„Ich war ein Problemkind mit guten Absichten“ Er war Support für Raf Camora, ist seit November bei Sony Music unter Vertrag und hat gerade sein erstes Album „Eva&Adam“ veröffentlicht: Svaba Ortak ist gerade groß im Kommen. Der Wiener Rapper hat mit uns über seine Kindheit in 1030 Wien, Deutschrap auf Spotify, seine Mutter und Ariana Grande geredet. Von Anna Jandrisevits, Fotos: Aleksandar Perić „Bitte Patschen anziehen!“, sagt jemand, als wir das Studio betreten. Svaba Ortak zieht seine Sneakers aus und schlüpft in viel zu kleine Stoffpatschen. „Aber he, pass bitte auf, dass man die nicht auf den Fotos sieht!“, ruft er dem Fotografen zu. Ich nehme im Studio von NVDW Platz, einer Gruppe von Produzenten, die hier im Keller einer Wohnungsanlage des 10. Bezirks die Hits von morgen basteln. Während die Laxenburgerstraße über ihnen langsam zur Ruhe kommt, fangen die Jungs erst mit der Arbeit an. Ohne diese Arbeit von PMC Eastblok, Doni Balkan und Stanic wäre Svaba Ortaks erstes Album mit dem Namen „Eva & Adam“ wohl nie zustande gekommen, meint er. Als ich den Wiener Rapper für ein Interview anfragte, stellte er zwei Dinge klar: Er kommt nur mit seinen Produzenten und er redet nicht über Politik. <strong>BIBER</strong>: Warum willst du nicht über Politik reden? SVABA ORTAK: Alle Journalisten wollen immer nur über Politik reden. Das nervt. Ich bin Rapper und will über meine Musik sprechen, nicht über Politik. Interviews gebe ich eigentlich auch nicht, aber mit biber habe ich in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Das Magazin lag damals schon in meiner Schule, also kenne ich es schon seit meiner Jugend. Wie hast du deine Kindheit und Jugend in Erinnerung? Sehr schön. Ich war ein Problemkind mit guten Absichten. Ich wollte nie jemandem etwas Böses, war aber immer ehrlich. So wie Kinder eben sind. Irgendwann bin ich da rausgewachsen und meine Eltern haben mir Manieren beigebracht. Woher stammen deine Eltern? Meine Mutter ist aus Bosnien und mein Vater aus Montenegro. Er kam schon vor dem Krieg nach Wien und hat hier als Bauarbeiter gearbeitet. Als es unten zu brodeln begonnen hat, ist meine Mutter nachgekommen. Sie haben sich im 3. Bezirk angesiedelt und zwei Jahre später kam ich auf die Welt. In der Rudolfsstiftung, wenn du’s genau wissen willst. Das Stockwerk weiß ich nicht mehr (lacht). Bevor ich die nächste Frage stellen kann, unterbricht mich Svaba Ortak mit einem kurzen „Wart kurz!“ und dreht sich zum Computer, der zwischen zwei Musikboxen auf dem Tisch steht. Er steigt ins Internet, klickt auf YouTube und gibt „Vlado Georgiev“ (serbischer Sänger; Anm. d. Red.) in die Such-Zeile ein. „Spielen wir bisschen Musik im Hintergrund ab. Jugo-Balladen sind das Geilste!“, sagt er. Das Interview wird anschließend von stimmungsvollen Balkan-Klängen begleitet. Kam für dich je ein „normaler“ Job infrage? Ja, natürlich. Rapper zu werden war lange Zeit nur ein zweites Standbein. Ich war auf der Grafischen und danach habe ich keinen Job in der Branche gefunden. Also bin ich direkt andere Berufswege gegangen. Ich habe in jedem Bereich gearbeitet, den man sich vorstellen kann. Es fehlt nur noch der Dönerstand. In Museen war ich zum Beispiel für die Reinigung zuständig und da haben mich viele Leute erkannt. Wirst du oft erkannt? Jeden Tag. Früher wollte jeder ein Autogramm, heute geht’s nur noch um ein Foto. Aber das bestätigt mir, dass ich meine Arbeit gut mache. Ich kann mich erinnern, als ich 2010 das erste Mal auf dem Westbahnhof erkannt wurde und mir jemand sagte, dass er meinen Song feiert. Ich hatte keinen Plan wer der Typ war, aber das war die Bestätigung, die ich gebraucht habe, um weiterzumachen. 66 / KULTURA /
„ Rapper kriegen kein Echo in diesem Land “ Der Künstlername Svaba Ortak stammt aus dem serbischen Film „Rane“ (<strong>19</strong>98). / KULTURA / 67