Der clevere Hans oder das wahre Märchen - Hansgrohe
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Zuckerschlecken ist ungesund<br />
„Die Arbeitszeit war bis zu meinem 16.<br />
Lebensjahr täglich zehn Stunden. Danach<br />
musste ich täglich zehn bis zwölf Stunden<br />
arbeiten ... Einen Winter besuchte ich freiwillig<br />
die Schule des Consumvereins ...“ Lehrjahre<br />
– <strong>das</strong> war kein Zuckerschlecken!<br />
Nach der harten Arbeit, dem langen Tag,<br />
kam die Fortbildungsschule für Handwerkslehrlinge.<br />
„<strong>Der</strong> Unterricht war Sonntag<br />
von halb drei bis halb fünf, Montag und<br />
Donnerstag von sechs bis acht Uhr abends.“<br />
Die Tage gingen ins Land, aber sie wurden<br />
ihm oft auch lang.<br />
Ein besseres Land<br />
Weh mir, wo nehm’ ich, wenn<br />
Es Winter wird, die Blumen, und wo<br />
Den Sonnenschein,<br />
Und Schatten der Erde?<br />
Die Mauern stehn<br />
Sprachlos und kalt, im Winde<br />
Klirren die Fahnen.<br />
Friedrich Hölderlin, Taschenbuch für <strong>das</strong> Jahr 1805<br />
Dieser Zeit waren Volksversammlungen<br />
und Bauernrevolten vorausgeeilt. Handwerksmeister<br />
und Gesellen hatten sich<br />
mit Arbeitern verbrüdert, Bürger und<br />
Poeten die Republik gefordert.<br />
<strong>Der</strong> Vormärz war in die Jahre gekommen,<br />
da schlugen die Luckenwalder Arbeiter<br />
in den Hutfabriken und Webereien noch<br />
einmal den Funken: Die Republik muss<br />
her, mehr Lohn, mehr Rechte! Es sollte<br />
nicht gelingen, noch nicht. Ja, die Drangsal<br />
nahm zu. Die Aufrührer für ein anständiges<br />
Leben standen am Pranger, auf<br />
Schwarzen Listen.<br />
<strong>Hans</strong> Grohe vergaß nicht, was er erlebt<br />
hatte. Mit der Idee von einem besseren<br />
Land, in dem es „anderscher werden<br />
muss“, machte er sich auf Wanderschaft.<br />
1890 feierte er mit den Gesellen in Luckenwalde<br />
seinen Abschied. Die Wanderjahre<br />
begannen, für einen Gesellen in<br />
jener Zeit ein Muss. <strong>Der</strong> Weg mit Stock<br />
und Hut führte über die kleine Nuhte,<br />
den heimatlichen Fluss, durch dichte Wälder<br />
und sanfte Hügel zuerst südostwärts<br />
nach Cottbus, was am nächsten lag. Nach<br />
fünf Monaten als Cottbusser Musterweber<br />
machte er kehrt und wanderte weiter.<br />
Westwärts diesmal, Richtung Aachen.<br />
Meisterbrief fürs Tag- und Nachtwerk<br />
„Das Tagwerk in der Webfabrik begann des<br />
morgens um sieben und endete nicht vor Sonnenuntergang“.<br />
Zweimal die Woche besuchte<br />
er nach der Arbeit die Webschule,<br />
nahm Unterricht bis nach Mitternacht,<br />
hielt schließlich den Meisterbrief in<br />
Händen und kehrte 1892 noch einmal<br />
nach Luckenwalde zurück. Dann aber<br />
spuckte er in die Hände, um sich den<br />
Rest der Welt anzusehen, nach Süden<br />
zu wandern, über die Alpen und den<br />
Brennerpass nach Lana in Tirol.<br />
Große Augen, off ne Ohren<br />
Solche Wanderschaften sind eine harte<br />
Schule. Die m<strong>oder</strong>nen Maschinen hatten<br />
manchen Weber auf die Straße geworfen,<br />
und <strong>Hans</strong> Grohe focht in Luckenwalde<br />
schon fürs Zusammenstehen in der Not,<br />
fürs Suchen nach neuen Wegen. Immer<br />
mit off enem Ohr und großen Augen unterwegs,<br />
konnte er manches weitertragen.<br />
WANDERSCHAFTEN<br />
SIND EINE<br />
HARTE SCHULE.<br />
<strong>Hans</strong> Grohe (stehend rechts)<br />
und Mitschüler der Webereischule<br />
in Aachen 1890.<br />
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