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EPP 10.2017

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BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Neue Verfahren bei Low-Standoff-Bauteilen während dem Reflowlöten<br />

Reduzierung von Voiding<br />

Bottom Terminated Components (BTCs), also Bauteile, deren nach unten geführte elektrische<br />

Anschlüsse vom Gehäuse verdeckt sind, gehören zu den am häufigsten vorkommenden Komponenten.<br />

Bis zum Ende des Jahres 2017 werden weltweit etwa 50 Milliarden QFNs (Quad-Flatpack No Leads)<br />

in Elektronikschaltungen eingesetzt, denn es handelt sich um die gebräuchlichste BTC-Bauform.<br />

Das sind tatsächlich soviel, dass man jedem Erdbewohner, gleich ob Frau, Kind oder Mann, sieben<br />

davon geben könnte. Wegen dieser großen Durchdringung der Elektronik mit BTCs ist es natürlich<br />

von äußerster Wichtigkeit, dass diese Bauteile bestens funktionieren.<br />

Andreas Karch, Regionaler Technischer Manager, Deutschland, Österreich, Schweiz bei Indium Corporation, Chris<br />

Nash, Produktmanager PCB Assembly Materials, Indium Corporation; Ron Lasky, PhD, PE, Senior Technologe, Indium<br />

Corporation, sowie Professor für Engineering und Direktor des Cook Engineering Design Center, Dartmouth College<br />

Einen großen Bereich der Bedenken, der mit der Beeinträchtigung<br />

des Betriebsverhaltens zusammenhängt, stellt die Tatsache dar,<br />

dass die BTCs durchaus eine beträchtliche Abwärme während ihrer<br />

normalen Funktion verursachen. Deshalb wird der Wärmeableiter<br />

(Thermalpad) des Gehäuses direkt an sein korrespondierendes Gegenstück<br />

auf der Leiterplatte zum Abführen dieser Verlustleistung angelötet<br />

(Wärmesenke). Leider jedoch können Voids (Fehlstellen), die<br />

während des Reflowlötens auftreten, diesen Prozess der Wärmeabfuhr<br />

über die Masse der Leiterplatte hemmen oder gar blockieren.<br />

Damit besteht das Risiko der Überhitzung für das Bauteil und somit<br />

eine potentielle Beeinträchtigung der Zuverlässigkeit des BTC. Eine<br />

informelle Befragung von Fertigungsspezialisten zeigte tatsächlich,<br />

dass dieses Voiding-Problem heute der größte Bereich von Bedenken<br />

in der modernen Elektronikproduktion ist.<br />

Warum bilden sich Voids?<br />

Voids kommen zustande durch die Verflüchtigung des Flussmittels in<br />

der Lotpaste beim Lötprozess. Denn Lotpasten besteht zu etwa<br />

50 % ihres Volumens aus Fluxer. Mithin verdampft ein sehr beträchtlicher<br />

Teil des ursprünglichen Materials während der Reflowprozedur.<br />

Es gibt keine genormte Festlegung, wieviel Voiding noch akzeptierbar<br />

ist. Aber man kann übereinstimmend davon ausgehen, dass insgesamt<br />

ein Void-Bereich unter 50 % – und bei großen, zusammenhängenden<br />

Voids (Lake, seeförmige Struktur) unter 40 % – als unabdingbare<br />

Anforderung dringend einzuhalten sind. Jedoch visiert man, um<br />

auf der sicheren Seite zu sein, einen Void-Bereich nicht über 25 % an.<br />

In einigen kritischen Anwendungen wie Fahrzeug- oder Sicherheitselektronik<br />

sind sogar nur 10 % oder noch weniger verlangt.<br />

Referenzen<br />

[1] N.C. Lee et al. http://www.indium.com/technical-documents/white<br />

paper/voiding-control-for-qfn-assembly<br />

[2] Homer, S., Lasky. R.: MinimizingVoiding In QFN Packages Using -<br />

SolderPreforms, SMTAI 2011, Fort Worth, TX<br />

[3] http://www.circuitnet.com/news/uploads/2/SMT Vacuum void<br />

reduction, Sept2012.pdf<br />

[4] http://www.hellerindustries.com/Inline-Vacuum-Reflow-System.pdf<br />

[5] Diese Arbeit wird detailliert diskutiert in unserem Papier:<br />

Mini mizingVoiding In SMT Assembly Of BTCs, SMTAI 2016, Chicago, IL<br />

Foto: Indium Corporation<br />

Das QFN-Package ist das<br />

am häufigsten eingesetzte<br />

BTC. Das Thermalpad dient<br />

zusammen mit s einem korrespondierenden<br />

Gegenstück<br />

auf der Leiterplatte als unverzichtbare<br />

Temperatursenke.<br />

Minimieren von Voids: frühere Bemühungen<br />

In der Vergangenheit mussten Prozessingenieure sorgfältig vorbereitete<br />

Experimente mit vielen Prozessvariablen vornehmen, um<br />

diese zu optimieren, beispielsweise Arbeiten an Reflowprofilen<br />

oder Schablonendesign. Mit beträchtlichen Aufwendungen untersuchte<br />

man die Effekte aus dem Schablonendesign, damit hier Pfade<br />

für ein geordnetes Entweichen des verdampfenden Flussmittels<br />

vorhanden sind [1]. Andere Arbeiten befassten sich mit den Vorteilen<br />

von Lot-Preforms, mit deren Verwendung der Anteil an massiven<br />

Lot in den Wärmesenken (Thermopads) zwischen BTC und Leiterplatte<br />

maximiert werden kann [2].<br />

Minimieren von Voids: heutige Arbeiten<br />

mit Reflowofen<br />

Es erfolgten erhebliche Entwicklungen in der Technik von Reflowöfen,<br />

um das Voiding zu minimieren. Äußerst bemerkenswert ist die<br />

Anwendung von Vakuum zur Verhinderung von Voids [3]. Berichte<br />

zeigen, dass man damit den Anteil der Voids auf nur noch wenige<br />

Prozent reduzieren kann. Das ist natürlich eine sehr wichtige Entwicklung,<br />

doch muss ein Elektronikunternehmen für die Nutzung<br />

dieser Technik entweder einen neuen Ofen kaufen oder zumindest<br />

vorhandene Maschinen upgraden. Es gibt zwar einzelne Berichte<br />

über vermehrtes Auftreten von Lötzinnspritzern, jedoch könnte mit<br />

gezielten Prozessoptimierungen dieses Problem in den Griff zu bekommen<br />

sein. Ähnliche Erfolge erzielt man Berichten zufolge mit<br />

Reflowöfen, die mit der Anwendung von Ultraschall arbeiten [4].<br />

Ofenhersteller Heller Industries vermerkte in einer Präsentation aus<br />

dem Jahr 2016: „Ultraschall wird dann eingesetzt, wenn sich das<br />

Lot im flüssigen Zustand befindet.“ Der Ultraschall erzeugt hierbei<br />

eine Kavitation, welche die Voids so ausweitet, dass sich diese mit<br />

anderen Voids vereinen und sich zum Rand des Lots bewegen oder<br />

40 <strong>EPP</strong> Oktober 2017

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