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Berliner Kurier 05.04.2019

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10 BERLIN BERLINER KURIER, Freitag, 5. April 2019 *<br />

Grabschändung schockt Polizistensohn<br />

Patrick Lieschied spricht<br />

im <strong>Berliner</strong> KURIER über<br />

seinen tiefen Schmerz<br />

Patrick Lieschied<br />

an dem wieder<br />

hergerichteten<br />

Grab seines Vaters.<br />

Von<br />

P. DEBIONNE<br />

und<br />

E. RICHARD<br />

Berlin – Patrick Lieschied<br />

steht vor einem Grab und<br />

blickt nachdenklich auf Blumen<br />

und frische Erde. Das<br />

Grab ist die letzte Ruhestätte<br />

des im Dienst erschossenen<br />

Polizisten Uwe Lieschied<br />

–dem Vater von Patrick.<br />

In der Nacht zu Mittwoch<br />

wurde es von bislang<br />

Unbekannten verwüstet<br />

und mit Hakenkreuzen beschmiert<br />

(KURIER berichtete).<br />

Jetzt spricht der Sohn<br />

des Toten über die abscheuliche<br />

Tat.<br />

O.:Ein Hakenkreuz auf<br />

dem Grabstein des Toten.<br />

„Ich habe am Mittwoch einen<br />

Anruf von der Friedhofsverwaltung<br />

bekommen. Die<br />

haben mir gesagt, was passiert<br />

ist“, so der 32-Jährige zum<br />

KURIER. Schon die Nachricht<br />

als solche sei „ein Schock“ gewesen.<br />

Als er dann mit eigenen<br />

Augen gesehen habe, wie die<br />

Unbekannten auf „Papas<br />

Grab“ gewütet hätten, habe er<br />

die unfassbare Tat zunächst<br />

„gar nicht richtig begreifen“<br />

können.<br />

Auch jetzt, zwei Tage später,<br />

ist Patrick Lieschied vollkommen<br />

fassungslos, vor allem<br />

„über die Energie, die diese<br />

Typen dafür aufgebracht<br />

haben. Schockierend ist das!“<br />

Patrick Lieschied war gerade<br />

mal 19 Jahre jung, als sein Vater<br />

im Dienst erschossen wurde.<br />

Der damals 42-jährige<br />

Hauptkommissar Uwe Lieschied<br />

war zusammen mit<br />

zwei Kollegen im März 2006<br />

als Zivilfahnder in Neukölln<br />

unterwegs. Als sie zwei Männer<br />

sahen, die in der Flughafenstraße<br />

eine Frau beraubten,<br />

forderten sie den Täter auf,<br />

stehen zu bleiben. Dieser<br />

schoss aus kurzer Entfernung<br />

achtmal –und tötete Uwe Lieschied.<br />

Er habe „sehr, sehr lange gebraucht,<br />

um das zu verarbeiten“,<br />

sagt Patrick Lieschied.<br />

Sein Papa, wie der 32-Jährige<br />

seinen Vater noch immer<br />

nennt, sei „der wichtigste<br />

Mensch in meinem Leben“ gewesen.<br />

Noch heute sei er „sehr<br />

oft an seinem Grab. Die Nähe<br />

zu Papa ist mir einfach wichtig.“<br />

Besonders dankbar ist<br />

Lieschied den Kollegen seines<br />

Vaters, die das völlig verwüstete<br />

Grab noch am selben Tag<br />

wieder hergerichtet haben.<br />

Unterdessen geht die Suche<br />

nach den Tätern weiter, die<br />

Abteilung für „politisch motivierte<br />

Kriminalität von Links“<br />

der Polizei hat mittlerweile die<br />

Ermittlungen übernommen.<br />

Auch Patrick Lieschied vermutet,<br />

dass der Anschlag auf<br />

das Grab seines Vaters von der<br />

linksradikalen Szene verübt<br />

wurde. So wie im Jahr 2016:<br />

Damals wurde eine Gedenktafel<br />

für Uwe Lieschied geschändet,<br />

später bekannten sich<br />

Linksautonome dazu. „Wir<br />

O: Dieser Grabstein<br />

wurde sogar umgerissen.<br />

Foto: Richard<br />

verhöhnen tote Polizisten“,<br />

hieß es damals in einem als<br />

echt eingestuften Schreiben.<br />

Man habe den Gedenkort „mit<br />

Feuer und brennenden Reifen“<br />

entweiht, verkündeten<br />

die Unbekannten damals.<br />

Dass sie dabei auch einen<br />

Menschen seelisch schwer<br />

verletzen, der noch immer um<br />

seinen toten Papa trauert, ist<br />

den Tätern dabei völlig egal.<br />

Lesen Sie auch Seite 16.<br />

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