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BIBER 04_19 Ansicht

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cherin für politische Sendungen vom<br />

Sender „1TV“ engagiert. Die letzte<br />

Station vor ihrer Flucht nach Österreich<br />

war „Voice of America“, ein<br />

von den Amerikanern unterstützter<br />

TV-Sender.<br />

In der Zwischenzeit hat ein Arbeitskollege<br />

von Kayhan neben uns Platz<br />

genommen. Er hört interessiert zu<br />

und lobt ungefragt die Fähigkeiten<br />

Kayhans. Sie sei professionell,<br />

pünktlich und habe so viel erlebt,<br />

stimmt ihm eine andere Kollegin zu.<br />

Dabei war Kayhans Weg zurück zum<br />

Journalismus lang und beschwerlich.<br />

Nach ihrer Ankunft in Österreich<br />

versuchte sie sich als Hostess am<br />

Flughafen. In der Lounge betreute<br />

sie VIP-Gäste und lachte freundlich.<br />

Glücklich wurde sie dort nicht. Die<br />

Vollblutjournalistin brauchte den<br />

Stress, die Hektik, das Unerwartete.<br />

Durch Zufall landete sie in der Akademie<br />

des biber-Magazins, wo man<br />

schnell verstanden hatte: „Wir haben<br />

einen afghanischen TV-Star gefunden“,<br />

schmunzelt Kayhan. Anschließend<br />

sammelte sie Erfahrungen<br />

beim TV-Sender W24, gründete den<br />

Verein „Interkulturelles Entwicklungszentrum“,<br />

bei dem sie Asylwerbern<br />

journalistische Fähigkeiten vermittelt<br />

und trat als Testimonial für die ORF-<br />

Spendenkampagne „Helfen wie wir“<br />

vor der Kamera auf.<br />

Kayhan hat sich mit ihrem Engagement<br />

zwangsläufig zu einem Vorbild<br />

für viele junge Afghanen und<br />

vor allem Afghaninnen gemausert.<br />

Sie möchte das negative Image<br />

ihrer Landsleute aufpolieren und<br />

kämpft gegen Pauschalisierungen.<br />

Das ist auch ein Problem bei der<br />

Arbeitssuche: „Wir leiden unter dem<br />

schlechten Ruf. Deswegen schämen<br />

wir uns, uns als Afghanen vorzustellen,<br />

und sind total verunsichert<br />

bei Bewerbungsgesprächen“, weiß<br />

Kayhan. Schlechte Aussichten für<br />

Menschen aus Afghanistan auf dem<br />

österreichischen Arbeitsmarkt?<br />

VATER HAT AN SIE<br />

GEGLAUBT<br />

Nicht ganz, wie die Zahlen belegen:<br />

Laut dem AMS waren im Dezember<br />

letzten Jahres 9.<strong>19</strong>2 Afghanen in<br />

einer unselbständigen Beschäftigung.<br />

Im Jahr davor waren es lediglich<br />

6.826. Im Vergleich: 7.659 Syrer<br />

gingen im Dezember des vergangenen<br />

Jahres einer fixen Beschäftigung<br />

nach. Der Anstieg zeigt: Selbst wenn<br />

viele afghanische Arbeitnehmer<br />

billig bezahlte Jobs annehmen,<br />

hat sich die Zahl derer, die in einer<br />

heimischen Firma angestellt sind,<br />

innerhalb eines Jahres um knapp<br />

35% erhöht. Dadurch entlasten sie<br />

den Arbeitsmarkt, zahlen Steuern<br />

und ihre Pensionsbeiträge. Das<br />

schlagkräftigste Argument gegen<br />

mediales Afghanen-Bashing. Kayhan<br />

hat auch gleich Tipps für ihre Landsleute<br />

parat: „Ihr dürft trotz Absagen<br />

nicht aufhören, Beharrlichkeit zahlt<br />

sich aus. Ihr solltet euch auch nicht<br />

schlecht fühlen, weil ihr aus Afghanistan<br />

seid, denkt immer positiv“,<br />

setzt sie fort. „Und seid stolz auf das,<br />

was ihr könnt.“ Sie sei froh, dass ihr<br />

Vater immer an sie geglaubt hat. Sie<br />

kann sich heute keinen anderen Job<br />

vorstellen.„Anfänglich war es schwierig<br />

mit der Sprache. In unserem Job<br />

muss es schnell gehen und daher<br />

wird auch schnell gesprochen“, erinnert<br />

sie sich. „Mit mir sprechen meine<br />

Kollegen aber etwas langsamer<br />

und weniger im Dialekt, damit ich sie<br />

verstehe“, grinst Kayhan während<br />

sie einen Beitrag auf ihrem Computer<br />

schneidet. Ihre Vorgesetzte Sabrina<br />

Blagojevic ist voll des Lobes über ihre<br />

rasende Reporterin vom Hindukusch:<br />

„Es macht viel Freude zu sehen, wie<br />

sich Frau Kayhan im Rahmen ihrer<br />

Tätigkeit entwickelt. Als Kamerafrau<br />

zeigt sie großen Einsatz und liefert als<br />

Frau in einer Männerdomäne tolle Bilder.“<br />

Worte, die Kayhan für kurze Zeit<br />

rot werden lassen. Worte, die sich<br />

das Allroundtalent hart erarbeiten<br />

musste. Von Taliban verfolgt, nach<br />

Europa geflüchtet, hier unglücklich<br />

gearbeitet bis sie in der Medienbranche<br />

endgültig Fuß gefasst hat. Liest<br />

sich doch viel besser als ein Messerangriff<br />

oder eine Vergewaltigungstat,<br />

die im Boulevard auch entsprechend<br />

ausgeschlachtet werden? Das wissen<br />

auch die jungen Afghaninnen, die<br />

Kayhan nacheifern. „Wie Tanya müssen<br />

wir sein“, sagen sie. ●<br />

Aleks Jobicić<br />

Job?<br />

Fix!<br />

BEZAHLTE ANZEIGE<br />

DIE BERUFSLEBENS KOLUMNE DES<br />

AMS WIEN<br />

Mein Lebenslauf in meiner Bewerbungsmappe:<br />

Das bin ich. Also sozusagen. Es ist die<br />

Kurzfassung all dessen, was ich bisher so<br />

gelernt und geleistet habe. Eine Beschreibung<br />

meiner Stärken und Fähigkeiten, und<br />

natürlich meiner Erfahrungen.<br />

Das klingt jetzt ein bissl zu feierlich? Naja,<br />

aber eigentlich merkt man, wenn man zum<br />

ersten Mal das eigene Berufsleben so in<br />

Worte fasst, dass man schon was drauf hat.<br />

Dass das nicht nichts ist, was man bisher<br />

gemacht hat, weswegen ja auch die Personalverantwortlichen<br />

als erstes ihre Nase da<br />

hineinstecken. Und: Der Lebenslauf wächst<br />

mit dir mit, wird dichter und interessanter,<br />

wie das ganze Leben.<br />

Und darauf will ich diesmal hinaus: Halte deinen<br />

Lebenslauf aktuell! Ruh dich nicht darauf<br />

aus, dass du eh vor einem Jahr deinen<br />

Werdegang hübsch gestaltet hast, wenn sich<br />

in der Zwischenzeit allerhand verändert hat!<br />

Gerade, was du zuletzt getan und gelernt<br />

hast, ist wichtig und darf nicht fehlen.<br />

Und schließlich geht’s ja um nichts anderes,<br />

als dass sich die Betriebe darum streiten, dir<br />

einen Job oder eine Lehrstelle anbieten zu<br />

dürfen. Glaubst du nicht? Ist so!<br />

Tipp: Wenn der Lebenslauf, den das AMS<br />

von dir hat, älter ist als ein Jahr, dann<br />

schick unbedingt einen neuen. Die Leute<br />

beim AMS wollen dich so gut wie möglich<br />

unterstützen und können dann einfach<br />

besser das Optimale für dich herausholen.<br />

Mehr Infos gibt’s auch hier: ams.at/wien<br />

/ KARRIERE / 51

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