Rezension zu: - Verlag für Gesprächsforschung
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Sit<strong>zu</strong>ngen steht die praktische Arbeit am Telefon im Mittelpunkt. Nach einigen<br />
Hospitationen bei erfahrenen TelefonSeelsorger/innen werden in enger Begleitung<br />
erste eigene Gespräche versucht und in den Gruppensit<strong>zu</strong>ngen besprochen.<br />
Nach der zweijährigen Ausbildung wechseln alle Gruppenmitglieder in andere<br />
Supervisionsgruppen, die 12-13 Teilnehmer/innen umfassen und in der Regel<br />
zwei Jahre <strong>zu</strong>sammenbleiben. Auch hier finden die ebenfalls zweieinhalbstündigen<br />
Gruppensit<strong>zu</strong>ngen 14-tägig statt und werden von zwei Mentor/innen geleitet.<br />
Nach Ablauf von zwei Jahren ist wiederum der Wechsel in eine neue Gruppe mit<br />
anderen Themen und anderen Supervisionsmethoden möglich. 8 Im Mittelpunkt<br />
der Supervision steht immer die Bearbeitung eigener Beratungsprobleme. Die Arbeitsweise<br />
der Mentor/innen richtet sich nach deren fachlicher Ausrichtung und<br />
orientiert sich z.B. an Gesprächstherapie, Gestalttherapie, Theologie, Psychoanalyse.<br />
Für die Supervisionsarbeit hat sich eine Kombination von Gruppenleiter/innen<br />
mit unterschiedlichen Arbeitsmethoden als günstig erwiesen. In unseren<br />
Gruppen haben wir an linguistischer Gesprächsanalyse orientierte Transkriptarbeit<br />
und Psychodrama miteinander verbunden (vgl. da<strong>zu</strong> unten Kap. 4).<br />
Die hauptamtlich Tätigen und die Mentor/innen sind verpflichtet, regelmäßig<br />
an einer eigenen Supervisionsgruppe teil<strong>zu</strong>nehmen, die von einem/einer externen<br />
Supervisor/Supervisorin geleitet wird. Für alle Mitarbeitenden werden außerdem<br />
gruppenübergreifende Gesprächsabende angeboten, <strong>zu</strong> denen Referent/innen aus<br />
speziellen Fachgebieten oder aus anderen Institutionen eingeladen werden (z.B.<br />
Polizei, Sozialamt, Sucht- und Drogenberatung, Sexualberatung). Schließlich finden<br />
jährlich eine zweitägige Frühjahrstagung und eine eintägige Herbsttagung<br />
statt; die Themen da<strong>für</strong> werden von den Ehrenamtlichen nach aktuellem Bedarf<br />
gewählt.<br />
3. Vom informellen Informationsaustausch <strong>zu</strong>r festen Einrichtung<br />
einer „Lingu-Gruppe“<br />
3.1. Die Entwicklung des Interesses an Transkriptarbeit<br />
Die linguistische <strong>Gesprächsforschung</strong> war in den 1980er Jahren in außeruniversitären<br />
Einrichtungen noch weniger bekannt als heute. Insofern ist es nicht verwunderlich,<br />
dass es in der TSB eher <strong>zu</strong>fällig und durch persönliche Kontakte als durch<br />
gezielte Nachfrage seitens der Institution <strong>zu</strong> einem Austausch über das wechselseitige<br />
Interesse an der Beschäftigung mit Beratungsgesprächen kam. Nach ersten<br />
Treffen <strong>zu</strong>m informellen Informationsaustausch mit den hauptamtlichen Mitarbeiter/innen<br />
entstanden die ersten Rollenspiele, die dann in Workshops von den TS-<br />
Mitarbeiter/innen und Studierenden der Universität Bielefeld gemeinsam bearbeitet<br />
wurden. Mit Rollenspielen wurde gearbeitet, weil Tonaufzeichnungen von TS-<br />
Gesprächen grundsätzlich nicht statthaft sind, um die Anonymität der Anrufer/innen<br />
nicht <strong>zu</strong> gefährden. Nach diesen Workshops wurde die linguistische Arbeit<br />
<strong>zu</strong>nächst an einem Gesprächsabend den ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen of-<br />
8 Für die Mailberatung (die durch Passwörter anonymisiert ist) wurde eine spezielle Supervisi-<br />
onsgruppe eingerichtet.