DEINMÜNCHEN_NO LIMITS!-Magazin_02
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AUS ERSTER HAND<br />
Offenheit<br />
ist der<br />
Schlüssel<br />
Hallo, ich bin Aylin, 16 Jahre alt und in München<br />
geboren. Mein Leben verlief bis zu meinem fünften<br />
Lebensjahr ziemlich normal. Eines Tages meinte<br />
meine Mutter, dass wir meine Brüder besuchen<br />
gehen. Wieso sie damals woanders lebten, wusste<br />
ich nicht. Als wir an diesem Ort ankamen, war ich<br />
wie verzaubert: Überall sah ich spielende Kinder,<br />
Jugendliche, die Fußball spielten, Erwachsene, die<br />
lachten. Überall Grün, so viele Pflanzen, Bäume<br />
und Schmetterlinge. Direkt vor meinen Augen sah<br />
ich einen riesigen Sportplatz mit Fußballtoren und<br />
einem Tennisplatz. Daneben stand eine große Villa.<br />
Meine Mutter brachte mich in den dritten Stock, wo<br />
wir freundlich in Empfang genommen wurden. Nach<br />
einer Weile sagte meine Mama zu mir, dass ich hier<br />
bleiben solle und sie mich morgen wieder abholen<br />
komme. Sie sagte, dass ich dann zusammen mit<br />
meinen Brüdern nach Hause kommen würde.<br />
Am nächsten Tag kam sie zwar, doch mitgenommen<br />
hat sie mich nicht. Es stellte sich schnell<br />
heraus, dass ich mich in einem Waisenhaus<br />
befand. Erst später habe ich erfahren, dass<br />
mich meine Eltern weggeben mussten, weil<br />
sie selbst nicht so richtig mit ihrem Leben<br />
klarkamen. Wir lebten damals zu sechst in einer<br />
Zweizimmerwohnung. Das war echt hart.<br />
AUS ERSTER HAND<br />
anderen Heimkindern habe ich nach Lösungen und<br />
Kompromissen gesucht. Im Lauf der Zeit habe ich<br />
gelernt, mich für andere Leute einzusetzen.<br />
Ich musste oft zur Heimleitung gehen und habe<br />
mit ihr besprochen, was wir im Heim verbessern<br />
könnten. Das war nicht immer einfach, aber durch<br />
diese Erfahrung habe ich gelernt, mutiger zu sein.<br />
Ich habe festgestellt, wie wichtig es ist, sich<br />
für die eigenen Interessen und die anderer<br />
einzusetzen.<br />
Es gab auch verschiedene Sitzungen, in denen<br />
ich unsere Anliegen vortragen musste, oft auch<br />
vor vielen Leuten. Dadurch habe ich gelernt, für<br />
andere Menschen und ihre Belange offen zu sein.<br />
In all dieser Zeit habe ich auch gelernt, dass man<br />
ohne Ausdauer so gut wie nichts erreichen kann.<br />
Ich war immer hartnäckig, wenn ich für unsere<br />
Probleme im Heim eingetreten bin. Man muss<br />
konsequent hinter seinen Zielen stehen und darf<br />
sie nicht aus den Augen verlieren.<br />
Seit meiner Zeit im Heim bin ich um ein Vielfaches<br />
selbstbewusster geworden und kämpfe für das,<br />
was ich will. <strong>NO</strong> <strong>LIMITS</strong>! hat mir dabei geholfen,<br />
mein Leben noch besser zu organisieren, und mir<br />
gezeigt, welche konkreten Möglichkeiten es für<br />
mich gibt.<br />
Für mich ist eines jetzt noch klarer: Ohne<br />
Mut, Offenheit, echtes Interesse und vor<br />
allem Ausdauer erreicht man seine Ziele im<br />
Leben nicht.<br />
Aylin, 16 Jahre, aus München<br />
<strong>NO</strong> <strong>LIMITS</strong>! - Teilnehmerin<br />
Freunde fand ich im Waisenhaus schnell und meine<br />
Brüder waren schließlich auch da. Wir hielten fest<br />
zusammen. Ich habe mich seltsamerweise schnell<br />
daran gewöhnt, meine Eltern nur an den Wochenenden<br />
zu sehen. Doch anstatt wie viele anderen nur<br />
zu meckern, wie blöd doch das Heim sei, beschloss<br />
ich, das Beste aus meiner Situation zu machen<br />
und etwas daran zu ändern. So setzte ich im Alter<br />
von zehn Jahren alles daran, Gruppensprecherin<br />
zu werden, und schaffte es auch. Gemeinsam mit<br />
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<strong>NO</strong> <strong>LIMITS</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>02</strong><br />
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