Falknernbei der Aufzucht der Vögel.<br />

So offen und verständnisvoll wie<br />

der Spaziergänger sind nicht alle Begegnungen<br />

bei einer Stadtjagd, erzählt<br />

Badouin. „Manche denken, wir<br />

wollen hier Tiereausrotten“, sagt sie.<br />

Sie würden die Singvögel verscheuchen,<br />

habe sich Jagdkollegin Heumann<br />

anhören müssen. Manche rufen<br />

sogar die Polizei. Daher informiert<br />

Badouin vor jeder Jagd selbst<br />

die Behörden.<br />

Der Naturschutzbund Deutschland<br />

(Nabu) fordert inseinem jüngsten<br />

Papier über die Ausrichtung der<br />

Jagd, die Beizjagd abzuschaffen. Das<br />

Halten und Abrichten von Greifvögeln<br />

sowie die Jagd mit ihnen widersprechen<br />

dem Natur-und Tierschutz,<br />

heißt es dort. Heinz Kowalski, Sprecher<br />

des Bundesfachausschusses Ornithologie<br />

und Vogelschutz beim<br />

Nabu, differenziert: „Es sind freilebende<br />

Vögel, die in die freie Natur gehören.“<br />

Sie anKetten in Käfigen zu<br />

halten, sei keine artgerechte Haltung,<br />

sagt der 72-Jährige.Werden die Vögel<br />

aber im Sinne des Naturschutzes eingesetzt,<br />

zum Beispiel um bei Überpopulation<br />

Kaninchen zu jagen, sei dies<br />

in Ordnung.<br />

Keine Spielerei<br />

Für den Vorsitzenden des Landesverbandes<br />

des Deutschen Falkenordens<br />

(DFO) Brandenburg und Sachsen-Anhalt,<br />

Oliver Peipe,ist die Definition<br />

der Beizjagd entscheidend.<br />

Die Jagd mit dem Greifvogel auf frei<br />

lebendes Wild differenzieredie Falknerei<br />

von bloßer „Spielerei“ wie<br />

Flugvorführungen, sagt der Falkner.<br />

Wenn die Vögel nur auf Flugshows<br />

fliegen dürften, sei das kein artgerechter<br />

Umgang, sagt auch Andreas<br />

Lehmann, Vorsitzender des Verbandes<br />

Deutscher Falkner Brandenburg<br />

(VDF). „Das ist Kommerz und geht<br />

gehörig in die Hose.“ (dpa)<br />

Der Zuzug stellt Berlin und Brandenburg vor ähnliche Probleme. Jetzt wollen beide Länder gemeinsam Neubau fördern<br />

Angesichts wachsender Wohnungsnot<br />

und steigender Mieten<br />

wollen Brandenburg und Berlin gemeinsam<br />

den Bau neuer Mehrfamilienhäuser<br />

fördern. Dabei sollten die<br />

Potenziale nicht nur im Speckgürtel<br />

rund um die Hauptstadt genutzt<br />

werden, sagte die brandenburgische<br />

Infrastrukturministerin Kathrin<br />

Schneider (SPD) am Montag vor einer<br />

Fachkonferenz zur Wohnungspolitik<br />

in Potsdam. „Beispielsweise<br />

verfügen die Städte in der zweiten<br />

Reihe über Wohnraumangebote, die<br />

den <strong>Berliner</strong> Markt entlasten können.“<br />

dige Verkehrsanbindung und die übrige<br />

Infrastruktur schaffen“, meinte<br />

Schneider.<br />

Brandenburg hat ein Förderprogramm<br />

in Höhe von 100 Millionen<br />

Euro aufgelegt, um den Neubau von<br />

bezahlbarem Wohnraum zu unterstützen.<br />

Gesellschaften und private<br />

Investoren können im sozialenWohnungsbau<br />

bei Neubauten ab sofort<br />

statt bisher maximal 1800 Euro bis<br />

zu 2500 Euro pro Quadratmeter beantragen.<br />

DerGroßteil dieser Förderung<br />

läuft allerdings als Darlehen.<br />

Der Druck auf den Markt sei beträchtlich<br />

gestiegen, weil zuletzt je-<br />

DPA/BERND SETTNIK<br />

Die kommunalen <strong>Berliner</strong> Wohnungsbaugesellschaften<br />

seien inzwischen<br />

in Einzelfällen auch über<br />

die Landesgrenze hinaus aktiv, erläuterte<br />

Berlins Bausenatorin Katrin<br />

Lompscher (Linke). Das Land Berlin<br />

besitze inBrandenburg rund 16 000<br />

Hektar Fläche, darunter rund 1400<br />

Hektar in Siedlungsgebieten.<br />

Ebenso wie Schneider betonte<br />

Lompscher, dass es der Politik nicht<br />

um die Förderung des Baus vonEinfamilienhäusern,<br />

sondern umdeutlich<br />

mehr Mehrfamilienhäuser in<br />

den Städten gehe. „Denn nur dort<br />

lässt sich wirtschaftlich die notwenweils<br />

rund 30 000 Neubürger nach<br />

Brandenburg gezogen seien, sagte<br />

der Chef des Städte- und Gemeindebundes,<br />

Jens Graf. „So kommt jedes<br />

Jahr eine Kleinstadt hinzu.“<br />

Dies führe dazu, dass die Mieten<br />

nicht nur für die unteren Einkommensschichten,<br />

sondern auch für<br />

Bezieher mittlerer Einkommen in<br />

bestimmten Regionen unerschwinglich<br />

würden, klagte der Vorsitzende<br />

des Mieterbunds in Brandenburg,<br />

Rainer Radloff. „Zehn bis zwölf Euro<br />

netto kalt ist auch für Bezieher mittlerer<br />

Einkommen nicht mehr bezahlbar.“<br />

(dpa)<br />

Zwischen<br />

Kunst und<br />

Klimaschutz<br />

Eine Ausstellung widmet<br />

sich auch der Braunkohle<br />

VonSimone Humml<br />

Ein erwachsener Mensch verbraucht<br />

proTag ungefähr so viel<br />

Energie wie ein alter hoher Kühlschrank:<br />

Grob überschlagen 2000<br />

Kilokalorien pro Tag. Nichts als unnützes<br />

Wissen? In der Ausstellung<br />

„Artefakte“ im <strong>Berliner</strong> Museum für<br />

Naturkunde dient es als Beispiel dafür,<br />

dass alles Leben auf Energieverbrauch<br />

beruht. Unddass die Art, wie<br />

wir Energie für unseren Körper und<br />

für unseren Kühlschrank gewinnen,<br />

immense Auswirkungen auf die Umwelt<br />

hat. Wahrscheinlich wissen die<br />

Besucher einer solchen Ausstellung,<br />

dass bei der Herstellung eines<br />

Fleischgerichts mehr Treibhausgase<br />

produziert werden, als bei einem<br />

Teller Gemüse. Manche wissen vielleicht<br />

auch, dass sich beim Waschen<br />

einer Fleecejacke rund 2000 winzige<br />

Plastikfasernlösen, die durch die Filter<br />

der Kläranlagen hindurch ins<br />

Meer gelangen können. Doch die<br />

Ausstellung „Artefakte“ bietet mehr<br />

als Daten, wie der Name aus Art<br />

(Kunst) und Fakten schon suggeriert.<br />

Ein großformatiges Foto auf weißer<br />

Wand zeigt schillernde,leicht gebogene<br />

Streifen in rot, orange und<br />

grün. EinDisplay um die Ecke erläutert,<br />

dass es sich dabei um saures<br />

Grubenwasser in Niederzier handelt.<br />

Es sind vollgelaufene Baggerspuren<br />

vomBraunkohleabbau, denn<br />

der Hambacher Forst, ein Wald aus<br />

Eichen und Hainbuchen, wurde bereits<br />

auf ein Zehntel seiner Fläche reduziert.<br />

Auf einem anderen Foto<br />

sind Strukturen in kräftigem Rot auf<br />

blauem Grund zu sehen. Es sind<br />

Chemikalien, die nach der Explosion<br />

der Plattform „Deepwater Horizon“<br />

2010 auf das Öl gesprüht wurden, damit<br />

es absinkt.<br />

Bilder des Fotografen J. HenryFair in der<br />

Ausstellung „Artefakte“<br />

DPA/SOEDER<br />

„Ich möchte, dass die Menschen<br />

beunruhigt sind. Ich möchte, dass<br />

die Menschen Fragen stellen, und<br />

ich möchte,dass sie nein sagen“, erklärt<br />

der US-Fotograf und Umweltaktivist<br />

Henry Fair, zuseinen vom<br />

Flugzeug aus gemachten Aufnahmen.<br />

Alle künstlerisch schönen Bilder<br />

zeigen Auswirkungen menschlichen<br />

Handelns.„Die Menschen sollen<br />

alles in ihrem Leben hinterfragen<br />

und überlegen, was mache ich, und<br />

wie wird essich auf die Kinder auswirken“,<br />

sagte Fair.<br />

Neben vielen Fotos, plastischen<br />

Schaubildern, Gegenständen und<br />

Grafiken gibt es auch immer Hinweise,<br />

was man selbst tun kann:<br />

Etwa weniger Kleidung kaufen oder<br />

bienenfreundliche Pflanzen in Balkon<br />

und Garten setzen.<br />

Am Ende der Ausstellung kann jeder<br />

Besucher auf einer elektronischen<br />

Tafel selbst Ideen hinterlassen.<br />

„ImWinter werdeich mehr Pullis<br />

tragen“, steht da, oder „Ich benutze<br />

häufig Präservative, es strengt<br />

mich an, doch es ist sustainable<br />

(deutsch: hat nachhaltigeWirkung)“.<br />

Ein anderer Besucher schrieb: „Mir<br />

ist aufgefallen, dass die S-Bahn nicht<br />

pünktlich ist, aber dann kommt sie<br />

doch.“ (dpa)<br />

DieAusstellung läuft bis8.September 2019.<br />

Infos: www.museumfuernaturkunde.berlin/de


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

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Wissenschaft<br />

Die Bilder zeigen gelblich gefärbte Bakterien namens Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) in verschiedenen Strukturen des Organismus. Sie werden auch Krankenhauskeime genannt. Die Schönheit lässt ihre Gefährlichkeit kaum erahnen.<br />

NIAID<br />

Die globale Gefahr<br />

In Berlin macht sich ein Team daran, den weltweiten Kampf gegen die sich ausbreitenden Antibiotika-Resistenzen voranzutreiben<br />

VonSabine Sütterlin<br />

So klein kann ein internationales<br />

Drehkreuz sein: Wenn<br />

Elmar Nimmesgernund Lisa<br />

Beuster Rücken an Rücken<br />

an ihrenArbeitsplätzen sitzen, ist der<br />

Raum voll. Daswinzige Bürodient als<br />

Sekretariat des Global Antimicrobial<br />

Resistance Research and Development<br />

Hub, abgekürzt Global AMR<br />

R&D Hub. Auf Deutsch heißt das so<br />

viel wie: Drehkreuz für Informationen<br />

aus aller Welt zu Forschung und<br />

Entwicklung in Sachen Antibiotika-<br />

Resistenz.<br />

„Wir haben erst im September die<br />

eigentliche Arbeit aufgenommen“,<br />

sagt Nimmesgern. Er leitet das Sekretariat<br />

des Hubs, das bisher nur aus<br />

ihm und seiner Kollegin besteht. Anfang<br />

nächsten Jahres kommen zwei<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter hinzu.<br />

Dann zieht das Sekretariat in einen<br />

größeren Raum in dem Bürogemeinschaftshaus<br />

am Potsdamer Platz um.<br />

Startups oder Unternehmen können<br />

sich hier flexibel einmieten.<br />

Wenn das Team des Global AMR<br />

R&D Hubdann vollständig ist, hat es<br />

ein ehrgeiziges Arbeitsprogramm:<br />

Binnen drei Jahren soll es eine „dynamische<br />

Instrumententafel“ aufbauen.<br />

Dasist eine ArtDatenbank, in<br />

der sich jederzeit auf aktuellem Stand<br />

abrufen lässt, was national und global<br />

zur Ausbreitung, Diagnose oder Vorbeugung<br />

von Antibiotika-Resistenzen<br />

und zur Entwicklung neuartiger<br />

Therapien gegen bakterielle Infektionen<br />

geschieht. Damit können sich<br />

Gesundheitspolitiker einen Überblick<br />

verschaffen, welche Fördermittel<br />

in welche Projekte fließen. „Bislang<br />

stimmen sich die Länder kaum<br />

untereinander ab“, sagt Nimmesgern.<br />

„Wir wollen herausfinden, wer<br />

was fördertund was dabei möglicherweise<br />

herauskommt, damit die Politik<br />

die Entwicklungen auf diesem Gebiet<br />

besser koordinieren und gezieltere<br />

Strategien entwickeln kann.“<br />

Das ist dringend nötig. Der verbreitete<br />

und oft unsachgemäße Einsatz<br />

von Antibiotika in der HumanundTiermedizin<br />

hat in den vergangenen<br />

Jahrzehnten dazu geführt, dass<br />

immer mehr Bakterienstämme unempfindlich,<br />

also resistent gegen<br />

diese Medikamente werden. Mittlerweile<br />

gibt es „multiresistente“ Keime,<br />

bei denen gleich mehrere der üblichen<br />

Antibiotika wirkungslos bleiben.<br />

Für Gesunde ist der Kontakt mit<br />

diesen Bakterien ungefährlich. Bei<br />

Menschen mit geschwächten Abwehrkräften,<br />

etwa in Kliniken und<br />

Pflegeheimen, können sie jedoch Infektionen<br />

verursachen, die sich nur<br />

schwer behandeln lassen. Nach<br />

Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) gehen allein in Europa<br />

jährlich rund 25 000 Todesfälle<br />

auf das Konto resistenter Keime.<br />

Nach Hochrechnungen der Medizinstiftung<br />

Wellcome Trust dürfte sich<br />

diese Zahl bis 2050 auf etwa 400 000<br />

erhöhen, wenn nichts geschieht.<br />

In dieser Woche, bis 18. Oktober,treffen<br />

sich Wissenschaftler<br />

und Politiker beim<br />

Grand Challenges Annual<br />

Meeting 2018 im <strong>Berliner</strong><br />

Estrel-Hotel, um sich über<br />

Fortschritte bei der Lösung<br />

der drängendsten Gesundheits-<br />

und Entwicklungsprobleme<br />

auszutauschen.<br />

ERSTER AUFTRITT IN DER HAUPTSTADT<br />

Lange Zeit starben Menschen<br />

selbst an kleinen Verletzungen oder<br />

banalen Infektionen wie etwa Scharlach.<br />

Mit der Markteinführung des<br />

Penicillins bekam die Medizin in den<br />

1940er-Jahren endlich ein Mittel dagegen<br />

in die Hand. Doch schon Alexander<br />

Fleming, der Entdecker des<br />

Penicillins, warnte, dass Bakterien<br />

Resistenzen dagegen entwickeln<br />

können. Er mahnte zu sorgfältigem<br />

Umgang mit dem Antibiotikum:<br />

nicht zu kurzund nicht zu niedrig dosiertimEinzelfall,<br />

nicht zu häufig eingesetzt<br />

im Allgemeinen. Denn die Mikroben<br />

vermehren sich rasch. Dabei<br />

geben sie genetisch verankerte Merkmale<br />

nicht nur auf dem üblichenWeg<br />

an die nächste Generation weiter,<br />

sondern zusätzlich über separate<br />

Ein besonders drängendes<br />

Problem ist die weltweit zunehmende<br />

Bedrohung durch<br />

bakterielle Infektionen, gegendie<br />

Antibiotika nichts<br />

mehr ausrichten. Um dagegenanzugehen,<br />

müssen Regierungen<br />

und Organisationen<br />

ihre Forschung besser<br />

als bisher koordinieren.<br />

Unter Federführung des Bundes,<br />

der Bill &Melinda Gates<br />

Foundation und desWellcome<br />

Trusts widmetsich dasTreffen<br />

derAntibiotika-Resistenz. Der<br />

kürzlich gegründete, in Berlin<br />

ansässigeGlobalAntimicrobial<br />

ResistanceResearchand<br />

Development Hub hat seinen<br />

ersten großenAuftritt.<br />

Erbgut-Stücke auch innerhalb der<br />

Bakterien-Gemeinschaft. Das verschafft<br />

beispielsweise jenen unter ihnen,<br />

die gegen das Pilzgift Penicillin<br />

immun sind, seit Urzeiten einen<br />

Überlebensvorteil.<br />

Nach Aussage des Verbandes forschender<br />

Arzneimittelhersteller in<br />

Deutschland wurden weltweit inzwischen<br />

über 80 Antibiotika entwickelt,<br />

die verschiedenen Klassen mit jeweils<br />

anderer Molekülstruktur und Wirkungsweise<br />

angehören. Doch es gestaltet<br />

sich immer schwieriger, Antibiotika<br />

mit neuen Wirkprinzipien zu<br />

erfinden. Überdies sei die Herstellung<br />

dieser Heilmittel wirtschaftlich wenig<br />

interessant, sagt Elmar Nimmesgern:<br />

Sie kommen je Patient nur einmal<br />

zum Einsatz, bis die Infektion besiegt<br />

ist, und sind relativ billig –anders als<br />

etwa teure Medikamente gegen<br />

Krebs, die oft über lange Zeit verabreicht<br />

werden müssen. Dass die Medizin<br />

neue wie auch alte Antibiotika<br />

nur äußerst zurückhaltend einsetzen<br />

darf, um im evolutionären Wettlauf<br />

mit den wandlungsfähigen Erregern<br />

die Nase vorn zu behalten, trübt die<br />

Aussicht auf Umsatz zusätzlich.<br />

Es muss etwas geschehen, entschied<br />

die G20, der Zusammenschluss<br />

der wichtigsten Industrieund<br />

Schwellenländer, letztes Jahr in<br />

Hamburg, als die Bundesrepublik<br />

den Vorsitz innehatte, und rief den<br />

Global AMR R&D Hub ins Leben. Als<br />

Mitglieder firmieren insgesamt 15<br />

Staaten, die EU sowie die Bill- und<br />

Melinda-Gates- sowie die Wellcome-<br />

Stiftung. Sie haben Berlin als Sitz des<br />

Sekretariats gewählt. Taufe war im<br />

Maidieses Jahres.Und Mitte September<br />

traf sich erstmals der Beirat, um<br />

die Rahmenbedingungen und den<br />

Arbeitsplan festzulegen.<br />

Als erstes nimmt sich das Hub-Sekretariat<br />

die Daten des 2011 gegründeten<br />

europaweiten Programms mit<br />

dem abgekürzten Namen JPIAMR<br />

vor. Dieses hat die Aufgabe,die Aktivitäten<br />

von 27Ländern, darunter 16<br />

EU-Mitgliedstaaten, sowie die jeweilige<br />

staatliche Forschungsförderung<br />

zum Thema Antibiotikaresistenz zu<br />

koordinieren, um letztlich die öffentlichen<br />

Gelder zu bündeln und strategischer<br />

einzusetzen. Das JPIAMR ist<br />

gleichsam ein Vorläufer des globalen<br />

Hubs. Dieser zielt jedoch auf eine<br />

umfassendere Datensammlung. Sie<br />

schließt neben öffentlich geförderter<br />

Forschung und Entwicklung auch<br />

private ein –fürs erste in den reicheren<br />

Nationen, weil diese am meisten<br />

in die Forschungsförderung investieren,<br />

später auch in den weniger entwickelten<br />

Ländern. Indessen gilt es<br />

zunächst einmal, die unterschiedlichen<br />

Förderansätzeauf einen Nenner<br />

zu bringen: Mancherorts erhalten<br />

einzelne Forschungsgruppen Geld<br />

für konkrete Vorhaben zugeteilt, woanders<br />

fließen Mittel überwiegend an<br />

ganze Institute, umderen Arbeit insgesamt<br />

zu ermöglichen.<br />

Bis Ende 2019 soll dieses Datendurcheinander<br />

vereinheitlicht und<br />

zusammengeführt worden sein. Das<br />

Hub-Team hat sich zudem vorgenommen,<br />

herauszufinden, ob es über<br />

die Zahlen zum Verbrauch von Antibiotika<br />

in der Tierhaltung hinaus<br />

auch Forschung zu Resistenzen auf<br />

diesem Gebiet gibt. Ebenso recherchiertes,<br />

wo Forscher die Auswirkungen<br />

auf die Umwelt untersuchen. Soweit<br />

möglich, soll der Hub Informationen<br />

dazu liefern, welche Unis, Institute<br />

oder Forschungsabteilungen<br />

der Industrie sich mit diesen Themen<br />

befassen oder befasst haben.<br />

„Wir wollen nachvollziehbare, vertrauenswürdige<br />

Daten liefern“, fasst<br />

Elmar Nimmesgern zusammen.<br />

„Und wir müssen sie gut präsentieren<br />

–damit die Politik die richtigen Entscheidungen<br />

treffen kann.“<br />

BERLINER EXPERIMENTE<br />

Staubregen aus Saturnringen<br />

Vortrag zur Gen-Schere<br />

Saurier werden gescannt<br />

Forscher der Freien Universität<br />

(FU) haben sich an einer Studie<br />

beteiligt, die jetzt im Wissenschaftsjournal<br />

Science veröffentlicht worden<br />

ist. Dabei ging es um die Auswertung<br />

von Daten der Nasa-Raumsonde<br />

Cassini, die von 2004 bis 2017<br />

den Planeten Saturn erforschte. Zuletzt<br />

flog sie 21 Mal durch den engen<br />

Zwischenraum zwischen Saturn und<br />

seinen Ringen und fand dabei unzählige<br />

Teilchen in der Größe vonNanometern,<br />

also Milliardstel Metern.<br />

An der Auswertung der Daten warenunter<br />

anderem der Leiter der Arbeitsgruppe<br />

Planetologie am Institut<br />

für Geologische Wissenschaften der<br />

FU, Frank Postberg, und der Planetenforscher<br />

Nozair Khawaja beteiligt.<br />

Wie die Forscher berichten, bestehen<br />

die Teilchen aus Wassereis<br />

und Silikaten. Sie stammen aus den<br />

Saturnringen selbst und bewegen<br />

sich aufgrund der Beschaffenheit<br />

des Magnetfelds des Saturns auf<br />

strudelförmigen Bahnen zum Planeten<br />

hin. DurchEinschläge voninterplanetaren<br />

Partikeln auf die Saturnringe<br />

werden diese winzigen Nanopartikel<br />

emporgeschleudert und fallen<br />

dann als „Ringregen“ in die<br />

Saturnatmosphäre. (har.)<br />

Die <strong>Berliner</strong> Genetikerin Emmanuelle<br />

Charpentier ist Gastrednerin<br />

der diesjährigen Einstein Lecture<br />

Dahlem am 25. Oktober an der<br />

Freien Universität. Sie spricht über<br />

den Wandel der Biowissenschaften<br />

durch die Erforschung vonBakterien<br />

und über die Entdeckung der sogenannten<br />

CRISPR-Cas9-Methode, zu<br />

der dieWissenschaftlerin maßgeblich<br />

beigetragen hat. DasVerfahren, auch<br />

Gen-Schere genannt, ermöglicht es,<br />

den genetischen Code einer lebenden<br />

Zelle zu verändern. Es lässt sich<br />

mit einem Textverarbeitungsprogramm<br />

vergleichen. Man kann den<br />

DNA-Strang an einer definierten<br />

Stelle zerschneiden, Fehler im genetischen<br />

Code lebender Zellen korrigieren,<br />

Abschnitte löschen, einfügen<br />

oder austauschen.<br />

Seit 2015 ist Charpentier DirektorinamMax-Planck-Institut<br />

für Infektionsbiologie<br />

in Berlin. Seit diesem<br />

Jahr leitet sie die in Gründung befindliche<br />

Max-Planck-Forschungsstelle<br />

für die Wissenschaft der Pathogene.<br />

DasTime-Magazin zählte sie 2015 zu<br />

den 100 einflussreichsten Menschen<br />

der Welt. In Fachkreisen wird sie als<br />

Anwärterin für den Chemie-Nobelpreis<br />

gehandelt. (BLZ)<br />

Das Museum für Naturkunde Berlin<br />

und das Unternehmen Yxlon<br />

International sind eine einmalige Kooperation<br />

eingegangen. Mithilfe eines<br />

von Yxlon bereitgestellten Computertomografen<br />

ist das Museum<br />

jetzt in der Lage, größere Objekte als<br />

bisher zu scannen –darunter komplette<br />

Dinosaurierwirbel und ganze<br />

Tierschädel. Besucher können an<br />

dem Prozess teilnehmen und mit<br />

WissenschaftlerninDialog treten.<br />

Damit erfolge ein Transfer von<br />

Wissenschaft in die Gesellschaft, wie<br />

das Museum mitteilt. Seine Sammlungen<br />

als Forschungsmuseum der<br />

Leibniz-Gemeinschaft umfassen<br />

mehr als 30 Millionen Objekte aus<br />

Zoologie, Paläontologie, Geologie<br />

und Mineralogie. Langfristige Prozesse,<br />

etwa Artenverlust und Klimawandel,<br />

ließen sich nur durch den<br />

Zugriff auf Objekte aus der Vergangenheit<br />

erforschen, so das Museum.<br />

Die Computertomografie biete hier<br />

ganz neue Möglichkeiten, denn es<br />

würden detaillierte, dreidimensionale<br />

Einblicke in kleinste Strukturen<br />

möglich, ohne die Objekte zu zerstören.<br />

Funde könnten digital archiviert<br />

und der Öffentlichkeit weltweit zur<br />

Verfügung gestellt werden. (BLZ)<br />

Mission Cassini: Der Internet-Zugang zum Artikel selbst findet sich auf der Seite der Freien Universität<br />

unter der Rubrik „Schlagzeilen“: fu-berlin.de<br />

Einstein Lecture: 25. Oktober,18Uhr,FU, Henry-Ford-Bau, Garystraße 35,14195 Berlin. Der Vortrag<br />

findet auf Englisch statt. Eintritt frei. Anmeldung bis 20.10. unter:www.fu-berlin.de/einsteinlectures<br />

Besucher können sich täglich zu den Öffnungszeiten über die Projekte informieren. Beim Scannen<br />

livedabei sein kann man Di–Fr,13–16 Uhr.Näheres: https://www.museumfuernaturkunde.berlin


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 17 *<br />

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Sport<br />

Hin<br />

und<br />

weg<br />

Bei Unions Stadionumbau<br />

ist der Verkehrein Problem<br />

VonMax Bosse<br />

Noch sind es nur Zeichnungen,<br />

aber der Ausbau des Stadions<br />

an der Alten Försterei nimmt Gestalt<br />

an. Die drei neuen Tribünen werden<br />

die Haupttribüne um sieben Meter<br />

überragen und ohne Dachträger 30<br />

Meter hoch sein. Seit gesternkönnen<br />

die Pläne im Rathaus Köpenick und<br />

in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

in Wilmersdorf sowie<br />

auf der Internetseite der Behörde<br />

eingesehen und kommentiert werden.<br />

Einwichtiger Schritt.<br />

16 Monate sind bereits vergangen,<br />

seit Union-Präsident Dirk Zingler<br />

und Chefarchitekt Dirk Thieme<br />

4000 begeisterten Fans auf der<br />

Haupttribüne die neue Alte Försterei<br />

präsentierten. Allein ein Jahr liegt<br />

zwischen dem schriftlichen Antrag<br />

der Stadionbetriebs AG, einen vorhabenbezogenen<br />

Bebauungsplan<br />

aufzustellen, und dem Vollzug durch<br />

die zuständige Senatsverwaltung vor<br />

einem Monat. Die öffentliche Auslegung<br />

der Pläne und Gutachten soll<br />

nun sicherstellen, dass sich Interessierte<br />

und Betroffene, vor allem Anlieger,<br />

frühzeitig beteiligen können.<br />

Damit nicht spätere Beschwerden<br />

den Betrieb des Stadions gefährden.<br />

Haltestelle und Parkhaus<br />

Die größte Herausforderung: Wie<br />

wird gewährleistet, dass maximal<br />

37 000 statt bisher 22 000 Zuschauer<br />

an- und abreisen? Schon jetzt sind<br />

die S- und Straßenbahnen an Spieltagen<br />

überlastet und die Straßen verstopft.<br />

60 Prozent der Union-Fans<br />

kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />

davon 35 Prozent mit der S-<br />

Bahn. 30 Prozent nutzen Autos. Die<br />

Verkehrsplaner der LK Argus GmbH<br />

haben mehrere Schwachstellen<br />

identifiziert, vor allem: „Der ÖPNV<br />

als wichtigste Verkehrsartfür die Stadionanreise<br />

ist an seiner Kapazitätsgrenzeangelangt.“<br />

Abhilfe schaffen sollen drei Sonderzüge<br />

der S-Bahn, die vor und<br />

nach Spielen zwischen Ostkreuz und<br />

Köpenick pendeln und in der Stoßzeit<br />

fünf zusätzliche Fahrten pro<br />

Stunde gewährleisten.<br />

Nummer eins auf Zeit<br />

Dennis Schröder fordert mit Oklahoma gleich zum Auftakt der NBA-Saison Champion Golden State heraus<br />

VonMatti Lieske<br />

Gut möglich, dass auf Dennis<br />

Schröder heute Abend<br />

mehr Arbeit zukommt, als<br />

zu erwarten war. Zur Saisoneröffnung<br />

der Basketball-Liga<br />

NBA gastiert der deutsche Nationalspieler<br />

mit seinem Team Oklahoma<br />

City Thunder beim Champion Golden<br />

State Warriors, und alles deutet<br />

darauf hin, dass der 25-Jährige den<br />

Job des Spielmachers übernehmen<br />

wird. Der ist eigentlich fest in den<br />

Händen vonRussell Westbrook, doch<br />

der Most Valuable Player (MVP) der<br />

NBA-Saison 2016/17 musste sich im<br />

September einer Arthroskopie unterziehen<br />

und hat seitdem nicht gespielt.<br />

An seiner Stelle tat Schröder in<br />

den Vorbereitungsspielen genau das,<br />

wofür ihn Oklahoma im Sommer geholt<br />

hat. Er vertrat Westbrook glänzend<br />

und fütterte sein Team mit<br />

Punkten und Assists.<br />

DerStellvertreterjob ist eine ungewohnte<br />

Rolle für den Braunschweiger<br />

und vor allem eine, die er für überwunden<br />

hielt, seit sein vormaliges<br />

Team Atlanta Hawks ihm 2016 einen<br />

Vierjahresvertrag über 70 Millionen<br />

Dollar gab und ihn zum Point Guard<br />

Nummer eins beförderte. „Das ist<br />

jetzt mein Team“, sagte er damals<br />

stolz, was nicht jedem Mitspieler gefiel.<br />

„Wir bekommen mehr Tempo“<br />

Zwei Jahre lang spielte zwar Schröder<br />

auf hohem Niveau in Atlanta,<br />

nicht aber das Team. Zuletzt war man<br />

Letzter in der Eastern Conference,<br />

und während Schröder grantelte, so<br />

etwas könne nicht sein Ziel sein, gaben<br />

die Hawks die Hoffnung auf, dass<br />

der Deutsche der geeignete Anführer<br />

für den Start ineine bessere Zukunft<br />

sei. Sie holten mit Rookie Trae Young<br />

und Veteran Jeremy Lin zwei neue<br />

Point Guards, Schröder wurde nach<br />

Oklahoma abgegeben, was Thunders<br />

Generalmanager Sam Presti sehr gefiel.„Wir<br />

bekommen einen erprobten<br />

Spielmacher und mehr Tempo in unser<br />

Team.“<br />

In Oklahoma steht Schröder in der<br />

Hierarchie klar hinter Westbrook und<br />

Paul George, was er selbst allerdings<br />

nicht so sieht, wie einige Äußerungen<br />

verrieten. Das könnte Konfliktstoff<br />

bergen, da vorallem Westbrook nicht<br />

nur zu ähnlicher Egozentrik auf dem<br />

Spielfeld neigt wie Schröder,sondern<br />

auch ziemlich biestig werden kann,<br />

wenn ihm jemand in die Quere<br />

kommt. Bisher allerdings ist alles harmonisch<br />

beim Team aus Oklahoma,<br />

Auch im neuen Team ambitioniert: der deutsche Point Guard Dennis Schröder.<br />

Erst fliegen, dann siegen<br />

IMAGO<br />

das gleich zum Auftakt seinen Anspruch<br />

untermauern will, ein legitimer<br />

Herausforderer des Champions<br />

Golden State zu sein. Die Warriors<br />

wissen, wie schwierig es ist, den Titel<br />

zu verteidigen. Nach der Meisterschaft<br />

2015 verloren sie 2016 gegen<br />

den Dauerfinalrivalen Cleveland Cavaliers,<br />

zuletzt hatten sie im Halbfinale<br />

das Aus gegen Houston vor Augen,<br />

bevor sie sich doch durchsetzen<br />

und ihren Titelvon 2017 verteidigten,<br />

natürlich gegen Cleveland. DieCavaliers<br />

sind diesmal keine Gefahr, nachdem<br />

sie LeBronJames zugunsten der<br />

Los Angeles Lakers verlassen hat. Neben<br />

Oklahoma rechnen sich vor allem<br />

Houston, die Boston Celtics,Philadelphia<br />

76ers und die Toronto Raptors,<br />

die den Wettstreit umden begehrten<br />

Kawhi Leonard gewannen,<br />

Chancen gegen die Warriors aus.<br />

Die Versuchung des Alleinseins<br />

Allerdings scheinen sich ausgerechnet<br />

die Kalifornier mal wieder am<br />

Wirkungsvollsten verstärkt zu haben,<br />

wie schon 2016, als sie Oklahomas<br />

Kevin Durant in die BayArealockten.<br />

Mit DeMarcus Cousins von den New<br />

Orleans Pelcians fügtensie ihremAll-<br />

Star-Ensemble einen dominanten<br />

Center hinzu, der aber nach seinem<br />

Achillessehnenriss im Januar noch<br />

nicht spielen kann. Cousins, Stephen<br />

Curry, Kevin Durant, Klay Thompson<br />

und Draymond Green, das klingt<br />

nach einer Aufstellung, die schwer zu<br />

schlagen sein wird. WasimÜbrigen<br />

nicht nur die NBA, sondernauchder<br />

Rest der Welt erfahren könnte, denn<br />

sie alle sind Kandidaten für das Team,<br />

das die USA bei derWM 2019 in China<br />

und den Olympischen Spielen 2020<br />

in Tokio repräsentieren wird.<br />

Gut möglich indes, dass dann<br />

nicht mehr alle bei den Warriors spielen.<br />

Die Verträge von Durant und<br />

Thompson laufen nach dieser Saison<br />

aus,Cousins hat einen Einjahreskontrakt.<br />

Vorallem bei Durant wird befürchtet,<br />

dass er der Versuchung erliegt,<br />

noch mal anderswo als alleiniger<br />

Superstar aufzutrumpfen.„Das ist<br />

nichts, was uns im Moment Sorgen<br />

bereitet“, sagt Stephen Curry, „das<br />

wäre verschwendeter Atem.“ Und<br />

den können sie besser auf dem Spielfeld<br />

gebrauchen, zum Beispiel heute<br />

gegen Dennis Schröder und Oklahoma<br />

City Thunder.<br />

Matti Lieske<br />

sieht Cleveland in dieser<br />

NBA-Saison geschwächt.<br />

Bei der Klub-WM können die Füchse ihren Etat deutlich aufbessern, doch fürs Handballteam selbst ist sie eine Belastung<br />

NACHRICHTEN<br />

Kein Hauptverfahren gegen<br />

DFB-Trio in der WM-Affäre<br />

FUSSBALL. DasLandgericht FrankfurtamMain<br />

hat die Eröffnung des<br />

Hauptverfahrens gegen drei ehemalige<br />

Spitzenfunktionäredes Deutschen<br />

Fußball-Bundes (DFB) im Zusammenhang<br />

mit der Affäreumdie<br />

Vergabe der WM 2006 an Deutschland<br />

abgelehnt. Dieser Beschluss gilt<br />

für die früheren Präsidenten Wolfgang<br />

Niersbach, 67, und Theo Zwanziger,73,<br />

sowie den langjährigen Generalsekretär<br />

Horst R. Schmidt, 76.<br />

DieStaatsanwaltschaft hat nun eine<br />

Woche Zeit, um Beschwerde beim<br />

Oberlandesgericht einzulegen. Die<br />

drei hatten führende Posten im Organisationskomitee<br />

der WM 2006.<br />

Insgesamt sollen die Beschuldigten<br />

rund 13,7 Millionen Euro an Steuern<br />

hinterzogen haben.<br />

Dahlmeier auf unbestimmte<br />

Zeit nicht startbereit<br />

BIATHLON. Doppelolympiasiegerin<br />

LauraDahlmeier aus Partenkirchen<br />

muss für unbestimmte Zeit mit dem<br />

Leistungssportpausieren. DasImmunsystem<br />

der 25-Jährigen ist aufgrund<br />

diverser gesundheitlicher<br />

Rückschläge zu sehr geschwächt.<br />

Dahlmeier sich zunächst vollständig<br />

erholen werde. Ob die Weltmeisterin<br />

rechtzeitig zum Weltcup-Auftakt Anfang<br />

Dezember in Pokljuka fit wird,<br />

ist fraglich.<br />

HSV trennt sich von<br />

Nachwuchschef Peters<br />

FUSSBALL. DerHamburger SV und<br />

Nachwuchschef BernhardPeters gehen<br />

getrennte Wege.„Es ist schade,<br />

ich bedaueredie Trennung, weil ich<br />

sehr gernfür den HSV gearbeitet<br />

habe“, wirdPeters in einer Mitteilung<br />

zitiert. Im Juni hatte sich der 58-<br />

Jährige mit dem Klub auf die Erfüllung<br />

des Vertrags bis 2020 geeinigt.<br />

FUSSBALL<br />

Nations League<br />

Gruppe A3<br />

Island -Schweiz in Reykjavik<br />

Spanien -England in Sevilla<br />

Gruppe B3<br />

Bosnien -Nordirland in Sarajevo<br />

Gruppe C2<br />

Finnland -Griechenland in Tampere<br />

Estland -UngarninTallinn<br />

Gruppe D2<br />

Luxemburg -San Marino in Luxemburg<br />

Weißrussland -Moldau in Minsk<br />

Auch künftig ganz nett untergebracht:<br />

Union-Fans an der Alten Försterei. IMAGO<br />

Aufwendiger ist die empfohlene<br />

Lösung bei Tram und PKW.Sosoll in<br />

Richtung FEZ an der Straße An der<br />

Wuhlheide gegenüber der Aral-<br />

Tankstelle eine Straßenbahn-Haltestelle<br />

gebaut werden, die nur von<br />

Sonderzügen angefahren wird–und<br />

den Regelverkehr der bestehenden<br />

Linien nicht beeinträchtigt. Neben<br />

der Haltestelle könnte ein Parkhaus<br />

212 Stellplätzen bieten. Wenn die<br />

Haltestelle überbaut würde sogar<br />

644. Ein Parkhaus war bisher vom<br />

Verein nicht vorgesehen gewesen, an<br />

dieser Stelle könnten von ihm aber<br />

auch FEZ, Konzertbühne Wuhlheide<br />

und Mellowparkprofitieren.<br />

Biszum Sommer 2019 will Union<br />

nun das Planungsrecht für die Stadionerweiterung<br />

erhalten. Ursprünglich<br />

hatten Zingler und Thieme mit<br />

einem Baubeginn im Frühjahr 2019<br />

geliebäugelt. Ob die Alte Försterei<br />

also wie erhofft zum 100-jährigen Jubiläum<br />

im Sommer 2020 in neuem<br />

Glanz erstrahlt, ist fraglich.<br />

VonCarolin Paul<br />

Esist mittlerweile schon die vierte<br />

Teilnahme der Füchse an der<br />

Vereins-Weltmeisterschaft in Doha –<br />

2015 und 2016 gewannen die <strong>Berliner</strong><br />

dortden Titel, 2017 reichte es für<br />

Silber. Dieses Jahr erhielten sie vom<br />

internationalen Verband (IHF) eine<br />

Wild Card als Auszeichnung; die<br />

Füchse hatten ja den europäischen<br />

EHF-Cup gewonnen. Undauch diesmal<br />

sind die Erwartungen an das<br />

Turnier Doha eindeutig. Trainer Velimir<br />

Petkovic sagt: „Wir erwarten<br />

nichts anderes als den Pokal!“<br />

Startmit 500 000 Euro Defizit<br />

Doch der Super Globe in Katar ist<br />

mehr als eine Trophäe für dieVitrine.<br />

DasTurnier steht nicht nur für Prestige,<br />

sondern ebenso für viel Geld.<br />

DieSiegesprämie ist mit 400 000 US-<br />

Dollar dotiert, eine Final-Teilnahme<br />

allein würde dem Verein schon<br />

200 000 einbringen. Daswärefür die<br />

<strong>Berliner</strong> eine willkommene Finanzspritze.<br />

Besonders, dadie Füchse mit einem<br />

Defizit von 500 000 Euro in die<br />

Wird auch in Doha im Füchse-Tor die Faust hinhalten: Silvio Heinwetter<br />

Saison gestartet sind. Seitdem hat<br />

der Verein zwar die Sponsoren-Verträge<br />

um die Partnerschaft mit einem<br />

<strong>Berliner</strong> Umzugsspezialisten<br />

erweitert, jedoch ist der Haushalt<br />

noch längst nicht wieder ausgeglichen.<br />

„Da können die Jungs mir in<br />

Katar etwas helfen“, scherzte<br />

Füchse-Manager BobHanning.<br />

Die Erwartungen sind daher<br />

groß, wenn an diesem Dienstag um<br />

IMAGO<br />

16 Uhr das Viertelfinalspiel gegen<br />

das brasilianische Team aus Taubaté<br />

angepfiffen wird. Bei erfolgreichem<br />

Abschneiden spielen die Füchse am<br />

Folgetag das Halbfinale gegen die<br />

Handballer aus Sidney oder die Katarer<br />

von AlSadd. Am Freitag findet<br />

die Finalrunde statt. Alle Partien<br />

können live imStream verfolgt werden,<br />

Genaueres wird von Vereinsseite<br />

kurzfristig bekanntgegeben.<br />

Drei Spiele in vier Tagen und die<br />

zusätzliche Umrahmung durch die<br />

Bundesliga-Spiele bedeuten gleichermaßen<br />

eine hohe Belastung für<br />

den ohnehin schon minimierten Kader.<br />

Zusätzlich zu den Langzeitausfällen<br />

Ernst, Mandalinic und Kopljar<br />

müssen die <strong>Berliner</strong> auf den gerade<br />

erst wieder gesundeten Kreisläufer<br />

Johan Koch verzichten, der nach einem<br />

Zusammenprall am Sonntag<br />

eine Schädelprellung erlitt. Weiter<br />

fehlt Paul Drux, der noch an seiner<br />

Fußverletzung laboriert. Wieder mit<br />

dabei ist dafür Kreisläufer Mijajlo<br />

Marsenic.<br />

Trainer gibt sich zuversichtlich<br />

Petkovic ist bezüglich der Klub-WM<br />

allerdings zuversichtlich: „Für mich<br />

ist das Turnier in Doha nicht die<br />

Schwierigkeit. Problematisch ist,<br />

dass wir erst Sonnabendmittag wieder<br />

in Deutschland landen und dann<br />

gleich gegen die Rhein-Neckar-Löwen<br />

amSonntag spielen“, sagt der<br />

Coach: „Natürlich freuen wir uns auf<br />

Doha. Da geht es um einen Titel und<br />

viel Geld. Doch für die Liga ist das<br />

natürlich ungünstig.“<br />

Gruppe A1<br />

Frankreich -Deutschland in St. Denis Di., 20.45<br />

1. Frankreich 22:1 4<br />

2. Niederlande 24:2 3<br />

3. Deutschland 20:3 1<br />

Gruppe B1<br />

Ukraine -Tschechien in Charkow<br />

Gruppe B4<br />

Irland -Wales in Dublin<br />

Di., 20.45 Uhr<br />

Di., 20.45 Uhr<br />

Gruppe C3<br />

Slowenien -ZyperninLjubljana Di., 20.45<br />

Norwegen -Bulgarien in Oslo Di., 20.45 Uhr<br />

Gruppe D1<br />

Kasachstan -Andorra in Astana Di., 16.00<br />

Lettland -Georgien in Riga Di., 20.45<br />

Gruppe D4<br />

Armenien -Mazedonien in Jerewan Di., 18.00<br />

Gibraltar -Liechtenstein Di., 20.45 Uhr)<br />

Die weiteren Termine:<br />

5. Spieltag: 15. -17November 2018<br />

und 18. -20. November.<br />

Auslosung der Endrunde: noch nicht bekannt.<br />

Endrunde: 5. -9.Juni 2019, Auslosung der<br />

Play-offs zur EM 2020: 22. November 2019,<br />

Play-offs der Europameisterschaft 2020:<br />

26. -31. März 2020.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Eine Sinnkrise<br />

im Reisegepäck<br />

Vordem Spiel in Frankreich kann<br />

niemand mehr leugnen, dass Selbstverständnis<br />

und Selbstvertrauen der deutschen<br />

Nationalmannschaft weit auseinanderliegen<br />

VonFrank Hellmann, Paris<br />

Die drei Fragezeichen.<br />

BEHRENDT/IMAGO<br />

Dass das vor zwanzig Jahreneingeweihte<br />

Stade de<br />

France in einen nicht<br />

bestens beleumundeten<br />

Stadtteil vonParis erbaut worden ist,<br />

ist hinlänglich bekannt. Trotzdem<br />

strahlt die Fußballkathedrale in Saint<br />

Denis, von den Pariser Sehenswürdigkeiten<br />

nicht so weit entfernt wie<br />

aktuell die deutsche Nationalmannschaft<br />

von der Weltspitze, immer<br />

noch eine gewisse Erhabenheit aus.<br />

Gerade wenn die Sonne ihr Licht auf<br />

das riesige Stadiondach wirft. Drumherum<br />

an den Gitterzäunen hängen<br />

blaue Banderolen, die nur mit französischen<br />

Stars bestückt sind. Kylian<br />

Mbappé, N’Golo Kanté oder Samuel<br />

Umtiti lächeln, jubeln, feiern.<br />

Wasvor dem heutigen Duell zwischen<br />

Frankreich und Deutschland<br />

(20.45 Uhr/ ARD) ja gut passt: Hier<br />

eine Équipe Tricolore, die ihr Hochgefühl<br />

in die Nations League mitgenommen<br />

hat; dort eine DFB-Auswahl,<br />

die ihre Sinnkrise mitgeschleppt<br />

hat. Der deutsche Tross ist<br />

übrigens in jener Herberge abgestiegen,<br />

die vordreiJahrebei den Terroranschlägen<br />

als Rückzugsort diente.<br />

DieQuartierlage weit ab vomSchuss<br />

führte allerdings dazu, dass der<br />

durch den dichten Feierabendverkehrt<br />

kutschierte Joachim Löw arg<br />

verzögertdie Abschlusspressekonferenz<br />

erreichte – und sich dort für<br />

seine kurze Präsenz entschuldigte.<br />

Der Bundestrainer betonte erneut,<br />

dass der Wegandie Weltspitze<br />

zurück mit Rückschlagen verbunden<br />

sei. Und:„Wir haben nichts zu verlieren,<br />

wir können nur gewinnen.“ Eine<br />

mutige Behauptung, denn es sind ja<br />

nicht nur vorlaute Kritiker wie Lothar<br />

Matthäus oder beleidigte Altstars<br />

wie Michael Ballack, die seine<br />

Person auf dieser Position infrage<br />

stellen. Vonseiner Mannschaft sind<br />

Selbstverständnis und Selbstvertrauen,<br />

Leichtigkeit und Lockerheit<br />

abgefallen wie welke Blätter beim<br />

ersten Herbststurm. Dass die deutsche<br />

Nationalelf auf einmal aufblüht<br />

–oder wie Löw sagte, „dass sie wiedergutmacht,<br />

was in den Niederlanden<br />

versäumt worden ist“ – erscheint<br />

schwer vorstellbar.<br />

Immerhin gab sich der 58-Jährige<br />

sich äußerlich druck- und stressresistent.<br />

Er schlafe nur deshalb nicht<br />

so gut, „weil ich ein bisschen grippekrank<br />

bin“. Halsweh und Gliederschmerzen,<br />

aber: „Mit dem Druck<br />

kann ich gut umgehen. Wenn das alles<br />

war, halte ich es aus!“ Bezeichnend,<br />

dass Löw offen darüber<br />

sprach, vorerst nicht an einen Rückzug<br />

zu denken. „Wenn es irgendwann<br />

mal eine andereLösung geben<br />

wird, dann wirdman rechtzeitig und<br />

in Ruhe darüber sprechen. Aber jetzt<br />

ist der Zeitpunkt bestimmt nicht da.<br />

WasimVerband passiert, ist für mich<br />

nicht das Allerwichtigste.“ Er habe<br />

ein offenes Verhältnis zum DFB; und<br />

aus seiner Sicht hat ihm Präsident<br />

Reinhard Grindel bei einer Unterredung<br />

am Sonntagmorgen das Vertrauen<br />

ausgesprochen. In dem später<br />

offiziell verbreiteten Verbandsstatement<br />

wurde Löws Name allerdings<br />

nicht genannt.<br />

EinAbstieg aus einem noch recht<br />

fremden Format wie der Nations<br />

League wäreeigentlich kein Weltuntergang,<br />

erst recht nicht für den auf<br />

„Wir müssen in Frankreich gewinnen –<br />

ohne Wenn und Aber.“<br />

Mats Hummels macht mehr Druck, als die Nationalmannschaft ohnehin schon hat.<br />

Turniere fokussierten Fußballlehrer<br />

Löw, aber die Umstände sind jetzt<br />

andere. Es geht ums große Ganze.<br />

Torwart Manuel Neuer berichtete<br />

vonTischgesprächen, „in denen das<br />

Hauptthema der Fußball ist“. Und:<br />

„Wir kennen unsere Situation, wir<br />

kennen den Ernst der Lage.“ Ansonsten<br />

war dem Kapitän vorallem daran<br />

gelegen, seine eigene Position auf<br />

Nachfrage zu beleuchten. „Ich kann<br />

sagen, dass ich topfit bin. Ich habe<br />

keine Probleme, auch was meinen<br />

Fußbetrifft. Ichbin auf einem guten<br />

Level, hatte zuletzt aber nicht das<br />

notwendige Spielglück.“ Neuer ging<br />

auf das vonihm mitverschuldete Gegentor<br />

gegen die Niederlande ein<br />

(„Das war eine Schussflanke, wir<br />

können auch das Kopfballduell gewinnen“)<br />

und stellte klar,dass er viel<br />

durch sein Stellungsspiel löse. „Ich<br />

bin kein Showflieger.“ Aber wie<br />

kommt das eigentlich an, wenn<br />

schon der Kapitän zuvorderst sich<br />

selbst verteidigt?<br />

Vorallem die Arrivierten sind verstärkt<br />

darauf aus, in dieser Schaffenskrise<br />

den eigenen Status quo zu<br />

bewahren. Passend dazu, gab Löw<br />

seinem Keeper eine Einsatzgarantie,<br />

kündigte ansonsten aber „taktische<br />

und personelle Änderungen“ an. Es<br />

braucht mehr Absicherung für die<br />

Defensive und mal wieder einen<br />

Plan für die Offensive. Löw:„Wirhaben<br />

nicht die richtige Struktur nach<br />

vorne.“ Der gesetzte Timo Werner<br />

scheint anders im Verein seine Laufwege<br />

nicht genau zu kennen. Mark<br />

Uth, nicht wirklich schlecht, aber<br />

auch nicht gut beim Debüt am Sonnabend,<br />

konnte sie gar nicht verinnerlichen.<br />

Und Thomas Müller? Der<br />

Bayernstürmer gehört zwingend auf<br />

die Bank. Es braucht endlich neue<br />

Hoffnungsträger.<br />

Ausgemacht ist, dass Niklas Süle<br />

für den abgereisten Münchner Klubkollegen<br />

Jérôme Boateng verteidigt.<br />

Julian Brandt, eine Stütze vom Confed<br />

Cup, hofft genau wie Julian Draxler,gerade<br />

in seiner PariserWahlheimat,<br />

auf einen Startelfeinsatz. Und<br />

dann ist ja auch noch Leroy Sané, der<br />

mit seinem Tempo ein Merkmal besitzt,<br />

das ihn von allen Mitspielern<br />

abhebt. Aber dem wuseligen Dribbler<br />

den Auftrag zu geben, jetzt die<br />

deutsche Nationalmannschaft zu<br />

retten, wäre allein aufgrund seines<br />

Alters wohl ein bisschen viel verlangt.<br />

Der Spatenstich zum Stade de<br />

France fiel noch vorseine Geburt.<br />

FrankHellmann<br />

ist nicht mit einem Taxi<br />

nach Paris gefahren.<br />

Wievernagelt<br />

In den vergangenen zwölf Länderspielen hat Deutschland nur zehn Tore geschossen.Zurzeit ist kein Stürmer in Sicht, der dieses Problem lösen könnte<br />

VonFrank Hellmann, Paris<br />

Der Ball muss ins Tor!“ So heißt<br />

das 2012 erschienene Buch, das<br />

den Zusammenhang zwischen Fußball-<br />

und Aktiengeschäft vertieft. Die<br />

These: Der Ball ist die Strategie und<br />

das Torist die Börse.Das Werk dürfte<br />

eher nicht im Bücherregel des Fußballästheten<br />

Joachim Löw stehen.<br />

Wobei sich der Bundestrainer zuletzt<br />

ganz ähnlich wie die Autorin Beate<br />

Sander anhörte, die eine Reihe von<br />

Ratgebernzur Geldanlage herausgegeben<br />

hat. „Man muss sagen, dass<br />

unsere mangelhafte Chancenverwertung<br />

ein Problem ist.Wirerzielen<br />

keine Tore. Unddann wird esfür die<br />

gesamte Mannschaft schwierig.“<br />

Die Diagnose klang in etwa so<br />

fürchterlich wie das Statement eines<br />

Börsianers,der gerade zu viel Kapital<br />

ins falsche Aktiendepot gesteckt hat.<br />

Ertrag gleich null. Für den Offensivliebhaber<br />

Löw, der schon in seiner<br />

aktiven Karriere den Blick lieber<br />

nach vorne statt zurück richtete –<br />

also aufs gegnerische Tor–ist das fatal.<br />

Seiner Philosophie wird damit<br />

die Grundlage entzogen. Mats Hummels<br />

findet die aktuelle Phase fußballerisch<br />

nämlich nicht schlecht.<br />

„Wir haben seit der WM kein<br />

schlechtes Spiel gemacht, aber die<br />

fehlende Abschlussqualität und das<br />

Pech sind das Problem.“<br />

Übergreifend hat die in ihrer Historie<br />

eigentlich immer für ihren Torreichtum<br />

gerühmte DFB-Auswahl in<br />

dem vergangenen Dutzend Länderspielen<br />

karge zehn Treffer erzielt.<br />

Weniger als eins pro Spiel. Sechsmal<br />

stand die Null aus deutscher Sicht<br />

auf der falschen Seite.Hummels findet,<br />

die Torarmut habe mit der Verkettung<br />

vieler Umstände zu tun.<br />

Seine Empfehlung: „Wir müssten<br />

auch mal einen Abstauber reinmachen<br />

oder das Glück erzwingen.“<br />

Und konkret für den richtungsweisenden<br />

Auftritt beim Weltmeister<br />

Frankreich an diesem Dienstagabend<br />

erteilte der Abwehrchef den<br />

Rat: „Vielleicht müssen wir bei einem<br />

Standard einfach mal neun<br />

Mann vornereinwerfen.“<br />

Kann SergeGnabryhelfen?<br />

soluten Hochform auflaufen, wenn<br />

die Deutschen sie belagern, tut ein<br />

Übriges. Esscheint als habe sich jener<br />

Teufelskreis längst in Gang gesetzt,<br />

bei dem Ursache und Wirkung<br />

nicht mehr auseinanderzuhalten<br />

sind. Gehäuse sind in der Regel für<br />

jene Teams vernagelt, die aus irgendwelchen<br />

Gründen auf Abwegen sind.<br />

Dasreine Datenmaterial entlastet<br />

die deutsche Elf zunächst vom Vorwurf,<br />

zu uninspiriert, zu tempoarm<br />

zu spielen. Immerhin gibt es noch<br />

genügend Chancen. Ausder Nations<br />

League gegen Frankreich (0:0) und<br />

die Niederlande (0:3) sind 39 Torschüsse<br />

notiert, was ungefähr die Bilanz<br />

wiedergibt, mit der Deutschland<br />

bei der WM erstaunte: Damals<br />

waren aus der Vorrunden rekordreife<br />

67 Versuche gelistet, vondenen zwar<br />

20 aufs Tor, aber nur zwei ins Torgingen.<br />

Eine fürchterliche Quote, die<br />

Dummerweise ist diese der Verzweiflung<br />

geschuldete Maßnahme<br />

schon im letzten WM-Gruppenspiel<br />

gegen Südkorea –Endresultat 0:2 –<br />

schiefgegangen. Der Notstürmer<br />

Hummels bekam den Ball nach einer<br />

vonMesut Özil geschlagenen Flanke<br />

nämlich nur auf die Schulter statt auf<br />

den Kopf. Und wieder war es nichts<br />

mit einem Tor. Dass übrigens gegnerische<br />

Torhüter immer dann zur abfolgerichtig<br />

im vorzeitigen Turnierausschluss<br />

mündete.<br />

Joachim Löw hat bislang kein Gegenmittel<br />

gefunden, die Abschlussschwäche<br />

seiner Mannschaft abzustellen.<br />

Im Training würden die Seinen<br />

nach Belieben treffen, sagt er.Im<br />

Wettkampf war es auch kein guter<br />

Einfall des 58-Jährigen, zuletzt sofort<br />

den Angreifer Mark Uth inAmsterdam<br />

einzusetzen. Der Neu-Schalker<br />

ist in der Bundesliga nämlich auch<br />

noch ein Null-Tore-Stürmer. Wenn<br />

Deutschland ein Erfolgserlebnis<br />

brauchte,dann waren eigentlich immer<br />

seine Torjäger gefragt, die häufig<br />

genug aus dem Nichts (oder per<br />

Kopf)zuschlugen. Aber da ist derzeit<br />

niemand in Sicht, dermit solchen Instinkten<br />

auffällt.<br />

BeiTimo Werner, der aus 21 Länderspielen<br />

immerhin auf acht Treffer<br />

verweisen kann, wirkt es im DFB-<br />

Dress neuerdings so, als befalle ihn<br />

in letzter Instanzdie Flatter.Ähnlich<br />

sieht es bei den Hoffnungsträgern<br />

Julian Brandt und Leroy Sané aus,<br />

wobei Letzterer gegen die Niederlande<br />

die allerbeste Chance vergab.<br />

Frei vor Torwart Jasper Cillessen<br />

hätte der Profi von Manchester City<br />

eigentlich fragen können, in welche<br />

Ecke er den Ball haben wolle. Aber<br />

der 22-Jährige zielte überhastet vorbei.<br />

In seiner Länderspielbilanz stehen<br />

weiterhin: null Tore.<br />

Löw sah in der Szene übrigens ein<br />

Fallbeispiel, was seinen jungen Kräften<br />

alles noch fehlt. Vielleicht sollte<br />

es der Bundestrainer morgen mal<br />

mit SergeGnabryversuchen. Der23-<br />

Jährige vomFCBayernhat im Nationalteam<br />

nämlich eine Torquote, die<br />

besser ist als die von Gerd Müller<br />

oder Miroslav Klose. Zwei Länderspiele,dreiTore.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 – S eite 19<br />

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Feuilleton<br />

Cornelia Geißler grautuliertGerhard<br />

Wolf<br />

zum 90. Geburtstag<br />

Seite 20<br />

„Die Gatekeeperfunktion von Pop-Journalisten hat sich erledigt.“<br />

Daniel Gerhardt, letzter Chefredakteur der Spex Seite 21<br />

60 Jahre ZERO<br />

Die Kunst<br />

zurück auf Null<br />

Ingeborg Ruthe<br />

freut sich darüber,dass die<br />

Idee vonZEROnicht altert<br />

Oktober 1958. In Düsseldorf, im<br />

Umfeld der renommierten Akademie,brach<br />

ein Trio in neue Kunstgalaxien<br />

auf. Mitdem Einsatz vonkiloweise<br />

Farbe suchten drei junge<br />

Künstler nach Ausdrucksstilen, die<br />

vonder NS-Zeit und vonSalon-Konservatismus<br />

unbelastet waren.<br />

Die Bewegung ZERO war geboren.„Ein<br />

Neubeginn bei Null“, so das<br />

Manifest. Alles Überkommene,auch<br />

Aufgezwungene, etwa aus den USA,<br />

wurde abgeschüttelt. Otto Piene,<br />

Heinz Mack und der aus der DDR vor<br />

dem stalinistischen Kunst-Dogma in<br />

den Westen geflohene Günther Uecker<br />

entdeckten für sich neue Wege:<br />

Piene verkokelte Leinwände für<br />

seine Feuerbilder, Mack ging in die<br />

Wüste und arbeitete mit Licht, Uecker<br />

nagelte fortan alles Bildhafte.<br />

Heute sind ihreWerke auf der ganzen<br />

Welt bekannt.<br />

Die drei vernetzten sich mit<br />

Gleichgesinnten wie Lucio Fontana<br />

aus Mailand oder Yves Klein aus Paris<br />

zueiner so radikalen wie spirituellen<br />

Avantgarde. Eine, die bis heute<br />

Verehrung findet, wie etwa in den<br />

Holzskulpturen eines Georg Baselitz<br />

(Foto) und ungebrochen wirksam<br />

ist. Denn obwohl mittlerweile von<br />

sehr alten Männern gemacht –oder<br />

wie im Falle des 2014 verstorbenen<br />

Piene hinterlassen – zieht ZERO<br />

junge Leute an und inspiriert den<br />

Künstlernachwuchs bis Amerika<br />

und Asien.<br />

Vorzehn Jahren entschlossen sich<br />

die drei Gründerväter sogar zur<br />

ZERO-Stiftung, zusammen mit dem<br />

Museum Kunstpalast, in dem es jetzt<br />

eine ZERO-Schau zu sehen gibt. Stiftungssitz<br />

wurde Pienes verrußtes,<br />

museal konserviertes Atelier, seine<br />

„alchimistische Kammer“ im Hinterhof<br />

eines alten Hauses zwischen<br />

Feuerwache und Bahnbrücke. Dort<br />

und im Kunstpalast sowie auf den<br />

Straßen wird nun, zum 60., vom 18.<br />

Oktober an drei Tage lang gefeiert.<br />

DieBotschaft lautet: ZEROlebt!<br />

Hommage von Baselitz an ZEROund<br />

Heinz Mack. Die Holz-Skulptur steht heute<br />

vor dem Museum Hamburger Bahnhof.<br />

DPA/MARIJAN MURAT<br />

Hinter verhängten Fenstern<br />

Apropos Weltpuff Berlin:Die sündige Großstadt wurde von Hans Ostwald vor hundert Jahren genau erforscht<br />

VonHarry Nutt<br />

Auf Adorno wirkte das dichterische<br />

Pathos, das der<br />

Schriftsteller Rudolf Borchardt<br />

gegen die „entzauberteWelt“<br />

aufbrachte,ein wenig abgestanden.<br />

Und in den Gedichten<br />

des 1877 in Königsberg geborenen<br />

Kaufmannssohnes, der – um hier<br />

mal die geistige Flugrichtung zu<br />

markieren –von den Werken Hugo<br />

von Hofmannsthals und Stefan Georges<br />

beeindruckt war, stieß Adorno<br />

auf das Paradox, dass sie, obwohl<br />

eher „unanschaulich“, doch zugleich<br />

„prall sinnlich“ seien. Auf die<br />

Anschauung der prallen Sinnlichkeit<br />

hat Borchardt später noch einige<br />

Mühe verwandt, die der Rowohlt<br />

Verlag nun als literarische Sensation<br />

auszupreisen bemüht ist. „Weltpuff<br />

Berlin“ lautet der eher unlyrische Titel<br />

eines über 1000 Seiten umfassenden<br />

Romans von Borchardt, der soeben<br />

nach mehrjährigen Streitereien<br />

um den Nachlass erschienen ist.<br />

Der Zeitpunkt ist günstig. Berlin<br />

geht prima, und was ein wenig weiter<br />

zurück in die Geschichte weist,<br />

lässt sich mit ein bisschen Geschick<br />

und Marketing als urbanes Mysterium<br />

an den –nun, ja –Mann bringen.<br />

Einpornografischer Roman, der<br />

zumindest in der Gestalt seiner verlegerischen<br />

Präsentation den Eindruck<br />

erweckt, als müsse das dunkle<br />

Berlin noch einmal ganz neu entdeckt<br />

werden.<br />

Auch eine ArtStadtführer<br />

Das <strong>Berliner</strong> Etablissement Femina punktete mit Tischtelefonen.<br />

In den dunklen Winkeln Berlins aber<br />

liest man seit jeher wie in einem offenen<br />

Buch, und am weitesten aufgeschlagen<br />

hat es der <strong>Berliner</strong> Kulturhistoriker<br />

Hans Ostwald, dessen Bücher<br />

seit 1910 Bestseller waren, allen<br />

voran die „Kultur- und Sittengeschichte<br />

Berlins“, in der er eine Entwicklungsgeschichte<br />

der <strong>Berliner</strong><br />

Halbwelt nachzeichnet, die von den<br />

Lesernvorübergehend wohl auch als<br />

eine Art Stadtführer aufgefasst worden<br />

ist. Ostwald jedenfalls hat das<br />

sündige Berlin genauestens kartographiert.„Und<br />

selbst in der dunklen<br />

Novalisstraße lockt es zärtlich. Hier<br />

sind andere Farben lebendig. Vor<br />

verhängten Kneipenfenstern baumeln<br />

rote Kugeln gegenüber einer<br />

schwarzgrünen, hohen und kahlen<br />

Fabrikmauer.Hier und da ist vonihr<br />

der Putz abgefallen. Wiewenn er die<br />

Schande der Gegend symbolisieren<br />

wollte.“<br />

Aber Hans Ostwald war weniger<br />

als Voyeur unterwegs denn als soziologischer<br />

Beobachter.Erwusste,wovon<br />

er sprach. Nach einer Ausbildung<br />

zum Goldschmied war er längere<br />

Zeit arbeitslos und lebte vorübergehend<br />

„auf der Walz“. Sein<br />

Roman „Vagabonden“ erschien 1900<br />

in dem kurz zuvor gegründeten Verlag<br />

Bruno Cassirers und gibt tiefe<br />

Einblicke in die zu dieser Zeit immer<br />

stärker als soziales Problem hervortretende<br />

Landstreicherei. Mit„Vagabonden“<br />

erzielte Ostwald einen Achtungserfolg,<br />

der ihn darin beflügelte,<br />

als freier Schriftsteller das „Kulturleben<br />

vonunten“ zu erforschen.<br />

Ausdieser Idee ging die Schriftenreihe<br />

„Großstadt-Dokumente“ hervor,<br />

die zwischen 1904 und 1908 in<br />

insgesamt 50 Themen-Heften erschien<br />

und als eine Art illustrierte<br />

Sozial- und Sittengeschichte angelegt<br />

war. Ostwald schrieb nicht allein,<br />

sondern animierte als Herausgeber<br />

eine ganzeReihe vonAutoren.<br />

Der berühmteste war gewiss der Sexualforscher<br />

Magnus Hirschfeld, der<br />

sich in „Berlins drittes Geschlecht“,<br />

das als drittes Heft in der Reihe erschien,<br />

in einer bis dahin kaum gekannten<br />

Offenheit mit der Homosexualität<br />

in der Stadt befasste. Skandale<br />

blieben um die „Großstadt-Dokumente“<br />

nicht aus, Band Nummer<br />

20 vonWilhelm Hammer setzte sich<br />

unter dem Titel „Die Tribadie Berlins“<br />

mit den Erscheinungsformen<br />

ULLSTEINBILD<br />

weiblicher Homosexualität auseinander<br />

und wurde umgehend verboten.<br />

Das wilhelminische Berlin war<br />

deutlich weniger prüde als man<br />

heute annimmt, Stoff für die Erforschung<br />

einer Kulturgeschichte von<br />

unten gab es genug. Dennoch<br />

dehnte Ostwald sein Beobachtungsgebiet<br />

nach den ersten zehn Bänden,<br />

die sich ausschließlich mit Berlin befassten,<br />

auch auf Wien aus.<br />

Die„Großstadt-Dokumente“ sind<br />

heute deshalb ein so großer literarischer<br />

Schatz, weil sie meist in einer<br />

unprätentiösen Sprache geschrieben<br />

sind und trotz ihres Zeitschriftencharakters<br />

mühelos auch wissenschaftlichen<br />

Ansprüchen gerecht<br />

werden. Umso bemerkenswerter ist<br />

es, dass die Schriftenreihe zwar früh<br />

von den Vertretern der legendären<br />

Chicago School of Sociology wahrgenommen<br />

wurde, inden deutschen<br />

Sozialwissenschaften aber kaum Beachtung<br />

fand. Das hat sich in den<br />

letzten Jahren etwas geändert, und<br />

in soziologischen Kreisen wurde unter<br />

anderem die Frage gestellt, ob es<br />

sich bei den von Ostwald versammelten<br />

Autoren nicht ausdrücklich<br />

auch um eine Art Forschergemeinschaft<br />

gehandelt habe.<br />

Hans Ostwald selbst hat fünf<br />

Bände zur Reihe beigesteuert, den<br />

Auftakt machte 1904 „Dunkle Winkel<br />

in Berlin“, später folgten Hefte über<br />

die <strong>Berliner</strong> Bohème, <strong>Berliner</strong> Tanzlokale<br />

sowie Recherchen zur Zuhälterei<br />

und Glücksspiel in der während<br />

der Erscheinungsjahre sprungartig<br />

gewachsenen Metropole. Sie lesen<br />

sich heute, als seien sie die wichtigste<br />

Lektüre nicht nur der Regisseurevon<br />

„Babylon Berlin“ gewesen,<br />

sondernauchschon vondessen literarischen<br />

Erfinder Volker Kutscher.<br />

Ostwalds Texte jedenfalls sind eine<br />

unverzichtbare empirische Quelle<br />

über das vermeintlich freizügige Berlin,<br />

das wir heute als moralfreie Metropole<br />

vorgestellt bekommen. Dabei<br />

schildert Ostwald vor allem das<br />

profane Nebeneinander der Milieus<br />

gleich um die Ecke, die durch die<br />

staatlichen Bemühungen, sie zu bekämpfen,<br />

überhaupt erst entstehen.<br />

Eine Rotweinflasche fällt um<br />

„Derber ist’s im Apollo-Kasino“,<br />

heißt es in der „Kultur-und Sittengeschichte<br />

Berlins“. „Dortverkehrtder<br />

mittlere Stand. Auf dem Sofa links<br />

legt ein kleiner, sauber gekleideter<br />

Bureaubeamter seine Hand um die<br />

Büste seines brünetten Mädchens.<br />

Am hellen Tisch sitzt eine Weißblonde<br />

einem alten schwarzen<br />

Herrn auf dem Schoß. Nebenan fällt<br />

eine Rotweinflasche um auf dem<br />

Tisch, an dem mehrere Kaufleute<br />

ihre Mädchen bezecht machen. Ab<br />

und zu gibt’s eine Rauferei, weil irgendein<br />

Handlungsgehilfe oder angeheiterter<br />

Student sich nicht zu einem<br />

Juden setzen wollte.“<br />

Drückt sich darin auch ein latenter<br />

Antisemitismus aus? Er kommt in<br />

Ostwalds Werk zumindest vor, etwa<br />

wenn er in dem Band über das „<strong>Berliner</strong><br />

Spielertum“ jüdische Rennstallbesitzer<br />

als „Pferdejuden“ bezeichnet.<br />

Der politisch lange als Sozialreformer<br />

tätige Hans Ostwald<br />

versucht nach 1933, sich den Nazis<br />

anzudienen, scheitert dabei aber<br />

und veröffentlicht später so gut wie<br />

nichts mehr. Ostwald stirbt im Februar<br />

1940 in Berlin im Alter von 67<br />

Jahren.SeinBeitrag zur Metropolenforschung<br />

hätte es verdient, wieder<br />

einem größeren Publikum bekannt<br />

gemacht zu werden, das derzeit mit<br />

eher schmierigen Titeln wie „Weltpuff<br />

Berlin“ über eine soziale Wirklichkeit<br />

versorgt wird, die vielfältiger<br />

war als eine opulente Männerfantasie.<br />

Die„Großstadt-Dokumente“ sind in<br />

inzelausgabeninder <strong>Berliner</strong> Zentral- und Landesbibliothek<br />

verzeichnet. Hans Ostwalds Roman<br />

„Vagabunden“ istsoebenneu aufgelegt worden<br />

im Comino Verlag,280 Seiten,12,90 Euro<br />

NACHRICHTEN<br />

Neuer Intendant der Wiener<br />

Festwochen berufen<br />

Christophe Slagmuylder wirdneuer<br />

Intendant der Wiener Festwochen.<br />

DerBelgier wirddas Festival 2019 interimistisch<br />

leiten und hat nun auch<br />

die Ausschreibung für die Intendanz<br />

bis 2024 für sich entschieden, wie<br />

KulturstadträtinVeronica Kaup-Hasler<br />

am Montag mitteilte.Slagmuylder<br />

folgt Tomas Zierhofer-Kin nach,<br />

der im Juni nach nur zwei Jahren als<br />

Intendant abtrat, nachdem sein Versuch<br />

einer Neuausrichtung der Festwochen<br />

vonPresse und Publikum<br />

als zu performance- und diskurslastig<br />

kritisiertworden war.Der 1967 in<br />

Brüssel geborene Kunsthistoriker<br />

Slagmuylder leitete zuletzt das dortige<br />

Kunstenfestivaldesarts. (dpa)<br />

Chefredakteurswechsel<br />

beim Spiegel geregelt<br />

Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer<br />

verlässt das Nachrichtenmagazin<br />

zum 31. März2019. Darauf<br />

haben sich der 51-Jährige und der<br />

Spiegel-Verlag einvernehmlich geeinigt.<br />

Bisdahin wirdBrinkbäumer<br />

dem Haus als Autor verbunden bleiben.<br />

Er war seit 2011 Mitglied der<br />

Spiegel-Chefredaktion, seit 2015<br />

stand er an der Spitzedes Magazins.<br />

VorzweiMonaten hatte derVerlag einen<br />

Wechsel verkündet: Steffen<br />

Klusmann, bisher Leiter des Manager<br />

Magazins,soll Brinkbäumer ablösen.<br />

ZurChefredaktion gehören<br />

künftig auch Spiegel Online-Chefin<br />

BarbaraHans und Ullrich Fichtner,<br />

seit 2016 Reporter in Paris. (dpa)<br />

TV-Serie zu „Meine geniale<br />

Freundin“ weltweit verkauft<br />

Eine auf den Romanen der italienischen<br />

Schriftstellerin Elena Ferrante<br />

basierende TV-Serie ist in 56 Länder<br />

verkauft worden. „Meine geniale<br />

Freundin“ wirdzuerst ab Mitte November<br />

im US-Sender HBO zu sehen<br />

sein. Dievon HBO und dem italienischen<br />

Sender Raikoproduzierte Seriebesteht<br />

aus vier Staffeln mit jeweils<br />

acht Folgen und handelt von<br />

der Freundschaft zweier Frauen im<br />

Laufe mehrerer Jahrzehnte.(AFP)<br />

Wikingerschiff aus der<br />

Eisenzeit gefunden<br />

Archäologen haben in der Nähe der<br />

südnorwegischen Stadt Halden im<br />

Boden Spuren eines Wikingerschiffs<br />

aus der Eisenzeit entdeckt. Die<br />

bootsförmigen Umrisse wurden bei<br />

Bodenuntersuchungen mit einem<br />

Geo-Radar gemacht. Forscher datierenden<br />

etwa 20 Meter langen Fund<br />

auf die frühe nordische Eisenzeit<br />

(500–1030). Neben dem Schiff wurden<br />

auch Spuren vonmindestens<br />

sieben weiteren Grabhügeln und<br />

fünf Langhäuserngefunden. (dpa)<br />

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Feuilleton<br />

Der Dichtergärtner<br />

Zum 90. Geburtstag von Gerhard Wolf –dem Lektor und Förderer,dem Verleger und Fädenknüpfer zwischen Autoren und Künstlern<br />

VonCornelia Geißler<br />

Das neueste Buch ist noch<br />

nicht ganz fertig. „Nun<br />

schauen mich immer<br />

mindestens vier Augen<br />

an“ heißt es,eshandelt sich um eine<br />

Zusammenstellung der Briefe, die<br />

zwischen dem Schriftgrafiker Carlfriedrich<br />

Claus und Gerhard sowie<br />

Christa Wolf seit 1971 bis zu Claus’<br />

Tod1998 hin- und hergingen. Mehr<br />

als 400 Seiten wird esumfassen, 140<br />

Abbildungen darunter – Carlfriedrich<br />

Claus schrieb ja nicht wie unsereins<br />

nur Buchstaben, sondern ließ<br />

aus Worten Bilder werden. An GerhardWolfs<br />

90. Geburtstag am Dienstag<br />

soll immerhin ein Signalexemplar<br />

vorliegen, teilt seine langjährige<br />

Mitarbeiterin Christina Schönau<br />

mit. GerhardWolf wird natürlich erkennen,<br />

dass es sich noch nicht um<br />

die Ausgabe für die Buchhandlungen<br />

handelt, nur um das allererste<br />

Produkt aus der Druckerei. Er ist<br />

dem Buchwesen fast sein ganzes Leben<br />

schon verbunden: als Leser, Literaturkritiker,<br />

Lektor, Herausgeber,<br />

Verleger und als Ehemann.<br />

Liebe seit der Studentenzeit<br />

Am 16. Oktober 1928 in Bad Frankenhausen<br />

geboren, wurde er noch<br />

zum Zweiten Weltkrieg eingezogen,<br />

kam kurz inamerikanische Kriegsgefangenschaft,<br />

wurde bald als Neulehrer<br />

eingesetzt. Während des Studiums<br />

der Germanistik und Geschichte<br />

in Jena lernte er Helga Ihlenfeld<br />

kennen, aus der durch die<br />

Heirat 1951 Christa Wolf wurde.Zum<br />

ersten Mal begegneten sie sich auf<br />

der Mensatreppe, wie die Biografin<br />

Sonja Hilzinger erfragt hat. Das war<br />

im Oktober 1949, als der Staat gegründet<br />

wurde,der vierzig Jahrespäter<br />

wieder unterging, an den sich<br />

Hoffnungen knüpften, der aber mit<br />

seiner (Kultur-)Politik auf die Lebenswege<br />

der beiden starken Einfluss<br />

nahm. Und während Gerhard<br />

Wolf nach dem Studium zum Rundfunk<br />

ging, später als Außenlektor<br />

zum Mitteldeutschen Verlag, dann<br />

ein Programm im Aufbau-Verlag<br />

herausgab und noch später einen<br />

Verlag gründete,wurde eben Christa<br />

Wolf zur Schriftstellerin.<br />

Als die Wochenzeitung Die Zeit<br />

2005 Christa Wolf zum Interview traf<br />

−eslag, abgesehen von „Stadt der<br />

Gerhard Wolf zwischen dem Pfarrer und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer (li.) und seiner Frau, der Schriftstellerin Christa Wolf, im Jahr 1997.<br />

Engel“ ihr Gesamtwerk praktisch<br />

schon vor −wurde sie gefragt, wann<br />

sie wisse,dass sie richtig liege mit einem<br />

Text. Und Christa Wolf antwortete:<br />

„Wenn mein Mann ihn gelesen<br />

hat. Ich schreibe erst eine ganze<br />

Menge, ehe ich ihm etwas zeige. Er<br />

weiß genau, was ich will und drängt<br />

mich in diese Richtung. Er hat eine<br />

genaue Mess-Skala für meine Manuskripte.<br />

Wenn die optimalen Werte<br />

nicht erreicht sind, sagt er das.“<br />

So hat er dasWerk seiner Frau, von<br />

der „Moskauer Novelle“ 1961 über<br />

„Kindheitsmuster“, „Kassandra“,<br />

„Medea. Stimmen“ bis eben zu „Stadt<br />

der Engel oder The Overcoat of Dr.<br />

Freud“ (2010) begleitet, es bis zur jeweils<br />

besten Form gebracht. In jenem<br />

letzten Buch der 2011 gestorbenen<br />

Autorin, das von einer großen Krise<br />

erzählt, die sie in Los Angeles erlebte,<br />

ist auch die besondere Beziehung zu<br />

ihrem Mann mit aufgehoben. So<br />

Gerhard Wolf, 1928 geboren,<br />

studierte in Jena und<br />

Berlin Germanistik, arbeitete<br />

zunächst als Literaturredakteur<br />

des Deutschlandsenders,<br />

dann als Autor,Lektor,<br />

Herausgeber,Verleger verfasste<br />

auch Filmdrehbücher.<br />

STATIONEN<br />

Als Unterzeichner der Petition<br />

gegendie Ausbürgerung<br />

Wolf Biermanns wurde er<br />

1976 aus der SED ausgeschlossen.<br />

Als Außenlektor<br />

und Herausgeber konnte er<br />

sich in der DDR eine gewisse<br />

Unabhängigkeit bewahren.<br />

Heute betreut er unter anderem<br />

den Nachlass seiner<br />

2011 verstorbenen Frau<br />

Christa Wolf.Eine Arbeitsund<br />

Forschungsstelle der<br />

Humboldt-Universität untersucht<br />

die Privatbibliothek von<br />

Christaund Gerhard Wolf.<br />

lange wie während ihrer Zeit 1992/93<br />

in Santa Monica waren sie nie zuvor<br />

getrennt. 2013 veröffentlichte Jana Simon,<br />

dieausgezeichnete Journalistin<br />

und Enkelin der beiden (Tochter von<br />

Annette Simon und Jan Faktor) ein<br />

Buch mit Gesprächen, die sie mit ihren<br />

Großeltern geführt hatte. Beim<br />

letzten Gespräch versucht sie mit<br />

Gerhard Wolf allein hinter das Geheimnis<br />

der „unanfechtbaren Beziehung“<br />

zu kommen, und es wirdklar,<br />

es war die Literatur, die dieser Liebe<br />

das Fundament gab.<br />

DPA<br />

WieGerhardWolf Texte aufnimmt<br />

und in ihnen das jeweils Besondere<br />

erkennt, das kann man sehr schön<br />

nachlesen in dem Band „Im deutschen<br />

Dichtergarten“, der dieses<br />

Jahr im April erschienen ist und<br />

Texte aus fünf Jahrzehnten enthält.<br />

Der Titel lässt bei manchen Lesern<br />

eine Erinnerung aufflackern: In den<br />

Achtzigerjahren gab Gerhard Wolf<br />

zusammen mit Günter de Bruyn<br />

Prosa, Lyrik und Briefe etwa von<br />

Theodor Fontane, Bettina und<br />

Achim von Arnim, Christoph Friedrich<br />

Nicolai im Buchverlag DerMorgen<br />

heraus –und in der Lizenz beim<br />

S. Fischer Verlag im Westen. Im<br />

neuen Sammelband kann man verfolgen,<br />

wie ihn zum Beispiel Volker<br />

Brauns erste Gedichte sofort irritierten,<br />

er den Autor gleich im Werden<br />

sah. Auch Günter Kunert zollt er<br />

höchste Anerkennung, um dann zu<br />

schreiben, dass seine Arbeiten „Bedingungen<br />

und Gesetzen folgen, die<br />

man nicht auf einen oder mehrere<br />

Nenner bringen kann, weil sie sich<br />

selbst vor unseren Augen ständig<br />

verändern“. Er findet in der lyrischen<br />

Sprache der sogenannten Sächsischen<br />

Dichterschule die Korrespondenzen<br />

der Autoren untereinander –<br />

etwa bei Karl Mickel, Heinz Czechowski,<br />

Adolf Endler, Sarah und<br />

Rainer Kirsch. Underdrängt die Leser,genau<br />

in die Gedichte und Prosa<br />

Johannes Bobrowskis hineinzuhören,<br />

Worteund Motivezubefragen.<br />

Öffentlichkeit für die Unsichtbaren<br />

In der DDR war GerhardWolfimmer<br />

Anwalt der Dichter, die ihn überzeugten.<br />

Er knüpfte Kontakte und<br />

setzte (nach Kämpfen) sogar eine eigene<br />

Buchreihe durch, „Außer der<br />

Reihe“ genannt. Bücher von elf Autoren<br />

erschienen da, die zuvor nur in<br />

inoffiziellen Zeitschriften und bei<br />

Wohnungslesungen eine Öffentlichkeit<br />

fanden. Gerhard Wolf gab ihrer<br />

Prosaund Lyrikeinen Platz zwischen<br />

Buchdeckeln, in den Bibliotheken, in<br />

der Wahrnehmung der Kritiker, zum<br />

Beispiel Bert Papenfuß-Gorek, Jan<br />

Faktor, Gabriele Kachold, Reinhard<br />

Jirgl, Ines Eck und Peter Brasch. Mit<br />

dem Ende der DDR blieb allerdings,<br />

was gerade noch nur untermLadentisch<br />

wegging, dann auf den Tischen<br />

liegen. Der Aufbau-Verlag war nach<br />

der Währungsunion nicht mehr interessiert.<br />

So wurde ermit 61 Jahren Jung-<br />

Verleger, gründete Janus Press, entdeckte<br />

die sorbische Dichterin Róza<br />

Domascyna, wollte seinen Autoren<br />

treu bleiben und holte Maler wie Angela<br />

Hampel, Cornelia Schleime,<br />

Helge Leiberg, Ralf Kerbach und A.R.<br />

Penck dazu. Deren Arbeit hatte er ja<br />

auch beobachtet und begleitet. Und<br />

deshalb sind in dem Buch, das vor<br />

fünf Jahren zum 85. Geburtstag von<br />

Gerhard Wolf erschien, zahlreiche<br />

Botschaften bildender Künstler enthalten.<br />

Carlfriedrich Claus, dessen<br />

Briefe nun herauskommen, gehörte<br />

in die Welt zwischen Grafik und Literatur.<br />

Bei einem Brückenbauer wie<br />

GerhardWolfwar er gut aufgehoben.<br />

Cornelia Geißler<br />

kennt Gerhard Wolf als<br />

unbestechlichen Leser<br />

Spreizen verboten, öffnen erlaubt<br />

Zwei verkorkste Gender-Premieren im <strong>Berliner</strong> Ensemble und eine lässige Revolutionsperformance von Andcompany &CoimHAU2<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Könnten Revolutionen doch immer<br />

so entspannt und geistreich<br />

verspielt sein wie an diesem Abend<br />

von Andcompany &Co. im HAU2.<br />

Zwar ziehen die vier Revoluzzerdamen<br />

Nina Kronjäger, Mira Partecke,<br />

Claudia Splitt und Mariana Senne<br />

auch hier zuerst mal die Theoriefibeln<br />

aus ihren Gürteln wie Colts und<br />

lesen„MRX-Maschinelles“ vonLuise<br />

Meier.Bald aber tauschen sie die Bücher<br />

gegen Instrumente ein und<br />

spielen lässig depressiven (Post)Revolutionsblues.<br />

Nein, zu den Akten<br />

gelegt ist die Revolution damit nicht<br />

für Alexander Karschnia und Crew,<br />

die belesensten Dauerrevolutionäre<br />

unter den Performern. Aber ohne ein<br />

Gefühl für Lockerheit, auch für die<br />

mäandernden Lücken im wuchernden<br />

All-in-one-System (siehe MRX)<br />

ist mit Revolution ohnehin nichts zu<br />

machen.<br />

Dieses Gefühl für die unsichtbaren<br />

Wege nun sucht und feiert die<br />

Performance „invisible republic“<br />

zum großen Revolutionsjubiläumsjahr<br />

2018 (200 Jahre Marx, 100 Jahre<br />

Novemberrevolution, 50 Jahre1968).<br />

Undsie tut das in einem beschwingtengagierten<br />

Mix aus Luc-Godard-<br />

Theater, Lesung, Plüschpantoffelchoreografie<br />

mit Hexenhüten, Geist<br />

und Witz, sodass jede „postrevolutionäre<br />

Depression“ (Bini Adamczak)<br />

hier plötzlich wie weggeblasen<br />

scheint.<br />

Ja,die Revolution hat es den Bühnen<br />

dieser Tage angetan, weshalb<br />

wir auch gleich weiter müssen ins<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble, wozum Auftakt<br />

einer Gender-Reihe die Doppelpremiere<br />

zweier Stücke von Alice Birch<br />

und Marlene Streeruwitz über die feministische<br />

Arbeit an Veränderungen<br />

angesetzt ist. Leider hat man<br />

eine junge Regisseurin dafür beauftragt,<br />

die vorallem damit beschäftigt<br />

ist, möglichst checkermäßig, hipp<br />

und krass rüberzukommen, indem<br />

sie ihreVorlagen verblödelt, statt die<br />

Subtilitäten und Zumutungen der<br />

Texte an sich (und uns) heranzulassen.<br />

Unddas mit so hervorragenden<br />

Schauspielernwie Astrid Meyerfeldt,<br />

Anita Vulesica, Patrick Güldenberg,<br />

Sascha Nathan und der Nachwuchskraft<br />

Lorna Ishema! Eines hat Christina<br />

Tscharyiski immerhin genau gelesen:<br />

dieVorbemerkung Alice Birchs<br />

zu ihrem Stück, es bitte „nicht brav“<br />

zu spielen.Wohl deshalb haut die Regisseurin<br />

mit dem XXL-Comic-Lachhammer<br />

die Figuren platt.<br />

Dabei versucht das Stück „Revolt.<br />

SheSaid. Revolt Again“ etwas Besonderes:<br />

Es führt inatemlosen Sprechen<br />

vor, wie sich emanzipatorische,<br />

Mit Spaßhammer:Patrick Güldenberg,Lorna Ishema und Sascha Nathan (v.l.)JULIAN RÖDER<br />

revolutionäre Bewegungen zwischen<br />

Worten und Wirklichkeiten<br />

wie Billardkugeln an den Banden<br />

vor- und zurückstoßen. Vielleicht<br />

muss man Birchs Vorgehen postpräfeministisch<br />

nennen. Denn indem<br />

ihre losen Sprechszenen sämtliche<br />

Widerstandstechniken aufblättern,<br />

treiben sie sie zugleich an jene<br />

Grenze, wo sie in ihre eigenen Paradoxien<br />

zerfallen. Dabei geht sie ganz<br />

sachlich vor: Zwei bis drei Sprecher<br />

machen in kleinen Dialogen geradezu<br />

lehrbuchhaft die Unterdrückungsmechanismen<br />

der Sprache, der<br />

Arbeit, der Körper bewusst, widerstehen<br />

ihnen durch Verweigerung<br />

oder Verdrehung, bis diese Strategie<br />

in ihr Gegenteil zurückschlägt.<br />

Gleich die erste Szene,inder auch<br />

der platte Pop-Stil der Inszenierung<br />

noch wirkt, zeigt das schön: Anita<br />

Vulesica und Sascha Nathan stehen<br />

einander bebend gegenüber und reden<br />

darüber,wie sehr sie sich begehren.<br />

Bald steigertsich ihr Sprech-Sex<br />

insHysterische,auch die Rhetoriken<br />

der Vereinnahmung, bis „Wonder-<br />

Woman“ Anita stockt. Sie möchte<br />

doch bitte nur „angefasst“, nicht<br />

„umfasst“ werden. Auch das Wort<br />

„spreizen“ irritiert, „öffnen“ klingt<br />

gewaltfreier, und wer darf wessen<br />

Geschlecht einfach „nehmen“?<br />

Grotesk ist das,ja, aber eben auch<br />

ernst. Denn langsam wickelt sich der<br />

männlich-weibliche Positionswechsel<br />

hier aus dem einen Machtspiel<br />

heraus ins nächste hinein. Und so<br />

geht es weiter mit den Revolutionstechniken,<br />

von der strikten Verweigerung<br />

(altfeministisch) zur affirmativ<br />

subversiven Totalhingabe (postmodern).<br />

Wobei Birchkeine Variante<br />

nur denunziert, vielmehr dreht sie<br />

das Revolutionsmühlrad als Sisyphos-Brocken<br />

weiter, und das Fortschrittsmehl<br />

wirdimmer feiner.<br />

Leider merkt die Inszenierung davon<br />

nichts. Hauptmissverständnis<br />

aber ist, dass Tscharyiskibeide Stücke<br />

des Abends in eins denkt und mit<br />

Kostümen und Firlefanz die Figuren<br />

vonBeginn an verwischt. Dabei handelt<br />

es sich bei Marlene Streeruwitz’<br />

„Mar-a-Lago“ um ein Stationenspiel,<br />

in dem sich fünf Schauspielerinnen<br />

verschiedener Alter langsam aber sicher<br />

über ihre willigen Verstrickungen<br />

in die privat-beruflichen Machtspiele<br />

ihres Regisseur-Liebhabers<br />

aufklären. Anders als Birchs doppelbödiges<br />

Revolutionshandbuch ist<br />

„Mar-a-Lago“ ein zwar auch allegorisch<br />

zu lesendes, aber doch lebensnäheres<br />

Konversationsstück, in dem<br />

die Frauen ihre Karrieresehnsüchte<br />

und emanzipatorischen Selbsttäuschungen<br />

gegeneinanderhalten.<br />

Manhat sich versammelt, um mit<br />

dem großen Verführer ein letztes<br />

„Projekt“ über die knochenharte<br />

Kulturrevolutionärin Jiang Quing,<br />

MaosWitwe, zu entwickeln. Geht das<br />

noch? Langsam schmeißen sie einander<br />

all die Widersprüche des Sichbefreienwollens<br />

und Dochnurfesselns,<br />

der revolutionären Reaktionärwerdung<br />

an die Köpfe. Auch das<br />

ist absurdlustig. Aber eben auch tragisch<br />

wahr.Nur Astrid Meyerfeldt ist<br />

es erlaubt, dieser Tragik ein Gesicht<br />

zu geben. Ansonsten zwängt Tscharyiski<br />

alles in die üblichen Glitzerklamotten<br />

und Silberhaarperücken, wie<br />

bei einer schlechten Pollesch-Kopie.<br />

Verschenkt.<br />

Revolt. She seid. Revolt again/Mar-a-Lago<br />

<strong>Berliner</strong>Ensemble, wieder am 20., 22. 10.,<br />

19.30 Uhr;21. 10.,18Uhr,Karten unter Tel.:<br />

28408115 oder: berliner-ensemble.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 21 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Macht<br />

euch keine<br />

Sorgen<br />

Sasha mit deutschem Soul<br />

im Tempodrom<br />

VonTorsten Wahl<br />

Meine weiße Weste –ist abgenutzt<br />

und grau, meine weiße<br />

Weste – ist voller Schmutz und<br />

Staub“. Der Mittvierziger, der hier<br />

auf „hundertzehn Prozent“ Leben<br />

zurückblickt, singt so selbstverständlich<br />

auf Deutsch, als hätte er<br />

nie etwas anderes getan. Sasha eröffnet<br />

sein Konzert imTempodrom<br />

mit sechs Songs seines neuen Albums<br />

„Schlüsselkind“ –dabei ist es<br />

sein erstes deutschsprachiges Album.<br />

Zum Posterboy machten ihn<br />

vor 20Jahren Hits wie „If You Believe“.<br />

Zwar hatte sich Sascha Schmitz<br />

vor seiner Hitkarriere für Bands wie<br />

Selig begeistert, doch zu eigenen<br />

deutschen Texten musste er gedrängt<br />

werden. Erst die TV-Show<br />

„Sing meinen Song“, bei der er<br />

Songs von Kollegen wie Roger Cicero,<br />

Xavier Naidoo und Fettes Brot<br />

sang, zeigte auch ihm selbst, dass er<br />

das Zeug zum deutschsprachigen<br />

Soulman hat. Die Neuerfindung als<br />

„Schlüsselkind“ ist Sasha gelungen:<br />

Das Album lief nicht nur besser als<br />

die vorigen englischsprachigen,<br />

sondern deutete auch neue Live-<br />

Potenziale an. Offenbar hat die Hinwendung<br />

zur kantigeren deutschen<br />

Spracheauch seine Musikrauer und<br />

souliger gemacht, was sich auf der<br />

Bühne wirklich auszahlt. Jedenfalls<br />

fegt er mit seiner neunköpfigen<br />

Band durch Tempotitel wie „Genug<br />

ist genug“, auch Balladen wie „Polaroid“<br />

wirken weniger glatt als gewohnt,<br />

Wendungen wie „Es tut<br />

scheiße weh“ kratzen an der Alltagssprache.<br />

Das Titelstück wiederum<br />

gibt Einblicke in seine Jugend, wobei<br />

er als Schlüsselkind nicht das Alleinsein<br />

beklagt, sondern die frühe<br />

Selbstständigkeit betont.<br />

Denn Sashaist grundsätzlich positiv<br />

gestimmt. In „Gorilla“, einem<br />

Stück, das auch vonCulcha Candela<br />

stammen könnte, zeigt er sich als<br />

Gute-Laune-Gorilla mit tief schwingenden<br />

Affenarmen und animiert<br />

Sasha, der Gute-Laune-Gorilla<br />

des deutschen Souls. DAVIDS/KRATSCH<br />

das Publikum. Die Fans im Innenraum<br />

waren schon bei den ersten<br />

Songs vonden Stühlen aufgesprungen<br />

und feiernihn bis zum Schluss.<br />

Seine ausgewachsene Liveband mit<br />

seinem Songwriter-Kumpel Ali Zuckowski<br />

und Chris Vega an den Gitarren,<br />

mit Bläsern und Background,<br />

beweist eine stilistische<br />

Vielseitigkeit. „Jekyll & Hyde“<br />

kommt als Falsett-Disco-Nummer<br />

im Stile der Bee Gees daher, in<br />

„Nichtgeschwindigkeit“ fällt die<br />

Band in einen entspannten Reggae.<br />

Seine englischen Balladen werden<br />

in einem Medley abgehandelt,<br />

bei dem sich Sasha am Piano begleiten<br />

lässt. Wie erseine frühen Hits<br />

mit den aktuellen Songs koppelt,<br />

zeigt sich selbst bei den Zugaben.<br />

Auf„IfYouBelieve“ folgt„Der Junge“<br />

–eine Art Selbstporträt des Künstlers<br />

als junger Mann, der den Chor<br />

der Zweifler immer weggesungen<br />

hat: „Macht euch keine Sorgen,<br />

manches braucht halt seine Zeit.<br />

Ein bisschen Glück war auch dabei,<br />

aus dem Jungen ist ja doch noch<br />

was geworden.“<br />

Der Traum vom Paradies<br />

Die Nationalgalerie erinnert an den Brücke-Expressionisten Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

So sieht das Paradies aus. An<br />

der Museumswand des<br />

Hamburger Bahnhofs wird<br />

es eindrücklich gesagt: Die<br />

beiden Mädchen, nackt, unbeschwert,<br />

verträumt im grünen Gras,<br />

scheinen nichts zu wissen von den<br />

Schrecken der Welt. DerMaler setzte<br />

die beiden seinerzeit schön und unberührt<br />

von den Blessuren und Verformungen<br />

durch das Schicksal mit<br />

pastoser Leimfarbe auf die Rupfen<br />

(Jute)-Bildfläche.<br />

Unweit davon hängt in dieser<br />

Ausstellung der Nationalgalerie auch<br />

des Malers „Selbstbildnis mit Pentagramm“<br />

von 1924. Darin ist nun gar<br />

nichts arkadisch, eher liest man daraus<br />

eine skeptische, vielleicht ahnungsvolle<br />

Selbstbefragung des Harmoniesuchers,<br />

sechs Jahre vor seinem<br />

frühen Todund neun Jahre vor<br />

Beginn der Nazi-Diktatur.<br />

Otto Mueller, geboren 1874 im<br />

Schlesischen Liebau, gestorben 1930<br />

in Breslau, gehörte erst ab 1910 zu<br />

den damals vonDresden nach Berlin<br />

umgezogenen Brücke-Malern, zu<br />

dieser markanten Expressionistengruppe,die<br />

sich 1905 an den Moritzburger<br />

Teichen gegründet und 1913<br />

aufgelöst hatte. Bei deren „Befreiungsakt“<br />

von jeglichem akademischen<br />

Konservatismus, der Hinwendung<br />

zur Natur und zum „wilden“,<br />

lustvoll arkadischen Leben war<br />

Mueller noch nicht dabei. Aber ihn<br />

zog magisch an, was die „Brücke“-<br />

Gründer Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl<br />

Schmidt-Rottluff (spätereMitglieder<br />

waren noch Max Pechstein und<br />

Cuno Amiet, kurzzeitig Emil Nolde<br />

und Kees van Dongen) als Idee mit<br />

nach Berlin gebracht hatten: Künstlerische<br />

Freiheit.<br />

EinBohèmien<br />

Mueller hatte zuvor an der Dresdner<br />

und kurz ander Münchner Kunstakademie<br />

studiert; er zog 1908 nach<br />

Berlin. Dabei war er so ganz anders<br />

als die das Ekstatische, Exzessivesuchenden<br />

Brücke-Leute, teilte kaum<br />

deren Ehrgeiz radikaler Kunstveränderung,<br />

umso mehr aber die Freiheit<br />

des Bohème-Lebens. Zugleich verfolgte<br />

er eine eigene, eher sanfte Linie.<br />

Dieser Maler fühlte sich zur<br />

Randgruppe der Gesellschaft, zu den<br />

„Zigeunern“ (wie man Sinti und<br />

Roma damals nannte) hingezogen.<br />

Er reiste dafür sogar bis nach Spalato<br />

und Sarajevo, wofür er den Spitznamen<br />

„Zigeunermüller“ bekam.<br />

Vor allem Mädchen und junge<br />

Frauen waren seine bevorzugten<br />

Modelle. Ermalte und zeichnete sie<br />

gleichsam als Beschwörungen einer<br />

paradiesischen, von den Verwerfungen<br />

der Moderne unberührten –also<br />

idealisierten –Welt. So ganz außerhalb<br />

der kaputten und selbstzerstörerischen<br />

Zivilisation. Behutsam, geradezu<br />

lyrisch, dabei mit klar geordneten<br />

Konturen und Flächen und<br />

fast nie in reinen starken Farben und<br />

harten Kontrasten wie die Kollegen,<br />

verwandelte er die mageren Kindfrau-Gestalten<br />

ins Ideale. Im Einklang<br />

mit der Natur.<br />

In Muellers Bildern gibt es nichts<br />

Schroffes, Hässliches, Abstoßendes,<br />

auch nichts Starres. Alles wirkt<br />

höchst lebendig, im Gleichklang koloriert<br />

insilbrig gedämpften Tönen,<br />

meist mit weichen Farbkreiden gesetzt.<br />

Es ging ihm nicht um Visionen,<br />

eher um Harmonie und Schönheit,<br />

darum, „mit größtmöglicher Einfachheit<br />

Empfindung von Mensch<br />

und Landschaft auszudrücken“.<br />

Dassollte man im Hinterkopf haben<br />

vor den Bildern indieser von<br />

Dagmar Schmengler kuratierten<br />

Ausstellung der Nationalgalerie im<br />

Hamburger Bahnhof. Muellers<br />

Kunstweg als „Maler, Mentor, Magier“<br />

wird beleuchtet. Es ist eine so<br />

akribisch gebaute wie ehrgeizige<br />

Schau, die das Publikum durch ein<br />

nachgebautes Breslauer Stadttor betritt<br />

und auch wieder verlässt, nachdem<br />

es einem anschaulichen Erzählstrang<br />

gefolgt ist. Dies sogar bis in<br />

„Zwei Mädchen“ malte Otto Mueller,wegen seiner Lieblingsmotive auch „Zigeunermüller“<br />

genannt, um 1925, er kam erst spät zur „Brücke“. BBK/NATIONALGALERIE/SMB/J. P.ANDERS<br />

„Liebespaar“ von Alexander Camaro, einem der wichtigsten Schüler Muellersander<br />

Breslauer Akademie, als Hommage von 1950 an den verstorbenen Meister. CAMARO-STIFTUNG<br />

eine Art Akademie-Atelier, wo der<br />

Meister, seine zahlreichen Schülerinnen<br />

und Schüler, darunter acht<br />

aus Polen, und die damaligen Professoren-Kollegen<br />

wie die surrealen<br />

bis neusachlichen Maler Oskar Moll,<br />

Oskar Schlemmer oder Alexander<br />

Kanoldt mit ihren Bildern oder Plastiken<br />

vereint sind.<br />

Dabei erfahren wir auch, wie Otto<br />

Mueller couragiertdafür sorgte,dass<br />

Frauen beim Zeichnen im Aktsaal<br />

zugelassen wurden, dass das jüdische<br />

Leben Breslaus –inder Stadt<br />

lebte einst die drittgrößte jüdische<br />

Gemeinde des Deutschen Reichs –<br />

bildthematisch eine Rolle spielte<br />

und indem er den jungen Jankel Adler<br />

förderte. Und er regte Experimente<br />

an, etwa die der kubistischen<br />

Bildzerlegung, wie Georg Muche sie<br />

nach Muellers frühem Tod an der<br />

Breslauer Akademie als Lehrer fortsetzte,<br />

bis die NS-Diktatur diesem<br />

„Modernismus“ ein Ende setzte und<br />

ihn als „entartet“ verfemte.<br />

Schlesische Wurzeln<br />

Über 100 Leihgaben aus Museen<br />

und Privatsammlungen –Gemälde,<br />

Papierarbeiten, Fotos und Dokumente<br />

–sind im oberen Westflügel<br />

des Hamburger Bahnhofs ausgebreitet.<br />

Zehn Kapitel erzählen vomMeister<br />

Mueller,von seinen Schülernund<br />

vom Bauhaus, dem Franzosen Matisse,<br />

der Neuen Sachlichkeit, einem<br />

psychedelischen Expressionismus<br />

oder auch den von der Abstraktion<br />

inspirierten Weggefährten wie Oskar<br />

Schlemmer, Oskar Moll, Alexander<br />

Camaro, Carlo Mense,Alexander Kanoldt,<br />

Jankel Adler, Horst Strempel<br />

oder Georg Muche und Johannes<br />

Molzahn während der Breslauer<br />

Lehrzeit. Die dortige Kunstakademie,<br />

geleitet von Oskar Moll, zählte<br />

zu den fortschrittlichsten, liberalsten<br />

in Europa.Viele Lehrer und Studenten<br />

kamen aus Berlin, hatten<br />

aber zugleich schlesische Wurzeln.<br />

DieAusstellung bezieht sich, ausgehend<br />

von der Brücke-Geschichte,<br />

vorallem auf die Jahre1919 bis 1930,<br />

auf Muellers Professorenzeit an der<br />

Breslauer Akademie, damals zugleich<br />

eine durch Naziherrschaft<br />

und Krieg zerstörte Kunstachse zwischen<br />

der weltoffenen schlesischen<br />

Kunststadt und der mythosbeladenen<br />

Kulturmetropole Berlin.<br />

Zugleich wirkte Muellers künstlerisches<br />

Charisma nach bis in die<br />

Nachkriegszeit, ja, bis heute.Hierzulande<br />

auch bei Kunstliebhabern<br />

kaum bekannte neoexpressionistische<br />

Tendenzen in der polnischen<br />

Malerei, gerade um Wrocław und<br />

Poznan herum, werden deutlich, so<br />

in den Gemälden des 1962 geborenen<br />

Breslauers Zdzislaw Nitka, der<br />

heute dortander Akademie lehrt.<br />

Das Aufgebot, darunter parallel<br />

zur „Breslauer Schule“ auch korrespondierende<br />

„Gast“-Bildwerke der<br />

polnischen Avantgarde wie etwa von<br />

Stanisław Kubicki, Margarete Kubicka<br />

oder Jerzy Hulewicz, stellt eine<br />

beispielhafte Kooperation des auch<br />

finanziell beteiligten Nationalmuseums<br />

Wrocław, der <strong>Berliner</strong> Camaro-<br />

Stiftung und der Nationalgalerie Berlin<br />

dar.Nationalmuseumsdirektor Piotr<br />

Oszczanowksi hielt seine Eröffnungsrede<br />

auf Deutsch.<br />

Im Frühjahr 2019 geht die Schau<br />

nach Breslau. Dergemeinsame Katalog<br />

erscheint auch in polnischer<br />

Sprache, sieben polnische Kunsthistoriker<br />

arbeiteten gleichberechtigt<br />

mit. So setzt das Unterfangen, gerade<br />

vor dem Hintergrund eines befremdlichen<br />

Nationalismus in Polen,<br />

als gemeinsames Forschungsprojekt<br />

beider Länder eigene Zeichen.<br />

NationalgalerieimHamburger Bahnhof<br />

Invalidenstr.50–51.Bis 3. März, Di/Mi/Fr<br />

10–18/Di bis 20, Sa+So 11–18 Uhr,Katalog<br />

(Kehrer)indeutscherund polnischer Sprache,<br />

34,90 Euro.<br />

Ingeborg Ruthe<br />

schritt über die historische<br />

KunstbrückeBerlin-Breslau.<br />

Spex zu lesen,<br />

war eine Frage<br />

der Haltung<br />

Das legendäre Pop-Magazin<br />

stellt sein Erscheinen ein<br />

VonHarry Nutt<br />

Hey, hey, my, my. Auch Popkulturmagazine<br />

können sterben.<br />

Das legendäre Spex stellt sein Erscheinen<br />

nach 38 Jahren und 384<br />

Ausgaben zum Jahresende ein. „Am<br />

27. Dezember“, schrieb Chefredakteur<br />

Daniel Gerhardt am Montag auf<br />

Spex.de, „erscheinen noch einmal<br />

116 Seiten über den Pop, der unser<br />

Leben prägt, die Gesellschaft, die es<br />

uns vermiesen will und mögliche<br />

Wege, die aus diesem Dilemma herausführen<br />

könnten. Danach ist<br />

Schluss.“ Als Grund gibt Gerhardt<br />

die wirtschaftliche Entwicklung des<br />

Anzeigenmarktes an. Immer mehr<br />

Unternehmen, so Gerhardt, ziehen<br />

sich aus dem Printgeschäft zurück<br />

und investieren verstärkt in Social-<br />

Media-Aktivitäten, ein Trend, der<br />

sich auch 2018 fortgesetzt habe.<br />

Der ökonomische Sinkflug des<br />

Blattes sei aber nur der Auslöser für<br />

das Aus. Als weiteren Grund nennt<br />

Gerhardt das veränderte Medienverhalten<br />

des popinteressierten Publikums.<br />

„Jahrzehntelang kümmerte<br />

sich der Pop-Journalismus nicht zuletzt<br />

darum, seinen Leser_innen einen<br />

Überblick über eine kaum zu<br />

fassende Menge an neuen Alben,<br />

Büchern, Filmen, Serien und Ausstellungen<br />

zu verschaffen. Heute<br />

sind beinahe alle Platten der Welt für<br />

beinahe alle Menschen gleichzeitig<br />

verfügbar. Die sogenannte Gatekeeperfunktion<br />

von Pop-Journalist_innen<br />

hat sich weitgehend erledigt.“<br />

Diese Entwicklung habe man bei<br />

Spex durchaus begrüßt, so Gerhardt.<br />

Die Rolle des allwissenden Kritikers,<br />

der vom „hohen Ross herab über<br />

Bands, deren Alben und sonstige<br />

Kulturschaffende urteilt, kam uns<br />

schon altbacken und elitär vor, als<br />

sich die Redaktionen vonPop-Magazinen<br />

noch mit einem tatsächlichen<br />

Informationsvorsprung vor ihrem<br />

Publikum brüsten konnten. Spex<br />

sollte kein Heft der Vogelperspektive<br />

sein, sondern aus der Mitte des Geschehens<br />

berichten.“<br />

Kult aus dem ersten Jahr:Spex<br />

im September 1980.<br />

SPEX<br />

Ob es diesen Anspruch der Authentizität<br />

eingelöst hat, ist eine<br />

ganz andere Frage. Die unbestreitbare<br />

Relevanz bezog Spex aus dem<br />

Anspruch auf Deutungshoheit über<br />

Pop und dessen gesellschaftliche<br />

Rolle, die Spex zumindest in der<br />

Kultphase der Chefredaktion des<br />

späteren Kulturwissenschaftlers<br />

Diedrich Diederichsen (von<br />

1985–1990) auch abgenommen<br />

wurde. Man musste Spex nicht immer<br />

verstehen, die Zeitschrift zu lesen<br />

war eine Frage der Haltung, und<br />

der Sound des Magazins schien<br />

mehrspurig aus neuester Musikproduktionund<br />

Theoriegemixt zu sein.<br />

Namhafte Autoren von Spex waren<br />

die Schriftsteller Rainald Goetz,<br />

Benjamin von Stuckrad-Barre und<br />

Jürgen Lottmann, zu den Mitherausgebern<br />

gehörte vorübergehend der<br />

Fotograf und Künstler Wolfgang Tilmans.<br />

Im aktuellen Spex-Interview<br />

sagt der Musiker Jens Friebe: „Vermutlich<br />

ist es heute schwieriger,<br />

über Popzuschreiben, als selbst Pop<br />

zu machen.“ Das klingt nun wie ein<br />

sentimentalischer Abschiedsakkord.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

· ·······················································································································································································································································································<br />

·<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Acker Stadt Palast (& 441 00 09)<br />

20.00: Asteroseismology(Lucile Desamory, Sabine<br />

Ercklentz, Margareth Kammerer)<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Die zwölf Geschworenen<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Rom<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

20.00: König Ubu<br />

HfS Ernst Busch (& 75 54 17 -0)<br />

19.00 UNTEN: Messias aus Hessen<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Willkommen bei den<br />

Hartmanns<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

18.00 Studio: WarorPeace –CrossroadsofHistory<br />

1918 /2018: What happened here (Kathleen<br />

Bomani)<br />

18.00 Lichtsaal:War or Peace –Crossroads of History<br />

1918 /2018: Kultur verteidigen<br />

20.00: WarorPeace –Crossroads of History1918 /<br />

2018: Memories of Sarajevo (Gastspiel)<br />

21.00 Studio: WarorPeace –CrossroadsofHistory<br />

1918 /2018: After Party/After Life<br />

Neuköllner Oper (& 68 89 07 77)<br />

20.00: Stella<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Studio: Das Kalkwerk<br />

Sophiensaele (& 283 52 66)<br />

19.00 Kantine: Kiezkantine XII: Wandel<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

20.00 Alter Orchesterprobensaal: Linden 21: Usher<br />

Verlin (& 28 04 24 20)<br />

10.00, 17.00: Shut up and Dance<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.30: The showmust go on<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Pigor singt. Benedikt Eichhornmuss begleiten:<br />

Einführung für Anfänger<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />

20.00: Wenn Deutsche überGrenzen gehen<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Kulturhaus Spandau (& 33 34 02 1/ 22)<br />

15.00 Theatersaal: Operette, Herbst &Wein (Operetten<br />

zum Kaffee)<br />

Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />

20.00: Woppprobe (Timo Wopp)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

Theater Verlängertes Wohnzimmer<br />

(& 45 30 63 51) 20.00 Saal: Improshow(Die<br />

Flughunde)<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: Gags, Gags, Gags! (Stermann &Grissemann)<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Richling und 2084 (Mathias Richling)<br />

KLASSIK<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

20.00 Fyoer:Helmut Deutsch-Liedwettbewerb –<br />

Konzertder Preisträger*innen<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30 Minuten<br />

Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />

Hochschule fürMusik Hanns Eisler<br />

(& 203 09 21 01) 20.00 Studiosaal: Xylinos<br />

Quintett, Theresa Pilsl (Sopran), YunKwonKim<br />

(Tenor), Jeeyoung Lim (Bassbariton), Seunghyun Lee<br />

(Klavier) u. a., Ltg.Manuel Nawri, Hörprobe, Werkevon<br />

Bernstein, Boulez, Krenek, Eisler,Morali, Schönberg u.<br />

a., Moderation: Till Lorenzen<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

19.00 Salon: Orania.Classical: Martina Biondi<br />

(Violoncello), Han-Wen Jennifer Yu (Piano), Prokofiev:<br />

Sonate für Violoncello &Klavier C-Dur op. 119; Schumann:<br />

Adagio &Allegro op. 70; Mendelssohn: Sonate<br />

für Violoncello &Klavier Nr.2D-Dur op. 58<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

20.00: St. Petersburger Philharmoniker,Ltg.Yuri<br />

Temirkanov, Yefim Bronfman (Klavier), Nikolaj<br />

Rimsky-Korsakow:„Die Legende vonder unsichtbaren<br />

Stadt Kitesch undder Jungfrau Fewronija“, Suite;<br />

Sergej Prokofjew: Konzertfür Klavier und Orchester<br />

Nr.2g-Moll op. 16; Peter Tschaikowsky: „Schwanensee“-Suite<br />

op.20, Auszüge<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00: Musik aus Tanz –Berlin Strings &Percussion:<br />

Matthias Leupold(Violine), Il-Ryun Chung (Gitarre,<br />

Jangu), Werkevon Bach, Piazzolla, Leupold und<br />

Chung,koreanische Musik<br />

Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />

20.00 Apollosaal: Tilia-Quartett, KammerkonzertI,<br />

Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett C-Dur „Dissonanzenquartett“;<br />

Franz Schubert: Quartettsatz c-Moll;<br />

Sergej Prokofjew: Streichquartett Nr.1h-Moll op.50<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (& 318 50)<br />

19.30: Vortragsabend Violoncelloklasse Prof. Konstantin<br />

Heidrich<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />

9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys, Workshop (bis<br />

3J.). Anm. erf.<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Malala(ab 10 J.)<br />

10.30: Eine Woche voller SAMStage(ab 4J.)<br />

Charlottchen (& 324 47 17)<br />

10.30: Die 3kleinen Schweinchen, Schattentheater<br />

Scuraluna, Farbschattenspiel (ab 3J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (& 991 79 27)<br />

10.00: Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt (ab<br />

3J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

10.00: Dasist Anton Daumesdick, Kobalt Figurentheater,Puppentheater<br />

Figurentheater Grashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Diedreikleinen Schweinchen, Puppentheater<br />

Rudolf und Voland (ab 4J.)<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Schnubbel(ab 6J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />

Humboldt-Box (Schlosspl. 5)<br />

9.00: Das ist auch unsere Baustelle!<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00:1,2,3,Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont –Indianische Kulturen &<br />

die Kunst des Kennenlernens, interaktiven Ausstellung<br />

(ab 3bis 12 J.)<br />

10.00: ErzählGeschichten!<br />

14.00: MACHSchmuck: Leder,Perlen, Federn,<br />

Schmuckwerkstatt<br />

Buchpremiere<br />

Fragen<br />

wie<br />

Blitze<br />

AmEnde hängt immer alles<br />

zusammen. Im Leben, in<br />

der Welt, auf jeden Fall in Alexander<br />

Osangs Kolumnen übder<br />

deutsche Leitkultur. Im<br />

Christoph Links Verlag ist jetzt<br />

eine Sammlung von ihnen erschienen:<br />

„Darfman um seine<br />

Katze trauern, wenn Deutschland<br />

Weltmeister wird?“. Da<br />

geht es um German Angst, die<br />

Besetzung der Volksbühne,<br />

Tanzbären in Istanbul (allein<br />

das Foto dazu lohnt den Kauf<br />

des Buchs). Alexander Osang<br />

stellt Fragen, die blitzartig irre<br />

Zusammenhänge in grelles<br />

Licht tauchen: Darf man als<br />

Nachfahre von Nazideutschland<br />

in einem Meer baden,<br />

über das israelische Kampfhubschrauber<br />

Richtung Gaza<br />

fliegen? Muss man sogar ins<br />

Wasser? Osang arbeitet derzeit<br />

für den Spiegel in Israel, er ist<br />

aber am Dienstag in Berlin,<br />

um sein Kolumnenbuch vorzustellen.<br />

Susanne Lenz<br />

Buchpremiere mit Alexander Osang<br />

20 Uhr, PfefferbergTheater,Schönhauser<br />

Allee 176, Tel.: 939358555<br />

Am Basslauf der Rockgeschichte: Glenn Hughes hält die Fahne von Deep Purple hoch, falls diese bald in Rente gehen.<br />

Johannes von Weizsäcker<br />

sieht diese Woche vorallem ärgerliche<br />

weiße Männer.Vielleicht kann daraus<br />

aber auch etwas Positives werden.<br />

Ärgerliche weiße Männer<br />

mit schlechten Jobaussichten!<br />

Früher war ja vor<br />

allem die SPD für sie zuständig,<br />

aber in unserer aus den Fugen<br />

geratenen Welt nehmen sich immer<br />

mehr gefährliche Scharlatane<br />

ihrer an. Daher ist es meiner Meinung<br />

nach an anderen, weniger gefährlichen<br />

Scharlatanen, sich um sie<br />

zu kümmern und ihnen ein wenig<br />

Identifikationsfläche und Hoffnung<br />

zu bieten. Nach einem Blick in die<br />

Konzertlisten unserer Stadt für die<br />

kommenden Tage bieten sich mir für<br />

diese Aufgabe spontan „ärgerliche<br />

weiße“ Punkrocker an.<br />

„Sie haben noch nicht mal Abitur/das<br />

reicht nicht mal für die<br />

Müllabfuhr“ dröhnte etwa die altgediente<br />

Deutsch-Punk-Band Hass in<br />

ihrem Lied „Arbeitsamt“. Zusammen<br />

mit anderen Deutsch-Punk-<br />

Bands wie Kotzreiz, Pestpocken oder<br />

Pleite werden Hass am Freitagabend<br />

das Cassiopeia im Friedrichshain<br />

beim Aggropunk Fest 2018 bespielen<br />

–und keine einzige Frau wird dabei<br />

auf der Bühne stehen! Im Deutsch-<br />

Punk haben sich die in der britischen<br />

und amerikanischen Punkbewegung<br />

gelegentlich aufflackernden<br />

emanzipatorischen Bestrebungen<br />

nie festsetzen können. Dieser traurige<br />

Umstand kann nun in etwas Positives<br />

umgesetzt werden: „Kein<br />

Bock auf Nazis, Bull’n oder andere<br />

Arschlöcher“ singen etwa Pleite.<br />

Ganz richtig! Hab ich auch keinen<br />

Bock drauf! Hoffen wir also, dass im<br />

Anschluss an das Punk-Festival in<br />

der Metropole der Weltoffenheit namens<br />

Friedrichshain diese ärgerlichen<br />

weißen Männer wieder Hass,<br />

Kotzreiz, Pestpocken und Pleite über<br />

unsere Provinzen bringen und dort<br />

andere ärgerliche weiße Männer<br />

dazu inspirieren, künftig nicht mehr<br />

so einen rechtsradikalen Quatsch zu<br />

machen.<br />

Auch in Großbritannien hat der<br />

ärgerliche weiße Mann mit schlechten<br />

Aussichten in Reaktion auf seine<br />

Marginalisierung einigen Schaden<br />

angerichtet – allerdings auch, wie<br />

das dortTradition ist, sehr gute popmusikalische<br />

Gegenreaktionen hervorgebracht.<br />

Insbesondere das Format des<br />

männlich ärgerlichen Post-Punk-<br />

Duos ist in den letzten Jahren zu<br />

neuer Hochform aufgelaufen –na-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 8551) Werk ohne Autor<br />

15.45, 19.45<br />

Cinema Paris (& 881 3119) Offenes Geheimnis<br />

14.30, 17.30, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26)Werk ohne Autor<br />

15.00, 19.30<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Bad Times atthe<br />

El Royale (OF) 18.10, 21.15; Bad Times at the El<br />

Royale (OmU) 14.20,17.30, 20.40; Gundermann<br />

14.30, 17.20, 20.15; Die defekte Katze 14.40,<br />

19.00; Alles ist gut 16.50; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 21.15; Kindeswohl 15.00, 20.30; AStar<br />

Is Born 15.00, 17.45; AStar Is Born (OF) 15.15,<br />

18.00, 21.00; Wackersdorf 15.20; Offenes Geheimnis<br />

–Todos lo saben (OmU) 20.45<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Abgeschnitten<br />

20.15; Unser Saatgut: Wir ernten, was wir säen<br />

17.00; Verliebt in meine Frau 20.30<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Ballon 14.15, 17.40,<br />

20.30; Die Unglaublichen II 14.30, 17.15,20.50;<br />

Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 14.00,<br />

17.00, 20.00; Thilda &die beste Band der Welt<br />

14.15; Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes<br />

16.15; Book Club –Das Beste kommt noch 18.30;<br />

BlacKkKlansman 20.00; A Star Is Born 14.30,<br />

17.30, 20.30<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Venom<br />

15.00; 3D: Die Unglaublichen II 14.45; 3D: Venom<br />

(OF) 23.15; Smallfoot – Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 15.30; AStar Is Born 23.15; Ballon<br />

15.00; The Nun 23.15; AStar Is Born 14.45; Abgeschnitten<br />

23.00; Ballon 23.00; Abgeschnitten<br />

14.45; Searching 23.00<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Ballon<br />

11.00; Don‘t worry, weglaufen geht nicht 13.00;<br />

Utoya 22. Juli 15.00; Die Abenteuer von Wolfsblut<br />

16.30; Gundermann 18.00; Coming ofAge<br />

(OmenglU) 20.10; ABeautiful Day – You Were<br />

Never Really Here (OmU) 22.10; Welcome to<br />

Sodom –Dein Smartphone ist schon hier 11.00;<br />

Love, Simon (OmU) 12.30; Isle of Dogs –Ataris<br />

Reise (OmU) 14.45; Durch die Wand –The Dawn<br />

Wall (OmU) 16.30; Why Are We Creative? (OmU)<br />

18.15; Offenes Geheimnis 19.45; Sweet Country<br />

(OmU) 22.00; Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel<br />

als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 11.00;<br />

Cinderella the Cat –Lagatta Cenerentola (OmU)<br />

12.20; Shut Up and Play the Piano (OmU) 13.45;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 15.10;<br />

Unser Saatgut: Wir ernten, was wir säen –Seed:<br />

The Untold Story (OmU) 16.30; 303 (OmU)<br />

18.00; BlacKkKlansman (OmU) 20.30; Summer<br />

of 84 (OmU) 22.45<br />

Intimes (& 29 77 76 40) Glücklich wie Lazzaro<br />

16.45; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

19.00; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />

21.15; Eins, zwei, drei 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Kleine Helden<br />

–Etles mistrals gagnants (OmU) 16.00; Gundermann<br />

17.45; Leave No Trace (OmU) 20.15;<br />

BlacKkKlansman (OmU) 22.15; Waldheims Walzer<br />

16.15; Unser Saatgut: Wir ernten, was wir säen<br />

–Seed: The Untold Story (OmU) 18.00; Why Are<br />

We Creative? (OmU) 19.45; Familie Brasch 21.30<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Styx 18.00;<br />

Wackersdorf 19.45; Sweet Country (OmU) 22.00;<br />

Utoya 22. Juli (OmU) 18.15; AWoman Captured<br />

–Eine gefangene Frau (OmU) 20.00; 303 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) AStar IsBorn<br />

13.40, 20.00; Das schönste Mädchen der Welt<br />

13.45; Venom 14.00; Die Unglaublichen II 14.00,<br />

17.00, 19.40; Smallfoot 14.15;3D: Die Unglaublichen<br />

II14.20, 17.20; Pettersson und Findus:<br />

Findus zieht um 14.30; Klassentreffen 1.0 16.40,<br />

20.00; Gundermann 16.50; Ballon 16.50, 19.50;<br />

3D: Venom 17.00, 20.10; 3D: Smallfoot 17.15;<br />

Bad Times at the El Royale 19.40; Abgeschnitten<br />

20.20<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Sauerkrautkoma<br />

14.00; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />

16.00; Nach dem Urteil 18.00; Mackie Messer –<br />

Brechts Dreigroschenfilm 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Pettersson<br />

und Findus: Findus ziehtum14.15; Venom14.20,<br />

20.15; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

14.20; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.30, 17.40; Die Unglaublichen II 14.30, 16.10,<br />

17.30; Das schönste Mädchen der Welt 14.40;<br />

Hotel Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 14.50;<br />

3D: Die Unglaublichen II 14.50, 17.00, 19.50;<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 15.00,<br />

17.30; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.50, 19.40; 3D: Venom<br />

17.05, 19.50; AStar Is Born17.10, 20.00; Ballon<br />

17.20, 20.00; Abgeschnitten 19.30; The Happytime<br />

Murders 20.10; The Nun 20.20<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Bad Times at<br />

the El Royale (OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B<br />

BlacKkKlansman (OmU) 16.00,19.00, 22.00<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Waldheims<br />

Walzer 17.45; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />

(OmU) 18.00; Leave No Trace (OmU) 19.45;<br />

Offenes Geheimnis–Todos lo saben(OmU) 20.30;<br />

Ava (OmU) 22.00<br />

Moviemento (& 692 47 85) Pettersson und Findus:<br />

Findus zieht um 10.15, 14.15, 16.15; Luis<br />

und die Aliens 12.15; Die Legende vom hässlichen<br />

König (OmU) 18.15; The Man Who Killed<br />

Don Quixote (OmU) 21.00; Thilda &die beste<br />

Band der Welt 14.30; Gundermann 16.45, 21.30;<br />

Why Are We Creative? (OmU) 19.30; Die Legende<br />

vom hässlichen König (OmU) 10.15; Gundermann<br />

13.00; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />

15.45; Mietrebellen –Widerstand gegen den Ausverkauf<br />

der Stadt (OmenglU) 18.30; Wackersdorf<br />

20.45<br />

Sputnik (& 694 11 47) Die kleine Hexe 10.30,<br />

15.00; Durch die Wand –The Dawn Wall (OmU)<br />

18.00; Kindeswohl – The Children Act (OmU)<br />

20.00; The Nun (OF) 21.45; Ava (OmU) 15.00;<br />

AWoman Captured –Eine gefangene Frau (OmU)<br />

18.00; Die defekte Katze (OmU) 19.30; Offenes<br />

Geheimnis 21.15; Kinobar im Sputnik Filmclub –<br />

Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Werk ohne Autor 15.15,<br />

19.40; New AStar Is Born 14.50, 20.30; Ballon<br />

17.45<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) 3D: Die Unglaublichen<br />

II14.30; Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />

15.00; Die Unglaublichen II 15.00, 17.15,<br />

20.15; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />

15.15; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

15.30, 17.45; AStar Is Born 17.00, 20.00;<br />

Ballon 17.30, 20.15; 3D: Venom 17.45, 20.30;<br />

Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />

Silberrücken 20.00<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) 3D: Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 13.00, 15.15;<br />

Ballon 13.15, 15.45; Offenes Geheimnis 13.30,<br />

17.40; Werk ohne Autor 16.30, 20.30; Smallfoot–<br />

Ein eisigartiges Abenteuer 18.15; ICan Only Imagine<br />

20.15; Gundermann 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt amEastgate (& 93 03 02 60)<br />

Venom 14.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 14.00, 17.05, 19.45;<br />

Die Unglaublichen II 14.00, 17.10, 20.05; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 14.00; AStar Is Born<br />

14.10, 16.30, 19.45; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 14.30, 17.10; Hotel Transsilvanien 3:Ein<br />

Monster Urlaub 14.45; Ballon 16.50; 3D: Venom<br />

17.00, 20.00; 3D: Smallfoot – Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 17.15; Book Club –Das Beste kommt<br />

noch 17.15; Abgeschnitten 19.50; The Happytime<br />

Murders 20.00; The Nun 20.10; Sneak Preview<br />

20.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Liliane Susewind –Ein<br />

tierisches Abenteuer 17.00; This Is Not aLost Film<br />

by Khavn: Film &Konzert19.00; Glücklich wie Lazzaro<br />

–Lazzaro felice (OmU) 21.00; Unser Saatgut:<br />

Wir ernten, was wir säen –Seed: The Untold Story<br />

(OmU) 18.00; AWoman Captured –Eine gefangene<br />

Frau 19.45; Die defekte Katze 21.45<br />

Babylon (& 242 59 69) Styx 17.15; Orson Welles:Stunde<br />

der Wahrheit –Histoire Immortelle (OF)<br />

17.30; Orson Welles: Mr.Arkadin: Der Satan persönlich<br />

–Mr. Arkadin: Confidential Report (OmU)<br />

17.45; Orson Welles: Orson Welles‘ Othello (OF)<br />

19.00; Preview:Franco vorGericht: Das spanische<br />

Nürnberg? –Franco onTrial: The Spanish Nuremberg?<br />

(OmU; m. Gästen u. Gespräch) 19.30; Orson<br />

Welles: Falstaff –Chimes At Midnight (OmU)<br />

19.45; Unser Saatgut: Wir ernten, was wir säen<br />

–Seed: The Untold Story (OmU) 20.00; Orson Welles:<br />

Im Zeichen des Bösen –Touch of Evil (OmU)<br />

21.00<br />

Central HackescherMarkt (& 28 59 99 73) Leave<br />

No Trace (OmU) 13.00; AStar Is Born (OmU)<br />

15.15; Why Are We Creative? (OmU) 18.15; Bad<br />

Times at the El Royale (OmU) 20.15, 23.15; Bad<br />

Times at the El Royale (OmU) 11.15, 17.45; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 14.00; Thilda<br />

&die beste Band der Welt 15.45; AStar Is Born<br />

(OmU) 20.45, 23.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 11.00, 14.00; Hotel<br />

Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 11.00; 3D:<br />

Die Unglaublichen II 11.10,13.30, 16.30,19.20,<br />

22.40; 3D: The Meg 11.15; Ballon 11.15, 17.00,<br />

19.30, 22.55; 3D: Venom 11.20, 14.20, 17.20,<br />

20.10, 23.10;<br />

Die Unglaublichen II 11.30, 14.30, 17.30; Käpt‘n<br />

Sharky 11.40; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 11.50, 14.00; Mamma Mia! Here We Go<br />

Again 13.30; AStar Is Born 13.45, 16.20, 19.40,<br />

23.00; Das schönste Mädchen der Welt 14.10;<br />

Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />

Silberrücken 14.15, 20.10; Bad Times at the El<br />

Royale 16.15, 19.50, 22.30; 3D: Smallfoot –<br />

Ein eisigartiges Abenteuer 16.40; Das Haus der<br />

geheimnisvollen Uhren 16.50; Book Club –Das<br />

Beste kommt noch 17.15; Abgeschnitten 20.00,<br />

22.50; The Happytime Murders 20.15, 23.15; The<br />

Nun 20.30, 23.15; Searching 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Wackersdorf<br />

14.30; AStar Is Born (OmU) 17.00, 19.45; The<br />

Man Who Killed Don Quixote (OmU) 22.30; Styx<br />

15.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.00, 19.45; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />

(OmU) 22.30; Kindeswohl –The Children Act<br />

(OmU) 15.15; Verliebt in meine Frau –Amoureux<br />

de ma femme(OmU) 17.30, 19.30; AStar Is Born<br />

(OmU) 21.30; Utoya 22. Juli (OmU) 14.30; Gundermann<br />

16.30; Wackersdorf 19.15; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 21.45; Berlin Babylon (Omdt+englU)<br />

15.00; Offenes Geheimnis –Todos lo saben (OmU)<br />

17.00, 19.45;Ava (OmU) 22.30<br />

International (& 24 75 60 11) Werk ohne Autor<br />

15.00, 19.30<br />

Z-inema (& 28 38 91 21) Allein unter Nachbarn<br />

–Lacomunidad (OF) 20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Doku.Arts: California<br />

Typewriter 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

3D: Die Unglaublichen II 14.00, 16.55; Die Unglaublichen<br />

II 14.15, 16.30, 19.30; Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 14.30, 17.10; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 14.40; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 14.40, 16.50;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 14.50; Venom<br />

15.00, 17.40, 19.30; Hotel Transsilvanien 3:Ein<br />

Monster Urlaub 15.15, 17.35; The Happytime<br />

Murders 17.10, 20.20; AStar Is Born 17.20,<br />

19.30; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer (OF)<br />

17.30; AStar Is Born (OF) 19.45; Abgeschnitten<br />

19.50; The Nun 20.00; Venom (OF) 20.15; Göktasi<br />

(OmU) 20.30<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Cinderella the Cat<br />

(OmenglU)16.00; BlacKkKlansman (OmU) 17.40;<br />

Glücklich wie Lazzaro (Omdt+englU) 20.00; Offenes<br />

Geheimnis – (OmU) 22.15<br />

Neues Off (& 62 70 95 50)AStar Is Born (OmU)<br />

16.30, 19.30, 22.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Bad Times at the El<br />

Royale (OmU) 15.00, 20.50; Gundermann 18.00,<br />

20.30; Sneak Preview 22.30; Werk ohne Autor<br />

18.00; Offenes Geheimnis 15.30; Die defekte<br />

Katze 18.20; Wackersdorf 16.10, 21.00; Alles ist<br />

gut 18.50<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Bad Times at theElRoyale<br />

(OF) 18.00, 21.10;AStar Is Born(OF)17.15,<br />

20.15; BlacKkKlansman (OF) 17.30, 20.30;<br />

Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF) 16.15,<br />

19.00, 21.45; Venom (OF) 16.00, 21.30; Offenes<br />

Geheimnis –Todos losaben (OmU) 18.40<br />

UCI Kinowelt Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

3D: Die Unglaublichen II 14.15, 17.05, 20.00;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.45;<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 15.00,<br />

17.25; Venom 16.50, 20.15; Klassentreffen 1.0<br />

–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 19.45<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Baby Wolfgang präsentiert:<br />

Glücklich wie Lazzaro – Lazzaro felice<br />

(OmU) 10.30; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />

(OmU) 12.00, 18.50; Sweet Country (OmU)<br />

13.50, 21.10; Leave No Trace (OmU) 14.30,<br />

16.50; Kurze für Kids: KUKI ab 4(OF) 16.00; The<br />

Whisper of the Jaguar (OmU) 17.10; Waldheims<br />

Walzer (OmenglU) 19.10; Ava (OmU) 21.20<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die Unglaublichen<br />

II 14.20, 17.00, 19.45; Ballon 14.45,<br />

20.20; Gundermann 17.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Familie<br />

Brasch 14.45; Bad Times at the El Royale (OmU)<br />

17.45, 20.50; AStarIsBorn14.30;AStar Is Born<br />

(OmU) 17.30, 20.30; Die Unglaublichen II 14.00,<br />

16.45, 19.30; Gundermann 14.45, 17.30, 20.15;<br />

Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 14.50,<br />

17.00, 20.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Smallfoot 13.45; Offenes Geheimnis 13.45; 3D:<br />

Die Unglaublichen II 13.45, 16.40, 19.50; Gundermann<br />

14.00, 21.15; Die Unglaublichen II<br />

14.00, 17.00; Die Abenteuer vonWolfsblut 14.00;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.30;<br />

Werk ohne Autor 15.30, 17.00, 19.30, 21.00; A<br />

Star Is Born 16.20, 19.40; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 16.30; Ballon 16.45, 20.00;<br />

Mackie Messer 16.50, 19.30;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 23 ·<br />

·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

türlich in erster Linie in Form der allseits<br />

bejubelten Schimpfwort-Poeten<br />

SleafordMods.<br />

Aber auch jüngere Männer drängen<br />

nach, so etwa die Band Slaves<br />

(zu deutsch: Sklaven) aus der an sich<br />

sehr reichen Kleinstadt Tunbridge<br />

Wells, die seit einiger Zeit eine beachtliche<br />

Welle macht. Ein Mann<br />

steht an rudimentärem Schlagzeug,<br />

der andere kracht auf einer Gitarre<br />

herum, und dazu wird laut gebrüllt!<br />

Wie man sich seit einigen Jahren bei<br />

größeren Festivals und in kleineren<br />

Hallen der uns bald verlassenden Insel<br />

überzeugen konnte, sind Slaves-<br />

Auftritte erstaunlich energische Angelegenheiten,<br />

auf deren Basis die<br />

Band ihrePopularität soweit steigern<br />

konnte, dass ihr aktuelles Album<br />

„Acts of Fear andLove“ auf Platzacht<br />

der britischen Album-Charts eingestiegen<br />

ist!<br />

Am Sonntagabend spielen Slaves<br />

im Lido; der Ticketpreis von 26Euro<br />

reflektiert zwar wohl eher die Herkunftsstadt<br />

der Band als ein fein kalibriertes<br />

Gespür für die Lebensrealitäten<br />

von Menschen mit schlechten<br />

Jobaussichten, aber es wird bestimmt<br />

ein schönes Konzert!<br />

POP<br />

Glenn Hughes Deep Purple Classics,<br />

17. Oktober,20Uhr,Admiralspalast,<br />

Friedrichstr.101<br />

Aggropunk Fest 2018 18. Oktober,<br />

19.30 Uhr,Cassiopeia, Revaler Str.99,<br />

Slaves 21 Oktober,20Uhr,Lido,<br />

Cuvrystraße 7<br />

Pestpocken,<br />

Pleite<br />

und Hass<br />

Viel Lärm, viel Nichts.<br />

Diese Woche empfehlen wir Aggropunk,<br />

das Postpunkduo Slaves und einen<br />

Rest von Deep Purple.<br />

IMAGO<br />

Bevor esPunk gab, hörte der ärgerliche<br />

weiße Mann Deep Purple,<br />

und einige ärgerliche weiße Männer<br />

hören auch heute noch Deep Purple.<br />

Da diese Rock-Dinosaurier im vergangenen<br />

Jahr ankündigten, sie<br />

wüssten nicht, ob sie noch einmal<br />

auf Tour gehen, springt nun ihr einstiger<br />

Bassist Glenn Hughes (aus der,<br />

wie jeder Deep-Purple-Experte<br />

weiß, minderwertigen Besetzung<br />

mit Sänger David „Whitesnake“ Coverdale)<br />

ein und spielt Deep-Purple-<br />

Klassiker im Admiralspalast!<br />

Sicher haben auch Sie, liebe Leserinnen<br />

und Leser, beim Autofahren<br />

oder Bügeln die Radiowerbung für<br />

dieses Event mitbekommen, darauf<br />

hört man Hughes zu eingespielten<br />

Arena-Appläusen „Smoke On The<br />

Water“ singen wie ein Huhn mit Erkältung.<br />

Seit Monaten verfolgt uns<br />

dieses unintendiert modernistische<br />

Geräusch nun schon; dieseWocheist<br />

es endlich soweit, wir sind erlöst! Ob<br />

Hughes seiner fragilen Singperformance<br />

sein früher durchaus solides<br />

Bassspiel entgegenhält, müssen Sie<br />

selbst herausfinden. Wird es toller<br />

Rock ’n’ Roll gewesen sein? Oder<br />

doch eher Brechreiz?<br />

Denkmal<br />

Eine Stele<br />

für<br />

Schadow<br />

Ob Bürger Berlins oder<br />

Gast in der Stadt – die<br />

Quadriga auf dem Brandenburger<br />

Torkennt jeder.ImJahr<br />

1793 formte der geniale klassizistische<br />

Bildhauer Johann<br />

Gottfried Schadow (1764–<br />

1850) das ausdrucksstarkeVierer-Gespann<br />

mit Viktoria fürs<br />

Dach des Brandenburger Tores,<br />

Nationalsymbol der Deutschen,<br />

geformt. Aber nur die<br />

wenigsten wissen, dass Schadow,<br />

Begründer der <strong>Berliner</strong><br />

Bildhauerschule und Direktor<br />

der Königlich Preußischen<br />

Kunst-Akademie, mit seiner<br />

Frau Marianne in Französisch<br />

Buchholz lebte,ineinem Haus<br />

mit Garten von1790 bis 1802.<br />

Nun haben engagierte Bürger<br />

des Stadtteils Spenden<br />

gesammelt und die Bildhauerin<br />

Liz Mields-Kratochwil<br />

beauftragt, eine Stele zu<br />

schaffen: als Schadow-<br />

Denkzeichen im öffentlichen<br />

Raum. Ingeborg Ruthe<br />

Einweihung am 16.10.,14Uhr,vor dem<br />

Grundstück Hauptstraße43/44,<br />

13127 FranzösischBuchholz.<br />

Puppentheater Prenzlkasper (& 21 79 10 60)<br />

10.00: Schneewittchen, Ulrich Müller-Hönow/Prenzlkasper<br />

Schaubude Puppentheater (& 423 43 14)<br />

10.00: Pappelapapp, Amai-Figurentheater,Materialtheater<br />

(ab 3bis 6J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Die Blume Tulipan, Maria Mägdefrau (ab4<br />

bis 9J.)<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00, 18.00: 1.210 km –The Space between uns,<br />

Eine Performance vonJugendlichen ausGlasgow und<br />

Berlin (ab 12 J.)<br />

Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />

10.00: Der kleine Rabe: Alles gruselig!, Theater Vagabunt,<br />

Puppentheater(ab 3bis 10 J.). Anm. erf.<br />

Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />

(& 92 35 59 50) 9.00, 11.15: Buddy&Carl(ab<br />

5J.)<br />

Theater Zitadelle (& 335 37 94)<br />

10.00: Frau Meier,die Amsel (ab 5J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />

9.30 Planetariumssaal: DerRegenbogenfisch und<br />

seine Freunde, Planetariumsshow(ab 4J.)<br />

9.30 Planetariumssaal: DerRegenbogenfisch und<br />

seine Freunde, Planetariumsshow(ab 4J.)<br />

11.00 Planetariumssaal: Mit Raketen zu Planeten,<br />

Planetariumsshow(ab 7J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Acud (& 44 35 94 97)<br />

20.00: KOOKread, Martina Hefter,Lukas Rietschel,<br />

MaikeWetzel und Kartenhauskörper<br />

<strong>Berliner</strong> Landeszentrale für politische Bildung<br />

(& 902 27 49 66) 19.00: Autoritäre Versuchungen,<br />

Wilhelm Heitmeyer, Mod.: Melanie Amann<br />

Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />

(& 802 93 04) 20.00: Erfolgsroman, Gerhard<br />

Henschel, mit Gespräch<br />

Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />

19.00: Ich kriegdich!, Leo Martin<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

20.00: 1968. Worauf wir stolz sein dürfen, Gretchen<br />

Dutschke<br />

Geistesblüten (Walter-Benjamin-Platz 2)<br />

19.00: Vordem Anfang,BurghartKlaußner,Burghart<br />

Klaußner,Lesung und Gespräch, Mod.:Christian<br />

Dunker<br />

jW-Ladengalerie (& 536 35 5- 56)<br />

19.00: Gewissenstrommler.Essays zur bildenden<br />

Kunst 1994–2018,Peter Michel, Buchpremiere.<br />

Mod.: Andreas Wessel. Anm. erf.<br />

Kant Kino (& 319 98 66)<br />

20.00: Der Totenversteher.Hasi zum Dritten, Sue &<br />

Wilfried Schwerin vonKrosigk, Buchpremiere<br />

Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />

19.30: The Constellation of Debt, mit Daniel Falb,<br />

Hendrik Jackson, NobertLange, Brigitte Oleschinski,<br />

Anja Utler u. a., Moderation: Nathalie Karagiannis,<br />

Christian Filips<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Darf man um seine Katze trauern, wenn<br />

Deutschland gerade Weltmeister wird?, Alexander<br />

Osang,Buchpremiere<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Staatsbibliothek Kulturforum (& 266 -0)<br />

18.00: Zum 85. Geburtstag vonCees Nooteboom.<br />

Anm. erf.<br />

Wabe (& 902 95 38 50)<br />

20.00: Liebesgrüßeaus Mostrich, Meikel Neid<br />

FÜHRUNG<br />

Alter Fritz (& 017 59 50 74 36)<br />

14.00: Erlebnistour mit Friedrichdem Großen: Vom<br />

Schloss in den Reichstag,Treff: <strong>Berliner</strong> Schloss, vor<br />

Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Star-Cross-Entertainment (& 86 39 67 39)<br />

11.50: Vom<strong>Berliner</strong> Dom zur Neuen Synagoge, Treff:<br />

Haupteing.des <strong>Berliner</strong> Doms. Anm. erf.<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: TwoinOne –Peter Fessler (voc, g) &Peter<br />

Weniger (sax)<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Procol Harum<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

20.15: Das Lumpenpack, Die Zukunft wird groß<br />

Auster Club (& 611 33 02)<br />

20.00: Rayland Baxter<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Lucía Martínez &The Fearless<br />

Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Reggie Moore Trio, Cookin’ with Jazz<br />

Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />

20.00: MarieMarie (Pop)<br />

Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />

20.00: Leon PlecityQuartett<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

20.00: Pete Philly<br />

Hangar 49 (Holzmarktstr.15-18)<br />

19.00: Live-Band hosted by DJ Kojo Amaté, After<br />

Work Music<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: Kovacs<br />

KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />

14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), Mittagskultur<br />

17.00: AudreyChen (Cello und Stimme), SolistInnen-Konzerte<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Little GirlBlue –ATributetoNinaSimone mit<br />

Judi Jackson<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

20.00: The VintageCaravan<br />

Mercedes-Benz Arena (& 20 60 70 88 99)<br />

20.00: BTS<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Laurel<br />

Passionskirche (& 69 40 12 41)<br />

19.00: DuoKlartraum<br />

PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />

20.00: Kiddo Kat<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.00: The Doors Alive<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: calamaris<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

20.00: Elder,Ancestors<br />

Wild At Heart (& 611 70 10)<br />

22.00: King Brothers<br />

CLUB<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: ClärchensDiscodienstag,Clärchen &friends<br />

CrackBellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Bellmeria, Mr Fonk,Brett Knacksen<br />

Matrix (& 293 69 9- 90)<br />

22.00: Iluv2bang!, TC-Roc, MC Sneaky Black<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27)21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois –Techno Edition, John<br />

Osborn, Mr.Statik, Justine Perry, Lilly Deupré<br />

BALLROOM<br />

bebop (& 01 76 31 49 02)<br />

21.00: Tangobar,Thomas<br />

KINO<br />

Verliebt inmeine Frau 19.00; Bad Times at the El<br />

Royale 19.40; Offenes Geheimnis –Todos lo saben<br />

(OmU) 22.40; BlacKkKlansman (OmU) 22.40;<br />

Bad Times at the El Royale (OmU) 22.45; AStar Is<br />

Born (OmU) 22.50; Die Unglaublichen II – Incredibles<br />

II (OmU) 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) AWoman Captured<br />

–Eine gefangene Frau (OmU) 18.15; Lemonade<br />

(OmU) 22.00<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) AWoman Captured<br />

–Eine gefangene Frau (OmU) 17.00; Gundermann<br />

18.30; Zurück auf Anfang: Unternehmen<br />

Paradies 20.30; Hamburger Gitter – Der G20-<br />

Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />

22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Venom<br />

14.15; Die Unglaublichen II 14.15, 17.15;<br />

AStar Is Born 14.15, 16.40, 19.50; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 14.20, 17.10, 20.05, 22.55; Ballon<br />

14.20, 17.05, 20.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />

Monster Urlaub 14.25; Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />

14.30; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 14.35; Die Abenteuer von Wolfsblut<br />

14.35; Das schönste Mädchen der Welt 14.50,<br />

17.15; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.45, 19.50;Abgeschnitten<br />

16.50, 19.50, 22.50; 3D: Smallfoot – Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 17.00; 3D: Venom 17.10,<br />

19.45, 22.55; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 17.20; Bad Times at the El Royale 19.40,<br />

22.45; BlacKkKlansman 19.55; The Happytime<br />

Murders 20.10, 22.40; Mission: Impossible –Fallout<br />

20.10; The Nun 23.00; Searching 23.00; Mile<br />

22 23.00<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 13.30; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 13.30, 16.40, 20.10; Klassentreffen<br />

1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

13.50, 19.50; Die Unglaublichen II 13.50, 17.00;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.00; 3D:<br />

Venom 14.10, 17.10, 20.15; Das schönste Mädchen<br />

der Welt 14.10; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 14.15; Die Abenteuer von Wolfsblut<br />

14.30; AStar Is Born16.20, 19.45; Ballon16.30,<br />

19.40; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

16.45; Book Club –Das Beste kommt noch 16.50;<br />

Das Haus der geheimnisvollen Uhren 17.00; Bad<br />

Times atthe El Royale 17.00, 19.40; Werk ohne<br />

Autor 19.30;Abgeschnitten 19.40; The Happytime<br />

Murders 20.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Verliebt in meine Frau 15.30, 20.30; Book Club –<br />

Das Beste kommt noch 17.45<br />

Cosima (& 85 07 5802) Grüner wirdís nicht<br />

18.00; Gundermann 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) AStar Is Born (OmU)<br />

17.30, 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Itzhak Perlman –Ein Leben<br />

für die Musik (OmU) 18.15; It Must Schwing<br />

–The Blue Note Story (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Venom<br />

10.00, 14.20, 17.00; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 10.00, 12.15, 14.40, 17.10;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />

12.25; Die Unglaublichen II 10.00, 11.50,<br />

13.30, 14.30, 16.30, 20.10; A Star Is Born<br />

17.15, 19.40; 3D: Die Unglaublichen II 17.20;<br />

3D: Venom 19.40; Sneak Preview 20.15; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081)<br />

Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes 13.30;<br />

Book Club –Das Beste kommt noch 15.30; Gundermann<br />

17.45; Grüner wirdís nicht 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Werk ohne Autor<br />

15.15,19.30<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />

12.15, 14.40, 17.00; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um10.00, 11.55; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 10.00, 14.35; Gans im<br />

Glück 10.00; Die Unglaublichen II 10.00, 12.05,<br />

14.10, 17.10,19.30, 22.40; Das schönste Mädchen<br />

der Welt 12.00; Käpt‘n Sharky 12.40; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 14.15; Venom<br />

14.35, 17.15; Bad Times at the El Royale 16.15,<br />

19.30, 22.30; A Star Is Born 16.45, 19.55,<br />

23.00; Ballon 16.55, 20.25; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 17.35; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 19.50; Mackie Messer<br />

–Brechts Dreigroschenfilm 20.00; 3D: Venom<br />

20.10, 23.00; The Equalizer II 22.50; The Nun<br />

22.55; Mile 22 23.15<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) 3D: Venom<br />

15.30, 20.30; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

15.30, 18.00; Die Unglaublichen II 15.30,<br />

18.00, 20.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 15.45; Gundermann 17.45, 20.30; Ballon<br />

17.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 20.30;AStar Is Born 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Abel Ferrara: Das Begräbnis<br />

–The Funeral (OF) 16.00; Magical History<br />

Tour:Nosferatu–Eine Symphoniedes Grauens (m.<br />

Live-Musikbegleitung) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Die Abenteuer von Wolfsblut 12.30; Christopher<br />

Robin 12.30; 3D: Die Unglaublichen II 12.40,<br />

14.00, 16.20, 22.50; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 12.50, 14.00, 16.50, 18.30; Ballon<br />

12.50, 16.25, 19.30; Venom 13.00, 19.00; Mackie<br />

Messer –Brechts Dreigroschenfilm 13.00; A<br />

Star Is Born 13.20, 16.00, 20.30, 22.20; Hotel<br />

Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 13.40; Die<br />

Unglaublichen II 13.45, 15.30, 17.00, 19.50;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 13.50, 16.40;<br />

3D: Venom 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

14.00, 16.10, 19.55; Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um 14.10; Das Haus der<br />

geheimnisvollen Uhren 14.20, 17.15; Verliebt in<br />

meine Frau 14.50, 19.40; Book Club –Das Beste<br />

kommt noch 15.50, 20.00; Gundermann 16.00;<br />

Bad Times at the El Royale 16.20, 19.30, 22.30;<br />

Abgeschnitten 16.20, 19.40, 23.00; Mamma Mia!<br />

Here We Go Again 16.30; The Nun 17.15, 20.00;<br />

The Happytime Murders 17.15, 20.15, 22.30; 3D:<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 17.20; Mission:Impossible<br />

–Fallout 19.15; BlacKkKlansman<br />

19.15; Searching 19.20; Werk ohne Autor 19.30;<br />

Predator –Upgrade 19.45, 22.30; The Equalizer<br />

II 21.00, 22.45; The Meg 22.00; 3D: Predator –<br />

Upgrade 23.00<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

3D: Pandas 12.15; Die Unglaublichen II –Incredibles<br />

II (OF) 13.30, 17.00, 23.00; Crazy Rich<br />

–Crazy Rich Asians (OF) 13.30, 19.40; AStar<br />

Is Born (OF) 13.50, 16.30, 19.45, 23.00; The<br />

Happytime Murders (OF) 14.00, 20.30, 23.00;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer (OF) 14.10;<br />

3D: Venom (OF) 14.15, 17.15, 20.15, 23.15; 3D:<br />

Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF) 14.30,<br />

17.30, 20.00; Book Club –Das Beste kommt noch<br />

(OF) 14.40;<br />

Bad Times atthe El Royale (OF) 16.20, 19.30,<br />

22.50; Searching (OF) 16.40; 3D: Smallfoot –Ein<br />

eisigartiges Abenteuer (OF) 16.45; Das Haus der<br />

geheimnisvollen Uhren (OF) 17.10; BlacKkKlansman<br />

(OF) 19.20, 22.30; The Nun (OF) 19.50;The<br />

Man Who Killed Don Quixote (OF) 22.20; 3D: Mission:<br />

Impossible –Fallout (OF) 22.40<br />

CineStar IMAX (& 04 51/7030200) 3D: Venom<br />

13.45; 3D: Venom (OF) 16.45, 19.45, 22.45<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Ava (OmU)<br />

18.00; Waldheims Walzer (OmenglU) 20.00; Styx<br />

(OmU) 22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.00, 16.00; Die Unglaublichen<br />

II14.00, 16.30; Klassentreffen 1.0 14.30,<br />

20.00, 22.30; 3D: Die Unglaublichen II 15.00,<br />

17.30, 20.00; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

15.00; AStar Is Born 17.00, 20.15; Venom<br />

17.30; 3D: Smallfoot 18.00; 3D: Venom 20.00,<br />

22.30; Ballon 20.00, 22.30; The Nun 22.30<br />

Casablanca (& 677 57 52) Familie Brasch 16.30;<br />

Eingeimpft 18.30; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

20.30<br />

CineStar–Treptower Park (& 04 51/7030200)<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.00; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 14.00; Die<br />

Unglaublichen II 14.00, 17.00, 20.00; Gundermann<br />

14.10; Das schönste Mädchen der Welt<br />

14.20; 3D: Venom 14.25, 17.20, 20.00; Ballon<br />

14.25, 20.15; 3D: Die Unglaublichen II 14.30,<br />

17.30; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

14.45, 16.55; 3D: Smallfoot – Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 16.30; Book Club –Das Beste kommt<br />

noch 17.10; AStar Is Born 17.10, 19.45; Klassentreffen1.0<br />

–Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

17.20; Bad Times at the El Royale 19.30;<br />

The Happytime Murders 19.40; Abgeschnitten<br />

20.05; The Equalizer II 20.10; The Nun 20.30<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 0311) Die<br />

Unglaublichen II 14.00, 16.30, 19.45; Venom<br />

14.10, 17.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />

Urlaub 14.10; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

14.20; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.30, 17.00; 3D: Die Unglaublichen II 14.40,<br />

17.35; Bad Times at the El Royale 16.30, 19.30;<br />

The Happytime Murders 17.00, 19.40; AStar Is<br />

Born 17.00, 19.30; 3D: Venom 19.45; Ballon<br />

20.00; The Nun 20.30<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Verlorene<br />

–Lost Ones (m. Gast) 19.00; Glücklich wie<br />

Lazzaro 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Miron-Zownir-Ausstellung:<br />

Back to Nothing (OmU; m. Gast) 18.00;<br />

Die Legende vom hässlichen König (OmU) 20.00;<br />

Visions OfSuffering (OmenglU) 22.15<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) AStar Is Born<br />

12.15; Gundermann 15.15; Antarctica 20.00;<br />

Ballon 10.45, 17.45; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 13.30; Thilda &die beste Band der<br />

Welt 15.30; AStar Is Born 20.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Gerhard<br />

Richter Painting 16.00; Mackie Messer –Brechts<br />

Dreigroschenfilm 18.00; Glücklich wie Lazzaro –<br />

Lazzaro felice (OmU) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Book Club –<br />

Das Beste kommt noch 15.15; Mackie Messer –<br />

Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Ballon 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 4678) Symphony ofNow 18.00;<br />

Filmwoche Kuba: Buena Vista Social Club 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Ballon 16.40; Werk ohne<br />

Autor 19.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112)<br />

Nico, 1988 (OmU) 17.00; rbb Filmlounge: Mängelexemplar<br />

(m.Gästen u. Moderation) 19.00<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Elternschule<br />

10.30; Familie Brasch 13.00; Durch die<br />

Wand –The Dawn Wall 13.30; Offenes Geheimnis<br />

15.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

15.15, 18.00; AStar Is Born 15.30, 20.00; Werk<br />

ohne Autor 16.15, 20.00; Unser Saatgut: Wir ernten,<br />

was wir säen –Seed: The Untold Story (OmU)<br />

17.45; Gundermann 18.15, 20.45; Bad Times at<br />

the El Royale 20.30<br />

UCIKinowelt Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />

Venom 13.45, 17.00; 3D: Die Unglaublichen II<br />

13.45, 16.50, 19.45; Das schönste Mädchen der<br />

Welt 13.50; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />

um 14.20; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 16.30, 19.50; Ballon 16.45,<br />

19.30; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

17.00; AStar Is Born 19.45; 3D:Venom 20.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 15.00, 17.30; Book<br />

Club –Das Beste kommt noch 20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/469777)<br />

Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 17.15;<br />

Nach dem Urteil 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 14.30; 3D:<br />

Die Unglaublichen II 14.30, 17.20, 19.45; A<br />

Star Is Born 14.30, 17.20, 19.45; Book Club<br />

–Das Beste kommt noch 14.40; 3D: Venom<br />

14.45, 17.40, 20.45; Hotel Transsilvanien 3:<br />

Ein Monster Urlaub 14.45; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.50; Die Unglaublichen<br />

II 15.00, 17.50; Die Abenteuer von Wolfsblut<br />

15.00; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

15.00, 17.10; Werk ohne Autor 16.30; Ballon<br />

17.00, 20.15; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 17.20; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 17.20,20.30;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 17.30; The Nun<br />

20.00; Abgeschnitten 20.00; Bad Times at the<br />

El Royale 20.10; The Equalizer II 20.20; The<br />

Happytime Murders 20.30<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 5454) Die<br />

Unglaublichen II 15.00, 17.45, 20.30; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 15.15; 3D:<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 15.30;<br />

Gundermann 17.45; Klassentreffen 1.0 –Die<br />

unglaubliche Reise der Silberrücken 17.45;<br />

Ballon 20.30; BlacKkKlansman 20.30; AStar<br />

Is Born 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.00;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.15,<br />

16.15; AStar Is Born 14.30, 19.45; Die Unglaublichen<br />

II 15.00, 17.30, 20.15; Das Haus<br />

der geheimnisvollen Uhren 15.45; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

17.15, 20.00; Venom 18.00; 3D: Smallfoot<br />

– Ein eisigartiges Abenteuer 18.20; 3D:<br />

Venom 20.30<br />

Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />

Die Unglaublichen II 17.00; Gundermann 19.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Die Unglaublichen<br />

II 14.30, 17.15, 20.30; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 16.00; Grüner wirdís<br />

nicht 18.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 20.00


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Alipaybleibt Kampf um<br />

deutschen Markt fern<br />

CHAT<br />

„Spannende<br />

Chancen durch<br />

Gaming“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Kenner der digitalen<br />

Welt und Enthusiasten zu<br />

Wort. Sidonie Krug ist Sprecherin für<br />

politische Kommunikation bei Eco,<br />

demVerband der Internetwirtschaft.<br />

Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />

Welt am Morgen?<br />

Privat mit einem kurzenBlick auf<br />

Instagram und Facebook. Beruflich<br />

schätze ich die Morning-Briefings<br />

diverser Tagesmedien, um einen<br />

schnellen Überblick zur Nachrichtenlage<br />

zu erhalten.<br />

Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />

zurzeit. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Wüsste ich die Antwort, wäre ich<br />

vermutlich eine heiße Kandidatin für<br />

den neuen Digitalrat der Bundesregierung.<br />

Sicher ist, Computer können<br />

und werden uns in Zukunft immer<br />

mehr automatisierbare Arbeiten abnehmen,<br />

Alltagsaufgaben erleichtern<br />

und uns helfen, globalen Herausforderungen<br />

beispielsweise im Bereich<br />

Transportoder Medizin zu begegnen.<br />

Aber: Computer werden uns nie die<br />

Entscheidungen abnehmen können,<br />

wie wir leben wollen.<br />

Wird es eines Tages eine Lösung geben,<br />

damit wir über unsere Daten<br />

wirklich selbst verfügen können?<br />

Daten bergen ein enormes Potenzial<br />

in wirtschaftlicher Hinsicht sowie<br />

als Basis für die Entwicklung von<br />

Lösungsansätzen für medizinische,<br />

soziale oder humanitäre Herausforderungen.<br />

Allerdings haben wir<br />

noch keinen wirksamen gesellschaftlichen<br />

Code zum Umgang mit<br />

Daten –insbesondere persönlicher<br />

Daten. Über die ethischen Grundlagen<br />

unseres Umgangs mit Daten<br />

und die Verantwortung, die durch<br />

die Übernahme und Verwendung<br />

von Daten entsteht, gilt es daher zu<br />

diskutieren. Bestenfalls erhalten wir<br />

so einen Handlungsrahmen, der ein<br />

hohes MaßanTransparenz und Kontrolle<br />

über die eigenen Daten gibt<br />

und innovative datengetriebene Anwendungen<br />

und Dienste ermöglicht.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt?<br />

Die Verbreitung von Hass und<br />

Hetzegehen gar nicht –weder in der<br />

analogen noch in der digitalen Welt.<br />

Lesen SieBücher in der digitalen oder<br />

gedruckten Version?<br />

Ich schaue den ganzen Tag auf<br />

Screens,dabin ich ganz froh, abends<br />

im Bett ein Buch aufzuschlagen.<br />

Es gibt Menschen, die behaupten,<br />

Computer sind nur erfunden worden,<br />

damit gespielt werden kann.<br />

Spielen Sieauch?<br />

Ich bin schon bei „Super Mario“<br />

auf dem Gameboy nie über Level 8<br />

hinausgekommen. Ichfinde es spannend,<br />

welche Chancen sich durch<br />

Gaming beispielsweise in den Bereichen<br />

digitales Lernen oder soziale Inklusion<br />

und Interaktion ergeben.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Mit meiner neuen Meditations-<br />

Appüberhaupt nicht.<br />

Sidonie Krug arbeitet für<br />

Eco, den Verband der<br />

Internetwirtschaft.<br />

Bill Gates in Berlin. In der Technischen Universität berichtete er auch vom Kampf seiner Stiftung gegen Malaria, Aids und andere Krankheiten.<br />

Patientendaten sollen zentral gespeichert werden<br />

Krankenkassen und Ärzte einigen sich mit dem Gesundheitsministerium auf ein Grundkonzept<br />

VonTimot Szent-Ivanyi<br />

Sie gilt als die „Killer-Applikation“<br />

im Gesundheitswesen: Die elektronische<br />

Patientenakte soll endlich<br />

alle Befunde, Diagnosen, Röntgenbilder<br />

oder Verschreibungen der<br />

Krankenversicherten bei Bedarf verfügbar<br />

machen, um die medizinische<br />

Versorgung zu verbessern. Sie<br />

soll spätestens 2021 allen gesetzlich<br />

Versicherten zur Verfügung stehen.<br />

Einzelne Krankenkassen sind schon<br />

mit eigenen Akten gestartet, ohne<br />

auf gemeinsame Standards zu warten.<br />

Auf Druck von Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) haben<br />

sich die maßgeblichen Akteure<br />

nun auf ein gemeinsames Vorgehen<br />

geeinigt.<br />

Bisher standen sich zwei verschiedene<br />

Ansätze gegenüber: Die<br />

Allgemeinen Ortskrankenkassen<br />

(AOK) haben eine Akte entwickelt,<br />

Lernen in Echtzeit<br />

Microsoft-Gründer Bill Gates und Entwicklungsminister Gerd Müller sprechen in Berlin überdigitale Chancen<br />

VonJörg Hunke<br />

Bill Gates gehörtzuden wenigen<br />

Menschen, die die<br />

digitale Revolution mit ihren<br />

Ideen massiv vorangetrieben<br />

haben. DerMann aus Seattle<br />

war der Bote einer neuen Zeit, er hat<br />

mit seiner Firma Microsoft das BetriebssystemWindows<br />

erfunden und<br />

damit eine Software, die irgendwann<br />

in fast jedem Computer eingesetzt<br />

wurde. Noch immer faszinieren ihn<br />

Projekte, die das Leben der Menschen<br />

verbessern –und in besonderenFällen<br />

sogar retten können.<br />

Nobelpreise abräumen<br />

Gemeinsam mit Entwicklungsminister<br />

Gerd Müller (CSU) war Gates<br />

am Montag in die TU Berlin an den<br />

Ernst-Reuter-Platz gekommen, um<br />

über Innovationen für eine gesunde<br />

Zukunft zu sprechen. In Berlin ist er<br />

auch wegen der Weltgesundheitskonferenz<br />

World Health Summit zu<br />

Gast. Gates stellte sich nicht ans Rednerpult,<br />

sondern ließ sich gemeinsam<br />

mit Müller interviewen, beantwortete<br />

auch Fragen, die Studenten<br />

vorher eingereicht hatten.<br />

Aus Sicherheitsgründen hatten<br />

die Zuhörer das Gebäude schon eine<br />

Stunde vorBeginn der Veranstaltung<br />

betreten müssen und wurden dann<br />

sorgfältig kontrolliert. Als Besucher<br />

konnte man den Eindruck gewinnen,<br />

dass Gates auch große Sorgeum<br />

seine eigene Gesundheit und sein<br />

VomUni-Abbrecher zum<br />

Gründer eines Mega-Software-Imperiums:<br />

Der inzwischen<br />

62 Jahre alte Bill Gates<br />

ist einer der reichsten<br />

Männer der Welt. Das Vermögendes<br />

Microsoft-Gründers<br />

wird auf etwa 84,5 Milliarden<br />

Dollar geschätzt.<br />

bei der die Daten der Versicherten<br />

auf den Rechnern von Ärzten und<br />

Krankenhäusern verbleiben. Eine<br />

App auf dem Smartphone gewährleistet<br />

den Zugriff auf diese Informationen.<br />

Diese Lösung ist zwar sehr sicher,<br />

hat aber einen entscheidenden<br />

Nachteil: Fährt ein Mediziner beispielsweise<br />

seinen Praxiscomputer<br />

herunter, dann kommt der Patient<br />

nicht mehr an die Daten heran. Deshalb<br />

setzt das Konkurrenzmodell,<br />

etwa die Gesundheitsakte der Techniker<br />

Krankenkasse (TK), auf eine<br />

zentrale Speicherung. Hier werden<br />

die Daten in extra Rechenzentren in<br />

Deutschland abgelegt.<br />

Zwar sind große Datensammlungen<br />

anfälliger für Sicherheitsprobleme.<br />

Die Verschlüsselung soll nach<br />

Zusicherung der TK aber so sicher<br />

sein, dass ein Zugriff Unberechtigter<br />

ausgeschlossen ist. Der zwischen<br />

MILLIARDEN FÜR HILFSPROJEKTE<br />

Die Gates-Stiftung gilt als<br />

die größte Privat-Stiftung der<br />

Welt. Sie heißt offiziell Bill &<br />

Melinda Gates Foundation,<br />

hat ihren Sitz in Seattle und<br />

verfügt über ein Stiftungskapital<br />

von36,7 Milliarden US-<br />

Dollar.Die Zahl der Angestellten:<br />

1376.<br />

Vorallem in Afrika ist die<br />

Stiftung aktiv.Sie fördertin<br />

erster Linie Landwirtschaftsprojekte.<br />

Außerdem ist der<br />

Stiftung die Behandlung und<br />

Bekämpfung vonKrankheiten<br />

wichtig.Dazu wird Geld<br />

für Impfprogramme in Indien<br />

und Afrika bereitgestellt.<br />

den Verbänden von Krankenkassen<br />

und Ärzten jetzt vereinbarte Kompromiss,<br />

festgehalten in einer dreiseitigen<br />

Absichtserklärung, sieht als<br />

Standard eine zentrale Speicherung<br />

der Patientendaten vor. Der Versicherte<br />

allein bestimmt danach, wer<br />

darauf Zugriff bekommt. Er kann<br />

also zum Beispiel seinem Hausarzt<br />

erlauben, auf ein bestimmtes Röntgenbild<br />

zuzugreifen. Gleichzeitig<br />

könnte er aber den Zugriff auf die<br />

Diagnose eines aufgesuchten Psychiaters<br />

sperren. Diese Informationen<br />

wären dann für alle anderen unsichtbar.<br />

Die Datenhoheit liegt also<br />

weiterhin ausschließlich beim Versicherten.<br />

Dietechnischen Standardsdieser<br />

Struktur sollen nunbis Ende desJahres<br />

von der Gematik, der gemeinsamen<br />

IT-Gesellschaft von Kassen,<br />

Ärzten, Kliniken und Apotheken,<br />

erarbeitet werden. Der Spitzenver-<br />

DPA/BRITTA PEDERSEN<br />

Wohlergehen hat. Als es um Innovationen<br />

ging, nannte Gates das Beispiel<br />

mit den Kühlschränken, um<br />

Medikamente sachgerecht zu lagern.<br />

Siekönnen dortbenutzt werden, wo<br />

es keine Stromversorgung gibt. Sie<br />

sind außerdem klimafreundlich.<br />

Weil Gates –und das wurde an<br />

diesem Nachmittag auch deutlich –<br />

eher ein Zahlenmensch und kein<br />

großer Geschichtenerzähler ist,<br />

sagte er nicht genau, an welches Beispiel<br />

er da gedacht hatte. Das war<br />

schade,denn an der TU Berlin ist ein<br />

Kühlschrank für den Einsatz in Entwicklungsländer<br />

konzipiert worden.<br />

Coolar heißt das Start-up, das umweltschonend<br />

mit Verdunstungskühlung<br />

arbeitet. Bis zu75Prozent<br />

der Impfstoffe müssen in Afrika wegen<br />

unzureichender Kühlung weggeworfen<br />

werden – so kamen die<br />

<strong>Berliner</strong> auf die Idee, die Gates gemeint<br />

haben könnte.<br />

Danach nutzte er die Möglichkeit,<br />

um über seine Erkenntnisse aus der<br />

Projektarbeit in Afrika und Asien zu<br />

berichten, wo seine Gates-Stiftung<br />

besonders aktiv ist im Kampf gegen<br />

Malaria, Aids und andere Krankheiten<br />

– außerdem werden dort Bildungsprojekte<br />

gefördert.<br />

Während Gates eher vorsichtig an<br />

seinem Cola-Glas nippte und ein<br />

wenig verloren in seinem etwas zu<br />

großen grauen Anzug wirkte, genoss<br />

Müller die Aufmerksamkeit der 1200<br />

Zuhörer. Der Minister aus Bayern<br />

äußerte sich lauter,launiger und weniger<br />

diplomatisch. Müller sprach<br />

vor allem über die Möglichkeiten,<br />

die die Digitalisierung den Menschen<br />

bringen kann. In Afrika ist die<br />

Bevölkerung im Schnitt deutlich<br />

jünger als in Europa, auf dem Kontinent<br />

im Süden wachsen viel mehr<br />

Menschen mit Smartphones auf.<br />

Müller sprach vom„Lernen in Echtzeit“.<br />

Wereinen Zugang zum Internet<br />

hat, kann beispielsweiseVorträge<br />

und Vorlesungen von herausragendenWissenschaftlernund<br />

Forschern<br />

der weltbesten Universitäten verfolgen,<br />

oft sogar in Echtzeit, also live.<br />

Müller hat die Kontakte auch zu den<br />

großen technischen Hochschulen in<br />

Deutschland hergestellt. Der Minister<br />

hofft, dass das schon bald dazu<br />

führt, dass Nobelpreise von der jungen<br />

afrikanischen Generation abgeräumt<br />

werden.<br />

Jagd nach edlen Rohstoffen<br />

Der Minister sprach aber auch über<br />

die Schattenseiten, über den Raubbau<br />

auf der Jagd nach den edlen<br />

Rohstoffen für die Fertigung der<br />

Smartphones, er sprach über die<br />

Kürzung der Entwicklungshilfe in<br />

den USA (keine Reaktion bei Gates)<br />

und wünschte, dass Regierungen<br />

weltweit für Rüstung und Entwicklungshilfe<br />

die gleiche Summe bereitstellen<br />

sollten (verhaltener Applaus<br />

von Gates). Dann war Schluss. Ein<br />

vorsichtiges Winken zum Abschied,<br />

dann fuhr Gates weiter zum nächsten<br />

Termin. Er hat einmal gesagt,<br />

dass er sich wünscht, dass kein Kind<br />

mehr wegen einer Krankheit sterben<br />

muss.Das ist seine Mission.<br />

band der Krankenkassen ist dafür zuständig,<br />

den grundsätzlichen Aufbau<br />

der Patientenakte zu definieren. Als<br />

dritter Beteiligter soll derVerband der<br />

Kassenärzte auf Basis internationaler<br />

Standards die Formate der medizinischen<br />

Daten festlegen. Denn es<br />

macht keinen Sinn, Befunde oder<br />

Diagnosen nur als Text abzuspeichern.<br />

Stattdessen sollen die Daten<br />

strukturiert abgelegt werden, sodass<br />

sie auch ausgewertet werden können.<br />

Vertreter der Kassen sprachen von<br />

einemErfolg.<br />

Der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes,<br />

Martin Litsch, sagte,<br />

die Einigung sei ein riesiger Schritt<br />

nach vorn. Der Chef der Techniker<br />

Krankenkasse, Jens Baas, sagte der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, alle Versicherten in<br />

Deutschland bekämen nun die<br />

Chance, inZukunft eine eigene Gesundheitsakte<br />

zu führen und Daten<br />

mitden Ärzten auszutauschen.<br />

Derchinesische Bezahlgigant Alipay<br />

steigt nicht in den Wettkampf mit<br />

Apple,Google und anderen Anbierten<br />

in Europa ein. DasUnternehmen<br />

bietet weltweit 700 Millionen Nutzern<br />

die Möglichkeit, bargeldlos mit<br />

dem Smartphone zu bezahlen. Alipay<br />

will sich in Deutschland und in<br />

anderen europäischen Ländernweiter<br />

nur auf chinesische Kunden beschränken.<br />

Dassagte Roland Palmer,<br />

Chef vonAlipay in Europa, Afrika<br />

und dem Mittleren Osten. Alipay<br />

und die chinesische Konkurrenz-<br />

AppWeChat liegen in Sachen Nutzerzahlen<br />

weit vorder westlichen<br />

Konkurrenz –Apple Payetwa wurde<br />

nach Schätzungen vonMarktforschernEnde<br />

2017 vonweltweit<br />

127 Millionen Menschen genutzt.<br />

DeriPhone-Konzernwill seinen Mobil-Bezahldienst<br />

demnächst auch in<br />

Deutschland starten, Google Payist<br />

bereits seit Sommer hierzulande verfügbar.<br />

(dpa)<br />

Studie zeigt: Millennials<br />

sind besondersleichtgläubig<br />

Gerade junge Menschen fallen leichter<br />

auf Betrüger im Netz rein.<br />

ISTOCK<br />

Aufbetrügerische Anrufe vonvermeintlichen<br />

Service-Mitarbeitern<br />

fällt einer Studie vonMicrosoft ausgerechnet<br />

die jüngereGeneration<br />

der unter 40-Jährigen herein. Beider<br />

relativ neuen Masche geben sich die<br />

Betrüger per Mail oder Telefon zum<br />

Beispiel als Mitarbeiter vonTechnologie-Konzernen<br />

aus und versuchen<br />

unter dem Vorwand eines angeblich<br />

vorliegenden Computerproblems<br />

etwa an Kreditkartendaten oder<br />

Passwörter zu kommen. Vonden<br />

Geschädigten, die auch einen finanziellen<br />

Schaden erlitten, waren<br />

dabei 76 Prozent jünger als<br />

38 Jahrealt. (dpa)<br />

Zu viel Gewalt: Bleibtreu<br />

wettertgegen das Internet<br />

Moritz Bleibtreu (47) hat die Nase<br />

voll vomNetz. „Schafft das Internet<br />

ab! Dafür würde ich sogar auf die<br />

Straße gehen. Sofort! Ichbrauche das<br />

nicht“, sagte der Schauspieler der<br />

<strong>Zeitung</strong> Welt am Sonntag. Er beklagt<br />

vorallem die vielen Gewaltvideos,<br />

die für Kinder und Jugendliche frei<br />

im Internet zugänglich seien. Statt<br />

über fiktiveGewalt in Filmen solle<br />

viel mehr über die reale Gewalt in<br />

den sozialen Netzwerken geredet<br />

werden. (dpa)<br />

Zwei Tote bei Autofahrt, die<br />

live im Netz gezeigt wurde<br />

Beieiner Autofahrt, die der Fahrer<br />

liveinden sozialen Medien übertrug,<br />

kamen im Westen Rumäniens<br />

der Fahrer sowie ein neunjähriges<br />

Mädchen ums Leben. Vier weitere<br />

Personen, darunter ein dreijähriger<br />

Junge,erlitten Verletzungen, berichtete<br />

die Nachrichtenagentur Mediafax<br />

unter Berufung auf die Polizei.<br />

Der31-jährige Fahrer hatte Facebook-livegestartet,<br />

um seine Fahrt<br />

im Netz zu präsentieren. DerWagen<br />

prallte auf einen unbeleuchteten<br />

Traktor und wurde auf die Gegenfahrbahn<br />

geschleudert. Dortstieß er<br />

mit einem entgegenkommenden<br />

Auto zusammen. In diesem wurde<br />

das neunjährige Mädchen getötet.<br />

Derschwerverletzte Junge saß im<br />

Wagen des Unfallfahrers. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />

denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />

(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10<br />

(für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Camping<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen vor acht –Natur 19.55 (für HG) Börse<br />

vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Fußball: Nations League<br />

4. Spieltag: Frankreich –Deutschland;<br />

ca. 23.00 Zsfg.en der Spiele: Belgien –<br />

Niederlande, Spanien –England,Irland<br />

–Wales, Ukraine –Tschechien;<br />

U21-EM-Qualifikation<br />

23.30 (für HG) Sportschau Club<br />

0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.20 (für HG) Insider<br />

Gesellschaftsdrama, USA 1999<br />

Mit Al Pacino, Russell Crowe,Christopher<br />

Plummer,Diane Venora u.a.<br />

Regie: Michael Mann<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />

Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Hol dir<br />

die Kohle –5.000 €für deine Idee 16.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen<br />

–Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

17.30 Unter uns 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />

18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />

Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Der Lehrer<br />

Verknallt? So'n Quatsch!<br />

Comedyserie<br />

21.15 Der Lehrer<br />

... nimmt der Prophet halt den Bus!<br />

Comedyserie<br />

22.15 Der Lehrer<br />

Like inafucking French Movie ...so<br />

unverkrampft. Comedyserie<br />

23.15 (für HG) Beck is back!<br />

Eid des Hippokrates. Anwaltsserie<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.35 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

LESERSHOP<br />

030–201 64 004<br />

www.berliner-zeitung.de/shop<br />

ImNiederösterreichischen BezirkHorn<br />

DieHauptstadt geht eines istein Tagesum4Uhr Abenteuerspielplatz morgens der<br />

»Pack dieAlarmlos,als Badehose ein,nimmdein einem kleines tschechischen<br />

Schwesterlein,<br />

und dannKernkraftwerknaheder nischtwie raus nachWannsee!«Nette Grenzeein Idee – Störfall<br />

noch registriertwird. 111 viel spannendere Während Orte fürKids dieinRegierung<br />

Berlin!<br />

es gibt aber<br />

•Detaillierte dieBeschreibungen<br />

Bevölkerung bittet,zuhause zu bleiben,<br />

brichtunter den Bewohnern •Übersichtlichgestaltet<br />

zuneh-<br />

•Ideal fürTagesausflüge und Kurzurlaube<br />

MDR WDR mend Panik aus. Ausgutem Grund, denn Arte<br />

14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />

17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />

MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Die<br />

besten Hits aller Zeiten 22.30 Aktuell 22.50<br />

(für HG)Westware aus dem Ostknast 23.35<br />

(für HG) Polizeiruf 110. Die Entdeckung.TV-<br />

Kriminalfilm, DDR 1980 0.50 (für HG) Hauptstadtrevier<br />

1.40 (für HG) Die besten Hits aller<br />

Zeiten 3.55 Heute im Osten<br />

Bayern<br />

16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30 Regional<br />

18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />

Rundschau 19.00 (für HG) Gesundheit! 19.30<br />

(für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort. AdamsAlptraum.<br />

TV-Kriminalfilm, D2013 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />

22.30 (für HG) Wilhelmines Welt 23.15<br />

nacht:sicht 23.45 BR-Klassik 0.30 Europakonzert<br />

der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker 2018 1.50<br />

Rundschau Nacht 2.00 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 2.30 (für HG) Wir inBayern<br />

Vox<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Die<br />

Höhle der Löwen. Abdeckblitz aus Bad König /<br />

Kaiserschlüpfer aus Hamburg /Frittenlove aus<br />

Backnang /Privalino aus Frankfurt /Kuchentratsch<br />

aus München 22.45 Das Vorstellungsgespräch<br />

(3). Lesara AG 23.50 nachrichten<br />

0.10 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Mord ohne Motiv 1.10<br />

(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Motive<br />

Super RTL<br />

14.40 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.10<br />

Bugs Bunny &LooneyTunes 15.45 5Freunde –<br />

Für alle Fälle 16.15 Die Nektons –Abenteurer<br />

der Tiefe 16.45 Hotel Transsilvanien –Die Serie<br />

17.15 Ninjago –ImLand der Drachen 17.45<br />

Sally Bollywood 18.10 Bugs Bunny &Looney<br />

Tunes 18.45 WOW Die Entdeckerzone 19.15<br />

ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Angelo!<br />

20.15 Wie werde ich ihn los in 10 Tagen. Liebeskomödie,<br />

USA/D 2003 22.30 Murder She<br />

Solved –Frauen auf Täterjagd 23.25 Murder<br />

She Solved –Frauen auf Täterjagd<br />

Sport1<br />

13.00 Normal. Magazin der Arbeitsgemeinschaft<br />

Behinderung und Medien 13.30 Teleshopping<br />

14.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />

15.00 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Schlittenpartie 15.30 Texas Flip and<br />

Move. Bruchbude vs. Schreibstube 16.30 StorageWars<br />

–Geschäfte in NewYork 17.30 StorageWars<br />

–Geschäfte in Texas 18.25 Eishockey:<br />

Champions Hockey League. 6. Spieltag<br />

21.00 Eishockey: Champions Hockey League.<br />

6. Spieltag 22.00 Sport-Quiz 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Der Kuss<br />

der Spinne 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart.<br />

Tattoo 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00<br />

(für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops 17.00 (für HG)<br />

heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />

(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO<br />

Köln. Blut ist dicker als Wasser. Krimiserie<br />

19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Die Verschwörung der Frauen<br />

20.15 (für HG) Inga Lindström: Alle lieben<br />

Elin TV-Liebesfilm, D2016<br />

Mit Susan Hoecke, Nico Rogner, Friedrich<br />

vonThun, Christoph Mory u.a.<br />

21.45 (für HG) Der Staatsanwalt<br />

Freund und Feind.Krimiserie<br />

22.45 (für HG) heute-journal<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

0.45 Neu im Kino<br />

„Dogman” von Matteo Garrone<br />

0.50 (für HG) Sicario<br />

Drama, USA/MEX 2015<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Moderation:<br />

Matthias Killing,Karen Heinrichs 10.00<br />

Im Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />

Sie! Mit Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander<br />

Stephens, Isabella Schulien 11.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />

Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />

im Einsatz 14.00 Auf Streife. Reportagereihe<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik<br />

am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Schicksale<br />

–und plötzlich ist alles anders. Schatten<br />

der Lust 18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />

Annett Möller,Daniel Boschmann 19.00<br />

Genial daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Die Hochzeitsverplaner<br />

TV-Romantikkomödie, D2017<br />

Mit Rebecca Immanuel, Christoph M.<br />

Ohrt, Tilman Pörzgen, Lea Ruckpaul,<br />

Jana Julie Kilka, Lukas Spisser u.a.<br />

Regie: Christina Schiewe<br />

22.15 akte 20.18<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Letzter Ausweg Pfandleihhaus:<br />

Schnelles Geld für Verzweifelte<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Mein Song,Dein Song.Gäste: Clueso<br />

(Singer-Songwriter), Chefket (Rapper)<br />

14.50 (für HG) Mit dem Zug ... 15.35 (für HG)<br />

Zoo-Babies 16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier<br />

und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />

18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Abenteuer Erde<br />

21.00 Abenteuer Erde 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.10 (für HG) Mord in Eberswalde. TV-Thriller,<br />

D2013 23.35 (für HG) Ein Cop mit dunkler<br />

Vergangenheit. Thriller,USA 2011 1.05 (für<br />

HG) Mit dem Zug ... 1.50 Erlebnisreisen 2.00<br />

Lokalzeit aus Köln<br />

NDR<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) aktuell 16.20<br />

(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,<br />

Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Visite 21.15 (für HG)<br />

Panorama 3 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für<br />

HG) Tatort. Hinter dem Spiegel. TV-Kriminalfilm,<br />

D2015 23.30 (für HG)Weltbilder 0.00 Der<br />

einsame Kampf des Thomas Reid 1.15 (für<br />

HG) Tietjen und Bommes<br />

Kabel eins<br />

6.40 The Mentalist 7.35 EUReKA –Die geheime<br />

Stadt 8.30 EUReKA –Die geheime Stadt<br />

9.25 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.15<br />

Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.05 Castle<br />

14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />

15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />

kümmern uns drum 20.15 Miss Undercover.<br />

Komödie, USA 2000 22.30 Miss Undercover<br />

2. Actionkomödie, USA/AUS 2005 0.40 Miss<br />

Undercover. Komödie, USA 2000<br />

RTL 2<br />

7.00 Die Straßencops Ruhrgebiet –Jugend im<br />

Visier 8.00 Die Straßencops Ruhrgebiet –Jugend<br />

im Visier 9.00 Frauentausch 10.55 Family<br />

Stories 13.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />

... 14.00 Köln 50667 15.00 Berlin –Tag &<br />

Nacht 16.00 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />

17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Armes Deutschland –Deine Kinder<br />

22.15 Armes Deutschland –Stempeln oder<br />

abrackern? 23.15 The Walking Dead 0.25 The<br />

Walking Dead 1.15 The Walking Dead<br />

Eurosport 1<br />

13.45 Snooker:World Main Tour. English<br />

Open: 2. Tag 16.00 Springreiten: Weltcup<br />

17.00 Horse Excellence. Die Pferdesport-Highlights<br />

der Woche 17.30 WATTS. Die Oktober-<br />

Ausgabe der Eurosport-Clipshow 17.45 Fußball:<br />

U21-EM-Qualifikation. Gruppe 5:<br />

Deutschland –Irland 20.30 Snooker:World<br />

Main Tour. English Open: 2. Tag 23.55 Eurosport<br />

News 0.00 Motorsport: FIA-Langstrecken-WM<br />

0.30 ERC All Access 1.00 Rallye:<br />

Italian Rally Championship 1.05 Superbike<br />

SAT.1, 20.15 UHR TV-ROMANTIKKOMÖDIE<br />

Die Hochzeitsverplaner<br />

Oliver und seine Verlobte Jade wollen endlichheiraten. Schön soll die Feier<br />

werden, und vorallem soll sie im kleinen Rahmen stattfinden. Am liebsten<br />

im pittoreskenSüdtirolbei Olivers Mutter Claudia (Rebecca Immanuel). Da hat<br />

aber auch noch Brautvater Herbert(Christoph M. Ohrt). ein Wörtchen mitzureden.<br />

Jedenfalls denkterdas und beschließtüberalle Köpfe hinweg, dassseine<br />

Tochter im ganz großen Stil vorden Traualtar treten soll. Es kommtwie es kommen<br />

muss und mit den Zusammentreffen vonSchönheitschirurgHerbertund<br />

Chakra-Masseurin Claudia prallen zwei Welten aufeinander,die schon bald alles<br />

um sich herum im Chaos versinken lassen. In feinster Screwball-Manier setzen<br />

die einstigen„Edel &Stark“-Darsteller Rebecca Immanuel und Christoph M.<br />

Ohrt ihren romantischen Kampfder Geschlechter fort.<br />

(Dtl./2017)<br />

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AndreasProchaska („Dasfinstere<br />

Tal“) nach einem Drehbuch von Susanne<br />

Freund. In den Hauptrollen sind Nikolai<br />

Gemel und Franziska Weiszzusehen.<br />

(Österr./Frk./2008)<br />

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SCHWER<br />

schwer<br />

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6 5 8 2 3 7 9 1 4<br />

9 1 2 5 6 4 8 3 7<br />

4 3 1 8 9 2 7 6 5<br />

2 9 7 6 4 5 3 8 1<br />

8 6 5 3 7 1 4 2 9<br />

1 8 9 4 5 3 6 7 2<br />

3 7 4 1 2 6 5 9 8<br />

5 2 6 7 8 9 1 4 3<br />

5.05 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.30 Panda, Gorilla &<br />

Co. 6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe<br />

8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 9.00 In<br />

aller Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –<br />

Die jungen Ärzte 10.35 Elefant, Tiger &Co.<br />

11.25 Panda, Gorilla &Co. 12.15 Amerikas<br />

Flüsse 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer<br />

14.00 ZDF-Mittagsmagazin 15.00 Planet Wissen<br />

16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt<br />

17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co. 17.55<br />

Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Kummersdorf –Kaisers Waffenschmiede,<br />

Hitlers Kriegslabor<br />

21.00 So sind wir –Der Datencheck<br />

Lieben in Berlin und Brandenburg<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Praxis mit Meerblick<br />

Der ProzessTV-Komödie, D2018<br />

Mit Tanja Wedhorn, Stephan<br />

Kampwirth, Patrick Heyn u.a.<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Spätschicht –Die SWR Comedy-<br />

Bühne<br />

ProSieben<br />

8.20 Twoand aHalf Men 9.35 The Middle<br />

10.25 Mike &Molly 10.50 How IMet Your Mother<br />

11.45 2Broke Girls. Das Leben nach<br />

dem Tod/Die französische Versuchung.Comedyserie<br />

12.35 Mom. Alles für die Katz/Auf Entzug.Comedyserie<br />

13.25 Twoand aHalf Men.<br />

Der Resteverwerter der Liebe/Wie man Alan<br />

Harper los wird/Willkommen zuhause, Jake.<br />

Comedyserie 14.45 The Middle. Die Windel-<br />

Idee/Die Hoffnung stirbt zuletzt. Comedyserie<br />

15.40 The Big Bang Theory. Herz zwei/Der<br />

Zarnecki-Feldzug/Sag's nicht weiter.Comedyserie<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die<br />

Simpsons. Schlaflos mit Nedna/Lisa wird<br />

gaga.Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 Die Simpsons<br />

Arche Monty /Krise nach Kamp Krusty<br />

Zeichentrickserie<br />

21.15 Die Simpsons<br />

Lwie Loser /Die Hexen von<br />

Springfield. Zeichentrickserie<br />

22.15 Family Guy<br />

Ein Schlag für die Ewigkeit /Stewie,<br />

Chris und Brians verrückte Reise durch<br />

die Zeit. Zeichentrickserie<br />

23.10 Mr.Griffin –Kein Bock auf Schule<br />

Streberhafte Jungfrauen /Ausgehen in<br />

Toledo. Comedyserie<br />

13.50 (für HG) Eine ganz normale Familie. Drama,<br />

USA 1980 15.50 Südkorea –Das Land<br />

der vielen Wunder 16.45 X:enius 17.10 Begegnung<br />

mit den Meeresvölkern 17.40 Südkorea –<br />

Geflohen und abgetaucht 18.35 (für HG) Eine<br />

Tagesreise von Spitzbergen bis Namibia 19.20<br />

Arte Journal 19.40 (für HG) Re: 20.15 Rhino<br />

Dollars. Dokumentarfilm, F2017 21.45 Die<br />

Ausbeutung der Urwälder. Dokumentarfilm, D<br />

2018 23.25 Hirtenwinter. Dokumentarfilm,<br />

CH/F/D 2012 0.55 Arte Journal 1.15 The<br />

Team. TV-Kriminalfilm, CH/A/D/B/DK 2015<br />

3Sat<br />

17.45 AusLiebe zumZug –Vom Genfersee ins<br />

Berner Oberland 18.10 Der Mann, der mit den<br />

Zügen spricht 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Dererste Tag. TV-Drama, A/F<br />

2008 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB2<br />

22.25 Über:Digitalisierung –Die SMARTE Versuchung<br />

23.15 Strom aus–Wiesicher sind unsere<br />

Netze? 0.10 Reporter 0.30 10vor10 1.00 Totentanz<br />

–Anatomie eines Ortes 1.45 Der Wegzur<br />

Mitte –Das Labyrinth im Alltag 2.30 Ertauchte<br />

Geschichte–Pfahlbauten in Europa<br />

Phoenix<br />

13.15 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />

14.45 Aktuelles 15.15 phoenix plus 16.00 Die<br />

rbb-Reporter 16.45 45 Min 17.30 phoenix der<br />

tag 18.00 Rechnen, Rappen, Ramadan –Schule<br />

im Brennpunkt 18.30 Napoleon –Die wahre<br />

Geschichte 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

Napoleon –Die wahre Geschichte 21.00 Entlang<br />

der Loire –Von Orléans bis Angers 21.45<br />

Aufbruch in Saudi-Arabien 22.15 phoenix runde<br />

23.00 phoenix der tag 0.00 phoenix runde<br />

0.45 Napoleon –Die wahre Geschichte 1.30<br />

Entlang der Loire –Von Orléans bis Angers<br />

Kika<br />

12.55 Käpt'n Flinn und die Dino-Piraten<br />

13.15 Max &Maestro 13.40 Die Pfefferkörner<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG) Dein<br />

großer Tag 15.25 Hank Zipzer 15.50 Mirette<br />

ermittelt 16.05 (für HG) Peter Pan –Neue<br />

Abenteuer 16.50 (für HG) Der kleine Prinz<br />

17.35 Max &Maestro 18.00 Sesamstraße<br />

präsentiert: Eine Möhre für Zwei 18.15 Belle<br />

und Sebastian 18.35 Elefantastisch! 18.50<br />

Sandmann 19.00 (für HG) Yakari 19.25 (für<br />

HG) pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG)<br />

Ki.Ka Live 20.10 Die Jungs-WG<br />

Dmax<br />

15.15 Railroad Australia 16.15 A2 –Abenteuer<br />

Autobahn 17.15 Hardcore Pawn: Das härteste<br />

Pfandhaus Detroits 17.45 Hardcore<br />

Pawn: Das härteste Pfandhaus Detroits 18.15<br />

Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />

19.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste<br />

JobAlaskas 20.15 Steel Buddies –Stahlharte<br />

Geschäfte 21.15 Devil's Race 22.45<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 23.45<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 0.45<br />

Devil's Race 2.00 Die Crash-Kings<br />

5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 Die Insel der<br />

Rebellen 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30<br />

Schicksal Schule? So gerecht ist Amerika! 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />

Schweig. Oder Stirb. 20.00 Tagesschau 20.15 Die<br />

letzte DDR-Regierung oder wie man sich selbst<br />

abschafft. Dokumentarfilm, D2018 21.45 Tagest<br />

hemen 21.52 Extra 22.00 Marktcheck 22.45<br />

Tagesschau –Vor20Jahren 23.00 Tagesthemen<br />

23.07 Fahrrad gegen Auto 23.35 DokThema 0.20<br />

Die Insel der Rebellen 0.50 Extra 1.00 Nachtmagazin<br />

1.20 Mensch,Leute! 1.50 Extra<br />

ONE<br />

9.10 Brisant 9.50 PartyofFive 10.35 Lindenstraße<br />

11.05 In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte<br />

11.55 Verrücktnach Meer 12.45 Sturm der Liebe<br />

13.30 Sturmder Liebe 14.20 Einmal Sohn, imme<br />

Sohn. TV-Komödie, D2018 15.50 In aller Freundschaft–Die<br />

jungen Ärzte 16.40 PartyofFive<br />

17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />

18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />

20.15 DoctorWho 21.00 DoctorWho 22.00 Hustle<br />

–Unehrlich währtamlängsten 22.50 Class<br />

23.40 DoctorWho 0.25 Doctor Who 1.25 Hustle –<br />

Unehrlich währtamlängsten 2.15 Class 3.05<br />

Close Up 3.35 Hartaber herzlich 4.20 Lindenstraße<br />

4.50 VerrücktnachMeer<br />

ZDF NEO<br />

7.35 Topfgeldjäger 8.30 Lafer! Lichter! Lecker!<br />

9.15 Bares für Rares 10.05 Bares für Rares<br />

11.00 entweder –oder? 11.45 DieRettungsfliege<br />

12.25 DieRettungsflieger 13.10 (für HG)Columbo.<br />

Der Tote in derHeizdecke. TV-Kriminalfilm,USA<br />

1993 14.45 Heldt 15.25 DieRettungsflieger<br />

16.55 (für HG)Columbo. DerToteinder Heizdecke.<br />

TV-Kriminalfilm, USA1993 18.30 Bares für<br />

Rares 19.20 Bares für Rares 20.15 (für HG) Unter<br />

anderen Umständen. Das Geheimnisder Schwestern.TV-Kriminalfilm,<br />

D2018 21.45 Ein Fall für<br />

zwei 22.45 Tanken –mehr alsSuper 23.10 Just<br />

Push Abuba 23.35 Blaumacher 0.05 SilentWitness<br />

1.50 Der Hypnotiseur. Thriller,S2012<br />

ZDF INFO<br />

5.30 Mysterien des Weltalls 6.15 Die Macht der<br />

Elektronengehirne 7.00 Geheimnisse der digitalen<br />

Revolution 9.15 Kriminelle Karrieren 11.30 Auf<br />

Verbrecherjagd 13.00 Leni Riefenstahl und Arnold<br />

Fanck zwischen Hitler und Hollywood 13.45 (für<br />

HG) Alles für die Tonne 14.15 Plastik überall. Dokumentarfilm,<br />

D2017 15.45 Jagd auf Öltanker –Piraten<br />

am Hornvon Afrika 16.30 Die Schätze der Erde<br />

18.45 Mythen-Jäger 20.15 Geheimnisse der Kirche<br />

21.00 Geheimnisse der Kirche 21.45 Geheimnisse<br />

der Kirche 22.30 Geheimnisse der Kirche 23.15<br />

Die Inquisition 2.15 (für HG) Hexenwahn –Die Dokumentation<br />

2.45 Das war dann mal weg 3.30<br />

Mythos Lotto –Hoffen auf das große Glück<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Hörprobe Konzertreihe mit deutschen Musikhochschulen.<br />

Mit Werken von Eisler,Schönberg,L.Bernstein,<br />

Boulez, Morali, Krenek,<br />

Lindmüller,ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt François Francœur: Originelle<br />

Violinsonaten., ca. 56 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene Vom Staub befreit? Das klassische<br />

Konzert im Wandel.Von Maria Gnann Ob<br />

Beethoven imCasino oder ‚Magical Music' in<br />

der Klassik-Lounge –auf der Suche nach neuen<br />

Zielgruppen wird die Klassikszene immer<br />

experimentierfreudiger.., ca. 45 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Maxim Biller: „Sechs Koffer” (9/12).<br />

Es liest Christian Brückner,ca. 30 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Maxim Biller: „Sechs Koffer” (9/12),<br />

ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzüge durch das klassische<br />

Musikleben der Hauptstadt., ca. 56 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Endstation Prostitution. Afrikanische<br />

Migrantinnen in Italien., ca. 26 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature „Mit Freuden würden sie mich tot<br />

sehen”. Malta und der Mord an Daphne Caruana<br />

Galizia. Von Iris Rohmann, ca. 45 Minuten<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Turksib” Mit Bernhard Schütz, Marina Frenk,<br />

Sergej Gladkich,Wladimir Gluchow, Sergej Glamosda,<br />

Halina Kühne.Regie: Lutz Seiler,ca.<br />

50 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Weinen hilft dir jetzt auch nicht. Gewalt<br />

in der Geburtshilfe. Mit Julia Schäfle, Carmen<br />

Heibrock, Rebecca Madita Hundt, Bruno<br />

Winzen, Marie von Kuck. Von Marie von Kuck,<br />

ca. 55 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Priscilla Ahn. Mit Susanne Papawassiliu,<br />

ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Island Stories. Mit Peter<br />

Rixen, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Mit Philip Cathérine (Gitarre), Martin<br />

Wind (Kontrabass)., ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 241 · D ienstag, 16. Oktober 2018 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Prince,2016 verstorbenes Pop-Genie,weiß<br />

auch offensichtlich posthum,<br />

was sich gehörtund was nicht.<br />

DieFamilie des Musikers jedenfalls<br />

untersagte dem amerikanischen<br />

Präsidenten Donald Trump nun ausdrücklich,<br />

Lieder vonPrince für<br />

seine Zwecke zu gebrauchen –der<br />

Jahrhundertschmachtfetzen „Purple<br />

Rain“ wurde bei mehreren Auftritten<br />

Trumps zur Untermalung verwendet.<br />

„Niemals“ hätte Prince dazu die<br />

Erlaubnis gegeben, so die Familie<br />

entzürnt. Dasglauben wir auch!<br />

Tova Ringer,betagte Dame aus Israel,<br />

ist zur Siegerin eines etwas bizarr anmutenden<br />

Wettstreits gekürtworden.<br />

Die93-Jährige ist „Miss Holocaust<br />

Survivor“. Dieaus Polen stammende<br />

Frau sei in der israelischen<br />

Hafenstadt Haifa gekrönt worden,<br />

bestätigte eine Sprecherin der Organisation<br />

YadEzerLachaver.Ringer<br />

habe Elternund Angehörige im Konzentrationslager<br />

Auschwitz verloren.<br />

Sieselbst sei bis Kriegsende in einem<br />

Arbeitslager gewesen. „Viele Menschen<br />

verstehen nicht, wie furchtbar<br />

die Dinge waren, die während des<br />

Holocaust passiertsind“, sagte Ringer<br />

nach derWahl, den dieVeranstalter<br />

als„Würdigungsabend für weibliche<br />

Holocaust-Überlebende“ verstanden<br />

wissen wollen.<br />

(mpw./mit dpa/AFP)<br />

TIERE<br />

Doof, wenn keiner mitspielen will.<br />

Alleine wird das nichts.<br />

DPA<br />

Advantage Schafbock! Offenbar um<br />

seine Vorhand auf dem Tennisplatz<br />

zu trainieren okkupierte dieser Widder<br />

eine Sportanlage in Nordrhein-<br />

Westfalen. Nachdem aber kein adäquater<br />

Gegner auf dem Platz zugegen<br />

war,wurde der Bock mit Sitzbänken<br />

eingekesselt und<br />

anschließend vonden örtlichen<br />

OrdnungshüterninHerscheid des<br />

Platzes verwiesen. Offenbar widerstandslos,was<br />

nicht selbstverständlich<br />

ist. DerStähr ist ein wehrhaftes<br />

und vorallen Dinge eigensinniges<br />

Wesen, sein Gehörnnicht ungefährlich.<br />

Nicht vonungefähr werden unbelehrbareMenschen<br />

als „stureBöcke“<br />

bezeichnet. (mpw.)<br />

Frohe Kunde, punktgenau<br />

Meghan Markle ist schwanger.Die Nachricht lässt die Briten die Brexit-Sorgen kurz vergessen<br />

VonKatrin Pribyl, London<br />

Auf die Royals ist Verlass.<br />

Während Großbritannien<br />

unter bedrückenden<br />

Brexit-Meldungen<br />

ächzt und die Regierung in Westminster<br />

von einer Krise in die<br />

nächste schlittert, ist es wieder<br />

einmal die Königsfamilie, die für<br />

gute Stimmung sorgt: DieHerzogin<br />

und der Herzog von Sussex<br />

erwarten fünf Monate nach ihrer<br />

Hochzeit ihr erstes Kind und<br />

man sei erwartungsgemäß<br />

„hocherfreut“, die Nachricht bekanntzugeben.<br />

Das verkündete<br />

der Kensington-Palast zum Wochenbeginn,<br />

nachdem Meghan<br />

Markle und Prinz Harry nur<br />

Stunden zuvor im australischen<br />

Sydney für ihre erste gemeinsame<br />

Auslandsreise gelandet waren.<br />

Königin Elisabeth II. sei<br />

„entzückt“ über die Neuigkeit,<br />

genauso wie natürlich der Rest<br />

der royalen Sippe und die Mutter<br />

der 37-jährigen Ex-Schauspielerin.<br />

Hach, ein Baby fürs Königreich,<br />

ein Königreich für ein<br />

Baby. Wieder einmal erfüllt die<br />

Firma Windsor ihre Pflicht und<br />

beglückt das gebeutelte Volk genau<br />

zum richtigen Zeitpunkt.<br />

Der Nachwuchs, der nach<br />

dem 34-jährigen Prinzen Harry<br />

auf Nummer sieben der britischen<br />

Thronfolge rücken wird,<br />

soll im Frühjahr 2019 auf die Welt<br />

kommen. „Wann ist Frühling?“,<br />

lautete prompt eine beliebte<br />

Suchanfrage auf Google, wie der<br />

Konzern bekanntgab. Ja, wann?<br />

Schon rätseln Beobachter auf der<br />

Insel, ob der Geburtstermin<br />

möglicherweise auf den 29. März<br />

2019 fällt. Dann tritt Großbritannien<br />

offiziell aus der Europäischen<br />

Union aus und etwas Babyglück<br />

dürfte in der in manchen<br />

Kreisen herrschenden Brexit-<br />

Tristesse helfen. In den sozialen<br />

Medien tauften einige Nutzer<br />

den Nachwuchs bereits „Brexit-<br />

Baby“, weil es der erste royale<br />

Sprössling nach der Scheidung<br />

vonder EU sein wird. Aufder Insel<br />

wächst derweil die Sorge vor<br />

einem ungeordneten Ausscheiden<br />

aus der Gemeinschaft, nachdem<br />

die Gespräche über ein Abkommen<br />

am Sonntag vorerst abgebrochen<br />

wurden. Und während<br />

das Land gespannt auf den<br />

am Mittwochabend in Brüssel<br />

Allzeit fotogen: Harry und Meghan sollen das Königshaus erneuern.<br />

Die Frau: Meghan<br />

Markle, geboren 1981 in<br />

Los Angeles, heiratete im<br />

Mai dieses Jahres den<br />

englischen Prinzen Harry<br />

und ist seitdem nicht<br />

weniger als die Herzogin<br />

vonSussex.<br />

beginnenden Gipfel wartet, dürften<br />

Meghan Markle und Prinz<br />

Harry während ihrer 16 Tage<br />

währenden Tour in Australien,<br />

Neuseeland sowie auf den Inselstaaten<br />

Fidschi und Tonga nun<br />

KÖNIGLICHE KLEINFAMILIE<br />

Der Mann: Prinz Henry<br />

Charles AlbertDavid, genannt<br />

Harry und Herzog<br />

vonSussex ist der jüngere<br />

Sohn vonPrinz Charles<br />

und der 1997 bei einem<br />

Autounfall ums Leben<br />

gekommenen Diana.<br />

Das Kind: Nach nur fünf<br />

Monaten Ehe erwartet<br />

das Paar Nachwuchs. Im<br />

Frühjahr 2019 soll das<br />

Kind zur Welt kommen,<br />

noch sind Geschlecht<br />

und mögliche Namen<br />

unbekannt.<br />

IMAGO<br />

noch mehr Aufmerksamkeit auf<br />

sich ziehen. Beider Hochzeit von<br />

Harrys Cousine Prinzessin Eugenie<br />

und Jack Brooksbank am vergangenen<br />

Freitag hatte der weite<br />

blaue Mantel bereits wilde Spekulationen<br />

über eine mögliche<br />

Schwangerschaft ausgelöst. Vermutlich<br />

wartete das Paar mit der<br />

Bekanntgabe bis zum Montag,<br />

um nicht von Eugenies großem<br />

Tagabzulenken. Sehr viel länger<br />

konnten die künftigen Eltern ihr<br />

Glück ohnehin nicht verbergen.<br />

Diebeiden Sympathieträger werden<br />

von der teils gnadenlosen<br />

Presse wie unter einem Brennglas<br />

beobachtet. So bemerkten<br />

Kommentatoren sofort, als die<br />

beiden sich am Montag händchenhaltend<br />

in Sydney präsentierten,<br />

dass die Herzogin zwei<br />

purpurfarbene Ordner vor den<br />

Bauch hielt –umsoeine kleine<br />

Wölbung zu verstecken? Die 37-<br />

Jährige habe besonders gestrahlt<br />

und geleuchtet, befand der mitreisende<br />

Medientross einhellig<br />

und offenbar im royalen Rausch.<br />

Strahlen dürften indessen auch<br />

die britischen Wettanbieter.<br />

Während es vorerst das Geheimnis<br />

von Meghan und Harry<br />

bleibt, ob der Nachwuchs ein<br />

Mädchen oder Junge wird, ist<br />

wieder einmal die Stunde der<br />

Buchmacher gekommen. Die<br />

Briten setzen so ziemlich auf alles,<br />

und vielleicht liegt es an der<br />

Zockermentalität, dass die Wettbüros<br />

mittlerweile recht verlässlich<br />

in die Zukunft blicken. Die<br />

nationalen Wahrsager gaben<br />

denn am Montag auch bekannt,<br />

dass Diana, James, Arthur und<br />

Victoria als erste Favoriten für<br />

Babynamen gelten. Die Souvenir-Branche<br />

wirft traditionell<br />

ebenfalls innerhalb vonMinuten<br />

die Tassenbemal-Maschinen an.<br />

Geschirrtücher, Schmuckteller,<br />

Strampler –die Briten sind Könige,<br />

wenn es um kitschige Geschenkartikel<br />

rund um royale Babysgeht.<br />

Derweil ließ ein Palastsprecher<br />

die heißlaufenden Medien<br />

wissen, dass sich die Herzogin<br />

„guter Gesundheit“ erfreue. Die<br />

Frage kam auf, da die Reise der<br />

beiden sie auch in die Commonwealth-Staaten<br />

Fidschi und<br />

Tonga führt, ausgerechnet also in<br />

Gebiete, wo vor dem Zikavirus<br />

gewarnt wird. Dieser kann in der<br />

Schwangerschaft gefährlich werden.<br />

Doch die angehende Mutter<br />

habe sich im Vorfeld medizinischen<br />

Rat eingeholt, hieß es. Einige<br />

Termine wird Prinz Harry<br />

zudem alleine absolvieren.<br />

Geiselnahme<br />

in Köln<br />

beendet<br />

Täter schwer verletzt,<br />

Terror-Motiv möglich<br />

Nach stundenlanger Anspannung<br />

hat die Polizei eine Geiselnahme<br />

im Kölner Hauptbahnhof beendet<br />

und eine Frau aus der Gewalt des Geiselnehmers<br />

befreit. DerMann wurde<br />

angeschossen. Bevorersich am Montag<br />

mit der Frau in einer Apotheke im<br />

Bahnhofsgebäude verschanzte,hatte<br />

er er in einem Fast-Food-Imbiss einen<br />

Molotowcocktail gezündet.<br />

Kurz nach 15 Uhr verkündete die<br />

Polizei, dass der Täter unter Kontrolle<br />

sei. Ein Spezialkommando hatte ihn<br />

überwältigt. Der Geiselnehmer<br />

wurde schwer verletzt, musste reanimiert<br />

und in der Klinik notoperiert<br />

werden. Seine Geisel erlitt leichteVerletzungen.<br />

Bei einer Pressekonferenz am<br />

Abend konnte die Polizei einen terroristischen<br />

Hintergrund nicht ausschließen.<br />

DerTäter soll geäußerthaben,<br />

dass er zur Terrormiliz IS gehöre.<br />

Identifiziert ist er noch nicht. Jedoch<br />

wurden amTatortdie Papiereeines 55<br />

Jahrealten Syrers gefunden. Laut die-<br />

Polizeibeamte vor dem Kölner Hauptbahnhof<br />

während der Geiselnahme DPA/OLIVER BERG<br />

ser Dokumente war er im Besitz einer<br />

Duldung. Ob es sich bei dem Geiselnehmer<br />

um die Person auf dem Ausweis<br />

handelt, ist noch nicht gesichert.<br />

Vor der Geiselnahme hatte der<br />

Mann einen Molotowcocktail in einem<br />

Imbiss im Bahnhof gezündet.<br />

Dabei wurde ein 14-jähriges Mädchen<br />

schwer verletzt Als die Sprinkleranlage<br />

auslöste, verließ er das<br />

Schnellrestaurant und floh in die<br />

Apotheke. Dort forderte er freien Abzug<br />

und die Freilassung einer Tunesierin.<br />

In einem hinteren Raum hatte<br />

er mehrere Camping-Gaskartuschen<br />

aufgebaut. Mindestens zwei soll er<br />

miteinander verbunden haben.Während<br />

des Zugriffs soll der Geiselnehmer<br />

versucht haben, sein Opfer anzuzünden.<br />

Als er dann eine Waffe zog,<br />

bei der noch nicht klar ist, ob es sich<br />

um eine echte handelt, eröffneten die<br />

Spezialkräfte das Feuer.Die Staatsanwaltschaft<br />

ermittelt nun wegen versuchten<br />

Mordes und Körperverletzung<br />

gegen den Mann. (BLZ/mit dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute gibt es über weite Strecken des Tages Sonnenschein, ab und zu<br />

aber auch Wolken, und die Temperaturen sind bei maximal 19 bis<br />

22 Grad anzutreffen. Der Wind weht leicht aus Südwest. In der Nacht behindert<br />

örtlich Nebel die Sicht. Sonst verstecken sich die Sterne kaum<br />

hinter Wolken. Dabei liegen die Tiefsttemperaturen bei 12 bis 9Grad.<br />

Biowetter: Besonders in den Morgenstunden<br />

plagen rheumatische<br />

Gelenk-, Glieder- und Muskelbeschwerden.<br />

Auch Asthmatiker leiden<br />

unter der Wetterlage. Ihre<br />

Atemwege werden oftmals gereizt.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 71 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 21 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 43 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 39%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />

Wind: leiser Zug aus Südwest.<br />

Wittenberge<br />

11°/20°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

10°/20° 10°/20°<br />

Luckenwalde<br />

11°/22°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

sonnig wolkig heiter<br />

11°/20° 12°/19° 8°/15°<br />

Prenzlau<br />

9°/19°<br />

Cottbus<br />

9°/21°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

10°/21°<br />

Zwischen hohem Luftdruck über dem Atlantik und Westrussland schiebt ein Islandtief<br />

Wolken mit Regen über die Britischen Inseln hinweg. VonSkandinavien<br />

bis nach Mitteleuropa sind ebenfalls einige Wolkenfelder unterwegs, doch es<br />

fällt nur an wenigen Stellen Regen. Rund ums westliche Mittelmeer besteht<br />

lokal Unwettergefahr durch Starkregen und Gewitter.<br />

Sylt<br />

10°/15°<br />

Hannover<br />

14°/18°<br />

Köln<br />

14°/24°<br />

Saarbrücken<br />

10°/22°<br />

Konstanz<br />

11°/20°<br />

Hamburg<br />

13°/22°<br />

Erfurt<br />

11°/20°<br />

Frankfurt/Main<br />

11°/22°<br />

Stuttgart<br />

12°/22°<br />

Rügen<br />

10°/15°<br />

Rostock<br />

11°/19°<br />

Magdeburg<br />

15°/22°<br />

Nürnberg<br />

7°/21°<br />

München<br />

6°/20°<br />

Dresden<br />

11°/20°<br />

Deutschland: Heute überwiegt bei<br />

zeitweise wolkigem Himmel zumeist<br />

die Sonne. In der Mitte und im Norden<br />

kann es örtlich schauern. Die<br />

Werteerreichen maximal 15 bis<br />

24 Grad. Die Tiefsttemperaturen betragen<br />

14bis 9Grad. Der Wind weht<br />

nur schwach aus Südwest. Morgen<br />

erwärmt sich die Luft auf 15 bis<br />

22 Grad. Dazu ziehen gebietsweise<br />

Wolken vorüber. Vielerortsist es heiter<br />

oder wolkig. Der Wind weht leicht<br />

aus östlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 13°-17°<br />

Nordsee: 14°-18°<br />

Mittelmeer: 20°-28°<br />

Ost-Atlantik: 14°-19°<br />

Mondphasen: 16.10. 24.10. 31.10. 07.11.<br />

Sonnenaufgang: 07:33 Uhr Sonnenuntergang: 18:09 Uhr Mondaufgang: 14:55 Uhr Monduntergang: 23:14 Uhr<br />

Lissabon<br />

22°<br />

Las Palmas<br />

27°<br />

Madrid<br />

21°<br />

Reykjavik<br />

10°<br />

Dublin<br />

14°<br />

London<br />

22°<br />

Paris<br />

24°<br />

Bordeaux<br />

21°<br />

Palma<br />

25°<br />

Algier<br />

25°<br />

Nizza<br />

25°<br />

Trondheim<br />

12°<br />

Oslo<br />

12°<br />

Stockholm<br />

13°<br />

Kopenhagen<br />

18°<br />

Berlin<br />

20°<br />

Mailand<br />

21°<br />

Tunis<br />

28°<br />

Rom<br />

20°<br />

Warschau<br />

20°<br />

Wien<br />

19° Budapest<br />

22°<br />

Palermo<br />

25°<br />

Kiruna<br />

5°<br />

Oulu<br />

9°<br />

Dubrovnik<br />

23°<br />

Athen<br />

23°<br />

St. Petersburg<br />

15°<br />

Wilna<br />

18°<br />

Kiew<br />

19°<br />

Odessa<br />

22°<br />

Varna<br />

23°<br />

Istanbul<br />

22°<br />

Iraklio<br />

23°<br />

Archangelsk<br />

13°<br />

Moskau<br />

16°<br />

Ankara<br />

24°<br />

Antalya<br />

28°<br />

Acapulco 33° wolkig<br />

Bali 38° wolkig<br />

Bangkok 32° wolkig<br />

Barbados 30° Gewitter<br />

Buenos Aires 27° sonnig<br />

Casablanca 20° Regen<br />

Chicago 11° sonnig<br />

Dakar 32° heiter<br />

Dubai 34° sonnig<br />

Hongkong 29° wolkig<br />

Jerusalem 23° sonnig<br />

Johannesburg 28° sonnig<br />

Kairo 30° heiter<br />

Kapstadt 22° wolkig<br />

Los Angeles 25° sonnig<br />

Manila 32° wolkig<br />

Miami 33° wolkig<br />

Nairobi 31° wolkig<br />

Neu Delhi 33° wolkig<br />

New York 16° wolkig<br />

Peking 18° wolkig<br />

Perth 26° heiter<br />

Phuket 32° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 24° bedeckt<br />

San Francisco 23° sonnig<br />

Santo Domingo 29° wolkig<br />

Seychellen 28° heiter<br />

Singapur 31° bewölkt<br />

Sydney 22° Schauer<br />

Tokio 24° wolkig<br />

Toronto 13° wolkig


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