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packaging journal 2_2018

Themenschwerpunkte der Ausgabe: Verpacken von Lebensmitteln, Vorberichte Anuga FoodTec 2018, Automatisieren, Endverpacken, Schrumpfen, Stretchen, Palettieren, Vorberichte LogiMAT2018, Neuerungen FachPack 2018, Lohnverpackung, Unternehmensporträt Follmann

Themenschwerpunkte der Ausgabe:
Verpacken von Lebensmitteln, Vorberichte Anuga FoodTec 2018, Automatisieren, Endverpacken, Schrumpfen, Stretchen, Palettieren, Vorberichte LogiMAT2018, Neuerungen FachPack 2018, Lohnverpackung, Unternehmensporträt Follmann

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Verpacken von Lebensmitteln<br />

Martin Schreiber<br />

Keine Einheitsverpackungen im Online-Handel<br />

Was sind die Gründe für den Trend zum E-Commerce im Lebensmitteleinzelhandel?<br />

Sind Verpackungsmaschinenhersteller den Anforderungen gewachsen?<br />

Das „<strong>packaging</strong> <strong>journal</strong>“ befragte dazu die Studienautoren M.Sc.<br />

Lucas Kiefer und M.Sc. Martin Schreiber.<br />

Welche Faktoren sind es vor allem, die dem E-Commerce auch hierzulande<br />

zum Durchbruch verhelfen werden?<br />

Martin Schreiber: Für den Erfolg des E-Commerce im Lebensmittelbereich<br />

sind in erster Linie eine ausgeprägte Kundenorientierung, Diversität<br />

des Produktangebots sowie ein an den Bedürfnissen der Kunden orientiertes<br />

Dienstleistungsangebot entscheidend.<br />

Vor allem Produkte mit hoher emotionaler Bindung des Kunden wie etwa<br />

Fleisch besonderer Herkunft werden in Zukunft zunehmend über das Internet<br />

bestellt werden. Da diese Produkte bislang nur von kleinen Händlern<br />

in kleineren Chargen bestellt werden, sind sie teuer und nur begrenzt<br />

verfügbar. E-Commerce macht sie besser zugänglich und sorgt für höhere<br />

Umsatzzahlen für diese Produkte. Für die Produzenten werden diese Nischen<br />

zunehmend an Bedeutung gewinnen.<br />

Eine Hauptzielgruppe des E-Commerce werden allem ältere Konsumenten<br />

sein. Mehrere Studien zeigen, dass die Zahl der sogenannten „Silver Surfer“<br />

über 50 Jahren sehr stark steigt. Wer diese Gruppe mit Services wie intuitive<br />

Bestellabwicklungen oder Lieferungen zum Wunschzeitpunkt für sich<br />

gewinnen kann, wird ein sehr lukratives Geschäftsmodell ableiten können.<br />

Die Unternehmen müssen ihre Wertschöpfungskette entsprechend anpassen.<br />

Um schnell und flexibel auf Online-Bestellungen reagieren zu können, braucht<br />

es hochgradig vernetzte Systeme. Sind die dafür notwendigen Investitionen<br />

von kleinen Anbietern überhaupt zu stemmen?<br />

Lucas Kiefer: Diese Frage lässt sich mit einem Blick auf die technischen<br />

Entwicklungen in der Consumer-Industrie beantworten. Während vor 20<br />

Jahren nur Experten Online-Shops und IT-Systeme zur intelligenten Bestellabwicklung<br />

entwickeln und betreiben konnten, gibt es heute eine Vielzahl<br />

an Anbietern. Im Gegensatz zu großen Anbietern haben kleinere<br />

Unternehmen und Anbieter den Vorteil, dass der Digitalisierungsaufwand<br />

der Wertschöpfungskette und die resultierenden Datenmengen deutlich<br />

geringer sind. Dadurch kann auf kostengünstigere IT-Lösungen zurückgegriffen<br />

werden. Kleinere Anbieter können auch Plattformen nutzen, welche<br />

die benötigte Infrastruktur bereitstellen und damit die Reichweite<br />

ihres Angebotes steigern.<br />

Gerade bei Lebensmitteln spielt die Schutzfunktion der Verpackung eine wichtige<br />

Rolle. Zugleich erwarten die Verbraucher leichte, flexible und recycelbare<br />

Verpackungen. Welche Materialien werden vor allem zum Einsatz kommen?<br />

Lucas Kiefer: Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass es nicht den „einen“<br />

E-Commerce im Lebensmittelbereich geben wird. Daher gehen wir in naher<br />

Lucas Kiefer<br />

Zukunft nicht von großen Änderungen im Bereich der Packmittel und Materialien<br />

aus. Das von uns gezeichnete Zukunftsbild der Masseneinkäufe im<br />

Internet, welches von mehreren befragten Experten mit der „grauen“ Einheitsverpackung<br />

in Zusammenhang gebracht wurde, die deutliche Auswirkungen<br />

auf die Verpackungsbranche haben wird, stellt aus unserer Sicht die<br />

letzte Ausbaustufe des E-Commerce im Lebensmittelbereich dar.<br />

Sind die Verpackungsmaschinenhersteller auf die neue Zielgruppe bereits eingestellt?<br />

Kleine Händler und Produzenten stellen sicher andere Anforderungen<br />

an die Maschinen hinsichtlich Flexibilität und leichter Bedienbarkeit.<br />

Lucas Kiefer: Die Verpackungsmaschinenhersteller haben sich lange auf<br />

eine möglichst hohe Gesamtanlageneffektivität und einen hohen Durchsatz<br />

spezialisiert. Aus ökologischer Sicht war dies der beste Weg, um die<br />

Verschwendung von Lebensmitteln zu minimieren. Derart gestaltete Maschinen<br />

weisen jedoch sehr große Defizite im Hinblick auf die Mengenund<br />

Formatflexibilität auf. Das haben bereits mehrere Anlagenhersteller<br />

erkannt und beteiligen sich aktuell an Forschungsprojekten, in welchen<br />

auch das Fraunhofer IGCV vertreten ist. Zu nennen sind „RoboFill – Individuelle<br />

Abfüllung von Bier“ und „AutoPack – Optimierung und Flexibilisierung<br />

der Sekundärverpackung mittels physikbasierter Simulation“. Der<br />

Großteil der Hersteller ist jedoch nach den Ergebnissen der Studie für diese<br />

Anforderungen nicht gerüstet.<br />

Blicken wir fünf Jahre nach vorn: Werden wir uns dann einen normalen Einkauf<br />

innerhalb weniger Stunden nach Hause liefern lassen können? Und wie sind<br />

diese Waren verpackt?<br />

Martin Schreiber: „Same day order, same day delivery“ ist der große<br />

Wunsch vieler Kunden. Diese Lieferform ist jedoch sehr teuer. Um dies in<br />

der Fläche anbieten zu können, sind hohe Investitionen erforderlich. Konsumenten<br />

müssten dafür eine Zusatzgebühr bezahlen. Wahrscheinlich<br />

werden die deutschen Konsumenten dies nur in Einzelfällen akzeptieren.<br />

Deutlich wahrscheinlicher ist es, dass es vielfältige Ausgestaltungen der<br />

Logistiksysteme und Transportsysteme geben wird und sich der Konsument<br />

den für ihn geeigneten Kanal auswählt. Wir erwarten Modelle mit<br />

logistisch optimierten Routenplanungen und entsprechend kurzen Lieferzeiten.<br />

Insbesondere das sogenannte Selbstabholerkonzept wird einen<br />

hohen Marktanteil einnehmen. Dieser Trend ist auch in unseren europäischen<br />

Nachbarländern zu beobachten.<br />

How E-Commerce changes the Food Retail Trade<br />

In the coming years, e-commerce will assume a consistently increasing role<br />

within the German food retail trade. The manufacturers of <strong>packaging</strong> machines<br />

will have to cope with new challenges.<br />

The demand is directed at more flexible systems for changing formats and<br />

smaller batch sizes. A survey conducted by the Fraunhofer Research Institute<br />

for Casting Composite and Processing Technology (IGCV) commissioned by<br />

the Industry Association for Food Technology (IVLV) has revealed that <strong>packaging</strong><br />

will take on a new position within the value chain.<br />

pj<br />

22 www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 02 | <strong>2018</strong> Pj

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