Der clevere Hans oder das wahre Märchen - Hansgrohe
Der clevere Hans oder das wahre Märchen - Hansgrohe
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22<br />
FILIALE IN<br />
ALPIRSBACH.<br />
Die Klostermühle, „Filiale“ in Alpirsbach.<br />
* Im Süddeutschen Raum<br />
wird der Donnerstag vor<br />
Aschermittwoch „Glombiger Doschtig“, also<br />
„Schmutziger Donnerstag“ genannt.<br />
<strong>Der</strong> Begriff hat nichts mit Dreck zu tun.<br />
„Schmotz“ ist <strong>das</strong> schwäbisch-alemannische Wort für Fett.<br />
Es bezieht sich auf die fettgebackenen Speisen,<br />
die man an diesem Tag zu essen pfl egt,<br />
wird behauptet.<br />
<strong>Hans</strong>grohes<br />
Ahornsirup-Gutsle<br />
Zutaten für 1 Blech<br />
125 g Weizen, fein gemahlen<br />
25 g Buchweizen, fein gemahlen<br />
75 g Butter<br />
75 g Mandeln, fein gemahlen<br />
100 g Ahornsirup<br />
Schale einer Zitrone<br />
etwas Vanille<br />
1 Prise Salz<br />
Aus allen Zutaten einen weichen Teig kneten<br />
und Hörnchen formen.<br />
Bei 180° C ca. 10 Minuten backen.<br />
Zubereitungszeit<br />
etwa 30 Minuten<br />
<strong>Der</strong> Junior in der Klostermühle<br />
Viele Winter, viele Sommer sind ins<br />
Land gegangen. Im Unternehmensteil<br />
Klostermühle Alpirsbach übernimmt<br />
<strong>Hans</strong> Grohe junior <strong>das</strong> Steuer. Er hatte<br />
beim Vater gelernt, in Stuttgart die Lehre<br />
gemacht, die Handelsschule besucht,<br />
war 1915 bis 1918 im Schiltacher Werk<br />
und hatte wie alle nichts geschenkt bekommen.<br />
Und nun? Gerade mal 26 Jahre<br />
alt, hatte er eine Mannschaft von fast<br />
40 Leuten unter sich, die Ablaufventile<br />
für Waschbecken, Badewannen und<br />
Spülsteine produzieren und für ihren<br />
jungen Chef durchs Feuer gehen!<br />
Das Leben nach der Arbeit<br />
Vor den beiden Brüdern <strong>Hans</strong> (Junior)<br />
und Friedrich, behauptet die Sage, seien<br />
die Frauen auf die Bäume gefl ohen.<br />
Heute weiß man, <strong>das</strong>s sie ja irgendwann<br />
einmal auch wieder herunter kamen.<br />
Im Schwarzwald versteht man zu arbeiten,<br />
ist sekundengenau wie der Kuckuck,<br />
der pünktlich aus der Uhr kommt. Andererseits<br />
– es gibt zwischen Kniebis und<br />
Hotzenwald, zwischen Rottweil und<br />
Schramberg und Schiltach und Alpirsbach<br />
ein Leben nach der Arbeit, zum<br />
Beispiel die alemannische Fasnet. <strong>Der</strong><br />
Junior machte gute Miene zum guten<br />
Spiel, aber es gab keinen Morgen zwischen<br />
dem „Glompige Doschtig*“ und<br />
dem Aschermittwoch (oh jeeeh!), an dem<br />
er nicht – zum Kuckuck! – pünktlich an<br />
seinem Platz gestanden hätte. Abgesehen<br />
davon, ist die alemannische Fasnet Teil<br />
der Volkskultur, „und acht Kinder kommen<br />
auch nicht von nichts“.<br />
Dieses kleine Abseits in Alpirsbach und<br />
vom alten Herrn brachte ja auch so seine<br />
Vorteile. Man schaff te vor Ort und<br />
hatte andererseits die neun Kilometer<br />
bis Schiltach rasch hinter sich, wenn der<br />
Senior rief. Mit der Eisenbahn, mit dem<br />
Motorrad, und zur Not wär’s auch mit<br />
dem Pferd gegangen. Von den drei Töchtern<br />
des Juniors durfte mal die eine, mal<br />
die andere mit, wenn es galt, am Sonntag<br />
in Schiltach nach dem Rechten zu sehen.<br />
<strong>Der</strong> Sonntag war zwar heilig, aber<br />
so heilig nun auch wieder nicht.<br />
Arbeiten mussten alle bei <strong>Hans</strong>grohe,<br />
auch die Kinder, jedenfalls anpacken.<br />
Wenn die Jungen mal nicht so wollten<br />
wie die Alten, hieß es: „Wenn Ihr nicht<br />
gut tut, kommt Ihr in die Politur!“ Dort<br />
wurde alles, was <strong>das</strong> Werk verließ, mittels<br />
schnell rollierender Putzwolle auf<br />
Hochglanz gebracht.<br />
Gutsle und Kippen<br />
Am Sonntag wurde nicht nur nach dem<br />
Rechten und nach der Post geschaut. Mathilde,<br />
die Frau des Juniorchefs, gab den<br />
Töchtern Alpirsbacher Weihnachtsgutsle<br />
mit: Gebäck für jene, die unfreiwillig<br />
im Schwarzwald arbeiten mussten. Die<br />
Zwangs- und Zivilarbeiter revanchierten<br />
sich mit selbst gebastelten Holzspielzeugen.<br />
In der schlimmsten Zeit wurden die<br />
Mädchen auch angehalten, Zigarettenkippen<br />
zu sammeln, sie aufzudröseln und<br />
den Tabak heimlich den Leuten zuzustecken.<br />
<strong>Der</strong> Zweite Weltkrieg ... – aber da<br />
eilen wir zu sehr der Zeit voraus.