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Rezension zu: - Verlag für Gesprächsforschung

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33<br />

tarbeiter/innen <strong>zu</strong>nächst sehr nahe. Zu beschreiben, wie jemand ein Gespräch<br />

eröffnet, auf einen Gesprächsbeitrag des Partners eingeht, ein Gefühl verbalisiert<br />

oder eine Episode erzählt, fiel wesentlich schwerer. Der erste Schritt bei der<br />

Transkriptarbeit bestand also darin, das Beobachten und Beschreiben ein<strong>zu</strong>üben<br />

und es – wenn überhaupt – erst im zweiten oder dritten Schritt <strong>zu</strong>r Grundlage von<br />

Bewertungen <strong>zu</strong> machen.<br />

Unabhängig von dem speziellen Thema, unter dem eine Fortbildungsgruppe<br />

steht, gibt es allgemeine Aspekte der Gesprächsorganisation, die <strong>zu</strong> kennen <strong>für</strong> die<br />

Praxis der Gesprächsführung in der TelefonSeelsorge grundsätzlich von Nutzen<br />

ist. Zu den Aspekten, die sich <strong>für</strong> den Einstieg in das Beobachten und Beschreiben<br />

von Gesprächsverläufen besonders eignen, weil sie von TS-Mitarbeiter/innen oft<br />

als problematisch empfunden werden, gehören Eröffnung und Beendigung eines<br />

Gesprächs. 10<br />

3.2.1. Gesprächseröffnung<br />

Gesprächsanfänge gestalten sich sehr verschieden. Eine Mitarbeiterin der TSB hat<br />

<strong>zu</strong> Beginn der 1980er Jahre ein ganzes Jahr lang in den von ihr geführten Gesprächen<br />

alle Äußerungen mitgeschrieben, die der Einführung des eigentlichen Problems<br />

vorausgingen. Dadurch entstand eine Sammlung von über 200 vorthematischen<br />

Eröffnungssequenzen unterschiedlicher Länge und Komplexität; 11 die<br />

Spanne reicht von einem Austausch von Grußformeln und einer kurzen Vorankündigung<br />

(Beispiel 1) bis <strong>zu</strong> längeren Erörterungen, ob die Anruferin ihr Problem<br />

überhaupt mit TS besprechen will (Beispiel 2, vgl. auch Beispiel 4 unten).<br />

(1)<br />

TS: Telefonseelsorge, guten Morgen<br />

A : Ja guten Morgen. Ich habe nur mal ne kurze Frage.<br />

TS: Ja<br />

A : Mir ist da ein mehr oder weniger blödes Ding passiert.<br />

(2)<br />

TS: Telefonseelsorge, guten Tag<br />

A : Ja, ich möchte mal wissen, was die Telefonseelsorge ist.<br />

TS: Sie möchten wissen, was wir hier machen und worüber Sie mit<br />

uns reden können.<br />

A : Ja, ich weiß nicht, wie das geht.<br />

TS: Hm, also hier kann jeder anrufen, der irgendwas besprechen<br />

will oder der was fragen will. Meist sind es irgendwelche<br />

Probleme oder Schwierigkeiten.<br />

A : Ah, Probleme hab ich nämlich auch. Geht das auch, wenn es<br />

ganz privat ist?<br />

TS: Ja, natürlich. Und Sie müssen auch nicht Ihren Namen sagen.<br />

10 Aspekte der Gesprächsorganisation und der Gesprächsstrukturierung sind in der Konversationsanalyse<br />

häufig behandelt worden. Für eine neuere einführende Darstellung vgl. z.B. Gülich/Mondada<br />

(2008: Kap. 7 und 8).<br />

11 Die Beispiele (1) bis (3) stammen aus dieser Sammlung. Zur Analyse von Eröffnungssequenzen<br />

in der TelefonSeelsorge vgl. auch Gülich (1981: 429f.), Behrend/Gülich/Kastner (1992)<br />

und Gülich/Kastner 1999; die Analysen orientieren sich an Schegloff (1979 und 1980).

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