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0 3 8 H E E R & M E H R heutigen Ausbildungstag ebenso Thema wie das korrekte Fahrverhalten im Konvoi. In den kommenden Tagen werden die Kursteilnehmer aber auch erfahren, was es bedeutet, entführt zu werden und in Gefangenschaft zu geraten. „Willkommen im Konfliktgebiet“, beschreibt Oberst Sandor Galavics, der Leiter der Lehrabteilung im niederösterreichischen Götzendorf, einen der grundlegenden inhaltlichen Ansätze der hier angebotenen Kurse. „Die unmittelbare Erfahrung, wie sich der totale Kontrollverlust im Zuge einer Gefangennahme auf die Psyche jedes Einzelnen auswirkt, ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung“, sagt Galavics. „Die Kursteilnehmer lernen sich dadurch selbst besser kennen.“ Gerichtet sind die in Götzendorf angebotenen Kurse in erster Linie an Soldaten des Bundesheeres, die an einem der Auslandseinsätze etwa GEBALLTE AUSLANDSERFAHRUNG V. l. n. r.: Oberstleutnant Helmut Gekle, Oberst Sandor Galavics und Major Leon Knuvelder. in Bosnien und Herzegowina, im Kosovo, im Libanon oder in Mali teilnehmen werden. Aber auch Partnerorganisationen wie eben die OSZE greifen auf das Ausbildungs-Knowhow der Auslandseinsatzbasis zurück – auf internationaler Ebene ist die Einrichtung als Austrian Armed Forces International Centre (AU- TINT) bekannt und hat den Status eines Partnership Training and Education Centres (PTEC). Galavics: „Wir sind daher auch Ansprechpartner für die UN, die NATO und die EU, und nehmen regelmäßig an internationalen Treffen auf Durchführungsebene teil, um entsprechend auf dem aktuellen Stand der Dinge zu sein. Unser Hauptaugenmerk gilt aber österreichischen Bundesheerangehörigen.“ „Die Kurse sind außerordentlich intensiv“ MAJOR LEON KNUVELDER ist als stellvertretender Bereichsleiter für die Ausbildung der Gesprächsaufklärung verantwortlich. Welche inhaltliche Herausforderung diese Art der Aufklärung bedeutet und wie diese Spezialkurse gestaltet sind, erklärt er im Gespräch mit Militär <strong>Aktuell</strong>. Welche Inhalte werden in Ihrem Ausbildungsbereich konkret vermittelt? Wir bilden die Einsatztechnik der Gesprächsaufklärung aus. Darunter fallen die qualifizierte Gesprächsführung und Befragung und die gezielte Beobachtung, aber es geht auch um die Wegeerkundung vor Ort. Sprich: Alles, was dazu beiträgt, um dem Force Commander ein realistisches Lagebild der Situation in der Region zu vermitteln. Die gewonnenen Infos dienen letztlich der Sicherheit des jeweiligen Kontingents vor Ort. Dafür bedienen wir uns der Quelle Mensch, denn trotz moderner Aufklärungsmittel in Form von Drohnen und Flugzeugen ergibt sich das Lagebild zu gut drei Vierteln aus den Infos, die wir von Personen im Umfeld erfragen. Wie sehen solche Gespräche aus? Es handelt sich um eine offene, gezielte Gesprächsaufklärung. Die Soldaten geben sich zwar als solche zu erkennen, was dem Gegenüber nicht vermittelt wird, sind die konkreten inhaltlichen Ziele des Gesprächs. Das erfordert eine bestimmte Art der Fragestellung. Wie laufen diese Kurse ab? Die Kurse dauern vier Wochen und sind außerordentlich intensiv. Letztlich müssen die Teilnehmer in der Lage sein, ein High-Value-Gespräch in einer Sprache zu führen, die nicht ihre Muttersprache ist. Die Kurse laufen großteils in Englisch ab, sind intellektuell sehr fordernd und verlangen von den Teilnehmern höchste Konzentration. Welche Auslandserfahrungen haben Sie selbst bereits gemacht und was hat Sie daran gereizt? Ich war unter anderem auf den Golanhöhen und im Kosovo. Mein erster Auslandseinsatz ist mittlerweile mehr als 20 Jahre her. Das Reizvolle war für mich immer die Sinnhaftigkeit der Einsätze. Außerdem wollte ich das, was ich für den Krisenfall gelernt hatte, auch tatsächlich in einem Krisengebiet einsetzen und anwenden. M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H Galavics weiter: „Jeder Soldat, der einen Auslandseinsatz bestreitet, macht in Götzendorf Station.“ Das allerdings nicht zwingend im Vorfeld der Mission, wo die Soldaten in den Kursen auch ihre Fremdsprachenkompetenz (in Zusammenarbeit mit dem Sprachinstitut des Bundesheeres) in Englisch steigern. Doch im Zuge der Rückkehr aus dem Auslandseinsatz führt für keinen Soldaten der Weg an der Götzendorfer Wallenstein-Kaserne vorbei. „Wir erledigen hier auch die Endadministration für alle, die von den internationalen Missionen retour nach Österreich kommen.“ Dazu gehört auch eine entsprechende medizinische Entlassungsuntersuchung inklusive einer psychologischen Befragung, um etwaige belastende Erlebnisse entsprechend aufarbeiten zu können. THEORETISCHE VORBEREITUNG Große Teile der Ausbildung spielen sich im Lehrsaal ab. Aufgrund der Internationalität vieler Kursteilnehmer ist die Unterrichtssprache meist Englisch. Die Inhalte der angebotenen Kurse sind vielfältig: Der Schutz der Zivil-
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