Militaer_Aktuell_1_2019_neu_n_n
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0 2 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />
setzen. Drei Inselketten begrenzen laut<br />
dieser die strategischen Operationsräume<br />
des chinesischen Militärs. Die innerste<br />
dieser Verteidigungslinien umfasst<br />
das Südchinesische Meer, das Ostchinesische<br />
Meer und das Herzstück<br />
Taiwan, die vor US-amerikanischem<br />
Einfluss gesichert werden sollen. Der<br />
US-amerikanische Geopolitikexperte<br />
Robert Kaplan vergleicht die große<br />
strategische Bedeutung dieses Raums<br />
für China mit jener der Karibik für<br />
die USA.<br />
Der aktuelle weltpolitische Rückzug<br />
Washingtons, der sich in vielerlei Hinsicht<br />
manifestiert, und der gleichzeitige<br />
Aufstieg Chinas wird von geopolitischen<br />
Kommentatoren oft mit der viel<br />
zitierten „Thucydides Trap“ in Verbindung<br />
gebracht. Nach dieser auf den Peloponnesischen<br />
Krieg zwischen Sparta<br />
und Athen zurückgreifenden Theorie<br />
führte der Niedergang der Seemacht<br />
Athen und der Aufstieg der Landmacht<br />
Sparta zwangsläufig zum Krieg. Auch<br />
heute wird dieses Szenario des kriegerischen<br />
Übergangs zwischen zwei hegemonialen<br />
Großmächten gezeichnet.<br />
Um dieser vermeintlichen Gesetzmäßigkeit<br />
entgegenzuwirken, plädiert der<br />
Politologe Joseph Nye, der „Vater“ der<br />
Soft Power, für die sogenannte Smart<br />
Power. Diese soll in Hinblick auf das<br />
Verhältnis zwischen China und den<br />
USA durch eine Kooperation der beiden<br />
Mächte und eine verstärkte Einbindung<br />
Chinas in weltweite Angelegenheiten<br />
und Verantwortlichkeiten, Frieden<br />
gewährleisten und ein Tappen in<br />
die „Thucydides Trap“ verhindern. Die<br />
Obama-Regierung verfolgte noch diesen<br />
Ansatz. Die Strategie des aktuellen<br />
US-Präsidenten Donald Trump ist<br />
hier jedoch eher undurchsichtig.<br />
Trumps Aufkündigung der Trans-Pacific<br />
Partnership und seine protektionistische<br />
Rhetorik führten 2017 zur paradoxen<br />
Situation, dass der Anführer des<br />
kommunistischen Chinas, Xi Jinping,<br />
mit seiner Eröffnungsrede beim Weltwirtschaftsforum<br />
und der Bewerbung<br />
der Belt and Road Initiative als Fürsprecher<br />
des Freihandels auftrat und nicht<br />
die USA als Mutterland des Liberalismus.<br />
Aber auch in militärischer Hinsicht<br />
zieht sich Amerika aus vielen<br />
Die Neue Seidenstraße<br />
soll die Märkte in Ost und West verbinden.<br />
Sie soll aber auch den Handel mit den<br />
Ländern Südamerikas, Ozeaniens und<br />
sogar der Karibik forcieren und damit<br />
Chinas globalen<br />
Einfluss<br />
nachhaltig<br />
stärken.<br />
Europa<br />
Die Hauptstroßrichtung: Das<br />
Seidenstraßenprojekt soll Europa<br />
näher an China rücken und den<br />
Handel ausbauen. Chinesische<br />
Produkte könnten damit deutlich<br />
schneller nach Europa transportiert<br />
werden, entlang der Seidenstraßen-Routen<br />
plant China zudem in<br />
Billiglohnländern wie Weißrussland<br />
und Kasachstan den Bau von<br />
Fabriken und Fertigungsstraßen.<br />
Afrika<br />
Einige Länder vor allem Nordostafrikas waren bereits Teil der historischen<br />
Seidenstraße. Nun wird das Engagement deutlich intensiviert.<br />
Seit vielen Jahren investiert Peking bereits Milliarden in Afrika und<br />
treibt damit den Ausbau der Infrastruktur voran. In Dschibuti<br />
unterhält China zudem am Horn von Afrika seine erste Militärbasis<br />
im Ausland, weitere könnten schon bald folgen.<br />
C H I N A<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L