Militaer_Aktuell_1_2019_neu_n_n
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0 1 2 w e l t & s t r a t e G I e<br />
STAATSCHEF POLARISIERT Der serbische<br />
Präsident Aleksandar Vučić hat innenpolitisch<br />
mit der Opposition gebrochen.<br />
Außenpolitisch gibt er sich im Konflikt mit<br />
dem Kosovo und dessen geplanter Aufstellung<br />
eigener Streitkräfte bestimmt.<br />
ein kooperatives Verhältnis zur albanischen<br />
Volksgruppe aufzubauen. Die<br />
Propagierung ethnischer Teilungsvarianten<br />
in Bezug auf den Kosovo könnte<br />
dieses erfolgreiche Modell in Mazedonien<br />
gefährden. Auch im Falle des<br />
Kosovo bestünde mit dem im April<br />
2013 von serbischen und kosovarischen<br />
Regierungsvertretern in Brüssel unterzeichneten<br />
Abkommen grundsätzlich<br />
die Möglichkeit, das bilaterale Verhält-<br />
nis langsam zu normalisieren, ohne die<br />
Stabilität der Nachbarländer zu beeinträchtigen.<br />
Dieses bisher großteils nicht<br />
umgesetzte Abkommen sieht einerseits<br />
die Integration der Kosovo-Serben in<br />
die Kosovo-Institutionen und andererseits<br />
die Gründung eines serbischen<br />
Gemeindeverbandes innerhalb des<br />
Kosovo vor.<br />
Im Lichte der weiterhin angespannten<br />
regionalen Situation stellt die Präsenz<br />
der Friedenstruppen EUFOR ALTHEA<br />
in BuH (derzeit rund 670 Soldaten) und<br />
der KFOR im Kosovo (derzeit rund<br />
3.500 Soldaten) einen wichtigen Stabilitätsfaktor<br />
dar. Das Bundesheer leistet<br />
mit seiner Beteiligung an den beiden<br />
Operationen (EUFOR rund 290 und<br />
KFOR rund 430 Soldaten) einen substanziellen<br />
Beitrag dazu und stellt mit<br />
Generalmajor Martin Dorfer seit Ende<br />
März 2018 auch den Kommandanten<br />
der gesamten EUFOR-Mission.<br />
Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für Friedenssicherung<br />
und Konfliktmanagement an der Landesverteidigungsakademie<br />
mit Forschungsschwerpunkt<br />
Südosteuropa.<br />
Licht und Schatten über dem Westbalkan<br />
BRIGADIER WALTER<br />
FEICHTINGER ist seit<br />
2002 Leiter des Instituts<br />
für Friedenssicherung und<br />
Konfliktmanagement (IFK)<br />
an der Landesverteidigungsakademie.<br />
endlich wieder ein lichtblick auf dem<br />
westbalkan. die längst überfällige einigung<br />
von Griechenland und Nordmazedonien<br />
im leidigen Namensstreit ist ein<br />
ermutigendes signal. es zeigt, dass nachhaltige<br />
lösungen möglich sind, wenn die<br />
beteiligten Parteien ernsthaft, konstruktiv<br />
und mit der erforderlichen ausdauer an<br />
ein Problem herangehen. Für Nordmazedonien<br />
ist damit der weg frei für die aufnahme<br />
in die Nato und eine beschleunigte<br />
Heranführung an die europäische<br />
Union.<br />
Ähnliches würde man sich auch an anderen<br />
orten wünschen. so kommt der dialog<br />
zwischen serbien und dem Kosovo<br />
nicht voran, sogar vor militärischen drohungen<br />
scheut man nicht zurück. Nationalistisches<br />
Gedankengut, das schon<br />
den Nährboden für die blutigen Kriege<br />
in den 1990er-jahren bot, scheint wieder<br />
salonfähig zu werden. auch Ideen<br />
hinsichtlich eines Gebietsaustausches<br />
zwischen serben und Kosovaren mögen<br />
verlockend klingen, doch bergen sie<br />
enormes Konfliktpotenzial und würden<br />
sicher nicht auf den Kosovo begrenzt<br />
bleiben. abgesehen davon wäre es<br />
eine Kehrtwendung auf dem bisherigen<br />
weg, der sich an friedlicher Koexistenz,<br />
regionaler Kooperation und Versöhnung<br />
orientierte.<br />
das sollten sich nicht nur die akteure vor<br />
ort, sondern auch die eU in erinnerung<br />
rufen. selbst wenn derzeit einerseits<br />
Brüssel an attraktivität eingebüßt und<br />
andererseits dessen erweiterungsbereitschaft<br />
gelitten hat – die europäische<br />
Union bietet unverändert die beste Perspektive<br />
und damit auch den stabilitätsanker<br />
für die region. das sollte aber<br />
nicht dazu führen, die ansprüche an<br />
Beitrittskandidaten zu reduzieren oder<br />
unkritisch zu agieren. denn der transformationsprozess<br />
ist noch nicht abgeschlossen,<br />
ein selbsttragender Friede<br />
keinesfalls garantiert! es bleibt daher zu<br />
hoffen, dass dem aktuellen lichtblick<br />
Nordmazedonien eine generelle<br />
erleuchtung folgen wird.<br />
Foto s : G e t t y I m aG e s , N a d j a m e I st e r<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L