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THW_04-2018_oAnz

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<strong>THW</strong><br />

nächtliche Aufbauen einer Zeltstadt<br />

erspart.<br />

Im Ganzen führte das Team vier<br />

Großpumpen mit. Drei „Hannibal“-Pumpen<br />

sowie eine „DIA“<br />

(15.000 Liter) mit einer Gesamtleistung<br />

von rund 30.000 Liter<br />

je Minute. Diese wurden noch<br />

in der Nacht an zwei Stellen in<br />

der Umgebung aufgebaut und<br />

begannen sofort mit der Wasserförderung<br />

und dem Kampf<br />

gegen die „Überschwemmung“.<br />

Während die Pumpenmannschaften<br />

im Schichtbetrieb<br />

die ganze Nacht durcharbeiteten,<br />

waren die Logistiker, der<br />

Teamleader, ICT-Experte (der<br />

ICT-Officer ist für die technische<br />

Ausstattung, den Aufbau und<br />

Betrieb der Kommunikationsund<br />

IT-Ausstattung der Führungsstellen<br />

verantwortlich)<br />

und der Media-Officer damit<br />

beschäftigt, das Camp einigermaßen<br />

wohnlich einzurichten<br />

und die nötige Infrastruktur<br />

aufzubauen.<br />

Der Schwerpunkt bei den<br />

jährlichen HCP-Übungen liegt<br />

jeweils nicht direkt beim Pumpenbetrieb,<br />

sondern vielmehr<br />

beim „Drumherum“, das auch<br />

bei einem echten Einsatz mitunter<br />

die größte Herausforderung<br />

darstellt.<br />

Um diese Anforderungen an das<br />

HCP-Modul realistisch zu gestalten,<br />

wurden von der Übungsleitung<br />

permanent neue Situationen<br />

und Probleme eingespielt.<br />

Zuerst war es nur ein fliegender<br />

Händler, der hartnäckig überteuerte<br />

Waren anbot, dann ein<br />

staatlicher Hygieneinspektor,<br />

der Küche und Sanitärbereiche<br />

des Camps prüfte und einiges<br />

an Argumenten und Überzeugungskraft<br />

bedurfte, bis er weit<br />

nach Mitternacht schließlich<br />

seine Unterschrift unter das Abnahmeprotokoll<br />

setzte und das<br />

Camp zur Benutzung „freigab“.<br />

Nach einer viel zu kurzen Nacht<br />

ging es am nächsten Morgen<br />

ohne Unterbrechung weiter:<br />

Während an den beiden Einsatzstellen<br />

die Großpumpen<br />

Echte Polizisten der Bundespolizei schlüpften in die Rolle der „Grenzpolizei Upper Palatinate“ und verlangten den<br />

<strong>THW</strong>-Helfern einiges an Geduld, Überzeugungskraft und Improvisationstalent ab, bis der Konvoi endlich ins Einsatzland<br />

einreisen durfte. Auch an der Grenze ist das Portrait der Königin allgenwärtig.<br />

abgebaut und zum Versetzen<br />

vorbereitet wurden, war ein<br />

Scouting-Team zusammen mit<br />

einheimischen „Guides“ unterwegs,<br />

um die nächsten Einsatzstellen<br />

zu erkunden sowie<br />

eine Camp Area für die nachrückende<br />

Verstärkung zu finden.<br />

Damit es währenddessen im<br />

Basislager nicht langweilig<br />

wurde, spielte die Übungsleitung<br />

einen hohen Besuch ein:<br />

Königin Zenzl III höchstpersönlich<br />

– nebst zweier bedrohlich<br />

dreinblickender Leibwächter<br />

– war vorgefahren um dem<br />

<strong>THW</strong>-Team einen Besuch abzustatten<br />

und sich vom Fortgang<br />

der Arbeiten zu überzeugen.<br />

Nachdem sie sich vom Teamleiter<br />

ausgiebig hatte informieren<br />

lassen, dankte sie im Namen<br />

ihres Volkes für den professionellen,<br />

tatkräftigen Einsatz und<br />

überreichte ein Gastgeschenk<br />

für die Helfer.<br />

Kaum war das royale Intermezzo<br />

vorbei, kündigte sich ein<br />

Fernsehsender an und bat um<br />

ein Live-Interview, das zur besten<br />

Sendezeit direkt aus dem<br />

Schadensgebiet ins Deutsche<br />

Fernsehen übertragen werden<br />

sollte. Dies war eine Aufgabe<br />

für den Media Officer, die dieser<br />

per Skype-Schaltung souverän<br />

löste und auch auf Fangfragen<br />

der Reporterin immer eine passende<br />

Antwort parat hatte.<br />

Die Pumpenteams durften sich<br />

in der Zwischenzeit mit der lokalen<br />

Polizei „herumschlagen“,<br />

die ihnen eine Umweltverschmutzung<br />

durch angeblich<br />

ausgelaufenen Kraftstoff anhängen<br />

wollte sowie sich gegen<br />

Einheimische wehren, die zu<br />

lange Finger hatten. Alle diese<br />

Einspielungen können in einem<br />

echten Einsatz auch als echte<br />

Probleme auftreten. Diese dann<br />

spontan und souverän zu lösen,<br />

ist für den Einsatzerfolg ebenso<br />

wichtig wie die Arbeit an den<br />

Pumpen.<br />

Vorläufiger Abschluss der<br />

Übung war dann noch die Einspielung<br />

einer Notfall-Evakuierung.<br />

Wegen einer angeblich<br />

anrollenden Flutwelle musste<br />

das Basislager am späteren<br />

Nachmittag blitzartig geräumt<br />

werden und jeder Helfer hatte<br />

nur gut eine Minute, um zu entscheiden,<br />

welche persönliche<br />

Ausrüstung er unbedingt mitnehmen<br />

musste und was zurückbleiben<br />

konnte. Erschwert<br />

wurde das Szenario noch durch<br />

eine „erkrankte“ und geistig<br />

verwirrte Zivilistin, die bei den<br />

<strong>THW</strong>-Kräften um medizinische<br />

Hilfe ersucht hatte und so kurzerhand<br />

mit evakuiert werden<br />

musste.<br />

Nach dem offiziellen Übungsende<br />

ging es zuerst gemeinsam<br />

an den Rückbau und die Verlastung<br />

der eingesetzten Ausstattung<br />

von Pumpen, Schläuchen<br />

sowie IT, bevor nach dem<br />

Abendessen eine große Abschlussbesprechung<br />

auf dem<br />

Plan stand. Hier hatte jeder<br />

Helfer im Team die Möglichkeit,<br />

Positives wie Negatives, aber<br />

auch Verbesserungsvorschläge<br />

und Anregungen anzubringen.<br />

Philipp Hollfelder von der<br />

LB-Dienststelle in München sowie<br />

das Team der Regionalstelle<br />

Schwandorf um Laura Lorenz<br />

dankten allen Teilnehmern für<br />

die intensive Beteiligung und<br />

bescheinigten den HCP-Helfern<br />

einen sehr guten Ausbildungsund<br />

Kenntnisstand. Die Teilnehmer<br />

der Übung bedankten<br />

sich bei den Organisatoren der<br />

Übung für die detailreiche und<br />

sehr realistische Ausarbeitung<br />

und Darstellung der Szenarien.<br />

Hajo Badura – reda<br />

24 <strong>THW</strong>-JOURNAL BY 4/<strong>2018</strong>

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