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Berliner Kurier 04.04.2019

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HINTERGRUND<br />

Wenn der Tod<br />

Leben bringt<br />

Es ist eine Frage vonLeben<br />

und Tod, moralisch<br />

hoch umstritten: Wie geht<br />

man mit den Organen eines<br />

Verstorbenen um, die<br />

nach einer Transplantation<br />

einem Schwerkranken<br />

das Leben retten können?<br />

DasLand debattiert, ob jeder<br />

vonuns weiterhin zu<br />

Lebzeiten zustimmen<br />

muss, ob ihm Organe entnommen<br />

werden dürfen,<br />

oder ob man ausdrücklich<br />

widersprechen muss. Der<br />

KURIER holte Positionen<br />

aus Berlin ein.<br />

Dünndarm<br />

0(3)<br />

Transplantationen<br />

in Berlin<br />

Die am häufigsten transplantierten<br />

Organe 2018,<br />

in Klammern 2013<br />

Herz<br />

36 (25)<br />

Lunge<br />

23 (24)<br />

Leber<br />

47 (64)<br />

13<br />

(10)<br />

Pankreas<br />

(Bauchspeicheldrüse)<br />

Niere<br />

153 (149)<br />

Grafik/Galanty; Quelle: DSO<br />

Von<br />

G. LEHRKE<br />

und<br />

C. GEHRKE<br />

InBerlin warten 460 Menschen<br />

auf ein Spenderorgan<br />

–nach Häufigkeit sortiert<br />

auf Niere, Leber,<br />

Herz, Bauchspeicheldrüse,<br />

Lunge, Darm. Bundesweit sind<br />

es 9400. Sie alle warten auch<br />

auf das Organspende-Gesetz,<br />

das im Bundestag beraten wird,<br />

und mehr Menschen spendenbereit<br />

machen soll. Denn 2017<br />

starben in Berlin 35 Menschen,<br />

weil sich kein Spender fand,<br />

bundesweit 2000. Zwei Modelle,<br />

jeweils parteiübergreifend<br />

unterstützt, sind im Gespräch:<br />

Widerspruchslösung und Zustimmungsregelung.<br />

Bislang kann ein Verstorbener<br />

nur Spender werden, wenn<br />

er per Organspendeausweis zu<br />

Lebzeiten zugestimmt hatte,<br />

oder wenn die Angehörigen sagen,<br />

er wäre dafür gewesen.<br />

Die (doppelte) Widerspruchslösung,<br />

die unter anderem<br />

von Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU)<br />

und dem SPD-Gesundheitsexperten<br />

Karl Lauterbach<br />

präferiert wird, besagt: Jedem<br />

kann ein Organ entnommen<br />

werden, wenn sein Widerspruch<br />

nicht in einem Register<br />

erfasst wurde. Allerdings<br />

müssen in diesem Fall dann<br />

noch die Angehörigen zustimmen.<br />

Die Vertreter der Zustimmungsregelung<br />

wollen, dass jeder<br />

beim Hausarzt oder beim<br />

Abholen eines neuen Personalausweises<br />

gefragt wird, ob er<br />

Spender sein will, und dass das<br />

registriertwird.<br />

Dr. Detlef Bösebeck leitet bei<br />

der Deutschen Stiftung Organtransplantation<br />

(DSO) die Region<br />

Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Die<br />

DSO organisiert die Vermittlung<br />

gespendeter Organe.<br />

Bösebeck ist für die Widerspruchslösung:<br />

„Bislang müssen<br />

sich die 85 Prozent der<br />

Deutschen, die nach Umfragen<br />

Spender seien wollen, sich einen<br />

Organspendeausweise besorgen.<br />

Die 15 Prozent, die<br />

kein Spender sein wollen,<br />

müssen nichts tun.“ Dieses<br />

Prinzip müsse umgekehrt<br />

werden. Denn trotz vieler<br />

Kampagnen stieg der Anteil<br />

der Menschen mit<br />

Ausweis von 2012 bis<br />

2018 nur von 22 auf 36<br />

Prozent. Allerdings hat<br />

die Zahl der Transplantationen<br />

2018 bundesweit<br />

erstmals seit 2013 wieder<br />

die Schwelle von 3000 überschritten.<br />

Wichtiger erscheint Dr. Bösebeck<br />

eine Regelung, die seit<br />

dem 1. April gilt. Danach bekommt<br />

jedes Krankenhaus<br />

jetzt 0,1 Stellen prozehn Intensivbetten<br />

für einen Transplantationsbeauftragten.<br />

Denn bis-<br />

*

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