Der clevere Hans oder das wahre Märchen - Hansgrohe
Der clevere Hans oder das wahre Märchen - Hansgrohe
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nen herzustellen, besaß weder Geld noch<br />
Freunde, die welches hatten. Mundharmonikas,<br />
hätte ihm der Alte vielleicht<br />
zum Abschied gesagt, „Mundharmonikas<br />
– die kann jeder fabrizieren. Aber die vom<br />
Hohner – die müssen die besten sein!“ Das<br />
hätte er sich gemerkt, wenn er’s nicht<br />
schon gewusst hätte.<br />
Römische Söldner und<br />
die Last der Jahre<br />
Auf den alten Landkarten schaut uns der<br />
Schwarzwald an wie eine uralte Mutter,<br />
eine Mutter, die die Last der Jahrtausende<br />
trägt und tief gebeugt ins ganze schwäbisch-alemannische<br />
Land hineinblickt.<br />
Es war viel zu tragen über die Zeiten.<br />
Römische Söldner und Hauff sche <strong>Märchen</strong><br />
und Bauernkriege, Napoleons Soldaten<br />
und die Erfi ndungen des Gottlieb<br />
Daimler, die Fabriken von Robert Bosch,<br />
auch Hungersnöte und große Trockenheiten,<br />
die Schätze der Natur und die<br />
alten Lieder der Menschheit von der<br />
Sehnsucht nach dem aufrechten Gang.<br />
Als er 22 Jahre alt war, hatte <strong>Hans</strong> mehr<br />
von der Welt gesehen als tausend andere.<br />
Nun war er zurückgekehrt, aber was er<br />
im Süden Deutschlands gelernt und gesehen<br />
und gehört hatte, von Kaufbeuren<br />
bis ins Badener Land, von Tirol bis in<br />
die Täler des Schwarzwalds hinein, sollte<br />
ihn nicht mehr loslassen.<br />
Längst waren die Städte explodiert, und<br />
Luckenwalde hatte endlich mehr als den<br />
Rauch der Schlote der fernen Fabriken<br />
Berlins abbekommen. Auch viele seiner<br />
Zeitgenossen hatten <strong>das</strong> Bündel schnüren<br />
müssen, die Not trieb so manchen<br />
aus dem Lande. <strong>Der</strong> Wilhelm Liebknecht<br />
hatte freundlich gewettert auf der grossen<br />
Festwiese von Luckenwalde, die<br />
Gendarmen mussten nicht einschreiten,<br />
und in den Schenken diskutierten Freigeister<br />
und Freidenker bis in den frühen<br />
Morgen von einer anderen Zeit. Einer<br />
besseren? Er wusste die Antwort nicht.<br />
Alles hat seine Zeit<br />
Gründerjahre. Die Häuser wuchsen in<br />
den Himmel und in Amerika noch weiter,<br />
die großen wie die kleinen Kriege<br />
wurden alleweil noch geführt, aber im<br />
holländischen Haag wenigstens hatten<br />
sich die Klügsten der Staatsmänner endlich<br />
zusammengesetzt und überlegt, wie<br />
Frieden zu stiften wäre. Im Haus nebenan<br />
trafen sich just zur gleichen Zeit Frauen<br />
aus aller Welt zu ihrer ersten großen<br />
Friedenskonferenz, meine Herren!<br />
Die Arbeit war hart, die Konkurrenz nicht<br />
müßig, die Maschinen wurden schneller<br />
und schneller. <strong>Hans</strong> Grohe wusste, <strong>das</strong>s<br />
man sich anstrengen musste und <strong>das</strong>s fernerhin<br />
dies nicht reichen würde. Arme<br />
Schlucker und Habenichtse, aber auch<br />
die besser Betuchten (wie die Tuchmacher<br />
sie treff end nannten) sollten für<br />
gutes Geld gute Ware bekommen. Qualität,<br />
<strong>das</strong> hatte man ihm eingebleut! Stoff e,<br />
die nicht fadenscheinig waren, Tuche, die<br />
auch der Arbeitsmann strapazieren konnte!<br />
Schuhe, die ordentlich genäht waren<br />
und genagelt und nicht beim kleinsten<br />
Wetter die Sohlen verloren. Er wusste,<br />
<strong>das</strong>s der Kunde, zufrieden gestellt, auch<br />
wiederkommen würde – zum Tuchmacher<br />
wie zum Bäcker <strong>oder</strong> Klempner.<br />
Als <strong>Hans</strong> 22 Jahre alt war, hatte er mehr von<br />
der Welt gesehen als tausend andere.<br />
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