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crazy4dogs mit all4pets inside – Frühlingsausgabe 2019

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KATZEN<br />

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› SO WIE DIESE SCHÖNHEIT SCHNURREN VIELE KATZEN, WENN SIE ZUFRIEDEN SIND. › KATZEN SCHNURREN ZUM BEISPIEL WÄHREND DER GEBURT. MAN NIMMT AN,<br />

DASS UNSERE SAMTPFOTEN SICH DADURCH SELBST BERUHIGEN.<br />

elastische Zungenbeine. Eklund findet diese Erklärung<br />

unschlüssig. „Das Zungenbein kann nicht als Kriterium<br />

verwendet werden. Denn der Schneeleopard als fünfte<br />

Großkatze besitzt kein komplett verknöchertes Zungenbein,<br />

kann aber nicht brüllen und wahrscheinlich ebenso<br />

wenig schnurren.“ Ob der Schneeleopard schnurre,<br />

sei bis heute nämlich nicht bewiesen. Zumindest gäbe es<br />

keine entsprechende Tonaufnahme.<br />

Eine These, die während der Sechzigerjahre aufgestellt<br />

wurde, meinte, eine andere Erklärung gefunden zu haben:<br />

Blutwallungen in der hinteren Hohlvene würden<br />

beim Durchlaufen des Zwerchfells unter Bewegung<br />

der Muskeln zusammengepresst. Das wiederum führe<br />

zu Schwingungen, die durch Bronchien und Kehlkopf<br />

verstärkt würden. 1985 wurde diese Theorie laut Eklund<br />

allerdings widerlegt.<br />

Eine weitere Hypothese des Schnurrens bringt die<br />

Stimmbänder ins Spiel: Die Gruppe der brüllenden Feliden<br />

weist nämlich zwei kleine Hautfalten an ihren<br />

Stimmbändern auf, welche hinter den ‚echten‘ Stimmbändern<br />

liegen. Beim Atmen werden diese in Schwingung<br />

versetzt. Eklund hat auch an dieser Theorie<br />

Zweifel. „Da<strong>mit</strong> ist noch nicht erklärt, warum manche<br />

schnurrenden Katzen diese Falten ebenfalls besitzen.“<br />

Nach Angaben des Schnurr-Experten wissen wir über<br />

das wohlige Brummen definitiv nur, dass Schnurren wie<br />

menschliche Sprache durch Luftströme aus den Lungen<br />

erzeugt wird. „Die Töne passieren den Rachen und in der<br />

Regel die Nase“, verdeutlicht Eklund und merkt scherzhaft<br />

an: „Mit offenem Maul scheint es sich aber nicht gut<br />

zu schnurren.“ Bisher sei noch kein Wissenschaftler Zeuge<br />

einer <strong>mit</strong> offenem Maul schnurrenden Katze geworden.<br />

„Daher ist es unmöglich zu sagen, ob Schnurren <strong>mit</strong><br />

offenem Maul überhaupt möglich ist oder nicht.“<br />

SCHNURREN IN JEDER LEBENSLAGE<br />

Zumindest wissen wir heute relativ sicher, warum Katzen<br />

schnurren. Auch hier herrscht Vielfalt: Die wohligen<br />

Töne variieren in der Tonlage entsprechend ihrer<br />

Bestimmung. Für die Kommunikation, insbesondere<br />

um des Menschen Aufmerksamkeit zu erregen, schnurren<br />

Katzen zum Beispiel in der Regel in höheren Lagen,<br />

während sie als Ausdruck des Wohlbefindens und zur<br />

Beschwichtigung eher die tieferen Töne anstimmen. Mit<br />

dem Schnurren fangen Katzen bereits kurz nach ihrer<br />

Geburt an. So schnurren die Kleinen während des Nuckelns<br />

beim Milchtritt, um ihr Wohlbehagen zu signalisieren.<br />

Gleichzeitig ver<strong>mit</strong>teln sie da<strong>mit</strong> der Mutter, dass<br />

alles in Ordnung ist. Etwas später schnurren die Kätzchen<br />

dann, um vorzugsweise ältere Artgenossen zum<br />

Spiel aufzufordern. Im Erwachsenalter schnurren die<br />

Samtpfoten, um Artgenossen zu zeigen, dass sie keine<br />

Bedrohung darstellen. Ferner schnurren sie zur Begrüßung<br />

ranghöherer und rangniederer Tiere. Rangniedrige,<br />

kranke und schwache Samtpfoten dagegen schnur-<br />

Vor kurzem konnte Eklund die aktuellste These übers<br />

Schnurren untermauern. Er wies nach, dass die Amplitude<br />

des maximalen Schnurrens nahe dem Maul und der<br />

Nase liegt. Nach der sogenannten „Kehlkopf-Hypothese“<br />

Gerald Weissengrubers von der Veterinärmedizinischen<br />

Universität Wien entsteht Schnurren durch rasches Zucken<br />

der Kehlkopfmuskeln und des Zwerchfells. Diese<br />

Muskeln würden beim Schnurren in Bewegung gesetzt,<br />

was eine rhythmische Abfolge von Lautäußerungen entstehen<br />

ließe. „Neueste Forschung scheint auf weitere<br />

Faktoren hinzuweisen, die beim Schnurren eine Rolle ren, um eine andere Katze zu beschwichtigen.<br />

dienberichte zum Thema.<br />

«<br />

© photosforyou / pixabay.com<br />

spielen“, fügt Eklund hinzu. Diese seien derzeit jedoch<br />

noch nicht veröffentlicht.<br />

Entgegen landläufiger Meinung schnurren Katzen nicht<br />

nur vor sich hin, wenn sie zufrieden sind. Desgleichen<br />

schnurren sie, wenn sie gestresst sind, Schmerzen<br />

empfinden oder im Sterben liegen. Oftmals schnurren<br />

Katzen zum Beispiel während der Geburt. Man nimmt<br />

an, dass unsere Samtpfoten sich dadurch selbst beruhigen<br />

und vor allem die tiefen Schnurrfrequenzen der<br />

Eigentherapie dienen könnten. Denn Katzen schnurren<br />

sozusagen in therapeutischer Frequenz. Die Anzahl<br />

der Schwingungen einer Schallwelle pro Sekunde kann<br />

zwar zwischen 20 Hertz und 150 Hertz schwanken, zumeist<br />

schnurren Katzen jedoch zwischen 25 bis 50 Hertz.<br />

Studien haben gezeigt, dass genau diese Frequenzen<br />

Schmerzen verringern, heilende Wirkung auf Knochenbrüche<br />

und Wundheilung haben und sogar das Muskelwachstum<br />

fördern können <strong>–</strong> alles Gründe, warum<br />

wir Menschen das Schnurren als besonders angenehm<br />

empfinden. Der Grundton des Schnurrens ist bei jeder<br />

Katze übrigens individuell und bleibt ihr ein Leben lang<br />

erhalten. Je nach der Größe und dem Gewicht der Katze<br />

variiert er jedoch in der Grundtonlage.<br />

Nur ums Schnurren geht es auf www.purring.org. Hier<br />

finden Sie zahlreiche Studien, Tonaufnahmen und Me-

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