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Berliner Zeitung 16.03.2019

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16./17. MÄRZ 2019 5<br />

zig Geflüchtete untergekommen sind. Die<br />

haben einen Fußballverein, der nie geil gespielt<br />

hat, aber weil ein paar der Geflüchtetenrichtig<br />

gute Fußballer waren, hateskeine<br />

zwei Wochen gedauert, da waren die integriert,<br />

und nach zwei Wochen hatten zehn<br />

vonihnen bereits einen Job. Sportund Musik<br />

–das sind einfach die besten Träger, umzu<br />

kommunizieren, weil du keine gemeinsame<br />

Sprache brauchst, sondern nur das gemeinsame<br />

Interesse.Sokommt mansich nah.<br />

Wiepraktisch, dass Siefür beides brennen.<br />

Ja, ich habe das immer schon gehabt, ob<br />

in Istanbul, Braunschweig oder Hamburg:<br />

Man hat mit den Leuten, mit denen man<br />

Fußball spielt, so ein krass enges Verhältnis,<br />

obwohl man die oft eigentlich gar nicht<br />

kennt. Aber man hat schon mal zusammen<br />

in der Abwehr gespielt oder ’ne Bude gemacht<br />

und das verbindet irgendwie.<br />

Im Song „Hometown“ singen Sie: „In jeder<br />

Ecke hängt noch ein Teenagertraum.“ Wovon<br />

haben Sieals Jugendlicher geträumt?<br />

Schon vonder Rockstarkarriere. Ichbin<br />

ja in einem Dorf sozialisiert und war<br />

Axel „Aki“Bosse …<br />

…kam 1980 in Braunschweig zur Welt,wuchs aber<br />

einigeKilometer entfernt in Hemkenrode auf. Musik<br />

war ihm schon immer wichtig –und zwarsosehr,<br />

dasserstatt in dieSchule zu gehen lieber im Jugendzentrum<br />

an neuen Songs feilte. Er brach die<br />

Schule ab,umsich aufseine Künstlerkarriere zu<br />

konzentrieren.<br />

…geht alsleidenschaftlicher Fußballfan und-spielerheute<br />

noch regelmäßig zu denSpielen seines<br />

Lieblingsclubs Eintracht Braunschweig (3. Liga).<br />

…ist mitder Schauspielerin und Autorin Ayse<br />

Bosse verheiratet. Die beiden haben eine gemeinsame<br />

Tochter,die sich für Kung-Fu begeistert, und<br />

leben mittlerweile etwas außerhalb Hamburgs.<br />

... schoss mit seinem neuen Album „Alles ist Jetzt“<br />

auf Nummer eins der Albumcharts. Am 19. März<br />

spielt Bosse in der <strong>Berliner</strong> Columbiahalle.<br />

schon ziemlich früh ein krasser Außenseiter,weil<br />

ich Haarebis zum Arsch hatte.Ich<br />

hatte damals eine große Affinität zum Metal<br />

und später zu Seattle –und damit war<br />

ich auf dem Dorf ziemlich alleine. Für<br />

mich gab es damals neben der Musik auch<br />

nichts anderes mehr. Ich wollte nicht in<br />

die Schule, ich wollte in den Proberaum.<br />

Haben Sieoft dieSchulegeschwänzt?<br />

Ja, ständig. Statt in die Schule zu gehen<br />

bin ich ins Jugendzentrum und habe da<br />

Mucke gemacht –über Jahre. Ich halte da<br />

heute noch den Weltrekord imRumhängen.<br />

Wiehaben IhreEltern darauf reagiert?<br />

Denen wäre schon lieber gewesen, wenn<br />

ich regelmäßig im Klassenzimmer gesessen<br />

hätte, aber die waren immer auf meiner<br />

Seite. Die haben sich zwar Sorgen gemacht,<br />

waren sich aber sicher:Das wird schon noch.<br />

Ihren Eltern war also früh klar, dass Sie die<br />

Musik dem Abitur vorziehen?<br />

Absolut. Undesist doch so: Familie funktioniertüber<br />

Kommunikation und Liebe.Und<br />

wir hatten immer beides. Dadurch, dass ich<br />

früher sehr sportlich war und in dem Bereich<br />

viel durchgezogen habe, wussten die auch,<br />

dass ich ein Beißer bin, wenn mir etwas wichtig<br />

ist; dass ich Ehrgeiz habe.Natürlich haben<br />

die sich gefragt, wie das mit der Kohle laufen<br />

soll, aber zumindest meine Mutter fand das<br />

mit der Kunst schonauch ganz gut.<br />

Gab esfür Ihre Eltern mal einen erlösenden<br />

Moment, in dem sie dachten: Jetzt hat der<br />

Junge es geschafft?<br />

Für Eltern sind Fernsehauftritte stets ein<br />

Zeichen des Erfolges.Das kann ich jeder jungen<br />

Band bei Stress mit den Elternnur empfehlen:<br />

Einmal kurz ins Fernsehen huschen!<br />

Daswirkt!<br />

WarenSie ein rebellischer Teenager?<br />

Ich habe nie gegen Zuhause rebelliert,<br />

aber immer gegen den ganzen Rest.<br />

Egal in welcher Stadt: Axel Bosse joggt morgens seine acht Kilometer,auch an Tagen, „die total zum Kotzen und anstrengend sind“.<br />

TIM BRÜNING<br />

Dniel Schieferdecker<br />

hätte sich vonBosse sogar ein<br />

Spiegel-Abo andrehen lassen.

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