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Kleiner Test: Hätten Sie das Mathe-Abi geschafft? – Berlin Seite 9<br />
30-Minuten-<br />
Takt nach<br />
Hamburg<br />
Seite 9<br />
5°/19°<br />
Öftersmal Sonne<br />
Wetter Seite 2<br />
Engagiert: Die junge<br />
Seite der re:publica<br />
Seite 3<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Mutig: Die Mondfahrer<br />
aus Marzahn<br />
Wissenschaft Seite 16<br />
Mittwoch, 8. Mai 2019 Nr.105 FA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Königlich: Charles und<br />
Camilla in Berlin<br />
Berlin Seite 12<br />
Fernsehen<br />
Überraschung:<br />
Der Provokateur<br />
provoziert<br />
VonTobias Miller<br />
Mit dem österreichischen Fernsehsender<br />
ORF muss man kein<br />
Mitleid haben. Wersich auf ein Gespräch<br />
mit dem Satiriker Jan Böhmermann,<br />
38, einlässt, darf sich<br />
nicht wundern, dass das herauskommt:<br />
eine Provokation.<br />
Der Ausstellungsmacher Böhmermann<br />
zeigt nämlich im Grazer<br />
Künstlerhaus die Schau „Deuscth-<br />
land#ASNCH-<br />
LUSS#Östereich“,<br />
in der er<br />
mit dem Nachbarland<br />
abrechnet.<br />
Es gehe um<br />
die Ambivalenz<br />
Österreichs gegenüber<br />
seiner<br />
Jan Böhmermann eigenen Geschichte,<br />
sagt<br />
geht keinem<br />
Streit aus dem Weg. der Historiker<br />
Böhmermann.<br />
Das war der Anlass für ein Gespräch<br />
in der Sendung Kulturmontag. Darin<br />
erkannte der Volkspsychologe Böhmermann<br />
unter den Österreichern<br />
kurzerhand acht Millionen Debile<br />
und meinte, unter ihnen den lauten<br />
Rufnach autoritärer Führung zu hören.<br />
Allerdings hatte ihm der Interviewer<br />
auch die Vorlage mit dem berühmten<br />
Debilen- und Autoritätsverweis<br />
des österreichischen Autors<br />
Thomas Bernhard geliefert. Dann<br />
sagte der Politologe Böhmermann<br />
noch, es sei nicht normal, dass ein<br />
32-jähriger Versicherungsvertreter<br />
„mit dem ganzen Haargel“ Regierungschef<br />
sei und dass der Vize-Regierungschef<br />
im Internet „volksverhetzende<br />
Scheiße“ verbreite.<br />
Vielleicht nicht ganz geschmackssicher.<br />
Aber die Peinlichkeit<br />
lieferte der Sender. „Der ORF<br />
distanziert sich von den provokanten<br />
und politischen Aussagen Böhmermanns.Aber<br />
wie Siewissen, darf<br />
Satire alles“, sagte die Moderatorin<br />
in der Abmoderation. Der Chef des<br />
ORF-Redakteursrats reagierte erst<br />
erstaunt: „Wieso knicken wir ein,<br />
dachte ich gestern Abend“, sagte<br />
Dieter Bornemann der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />
Nach Rücksprache mit Redaktion<br />
und Rechtsabteilung nannte er<br />
das Vorgehen „korrekt“. Der ORF sei<br />
gesetzlich verpflichtet, sich von unsachlichen<br />
politischen Äußerungen<br />
zu distanzieren. Dabei sagte der<br />
Journalist Böhmermann auch andereSachen:„Man<br />
nennt nicht Menschen<br />
Ratten und Ungeziefer.“ Davon<br />
muss man sich eigentlich nicht<br />
distanzieren.<br />
Woher kommt das Geld<br />
der Parteien?<br />
Spenden und Einnahmen: Wiedie Arbeit der Politiker in<br />
Deutschland finanziert wird<br />
Hauptstadt Seite 5<br />
Berlin, Stadt der Extremisten<br />
Senator Geisel:Die Hauptstadt bietet Platzfür Verfassungsfeinde jederCouleur.Zahl der Reichsbürger steigt<br />
VonElmar Schütze<br />
Berlin hat eine besondere<br />
Anziehungskraft – auch<br />
auf Extremisten. Deren<br />
Anzahl ist in Berlin auch<br />
im vergangenen Jahr angestiegen.<br />
Dasist die Kurzanalyse vonInnensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) zum Verfassungsschutzbericht<br />
2018, den er<br />
am Dienstag vorgestellt hat.<br />
Nach Worten vonGeisel bietet die<br />
Hauptstadt einen geradezu idealen<br />
Nährboden für Extremisten und Gefährder<br />
aller Couleur –sei es aus dem<br />
islamistischen, dem rechts- oder<br />
linksextremen Spektrum. Grund dafür<br />
sei unter anderem, dass jeder extremistische<br />
und damit verfassungsfeindliche<br />
Bereich in der Stadt bereits<br />
vertreten sei. „Berlin ist für diese Personen<br />
vielfach ein Experimentierfeld<br />
für Themen und Strategien“, sagte er<br />
bei derVorstellung des Berichts.<br />
Das Papier gibt aber auch wider,<br />
dass sich das Wachstum voriges Jahr<br />
verlangsamt hat. So wird zwar die<br />
Gefährdungslage durch den islamistischen<br />
Terrorismus als „unverändert<br />
hoch“ eingeschätzt. Dennoch<br />
steigt etwa die Zahl der Salafisten<br />
langsamer von 950 auf 1020 Personen.<br />
Die Steigerung von 2015 auf<br />
2016 hatte 160 Personen betragen,<br />
von 2016 auf 2017 war der Kreis um<br />
110 gestiegen. Leicht gesunken ist<br />
sogar das Potenzial des sogenannten<br />
legalistischen Islamismus, etwa vertreten<br />
in der „Muslimbruderschaft“<br />
oder der Bewegung „Milli Görüs“.<br />
Deren Anhängerschaft sank um 20<br />
auf insgesamt 600 Personen. Radikale<br />
Organisationen wie Hamas oder<br />
Hisbollah verfügen in Berlin über<br />
320 Anhänger.<br />
In Bezug auf Islamismus propagiert<br />
Senator Geisel das Prinzip der<br />
klaren Kante.„Es gibt bei uns keinen<br />
Raum für Israelfeindlichkeit“, sagte<br />
er und erinnerte dabei an das Vorgehen<br />
der Behörden gegen Rasmea<br />
Odeh im März. Stunden bevor die inzwischen<br />
71-jährige palästinensische<br />
Terroristin in einem Kulturzentrum<br />
in Berlin-Kreuzberg auftreten<br />
wollte, wurde ihr untersagt, sich politisch<br />
in Berlin zu betätigen. Zu-<br />
„Extremisten versuchen, mit der Symbolkraft<br />
der Hauptstadt eine möglichst große<br />
Öffentlichkeit für ihreAktionen herzustellen.“<br />
Andreas Geisel, Innensenator, über die Anziehungskraft Berlins<br />
gleich wurde ihr Schengen-Visum<br />
aufgehoben. Odeh musste ausreisen.<br />
Organisator der Veranstaltung<br />
war ein Netzwerk, das der von der<br />
EU, den USA und Israel als Terrororganisation<br />
eingestuften PFLP nahesteht<br />
sowie die antiisraelische BDS-<br />
Bewegung. Die Abkürzung steht für<br />
„Boykott, Desinvestitionen und<br />
Sanktionen“ gegen Israel.<br />
Doch nicht nur das islamistische<br />
Spektrum wächst langsamer.Bei den<br />
Rechtsextremisten verzeichnen die<br />
Verfassungsschützer sogar eine Stagnation.<br />
2018 wurden 1410 Personen<br />
dazugezählt, im Jahr zuvor waren es<br />
20 mehr. Gestiegen ist dagegen die<br />
Zahl der verfassungsfeindlichen<br />
Reichsbürger (von 500 auf 670).<br />
Im linksextremistischen Spektrum<br />
ist das Potenzial um knapp 200<br />
auf 3140 Personen angestiegen, die<br />
Zahl gewaltbereiter Linksextremisten<br />
sei jedoch minimal rückläufig<br />
(um 10 auf 970 Personen).<br />
Weil aber die absolute Zahl der<br />
Extremisten in Berlin dennoch weiter<br />
gestiegen ist, will Geisel den Verfassungsschutz<br />
weiter ausbauen.<br />
Mitdiesem Ziel wolleerindie Haushaltsberatungen<br />
im Juni gehen. Derzeit<br />
hat der Landesverfassungsschutz<br />
257 Stellen und ist mit 15,83<br />
Millionen Euro im Haushalt verankert.<br />
Wie viele Stellen ermehr will,<br />
sagte Geisel am Dienstag nicht. Nur<br />
eines sei klar: „Mit der bisherigen<br />
Stellenzahl können wir keine neuen<br />
Schwerpunkte setzen.“ Kommentar<br />
Seite 8, Berlin Seite 10<br />
BERLINER ZEITUNG/ISABELLA GALANTY<br />
E-Roller sollen<br />
doch nicht auf<br />
die Gehwege<br />
Verkehrsminister Scheuer<br />
reagiert auf Kritik<br />
Bundesverkehrsminister Andreas<br />
Scheuer (CSU) will das Fahren<br />
von Elektro-Tretrollern auf Gehwegen<br />
entgegen der bisherigen Planung<br />
nicht erlauben. Scheuer sagte der<br />
Deutschen Presse-Agentur am<br />
Dienstag, er sei bereit, auf die Länder,<br />
die Bedenken hätten, zuzugehen und<br />
das Fahren auf Gehwegen mit Schrittgeschwindigkeit<br />
aus der geplanten<br />
Verordnung herauszustreichen: „Mir<br />
geht es darum, neue Formen der<br />
Fortbewegung so zu ermöglichen,<br />
dass sie niemanden gefährden.“<br />
Die vom Bund auf den Weg gebrachten<br />
Plänesahen bisher vor, dass<br />
nur E-Roller, die schneller als zwölf<br />
Kilometer proStundesind, in der Regel<br />
auf Radwegen fahren sollen –und<br />
langsamereauf Gehwegen. Dortsollten<br />
sie nur mit Schritttempo unterwegs<br />
sein dürfen. Mehrere Länder,<br />
Fußgänger-Vertreter und Experten<br />
warnten aber vor neuen Gefahren<br />
etwa für Kinder,ältereund sehbehinderte<br />
Menschen, sollten zusätzliche<br />
Gefährte auf die Bürgersteige kommen.<br />
Scheuer sagte: „Egal ob jung<br />
oder alt –die Bürger sollen sich auf<br />
den Verkehrswegen sicher fühlen.“<br />
Wichtigsei,jetzt zügig eine Regelung<br />
zu bekommen. „Wir brauchen jetzt<br />
im Sommer das Ja der Länder –und<br />
nicht erst in der Weihnachtszeit,<br />
wenn Schnee liegt.“<br />
Der Bundesrat soll voraussichtlich<br />
am 17. Maiüberdie Verordnung<br />
abstimmen. Im Verkehrsausschuss<br />
der Länderkammer gab es jedoch<br />
Bedenken. Das Gremium empfahl<br />
mehrheitlich, dass alle E-Roller auf<br />
Radwege gehören –und langsamere<br />
Modelle nicht auf Gehwege sollen.<br />
Über diese Empfehlung sollte aber<br />
erst noch das Plenum des Bundesrats<br />
abstimmen. (dpa)<br />
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BERLIN<br />
MESSEN
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Mit der erpressten Entscheidung<br />
des Hohen<br />
Wahlrats,die Kommunalwahl<br />
in Istanbul zu<br />
wiederholen, hat der türkische Präsident<br />
Recep Tayyip Erdogan einen Offenbarungseid<br />
abgelegt und das<br />
wichtigste Band, das ihn noch von<br />
diktatorischer Willkürherrschaft<br />
trennte, durchschnitten. Den ander<br />
Wahlurnegeäußerten„Willen der Nation“<br />
zu vertreten, war stets seine bedeutendste<br />
politische Legitimation,<br />
auf die er sich aller Vorwürfe des Autoritarismus<br />
zum Trotz mit einem gewissen<br />
Recht berufen konnte. Denn<br />
er hielt die Illusion aufrecht, dass er<br />
sich einer demokratischen Mehrheitsentscheidung<br />
beugen würde.<br />
Dieses Feigenblatt ist verweht. Erdogan<br />
hat seine Herrschaft zur Kenntlichkeit<br />
entstellt: Das türkische Volk<br />
darfwählen –außer es wählt das Falsche.<br />
Niemand kann sich mehr Illusionen<br />
machen: Dieser Präsident<br />
wirddie Macht nie freiwillig abgeben.<br />
Damit weist der Fall auch über die<br />
Türkei hinaus: Niemand wird Islamisten<br />
jemals mehr glauben, dass sie<br />
durch Wahlen erlangte Macht auf<br />
demselben Wegwieder abgeben.<br />
Vergangener Pluralismus<br />
Zwar war die Türkei nie eine liberale<br />
Demokratie im westlichen Sinne,<br />
aber sie besaß demokratische Traditionen,<br />
die sie vonihren autokratisch<br />
regierten NachbarnimNahen Osten<br />
und Mittelasien unterschieden. Sie<br />
hatte eine vielfältige Presselandschaft,<br />
eine lebendige Zivilgesellschaft,<br />
eine in Maßen unabhängige<br />
Justiz, und sie ließ den demokratischen<br />
Wechsel bei Wahlen zu –auch<br />
wenn das Militär dann zuweilen<br />
putschte.Erdogan selbst konnte seinenAufstieg<br />
anfangs auf eine liberale<br />
Öffentlichkeit stützen, der er versprach,<br />
mit undemokratischen Traditionen<br />
zu brechen und die Macht des<br />
Generalstabs zu beschneiden. Das<br />
Verfassungsgericht in Ankara selbst<br />
verhinderte 2008 ein Verbot von Erdogans<br />
islamischer Regierungspartei<br />
AKP. Die jeweils Regierenden akzeptierten<br />
seine Wahlsiege.<br />
Der Aufsteiger dankte es ihnen<br />
schlecht. Erdogan hat die demokratischen<br />
Institutionen Schritt für<br />
Schritt zerstört, konnte sich aber immer<br />
noch auf Mehrheiten berufen.<br />
Als er 2015 erstmals eine Parlamentswahl<br />
verlor, begann er einen<br />
Die Bürgermeisterwahl in Istanbul wird wiederholt. Präsident Erdogan wirkt<br />
angeschlagen. Die Abstimmung am 23. Juni könnte für ihn gefährlich werden.<br />
Ein Anhänger von Wahlsieger Ekrem Imamoglu protestiertinIstanbul.<br />
Krieg gegen die Kurden und gewann<br />
die Neuwahlen mit Law-and-Order-<br />
Propaganda. Dieser Weg ist ihm<br />
diesmal versperrt. Doch hat er den<br />
formell unabhängigen Hohen Wahlrat<br />
(YSK) inzwischen zum Werkzeug<br />
seiner Willkür degradiert. Der YSK<br />
hat in der Vergangenheit fast alle Angriffe<br />
auf faire und freie Wahlen<br />
durch Erdogan und die AKP legitimiert,<br />
vor allem weitab im kurdisch<br />
geprägten Südosten. Ähnliche Manöver<br />
im Westen der Türkei mit seiner<br />
wachen Öffentlichkeit benötigen<br />
jedoch eine juristisch nachvollziehbareLegitimation.<br />
Kommunalwahlen in der Türkei<br />
Abstimmungsergebnis vom 31. März 2019<br />
HDP –links, kurdisch<br />
CHP –sozialdemokratisch<br />
Izmir<br />
Istanbul<br />
Bursa<br />
Antalya<br />
Türkei<br />
Gebeugte Demokratie<br />
VonFrank Nordhausen<br />
AKP –islamisch-konservativ<br />
MHP –ultrarechts<br />
Ankara<br />
Gaziantep<br />
Sonstige<br />
Diyarbakir<br />
100 km<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: HÜRRIYET, AFP<br />
DPA/LEFTERIS PITARAKIS<br />
Bei ihrem Versuch, die Wahlen in<br />
Istanbul zu annullieren, suchten Erdogans<br />
Vasallen daher nach einem<br />
passenden Hebel, doch vergeblich.<br />
Die Nachzählung von Stimmen<br />
brachte nicht das gewünschte Ergebnis.<br />
Schließlich einigten sie sich mit<br />
dem YSK auf das Argument, nicht in<br />
allen Wahllokalen hätten wie vorgeschrieben<br />
Staatsbeamte den Vorsitz<br />
geführt. Doch dieselben Beamten leiteten<br />
auch bei den Parlaments- und<br />
Präsidentenwahlen 2018 sowie beim<br />
Verfassungsreferendum 2017 die<br />
Wahlkommissionen. Mit dem Argument<br />
delegitimiert Erdogan seine eigene<br />
Regierung und letztlich auch<br />
sich selbst. Der Grund für die Grenzüberschreitung<br />
liegt auf der Hand.<br />
Der Präsident muss befürchten, dass<br />
sein mafiöses Klientelsystem ohne<br />
die abgezweigten Milliarden aus dem<br />
Budget der Wirtschaftsmetropole Istanbul<br />
zusammenbricht. Darauf aber<br />
beruht seine Macht.<br />
Gebrochene Regelnund Gesetze<br />
Plötzlich wirkt Erdogan schwach<br />
und panisch. Doch ein verwundeter<br />
Wolf istnicht wenigergefährlich. Für<br />
die Zeit bis zur Neuwahl am 23. Juni<br />
ist damitzurechnen, dass der Präsident<br />
alle Register staatlicher Repression<br />
zieht und selbst Gewalt auf der<br />
Straße toleriert. Denn er hatden Rubikon<br />
überschritten, der das politische<br />
System derTürkei voneiner autokratischen<br />
Willkürherrschaft unterschied.<br />
Erneut zu verlieren, kann<br />
er sich nicht leisten. Der Gesichtsverlust<br />
wäre nicht mehr begrenzbar,<br />
undgeschasste Parteifreunde lauern<br />
nur darauf, sich an ihm zu rächen. Er<br />
hat soviele Regeln und Gesetze gebrochen,<br />
dass er sich einen normalenAbtritt<br />
einfach nicht leisten kann.<br />
Aber auch Wahlmanipulationen<br />
sind Grenzen gesteckt. Mit seinem<br />
Anschlag auf den demokratischen<br />
Prozess hat Erdogan den Istanbuler<br />
Wahlsieger Ekrem Imamoglu zum<br />
Märtyrer gemacht. Imamoglu muss<br />
jetzt zwar den Bürgermeisterstuhl<br />
wieder räumen, aber letzte Umfragen<br />
zeigen einen dramatischen Anstieg<br />
seiner Popularität. Im Internet<br />
verfolgen Millionen seine Pressekonferenzen,<br />
in den sozialen Medien<br />
ist er ein Star. Erhat das historische<br />
Momentum auf seiner Seite. So ist<br />
die YSK-Entscheidung zwar ein<br />
Schlag für die Opposition, aber<br />
ebenso eine Chance. Denn sie hat<br />
bei der Kommunalwahl gelernt, dass<br />
sie Erdogan vereint schlagen kann –<br />
und besitzt mit Imamoglu den richtigen<br />
Kandidaten. Er ist ruhig,<br />
freundlich, er spricht die Sprache<br />
des Volkes und des Friedens, aber er<br />
ist in der Sache hart und entschieden.<br />
„Ihr werdet sehen, wir werden<br />
gewinnen“, rief er am Montag seinen<br />
Anhängernzu.<br />
Frank Nordhausen<br />
fürchtet, dass die Neuwahl<br />
die Repression verstärkt.<br />
„Eine politische Entscheidung, die mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun hat“<br />
VonMarkus Decker<br />
Außenminister Heiko Maas (SPD)<br />
hat angesichts der Annullierung<br />
der Istanbuler Bürgermeisterwahl<br />
die Einhaltung demokratischer<br />
Grundprinzipien angemahnt. „Die<br />
Entscheidung des Hohen Wahlrates,<br />
das Ergebnis der Kommunalwahlen<br />
in Istanbul für ungültig zu erklären<br />
und eine Wahlwiederholung anzuordnen,<br />
ist für uns nicht transparent<br />
und nicht nachvollziehbar“, sagte<br />
Maas am Dienstag. „Über die Besetzung<br />
des Oberbürgermeisteramtes<br />
in Istanbul kann und darf allein der<br />
Wille der türkischen Wählerinnen<br />
undWähler entscheiden. DieEinhaltung<br />
demokratischer Grundprinzipien<br />
mit transparenten Wahlbedingungen<br />
hat aus unserer Sicht oberste<br />
Priorität.“<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier zeigte sich beunruhigt.<br />
„Gerade weil mir die Zukunft der<br />
Türkei und der Wert der Demokratie<br />
am Herzen liegen, bin ich sehr besorgt<br />
über die angeordnete Wiederholung<br />
der Wahl“, sagte Steinmeier.<br />
„Bisher hat der Oberste Wahlrat<br />
keine überzeugenden Gründe genannt,<br />
die zu einer Ungültigkeit der<br />
Wahlen in Istanbul führen müssen.“<br />
In Deutschland sorgte die Entscheidung<br />
der türkischen Wahlkommission,<br />
die Wahl zu wiederholen,<br />
auch sonst für Kritik. „Die Entscheidung<br />
der türkischen Wahlbehörde ist<br />
offenbar allein politisch motiviert<br />
und ein Putsch gegen die Demokratie“,<br />
sagte die stellvertretende Vorsitzende<br />
der Linksfraktion, Sevim Dagdelen.<br />
Die Bundesregierung müsse<br />
ihre Türkeipolitik grundlegend verändernund„sich<br />
entscheiden, ob sie<br />
Reaktionen<br />
weiter auf der Seite des Despoten Erdogan<br />
stehen will“, so Dagdelen. Sie<br />
sei aufgefordert, sowohl die Waffenlieferungen<br />
an die Türkei wie auch<br />
die üppigen Finanz- und Kredithilfen<br />
zu stoppen. Zudem sei es<br />
höchste Zeit, den EU-Beitrittsprozess<br />
mit der Türkei zu beenden. Ähnlich<br />
äußerte sich der AfD-Vorsitzende<br />
JörgMeuthen.<br />
Der Vorsitzende des Auswärtigen<br />
Ausschusses,NorbertRöttgen (CDU),<br />
sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) zur Entscheidung<br />
des Hohen Wahlrates:<br />
„Das ist erstens willkürlich und zweitens<br />
ein schwerer politischer Fehler.<br />
Er wirddie Gesellschaft tiefer spalten<br />
und die Konflikte vielleicht noch zur<br />
Eskalation bringen, weil sich die<br />
Menschen betrogen fühlen. DieFrage<br />
ist jetzt: Kündigt diese Entscheidung<br />
die Planung des Wahlbetruges an?“<br />
Röttgen fuhr fort:„Das ist ein weiterer<br />
Schritt der Entfernung von der EU.<br />
Und die Beitrittsverhandlungen liegen<br />
jetzt bei einer noch tieferen Temperatur<br />
auf Eisals bisher.“<br />
Der Spitzenkandidat der europäischen<br />
Sozialdemokraten für das<br />
Amt des EU-Kommissionspräsidenten,<br />
der Niederländer FransTimmermans,<br />
verurteilte die Annullierung.<br />
„Die Annullierung der Kommunalwahl<br />
in Istanbul ist eine<br />
schreckliche Sache“, sagte er der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Ich habe mich<br />
nach der Kommunalwahl in der Türkei<br />
so gefreut, dass die Opposition in<br />
den großen Städten gewonnen hat,<br />
damit sich die Türkei wieder verändert<br />
und an Europa annähert. Jetzt<br />
macht Erdogan das alles wieder zunichte.Erhat<br />
offenbar Angst vorder<br />
Demokratie.“ (mit dpa)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute reicht die Temperaturspanne von 17 bis 20Grad. Dazu ist der Himmel<br />
wechselnd bewölkt. Vielerorts kommt auch die Sonne heraus. Der<br />
Wind weht frisch aus südöstlichen Richtungen. In der Nacht ziehen viele<br />
Wolken mit zeitweiligem Regen vorüber. Die Tiefstwerte erreichen 10 bis<br />
8Grad.<br />
Biowetter: Rheumatische Erkrankungen<br />
bleiben ein Thema. Gelenke<br />
und Glieder sind schmerzanfällig<br />
und lassen sich nicht so gut wie<br />
sonst bewegen. Kopfweh und Migräne<br />
sorgen für Unwohlsein.<br />
Pollenflug: Der Flug von Ulmen-,<br />
Hainbuchen-, Kiefern-, Eichen- und<br />
Buchenpollen ist mäßig bis stark.<br />
Außerdem ist die Konzentration von<br />
Gräserpollen schwach bis mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 19Grad.<br />
Wind: frisch aus Südost.<br />
Wittenberge<br />
2°/18°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
4°/18° 5°/19°<br />
Luckenwalde<br />
3°/19°<br />
Cottbus<br />
3°/20°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
bedeckt stark bewölkt heiter<br />
10°/17° 9°/15° 5°/16°<br />
Prenzlau<br />
2°/17°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
2°/20°<br />
Tief Yukon vor Südengland wandert weiter ostwärts. Das zugehörige ausgedehnte<br />
Regengebiet über den Britischen Inseln und Frankreich erfasst das westliche<br />
Mitteleuropa und hat erwärmte Meeresluft im Schlepptau. Ein Regenband<br />
zwischen dem Weißen Meer und der Türkei trennt warme Luft im Osten von kühlerer<br />
Luft im Westen.<br />
Sylt<br />
4°/12°<br />
Hannover<br />
3°/15°<br />
Köln<br />
6°/15°<br />
Saarbrücken<br />
7°/13°<br />
Konstanz<br />
7°/16°<br />
Hamburg<br />
3°/14°<br />
Erfurt<br />
4°/16°<br />
Frankfurt/Main<br />
8°/15°<br />
Stuttgart<br />
7°/13°<br />
Rostock<br />
4°/16°<br />
Magdeburg<br />
4°/19°<br />
Nürnberg<br />
5°/17°<br />
München<br />
6°/21°<br />
Rügen<br />
2°/16°<br />
Dresden<br />
5°/18°<br />
Deutschland: Heute behalten Wolken<br />
oft die Oberhand. Stellenweise<br />
folgt Regen. Dabei werden während<br />
des Tages 12 bis 21Grad erreicht,<br />
nachts kühlt es dann auf 10bis<br />
5Grad ab. Der Wind weht frisch, in<br />
Böen stark aus Südost. Morgen<br />
gehen zwischen Sonnenschein und<br />
Wolken einige Schauer nieder, und<br />
die Höchsttemperaturen betragen<br />
14 bis 18Grad. Der Wind weht stellenweise<br />
mit stürmischen Böen aus<br />
Südwest.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 8°-10°<br />
Nordsee: 8°-10°<br />
Mittelmeer: 14°-23°<br />
Ost-Atlantik: 11°-16°<br />
Mondphasen: 12.05. 18.05. 26.05. 03.06.<br />
Sonnenaufgang: 05:23 Uhr Sonnenuntergang: 20:44 Uhr Mondaufgang: 07:52 Uhr Monduntergang: --:-- Uhr<br />
Lissabon<br />
21°<br />
Las Palmas<br />
24°<br />
Madrid<br />
22°<br />
Reykjavik<br />
9°<br />
Dublin<br />
10°<br />
London<br />
16°<br />
Paris<br />
18°<br />
Bordeaux<br />
16°<br />
Palma<br />
24°<br />
Algier<br />
30°<br />
Nizza<br />
17°<br />
Trondheim<br />
9°<br />
Oslo<br />
10°<br />
Stockholm<br />
13°<br />
Kopenhagen<br />
12°<br />
Berlin<br />
19°<br />
Mailand<br />
14°<br />
Tunis<br />
29°<br />
Rom<br />
18°<br />
Warschau<br />
15°<br />
Wien<br />
19° Budapest<br />
20°<br />
Palermo<br />
25°<br />
Kiruna<br />
1°<br />
Oulu<br />
9°<br />
Dubrovnik<br />
17°<br />
Athen<br />
21°<br />
St. Petersburg<br />
13°<br />
Wilna<br />
15°<br />
Kiew<br />
12°<br />
Odessa<br />
15°<br />
Varna<br />
16°<br />
Istanbul<br />
16°<br />
Iraklio<br />
19°<br />
Archangelsk<br />
15°<br />
Moskau<br />
21°<br />
Ankara<br />
12°<br />
Antalya<br />
22°<br />
Acapulco 35° sonnig<br />
Bali 33° Gewitter<br />
Bangkok 38° wolkig<br />
Barbados 27° wolkig<br />
Buenos Aires 20° heiter<br />
Casablanca 23° heiter<br />
Chicago 17° Regen<br />
Dakar 31° sonnig<br />
Dubai 35° sonnig<br />
Hongkong 28° bedeckt<br />
Jerusalem 22° heiter<br />
Johannesburg 21° sonnig<br />
Kairo 27° wolkig<br />
Kapstadt 19° Schauer<br />
Los Angeles 18° wolkig<br />
Manila 35° heiter<br />
Miami 31° Gewitter<br />
Nairobi 27° wolkig<br />
Neu Delhi 42° sonnig<br />
New York 21° heiter<br />
Peking 27° bewölkt<br />
Perth 23° heiter<br />
Phuket 32° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 25° Schauer<br />
San Francisco 21° heiter<br />
Santo Domingo 30° wolkig<br />
Seychellen 30° wolkig<br />
Singapur 34° wolkig<br />
Sydney 20° heiter<br />
Tokio 23° wolkig<br />
Toronto 11° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 3· ·<br />
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Seite 3<br />
Die Neuen<br />
Entspannung in der re:publica-Hängematte<br />
RE:PUBLICA/JAN MICHALKO<br />
Esist der Nachmittag des zweiten Tages<br />
auf der re:publica, als Luisa<br />
Neubauer noch einmal erklären<br />
soll, warum sie Proteste gegen den<br />
Klimawandel organisiert. So steht es zumindest<br />
im Programm der größten Internetkonferenz<br />
Europas. Aber Neubauer hat sich etwas<br />
anderes vorgenommen, sie will vor allem<br />
darüber sprechen, wie sie und all die anderen<br />
Schüler und Studenten die Fridays for<br />
Futureorganisieren; wie sie es also schaffen,<br />
jede Woche Zehntausende junge Menschen<br />
dazu zu bringen, die Schule zu schwänzen,<br />
die Vorlesungen ausfallen zu lassen und auf<br />
die Straße zu gehen; wie sie das hinbekommen,<br />
seit zwanzig Wochen; wie sie 400 Ortsgruppen<br />
koordinieren, basisdemokratisch<br />
entscheiden, was ihre Forderungen sind, in<br />
WhatsApp-Gruppen, auf Twitter, Instagram<br />
und in Telefonkonferenzen ihre nächsten<br />
Aktionen planen. Im Moment laufen dieVorbereitungen<br />
für den 24. Mai, das ist der Freitag<br />
vor der Europawahl. Schüler in 100 Ländern<br />
wollen dann gleichzeitig streiken. Aus<br />
dem stillen Protest der Schwedin Greta<br />
Thunberg, die sich im August 2018 zum ersten<br />
Mal mit ihrem Pappschild, auf dem<br />
„Schulstreik fürs Klima“ steht, vordas Parlament<br />
in Stockholm setzte, ist eine weltweite<br />
Jugendbewegung geworden.<br />
Klimawandel und Milchtopf<br />
Und Luisa Neubauer, 23Jahre alt, Studentin<br />
aus Göttingen, ist das Gesicht dieser Bewegung<br />
in Deutschland. Auch das steht im Programm<br />
der re:publica. Man hat Luisa Neubauer<br />
in letzter Zeit oft im Fernsehen gesehen,<br />
am Freitag war sie in der Tagesschau, sie<br />
hatte eine Rede auf der Aktionärsversammlung<br />
des Energiekonzerns RWEgehalten, am<br />
Ende konnte sie nicht weiterreden, es kam zu<br />
Tumulten im Saal. Dabei hatte Neubauer nur<br />
gesagt, dass die Aktionäre ihre Verantwortung<br />
verkaufen und ihr Geld auf Kosten der<br />
Menschheit machen. Nun wirklich nichts<br />
Neues –aus ihrer Sicht.<br />
Undjetzt steht sie also hier voreinem Publikum,<br />
das ihr um einiges freundlicher gesonnen<br />
ist. An ihrer Seite ist ihr Mitstreiter Jakob<br />
Blasel. 200 Leute hören den beiden zu.<br />
Unddass sie überhaupt hier sind, ist für sich<br />
schon bemerkenswert.<br />
Der Auftritt ist Teil der Jugendkonferenz<br />
Tincon, die 2016 von den re:publica-MitgründernTanja<br />
und Johnny Haeusler ins Leben<br />
gerufen wurde und jetzt zum ersten Mal<br />
im Rahmen der re:publica stattfindet, zeitgleich<br />
also und am gleichen Ort, der Station<br />
am Gleisdreieck.<br />
Aufder Tincon gibt es Hacker-Workshops,<br />
Talks mit bekannten YouTubern, Infos zum<br />
Berufseinstieg. Und Bildungsministerin<br />
Franziska Giffey, deren Ministerium einer<br />
der Hauptförderer der Tincon ist, beantwortet<br />
die Fragen vonJugendlichen. 1500 junge<br />
Menschen haben sich für die Messe angemeldet.<br />
„Wir wollen, dass Jugendliche mehr<br />
gesehen werden“, sagt Tanja Haeusler bei<br />
der Eröffnung am Montag. Also gibt es auf<br />
der Tincon zwar einen Bereich, zu dem nur<br />
Jugendliche unter 21 Jahren Zutritt haben,<br />
Die Internetkonferenz re:publica, die gerade in Berlin stattfindet,<br />
wirkt in ihrer 13. Ausgabe ein wenig in die Jahre gekommen.<br />
Gut, dass es parallel die Jugendmesse Tincon gibt.<br />
Waskönnen die Alten von den Jungen lernen?<br />
aber auch diese Bühne, auf der Luisa Neubauer<br />
jetzt unter dem grimmigen Konterfei<br />
einer übergroßen, winkenden Grumpy Cat<br />
steht. Die Tincon ist für alle Besucher der<br />
re:publica offen. Zwischen Bällebad und<br />
Daddelautomaten, auf denen man Pacman<br />
spielen kann, sollen Jung und Alt ins Gespräch<br />
kommen, das ist die Idee. Und die<br />
Frage ist, wer mehr von diesem Austausch<br />
haben wird.<br />
Am Montag saß Neubauer bereits in einer<br />
Diskussionsrunde auf einer kleinen Bühne<br />
in der hintersten Ecke der großen Halle, in<br />
der die Hauptkonferenz stattfindet. Aufdem<br />
Weg dorthin haben Dutzende Organisationen<br />
Infostände aufgebaut: das Bundesland<br />
Thüringen, der Buchhändler Dussmann, die<br />
Hans-Böckler-Stiftung, die Friedrich-Ebert-<br />
Stiftung, der Reiseveranstalter Tui, der Autohersteller<br />
Porsche, der übrigens Hauptpartner<br />
der re:publica in diesem Jahr ist –alles<br />
alte Organisationen und Unternehmen, die<br />
hier versuchen, den Besuchern mit Virtual-<br />
Reality-Brillen einen neuen Blick auf sich zu<br />
verschaffen. Dazwischen Besucher mit<br />
Sneakern und markanten Brillen, die eher<br />
jung geblieben als wirklich jung sind. Manche<br />
haben Kinder dabei.<br />
Es sieht ein bisschen so aus, als sei die<br />
re:publica in ihrer dreizehnten Ausgabe in<br />
die Jahregekommen. Sieist jetzt eher Ü30 als<br />
Mitte zwanzig. Das etwas sperrige Motto in<br />
diesem Jahr,„tl;dr“, steht für „too long; didn’t<br />
read“, was auf die Nutzungsbedingungen im<br />
Internet anspielt, die meistens so lang sind,<br />
dass sie kein Mensch liest. Laut re:publica-<br />
Mitgründer Markus Beckedahlist es auch ein<br />
Tocotronic-Zitat. Tocotronic!Als die Band so<br />
schön ironisch sang, sie wolle Teil einer Jugendbewegung<br />
sein, war Luisa Neubauer<br />
noch nichtmal geboren.<br />
Ein paar Minuten vor ihrem Auftritt am<br />
Montag sitzt sie an einem Cafétisch neben<br />
dem Eingang zur Bühne,eswar nicht schwer,<br />
sich mit ihr zu treffen, ein paar WhatsApp-<br />
Nachrichten, sie schreibt schnell zurück und<br />
ohne Umschweife, auf Fragen antwortet sie<br />
mit einer Effizienz, die keinen Platz lässt für<br />
Geplänkel. Also gut, Frage: Wasbringt es ihr,<br />
hier zu sein und den Erwachsenen die Fridays<br />
for Future zuerklären? Antwort: „Es ist<br />
wichtig für uns, dazusein, wo die Mitte der<br />
VonAnne Lena Mösken<br />
Gesellschaft sich trifft. Wir können nicht alleine<br />
das Klima retten, dazu braucht es einen<br />
gesamtgesellschaftlichen Willen. Auf der<br />
re:publica sind die Menschen, die als Mitte<br />
der Gesellschaft identifiziert werden, das<br />
sind die,die aus Sicht der Politik im Wegstehen,<br />
genau die brauchen wir also. Esgeht<br />
hier nicht um die Utopien junger Träumer.“<br />
Sie filmt noch ein kurzes Video für ihre<br />
29 500 Follower auf Instagram. Als sie dann<br />
auf der Bühne Platz nimmt, schießen in der<br />
ersten Reihe Fotografen Bilder von ihr mit<br />
riesigen Teleobjektiven, neben Luisa Neubauer<br />
sitzen eine Neuköllner Mietaktivistin<br />
und der Präsident der Bundeszentrale für<br />
politische Bildung, Thomas Krüger. Krüger<br />
hat vor genau dreißig Jahren zusammen mit<br />
Luisa Neubauer,23Jahre alt, Studentin und Klimaschutzaktivistin,<br />
auf der re:publica DPA/SOEREN STACHE<br />
Kunststudenten, Punks und Christen die<br />
Wahlfälschungen in der DDR aufgedeckt.<br />
Man fragt sich kurz, was sich die drei zu sagen<br />
haben könnten. Es wird tatsächlich ein<br />
interessantes Gespräch, was auch daran<br />
liegt, dass Luisa Neubauer zuhörtund nachdenkt,<br />
bevor sie auf eine Frage antwortet, sie<br />
kneift dabei die Augen zusammen. Sie sagt<br />
auch lieber: „Ich verstehe die Frage nicht“,<br />
statt –beliebte Talkshow-Taktik –irgendetwas<br />
unterzubringen, was sie sich vorher zurechtgelegt<br />
hat. Sieist ein Profi, ohne das Abgeschmackte,<br />
das Professionalität oft anhaftet.<br />
Sie ist lustig und lächelt viel. Nur aneinem<br />
Punkt des Gesprächs wird sie plötzlich<br />
sehr ernst, als sie gefragt wird, warum die Europawahl<br />
so entscheidend ist, sie spricht<br />
dann von „Kipppunkten“ und „Pfadabhängigkeit“,<br />
erklärt, dass der Klimawandel exponentiell<br />
abläuft, wie ein Topf, in dem die<br />
Milch überkocht. Irgendwann ist es einfach<br />
zu spät. Unddieser Zeitpunkt sei nicht mehr<br />
weit weg. „Das ist das letzte Europaparlament,<br />
das noch was beim Klima reißen<br />
kann“, sagt sie –und klingt schon wieder wie<br />
die Jugend, die sie hier verkörpernsoll.<br />
Es sind vielleicht hundert Konferenzteilnehmer,<br />
die zuhören. Hundert von 20 000.<br />
Die re:publica, das ist der Eindruck, hat ihre<br />
Türen allenfalls einen Spalt weit aufgemacht,<br />
um die junge Generation hineinzulassen.<br />
Warum eigentlich? Für Luisa Neubauer und<br />
die Fridays for Futurehätte es auch die ganz<br />
große Bühne sein können, sein müssen,<br />
wenn man sie und ihr Anliegen wirklich<br />
ernst nimmt. Doch die große Bühne gehört<br />
den Alten. Bundespräsident Steinmeier hält<br />
dort die Eröffnungsrede, die EU-Kommissarin<br />
Margrethe Vestager tritt auf, der Autor<br />
und Netzaktivist Cory Doctorow undamersten<br />
Abend der Blogger Sascha Lobo.<br />
Lobos„Rede zur Lage der Nation“ hat Tradition<br />
auf der re:publica, jedes Jahr macht er<br />
eine Art Bestandsaufnahme der digitalen<br />
Gesellschaft. In diesem Jahr istLobo 44 Jahre<br />
alt, deutsches Durchschnittsalter, fast doppelt<br />
so alt wie Luisa Neubauer.Und was er zu<br />
sagen hat, liefertdann so etwas wie den theoretischen<br />
Überbau für die Fridays-for-Future-Proteste,<br />
Lobo redet vom „Klimakollaps“<br />
und von der „Plastikpanik“, die viel zu<br />
spät komme, und das, obwohl schon seit<br />
Jahrzehntenbekannt sei, dass Müll und Erderwärmung<br />
in Zukunft zum Problem werden,<br />
zum vielleicht größten Problem, das die<br />
Menschen jemals haben werden.<br />
Der Vortrag ist garniert mit lustigen<br />
Tweets,erhat genau die richtige Temperatur<br />
für den durchschnittlichen re:publica-Besucher:<br />
Erbestätigt, was man sowieso schon<br />
weiß (die Politik hat’s vermasselt und der Kapitalismus<br />
ist schuld), setzt wohldosiertAha-<br />
Momente (Ruanda hat Plastiktüten schon<br />
2008 abgeschafft), rüttelt ein bisschen auf,<br />
beruhigt das eigene schlechte Gewissen we-<br />
gen des letzten Langstreckenfluges,denn die<br />
Verlagerung der Debatte ins Private lenke ja<br />
nur von der Verantwortung der Politik ab.<br />
Undganz nebenbei wirbt Lobo noch für sein<br />
neues Buch, das „Realitätsschock“ heißt und<br />
so etwas wie dieser VortraginLangformist –<br />
also allenfalls ein Denkanstoß.<br />
Dabei müsste es eigentlich ums Handeln<br />
gehen, das ist die Botschaft von Luisa Neubauer<br />
und ihren Mitstreitern, und das fordert<br />
sogar Lobo, der seinen Vortrag selbstverständlich<br />
mit einem Tweet von Greta Thunberg<br />
beendet: „Activism works. Soact.“ Wie<br />
Aktivismus funktioniert und wie man handelt,<br />
das ist es, was auf die große Bühne der<br />
re:publica gehört hätte in diesem Jahr, das<br />
also,was die Schüler jeden Freitag vorführen.<br />
Einer,den sieschon auf ihrer Seite haben,<br />
nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich<br />
handelnd, ist Gregor Hagedorn. Er ist noch<br />
viel älter als Sascha Lobo,53, Biologe und Informatiker,erforscht<br />
am Museum für Naturkunde<br />
über Biodiversität. Am Montagmorgen<br />
ist Hagedorn noch nicht auf der re:publica,<br />
sein Auftritt kommt erst nach dem von<br />
Luisa Neubauer am Dienstag, er will dann erklären,<br />
warum die Fridays-for-Future-Aktivisten<br />
recht haben, aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive. So wie er es schon öffentlich getan<br />
hat. Hagedorn hat die „Scientists for Future“<br />
gegründet, eine Gruppe von Wissenschaftlern,<br />
die sich im März mit mehr als<br />
26 000 Unterschriften von Kollegen aus<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
hinter die Schüler gestellt haben.<br />
Es geht um alles<br />
Hagedornsitzt in einem Café am Potsdamer<br />
Platz, ein großer Mann in Karohemd und<br />
Sakko, vor sich ein Becher Kakao. „Die Jugendlichen<br />
müssen selbst für ihre Rechte<br />
kämpfen“, sagt er, „so unfair das ist.“ Er ist<br />
Wissenschaftler, weder will er also der älteren<br />
Generation eine Standpauke halten,<br />
noch eine Motivationsrede für die jüngere.<br />
Er sieht sich eher als Autorität, die sich zu<br />
Wort meldet, weil er das, was die Fridays for<br />
Future mit Inbrunst herausschreien, mit<br />
Fakten unterfüttern kann. Es ist ein Allianzangebot,<br />
das die Schüler angenommen haben,<br />
ein Zeichen, dass sie nicht alleine sind<br />
in ihrem Kampf für eine Zukunft, die die Alten,<br />
die die Verantwortung tragen, nicht<br />
mehr erleben müssen.<br />
„Es geht wirklich um alles“, sagt Luisa<br />
Neubauer am Ende ihres Vortrags auf der<br />
Tincon. Undals eine Frau aus dem Publikum<br />
fragt, wie es denn weitergeht mit ihrer Bewegung,<br />
seufzt Neubauer: „Wenn alle, die uns<br />
das in den letzten Monaten gefragt haben,<br />
dieselbe Frage den Politikerngestellt hätten,<br />
hätten wir die fruchtbare Debatte, die wir<br />
brauchen.“ Die junge Generation ist bereit,<br />
für ihre Rechte zu kämpfen. Sie kann noch<br />
Unterstützung gebrauchen.<br />
Anne Lena Mösken war auch mit Brille<br />
und Sneakernauf der re:publica –und<br />
hatte zwischendurch ihr Kind dabei.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
US-Außenminister Pompeo<br />
in Bagdad statt in Berlin<br />
US-Außenminister Mike Pompeo ist<br />
am Dienstag zu einem unangekündigten<br />
Besuch in Bagdad gelandet.<br />
WieAFP aus irakischen Regierungskreisen<br />
erfuhr,sollte Pompeo Iraks<br />
Regierungschef Adel Abdul Mahdi<br />
treffen. DerChefdiplomat ausWashington<br />
hatte zuvor kurzfristig seinen<br />
für Dienstag geplanten Berlin-<br />
Besuch„aufgrund dringender Angelegenheiten“<br />
abgesagt. Es solle<br />
schnell ein neuer Termin gefunden<br />
werden, hieß es. (AFP,dpa)<br />
Reuters-Journalisten<br />
kommen in Myanmar frei<br />
Nach 511 Tagen Haft endlich frei: In<br />
Myanmar haben zwei Reporter der<br />
internationalen Nachrichtenagentur<br />
Reuters ihr Gefängnis verlassen dürfen.<br />
Diebeiden Journalisten Kyaw<br />
SoeOo(29) und Wa Lone (33) wurden<br />
am Dienstag in der ehemaligen<br />
Hauptstadt Rangun vorzeitig begnadigt.<br />
Familie und Freunde nahmen<br />
sie mit großem Jubel in Empfang.<br />
DieRegierung vonFriedensnobelpreisträgerin<br />
Aung SanSuu Kyireagierte<br />
damit auch auf internationalen<br />
Druck. DerFall hatte weltweit<br />
Proteste ausgelöst. (dpa)<br />
Masernkranker stirbt<br />
in Niedersachsen<br />
EinanMasernerkrankter Erwachsener<br />
ist in Niedersachsen gestorben.<br />
DieInfektion habe maßgeblich zu<br />
seinem Todbeigetragen; ob sie tatsächlich<br />
die Ursache gewesen sei,<br />
werdeerst in einigen Wochen feststehen,<br />
sagte eine Sprecherin des<br />
Landkreises Hildesheim am Dienstag.<br />
DiePerson im Alter zwischen 30<br />
und 40 Jahren sei acht Tage vorihrem<br />
Toderstmals gegen Maserngeimpft<br />
worden, nachdem im familiären<br />
Umfeld die Krankheit aufgetreten<br />
war.Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU) bereit derzeit eine<br />
Masernimpfpflicht vor. (dpa)<br />
Neuer Anlauf der Grünen für<br />
Tempo 130 auf Autobahnen<br />
Am Donnerstag soll im Bundestag über<br />
ein Tempolimit beraten werden. IMAGO<br />
DieGrünen haben einen neuen Antrag<br />
für ein Tempolimit von130<br />
Stundenkilometernauf deutschen<br />
Autobahnen eingebracht. „Wer die<br />
Autobahnen sicherer und den Verkehr<br />
fließender machen will, kommt<br />
am Tempolimit nicht vorbei“, sagte<br />
Fraktionschef Anton Hofreiter.„Es<br />
vermeidet viele Unfälle und erhöht<br />
deutlich die Kapazität der Autobahnen.<br />
Darüber hinaus schont es den<br />
Geldbeutel der Autofahrer und senkt<br />
sowohl Verkehrslärmals auch den<br />
Klimagasausstoß.“ DieBundesregierung<br />
müsse „endlich ihredogmatische<br />
Raserideologie aufgeben“. (rb.)<br />
Großbritannien nimmt an<br />
der Europawahl teil<br />
Großbritannien wirdam23. Maian<br />
der Wahl zum Europaparlament teilnehmen.<br />
Dasbestätigte Vizepremier<br />
David Lidington am Dienstag in<br />
London. DieRegierung gesteht damit<br />
ein, dass der Brexit vordem<br />
Wahltermin nicht mehr vollzogen<br />
werden kann. DieZeit für Gespräche<br />
mit der Opposition sei zu knapp,<br />
sagte Lidington. (dpa)<br />
Keine besten Freunde mehr:Manfred Weber (l.) und Viktor Orban bei einer gemeinsamen Pressekonferenz 2015 in Budapest.<br />
Der Brückenbauer hat Probleme<br />
EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber distanziert sich kurz vor der Europawahl von Ungarns Regierungschef<br />
VonDaniela Vates<br />
Die letzte Frage ist eine<br />
grundsätzliche:„Was tun<br />
sie um dasWir-Gefühl zu<br />
stärken?“, fragt eine Zuschauerin<br />
im Fernsehduell zur Europawahl.<br />
Manfred Weber fängt an zu<br />
strahlen. Er hat mit seinem Konkurrenten<br />
von den Sozialdemokraten,<br />
Frans Timmermans über Klimapolitik<br />
geredet, über Massentierhaltung,<br />
Flüchtlinge und die Senkung des<br />
Wahlalters in Europa. Europa erleben,<br />
das sei wichtig, sagt er nun. Ein<br />
Gratis-Interrailticket der EU sei dafür<br />
eine großartige Idee.<br />
Es ist ein weicher Abschluss für<br />
anderthalb Stunden Debatte.Weber,<br />
der Kandidat der konservativen Europäischen<br />
Volkspartei (EVP) hat für<br />
den Auftritt die Krawatte beiseite gelassen,<br />
ganz so wie Timmermans. Er<br />
hat sich keinen größeren Patzer erlaubt,<br />
und der NameViktor Orban ist<br />
auch nicht gefallen. Niemand hat gefragt,<br />
was dessen jüngste Entscheidung<br />
bedeutet für Webers Karriere.<br />
Der ungarische Ministerpräsident<br />
hat ihn am Montag im Stich gelassen.<br />
Seine Partei, die Fidesz,<br />
werde Weber nach der Europawahl<br />
bei der Abstimmung über den Kommissionspräsidenten<br />
nicht unterstützen,<br />
verkündete Orban. Weber<br />
reagierte erst einmal nicht.<br />
Statt dessen meldeten sich die<br />
Grünen: Eine Blamage für Weber sei<br />
die Angelegenheit, sagt Grünen-<br />
Spitzenkandidat Sven Giegold.<br />
Schließlich habe der CSU-Mann<br />
lange um Orbán geworben. Tatsächlich<br />
ist Weber noch vor ein paar Wochen<br />
extra nach Ungarn gefahren,<br />
um den Ausschluss der Fidesz aus<br />
der EVPzuverhindern.<br />
Orbán, in der Kritik unter anderem<br />
wegen seiner Einschränkung<br />
von Justiz und Pressefreiheit, hatte<br />
vorher Plakate gegen EU-Kommissionspräsident<br />
Jean-Claude Juncker<br />
aufhängen lassen. Die Plakate wurden<br />
abgehängt, die Fidesz ließ die<br />
Mitgliedschaft ruhen. Weber befand<br />
zufrieden, er habe einen guten Kompromiss<br />
ausgehandelt. Er sei ein<br />
„Brückenbauer“, sagt er gerne. Das<br />
brauche man derzeit in Europa, vor<br />
allem zwischen Ostund West.<br />
Es ist eine Beschreibung, die ganz<br />
gut passt zu Weber. Der 46-jährige<br />
Niederbayer war immer ein Gemäßigter<br />
in der CSU, auch in der Flüchtlingspolitik<br />
folgte er nicht dem Konfrontationskurs<br />
Horst Seehofers. Als<br />
ruhiger,verbindlicher Politiker ohne<br />
Hang zu schnellen Sprüchen hat er<br />
es in einer Partei der Polterfreunde<br />
relativ weit gebracht. Allerdings ist er<br />
dafür nach Europa ausgewichen –<br />
als wirkliche Karrieremöglichkeit<br />
galt das in der CSU bislang nie.<br />
Im Europaparlament hat diese<br />
Art ihn getragen. Weber, einer von<br />
ein paar CSU-Abgeordneten, wurde<br />
Chef der größten Fraktion, der EVP.<br />
Dasermöglichte ihm in der CSU den<br />
Aufstieg zum Vize-Parteichef. Parteivorsitzender<br />
hätte er auch gerne<br />
werden wollen, der rabiatere Söder<br />
schob ihn zur Seite, mittlerweile ist<br />
Söder auch Ministerpräsident.<br />
Fragen in der Wahlarena<br />
In den letztenWochen hat sich Söder<br />
allerdings unterordnen müssen. Im<br />
Europawahlkampf istWeber der Star,<br />
ausgerechnet die CSU stellt den europäischen<br />
Spitzenkandidat der<br />
Konservativen. „Wir haben das erste<br />
Mal die Chance, den Chef zu stellen“,<br />
freut sich Söder auf der Auftakt-<br />
Wahlveranstaltung der Union. Chefsein,<br />
das ist auch eine Währung, die<br />
in der CDU zählt.<br />
Söder muss dann zuhören, und<br />
Weber darf reden. Der spricht von<br />
Europa wie von einer gelungenen<br />
Geburtstagsüberraschung. Begeisterung<br />
und Fröhlichkeit ausstrahlen,<br />
das kann Weber besser definitiv besser<br />
als Söder.Obdas dann aber in der<br />
EU reicht, ist offen. Die konservativenParteien<br />
liegen zwar in den Umfragen<br />
vorSozialdemokraten und Liberalen.<br />
Aber die rechtspopulistischen<br />
Parteien, denen sich die ungarische<br />
Fidesz nun möglicherweise<br />
anschließt, haben stark zugelegt.<br />
Bisher haben die Stimmen von EVP<br />
und Sozialdemokraten gereicht, um<br />
Kommissionspräsidenten durchzusetzen.<br />
Weber könnte Stimmen von<br />
Grünen und Liberalen brauchen.<br />
Vielleicht gelingt das nun sogar<br />
leichter –weil sich Weber nicht mehr<br />
um Orban kümmern muss.Wenn er<br />
nur mit den Fidesz-Stimmen an die<br />
Spitze der Kommission kommen<br />
könne, „dann werde ich das Amt<br />
nicht annehmen, weil ich nicht von<br />
Rechten gewählt werden will“, hat<br />
Weber Ende MärzimZDF gesagt.<br />
In der Wahlarena gibt es keine<br />
Fragen nach Orban, wohl aber nach<br />
dem Rechtsstaatsverständnis von<br />
Ungarn und Polen. Wenn fundamentale<br />
europäische Werte nicht<br />
eingehalten werden, müsse das<br />
„Konsequenzen bei den Geldernhaben“,<br />
sagt Weber. Esist seine Art der<br />
Reaktion auf Orbans Rückzug.<br />
„Klimabewusst leben ist kein Ersatz für Klimapolitik“<br />
Spitzenkandidatin Ska Keller erklärt, warum das Energiegeld der Grünen eine Umverteilung von oben nach unten bewirkt<br />
Ska Keller, Spitzenkandidatin der<br />
Grünen, tourtzurzeit im Elektro-<br />
Auto durch Deutschland, um vor<br />
den Europawahlen am 26. Mai für<br />
ihrePartei zu werben. Die37-jährige<br />
Brandenburgerin kandidiert zum<br />
dritten Mal; zuletzt war die Islamwissenschaftlerin<br />
Fraktionschefin.<br />
Frau Keller, die Spitzenkandidaten<br />
sind vielen Bürgern unbekannt. Für<br />
Sieein Anlass zur Selbstkritik?<br />
Klar kann man immer vieles besser<br />
machen, aber mich wundert das<br />
schon. Ausgerechnet jene,die im europäischen<br />
Parlament am Hebel sitzen,<br />
sind unbekannt. Europapolitik<br />
dringt immer noch zu wenig durch.<br />
Deutschland diskutiert über die Einführung<br />
einer CO 2 -Steuer.Würde dies<br />
den Klimaschutz voranbringen?<br />
Auf jeden Fall bringt ein Preis für<br />
CO 2 den Klimaschutz voran, denn<br />
damit wirdKlimafreundlichkeit ökonomisch<br />
attraktiv. Amliebsten wäre<br />
uns eine EU-weite CO 2 -Bepreisung.<br />
Solange dies nicht möglich ist, wollen<br />
wir bei uns in Deutschland damit<br />
anfangen. Beiunserem Modell eines<br />
CO 2 -Preises werden die Einnahmen<br />
daraus an die Bürgerinnen und Bürger<br />
in Form eines Energiegeldes zurückgezahlt<br />
–für jede und jeden in<br />
derselben Höhe. Dadurch<br />
wirkt das Instrument<br />
ökologisch und sozial,<br />
denn Menschen mit<br />
höherem Einkommen<br />
verbrauchen auch mehr<br />
CO 2 . Es findet also eine<br />
Umverteilung von oben<br />
nach unten statt.<br />
Welchen Anreiz setzen Kosten,<br />
die erstattet werden?<br />
Eine CO 2 -Bepreisung<br />
hätte klare Spareffekte –<br />
ökologisch und sozialpolitisch.<br />
Wenn CO 2 -Ausstoß einen Preis hat,<br />
haben Unternehmen einen Anreiz,<br />
weniger CO 2 auszustoßen, und setzen<br />
verstärkt auf klimafreundliche<br />
Technologien. Und auch der Einzelne<br />
hat Grund umzusteuern: Wer<br />
ein großes Haus beheizen muss,drei<br />
Autos fährt und viermal im Jahr in<br />
den Urlaub fliegt, zahlt drauf. Wer<br />
IMAGO<br />
Ska Keller,<br />
Spitzenkandidatin<br />
der Grünen<br />
sich so einen Lebensstil nicht leisten<br />
kann oder will, dem bliebe vom erstatteten<br />
Energiegeld mehr übrig.<br />
Wasist mit denen, die sich das Wohnen<br />
in Ballungsräumen<br />
nicht leisten können und<br />
auf das Auto angewiesen<br />
sind?<br />
Zunächst einmal gilt:<br />
Wenn Menschen sich die<br />
Mieten in Städten nicht<br />
mehr leisten können,<br />
dann läuft in der Bauund<br />
Wohnungspolitik etwas<br />
falsch. Auch hier sehen<br />
wir als Grüne großen<br />
Reformbedarf. Undwenn<br />
Menschen zum Pendeln<br />
in die Stadt aufs Auto angewiesen<br />
sind, dann liegt ein Problem beim öffentlichen<br />
Nahverkehr und bei der<br />
Bahn vor. Auch hier wollen wir als<br />
Grüne ran: Wir brauchen mehr und<br />
häufigere Angebote bei Bussen und<br />
Bahnen. Denn erst dann werden<br />
Menschen das Verkehrsmittel wechseln<br />
–was ja das Ziel ist. Zugleich<br />
werben wir dafür, dass der öffentli-<br />
che Verkehr günstiger wird, gerade<br />
auch für Pendlerinnen und Pendler.<br />
Ein CO 2 -Preis bringt aber auch den<br />
Anreiz, auf verbrauchsärmere oder<br />
E-Autos umzusteigen. Klar ist in jedem<br />
Fall: Probleme in anderen Politikbereichen<br />
dürfen kein Vorwand<br />
für klimapolitisches Nichtstun sein.<br />
Warum scheuen sich selbst die Grünen<br />
davor zu sagen, dass das Klima<br />
nur durch Verzicht zu retten ist?<br />
Das wäre der falsche Ansatz. Es<br />
nützt doch nichts, wenn ein EU-Abgeordneter<br />
jeden Tagmit dem Fahrrad<br />
zur Arbeit fährt und vegetarisch<br />
lebt, aber im Parlament gegen ein<br />
besseres Emissionshandelssystem<br />
stimmt. Einklimabewusster Lebensstil<br />
ist super, aber er ist kein Ersatz<br />
für Klimapolitik. Aufgabe der Politik<br />
ist es, Anreize für ökologische Alternativen<br />
in großem Stil zu schaffen.<br />
Ich zum Beispiel will, dass ich mit<br />
dem Nachtzug nach Helsinki<br />
komme und nicht fliegen muss.<br />
DasGespräch führte<br />
Marina Kormbaki.<br />
DPA/SZILARD KOSZTICSAK<br />
Welt<br />
ohne<br />
Schrift<br />
Sechs Millionen können<br />
kaum lesen und schreiben<br />
Jahrelang hat Uwe Boldt alles getan,<br />
damit er mit seinem Problem<br />
nicht auffällt. In der Schule saß er in<br />
der letzten Reihe.„Ichwar duckmäuserisch“,<br />
erzählt der 60-Jährige.<br />
Wurdeihm beim Amt oder beim Arzt<br />
ein Formular zum Ausfüllen hingeschoben,<br />
tat er so, als hätte er seine<br />
Brille vergessen. „Die habe ich vorher<br />
in die Tasche gesteckt.“ Boldt ist<br />
einer von Millionen Menschen in<br />
Deutschland mit Lese- und Schreibschwäche.<br />
Doch Boldt hat sich entschieden,<br />
etwas dagegen zu tun.<br />
Betroffen sind 6,2 Millionen Erwachsene<br />
in Deutschland, davon<br />
mit knapp 3,3 Millionen mehr als die<br />
Hälfte mit Deutsch als Muttersprache,2,9<br />
Millionen haben vorher eine<br />
andereSprache gelernt. Siekämpfen<br />
sich oft ein Leben lang durch den Alltag,<br />
um irgendwie durchzukommen.<br />
„Viele schämen sich in Grund und<br />
Boden“, sagt die Hamburger Erziehungswissenschaftlerin<br />
Anke Grotlüschen,<br />
die nun eine Studie zur<br />
Lese- und Schreibschwäche in<br />
Deutschland vorgelegt hat.<br />
Oft werdedas Problem quasi weitervererbt,<br />
sagt Experte Timm Helten.<br />
„Bei den Betroffenen wurde im<br />
Elternhaus wenig vorgelesen, die<br />
Schriftsprache spielte hier keine<br />
Rolle.“ Er arbeitet bei der Bonner Koordinierungsstelle<br />
„Dekade für Alphabetisierung“<br />
von Bund, Ländern<br />
und mehreren Organisationen.<br />
Selbst kleine Texte werden für Betroffene<br />
im Alltag zum Problem.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Ob Kontoauszug, Arbeitsanweisung<br />
oder Sätzeauf Fahrkartenautomaten<br />
–selbst kleine Texte sind für<br />
viele eine oft kaum zu meisternde<br />
Herausforderung. „Viele haben sich<br />
damit eingerichtet und geben alles<br />
Schriftliche dem Partner oder anderen<br />
Vertrauten“, sagt Helten. Bei<br />
Handys seien Betroffene auf Spracherkennung<br />
angewiesen, in der Öffentlichkeit<br />
auf Piktogramme. Ein<br />
„Versagen“ wirft Helten vielfach den<br />
Schulen vor. „Ab der vierten Klasse<br />
wirdLesen und Schreiben vorausgesetzt“,<br />
sagt er.Wer es bis dahin nicht<br />
könne,bleibe oft auf der Strecke.<br />
InnereHürden<br />
„Ich weiß selbst nicht, warum ich in<br />
der Schule nicht sitzen geblieben<br />
bin“, sagt UweBoldt. „Aus pädagogischen<br />
Gründen versetzt“, hieß es<br />
mehrfach auf seinen Zeugnissen.<br />
Nach Klasse acht habe er die Schule<br />
in Hamburg verlassen – ohne Abschluss<br />
–und im Hafen Botendienste<br />
übernommen. Doch eines Tages<br />
wechselte er die Firma, und dortwar<br />
alles automatisiert.„Dadurch bin ich<br />
viel mit Schriftkram in Berührung<br />
gekommen.“ Boldt entschied sich,<br />
etwas zu ändern.<br />
Die inneren Hürden, zur Volkshochschule<br />
zu gehen, waren für Boldt<br />
bislang stets zu groß. Schließlich hat<br />
er Timm Helten getroffen, der in seinem<br />
Job auch Betroffenen bei regionalen<br />
Projekten vor Ort hilft, die ersten<br />
Schritte aus ihrer Welt ohne<br />
Schrift zu gehen. Boldt nahm sein<br />
Schicksal in die Hand: „Ab dem Jahr<br />
2000 bin ich zur Volkshochschule.“<br />
Heute ist er Facharbeiter und bedient<br />
Containerbrücken und Gabelstapler.<br />
Protokolle füllen aber oft immer noch<br />
seine Kollegen aus. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Hauptstadt<br />
Einnahmen<br />
der Parteien<br />
2017<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
23,98%<br />
Mandatsträgerbeiträge<br />
12,82%<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Mandatsträgerbeiträge<br />
31,12% 15,79%<br />
Spenden von natürlichen<br />
Personen<br />
6,85%<br />
Sonstiges<br />
0,42%<br />
Spenden von<br />
natürlichen Personen<br />
14,41%<br />
166,1<br />
Sonstiges<br />
0,37%<br />
MillionenEuro<br />
Staatliche Mittel<br />
29,62%<br />
Spenden von juristischen<br />
Personen<br />
1,91%<br />
Einnahmen aus Beteiligungen<br />
3,19%<br />
Einnahmen aus sonstigem Vermögen<br />
4,12%<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen<br />
und Veröffentlichungen<br />
7,03%<br />
1,29%<br />
30,86% 8,16%<br />
Staatliche Mittel<br />
156,7<br />
MillionenEuro<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Spenden von<br />
juristischen Personen<br />
8,06%<br />
Einnahmen aus<br />
sonstigem Vermögen<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen<br />
und Veröffentlichungen<br />
Mandatsträgerbeiträge<br />
22,5% 22,39%<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Sonstiges<br />
0,81%<br />
16,29% 3,61%<br />
Staatliche Mittel<br />
41,12%<br />
Mandatsträgerbeiträge<br />
18,4<br />
Millionen Euro<br />
0,91%<br />
Spenden von<br />
natürlichen Personen<br />
Spenden von juristischen Personen<br />
1,15%<br />
Einnahmen aus Unternehmenstätigkeit<br />
0,01%<br />
Einnahmen aus sonstigem Vermögen<br />
0,23%<br />
35,87%<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen<br />
und Veröffentlichungen<br />
Die<br />
Geldtöpfe<br />
der Parteien<br />
Staatszuschüsse, Spenden,<br />
Beiträge: Ein Blick in die<br />
Rechenschaftsberichte<br />
VonChristine Dankbar und Isabella Galanty<br />
Daimler will nicht mehr an die Politik spenden. Dasließ<br />
vor einigen Tagen aufmerken. Ein Blick in die Rechnungsberichte<br />
der Parteien zeigt jedoch, dass Firmenspenden<br />
für sie vonBedeutung sein mögen –die größte<br />
Einnahmequelle sind sie meist nicht. Dassind fast immer die Beiträge<br />
der Mitglieder. Bei der SPD machen sie mehr als ein Drittel<br />
der jährlichen Einnahmen aus. Die Sozialdemokraten sind mit<br />
mehr als 440 000 eingeschriebenen Mitgliedern nicht nur die<br />
größte Partei in Deutschland, sondern auch die einnahmenstärkste.Ihr<br />
Spendenanteil beträgt weniger als zehn Prozent.<br />
Die Christdemokraten haben rund 425 000 Mitglieder, mit gut<br />
22 Prozent aber einen höheren Anteil an Spenden. Die Staatszuschüsse,<br />
die beide Parteien erhalten, sind mit 48 Millionen Euro<br />
(CDU) bzw.49Millionen Euro etwa gleich groß. Beider FDP machen<br />
die Spenden vonPrivatleuten, Firmen und Vereinen dagegen fast 40<br />
Prozent der Einnahmen aus,bei der AfD sind es gut 37 Prozent.<br />
Auffällig ist die finanzielle Unterstützung aller Parteien durch<br />
die sogenannten „Mandatsträgerbeiträge“. Egal, ob links oder<br />
rechts: Alle Parteien erwarten von ihren Bundestags- und Landtagsabgeordneten<br />
bis hin zu den Mitgliedernder Räte in den Kommunen<br />
Zuwendungen, die über den normalen Mitgliedsbeitrag<br />
hinausgehen. Für alle Parteien gilt, dass die staatlichen Zuwendungen<br />
ihreeigenen Einnahmen nicht übersteigen dürfen –auch,<br />
wenn sie ihnen aufgrund der Wahlergebnisse zustehen würden.<br />
Das kann bei kleineren Parteien schon mal zum Problem werden.<br />
Manche zeigen sich dann äußerst erfinderisch, wie etwa die AfD,<br />
die ihre Einnahmen mit Goldan- und -verkäufen steigerte. Die<br />
Freien Wähler,die in Bayern mit der CSU koalieren, verlegten sich<br />
auf den Handel mit Wertpapieren.<br />
Sonstiges<br />
4,5%<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
31,78%<br />
31,6<br />
Millionen Euro<br />
Staatliche Mittel<br />
38,62%<br />
Mandatsträgerbeiträge<br />
15,33%<br />
Spenden von natürlichen Personen<br />
8,49%<br />
Spenden von juristischen Personen<br />
0,01%<br />
Einnahmen aus Beteiligungen<br />
0,32%<br />
Einnahmen aus sonstigem Vermögen<br />
0,11%<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen<br />
und Veröffentlichungen<br />
0,84%<br />
Sonstiges<br />
3,29%<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Sonstiges<br />
0,33%<br />
Staatliche Mittel<br />
20,28%<br />
Staatliche Mittel<br />
30,32%<br />
36,39%<br />
Sonstiges<br />
0,57%<br />
Staatliche Mittel<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
23,82% 8,47%<br />
27,16%<br />
43,5<br />
Millionen Euro<br />
43,4<br />
Millionen Euro<br />
Mandatsträgerbeiträge<br />
5,39%<br />
38,7<br />
Millionen Euro<br />
0,25%<br />
1,02%<br />
3,5%<br />
Mandatsträgerbeiträge<br />
Spenden von natürlichen Personen<br />
12,55%<br />
Spenden von juristischen Personen<br />
10,16<br />
Einnahmen aus sonstigem Vermögen<br />
2,82%<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen,<br />
und Veröffentlichungen<br />
14,45%<br />
Spenden von natürlichen Personen<br />
11,29%<br />
2,21%<br />
0,37%<br />
1,56%<br />
Spenden von natürlichen Personen<br />
26,97%<br />
Spenden von juristischen Personen<br />
11,93%<br />
Einnahmen aus Beteiligungen<br />
Einnahmen aus sonstigem Vermögen<br />
Spenden von<br />
juristischen Personen<br />
Einnahmen aus<br />
sonstigem Vermögen<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen<br />
und Veröffentlichungen<br />
Einnahmen aus Veranstaltungen und Veröffentlichungen<br />
QUELLE: BUNDESTAG<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Das wahre<br />
Leben<br />
Tanja Brandes über die Mehrheitsgesellschaft<br />
zwischen Berlin und Düsseldorf<br />
Seit gut zwei Jahren bin ich im<br />
Schnitt viermal im Monat auf der<br />
Bahnstrecke zwischen Berlin und<br />
Düsseldorf unterwegs. Für diejenigen,<br />
denen ein derartiges Pendlerschicksal<br />
erspart blieb, hier die Eckdaten<br />
in aller Kürze: Die Reisezeit<br />
beträgt zwischen viereinhalb und<br />
fünfeinhalb Stunden (je nach Baustellenlage).<br />
Die Strecke führt über<br />
Wolfsburg nach Hannover und Bielefeld,<br />
und dann über Bochum, Essen<br />
und Duisburg. Dann kommt<br />
Düsseldorf, es sei denn, man hat die<br />
langsamere Verbindung erwischt<br />
und muss in Wuppertal umsteigen.<br />
Ich erzähle das, weil ich mir einbilde,<br />
inden auf diese Weise bisher<br />
etwa 100 absolvierten Fahrten einen<br />
einigermaßen repräsentativen Datensatz<br />
in Sachen Bahn-Benutzer gesammelt<br />
zu haben. Hin- und wieder<br />
trifft man auch Politiker im Zug (ich<br />
bin zum Beispiel mal Franz Müntefering<br />
begegnet), allerdings nicht sehr<br />
oft. Es ist gut möglich, dass auch Boris<br />
Palmer, seines Zeichens Tübinger<br />
Oberbürgermeister und Mehrheitsgesellschaftsverleugner,<br />
noch nie auf<br />
dieser Strecke unterwegs war. Insofern<br />
verwundert esnicht, dass er die<br />
aktuelle Werbekampagne der Bahn<br />
für weltfremd hält. Wir erinnern uns:<br />
Die Bilder, die Herrn Palmer missfielen,<br />
zeigten verschiedene Menschen<br />
im Zug. Einen Mann, der genüsslich<br />
in ein Sandwich beißt. Eine junge<br />
Frau, die mit strahlendem Gesicht etwas<br />
auf ihrem iPad ansieht. Eine Mutter,die<br />
mit ihrer Tochter schmust. Einen<br />
jungen Mann, der mit einer Tasse<br />
in der Hand versonnen aus dem<br />
Fenster guckt. WasBoris Palmer an<br />
dem Werbeauftritt störte: Zu viel<br />
(sichtbarer) Migrationshintergrund,<br />
zu wenige (sichtbar) nur-deutsche<br />
Zugreisende. So, glaubt Herr Palmer,<br />
sieht unsere Gesellschaft nicht aus,<br />
schon gar nicht in der Bahn.<br />
Letztes Wochenende saß ich mal<br />
wieder im Zug. Kurz hinter Spandau<br />
begann der Mann auf dem Platz gegenüber<br />
auf Russisch zu telefonieren.<br />
In Wolfsburg kam eine Mutter<br />
mit fünf Kinderninden Waggon; die<br />
einzige Tochter (7) fragte mir Löcher<br />
in den Bauch (auf Deutsch) und gab<br />
sich dann alle Mühe, mir ihre Muttersprache<br />
(Serbisch) und außerdem<br />
Arabisch beizubringen. (Ich scheiterte<br />
bei beiden Sprachen kläglich.)<br />
In Hamm wiederum stieg eine junge,<br />
sehr dunkelhäutige Frau zu, die im<br />
rheinischen Singsang am Telefon auf<br />
ihren Freund einredete.<br />
Wiegesagt, ich weiß nicht, wie oft<br />
BorisPalmermit der Bahn unterwegs<br />
ist. Und obersich, wenn er es ist,<br />
seine Mitreisenden anguckt. Ich vermute<br />
aber,ertut es nicht. Denn täte er<br />
es,könnte er sich auf seine Frage, welche<br />
Gesellschaft die Bahn-Werbung<br />
abbilden wolle, eine eindeutige Antwortgeben:<br />
Diezwischen Berlin und<br />
Düsseldorf, zum Beispiel.<br />
Trotzdem hatte Herr Palmer recht.<br />
Die Realität zeigt jene Werbung keineswegs:<br />
In der Realität runzelte der<br />
Mann gegenüber sorgenvoll die Stirn,<br />
die serbische Mutter mühte sich erschöpft,<br />
ihre vier Jungs davon abzuhalten,<br />
über die Sitze zu turnen, und<br />
die junge Frau neben mir versuchte<br />
gereizt, ihren Freund dazu zu bringen,<br />
sie direkt am Gleis abzuholen.<br />
Mit anderen Worten: So fröhlich<br />
wie auf den Bahn-Werbebildern<br />
fährt niemand Zug. Na gut, Franz<br />
Müntefering vielleicht. Aber der reist<br />
bestimmt in der ersten Klasse.
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Anhänger der südafrikanischen Oppositionspartei Economic Freedom Fightersauf einer Wahlkampfveranstaltung in Soweto<br />
AFP/PHILL MAGAKOE<br />
Kap ohne Hoffnung<br />
Seit 25 Jahren regiert der ANC in Südafrika. Einiges wendete sich zum Positiven, aber das Land ist geprägt von Korruption. An diesem Mittwoch wird gewählt<br />
VonJohannes Dieterich, Soweto<br />
Sonnabendmittag um zwölf,<br />
in der Mhlanga Road im<br />
Herzen vonSoweto wirddas<br />
Wochenende gefeiert. Eine<br />
Gruppe von Männern mittleren Alters<br />
sitzt vor einer Kneipe auf dem<br />
Gehweg und trinkt Bier, Frauen<br />
schlendern auf der Teerstraße vom<br />
Einkaufen nach Hause, ein paar Jugendliche<br />
spielen Fußball. Dieadretten,<br />
mitunter sogar zweistöckigen<br />
Häuser der Straße sind mit Mauern<br />
vor begehrlichen Blicken geschützt,<br />
in jeder zweiten Toreinfahrt ist ein<br />
Fahrzeug geparkt. „Du siehst, hier<br />
hat sich viel verändert“, sagt Lawrence:<br />
„So trostlos wie damals ist es<br />
längst nicht mehr.“<br />
Als wir uns vor25Jahren hier kennenlernten,<br />
war die Mhlanga Road<br />
noch eine Staubstraße mit winzigen<br />
Häusern, Mauern, Kneipen. Fahrzeuge<br />
gab es so gut wie keine.Nachts<br />
sorgte ein Flutlichtmast für fahle Beleuchtung:<br />
Nach Einbruch der Dunkelheit<br />
eilte ohnehin jeder nach<br />
Hause, weil es draußen jetzt viel zu<br />
gefährlich wurde. Fast täglich lieferten<br />
sich ANC- und Inkatha-Anhänger,<br />
weiße Sicherheitskräfte und<br />
schwarze Jugendliche Gefechte: Das<br />
„neue Südafrika“ wurde unter blutigen<br />
Geburtswehen geboren. „Man<br />
mag gar nicht mehr daran denken“,<br />
sagt Lawrence.<br />
Aufgemöbelte Townships<br />
Trotzdem drängt sich dieser Tage die<br />
Erinnerung auf: Denn die Südafrikaner<br />
sind an diesem Mittwoch wieder<br />
zu den Wahlurnen gerufen –wie fast<br />
auf den Taggenau voreinem Vierteljahrhundert,<br />
als die schwarze Bevölkerung<br />
des Landes erstmals in ihrem<br />
Leben abstimmen durfte. Die kommende<br />
Wahl wird die wichtigste in<br />
der Geschichte des reformierten<br />
Landes sein, sind sich Experten einig:<br />
Vonihr hängt ab, obder 55-Millionen-Einwohnerstaat<br />
am Südzipfel<br />
des Kontinents weiter den afrikanischenWegindieVetternwirtschaft,<br />
die ökonomische Unsicherheit und<br />
soziale Konflikte geht oder einen<br />
Sonderweg zueinem sozialen und<br />
ökonomischen Modellstaat findet.<br />
„Let’s grow South Africa together“,<br />
heißt das Motto des Afrikanischen<br />
Nationalkongresses (ANC), der einstigen<br />
Befreiungsbewegung Nelson<br />
Mandelas, die in den vergangenen<br />
Armut in Südafrika<br />
unter der Armutsgrenze leben ...<br />
Schwarze<br />
Farbige<br />
(Mischlinge)<br />
Inder/Asiaten<br />
Weiße<br />
Haushalte ...<br />
mit Strom<br />
1996 2016 1996 2016<br />
Jahren zu einer Partei von Dieben<br />
verkam. Für den Fall seines Wahlsiegs<br />
kündigte der neue ANC-Chef<br />
Cyril Ramaphosa eine radikale Reinigungskur<br />
der Organisation an:<br />
Dass er es ernst meint, soll oder<br />
muss man ihm einfach mal glauben.<br />
Mmabatho Mokwena, die wenige<br />
Häuser von Lawrences schmuckem<br />
Anwesen entfernt wohnt, wäre dazu<br />
sogar bereit: „Man muss dem ANC<br />
mehr Zeit geben. Dieweißen Kolonialisten<br />
haben unser Land über 300<br />
Jahre lang beherrscht.“ Mit Nelson<br />
Mandela habe es vor 25Jahren auch<br />
gut begonnen: DieschwarzenTownships<br />
wurden aufgemöbelt, der Staat<br />
ließ mehr als drei Millionen kleine<br />
Häuserfür mittellose Familien bauen,<br />
selbst in die entlegensten Regionen<br />
des Landes wurden Stromleitungen<br />
gespannt, Rohre für Trinkwasser verlegt<br />
sowie ein bescheidenes Wohlfahrtssystem<br />
mit Staatsrente, Kindergeld<br />
und Behindertenstütze eingeführt.<br />
DieSchulausbildung ist bis zum<br />
Abitur kostenlos: Fast alle jüngeren<br />
Bewohner der Mhlanga Road haben<br />
zumindest für ein paar Jahre die<br />
nahe gelegene Highschool „Morris<br />
Isaacson“ besucht, von der im Juni<br />
1976 der Schüleraufstand gegen das<br />
Apartheidregime ausging.<br />
Die24-jährige Mmabatho hat wie<br />
Palesa Ndlovu Abitur gemacht, ein<br />
Studium konnten sich die beiden<br />
Freundinnen allerdings nicht leisten.<br />
Wenn sie heute einen Job bekommen,<br />
dann nur gelegentlich als<br />
Produktwerberinnen: In einem Supermarkt<br />
versuchen sie dann,<br />
Shoppenden neue Hühnersuppen<br />
oder Haferkekse schmackhaft zu<br />
machen und werden dafür auf Kommission<br />
bezahlt. Dasgrößte Problem<br />
im neuen Südafrika seien die fehlenden<br />
Arbeitsplätze, sagt Mmabatho:<br />
„Das ist unter „Msholozi“ aus dem<br />
Zululand nur noch viel schlimmer<br />
geworden.“<br />
Msholozi ist der Clan-Name des<br />
vorigen ANC-Chefs Jacob Zuma, der<br />
das Land an den wirtschaftlichen<br />
Abgrund führte: Seine zehnjährige<br />
korrupte Herrschaft soll das Kap der<br />
Guten Hoffnung mehr als 500 Milliarden<br />
Rand, gut 30 Milliarden Euro,<br />
gekostet haben. Die Südafrikaner<br />
sind heute ärmer als vor sechs Jahren,<br />
dafür steigt die Arbeitslosenquote<br />
unaufhaltsam an: Sie liegt<br />
heute bei fast 30 Prozent, während<br />
Staatsunternehmen wie der Stromkonzern<br />
Eskom und die Fluggesellschaft<br />
SAA mit öffentlichen Subventionsspritzen<br />
in Milliardenhöhe<br />
über Wasser gehalten werden müssen.<br />
Zusammen mit seinen Freunden<br />
und der indisch-stämmigen<br />
Gupta-Familie plünderte Msholozi<br />
Staatsunternehmen, den Haushalt<br />
und Pensionskassen aus.<br />
Tshepo Setlhodi wohnt am Ende<br />
der Mhlanga Road in einem Zweizimmerhäuschen<br />
mit Anbau – gemeinsam<br />
mit seiner Großmutter,der<br />
Mutter, dem Bruder sowie vier Cousinen<br />
und Cousins.Als Berufgibt der<br />
26-Jährige lächelnd „loan shark“ an:<br />
Als Leih-Haie werden hierzulande<br />
jene skrupellosen Finanziers bezeichnet,<br />
die in akute Zahlungsnot<br />
geratenen Südafrikanernzuschwindelerregenden<br />
Zinssätzen Kredite<br />
zukommen lassen. Tshepos Anfangskapital<br />
waren die 35 000 Rand,<br />
2006 2009 2011 2015<br />
76,8%<br />
72,6%<br />
62,4%<br />
64,2%<br />
mit fließend Wasser<br />
58,2% 90,3% 60,8% 83,5%<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Schwarze<br />
Farbige<br />
(Mischlinge)<br />
Inder/Asiaten<br />
Weiße<br />
1,4%<br />
1,9%<br />
0,9%<br />
1,0%<br />
20,9%<br />
14,4%<br />
6,5%<br />
5,9%<br />
1996 2018<br />
17,0%<br />
12,4%<br />
7,0%<br />
7,6%<br />
24,0%<br />
21,6%<br />
30,4%<br />
45,5%<br />
37,1%<br />
41,3%<br />
43,0%<br />
56,1%<br />
SÜDAFRIKA<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: STATS SA<br />
die er als Entschädigung für eine<br />
rechtswidrige Verhaftung vom Staat<br />
erhielt: „Hier wird mal mein Ferrari<br />
stehen“, zeigt der Leih-Hai auf den<br />
staubigen Vorplatz vor seinem<br />
Matchbox-Häuschen. Tshepo weiß,<br />
dass er zur Erfüllung seiner Träume<br />
nicht auf den regierenden ANC setzenkann:„Die<br />
versprechen imWahlkampf<br />
das Blaue vom Himmel und<br />
lassen sich danach nicht mehr sehen.“<br />
Den Weg zum Wahllokal will<br />
sich der kahlgeschorene Tshepo sparen:„Ich<br />
habe keine Partei gefunden,<br />
der ich vertrauenkönnte.“<br />
Mehr als ein Viertel der 36 Millionen<br />
erwachsenen Südafrikaner ließen<br />
sich für die Wahlen erst gar nicht<br />
registrieren: Weitere fünf Millionen<br />
werden nach Prognosen vonDemoskopen<br />
keine Stimme abgeben –und<br />
das in einem Land, in dem zahllose<br />
Befreiungskämpfer ihr Leben für die<br />
Einführung des allgemeinen Wahlrechts<br />
opferten. Vorallem die nach<br />
dem Befreiungsjahr 1994 geborenen<br />
„Born Free“ klagen, dass sie nicht<br />
wüssten, welcher der Parteien sie ihre<br />
Stimme geben sollen: Viele haben<br />
sich aus dem politischen Geschehen<br />
auch schon ganz abgemeldet. „Ich<br />
versuche,zur Politik den größtmöglichen<br />
Abstand zu halten“, sagtTshepo.<br />
Was man von Mmeli Gebashe<br />
nicht sagen kann. Der 22-jährige<br />
Student des Lehramts für Mathematik<br />
und Physik ist vier Häuser straßenabwärts<br />
vonLawrence zu Hause:<br />
Doch die meiste Zeit verbringt er auf<br />
dem Campus der Witwatersrand-<br />
Universität in Johannesburg, die ihn<br />
kürzlich für ein Jahr vom Studium<br />
suspendierte. Als Mitglied der Economic<br />
Freedom Fighters (EFF) hatte<br />
er an Protesten gegen Studiengebühren<br />
teilgenommen, die in Straßenschlachten<br />
mit der Polizei endeten.<br />
Mmeli war einst ein „Comrade“<br />
des ANC: Doch als dessen Jugendliga-Präsident<br />
Julius Malema aus der<br />
Partei geworfen wurde und postwendend<br />
die EFF gründete, schloss<br />
sich Mmeli dem „Commander in<br />
Chief“, dem Oberkommandierenden,<br />
an. „Wenn unser Commander<br />
sagt, dass wir in den Krieg ziehen<br />
müssen, dann ziehe ich in den<br />
Krieg“, sagt ein Mitkämpfer Mmelis.<br />
Käme Malema an die Macht oder<br />
werdeerauch nur daran beteiligt, sei<br />
es um Südafrika vollends geschehen,<br />
sind sich Beobachter einig: Dessen<br />
Forderung nach Enteignung weißer<br />
Farmer, der Verstaatlichung von Minen<br />
und Banken würden der lahmenden<br />
Wirtschaft vollends den Todesstoß<br />
versetzen. Mmeli Gebashe<br />
sieht das anders:„Es wäreder Anfang<br />
einer gerechten Verteilung der unglaublichen<br />
Reichtümer des<br />
Landes.“ Nach Auffassung des Mathestudenten<br />
ist die Apartheid auch<br />
ein Vierteljahrhundert nach ihrer<br />
Abschaffung noch nicht tot: Solange<br />
das Schicksal eines Johannesburgers<br />
davon abhänge, oberineinem weißen<br />
Vorort oder schwarzen Township<br />
geboren wurde, sei die Rassentrennung<br />
nicht abgeschafft. „Wir<br />
sind noch immer die „field negroes“<br />
der weißen Herrschaft.“<br />
Tatsächlich ist Südafrika nach wie<br />
vorzweigeteilt: Hier dieMehrheit der<br />
schwarzen Bevölkerung, die an oder<br />
unter der Armutsgrenzelebt, dort die<br />
wohlsituierte weiße Minderheit, zu<br />
der sich inzwischen allerdings ein<br />
nicht unbedeutender schwarzerMittelstand<br />
gesellt hat. Die „house negroes“,<br />
sagt Mmeli. DieKluft zwischen<br />
den Habenichtsen und Gutverdienern<br />
ist im vergangenen Vierteljahrhundert<br />
nicht etwa kleiner, sondern<br />
größer geworden: Südafrika gilt inzwischen<br />
als der ungerechteste Staat<br />
derWelt. Rund ein Viertel der Bevölkerung<br />
lebt den Lebensstil vonEuropäern,<br />
Dreiviertel müssen sich Sorgen<br />
machen, wo morgen das Essen<br />
herkommt. In Mmelis Augen haben<br />
die Economic Freedom Fighters das<br />
Wohl des ganzen Landes im Auge:<br />
Werde sich anden Besitzverhältnissen<br />
nichts Grundsätzliches ändern,<br />
würde Südafrika irgendwann von<br />
Aufständen zerfetzt.<br />
Glaube an denschlanken Staat<br />
Aphelele Gqalane lebt zwar nicht in<br />
Sowetos Mhlanga Road. Doch der<br />
19-jährige Abiturient kommt ebenfalls<br />
auseinem schwarzenTownship,<br />
aus Motherwell bei Port Elizabeth.<br />
Heute schlendert Aphelele über den<br />
Nelson-Mandela-PlatzimJohannesburger<br />
Nobelgeschäftsviertel Sandton,<br />
wo schwarze undweiße Yuppies<br />
mit Ray-Ban-Brillen inüberteuerten<br />
Straßencafés ihren Cappuccini<br />
schlürfen. Unter der überlebensgroßen<br />
Bronze-Statue der südafrikanischen<br />
Ikone ist die Dichte derWähler<br />
der liberalen Demokratischen Allianz<br />
(DA) so groß wie nirgendwo anders<br />
im Land: Sie glauben an einen<br />
schlanken Staat und individuelle<br />
Leistung und gehören sowohl der<br />
schwarzen Bevölkerungsmehrheit<br />
wie der weißen Minderheit an. „Wir<br />
sindseit25Jahrenfrei“,meint Aphelele,<br />
der den lilafarbenen Blazer der<br />
„Nationwide School for Academic<br />
Excellence“ trägt: „Auch wir Schwarzen<br />
haben inzwischen dieselben<br />
Chancen, wir müssen sie nur wahrnehmen.“<br />
DerAbiturient weiß schon<br />
heute, dass er mal seine eigene<br />
Firma gründen wird:„Aber eine, die<br />
nicht nur auf Staatsaufträge schielt.“<br />
Mandelas Traum von der Regenbogennation<br />
ist für Aphelele nicht ausgeträumt:<br />
Wie schön, wenn es denn<br />
wirklich so wäre.<br />
Johannes Dieterich<br />
kennt die MhlangaRoad in<br />
Soweto seit 25 Jahren.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
8.2.19<br />
8.2.19<br />
▼ 12092,74 (–1,58 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
8.2.19<br />
Stand der Daten: 07.05.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
7.5.19<br />
▼ 69,51 (–2,07 %)<br />
7.5.19<br />
▼ 1,1185 (–0,13 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom07.05.zum Vortag<br />
7.5.19<br />
Wirecard 133,50 +5,49 WWWWWWWWWWW<br />
Vonovia NA 47,10 +5,23 WWWWWWWWWWW<br />
Dt. Wohnen Inh. 41,48 +3,13 WWWWWWW<br />
TAGImmobilien 20,48 +2,61 WWWWWW<br />
Hochtief 122,40 +2,51 WWWWWW<br />
1&1 Drillisch 32,92 +2,17 WWWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 07.05. zumVortag<br />
Henkel Vz. 86,86 WWWWWWWWWWW –5,24<br />
Wacker Chemie 74,36 WWWWWWWWW –4,35<br />
Dürr 36,86 WWWWWWWWW –4,26<br />
Covestro 45,31 WWWWWWWWW –4,19<br />
GEA Group 23,40 WWWWWWWWW –4,14<br />
Qiagen 33,11 WWWWWWWW –3,95<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 07.05. ±% z. 06.05.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –1,78<br />
3596/2909 3401,16<br />
CAC 40(FR) – 1,60<br />
5657/4556 5395,75<br />
S&P UK(UK) –1,61<br />
1590/1323 1468,93<br />
RTS (RU) – 0,62<br />
1285/1033 1237,86<br />
IBEX (ES) –1,03<br />
10291/8286 9235,10<br />
Dow Jones (US) –2,05<br />
26952/21713 25895,54<br />
Bovespa (BR) –1,17<br />
100439/69069 93897,25<br />
Nikkei (JP) – 1,51<br />
24448/18949 21923,72<br />
Hang Seng (HK) +0,55<br />
31593/24541 29369,61<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,75<br />
1635/1350 1601,02<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
PSD Bank Nürnberg<br />
psd-nuernberg.de 2,93 2,93 2,93<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
SWK Bank<br />
couchkredit.de 3,49 3,49 3,49<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,78 3,78 3,78<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
ING<br />
ing.de 3,99 3,99 3,99<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 2,99 2,99 3,19<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,24 4,32 4,41<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
Ein Lastwagen mit ausgefahrenemStromabnehmer aufder A5nahe Weiterstadt.<br />
So will die Bundesregierung das Wohngeld ausweiten<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
Von der geplanten Reform des<br />
Wohngelds sollen nach dem Willen<br />
der Bundesregierung Hunderttausende<br />
Geringverdienerhaushalte<br />
profitieren. Das geht aus einer Kabinettsvorlage<br />
von Bundesbauminister<br />
Horst Seehofer (CSU) hervor, die<br />
an diesem Mittwoch vomBundeskabinett<br />
auf den Weggebracht werden<br />
soll und dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland (RND) vorabvorliegt.<br />
„Von der Wohngeldreform werden<br />
rund 660000 Haushalte profitieren“,<br />
heißt es in dem Dokument.<br />
„Darunter sind 25000 Haushalte,die<br />
bisher auf Arbeitslosengeld II, SozialgeldundSozialhilfeangewiesensind.<br />
Die Leistungsverbesserungen werden<br />
insbesondere Familien und<br />
Brummis am Draht<br />
Auf der A5 wird jetzt der erste E-Highway mit Oberleitung getestet. Der Feldversuch läuft bis 2022<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Auf der A5 zwischen Frankfurt<br />
und Darmstadt kommen<br />
Autofahrer ins Staunen<br />
–weilsie etwas sehen,<br />
das da eigentlich nicht hingehört:<br />
eine Oberleitung, wie sie auf Bahnstrecken<br />
üblich ist. Das ist der erste<br />
sogenannte E-Highway in Deutschland.<br />
Es handelt sich um eine rund<br />
zehn Kilometer lange Teststrecke,die<br />
am Dienstag ihrer Bestimmung<br />
übergeben wurde. Es soll nun erforscht<br />
werden, ob Elektro-Lkw, die<br />
Strom aus dem doppelten Draht über<br />
der Fahrbahn saugen, für die Verkehrswende<br />
taugen.<br />
Der Feldversuch läuft bis Ende<br />
2022. DieFlotte ist überschaubar.Bis<br />
zu fünf Brummis – die dort nicht<br />
mehr brummen, sondern eher surrenwerden<br />
–sollenmehrmals täglich<br />
die Strecke im Südhessischen abfahren.<br />
Es handele sich um eine besonders<br />
effiziente Lösung auf dem Weg<br />
zu einem klimaneutralen Güterverkehr,<br />
sagt Rita Schwarzelühr-Sutter,<br />
Staatssekretärin im Bundesumweltministerium,<br />
das den Feldversuch<br />
auf der A5 bislang mit knapp 15 Millionen<br />
Euro gefördert hat. Zwei weitere<br />
Teststrecken sollen bald hinzu<br />
kommen: Aufder A1 zwischen Hamburgund<br />
Lübeck ist der Startfür den<br />
Juni geplant, und auch auf der B462<br />
in der Nähe von Rastatt in Baden-<br />
Württembergist ein Test geplant.<br />
In technischer Hinsicht ist die Sache<br />
relativ simpel: Am Rande der<br />
Weniger CO 2 : Trotzder Kosten<br />
sehen die Experten des<br />
Öko-Instituts viele Vorteile<br />
für den Oberleitungs-Lkw: Er<br />
könne 2030 –auchwegen<br />
der fortschreitenden Energiewende<br />
–bei gleicher<br />
Fahrleistung nur halb so viel<br />
Kohlendioxid (CO 2 )ausstoßen<br />
wie ein herkömmlicher<br />
Diesel-Lastkraftwagen, der<br />
heute auf der Straße unterwegs<br />
ist.<br />
Gesetzentwurf wird von Bauminister Horst Seehoferauf den Weg gebracht<br />
LOHNEND FÜR SPEDITEURE<br />
Kosten: Auch für die Spediteure<br />
werde sich eine Umstellung<br />
lohnen. Im Fernverkehr<br />
würden schon 2025 –<br />
trotz eines überschaubaren<br />
Oberleitungsnetzes –die Gesamtkosten<br />
geringer ausfallen<br />
als bei Brummis, die mit<br />
Diesel fahren. Höhere Ausgaben<br />
bei der Anschaffung<br />
würden binnen 5Jahren<br />
durch geringere Betriebskosten<br />
mehr als kompensiert.<br />
Wirkungsgrad: Die E-Maschine<br />
verfügt über einen erheblich<br />
höheren Wirkungsgrad<br />
als der Verbrennungsmotor.Obdie<br />
Technologie<br />
ein Erfolg werde, hängejedoch<br />
vorallem vonden Anreizen<br />
ab,die vonden Politikern<br />
für einen klimafreundlichen<br />
Güterverkehr der Zukunft<br />
gesetzt werden, sagen<br />
die Experten des Öko-Instituts.<br />
Autobahn wurden Masten aufgestellt<br />
und die Fahrdrähte in fünf Meter Höhe<br />
über der rechten Spur gezogen –<br />
bewährte Bahntechnik kommt zum<br />
Einsatz. Zudem braucht es Lastwagen,<br />
die mit einem zusätzlichen E-<br />
Motor,einer Lithium-Ionen-Batterie<br />
und einen Stromabnehmer auf dem<br />
Dach des Fahrerhauses ausgestattet<br />
sind. Dieser wirdautomatisch ausgefahren,<br />
wenn der Lkw unter der<br />
Oberleitung rollt. Das Fahrzeug<br />
schaltet dann vonDiesel- auf Stromantrieb<br />
um. Zugleich wird der Akku<br />
geladen.<br />
Der Test soll auch klären, wie die<br />
teilnehmenden Speditionen die E-<br />
Mobilität in die täglichen Betriebsabläufe<br />
integrieren können. DieErgebnissesollenhelfen,Antwortenaufein<br />
drängendes Problem zu geben: Zum<br />
Erreichen der deutschen Klimaziele<br />
muss sich im Verkehr einiges tun. In<br />
diesem Sektor sollen die Emissionen<br />
der Treibhausgase bis 2030 um rund<br />
40 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt<br />
werden. In den vergangenen<br />
Jahren hat der Verkehr aber nicht weniger,sondernmehrvomKlimagasin<br />
die Luft geblasen. Passiertnichts Einschneidendes,wirdsich<br />
dieser Negativtrend<br />
in den nächsten Jahren noch<br />
massiv verstärken. Denn alle Experten<br />
rechnen damit, dass mit wachsender<br />
Wirtschaftsleistung auch die<br />
Menge der transportierten Güter<br />
Rentnerhaushalten zugutekommen.“<br />
180000 Haushalte werden<br />
erstmals oder wieder Anspruch auf<br />
Wohngeld erhalten.<br />
WohngeldisteineLeistungfürGeringverdiener,<br />
die individuell berechnet<br />
wird. Die Höhe richtet sich<br />
nach dem Einkommen, der Anzahl<br />
der Haushaltsmitglieder sowie der<br />
Höhe der zuschussfähigen Miete.<br />
SeehoferwilldiefürdieWohngeldberechnung<br />
relevanten Miethöchstbeträge<br />
neu festsetzen und um bis zu<br />
10,2 Prozent erhöhen. DasGesetz soll<br />
am 1. Januar 2020 in Krafttreten.<br />
„Je nachdem, ob in einer Region<br />
die Mieten stark angestiegen sind,<br />
wird die Miete unterschiedlich stark<br />
bezuschusst“, heißt es im Entwurf.<br />
Eingeführt werden soll dafür unter<br />
anderem eine neue „Mietenstufe<br />
VII“, um Haushalte in Gemeinden<br />
und Kreisen mit hohen Mieten gezielterbeidenWohnkostenzuentlasten.<br />
In diese Kategorie werden künftig<br />
unter anderem München und<br />
zahlreiche Umlandgemeinden eingestuft.<br />
Dort sollen bei Ein-Personen-Haushalten<br />
Mieten bis 633 Euro<br />
als zuschussfähig in die Wohngeldberechnung<br />
eingehen. Für Zwei-Personen-Haushalte<br />
soll die Grenze bei<br />
767 Euro liegen.<br />
Laut Bauministerium werden<br />
Zwei-Personen-Haushalte, die auch<br />
ohne Reform 2020 einen Anspruch<br />
auf Mietzuschuss hätten, als Folge<br />
der Reform monatlich im Schnitt<br />
190 Euro Wohngeld erhalten. „Dies<br />
entspricht einer Steigerung um rund<br />
30 Prozent“, heißt es im Gesetzentwurf.<br />
Anders als bisher ist geplant,<br />
FOTO: SILAS STEIN/DPA<br />
größer wird. Schon jetzt machen<br />
Nutzfahrzeuge (über 3,5 Tonnen Gewicht)<br />
knapp ein Viertel des gesamten<br />
CO 2 -Ausstoßes des Verkehrssektors<br />
aus. Bei Umweltschützern und<br />
Verkehrsexperten steht zwar die Verlagerung<br />
von Transporten auf die<br />
Schiene ganz oben auf der Agenda.<br />
Doch klar ist auch, dass ein größerer<br />
Anteil der Fracht auch künftig über<br />
die Straßen transportiert werden<br />
wird.<br />
Dann stellt sich die Frage: Welcher<br />
Antrieb soll es sein? Denkbar sind<br />
rein batterieelektrische Lkw, aber<br />
auch Fahrzeuge, die mit Flüssiggas<br />
(LNG), mit Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />
oder mit verbesserten Dieselmotoren<br />
Vortrieb erzeugen. Letztere<br />
könnten mit synthetischem Kraftstoff<br />
betankt werden, der mit Hilfe<br />
von regenerativem Strom erzeugt<br />
wird. DieOberleitungen erlauben indes<br />
Hybrid-Lkw mit zwei Herzen:<br />
Verschiedene Kombinationen von<br />
Aggregaten können so umgesetzt<br />
werden, um auch Strecken ohne<br />
Oberleitung zu überbrücken. Urs<br />
Maier vonder Denkfabrik AgoraVerkehrswende<br />
macht sich dafür stark,<br />
ein Oberleitungssystem „grenzüberschreitend<br />
auf den viel befahrenen<br />
Routen in Europa“ zu errichten.<br />
Laut Öko-Institut könnten bis<br />
2030 Drähte über 4000 der insgesamt<br />
13000 deutschen Autobahn-Kilometer<br />
gespannt werden. Daswürde maximal<br />
zwölf Milliarden Euro kosten –<br />
und entspräche einem Fünftel der<br />
Einnahmen aus der Lkw-Maut.<br />
die Leistungen künftig automatisch<br />
anzuheben. „Das Wohngeld soll dynamisiertwerden,<br />
das heißt alle zwei<br />
Jahre andie eingetretene Miet- und<br />
Einkommensentwicklung angepasst<br />
werden“, heißt es in dem Entwurf.<br />
Dadurch soll die Entlastungswirkung<br />
auf Dauer erhalten bleiben.<br />
Laut Vorlage sind die Mieten derer,<br />
die bereits Wohngeld erhalten,<br />
seit 2015 um gut 4Prozent gestiegen:<br />
Schreibe man diesen Trend fort, werde<br />
sich der Anstieg bis Ende 2019 voraussichtlich<br />
auf 9Prozent erhöhen.<br />
„Um Mieterinnen und Mieter mit<br />
niedrigen Einkommen stärker zu<br />
entlasten, erhöhen wir die Mittel für<br />
das Wohngeld. Allein im kommenden<br />
Jahr werden 1,2 Milliarden Euro<br />
zur Verfügung stehen“, sagte SPD-<br />
FraktionsvizeSören Bartol.<br />
Siemens will Kraftwerke<br />
an die Börse bringen<br />
DerSiemens-Konzernwill die Kraftwerksparte<br />
ausgliedernund als neue<br />
Gesellschaft an die Börse bringen.<br />
DieMehrheit wollen die Münchner<br />
dabei abgeben, aber „starker Ankeraktionär“<br />
bleiben. ZumUnternehmen<br />
soll auch der Siemens-Anteil an<br />
der Windkraftsparte Siemens Gamesa<br />
gehören, wie der Konzernam<br />
Dienstagabend mitteilte.Details sollenandiesem<br />
Mittwoch berichtet<br />
werden. „Angesichts der Gesamtsituation“<br />
akzeptieredie Arbeitnehmerseite<br />
die Pläne,teiltedie IG Metall<br />
am Abend mit. ZurKraftwerksparte<br />
gehören in Berlin das Gasturbinenwerkund<br />
das Dynamowerk.<br />
Im Herbst 2018 wurde bereits ein<br />
Stellenabbau beschlossen. (dpa)<br />
Karte bei Verbrauchern<br />
beliebter als Bargeld<br />
DieVerbraucher in Deutschland<br />
greifen beim Bezahlen immer öfter<br />
zur Kartestatt zum Bargeld. Im vergangenen<br />
Jahr sei im stationären<br />
Einzelhandel erstmals mehr Geld<br />
per Giro-und Kreditkarte ausgegeben<br />
worden als in bar,teiltedas<br />
Handelsforschungsinstitut EHI mit.<br />
Insgesamt zahlten die Verbraucher<br />
2018 beim Einkaufen gut 209 Milliarden<br />
Euro per Karte–12,4 Milliarden<br />
Euro mehr als im Vorjahr.Dadurchstieg<br />
der Umsatzanteil der<br />
Karten auf 48,6 Prozent. Barwurden<br />
Rechnungen in Höhe vonrund<br />
208 Milliarden Euro bezahlt. (dpa)<br />
Zahlungsarten im Einzelhandel<br />
Umsatzanteile am stationären Handel<br />
2018 in Prozent<br />
Barzahlung<br />
48,3 %<br />
Rechnung /<br />
Finanzkauf,<br />
Sonstige<br />
3,1 %<br />
Einzelhandelsumsatz<br />
insgesamt<br />
430 Mrd. Euro<br />
Kartenzahlung<br />
48,6 %<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: EHI, AFP<br />
Porsche muss<br />
535 Millionen Buße zahlen<br />
DieVolkswagen-TochterPorsche<br />
muss eine hoheSummewegen des<br />
Dieselskandals zahlen.Die StaatsanwaltschaftStuttgarthat<br />
demSportwagenbauer<br />
einBußgeld in Höhe<br />
von535 Millionen Euro aufgebrummt.<br />
Grundseienunter anderemfahrlässige<br />
Aufsichtspflichtverletzungen<br />
in derEntwicklungsabteilung<br />
ab 2009, wiedie Staatsanwaltschaft<br />
mitteilte. Schon im vergangenen<br />
Sommerhatte die Staatsanwaltschaft<br />
BraunschweigimZuge der Ermittlungen<br />
im Dieselskandal ein<br />
Bußgeld voneiner Milliarde Euro<br />
gegen Volkswagen verhängt.Im<br />
Herbstfolgte dieBehördeinMünchenmit<br />
einem Bußgeld von<br />
800 Millionen Euro gegenAudi. (dpa)<br />
Realeinkommen seit 1991<br />
um ein Fünftel gestiegen<br />
Dasreal verfügbareEinkommen der<br />
Deutschen ist seit Anfang der NeunzigerjahreimSchnitt<br />
um fast ein<br />
Fünftel gestiegen. Am stärksten profitierten<br />
davon die Spitzenverdiener,<br />
wohingegen Menschen mit sehr geringen<br />
Einkommen inzwischen sogar<br />
real schlechter verdienen als vor<br />
fast 30 Jahren. Dasgeht aus einer am<br />
Dienstag vorgelegten Untersuchung<br />
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
in Berlin hervor.<br />
Diereal verfügbaren Jahreseinkommen<br />
der privaten Haushalte in<br />
Deutschland stiegen demnach um<br />
18 Prozent. Beidem Zehntel der Bevölkerung,<br />
das am wenigsten verdiente,sank<br />
das Einkommen allerdings<br />
um 8Prozent. (dpa)
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Verfassungsschutz<br />
ZITAT<br />
Das<br />
Frühwarnsystem<br />
Andreas Kopietz<br />
hält die vonden Linken geforderte<br />
Abschaffung der Behörde für falsch.<br />
Der Ruf des Verfassungsschutzes war<br />
noch nie gut.VonSchlapphüten wird<br />
gesprochen, Schnüfflern, Spitzeln. In der<br />
Tat haben die Verfassungsschutzbehörden<br />
von Bund und Ländern inder NSU-<br />
Affäreihren Rufgeradezu vernichtet. Deshalb<br />
fordert die Linkspartei die Abschaffung<br />
des Verfassungsschutzes, auch die<br />
Grünen verhalten sich ambivalent dazu.<br />
Da dürften die nächsten Spannungen<br />
in der rot-rot-grünen Regierungskoalition<br />
programmiert sein. Denn Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) kündigte bei der<br />
Vorstellung des neuen Verfassungsschutzberichtes<br />
an, die Behörde personell<br />
verstärken zu wollen. Wenn im Juni die<br />
Haushaltsberatungen beginnen, will er<br />
sich für mehr Stellen einsetzen. Bislang<br />
hat seine Abteilung II, die die Aufgaben<br />
des Verfassungsschutzes wahrnimmt, 257<br />
Mitarbeiter. Mehr als 15,8 Millionen Euro<br />
standen 2018 zur Verfügung.<br />
Im Gegensatz zu alarmistischen Berichten<br />
mancher Organisation, die mitunter<br />
den Zweck haben, mehr Geld vom<br />
Staat zu fordern, ist der Verfassungsschutzbericht<br />
eine nüchterne Aufzählung<br />
der Aktivitäten von Extremisten, die die<br />
freiheitliche Grundordnung bedrohen. 80<br />
Prozent der Informationen bezieht der Inlandsgeheimdienst<br />
aus offenen Quellen.<br />
DerRest kommt vonV-Leuten, um die öffentlichen<br />
Quellen zu bewerten. Undimmerhin<br />
profitieren auch die Linken, die<br />
die Behörde verteufeln, davon – etwa<br />
wenn es um Neonazi-Aktivitäten geht.<br />
Der Verfassungsschutz ist ein Frühwarnsystem,<br />
um Gefährdungen der Demokratie<br />
zu erkennen; er hat einen öffentlichen<br />
Informationsauftrag. Parlamentarische<br />
Kontrolle verschafft ihm Legitimation.<br />
Eine Abschaffung wärefalsch.<br />
Venezuela<br />
Das amerikanische<br />
Desaster<br />
Tobias Käufer<br />
hält das Vorgehen der US-Regierung<br />
in der aktuellen Krise für fatal.<br />
Kaum haben der junge Parlamentspräsident<br />
Juan Guaido und der Oppositionspolitiker<br />
Leopoldo Lopez neue Maßnahmen<br />
verkündet, kommt aus Washington<br />
das verbale Begleitkommando. Die<br />
ArtundWeise,wie sich die Amerikaner öffentlich<br />
zuWort melden, ist dabei alles andere<br />
als hilfreich, vermittelt es doch den<br />
Eindruck, als ob Washington in der venezolanischen<br />
Opposition den Tonangebe.<br />
Daserschwertjenen Kräften innerhalb<br />
der venezolanischen Armee,die Seiten zu<br />
wechseln, die dies angesichts der schweren<br />
Menschenrechtsverletzungen und<br />
der Versorgungskrise erwägen. Wenn ausgerechnet<br />
der ideologische Todfeind zur<br />
Aufgabe aufruft, werden die Hemmungen,<br />
diesen entscheidenden Schritt auch<br />
wirklich zu tun, deutlich größer,als wenn<br />
der Rufausschließlich aus den Reihen des<br />
eigenen Volkes kommt.<br />
Hinzu kommt die Personalauswahl:<br />
Mit Elliot Abrams hat die Trump-Administration<br />
einen US-Sonderbeauftragten<br />
für die „Wiederherstellung der Demokratie<br />
in Venezuela“ ernannt, dem eine nicht<br />
unerhebliche Rolle in der unsäglichen<br />
Iran-Contra-Affäre zugeschrieben wird.<br />
Vertrauensbildende Maßnahmen sehen<br />
anders aus. Der schwerste Fehler der<br />
Amerikaner ist aber das öffentliche Drohen<br />
mit einer Militärintervention.<br />
Die USA haben in den vergangenen<br />
Jahrzehnten jeden Kredit in Lateinamerika<br />
verspielt. Ihre Rolle bei Umstürzen<br />
und die unheilvolle Allianz mit brutalen<br />
rechten Militärdiktaturen hallt bis heute<br />
nach. Mit einem Krieg gegen Venezuelas<br />
Sozialisten wären alle alten Vorurteile bestätigt.<br />
Bislang ist das Konzept der USA<br />
nicht aufgegangen. Eine neue Idee<br />
scheint nicht in Sicht. Das lässt für die<br />
nächsten Monate nichts Gutes erahnen.<br />
Morgens halb zehn in Istanbul<br />
Mit dem 8. Mai1945 begann eine<br />
Friedensepoche für Mittelund<br />
Osteuropa, die welthistorisch<br />
einzigartig ist. Auch deswegen<br />
wird dieser Tag heute selbst in<br />
Deutschland, das damals in Berlin-Karlshorst<br />
nach zwölf Jahren voller Verbrechen<br />
endlich und bedingungslos kapitulieren<br />
musste, weit überwiegend als einer der Befreiung<br />
betrachtet.<br />
Noch am 8. Mai 1985 war diese Perspektivezumindest<br />
in der Bundesrepublik höchst<br />
umstritten, als Bundespräsident Richardvon<br />
Weizsäcker vordem Bundestag in Bonn eine<br />
der wichtigsten Reden der deutschen Erinnerungskultur<br />
hielt. Er charakterisierte nämlich<br />
die Niederlage Deutschlands mit all ihren<br />
für Frauen, Flüchtlinge und Vertriebene,<br />
für die Städte und die Staatlichkeit katastrophalen<br />
Folgen als notwendigen Teil seiner<br />
Befreiung. Er, der einstige Wehrmachtsoffizier,<br />
forderte, die Erinnerung an das Leiden<br />
in Deutschland nicht von der Wahl Hitlers<br />
am 30. Januar 1933 zu trennen.<br />
Weizsäckers Rede wurde zur Maxime der<br />
vielen Gedenkstätten, Museen, Ausstellungen,<br />
Jugendprogramme, Bücher und Denkmäler,<br />
mit denen wir an die Herrschaft der<br />
Nazis, den Holocaust, den Krieg erinnern.<br />
Doch eine „Opfergruppe“ –ein fürchterlich<br />
entindividualisierendes Wort – fehlt bis<br />
heute weitgehend in der deutschen Erinnerungskultur:<br />
die der sowjetischen Kriegsgefangenen.<br />
Etwa fünf Millionen Männer und Frauen,<br />
die in der Roten Armee dienten, wurden zwischen<br />
1941 und 1945 von der deutschen<br />
Wehrmacht gefangen gesetzt. Sie standen<br />
damit formal unter dem Schutz der Haager<br />
Landkriegsordnung von1899. Dennoch starben<br />
3,3 Millionen Soldaten der Roten Armee<br />
Ich will, dass ihr in Panik geratet. – Mit<br />
Greta habe ich die Kolumne neulich schon<br />
mal eröffnet. Wasseitdem geschah: Fernsehprofessor<br />
Harald Lesch bekannte,erversetze<br />
sich stundenweise in katatonische Starre,<br />
um weniger Kohlendioxid auszustoßen. Die<br />
Stadt Konstanz rief den Klimanotstand aus.<br />
Der Deutsche Wetterdienst DWD veröffentlichte<br />
eine Pressemitteilung. Die Bundesbehörde<br />
gab bekannt: „Sollte die trockene Witterung<br />
in den kommenden Monaten anhalten,<br />
könnte sich die Dürre des Jahres 2018<br />
wiederholen oder sogar übertroffen werden.“<br />
Das war mal eine wirkliche Wahrheit:<br />
Falls es auch diesen Sommer kaum regnet,<br />
wird die Erde erneut nicht nass. Die Nachrichtenagentur<br />
dpa gab der Erkenntnis eine<br />
schnittige Überschrift mit auf den Wegindie<br />
angeschlossenen Redaktionen: „DWD:<br />
Deutschland könnte neuer Dürresommer<br />
bevorstehen.“ Da stand das Elend immerhin<br />
noch im Konjunktiv.<br />
Aber nicht mehr lange. Auf mysteriöse<br />
Weise wurden daraus binnen Minuten amtliche<br />
Hiobsbotschaften wie „DWD rechnet mit<br />
Dürresommer“ (Bayerischer Rundfunk) oder<br />
„Deutschland droht weiterer Dürresommer“<br />
(faz.net). Darob erschraken DWD wie dpa<br />
und brachten, um die Kolporteure zubändigen,<br />
eine Relativierung in Umlauf: „DWD: Bei<br />
anhaltender Trockenheit könnte neuer Dürresommer<br />
bevorstehen“. Doch ach, vergebens:<br />
DieBild-<strong>Zeitung</strong> lag mit „Meteorologen<br />
sicher! Sahara-Sommer mit Mega-Dürre<br />
droht“ bereits am Kiosk. Auf welt.de kolli-<br />
Gedenken zum 8. Mai<br />
Vergessene<br />
Opfer<br />
Nikolaus Bernau<br />
findet es höchste Zeit, dass in Deutschland endlich auch der<br />
sowjetischen Kriegsgefangenen gedacht wird.<br />
in deutschen Lagern, wurden gefoltert, verhungerten,<br />
fielen Seuchen zum Opfer, wurden<br />
erschlagen und erschossen, auch vergast.<br />
Wenn sie Glück hatten, durften sie<br />
Zwangsarbeit leisten.<br />
Sie galten als „Untermenschen“, die in<br />
Folge der „Lebensraumpolitik“ Deutschlands<br />
zu verschwinden hatten. Ihnen fehlte<br />
zudem selbst der minimalste Schutz: Wie in<br />
so vielem waren sich nämlich Hitler und Stalin<br />
auch darin einig, dass Kriegsgefangene<br />
Feiglinge,Verräter und Versager seien, nicht<br />
wert, ausgetauscht zu werden. Und beiden<br />
galten sie als Reservoir künftigen Widerstands:<br />
DasPendant zur Ermordung der polnischen<br />
Offiziere in Katyn durch den Geheimdienst<br />
Stalins ist der Kommissarsbefehl<br />
KOLUMNE<br />
Karriere<br />
eines<br />
Dürresommers<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
dierte die Schlagzeile „Ein weiterer Horrorsommer<br />
droht“ charmant mit einem sachlich-korrekten<br />
Textbeginn: „Niemand kann<br />
derzeit vorhersagen, wie der Sommer wird,<br />
auch Meteorologen nicht. Das versucht der<br />
DeutscheWetterdienst darum gar nicht erst.“<br />
Annalena Baerbock ist Chefin einer recht<br />
witterungsabhängigen Partei. Sie guckte<br />
dem geschenkten Gaul selbstredend erst<br />
recht nicht ins Maul und schrillte: „Neue<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
Hitlers, der die Ermordung von Partei-Kommissaren<br />
vorsah.<br />
Nach Kriegsende wurden die allermeisten<br />
Kriegsgefangenen, die die deutschen Lager<br />
überlebt hatten, entsprechend vonihren<br />
„Befreiern“ in der Roten Armee entweder erschossen<br />
oder an Stalins Gulag überstellt,<br />
ebenso diejenigen, die von Briten, Amerikanern,<br />
Franzosen, sogar Schweden ausgeliefert<br />
wurden. Nur wenige Tausend von den<br />
Millionen erlebten ihreRehabilitierung. Und<br />
kaum jemand –schon gar nicht im Westen<br />
Europas –wollte anerkennen, dass das, was<br />
den sowjetischen Kriegsgefangenen geschah,<br />
nichts anderes war als das, was ganz<br />
Ost- und Mitteleuropa seit 1940 und dann<br />
verstärkt seit 1945 geschah. Stalin ließ nämlich<br />
auch Zehntausende Esten, Letten, Litauer,<br />
Polen, Weißrussen, Ukrainer, Moldavier<br />
und viele andere mehr bis weit in die<br />
1950er-Jahre hinein deportieren. Leid, das<br />
nur möglich wurde, weil es einen 30. Januar<br />
1933 in Deutschland gegeben hat.<br />
Unddoch gibt es in Deutschland, in Berlin<br />
keine Denkmäler, keine Ausstellungen,<br />
die erstens an das fürchterliche Verbrechen<br />
der Deutschen an den sowjetischen, italienischen<br />
und polnischen Kriegsgefangenen erinnert,<br />
und zweitens keines, das an die Verbrechen<br />
der Kommunisten Stalins erinnert.<br />
Dabei fechten seit Jahren Bürgerinitiativen<br />
dafür. Sie scheitern aber immer am Dogma<br />
von der Unvergleichbarkeit der totalitären<br />
Regime.Eswäreangemessen, wenn sich die<br />
Partei Die Linke, Erbin der SED und damit<br />
der stalinistischen deutschen Kommunisten,<br />
sich dieses Themas annähme und<br />
zeigte,dass wir uns auch an diejenigen erinnern,<br />
für die der 8. Mail 1945 eben kein Befreiungstag<br />
war, sondern nur der Wechsel<br />
vomeinen in das andereTerrorregime.<br />
Dürrewarnungen zeigen an, dass die Klimakrise<br />
sich dramatisch verschärft.“ Ja, Panik!<br />
Warumetwas prüfen, was zur Agenda passt?<br />
Greenpeace twitterte: „Ein neuer #Dürresommer<br />
scheint im Anmarsch. (…) Mitweitsichtiger<br />
Politik kriegen wir das Problem in<br />
den Griff.“ Manchmal aber auch, indem wir<br />
nicht nur die dicken Buchstaben, sondern<br />
die ganze Meldung lesen. Als dann noch die<br />
FDP-Bundestagsfraktion sich mit „Es droht<br />
ein neuer #Dürresommer! Doch die #Groko<br />
handelt nicht“ bemerkbar machte, sah es<br />
ganz kurz soaus, als hätte wenigstens die<br />
Groko noch alle Tassen im Schrank.<br />
Der Meteorologe Jörg Kachelmann behauptet,<br />
die meisten Medienberichte zu Wetter<br />
und Klima seien „teilweise falsch“ oder<br />
„mutwillig erfunden“. Er sieht dahinter Sensationsgier<br />
und die Tatsache,dass Petrus’Anwälte<br />
keine Abmahnungen schicken. Für Kachelmann<br />
ist die fortgesetzte Verbreitung des<br />
Dürresommermärchens ein „Dammbruch“.<br />
Er meint das negativ. Der Kerl hat nichts verstanden.<br />
Es ist nämlich nicht nur so,dassman<br />
klimaapokalyptische Tatarenmeldungen<br />
reinsten Gewissens unters Volk bringen kann,<br />
nein, Katastrophenwarnungen sind ein medienethischer<br />
Imperativ.Wer Panik macht, hilft<br />
Gretaund rettet dieWelt.<br />
Ich bin dabei. Mein Beitrag lautet: Falls<br />
der Fernsehturm einem treibhauseffektiven<br />
Tornadoder Stufe F6 nicht standhält, weht er<br />
eventuell bis aufs Kanzleramt. Sollte es danach<br />
nie wieder regnen, werden dieTomaten<br />
teurer.<br />
„Niemand<br />
versteht<br />
England, aber<br />
jeder versteht<br />
Englisch.“<br />
Jean-Claude Juncker,<br />
EU-Kommissionschef,<br />
am Dienstag in Brüssel, während<br />
er die Bilanz seiner Amtszeit vorstellte<br />
AUSLESE<br />
Wie viel ist uns<br />
unser Leben wert?<br />
Der UN-Bericht zum Artensterben beschäftigt<br />
die <strong>Zeitung</strong>en im In- und<br />
Ausland. „Wir kommen nicht um die<br />
Frage herum, wie wir weniger Raubbau an<br />
der Natur treiben können“, schreibt die<br />
Pariser <strong>Zeitung</strong> Le Monde. „Und auch<br />
nicht um die der Finanzierung des Artenschutzes<br />
–und der gerechten Verteilung<br />
zwischen armen und reichen Ländern.<br />
Heute werden dafür weltweit etwa acht<br />
Milliarden Euro jährlich aufgewandt. Die<br />
Experten schätzen, dass zwischen 200<br />
und 300 Milliarden Euro pro Jahr nötig<br />
wären. Wieviel ist uns das Leben wert?“<br />
„Der neue globale Umweltbericht gibt<br />
Hoffnung“, meint die liberale schwedische<br />
Tageszeitung Dagens Nyheter überraschenderweise,<br />
begründet die Einschätzung<br />
aber schlüssig, denn nun hätten<br />
sich 130 Länder der Welt auf die Einschätzung<br />
geeinigt, dass die Menschheit<br />
dabei ist, ihr Überleben zu gefährden.<br />
„Das ist auch das Positive:Jeder Staat, der<br />
einen Bericht unterzeichnet, demzufolge<br />
die Lage akut ist, verpflichtet sich ebenfalls,zuhandeln.“<br />
Die Umweltschützer sollten wirtschaftliches<br />
Wachstum nicht vorschnell<br />
ablehnen, meint die Londoner Times.<br />
„Die Staaten brauchen es, wenn sie jene<br />
‚umgestaltenden‘ Veränderungen<br />
durchsetzen sollen, die von den Aktivisten<br />
gewünscht werden.“ Allerdings sollten<br />
sich die Regierungen auf die Förderung<br />
einer nachhaltigen Wirtschaft konzentrieren.<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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Brandenburg täglich 274 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Unter Verdacht:<br />
Die Grünen, die AfD<br />
und der Staatsschutz<br />
Seite 16<br />
Unpräzise: Polizeistatistik zu antisemitischen Taten in der Kritik Seite 10<br />
Preisdämpfend: Gewobag kündigt weitere Neubauten an Seite 14<br />
Stadtbild<br />
Für das gute<br />
Gewissen<br />
Torsten Landsberg<br />
sieht Parallelen zwischen<br />
Bio-Siegeln und Clans.<br />
Nach all den Nachrichten über<br />
die ausufernde Clan-Kriminalität<br />
in jüngster Zeit kann der viele<br />
Jahre übliche Besuch in manch einem<br />
Laden neuerdings Zweifel hervorrufen.<br />
Sollen womöglich all die<br />
Spätis, die wie Pilze aus dem Boden<br />
sprießenden Shisha-Bars oder Barbershops<br />
dem Zweck der Geldwäsche<br />
dienen?<br />
Natürlich ist erstaunlich, wie<br />
lange sich mancher Späti schon hält,<br />
obwohl er so gut wie immer geschlossen<br />
ist, sehr ungewöhnliche<br />
oder unregelmäßige Öffnungszeiten<br />
hat und/oder praktisch nie ein<br />
Kunde darin zu sehen ist; oder dass<br />
sich in manchen Barbershops konstant<br />
mehr Personal aufhält als<br />
Kundschaft – ganz egal, wie viele<br />
Menschen sich hier gerade die Haare<br />
schneiden lassen.<br />
DieVorstellung, dass ein Friseurbesuch<br />
oder der schnelle Einkauf im<br />
Späti an der Ecke ein Geschäftsmodell<br />
der organisierten Kriminalität<br />
erst tragfähig machen, will dennoch<br />
nicht ins Bewusstsein dringen.Wenn<br />
in den Nachrichten vonRazzien und<br />
den sich ausweitenden Clan-Strukturen<br />
die Rede ist, muss dieses Netz<br />
ja nicht zwangsläufig bis vor die eigene<br />
Haustür reichen.<br />
Manchmal ist die Last der Indizien<br />
allerdings zu schwer, umsich<br />
eine Alternativezukriminellen Wurzeln<br />
glaubhaft erklären zu können.<br />
So wie an einem Nachmittag vor ein<br />
paar Tagen, als die Limousine einer<br />
wirklich teuren Automarke am Straßenrand<br />
hält, ein Mann aussteigt<br />
und eine Styroporkiste hervorholt,<br />
wie man sie von Lieferanten zum<br />
Transport und Warmhalten von Essensbestellungen<br />
kennt. Er steuert<br />
auf einen sehr kleinen Laden zu, eine<br />
ArtSalatbar,und geht hinein. EinLuxuswagen<br />
als Lieferfahrzeug für Salat?<br />
So wünschenswert der Erfolgszug<br />
der gesunden Ernährung sein<br />
mag, so unvorstellbar wirkt die Finanzierung<br />
einer Nobelkarosse über<br />
Grünzeug.<br />
Das gute Gewissen beim Einkaufen<br />
ist en vogue,wenn es um Biound<br />
Plastik geht, beim Kauf des Feierabend-<br />
oderWegbiers dagegen droht<br />
die Komplizenschaft mit der Unterwelt.<br />
Um einigermaßen sicherzugehen,<br />
böte sich, analog zum Bio-Siegel,<br />
ein Anti-Clan-Siegel für Spätis<br />
und andere Geschäfte an. Wie bei<br />
den vielen unübersichtlichen Kennzeichnungen<br />
für Bio und Fair Trade,<br />
ließe sich auch das Clan-Siegel diversifizieren:<br />
Clan-frei nach StGB,etwa.<br />
Oder halt ein bisschen Clan, dafür<br />
aber mit Vitaminen.<br />
Manchmal wird ein Späti überfallen –um<br />
günstig Bier zu holen?<br />
MORRIS PUDWELL<br />
Zu schwer? Am vergangenen Freitag schrieben Schüler in Berlin und Brandenburg die Mathe-Leistungskurs-Prüfung.Eine Grundkurs-Klausur gab es nur in Berlin.<br />
Auch für Lehrer zu schwer<br />
Präsident des Pädagogenverbandes nennt Aufgaben des Mathe-Abiturs zu umfangreich und zu kompliziert<br />
VonMartin Klesmann<br />
Erstmals hat nun auch ein<br />
hiesiger Lehrerverband die<br />
diesjährigen Mathe-<br />
Abituraufgaben als zu<br />
schwer kritisiert. „Die Aufgaben waren<br />
zuumfangreich, zu unterrichtsfremd<br />
und an manchen Stellen ungeschickt<br />
formuliert“, sagte Hartmut<br />
Stäker, der Präsident des Brandenburger<br />
Pädagogenverbandes, am<br />
Dienstag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Bisher<br />
hatten lediglich Tausende Schüler<br />
in mehreren Online-Petition wegen<br />
der schweren Aufgaben vom<br />
3. Mai protestiert und eine Änderung<br />
des Notenschlüssels verlangt.<br />
Hartmut Stäker muss eigentlich<br />
wissen, wovon erspricht: Er ist Mathe-<br />
und Physiklehrer und Zweitkorrektor<br />
im Abitur. Als Negativbeispiel<br />
nennt der Lehrer beispielsweise die<br />
Aufgabe 4.2 in der Leistungskurs-<br />
Klausur. Dort geht es um Freigetränke<br />
und Reservierungen auf einem<br />
Ausflugsschiff. Die Aufgabe<br />
würde ganz viele Unterfragen in verschiedensten,<br />
teils umständlichen<br />
Formulierungen beinhalten, kritisiertHartmut<br />
Stäker,dessenVerband<br />
zum Deutschen Beamtenbund gehört.<br />
Auch tauchten in den Aufgaben<br />
Worte wie „Nullhypothese“ oder<br />
„Entscheidungsregel“ auf, die vielen<br />
Schülern kaum bekannt sein dürften.<br />
Er selbst habe für die gleichen<br />
Aufgaben siebeneinhalb statt der<br />
veranschlagten fünf Stunden gebraucht.<br />
Seine Schlussfolgerung:<br />
Deutschland müsse sich endlich<br />
entscheiden, ob das Abitur den<br />
höchsten Abschluss für Allgemeinbildung<br />
darstelle –oder bereits die<br />
erste Stufeder Spezialbildung.<br />
Viel mehr Ausfälle befürchtet<br />
Ähnlich kritisch blickt die 17-jährige<br />
Larissa auf ihre Mathe-Lk-Klausur,<br />
die sie am Freitag am Spandauer<br />
Lilly-Braun-Gymnasium geschrieben<br />
hat, vor allem auf den Analysis-<br />
Teil. Es sei eine Logarithmusfunktion<br />
zu bearbeiten gewesen, die die Lehrer<br />
nur am Rande behandelt hätten.<br />
„Und es ist auch total ungewöhnlich,<br />
dass zwei binomische Formeln in einer<br />
Funktionsgleichung drangekommen<br />
sind.“ Erstmals gab es in<br />
Berlin wieder einen hilfsmittelfreien<br />
Aufgabe 3.2: Würfel<br />
GRUNDKURS-AUFGABE<br />
Die Abbildung zeigt den Würfel ABCDEFGH mit G (5|5|5) und H (0|5|5)<br />
in einem kartesischen Koordinatensystem.<br />
Die Punkte I (5|0|1), J(2|5|0), K (0|5|2) und L (1|0|5) liegen jeweils auf einer<br />
Kante des Würfels.<br />
a) Zeichnen Sie das Viereck IJKL in die Abbildung ein.<br />
b) Begründen Sie, dass das Viereck IJKL ein Trapez ist, in dem zwei Seiten<br />
gleich lang sind.<br />
Weisen Sie nach, dass die Seite IL des Trapezes doppelt so lang ist wie die Seite JK.<br />
c) Berechnen Sie die Größe eines Innenwinkels des Trapezes IJKL.<br />
d) Berechnen Sie den Flächeninhalt des Trapezes IJKL.<br />
e) Gegeben ist die Ebene S:5x+4y+5z=0.<br />
Der Punkt K liegt in einer Ebene T,die parallel zu Sist.<br />
Untersuchen Sie, ob auch der Punkt L in T liegt.<br />
4–r<br />
→<br />
f) Für einen Wert vonrschneidet die Gerade g:x= 0 +u.<br />
4<br />
–5 mit u IR<br />
r 2 +1 0<br />
die Kante GH des Würfels.<br />
Bestimmen Sie das Verhältnis, in dem der Schnittpunkt die Kante teilt.<br />
DPA/STRATENSCHULTE<br />
Aufgabenteil, in dem die Schüler<br />
ohne Taschenrechner oder Formelbuch<br />
auskommen mussten. Viel zu<br />
lang und untergliedertseien dortdie<br />
Aufgaben gewesen, sagt die Schülerin.<br />
„Ich denke,jetzt habe ich in Mathe<br />
einen Ausfall –und das wird vielen<br />
so gehen“, sagt die junge Frau,<br />
die eine der Online-Petitionen gestartet<br />
hat, und fordert: „Der Notenspiegel<br />
sollte dem Schwierigkeitsgrad<br />
angepasst werden.“<br />
Landesschülersprecherin Eileen<br />
Hager ist eine vonmehreren Tausend<br />
SchülerninBerlin und Brandenburg,<br />
die die gemeinsame Leistungskurs-<br />
Klausur geschrieben haben. „Es war<br />
schwerer als erwartet“, sagt auch die<br />
Schülerin der Fritz-Reuter-Sekundarschule<br />
in Hohenschönhausen. Ihre<br />
Mitschüler berichten, dass die zentrale<br />
Mathe-Grundkurs-Klausur sogar<br />
noch tückischer gewesen sei. Die<br />
obersten Schülervertreterführen derzeit<br />
eine Umfrage unter Abiturienten<br />
durch, wie schwer es wirklich war.<br />
„Dann werden wir entscheiden, ob<br />
und welche Forderungen wir stellen“,<br />
sagte Hager.<br />
Berlins Bildungsverwaltung sieht<br />
aktuell keinen Handlungsbedarf.<br />
Das Potsdamer Bildungsministerium<br />
prüft noch. Andere Fachlehrer<br />
halten die Aufgaben für angemessen<br />
schwierig. In den vergangenen Jahren<br />
kritisierten viele den Trend zu<br />
immer leichteren Aufgaben.<br />
Vielzahl vonOnline-Petitionen<br />
In die Kritik gerät auch der leichtfertige<br />
Gebrauch von Online-Petitionen,<br />
mit denen die Schüler bundesweit<br />
für Aufsehen sorgen. Allein in<br />
Berlin und Brandenburg gab es zunächst<br />
mehr als fünf verschiedene<br />
Petitionen gegen den angeblich zu<br />
hohen Schwierigkeitsgrad.<br />
Zwar verspricht die Kultusministerkonferenz<br />
seit Jahren, die Prüfungen<br />
in den einzelnen Bundesländern<br />
vergleichbarer zu machen. Seit 2017<br />
gibt es einen gemeinsamen Aufgabenpool.<br />
Doch die meisten Bundesländer<br />
greifen kaum darauf zu.<br />
Martin Klesmann<br />
zieht Wurzeln eigentlich<br />
lieber in einem Garten.<br />
Alle 30 Minuten<br />
von Berlin<br />
nach Hamburg<br />
Bahn stärkt ICE-Strecke ab<br />
Ende 2021 –mehrSitzplätze<br />
Die Deutsche Bahn hat zu einem<br />
„Schienengipfel“ bei Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer die Erhöhung<br />
des Fahrtakts auf einer ihrer<br />
wichtigsten Strecken angekündigt.<br />
Zum Fahrplanwechsel im Dezember<br />
2021 will die Bahn zwischen Berlin<br />
und HamburgICEsimHalbstundentakt<br />
fahren lassen. Das kündigte die<br />
Bahn am Dienstagabend zu einem<br />
„Schienengipfel“ in Berlin an. Bislang<br />
fahren die Züge auf der Strecke zwischen<br />
den beiden größten deutschen<br />
Städteneinmal in der Stunde.<br />
Bahnchef Richard Lutz erklärte,<br />
mit der Erweiterung könne das Unternehmen<br />
20 Prozent mehr Sitzplatzkapazität<br />
anbieten. DieVerbindung<br />
zwischen Hamburgund Berlin<br />
zählt nach Bahnangaben mit täglich<br />
fast 17 000 Fahrgästen zu den nachfragestärksten<br />
Fernverkehrsverbindungen<br />
in Deutschland.<br />
DieAnkündigung der Bahn ist ein<br />
wichtiger Schritt zur Umsetzung des<br />
Projekts Deutschland-Takt. Für<br />
Bahnreisende soll in den nächsten<br />
Jahren ein grundlegend neues System<br />
mit abgestimmten Umsteige-<br />
Verbindungen aufgebaut werden.<br />
Das Zugfahren soll pünktlicher und<br />
schneller werden, Anschlüsse direkter<br />
und verlässlicher.<br />
Mehr Investitionen nötig<br />
Verkehrsminister Scheuer (CSU)<br />
sagte bei dem Treffenmit Branchenvertretern,<br />
der Deutschland-Takt<br />
solle ab 2021 schrittweise starten.<br />
Die Bundesregierung strebt an, die<br />
engere Verzahnung von Nah- und<br />
Fernverkehr bis 2030 umzusetzen.<br />
Scheuer bekräftigte außerdem seine<br />
Forderung, Bahntickets im Fernverkehr<br />
durch eine Steuersenkung<br />
günstiger zu machen. Er hatte bereits<br />
vorgeschlagen, die Mehrwertsteuer<br />
auf Tickets von 19auf sieben<br />
Prozentzusenken. Scheuer sagte,es<br />
gebe Verbesserungen bei der Pünktlichkeit<br />
der Züge, esmüssten aber<br />
mehr Anstrengungen unternommen<br />
werden. Auch der Komfort müsse<br />
besser werden.<br />
Die Koalition hatte angekündigt,<br />
bis 2030 die Zahl der Fahrgäste zu<br />
verdoppeln und mehr Güter auf die<br />
Schiene zu holen. In einem Papier<br />
des „Zukunftsbündnisses“ werden<br />
deutlich mehr Investitionen in das<br />
zum Teil marode Schienennetz für<br />
nötig erachtet. Weite Teile des Netzes<br />
seien überlastet, heißt es in dem Papier.<br />
Empfohlen wird, die Mittel von<br />
aktuell rund 1,6 Milliarden Euro auf<br />
rund zwei Milliarden in den Jahren<br />
2020 bis 2023 zu erhöhen, ab 2023<br />
dann auf rund 3Milliarden. Insgesamt<br />
gehe es um Investitionen in<br />
Höhe von30Milliarden Euro. (dpa)<br />
Zuverlässiger,komfortabler und häufiger<br />
soll der ICE fahren. IMAGO IMAGES/WALDMÜLLER
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Nach fünf<br />
Jahren endlich<br />
Regenschutz<br />
Flixbus feiert Eröffnung<br />
von Wartehäuschen am Alex<br />
382 Angriffe<br />
auf Schwule<br />
in einem Jahr<br />
In Neukölln und Schöneberg<br />
kommt es häufig zu Gewalt<br />
VonPeter Neumann<br />
Manche Dinge dauern eben etwas<br />
länger. Fünf Jahre, nachdem<br />
Flixbus am Alexanderplatz eine<br />
Haltestelle eingerichtet hat, durfte<br />
das Unternehmen dort auf eigene<br />
Kosten zwei Wartehäuschen aufstellen.<br />
Am Dienstagmittag wurde die<br />
Inbetriebnahme der solarbeleuchteten<br />
Unterstände gegenüber des Hotels<br />
Park Inn gefeiert. Flixbus-Chef<br />
Fabian Stenger nahm die Gelegenheit<br />
wahr, seinen Wunsch nach einem<br />
zweiten Fernbusbahnhof zu bekräftigen.<br />
DieAnlage sollte im Osten<br />
Berlins entstehen: „Das Ostkreuz<br />
wäreder ideale Standort.“<br />
Fahrgäste, die auf den Bus nach<br />
Hamburg oder Leipzig warteten,<br />
wunderten sich. In der Tatwird die<br />
Aufstellung von Buswartehäuschen<br />
in der Regel nicht mit Sekt gefeiert –<br />
auch bei Flixbus nicht. Doch diesmal<br />
machte das Unternehmen eine Ausnahme.Zuwichtig<br />
sei die Haltestelle<br />
am Alexanderplatz, sagte Patrick<br />
Kurthvon Flixbus: „Sie ist eine unserer<br />
Top-Haltestellen in Europa“ –<br />
nicht nur was die Zahl der Fahrgäste,<br />
sondern auch was die durchschnittliche<br />
Auslastung der Busse anbelangt.<br />
Fast alle seien ausgebucht. Der<br />
Grund: DerAlex sei gut erreichbar.<br />
ZOBamOstkreuzgefordert<br />
Auch wer sich für Klimaschutz einsetze,<br />
könne mit der Haltestelle zufrieden<br />
sein, so Stenger.„95 Prozent<br />
der Fahrgäste kommen zu Fuß, mit<br />
dem Nahverkehr oder per Rad dorthin.“<br />
Der Durchschnittswert für alle<br />
Flixbus-Stopps liegt bei 70 Prozent.<br />
Anfangs wurde der Fortbestand<br />
der Haltestelle allerdings immer wieder<br />
von Behördenseite in Frage gestellt,<br />
hieß es bei Flixbus.Noch mehr<br />
Opposition gab es gegen den Plan,<br />
Wartehäuschen aufzustellen. Zusätzliches<br />
Straßenmobiliar sei nicht<br />
gewünscht –sokam die Botschaft<br />
an. „Wir arbeiten um die Ecke in der<br />
Karl-Liebknecht-Straße und kommen<br />
oft an der Haltestelle vorbei.<br />
Manchmal saßen die Fahrgäste sogar<br />
auf der Erde“, erzählte ein Mitarbeiter.<br />
Umdie Lage zu entspannen,<br />
mietete Flixbus 2017 ein Ladenlokal,<br />
richtete Schalter ein und gewann einen<br />
Cafébetreiber. Toiletten für die<br />
Fahrgäste gibt es allerdings nicht.<br />
FDP-Fraktionschef Sebastian<br />
Czaja freute sich, dass die Wartehäuschen<br />
endlich stehen. „Es ging<br />
schneller als am BER“, witzelte der<br />
Gast. Nunmüsse endlich der Baueines<br />
zweiten Busbahnhofs in Angriff<br />
genommen werden –amOstkreuz,<br />
wie es auch die CDU fordert. DerSenat<br />
steht der Forderung aber skeptisch<br />
gegenüber: Zum einen fehle<br />
Platz, zum anderen der Bedarf.<br />
Schließlich werde der Zentrale Omnibusbahnhof<br />
(ZOB) am Messedamm<br />
in Charlottenburgausgebaut.<br />
Die Verkehrsanlagen sollen Ende<br />
2019 fertig werden, die Eröffnung der<br />
geplanten Wartehalle soll im Sommer<br />
2022 den Schlusspunkt setzen.<br />
Doch viele Ost-<strong>Berliner</strong> scheuen den<br />
Weg, entgegnete Flixbus-Chef Stenger.<br />
„Im Sinne des Klimaschutzes<br />
wäreeskonsequent, über einen ZOB<br />
am Ostkreuz nachzudenken.“<br />
Noch ohne Fahrgäste: einer der zwei neuen<br />
Unterstände am Alex. THOMAS UHLEMANN<br />
Antisemitische Übergriffe gibt es. Offen ist nur,wie viele es sind, denn es gibt durchaus unterschiedliche Zählweisen.<br />
Antisemiten –rechts, links, islamistisch<br />
Zu unscharf und unpräzise: FDP-Innenpolitiker kritisiert einseitige Zählweise der Polizei<br />
VonElmar Schütze<br />
Die Kritik an der polizeilichen<br />
Zählweise antisemitischer<br />
Straftaten und<br />
deren Einordnung nach<br />
Tätergruppen geht weiter. Zu unscharf<br />
und zu unpräzise sei die Einordnung<br />
vielfach, sagen Fachleute.<br />
Vor allem die oftmals vorschnelle<br />
Zuordnung von Taten zu Rechtsextremen,<br />
ohne dass es dafür konkrete<br />
Anhaltspunkte gibt, wirdimmer wieder<br />
kritisiert.<br />
Schon die bloße Erfassung und<br />
Zählung der Taten offenbart große<br />
Differenzen. Während die <strong>Berliner</strong><br />
Polizei in ihrer Statistik für das vergangene<br />
Jahr 324 antisemitische<br />
Straftaten aufführt, spricht die Recherche-<br />
und Informationsstelle Antisemitismus<br />
Berlin (Rias) von 1083<br />
antisemitischen Vorfällen im Jahr<br />
2018. In beiden Statistiken ist jedoch<br />
ein Anstieg gegenüber dem Jahr davor<br />
zuverzeichnen. Für 2017 registrierte<br />
die Polizei genau 306 antisemitische<br />
Straftaten, RIAS listete für<br />
dasselbe Jahr 951 Vorfälle auf.<br />
Wie aus der Antwort der Innenverwaltung<br />
auf eine Anfrage des<br />
FDP-Innenpolitikers Marcel Luthe<br />
hervorgeht, werden bei der Polizei<br />
253 der insgesamt 324 Straftaten der<br />
Kategorie „rechtsextreme Motivation“<br />
zugeordnet. Die <strong>Berliner</strong> Polizeirichtet<br />
sich dabei nach einer bundeseinheitlichen<br />
Vorgabe.Doch hinter<br />
diesen Zahlen verbirgt sich ein<br />
großer Graubereich. Tatsächlich<br />
nämlich bleiben nach Auskunft der<br />
Innenverwaltung nur 133 Taten mit<br />
klaren rechtsextremen Motiven übrig<br />
– der Rest wird der Kategorie<br />
„rechts“ eher willkürlich zugeschlagen.<br />
ZumBeispiel auch solche Taten:<br />
Wenn etwa auf einer Hauswand der<br />
Schriftzug „Juden raus“ gefunden<br />
wird, die Polizei jedoch keine weiteren<br />
Spezifika oder Tatverdächtigen<br />
dazu ermittelt hat. Waren das<br />
Rechte? Kann sein, muss es aber sicherlich<br />
nicht.<br />
Marcel Luthe hält es nach Lektüre<br />
der offiziellen Zahlen jedenfalls für<br />
eine „kühne Behauptung“, dass ein<br />
Großteil antisemitischer Taten von<br />
Rechtsextremen begangen werde.<br />
Schließlich ließen sich für 60 Prozent<br />
der Taten eben keine rechtsextremen<br />
Hintergründe feststellen.<br />
Der FDP-Abgeordnete geht noch<br />
einen Schritt weiter,wenn er der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> sagt, die Täter hätten<br />
„häufig eine islamistische Motivation“.<br />
Anhand der objektiven Zahlen<br />
zu festgestellten Verdächtigen könne<br />
„Der Anteil der Angriffe und Gewaltandrohungen<br />
von Angesicht zu Angesicht ist<br />
relativgering. Aber dassinddie Momente,die<br />
für die Anzeigenden am gravierendsten sind.“<br />
Benjamin Steinitz,<br />
Projektleiter bei Rias<br />
man sagen, dass hier der größereTeil<br />
aus „ausländischer Ideologie“ heraus,<br />
also etwa von Anhängern der<br />
antisemitischen Hamas oder Hisbollah<br />
in Deutschland, begangen<br />
werde, so Luthe.<br />
Auch Rias kennt die Schwierigkeit<br />
einer eindeutigen Zuordnung. Die<br />
von der Senatsjustizverwaltung unterstützte<br />
Stelle registrierte im vorigen<br />
Jahr 1083 antisemitische Vorfälle<br />
–„doch etwa die Hälfte davon<br />
lässt sich überhaupt keinem politischen<br />
Kontext zuordnen“, sagt Rias-<br />
Heimstatt aller Extremisten<br />
Elmar Schütze<br />
ist bestürzt über die<br />
wachsende Brutalität.<br />
DPA<br />
Projektleiter Benjamin Steinitz. Eine<br />
solche Zuordnung sei erst möglich,<br />
wenn man mehr über den Vorfall<br />
wisse. Denn selbst wenn ein Fall des<br />
sogenannten „Israel-bezogenen Antisemitismus“<br />
vorliege, sei damit<br />
eben nicht bewiesen, ob er von<br />
rechts, links oder von Islamisten<br />
komme.<br />
Selbst wenn im Zusammenhang<br />
mit einem Vorfall etwa „eine Gruppe<br />
Araber“ erwähnt werde, sei damit<br />
nichts darüber gesagt, dass es einen<br />
islamistischen Hintergrund gebe.<br />
Erst wenn bei einem Vorfall beispielsweise<br />
ein Spruch wie „Allah ist<br />
groß“ falle oder ein anderes eindeutig<br />
religiöses Element dazukomme,<br />
sei der Fall klar.<br />
Im Detail hat Rias jedoch Trends<br />
herausgearbeitet. So ist die Zahl der<br />
Angriffe und der Bedrohungen mit<br />
jeweils 46 Fällen zwar weiterhin relativ<br />
niedrig –aber die Zahl beider Deliktarten<br />
steigt rasant. So nahmen<br />
Angriffe im Vergleich zum Jahr 2017<br />
um 155 Prozent zu, die Zahl der Bedrohungen<br />
stieg um 77 Prozent. Dagegen<br />
bleiben etwa„gezielte Sachbeschädigungen“<br />
auf einem konstant<br />
hohen Niveau.<br />
Der aktuelle Verfassungsschutzbericht macht deutlich: Gefahr droht nicht nur von Islamisten<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Berlin ist nicht nur Heimstatt für<br />
Islamisten sondern auch für Extremisten<br />
aller politischen Couleur.<br />
Laut dem aktuellen Verfassungsschutzbericht<br />
für das Jahr 2018, der<br />
am Dienstag vorgestellt wurde, sind<br />
Rechts- und Linksextremisten sowie<br />
ausländische Extremisten-Gruppen<br />
in der Hauptstadt hoch aktiv. Letzteresind<br />
zum Teil rechts- oder linksextremistisch<br />
geprägt.<br />
So zählt der Verfassungsschutz<br />
bei der linksextremistischen Arbeiterpartei<br />
Kurdistans (PKK) einen Zuwachs<br />
von 1100 auf 1120 Personen<br />
im vergangenen Jahr.Die türkischen<br />
Militäroperationen im von Kurden<br />
bewohnten Norden Syriens haben<br />
das politische Klima auch in Berlin<br />
aufgeheizt. In der Stadt fanden dazu<br />
mehr als 60 Demonstrationen und<br />
Aktionen statt. Hinzu kamen militante<br />
Aktionen gegen Geschäfte und<br />
Lokale, Brandstiftungen und Farbschmierereien.<br />
So gab es im Märzeinen<br />
Brandanschlag auf eine DITIB-<br />
Moschee in Reinickendorf.<br />
Dierechtsextremistische Ülkücü-<br />
Bewegung (Graue Wölfe) blieb stabil<br />
bei 400 Anhängern. Allerdings traten<br />
die Anhänger öffentlich nicht wesentlich<br />
in Erscheinung, und größere<br />
Veranstaltungen als Reaktion auf die<br />
Militäroffensive der Türkei blieben<br />
aus.<br />
Lose Netzwerke<br />
Das Personenpotenzial des Rechtsextremismus<br />
ist nach Angaben des<br />
Verfassungsschutzes im vergangenen<br />
Jahr gleichgeblieben. Die Behörde<br />
zählt 1430 aktiveRechtsextremisten,<br />
davon insgesamt 1390 Personen,<br />
die nicht in Parteien wie der<br />
NPD (210 Mitglieder) oder „Der III.<br />
Weg“ (20 Mitglieder) in losen Strukturen<br />
oder gar nicht organisiertsind.<br />
Die wichtigsten Beobachtungsobjekte<br />
sind nach Angaben der Behörde<br />
das Netzwerk Freie Kräfte mit<br />
zirka 140 Personen, die Identitäre<br />
Bewegung mit rund 40 Mitgliedern,<br />
rechtsextremistische Reichsbürger<br />
sowie das „Netzwerkmuslimen- und<br />
fremdenfeindlicher Rechtsextremisten“,<br />
dem 100 Personen zugerechnet<br />
werden und dessen Beobachtung im<br />
vergangenen Jahr begann.<br />
Dieses Netzwerk hat sich aus<br />
Gruppen gebildet, die zuvor nur<br />
lose über soziale Netzwerke miteinander<br />
verbunden waren. Wichtigster<br />
Akteur war dortlaut Behörde die<br />
Gruppierung Hooligans gegen Salafisten<br />
(HoGeSa), die sich in Berlin<br />
auch Bündnis Deutscher Hools<br />
nannte.Aus diesem Spektrum gründete<br />
sich laut Verfassungsschutz der<br />
Verein Wir für Deutschland (WfD),<br />
der seit 2016 „Merkel-muss-weg“-<br />
Demonstrationen organisierte. Bei<br />
den WfD-Demos sei der Schulterschluss<br />
mit traditionellen neonazistischen<br />
Rechtsextremisten gesucht<br />
worden.<br />
Einen rasanten Anstieg des Personenpotenzials<br />
verzeichnen die Verfassungsschützer<br />
bei den sogenannten<br />
Reichsbürgern und Selbstver-<br />
waltern. Dort gab es einen Anstieg<br />
von500 im Jahr 2017 auf 670 im vergangenen<br />
Jahr.150 vonihnen gelten<br />
als Rechtsextremisten (110 im Vorjahr).<br />
Die Anhänger dieser Szene<br />
sind der Ansicht, dass Deutschland<br />
von einer „BRD GmbH“ verwaltet<br />
werde. Sie erkennen deshalb den<br />
Staat und seine Behörden nicht an,<br />
sie vertreten antisemitische, nationalsozialistische<br />
oder verschwörungstheoretischen<br />
Positionen.<br />
Angestiegen ist auch die Zahl der<br />
Linksextremisten in Berlin: von2950<br />
auf 3140. Starken Zuwachs hatte vor<br />
allem der Verein Rote Hilfe,der unter<br />
anderem von Strafermittlungen Betroffene<br />
finanziell unterstützt.<br />
DieZahl der gewaltbereiten Autonomen<br />
wird auf 970 beziffert. Der<br />
Verfassungsschutz merkt hierzu in<br />
seinem Bericht an: „Die quantitative<br />
Schwäche des autonomen Spektrums<br />
spiegelt sich unter anderem<br />
am 1. Maiwider,woesinden vergangenen<br />
Jahren kaum Akzente setzen<br />
konnte.“<br />
VonAnnika Leister<br />
Die Zahl der von der Opferberatungsstelle<br />
Maneo erfassten<br />
homo- und transphoben Übergriffe<br />
in Berlin ist zum zweiten Mal in<br />
Folge gestiegen. Das gaben Vertreter<br />
des von der Justizverwaltung unterstützten<br />
Anti-Gewalt-Projekts am<br />
Dienstag bekannt. Am häufigsten<br />
wurden homosexuelle Männer Ziel<br />
von Attacken. Aktuell am meisten<br />
Sorgen macht Maneo die Entwicklung<br />
in Neukölln.<br />
Für das Jahr 2018 dokumentierte<br />
Maneo 382 Fälle von Beleidigung,<br />
Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung<br />
und Sachbeschädigung. Das<br />
sind 58 Fälle mehr als 2017 und<br />
91 Fälle mehr als 2016. Auch die <strong>Berliner</strong><br />
Polizei stellt für den selben Zeitraum<br />
einen Anstieg der Übergriffe<br />
fest: Sie registrierte 225 Straftaten –<br />
und damit 54 mehr als 2017.<br />
Einen besonders starken Anstieg<br />
verzeichnete Maneo bei der Zahl der<br />
dokumentierten Beleidigungen, die<br />
sich im Vergleich zu 2017 von 91auf<br />
171 Fälle beinahe verdoppelt hat.<br />
Von 100 auf 90 leicht gesunken ist<br />
hingegen die Zahl der Körperverletzungen<br />
wie auch die Zahl der Nötigungen<br />
und Bedrohungen (von 86<br />
auf 78). Verbale Anfeindungen seien<br />
nicht zu unterschätzen, sagte Bastian<br />
Finke, der Leiter von Maneo.<br />
Wertäglich aufgrund seiner Identität<br />
angefeindet würde, den verletze das<br />
im Kern, der verändere seine Haltung<br />
und seine Einstellung.<br />
Wersichzeigt,wirdeher attackiert<br />
In Dutzenden vonFällen sei Auslöser<br />
für den Übergriff die sogenannte<br />
Paar-Erkennung gewesen, teilt Maneo<br />
mit. Das heißt, die Betroffenen<br />
wurden als homosexuelles Paar in<br />
der Öffentlichkeit erkannt, weil sie<br />
Händchen hielten, sich küssten oder<br />
umarmten –und attackiert.<br />
Auch der Verein L-Supporthat an<br />
der Statistik mitgewirkt, Übergriffe<br />
auf Lesben, bi- und transsexuelle<br />
Frauen gesammelt und ergänzt: Am<br />
häufigsten gehören neben verbalen<br />
Attacken Anspucken und sexuelle<br />
Belästigung zur Gewalt, die Betroffene<br />
im öffentlichen Raum erfahren.<br />
Besonders häufig kam es mit<br />
65 Fällen in SchönebergzuÜbergriffen,<br />
wo im Regenbogenkiezrundum<br />
den Nollendorfplatz besonders viele<br />
Szeneläden zuhause sind, gefolgt<br />
von Neukölln (50) und Tiergarten<br />
(37). Dabei unterscheidet Maneo<br />
noch nach den alten Bezirksgrenzen,<br />
die mit einer Reform 2001 geändert<br />
wurden. Den stärksten Anstieg verzeichnet<br />
Neukölln –waren es 2017<br />
noch 30 Fälle , kam es 2018 zu<br />
50 Übergriffen, die teilweise auch<br />
besonders gewalttätig waren. So<br />
wurde zum Beispiel ein schwules<br />
Pärchen, das untergehakt am Boddinplatz<br />
entlang spazierte, von Jugendlichen<br />
attackiert. Ein Angreifer<br />
rammte einem der jungen Männer<br />
ein Messer in denOberschenkel. Die<br />
Täter sind weiterhin auf freiem Fuß.<br />
Bastian Finke weist darauf hin,<br />
dass die Bilanz des Projekts keinen<br />
Rückschluss darauf zulasse, obdie<br />
Gewalt gegen Lesben und Schwule<br />
in Berlin gestiegen ist. Er geht voneinem<br />
anhaltend großen Dunkelfeld<br />
aus und schätzt die tatsächliche Zahl<br />
derÜbergriffe auf mehr als das Doppelte<br />
der nun veröffentlichten Zahlen.<br />
Doch die <strong>Berliner</strong> Strafverfolgungsbehörden<br />
arbeiteten vorbildlich<br />
mit zivilrechtlichen Organisationen<br />
zusammen: Inzwischen gebe es<br />
bei der Polizei zwei und bei der<br />
Staatsanwaltschaft einen direkten<br />
Ansprechpartner für LSBTI-Personen,<br />
deren Aufgabe es auch ist, ihre<br />
Kollegen zuschulen und zu sensibilisieren.„Berlin<br />
ist damit in Deutschland<br />
absolute Spitze“, so Finke. So<br />
hofft er, das Dunkelfeld weiter zu<br />
verkleinern: „Wir wollen, dass sich<br />
wirklich etwas in der Stadt ändert.“
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„Klimapolitik<br />
muss<br />
machbar sein“<br />
Umweltsenatorin sieht<br />
Krise, aber keinen Notstand<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Tour verschoben, die Kür zum<br />
Brandenburger Bier-Botschafter<br />
abgesagt. Dieter „Maschine“ Birr<br />
(75) meldete sich nach Osternkrank.<br />
Keiner ahnte, dass er in der Klinik<br />
lag. Jetzt kam die besorgniserregende<br />
Nachricht und zugleich Entwarnung:<br />
Dem Ex-Puhdy wurde ein<br />
Tumor entfernt. Undesgeht ihm gut.<br />
Per Videobotschaft meldete sich<br />
Dieter Birr auf Facebook bei den<br />
Fans. Der Musiker berichtet, dass er<br />
wegen Rückenschmerzen ins Krankenhaus<br />
ging. „Man hat mich dort<br />
ordentlich durchgecheckt. Dabei hat<br />
man etwas gefunden, einen Tumor,<br />
bei mir im Darm.Den haben sie mir<br />
rausgeholt“, teilt er mit. „Ich verabschiede<br />
mich<br />
erst einmal für<br />
drei Wochen in<br />
die Reha.“<br />
Das Video<br />
wurde am Sonntag<br />
im Studio seines<br />
Managements<br />
in Hoppe-<br />
Dieter Birrerholt<br />
sich von einer OP.<br />
IMAGO IMAGES<br />
garten gedreht.<br />
Birr zeigt sich<br />
trotz der Operation<br />
voller Optimismus und Tatendrang.<br />
Nach der Reha gehe es weiter<br />
mit seiner Tour „Dieter Maschine<br />
Birr erzählt und singt“. „Darauf<br />
könnt ihr euch verlassen“, verspricht<br />
er seinen Fans.<br />
Manager Rolf Henning teilt den<br />
Optimismus des einstigen Frontmannes<br />
der Puhdys.„Ich sehe recht<br />
positiv in die Zukunft“, sagte er der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „In der Klinik lag<br />
Maschine nur einen Tagauf der Intensivstation.<br />
Die Ärzte sagten, wie<br />
erstaunlich fit er nach so einer Operation<br />
ist.“ Dennoch muss sich Birr<br />
zunächst in der Reha-Klinik erholen.<br />
Diedortigen Therapien sind nach<br />
Tumor-Operationen am Darm besonders<br />
wichtig, heißt es bei der<br />
Deutschen Krebsgesellschaft. Sie<br />
sollen den Erholungs- und Genesungsprozess<br />
des Patienten beschleunigen.<br />
„Maschine gibt schon<br />
richtig Tempo vor. Er sagt: ‚Ich<br />
schaffe das, will schnell wieder fit<br />
werden und zurück auf die Bühne‘“,<br />
berichtet Manager Henning. Vielleicht<br />
klappt das zu Pfingsten, wenn<br />
Birr bei fünf Konzerten der Punkband<br />
Goitzsche Front als Gastsänger<br />
auftreten will. Außerdem plant er<br />
schon fürs Jahresende seine Weihnachtstour<br />
„Alle Winter wieder“.<br />
Kontakt zur Bevölkerung: Prinz Charles beim Smalltalk am Brandenburger Tor.<br />
Hello again!<br />
Prinz Charles und seine Frau Camilla besuchen Berlin und feiern mit Gästen den Geburtstag der Queen<br />
VonAndreas Kurtz<br />
Der britische Thronfolger<br />
Prinz Charles von Wales<br />
und seine Frau, Herzogin<br />
Camilla von Cornwall,<br />
sind am Dienstag zu einem<br />
dreitägigen Deutschlandbesuch in<br />
Berlin eingetroffen. Nach der Landung<br />
in Tegel fuhren sie zum kurzen<br />
Pflichtbesuch bei Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel ins Kanzleramt. Anschließend<br />
trennten sich die Wege<br />
des Paares: Während der Prinz von<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier im Schloss Bellevue begrüßt<br />
wurde (und einen Teddy für<br />
seinen jüngsten Enkel bekam), besuchte<br />
seine Frau die Gewaltschutzambulanz<br />
der Charité. Nächster<br />
Termin für beide Royals war eine<br />
Kranzniederlegung am Luftbrückendenkmal<br />
in Tempelhof –amSonntag<br />
vor70Jahren endete die sowjetische<br />
Blockade West-Berlins.<br />
Gang durchs Brandenburger Tor<br />
Die Bundeskanzlerin begrüßt Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla.<br />
Dann schlug die Viertelstunde des<br />
Regierenden Bürgermeisters Michael<br />
Müller, der mit dem Prinzen<br />
und der Herzogin durch das Brandenburger<br />
Torschreiten durfte, wo<br />
etwa zweitausend <strong>Berliner</strong> und Touristen<br />
ganz aus dem Häuschen waren.<br />
Am Mittwoch wird der Prinz im<br />
Wörlitzer Park in Sachsen-Anhalt erwartet,<br />
anschließend geht es nach<br />
Leipzig und München.<br />
In Berlin sind der Prinz und die<br />
Herzogin in der Residenz des britischen<br />
Botschafters Sir Sebastian<br />
Wood untergebracht. Was sich am<br />
Dienstagabend als praktisch erwies,<br />
denn so mussten Prinz Charles und<br />
Herzogin Camilla nach der Gartenparty<br />
nur einige Schritte gehen, bis<br />
sie ihre Häupter zur Ruhe betten<br />
konnten. Als gesellschaftlichen Höhepunkt<br />
des Berlinteils ihres<br />
Deutschlandbesuchs gab es nämlich<br />
die traditionelle Queen’s Birthday<br />
Party. Mitder wirdnormalerweise im<br />
Juni bei besserem Wetter der Geburtstag<br />
der Queen vom 21. April<br />
nachgefeiert. Diesmal also schon im<br />
Mai –wenn schon mal der Sohn der<br />
Königin in der Stadt ist, muss man<br />
das nutzen. Unter den 600 Gästen<br />
der Geburtstagsparty, bei der es Lebensmittel<br />
aus nachhaltigem Anbau<br />
gab,war auch die Grünen-Politikerin<br />
Renate Künast, die Prinz Charles inzwischen<br />
seit Jahrzehnten immer<br />
AP/MICHAEL SOHN<br />
wieder begegnet. Wobei sie oft erlebte,<br />
wie sich Charles als visionärer<br />
Mahner in Sachen Umweltschutz<br />
betätigte, der viel früher als andere<br />
auf Probleme wie Plastik in den Meeren<br />
hinwies. Soerinnert sie sich an<br />
ein Gespräch in den 80er-Jahren, bei<br />
dem Charles von Rikscha-Taxen in<br />
Toronto schwärmte, was damals<br />
mancher für versponnen hielt. „Inzwischen<br />
fahren die Rikschas rund<br />
um das Brandenburger Tor“, sagt Renate<br />
Künast heute.<br />
In seiner Rede bei der Geburtstagsparty<br />
für Mutti, von der er herzlich<br />
grüßte, ging der Thronfolger auf<br />
die Beziehungen seiner Familie nach<br />
Deutschland ein. Das Brexit-Thema<br />
konnte er nur umschreiben: „Unser<br />
Verhältnis zueinander ist im Wandel<br />
begriffen.“ Optimistisch ging es weiter:„...für<br />
mich ist klarer denn je zuvor,<br />
dass die Bande zwischen uns Bestand<br />
haben müssen und werden.“<br />
Prinz Charles kam seit seiner Teenagerzeit<br />
mehr als 30 Mal offiziell und<br />
privat nach Deutschland. „Es ist<br />
auch wirklich immer ein besonderes<br />
Vergnügen, in Berlin zu sein. Besonders<br />
als Großvater eines neugeborenen<br />
Enkels.“ Berlin sei „zu einem<br />
stolzen Statement für das geworden,<br />
was wir erreicht haben und für die<br />
unbeirrte Hoffnung früherer,jetziger<br />
und künftiger Generationen.“<br />
Toast und Hymne<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Am Ende brachte der Botschafter<br />
zwei Toaste aus. Nach „To the<br />
Queen“ sang man gemeinsam die<br />
britische Hymne „God save the<br />
Queen“, der Ausruf „To the Bundespräsident“<br />
war das Startsignal für die<br />
deutsche Hymne.<br />
Dann verschwanden Charles und<br />
seine Frau ins Haus.Erhatte sich zuvor<br />
geduldig einen vorbestimmten<br />
Wegentlang durch den Garten gearbeitet,<br />
wo er Dutzenden Menschen<br />
vorgestellt wurde. Der Prinz stellte<br />
immer wieder innerhalb vonSekunden<br />
freundliche Verbindlichkeit her.<br />
Wiebei der Bankerin, die neben dem<br />
Job ein Ehrenamt bei der Britischen<br />
Handelskammer in Deutschland<br />
ausübt. Diefragte er:„Wielange wollen<br />
sie das noch aushalten?“<br />
Andreas Kurtz erhob sein<br />
Glas gemeinsam mit Prinz<br />
Charles und 600 Gästen.<br />
VonPeter Neumann<br />
Berlins Umweltsenatorin Regine<br />
Günther sieht die Initiative, die<br />
sich für die Ausrufung eines Klimanotstands<br />
einsetzt, offensichtlich<br />
mit gemischten Gefühlen –und sie<br />
bleibt bei ihrem jetzigen Kurs. „Klimaschutzpolitik<br />
darf keine Symbolpolitik<br />
bleiben und sich auch nicht<br />
in Forderungen erschöpfen, sondern<br />
muss machbar sein und sehr schnell<br />
praktisch werden“, sagte Jan Thomsen,<br />
der Sprecher der parteilosen,<br />
von den Grünen nominierten Politikerin.<br />
„Genau dies passiertinBerlin.<br />
Insofern verstehen wir den Ansatz<br />
der Volksinitiative, dem Thema Klimapolitik<br />
endlich die angemessene<br />
Bedeutung im praktischen politischen<br />
Handeln zu geben, als Rückenwind<br />
für unseren Kurs.“<br />
Kohleausstieg ist beschlossen<br />
Wie berichtet haben Umweltaktivisten<br />
damit begonnen, Unterschriften<br />
für eine Volksinitiative zusammeln.<br />
Ziel ist es, dass nach Los Angeles,<br />
London und anderen Städten auch<br />
Berlin den Klimanotstand ausruft.<br />
Die Verantwortlichen müssten in<br />
größerem Tempo als derzeit dafür<br />
sorgen, dass der Ausstoß von Kohlendioxid<br />
sinkt. Zwischen 2030 und<br />
2035 soll in Berlin der Punkt erreicht<br />
werden, an dem keine Treibhausgase<br />
mehr entweichen –was auch bedeutet,<br />
dass dann keine Benzin- und<br />
Dieselfahrzeugemehrfahren.<br />
„Dass wir eine Klimakrise haben,<br />
ist völlig eindeutig –und eine Grunderkenntnis<br />
für die Politik dieses Senats<br />
und insbesondere der Senatsverwaltung<br />
für Umwelt, Verkehr und<br />
Klimaschutz“, sagte Thomsen. Die<br />
Senatorin engagiere sich „seit Jahrzehnten,<br />
also auch vorihrem Amt als<br />
Landesministerin, auf nationaler<br />
und internationaler Ebene für konsequenten<br />
Klimaschutz“.<br />
Auf Braunkohle verzichte Berlin<br />
seit 2017, für 2030 wurde der komplette<br />
Kohleausstieg gesetzlich beschlossen,<br />
so der Sprecher weiter.<br />
Zudem habe sich der Senat mit dem<br />
<strong>Berliner</strong> Energie- und Klimaschutzprogramm<br />
ehrgeizige Ziele gesetzt,<br />
um die Stadt mit hundert Maßnahmen<br />
für hundert Millionen Euro<br />
langfristig klimagerecht zu machen.<br />
„Auch Berlins neue Verkehrspolitik<br />
ist nicht zuletzt Klimaschutzpolitik,<br />
etwa indem die BVG ihre gesamte<br />
Busflotte bis 2030 auf Elektromobilität<br />
umstellt“, so Thomsen weiter.<br />
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Berlin<br />
BVG dünnt<br />
Fahrplan<br />
der Tram aus<br />
Staus und Baustellen<br />
erfordern Anpassung<br />
VonPeter Neumann<br />
Die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG) dünnen zum kommenden<br />
Montag auf zwei Straßenbahnlinien<br />
während der Hauptverkehrszeit<br />
den Fahrplan aus – „vorübergehend“,<br />
wie es am Dienstag hieß.<br />
Aufder Linie M2, die Heinersdorf<br />
mit dem Alexanderplatz verbindet,<br />
fahren die Bahnen nicht mehr alle<br />
fünf, sondern alle sechs oder sieben<br />
Minuten. Auf der Linie M4, die von<br />
Falkenbergund Hohenschönhausen<br />
nach Mitte führt, gilt ebenfalls während<br />
der Stoßzeiten ein einheitlicher<br />
Vier-Minuten-Takt. Derzeit fahren<br />
die Züge zu diesen Zeiten im Dreioder<br />
Vier-Minuten-Abstand. Derübrige<br />
Fahrplan wirdnicht verändert.<br />
LängereZüge im Einsatz<br />
Um die Kapazitätssenkung auszugleichen,<br />
wird die M2 auf lange Flexity-Bahnen<br />
umgestellt. Die 40-Meter-Züge<br />
bieten rund 60 Fahrgästen<br />
mehr Platz als die kurzenFahrzeuge,<br />
die derzeit verkehren. Auf der M4<br />
fahren Doppelzüge desTyps GT6, die<br />
fast 60 mehr Fahrgäste aufnehmen.<br />
„Die schwierige Situation im Straßenverkehr<br />
und ein damit verbundener<br />
langfristig erhöhter Krankenstand<br />
hatten im vergangenen Jahr zu<br />
einem Absinken der Zuverlässigkeitswerte<br />
geführt“, so das Landesunternehmen.<br />
„Durch fehlenden<br />
Vorrang an Ampelkreuzungen,<br />
Staus, Baustellen und das insgesamt<br />
erhöhte Verkehrsaufkommen muss<br />
die Straßenbahn aktuell täglich bis<br />
zu 14 ungeplante Züge, sogenannte<br />
Pausenzüge, ins Netz schicken, damit<br />
alle Fahrerinnen und Fahrer ihre<br />
Pausenzeiten einhalten können.“<br />
Das führt anderswo zu Ausfällen.<br />
Damit zum Beispiel auf der M6 wieder<br />
alleVerstärkerzüge fahren, werde<br />
der Fahrplan zu Montag angepasst.<br />
Mit 100 Jahren große Pläne<br />
Das landeseigene Wohnungsunternehmen Gewobag feiert runden Geburtstag und will kräftig wachsen<br />
VonUlrich Paul<br />
Esbegann 1919 mit dem Bau<br />
von 17Reihenhäusern im<br />
Heimstättenweg in Steglitz.<br />
Heute, 100 Jahre später, ist<br />
die Zahl derWohnungen der landeseigenen<br />
Gewobag auf rund 62 000<br />
in ganz Berlin angewachsen.<br />
Und dabei soll es<br />
nicht bleiben. „2030<br />
wollen wir 80 000 Wohnungen<br />
im eigenen Bestand<br />
bewirtschaften“,<br />
kündigte Gewobag-<br />
Chef Markus Terboven<br />
am Dienstag zusammen<br />
mit Ko-Chefin<br />
Snezana Michaelis an.<br />
12 000 Wohnungen<br />
sollen neu errichtet<br />
werden, die übrigen<br />
durch Ankauf hinzukommen.<br />
Als eines<br />
von sechs städtischen<br />
Unternehmen<br />
gehört die Gewobag<br />
zu jenen Vermietern,<br />
die preisdämpfend<br />
auf den<br />
Immobilienmarkt einwirken.<br />
Während sich die<br />
durchschnittliche Miete in der<br />
Hauptstadt laut Mietspiegel auf 6,39<br />
Euro je Quadratmeter Wohnfläche<br />
beläuft, verlangt die Gewobag mit<br />
durchschnittlich 6,09 Euro pro Quadratmeter<br />
eine deutlich geringere<br />
Miete. Das ist ganz nach dem Geschmack<br />
des Senats.„Seit 100 Jahren<br />
hat sich die Gewobag dem Ziel verpflichtet,<br />
leistbaren Wohnraum und<br />
lebenswerte Quartiere für die <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong> zu errichten<br />
und zu erhalten“, sagt<br />
Stadtentwicklungssenatorin Katrin<br />
Lompscher (Linke). Gerade in Zeiten<br />
des Wachstums brauche Berlin solche<br />
Unternehmen, um sicherzustellen,<br />
dass die Stadt „auch in den<br />
nächsten 100 Jahren ein lebenswerter<br />
Ortfür alle bleibt“.<br />
Im vergangenen Jahr hat die Gewobag<br />
mit dem Bau von mehr als<br />
Größte<br />
Neubauprojekte<br />
der Gewobag<br />
Gartenfeld<br />
ca. 1300 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2020 -2025<br />
Waterkant<br />
ca. 2200 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2018 –2024<br />
Südkreuz<br />
ca. 200 WO<br />
Bauzeit: 2020 –2021<br />
Führungen: DieGewobagwill<br />
ihren100.Geburtstag mit allen<strong>Berliner</strong>n<br />
feiern. Ab Ende<br />
Juni bietetsie unteranderem<br />
Stadtteilführungen durch<br />
sechs<strong>Berliner</strong>Kiezean:<br />
durch Haselhorst (Spandau),<br />
dieGebiete am Chamissoplatz<br />
(Kreuzberg), am Klausenerplatz<br />
(Charlottenburg),<br />
am Kollwitzplatz (Prenzlauer<br />
Berg) sowie durch den Bülowkiez<br />
(Schöneberg) sowie die<br />
Flusspferdhofsiedlung(Lichtenberg).<br />
Hödurstr.<br />
ca. 300 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2022 –2024<br />
JUBILÄUMSAKTIVITÄTEN<br />
Freiluftfestival: Vom13. bis<br />
15. September findet in der<br />
Bülowstraße in Schöneberg<br />
die Urban ContemporaryArt<br />
(UCA) Biennale statt. Die<br />
Gewobag präsentiertdas<br />
künstlerische Freiluftfestival<br />
als größter Vermieter vorOrt.<br />
Künstler werden dabei einen<br />
200 Meter langen Straßenabschnitt<br />
in einen Kunst-Parcours<br />
verwandeln. Dortsollen<br />
Kunstwerkezum Spannungsfeld<br />
zwischen Mensch<br />
und Stadt zu sehen sein.<br />
Schönerlinder Str.<br />
ca. 1600 Wohnungen<br />
(1. Bauabschnitt)<br />
Bauzeit: 2023 –2025<br />
Landsberger Allee<br />
ca. 800 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2020 –2023<br />
Dolgenseestr.<br />
ca. 680 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2018 –2021<br />
Wendenschloßstr.<br />
ca. 570 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2020 –2023<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: GEWOBAG<br />
Falkenberg<br />
ca. 600 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2016 -2021<br />
Mitmachmuseum: Nach erfolgreichen<br />
Projekten mit<br />
dem Mitmachmuseum Extavium<br />
bemüht sich die Gewobag<br />
um eine langfristige<br />
Partnerschaft mit der Experimentier-Werkstatt<br />
in Schöneberg.Das<br />
Museum führt<br />
Kinder und Jugendliche an<br />
Forschungsthemen heran.<br />
Unter anderem an Fragen<br />
der Solarenergienutzung.<br />
Mehr über das Programm<br />
zum 100. Geburtstag unter<br />
www.gewobag.de<br />
Hohensaatener Str.<br />
ca. 140 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2020 –2022<br />
Rhinstr.<br />
ca. 300 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2019 –2021<br />
Seelenbinderstr.<br />
ca. 200 Wohnungen<br />
Bauzeit: 2021 –2024<br />
1100 Wohnungen begonnen, ein<br />
Großteil davon entsteht in Lichtenbergund<br />
Spandau. In den kommenden<br />
beiden Jahren sollen die Arbeiten<br />
für weitere 5 000 Wohnungen<br />
starten. Insgesamt will die Gewobag<br />
3,6 Milliarden Euro in den nächsten<br />
zehn Jahren in Neubau, Ankauf und<br />
Modernisierung investieren. „Wir<br />
wachsen und tragen dabei soziale<br />
Verantwortung“, sagte<br />
Snezana Michaelis.<br />
Dazu gehört auch<br />
eine neueVerbindung mit<br />
dem Sport. So wirddie Gewobag<br />
ab dem 1. Juli<br />
Hauptsponsor der Wasserfreunde<br />
Spandau 04, die für mehr als<br />
70 Kitagruppen und Grundschulen<br />
Schwimmunterricht anbieten.<br />
Im Rahmen des<br />
Sponsorings will<br />
die Gewobag das<br />
Schwimmprojekt<br />
finanziell absichern<br />
und dafür<br />
sorgen, dass die Eigenbeteiligung<br />
der<br />
Elternkonstant bleibt.<br />
Korrektur nach oben<br />
Die sechs landeseigenen<br />
Wohnungsunternehmen korrigierten<br />
unterdessen die Zahl<br />
der Wohnungen, die sie bis zum<br />
Jahre 2021 fertigstellen wollen, nach<br />
oben. Nachdem die ursprünglich zugesagte<br />
Zahl von 30000 Wohnungen<br />
zwischenzeitlich auf 24 019 heruntergestuft<br />
worden war, teilte die Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung am<br />
Dienstag mit, dass die Zahl auf „nunmehr<br />
26 149 Wohnungen erhöht“<br />
worden sei. Zurückzuführen sei dies<br />
auf die Beschleunigung von Vorhaben<br />
(1 108 Wohnungen), auf die Aufnahme<br />
neuer Projekte (444 Wohnungen)<br />
sowie auf die Einbeziehung sogenannter<br />
Modularer Unterkünfte<br />
(578 Wohnungen). Zwischen 2017 bis<br />
2021 soll der Bau von 31 566 Wohneinheiten<br />
starten. Insgesamt planten<br />
die landeseigenen Unternehmen<br />
49 616 Wohnungen.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Mann in seiner Wohnung getötet.<br />
Ein57Jahrealter Mann ist in seiner<br />
Wohnung in der Danziger Straße in<br />
Prenzlauer Berg offenbar getötet<br />
worden. DieMordkommission ermittelt.<br />
Bekannte hatten die Leiche<br />
am Montag entdeckt. NähereInformationen<br />
wurden nicht bekannt.<br />
Marihuanafund im Hotel.<br />
In einem Hotel in der Prager Straße in<br />
Wilmersdorfist ein 24-Jähriger festgenommen<br />
worden, nachdem eine<br />
Reinigungskraft Cannabisgeruch aus<br />
seinem Zimmer wahrgenommen<br />
hatte.Polizeibeamte stellten in dem<br />
Zimmer am Dienstag 2,5 Kilogramm<br />
Marihuana,Verpackungsmaterial,<br />
Waagen, Handys und Geld sicher,wie<br />
die Polizei am Abend mitteilte.<br />
Mordkommission ermittelt.<br />
Im Fall eines in Berlin-Friedrichshain<br />
niedergestochenen 24-Jährigen hat<br />
die Polizei einenVerdächtigen festgenommen.<br />
Der19-Jährige sei in einer<br />
Wohnung in Altglienicke gefasst worden,<br />
teilte ein Sprecher am Dienstagabend<br />
mit. DerMann soll einen Bekannten<br />
am 4. Maivor einem Hostel<br />
in der Gürtelstraße mit einem Messer<br />
schwer verletzt haben. Eine Mordkommission<br />
ermittelt.<br />
Polizeiauto mit Steinen beworfen.<br />
An der Rigaer Straße in Friedrichshain<br />
haben Unbekannte in der Nacht<br />
zum Dienstag einen Streifenwagen<br />
der Polizei mit Steinen beworfen. Die<br />
Frontscheibe wurde beschädigt, der<br />
Fahrer leicht verletzt. Tatverdächtige<br />
wurden bisher nicht ermittelt. Neun<br />
Steine wurden gesichert. Derpolizeiliche<br />
Staatsschutz ermittelt.<br />
Bombenbastler festgenommen.<br />
Nachdem die Sprengstoffexperten<br />
der Polizei am Montag einen verdächtigen<br />
Gegenstand in Tierparknähe<br />
gesprengt hatten, haben<br />
Fahnder am Abend einen 27-Jährigen<br />
festgenommen. Er wohnt in der<br />
Nähe und gab zu, die Sprengvorrichtung<br />
gebaut zu haben. DerZündversuch,scheiterte.Inseiner<br />
Wohnung<br />
wurden Böller,Silvesterraketen sowie<br />
Sprengpulver sichergestellt. (ls.)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 15<br />
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Leserbriefe<br />
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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Zu Recht auch Patienten<br />
in die Pflicht nehmen<br />
Politik: „Kassenärzte-Chef Andreas<br />
Gassen dämpft Erwartungen an das<br />
neue Terminvergabegesetz“ von Rasmus<br />
Buchsteiner,Timot Szent-Ivany<br />
(30. April)<br />
Als ich wegen einer Schulterverletzung<br />
zum MRTsollte,war unter vier<br />
Wochen kein Termin zu bekommen.<br />
In einigen Praxen fragte man mich<br />
als erstes nach meiner Krankenkasse.<br />
Daraus schließe ich, dass ich<br />
als Privatpatientin bestimmt nicht so<br />
lange hätte warten müssen. Ichhabe<br />
auf das MRT verzichtet. Im Großen<br />
und Ganzen stimme ich den Argumenten<br />
vonHerrnGassen zu, der zu<br />
Recht auch die Patienten in die<br />
Pflicht genommen sehen will.<br />
UlrikeLehnert, Berlin<br />
Proteste gegendie Schließung des Aldi-Supermarkt in der Markthalle 9inKreuzberg<br />
Vonder Grünen-Politik massiv verschaukelt<br />
Berlin: „Der Name der Eisbärin warein Fehler –Interviewmit Monika Herrmann,<br />
Bezirksbürgermeisterin Friedrichshain-Kreuzberg“<br />
(6. Mai)<br />
Ich bin seit 1968 im Kiez zu Hause. Hier werden Menschen um die<br />
Markthalle 9von der Grünen-Politik massiv verschaukelt. Gehen Sie<br />
mal in der Markthalle 9einkaufen. 100 Gramm Schinken für 4,90 Euro,<br />
Preise wie im KaDeWe sind dort gängig. Aldi muss bleiben, denn dort<br />
gibt es Bioware, die erschwinglich für den Geldbeutel ist. Hier wirdmit<br />
Hilfe von Frau Herrmann ein Verdrängungsprozess durchgeführt.<br />
IMAGO IMAGES/CARSTEN THESING<br />
Nicht nur im Essbereich, auch im Mietbereich. Frau Herrmann<br />
möchte,dass ihreintellektuellen Bündnispartner dortwohnen und leben<br />
können. Aber sie kümmertsich nicht um die Bürger,denn die wählen<br />
die Grünen nicht. Das Versagen der Politik des Bezirksamtes und<br />
der Bürgermeisterin kann man besonders am Görli ablesen. DieBergmannstraße<br />
ist auch ein Versagen, denn auch dort wird nicht auf die<br />
Bürger gehört.<br />
Joschua Daun,<br />
per E-Mail<br />
Häufig düst sehr knapp<br />
ein Radler an uns vorbei<br />
Berlin: „Berlin bahnt Radlernneue<br />
Wege“ von Peter Neumann<br />
(26. April)<br />
Wenn wir aus der Haustür treten,<br />
düst häufig sehr knapp ein Radler an<br />
uns vorbei. Auf unseren Einwand<br />
hin, dass dies ein Gehweg sei, äußern<br />
etwas reflektiertere Zeitgenossen im<br />
Vorüberstrampeln: „Das interessiert<br />
mich nicht.“ Es sollte einem erwachsenen<br />
Menschen bewusst sein, dass<br />
Zusammenleben Regeln erfordert,<br />
deren Einhaltung durchgesetzt werden<br />
muss. Woeskeine in einer Gemeinschaft<br />
anerkannten Regeln<br />
gibt, herrscht die Macht des physisch<br />
Stärkeren. In Berlin ist das<br />
deutlich zu erkennen.<br />
Ursula Koch, Berlin-Neukölln<br />
Berlin verkommt langsam<br />
zur hintersten Provinz!<br />
Berlin: „Von Dassel spricht von Monokultur“<br />
von Martin Klesmann<br />
(27. April)<br />
Was ist so tragisch daran, dass am<br />
Abend oder am Sonntag im Späti<br />
eingekauft wird? Die Inhaber bauen<br />
sich dort eine Existenz auf, die Bewohner<br />
des Kiezes haben eine Anlaufstelle.<br />
Mich freut es, auch sonntags<br />
Milch kaufen zu können. Mitarbeiter<br />
des Ordnungsamtes hätten<br />
tagsüber genügend Arbeit, um die<br />
Vermüllung einiger Straßen zu beenden.<br />
Übrigens, wir waren Ostern in<br />
Cuxhafen. Oh,wie unsozial: Alle Geschäfte<br />
(die es wollten) hatten auf!<br />
Vorzwei Jahren in Gdansk, die Geschäfte<br />
hatten sonntags auf. Hauptbahnhof<br />
Hamburg – am Wochenende<br />
kann man shoppen! Langsam<br />
verkommt Berlin zur hintersten Provinz!<br />
Luise Haufe, per E-Mail<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Wo Frauen in Brandenburg<br />
mehr als Männer verdienen<br />
In vier kreisfreien Städten in Ostdeutschland<br />
verdienen vollzeitbeschäftigte<br />
Frauen im Schnitt mehr als<br />
Männer:InCottbus liegt die Einkommensscherebei<br />
vier Prozent, in<br />
Frankfurt/Oder und Dessau-Roßlau<br />
bei drei Prozent, in Schwerin bei einem<br />
Prozent. Dasgeht aus einer aktuellen<br />
Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung Nürnberghervor.<br />
So lag das durchschnittliche<br />
Tageseinkommen einer vollzeitbeschäftigten<br />
Frau (2016) in Cottbus<br />
bei 88,96 Euro,bei einem Mann bei<br />
85,25 Euro.Der öffentliche Dienst<br />
biete Frauen in Ostdeutschland häufig<br />
mehrVerdienstmöglichkeiten,<br />
hieß es.Männer verdienten in Regionen<br />
mit Großbetrieben mehr. (dpa)<br />
Tonnenweise Asbest<br />
im Wald entsorgt<br />
Unbekannte haben 32 Säcke mit<br />
mehreren Tonnen Asbestabfall in<br />
Brandenburger Wäldernentsorgt.<br />
Zeugen hätten der Polizei innerhalb<br />
der vergangenen Tage mehrere<br />
Funde gemeldet, teilte ein Sprecher<br />
am Dienstag mit. In allen Fällen sei<br />
der umweltschädliche Müll in speziell<br />
für die Asbestensorgung vorgesehen<br />
Säcken verpackt gewesen. (dpa)<br />
Karate gegen die Nonne:<br />
Einsatz gestartet<br />
Miteinem TagVerspätung hat am<br />
Dienstag der Hubschraubereinsatz<br />
gegen den Kiefernschädling Nonne in<br />
BadBelzig begonnen. Rund 100<br />
HektarWald sollten bis zum Abend<br />
mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel„Karate<br />
Forst flüssig“ besprüht<br />
werden, sagte Einsatzleiter Michael<br />
Kopka vomLandesbetrieb Forst<br />
Brandenburg. DerEinsatz war wegen<br />
starkenWindes am Montag abgesagt<br />
worden. Naturschutzverbände hatten<br />
gegen den Insektizid-EinsatzWiderspruch<br />
eingelegt. (dpa)<br />
Streit über zerstörte AfD-Plakate<br />
Polizei wirft prominenten Grünen Straftaten vor,die erstatten wiederum Anzeige gegen die Ermittler<br />
VonJens Blankennagel, Frankfurt(Oder)<br />
Die Vorwürfe sind schwerwiegend<br />
–gegen alle Seiten:<br />
gegen die Grünen,<br />
gegen die AfD und gegen<br />
den polizeilichen Staatsschutz, der<br />
zuständig für die Aufklärung politisch<br />
motivierter Straftaten ist.<br />
Es geht um ein Ermittlungsverfahren,<br />
bei dem prominenten Grünen<br />
Straftaten vorgeworfen werden.<br />
Es geht auch darum, dass einzelnen<br />
Polizisten des Staatsschutzes im Gegenzug<br />
vorgeworfen wird, sie hätten<br />
aus Nähe zur AfD gegen die Grünen<br />
ermittelt. Unddann wirdeinem Politiker<br />
der AfD vorgeworfen, dass er<br />
sich als Bundespolizist unerlaubterweise<br />
in die Ermittlungen eingemischt<br />
und sie beeinflusst habe.<br />
EinAlibi nach dem anderen<br />
Gegen die Grünen wurde oder wird<br />
ermittelt, weil sie im Bundestagswahlkampf<br />
2017 in Frankfurt (Oder)<br />
50 Wahlplakate der AfD zerstört, beschädigt<br />
oder entwendet haben sollen.<br />
Im Verdacht war anfangs die<br />
Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin<br />
in Frankfurt (Oder) für<br />
die Landtagswahl am 1. September,<br />
SahraDamus.Sie saß allerdings zum<br />
Tatzeitpunkt mit vielen Zeugen in einem<br />
Ausschuss des Stadtparlaments,deshalb<br />
wirdnun nicht mehr<br />
gegen sie ermittelt.<br />
Noch immer verdächtig ist aber<br />
Jörg Gleisenstein, Grüner Baudezernent<br />
der Stadt. Sein Anwalt sagte der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, sein Mandant sei<br />
zur Tatzeit in Potsdam gewesen.„Gegen<br />
ihn wurde mehr als eineinhalb<br />
Jahre ermittelt, es wurden keinerlei<br />
Beweise gefunden“, sagt Sven Hornauf<br />
nach Akteneinsicht. „Die Faktenlage<br />
entlastet meinen Mandaten zu<br />
100 Prozent.“ Trotzdem gab der<br />
Staatsschutz die Akte zur Staatsanwaltschaft<br />
weiter –mit der Bitte,nun<br />
Anklage zu erheben.<br />
Der Anwalt sagt, er habe in den<br />
Akten gesehen, dass sein Mandant<br />
ausdrücklich vom einzigen Zeugen<br />
Zerstörtes AfD-Plakat im Wahlkampf 2017 nördlich von Frankfurt(Oder). DPA/PATRICK PLEUL<br />
„Wenn man das alles sieht, kann man<br />
unterstellen, dass es da eine Art von<br />
Betriebsparteigruppe der AfD gibt, die<br />
nun passend zum Wahlkampf agiert hat.“<br />
Sven Hornauf,<br />
Rechtsanwalt in Frankfurt (Oder), nach Einsicht in die Akten<br />
nicht belastet werde, dass die Ermittlungen<br />
aber immer wieder von einem<br />
lokalen AfD-Politiker vorangetrieben<br />
wurden, der „im vertrauensvollen<br />
Mail-Verkehr“ mit dem<br />
Staatsschutz gestanden habe.<br />
Dieser Bundespolizist soll sogar<br />
eine Anfrage beim Melderegister gestellt<br />
und damit mitermittelte haben,<br />
obwohl er als Bundespolizist<br />
nicht mit den Ermittlungen betraut<br />
sei. „Gegen ihn haben wir nun Anzeige<br />
wegen Amtsanmaßung und<br />
falschen Verdächtigungen gestellt“,<br />
sagte Anwalt Hornauf. Denn als die<br />
eine Grünen-Politikerin wegen ihres<br />
Alibis wegfiel, soll dieser Polizist eine<br />
neue Verdächtige präsentiert haben.<br />
Er habe Bilder von der Internetseite<br />
der Grünen geladen und den Ermittlern<br />
geschickt. „Wir haben kein Vertrauen<br />
in die Ermittlungen“, sagte<br />
Hornauf, „wir verlangen, dass die<br />
Brandenburger Generalstaatsanwaltschaft<br />
den Fall übernimmt.“<br />
Mitten im Wahlkampf<br />
Da der Staatsschutz sich nur auf<br />
AfD-Quellen beruft, hat Hornauf<br />
nun Anzeige gegen drei Polizisten<br />
wegen der Verfolgung Unschuldiger<br />
gestellt. Er spricht vonweitgehenden<br />
Rechtsverletzungen.„Wenn man das<br />
alles sieht, kann man unterstellen,<br />
dass es da eine Art von Betriebsparteigruppe<br />
der AfD gibt, die nun passend<br />
zum Wahlkampf agierthat.“<br />
Die Staatsanwaltschaft bestätigte<br />
am Dienstag, dass gegen zwei Grüne<br />
ermittelt wird, außerdem gegen drei<br />
Polizisten des Staatsschutzes sowie<br />
gegen einen Bundespolizisten.<br />
Bei dem Bundespolizisten handelt<br />
es sich umWilko Möller,AfD-Direktkandidat<br />
für die Landtagswahl.<br />
Er sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:„Wir als<br />
AfD waren damals die Geschädigten<br />
vonSachbeschädigungen durch zerstörte<br />
Plakate.“ Zum Vorwurf, unerlaubt<br />
bei den Ermittlungen mitgemacht<br />
zu haben, sagte er:„Die Polizeihat<br />
mich gebeten, alles Sachdienliche<br />
zu melden. Dashabe ich getan,<br />
mehr nicht.“<br />
Linker weist<br />
kriminellen<br />
Pakistani aus<br />
Oberbürgermeister in<br />
seiner Partei umstritten<br />
VonJens Blankennagel<br />
Der Linke Oberbürgermeister<br />
von Frankfurt (Oder), René<br />
Wilke, hat am Dienstag die Ausweisung<br />
eines kriminellen Asylbewerbers<br />
verfügt. In diesem Fall handelt<br />
es sich um einen Mann aus Pakistan,<br />
der Mitte 20 ist und derzeit wegen<br />
mehrerer Straftaten in Haft sitzt.<br />
Er soll nach Verbüßung der Strafe<br />
ausgewiesen werden. Zuvor hat<br />
Wilke bereits eine andere Ausweisung<br />
verfügt, ebenfalls gegen einen<br />
mehrfach kriminellen Asylbewerber.<br />
DerLinken-Politiker Wilke ist wegen<br />
seiner harten Linie gegen kriminelle<br />
Flüchtlinge in seiner Partei umstritten.<br />
Anlass für das harte Vorgehen<br />
ist ein Überfall auf die Disco<br />
„Frosch“ im Vorjahr, als Asylbewerber<br />
den Club mit Messern und Eisenstangen<br />
belagerten und Besucher<br />
bedrohten. Gegen zehn Verdächtige<br />
wird noch ermittelt. Wilke<br />
hatte nach der Tatangekündigt, dass<br />
die Täter möglichst ausgewiesen<br />
werden, wenn das aus rechtlichen<br />
Gründen möglich ist.<br />
Zudem lässt er bei allen strafrechtlich<br />
in Erscheinung getretenen<br />
Flüchtlingen prüfen, ob eine Ausweisung<br />
in Betracht kommt. Im aktuellen<br />
Fall wurde nun die Ausweisungsverfügung<br />
von der Stadtverwaltung<br />
Frankfurt(Oder) erlassen.<br />
Sierichtet sich gegen einen Pakistani,<br />
der 2013 seinen Asylantrag<br />
stellte.Die Überprüfung der Ausländerbehörde<br />
der Stadt ergab,dass der<br />
Mann wegen erheblicher Straftaten<br />
verurteilt wurde,unter anderem wegen<br />
Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte,<br />
unerlaubten Besitzes<br />
von Betäubungsmitteln sowie<br />
wegen gefährlicher Körperverletzung.<br />
Nach der Haftentlassung soll<br />
er sieben Jahre lang nicht nach<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 17 *<br />
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Wissenschaft<br />
Mondfahrzeug und Landefähre –<br />
beide wurden in Berlin entwickelt.<br />
MISSION TO THE MOON/DANIEL GRUND,<br />
MISSION TO THE MOON/JOERG MITTER<br />
IMAGO/IMAGES<br />
Die Mondfahrer aus Marzahn<br />
Ein privates <strong>Berliner</strong> Unternehmen bereitet für 2021 die erste europäische Landung auf dem Erdtrabanten vor.Die Missionnimmt konkrete Formen an<br />
VonTorsten Harmsen<br />
Besonders spektakulär sieht<br />
sie nicht aus, die graue<br />
Halle auf dem Gelände des<br />
Autohauses Märkische<br />
Spitze, nicht weit vom S-Bahnhof<br />
Springpfuhl in Marzahn. Würde man<br />
einen Passanten fragen, was darin geschehe,<br />
käme wohl kaum die Antwort:<br />
Hier wirddie erste europäische<br />
Mondlandung vorbereitet.<br />
Unddoch geschieht genau dies in<br />
diesem Gebäude. Die jungen Mitarbeiter<br />
der Firma PTScientists entwickeln<br />
hier ein Raumschiff für den<br />
Mondflug. DiePremiere wird für das<br />
Jahr 2021 angestrebt. In der ersten<br />
Etage liegen Büros, imErdgeschoss<br />
große Hallen. Hier stehen die Modelle<br />
einer Mondlandefähre und eines<br />
Mondfahrzeugs. Dieser Rover<br />
wird ineinem „Testbett“ erprobt, einer<br />
großer Fläche, gefüllt mit Vulkangestein<br />
aus der Eifel, das dem<br />
Material auf der Mondoberfläche –<br />
dem Regolith – am besten ähnelt.<br />
Hier sollen bei einer künftigen Mission<br />
auch kritische Situationen<br />
durchgespielt werden, ehe man Steuersignale<br />
an den Roversendet.<br />
Auch die ESA hat Interesse<br />
Einen großen Schritt in ihrer Entwicklung<br />
geht die Firma PTScientists am<br />
heutigen Mittwochnachmittag im<br />
Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer<br />
Allee.„Wir verkünden die Partnerschaft<br />
mit der ArianeGroup“, sagt<br />
Andreas Schepers,verantwortlich für<br />
Kommunikation bei PTScientists. Er<br />
sieht die Vereinbarung als Meilenstein<br />
und offizielle Anerkennung<br />
durch die traditionelle Raumfahrt.<br />
„Gemeinsam mit der ArianeGroup<br />
werden wir ein hundertprozentig europäisches<br />
Angebot an den Markt<br />
bringen“, sagt Schepers. Dabei gehe<br />
es um Transportdienstleistungen für<br />
staatliche und private Organisationen,<br />
Institute und Firmen, die Geräte<br />
und Materialien zum Mond bringen<br />
wollen. Man nennt solch eine bezahlte<br />
Nutzlast „Payload“. In dieser<br />
Woche gibt es in Berlin bereits ein<br />
Treffen mit möglichen Kunden.<br />
Den Hintergrund bildet die aktuelle<br />
Entwicklung in der Raumfahrt.<br />
Viele Raumfahrtnationen bereiten<br />
wieder Missionen zum Mond vor: die<br />
USA, die Russen, die Europäer und<br />
andere. Erst im Januar landete das<br />
chinesische Raumschiff „Chang’e 4“<br />
auf der Rückseite des Mondes. Die<br />
Motive sind vielfältig. Dazu gehören<br />
die weitere Erkundung des Mondes,<br />
die Ausbeute vonRohstoffen, der Bau<br />
eines „Monddorfes“, die bessere Beobachtung<br />
des Alls mit Teleskopen<br />
und die Nutzung des Mondes als<br />
Sprungbrett für den Flug zum Mars.<br />
„Wahrscheinlich wirdinder nächsten<br />
Dekade eine Lunar Economy –eine<br />
regelrechte Mondindustrie –entstehen“,<br />
sagt Andreas Schepers. „Und<br />
wir sind die einzigen in Europa, die in<br />
der Raumschiff-Entwicklung für<br />
Mondfahrzeuge so weit sind, dass wir<br />
mit Transportangeboten an den<br />
Marktgehen können.“<br />
Daran besteht offenbar auch ein<br />
Interesse seitens europäischer Partner.Für<br />
den heutigen Termin mit der<br />
ArianeGroup im Zeiss-Großplanetarium<br />
sind politische Vertreter der<br />
deutschen Luft- und Raumfahrt aus<br />
Mitglieder des PTScientists-Teams mit ihren Entwicklungen.<br />
Bundestag und Bundesregierung angekündigt<br />
sowie DavidParker, Direktor<br />
für bemannte Raumfahrt und robotische<br />
Exploration der europäischen<br />
Weltraumorganisation ESA.<br />
Dieseinteressiertsich unter anderem<br />
dafür,Wasser und Sauerstoff aus dem<br />
Mondboden –Regolith–zu extrahieren.<br />
Die ESA unterstützt die Firma<br />
PTScientists bereits auf vielen Ebenen.<br />
Unteranderem bereitet man gemeinsam<br />
die Steuerung der ersten<br />
Mission vonBerlinaus vor. Dabei sollen<br />
die Mitarbeiter von PTScientists<br />
die Kapazitäten des European Space<br />
Operations Centre (ESOC) in Darmstadt<br />
nutzen, darunter das Kommunikationsnetzwerk.<br />
„Wir sind ein ganzes Stück reifer<br />
geworden“, fasst Andreas Schepers<br />
die Entwicklungder letzten Jahrezusammen.<br />
Begonnen hatte alles 2007<br />
MISSION TO THE MOON/JOERG MITTER<br />
mit einem Zufall. Derdamals 22-jährige<br />
<strong>Berliner</strong> IT-Spezialist Robert<br />
Böhme bekam nach einem Autounfall<br />
die Versicherungssumme von<br />
16 000 Euro ausgezahlt. Und da er<br />
sich für Weltraum, Raketentechnik<br />
und Robotik interessierte, nutzte er<br />
die Summeals Startgeld für einen internationalen<br />
Wettbewerb, gesponsert<br />
von Google, genannt Lunar X-<br />
Prize. Etwa 30 Millionen Dollar sollte<br />
die private Firma erhalten, die es als<br />
erste schafft, ein Landemodul und ein<br />
Fahrzeug sicher auf den Mond zu<br />
bringen. Der Wettbewerb ging 2018<br />
zu Ende,ohne dass es einen erfolgreichen<br />
Mondflug gegeben hatte. Aber<br />
mehrere Unternehmen sind daraus<br />
hervorgegangen, etwa in Israel, Japan<br />
und denUSA. Daseinzige privateUnternehmen<br />
in Europa istPTScientists,<br />
einst gegründet vonRobertBöhme.<br />
Heute hat das Unternehmen etwa<br />
70 Mitarbeiter. Standorte sind neben<br />
Berlin auch Salzburg und das USamerikanische<br />
Houston. DieMitglieder<br />
desTeams stammen aus 15 Nationen.<br />
Unter ihnen sind Physiker, Programmierer,<br />
Mathematiker und<br />
Raumfahrtingenieure. Viele von ihnen<br />
haben zuvor bei der ESA oder anderen<br />
Raumfahrtorganisationen gearbeitet.<br />
Andreas Schepers zum Beispiel<br />
war 2014 bei der ESA zuständig<br />
für die Kommunikation beim ersten<br />
Raumflug vonAlexander Gerst.<br />
Mehr als ein Jahrzehnt ist seit der<br />
Gründung von PTScientists vergangen.<br />
DieFirma nutzte unter anderem<br />
die 750 000 Dollar aus einem sogenannten<br />
Milestone Prizedes X-Prize-<br />
Wettbewerbs für die Weiterentwicklung<br />
ihrer Technik. Parallel zu ihrer<br />
Arbeit entstand vorallem in den USA<br />
eine private Raumfahrtindustrie, genanntNew<br />
Space, dieunter anderem<br />
von der Nasa viele Aufgaben übernommen<br />
hat. Eine ähnliche Entwicklung<br />
scheint nun auch in Europa zu<br />
beginnen. Und da passen die<br />
PTScientists genau in die Zeit.<br />
Das Unternehmen konnte bereits<br />
viele Unternehmen für die Zusammenarbeit<br />
gewinnen, darunter Audi,<br />
Vodafone, die Nokia Bell Labs und<br />
viele andere. Die Triebwerke für die<br />
Landefähre kommen von Ariane. Bei<br />
Audi in Ingolstadt entstehen im 3D-<br />
Druckerdie Räder für den Rover–mit<br />
speziellem Profil für den Mondboden.<br />
Ultraleicht müssen die Teile sein<br />
und zugleich der massiven Rüttelei<br />
beim Start, der Strahlung und den<br />
Temperaturunterschieden von Hunderten<br />
Grad Celsius im Weltall standhalten.<br />
Die Landefähre Alina (Autonomous<br />
Landing and Navigation Module)<br />
besteht unter anderem aus wabenartig<br />
konstruiertem Material und<br />
aus Karbonfaserstoffen. Die Fähre<br />
kann mit nahezu jeder großen Rakete<br />
transportiert werden und eine Nutzlast<br />
von 300 Kilogramm befördern,<br />
darunter zwei Rover namens ALQ<br />
(Audi Lunar Quattro). Siesind jeweils<br />
einen Meter lang, vierrädrig und besitzen<br />
einen Kamerakopf sowie ein<br />
schwenkbares Solarpanel. Jeder Rover<br />
kann fünf Kilo Nutzlast transportieren.<br />
Regolith unter Beschuss<br />
Für ihren ersten Flug „Mission to the<br />
Moon“, der etwa 2021 stattfinden soll,<br />
hat PTScientists eine „Falcon9“-Rakete<br />
des privaten Unternehmens<br />
SpaceX gebucht. Dieser Flug soll vor<br />
allemdazu dienen, die Technik zu demonstrieren.<br />
Geplant ist, dass die<br />
Fähre imTal Taurus-Littrow landet.<br />
Getestet werden unter anderem der<br />
Laser eines deutschen Forschungsinstituts.„Er<br />
soll auf das Regolith schießen<br />
und einen Sinterpropzess in<br />
Gang bringen“, sagt Schepers.Möglicherweise<br />
ist eine Härtung des<br />
Mondbodens irgendwann einmal für<br />
den Bau von Landeflächen von Nutzen.<br />
Auch ein gemeinsam mit Vodafone<br />
entwickeltes Kommunikationsnetzwerksoll<br />
getestet werden.<br />
Außerdem ist geplant, mit dem<br />
Rover zum Mondauto von Apollo 17<br />
zu fahren. Dieses steht seit 47 Jahren<br />
auf dem Mond. Aus gewisser Entfernung<br />
wollen die Mondfahrer aus<br />
Marzahn per Kamera erkunden, wie<br />
es diese Zeit überstanden hat.<br />
Der Mensch ist schuld<br />
Tausende Tier-und Pflanzenspezies sind bedroht. Das Artensterben kann gestoppt werden, sagen deutsche Forscher,die am Biodiversitätsbericht mitgearbeitet haben<br />
VonAnne Brüning<br />
Esist ein Mammutwerk, und es<br />
hat viel Arbeit gemacht. Der am<br />
Montag in Paris vorgestellte Bericht<br />
des Weltbiodiversitätsrats IPBES<br />
umfasst 1500 Seiten. 145 Wissenschaftler<br />
aus 50 Ländern haben ihn<br />
verfasst.„Zusammengenommen haben<br />
wir schätzungsweise 156 000<br />
Stunden daran gearbeitet“, berichtet<br />
Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum<br />
für Umweltforschung in Halle.<br />
Der Agrarwissenschaftler ist einer<br />
der dreiVorsitzenden desVorhabens.<br />
Zusammen mit anderen deutschen<br />
Wissenschaftlern, die als Leitautoren<br />
beteiligt waren, berichtete er am<br />
Dienstag in Berlin über die Hintergründe<br />
der Bilanz.<br />
Dievon den Forschernvorgelegte<br />
Inventur der Natur ist beunruhigend.<br />
Den Erkenntnissen zufolge<br />
nimmt die Artenvielfalt weltweit dramatisch<br />
ab. Etwa eine Million der<br />
derzeit bekannten rund acht Millionen<br />
Tier- und Pflanzenarten seien<br />
im Laufe der nächsten Jahrzehnte<br />
vom Aussterben bedroht, wenn der<br />
Mensch seine Lebensweise nicht<br />
len an, vondenen inzwischen 33 Prozent<br />
vom Aussterben bedroht sind.<br />
Auch die unscheinbaren Algen sind<br />
wichtig.„Sie produzieren zurzeit etwa<br />
50 Prozent des Luftsauerstoffs.Durch<br />
die Erderwärmung droht ihr Wachstum<br />
bis Ende des Jahrhunderts um<br />
zehn Prozent zurückzugehen“, sagte<br />
Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut<br />
für Polar-und Meeresforschung<br />
in Bremerhaven.<br />
DerErhalt der marinenVielfalt sei<br />
jedoch möglich, betonte der Meeresbiologe.<br />
Wichtig sei es etwa, das Fischereimanagement<br />
an Ökosystegravierend<br />
ändere, warnen sie. „Die<br />
immer stärkere Nutzung von Böden<br />
und Meeren, der Klimawandel und<br />
die Umweltverschmutzung sind<br />
menschengemacht und einige der<br />
wesentlichen Treiber des Artensterbens“,<br />
sagte Settele.<br />
Algen produzieren Sauerstoff<br />
So wurden 75 Prozent der Naturräume<br />
auf den Kontinenten vom<br />
Menschen bereits maßgeblich verändert,<br />
in den Meeren sind es 66 Prozent.<br />
In den Ozeanen kommt es dabei<br />
nicht nur auf den Erhalt der Riffkoralmen<br />
auszurichten anstatt an einzelnen<br />
Fischarten wie bisher.<br />
Auch an Land ist es unabdinglich,<br />
die Ökosysteme intakt zu halten. Zum<br />
Beispiel weil sie die Erderwärmung<br />
abpuffern, indem sie der Atmosphäre<br />
jährlich fast 30 Prozent der menschengemachten<br />
Kohlendioxid-<br />
Emissionen entnehmen.<br />
Die untersuchten Szenarien zeigten,<br />
dass die Ziele für Nachhaltigkeit<br />
und Biodiversität erreicht werden<br />
können, betonte Ralf Seppelt vom<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
in Leipzig.<br />
Josef Settele ist zuversichtlich,<br />
dass der Bericht Wirkung entfalten<br />
wird. „Schließlich haben ihm Regierungsdelegationen<br />
aus 132 Ländern<br />
zugestimmt“, sagte er.Nun sei vorallem<br />
die Politik gefragt. In Paris war<br />
Settele amMontag nach der IPBES-<br />
Tagung zusammen mit anderen Forschern<br />
zuGast bei Emmanuel Macron.<br />
Der französische Präsident sei<br />
interessiertund gut informiertgewesenund<br />
werdeden Artenschutzwohl<br />
zur Chefsache machen. Settelehofft:<br />
„Das müsste doch ein Ansporn für<br />
die deutsche Regierung sein.“
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Söderholm macht Kölns<br />
Müller zum WM-Kapitän<br />
EISHOCKEY. Verteidiger Moritz Müller,32,<br />
vonden Kölner Haien wird<br />
das deutsche Nationalteam bei der<br />
WM in der Slowakei als Kapitän anführen.<br />
Dassagte Bundestrainer<br />
Toni Söderholm am Dienstag in<br />
Mannheim vordem letzten Vorbereitungsspiel,<br />
das Deutschland 2:5<br />
gegen die USA verlor.<br />
Spandau will letzte<br />
Titelchance wahren<br />
WASSERBALL. Für Spandau 04 geht<br />
es um die letzte Titelchance,der Kooperationspartner<br />
OSC Potsdam will<br />
den Favoriten zumindest ein wenig<br />
ärgern. In der Halbfinalserie der Liga<br />
kommt es zum Berlin-Brandenburg-<br />
Duell. Daserste vonmaximal fünf<br />
Spielen findet am Mittwoch (20 Uhr)<br />
in Potsdam statt. DerSieger trifft auf<br />
den Gewinner des zweiten Halbfinals<br />
zwischen Meister Waspo Hannoverund<br />
ASC Duisburg.<br />
Schuster soll Schlierenzauer<br />
zurück in die Spitze führen<br />
SKISPRINGEN. DerfrühereBundestrainer<br />
Werner Schuster,49, soll den<br />
österreichischen Rekord-Weltcupsieger<br />
Gregor Schlierenzauer als Berater<br />
zurück in die Weltspitzeführen.<br />
Dasgab der Österreichische Skiverband<br />
bekannt. Schuster hatte den<br />
Deutschen Skiverband nach der WM<br />
im Februar verlassen. Sein Nachfolger<br />
wirdStefan Horngacher.<br />
Für Herthas Leckie<br />
ist die Saison beendet<br />
FUSSBALL. BeiHertha BSC fällt in<br />
Mathew Leckie der nächste Leistungsträger<br />
für die letzten beiden<br />
Saisonspiele aus.Der Australier zog<br />
sich eine Bänderverletzung im linken<br />
Sprunggelenk zu.<br />
Rückschlag für<br />
Kerber in Madrid<br />
TENNIS. Knapp drei Wochen vorBeginn<br />
der French Open trat die Weltranglistenvierte<br />
Angelique Kerber<br />
aus Kiel beim Turnier in Madrid von<br />
ihrem Zweitrunden-Match gegen<br />
die Kroatin PetraMartic wegen einer<br />
Knöchelverletzung zurück.<br />
ZAHLEN<br />
Fussball<br />
Champions League, Halbfinale<br />
Liverpool -FCBarcelona 4:0 (Hin.: 0:3)<br />
Ajax -Tottenham Mi., 21.00 (Hin.: 1:0)<br />
Premiere League, 37. Spieltag<br />
Manchester City -Leicester City 1:0 (0:0)<br />
1. Manchester City 37 91:22 95<br />
2. FC Liverpool 37 87:22 94<br />
3. FC Chelsea 37 63:39 71<br />
4. Tottenham Hotspur 37 65:37 70<br />
5. FC Arsenal 37 70:50 67<br />
6. Manchester United 37 65:52 66<br />
7. Wolverhampton Wanderers 37 47:44 57<br />
8. FC Everton 37 52:44 53<br />
9. Leicester City 37 51:48 51<br />
10. FC Watford 37 51:55 50<br />
11. West Ham United 37 48:54 49<br />
12. Crystal Palace 37 46:50 46<br />
13. AFC Bournemouth 37 53:65 45<br />
14. Newcastle United 37 38:48 42<br />
15. FC Burnley 37 44:65 40<br />
16. FC Southampton 37 44:64 38<br />
17. Brighton &Hove Albion 37 34:56 36<br />
18. Cardiff City 37 32:69 31<br />
19. FC Fulham 37 34:77 26<br />
20. Huddersfield Town 37 21:75 15<br />
Letzter Spieltag am 12.5.:, Brighton &Hove Albion<br />
-Man City,Burnley-FCArsenal, Crystal Palace -<br />
Bournemouth, Fulham -Newcastle United, Leicester<br />
City -Chelsea, FC Liverpool -Wolverhampton,<br />
Manchester United -Cardiff, FC Southampton -<br />
Huddersfield Town, Tottenham Hotspur -Everton<br />
FC Watford -West Ham United (alle 16.00)<br />
Achtung,alles hörtauf sein Kommando: Friedrichshafens Trainer Vital Heynen<br />
Er probiert’s<br />
Der Meistertitel mit dem VfB Friedrichshafen wäre für Trainer Vital Heynen das Bonbon zum Abschied<br />
VonKarin Bühler<br />
Nach Spiel drei um die<br />
deutsche Volleyball-<br />
Meisterschaft grinste<br />
Friedrichhafens Trainer<br />
Vital Heynen keck in die Kameras.<br />
Vielleicht, weil er wusste, dass seine<br />
Masche Ende des ersten Satzes perfekt<br />
aufgegangen war? Seine Reklamation<br />
nach diesem Schmetterschlag<br />
von Kyle Russell, der als Satzball<br />
im Feld des VfB Friedrichshafen<br />
eingeschlagen hatte.<br />
Der Hauptschiedsrichter beendete<br />
den Durchgang. Heynen protestierte,<br />
schleuderte dem 0:1-Satzrückstand<br />
in Gestik und Mimik ein<br />
oscarreifes Repertoire entgegen, offenbar<br />
ging es um eine Vierfach-Berührung<br />
der <strong>Berliner</strong>, eine mögliche<br />
Unsauberkeit, die eigentlich niemand<br />
in der Halle gesehen hatte. Er<br />
erreichte,dass der Schiedsrichter die<br />
Entscheidung revidierte. Der Punkt<br />
ging an Friedrichshafen. Der erste<br />
Satz wenig später auch. Dem 1:0 für<br />
den VfB folgte das 3:1.<br />
„Wir glauben immer noch, dass<br />
wir einen sauberen Spielzug hatten.<br />
Natürlich können Menschen immer<br />
von Emotionen beeinflusst werden.<br />
Es ging ja alles sehr schnell. So etwas<br />
passiertimSport“, sagt Russell.<br />
DasGesicht des Klubs<br />
„Natürlich war der erste Satz auch<br />
Glück“, befand Heynen nach der<br />
Partie mit schlitzohrigen, beinahe<br />
ungläubigen Grinsen. „Das war aber<br />
auch ein Satz, der so eine Meisterschaft<br />
entscheiden kann. DieSpieler<br />
wussten ab diesem Zeitpunkt, dass<br />
es möglich ist. Und deshalb haben<br />
wir das Spiel auch gewonnen.“<br />
In der Best-of-five-Serie steht es<br />
jetzt 2:1 für den VfB Friedrichshafen.<br />
Nach zwei vergeblichen Versuchen<br />
Forderung: In der Fußball-Bundesligawird<br />
derzeit mal wieder auf allen Kanälen heftig<br />
über den Videoschiedsrichter diskutiert. Vor<br />
dem Saisonfinale in der Volleyball-BundesligafordertBerlins<br />
Kapitän Sebastian Kühner<br />
auch hier die Einführung der Video-Challenge,<br />
die bislang nur in der Champions<br />
League zum Einsatz kommt.<br />
könnte Heynen in seinem dritten<br />
und vorerst letzten Trainerjahr am<br />
Bodensee mit einem Sieg an diesem<br />
Mittwoch in Berlin (18.30 Uhr, Max-<br />
Schmeling-Halle) seinen ersten<br />
deutschen Meistertitel gewinnen.<br />
So ist das mit diesem Belgier, der<br />
sich maximal für den Erfolg seiner<br />
Teams einsetzt. „Er probiert’s“, sagt<br />
Berlins Kapitän Sebastian Kühner.<br />
Immer. Er reklamiert, protestiert,<br />
diskutiert, provoziert. Stillsein, stillsitzen<br />
oder gar stillstehen kann der<br />
Mann, der kommenden Monat 50<br />
Jahrealt wird, ohnehin nicht. „Wenn<br />
es bei seiner Mannschaft nicht läuft,<br />
wenn sie in Rückstand liegt, fängt er<br />
an, den Fokus auf sich zu ziehen“,<br />
sagt Kühner.„Damit nimmt er seine<br />
Mannschaft in Schutz, damit versucht<br />
er,die Schiedsrichter abzulenken.Wenn<br />
man ihn lässt, dreht er immer<br />
mehr auf.“ Ältere Spieler wie<br />
Kühner oder Georg Klein, die Heynen<br />
schon lange kennen und sogar<br />
bei ihm trainiert haben, sind seine<br />
Exaltiertheit gewohnt. Sie achten<br />
kaum noch darauf, verlieren nicht<br />
ihren Fokus. „Aber die Neuen, die<br />
das nicht so kennen, fangen schnell<br />
an zu diskutieren“, sagt Kühner.<br />
VIDEOBEWEIS IM VOLLEYBALL<br />
Diskussion: „Ich finde, dass wir die Video-<br />
Challengeauch in der Bundesligabrauchen,<br />
weil sie mehr Klarheit und Ruhe bringt“, sagt<br />
Kühner.Das wünschen sich auch viele Klubs,<br />
Kostengründe sprechen dagegen. Volleys-<br />
Manager KawehNiroomand sieht den Videobeweis<br />
eher skeptisch, weil er findet: „Der<br />
Sportlebt auch vonFehlentscheidungen.“<br />
Der Unglaubliche<br />
„Unsere Hauptaufgabe ist deshalb,<br />
ihn links liegen zu lassen.“<br />
Das ist nicht so einfach bei diesem<br />
Coach, der von 2012 bis 2016<br />
deutscher Bundestrainer war und<br />
vorigen Sommer mit Polens Nationalmannschaft<br />
Weltmeister wurde.<br />
In Friedrichshafen ist er das Gesicht<br />
des Klubs.Trotz eines renommierten<br />
Liberos wie Markus Steuerwald oder<br />
eines zottelhaarigen und hotzenplotzbärtigen<br />
Mittelblockers wie<br />
Philipp Collin im Team, dem Heynen<br />
mit einem Augenzwinkernöffentlich<br />
einen Friseurbesuch empfahl.<br />
Weil sich Heynen künftig ganz<br />
darauf konzentrieren will, mit der<br />
polnischen Nationalmannschaft bei<br />
den Sommerspielen 2020 in Tokio<br />
eine Medaille zu holen, hört ernach<br />
dieser Saison am Bodensee auf. Michael<br />
Warm, früher Trainer beim VC<br />
Olympia, dem SCC Berlin und den<br />
United Volleys aus Frankfurt, wird<br />
sein Nachfolger. Vermutlich wird er<br />
eine ganz andere Mannschaft zusammenstellen<br />
als dieses Heynen-<br />
Team aus abwehrstarken, kleineren<br />
Spielern, die vonanderen übersehen<br />
wurden und nach der Heynen-Taktik<br />
darauf aus sind, Fehler zu vermeiden.<br />
„Vital Heynen weiß, wie man<br />
Mannschaften formt, die Titel gewinnen.<br />
Es ist sehr intelligent, sehr<br />
exzentrisch, spielt mit Emotionen.<br />
Manche sagen, zu viel, aber ich kann<br />
verstehen, dass jemand so viel Leidenschaft<br />
für den Volleyballsport<br />
empfindet“, meint Angreifer Russell.<br />
Tatsächlich kommt Heynens Art<br />
nicht überall gut an. „Spieler wie Georgoder<br />
ich, die bei ihm trainierthaben,<br />
wissen, dass er auch andereSeiten<br />
hat als die, die er am Spielfeldrand<br />
zeigt. Auf Spieler, die ihn nicht<br />
kennen, auf manche Zuschauer oder<br />
Sponsoren wirkt das eher unsympathisch“,<br />
hat Kühner bemerkt.<br />
Kochen mit den Spielerfrauen<br />
Heynen polarisiert gern. „Nennt<br />
mich gut, nennt mich schlecht, aber<br />
nennt mich nicht Durchschnitt“, hat<br />
der vielsprachige Trainer mal gesagt,<br />
der Deutschlands Nationalmannschaft<br />
2014 zur WM-Bronzemedaille<br />
führte und in Kienbaum mit ihr eine<br />
Höllenwoche mit Lagerfeuer und<br />
Übernachtung im Wald veranstaltete.<br />
Als belgischer Coach lud er die<br />
Spielerfrauen zum Kochen nach<br />
Hause ein, um sein Team besser kennenzulernen.<br />
Interviews mit ihm<br />
sind niemals langweilig.<br />
Nachdem er mit dem VfB Friedrichshafen<br />
dreimal den Supercup<br />
und den Pokal gewonnen hat und<br />
dreimal Hauptrundenerster war,<br />
fehlt Heynen nur noch der Meistertitel.<br />
Den aber wollen die BR Volleys<br />
mit aller Macht verteidigen. „Wir haben<br />
uns im Finale von Spiel zu Spiel<br />
gesteigert. Die Taktik geht auf, die<br />
Zahlen stimmen. Wirdürfen den Anfang<br />
nicht verpennen. Dann sind wir<br />
zuversichtlich, dass wir Spiel vier gewinnen<br />
und in Spiel fünf am Sonntag<br />
unserebeste Leistung abrufen“, sagt<br />
Berlins Kapitän Sebastian Kühner.<br />
Der neue Snooker-Weltmeister Judd Trump hat das Zeug, um das Spiel auf ein anderes Niveau zu heben<br />
Ronnie O’Sullivan, der bis dato im<br />
Snooker-Sport das Maß aller<br />
Dinge war, pries den neuen Champion<br />
nach dessen Machtdemonstration<br />
im WM-Finale: „Er kann das<br />
Spiel auf ein anderes Niveau bringen.<br />
Waserheute gezeigt hat, ist besser<br />
als alles, was ich gezeigt habe“,<br />
sagte der fünfmalige Weltmeister<br />
ohne jede Form von Neid über Judd<br />
Trump.Eingerahmt vonseiner Familie<br />
präsentierte der im blau-weiß-roten<br />
Konfettiregen unterdessen stolz<br />
den wichtigsten Snooker-Pokal der<br />
Welt. „Es ist unglaublich. Ichkann es<br />
nicht in Wortefassen“, sagte Trump.<br />
Dasfuriose 18:9 gegen den schottischen<br />
Vierfach-Weltmeister John<br />
Higgins befreite den 29 Jahre alten<br />
Engländer nicht nur von seinem<br />
WM-Makel, sondern brachte ihm<br />
auch knapp 600 000 Euro Preisgeld<br />
und Lobeshymnen von allen Seiten<br />
ein. Obwohl er das dritte WM-Endspiel<br />
in Serie verlor, wahrte Higgins<br />
seinen Humor: „Ich habe Glück gehabt,<br />
dass ich nicht für das Ticket bezahlen<br />
musste. Eswar übermenschlich.“<br />
Auch Topfavorit und Ranglistenprimus<br />
O'Sullivan, der überraschend<br />
in Runde eins gescheitert<br />
war, geht vom Beginn einer Ära von<br />
Trump aus, der den Spitznamen<br />
„The Ace“ trägt.<br />
Beim ersten WM-Finalduell<br />
(15:18) habe ihm nach eigener Erkenntnis<br />
noch die nötige Erfahrung<br />
und die taktische Raffinesse gefehlt,<br />
doch 2019 lief alles perfekt. „Das war<br />
das Beste, was ich jemals gespielt<br />
habe. Mir fehlen die Worte, wie gut<br />
ich gespielt habe“, sagte Trump.<br />
„Das habe ich noch nie erlebt“<br />
Seine Selbstwahrnehmung deckte<br />
sich mit den Einschätzungen der<br />
Snooker-Fachleute. Der seit Jahrzehnten<br />
als Kommentator aktive<br />
BERND KÖNIG<br />
Rolf Kalb befand: „Diese Klasse über<br />
die gesamte Matchdauer, das habe<br />
ich noch nie erlebt.“<br />
In sich gekehrtund breit grinsend<br />
absolvierte Trump nach dem WM-<br />
Sieg einen Marathon an Interviews.<br />
„Ich habe den WM-Titel nie so wenig<br />
erwartet wie in diesem Jahr“, gestand<br />
der Engländer, der in seinem<br />
Auftaktmatch schon kurz vor dem<br />
Ausgestanden hatte.Anders als Vorjahres-Champion<br />
Mark Williams<br />
(Wales) verzichtete er auf eine Pressekonferenz<br />
ohne Kleidung und eine<br />
öffentlich zur Schau gestellte Sauftour.<br />
(dpa)<br />
Karibik<br />
kommt<br />
später<br />
Alba läuft sich gegen Bonn<br />
warm für die Play-offs<br />
VonChristianKattner<br />
Eshat in dieser Saison sicherlich<br />
schon kräfteraubendere Spiele<br />
gegeben. Der 108:69-Erfolg gegen<br />
ein ersatzgeschwächtes Team aus<br />
Würzburg tat Mannschaft und Fans<br />
von Alba Berlin mal wieder gut. Er<br />
war aber auch so etwas wie ein Blick<br />
in den Spiegel. Groß war der Reisestress<br />
gewesen, groß auch die Erschöpfung,<br />
mental und körperlich.<br />
Doch nach vier Tagen in Berlin präsentierte<br />
sich die Mannschaft wieder<br />
ausgeruhter. „Man sieht, wenn mal<br />
wieder trainiert wird und man nicht<br />
von Spiel zu Spiel hechelt“, sagt<br />
Alba-Geschäftsführer MarcoBaldi.<br />
In dieser Woche wird allerdings<br />
noch einmal gehechelt. Drei Spiele<br />
gilt es innerhalb vonfünf Tagen zum<br />
Abschluss der Hauptrunde in der<br />
Basketball-Bundesliga zu absolvieren.<br />
Aber:Zweimal darfAlba in eigener<br />
Halle antreten, hat also noch einmal<br />
viele Tage in Berlin und damit<br />
Zeit für Training und eine ordentliche<br />
Spielvorbereitung. „Das werden<br />
wir überstehen“, sagt Baldi, „dann<br />
haben wir fast eineWoche Pause und<br />
sehen auch, gegen wenwir spielen.“<br />
Die fünf Tage zwischen dem Ende<br />
der Hauptrunde und dem Beginn<br />
der Play-offs hatte Baldi zuletzt wie<br />
sechs Wochen Karibik-Urlaub beschrieben.<br />
Doch vordiesem müssen<br />
noch ein paar Aufgaben erledigt werden.<br />
Hoffen auf Penos Rückkehr<br />
In erster Linie geht es um den dritten<br />
Platz. Ein Sieg ist dafür aus den verbleibenden<br />
drei Spielen notwendig.<br />
Unddieser soll nach Möglichkeit bereits<br />
am Mittwochabend im Heimspiel<br />
gegen Bonn (19 Uhr) gelingen.<br />
Keine einfache Aufgabe, schließlich<br />
geht es für die Bonner noch um den<br />
Einzug in die Play-offs. Als Siebter<br />
sind sie aktuell dafür qualifiziertund<br />
würden damit auch Alba Berlin in<br />
der ersten Runde aus dem Weggehen.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Gegner hieße derzeit<br />
Ulm. Ein unangenehmes Team,<br />
welches sich im Aufwind befindet.<br />
„Die kommen, das sieht man“, sagt<br />
Baldi, „das sind nicht nur die Ergebnisse,<br />
daist etwas passiert. Die sind<br />
jetzt voll da.“<br />
Macht an der Bande schon eine gute Figur:Stefan<br />
Peno<br />
IMAGO IMAGES<br />
Das erste Viertelfinalspiel ist für<br />
den 18. Mai inder Arena am Ostbahnhof<br />
angesetzt, Alba hat in dieser<br />
Runde zumindest den Heimvorteil.<br />
Spätestens dann soll auch die komplette<br />
Mannschaft bis auf den langzeitverletzten<br />
Stefan Peno wieder<br />
einsatzfähig sein. Immer wieder hatten<br />
Spieler nach dem dritten Endspiel<br />
im Eurocup Pausen erhalten.<br />
Die längste gab es für den Isländer<br />
Martin Hermannsson, der in den<br />
vergangenen drei Wochen ohne Einsatz<br />
geblieben ist.<br />
So wichtig die Pause war,sowichtig<br />
wirdesjetzt sein, dass er in dieser<br />
Woche wieder auf das Feld zurückkehrt,<br />
seinen Rhythmus findet. „Er<br />
wirdindieser Woche wieder spielen.<br />
Es wäresehr wichtig, dass er vorden<br />
Play-offs noch einmal in Spielsituationen<br />
und nicht nur ins Training<br />
einsteigen würde“, sagt Albas Geschäftsführer<br />
Baldi.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 19 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Machtspiele<br />
auf dem<br />
Betzenberg<br />
In Kaiserslautern geht es<br />
um Geld und Intrigen<br />
VonTobias Schächter,Kaiserslautern<br />
Früher war der 1. FC KaiserslauternimVerbund<br />
mit seinen Fans<br />
berühmt dafür, verloren geglaubte<br />
Spiele doch noch zu seinen Gunsten<br />
zu drehen. Doch die Tage, indenen<br />
der FCK Gegnern das Fürchten<br />
lehrte, sind vorbei. Schlagzeilen<br />
macht der viermalige Deutsche<br />
Meister seit Jahren nur noch durch<br />
den Abstieg bis ins Mittelmaß der<br />
Dritten Liga und durch Grabenkämpfe,<br />
die den Verein an den Rand<br />
des Ruins manövrierthaben. Diesen<br />
Montag nun gelang dem Beiratsmitglied<br />
Michael Littig in allerletzter Sekunde<br />
eine überraschende Wende<br />
im Poker um die Zukunft des Klubs.<br />
Der Beiratsvorsitzende Patrick<br />
Banf, Littigs Gegenspieler im fünfköpfigen<br />
Gremium der ausgegliederten<br />
Profifußballabteilung, hatte mit<br />
den beiden Geschäftsführern Michael<br />
Klatt (Finanzen) und Martin<br />
Bader (Sport) eine Absichtserklärung<br />
für einen Einstieg des luxemburgischen<br />
Unternehmers Flavio<br />
Becca als Investor ausgehandelt. Der<br />
Deal mit Becca sah vor, dass dieser<br />
zur Absicherung der gefährdeten<br />
Drittligalizenz und zur Sicherung<br />
des kommenden Etats zunächst 2,6<br />
Millionen Euro zuschießt und in den<br />
nächsten fünf Jahren weitere25Millionen,<br />
um die Rückkehr in die Bundesliga<br />
zu ermöglichen. Aber Becca<br />
wollte die 2,6 Millionen Euro lediglich<br />
als Darlehen einbringen und forderte<br />
außerdem bis Montagnacht<br />
den Rücktritt von Littig. Besonders<br />
diese Forderung stieß auf Widerstand<br />
bei Fans und in den Gremien.<br />
Neuer Vereinswertüber Nacht<br />
Doch am Montag präsentierte Littig<br />
eine nicht näher genannte regionale<br />
Investorengruppe,die mit ihrem Angebot<br />
eine Mehrheit in den Gremien<br />
fand: Der Beiratsentscheid fiel mit<br />
3:2 für Littigs Offerte aus. Die regionalen<br />
Investoren bringen drei Millionen<br />
Euro auf der Basis eines zehnprozentigen<br />
Aktienanteils ein –also<br />
Eigenkapital statt Darlehen. Dafür<br />
bekommen sie einen Sitz im Beirat.<br />
Am Dienstagnachmittag wirkte<br />
Sportgeschäftsführer Bader noch<br />
überrascht vonden Ereignissen.„Die<br />
Situation ist komplett neu für uns,<br />
wir kennen die neuen Investoren<br />
nicht. Wir müssen die jetzt erst kennenlernen<br />
und dann schauen.“ Geschäftsführerkollege<br />
Klatt versuchte,<br />
mit der Investorengruppe Kontakt<br />
aufzunehmen. DerenEinstieg in diesem<br />
Rahmen wurde auch dadurch<br />
möglich, dass die ursprüngliche Bewertung<br />
des Vereins von 108 Millionen<br />
Euro quasi über Nacht auf 30<br />
Millionen reduziert wurde. Das, so<br />
ist zu hören, „verwundere“ auch die<br />
FirmaQuattrex, mit der der Klub den<br />
Vereinswertberechnet hatte.<br />
Das Unternehmen aus Stuttgart<br />
ist ein wichtiger Geldgeber des FCK<br />
und hat seine aktuellen Zusagen<br />
über drei Millionen Euro an den Verbleib<br />
der Geschäftsführer Klatt und<br />
Bader geknüpft. Doch Bader und<br />
Klatt sind in der Mehrheit des Beirates<br />
umstritten. Dem Sportchef wird<br />
eine falsche Kaderzusammenstellung<br />
vorgeworfen. Erst nachdem das<br />
Misstrauensvotum gegen Bader öffentlich<br />
wurde, soll Becca das Aus<br />
von Littig zur Bedingung seines Einstiegs<br />
gemacht haben. Später hieß<br />
es, Baders mögliche Abberufung sei<br />
nur ein Gedankenspiel gewesen. Es<br />
ist verworren.<br />
Littig wolle nun die Gräben zuschütten,<br />
heißt es. Das wirkt nach<br />
der zum Teil auch öffentlich ausgetragenen<br />
Schlammschlacht der letzten<br />
Monate ambitioniert. Bleiben<br />
Bader und Klatt im Amt? Kann Banf<br />
nach dieser krachenden Niederlage<br />
überhaupt noch Beiratsvorsitzender<br />
sein? Das Pokerspiel im Intrigantenstadl<br />
Betzenberg geht sicher in<br />
die Verlängerung.<br />
Das Wunder von Anfield<br />
Durch ein 4:0 über den FC Barcelona zaubert sich der FC Liverpool ins Champions-League-Finale<br />
VonHendrik Buchheister,Liverpool<br />
Im Fußball, hatte Liverpools<br />
Trainer Jürgen Klopp vor dem<br />
Halbfinal-Rückspiel der<br />
Champions League gegen den<br />
FC Barcelona gesagt, könne alles<br />
passieren. Deshalb habe er noch<br />
Hoffnung, dass seine Mannschaft an<br />
der Anfield Road das 0:3 aus dem ersten<br />
Treffen noch umbiegen könne.<br />
Und tatsächlich entfaltete der Fußball<br />
wieder einmal seine Magie. Der<br />
englische Traditionsklub gewann<br />
nach einer überragenden Leistung<br />
4:0 und steht zum zweiten Malnacheinander<br />
im Endspiel der Königsklasse,woesam1.Juni<br />
in Madrid gegen<br />
Ajax Amsterdam oder Tottenham<br />
Hotspur geht.<br />
Das unglaubliche Comeback gelang<br />
ohne „zwei der besten Stürmer<br />
der Welt“, wie Klopp gesagt hatte,<br />
nämlich ohne die verletzten Mohamed<br />
Salah und Roberto Firmino. An<br />
ihrer Stelle wurden der frühere<br />
Wolfsburger Divock Origi und der<br />
zur Pause eingewechselte Georginio<br />
Wijnaldum mit jeweils zwei Treffern<br />
zu Helden.<br />
Barcelona dagegen erlebte ein<br />
traumatisches Déjà vu. Wieschon in<br />
der Vorsaison verspielte die Mannschaft<br />
in der Champions League einen<br />
Drei-Tore-Vorsprung aus dem<br />
Hinspiel. Damals war im Viertelfinale<br />
gegen den AS Rom Schluss,<br />
nach einem 4:1 und einem 0:3. Diesmal<br />
scheiterte die Mannschaft im<br />
Lärmder Anfield Road.<br />
Einfrühes Tor<br />
Wergedacht haben sollte, dass der<br />
FC Liverpool die Partie verhalten angehen<br />
würde, umerst mal hinten sicher<br />
zu stehen und dann im weiterenVerlauf<br />
zu schauen, ob sich vorne<br />
die benötigten Treffer erwirtschaften<br />
lassen, sah sich einem Irrtum erlegen.<br />
Unterstützt von einem wie besessen<br />
brüllenden Publikum setzte<br />
Jürgen Klopps Mannschaft auf die<br />
oft erprobte Variante,den Gegner zu<br />
überrennen. Dass dieser Gegner der<br />
FC Barcelona war, schien egal zu<br />
sein.<br />
Nach einer Minute gab es die<br />
erste Chance und die erste Ecke für<br />
die Männer in den roten Trikots, in<br />
der sechsten Minute konnte Sadio<br />
Der vierte Streich: Divock Origi (r.) trifft für Liverpool, Shaqiri feiertmit. GETTY IMAGES/BRUNSKILL<br />
Mané gerade so vonArturoVidal gestoppt<br />
werden, ebenfalls auf Kosten<br />
einer Ecke, und in der siebten Minute<br />
erlebten die Zuschauer das,<br />
worauf sie gehofft hatten: ein frühes<br />
Tor. DenVersuch vonKapitän Jordan<br />
Henderson aus nächster Nähe parierte<br />
Barcelonas deutscher Torwart<br />
Marc-André ter Stegen sensationell,<br />
Origi staubte ab.<br />
Liverpool schaffte das, was die<br />
Voraussetzung dafür ist, einen Drei-<br />
Tore-Rückstand umzubiegen. Die<br />
Mannschaft säte Zweifel und Verunsicherung<br />
beim Gegner. Ein verunglückter<br />
Rückpass vonSergi Roberto<br />
auf TerStegen, den Origi fast erlaufen<br />
hätte, war dafür ein Zeichen. Es<br />
dauerte eine Viertelstunde, bis sich<br />
die Gäste zum ersten Mal aus der<br />
No shoot, Vinnie!<br />
Umklammerung lösen konnten und<br />
Liverpool auf die Wunderwaffe aufmerksam<br />
machten, die sie in ihren<br />
Reihen haben –nämlich auf Lionel<br />
Messi, den Doppeltorschützen des<br />
Hinspiels.<br />
Innerhalb vonfünf Minuten hatte<br />
er drei Gelegenheiten. Erst scheiterte<br />
er an TorwartAlisson, dann wurde er<br />
im letzten Moment von Joël Matip<br />
gebremst, dann flog sein Flachschuss<br />
knapp am Ziel vorbei. Aufder<br />
Gegenseite parierte TerStegen unkonventionell<br />
gegen Liverpools<br />
Linksverteidiger Andrew Robertson.<br />
Kurz vorder Pause strich ein weiterer<br />
Messi-Schuss knapp am Ziel vorbei.<br />
Die Unterschiede zwischen Hoffnung<br />
und Hoffnungslosigkeit waren<br />
minimal für Liverpool. Bei einem<br />
Gegentreffer hätte Klopps Mannschaft<br />
fünf Tore gebraucht.<br />
Die Partie kippt<br />
Doch nach Wijnaldums Einwechslung<br />
für den angeschlagenen Robertson<br />
zur zweiten Halbzeit kippte<br />
die Partie in Richtung Hoffnung.<br />
Nein, mehr noch: In Richtung Wunder,wie<br />
im Finale 2005, als Liverpool<br />
gegen den AC Mailand einen 0:3-<br />
Rückstand noch in einen Sieg verwandelte.Oder<br />
wie im April2016, als<br />
die Mannschaft im Viertelfinale der<br />
Europa League gegen Dortmund<br />
nach einem 0:2 und einem 1:3 noch<br />
4:3 gewann und am Ende ins Endspiel<br />
einzog.<br />
In der 54. Minute traf Wijnaldum<br />
mit seinem Flachschuss nach einer<br />
Hereingabe vonTrent Alexander-Arnold,<br />
TerStegen sah nicht gut aus.<br />
NurzweiMinuten später war wieder<br />
Wijnaldum zur Stelle. Nach einer<br />
Flanke von Xherdan Shaqiri traf er<br />
per Kopf und löste ein Beben aus,<br />
wie es selbst das Stadion an der Anfield<br />
Road nur selten erlebt.<br />
Nach einer knappen Stunde hatte<br />
Klopps Mannschaft den Rückstand<br />
aus dem Hinspiel tatsächlich ausgeglichen.<br />
VonMessi war nichts mehr<br />
zu sehen. Und mit Origis zweitem<br />
Treffer in der 79. Minute war wahr<br />
geworden, was wohl nicht einmal<br />
Klopp für möglich gehalten hatte:<br />
Seine Mannschaft steht im Finale<br />
von Madrid –und würde man nach<br />
einen solchem Comeback wirklich<br />
gegen sie wetten?<br />
Ein Gewaltschuss von Vincent Kompany entscheidet in England wohl das Titelrennen zugunsten von Manchester City<br />
VonHendrik Buchheister,Manchester<br />
Vincent Kompany hat Stimmen<br />
vernommen in dieser 70. Minute<br />
gegen Leicester City.„Ich konnte sie<br />
hören: Nicht schießen! Nicht schießen!<br />
Dashat mich ein bisschen geärgert“,<br />
berichtete Manchester Citys<br />
Kapitän hinterher. Auf der Bank<br />
dachte Trainer Pep Guardiola das<br />
Gleiche,wie er gestand:„Nicht schießen!<br />
Nicht schießen!“ Doch Kompany<br />
hat einfach geschossen. Aus<br />
gut 25 Meterndrosch er den Ball zum<br />
1:0-Siegtreffer in den rechten Winkel<br />
und dürfte damit die Meisterschaft<br />
in der Premier League zugunsten<br />
seines Teams und zum Nachteil des<br />
FC Liverpool entschieden haben.<br />
Manchester City rückte durch<br />
den Erfolg wieder an die Tabellenspitze<br />
und kann sich beim Saisonfinale<br />
am Sonntag zum zweiten Mal<br />
nacheinander zum Titelträger krönen.<br />
Dazu ist ein Sieg bei Brighton &<br />
Hove Albion nötig, das in dieser<br />
Kampagne gegen den Abstieg spielte<br />
und den Klassenerhalt seit dem vergangenen<br />
Wochenende sicher hat.<br />
Liverpool würde die Spielzeit als bester<br />
Zweiter in der Geschichte der Premier<br />
League abschließen.<br />
Das epische Titelrennen hatte<br />
viele vermeintlich entscheidende<br />
Momente. Manchester Citys erste<br />
Niederlage im Dezember beim FC<br />
Chelsea, den Sieg Anfang des Jahres<br />
Glatt Freunde: PepGuardiola und Vincent Kompany<br />
GETTY IMAGES/RENARD<br />
fer,mit dem Sergio Agüeroden Klub<br />
2012 am letzten Spieltag in der vierten<br />
Minute der Nachspielzeit gegen<br />
die Queens Park Rangers zum ersten<br />
Mal seit der Übernahme durch<br />
Scheich Mansour zum Meister<br />
machte.Dieser Aktion ist eine eigene<br />
Kollektion im Fanshop von Manchester<br />
City gewidmet. Im Fall des<br />
neuerlichen Titelgewinns wird sich<br />
sicher ein schlauer Fanartikel-Designer<br />
finden, der Guardiolas Gedanken<br />
bei Kompanys Versuch aus 25<br />
Metern auf T-Shirts druckt: „No<br />
shoot, Vinnie! No shoot!“<br />
Es widerspricht in vielerlei Hinsicht<br />
dem Drehbuch, dass gerade er<br />
das Torschoss, das Manchester City<br />
im direkten Duell mit Liverpool, unter<br />
anderem deshalb, weil Verteidiger<br />
John Stones einen Ball im letzten<br />
Augenblick von der Torlinie rettete<br />
(und Kompany nach einem heftigen<br />
Einsatz gegen Mohamed Salah nur<br />
Gelb statt Rotsah), oder die dramatischen<br />
Liverpool-Erfolge gegen Everton,<br />
Tottenham und zuletzt in Newcastle,<br />
jeweils durch späte Tore.<br />
Doch wie es aussieht, brachte der<br />
Wuchtschuss des 33 Jahre alten Innenverteidigers<br />
die finale Wendung<br />
im Duell.<br />
Sollte Guardiolas Mannschaft am<br />
Wochenende tatsächlich den Titel<br />
einfahren, dürfte das Toreinen ähnlichen<br />
Status erlangen wie der Trefzum<br />
vierten Mal in sieben Jahren<br />
den Titel bringen könnte –und dass<br />
er es dann auch noch auf dieseWeise<br />
schoss. Der belgische Abwehrmann,<br />
der 2008 vomHSV kam, ist ein Fossil<br />
aus der Zeit vor dem Einstieg der<br />
Geldgeber aus AbuDhabi. Kompany<br />
war schon da, kurz bevor der Verein<br />
ein anderer wurde.<br />
Über Jahre war er ein Anführer,<br />
die Symbolfigur des Teams, doch in<br />
der jüngeren Vergangenheit spielte<br />
er wegen ständiger Verletzungen nur<br />
noch eine Nebenrolle. Sein Torwar<br />
ein Tor, das untypisch ist für Guardiolas<br />
Ästhetenfußball. Doch wenn<br />
spielerisch kein Durchkommen ist,<br />
wenn sich die Passstafetten immer<br />
wieder verfangen im Dickicht gegnerischer<br />
Abwehrbeine, dann muss es<br />
eben ein Gewaltschuss richten.<br />
Als das letzte Heimspiel der Saison<br />
vorbei war,drehte das Team eine<br />
Ehrenrunde, angeführt von Vincent<br />
Kompany. Die Zeremonie könnte<br />
der Anfang seines Abschieds von<br />
Manchester City gewesen sein. Sein<br />
Vertragläuft aus.Auf die Nachfragen<br />
nach einer möglichen Verlängerung<br />
reagierte Guardiola ausweichend.<br />
Kompany möchte seine Karriere auf<br />
jeden Fall fortsetzen. Möglicherweise<br />
muss er das bei einem anderen<br />
Verein tun. Dass ihm noch mal so ein<br />
Treffer wie gegen Leicester gelingt –<br />
darauf sollte er allerdings nicht spekulieren.<br />
Interessante<br />
Nachbarn in<br />
Köpenick<br />
Kade verlässt Hertha und<br />
wechselt womöglich zu Union<br />
VonMax Ohlert<br />
Bestätigen wollte Oliver Ruhnert<br />
erst mal nichts.„DieSituation ist<br />
im Moment auch so schon schwierig<br />
genug“, erinnerte der Sportchef des<br />
1. FC Union noch einmal an die Tatsache,<br />
dass die Köpenicker nach der<br />
1:2-Niederlage am Sonntag beim SV<br />
Darmstadt 98 eine Vorentscheidung<br />
im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg<br />
verpasst hatten. Und doch<br />
stand die Frage im Raum, ob sich die<br />
Unioner, nachdem sie sich in den<br />
vergangenen Jahren reichlich mit<br />
vielversprechenden Talenten aus<br />
dem Schwäbischen (Grischa Prömel,<br />
Joshua Mees, Nicolai Rapp) eingedeckt<br />
hatten, künftig auch bei der<br />
Talentschmiede vonLokalrivale Hertha<br />
BSC bedienen könnten. Zuvor<br />
war berichtet worden, dass der 19<br />
Jahre alte Nachwuchs-Herthaner<br />
und U19-Nationalspieler Julius Kade<br />
seine Karriere ab der kommenden<br />
Saison in Köpenick statt in Charlottenburgvorantreiben<br />
werde.<br />
„Natürlich wissen wir um die<br />
Stärken von Julius Kade, kennen ihn<br />
ja auch aus seinen Spielen für die U-<br />
Nationalmannschaften“, erklärte<br />
Oliver Ruhnert auf Nachfrage, bat<br />
aber um Verständnis, weder Bestätigung<br />
noch Dementi geben zu wollen.<br />
„Aktuell zählen für uns nur die<br />
kommenden zwei Spiele in der Liga.<br />
Alles Weitere kommentieren wir erst<br />
nach Saisonende.“<br />
Zuletzt verletzt<br />
Sicher ist: Der talentierte, zuletzt<br />
aber verletzte offensive Mittelfeldspieler,<br />
von dem Herthas Trainer Pal<br />
Dardai einst sagte, dass allein sein<br />
Name ihm Gänsehaut verursachen<br />
würde, wird die Charlottenburger<br />
zum Saisonende verlassen. Das bestätigte<br />
sein Berater JörgNeubauer.<br />
Trainingspause: Sitzt Julius Kade demnächst<br />
in Köpenick herum?<br />
CITY-PRESS<br />
Sollte KadesWegihn darüber hinaus<br />
tatsächlich an die Wuhlheide<br />
führen, wäre das ein wahrhaft einzigartiger<br />
Wechsel. Noch nie ging ein<br />
junger Hertha-Profi direkt zum 1. FC<br />
Union, wobei zumeist der Klassenunterschied<br />
und weniger die eher<br />
kühle Lokalrivalität an diesem Umstand<br />
schuld war.<br />
Doch allein das Gerücht (und das<br />
fehlende Dementi aller Parteien)<br />
zeigt schon, dass Union, nach Jahren<br />
der voranschreitenden Professionalisierung,<br />
auf dem Transfermarkt<br />
neuerdings durchaus als ernstzunehmender<br />
Konkurrent um junge,<br />
entwicklungsfähige Spieler angesehen<br />
wird.<br />
Denn versuchten sich talentierte<br />
Herthaner in der Vergangenheit teils<br />
verzweifelt, in der ersten Mannschaft<br />
durchzubeißen, so scheinen<br />
die Nachbarn aus Köpenick für einen<br />
Jung-Nationalspieler wie Julius<br />
Kade plötzlich eine interessante Alternative<br />
zusein −möglicherweise<br />
ab der kommenden Saison sogar in<br />
der Bundesliga. Doch sollte man<br />
diese Spekulationen bis zur endgültigen<br />
Bestätigung eines Kade-Wechsels<br />
und der Entscheidung über<br />
Unions Klassenzugehörigkeit erst<br />
mal außen vor lassen. Die Situation<br />
ist im Moment schon schwierig genug.<br />
(Mitarbeit: Mathias Bunkus)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Widder do: Der 1. FC Köln feiertden Aufstieg nach einem Sieg in Fürth.<br />
GO IMAGES/RALF TREESE<br />
Willkommen zurück<br />
Der 1. FC Köln schafft den direkten Wiederaufstieg und ist trotzdem mal wieder zerstritten. Gesucht wird ein neuer Vorstand,erwartet eine Schlammschlacht<br />
VonDaniel Theweleit, Köln<br />
In den finalen Minuten vor der<br />
Vollendung des großen Saisonprojektes<br />
spielte der 1. FC Köln<br />
tatsächlich wie ein Aufsteiger,<br />
souverän, stabil, würdevoll. Mit einem<br />
imposanten 4:0 bei der SpVgg<br />
Fürth ist der Traditionsklub am<br />
Montagabend in die Bundesliga zurückgekehrt,<br />
anschließend wurden<br />
die üblichen Rituale durchgeführt,<br />
ein ziemlich lieblos gestaltetes Aufstiegs-T-Shirts<br />
(„Widder do“) übergestreift,<br />
mit Bier geduscht, der Platz<br />
gestürmt. Die große Euphorie brach<br />
nicht einmal in den Kneipen und auf<br />
den Straßen in der Heimat aus.<br />
Während Torhüter Timo Horn erklärte,<br />
was für ein „emotionaler Moment“<br />
dieser nun schon sechste<br />
Bundesligaaufstieg in diesem Jahrtausend<br />
sei, saß Armin Veh alleine<br />
auf der Trainerbank. Versunken in<br />
Gedanken, glücklich wirkte der<br />
Sportchef nicht. Denn Köln ist zwar<br />
zurück, der Prozess der Selbstreinigung,<br />
der sich nach früheren Abstiegen<br />
in der Zweiten Liga vollzogen<br />
hat, ist jedoch ganz und gar misslungen.<br />
DieKölner kehren als zerstrittener<br />
Verein in die Bundesliga zurück.<br />
Die Entlassung von Trainer Markus<br />
Anfang in der vorigen Woche ist<br />
nur ein Indiz. Er sei „mental, sehr,<br />
sehr erschöpft“, sagte Dominick<br />
Drexler in Fürth, nachdem er vor<br />
zwei Wochen angedeutet hatte, dass<br />
der Kader in unterschiedliche Fraktionen<br />
zerfallen sei.„Das machen die<br />
Stars“, hatte er geantwortet, als er<br />
vor zwei Wochen um ein Statement<br />
zum 0:3 in Dresden gebeten wurde.<br />
Wolfgang Bosbach in Position<br />
Am Geißbockheim wird diskutiert,<br />
gestritten und: intrigiert. Anfang<br />
wurde mit der wenig überzeugenden<br />
Begründung entlassen, der Aufstieg<br />
sei gefährdet, Fraktionen im Publikum<br />
streiten nicht nur mit der Klubführung,<br />
sondern auch untereinander,<br />
und Veh hatte im April einen<br />
„Vertrauensbruch“ zu Vorstandschef<br />
Werner Spinner angeprangert. Kurz<br />
danach musste Spinner,der Chef zurücktreten,<br />
während Veh, der Angestellte,blieb.Eswar<br />
eine Demonstration<br />
der Macht des Geschäftsführers,<br />
der seither selbst ziemlich kritisch<br />
gesehen wird bei vielen Klubangehörigen.<br />
Als Spinner-Ersatz agiert derzeit<br />
satzungsgemäß Stefan Müller-Römer,<br />
der Chef des Mitgliederrates,<br />
der aber seit Jahren massiveKontroversen<br />
mit den beiden anderen VorstandsmitgliedernToni<br />
Schumacher<br />
und Markus Ritterbach austrägt. Es<br />
gibt kein konstruktives Miteinander<br />
in diesem obersten Organ des operativen<br />
Geschäftes. Veh hat die Angehörigen<br />
des Mitgliederrates neulich<br />
als „Vollamateure“ bezeichnet, was<br />
im Klub so alles über Veh geraunt<br />
wird, klingt kaum freundlicher. Der<br />
Sportchef steht nun vor der Aufgabe<br />
einen neuen Trainer zu suchen, wobei<br />
auch dem bis Saisonende vonder<br />
U21 zu den Profis beförderten André<br />
Pawlak zumindest Außenseiterchan-<br />
Zahl der Aufstiege in die Bundesliga<br />
1. FC Nürnberg<br />
8<br />
Arminia Bielefeld<br />
7<br />
VfL Bochum<br />
6<br />
1. FC Köln<br />
6<br />
Hertha BSC<br />
6<br />
Fortuna Düsseldorf<br />
6<br />
Hannover 96<br />
6<br />
MSV Duisburg<br />
5<br />
Karlsruher SC<br />
5<br />
KFC Uerdingen<br />
5<br />
BLZ/GALANTY<br />
cen auf den Posten eingeräumt werden.<br />
Einer der wenigen, denen es halbwegs<br />
gelingt, sich aus den allgegenwärtigen<br />
Feindseligkeiten herauszuhalten,<br />
ist Alexander Wehrle, der einen<br />
Erklärungsansatz für die<br />
schlechte Stimmung mitten im Erfolg<br />
hat. Der Abstieg im vorigen<br />
Sommer sei „ungewöhnlich harmonisch“<br />
verlaufen, sagt der Finanzgeschäftsführer,<br />
was einerseits angenehm<br />
gewesen sei, mit der negativen<br />
Konsequenz allerdings, „dass viele<br />
im Umfeld den Abstieg 2018 noch<br />
nicht verarbeitet und bei der ersten<br />
schwierigen Phase sofort andie vergangene<br />
Saison gedacht haben“.<br />
Vehbegann nach jedem schlechten<br />
Spiel mehr oder weniger öffentlich<br />
an Anfang zu zweifeln, Spinner<br />
wurde immer skeptischer gegenüber<br />
Veh, etliche Fangruppierungen hängen<br />
seit Monaten „Vorstand Raus“-<br />
Banner auf, nach jedem Heimspiel<br />
gibt es einen Protestzug gegen die<br />
Klubführung hinter der Südkurve.<br />
Auch deshalb steht der Klub vor einem<br />
komplizierten Sommer.<br />
Nach Spinners Rücktritt sind aus<br />
dem alten Vorstand noch der Karnevals-Funktionär<br />
Ritterbach und die<br />
Klublegende Schumacher übrig, für<br />
den Posten des neuen Vorstandschefs<br />
hat sich der aus vielen TV-Talkshows<br />
bekannte CDU-Politiker<br />
Wolfgang Bosbach in Position gebracht.<br />
Im September wird gewählt.<br />
Allerdings gilt es als sicher, dass der<br />
Mitgliederrat, der satzungsgemäß<br />
die Aufgabe hat, vor der Wahl ein<br />
Vorstandsteam vorzuschlagen, auf<br />
eine Nominierung vonSchumacher,<br />
Ritterbach und Bosbach verzichten<br />
wird. Das Gremium hätte lieber einen<br />
grundlegenden Neubeginn.<br />
Denkbar ist daher eine Kampfkandidatur,<br />
die pünktlich zum Bundesligastart<br />
in eine mediale<br />
Schlammschlacht auszuuferndroht,<br />
denn einflussreiche <strong>Zeitung</strong>en in der<br />
Stadt unterstützen schon jetzt Schumacher<br />
und Bosbach. Herzlich Willkommen<br />
zurück, 1. FC Köln.<br />
Ganz oben auf der Liste<br />
Plötzlich scheint Nachwuchscoach Ante Covic bei Hertha BSC die besten Chancen auf den Cheftrainerposten zu haben<br />
VonMichael Jahn<br />
Jeden Tagwerden im Moment neue<br />
Namen auf den Markt geworfen,<br />
wer denn –bitte schön –den treuen<br />
Herthaner Pal Dardai als neuen<br />
Cheftrainer vonHertha BSC beerben<br />
könnte. Nach viereinhalb Jahren in<br />
der Verantwortung wird sich der<br />
Klub von Dardai als Chef der Profis<br />
trennen. Der wird –sojedenfalls die<br />
Planspiele –ein Jahr Pause einlegen,<br />
sich in seinem schönen Haus am Balaton<br />
erholen, weiterbilden und danach<br />
zurückkehren zu seiner großen<br />
Liebe Hertha, um wieder eine verantwortungsvolle<br />
Position im Nachwuchsbereich<br />
einzunehmen. Ob es<br />
tatsächlich dazu kommt, sei dahingestellt.<br />
Dardai ist grundsätzlich viel<br />
zu ambitioniert, um wieder in der<br />
zweiten, ja vielleicht sogar dritten<br />
Reihe zu arbeiten.<br />
Wer aber soll den Rekordspieler<br />
der Hertha als Trainer beerben? Von<br />
David Wagner war die Rede, der<br />
Huddersfield Town zu einigen Höhen<br />
in der Premier League geführt<br />
hat, aber offensichtlich beim FC<br />
Schalke 04 im Wort steht. Der<br />
Schweizer Meistertrainer vonYoung<br />
Boys Bern Gerardo Seoane, eine Art<br />
„Mini-Favre“, galt als Kandidat, hat<br />
aber nicht nur Hertha, sondernauch<br />
allen anderen Interessenten eine Absage<br />
erteilt. Dirk Kunert, der Jugendtrainer<br />
der Boateng-Brüder bei Hertha,<br />
war kurzinder Verlosung, plötzlich<br />
auch Bruno Labbadia oder<br />
Bernd Storck, der in Belgien bei Royal<br />
Mouscron hervorragende Arbeit<br />
leistet – jedoch von Hertha nicht<br />
kontaktiertworden ist.<br />
Nun wirft die Bildzeitung in Ante<br />
Covic, 43, den erfolgreichen U23-<br />
Trainer von Hertha ins Rennen und<br />
nennt ihn als neuen Favoriten auf<br />
den Cheftrainerposten. Das scheint<br />
durchaus eine handfeste Möglichkeit<br />
zu sein, denn Manager Michael<br />
Preetz bedient sich gern imeigenen<br />
Trainernachwuchs, hat mit Covic<br />
(U23), Michael Hartmann (U19) und<br />
Zecke Neuendorf (U17), sowie Sofian<br />
Chahed (U15) ehemalige Hertha-Profis<br />
installiert, die eine erfolgreiche<br />
Nachwuchsarbeit betreiben.<br />
DieIdentifikation mit dem Verein ist<br />
riesengroß.<br />
Auch als Karrierecoach im Einsatz<br />
Covic trainiert seit 2013 die U23 der<br />
Hertha in der starken Regionalliga<br />
Nordost, war zuvor schon für die U15<br />
und die U19 verantwortlich. Mit der<br />
U23 erreichte er die Plätze zwölf,<br />
sechs, zehn, neun, acht und liegt<br />
momentan auf Rang vier. Und das<br />
mit ständig wechselndem Personal.<br />
Meldet sich da wer? Ante Covic wird wohl<br />
Herthas Cheftrainer. IMAGO IMAGES/HESSLAND<br />
Eine beachtliche Leistung ist das.<br />
Manager Preetz soll imponiert haben,<br />
dass Covic in der Vergangenheit<br />
Angebote anderer Vereine wie etwa<br />
von Erzgebirge Aue oder von Dynamo<br />
Dresden abgelehnt habe.<br />
Covic ist zusätzlich auch als sogenannter<br />
Karrierecoach tätig, betreut<br />
die jungen Talente an der Schnittstelle<br />
zum Profileben und macht das<br />
mit viel Elan und Fingerspitzengefühl.<br />
Bislang sagte Covic immer, er<br />
sehe sich als „Ausbilder“, der dem<br />
Profitrainer junge Leute nach oben<br />
schickt und entwickelt. Sollte er nun<br />
selbst ganz oben ankommen im<br />
Trainergeschäft?<br />
Fakt ist: Als Dardai 2015 Nachfolger<br />
des geschassten Jos Luhukay<br />
wurde, galt auch Covic schon als<br />
Kandidat, zudem war er Assistent<br />
von Otto Rehhagel im Jahr 2012, das<br />
im Mai mit der unsäglichen Relegation<br />
gegen Düsseldorf und dem Abstiegendete.<br />
Preetz hielt sich bislang mit dem<br />
Anforderungsprofil für den neuen<br />
Coach öffentlich argzurück, sagte lediglich,<br />
dass dieser„die DNA desVereins<br />
verstehen und das behüten soll,<br />
wofür wir stehen“. Daswürde zu einhundert<br />
Prozent zu Covic passen.<br />
Dennoch durfte zuletzt davon ausgegangen<br />
werden, dass er wohl eher<br />
als Co-Trainer einem neuen Mann,<br />
der vonaußen kommt, zur Seite stehen<br />
könnte.Dochdie Anzeichen verdichten<br />
sich, dass Covic neben zwei<br />
externen Kandidaten ganz oben auf<br />
der Liste vonManager Preetz steht.<br />
Michael Jahn<br />
geht davonaus, dass Covic<br />
Hertha-Chefcoach wird.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 – S eite 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Peter Uehling über die<br />
Klassikereignisse der<br />
kommenden Woche<br />
Seiten 24 und 25<br />
„Dieser Film ist bestürzend und wunderschön.“<br />
Philipp Bühler zu Richard Billinghams Film über seine Eltern „Ray &Liz“ Seite 22<br />
Internationaler Literaturpreis<br />
Geteiltes Leid?<br />
Geteiltes Lesen!<br />
Cornelia Geißler lässt<br />
sich gern vonBegeisterung<br />
für Bücher anstecken<br />
Die Motivation zu lesen bestehe<br />
nicht darin, dass man etwas erfahren<br />
wolle, was man schon kennt.<br />
Das sagt die Dichterin und Verlegerin<br />
Daniela Seel am Montagabend<br />
bei Ocelot. DasGeschäft in Mitte bestätigt<br />
gerade seine Eigenwerbung,<br />
nicht einfach nur irgendein Buchladen<br />
zu sein. Denn hier wird die Verkündung<br />
der Shortlist des Internationalen<br />
Literaturpreises als Ereignis<br />
inszeniert. In den Jahren zuvor gab<br />
es die Reihung der besten sechs Bücher<br />
nur als Pressemitteilung des<br />
Ausrichters,des Hauses der Kulturen<br />
der Welt.<br />
Diesmal reichen die Buchhändler<br />
die Kandidaten jeweils als schwarz<br />
eingewickeltes Päckchen zum Jurytisch<br />
–und Daniela Seel, Robin Detje<br />
und Tobias Lehmkuhl wickeln diese<br />
abwechselnd aus, um dann kurze,<br />
begeisternde Lobreden zu halten.<br />
Und zwar auf: „Meine Homère ist<br />
tot ...“ von Hélène Cixous (übersetzt<br />
von Claudia Simma), „Der Kadaverräumer“<br />
von Zoltán Danyi (Deutsch<br />
vonTerézia Mora), „Stirb doch, Liebling“<br />
von Ariana Harwicz (Dagmar<br />
Ploetz), „Saison der Wirbelstürme“<br />
von Fernanda Melchor (Angelica<br />
Ammar), „Grenzbezirke“ von Gerald<br />
Murnane (Rainer G. Schmidt) und<br />
„Monster“ von Yishai Sarid (Ruth<br />
Achlama).<br />
DerPreis gilt Büchern, die aus anderen<br />
Sprachen übertragen sind,<br />
ehrt die Autorin und die Übersetzerin<br />
(oder den Autor und den Übersetzer).<br />
Er ehrtsomit auch die Qualität<br />
der deutschen Verlage, die so interessiert<br />
daran sind, internationale<br />
Literatur zu den deutschen Lesern<br />
zu bringen. Er gibt diesen Büchern<br />
damit noch etwas mehr Aufmerksamkeit.<br />
Was den Preisträgern seit<br />
2009 wie Teju Cole und Christine<br />
Richter-Nilsson (2013), Shumona<br />
Sinha und Lena Müller (2016) oder<br />
Ivana Sajko und Alida Bremer (2018)<br />
auch genützt hat.<br />
Die Leidenschaft der drei Juroren<br />
vorn (als Vertreter einer siebenköpfigen<br />
Jury)weht in den Raum, ihreVehemenz,<br />
mit der sie sich auch für düstere<br />
Themen einsetzen, weil diese in<br />
erhellender Sprache behandelt sind.<br />
Ja,man liest nicht, um Bekanntes bestätigt<br />
zu sehen, man liest, um<br />
Neues,Fremdes zu finden, zu fühlen,<br />
um anders zu denken. Man liest eigentlich<br />
allein. Dass Lesen auch gemeinsam<br />
geht, man im Gespräch<br />
Bücher noch einmal anders erfährt,<br />
werden vielleicht die „Shared Readings“<br />
zeigen, die bis zur Preisverleihung<br />
am 18. Juni angeboten werden.<br />
Einen Versuch ist das wert:Sonntags<br />
um 13 Uhr bei freiem Eintritt in der<br />
Amerika-Gedenkbibliothek.<br />
Die Sklaverei ist noch präsent<br />
Die Choreografin Lia Rodrigues arbeitet in einer Favela in Rio. Jetzt gastiert sie mit „Fúria/Wut“ im HAU 2<br />
Vor sechzehn Jahren ist die<br />
erfolgreiche brasilianische<br />
Choreografin und Festivalleiterin<br />
Lia Rodrigues mit<br />
ihrer Company nach Maré umgezogen,<br />
in eine der größten Favelas von<br />
Rio de Janeiro. Dort hat sie gemeinsam<br />
mit der NGO Redses ein leerstehendes<br />
Warenhaus zum Centro de<br />
Arts da Maré umgebaut. Es gibt dort<br />
Theater-, Tanz- und Musikaufführungen,<br />
kostenlose Tanzklassen,<br />
Nachhilfe- und Schulungsangebote.<br />
Es ist ein Versammlungsort für die<br />
Bewohner der Favela. Rodrigues gastiert<br />
heute mit ihrem Stück<br />
„Fúria/Wut“ im HAU2.<br />
Frau Rodrigues, seit dem 1. Januar<br />
2019 hat Brasilien mit Jair Bolsanaro<br />
einen rechtsradikalen Präsidenten.<br />
Wie hat sich Ihre Situation in Brasilien<br />
dadurch verändert?<br />
Ich bin eine weiße Frau aus der<br />
Mittelklasse.Natürlich hat sich auch<br />
für mich etwas geändert, aber dramatisch<br />
geändert hat sich die Situation<br />
für die Minderheiten, vor allem<br />
für schwarze und arme Menschen.<br />
Bolsanaro zerstört systematisch die<br />
Infrastruktur des Landes.Erhat etwa<br />
das Budget für Schulen und Universitäten<br />
um 30 Prozent gekürzt. Bildung<br />
ist der wichtigste Schlüssel sowohl<br />
für jeden Einzelnen für ein besseres<br />
Leben, aber auch für eine Gesellschaft,<br />
um sich zum Besseren zu<br />
entwickeln. Das ist von den Faschisten<br />
nicht gewollt.<br />
Wie verändert das die Lage in einer<br />
Favela wie Maré?<br />
Es war nie gut, und jetzt ist es<br />
noch einmal schlechter für alle. Bolsanaro<br />
verfolgt einen Diskurs der<br />
Diskriminierung, und er ermutigt<br />
die Menschen, im täglichen Leben<br />
mit Hass zu agieren. Aber die Menschen<br />
in der Peripherie wissen, wie<br />
sie auch mit sehr schlechten Situationen<br />
fertig werden. Dasist das,was<br />
sie seit Jahren, seit Jahrhunderten<br />
tun. Die schwarzen Menschen haben<br />
auch den Genozid der Sklaverei<br />
überlebt. Sie finden immer Wege zu<br />
überleben. Aber bei dem, was jetzt<br />
geschieht, geht es nicht nur um Brasilien.<br />
Auch in Europa erstarken die<br />
Rechten. Es ist das globale kapitalistische<br />
System, das sich auf immer<br />
unverhohlenere Weise durchsetzt.<br />
Bolsanaro ist kein Verrückter, genauso<br />
wenig wie Trump. Sie haben<br />
eine klarepolitische Agenda. Es geht<br />
um die Macht der Unternehmen<br />
und der Banken und um die weiße<br />
männliche Vorherrschaft.<br />
Formiert sich in Brasilien dagegen<br />
Widerstand?<br />
Natürlich. Aber ich bin nicht mit<br />
Widerstand beschäftigt. In Maré<br />
geht es um die Existenz, und wir versuchen<br />
in einer sehr schwierigen sozialen<br />
Lage neue Formen des Zusammenlebens<br />
zu finden. DieSituation<br />
ist für uns gleich geblieben,<br />
Ein Tableau der Angst: „Fúria/Wut“ von Lia Rodrigues<br />
TANZ IN DER FAVELA<br />
Lia Rodrigues ist 1956 in Sao Paolo geboren, studierte klassisches Ballett und Geschichte,<br />
arbeitete einigeJahre bei Mguy Marin in Frankreich. 1990 gründete sie die Lia Rodrigues<br />
Compahia de Dancas, 2004 verlegte sie ihren Arbeitsmittelpunkt in die Favela Maré.<br />
„Fúria /Wut“ noch einmal heute 19 Uhr im HAU2,Tel.: 25900427<br />
SAMMI LANDWEER<br />
gleich schwierig. Ich arbeite nicht in<br />
Maré, weil Bolsonara jetzt an der<br />
Macht ist, sondern ich mache das<br />
schon lange. Als wir 2003 mit der<br />
Company kamen, hatten wir kein<br />
Projekt. Es ging zunächst darum, in<br />
Austauschzukommen und gemeinsam<br />
zu sehen, was wir tun können.<br />
Wiralle mussten erstmal lernen, was<br />
unser Platz sein könnte.Wir mussten<br />
die Regeln kennenlernen, was können<br />
wir tun und was nicht.Wirmussten<br />
lernen mehr zuzuhören als zu reden.<br />
Dashält bis heute an. Ichmache<br />
das gemeinsam mit der NGO Redses.<br />
Redses wurde vonUniversitätsabsolventen<br />
gegründet, die aus Maré<br />
kommen, den Absprung geschafft<br />
haben und in die Favela zurückgekehrtsind,<br />
um den KinderndortbessereBildungschancen<br />
zu geben.<br />
Fühlen Siesichinder Arbeit bedroht?<br />
Ich bin 63 Jahre alt, ich habe<br />
schon zu Zeiten der Militärdiktatur<br />
als Künstlerin gearbeitet. Ich finde,<br />
Geschichte hat etwas von Wellen<br />
und ich versuche auf ihnen und unter<br />
diesen Wellen durchzusurfen. Ich<br />
kann das für mich so sagen, ich muss<br />
nicht, wie andere, um mein Leben<br />
fürchten.<br />
DasStück mit dem Siejetzt im HAU2<br />
gastieren, „Fúria/Wut“, klingt nach<br />
großem Zorn.<br />
Natürlich bin ich, sind die Tänzer<br />
wütend über die Verhältnisse. Für<br />
das Stück haben wir am Anfang mit<br />
verschiedenen Bildern der Macht<br />
gearbeitet. MitBildernvon der Situation<br />
von weißen Menschen und<br />
schwarzen Menschen, von Armen<br />
und Reichen. Die Künstler haben<br />
Bilder ihrer Ängste gesammelt und<br />
davon, was sie von der Welt wollen.<br />
Daraus haben wir ein Tableau zu<br />
entwickeln versucht. Wir sind sehr<br />
weit zurückgegangen in die Vergangenheit<br />
und weit vorindie Zukunft.<br />
Undwoher kommt die Wut?<br />
Wenn wir in unsere Vergangenheit<br />
zurückgehen, stoßen wir unweigerlich<br />
auf die Sklaverei. Das ist unsere<br />
gemeinsame Geschichte. Aber<br />
je nachdem, ob wir weiße, schwarze<br />
oder gemischte Haut haben, ist es<br />
eine sehr unterschiedliche Geschichte.Aberesist<br />
eine Geschichte,<br />
die nicht erzählt, die nach wie vor<br />
verdrängt wird. Wir müssen uns dekolonisieren.<br />
Der Genozid an den<br />
schwarzen Menschen, der mit dem<br />
Kolonialismus begonnen hat, wird<br />
bis heute fortgesetzt. Alle 30 Minuten<br />
wird inBrasilien ein Mensch erschossen,<br />
meistens ist es ein schwarzer<br />
Jugendlicher. Das war schon vor<br />
Bolsonaraso. DerReichtum Europas<br />
basiert auf der Kolonialgeschichte,<br />
aber euer Bildungskanon ist nach<br />
wie vorvon weißen männlichen Philosophen<br />
dominiert. Ich finde, es<br />
braucht einen anderen.<br />
Interview: Michaela Schlagenwerth<br />
NACHRICHTEN<br />
Die neue Berlinale-Leitung<br />
präzisiertihr Programm<br />
DieBerlinale will künftig weitere<br />
Auszeichnungen vergeben. Neben<br />
den Filmen im Wettbewerb und den<br />
besten Kurzfilmen sollen auch „ästhetisch<br />
und formal ungewöhnliche<br />
Werke“ ausgezeichnet werden. Dafür<br />
wirddie Reihe „Encounters“<br />
(Konfrontationen) geschaffen, wie<br />
die neuen Leiter Carlo Chatrian und<br />
Mariette Rissenbeek am Dienstag<br />
ankündigten. Ziel sei es,„neue Stimmen<br />
des Kinos zu unterstützen und<br />
den verschiedenen narrativen und<br />
dokumentarischen Formen mehr<br />
Raum im offiziellen Programm zu<br />
geben“. Es werden für diese Sektion<br />
maximal 15 Spiel- oder Dokumentarfilme<br />
ab einer Laufzeit von60Minuten<br />
eingeladen. Eine dreiköpfige<br />
Jury entscheidet über die Preise für<br />
den besten Film, die beste Regie und<br />
den Spezialpreis.Die Reihe NATIVe<br />
wirdnicht fortgeführt, die Kontakte<br />
zu indigenen Filmemachernund Filmemacherinnen<br />
sollen in den bestehenden<br />
Sektionen gepflegt werden.<br />
DieReihe Kulinarisches Kino,für die<br />
der abgelöste Festivaldirektor Dieter<br />
Kosslick mitunter kritisiertwurde,<br />
wirdnicht fortgeführt. (BLZ)<br />
Liebesgott in Vermeer-Bild<br />
wird in Dresden freigelegt<br />
Sensation: Ein Bild im Bild –Vermeer malte<br />
original einen Cupido an die Wand. SKD<br />
JanVermeer hat sein Bild „Brieflesendes<br />
Mädchen am offenen Fenster“<br />
nicht selbst nachträglich übermalt.<br />
Anders als bisher vonder Forschung<br />
angenommen, wurde das<br />
„Bild im Bild“ eines vondem Delfter<br />
rechts oben ins Bild gesetzten<br />
nackten Cupidos Jahrespäter von<br />
fremder Hand übermalt, wie Gemäldegalerie-Direktor<br />
Stephan<br />
Koja am Dienstag sagte.Eshandelt<br />
sich um eine Sensation im Zuge der<br />
Restaurierung des weltberühmten<br />
Motivs von1657/59. DieOriginal-<br />
Fassung mit Cupido wirdweitgehend<br />
wiederhergestellt. DieHälfte<br />
des römischen Liebesgotts,der der<br />
Briefleserin über die Schulter zu<br />
schauen scheint, ist schon freigelegt.<br />
Ab heute wirddie Arbeit öffentlich<br />
fortgesetzt. (BLZ)<br />
OST-BERLIN<br />
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11.05.–09.11.2019<br />
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22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
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Feuilleton<br />
Zurück zu den Eltern<br />
Groteske Schönheit: Mit „Ray &Liz“ macht der Fotograf Richard Billingham ein Lebensprojekt zum Film –sein Aufwachsen in einer Alkoholikerfamilie<br />
VonPhilipp Bühler<br />
Ray und Liz, essend vordem<br />
Fernseher. Ray, ein klappriges<br />
Männchen mit leerem<br />
Blick, zusammengesunken<br />
neben einer verdreckten Toilettenschüssel.<br />
Ray lachend. Die riesige<br />
Liz abwesend über ein Puzzle<br />
gebeugt, das mit dem schrillen Muster<br />
ihres Kittels zu verschwimmen<br />
scheint. Man konnte diese Bilder<br />
schon einmal sehen, als Fotografien.<br />
In der damals aufsehenerregenden<br />
Ausstellung junger britischer Kunst<br />
namens „Sensation“, die 1998 auch<br />
in Berlin gastierte, fanden sich irgendwo<br />
zwischen Damien Hirsts<br />
eingelegtem Hai und den verstörenden<br />
Kindertorsos der Brüder Chapman<br />
diese viel weniger sensationellen<br />
Zeugnisse einer traurigen Welt.<br />
Ray und Liz waren die Eltern des<br />
Fotografen RichardBillingham, die er<br />
zwischen 1990 und 1996 porträtierte.<br />
Einen Bildband und mehrere Videoinstallationen<br />
später hat er nun einen<br />
Spielfilm daraus gemacht. Er wirkt<br />
wie das bestürzende Dokument einer<br />
traumatischen Kindheit. Und erist,<br />
auf groteske Weise und so befremdlich<br />
das klingt, wunderschön.<br />
Der junge Richard taucht in „Ray<br />
&Liz“ selbst auf, als etwa zehnjähriger<br />
Junge und als rechtschaffen verstörter<br />
Teenager,aber es ist nicht die<br />
Hauptrolle. Ray und Liz, jünger als<br />
auf den späteren Fotos, was keinen<br />
großen Unterschied macht, haben<br />
kaum einen Blick für ihre beiden<br />
Kinder. Liz, am ganzen Körper tätowiert<br />
und ketterauchend, beschäftigt<br />
sich mit ihren Puzzeln oder gar<br />
nichts. Ray trinkt oder schläft. Seit<br />
seiner Entlassung, von der man wenig<br />
erfährt, ernährtersich vonAlkohol.<br />
In der wenig chronologischen<br />
Ketterauchende Trostlosigkeit: Ray(Justin Salinger,r.) und Liz (Ella Smith)<br />
Struktur des Films sieht man ihn zunächst,<br />
nach dem Auszug vonLiz, als<br />
den einsamen alten Mann, von dem<br />
der erwachsene Billingham seine Fotos<br />
machte.Inderselben vermüllten,<br />
aber nun noch stilleren Wohnung im<br />
14. Stock eines Sozialbaus in den<br />
englischen Midlands steht er nur<br />
auf, um zu trinken. EinFreund bringt<br />
ihm seine tägliche Ration selbstgebrauten<br />
Alkohols in Plastikflaschen.<br />
Danach kann er wieder schlafen.<br />
Einmal kommt Liz vorbei, um ihm<br />
ein wenig von seinem Arbeitslosengeld<br />
aus der Tasche zu leiern.<br />
Die Familienszenen sind kaum<br />
heiterer, entwickeln aber einen seltsamen<br />
Sog und gelegentlich auch<br />
Humor. Die Wohnung, mit ihrer unumstößlichen<br />
Liebe zum Nippes vor<br />
allem von Liz gestaltet, steckt voller<br />
Details.Wie die Bewohner fühlt man<br />
sich eingesperrt, aber auch zuhause<br />
in dieser durch Zigarettenrauch gefilterten<br />
Welt aus vergilbten Teppichen<br />
und Tapeten in allen Farbstufen<br />
zwischen hellbraun, ocker und<br />
beige.Und es gibt Tiere. Während im<br />
stummgeschalteten Fernsehgerät<br />
Naturdokus von einem freieren Leben<br />
künden, rascheln und piepen in<br />
ihren Käfigen Wellensittiche, Kaninchen<br />
und Hamster. Von Billingham<br />
ist bekannt, dass er außer seiner Familie<br />
später vor allem Tiere imZoo<br />
fotografierte.<br />
Der Zusammenhang liegt auf der<br />
Hand. Richards Tätigkeit im Film beschränkt<br />
sich darauf, dieses unwirk-<br />
RAPID EYE MOVIES<br />
liche Zusammenleben aufzuzeichnen,<br />
mit Stift und Papier,oder mit einem<br />
Kassettenrekorder, dessen Aufnahmen<br />
als Quellenmaterial<br />
dienten. Er ist wie die Fliege unter<br />
Rays kahler Glühbirne oder die Milben<br />
im Teppich, beides in gespenstischen<br />
Großaufnahmen festgehalten<br />
–ein unbemerkter Beobachter mit<br />
dem einzigen Willen, zu überleben.<br />
Nicht bemerkt zu werden, ist für<br />
einen Fotografen vonVorteil. Mit ihrernur<br />
noch eingeschränkten Wahrnehmung<br />
kümmerten sich die Elternnicht<br />
um das,was der Sohn mit<br />
ihnen tat. Darüber, ob ihnen sein<br />
späterer Erfolg etwas bedeutete,<br />
machte Billingham widersprüchliche<br />
Angaben. Beleidigt waren sie jedenfalls<br />
nicht. Ursprünglich dienten<br />
die Fotos nur als Material für Zeichnungen,<br />
mit denen er sich an Kunsthochschulen<br />
bewarb.Erst spät, nach<br />
angeblich sechzehn Absagen, sah er<br />
ihren eigenen, künstlerischen Wert.<br />
Der Wendepunkt in seinem Leben<br />
kam, als ein Dozent die Aufnahmen<br />
erstmals aufgrund ihrer Qualität beurteilte,<br />
und nicht nach dem, was<br />
darauf passierte.<br />
Mit„Ray&Liz“ gelingt Billingham<br />
etwas ähnliches.Erhat keine soziale<br />
Agenda wie KenLoach. Dienostalgischen<br />
Stanzen von Terence Davies<br />
(„Entfernte Stimmen – Stilleben“)<br />
liegen näher,doch in der langen Geschichte<br />
des britischen Filmrealismus<br />
setzt er noch mal einen neuen<br />
Ton. Er gibt diesen Menschen eine<br />
Artvon Würde,doch das ist nicht der<br />
Punkt. Eine Mischung aus stiller Wut<br />
und gelöstem Akzeptieren liegt in<br />
diesen so nahen und zugleich distanzierten<br />
Bildern. Ganz offensichtlich<br />
will er mit dem, was nun einmal<br />
war, seinen Frieden machen. Noch<br />
weniger als in den Fotografien hat<br />
man hier das Gefühl, dass er –natürlich<br />
kam damals der Vorwurf–einen<br />
lässigen Voyeurismus bedient. Dass<br />
Billingham mit dieser Geschichte<br />
Elendstourismus betreibt, lässt sich<br />
noch weniger behaupten, schließlich<br />
ist es seine eigene. Dass er sie<br />
überlebt hat, grenzt an ein Wunder.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 23<br />
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Feuilleton<br />
Nebel,<br />
der über<br />
Saiten streift<br />
Thom Luz gastiert<br />
beim Theatertreffen<br />
Die Kunst,<br />
sich nicht zu<br />
verstehen<br />
Zu den Sprachvarianten der<br />
Europa-TV-Serie „Eden“<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Das Stück hat noch nicht richtig<br />
begonnen, die Bühne ist menschenleer,<br />
da schiebt sich kaum<br />
wahrnehmbar in der Langsamkeit<br />
ihrer Bewegung von hinten rechts<br />
nach vorn links eine Wolke, die sich<br />
so staunenswert elegant, bedächtig<br />
durch den Raum tastet, als sei sie ein<br />
etwas zu großes, nobles Lebewesen.<br />
Innen: körperlich kompakt, an den<br />
Rändern: fast transparent filigran.<br />
Eine sehr besondereWolke,die ganz<br />
diszipliniert nur in den mittleren<br />
Luftschichten des Bühnenraumes<br />
lebt und uns Zuschauer auf der ansteigenden<br />
Tribüne im Haus der<br />
Festspiele sofort mit in ihre schwebende<br />
und doch ganz materiell bleibende<br />
Sphärehebt.<br />
Und schon ist man mitten im<br />
Wolkenkerndieses höchst wunderlichen,<br />
gestaltreichen Nebelabends,<br />
der Physik, Musik, Alchemie, Nonsens<br />
und soziale wie künstlerische<br />
Fantasie vereint, umkreist, aufstachelt,<br />
und der den schweizerischen<br />
Regisseur Thom Luz sehr nachvollziebar<br />
zum diesjährigen Theatertreffen<br />
brachte. „Girl from the Fog Machine<br />
Factory“ heißt er so umständlich<br />
wie ironisch, denn um ein Mädchen<br />
geht es allenfalls am Rande,<br />
wenn gleich zu Beginn eine Dame<br />
die Bühne betritt, die hier eine Nebelmaschinenfabrik<br />
ist. Stellvertretend<br />
für uns alle bekommt sie dann<br />
in den eineinhalb kurzen Stunden<br />
vonkauzig quirligen Fabrikarbeitern<br />
die Raffinesse, Bildermacht, Kaputtheit<br />
und das schlicht unkontrollierbare<br />
Eigenleben der stolzen Nebelmaschinen<br />
vorgeführt.<br />
Sie spielen die Hauptrolle in dieser<br />
fast wortlosen und doch viel erzählenden<br />
Schau, wozu auch ein<br />
wiederholt klingelndes Telefon, ein<br />
sich nach Belieben einschaltendes<br />
Radio, diverse Propeller, die wie<br />
Windräder,amEnde auch wie Grabsteine<br />
aussehen, riesige Röhren, ein<br />
gespenstisch schlechter Beamer,der<br />
absurd verwischte Übertitel an die<br />
Wand projiziert, und klassische<br />
Streichinstrumente gehören.<br />
Thom Luz ist mit seinem Nebelstück zum<br />
dritten Mal beim Theatertreffen. SANDRA THEN<br />
Gerade sie sind wichtig, denn hier<br />
wird nach mehreren Partituren eine<br />
multidimensionale Nebelsinfonie<br />
gespielt, die wirklich in die unbeschreibbaren<br />
Zwischenbereiche<br />
zwischen Physik, Trick und Kunst,<br />
Materie und ihreAuflösung dringt.<br />
Es ist, als machten Luz und seine<br />
wunderbar selbstlosen Arbeiterspieler<br />
nicht nur das Gedachte in jedem<br />
Bild mit sichtbar,sondernden physikalisch-materiellen<br />
Gang des Denkens<br />
und Kommunizierens selbst. In<br />
einem der vielen wunderbaren Momente<br />
stehen sich eine Cello-Spielerin<br />
und ein Violinist gegenüber, die<br />
sich ihr Spiel noch mit einem Propeller<br />
teilen. Dieser lässt die Saiten vibrieren,<br />
während die Menschen die<br />
Fingersätzebeisteuern, und weil das<br />
zugleich Wind macht, pustet der<br />
Propeller mit jeder Klangsentenz einen<br />
Nebelfaden hinüber zum anderenInstrument.<br />
EinTheater der abstrakten<br />
Sinnlichkeit, des sichtbar<br />
Unsichtbaren zum Denken, Schlafen<br />
oder einfach nur Freuen.<br />
Die Bürger und Funktionäre werden typisiertdargestellt, wodurch es nur ein Rollen-Individuum gibt: M(Scott Hendricks), der sich hier am roten Faden festhält.<br />
Allgegenwärtiges Kinderlachen<br />
Barrie Kosky inszenierte „M –Eine Stadt sucht einen Mörder“ als Musiktheater an der Komischen Oper<br />
VonPeter Uehling<br />
Während es im Sprechtheater<br />
gang und<br />
gäbe ist, werden auf<br />
der Opernbühne<br />
Filmstoffe selten adaptiert. 2003 hat<br />
Olga Neuwirth David Lynchs „Lost<br />
Highway“ in ein Musiktheater verwandelt,<br />
in dem kaum gesungen<br />
wurde und über die Handlung des<br />
Films eine obligate Gruselmusik gelegt<br />
wurde.Ander Komischen Oper<br />
hat der Komponist Moritz Eggert<br />
zusammen mit dem Chefregisseur<br />
Barrie Kosky aus Fritz Langs 1931<br />
gedrehtem „M –Eine Stadt sucht einen<br />
Mörder“ jetzt eine Oper gemacht,<br />
in der nicht wenig gesungen<br />
wird und die dennoch schwer als<br />
Oper zu verstehen ist und wie Neuwirths<br />
Lynch-Version weitgehend<br />
vergeblich ihre Autonomie gegenüber<br />
dem Film behauptet. Denn<br />
dazu bedürfte es starker, vom Film<br />
unabhängiger Szenen.<br />
Seit Volker Kutschers Gereon-<br />
Rath-Krimis als„Babylon Berlin“ ins<br />
Fernsehen gekommen sind, gibt es<br />
einen kleinen Hype um Berlin in<br />
den letzten Jahren der Weimarer Republik;<br />
die Komische Oper ist mit<br />
dieser Zeit aufgrund ihrer breit aufgestellten<br />
Operettenschiene ohnehin<br />
eng verbandelt. Das mag die<br />
Idee erklären, „M“ auf die Bühne zu<br />
stellen, und mit dem 53-jährigen<br />
Eggert verpflichtete man einen<br />
Komponisten, der sich in seinen<br />
bislang 15 Opern offen für diverse<br />
Formen und populäre Tonfälle gezeigt<br />
hat.<br />
„M“ ist indes mehr als ein Stoff,<br />
er war auch für seinen Regisseur ein<br />
Experiment, nämlich sein erster<br />
Tonfilm. Die gesteigerte Realitäts-<br />
Suggestion nutzte der mit Fantasy-<br />
Stoffen wie „Die Nibelungen“, „Dr.<br />
Mabuse“ oder „Metropolis“ bekannt<br />
gewordene Fritz Lang im<br />
Sinne fast dokumentarischer Wirkung:<br />
DieGroßstadt wirdinihresozialen<br />
Milieus und Funktionsbereiche<br />
zerlegt: Proletariat, Kleinbürger,<br />
Polizei, Verbrecher, Prostituierte –<br />
und daneben die Kinder als Menschen<br />
schlechthin und ihr Mörder<br />
als der prinzipiell „Andere“.<br />
Kinder mit Pappmachéköpfen<br />
In der Oper werden derartige Differenzen<br />
kassiert. In Koskys Inszenierung,<br />
der zusammen mit seinem<br />
Chefdramaturgen Ulrich Lenz das<br />
Libretto aus dem Originaldrehbuch,<br />
Kinderliedern und surrealen Gedichten<br />
vonWalter Mehring zusammengestellt<br />
hat, treten Polizei, Verbrecher<br />
und Huren zwar deutlich<br />
unterscheidbar auf. Aber durch ihre<br />
Besetzung durch Kinder mit großen<br />
Pappmaché-Köpfen wirken sie<br />
doch als eine einzige Gattung von<br />
Gegenspielernoder auch als feindliche<br />
Obsession des Mörders. Das<br />
Programmheft fragt: „Ist alles nur<br />
ein kindliches Spiel?“ Im Film war es<br />
das sicherlich nicht. Zu fragen wäre,<br />
welchen Vorteil die Oper aus dieser<br />
Andeutung einer Umdeutung zieht.<br />
Es gibt nun nur noch eine einzige<br />
Rolle: den Mörder.Das Interesse der<br />
Gesellschaft, ihn aus dem Verkehr<br />
zu ziehen –jeweils anders begründet,<br />
ob es sich um Eltern, Polizei<br />
oder Verbrecher handelt –, findet<br />
keine Personifikation und bleibt so<br />
reichlich blass.<br />
Diese Tendenz zur Abstraktion<br />
setzt sich im Bühnenbild fort: Es genügt<br />
ein Laufsteg, der mit faltbaren<br />
Prospekten zu Hausflur oder Polizeiwache<br />
erklärt wird. Aber auch<br />
der Mörder selbst artikuliert sich<br />
selten und vorwiegend im Medium<br />
von Walter Mehrings Versen, deren<br />
geistreich montierte Phrasen nachzeichnen,<br />
wie sich Sprache als Ausdrucksmittel<br />
dem Individuum entzieht.<br />
In diesem Sinne schreibt Eggert<br />
eine Musik aus Formeln, aus<br />
Achtziger-Jahre-Synthesizer-Gejaule,<br />
aus Kinderliedern, aus<br />
Schlagzeug-Rhythmen, aus sentimentalen<br />
Schlager-Gesten, aus<br />
Neue-Musik-Klischees, aus der von<br />
Peter Lorregepfiffenen Grieg-Melodie,<br />
die zusammen eine gewaltige<br />
Collage nicht authentischen Klangs<br />
ergeben, die elektronisch verstärkt<br />
in den Raum schwappt.<br />
Die Absicht ist immersiv: Man<br />
soll einen Eindruck bekommen, wie<br />
es im Kopf des Mörders aussieht –<br />
Reise in zwei Richtungen<br />
MONIKA SKOLIMOWSKA<br />
Peter Lorres Schlussmonolog über<br />
Zwang und Getriebenheit wirdzum<br />
konzeptionellen Schlüssel des Ganzen.<br />
Gerade der aber fällt in Eggerts<br />
Vertonung weit hinter Lorres noch<br />
immer atemberaubende Darstellung<br />
zurück. Scott Hendricks hat in<br />
der Rolle des Mörders kaum Gelegenheit,<br />
sich zu profilieren; die Kinderlieder,<br />
indenen er seine Stimme<br />
zeigen könnte, bleiben melodisch<br />
konturlos.<br />
Ständig mit Vollgas<br />
Was also ist das für ein Stück? Am<br />
ehesten eine Art hundertminütige<br />
Klanglandschaft, die ohne Rücksicht<br />
auf die schlüssige Verteilung<br />
von Kontrasten praktisch ständig<br />
Vollgas gibt –sieht man den Generalmusikdirektor<br />
Ainars Rubikis<br />
seine erste Uraufführung an der Komischen<br />
Oper dirigieren, könnte<br />
man den Eindruck haben, hier<br />
ginge es um höchste expressive<br />
Selbstentäußerung. Ein enormes<br />
Lob verdienen der Kinderchor der<br />
Komischen Oper und seine Leiterin<br />
Dagmar Fiebach, die eine höchst<br />
umfangreiche Partie zu bewältigen<br />
haben und der Oper ihrespezifische<br />
Farbe geben: Der Gesang von Kindern,<br />
ihr Lachen und Rufen ist fast<br />
allgegenwärtig.<br />
„M –Eine Stadt sucht einenMörder“: 11. und<br />
24. 5., 9., 22. und 26. 6.,19.30 Uhr,Komische<br />
Oper,Behrenstr.55–57<br />
In Friedemann Karigs Debütroman „Dschungel“ strandet der Erzähler in Asien und in seiner Vergangenheit<br />
VonUlrich Seidler<br />
Der namenlose Ich-Erzähler in<br />
„Dschungel“, dem Debütroman<br />
von Friedemann Karig (geboren<br />
1982) meistert Abenteuer, die er<br />
wahrlich nicht gesucht hat, und er<br />
denkt lästige,von anderen hereingespielte<br />
Gedanken. Dennoch ist er ein<br />
Glückspilz, denn sowohl die unfreiwilligen<br />
Abenteuer als auch die Gedanken<br />
sind gar nicht uninteressant<br />
und ließen kaum etwas zu wünschen<br />
übrig, wenn dieser Erzähler nicht so<br />
viel daran herumnörgeln würde.<br />
Gut, er geht nicht aus eigenem Antrieb<br />
auf eine Reise entlang der erst<br />
mehr, dann weniger ausgetretenen<br />
Backpackerrouten nach Kambodscha,<br />
und es ist schon recht, dass er<br />
dem drogenbefeuerten Selbstfindungsquark,<br />
dem man ihn aussetzt,<br />
kritisch gegenübersteht –auch wenn<br />
er in seinen Reflexionen darüber<br />
doch sehr ausführlich wird.<br />
Der Knackpunkt ist, dass es einmal<br />
mehr sein vereinnahmender<br />
Freund Felix ist, der ihn zu alledem<br />
zwingt. Derirgendwie schönere, stärkere,<br />
mutigere, hungrigereFelix, dem<br />
der Erzähler seit der Kindheit nacheifert<br />
und dessen Zuneigung er nie<br />
ganz gewinnen kann, ist bei seiner Allein-Weltreise<br />
vor ein paar Wochen<br />
auf einmal vonder Bildfläche der sozialen<br />
Netzwerke verschwunden. Felix’<br />
Mutter ahnt das Schlimmste und<br />
schickt seinen Freund, den Ich-Erzähler,<br />
auf die Suche. Eswird auch<br />
eine Reise in dieVergangenheit.<br />
DerRoman wechselt unter erhöhtem<br />
Cliffhanger-Einsatz kapitelweise<br />
zwischen zwei verdorbenen Paradiesen:<br />
zwischen der Reisebeschreibung<br />
durchs wilde Asien und den Rückblenden<br />
in die südwestdeutsche<br />
Kleinstadtkindheit. Besonders der in<br />
Asien spielende Teil wirkt recht konstruiert<br />
und dekoriert. Man merkt,<br />
wenn dem Autor bange wird, dass der<br />
Leser die Geduld verliert, und er dann<br />
einen handlungstreibenden Schalter<br />
umlegt oder schnell den Spielort<br />
wechselt. DerZufall –oder die erzählerische<br />
Willkür – muss ordentlich<br />
mithelfen, dass die Reisen interessant<br />
und spannend bleiben.<br />
Die mit pop-lyrischen Glitzersteinen<br />
durchsetzten Kindheitserinnerungen<br />
sind nostalgisch überstrahlt<br />
und zugleich melancholisch überschattet.<br />
Man muss mit den Jungs<br />
Mutproben und Blamagen überstehen<br />
sowie die Provokationen vonFelix,<br />
der die Freundschaft immer wieder<br />
auf die Probe stellt und den Bogen<br />
mehrmals überspannt. Doch auf die<br />
Komplexe und die mit Coolness getarnte<br />
Unterwürfigkeit des Erzählers<br />
gegenüber Felix ist Verlass, auch bei<br />
der Liebe ist klar, wer das Recht der<br />
ersten Nacht hat und wersich zufrieden<br />
gibt mit dem, was übrig bleibt.<br />
Der Leser ahnt lange nichts von<br />
den zugrundeliegenden seelischen<br />
Verletzungen, die zu diesem enervierenden<br />
Verhalten der beiden wie in<br />
einer schlechten Ehe voneinander<br />
abhängigen Freunde führen – und<br />
ein bisschen scheint es so, als sei<br />
auch dem Autor erst unterwegs eingefallen,<br />
dass er eine Begründung<br />
dafür installieren oder verstärken<br />
muss. Anmindestens zwei Stellen,<br />
über die man nichts verlauten lassen<br />
darf, weil das der auf Spannung angelegten<br />
Handlung zu viel vorwegnähme,<br />
wird man doch von hereingereichten<br />
Informationen sehr kalt<br />
überrascht und ein bisschen ausgetrickst.<br />
Doch das ist, weil man sich<br />
gut unterhält, leicht verzeihlich. Lieber<br />
zu viel Fabulierlust und Gefühlsmut<br />
in einem Debüt als zu wenig.<br />
Friedemann Karig: Dschungel. UllsteinVerlag<br />
Berlin 2019, 384 Seiten,22Euro<br />
Buchvorstellung am heutigen Mittwoch in der<br />
Backfabrik,Clinker Lounge,SaarbrückerStr.36a<br />
VonTorsten Wahl<br />
Der 16-jährige Junge,der in Nigeria<br />
aufgebrochen war, umsein<br />
Traumland England zu erreichen,<br />
strandet auf einem abgelegenen<br />
griechischen Gehöft in den Bergen.<br />
Dergreise Bauer spricht ihn auf Griechisch<br />
an –und Amareantwortet auf<br />
Deutsch. Die Synchronisation einer<br />
internationalen TV-Serie wie„Eden“,<br />
die in vier Ländern spielt und deren<br />
Helden in sechs Sprachen reden,<br />
steckt in einem Dilemma.<br />
Denn einerseits soll dem ARD-<br />
Publikum um 20.15 Uhr der Zugang<br />
zu einem vielschichtigen Projekt wie<br />
dieser Migrationsserie erleichtert<br />
werden. Das Thema verheißt ohnehin<br />
keine hohen Einschaltquoten –<br />
und zu viele Untertitel sind erst recht<br />
Quotengift. Dass zwei syrische<br />
Frauen, die sich in Paristreffen, oder<br />
dass die beiden griechischen Wachleute<br />
eines Flüchtlingslagers in der<br />
synchronisierten TV-Version auf<br />
Deutsch miteinander reden, ist ja<br />
auch verständlich. Doch „Eden“ arbeitet<br />
ja gerade<br />
mit den Differenzen,<br />
mit dem<br />
Nicht-Verstehen<br />
zwischen Fremden.<br />
Und der<br />
kleinste gemeinsame<br />
Sprach-<br />
Nenner, der im<br />
realen Europa Flüchtlinge landen<br />
natürlich Englisch<br />
ist, wird in<br />
am Badestrand.<br />
der Synchronisation zu Deutsch, was<br />
mitunter bizarr wirkt. Dagegen lassen<br />
die untertitelten Original-Versionen<br />
in den Mediatheken von ARD<br />
und Arte die an vielen Originalschauplätzen<br />
gedrehte Serieauthentischer<br />
wirken und ermöglichen Zugang<br />
zu Feinheiten.<br />
So spricht Hamid, ein aus Syrien<br />
nach Frankreich emigrierter Arzt,<br />
französisch, seine Frau Meryem aber<br />
nicht – in manchen Dialogen<br />
schließt Hamid seine Frau durch einen<br />
Wechsel ins Französische bewusst<br />
aus dem Gespräch aus. Und<br />
Helene, die Betreiberin des Athener<br />
Flüchtlingslagers, wechselt gegenüber<br />
Brüsseler Beamten und<br />
Schweizer Finanziers verzweifelt<br />
zwischen Französisch und Englisch<br />
hin und her. Die Synchronisation<br />
kennt diese Unterschiede nicht.<br />
Besondere Spielmöglichkeiten<br />
ermöglicht die Arte-Mediathek, die<br />
insgesamt acht Sprachfassungen bereithält:<br />
Deutsch synchronisiert, Original<br />
mit deutschen Untertiteln,<br />
Deutsche Hörfassung und Deutsche<br />
Untertitel für Gehörlose –und das alles<br />
noch mal auf Französisch. Denn<br />
hier kann man zwischen den Varianten<br />
springen, wobei man merkt, dass<br />
den französischen Zuschauern in<br />
der Synchronisation weit weniger<br />
Untertitel angeboten werden. So<br />
wird das Seefahrer-Poem von John<br />
Masefield, das den Rahmen von<br />
„Eden“ liefert, im Deutschen stets im<br />
Original zitiert, im Französischen<br />
aber übersetzt. DenDeutschen traut<br />
man sprachlich also sogar mehr zu.<br />
SILKE WOLFRAN KOCH/ARTE<br />
TOP 10<br />
Montag,6.Mai<br />
1 Sarah Kohr ZDF 6,14 19 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,99 17 %<br />
3 Wer wird Millionär? RTL 4,61 15 %<br />
4 heute-journal ZDF 3,92 14 %<br />
5 heute ZDF 3,77 16 %<br />
6 Magisches Island ARD 3,36 10 %<br />
7 SOKO5113 ZDF 3,30 17 %<br />
8 RTL aktuell RTL 3,07 14 %<br />
9 Quizduell ARD 2,91 14 %<br />
9 Quizduell, 2 ARD 2,91 16 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Naunynstraße (& 75 45 37 25)<br />
20.00: Cyclops (Nasheeka Nedsreal)<br />
Ballhaus Ost (& 44 03 91 68)<br />
20.00: Rock around the cock (Jennifer Frank &Team)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30: Endspiel<br />
20.00 Kleines Haus: Aufder Straße<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Der Seelenbrecher<br />
20.00: Passagier 23<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
19.30: Welche Zukunft?! Let Them Eat Money<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
20.30: Biografie: Ein Spiel<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
20.00: Olly &Dolly<br />
GripsHansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
19.30: berliner kindertheaterpreis 2019<br />
HAU2(&25 90 04 27)<br />
19.00: Fúria (Wut) (Companhia de Danças)<br />
Kleines Theater (& 821 20 21)<br />
20.00: Schachnovelle<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 16.00: Unterleuten<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Ewig Jung<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30, 19.30: Der Fremde<br />
Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />
20.00: CharlysTante<br />
Spiegelpalast am Bahnhof Zoo<br />
(& 018 06 57 00 70) 19.00: Hoodoo<br />
Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />
19.00: Il barbiere di Siviglia<br />
Theater Coupé (& 902 91 67 03)<br />
20.00: Kabarett Größenwahn –Das verlorene<br />
Paradies (Deutsch-Jüdisches Theater Berlin)<br />
Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />
20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90<br />
Minuten!)<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
18.00, 20.00: Coming Society<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.15: Cosmic ComedyBerlin Open-Mic –English<br />
Comedy(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Liebén (Vladimir Korneev)<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />
(& 017 95 34 66 96) 20.00: In der Nacht isst der<br />
Mensch nicht gern alleine (Franziska Hausmann und<br />
Sabine Genz)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Die letzte lebende Diseuse –Blandine Reloaded<br />
(Désirée Nick)<br />
BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />
20.00: Tonarten einer Beziehung (Bitter and Sweet<br />
Symphony)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30: Die Ding Show (ImproBerlin)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />
20.30: Stars in Concert<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: Wunder (Max Olbrich)<br />
Ratibortheater (& 618 61 99)<br />
20.30: Ick &Berlin (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Katharina Hoffmann<br />
(Mod.)<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
17.00, 20.30: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
18.30: The Band –Das Musical<br />
Theater im Palais (& 201 06 93)<br />
19.30: HintermOfen sitzt ne Maus<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: Dominique Horwitz singt Brel<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
20.00: Let’s Twist Again! –Rockabilly Hits &Acrobatics<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Wirnach (Sebastian Pufpaff)<br />
KLASSIK<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
20.00: Orchester der Deutschen Oper Berlin, Ltg.<br />
Donald Runnicles, Sinfoniekonzert, GustavMahler:<br />
Sinfonie Nr.6a-Moll<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
14.00: Espresso-Konzert<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg.<br />
Valentin Uryupin, Mariano Esteban Barco (Oboe),<br />
Philipp Kopachevsky (Klavier), Debüt im Deutschlandfunk<br />
Kultur,Widmann: „Con brio“, Konzertouvertüre<br />
für Orchester;Strauss: OboenkonzertD-Dur op. 144;<br />
Rachmaninow/Paganini: Rhapsodie über ein Thema<br />
vonPaganini op. 43; Prokofjew: „Romeo und Julia“,<br />
Suite<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Quartet Gerhard, Mozart: Streichquartett Nr.<br />
17 B-Dur „Die Jagd“; Schubert: Streichquartett Nr.15<br />
G-Dur<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
16.00: Akademiekonzert–Studierende der Barenboim-Said-Akademiestellen<br />
sich vor<br />
Schloss Charlottenburg –Große Orangerie<br />
(& 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />
Meisterwerkedes Barocks, Werkevon Vivaldi, Händel<br />
&Quantz, mit Menü<br />
Wabe (& 902 95 38 50)<br />
20.00: Szolnok: Walfriede Schmitt (Sprecherin) mit<br />
Karsten Troyke (Gesang u. a.) &Daniel Weltlinger<br />
(Violine), Jiddische Lieder,Chanson, Geschichten,<br />
Anekdoten und Witze vonKurtTucholsky –Album<br />
Release<br />
Zitadelle Spandau (& 35 49 44 29 7/)<br />
20.00 Gotischer Saal: Dávid Szigetvári, Johannes<br />
Weiss, Heidi Gröger,Patrick Sepec, Thor-Harald<br />
Johnsen, Margret Köll, Italienische Reise –von Venedig<br />
nach Neapel und zurück, FrühbarockeMusik aus<br />
der Zeit der „Seconda Prattica“<br />
KINDER<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />
10.00 Kinderbibliothek: Die drei Schweinchen,<br />
Scuraluna-Schattenbühne (ab 4J.)<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00: Du hast angefangen! Nein: Du!, puppen etc.<br />
(ab 3J.)<br />
10.30: Ben liebt Anna (ab 8J.)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
9.15: Teenagers In Trouble, Platypus Theater,English<br />
Children’sTheatre (ab 11 J.). Anm. erf.<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools, Cirk La Putyka (ab 6J.)<br />
Charlottchen (& 324 47 17)<br />
10.30: Das Kaffeetassen-Puppentheater mitall seinen<br />
verrückten Freunden, Burkhard Bering,(ab 3J.)<br />
Das weite Theater (& 991 79 27)<br />
10.00: DieLegende vonWilhelm Tell, Weltliteratur mit<br />
Objekten und Material (ab 9J.)<br />
Figurentheater Grashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Wasser undSeife für Hündchen und Kätzchen,<br />
Theater Rafael Zwischenraum, Figurentheater (ab 2J.)<br />
Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />
10.30: Pippi Langstrumpf, Figurentheater Kobalt<br />
Berlin (ab 5bis 8J.)<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />
Humboldt-Haus (& 96 24 20)<br />
11.00: Ben And The Smugglers, PlatypusTheater,<br />
Englisches Kindertheater (ab 8bis 12 J.)<br />
Theatertreffen<br />
Blick<br />
über den<br />
Gartenzaun<br />
Heute lohnt es sich bestimmt,<br />
mal beim Theatertreffen<br />
vorbeizuschauen<br />
und das eintrittsfreie TT-Kontext-Programm<br />
mit identitätsund<br />
theaterpolitischem<br />
Thema zu besuchen. Es gibt<br />
zwei Podien in der Kassenhalle<br />
des Bornemann-Baus: Zuerst<br />
sprechen die Regisseure Andreas<br />
Dresen, Armin Petras und<br />
die Regisseurin Mina Salehpour<br />
über die ästhetischen<br />
und politischen Ungleichheiten<br />
von Ost- und Westtheater,<br />
dann setzen sich die Autorin<br />
Jana Hensel und die Autoren<br />
André Wilkens, Hengameh<br />
Yaghoobifarah und Max Czollek<br />
unter dem Titel „Wessen<br />
Heimat?“ mit dem deutschdeutschen<br />
Wir auseinander,<br />
das in den 30 Jahren nach der<br />
Wiedervereinigung eine unübersichtliche<br />
Wandlung erfahren<br />
hat und nun wohl in der<br />
rechten, gut eingezäunten Ecke<br />
gelandet ist. Ulrich Seidler<br />
TT-Kontext „Theaterder Versöhnung“<br />
(17Uhr), „Wessen Heimat?“ (18.30Uhr)<br />
im Haus der <strong>Berliner</strong>Festspiele<br />
Unterhaltung<br />
in Unschuld<br />
Seine Wiege mag in<br />
Griechenland stehen –<br />
musikalisch wurde<br />
Europa aber in<br />
Wien erfunden<br />
Spielt seit 1985 in unveränderter Besetzung: Das Vogler Quartett –Stefan Fehlandt (Viola), TimVogler (Violine), Frank Reinecke(Violine) un<br />
Daniel Barenboim erfreut<br />
sein Publikum gern mit<br />
den immer gleichen Stücken,<br />
etwa mit dem letzten<br />
Mozart-Klavierkonzert, das er<br />
auch noch selber spielt. Zuweilen<br />
hat er aber auch Launen. DieProkofjew-Premiere<br />
der „Verlobung im<br />
Kloster“ bei den letzten Festtagen<br />
führte zu verstärkter Beschäftigung<br />
mit Prokofjew in den Kammerkonzerten<br />
der Staatskapelle; jetzt dirigiert<br />
Barenboim Prokofjews Musik<br />
zu Sergej Eisensteins brutal-patriotischem<br />
Durchhaltefilm „Alexander<br />
Newskij“. Noch seltsamer und launischer<br />
ist Barenboims Einsatz für Nikos<br />
Skalkottas,dessen „Kleine Suite“<br />
für Streichorchester das Konzert der<br />
Staatskapelle einleiten wird.<br />
Wer ist Skalkottas? Ein Grieche,<br />
der in Berlin bei Arnold Schönberg<br />
studierte und einiges von der Rigorosität<br />
seines Lehrers lernte, wie<br />
man an der „Kleinen Suite“ hören<br />
kann. Wer„klein“ mit „nett“ assoziiert,<br />
wirdvom hohen Dissonanzgrad<br />
erschrocken sein, von den extremen<br />
Lagen und Artikulationen der Instrumente.<br />
Nach sieben konzentrierten<br />
Minuten ist das reizvolle Werkchen<br />
Peter Uehling<br />
will Musik hören und keine Interpreten.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />
Veranstaltungen, die musikalische<br />
Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />
begeisternde, interessante oder<br />
herzerwärmende. Ob sie sich<br />
tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />
Fragedes Glücks.<br />
vorbei. Barenboim erinnerte sich, als<br />
Student von dem Werk beeindruckt<br />
gewesen zu sein, und assoziiert nun<br />
wie folgt: Europa steckt in einer Legitimationskrise,also<br />
ist es an der Zeit,<br />
zu seinen angeblichen Quellen im<br />
antiken Griechenland zurückzugehen,<br />
folglich zieht er einen modernen<br />
Griechen aus demVergessen. Da<br />
staunt der Laie, und der Fachmann<br />
wundert sich. Die Zwölftontechnik,<br />
die Skalkottas anwendet, bricht radikal<br />
mit der europäischen Idee der<br />
harmonia. In Griechenland konnte<br />
Skalkottas mit diesem Stil keinen<br />
Blumentopf gewinnen und musste<br />
Volkslieder bearbeiten.<br />
„Griechenland“ als Wiege Europasist<br />
eher eine deutsche Erfindung<br />
vonfantasiebegabten Menschen wie<br />
Winckelmann, Goethe oder Hölderlin.<br />
Oder Beethoven: Washatte er für<br />
ein Griechenland im Sinn, als er angesichts<br />
einer Projekt gebliebenen<br />
Bacchus-Oper davon träumte, Dissonanzen<br />
nicht aufzulösen, „da sich<br />
in diesen wüsten Zeiten unsere verfeinerte<br />
Musik nicht denken lässt“?<br />
Die musikalische Wiege des modernen<br />
Europa war die Wiener Klassik:<br />
„Meine Sprache versteht man durch<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 8551) Der Fall Collini<br />
15.00,17.45, 20.30<br />
Cinema Paris (& 881 3119) Der Flohmarkt von<br />
Madame Claire (OmU) 13.30; Van Gogh 15.45,<br />
20.30; Der Flohmarkt von Madame Claire 18.15<br />
Delphi Filmpalast (& 312 1026) Der Flohmarkt<br />
vonMadameClaire 15.40,20.30; Monsieur Claude<br />
II 18.00<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40) Atlas 13.30,15.50,<br />
18.10, 20.30; Avengers: Endgame (OF) 16.15,<br />
20.00; Das schönste Paar 13.45, 16.00, 18.20,<br />
20.40; Liebesfilm 15.00, 17.00, 19.00, 21.00;<br />
Tea with the Dames (OmU) 14.15, 17.00; Border<br />
14.30, 19.00, 21.30; Van Gogh 13.40, 18.30;<br />
Fighting with My Family (OmU) 16.00, 21.00;<br />
Christo(OmU) 14.15, 16.30; Green Book (OmU)<br />
18.45; Mid90s (OmU) 21.30<br />
Filmkunst 66 (& 8821753) Zu jeder Zeit: Lernwege<br />
in derPflege(OmU)17.45;Ein letzterJob 20.00;<br />
Tea with the Dames (OmU) 18.00; AMan of Integrity:<br />
Ein integerer Mann –Lerd (OmU) 20.15<br />
Kant Kino (& 319 98 66) Monsieur Claude II<br />
15.50, 18.10, 20.30; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.10, 16.10; Ein Gauner & Gentleman<br />
18.15,20.30; Teawith the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag 14.50,16.50, 18.50; The Favourite<br />
20.50; Die Berufung 14.45, 20.00; Vice 17.15;<br />
Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zusein 14.20,<br />
20.00; Green Book 17.15<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Avengers:<br />
Endgame 12.30, 16.30, 20.30; 3D: Avengers:<br />
Endgame 13.00, 20.15; 3D, Preview: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 17.15;Avengers: Endgame<br />
12.15, 16.10, 20.00; 3D: Captain Marvel 14.10;<br />
Der Fall Collini 17.00,19.45; 3D: Avengers: Endgame<br />
22.35; Dumbo 13.50; 3D: Avengers: Endgame<br />
(OF) 16.20, 20.15; Green Book 12.15; Willkommen<br />
im Wunder Park 15.00;After Passion 17.15, 19.45;<br />
Avengers:Endgame22.15;Van Gogh 12.30,15.00,<br />
20.15; Ein letzter Job 17.40; Der Fall Collini 22.50<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88)Berlin Bouncer<br />
(OmenglU) 11.00, 18.45; Of Fathers and Sons –<br />
Die Kinder des Kalifats (OmU) 12.45; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 14.30, 17.30; Iron Sky:The<br />
Coming Race (OmU) 16.00; Border –Gräns (OmU)<br />
20.15; Der Goldene Handschuh 22.10; Drei Gesichter<br />
–Serokh (OmU) 11.00; Another Day of Life<br />
–Jeszcze dzien zycia (OmU) 12.45; Christo(OmU)<br />
14.15;Birds Of Passage: DasgrüneGold der Wayuu<br />
16.00;<br />
Ein letzter Job –King ofThieves (OmU) 18.00; Das<br />
schönste Paar 19.50; One Cut ofthe Dead 21.40;<br />
Die Wiese 11.00; BlacKkKlansman (OmU) 12.30;<br />
Der Junge muss andie frische Luft 14.50; Green<br />
Book (OmU) 16.30; Free Solo (OmU) 18.45; Van<br />
Gogh –AtEternity‘s Gate (OmU) 20.30;The Hole in<br />
the Ground (OmU) 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Christo(OmU)<br />
16.00; Free Solo (OmU) 18.00; Ein Gauner &Gentleman<br />
–The Old Man &the Gun (OmU) 20.00; Wir<br />
–Us(OmU) 21.50; Spreeland. Fontane 16.10; Der<br />
Funktionär 17.45; Christo(OmU) 19.15; La casa<br />
lobo –Das Wolfshaus (OmU) 21.15<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Dumbo 13.45,<br />
16.30; Die Goldfische 13.45; Willkommen im Wunder<br />
Park 14.00; 3D: Avengers: Endgame 14.00,<br />
16.15, 18.30, 20.30; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.15; Bohemian Rhapsody 14.30; 3D:<br />
Avengers: Endgame (OF) 14.30, 18.45; Monsieur<br />
Claude II 14.45, 17.15,19.30; IMAX 3D: Avengers:<br />
Endgame 15.00,19.00;Avengers:Endgame 15.15,<br />
16.30,19.30,19.45;Der Fall Collini 15.30, 18.40,<br />
21.30; Shazam! 15.40; Die sagenhaften Vier –<br />
Marnies Welt 15.45; After Passion 15.50, 18.30;<br />
3D: Royal Corgi: Der Liebling der Queen 17.00; Im<br />
Netz der Versuchung 17.30, 20.15; Wenn du König<br />
wärst 18.00; Preview,3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 18.30; Friedhof der Kuscheltiere 20.00;<br />
Ein letzter Job 20.30; Avengers: Endgame (OF)<br />
20.50; 3D: Captain Marvel 21.00; The Hole in the<br />
Ground 21.10<br />
Zukunft (& 01 76/57861079) #Female Pleasure<br />
(OmU) 18.00; Berlin Bouncer (OmU) 20.00; Birds<br />
Of Passage: Das grüne Gold derWayuu –Pajaros de<br />
verano (OmU) 21.45; Asche ist reines Weiß –Ash<br />
Is Purest White (OmU) 18.00; Liebesfilm 20.30;<br />
One Cut of the Dead –Kamera otomeru na! (OmU)<br />
22.10<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Avengers: Endgame<br />
13.10, 16.30, 19.45; Dumbo 13.15; 3D:<br />
Avengers: Endgame 13.45, 16.00, 19.20; Wenn<br />
du König wärst 14.00; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.15, 17.40; Willkommen imWunder Park<br />
14.30, 17.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 14.45; Der Fall Collini 16.50, 20.00; Die<br />
Goldfische 17.10; After Passion 17.20, 20.20; Preview:<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 19.45; 3D,<br />
Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 20.00;<br />
Monsieur Claude II 20.15<br />
Kino Kiste (& 998 74 81) Monsieur Claude II<br />
14.00; Rocca verändert die Welt 15.50; Van Gogh<br />
17.50; Spreeland. Fontane 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09)3D: Avengers:<br />
Endgame14.00,16.20, 20.00; Unheimlich perfekte<br />
Freunde 14.10; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 14.15; Wenn du König wärst 14.20;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.20, 17.15;<br />
Dumbo 14.40, 17.00; Willkommen im Wunder Park<br />
14.45,17.40; Die sagenhaften Vier –Marnies Welt<br />
14.50; Avengers: Endgame 15.00, 16.30, 19.45;<br />
3D, Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.00; After Passion 17.10; Fighting with MyFamily<br />
17.20, 19.50; Captain Marvel 19.30; Friedhof<br />
der Kuscheltiere 19.50; Lloronas Fluch 20.00;<br />
Preview: Glam Girls: Hinreißend verdorben 20.00;<br />
Monsieur Claude II20.15; The Hole in the Ground<br />
20.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A VanGogh –AtEternity‘s<br />
Gate (OmU) 21.15; B Atlas 16.45,19.00<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Zu jeder Zeit:<br />
Lernwege in der Pflege (OmU) 18.00; AMan of<br />
Integrity: Ein integerer Mann –Lerd (OmU) 19.15;<br />
Streik –Statschka (OmU) 20.15; First Reformed<br />
(OmU) 21.30<br />
Moviemento (& 692 47 85) Monsieur Claude<br />
II –Qu‘est-ce qu‘on aencore fait auBon Dieu?<br />
(OmU) 10.00; Border –Gräns (OmU) 12.15; Unheimlich<br />
perfekte Freunde 14.45; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3:Die geheime Welt 17.00;<br />
Shortbus 20.00; The Favourite (OmU) 22.45; The<br />
Hole in the Ground (OmU) 14.00, 18.15, 20.30,<br />
22.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 16.15; Alfons Zitterbacke–Das Chaosist<br />
zurück 10.00, 16.45; Die Winzlinge: Abenteuer in<br />
der Karibik 12.15; Die sagenhaften Vier –Marnies<br />
Welt 14.30; Monsieur Claude II–Qu‘est-ce qu‘on<br />
aencore fait auBon Dieu? (OmU) 19.00; Birds Of<br />
Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de<br />
verano (OmU) 21.15<br />
Sputnik (& 694 1147) Der illegale Film (OmU)<br />
18.00; Ein Gauner &Gentleman –The Old Man &<br />
the Gun (OmU) 19.45; Birds Of Passage: Das grüne<br />
Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU) 21.30;<br />
Free Solo (OmU) 18.00; Vice (OmU) 19.45; Beale<br />
Street –IfBeale Street CouldTalk (OmU) 22.00<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Royal Corgi: Der Liebling<br />
derQueen 15.30; VanGogh17.30,20.00; New Der<br />
Flohmarkt von Madame Claire 14.30, 18.50; Monsieur<br />
Claude II16.40, 21.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 9590) Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.00, 16.00; Avengers: Endgame<br />
14.00, 19.45; Willkommen im Wunder Park<br />
14.45; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />
14.45; 3D: Avengers: Endgame 15.30, 16.45,<br />
19.30; Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.00; After Passion 17.45; Monsieur Claude II<br />
18.00, 20.15; Der Fall Collini 20.15; Preview: Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 20.30<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Tea with the<br />
Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag 10.00,<br />
15.45; Ein letzter Job 10.15, 17.30; Niemandsland<br />
–The Aftermath 10.30; Der Flohmarkt von Madame<br />
Claire 13.15, 17.45; Van Gogh 13.30; Free Solo<br />
13.30,20.00; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
15.30; 3D: Avengers: Endgame 16.00,<br />
20.00; Der illegale Film 20.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Wenn<br />
du König wärst 14.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
14.00, 16.15, 18.30, 20.30; Dumbo14.15, 17.00;<br />
Drachenzähmenleichtgemacht 3: Diegeheime Welt<br />
14.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.30;<br />
Bohemian Rhapsody 14.30; Avengers: Endgame<br />
15.15, 19.30; Die Goldfische 16.45; The Hole in<br />
the Ground17.00;3D: RoyalCorgi: DerLiebling der<br />
Queen 17.00; 3D, Preview: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 18.30; Preview: Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 20.00; DerFall Collini 20.00;After Passion<br />
20.00; Monsieur Claude II 20.15<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Die sagenhaften Vier –Marnies<br />
Welt 17.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />
18.45; Der Fall Sarah &Saleem –The Reports on<br />
Sarah and Saleem (OmU) 20.45; Der illegale Film<br />
(OmU) 18.00; Russisch.dok: Naprotiv levogo berega<br />
–Dem linken Ufer gegenüber (OmenglU) 20.00;<br />
Another Day of Life –Jeszcze dzien zycia (OmU)<br />
21.45<br />
Babylon (& 242 59 69) KinderwagenKino: Das<br />
Haus am Meer 11.00; KinderwagenKino: Das Haus<br />
am Meer –Lavilla(OmU) 11.05; Green Book(OmU)<br />
17.00; Spain in aWeek: Trote (OmenglU) 17.45;<br />
Spain in aWeek: La academia delas musas –Die<br />
Akademie der Musen (OmenglU) 19.30; Spain ina<br />
Week: Maria (OmenglU) 19.30; Spain in aWeek:<br />
Carmen &Lola (OmenglU) 21.30; Spain in aWeek:<br />
La reconquista –The Reconquest (OmenglU) 21.30<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) The<br />
Hole in the Ground (OmU) 14.00,18.15;Alfons Zitterbacke<br />
16.00; Border (OmU) 20.30; Der kleine<br />
Drache Kokosnuss 10.30; Checker Tobi und das<br />
Geheimnisunseres Planeten 12.45; Monsieur Claude<br />
II –Qu‘est-ce qu‘on aencore fait au Bon Dieu?<br />
(OmU) 14.30,19.00;Border–Gräns(OmU) 16.30;<br />
The Hole in the Ground (OmU) 21.15<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 11.00, 13.15, 15.00;<br />
Mascha und der Bär –Die neuen Abenteuer 11.00;<br />
3D: Avengers: Endgame 11.00, 12.00, 14.30,<br />
16.00, 19.00, 20.00, 22.20; 3D: Willkommen im<br />
Wunder Park 11.30; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 12.20; Avengers: Endgame 13.00,<br />
17.00, 21.00; Fighting with My Family 13.50,<br />
16.30, 19.20; Willkommen imWunder Park 14.40;<br />
Monsieur Claude II15.30, 18.00; Der Fall Collini<br />
16.45, 20.00; Captain Marvel 16.50; Shazam!<br />
17.00; After Passion 17.20, 23.00; Preview: Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 19.45; 3D,Preview: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 20.00; Im Netz der<br />
Versuchung 20.20, 23.15; The Hole in the Ground<br />
20.30, 23.00; Wir 22.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />
23.00; Lloronas Fluch 23.15<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) Niemandsland<br />
–The Aftermath (OmU) 14.45; Das schönste<br />
Paar 17.00, 19.00; Atlas 21.00; Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 14.30; Van Gogh –AtEternity‘s Gate<br />
(OmU)16.30, 19.00; Ayka (OmU) 21.15; DerFunktionär<br />
14.30; Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu<br />
sein 16.15; Christo(OmU) 15.15; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire (OmU) 17.30,19.30; Free Solo<br />
(OmU) 21.30;Berlin Bouncer (OmU) 15.00,21.30;<br />
Auch Leben ist eine Kunst –Der Fall Max Emden<br />
17.00; Streik –En guerre (OmU) 19.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Wilhelm Dieterle:<br />
Louis Pasteur –The Story of Louis Pasteur (OF)<br />
20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Wenn du König wärst 14.10; Willkommen im Wunder<br />
Park 14.15, 16.50; Rafadan Tayfa: Dehliz Macerasi<br />
(OmU) 14.15; Dumbo 14.15, 16.50; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 14.30; Avengers: Endgame<br />
14.30, 15.00, 18.30, 19.00, 19.45; The Favourite<br />
15.00;3D: Avengers: Endgame 16.00,20.00; MonsieurClaudeII16.30;<br />
DerFall Collini 16.40, 20.15;<br />
After Passion 17.00; Shazam! 17.15; The Hole in<br />
the Ground 19.30;Preview:Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 19.30; Lloronas Fluch 19.30; Avengers:<br />
Endgame (OF) 19.45<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Border – Gräns (OmU)<br />
10.00; Der Funktionär (DFmenglU) 12.15, 20.15;<br />
Van Gogh –AtEternity‘s Gate (OmU) 13.40; Birds<br />
Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de<br />
verano (OmU) 15.45; AMan of Integrity: Ein integerer<br />
Mann –Lerd (OmU) 18.00; Streik –En guerre<br />
(OmenglU) 22.00<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Fighting with My Family<br />
(OmU) 16.30, 19.00, 21.30<br />
Passage (& 68 23 70 18) Das schönste Paar<br />
16.00,18.15, 20.30; Wie ich lernte,bei mir selbst<br />
Kind zusein 17.10; Border 20.30; Atlas 17.40,<br />
20.00; Liebesfilm 16.00,18.00, 20.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Avengers: Endgame<br />
(OF)16.00, 19.45; Avengers: Endgame(OF)17.30,<br />
21.15;Tea with the Dames (OmU) 16.00; The Hole<br />
in the Ground (OF) 18.00, 22.20; The Hole in the<br />
Ground (OmU) 20.10; Im Netz derVersuchung –Serenity<br />
(OmU) 17.00, 19.20, 21.40; Free Solo (OF)<br />
17.15; Border –Gräns (OmU) 20.10<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Willkommen im Wunder Park 14.00; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.15, 16.15, 18.30, 20.30; Bohemian<br />
Rhapsody 14.30; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.40, 17.30; Dumbo 15.00; Avengers:<br />
Endgame 15.15,19.30; Der Fall Collini 17.00; Preview,<br />
3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 18.30;<br />
Preview: Glam Girls: Hinreißend verdorben 20.00<br />
Wolf (& 921 039333) Liebesfilm (OF) 12.00,<br />
21.10; Birds Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu<br />
–Pajaros de verano (OmU) 12.10; AMan of<br />
Integrity: Ein integerer Mann (OmU) 13.40, 21.00;<br />
Bildbuch –Lelivre d‘image(OmenglU) 14.30; Kommissar<br />
Gordon &Buffy 16.00; Supa Modo 16.20;<br />
Mid90s (OmU) 17.20; Border – Gräns (OmU)<br />
18.50; Zujeder Zeit: Lernwege inder Pflege (OmU)<br />
19.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 13.45, 15.45; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 16.00, 17.45; Van Gogh<br />
20.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />
14.00; Monsieur Claude II18.15,20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Avengers:<br />
Endgame(OmU) 16.15,20.00; Atlas 15.00, 17.20,<br />
19.40; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.15,<br />
16.15; Liebesfilm 19.00; Fighting with My Family<br />
(OmU) 21.15; Das schönste Paar 14.00, 16.45,<br />
21.00; Der Flohmarkt von Madame Claire 14.30,<br />
19.00; Alfons Zitterbacke 14.30; Van Gogh 16.30,<br />
20.30; Monsieur Claude II 18.15
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
d Stephan Forck (Violoncello).<br />
die ganze Welt“, hat Joseph Haydn<br />
erklärt, damit die bis dahin als leeres<br />
Geklingel verachtete Instrumentalmusik<br />
zum universellen Kommunikationsmedium<br />
erhoben; zahlreiche<br />
Philosophen lieferten schöne<br />
Gründe dafür. Die Idee der Klassik<br />
findet in der Symphonie ihre größte<br />
Verbreitung, ihregrößte Verdichtung<br />
dagegen im Streichquartett.<br />
In der kommenden Woche sind<br />
zahlreiche Quartette zu hören, und<br />
Klassisches ist immer dabei. Das<br />
Vogler Quartett eröffnet sein Programm<br />
um Brahms’ Klavierquintett<br />
mit einem frühen Mozart-Quartett,<br />
das sich dem Haydn’schen Anspruch<br />
gewiss nicht stellt. Haydn selbst ist<br />
mit seinem höchst experimentellen<br />
und unerschöpflich geistreichen C-<br />
Dur-Quartett aus op. 54 vertreten,<br />
gespielt vom Quartett des Konzerthausorchesters<br />
und gefolgt vomersten<br />
Quartett György Ligetis und vom<br />
einzigen von Jean Sibelius. Und das<br />
Cuarteto Casals ist bereits auf Beethoven-Jubiläums-Tournee,auch<br />
um<br />
seine entstehende Beethoven-Gesamtaufnahme<br />
zu promoten: Im<br />
Kammermusiksaal präsentiert es<br />
zwei der damals höchst populären<br />
KLASSIK<br />
Cuarteto Casals 9. 5., 20 Uhr,Kammermusiksaal,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Quartett des Konzerthausorchesters<br />
10. 5., 20 Uhr,Konzerthaus am<br />
Gendarmenmarkt<br />
Boston SymphonyChamber Players<br />
11. 5., 19 Uhr,Pierre-Boulez-Saal,<br />
Französische Str.33d<br />
Vogler Quartett 11. 5., 20 Uhr,<br />
Konzerthaus<br />
Skalkottas 13. 5., 19.30 Uhr,Staatsoper<br />
Unter den Linden, 14. 5., 20 Uhr,<br />
Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
ÖZGÜR ALBAYRAK<br />
Quartette op. 18und das riesige Eröffnungsstück<br />
aus op. 59, eine Riesenform,<br />
wie sie sonst nur noch die<br />
„Eroica“ bietet, der Versuch, durch<br />
Monumentalität der eigenen Kanonisierung<br />
zu entlaufen.<br />
Liest man zeitgenössische Rezensionen<br />
etwa von Beethovens Werken,<br />
so hat man den Eindruck eines<br />
erstaunlich aufgeklärten Diskurses:<br />
Dunkelheiten werden bemängelt,<br />
Originalität aber durchaus geschätzt,<br />
und es wirdimmer für möglich<br />
gehalten, dass Dunkles sich irgendwann<br />
als originell enthüllt.<br />
Noch war die Kunst nicht zum Spielball<br />
bürgerlicher Distinktionsbedürfnisse<br />
geworden, in denen man<br />
entweder für Brahms oder für Wagner<br />
war.Noch konnte sie unschuldig<br />
unterhalten, und das tat sie nirgends<br />
schöner als in Beethovens Septett,<br />
das die Boston Symphony Chamber<br />
Players neben Haydns C-Dur-Klaviertrio<br />
spielen. Das Sextett für Bläser<br />
und Klavier von Francis Poulenc<br />
im gleichen Programm trägt seinen<br />
unterhaltsamen Tondagegen latent<br />
aggressiv vor: als neoklassizistische<br />
Zurückweisung romantischer Tiefsinns-Bedürfnisse.<br />
Buchvorstellung<br />
Sechs<br />
Mal<br />
Deutschland<br />
Lisa Banholzer ist eine, der<br />
andere folgen. Auf Instagram<br />
und ihrem Portal Blogger<br />
Bazaar zum Beispiel, wo sie<br />
Modetipps und Anleitungen<br />
zum guten Aussehen bereithält.<br />
In den Gesprächen, die<br />
die Journalistin Jana Simon<br />
binnen sechs Jahren für ihr<br />
Buch „Unter Druck. Wie<br />
Deutschland sich verändert“<br />
mit ausgewählten Personen<br />
geführt hat, repräsentiert sie<br />
eine junge Frau, die die Herausforderungen<br />
des modernen<br />
Lebens angenommen hat.<br />
Aber auch sie verspürt eine<br />
permanente Anspannung.<br />
Jana Simon hat neben einer<br />
Krankenschwester, einem<br />
Staatsschützer und einem Ingenieur<br />
der Firma Bosch auch<br />
den Politiker Alexander Gauland<br />
getroffen. Was sie beschäftigt,<br />
verbindet und<br />
trennt, ergibt zusammen ein<br />
spannendes Deutschlandbild<br />
unserer Zeit. HarryNutt<br />
Jana Simon, gelesen von Corinna<br />
Harfouch 20 Uhr,Pfefferberg Theater,<br />
Schönhauser Allee 176<br />
Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern –Wunderkisten<br />
14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />
und anderswo<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />
10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />
Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />
3bis 12 J.)<br />
Märkisches Museum (& 308 66 -0)<br />
10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />
Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />
Puppentheater Berlin (& 342 19 50)<br />
10.00: Peter und der Wolf (ab 4J.)<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
10.00, 16.30: Kasperund Rotkäppchen<br />
Schaubude Puppentheater (& 423 43 14)<br />
10.00: SSST!, florschütz &döhnert, Theater mit<br />
Puppen, Objektenund Live-Musik (ab2bis 5J.)<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Ein StückGlück, Theater Gospodarek (ab 3J.)<br />
Sophiensaele (& 283 52 66)<br />
10.00, 15.00 Hochzeitssaal: Augenblick mal!Festival<br />
des Theaters für junges Publikum: Klang-Stücke–<br />
Klangquadrat, Theater o.N.,(ab 2J.)<br />
11.00, 16.00 Hochzeitssaal: Augenblick mal!Festival<br />
des Theaters für junges Publikum: Klang-Stücke–<br />
Schnürchen, Theater o.N. (ab 3J.)<br />
Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />
10.00: Frühlingskitzel, Theater Fusion (ab 2bis 5J.).<br />
Anm. erf.<br />
Theater o.N. (& 440 92 14)<br />
10.00: Klangquadrat, musikalische Performance<br />
(ab 2J.)<br />
10.00: Future Beats, Performance für Babys ab 6<br />
Monate und ihre Erwachsenen<br />
theater strahl probebühne (& 69 59 92 22)<br />
9.00, 11.00: Spaaaß! (für Teenies), InterAktives<br />
Theater zum Thema Mobbing (ab 13 J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />
9.30: Lars –der kleine Eisbär<br />
14.00: Mit Raketen zu Planeten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Café Manstein (& 54 46 49 86)<br />
20.00: Textetisch: Sang-und klanglos<br />
Dussmann (& 20 25 11 11)<br />
19.00 3. Etage, SmartCity-Abteilung: SmartCity –<br />
Innovationen für die vernetzte Stadt, Jonas Böhm,<br />
Buchvorstellung<br />
English Theatre Berlin (& 691 12 11)<br />
20.00: Past Due: AStoryofDisability,Pregnancy<br />
and Birth, Anne Finger,Autor/in:Anne Finger,<br />
Simultanübersetzung englisch-deutsch<br />
Evas Arche (& 282 74 35)<br />
19.00: Lesekreis Feministische Theologie –Thema:<br />
„Natur“, Lesung und Diskussion<br />
Koreanisches Kulturzentrum (& 26 95 20)<br />
18.00: Lesekreis: Die Plotter,Un-su Kim, Lesung und<br />
Diskussion. Anm. erf.<br />
Periplaneta Kreativzentrum (& 44 67 34 33)<br />
20.00: #Verlagebesuchen: Rühmchen –Die offene<br />
Lesebühne<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Literatur Live: Unter Druck, Jana Simon,<br />
Lesung mit Jana Simon undCorinna Harfouch<br />
Schleichers Buchhandlung (& 84 19 02 -0)<br />
20.00: Wiedie Couch nach Kalkutta kam. Eine<br />
Globalgeschichte der frühen Psychoanalyse, Uffa<br />
Jensen, Buchvorstellung und Gespräch Moderation:Christian<br />
Richter<br />
KONZERT<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00: Bonnie Tyler<br />
Auster Club (& 611 33 02)<br />
20.00: Vivie Ann<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Robin’sNest Jam Session<br />
Badehaus (& 95 59 27 76)<br />
19.30: Dead Kittens lädt ein! –support:The Restless<br />
Liver<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Will Jacobs Blues Band, Blue Wednesday<br />
Show<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
21.00: Romare<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Feng Suave<br />
Café Lyrik (& 44 31 71 91)<br />
19.30: Django’sMusic mit Bernd Huber &Gästen<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
20.30: Maps &Atlases, Fjord<br />
Emmauskirche (& 61 69 31 -0)<br />
19.30: Xjazz-Festival: Khaled Kurbeh &Raman<br />
Khalaf, Henrik Schwarz&Alma Quartet CCMYK<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
21.00: The Midnight Hour:Adrian Younge&Ali<br />
Shaheed Muhammad, support: Jack Waterson, Loren<br />
Oden<br />
Italienisches Kulturinstitut (& 26 99 41 -0)<br />
19.00: Der Seher:Visionen vonLeonardo –Multimediaprojekt<br />
für Solo-Performer und Video vonund mit<br />
Andrea Centazzo<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.00: ZiggyAlberts<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
20.30 Studio: Daniel Kahn &The Painted Bird<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: paris_monster +May<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
20.00: Xjazz-Festival: Dejan Terzic ‚Axiom’<br />
21.30: Xjazz-Festival: LRK Trio<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: Sophie Auster,Next Time<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Jovi’sMainstream Session–Rock &Pop<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: Yoko OK +Elspeth Anne, Fourtrack On Stage<br />
SO36 (& 61 40 13 06)<br />
20.00: Xjazz-Festival: Kate Tempest, AverageJoe<br />
Toast Hawaii (Danziger Str.1)<br />
20.00: Elephant Hive+Megason +Gaffa Ghandi<br />
VertiMusic Hall (& 20 60 70 88 11)<br />
20.30: Capital Bra<br />
Wild At Heart (& 611 70 10)<br />
21.00: DesertSweet, Wild Wednesday<br />
Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />
21.00: Stefano Ronchi Band<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
23.00: Concrete Bln, Rocket, Bass Station Berlin<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Mittwochs<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
22.00: 3Years of Nerang,Ole Mic Odd, Soela,<br />
Module One, Verner<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 19.00: BoxHappyHour<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt,Evan&Friends<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
20.00: TangoVicioso<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso -TangoArgentino, Frank &James<br />
KINO<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.45, 15.50;<br />
Dumbo 13.45; Die Goldfische 14.00; Ein letzter<br />
Job 14.20; Das schönste Paar 14.20, 19.00; Alfons<br />
Zitterbacke 14.30; Monsieur Claude II 14.50,<br />
20.15; Avengers: Endgame (OmU) 15.30, 17.00,<br />
19.45,21.00;Der Fall Collini 16.30,20.00,22.40;<br />
Shazam!(OmU) 16.40; Der Flohmarkt vonMadame<br />
Claire 16.40, 19.30; Van Gogh 17.20, 20.00; Ein<br />
Gauner &Gentleman 17.30; Tea with the Dames<br />
(OmU) 18.00; Das Ende der Wahrheit 20.30; Im<br />
Netz der Versuchung 21.20; Niemandsland (OmU)<br />
22.00; Wir (OmU) 22.40; Berlin Bouncer 23.00<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Spreeland. Fontane<br />
18.00; Der Funktionär 19.30;Ayka (OmU) 20.45<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Merci patron!<br />
(OmU) 17.00; Dokumentarfilmprogramm (Der<br />
Kampf der Jasic-Arbeiter und ihrer UnterstützerInnen)<br />
18.30; Luft zum Atmen –40Jahre Opposition<br />
bei Opel inBochum 20.30; Streik –Statschka<br />
(OmU) 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)<br />
Shazam! 14.15; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 14.15; Monsieur Claude II 14.20,<br />
19.35; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />
14.20; After Passion 14.20; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 14.25; Willkommen im Wunder Park<br />
14.30; Dumbo 14.35; 3D: Avengers: Endgame<br />
14.45, 16.15,18.45, 20.15,22.30; Avengers: Endgame<br />
15.30, 19.45; Der Fall Collini 16.35, 19.50;<br />
Wenn du König wärst 16.40; 3D: Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 16.45; Im Netz der Versuchung<br />
16.55, 19.40, 22.35; Captain Marvel 17.10; Fighting<br />
with My Family 17.15, 19.55; Preview, 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 18.30; Preview:<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 20.00; Hellboy –<br />
Call OfDarkness 22.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />
22.35; 3D: Captain Marvel 22.35; The Hole in the<br />
Ground 22.40; Lloronas Fluch 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Die Goldfische<br />
13.10; Avengers: Endgame 13.15, 16.45,<br />
20.15; Shazam! 13.30; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 13.30, 17.15; After Passion 13.40,<br />
16.30;WennduKönig wärst 13.50; Willkommen im<br />
Wunder Park 14.50;3D: Avengers:Endgame 15.15,<br />
15.45, 18.30, 19.30; Dumbo 15.50; Fighting with<br />
My Family 16.50, 20.10;Monsieur Claude II 17.15,<br />
19.45;Der Fall Collini 17.15, 19.40;Preview:Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 19.45; 3D, Preview: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 20.00; The Hole in<br />
the Ground 20.45<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Die Goldfische 15.30; Ein letzter Job 18.00; Green<br />
Book 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Die Goldfische 18.00;<br />
Monsieur Claude II 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Van Gogh – At Eternity‘s<br />
Gate (OmU) 15.45, 20.30; Der Flohmarkt von Madame<br />
Claire (OmU) 18.15<br />
Urania-Filmbühne (& 218 9091) Exhibition on<br />
Screen: Der junge Picasso – Young Picasso (OmU)<br />
16.30; Hi, AI –Liebesgeschichten aus der Zukunft<br />
(OmU) 19.00<br />
Xenon (& 78 00 15 30) RBG –Ein Leben für die<br />
Gerechtigkeit (OmU) 18.00; Free Solo (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) Willkommen<br />
imWunder Park 10.00, 12.00, 14.00;<br />
Unheimlich perfekte Freunde 10.00; Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 10.00, 12.30, 14.30; Avengers:Endgame<br />
10.00,14.15, 15.00, 16.50, 20.00;<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 10.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />
12.10;Asterix und dasGeheimnisdes Zaubertranks<br />
12.15; The Favourite 15.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
16.10, 20.15; After Passion 17.30; Preview:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 19.30; Preview:<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 20.00; Monsieur<br />
Claude II 20.45<br />
Kino im KulturhausSpandau (& 333 60 81) Monsieur<br />
Claude II 14.15, 18.15; Ein Gauner &Gentleman<br />
16.15; Bohemian Rhapsody 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />
15.00, 17.40, 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Willkommen im Wunder Park 10.00, 12.00, 13.50;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 10.00, 12.30,<br />
14.25; Rocca verändert die Welt 10.00, 12.20;<br />
Misfit10.00;Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die<br />
geheime Welt 10.00; Avengers: Endgame 10.00,<br />
14.00, 15.00, 16.30, 18.00, 19.00, 22.00; Die<br />
sagenhaften Vier – Marnies Welt 11.50; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 12.15; Wenn<br />
du König wärst 14.30; The Favourite 15.00; 3D:<br />
Avengers: Endgame 16.15, 20.15, 23.00; Captain<br />
Marvel 17.15; After Passion 17.25,23.00; Preview:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 19.30; Der Fall<br />
Collini 19.45, 22.40; Preview: Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 20.00; Avengers: Endgame (OF)<br />
20.30; Lloronas Fluch 22.40<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 14.45; Avengers: Endgame<br />
15.00, 19.00; Dumbo 15.30; Willkommen im<br />
Wunder Park 15.45;3D: Avengers: Endgame16.45,<br />
20.30; 3D, Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
18.00; After Passion 18.00; Preview: Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 20.30; Der Fall Collini<br />
20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Commedia all‘italiana:<br />
Cocü –Ilmagnifico cornuto (OmenglU) 20.00; Magical<br />
History Tour: Nach dem Gesetz –Posakonu<br />
(OmU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
Avengers: Endgame 12.30, 14.30, 16.30, 19.30,<br />
22.30; Captain Marvel 13.00, 20.45; 3D: Avengers:<br />
Endgame 13.00, 14.00, 15.00, 16.15,<br />
17.00, 18.10, 19.00, 20.30, 21.00, 22.00, 22.15;<br />
Ostwind 4–Aris Ankunft 13.45; Die sagenhaften<br />
Vier –Marnies Welt 13.45; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3:Die geheime Welt 13.50; Willkommen<br />
im Wunder Park 13.55; Der Fall Collini 13.55,<br />
16.25, 19.30; Wenn du König wärst 14.00; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 14.00, 16.50; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.00;<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.00;<br />
Monsieur Claude II14.10, 17.15, 20.00; Dumbo<br />
14.10, 17.00, 19.10; Misfit 14.20; After Passion<br />
14.50, 16.40, 19.40; Van Gogh 16.20; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 16.30, 19.00; AStar Is<br />
Born 16.30; Fighting with My Family 16.40, 19.30,<br />
22.30; Der Junge muss andie frische Luft 16.50;<br />
Die Goldfische 17.00; Shazam! 17.30; Green Book<br />
19.20; Preview: Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
19.30; Im Netz der Versuchung 19.45, 22.30; Preview,<br />
3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 20.00;<br />
3D, Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
20.00; Friedhof der Kuscheltiere 20.00,22.40;The<br />
Hole in the Ground 20.30, 23.00; Hellboy –Call Of<br />
Darkness 22.00; Lloronas Fluch 22.15; Wir 22.30;<br />
Bohemian Rhapsody 22.30; Escape Room 22.45<br />
CineStar im Sony Center (& 04 51/703 0200)<br />
Willkommen im Wunder Park –Wonder Park (OF)<br />
13.15; 3D:Avengers: Endgame (OF) 13.30, 15.40,<br />
16.45, 19.50, 21.00, 23.00; Green Book (OF)<br />
13.45; 3D: Captain Marvel (OF) 13.45; Shazam!<br />
(OF) 14.00; After Passion (OF) 14.00, 20.10; Dumbo<br />
(OF) 14.30; Avengers: Endgame (OF) 15.00,<br />
19.20, 22.45; 3D: Shazam! (OF) 16.50, 20.05;<br />
3D: Dumbo (OF) 17.00; Van Gogh –At Eternity‘s<br />
Gate (OF) 17.10; Ein letzter Job –King ofThieves<br />
(OF) 17.20; Tea with the Dames (OF) 17.30;<br />
Fighting with My Family (OF) 19.45; Wir –Us(OF)<br />
19.50; Captain Marvel (OF) 20.00, 23.15; Lloronas<br />
Fluch –The Curse of La Llorona (OF) 23.15; Hellboy<br />
–Call Of Darkness (OF) 23.15<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Avengers:<br />
Endgame (OF) 10.00, 14.10, 18.30; 3D:<br />
Avengers: Endgame 22.45<br />
Filmrauschpalast (& 394 4344) One Cut of the<br />
Dead –Kamera otomeru na! (OmU) 19.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 1650) Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 10.00, 12.00, 14.00; Monsieur Claude<br />
II 10.00, 12.00, 18.00; Der Fall Collini 10.00,<br />
12.30, 20.30, 22.45; Avengers: Endgame 10.00,<br />
14.00, 16.00, 19.00; Alfons Zitterbacke – Das<br />
Chaos ist zurück 10.00, 12.00, 14.00; Willkommen<br />
im Wunder Park 14.00, 16.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
15.00, 18.00, 20.15, 22.00; Dumbo 15.45;<br />
Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 18.00;<br />
Preview: Glam Girls: Hinreißend verdorben 20.15,<br />
22.30; Friedhof der Kuscheltiere 23.00<br />
Casablanca (& 677 5752) Trautmann 15.30; Die<br />
Berufung 18.00; Monsieur Claude II 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />
Willkommen im Wunder Park 13.45; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 15.30, 18.00, 19.30; Alfons Zitterbacke<br />
–Das Chaos ist zurück 14.15; Captain<br />
Marvel 14.20; After Passion 14.25, 17.15; Dumbo<br />
14.30; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.40,<br />
16.50; Fighting with My Family 14.40, 17.15,<br />
19.55; Avengers: Endgame 16.00,20.00; Wenn du<br />
König wärst 16.40; Der Fall Collini 16.55; Monsieur<br />
Claude II 17.10, 19.30; Preview: Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 19.45; 3D: Captain Marvel 19.45;<br />
3D, Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
20.00; Friedhof der Kuscheltiere 20.10<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Rafadan<br />
Tayfa: Dehliz Macerasi (OmU) 14.00, 16.10;<br />
Willkommen im Wunder Park 14.10, 17.40; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 14.15; Avengers:<br />
Endgame 14.15, 15.00, 18.20, 19.45; The Favourite<br />
15.00; 3D: Avengers: Endgame 16.00, 20.15;<br />
Shazam! 16.30; Dumbo 16.30; After Passion<br />
18.15; Avengers: Endgame (OF) 19.20; Preview:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 19.30; Preview:<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 20.00; The Hole<br />
in the Ground 20.45<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Liebesfilm<br />
19.00; Wir –Us (OmU) 20.45<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 4001) Auch Leben ist eine<br />
Kunst –Der Fall Max Emden (OmU) 18.00; Streik –<br />
En guerre (OmU) 19.45; Border (OmU) 21.45<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Spatzenkino: Auf<br />
derWiese 10.00; Der Flohmarkt vonMadame Claire<br />
15.00; The Love Europe Project (m. Gast) 18.00;<br />
Kuddelmuddel bei Pettersson und Findus 9.45;<br />
Monsieur Claude II 11.45; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.00; Alfons Zitterbacke<br />
–Das Chaos ist zurück 16.00; Der Flohmarkt von<br />
Madame Claire 18.15; Der Fall Collini 20.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Die Wiese –<br />
Ein Paradies nebenan 15.30; Monsieur Claude II<br />
18.00;Van Gogh 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 13.15; Der alte deutsche Film:<br />
Die Reise nach Tilsit 15.45; Tea with the Dames<br />
(OmU) 17.45; Der Fall Collini 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Can You Ever Forgive Me?<br />
18.00;Asche ist reines Weiß 20.30<br />
Capitol (& 831 6417) Van Gogh 15.45, 20.30;<br />
Der Flohmarkt von Madame Claire 18.15<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Kreuzberg BlacKkKlansman (OmU)<br />
21.15<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (& 01 76/56 70 92 98)<br />
Lords ofChaos (OmU) 21.00<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Die<br />
Maske – Twarz (OmU) 17.00; Waldheims Walzer<br />
19.00<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Der Fall<br />
Collini 13.00, 15.30, 20.30; Tea with the Dames:<br />
Ein unvergesslicher Nachmittag 14.15; Monsieur<br />
Claude II 14.30, 16.30, 18.45; Der Flohmarkt<br />
von Madame Claire 15.00, 19.00; Das schönste<br />
Paar 16.15, 21.15; Atlas 17.00; Van Gogh 18.00,<br />
20.45; Von Bienen und Blumen (m. Gast) 18.45;<br />
Border 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />
Willkommen im Wunder Park 13.50; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.00, 18.30, 20.00, 20.30;<br />
Dumbo 14.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />
14.30; Monsieur Claude II14.30; Avengers: Endgame<br />
14.30, 15.15, 16.10, 19.30, 20.15; After<br />
Passion 16.45, 19.45;<br />
3D: Royal Corgi: Der Liebling der Queen 16.50; 3D,<br />
Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 18.30;<br />
Preview: Glam Girls: Hinreißend verdorben 20.00;<br />
Der Fall Collini 20.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) The Favourite<br />
15.00; Willkommen im Wunder Park 17.30;<br />
Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 19.30<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 13.50,16.45; Avengers:<br />
Endgame 14.00, 17.00, 20.00; Ostwind 4–Aris<br />
Ankunft 14.10; Dumbo 14.10; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.15; Wenn du König<br />
wärst 14.30; Fighting with My Family 14.50, 17.30,<br />
20.20; Drachenzähmen leicht gemacht 3:Die geheime<br />
Welt 15.00; 3D: Avengers: Endgame 15.00,<br />
16.00, 19.30; Willkommen imWunder Park 15.20;<br />
3D: Shazam! 16.45; Monsieur Claude II 17.20,<br />
20.00; Der Fall Collini 17.30; After Passion 17.40,<br />
20.30; 3D: Dumbo 17.50; Preview: Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 19.45; 3D,Preview: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 20.00; Im Netz der Versuchung<br />
20.15; 3D: Captain Marvel 20.20; The Hole<br />
in the Ground 20.50<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Alfons<br />
Zitterbacke –Das Chaos istzurück14.30; Avengers:<br />
Endgame 15.00, 19.00; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 15.30; 3D: Avengers: Endgame 16.30,<br />
20.30; 3D, Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
18.00; Preview: Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />
3D: Avengers: Endgame 14.00, 16.15, 20.00;Willkommen<br />
im Wunder Park 14.15; Dumbo14.30; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 15.00, 17.45; 3D,<br />
Preview: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.00;<br />
Avengers: Endgame 17.00, 19.30; Preview: Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 20.00; Lloronas Fluch<br />
20.30<br />
Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />
3D:Avengers: Endgame 16.00, 19.30<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Europäischer<br />
Protesttag zur Gleichstellung v. Menschen m.Behinderung:<br />
Dieses bescheuerte Herz 15.00, 17.15;<br />
Dumbo 15.00; 3D: Avengers: Endgame 16.15,<br />
20.00; Europäischer Protesttag zur Gleichstellung<br />
v. Menschen m. Behinderung: Unzertrennlich 19.30<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />
Rocca verändert die Welt 16.00; Der Untergang<br />
19.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
DOKUS<br />
Roboter<br />
und<br />
Rebellen<br />
VonTorsten Wahl<br />
Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />
der vernetzten<br />
Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />
den technischen Veränderungen?<br />
Und was bringt die digitale Zukunft<br />
für die Menschheit? Arte und 3sat<br />
beweisen in ihren Dokumentationen<br />
die globale Perspektive.<br />
Zukunft der Arbeit: Im Paketverteilungszentrum<br />
in China sind kaum<br />
noch Menschen zu sehen: 300 Roboter<br />
huschen hin und her, verteilen<br />
am Tag70000 Sendungen. Sie brauchen<br />
für die Bearbeitung eines Pakets<br />
nur eine halbe Minute – der<br />
Mensch aber eine Viertelstunde,<br />
dreiviertel der Angestellten wurden<br />
entlassen. Die 3sat-Doku führt anschaulich<br />
vor, wie stark die Roboter<br />
weltweit den Arbeitsalltag schon<br />
jetzt prägen. Nachdem die Maschinen<br />
inzwischen weite Teile der Fertigung<br />
übernommen haben (so bei<br />
der Autoherstellung in Detroit), werden<br />
immer mehr intelligente Systeme<br />
für die Dienstleistung entwickelt.<br />
Vincent Lepreux und Martin<br />
Mischi fragen aber auch nach den<br />
Folgen für die Arbeitskräfte.<br />
„Die Revolution der Roboter“ istauf 3sat am<br />
Donnerstag, 9. Mai,um20.15 Uhr zu sehen. Anschließend<br />
um 21 Uhr geht GertScobel der Frage<br />
nach, ob biologische Lebensformen und organischeLernprozesse<br />
auf künstlicheComputersystemeübertragen<br />
werdenkönnen. Die Dokumentationensind<br />
30 Tage lang in der 3sat-Mediathek<br />
verfügbar.<br />
Ein Fabrik ohne Menschen –auch das<br />
könnte die Zukunft sein.<br />
DPA<br />
Zukunft des Teilens: Wenn die Steuerungs-Software<br />
streikt, bleibt die<br />
riesige Erntemaschine einfach stehen.<br />
Eigene Reparatur ausgeschlossen,<br />
Abhilfe ist nur vom Hersteller<br />
via Satellit möglich –gegen horrende<br />
Kosten. Die Arte-Doku stellt „Software-Rebellen“<br />
aus allerWelt vor, die<br />
sich für die gemeinschaftliche Nutzung<br />
des Netzes einsetzen. Ihr Guru<br />
ist der amerikanische Programmierer<br />
Richard Stallman, der freie Software<br />
nicht als Gratis-Geschenk versteht,<br />
sondern als Möglichkeit, gemeinsam<br />
die Zukunft zu gestalten.<br />
Die Doku von Philippe Borrel zeigt,<br />
dass gemeinschaftliche Weiterentwicklung<br />
auf Dauer effektiver ist als<br />
die „proprietäre“ Variante von Microsoft<br />
und Co. Längst beschränken<br />
sich die Software-Rebellen nicht<br />
mehr auf Computer. Sofordern sie,<br />
dass die Entwicklung von Insulin<br />
und Saatgut allen offenstehen muss.<br />
„Software-Rebellen: Die Machtdes Teilens“<br />
wirdauf Arte am Freitag,10. Mai, um 6.10 Uhr<br />
gezeigt.InderArte-Mediathek istder Film bis zum<br />
6. Juni zu sehen.<br />
Torsten Wahl konnte<br />
über die „Software-Rebellen“<br />
auch schmunzeln.<br />
480 Meter lang ist die Stoffbahn, auf die der gesamte Text von „MobyDick“ gedruckt worden ist. RE:PUBLICA/STEFANIE LOOS<br />
Die Netzgemeinde ist aufgeschreckt<br />
VonApokalypse bis Totalpessimismus: Es gibt viel zu klären in diesem Jahr bei der re:publica. Ein Überblick<br />
VonChristine Dankbar,Jörg Hunke<br />
und SchayanRiaz<br />
Keine Frage, das Interesse<br />
ist extrem groß an denVorträgen<br />
bei der re:publica in<br />
diesem Jahr. Zettel mit<br />
dem Hinweis „Over capacity“, also<br />
alle Plätze besetzt, kleben an vielen<br />
Eingangstüren zu den verschiedenen<br />
Bühnen. Es gibt eine Menge zu<br />
verhandeln, zu verstehen und zu erklären<br />
in einer Zeit, in der die Entwicklungen<br />
der Digitalisierung mit<br />
ihrem Überwachungskapitalismus,<br />
ihrer Sorge vor Upload-Filtern und<br />
neuen Datenskandalen die Frage<br />
aufwirft, was nur wird inZukunft?<br />
Aber die re:publica bietet auch immer<br />
Platz für skurrile Ideen und Innovationen.<br />
EinÜberblick.<br />
Urheberrecht, planlos: Axel Voss ist<br />
der CDU-Politiker, auf den sich die<br />
Demonstranten im Streit um das Urheberrecht<br />
fokussiert hatten. In<br />
Halle 2trifft er auf den Netzaktivisten<br />
Markus Beckedahl. Voss verpasst<br />
eine große Chance. Erkonnte wenig<br />
dazu beitragen, als der Moderator<br />
hören wollte, wie die Reform in<br />
Deutschland umgesetzt werden soll.<br />
Wäre eine Pauschalabgabe, von seiner<br />
Partei in Berlin gefordert, die Lösung?<br />
Da wich Voss aus, auch in anderen<br />
Momenten bat er eher hilflos,<br />
die anwesenden Netzexperten um<br />
Unterstützung. Und sowar es nur<br />
Beckedahl, der konstruktive Vorschläge<br />
machen konnte, wie es weitergehen<br />
soll. Er schlug eine Änderung<br />
des Zitatrechts vor(Berücksichtigung<br />
vonaudio-visuellen Inhalten)<br />
und forderte Verwertungsgesellschaften,<br />
die auch bereit sind, die Arbeit<br />
vonKreativen zu honorieren, die<br />
nicht hauptberuflich in dem Gewerbe<br />
tätig sind.<br />
Netzphilosophie, eindringlich: Der<br />
Medienwissenschaftler Bernhard<br />
Pörksen von der Universität Tübingen<br />
ist ein alter Bekannter auf der<br />
re:publica. Jedes Jahr redet er der<br />
Netzgemeinde ins Gewissen; immer<br />
mit einem frei gehaltenen Vortrag,<br />
der in seiner Stimmlage durchaus an<br />
eine Predigt erinnert. Allerdings ist<br />
es immer eine hochkarätige. Indiesem<br />
Jahr nimmt er in einem knapp<br />
zwanzigminütigen Vortrag „Abschied<br />
vom Netzpessimismus“. Dieser<br />
sei mittlerweile in einen Wettbewerb<br />
um den „apokalyptischen Superlativ“<br />
ausgeartet. So werde die<br />
Wiederkehr des Faschismus als<br />
ebenso unumstößliche Realität behauptet<br />
wie die Tatsache,dass wir im<br />
Zeitalter der Fake News das Ende der<br />
Kommunikation erreicht hätten.<br />
Pörksen zeigtVerständnis für die Untergangstheorien,<br />
durchgehen lässt<br />
er sie uns nicht: „Der Aufklärungspessimismus<br />
der gesellschaftlichen<br />
Mitte wirdselbst zur politischen Gefahr“,<br />
so seine Warnung, denn er<br />
öffne die Tür für den Autoritarismus.<br />
Schon gebe es die ersten, die nur<br />
dem aufgeklärten Bürger künftig das<br />
Wahlrecht zugestehen wollten. Seine<br />
Lösung ist eine andere: „Wir müssen<br />
zur redaktionellen Gesellschaft der<br />
Zukunft werden.“ Die Ideale des guten<br />
Journalismus sollten Eingang in<br />
den Alltag finden: sei kritisch, argumentiere<br />
transparent, sei skeptisch<br />
im Umgang mit Macht!<br />
Umweltschutz, lautstark: Ausgerechnet<br />
Heavy Metal könne uns helfen,<br />
mit dem Klimawandel umzugehen –<br />
sagt Eden Kupermintz. Kupermintz<br />
lebt in Tel Aviv, ist Philosoph und<br />
Historiker –außerdem auch Betreiber<br />
des Heavy Metal Blogs „Heavy<br />
Blog Is Heavy“. Für ihn ist genau<br />
diese Musikrichtung der beste Weg,<br />
um sich Gedanken über unsere Zukunft<br />
zu machen. Anhand vonSongtexten<br />
zeigt er in seinem Vortrag, wie<br />
sich Metal-Bands schon lange mit<br />
den Fragen zu Natur- und Umweltschutz<br />
beschäftigen. So wichtige<br />
Experimente überall: Die Pflanzen sind mit Stromkontakten verbunden. DPA/BRITTA PEDERSEN<br />
Europapolitiker Axel Voss bat um Unterstützung.<br />
RE:PUBLICA/JAN ZAPPNER<br />
Themen nicht einfach zu ignorieren<br />
und umweltbewusster zu leben, das<br />
sei Metal, sagt Kupermintz. Denn die<br />
sehr laute Musikrichtung sei nicht<br />
dazu gemacht, um aufzugeben. Kein<br />
Thema ist zu heikel, es gibt Lieder<br />
über viele Missstände. Als Beispiel<br />
nennt er „Fight Fire with Fire“ von<br />
Metallica, das Lied liefere die Energie,die<br />
gerade gebraucht werde, sagt<br />
Kupermintz.<br />
Plattformen, neu gedacht: Die Kritik<br />
an den Plattformen wird immer größer,<br />
warum also nicht nach einer Alternative<br />
zuFacebook oder Youtube<br />
suchen? Der Medienwissenschaftler<br />
Bertram Gugel hat ein erstaunliches<br />
Konzept entwickelt. Er wünscht ein<br />
einheitliches Verzeichnis, woalle Inhalte<br />
vernetzt werden. Die Nutzer<br />
zahlen für den Zugang, wie sie auch<br />
Rundfunkgebühren und Abgaben für<br />
den Kabelanschluss zahlen. Als Gegenleistung<br />
erhalten sie Zugriff auf<br />
die Inhalte.Die Nutzungsgebühr wird<br />
zur Pflege der Technik genutzt, aber<br />
vor allem sollen die Urheber für ihre<br />
Werke honoriert werden. Über Apps<br />
könnten die Nutzer den Zugang erhalten.<br />
Gugel vergleicht das mit Podcasts,<br />
die auch über verschiedene<br />
Player konsumiert werden können.<br />
Konkurrenz für Tech-Giganten –<br />
klingt utopisch? „Wir müssen irgendwo<br />
anfangen“, sagt Gugel.<br />
Lesen, ohne Fehler: Inga Dietrich,die<br />
sich das Konzept mit ihrer Kollegin,<br />
der Journalistin und Filmemacherin<br />
GesineWald, ausgedacht hat, erklärt<br />
zu Beginn die Regeln. Das geht ganz<br />
schnell:Wereinen FehlerbeimLesen<br />
macht, muss aufhören. Beischwierigen<br />
Namen, sagt Dietrich, würde sie<br />
als Fehlerfee mal ein Auge zudrücken.<br />
Mitten in der Eingangshalle,<br />
im re:aders corner,geht es ums Fehlerlesen.<br />
So wiefrüher in der Schule.<br />
Ausgewählt wurdeHermanMelvilles<br />
Klassiker „Moby Dick“. Unter den<br />
Mutigen sind sowohl Hobbyvorleser<br />
als auch erfahrene Sprecher. Man<br />
kann sie nicht unterscheiden an der<br />
Länge ihrer Lesezeit. Es kommt eine<br />
Kathrin, die das nicht beruflich<br />
macht, und sie liest acht Minuten<br />
lang fehlerfrei. Prompt kommt sie<br />
auf die Highscore-Tafel. Läuft man<br />
am Abend an der Kreidetafel vorbei,<br />
stauntman über Johannes, der18:35<br />
Minuten fehlerfrei gelesen hat und<br />
oben steht. Ob dasein Profi ist?Oder<br />
ein Amateur? Der Gewinner bekommt<br />
jedenfalls ein Ticket für die<br />
nächste re:publica geschenkt.<br />
Design, spektakulär: Die <strong>Berliner</strong><br />
Agentur fertig design hat für die Gestaltung<br />
des Geländes gesorgt. Ihre<br />
Idee orientiert sich an dem Motto<br />
„tl;dr“ –also zulang, um gelesen zu<br />
werden. Auf einer 480 Meter langen<br />
Stoffbahn ist der gesamte Text von<br />
„Moby Dick“ zu lesen, die Bahnen<br />
ziehen sich durch die Hallen der Station.<br />
„Moby Dick schien uns das<br />
ideale Werk“, sagt Norman Palm, der<br />
für die Agentur arbeitet. Alle wüssten,<br />
um was es geht, aber die wenigstens<br />
hätten das Buch ganz gelesen.<br />
„Plattformen<br />
müssen sich an<br />
Regeln halten“<br />
Staatssekretär Böhning will<br />
mit Frankreich kooperieren<br />
ZuGast auf der re:publica war auch<br />
der Digital-Staatssekretär im<br />
Bundesarbeitsministerium, Björn<br />
Böhning. Der <strong>Berliner</strong> SPD-Politiker<br />
will dafür sorgen, dass die Rechte von<br />
Arbeitnehmern in der Plattform-<br />
Ökonomie geschützt werden.<br />
Herr Böhning, wer hat die Macht im<br />
Internet? Können staatliche Regelungen<br />
etwas gegen die globale Dynamik<br />
der großen Internetkonzerne wie<br />
Google und Facebook und die Plattformen<br />
wie etwa Uber bewirken?<br />
Die Lage ist auf jeden Fall sehr<br />
ernst. Wirerleben eine zunehmende<br />
Monopolbildung im Netz, wir sehen<br />
Fälle ungezügelten Datenmissbrauchs.<br />
Die Plattform-Ökonomie<br />
bringt Arbeitsverhältnisse hervor, in<br />
denen Menschen zu Bedingungen<br />
arbeiten müssen, die nicht akzeptabel<br />
sind. Aber die Zeit des„move fast,<br />
break things“ kommt an ihr Ende.<br />
Auch die Plattformen müssen sich<br />
an die Regeln und Gesetze der Länder<br />
halten, in denen sie aktiv sind.<br />
Diese Regeln werden wir zum Schutz<br />
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
durchsetzen –ohne die wirtschaftlichen<br />
Potenziale der<br />
Plattformökonomie zu gefährden.<br />
Wiesoll das gelingen?<br />
Plattform-Betreiber können sich<br />
nicht mehr auf die Position zurückziehen,<br />
sie seien reine Marktplätze,<br />
die eine Leistung<br />
zwischen Anbieter<br />
und Kunde<br />
vermitteln und<br />
daher aus der<br />
Verantwortung<br />
sind. So einfach<br />
können sie es<br />
sich in Zukunft<br />
nicht mehr machen.<br />
Die Ent-<br />
DPA/BRITTA PEDERS<br />
BjörnBöhning,<br />
Staatssekretär<br />
wicklungen zeigen<br />
uns: Wir brauchen einen europäischen<br />
Rechtsrahmen. Mit Frankreich<br />
entwickeln wir gemeinsame<br />
Initiativen zur europäischen Regulierung<br />
der Plattform-Wirtschaft.<br />
Dabei werden wir auch auf die neue<br />
EU-Kommission setzen.<br />
Bereits jetzt nutzen die Internetriesen<br />
die sehr unterschiedlichen Steuersätze<br />
innerhalb der EU und siedeln<br />
sich etwa in Irland oder Luxemburg<br />
an. Wird das nicht beim Arbeitsrecht<br />
genauso passieren?<br />
Alle in ein Boot zu holen, wird<br />
eine große Herausforderung. Umso<br />
mehr brauchen wir ja einen gemeinsamen<br />
europäischen Rechtsrahmen.<br />
Klar ist und bleibt aber auch: Eine<br />
Firma mit Sitz zum Beispiel in<br />
Deutschland muss sich an deutsches<br />
Arbeitsrecht halten. Viele dieser Firmen<br />
wünschen sich im Übrigen ja<br />
auch eine gute Zusammenarbeit mit<br />
den Behörden. Ich habe seit Jahren<br />
zum Beispiel mit Delivery Hero zu<br />
tun. Viele deutsche Plattformen haben<br />
ein großes Interesse sicherzustellen,<br />
dass der Wettbewerb fair abläuft<br />
und nicht andere Plattformen<br />
durch ausbeuterischen Umgang beispielsweise<br />
mit Selbstständigen sich<br />
einen ungerechtfertigten Marktvorteil<br />
verschaffen.<br />
Deutschlandist für die globalen Plattformen<br />
ein Marktunter vielen. DieAttitüde<br />
ist ja oft: ÄnderteureGesetze, sie<br />
stammen allesamt aus dem analogen<br />
Zeitalter. Undder Handel mit Daten<br />
ist noch schwerer zu regulieren.<br />
So war es am Anfang. Aber die<br />
Zeit des ungezügelten Internet- und<br />
Daten-Kapitalismus ist vorbei. Jetzt<br />
gilt: Wer inEuropa sein Geschäftsmodell<br />
umsetzen will, muss nach<br />
unseren Regeln spielen. UndEuropa<br />
istein großer Markt. Im Übrigen: Die<br />
Datenschutz-Grundverordnung ist<br />
inzwischen für viele Länder der Welt<br />
ein Vorbild.<br />
DasGespräch führte JanSternberg.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 27<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Verrückt nach Meer. Sturmvor<br />
Osaka 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für<br />
HG) Brisant 18.00 (für HG) Quizduell 18.50 (für<br />
HG) Watzmannermittelt. Der Alte vomBerg<br />
19.45 (für HG) Quizzen voracht 19.55 (für HG)<br />
Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Eden<br />
TV-Drama,D2019<br />
Mit Sylvie Testud,Diamand Abou<br />
Abboud, Maxim Khalil, Juliane Köhler,<br />
Wolfram Koch, Theo Alexander u.a.<br />
Regie: Dominik Moll<br />
22.30 (für HG) Tagesthemen<br />
23.00 (für HG) Plusminus<br />
Das Wirtschaftsmagazin<br />
23.30 (für HG) Maischberger<br />
Wohin steuert Deutschland?<br />
0.45 (für HG) Nachtmagazin<br />
1.05 (für HG) Eden TV-Drama, D2019<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />
Wolfram Kons, Jennifer Knäble 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />
Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />
Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />
4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 16.00 Vorher Nachher –Dein<br />
großer Moment 17.00 Freundinnen –Jetzt erst<br />
recht 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />
–Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />
Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Die 25...<br />
Esther,das Wunderschwein /Bethy<br />
Zimmermann: Von der Tellerwäscherin<br />
zur Millionärin! /Für die Liebe mit dem<br />
Fahrrad von Indien nach Schweden<br />
Moderation: Sonja Zietlow<br />
22.15 sternTVKampf gegen „Romance<br />
Scammer“: Wie Frauen Liebesbetrüger<br />
in die Falle locken<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
Spiel mir das Lied vom Tod. Krimiserie<br />
1.20 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
LESERREISEN<br />
INFORMATION UNTER:<br />
Nichtnur 030 AkiKaurismäki, –23276633 auch Regisseur<br />
Dominik www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />
Moll widmet sich seiner<br />
Serie„Eden“ der Flüchtlingsthematik,die<br />
er in unterschiedlichen Handlungssträngen<br />
bearbeitet:Nachdem Erholung pur von<br />
die Anfang<br />
deutsche<br />
an:<br />
Familie<br />
Hennings Kurreisen in ihrem mitGriechenland-Urlaub Taxiservice nach die<br />
Ankunft Bad eines Kissingen, Flüchtlingsschiffes Bad Wildungen, beobach-<br />
MDR WDR tet hat, Marienbad, beschließtsie,nicht Franzensbad, längeruntätig<br />
Karlsbad<br />
Arte<br />
14.00 (für HG) umzwei 15.15 (für HG) Wer<br />
weiß denn sowas? 16.00 (für HG) um vier<br />
17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />
MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG)Tierisch, tierisch 20.15 (für HG) Exakt<br />
20.45 (für HG) Exakt –Die Story 21.15 (für<br />
HG) Die Spur der Täter 21.45 (für HG) Aktuell<br />
22.05 (für HG) Tatort. Wer nicht schweigt muss<br />
sterben. TV-Kriminalfilm, D1996 23.35 (für<br />
HG) Nuhr im Ersten 0.20 unicato 1.20 (für<br />
HG) Lindenstraße 1.50 (für HG) Exakt<br />
Bayern<br />
14.40 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />
(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Münchner Runde 21.00 (für HG) Kontrovers<br />
21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 (für HG) Kontrovers extra 22.45 Vom<br />
Bergfieber gepackt. Dokumentarfilm, CH 2017<br />
0.30 kinokino 0.45 Mütter und Töchter<br />
Vox<br />
13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein<br />
Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 15.00<br />
Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und eine<br />
Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />
18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />
Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />
(für HG) Magnum P.I. 21.15 (für HG) Magnum<br />
P.I. 22.10 (für HG) Law &Order: Special<br />
Victims Unit 23.05 (für HG) Law &Order: Special<br />
Victims Unit 0.00 nachrichten 0.20 (für<br />
HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Eigen Fleisch und Blut<br />
Super RTL<br />
15.00 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.25<br />
Tomund Jerry 15.50 Der gestiefelte Kater –<br />
Abenteuer in San Lorenzo 16.20 Ritter hoch 3<br />
16.45 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />
17.10 Barbie –Traumvilla-Abenteuer 17.40<br />
Spirit: wild und frei 18.10 Bugs Bunny und<br />
LooneyTunes 18.40 Woozle Goozle 19.10 Tom<br />
und Jerry 19.45 Angelo! 20.15 (für HG) Dr.<br />
House 21.10 (für HG) Dr.House 22.00 (für<br />
HG) Dr.House 22.55 Die Kinderklinik –Kleine<br />
und große Helden 23.25 Die Kinderklinik –<br />
Kleine und große Helden<br />
Sport1<br />
14.30 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />
Neue Runde 15.30 StorageWars –Geschäfte<br />
in Texas. Giftig 16.00 StorageWars –Geschäfte<br />
in Texas. Erzfeind 16.30 Lost &Sold.<br />
Schmucklos 17.00 Lost &Sold. Lost and<br />
Found 17.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />
Geld ist alles 18.00 StorageWars –<br />
Die Geschäftemacher. Im Tanktop zum Gewinn<br />
18.25 Volleyball: Bundesliga. Finale, Spiel 4<br />
20.30 Fantalk 23.15 Scooore! –Internationales<br />
Fußball-Magazin 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SOKO Stuttgart 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 (für HG)<br />
Stadt, Land, Lecker 15.00 (für HG) heute<br />
Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00<br />
(für HG) heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die<br />
Rosenheim-Cops. Mord auf Rezept 17.00 (für<br />
HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />
17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG)<br />
SOKO Wismar 19.00 (für HG) heute 19.21<br />
Parteien zur Europawahl 19.25 (für HG) Die<br />
Spezialisten –ImNamen der Opfer. Die Lüge<br />
20.15 (für HG) Da kommst du nie drauf!<br />
Die große Show der schrägen Fragen<br />
Moderation: Johannes B. Kerner<br />
Das Quiz rund um besondere Personen<br />
und unfassbareTatsachen.<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Der Pflegestillstand Warum<br />
sich in unseren Altenheimen nichts ändert<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Die Ticketdealer –Miese Tricks bei<br />
Viagogo<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Alina<br />
Merkau, Matthias Killing 10.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! 11.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />
Sie! Mit Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander<br />
Stephens, Isabella Schulien 12.00 Anwälte<br />
im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />
14.00 Auf Streife.Reportagereihe 15.00 Auf<br />
Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer 18.00 Endlich<br />
Feierabend! Moderation: Annett Möller, Daniel<br />
Boschmann 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 TopChef Germany<br />
Show<br />
Gast: Arne Anker<br />
Jury: EckartWitzigmann, Peter Maria<br />
Schnurr, Alexandra Kilian<br />
Moderation: Daniel Boschmann<br />
23.00 akte 20.19 Spezial<br />
Wohnwahnsinn Deutschland<br />
Moderation: Claus Strunz<br />
0.00 SAT.1 Reportage<br />
All inclusive? Camping XXL.<br />
0.55 TopChef Germany<br />
Gast: Arne Anker<br />
14.55 (für HG) In allerFreundschaft –Die jungenÄrzte<br />
15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier und<br />
heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15<br />
(für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Der<br />
Haushalts-Check mit Yvonne Willicks 21.45 (für<br />
HG) Aktuell 22.10 (für HG) Heimatland –Wer<br />
wollen wir sein? Dokumentarfilm, D2019 23.20<br />
(für HG) sportinside 23.50 (für HG)1949–Ein<br />
Jahr,zweimal Deutschland 0.35 (für HG) Menschen<br />
hautnah 1.20 (für HG)Maischberger<br />
NDR<br />
15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00<br />
(für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />
17.10 (für HG) Seehund, Puma &Co.<br />
18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Wie<br />
geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Servale 21.00 (für HG) Unbekanntes<br />
Afrika (1) 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für<br />
HG) Großstadtrevier. Das wahre Ich 22.50 (für<br />
HG) extra 3 23.20 (für HG) Zapp 23.50 (für<br />
HG) 7Tage ... 0.20 Hafenpolizei. Der Nerz<br />
0.45 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
9.30 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.15<br />
Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.05 Castle<br />
14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal,Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 Falling Down –Ein<br />
ganz normaler Tag. Drama, F/USA 1993 22.35<br />
American History X.Drama, USA 1998 0.50<br />
Watch Me –das Kinomagazin<br />
RTL 2<br />
12.00 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 14.00 Die Wollnys –Eine<br />
schrecklich große Familie! 15.00 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Kleine<br />
Helden ganz groß! –Wenn Kinder kämpfen<br />
müssen 21.15 Voller Leben –Meine letzte Liste<br />
22.15 Die Babystation –Jeden Tagein kleines<br />
Wunder 23.15 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
0.10 Die Forensiker –Profis am Tatort<br />
1.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
12.00 Motorsport: FIA-Langstrecken-WM 12.35<br />
Radsport:TourdeRomandie 13.45 Radsport:<br />
Tour de Yorkshire 15.00 Snooker:WM17.15 Formel<br />
E: FIA-Meisterschaft 17.45 Motorsport:FIA-<br />
Langstrecken-WM 18.15 WATTS 19.00 ERC All<br />
Access 19.25 EurosportNews 19.30 Radsport:<br />
Tour de Romandie 20.45 Radsport: Tour de Yorkshire<br />
22.00 Snooker:WM23.25 EurosportNews<br />
23.30 Motorsport: FIA-Langstrecken-WM 0.00<br />
WATTS. Die Mai-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />
0.15 Radsport:Tour de Romandie<br />
ARTE, 20.15 UHR TRAGIKOMÖDIE<br />
Die andere Seite der Hoffnung<br />
Mitten in der Nachtlegtein Kohledampfer im Hafen vonHelsinkian. Nachdem<br />
die Besatzungdas Schiff verlassen hat, schleichtsichauch der FlüchtlingKhaled(SherwanHaji)<br />
vonBordund verschwindet in der Dunkelheit der<br />
Großstadt.Seine Fluchtendet jedoch aufder Polizeistation, vonwoaus er in ein<br />
Flüchtlingsheim gebracht wird.Als sein Asylantrag abgelehntwird, flieht er und<br />
trifft aufden ehemaligenVertreter Wikström,der sichals Gastro-Neulingversuchtund<br />
Khaled Unterschlupf in seinem Restaurant „Goldener Krug“gewährt.<br />
Die vonder Kritik viel gelobteIntegrationskomödie des finnischenFilmemachers<br />
und Drehbuchautors AkiKaurismäki(„Lichter der Vorstadt“) lief im Wettbewerb<br />
der Berlinale im Jahr 2017, wo er mit dem Silbernen Bärenfür die beste Regie<br />
ausgezeichnet wurde.Artestrahlt den Film als Free-TV-Premiereaus.<br />
(Fin./Dtl./2017)<br />
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ARD, 20.15 UHR TV-DRAMA<br />
Eden<br />
Kurreisen<br />
mit Haustürabholung<br />
©Dmitry Ersler –Fotolia.com<br />
Foto: Arte<br />
zu sein. und Zurück neu dabei:<br />
in Deutschland Joachimsthal. nimmtdie<br />
Familie Inden die Geflüchteten Reisen integriert Bassam sind El-Khalil<br />
(AdnanHalb- Jafar) oder beiVollpension<br />
sich zuhause auf, waszu<br />
unvorhersehbarenProblemen sowie diverse Kuranwendungen. mit ihrem<br />
Sohn Florian führt. Startder sechsteiligen<br />
Miniserie,den das Ersteals Zweiteiler ausstrahlt.Teilzweifolgt<br />
15. Maium20.15 Uhr.<br />
Jetzt online entdecken: www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />
(Dtl./2019)<br />
Foto: ARD<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
1 2 8<br />
9<br />
2 6 4<br />
3 7 8<br />
3 9 6<br />
4 5<br />
8 3 7<br />
6 2 3<br />
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MitDIAGONALEN MIT –SCHWER -schwer<br />
2<br />
4 6<br />
9 3<br />
8 7<br />
2 9<br />
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8<br />
8 7 1<br />
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SUDOKU<br />
Auflösung<br />
AUFLÖSUNG<br />
vom VOM7.5.2019<br />
mittel MITTEL<br />
8 7 5 6 1 3 9 4 2<br />
9 2 3 5 4 8 1 7 6<br />
1 6 4 7 2 9 8 3 5<br />
7 4 8 9 5 2 3 6 1<br />
2 3 9 1 6 7 5 8 4<br />
6 5 1 8 3 4 7 2 9<br />
3 1 2 4 7 5 6 9 8<br />
5 9 7 2 8 6 4 1 3<br />
4 8 6 3 9 1 2 5 7<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 7. 5. 2019<br />
vom 7.5.2019<br />
schwer<br />
SCHWER<br />
5 4 1 7 3 2 8 9 6<br />
8 7 9 5 6 1 3 4 2<br />
2 6 3 8 9 4 7 1 5<br />
9 3 2 4 5 8 1 6 7<br />
7 5 6 3 1 9 4 2 8<br />
4 1 8 2 7 6 9 5 3<br />
6 8 5 9 4 7 2 3 1<br />
1 9 7 6 2 3 5 8 4<br />
3 2 4 1 8 5 6 7 9<br />
6.20 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />
7.20 Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20<br />
Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin Dr.Mertens<br />
13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer 14.00<br />
Lichters Schnitzeljagd 14.45 Typisch! 15.15<br />
Bayern erleben 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß<br />
denn sowas? 17.00 rbb24 17.05 Giraffe, Erdmännchen<br />
&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb<br />
UM6 –Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause<br />
in berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 rbb Praxis Narben –Sichtbare<br />
Erinnerungen klein halten<br />
21.15 Die rbb-Reporter<br />
Achtung TÜV! Großeinsatz in der<br />
Schwedter Raffinerie. Reportagereihe<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tiermythen<br />
22.45 Planet Deutschland: 300 Millionen<br />
Jahre<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Die Eifelpraxis –Rachegelüste<br />
TV-Drama, D2018<br />
1.30 rbb Praxis<br />
ProSieben<br />
9.40 Fresh off the Boat 10.35 Mike &Molly<br />
11.00 How IMet Your Mother 11.50 2Broke<br />
Girls. Das große P(r)oblem/Liebe im Container.<br />
Comedyserie 12.45 Mom. Ohne Hilfe geht es<br />
nicht. Comedyserie 13.05 Twoand aHalf Men.<br />
Die Unterwäsche der Stars/Backen mit Oma/<br />
Stur,zwanghaft und unflexibel. Comedyserie<br />
14.25 The Middle. Die Brücke/Die Sommerferien.<br />
Comedyserie 15.15 The Big Bang Theory.<br />
Kein Job fürs Leben/Abschluss-Probleme/Professor<br />
Proton/Würfeln und küssen. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />
Die Hexen von Springfield/Lebe lieber<br />
unbebrudert. Zeichentrickserie 19.05 Galileo.<br />
Moderation: Aiman Abdallah<br />
20.15 Grey's Anatomy –Die jungen Ärzte<br />
Was man nicht kommen sieht<br />
Krankenhausserie<br />
21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />
Helden<br />
Der letzte Tagauf Erden. Actionserie<br />
22.15 Lucifer Stadt der Engel. Krimiserie<br />
23.10 Lucifer Pakt mit dem Teufel.Krimiserie<br />
0.00 Two and aHalf Men<br />
Wie man Alan Harper los wird<br />
0.30 Two and aHalf Men<br />
Willkommen zuhause, Jake<br />
Comedyserie<br />
15.20 Unser Geheimnis. TV-Drama, F2018<br />
16.50 (für HG) X:enius 17.20 (für HG) Heiraten<br />
in Europa! 17.45 (für HG) Ach, Europa!<br />
18.30 Wenn Wildtiere den Wald verlassen<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.10 Anderswo<br />
in Europa 20.15 (für HG) Die andere Seite der<br />
Hoffnung. Tragikomödie, FIN/D 2017 21.50 La<br />
mala educación –Schlechte Erziehung. Psychodrama,<br />
E2004 23.30 Pedro Almodóvar<br />
und seine Frauen 0.25 Arte Journal 0.45 Marlon<br />
Brando –Der Harte und der Zarte 2.15<br />
Colette, die Aufständische<br />
3Sat<br />
17.00 Reisen in ferneWelten 17.45 (für HG)<br />
Länder –Menschen –Abenteuer 18.30 nano<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Die Social Media<br />
Influencer 21.05 Kinder imNetz 22.00 Jagdszenen<br />
aus Niederbayern. Drama, D1969<br />
23.20 Carlotta's Face. Animationsfilm, D2018<br />
23.25 Krise. Drama, D2018 23.35 Überführung.<br />
Drama, CDN 2015 23.55 Damenbartblick.<br />
Drama, D 2017 0.00 Sato no Chihiro.<br />
Zeichentrickfilm,J2014 0.05 Das Leben ist<br />
hart. Kurzfilm, D2015<br />
Phoenix<br />
14.00 Reiseabenteuer in Myanmar: Robert<br />
Hetkämper unterwegs 14.45 Wir Deutschen<br />
und die Demokratie 15.30 Bundestag live.<br />
Live 17.00 #wasfuermichdeutschist 17.30<br />
phoenix der tag 18.00 Charlie, seine Erfinder<br />
und die Menschen 18.30 Geheimnisvolle Orte<br />
19.15 ZDF-History 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Kritisch reisen 21.45 (für HG) heutejournal<br />
22.15 phoenix runde 23.00 phoenix<br />
der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Kritisch reisen<br />
2.15 (für HG) Die Ostsee von oben. Dokumentarfilm,<br />
D2013<br />
Kika<br />
15.00 (für HG) Dance Academy –Tanz deinen<br />
Traum! 15.50 Sherlock Yack –Der Zoodetektiv<br />
16.15 Zoom –Der weiße Delfin 16.40 Ein Fall<br />
für TKKG 17.25 Kein Keks für Kobolde 17.50<br />
(für HG) Mascha und der Bär 18.00 (für HG)<br />
Wir Kinder aus dem Möwenweg 18.10 (für HG)<br />
Der kleine Drache Kokosnuss 18.35 Zacki und<br />
die Zoobande 18.50 Sandmann 19.00 Die<br />
Piraten von nebenan 19.25 (für HG) Wissen<br />
macht Ah! 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />
HG) KiKA Live 20.10 Das erste Mal ... Asien!<br />
20.35 Die Mädchen-WG<br />
Dmax<br />
11.15 Combat Dealers –Ausrangiert und aufpoliert<br />
12.15 Hardcore Pawn: Das härteste Pfandhaus<br />
Detroits 13.15 Yukon Men –Überleben in<br />
Alaska 14.15 Ed Stafford: Das Survival-Duell<br />
15.15 Coast Guard Alaska –Rettung aus der<br />
Luft 16.15 Highway Patrol 17.15 Fast 'N' Loud<br />
19.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />
20.15 Auction Hunters –ZweiAsse machen<br />
Kasse 21.15 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 22.15 Shark Tank –Die<br />
Business-Profis 0.15 Die Baumhaus-Profis<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.15 Menschen hautnah<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 45 Min<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15 Report<br />
Mainz 20.45 Panorama–dieReporter 21.17<br />
Münchner Runde 22.00 Markt 22.47 Extra 23.00<br />
Tagesthemen 23.30 Kontrovers 0.15 defacto 1.00<br />
Nachtmagazin 1.20 extra31.50 Extra 2.00<br />
Nachtmagazin 2.20 SachsenSpiegel 2.50 Die<br />
Tagesschau vor20Jahren 3.10 SWR Landesschau<br />
Rheinland-Pfalz 3.55 Extra 4.02 Abendschau<br />
4.30 aktueller bericht<br />
ONE<br />
11.50 Sturmder Liebe 12.35 Sturmder Liebe<br />
13.25 Um Himmels Willen 14.15 BigManni. TV-<br />
Komödie, D2019 15.45 In aller Freundschaft –<br />
Diejungen Ärzte 16.35 Bezaubernde Jeannie<br />
16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Der Dicke 18.40 Sturmder Liebe 19.25<br />
Sturmder Liebe 20.15 Agatha Christies Poirot<br />
(1)Mrs. McGinty ist tot.TV-Kriminalfilm, GB 2008<br />
21.50 Miss Fishersmysteriöse Mordfälle 22.45<br />
Einenger Kreis. Drama, I/F2009 0.15 Agatha<br />
Christies Poirot. Mrs. McGintyist tot. TV-Kriminalfilm,<br />
GB 2008 1.50 Miss Fishersmysteriöse Mordfälle<br />
2.45 Ein enger Kreis. Drama, I/F2009 4.15<br />
Lindenstraße 4.45 Um Himmels Willen<br />
ZDF NEO<br />
8.40 Lafer! Lichter! Lecker! 9.25 Bares fürRares<br />
10.20 Bares für Rares 11.10 Duellder Gartenprofis<br />
11.55 DieRettungsflieger 12.40 Die Rettungsflieger<br />
13.25 Monk 14.05 Monk 14.50 Heldt<br />
15.35 DieRettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />
17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares für<br />
Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Wilsberg.<br />
Hengstparade. TV-Kriminalfilm,D2013<br />
21.45 Undercover (1/10) 22.30 Undercover<br />
23.15 JamesPatterson: Alex Cross. Actionfilm,<br />
USA/F 2012 0.45 (für HG) Wilsberg. Hengstparade.<br />
TV-Kriminalfilm, D2013 2.15 Neu im Kino<br />
2.20 TerraX3.05 TerraX3.50 TerraX4.35 Frag<br />
den Lesch 4.50 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
6.15 (für HG)Die Suche nachHitlersVolk 7.45 (für<br />
HG) DieVerbrechen derBefreier 8.30 ZDF-History<br />
9.15 Ermittler! 10.00 Täterjagd 13.00 (für HG) Nelson<br />
Müllers Käse-Check 13.45 (für HG)Die Tricks<br />
derLebensmittelindustrie 15.15 (für HG) Das Lidl-<br />
Imperium 16.00 (fürHG) TEDi und Co. –Die dunkle<br />
Seite derBilligshops 16.30 Fakten, Fakesund<br />
Kundentäuschung –Die Machtder Internetbewertungen<br />
17.15 Falsche Versprechen? 18.00 Das<br />
große Geschäft mitAltkleidern 18.45 Mysterien<br />
des Mittelalters 22.30 (für HG)Die Welt derRitter<br />
0.45 (für HG)heute-journal 1.15 Vonder Keule zur<br />
Rakete –Die Geschichte der Gewalt 2.45 (für HG)<br />
Auf denSpuren genialer Forscher und Erfinder<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer The Railroad Hour –Musical für<br />
alle! Mit Matthias Käther,ca. 56 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Mit Werken von Lutosławski, Bruckner,<br />
ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial Spezialisten für die Renaissancemusik.<br />
Das Brabant Ensemble.,<br />
ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Das Cembalo in der<br />
Neuen Musik., ca. 56 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Wortspiel –Das Musik-Gespräch.<br />
Der Flötist Michael Schneider und das Ensemble<br />
La Stagione Frankfurt erläutern Georg Philipp<br />
Telemanns Concerto inA-Dur TWV 53:A2,<br />
aus der Tafelmusik, ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik open music Mit Werken von Macahis,<br />
Nachtmann, Korsun, ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (11/18). Es<br />
liest Manuel Soubeyrand,ca. 30 Minuten<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Volker Braun liest aus „Verlagerung<br />
des geheimen Punktes”,ca. 30 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Die Möwenesser” Mit Claudia Matschulla,<br />
Horst Bollmann, Gudrun Genest, Gisela Uhlen,<br />
Lieselotte Rau, Rolf Henniger,Bernhard Schütz,<br />
Christine Oesterlein, Gerd Wameling,Dieter<br />
Ranspach,Wolfgang Spier,Detlef Jacobsen,<br />
Hermann Ebeling.Regie: Cecilie Løveid,<br />
ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Wolf Biermann: „Barbara” (11/18),<br />
ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature „Krieg den Hütten, Friede den Palästen”<br />
–Volker Braun. Von Kerstin Hensel,<br />
ca. 56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Maria João. Mit Lothar Jänichen,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Von<br />
der Bühne ins Internet. Wie das Internet<br />
Kabarett und Comedy verändert. Von Jana<br />
Fischer,Jan Lukas Winter,ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 105 · M ittwoch, 8. Mai 2019 – S eite 28 *<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Er hat die Haare<br />
schön.<br />
DPA/JÖRG CARSTENSEN<br />
Arnold Schwarzenegger<br />
bildet<br />
den Auftakt zu<br />
unserem heutigen<br />
Themenschwerpunkt<br />
„Mann, oh<br />
Mann!“ Derehemalige<br />
Goverund<br />
Terminator<br />
wirdzuHause<br />
zum Coiffeurnator.Gemäß einer alten<br />
Familientradition schneidet der<br />
71-Jährige seinem 25-jährigen Sohn<br />
noch heute hin und wieder die<br />
Haare. Daslässt auf eine ordentliche<br />
PortionVertrauen schließen.Wirfragen<br />
uns nur:Redet Arnie als Friseur<br />
auch so wenig wie in seinen Filmen?<br />
Ralf Moeller ist mit Arnold Schwarzenegger<br />
befreundet, als ehemalige<br />
Bodybuilder trainieren die beiden<br />
oft zusammen. Doch Moeller geht<br />
für seine körperliche Fitness noch<br />
weiter:„Ichbin seit einem Jahr auf<br />
dem veganen Wegund habe gelernt,<br />
dass Ernährung eine Schlüsselrolle<br />
hat“, so der 60-Jährige.Seit er auf<br />
Fleisch, Fisch und Milchprodukte<br />
verzichte,fühle er sich gesünder und<br />
fitter,ohne etwas zu vermissen. Auch<br />
die Cholesterinwerte sind tippitoppi.<br />
Da freuen wir uns,auch wenn<br />
wir in der nächsten Meldung leider<br />
nicht umhin kommen, ein tierisches<br />
Produkt zu erwähnen.<br />
Scott Morrison hat<br />
nämlich einen Ei-<br />
Angriff überstanden.<br />
Beieinem<br />
Wahlkampfauftritt<br />
versuchte eine junge<br />
Frau, auf dem Hinterkopf<br />
des australischen<br />
Premierministers (50)<br />
ein Ei zu zerschlagen.<br />
DieDame hatte die Rech-<br />
den<br />
Schädel des Regierungs-<br />
chefs gemacht: DasEiprallte<br />
ab und blieb unversehrt – Mor-<br />
nung allerdings ohne<br />
rison übrigens auch. Zu dem An-<br />
lapidar, er<br />
griff schrieb er auf Twitter<br />
habe sich Sorgen um eine ältere Frau<br />
gemacht, die dabei zu Boden geganhochgeholfen<br />
und sie in den Armgenommen.“<br />
Treffer,versenkt! (avo./mit gen sei. „Ich habe ihr<br />
dpa)<br />
TIERE<br />
Der Gockel als quasi-ordentlicher<br />
Verkehrsteilnehmer DPA/THOMAS WARNACK<br />
Ordnung muss sein: In dem badenwürttembergischen<br />
OrtErtingen hat<br />
ein allemal tierlieber,jafürsorglicher<br />
Mensch einen Zebrastreifen auf den<br />
Asphalt gemalt und dazuVerkehrsschilder<br />
für Hühner aufgestellt. Das<br />
gackernde Federvieh hat nämlich die<br />
Angewohnheit, an eben dieser Stelle<br />
täglich die Straße zu queren, und<br />
zwar vondem Bauernhof auf der einen<br />
zum Dorfbrunnen auf der anderenSeite.Wir<br />
machen allerdings darauf<br />
aufmerksam, dass es sich bei dem<br />
auf unserem Bild im Hintergrund zu<br />
sehenden blau-weißen Hühnerschild<br />
um eine nicht durch die Straßenverkehrsordnung<br />
(StVO) gedeckteVersion<br />
des Fußgängerüberwegszeichens,also<br />
des Richtzeichens 350<br />
nach Anlage 3zu§42StVOhandelt.<br />
Ja,inder kleinen Tierkastenredaktion<br />
sitzen auch Spaßverderber. (schl.)<br />
Das Motto der Met-Gala lautete „Camp: Notes on Fashion“ und berief sich damit auf einen EssaySusan Sontags. Die Schriftstellerin beschreibt mit dem Wort „Camp“ die Künstlichkeit<br />
und Übertreibung kultureller Produkte. Auf unserem Bild zeigt Lady Gaga, wie das geht –insgesamt wechselte die Sängerin bei ihrem Auftritt dreimal die Garderobe. DPA/JENNIFER GRAYLOCK<br />
Billy Porter setzte bei seinem<br />
goldenen Ganzkörperfummel<br />
und den aparten<br />
Engelsflügelapplikationen<br />
ganz aufs Himmlische: Der<br />
Schauspieler zwingt das<br />
Göttliche und also Unsterbliche<br />
ins Diesseits – auf dass<br />
ihm all das Gold ewiges<br />
Leben geben möge.<br />
AP/DOUG PETERS<br />
Augenkontakt unmöglich: Ezra Miller überzeugte mit einem<br />
so aufwendigen wie irritierenden Make-up. Je länger<br />
der Blick auf dem androgynen Gesicht des Schauspielers<br />
ruht, desto weniger findet er Halt –und gleitet ab. In welches<br />
der Augen soll man bloß schauen?<br />
AP/EVAN AGOSTINI<br />
Hauptsache<br />
gaga<br />
Die für ihre Extravaganz bekannte Jahresgala des<br />
New Yorker Metropolitan Museum of Art (Met)<br />
hat sich in diesem Jahr selbst übertroffen.<br />
Die Gala ist ein Schaulaufen der A-Prominenz, nur die<br />
wirklich einflussreichen Leute im Showbusiness<br />
werden eingeladen –und müssendann rund<br />
35000 Dollar (rund 31000 Euro)<br />
pro Platz zahlen. Das Geld kommt dem<br />
Kostüminstitut des Museums zugute.<br />
Von<br />
Anne Vorbringer und<br />
Christian Schlüter<br />
Der australische Schauspieler Keiynan Lonsdale wurde<br />
mit der Jugendserie „Dance Academy“ bekannt. Auf<br />
dem roten Teppich seiner ersten Met-Gala entschied er<br />
sich für rosa Haare und eine Schmetterlingsrobe. Was<br />
heißt Robe – ein Meisterwerk der Schneiderkunst mit<br />
1500 handgestickten Faltern, die im UV-Licht leuchten.<br />
Wer braucht da noch Geschlechterrollen?<br />
INVISION<br />
Die hellste Kerze: Sängerin<br />
Katy Perryzeigte, dass ein<br />
wandelnder Kronleuchter viel<br />
Grandezza in der Kopfhaltung<br />
erfordert–und meisterte die<br />
Herausforderung mit Bravour.<br />
Ihr Moschino-Outfit überstrahlte<br />
einfach alles.<br />
STAR MAX<br />
Ermittler in Moskau werten<br />
Flugschreiber aus<br />
Nach der Flugzeugkatastrophe mit 41<br />
Toten in Moskau dauertdie Suche<br />
nach der Ursache für den Brand der<br />
Maschine an. Eine Regierungskommission<br />
müsse die technischen Aspekte<br />
der Tragödie untersuchen und<br />
Konsequenzen ziehen, sagte Ministerpräsident<br />
DmitriMedwedew am<br />
Dienstag in Moskau. Experten werten<br />
nun die Daten der Flugschreiber aus,<br />
die bei dem Unglück starkbeschädigt<br />
worden seien, teilte das russische<br />
Zwischenstaatliche Luftverkehrskomitee<br />
mit. Experten spekulieren über<br />
die Gründe für die Katastrophe.Zur<br />
Klärung der Ursache wollen die Ermittler<br />
auch Überwachungskameras<br />
und mit Handys gedrehteVideos von<br />
Augenzeugen und Passagieren auswerten.Nach<br />
dem Unglück waren<br />
vieleVideos vonder brennenden Maschine<br />
im Internet zu sehen. (AFP)<br />
Sorge um die Sicherheit<br />
beim ESC in Israel<br />
Künstler aus 41 Länderntreten kommende<br />
Woche unter strengen Sicherheitsvorkehrungen<br />
beim Eurovision<br />
Song Contest in Israel an. Der<br />
Wettbewerb wirdvom 14. bis 18. Mai<br />
in der Veranstaltungshalle Expo im<br />
Norden TelAvivs ausgetragen. ZurSicherung<br />
der verschiedenen Veranstaltungen<br />
in TelAviv setzt Israel<br />
rund 8000 zusätzliche Polizisten ein.<br />
Israel ist schon zum dritten MalESC-<br />
Gastgeber.Die deutsche ESC-Delegation<br />
will trotz des schwersten Gewaltausbruchs<br />
seit dem Gaza-Krieg<br />
vorfünf Jahren im Süden Israels am<br />
Mittwoch nach TelAviv abreisen, wie<br />
eine Sprecherin des Norddeutschen<br />
Rundfunks (NDR) bestätigte.Rund<br />
eine Woche vordem Startdes Wettbewerbs<br />
war die Gewalt zwischen Israel<br />
und den militanten PalästinensernimGazastreifen<br />
am Wochenende<br />
eskaliert. (AFP)<br />
Kindesmissbrauch bei<br />
PfadfinderninStaufen<br />
Zwei Betreuer einer Pfadfindergruppe<br />
in Staufen sollen Kinder jahrelang<br />
sexuell missbraucht haben.<br />
Beide Männer waren ehrenamtliche<br />
Betreuer einer evangelischen Pfadfindergruppe.Hauptverdächtiger<br />
sei ein heute 41-Jähriger.Erhabe<br />
sich an vier Jungen vergangen. Der<br />
zweite Verdächtige,ein 27-Jähriger,<br />
habe ein Mädchen sexuell missbraucht.<br />
Im Zentrum der Ermittlungen<br />
stehe der 41-Jährige,sagte der<br />
Leiter der Staatsanwaltschaft Freiburg,<br />
Dieter Inhofer.Der Deutsche<br />
sitzeseit Februar in Untersuchungshaft.<br />
DerfrühereMitarbeiter<br />
der evangelischen Kirchengemeinde<br />
Staufen, der Pfadfinder betreute,soll<br />
sich von2009 bis 2018 an<br />
den Jungen vergangen haben, diese<br />
seien damals acht bis 14 Jahrealt gewesen.<br />
(dpa)<br />
Vulkan Sinabung stößt 2000<br />
Meter hohe Aschesäule aus<br />
Derindonesische Vulkan Sinabung<br />
hat am Dienstag eine 2000 Meter<br />
hohe Säule aus Rauch und Asche<br />
ausgestoßen. In den umliegenden<br />
Dörfernseien Gesteinstrümmer und<br />
Asche niedergegangen, teilten Vertreter<br />
der Katastrophenschutzbehörde<br />
mit. Deraktuelle Ausbruch<br />
habe das „Potenzial“, den Flugverkehr<br />
zu beeinträchtigen. Eine Sperrung<br />
des Luftraums über dem Sinabung<br />
erfolgte jedoch ebenso wenig<br />
wie eine Evakuierungsanordnung.<br />
Anwohner an Flussufernrundum<br />
den Sinabung wurden aber aufgerufen,<br />
auf mögliche Lavaströme zu<br />
achten. (AFP)