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GAB April 2019

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28 BÜHNE/BUCH<br />

ROMAN<br />

Joseph Cassara:<br />

Das Haus der<br />

unfassbar Schönen<br />

FOTO: KIEPENHEUER & WITSCH<br />

New York, Anfang der 80er: In der<br />

vibrierenden Stadt, die damals noch<br />

weit entfernt von der heutigen Hochglanz-<br />

Metropole ist, blühen die Subkulturen:<br />

Neben Hip-Hop und Breakdance, den<br />

ersten Underground-House-Clubs und<br />

einer ausschweifenden schwulen Szene<br />

entsteht auch die ganz neue Bewegung<br />

der Drag-Ballrooms. Die explizit queeren<br />

Veranstaltungen sind eine Mischung aus<br />

Party und Laufsteg-Wettstreit, bei denen<br />

sich die Teilnehmer in Attitüde, Outift<br />

und tänzerischer Raffinesse messen. Der<br />

Voguing-Tanzstil – angelehnt an die Posen<br />

der Supermodels in Hochglanzmagazinen<br />

– ist eine der markantesten Erfindungen<br />

der damaligen Zeit.<br />

Joseph Cassaras Roman „Das Haus der<br />

unfassbar Schönen“ geht zu diesen Wurzeln<br />

zurück – genauer setzt er noch einen<br />

Schritt vorher an: Seine an reale Personen<br />

angelehnten Protagonisten sind die Dragqueens<br />

Angel und Venus, der Tänzer Hector,<br />

der stille Juanito und Daniel, der sich<br />

keiner Genderidentität zuordnen möchte.<br />

Alle stammen aus prekären familiären Verhältnissen,<br />

in denen Gewalt. Drogen und<br />

sexueller Missbrauch zum Alltag gehören.<br />

Als gesellschaftliche Underdogs müssen<br />

sie sich doppelt behaupten – denn es geht<br />

nicht um Spaß und Selbstverwirklichung,<br />

sondern um die blanke Existenz.<br />

Die Teenager treten die Flucht nach vorne<br />

an und gründen ihre eigenen Wahlfamilien<br />

– und ihr „House of Xtravaganza“<br />

wird schließlich zum Zufluchtsort, einer<br />

Mischung aus Safe-House, Sozialstation<br />

und kreativer Werkstatt, in der eine eigene<br />

Kultur entsteht.<br />

Autor Joseph Cassara nimmt sich viel<br />

Zeit, um seine Protagonisten vorzustellen<br />

und deren vielschichtige Persönlichkeiten<br />

ausführlich zu beschreiben, authentisch mit<br />

jeder Menge Street-Slang verwoben. Damit<br />

wird nicht nur ein Zeitgeist beschrieben,<br />

sondern auch viel über den Widerstand<br />

und den unbändigen Willen, sich trotz aller<br />

Widrigkeiten durchzusetzen und für ein<br />

ganz normales Leben zu kämpfen. Im <strong>April</strong><br />

erscheint der amerikanische Erfolgsroman<br />

in deutscher Erstausgabe. *bjö<br />

Joseph Cassara „Das Haus der unfassbar<br />

Schönen“ erschient am 11.4. bei<br />

Kiepenheuer & Witsch,<br />

ISBN 978-3-462-05169-8<br />

069 – die Frankfurter Verlagsschau<br />

Auf halber Stecke zwischen den Buchmessen 2018 und <strong>2019</strong> zeigt die Frankfurter Verlagsschau<br />

069 für ein Wochenende Bücher von, für und in Frankfurt. Dabei kann man nicht nur<br />

an den Verlagsständen auf Entdeckungsreise gehen, die teilnehmenden Verlage stellen sich<br />

und ihr Programm im Stundentakt auf der Bühne mit kleinen Präsentationen vor. Mit dabei<br />

sind unter anderen auch der aus dem gleichnamigen Gastronomiebetrieb entstandene Größenwahn<br />

Verlag, der verschiedene Titel mit queeren Thematiken führt, oder der Societätsverlag,<br />

bei dem unter anderem die Stadtführer-Serie „Unorte in Frankfurt“ von Christian Setzepfandt<br />

erschienen sind. Tradition der 069 Verlagsschau ist außerdem, dass sich die Frankfurter<br />

Verlage zehn Nicht-Frankfurter Verlage als Gäste einladen können – und so ist in diesem Jahr mit<br />

dem Berliner Quer Verlag auch ein explizit queerer Verlag dabei! *bjö<br />

6. und 7.4., Evangelische Akademie, Römerberg 9, Frankfurt, 11 – 17 Uhr, Eintritt frei, www.nullsechsneun.net<br />

FOTO: KABOOMPICS, PEXELS.COM<br />

KRIMI<br />

Roberto Sam Balducci: Wolfsbisse<br />

FOTO: VERLAG ANDERS LIEBEN<br />

Hätte der Autor Lennert Glyen geahnt, was auf<br />

ihn zukommt, hätte er wahrscheinlich einfach<br />

ganz normal seinen Geburtstag gefeiert. Aber<br />

Lennert „flüchtet“ an „seinem“ Wochenende aus<br />

Frankfurt nach Berlin und möchte sich am liebsten<br />

verkriechen. Aber wie so oft schlägt genau<br />

dann das Schicksal zu: In einem SM-Club lernt er<br />

den Chirurgen Aaron kennen, die beiden Männer<br />

kommen sich näher. Leider entwickelt sich die<br />

Beziehung für Lennert im Laufe der kommenden<br />

Wochen negativ: Zerrissen zwischen Angstzuständen<br />

und Rachegefühlen sucht er Hilfe bei<br />

einem Psychiater. Als der ihm rät, das Erlebte als<br />

Roman zu verfassen, scheint das zunächst eine<br />

Lösung für Lennert zu sein. Er entwickelt eine<br />

fiktive Romangeschichte, in der er mit seinem<br />

Lover abrechnet – allerdings wir die Story plötzlich<br />

erschreckend real ...<br />

Roberto Sam Balducci erzählt seinen Krimiroman<br />

„Wolfsbisse“ packend und mit viel Liebe zum<br />

Detail. Dass er dabei gerne auch die erotischen<br />

Momente der aufgeladenen Geschichte genüsslich<br />

beschreibt, gibt dem Buch einen besonderen<br />

Kick! *bjö<br />

Roberto Sam Baldicci „Wolfsbisse“,<br />

erschienen im Verlag Anders Lieben,<br />

ISBN 978-3-944485-16-4,<br />

www.anderslieben.de, www.wolfsbisse.de

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