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HINTERGRUND<br />
Wenn der Tod<br />
Leben bringt<br />
Es ist eine Frage vonLeben<br />
und Tod, moralisch<br />
hoch umstritten: Wie geht<br />
man mit den Organen eines<br />
Verstorbenen um, die<br />
nach einer Transplantation<br />
einem Schwerkranken<br />
das Leben retten können?<br />
DasLand debattiert, ob jeder<br />
vonuns weiterhin zu<br />
Lebzeiten zustimmen<br />
muss, ob ihm Organe entnommen<br />
werden dürfen,<br />
oder ob man ausdrücklich<br />
widersprechen muss. Der<br />
KURIER holte Positionen<br />
aus Berlin ein.<br />
Dünndarm<br />
0(3)<br />
Transplantationen<br />
in Berlin<br />
Die am häufigsten transplantierten<br />
Organe 2018,<br />
in Klammern 2013<br />
Herz<br />
36 (25)<br />
Lunge<br />
23 (24)<br />
Leber<br />
47 (64)<br />
13<br />
(10)<br />
Pankreas<br />
(Bauchspeicheldrüse)<br />
Niere<br />
153 (149)<br />
Grafik/Galanty; Quelle: DSO<br />
Von<br />
G. LEHRKE<br />
und<br />
C. GEHRKE<br />
InBerlin warten 460 Menschen<br />
auf ein Spenderorgan<br />
–nach Häufigkeit sortiert<br />
auf Niere, Leber,<br />
Herz, Bauchspeicheldrüse,<br />
Lunge, Darm. Bundesweit sind<br />
es 9400. Sie alle warten auch<br />
auf das Organspende-Gesetz,<br />
das im Bundestag beraten wird,<br />
und mehr Menschen spendenbereit<br />
machen soll. Denn 2017<br />
starben in Berlin 35 Menschen,<br />
weil sich kein Spender fand,<br />
bundesweit 2000. Zwei Modelle,<br />
jeweils parteiübergreifend<br />
unterstützt, sind im Gespräch:<br />
Widerspruchslösung und Zustimmungsregelung.<br />
Bislang kann ein Verstorbener<br />
nur Spender werden, wenn<br />
er per Organspendeausweis zu<br />
Lebzeiten zugestimmt hatte,<br />
oder wenn die Angehörigen sagen,<br />
er wäre dafür gewesen.<br />
Die (doppelte) Widerspruchslösung,<br />
die unter anderem<br />
von Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU)<br />
und dem SPD-Gesundheitsexperten<br />
Karl Lauterbach<br />
präferiert wird, besagt: Jedem<br />
kann ein Organ entnommen<br />
werden, wenn sein Widerspruch<br />
nicht in einem Register<br />
erfasst wurde. Allerdings<br />
müssen in diesem Fall dann<br />
noch die Angehörigen zustimmen.<br />
Die Vertreter der Zustimmungsregelung<br />
wollen, dass jeder<br />
beim Hausarzt oder beim<br />
Abholen eines neuen Personalausweises<br />
gefragt wird, ob er<br />
Spender sein will, und dass das<br />
registriertwird.<br />
Dr. Detlef Bösebeck leitet bei<br />
der Deutschen Stiftung Organtransplantation<br />
(DSO) die Region<br />
Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Die<br />
DSO organisiert die Vermittlung<br />
gespendeter Organe.<br />
Bösebeck ist für die Widerspruchslösung:<br />
„Bislang müssen<br />
sich die 85 Prozent der<br />
Deutschen, die nach Umfragen<br />
Spender seien wollen, sich einen<br />
Organspendeausweise besorgen.<br />
Die 15 Prozent, die<br />
kein Spender sein wollen,<br />
müssen nichts tun.“ Dieses<br />
Prinzip müsse umgekehrt<br />
werden. Denn trotz vieler<br />
Kampagnen stieg der Anteil<br />
der Menschen mit<br />
Ausweis von 2012 bis<br />
2018 nur von 22 auf 36<br />
Prozent. Allerdings hat<br />
die Zahl der Transplantationen<br />
2018 bundesweit<br />
erstmals seit 2013 wieder<br />
die Schwelle von 3000 überschritten.<br />
Wichtiger erscheint Dr. Bösebeck<br />
eine Regelung, die seit<br />
dem 1. April gilt. Danach bekommt<br />
jedes Krankenhaus<br />
jetzt 0,1 Stellen prozehn Intensivbetten<br />
für einen Transplantationsbeauftragten.<br />
Denn bis-<br />
*