Rezension zu: - Verlag für Gesprächsforschung
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ständige Erfassung relevanter Phänomene – erst dann imstande, das dem Transkript<br />
<strong>zu</strong>grunde liegende Gesprächsereignis lebendig werden <strong>zu</strong> lassen, wenn man<br />
das da<strong>zu</strong>gehörige Medium kennt. Aus einem Volltranskript alleine – und sei es<br />
noch so gut – kann man in Unkenntnis des Originals nur eine Variation rekonstruieren.<br />
Insofern ist das Volltranskript neben der Analysegrundlage <strong>zu</strong>gleich<br />
Erinnerungshilfe, die das Original bei der Analyse wieder aufleben lässt. Das Beispiel<br />
„Streithafte Interaktion―, der Anfang des Transkripts „kohln vergessen― aus<br />
einer früheren Arbeit <strong>zu</strong> Streit (Spiegel 1995), versucht die Streitdynamik wieder<strong>zu</strong>geben,<br />
indem es sowohl die Überlappungen bei den Unterbrechungen als auch<br />
die Expressivität der prosodischen Merkmale ab<strong>zu</strong>bilden versucht.<br />
Beispiel 1: Volltranskript „Streithafte Interaktion―<br />
01 G: da; dass; des-<br />
02 G: per, auer- dauerauftrag- machst-<br />
03 M: ach ]<br />
06 K [KLINGT ABFÄLLIG]<br />
07 [ich- hab- bis, jetzt-]<br />
08 G: darum? dass- des-<br />
09 jedn- monat=n geZE�ter is. (-) <br />
11 M: [!ACH!- des is? DOch ] kein; ge!ZE!ter. �!GU!drUn.<br />
11 (-) <br />
12 G: [also- ]<br />
13 M: (.) wo:- gar keine problE:?me sind-<br />
14 <br />
15 G: nich.] aber <strong>für</strong> mIch? scho:n; (.)<br />
Dass ein Transkript kaum einem anderen gleicht, liegt nicht nur an den verschiedenen<br />
Transkriptionssystemen wie GAT oder HIAT, sondern daran, dass je nach<br />
wissenschaftlicher Fragestellung die Verschriftlichung eines medialen Originals<br />
anderes fokussiert und entsprechend auch anders aussieht: Untersuche ich Überlappungen<br />
von Gesprächsbeiträgen, so werde ich sowohl intonatorische Elemente<br />
als auch Pausen und parallel Formuliertes wesentlich exakter und detaillierter beschreiben,<br />
als wenn ich Wortstellungen des Gesprochenen beschreibe.<br />
Analysetranskripte sind nicht einheitlich, sondern sie können je nach Fragestellung<br />
unterschiedlich feinkörnig sein und Unterschiedliches fokussieren. Im günstigen<br />
Fall sind mindestens zwei Personen an der Transkripterstellung beteiligt;<br />
dann kann man einem Transkript auch eine gewisse Neutralität, Zuverlässigkeit<br />
und Allgemeingültigkeit <strong>zu</strong>schreiben. In der Regel ergibt sich der Zweck des<br />
Transkripts aus der jeweiligen wissenschaftlichen Fragestellung. Gelegentlich<br />
mag es sinnvoll sein, den Fokus der Transkriptionsarbeit explizit <strong>zu</strong> machen, insofern<br />
sich dieser nicht aus der wissenschaftlichen Fragestellung ergibt.<br />
Nichts desto trotz ist das Lesen eines solchen Transkripts ohne Kenntnis der<br />
<strong>zu</strong>grunde liegenden medialen Daten auch <strong>für</strong> die Experten anspruchsvoll und<br />
mühselig. Um diese Art von Transkripten <strong>zu</strong> lesen (und <strong>zu</strong> erstellen), benötigt