v.l.n.r: Jonas, 18 - Alma, 15 - Max, 16 „Gebt ihnen das Mikrofon“ 10 / POLITIKA /
Schüler haben keinen Bock auf die EU-Wahl – Wer erzählt so einen Blödsinn? Max, Jonas und Alma konfrontieren die Politiker der Großparteien mit kritischen Fragen und zeigen, dass die Insta-Generation mehr kann als Fortnite spielen. Über Uploadfilter, teures Katzenfutter und die angebliche Lüge vom Klimawandel. Von Anna Jandrisevits, Amar Rajković, Fotos: Marko Mestrović EUda! Ich bin mit der Bim in die Schule gefahren, und wie schaut’s mit Ihnen aus?“, ruft Max, 16 Jahre alt, den Politikern entgegen und der Festsaal bebt. Es wird gekichert und applaudiert, die Schüler lieben die Konfrontation, heiße Luft und inhaltsleere Floskeln haben sie schon oft genug von Politikern gehört. Hände schießen in die Höhe, jeder möchte eine Frage stellen. Und so werden an diesem Dienstagvormittag in der Vienna Business School statt Marketing oder Mathe die Spitzenkandidaten zur EU-Wahl unter die Lupe genommen. SCHARFE DISKUSSION Unter dem Motto „EUda, wozu?“ haben wir Schüler zu einer Diskussion mit Kandidaten der großen Parteien zur EU-Wahl eingeladen. Claudia Gamon (NEOS), Werner Kogler (Grüne), Johannes Voggenhuber (Initiative 1 Europa), Luca Kaiser (SPÖ), Georg Mayer (FPÖ) und Christian Zoll (ÖVP) trauten sich in die Höhle des Löwen. Rund 200 Jugendliche, die das erste Mal das Kreuz Ende Mai bei der EU-Wahl setzen werden, sind topvorbereitet. So wie die 16-jährige Nina. Sie möchte von ÖVP-Kandidat Zoll wissen, ob er den Artikel 13 (Stichwort Uploadfilter) nicht als Zensur empfindet. Schließlich habe ja seine Partei im EU-Parlament dem Gesetzesvorschlag zur Urheberrechtsreform zugestimmt. Nina musste sich nicht extra dafür vorbereiten, sie hat mir ihren Freundinnen die Abstimmung live im Netz verfolgt. Passt so gar nicht in das Bild der betagten Kritiker, die der Jugend Desinteresse an der Politik vorwerfen. Der politische IQ unter den Jugendlichen in der Schule scheint den einer Stammtischrunde weit zu überflügeln. „Das Eigentums- und Urheberrecht ist sehr wichtig. Ihr wollt ja auch nicht, dass euer Sitznachbar unerlaubt ein Foto von euch ins Internet stellt“, lautet die Antwort von Zoll, die nicht unbedingt wohlwollend im Publikum goutiert wurde. dasbiber.at UNTERSCHIEDLICHE MEINUNGEN Als die 15-jährige Schülerin Alma die Politiker mit dem Klimawandel konfrontiert, ist sich FPÖ-Kandidat Georg Mayer sicher, dass dieser nur gering von Menschen beeinflussbar sein kann. „Den Klimawandel gab es ja schon immer“, meint er. Viele Schüler schütteln bei dieser Aussage nur fassungslos den Kopf. NEOS-Spitzenkandidatin Claudia Gamon tut’s den Kids gleich: „Wir müssen handeln! Junge Menschen haben das Recht, auf derselben schönen Welt zu leben wie die Generationen vor ihnen.“ Spitzenkandidat Werner Kogler hat als Grüner den Klimaschutz in seiner DNA und fährt angeblich regelmäßig mit dem Zug nach Brüssel. Der blaue Kontrahent, Mayer, kann das so recht nicht glauben. Kogler klopft sich selber auf die Schulter und erhebt den mahnenden Zeigefinger: „Es kann nicht sein, dass 1 kg Fleisch günstiger ist als 1 kg Katzenfutter.“ Das junge Publikum nickt. Kein Wunder, Klima ist das Kernthema bei den Jugendlichen. „Wir können uns nicht leisten, unsere Zukunft aufs Spiel zu setzen.“ Luca Kaiser, SPÖ / POLITIKA / 11