Rezension zu: - Verlag für Gesprächsforschung
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und sollte es auch, denn dieser Anfang deutet in aller Regel auf (männliche) Sexanrufer<br />
hin. Für den Umgang mit dieser Klientel sind in einer TelefonSeelsorge-<br />
Stelle im Allgemeinen bestimmte Interventionen bzw. ein Abbruch des Gesprächs<br />
verabredet, um die Mitarbeiterinnen vor unangenehmen Situationen <strong>zu</strong> schützen.<br />
Gesprächsanfänge können auch so gestaltet sein, dass der Anrufer/die Anruferin<br />
versucht, quasi nahtlos an ein Gespräch in den letzten Tagen an<strong>zu</strong>knüpfen, etwa<br />
durch eine Äußerung wie „Ich habe Ihnen doch vorgestern schon erzählt, dass<br />
…― oder „Wissen Sie noch, mein Hund war doch so krank und da habe ich …―.<br />
Für diese Anrufer/innen ist es völlig gleichgültig, ob der/die gerade am Telefon<br />
sitzende TS-Mitarbeiter/in überhaupt schon einmal mit ihnen gesprochen hat; die<br />
TelefonSeelsorger/innen sind <strong>für</strong> sie in gewisser Weise austauschbar. An Gesprächsanfängen<br />
dieser Art sind sofort sogenannte Daueranrufer/innen <strong>zu</strong> erkennen,<br />
die häufig auch psychiatrisch auffällig sind. Sie möchten mehr oder weniger<br />
dauerhaft im Gespräch bleiben und führen dieses bei jeder neuen Kontaktaufnahme<br />
weiter, wie sie es mit Freunden oder Bekannten tun würden. Für die TS-<br />
Mitarbeiter/innen ist es wichtig, diese Gesprächsanfänge gleich richtig ein<strong>zu</strong>ordnen<br />
und strukturierend ein<strong>zu</strong>greifen, um ein Ausufern mit vielen Nebenschauplätzen<br />
ein<strong>zu</strong>dämmen und bei einem aktuellen Problem eine gute „Tages-Lösung― <strong>zu</strong><br />
erreichen.<br />
In der Eröffnungssequenz kann also bereits die Entscheidung fallen, ob es<br />
überhaupt <strong>zu</strong> einem vertrauensvollen Gespräch kommt und was letztlich Gegenstand<br />
der Beratung sein wird. Dies ein<strong>zu</strong>schätzen erfordert ein geschultes Ohr und<br />
besondere Sensibilität <strong>für</strong> sprachliches Verhalten; es kann hier sehr wichtig sein,<br />
mehr <strong>zu</strong> hören und <strong>zu</strong> verstehen als das, was mit Worten gesagt wird.<br />
3.2.2. Gesprächsbeendigung<br />
Ein ebenso wichtiger Aspekt der Gesprächsorganisation wie die Eröffnung ist die<br />
Beendigung von Gesprächen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen empfinden es<br />
oft als schwierig, einerseits ihrer Rolle als Zuhörer/in und Berater/in gemäß der<br />
Konzeption der TS (s.o. 2.2) gerecht <strong>zu</strong> werden, andererseits all<strong>zu</strong> lange Gespräche<br />
<strong>zu</strong> einem Ende <strong>zu</strong> bringen, besonders wenn dieselben Themen immer wieder<br />
durchlaufen werden und/oder wenn sie merken, dass während des Gesprächs andere<br />
Anrufer/innen vergeblich versuchen, die TS <strong>zu</strong> erreichen. Daher ist auch die<br />
Gesprächsbeendigung ein wichtiger Gegenstand von Transkriptarbeit in Fortbildungsgruppen.<br />
Wie bei der Gesprächseröffnung ist es auch hier sinnvoll sich klar<strong>zu</strong>machen,<br />
dass die Beendigung nicht nur aus einem Austausch von Abschiedsformeln besteht,<br />
sondern im Allgemeinen aus einer mehr oder weniger komplexen Sequenz,<br />
die lange vor dem tatsächlichen Ende des Gesprächs beginnen kann (vgl. Schegloff/Sacks<br />
1973).<br />
In dem Rollenspiel, dessen Eröffnungssequenz oben analysiert wurde, findet<br />
der Anrufer im Gespräch selbst eine Lösung <strong>für</strong> das Problem des unabsichtlich<br />
gestohlenen Füllers, nämlich ihn anonym per Post <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>schicken. TS geht darauf<br />
ein: