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cherin für politische Sendungen vom<br />
Sender „1TV“ engagiert. Die letzte<br />
Station vor ihrer Flucht nach Österreich<br />
war „Voice of America“, ein<br />
von den Amerikanern unterstützter<br />
TV-Sender.<br />
In der Zwischenzeit hat ein Arbeitskollege<br />
von Kayhan neben uns Platz<br />
genommen. Er hört interessiert zu<br />
und lobt ungefragt die Fähigkeiten<br />
Kayhans. Sie sei professionell,<br />
pünktlich und habe so viel erlebt,<br />
stimmt ihm eine andere Kollegin zu.<br />
Dabei war Kayhans Weg zurück zum<br />
Journalismus lang und beschwerlich.<br />
Nach ihrer Ankunft in Österreich<br />
versuchte sie sich als Hostess am<br />
Flughafen. In der Lounge betreute<br />
sie VIP-Gäste und lachte freundlich.<br />
Glücklich wurde sie dort nicht. Die<br />
Vollblutjournalistin brauchte den<br />
Stress, die Hektik, das Unerwartete.<br />
Durch Zufall landete sie in der Akademie<br />
des biber-Magazins, wo man<br />
schnell verstanden hatte: „Wir haben<br />
einen afghanischen TV-Star gefunden“,<br />
schmunzelt Kayhan. Anschließend<br />
sammelte sie Erfahrungen<br />
beim TV-Sender W24, gründete den<br />
Verein „Interkulturelles Entwicklungszentrum“,<br />
bei dem sie Asylwerbern<br />
journalistische Fähigkeiten vermittelt<br />
und trat als Testimonial für die ORF-<br />
Spendenkampagne „Helfen wie wir“<br />
vor der Kamera auf.<br />
Kayhan hat sich mit ihrem Engagement<br />
zwangsläufig zu einem Vorbild<br />
für viele junge Afghanen und<br />
vor allem Afghaninnen gemausert.<br />
Sie möchte das negative Image<br />
ihrer Landsleute aufpolieren und<br />
kämpft gegen Pauschalisierungen.<br />
Das ist auch ein Problem bei der<br />
Arbeitssuche: „Wir leiden unter dem<br />
schlechten Ruf. Deswegen schämen<br />
wir uns, uns als Afghanen vorzustellen,<br />
und sind total verunsichert<br />
bei Bewerbungsgesprächen“, weiß<br />
Kayhan. Schlechte Aussichten für<br />
Menschen aus Afghanistan auf dem<br />
österreichischen Arbeitsmarkt?<br />
VATER HAT AN SIE<br />
GEGLAUBT<br />
Nicht ganz, wie die Zahlen belegen:<br />
Laut dem AMS waren im Dezember<br />
letzten Jahres 9.<strong>19</strong>2 Afghanen in<br />
einer unselbständigen Beschäftigung.<br />
Im Jahr davor waren es lediglich<br />
6.826. Im Vergleich: 7.659 Syrer<br />
gingen im Dezember des vergangenen<br />
Jahres einer fixen Beschäftigung<br />
nach. Der Anstieg zeigt: Selbst wenn<br />
viele afghanische Arbeitnehmer<br />
billig bezahlte Jobs annehmen,<br />
hat sich die Zahl derer, die in einer<br />
heimischen Firma angestellt sind,<br />
innerhalb eines Jahres um knapp<br />
35% erhöht. Dadurch entlasten sie<br />
den Arbeitsmarkt, zahlen Steuern<br />
und ihre Pensionsbeiträge. Das<br />
schlagkräftigste Argument gegen<br />
mediales Afghanen-Bashing. Kayhan<br />
hat auch gleich Tipps für ihre Landsleute<br />
parat: „Ihr dürft trotz Absagen<br />
nicht aufhören, Beharrlichkeit zahlt<br />
sich aus. Ihr solltet euch auch nicht<br />
schlecht fühlen, weil ihr aus Afghanistan<br />
seid, denkt immer positiv“,<br />
setzt sie fort. „Und seid stolz auf das,<br />
was ihr könnt.“ Sie sei froh, dass ihr<br />
Vater immer an sie geglaubt hat. Sie<br />
kann sich heute keinen anderen Job<br />
vorstellen.„Anfänglich war es schwierig<br />
mit der Sprache. In unserem Job<br />
muss es schnell gehen und daher<br />
wird auch schnell gesprochen“, erinnert<br />
sie sich. „Mit mir sprechen meine<br />
Kollegen aber etwas langsamer<br />
und weniger im Dialekt, damit ich sie<br />
verstehe“, grinst Kayhan während<br />
sie einen Beitrag auf ihrem Computer<br />
schneidet. Ihre Vorgesetzte Sabrina<br />
Blagojevic ist voll des Lobes über ihre<br />
rasende Reporterin vom Hindukusch:<br />
„Es macht viel Freude zu sehen, wie<br />
sich Frau Kayhan im Rahmen ihrer<br />
Tätigkeit entwickelt. Als Kamerafrau<br />
zeigt sie großen Einsatz und liefert als<br />
Frau in einer Männerdomäne tolle Bilder.“<br />
Worte, die Kayhan für kurze Zeit<br />
rot werden lassen. Worte, die sich<br />
das Allroundtalent hart erarbeiten<br />
musste. Von Taliban verfolgt, nach<br />
Europa geflüchtet, hier unglücklich<br />
gearbeitet bis sie in der Medienbranche<br />
endgültig Fuß gefasst hat. Liest<br />
sich doch viel besser als ein Messerangriff<br />
oder eine Vergewaltigungstat,<br />
die im Boulevard auch entsprechend<br />
ausgeschlachtet werden? Das wissen<br />
auch die jungen Afghaninnen, die<br />
Kayhan nacheifern. „Wie Tanya müssen<br />
wir sein“, sagen sie. ●<br />
Aleks Jobicić<br />
Job?<br />
Fix!<br />
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
DIE BERUFSLEBENS KOLUMNE DES<br />
AMS WIEN<br />
Mein Lebenslauf in meiner Bewerbungsmappe:<br />
Das bin ich. Also sozusagen. Es ist die<br />
Kurzfassung all dessen, was ich bisher so<br />
gelernt und geleistet habe. Eine Beschreibung<br />
meiner Stärken und Fähigkeiten, und<br />
natürlich meiner Erfahrungen.<br />
Das klingt jetzt ein bissl zu feierlich? Naja,<br />
aber eigentlich merkt man, wenn man zum<br />
ersten Mal das eigene Berufsleben so in<br />
Worte fasst, dass man schon was drauf hat.<br />
Dass das nicht nichts ist, was man bisher<br />
gemacht hat, weswegen ja auch die Personalverantwortlichen<br />
als erstes ihre Nase da<br />
hineinstecken. Und: Der Lebenslauf wächst<br />
mit dir mit, wird dichter und interessanter,<br />
wie das ganze Leben.<br />
Und darauf will ich diesmal hinaus: Halte deinen<br />
Lebenslauf aktuell! Ruh dich nicht darauf<br />
aus, dass du eh vor einem Jahr deinen<br />
Werdegang hübsch gestaltet hast, wenn sich<br />
in der Zwischenzeit allerhand verändert hat!<br />
Gerade, was du zuletzt getan und gelernt<br />
hast, ist wichtig und darf nicht fehlen.<br />
Und schließlich geht’s ja um nichts anderes,<br />
als dass sich die Betriebe darum streiten, dir<br />
einen Job oder eine Lehrstelle anbieten zu<br />
dürfen. Glaubst du nicht? Ist so!<br />
Tipp: Wenn der Lebenslauf, den das AMS<br />
von dir hat, älter ist als ein Jahr, dann<br />
schick unbedingt einen neuen. Die Leute<br />
beim AMS wollen dich so gut wie möglich<br />
unterstützen und können dann einfach<br />
besser das Optimale für dich herausholen.<br />
Mehr Infos gibt’s auch hier: ams.at/wien<br />
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