Unser neues AKKU ist da. - Lebenshilfe Minden e.V.
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Wenn Kinder groß werden und<br />
ihr eigenes Ding machen . . .<br />
Ein Gespräch mit Eltern behinderter Kinder über <strong>da</strong>s Loslassen<br />
„Der Tag, an dem Fides ausgezogen <strong>ist</strong>, war<br />
der schlimmste Tag in meinem Leben“, erzählt<br />
Fun<strong>da</strong> Baume<strong>ist</strong>er. Heute kann die zierliche,<br />
dunkelhaarige Frau <strong>da</strong>rüber lachen. Aber als<br />
ihre ge<strong>ist</strong>ig behinderte Tochter vor einigen Jahren<br />
<strong>da</strong>s Elternhaus verließ und in ein Wohnheim<br />
zog, war die Stimmung bei der Mutter völlig im<br />
Keller. Doch Ende gut, alles gut: Fides wohnt<br />
heute alleine und arbeitet in einer Kantine. Sie<br />
<strong>ist</strong> eine selbstbewusste, fröhliche, junge Frau,<br />
die ihre Familie liebt, aber auch ganz gut ohne<br />
sie auskommt.<br />
Weiß, was sie will: Fides Baume<strong>ist</strong>er<br />
Das Loslassen war für Fun<strong>da</strong> Baume<strong>ist</strong>er auch<br />
eine Kopfsache. „Es geht <strong>da</strong>bei nicht um mich,<br />
sondern um mein Kind. Ich musste <strong>da</strong>s tun,<br />
weil es für mein Kind <strong>da</strong>s Richtige war“,sagt<br />
sie. Im Gespräch mit ihr wird deutlich, <strong>da</strong>ss sie<br />
als Mutter immer mal wieder den Drang verspürte,<br />
ihr behindertes Kind vor Problemen<br />
dieser Welt zu bewahren. Aber viel stärker war<br />
letztendlich der Wunsch, <strong>da</strong>ss ihre Tochter<br />
einmal gut versorgt sein sollte, wenn sie und<br />
ihr Mann irgendwann nicht mehr <strong>da</strong> sind.<br />
Ablösungsprozesse sind schwierig<br />
Bei einem Kind mit Einschränkungen treibe einen<br />
diese Sorge besonders um, sagt die Mutter<br />
von vier Kindern. Fide´s Geschw<strong>ist</strong>er haben<br />
keine Handicaps und gehen nach und nach<br />
ihre eigenen Wege. Für die vierfache Mutter<br />
und Hausfrau <strong>ist</strong> <strong>da</strong>s nicht immer einfach.<br />
Doch so sei der Lauf der Dinge, meint sie. Aber<br />
bei der behinderten Tochter tue es halt besonders<br />
weh, lässt sie im Gespräch durchblicken.<br />
Der Ablösungsprozess <strong>ist</strong> auch bei Erna Peters<br />
und ihrer Tochter Anita ein schwieriges<br />
Kapitel. Die 17-jährige <strong>ist</strong> ihre jüngste Tochter<br />
und von klein auf schwerstbehindert. Anita<br />
kann weinen, lachen, mit den Augen Kontakt<br />
aufnehmen und zeigt durch unruhige Bewegungen,<br />
<strong>da</strong>ss es ihr nicht gut geht, erzählt die<br />
Mutter, die einen ruhigen und besonnenen<br />
Eindruck macht. Sprechen und Laufen kann<br />
<strong>da</strong>s Mädchen nicht. Sie geht in die Schule am<br />
Weserbogen. Wie es nach der Schule in einem<br />
Jahr weitergeht, wissen die Eltern noch nicht<br />
so genau.<br />
In dem Fall der Familie Peters könnte Loslassen<br />
bedeuten, <strong>da</strong>ss Anita irgendwann in ein<br />
Wohnheim für behinderte Menschen zieht.<br />
Aber <strong>da</strong> hat Erna Peters große Bedenken. Ein<br />
Urlaub der Eltern, den Anita in einer Art Kurzzeitpflege<br />
verbrachte, endete vor einigen Jahren<br />
für die Mutter in einem Fiasko. Anita wird<br />
normalerweise zu Hause mühevoll mit dem<br />
Löffel gefüttert, in der Pflege wurde sie über<br />
eine Sonde ernährt. „Wir haben Anita nach unserer<br />
Reise ganz schwach und apathisch vorgefunden“,<br />
erzählt sie. Die Eltern haben seither<br />
keinen Mumm mehr, Anita über einen längeren<br />
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