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THW_04-2018_oAnz

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Gasexplosion in der alten Brauerei<br />

<strong>THW</strong><br />

Ein paar einzelne Blaulichter<br />

durchzuckten die Nacht am<br />

Rennsteig, als die Feuerwehr<br />

Ludwigsstadt und die SEG des<br />

<strong>THW</strong> Kronach an einem frühen<br />

Freitagabend auf dem Weg zu<br />

einer stillgelegten Brauerei waren.<br />

Anwohner hatten über Notruf<br />

einen deutlichen Gasgeruch<br />

aus dem Gelände gemeldet.<br />

In dem Moment, als die ersten<br />

Einsatzkräfte auf dem Betriebsgelände<br />

ankommen und gerade<br />

ihre Messgeräte auspacken<br />

– um dem eigentümlichen<br />

Gasgeruch auf den Grund zu<br />

gehen, da passiert es.<br />

Ein lauter Knall und Feuerbälle<br />

aus mehreren Fenstern des alten<br />

Sudhauses - das Gebäude<br />

steht in Flammen. Zum Glück<br />

nur eine Übung – und die Feuerbälle<br />

waren vom Pyrotechniker<br />

gekonnt inszeniert, aber die<br />

Druckwelle war trotzdem bis<br />

auf die Hauptstraße zu spüren<br />

und den zahlreichen Zuschauern<br />

steht der Schreck noch im<br />

Gesicht. Durch die plötzliche<br />

„Explosion“ ändert sich schlagartig<br />

die Einsatzlage und aus<br />

„Gasgeruch“ wird „Gasexplosion<br />

mit mehreren vermissten<br />

Personen“.<br />

Angenommen wurde, dass das<br />

Brauereigebäude durch die Explosion<br />

teilweise zerstört worden<br />

sei, teilweise brenne und<br />

acht Personen im Gebäude vermisst<br />

werden.<br />

Neben mehreren Feuerwehren<br />

aus der Umgebung rückte auch<br />

der restliche Technische Zug<br />

des <strong>THW</strong> Kronach nach sowie<br />

vier weitere Ortsverbände aus<br />

zwei Landesverbänden:<br />

Der <strong>THW</strong>-OV Kulmbach erschien<br />

mit dem kompletten<br />

technischen Zug einschließlich<br />

der Fachgruppe Räumen,<br />

der <strong>THW</strong>-Ortverband Coburg<br />

mit der „schweren“ Bergung,<br />

einer weiteren Fachgruppe<br />

Räumen und einer Fachgruppe<br />

Infrastruktur. Aus Bamberg und<br />

dem thüringischen Sonneberg<br />

kamen nochmals weitere Bergungsgruppen<br />

zur Unterstützung<br />

hinzu. Alles in allem schob<br />

sich ein rot-blauer Konvoi mit 30<br />

Großfahrzeugen und rund 200<br />

Einsatzkräften durch das Städtchen<br />

Ludwigsstadt in Richtung<br />

der ehemaligen Jahns-Bräu, um<br />

der Lage Herr zu werden.<br />

Sogleich begannen Trupps der<br />

Feuerwehr und des <strong>THW</strong> – teilweise<br />

unter schwerem Atemschutz<br />

– mit der Erkundung<br />

des Betriebsgeländes und der<br />

Suche nach den vermissten Personen.<br />

Von Seiten der Übungsleitung<br />

wurden immer wieder<br />

neue Schwierigkeiten und Lageänderungen<br />

eingespielt. So<br />

galten plötzlich Treppen als<br />

eingestürzt oder Türen als „nicht<br />

vorhanden“ - und die Helfer<br />

mussten entsprechend improvisieren<br />

und teilweise z.B. Mauerdruchbrüche<br />

anlegen, um zu<br />

den Verletzen vorzudringen.<br />

Während die Bergungsgruppen<br />

im und am Gebäude eingebunden<br />

waren, bestand die<br />

Aufgabe für die Fachgruppen<br />

„Räumen“ darin, von der Rückseite<br />

des Geländes eine zusätzliche<br />

Zufahrt zu schaffen. Mit<br />

Bagger und Radlader wurde<br />

kurzerhand von einer Wiese der<br />

Humus abgeschoben und auf<br />

ca. 50 Meter Länge eine provisorische<br />

Straße gebaut. Wie im<br />

echten Einsatz auch, wurden<br />

dazu mitten in der Nacht aus<br />

einem nahegelegenen Steinbruch<br />

etliche Fuhren Schotter<br />

herangeschafft und eingebaut.<br />

Im Realeinsatz hätte dann über<br />

diese Straße z.B. ein Autokran<br />

auf das Gelände fahren können.<br />

Wo so viele Einsatzkräfte und<br />

Einheiten am Werk sind, muss<br />

natürlich jemand den Überblick<br />

behalten und alles koordinieren.<br />

Dies war in der Übung –<br />

genau wie im echten Einsatz –<br />

der Zugtrupp des <strong>THW</strong> Kronach<br />

für die <strong>THW</strong>-Kräfte und für die<br />

Einheiten der Feuerwehr die<br />

UGÖL (Unterstützungsgruppe<br />

örtlicher Einsatzleiter) des<br />

Landkreises Kronach. Diese<br />

hatten ein Stück abseits des<br />

Schadengebietes ihr Lager aufgeschlagen<br />

und koordinierten,<br />

organisierten und protokollierten<br />

„was das Zeug hielt“. Teilweise<br />

kamen die Funkerinnen<br />

und Funker / Schreiber ganz ordentlich<br />

ins Schwitzen – wenn<br />

die Funksprüche schneller eingingen,<br />

als man sie bearbeiten<br />

konnte. Unterstützt wurde der<br />

Zugtrupp dabei von einem gewerblichen<br />

Drohnenpiloten,<br />

der gestochen scharfe Luftaufnahmen<br />

der Einsatzstelle in<br />

Echtzeit in die Einsatzleitung<br />

übertrug.<br />

Kurz vor 2.00 Uhr am Samstag<br />

war das Szenario abgearbeitet<br />

und alle „Verletzten“ gefunden<br />

und gerettet. Zugführer Alexander<br />

Blüml und Ortsbeauftragter<br />

Frank Hofmann dankten den<br />

eigenen und auswärtigen Kräften<br />

für ihren professionellen<br />

Einsatz.<br />

Hajo Badura - reda<br />

Bilder: Frank Neumann<br />

88 <strong>THW</strong>-JOURNAL BY 4/<strong>2018</strong>

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