Berliner Zeitung 17.12.2018
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26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 294 · M ontag, 17. Dezember 2018<br />
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Spreewild<br />
Klartext<br />
Steckt mich bitte<br />
nicht an!<br />
VonTamina Grasme, 23 Jahre<br />
Berlins Busse undBahnen sind im<br />
Winter nicht nur noch voller und<br />
stickiger, esbesteht auch die akute<br />
Gefahr,sichbei erkältetenPassagieren<br />
anzustecken. Ich versuche, dieser<br />
Gefahr durch die Nutzung meinesFahrrads<br />
so gut es geht aus dem<br />
Wegzugehen –doch leider ist das<br />
nicht immer möglich. Die Gefahr<br />
lauertnämlich auch anderswo.<br />
Zum Beispiel<br />
in derBibliothek:<br />
Mein Studienfach<br />
beinhaltet<br />
viel Selbststudium<br />
und jede<br />
Menge Pflichtlektüre.<br />
Ich bin<br />
auf einen ruhigen<br />
Arbeitsplatz<br />
Krank in die Uni gehen?<br />
Findet Tamina<br />
unverantwortlich.<br />
PRIVAT<br />
angewiesen. In<br />
der Regel finde<br />
ich den in einer<br />
der vielen Bibliotheken<br />
meiner Universität – nicht<br />
jedoch zudieser Jahreszeit. Es hustet<br />
und schnieft nur so um mich<br />
herum.<br />
Krank? Dann bleibt zu Hause!<br />
Einbesonders schwer atmender und<br />
hustender Zeitgenosse erweckte in<br />
mir kürzlich den innigen Wunsch,<br />
ihn mit einer Krankschreibung augenblicklich<br />
nach Hause zuschikken.<br />
Leider geht das nicht. Aber wieso<br />
geht jemand mit einer ausgeprägten<br />
Erkältung überhaupt an einen so<br />
ruhigen Ort wie eine Bibliothek?<br />
Klar, erhat vermutlich selbst einen<br />
Haufen Arbeit vor sich. Trotzdem<br />
zeugt es meiner Meinung nach nicht<br />
von Pflicht- oder gar Verantwortungsbewusstsein,<br />
auch bei Krankheit<br />
zur Uni, Schule, Arbeit oder<br />
eben in eine Bibliothek zu gehen.<br />
Stattdessen wäre es respektvoller,<br />
während einer Erkältung im Bett zu<br />
bleiben –und nicht den Nebenmann<br />
oder die Nebenfrau mit Krankheitserregernzubombardieren.<br />
Übrigens kann ich mir auch nicht<br />
vorstellen, dass es besonders angenehm<br />
ist, mit gläsernen Augen, Gliederschmerzen,<br />
einer verstopften<br />
Nase und Hustenreiz an einem sonst<br />
so ruhigen Ort aufzufallen. Deswegen<br />
bitte ich euch: Bleibt bei einer<br />
Erkältung zu Hause –eure Mitmenschen<br />
und euer Körper werden es<br />
euch danken!<br />
Von Laura Patz, 24 Jahre<br />
Lebensmitteltechnikerin Leonie kontrolliert die Flaschen: Nicht dass hinterher Coke draufsteht, wo Coke Zero drin ist.<br />
Die Lizenz zum Abfüllen<br />
Azubis von Spreewild-Partner Coca-Cola zeigen, wie die Limo indie Flasche und auf den Tisch kommt<br />
Berufskraftfahrer/in<br />
Dauer: 3Jahre<br />
Was: Lieferfahrten<br />
inklusive der Be- und<br />
Entladung, steht dabei in<br />
direktem Kundenkontakt<br />
WEITERE AUSBILDUNGSBERUFEBEI COCA-COLA<br />
Lagerlogistik-Fachkraft<br />
Dauer: 3Jahre<br />
Was: verpackt und verlädt<br />
Waren, organisiert<br />
Materialflüsse sowie Annahme<br />
und Lagerung<br />
Elektroniker/in für Automatisierungstechnik<br />
Dauer: 3,5 Jahre<br />
Was: wartet die Anlagen,<br />
sucht Einsparpotenzial<br />
bei Strom und Wasser<br />
Limonaden, Wasser,Tees und<br />
Säfte –viele Getränke gehören<br />
zu einem weltweit bekannten<br />
Unternehmen: Coca-Cola.<br />
Gerade jetzt zur Weihnachtszeit<br />
ist die Marke durch ihren<br />
roten Truck präsenter denn je. Ein<br />
guter Zeitpunkt für einen Blick hinter<br />
die Kulissen. Wie funktioniert so<br />
ein Weltkonzern? Inund um Berlin<br />
gibt es gleich zwei Standorte von<br />
Coca-Cola, an denen wir uns mal genauer<br />
umgeschaut haben. Hier lernen<br />
Auszubildende, wie die Coke in<br />
die Flasche und ins Regal gelangt.<br />
In der Produktion, imLager, in<br />
der Werkstatt und im Supermarkt<br />
haben wir Auszubildende vonCoca-<br />
Cola getroffen. Die haben uns eine<br />
ganze Menge über ihren Job verraten,<br />
unter anderem, welche Möglichkeiten<br />
das Unternehmen bietet.<br />
Dassagenumwobene Geheimrezept<br />
der Coca-Cola blieb dabei jedoch<br />
unter Verschluss.<br />
Und nicht nur das Rezept wird<br />
mit höchster Sicherheit bewacht.<br />
Vorsicht und Hygiene spielen an den<br />
Standorten eine Hauptrolle. Gleich<br />
beim Betreten des Geländes bekommen<br />
wir eine leuchtend gelbe Warnweste,damit<br />
wir vonLkw- und Staplerfahrern<br />
gut gesehen werden. Bevor<br />
wir in die Produktionshalle dürfen,<br />
müssen wir ein Haarnetz und<br />
einen Kittel anziehen und unsere<br />
Hände ausgiebig waschen und desinfizieren.<br />
Endlich betreten wir die<br />
imposante Produktionshalle, inder<br />
an drei Abfülllinien gearbeitet wird.<br />
Hier, an der Produktionslinie –<br />
das heißt an den Stationen, an denen<br />
die Getränke hergestellt werden –<br />
und in der Qualitätssicherung arbeiten<br />
Fachkräfte für Lebensmitteltechnik.<br />
DieQualitätssicherung erfolgt in<br />
einem Labor, in dem regelmäßig<br />
Stichproben von den Getränken genommen<br />
werden. Dabei kann man<br />
zum Beispiel messen, ob das Getränk<br />
genügend Kohlensäure enthält.<br />
Die 23-jährige Leonie Bluhme<br />
wurde nach ihrer Ausbildung zur<br />
Lebensmitteltechnikerin im Abfüllwerk<br />
Genshagen übernommen. Zu<br />
ihrer Arbeit gehört auch die Überprüfung<br />
der Deckel und der Etikettierung.<br />
Schließlich soll kein Schild<br />
falsch herum angebracht werden<br />
und eine klassische Coke darf nicht<br />
als Coke Zero ausgewiesen sein. Für<br />
ihren Beruf bekommt Leonie von<br />
anderen viel Anerkennung: „Die<br />
meisten fragen erst einmal,was man<br />
denn bei Coca-Cola arbeitet. Wenn<br />
ich es ihnen erkläre, finden sie das<br />
ziemlich cool.“<br />
Sehr komplex, aber faszinierend<br />
Und das ist esauch: In der ganzen<br />
Halle verteilt –sogar über unseren<br />
Köpfen – fahren Flaschen vorbei.<br />
Das komplexe System aus blinkenden<br />
Displays im Labyrinth der Fließbänder<br />
schreit „Hightech“. Die Ausbildung<br />
hier hat Leonie bewusst<br />
nicht verkürzt: „Ich wollte so viel<br />
mitnehmen wie möglich.“ Für sie ist<br />
RAUFELD<br />
das Alltag. Doch auf uns machen die<br />
Tausenden Flaschen, Reagenzgläser<br />
und Bildschirme ziemlich Eindruck.<br />
Nach der Abfüllung folgt nun der<br />
Vertrieb. Der liegt in den Händen<br />
von Industriekaufleuten wie Till Sugint.<br />
Der 24-Jährige nimmt uns mit<br />
in die Edeka-Filiale im Alexa und gewährtuns<br />
einen Einblick in die Strategie:<br />
„Um auf unsere Getränke aufmerksam<br />
zu machen, verteilen wir<br />
zum Beispiel Aufsteller im Laden.<br />
Und die ersten Flaschen platzieren<br />
wir schon vorne an der Bäckertheke<br />
–zum Mitnehmen beim Brötchenkauf.“<br />
Im Supermarkt angekommen,<br />
führt er ein Kundengespräch<br />
und zeigt stolz sein Arbeitsgerät:<br />
das Tablet. Anseinem Beruf<br />
gefällt Till nämlich auch der digitale<br />
Aspekt des modernen Unternehmens.<br />
Aber nicht nur deshalb hat er<br />
sich für eine Ausbildung bei Coca-<br />
Cola entschieden: „Der Gedanke,für<br />
eine der bekanntesten und größten<br />
Firmen der Welt arbeiten zu können,<br />
hat mich einfach gepackt.“<br />
Am Ende eines langen Tages sind<br />
wir ziemlich überwältigt von den<br />
Eindrücken. Einer der Azubis fasst es<br />
ganz gut zusammen: „Anfangs wirkt<br />
das alles sehr komplex, aber es faszinierteinen<br />
auch, oder?“<br />
EinVideo vom Besuch bei Coca-<br />
Cola findet ihr auf spreewild.de.<br />
Gute Musik<br />
von Mama<br />
und Papa<br />
Eltern prägen unseren<br />
Musikgeschmack<br />
Als der Streamingdienst Deezer<br />
kürzlich eine Umfrage veröffentlicht<br />
hat, inwieweit Eltern den<br />
Musikgeschmack ihrer Kinder beeinflussen<br />
können –Ergebnis: Viele versuchen<br />
es, bis zum zehnten Lebensjahr<br />
klappt es am besten –, haben wir<br />
uns erst gefragt, ob das denn wirklich<br />
sein muss: Wie übergriffig! Dürfen<br />
wir unseren Musikgeschmack nicht<br />
selbst entwickeln? Doch dann ist uns<br />
aufgefallen, dass wir tatsächlich den<br />
ein oder anderen Song von Mama<br />
und Papa „geerbt“ haben – dafür<br />
erst mal ein großes Dankeschön!<br />
Undhier eine kleine Auswahl aus der<br />
Spreewild-Redaktion:<br />
Lauryn Hill –„To Zion“<br />
In meinem Leben habe ich wahrscheinlich<br />
kein Album so viel gehört<br />
wie „The Miseducation of Lauryn<br />
Hill“ und liebe jeden Song. Zu verdanken<br />
habe ich das meinem Vater,<br />
der die CD oft beim Saubermachen<br />
spielte. Nikita Vaillant, 22 Jahre<br />
The Who –„I Can’t Explain“<br />
Bis ich zwölf war, verbrachten wir<br />
jeden Sommer mit Road-Trips in<br />
Frankreich. Meine Eltern hatten<br />
ein Best-of-Album von The Who,<br />
das wir oft spielten: Fenster runter,<br />
Hand in den Wind, laut mitsingen.<br />
„I Can’tExplain“ ist der erste Track<br />
des Albums. Heute gibt es weniges,<br />
wasfür mich mehr Freiheit bedeutet<br />
als das Reisen –und dieses Album.<br />
Ria Lüth, 19 Jahre<br />
The Beatles –„Yellow Submarine“<br />
Kosmetik aus Frankreich, eine Ganesha-Figur<br />
aus Indien –von seinen<br />
Geschäftsreisen bringt mir mein Vater<br />
stets eine Kleinigkeit mit. Nach<br />
einem Stopp in Liverpool bekam ich<br />
eine bunt bedruckte Stiftedose.Vorne<br />
drauf: vier schräg gekleidete Comicfiguren<br />
und ein kreischend gelbes<br />
U-Boot. Das war meine unkonventionelle<br />
Entdeckung der Beatles.<br />
Aniko Schusterius, 22 Jahre<br />
Filmprobe<br />
MELDUNG<br />
Blockbuster mit weiblicher<br />
Hauptrolle erfolgreicher<br />
Spielt eine Frau die Hauptrolle, ist<br />
der Film an der Kinokasse erfolgreicher.<br />
Diese in der Branche bislang<br />
unbekannte Faustregel ist das<br />
Ergebnis einer Analyse der Talentagentur<br />
CAA und des Unternehmens<br />
shift7. In ihrer Studie untersuchten<br />
sie die 350 erfolgreichsten<br />
Filme aus den Jahren 2014 bis 2017.<br />
Wassie auch herausfanden: Alle<br />
Filme, die mehr als eine Milliarde<br />
US-Dollar einspielten, bestehen<br />
den sogenannten Bechdel-Test.<br />
Das bedeutet, dass mindestens<br />
zwei Frauen vorkommen, die sich<br />
über etwas anderes unterhalten als<br />
einen Mann. SW<br />
Wenn ihr beim nächsten Kinobesuch<br />
selbst mal den Bechdel-Test<br />
macht, schreibt uns eure Ergebnisse!<br />
VonJessica Schattenberg, 19 Jahre<br />
Der <strong>Berliner</strong> Verein ACT schafft<br />
mit seinen Theaterprojekten<br />
einen Ort der Freiheit, in den sich<br />
alle einbringen können. Wir haben<br />
mit Anna MariaWeber aus dem Leitungsteam<br />
gesprochen.<br />
Was macht eure Theaterprojekte so<br />
besonders?<br />
Beiuns führen die Spieler selbst<br />
Regie. Und die Theatergruppen sind<br />
komplett durchmischt. Ob 13 oder<br />
26 Jahre alt, egal welcher Schulabschluss,<br />
egal welche Herkunft. Natürlich<br />
gibt es da auch einige mit<br />
krassen Biografien. Das gibt uns<br />
deutschlandweit vermutlich ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Die meisten<br />
kommen aber zu uns wegen der<br />
gemeinsamen Sache und der tollen<br />
Atmosphäre.<br />
„Anderswo werden sie aussortiert“<br />
Bei den Theaterprojekten von ACT dürfen alle mitmachen –egal, welchen Hintergrund sie haben<br />
Wie sieht diese Atmosphäre aus?<br />
Dadurch, dass es keinen Kursleiter<br />
gibt, der sagt: „Wir führen dieses<br />
Stück auf, hier ist dein Text und in<br />
Szene drei läufst du von hier nach<br />
dort“, können die Jugendlichen<br />
selbst entscheiden, was aufgeführt<br />
wird. Sie bringen Songs und Texte<br />
mit oder kreieren eigene.Das bedeutet<br />
Arbeit und Verantwortung. Aber<br />
niemand muss etwas tun, bei dem<br />
er sich unwohl fühlt. Jeder hat sein<br />
Vetorecht und kann Feedback geben.<br />
Und dalacht niemand drüber.<br />
In erster Linie ist das harte Arbeit.<br />
Unsere Kursleiter haben dafür eine<br />
intensiveAusbildung absolviert.<br />
Lehrer sind doch auch ausgebildete<br />
Pädagogen ...<br />
In der Schule geht es aber nicht<br />
um den Einzelnen. In der Schule<br />
herrscht Druck. In der Schule gibt<br />
Die Theaterproben sind harte Arbeit, doch die<br />
zahlt sich aus.<br />
FRIEDERIKE FABER<br />
es Noten für Dinge, die du machen<br />
musst. Das kann ganz schön demütigend<br />
sein. Aber Lehrer sind dafür<br />
nicht der Grund, sondern eher die<br />
vielen Vorgaben, an die auch sie sich<br />
halten müssen. Deshalb sind wir<br />
auch an Schulen aktiv.<br />
Und jeder darf mitmachen?<br />
Jeder ist willkommen, Castings<br />
gibt es nicht. Und die Teilnahme ist<br />
kostenlos.Wir treffen uns das Schuljahr<br />
über einmal inder Woche. Mit<br />
der Zeit geht es dann in die Produktion.<br />
Unddie wirddann auch in Theaternaufgeführt.<br />
Wasnehmen die Spieler mit?<br />
Die meisten lernen, sich selbst<br />
zu vertrauen, weil sie nicht schlecht<br />
oder falsch handeln können. Und<br />
das zeigen sie ziemlich überzeugend<br />
auf der Bühne.Wir werden nach den<br />
Vorführungen oft gefragt, wo wir<br />
denn all die beeindruckenden Spieler<br />
gefunden hätten. Tja, die sind<br />
überall. Nur werden sie anderswo<br />
aussortiert.<br />
„Bumblebee“<br />
Der sechste Teil der „Transformers“-Reihe<br />
handelt vonder rebellischen<br />
Charlie, die unter dem Tod<br />
ihres Vaters leidet. Zu ihrem 18. Geburtstag<br />
bekommt sie einen alten<br />
gelben VW-Käfer,der sich als das liebenswerte<br />
Maschinenwesen Bumblebee<br />
entpuppt. Die Begegnung<br />
verändertbeider Leben.<br />
Das Drehbuch wurde von Christina<br />
Hodson geschrieben und<br />
spricht wie die anderen Transformer-Filme<br />
nicht nur Männer, sondern<br />
auch Frauen an. Fans der 80er<br />
können sich ebenso freuen, denn<br />
„Bumblebee“ spielt im Jahr 1987<br />
und wird von den Hits aus der Zeit<br />
begleitet. Anastasia Barner,20Jahre<br />
Fazit Die Freundschaft zwischen Autobot<br />
und Mensch berührt –und ausnahmsweise<br />
steht mal eine Heldin im Mittelpunkt.<br />
„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />
Thema berufliche Ausbildung:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
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