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0 2 8 W E L T & S T R A T E G I E<br />

MILITÄRISCHER LERNPROZESS<br />

„Mit der Teilnahme an internationalen Missionen<br />

sammelt Chinas Armee Auslandserfahrungen“,<br />

so Franco Algieri. „Das ist<br />

beinahe wie ein Trainingsprogramm.“<br />

naler Wettbewerber stärker und europäische<br />

Technologiebereiche können<br />

darunter leiden. Dann werden manche<br />

Stimmen zwar immer noch mit<br />

dem Argument kommen, dass es sich<br />

dabei um geringere Qualität handelt<br />

und „Made in China“ nicht „Made in<br />

Germany“ oder „Made in Austria“<br />

entspricht. Aber das stimmt teilweise<br />

schon jetzt nicht mehr und es ist nur<br />

eine Frage der Zeit, bis China Technologien<br />

entwickeln und Produkte<br />

herstellen wird, die den europäischen<br />

überlegen sind.<br />

Was bedeuten die Bemühungen<br />

Chinas zum Ausbau der Neuen<br />

Seidenstraße militärisch? China<br />

unterhält seit 2017 einen ersten<br />

Marinestützpunkt in Dschibuti am<br />

Horn von Afrika. Will Peking seine<br />

Wirtschaftsinteressen und seine<br />

Investitionen in Seidenstraßen-<br />

Projekte schützen, ist wohl bald<br />

mit weiteren Militärkooperationen<br />

und -basen zu rechnen, oder?<br />

Auf jeden Fall. China hat bereits<br />

damit begonnen, seine Ingenieure,<br />

Arbeiter und Manager in einigen<br />

Ländern durch private chinesische<br />

Sicherheitsfirmen schützen zu lassen.<br />

Ebenso sind die Infrastrukturinvestitionen<br />

zu schützen. Möglich ist das<br />

einerseits, indem das Land, in dem<br />

sich entsprechende Infrastrukturprojekte<br />

befinden, für die Sicherheit<br />

sorgt. Andererseits könnte dies auch,<br />

wie beim Personal, in die Hände<br />

privater Unternehmen gelegt werden<br />

oder China kümmert sich selbst<br />

darum …<br />

… und engagiert sich militärisch.<br />

Richtig. China hat dahingehend auch<br />

bereits erste Schritte gesetzt, befindet<br />

sich aber noch inmitten eines riesigen<br />

Lernprozesses, zu dem beispielsweise<br />

auch die Teilnahme an UN-Einsätzen,<br />

an internationalen Manövern und<br />

auch an der Anti-Piraterie-Mission<br />

vor der Küste Afrikas gehören. Seite<br />

an Seite mit anderen Nationen lernt<br />

China dort Abläufe kennen und sammelt<br />

Auslandserfahrungen. Das ist<br />

beinahe wie ein Trainingsprogramm<br />

und aus Sicht Chinas unheimlich<br />

wichtig, war man doch jahrzehntelang<br />

nur auf sich selbst und auf die<br />

Verteidigung der eigenen Landesgrenzen<br />

fixiert.<br />

Gibt es konkrete Überlegungen und<br />

Pläne zum Aufbau weiterer Stützpunkte?<br />

Die gibt es bestimmt, Dschibuti wird<br />

sicher kein einmaliges Event bleiben<br />

und weitere Stützpunkte sind zu erwarten,<br />

beispielsweise in Südasien.<br />

Ganz sicher wird China in Zukunft<br />

auch im Kontext von Anti-Terror-<br />

Maßnahmen oder gemeinsamen<br />

Sicherheitsübungen noch mehr Präsenz<br />

zeigen und verstärkt zu sicherheitspolitischen<br />

Fragen Stellung<br />

beziehen. Damit kann China auch seinen<br />

regionalen und globalen Einfluss<br />

vergrößern und sein internationales<br />

Ansehen stärken.<br />

Peking setzt nun also – nach Jahrzehnten<br />

der reinen Landesverteidigung<br />

und den zuletzt immer bestimmter<br />

formulierten Ansprüchen<br />

im Südchinesischen Meer – militärisch<br />

den nächsten Schritt?<br />

Der Wandel ist eindeutig feststellbar.<br />

Die Rüstungsausgaben Chinas steigen<br />

seit Jahren, was aber – so ehrlich<br />

muss man sein – auch bei anderen<br />

Ländern der Fall ist. China modernisiert<br />

seine Armee und setzt dabei<br />

auch stark auf <strong>neu</strong>e Technologien.<br />

Das Ziel ist es, Fähigkeiten aufzubauen<br />

– und das mit allem Nachdruck.<br />

Sind die Inbetriebnahme eines<br />

ersten Flugzeugträgers vor einigen<br />

Jahren und der aktuell im Bau<br />

befindliche zweite Träger Teil<br />

dieser Entwicklung?<br />

Definitiv. Den ersten Träger hat<br />

China noch von der Ukraine gekauft<br />

und er dient vor allem zu Übungszwecken.<br />

Es geht darum, zu lernen,<br />

wie man einen Träger betreibt. Der<br />

nun im Test befindliche zweite Träger<br />

ist bereits eine Eigenentwicklung und<br />

zwei weitere Träger sind in Planung.<br />

Die Fertigstellung und Inbetriebnahme<br />

der Flugzeugträger spiegelt nicht<br />

nur Lerneffekte wider, China wird damit<br />

auch militärisch einen gewaltigen<br />

Entwicklungsschritt machen.<br />

Damit ist wohl auch zu erwarten,<br />

dass die anhaltende Konfrontation<br />

mit den USA in den kommenden<br />

Jahren weiter an Schärfe gewinnt,<br />

oder?<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L

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