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crazy4dogs mit all4pets inside – Frühlingsausgabe 2019

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KATZEN 64<br />

65<br />

Das Geheimnis des<br />

Schnurrens<br />

KATZEN SCHNURREN, WÄHREND SIE LIEGEN, LAU-<br />

FEN UND ATMEN. SELBST BEIM MIAUEN GEBEN SIE<br />

DAS SCHMEICHELHAFTE BRUMMEN VON SICH. ES<br />

KANN LEISE ODER LAUT, HOCH ODER TIEF, KURZ<br />

ODER LANG SEIN. SCHNURREN IST SO VIELFÄLTIG<br />

WIE SEINE GRÜNDE. NUR EINS IST NOCH IMMER<br />

NICHT GANZ KLAR: WIE KATZEN DIESES GERÄUSCH<br />

ÜBERHAUPT PRODUZIEREN. Von Regina Röttgen<br />

Entfernung noch schnurren hören.“ Wenn Cains donnerndes<br />

Timbre auch besonders gut hörbar ist, so kennt<br />

doch jeder Katzenbesitzer das wohlige, sanft rollende<br />

„rrr“ seines Stubentigers, welches von einer fühlbaren<br />

Vibration an Hals und Brustkorb begleitet wird. Selbst<br />

äußerst leises Schnurren erzeugt noch für uns spürbare<br />

Schwingungen. Katzen können das Schnurren übrigens<br />

ununterbrochen für ganze zwei Stunden fortführen!<br />

Für Eklund ist Schnurren der beruhigendste Ton der<br />

Welt. Eine wissenschaftliche Definition für Schnurren<br />

gibt es laut dem Experten allerdings bisher keine. „Am<br />

besten wurde das Schnurren 2002 von Peters als ‚andauernde<br />

Lautproduktion während des wechselnden einund<br />

ausatmenden Luftstroms der Lungen‘ beschrieben.“<br />

VIELE THESEN <strong>–</strong> KEIN BEWEIS<br />

Ebenso wenig konnte sich die Fachwelt auf die Erzeugungsweise<br />

des Schnurrens einigen. „Wie das Markenzeichen<br />

unserer Feliden überhaupt zustande kommt,<br />

ist noch immer unklar“, erklärt Eklund weiter. Geht es<br />

um die wissenschaftliche Definition des Schnurrens,<br />

scheiden sich die forschenden Geister: Verschiedene<br />

Theorien ziehen unterschiedliche Organe und physiologische<br />

Vorgänge in Betracht. Ferner gibt es Abwei-<br />

chungen unter den Feliden. Während Leopard, Löwe<br />

und Tiger nur beim Ausatmen schnurren, besitzen sie<br />

die zusätzliche Fähigkeit zu brüllen. Letzteres wiederum<br />

beherrschen bekanntlich unsere Stubentiger<br />

nicht. Dafür schnurren sie aber nicht nur beim Ausatmen,<br />

sondern auch beim Einatmen. Vor fast 200 Jahren<br />

wurde deswegen die Unterscheidung der Katzenfamilie<br />

in schnurrende und nicht schnurrende Katzen<br />

aufgestellt. Sie gilt bis heute.<br />

Verantwortlich für dieses Phänomen innerhalb der<br />

Katzenfamilie ist der Zungenbeinapparat, ein u-förmiges<br />

Knöchelchen am Zungenansatz, das die Zunge <strong>mit</strong><br />

dem Schädel verbindet. „Bei der Gruppe der brüllenden<br />

Katzen ist das Zungenbein nicht ganz verknöchert. Bei<br />

den schnurrenden hingegen, die nicht brüllen können,<br />

ist es komplett verknöchert“, erläutert Eklund den anatomischen<br />

Hintergrund.<br />

Manche Wissenschaftler argumentieren demzufolge,<br />

dass die Fähigkeit zum Schnurren und Brüllen im Zungenbein<br />

verankert ist: Beim Atmen reibe die eingesogene<br />

Luft an diesem Knochen vorbei, was zum Schnurrton<br />

führe, wenn das Zungenbein, wie im Falle unserer Hauskatzen,<br />

verknöchert sei. Großkatzen hingegen hätten<br />

«<br />

› RANGHÖHEREN UND UNBEKANNTEN<br />

ARTGENOSSEN ZOLLEN KATZEN DURCH<br />

SCHNURREN RESPEKT UND VERMITTELN<br />

IHNEN SO, DASS SIE NICHTS<br />

BÖSES IM SINN HABEN.<br />

Kater Merlin schnurrt offiziell am geräuschvollsten.<br />

Seit vier Jahren hält die britische Samtpfote ihren Titel<br />

der am lautesten schnurrenden Hauskatze der Welt.<br />

Damals ergab die Analyse der Mitarbeiter von Guinness<br />

World Records, dass Merlin <strong>mit</strong> einem rekordbrechenden<br />

Geräuschpegel von 67,8 Dezibel schnurrt. Das soll so<br />

laut sein, wie ein vorbeifahrendes Auto!<br />

Dr. Robert Eklund hält dies für Unsinn. Der Phonetiker<br />

und Linguist von der Linköping Universität in Schweden<br />

ist „Schnurr-Experte“. Seit mehreren Jahren beschäftigt<br />

er sich intensiv <strong>mit</strong> dem bekanntesten Merkmal unserer<br />

Katzen. „Dezibel-Werte sind unbrauchbar, solange kein<br />

professionelles Equipment benutzt und der Abstand zur<br />

Geräuschquelle genauestens angegeben wird“, meint Eklund.<br />

Beides scheint bei Merlin nicht der Fall gewesen<br />

zu sein. „Schon fünf Zentimeter machen einen enormen<br />

Unterschied aus.“ Laut Eklund sei folglich ein Vergleich<br />

<strong>mit</strong> anderen Geräuschquellen sowieso unmöglich.<br />

„DER BERUHIGENDSTE TON DER WELT“<br />

Die meisten unserer Hauskatzen schnurren zwar sicherlich<br />

nicht so laut wie Merlin. Doch ist deutlich vernehmbares<br />

Schnurren in der Welt der Samtpfoten durchaus<br />

nicht ungewöhnlich. Manchmal kann es extrem laut<br />

sein. Bei Eklund sticht das Schnurren eines Tiers unter<br />

seinen bisherigen Aufnahmen <strong>mit</strong> Großkatzen heraus:<br />

„Die Gepardin Caine konnte ich sogar aus 50 Metern<br />

© ingimage.com, rihaij / pixabay.com

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