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Berliner Zeitung 07.03.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 56 · 7 ./8. März 2019 25<br />

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Feuilleton<br />

Alle<br />

haben eine<br />

Sehnsucht<br />

Klaus Hoffmann in der<br />

Bar jeder Vernunft<br />

Die Saudis in<br />

der Mailänder<br />

Scala<br />

Finanzierungsabkommen<br />

verursacht Aufregung<br />

VonIrene Bazinger<br />

Kann man Klaus Hoffmann als<br />

Urgestein der deutschen Liedermacherszene<br />

bezeichnen? Einerseits<br />

ja, weil er schon so lang dabei<br />

ist, andererseits jedoch auf gar keinen<br />

Fall, denn dafür ist er viel zu wenig<br />

„ur“ und viel zu wenig „Stein“,<br />

sondern wendig, geschmeidig, lebendig<br />

und trotz seiner bald siebzig<br />

Jahrejugendlich rebellisch und frohgemut<br />

unkonventionell.<br />

Davon kann man sich in der Bar<br />

jeder Vernunft überzeugen, wo er<br />

jetzt mit seinem Konzertprogramm<br />

„Aquamarin“ gastiert. Begleitet von<br />

Hawo Bleich am Klavier, spannt er<br />

einen weiten Bogen vonden alten zu<br />

den neuen Liedern. Dazwischen erzählt<br />

er fragmentarische Geschichten<br />

vonseiner „großen Flucht ins Leben“<br />

und in die Kunst, erinnert sich<br />

an seine Elternund die Zeit vordem<br />

Bau der <strong>Berliner</strong> Mauer, und wie es<br />

dann war, als die Verwandten „drüben“<br />

waren. Klaus Hoffmann ist einfach<br />

ein Gesamtberliner, der in den<br />

witzigen Conférencen gekonnt mit<br />

dem Publikum schäkert, das ihn von<br />

Anfang an mit Sympathie und Liebe<br />

umfängt und für jeden Schabernack<br />

zu haben ist.<br />

„Macht nüscht“, sagt er augenzwinkernd,<br />

wenn der Saal trotzdem<br />

nicht so schnell mitsingt, wie er das<br />

gern hätte. Kleine Pausen erhöhen<br />

die Spannung, er spricht die Sätze<br />

manchmal nicht zu Ende,deutet die<br />

Pointen nur an –und wird dennoch<br />

verstanden, weil die knappen Szenen<br />

wirklich gekonnt gebaut und gedichtet<br />

sind. Mit verletzlicher Innigkeit<br />

und freundlicher Ironie singt er<br />

von tiefen Leidenschaften und verzehrenden<br />

Emotionen, von den<br />

Männernseiner Mutter,von sozialen<br />

Außenseitern oder vom Mond über<br />

Berlin –und hat eine Hommage an<br />

Charles Aznavour geschrieben, „Du<br />

siehst aus wie Papa“.<br />

Klaus Hoffmann haut kräftig in<br />

die Gitarrensaiten und singt mit vokaler<br />

Emphase, erscheint dabei<br />

aber stets schwebend und schwärmerisch,<br />

mehr daheim in seinen<br />

Der immergrüne Klaus Hoffmann weiß,<br />

wasgut ist.<br />

MALENE<br />

Träumen und Gefühlen als im Alltagsgetriebe<br />

der Welt. „Wir haben<br />

alle eine Sehnsucht“, erzählt er zwischendurch,<br />

und das ist genau die<br />

Stimmung, die seine Lieder und Reflexionen<br />

prägt –ehrlich, verrückt,<br />

unsentimental. VomKlavier aus unterstützt<br />

ihn vertraut und vergnügt<br />

sein langjähriger musikalischer<br />

Partner Hawo Bleich, und es ist eine<br />

Freude, den beiden bei der fließenden<br />

konzertanten Interaktion zuzuhören.<br />

Hoffmann sagt zu Beginn, dass er<br />

bis heute vor jedem Auftritt aufgeregt<br />

sei „wie ein Kind“, und was danach<br />

passiert, ist auch leicht und<br />

flüchtig wie ein schönes Kinderspiel:<br />

Es bleibt hängen, ohne zu beschweren,<br />

und es macht Spaß, ohne zu unterfordern.<br />

Der immergrüne Klaus<br />

Hoffmann weiß eben, was gut ist –<br />

und wie man’s charmant unter die<br />

Leute bringt.<br />

Aquamarin bis 10.3., BarjederVernunft, Schaperstraße<br />

24, Tel. 8831582<br />

Siedlungen wachsen über Nacht aus dem Boden.<br />

Die Vorzüge der Zahnhygiene<br />

„The Sisters Brothers“ von Jacques Audiard ist ein höchst philosophischer Western<br />

VonGerhard Midding<br />

Die Brüder Sisters können<br />

bereits auf eine lange<br />

Karriere als Auftragsmörder<br />

zurückblicken.<br />

Es gibt genug Leute, die sie im Auftrag<br />

des undurchsichtigen Commodore<br />

zur Strecke bringen sollen.<br />

Dass sie immer noch am Leben<br />

sind, ist ein untrügliches Indiz für<br />

das Geschick, mit dem sie ihr Gewerbe<br />

ausüben. Das mag auch<br />

daran liegen, dass sie sich so ideal<br />

ergänzen, wie es sich eben für ungleiche<br />

Brüder gehört.<br />

Gutander Waffe<br />

Charlie (Joaquin Phoenix) zaudert<br />

nicht lange bei der Erfüllung ihrer<br />

Aufträge; er hat den Lohn (Whisky,<br />

Frauen) fest im Blick. Sein älterer Bruder<br />

Eli (John C. Reilly) kann ebenso<br />

gut mit der Waffe umgehen. Aber er<br />

kann nicht aufhören, zu staunen über<br />

die Einrichtung der Welt. Die scheint<br />

in der Taträtselhaft im Oregon des<br />

Jahres 1851. Dortsind Wasserklosetts<br />

und Zahnbürsten zu entdecken; Siedlungen<br />

wachsen über Nacht aus dem<br />

Boden. Manchmal wundert sich der<br />

leutselige Eli auch einfach nur darüber,dass<br />

schon vier Tage vergangen<br />

sind, ohne dass jemand versucht hat,<br />

sie beide umzubringen.<br />

Alles in allem ist das unerhört für<br />

einen Western. Dasist dem französischen<br />

Regisseur Jacques Audiardgerade<br />

recht. Er deutet das Genreals einen<br />

Schelmenroman, der sich zusehends<br />

in ein rabiates Märchen verwandelt.<br />

Alexandre Desplats<br />

Filmmusik will partout nicht nach<br />

heroischem Americana klingen; vielmehr<br />

greift sie ahistorisch beschwingt<br />

voraus zum Jazz. Allerdings<br />

geht es, wie fast immer im Western<br />

darum, um Identitätsfindung. Dieser<br />

Regisseur lernt seine Charaktere<br />

gern ineinem Stadium der Amoral<br />

kennen. Es hilft, dass sie den Nutzen<br />

des Vatermordes entdecken; gleichviel,<br />

ob metaphorisch oder konkret.<br />

„The Sisters Brothers“ gibt sich als<br />

ein freudianischerWesternzuerkennen<br />

–und auf vertrackte Weise auch<br />

als ein therapeutischer.<br />

WasEli in sich spürt–sein Bruder<br />

ist meist zu besoffen, um daran teilzuhaben<br />

–, ist eine existenzielle Verunsicherung.<br />

Sie ist zu unbestimmt,<br />

als dass man sie schon einen Zweifel<br />

nennen könnte. Aus ihr erwächst<br />

auch keine Vorstellung davon, was<br />

das Richtige wäre; vielmehr wohnt<br />

ihr die Ahnung inne,dass das Leben<br />

nicht so weitergehen sollte wie bisher.<br />

Welches Glück also, dass die<br />

zwei auf ein weiteres Gespann stoßen,<br />

das seine eigenen Suchbewe-<br />

Wirsind Heldinnen<br />

WILDBUNCH<br />

gungen unternimmt. Dasist zum einen<br />

ihr Kontaktmann John Morris<br />

(Jake Gyllenhaal), der die Umbrüche<br />

im Pionierleben aus einer Wartephilosophischer<br />

Entrückung verfolgt.<br />

(Er hat ebenfalls die Vorzüge der<br />

Zahnhygiene entdeckt.) Das Ziel ihrer<br />

gemeinsamen Anstrengungen,<br />

Herman Kermit Warm (Riz Ahmed),<br />

hat eine chemische Formel entwickelt,<br />

dank der Goldnuggets im<br />

Flusslauf aufleuchten, woran ihr<br />

Auftraggeber brennendes Interesse<br />

hat. Aber Warm entpuppt sich als ein<br />

Idealist, der andere Pläne als nur<br />

schnöde Bereicherung verfolgt.<br />

Zu dieser Regung zivilisatorischer<br />

Erwartungen passt, dass Audiards<br />

Spätwestern ineiner Vorzeit spielt.<br />

Er füllt eine Lücke, die in der filmischen<br />

Überlieferung des Westens<br />

klafft, jene Zeit zwischen dem kalifornischen<br />

Goldrausch und dem<br />

Bürgerkrieg. DasLand ist noch nicht<br />

ganz bereit, mit Revolver und Repetiergewehr<br />

erobert zu werden: Es<br />

gibt zwar bereits mehrschüssige<br />

Colts,die zu laden aber höchst kompliziert<br />

ist –die Patrone wurde noch<br />

nicht erfunden –, was Schusswechsel<br />

zu einer etwas stockenden Angelegenheit<br />

macht. In den Städten, die<br />

quasi über Nacht und im Fertigbau<br />

aus dem Boden schießen, regieren<br />

vorerst Habgier und Gewalt. DasGesetz<br />

tritt in „The Brothers Sisters“<br />

noch nicht auf den Plan.<br />

Gold im Garten Eden<br />

Die Macht existiert aber bereits in<br />

diesem Provisorium. Sie wird vom<br />

Commodore verkörpert, und sie ist<br />

so uneingeschränkt, dass Rutger<br />

Hauer ohne einen einzigen Dialogsatz<br />

auskommt. Im Gegenzug meldet<br />

sich das Korrektiv zum Kapitalismus<br />

bereits zu Wort: Warm schürft<br />

nach Gold, um eine Kommune zu<br />

gründen, in der Gleichheit und Gemeinwohl<br />

herrschen sollen. Diese<br />

ferne Utopie gewinnt im dritten Akt<br />

des Films heitereKonkretion: imVergnügen,<br />

das die ungleichen vier an<br />

ihrer Zweckgemeinschaft haben. Sie<br />

verbringen frohgemute Tage miteinander;für<br />

ein paar Filmminuten darf<br />

die Landschaft sich zurückverwandeln<br />

in den Garten Eden. Natürlich<br />

verlieren sie das Gold nicht aus den<br />

Augen, aber ihren Mordauftrag stellen<br />

die Brüder erst einmal hintan.<br />

DieVerheerung findet andereWege,<br />

über sie hineinzubrechen.<br />

TheSisters Brothers Frankreich,Spanien, Rumänien,<br />

Belgien,USA 2018. Regie und Drehbuch(mit<br />

ThomasBidegain,nach dem Roman<br />

vonPatrick de Witt):Jacques Audiard. Darsteller:<br />

John C. Reilly, Joaquin Phoenix, JakeGyllenhaal<br />

u.a.Farbe,121 Minuten, FSK: ab 12 Jahre<br />

Wenig differenziert: Eine dreiteilige Dokumentation von RBB und MDR feiert die „Ostfrauen“<br />

VonTorsten Wahl<br />

Dahat das Land Berlin dem Filmprojekt<br />

sogar zu einem Feiertagstermin<br />

verholfen. Dieersten beiden<br />

Folgen der Dokureihe „Ostfrauen“<br />

laufen am Frauentag, ab<br />

20.15 Uhr, bei RBB und MDR. Die<br />

Autoren Antje Schneider und Lutz<br />

Pehnert erweisen sich als echte Gratulanten<br />

für alle Frauen zwischen<br />

Ostsee und Erzgebirge, feiern sie in<br />

der Ouvertüreüberschwänglich:„Sie<br />

sind selbstbewusst, unabhängig, erfolgreich.<br />

Siemachen Karriere, nicht<br />

nur in der Politik. SiemeisternBeruf<br />

und Familie, weil sie es nicht anders<br />

kennen. Sie reden nicht über Emanzipation,<br />

weil sie emanzipiertsind.“<br />

In den drei Folgen reden insgesamt<br />

18 solcher „Ostfrauen“ über<br />

sich und ihr Selbstverständnis, alle<br />

werden dazu mit einer Kurzbiografie<br />

vorgestellt. Manche sind Ende Siebzig,<br />

andere erst Mitte Zwanzig, was<br />

die Frage aufwirft, wie lange die biografische<br />

Prägung eigentlich hält.<br />

Umspielt werden die Aussagen von<br />

prägnanten Filmausschnitten mit<br />

Defa-Heldinnen wie Jutta Hoffmann,<br />

Angelica Domröse, Renate<br />

Krößner und Katrin Sass sowie Dokumentarfilmen,<br />

in denen selbst die<br />

berüchtigte Justizministerin Hilde<br />

Benjamin –ineiner MDR-Produktion<br />

von 2013 „Die Scharfrichterin<br />

der DDR“ genannt –, als Vorkämpferinder<br />

Ostfrauen angeführtwird.<br />

Die Vorzeige-Frauen können fast<br />

allesamt aus einem besonderen Lebensweg<br />

berichten, was oft anregend<br />

ist und zum Vergleich einlädt.<br />

So war Solveig Leo in den 60er-Jahren<br />

die jüngste LPG-Vorsitzende der<br />

DDR, Sabine Eckner Anfang der 90er<br />

dann die jüngste Chefin eines Arbeitsamtes,<br />

Simone Brackrog kennen<br />

viele als Aktmodell, Viola Klein<br />

leitet heute eine Softwarefirma mit<br />

mehr als 200 Mitarbeitern –und Regine<br />

Sylvester muss den Lesern dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> gar nicht vorgestellt werden.<br />

Deutlich und anschaulich wird,<br />

wie die staatlich angeordnete Emanzipation<br />

nicht nur zur einer anhaltend<br />

höheren „Erwerbsneigung“<br />

und zu einem Vorsprung in puncto<br />

Gleichstellung führte, sondern auch<br />

zu erhöhten Raten bei Scheidungen<br />

und Schwangerschaftsabbrüchen,<br />

die in der DDR viel liberaler geregelt<br />

waren. Vorallem aber will die Reihe<br />

zeigen, dass die „Ostfrauen“ mit ihrem<br />

Pragmatismus die Bundesrepublik<br />

stärker verändern, als sie es<br />

selbst wahrhaben wollen.<br />

In der Folge „Wege zur Macht“<br />

rücken Politikerinnen ins Zentrum,<br />

wie die beiden SPD-Frauen Petra<br />

Köpping und Katrin Budde, die<br />

linke Netzaktivistin Anke Domscheit-Bergoder<br />

die Lausitzer Konservative<br />

Jana Schimke, die 1989<br />

gerade mal zehn Jahre alt war. Die<br />

höhere Präsenz der Ostfrauen in<br />

der Politik, so sind seit 2013 sämtliche<br />

ostdeutschen Bundesminister<br />

stets Frauen gewesen, war für Produzent<br />

Olaf Hoferichter überhaupt<br />

der Anlass für diese Dokureihe. In<br />

den Interviews stellen alle Politikerinnen<br />

das Verbindende heraus –<br />

als stünden Sozialisation und Herkunft<br />

über politischer Position, als<br />

würden sie stets mit einer Stimme<br />

sprechen.<br />

Überhaupt besteht das Problem<br />

dieser Reihe darin, dass im Kommentar,<br />

den Anna Thalbach spricht,<br />

alle Aussagen sofortverallgemeinert,<br />

oft pauschalisiertwerden. Doch Ostfrauen,<br />

die keine zweite tolle Karriere<br />

hingelegt haben, sondern nach der<br />

Wende sich zurückzogen, Hausfrau<br />

wurden, in Mini-Jobs festhingen<br />

oder resignierten, kommen im Film<br />

nicht vor. Gegenüber den „Westfrauen“<br />

aber müssen sich fast alle<br />

Befragten immer wieder abgrenzen.<br />

Keine wollte je „Emanze“, „Karrierefrau“,<br />

„Püppi“ oder „Superweib“<br />

sein. „Ostfrauen sind kein Mythos –<br />

sie bestehen auf ihr Glück“, heißt es<br />

hymnisch im Ausklang des ersten<br />

Teils.Gilt das nur für sie?<br />

Ostfrauen Folgen 1/2: „Wegezum Glück“, „Wege<br />

zur Macht“, Fr,8.3., ab 20.15 Uhr ,RBB und<br />

MDR;Folge3:„Wegvom Herd“, Di,12.3., 20.15<br />

Uhr,RBB,22.05 Uhr,MDR<br />

Begleitstudie: rbb-online.de/ostfrauen<br />

VonRegina Kerner<br />

Darfeine europäische Kulturinstitution<br />

mit einer despotischen<br />

Herrscherfamilie zusammenarbeiten,<br />

die Kritiker ins Gefängnis werfen<br />

oder gar ermorden und zerstückeln<br />

lässt? Über diese Frage wirdderzeit in<br />

Italien debattiert. Es geht um die Mailänder<br />

Scala, eines der bekanntesten<br />

Opernhäuser der Welt, und um die<br />

saudische Königsfamilie, die wegen<br />

Menschenrechtsverletzungen in Verrufgeraten<br />

ist, vorallem seit der Journalist<br />

Jamal Kashoggi im saudischen<br />

Konsulat in Istanbul ermordet wurde.<br />

Drei Millionen aus Riad<br />

Eine Vereinbarung sieht vor, dass aus<br />

Saudi-Arabien fünf Jahre lang je drei<br />

Millionen Euro an die Scala fließen.<br />

Das hat Intendant Alexander Pereira,<br />

ein österreichischer Kulturmanager,<br />

in Interviews bestätigt. Die Scala soll<br />

ihrerseits beim Aufbau einer MusikundTanzakademie<br />

in Riad helfen. Offen<br />

ist, ob die Millionenspende vom<br />

Königshaus oder etwa vom saudischen<br />

Ölkonzern Aramco kommen<br />

wird. Und offen ist auch, ob Saudi-<br />

Arabien im Gegenzug Mitglied der<br />

Scala-Stiftung wird. Dieser gehören<br />

neben dem italienischen Staat, der<br />

Region und der Stadt Mailand etliche<br />

private Geldgeber wie Pirelli, Eni,<br />

Tod’s und Allianz an. Das neunköpfige<br />

Gremium segnet Programm und<br />

Personalentscheidungen ab und<br />

kümmert sich um die Bilanzen. Der<br />

saudische Prinz war im Dezember<br />

überraschend zum Spielzeitauftakt<br />

nach Mailand gereist. Damals habe er<br />

mit Italiens Kulturminister Alberto<br />

Bonisoli erstmals über eine Kooperation<br />

gesprochen, sagte Intendant Pereirajetzt<br />

–wohl auch, um sich gegen<br />

Vorwürfe zu verteidigen, er handele<br />

auf eigene Initiative.<br />

Die Opposition ist empört. „Die<br />

Vorstellung, dass die Saudis in die<br />

Scala kommen, ist in Sachen Menschenrechte<br />

ein Schlag ins Gesicht“,<br />

sagte der italienische Sozialdemokrat<br />

Antonio Panzeri, Vorsitzender des<br />

Menschenrechtsausschusses im EU-<br />

Parlament. Ähnlich argumentiert<br />

Maurizio Gasparri von der Forza Italia.<br />

Kulturminister Bonisoli ließ wissen,<br />

er werdesich mit dem Außenministerium<br />

beraten. Dasletzte Wort ist<br />

dem Scala-Aufsichtsrat vorbehalten.<br />

Derwill sich am 18. Märztreffen.<br />

Intendant Pereira geht nach dem<br />

Motto „Pecunia non olet“ vor, Geld<br />

stinkt nicht: „So eine Gelegenheit<br />

kommt nicht alle Tage.“ Lehne die<br />

Scala ab,gebe Prinz Badr das Geld anderen.<br />

„Frankreich wartet nur darauf.“<br />

Er wisse,wie despotisch das Regime<br />

in Riad sei. Aber er glaube an die<br />

„positive Kraft der Musik“. Seit Pereira2014<br />

die Leitung übernahm, hat<br />

er viele Sponsoren gewonnen. 45 Millionen<br />

nimmt die Scala jährlich an<br />

privaten Geldern ein. Als eines der<br />

wenigen italienischen Theater<br />

schreibt sie schwarze Zahlen. Pereiras<br />

Vertrag läuft 2020 aus, erwürde<br />

gern weitermachen. Es wird vermutet,<br />

er könne seine Position mit der<br />

Spende aus Riad festigen wollen.<br />

TOP 10<br />

Dienstag,5.März<br />

1 Ina.Freundschaft ARD 4,61 14 %<br />

2 Charité ARD 4,46 14 %<br />

3 Rosenheim-Cops ZDF 4,43 15 %<br />

3 Tagesschau ARD 4,43 14 %<br />

5 heute ZDF 4,36 17 %<br />

6 SOKOKöln ZDF 3,86 18 %<br />

7 RTL aktuell RTL 3,58 15 %<br />

8 Wer weiß denn...? ARD 3,53 17 %<br />

9 heute-journal ZDF 3,03 10 %<br />

10 GZSZ RTL 2,98 10 %<br />

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