JB_2018
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1. Geschäftsbericht für das Jahr <strong>2018</strong> 4<br />
2. Beratung 18<br />
2.1 Einleitung 18<br />
2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor Beratung 18<br />
2.2.1 Persönliche Beratung 18<br />
2.2.2 Telefonische Beratung 19<br />
2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung 19<br />
2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet 20<br />
2.2.5 E-Mail Beratung 20<br />
2.3 Danksagung 21<br />
3. Begleitung 22<br />
3.1 Einzelbegleitung 23<br />
3.2 Positivenfond 23<br />
3.3 Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen 23<br />
3.4 Angebote für Menschen mit HIV und Aids 24<br />
3.5 Trauerarbeit 24<br />
Seite<br />
4. Öffentlichkeitsarbeit 26<br />
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit 28<br />
4.2. Veranstaltungen 29<br />
4.3. Benefiz-Veranstaltungen 33<br />
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong> 34<br />
4.5. Berichterstattung in den Medien 38<br />
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 39<br />
5. Zielgruppenspezifische Prävention 40<br />
5.1 HIV und AIDS Prävention bei Schwulen und Männern<br />
die Sex mit Männern haben 40<br />
5.2 Drogen und Substitution 46<br />
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention 46<br />
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm 47<br />
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen 47<br />
5.2.2 Substitution 47<br />
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe 47<br />
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB) 48<br />
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten Drogengebraucher*innen 48<br />
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene<br />
Drogengebraucher*Innen“ am 21. Juli 49<br />
5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen 51<br />
5.2.6 Teilnahme an JES-Mitgliederversammlung 51<br />
2
5.3 HIV und Strafvollzug 52<br />
5.3.1 Einführung 52<br />
5.3.2 Überregionale Aktivitäten 53<br />
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’ 53<br />
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten 53<br />
5.3.5 Primär- und Sekundärprävention 54<br />
5.3.6 Begleitung 54<br />
5.3.7 Resümee 55<br />
5.4. Frauen und HIV /Aids – Prävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen 56<br />
5.5. Frauen und HIV / Aids / Migration 57<br />
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung 60<br />
5.6.1 Veranstaltungsinhalte 64<br />
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork 65<br />
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikator*innen 67<br />
5.6.4 Multiplikator*innen- und Erwachsenenbildung 67<br />
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung 68<br />
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 69<br />
5.7. SCHLAU Duisburg 70<br />
6. Self Duisburg / Kreis Wesel 73<br />
7. Ehrenamtliche Mitarbeit 74<br />
7.1. Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen 74<br />
7.2 Externe Fortbildungen 75<br />
8. Controlling / Anhang / Pressespiegel 76<br />
Seite<br />
3
1. Geschäftsbericht für das Jahr <strong>2018</strong><br />
4<br />
oder<br />
N = N :<br />
nicht nachweisbar = nicht übertragbar !<br />
Diese Formel (im englischen Original u = u: undetectabel<br />
= untransmittabel) ist sicherlich die markanteste<br />
Botschaft, die von der 22. Welt-AIDS-Konferenz in<br />
Amsterdam im Sommer <strong>2018</strong> ausgesendet wurde und<br />
nicht nur dieses Berichtsjahr dominiert hat, sondern –<br />
so hoffen wir – nachhaltig wirken wird.<br />
Auch wenn die Erkenntnis, dass eine stabile antiretrovirale<br />
Therapie die HIV-Viruslast dauerhaft unter die<br />
sog. Nachweisgrenze bringen und halten und dann eine<br />
Übertragbarkeit verhindern kann, wahrlich nicht ganz<br />
neu ist, sondern im Grunde seit dem damals mutigen<br />
Statement der Schweizer Kommission für Aidsfragen<br />
(EKAF) im Jahre 2008 schon ihr zehnjähriges Jubiläum<br />
feiern könnte, ist damit eine neue Qualität verbunden.<br />
Denn bis hierhin haben einige Wissenschaftler<br />
`dem Braten nicht vollständig getraut´ und lieber von<br />
einem „vernachlässigbaren Risiko“ gesprochen, was<br />
Hintertüren offenhielt und für Menschen mit HIV noch<br />
keine verlässliche Vertrauensbasis schuf. Mit der vielbeachteten<br />
Studie HPTN 052 und der Auswertung der<br />
Datenlagen durch weitere Studien (v.a. der PARTNER<br />
2-Studie) gelang dann doch der Durchbruch und die<br />
Wissenschaftler konnten ein einstimmiges Urteil fällen:<br />
JA – es stimmt und es ist an der Zeit die eindeutige<br />
Botschaft zu verkünden und sie in eine einprägsame<br />
Formel zu gießen.<br />
Was bedeutet N = N?<br />
„Es ist bewiesen, dass unter einer wirksamen Therapie<br />
die Anzahl der Viren soweit reduziert wird, dass HIV<br />
selbst beim Sex ohne Kondom nicht übertragen werden<br />
kann.<br />
Eine HIV-Infektion ist heute zwar nicht heilbar, aber gut<br />
behandelbar. Bei rechtzeitiger Diagnose und wirksamer<br />
Therapie kommt es nicht zu Aids. Für viele HIV-positive<br />
Menschen und ihre Partner*innen eröffnet n = n soziale,<br />
sexuelle und reproduktive Entscheidungen, die viele<br />
nie für möglich gehalten hätten. Es ist eine beispiellose<br />
Gelegenheit, das Leben von Menschen mit HIV zu verändern.<br />
n = n bedeutet:<br />
• HIV muss beim Sex keine Rolle mehr spielen<br />
• Sex ohne Angst vor einer HIV-Übertragung zu<br />
leben<br />
• Kinder ohne Inseminationsmethoden zu bekommen<br />
• mit HIV lange zu leben
• Freiheit und Stärkung des Selbstbewusstseins<br />
• ohne Angst und Scham mit HIV zu leben und<br />
so (Selbst-) Stigmatisierung abzubauen<br />
• Menschen zum regelmäßigen HIV-Test und<br />
zum Beginn einer Therapie zu ermutigen<br />
• eine starke Argumentation für den universellen<br />
Zugang zu Diagnostik, Behandlung und Pflege<br />
Ärzteschaft, Pflegekräfte sowie die Bereiche Justiz,<br />
Bildung und Arbeit sind gefordert.“ (a.a.O., S. 4).<br />
Ähnlich gute Konzepte und Vereinbarungen gibt es<br />
vom Land NRW und einigen weiteren staatlichen<br />
Organen und Fachgesellschaften (BZgA, Deutsche STI-<br />
Gesellschaft, Vereinigung der AIDS-Koordinator*innen<br />
in NRW et al.). Die Musik ist also bestellt – und die<br />
Leistungsverzeichnisse sehr gut erstellt. Sie wird nur<br />
leider nicht adäquat bezahlt!<br />
• Aids beenden zu können“<br />
(Quelle: Homepage der Aidshilfe NRW, s. www.nrw.<br />
aidshilfe.de )<br />
Diese wunderbare Botschaft wurde dann auch von der<br />
Deutschen AIDS-Hilfe hervorragend mit einer weiteren<br />
PR-Offensive unter dem Motto „Wir wollen das Wissen<br />
verdoppeln“ (www.wissen-verdoppeln.hiv ) aufgegriffen,<br />
weil durch BZgA-Umfragen deutlich wurde, dass<br />
maximal 10 % der deutschen Bevölkerung von diesen<br />
Erkenntnissen überhaupt schon mal etwas gehört hat.<br />
Darüber hinaus gibt die Botschaft auch der laufenden<br />
Kampagne „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“ (s. Jahresbericht<br />
2017) noch mal neuen Schwung und untermauert<br />
die Machbarkeit der Zielerreichung.<br />
Wir haben eigentlich gute Voraussetzungen dazu: eine<br />
sehr geringe Inzidenz und Prävalenz, HIV-Medikamente<br />
sind in Deutschland flächendeckend verfügbar und<br />
werden in aller Regel über das Gesundheitssystem finanziert<br />
und wir haben eigentlich ein sehr leistungsfähiges<br />
Gesundheitssystem – dies allerdings nicht unbedingt<br />
flächendeckend! Vor allem ländliche Regionen<br />
hinken in vielen Gesundheitsversorgungsfeldern bekanntermaßen<br />
hinter Ballungsräumen mit guter Präventions-<br />
und Versorgungsinfrastruktur her. So auch in<br />
Teilen unserer Region.<br />
Die Ziele sind klar, die dazu erforderlichen strategischen<br />
Maßnahmen erkannt und vielfach gut formuliert.<br />
Und damit sich auch in unseren Strukturen die<br />
Erkenntnisgewinne verstetigen und verdoppeln, halten<br />
wir sie an dieser Stelle erneut fest. Schon im April 2016<br />
hat das Bundeskabinett in fachlich hoher Qualität den<br />
„Fahrplan“ vorgelegt, mit dem Papier zur „Strategie zur<br />
Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen<br />
sexuelle übertragbaren Infektionen. BIS 2030 – Bedarfsorientiert<br />
* Integriert * Sektorenübergreifend“<br />
(Bundesministerium für Gesundheit und Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Beschluss<br />
des Bundeskabinetts vom 06.04.2016).<br />
So heißt es dort: „Um diese Ziele zu erreichen und die<br />
errungenen Erfolge nicht zu gefährden, bedarf es in<br />
den nächsten Jahren verstärkter Anstrengungen aller<br />
Beteiligten. Ein ganzheitlicher Ansatz ist dafür erforderlich.<br />
(…) Für die Umsetzung müssen alle relevanten Akteure<br />
sektorenübergreifend zusammenarbeiten. Bund,<br />
Länder, kommunale Selbstverwaltung, Öffentlicher<br />
Gesundheitsdienst, freie Träger, die Selbsthilfe,<br />
In Deutschland haben wir bekanntermaßen gesagt,<br />
dass 2030 nicht ambitioniert genug ist. Die Deutsche<br />
AIDS-Hilfe hat entsprechend eine andere Marke gesetzt:<br />
„Kein AIDS für alle! Bis 2020!“ – ob die Ziellinie<br />
2020 aber auch für unsere Region realistisch sein mag,<br />
wagen wir nach wie vor zu bezweifeln. Von erforderlicher<br />
Verstärkung der Anstrengungen ist im Berichtsjahr<br />
<strong>2018</strong> allerdings immerhin in und für die Stadt Duisburg<br />
viel Erfreuliches passiert, während sich im Kreis Wesel<br />
die Ressourcen weiter reduziert haben. Wir konstatieren<br />
also gewissermaßen ein Spiegelbild der Analysen<br />
des Robert-Koch-Institutes (s.u.).<br />
Richtig ist, dass wir noch erhebliche Anstrengungen unternehmen<br />
müssen, um das Mögliche zeitnah erreichen<br />
zu können. Klar ist, dass wir dazu eine adäquate Infrastruktur,<br />
insbesondere zu Beratungs- und Testmöglichkeiten,<br />
aber auch bzgl. der medizinischen Versorgungslage<br />
benötigen. Und dort, wo dies gegeben ist, wo also<br />
etwa checkpoints mit Beratungs- und Testangeboten,<br />
mit interdisziplinären Fachlichkeiten zum Themenfeld<br />
der sexuellen Gesundheit entstanden sind, verzeichnen<br />
wir seit ein paar Jahren deutliche Effekte – im Sinne<br />
einer Reduzierung der HIV-Inzidenzen – insbesondere<br />
in der besonders relevanten Gruppe der MSM (Männer,<br />
die Sex mit Männern haben). Das ist allerdings zumeist<br />
nur in einzelnen großstädtischen Räumen der Fall.<br />
5
Epidemiologische Eckdaten in Deutschland<br />
weil das RKI sich zurzeit dazu außer Stande sieht, seriöse<br />
Angaben zu machen.<br />
Und diese Gruppe der Ungetesteten spielt wiederum<br />
eine wesentliche Rolle hinsichtlich der Zahl von<br />
HIV-Neuinfektionen (für das Berichtsjahr 2017 etwa<br />
2.700 = ca. 6% weniger als in 2016), denn diese sind<br />
vermutlich für einen großen Teil der Übertragungen<br />
verantwortlich.<br />
Für das Jahr 2017 verzeichnet das RKI ca. 3.300 Neudiagnosen<br />
(gesicherte Diagnosen, die nicht zwingend<br />
alle aus 2017 stammen müssen, hier werden z.T. auch<br />
ältere Infektionszeiten inkludiert, die aber in 2017 gemeldet<br />
wurden). Diese verteilen sich wie folgt auf die<br />
„Transmissionsgruppen“: 63 % MSM = Männer, die Sex<br />
mit Männern haben; HETerosexuelle: 24,8 %; intravenös<br />
verabreichter Drogenkonsum –IVDU- 11,8 %; Mutter-Kind-Übertragungen<br />
in 2017 = < 10 Fälle gesamt.<br />
Mit HIV leben nach den Angaben des Robert-Koch-Institutes<br />
(RKI, Epidemiologisches Bulletin 47/<strong>2018</strong> vom<br />
22.11.<strong>2018</strong> in Deutschland immer mehr Menschen<br />
(2017 etwa 86.100) mehr oder weniger gut. Etwa 2/3<br />
davon sogar so gut, dass sie der Unterstützung durch<br />
die AIDS-Hilfen kaum noch bedürfen. Es bleibt allerdings<br />
gut ein Drittel, die aufgrund von diversen, oft<br />
prekären Lebenssituationen auch aufgrund der HIV-Infektion<br />
dringend auf Unterstützung, Rat und Hilfe durch<br />
AIDS-Hilfen angewiesen sind. Und das zumindest phasenweise<br />
sehr intensiv.<br />
Dies gilt insbesondere für die Gruppe der sogenannten<br />
„late presenter“, der Menschen also, die erst sehr spät<br />
ihre Erstdiagnose bekommen und sich dann bereits in<br />
sehr ernst zu nehmenden gesundheitlichen Problemlagen<br />
befinden – nicht selten mit sehr fortgeschrittenem<br />
Immundefekt (in 2017 ca. 1.100 Fälle und davon<br />
ca. 510 im Stadium AIDS). Sie tauchen erst so spät<br />
auf, weil sie bis dahin vielleicht nur wenig gesundheitliche<br />
Probleme hatten, weil sie entweder bis dahin kein<br />
Risikobewusstsein entwickelt haben, weil sie sich aus<br />
diffusen Ängsten heraus bewusst gegen einen Test entschieden<br />
haben oder weil sie Stigmatisierung oder/und<br />
diskriminierende Folgen befürchten oder weil ihnen<br />
schlichtweg die Informationen fehlen. Oder weil sie bis<br />
dahin auf schlecht informierte oder nicht sensibilisierte<br />
Mediziner gestoßen sind und sie somit keine Testempfehlung<br />
bekommen haben.<br />
Leider sind auch in 2017 über 450 Todesfälle von<br />
HIV-Infizierten zu verzeichnen.<br />
Für das Berichtsjahr 2017 geht das Robert-Koch-Institut<br />
(RKI; für <strong>2018</strong> kommen belastbare Daten erst Mitte<br />
2019) zudem davon aus, dass von den etwa 86.100<br />
HIV-Infizierten in Deutschland ungefähr 11.400 Menschen<br />
noch nicht getestet sind und somit keine Ahnung<br />
von ihrem Status haben können. Und dabei sind die<br />
zugewanderten Menschen mit Migrationshintergründen<br />
(wie etwa Geflüchtete) nicht (mehr) berücksichtigt,<br />
6<br />
Auffällig bei der weitergehenden Analyse der regionalen<br />
Verteilung war laut RKI, dass die absoluten Zahlen<br />
der HIV-Neudiagnosen bei MSM insgesamt weiter gesunken<br />
sind (von 2.600 in 2007 auf 1.700 in 2017),<br />
was das RKI „primär auf die effektive und frühere Behandlung<br />
von HIV-Infizierten und die gestiegene Testbereitschaft<br />
und frühere Diagnosen von Infektionen“<br />
(Epidemiologisches Bulletin, Nr. 47, 22.11.<strong>2018</strong>) zurückführt.<br />
Diese Entwicklungen zeigen sich allerdings<br />
vorwiegend in den Regionen mit einer guten Präventions-<br />
und Versorgungsinfrastruktur und eindeutig nicht<br />
in ländlichen Bereichen.<br />
Anstiege sind hier insbesondere bei heterosexuell orientierten<br />
Menschen mit substanziellem Infektionsrisiko<br />
außerhalb der klassischen Zielgruppen (z.B. Partnerinnen<br />
bzw. Partner von Menschen mit HIV mit einer Viruslast<br />
über der sog. Nachweisgrenze, Heterosexuelle<br />
mit Indikatorerkrankungen) zu sehen.<br />
Solche stellen im Übrigen im Jahr 2017 auch über 40%<br />
der neuen HIV-Patient*innen in unserer Duisburger<br />
Schwerpunktpraxis.<br />
Hinzuzurechnen wären auch noch die nicht erfassten<br />
HIV-Neudiagnosen bei Geflüchteten, wovon gemäß<br />
Königsberger Schlüssel eben auch die meisten NRW<br />
zugewiesen wurden. Da es sich aber epidemiologisch<br />
betrachtet um keine auffälligen Herkunftsregionen<br />
handelt, sprechen wir hier sicher nicht über „Massen“.<br />
So sind wir im Berichtsjahr <strong>2018</strong> mit weniger „Fällen“<br />
als noch in 2016 und 2017, dann aber auch sehr intensiv<br />
beschäftigt gewesen.<br />
Das RKI zieht im Bulletin vom November <strong>2018</strong> ein<br />
Fazit, in dem es unter anderem heißt: „Die Zahl der<br />
HIV-Neuinfektionen geht nur langsam zurück. Der Anteil<br />
von Infizierten, die eine wirksame antiretrovirale<br />
Behandlung erhalten und in der Regel nicht mehr infektiös<br />
sind, nimmt zu. (…) Eine schnellere und frühere<br />
Diagnose trägt zum einen dazu bei, sehr späte Diagnosen<br />
und die damit verbundene höhere Sterblichkeit
und Behandlungskosten zu verringern, zum anderen<br />
kann sie auch präventive Effekte haben, weil die Therapie<br />
bei Menschen mit HIV Folgeinfektionen verhindert.“<br />
(Epidemiologisches Bulletin Nr. 47, Robert-Koch-Institut,<br />
22.11.<strong>2018</strong>, S. 503)<br />
Entsprechend fordert das RKI, dass die Strategie zur<br />
Eindämmung von HIV weiter konsequent umgesetzt<br />
werden sollte!<br />
Alles in allem also kein Grund zur Entwarnung oder<br />
zur Reduktion von Maßnahmen der strukturellen HIV-/<br />
STI-Prävention.<br />
Epidemiologische Eckdaten aus der Region<br />
Aufgrund technischer Probleme bei der Auswertung der<br />
Meldedaten konnten für das Jahr 2017 (halbwegs valide<br />
<strong>2018</strong>er Daten sind erst im Laufe 2019 zu erwarten)<br />
keine regionalen Daten abgefragt werden.<br />
Insofern können wir für das Jahr 2017 keine wirklich<br />
seriösen Angaben für die Stadt Duisburg machen. Die<br />
zuletzt deutlich gestiegene HIV-Inzidenz (HIV-Erstdiagnosen<br />
/ 100.000 Einwohner) auf 6,31 ist allerdings<br />
einer von vielen guten Gründen, die Anstrengungen<br />
zur strukturellen Prävention zu verstärken.<br />
Wie erhofft und erwartet hat sich die Wiedereinrichtung<br />
und –besetzung einer vollen Stelle „AIDS-Koordination“<br />
ab November 2017 im Berichtsjahr <strong>2018</strong> sehr<br />
positiv ausgewirkt. Neben dem insgesamt zu verzeichnenden<br />
Zugewinn an Ressourcen, Kapazitäten und Synergien<br />
durch kooperative Zusammenarbeit ergab sich<br />
auch eine Entlastung der AIDS-Hilfe bei koordinativen<br />
Aufgaben in der Netzwerkarbeit.<br />
Ganz besonders begrüßen wir die Ausweitung und Etablierung<br />
des Beratungs- und Testangebotes in Kooperation<br />
mit unserem „Herzenslust-Projekt“ vor allem für<br />
die Zielgruppe der Männer, die Sex mit Männern haben<br />
(MSM) durch den „Herzenslust-Checkpoint in<br />
der AIDS- und STD-Beratungsstelle des Duisburger<br />
Gesundheitsamtes“ in zentraler Citylage und in<br />
Abendstunden (s. 5.1.).<br />
Sehr erfreulich ist neben dem HIV-Testangebot auch<br />
das breite Angebotsspektrum zu weiteren STI`s, deren<br />
Berücksichtigung aus der HIV-Prävention nicht mehr<br />
wegzudenken ist.<br />
Unsere Pläne, im Verlaufe der zweiten Jahreshälfte<br />
<strong>2018</strong>, mit dem begleiteten Beratungs- und Testangebot<br />
in Verbindung mit dem sog. HIV-Heim- bzw.<br />
Selbsttest in der AIDS-Hilfe ein weiteres, ergänzendes<br />
niedrigschwelliges und qualifiziertes Testangebot<br />
– einmal monatlich in den Abendstunden und mit zeitlichem<br />
Abstand zum checkpoint-Angebot umzusetzen,<br />
konnten noch nicht realisiert werden. Das lag vor allem<br />
an der dann doch recht späten Zulassung durch die<br />
Bundesgremien und der traditionell hohen Arbeitsintensität<br />
im Herbst.<br />
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Voraussichtlich<br />
ab März 2019 wird das Angebot einmal monatlich<br />
an einem Mittwoch-Abend zwischen 18 und 20 Uhr umgesetzt.<br />
Hier würde das Testangebot natürlich mit einer<br />
qualifizierten Beratung durch Expert*innen einhergehen,<br />
damit niemand alleine im stillen Kämmerlein mit<br />
den Ergebnissen klarkommen muss.<br />
Der HIV-Test ist eben keine Schande, sondern eine<br />
Chance!<br />
Für den Kreis Wesel verzeichnen wir leider weiter eine<br />
gegenläufige Entwicklung, nämlich eine deutliche Reduktion<br />
der Ressourcen – zumindest im ÖGD.<br />
Die Funktion der „AIDS-Koordination“ war zwar seit<br />
dem Frühjahr 2017 wiederbesetzt, allerdings leider nur<br />
bis zum Sommer <strong>2018</strong> und ist seither wieder mal vakant.<br />
Ohnehin ist der für die AIDS-Koordination vorgesehene<br />
Stellenanteil eher als „Alibi“ (nur 0,1 VZÄ) zu<br />
bezeichnen. Leider hat der Gesetzgeber es versäumt,<br />
den Umfang der Pflichtaufgabe zu regeln. Darüber hinaus<br />
ist der Kreis Wesel aus der Präventionsarbeit mit<br />
Jugendlichen (v.a. in schulischen Zusammenhängen)<br />
komplett ausgestiegen. Das Beratungs- und Testangebot<br />
(in Moers zwei Stunden wöchentlich zwischen 14<br />
und 16 Uhr; in Wesel nur zweimal 1,5 Stunden zwischen<br />
14 und 15:30 Uhr im Monat) ist reduziert geblieben<br />
(aus unserer Sicht ist vor allem die Aufgabe<br />
eines Abendangebotes, das recht gut angenommen<br />
worden ist, besonders bedauerlich! Weiterhin gibt es<br />
keine aufsuchenden Angebote mehr). Das ist gemessen<br />
an der Größe des Kreises und seiner Einwohnerzahl<br />
äußerst bescheiden! Und hier geht es ja schon lange<br />
nicht mehr „nur“ um HIV und AIDS, sondern in zunehmendem<br />
Maße auch um andere STI`s, bei denen<br />
wir leider andere epidemiologische Zahlen konstatieren<br />
müssen – nämlich zum Teil deutliche Anstiege – auch in<br />
der sog. Allgemeinbevölkerung (s. RKI-Daten). Zudem<br />
mussten wir ja unsere Beratungsstelle in Wesel (das<br />
einzige spezifische Vor-Ort-Angebot) zum Jahresende<br />
2016 aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben.<br />
Gleichzeitig aber waren wir gefordert, das modifizierte<br />
Berichtswesen für den Kreis Wesel zu bearbeiten, was<br />
auch in diesem Berichtsjahr unverhältnismäßig viele<br />
7
Ressourcen (auf beiden Seiten!) gebunden hat. Die<br />
Auswertung des Verhältnisses von Aufwand und Nutzen<br />
steht immer noch aus. Statt dem Ziel eines möglichst<br />
einheitlichen Berichtswesens für die verschiedenen<br />
föderalen Ebenen näher zu kommen –wie es die<br />
-> Rahmenvereinbarung mit dem Land NRW eigentlich<br />
einfordert- sehen wir uns inzwischen mit fünf bis sechs<br />
verschiedenen Dokumentationssystematiken konfrontiert<br />
und werden zunehmend an den Schreibtisch und<br />
an den Computer gedrückt (für die der Kreis Wesel<br />
nach wie vor leider keinen Cent refinanziert)! Und das<br />
modifizierte Berichtswesen bildet mit der hauptamtlichen<br />
Beratung und den Youthwork-Aktivitäten noch<br />
dazu nur Teilaspekte unseres Leistungsspektrums ab.<br />
Wenn wir in der ein oder anderen Beratungsvorlage<br />
für den Fachausschuss und den Kreistag lesen mussten,<br />
dass die vorgenommenen Maßnahmen als einvernehmlich<br />
erzielte „Synergieeffekte“ dargestellt wurden,<br />
so kann man das nur als „Hohn“ bezeichnen. De<br />
facto handelt es sich hier um „Einsparpotentiale“, die<br />
die sog. „Jamaika-Koalition“ zur Senkung der Kreisumlage<br />
intendiert hat. In wie weit es sich dabei auch<br />
um nachhaltige Einspareffekte für die Sozialkassen und<br />
Ausgabetöpfe für das Gesundheitswesen und damit für<br />
Kassenbeiträge und Steuern der Bevölkerung handelt<br />
– dies zu beurteilen überlassen wir Ihnen, liebe Leser*innen.<br />
Gemeinsam gegen AIDS<br />
Angesichts der ambitionierten aber erreichbaren Ziele<br />
erachten wir es für entscheidend, dass die partnerschaftliche<br />
und partizipative Kooperation zwischen<br />
staatlichen Strukturen (hier die unteren Gesundheitsbehörden)<br />
und den freien Trägern (hier also wir, die<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel) erhalten und günstigenfalls<br />
gestärkt wird.<br />
Dies alles erfordert natürlich personelle und materielle<br />
Ressourcen, verbunden mit zeitlichen Perspektiven. Nur<br />
so können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden<br />
und andererseits flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische<br />
und soziodemographische Entwicklungen<br />
insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen. Vor<br />
allem auch, weil die Erfordernisse für Netzwerkarbeit<br />
stetig anwachsen, diese allerdings nur dann auch effektiv<br />
wirken können, wenn hier personelle Kontinuität<br />
gewährleistet werden kann.<br />
Das gilt natürlich auch für die Versorgungslage von<br />
Menschen mit HIV und AIDS in unserer Region. Im Berichtsjahr<br />
blieb es leider auch dabei, dass wir mit Dr.<br />
Friedhelm Kwirant nur noch einen einzigen HIV-Schwerpunktbehandler<br />
im Duisburger Süden haben, mit dem<br />
wir allerdings sehr zufrieden sind und der im Verbund<br />
mit seinem Praxisteam enorm viel leistet. Diesem Team<br />
gilt unser tiefer Respekt und großer Dank!<br />
Eine weitere Erosion der spezifischen Ressourcen zu<br />
verhindern erfordert wiederum mehr zeitliche Investi-<br />
tionen in die Gremien- und Netzwerkarbeit, um drohenden<br />
Know-how-Verlusten vorzubeugen und das<br />
Mögliche zu tun, um zumindest etablierte Standards<br />
zu erhalten.<br />
Ob dies im erforderlichen Maße gelingen mag, ist mehr<br />
als fraglich. Wir werden uns voraussichtlich eher mit<br />
der Verhinderung von weiteren Erosionen befassen<br />
müssen – und zwar im personellen wie auch im finanziellen<br />
Bereich, denn die Deckelungen der öffentlichen<br />
Förderung werden sich weiter sehr ungünstig auf den<br />
Erhalt der vorhandenen Kapazitäten auswirken!<br />
Unsere Haushaltslage und die Folgen<br />
Die seit vielen Jahren gedeckelten Landes- und kommunalen<br />
Fördermittel führen auch bei unserer AIDS-Hilfe<br />
dazu, dass die Schere zwischen öffentlicher Förderung<br />
und Haushaltsbedarfen immer weiter auseinanderdriftet<br />
und darüber allein schon die Aufrechterhaltung unseres<br />
Angebotsspektrums immer schwieriger wird. Zu<br />
betonen ist, dass ein ganz überwiegender Teil dieser<br />
Angebote kommunale Pflichtaufgaben abdeckt.<br />
Selbst bei stabiler öffentlicher Förderung wächst der<br />
Eigenmittelanteil alleine durch tarifrechtliche Steigerungen<br />
im Personalkostenetat sowie stetig steigender<br />
Sachkostenausgaben (Mehrwertsteuer, technische<br />
Ausstattung durch z.B. online-taugliche Medien, Fahrtkosten,<br />
vom Land geforderte, aber nicht refinanzierte<br />
Qualitätssicherungsmaßnahmen, Nebenkosten für den<br />
Gebäudeunterhalt, Personalbeschaffungs- und Fortbildungskosten,<br />
Mitgliedsbeiträge bei Dachverbänden<br />
und vieles mehr).<br />
Um einen einigermaßen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen,<br />
benötigen wir mittlerweile über 50.000<br />
Euro per anno aus nicht-öffentlichen Drittmitteln. Das<br />
macht zwischen 15 und 20 % unseres Haushaltsvolumens<br />
aus. Und dabei ist der „Gegenwert“ von ca. 2800<br />
Stunden ehrenamtlicher (entgeltfreier, aber nicht kostenfreier!)<br />
Arbeit per anno (entspricht ca. 3 Vollzeitäquivalenten!)<br />
noch nicht eingerechnet!<br />
Allerdings mussten wir auch im Berichtsjahr weitere<br />
Einbrüche bei den Drittmitteln (Spenden, Sponsoring<br />
und sonstige Einnahmen) verzeichnen. Da unsere Betriebsmittelrücklagen<br />
inzwischen aufgebraucht werden<br />
mussten, wären wir schon im ersten Quartal <strong>2018</strong> nicht<br />
mehr in der Lage gewesen, die Gehälter und Sachkosten<br />
auszuzahlen, wenn uns nicht eine unverhoffte Erbschaft<br />
zur rechten Zeit über den Berg gebracht hätte.<br />
Den Ernst der Lage haben wir selbstverständlich einmal<br />
mehr den kommunalen Strukturen mitgeteilt und zum<br />
vierten Mal in Folge Aufstockungsanträge gestellt, um<br />
betriebsbedingte Kündigungen vermeiden und unseren<br />
pflichtigen Aufgaben nachkommen zu können.<br />
Während die Stadt Duisburg dem Antrag durch eine<br />
Dringlichkeitsentscheidung schon für das Jahr <strong>2018</strong><br />
stattgegeben hat, standen wir im Kreis Wesel einmal<br />
8
Die Instrumente der Prävention sind heute vielfältiger<br />
und müssen kommuniziert werden. Mit der unumstrittenen<br />
Strategie des „Schutzes durch Therapie“<br />
(SDT oder „treatment as prevention) und der für manche<br />
Zielgruppen sinnvollen „Präexpositionsprophylaxe“<br />
(PrEP) sind wichtige neue Möglichkeiten des<br />
Schutzes vor HIV-Infektionen der alten –und nach wie<br />
vor unerlässlichen- Kondomstrategie hinzugefügt worden.<br />
Neue Testformate, wie HIV-Heim- oder Selbsttests<br />
sind im Oktober <strong>2018</strong> auf Initiative des Bundesgesundheitsministers,<br />
Jens Spahn, zugelassen worden<br />
und sogar über Apotheken und Drogeriemärkte beziehmehr<br />
einer Blockadehaltung durch die sog. „Jamaika-Koalition“<br />
(CDU-, GRÜNE- und FDP/VWG- Kreistagsfraktionen)<br />
gegenüber.<br />
Diese lehnten unseren Aufstockungsantrag im Rahmen<br />
des ersten Beratungszyklus´ mit den Haushaltsberatungen<br />
erneut ab und forderten zum wiederholten Male<br />
eine zwingende Abstimmung mit der Stadt Duisburg.<br />
Da sei die Frage erlaubt, warum dies in den letzten<br />
drei Jahren nicht zustande gekommen ist, obwohl die<br />
Forderung schon lange im Raume steht und wir eine<br />
solche immer befürwortet haben? Das ist eindeutig<br />
Aufgabe der Kommunen!<br />
Nach einer Neuausrichtung der Vorstandsbereiche im<br />
Kreis Wesel und einem Wechsel der Beigeordneten sind<br />
dann aber im Frühsommer endlich bilaterale Kooperationsgespräche<br />
aufgenommen und zu einem abgestimmten<br />
Ergebnis für die Jahre 2019 bis 2021 geführt<br />
worden. Für diesen Zeitraum ist nunmehr ein unterschiedlicher<br />
Anteil der kommunalen Ergänzungsfinanzierung<br />
ausgehandelt worden, wonach die Stadt Duisburg<br />
fortan 58% und der Kreis Wesel 42% und zwar in<br />
Form einer Festbetragsfinanzierung trägt.<br />
Obwohl die Gesamtförderung nach wie vor deutlich<br />
unterhalb einer Deckung unserer Personalkosten und<br />
ohne Berücksichtigung von Overhead- und anderen<br />
Sachkosten für –wohlgemerkt- kommunale Pflichtaufgaben<br />
bleibt, haben wir dieser Vereinbarung schweren<br />
Herzens zugestimmt, weil wir ansonsten das Gesamtkonstrukt<br />
gefährdet hätten. So erhielten wir für das<br />
Jahr 2019 ff zumindest eine gewisse Planungssicherheit<br />
auf eindeutig zu niedrigem Niveau.<br />
Es bleibt eine große Herausforderung, den Status quo<br />
zu erhalten. Und diesen müssen wir paradoxerweise<br />
vorhalten, weil wir vom Land NRW, von der Stadt Duisburg<br />
und dem Kreis Wesel über Zuwendungsverträge<br />
und die -> Rahmenvereinbarung mit dem Land dazu<br />
verpflichtet sind. Zu betonen ist an dieser Stelle sicherlich<br />
auch, dass auch das Land NRW sich seit 30 Jahren<br />
(!) nicht adäquat bewegt und die geforderte Weiterentwicklung<br />
nicht hinreichend fördert. Im Berichtsjahr<br />
gab es eine sehr moderate Anhebung der „zielgruppenspezifischen<br />
Landesmittel“ um insgesamt 2.000 Euro<br />
– auch das ist einfach zu wenig.<br />
Um es an dieser Stelle einmal deutlich zu sagen: Vor<br />
dem Hintergrund der kraftraubenden und unsäglichen<br />
Verweigerungshaltung der „Jamaikaner“ im Kreistag<br />
Wesel, wären wir eigentlich am liebsten aus der Zuständigkeit<br />
für den Kreis Wesel ausgestiegen. Das ist<br />
aber keine Option, denn wenn an einer Stellschraube<br />
der Förderung durch die föderalen Ebenen gedreht<br />
wird, ist eben sofort auch das Gesamtkonstrukt gefährdet!<br />
Ein Konstrukt, das eigentlich schon lange ein<br />
best-practice-Beispiel für interkommunale und sektorenübergreifende<br />
Zusammenarbeit und kostengünstige<br />
Synergiepotentiale darstellt bzw. darstellen könnte.<br />
Bemerkenswerter Weise hat der Kreistag der ausgehandelten<br />
Aufstockung für die Jahre 2019 – 2021 im<br />
Herbst einstimmig zugestimmt, der von den Verwaltungen<br />
vorgelegten interkommunalen Vereinbarung<br />
mehrheitlich (Jamaika) nicht. Das verstehe, wer will –<br />
wir verstehen das Vorgehen der Jamaika-Koalition über<br />
die letzten Jahre nicht und sind noch immer entsetzt<br />
darüber, dass diese die („geschätzte und gute“) Arbeit<br />
der AIDS-Hilfe erheblich gefährdet hat. Dass sie sich<br />
infolge der Kreistagsentscheidung zum Teil auch noch<br />
öffentlich mit der „Rettung der AIDS-Hilfe“ gebrüstet<br />
hat, empfinden wir als Hohn.<br />
Wie weit die Förderungsregelung nachhaltig tragen<br />
wird, ist offen. Wir sind skeptisch und prognostizieren<br />
leider baldigen Nachbesserungsbedarf. Jedenfalls sind<br />
wir weiterhin zu erheblichen Anstrengungen im Bereich<br />
der Drittmittelakquise gefordert, welche Kapazitäten<br />
von den eigentlichen Aufgaben abziehen – ohne<br />
kalkulierbare Erfolgssicherheiten. Das ist angesichts<br />
der fachlichen Herausforderungen und Entwicklungen<br />
äußerst bedauerlich!<br />
Die stabile Vorhaltung unseres Leistungsspektrums ist<br />
nach wie vor latent gefährdet. Wenn es nicht gelingen<br />
sollte, diesen Trend zu stoppen, wird das Überleben<br />
schwer.<br />
Trotz einer erneut sehr umsichtigen Haushaltsführung,<br />
die bei Werner Garbe und Susanne Renner in besten<br />
Händen liegt, mussten auch wir uns in den letzten<br />
Jahren konkret mit eigenen Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen<br />
beschäftigen und äußerst schmerzliche<br />
Einschnitte vollziehen (s. Vorjahresberichte). Es zeigt<br />
sich deutlich, dass wir damit schon an die Grenzen des<br />
Machbaren gegangen sind und wir darüber kaum Entlastung<br />
erfahren konnten.<br />
Wir können mehr!<br />
Und wir wollen mehr und wir müssten mehr, denn die<br />
Möglichkeiten der strukturellen HIV-Prävention sind<br />
einfach gewachsen. Allerdings sind die Strategien auch<br />
komplexer geworden und damit steigen die Anforderungen<br />
an fundierte Aus- und Fortbildungen unserer<br />
ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und ihrer<br />
Qualifikationen.<br />
Safer Sex 3.0<br />
9
Angesichts der epidemiologischen Situation in Deutschland<br />
müssen Präventionsmittel und –maßnahmen<br />
insbesondere dort zur Verfügung stehen, wo sie bebar.<br />
Sog. Home-Sampling-Tests gehen in Pilotprojektphasen<br />
u.a.m. Das eröffnet weitere Chancen auf frühe<br />
Diagnosen und mehr und frühere Therapieeinstiege.<br />
Wir wollen uns diesen neuen Optionen stellen und sie<br />
konstruktiv aufgreifen.<br />
rung von<br />
Damit einher geht allerdings ein eher gesteigerter Beratungsbedarf<br />
– und gute Beratung gehört eindeutig zu<br />
unseren Kernkompetenzen – hier sind wir mehr denn<br />
je gefragt und gewillt, diese einzubringen.<br />
Die anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI`s)<br />
sind gleichsam originäre Bestandteile der HIV-Präventionsthemen<br />
geworden und nicht mehr wegzudenken.<br />
Die Bearbeitung der Testbarrieren, wie insbesondere<br />
das enorme Stigmatisierungs- und Diskriminierungspotential<br />
und anderes mehr sind weiterhin „dicke Bretter“<br />
für die Präventionsarbeit. Wir könnten die Liste der<br />
(relativ) neuen thematischen Herausforderungen für<br />
eine „Präventionsarbeit auf aktuellem Anforderungslevel“<br />
noch weiter fortführen, wollen es aber an dieser<br />
Stelle dabei belassen. Es ist einfach viel Bewegung in<br />
der Landschaft – und das macht die Arbeit ja durchaus<br />
auch spannend, nie langweilig und unterstützt uns bei<br />
der motivierten Zielverfolgung von „Kein AIDS für alle!<br />
Bis 2020!“<br />
Auch wenn wir die staatlichen Strukturen nicht aus<br />
ihrer Verantwortung für die pflichtige Arbeit entlassen<br />
wollen, tuen wir gut daran, weiter auch nach entlastenden<br />
Kooperationen oder Ergänzungen unseres Aufgabenspektrums<br />
und/oder nach alternativen Einnahmequellen<br />
Ausschau zu halten.<br />
Vor dem Hintergrund der verbesserten Behandlungsoptionen<br />
und der gestiegenen Lebenserwartung bleibt die<br />
Zahl unserer Begleitungsverhältnisse auf stabil hohem<br />
Niveau. Während uns eindeutig immer mehr Menschen<br />
mit HIV immer weniger „nötig“ haben, wächst leider<br />
auch die Zahl derjenigen Klient*innen, die aufgrund<br />
vielfältiger lebenspraktischer Problemlagen eine besonders<br />
hohe Begleitungs- und Betreuungsintensität<br />
benötigen. Hinzu kommt, dass in der Bevölkerung insgesamt,<br />
aber in unserer Klientel in besonderem Maße<br />
die Zahl und Vielfalt der psychischen (Begleit-) Erkrankungen<br />
wächst. Hier stießen wir zunehmend an<br />
Kapazitäts- und Qualifikationsgrenzen und haben uns<br />
intensiv mit Lösungsmöglichkeiten beschäftigt.<br />
Einen Meilenstein in der jüngeren Geschichte der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel stellt die Erweiterung<br />
unseres Angebotsspektrums mit dem Aufbau des<br />
Projektes zum Ambulant Betreuten Wohnen nach § 53<br />
ff SGB XII (Eingliederungshilfe) unter dem Dach der<br />
AIDS-Hilfe dar. Nach vielen Jahren der Beschäftigung<br />
mit der Thematik und der Planung, konnten wir im<br />
März des Berichtsjahres dank der Unterstützung durch<br />
Fördermittel der<br />
mit der Implementie-<br />
beginnen und eine volle Stelle der Fachlichen Leitung<br />
sowie einer ¼-Stelle für die spezifische Verwaltung<br />
einrichten. Nach umfänglichen und aufwendigen Vorbereitungen<br />
erhielten wir zum 01. November <strong>2018</strong> die<br />
Zulassung durch den Landschaftsverband Rheinland<br />
(LVR). Leider zunächst nur für die Stadt Duisburg. Im<br />
Kreis Wesel hätten wir einen (Büro-) Standort vorhalten<br />
müssen. Umso mehr bedauern wir die notwendige<br />
Aufgabe unseres Büros in Wesel Ende 2016. Aber aufgeschoben<br />
ist auch hier nicht aufgehoben. Wir bleiben<br />
dran, das Angebot alsbald auszubauen, denn nach unserer<br />
Beobachtung ist der Bedarf eindeutig da.<br />
Für die Aufrechterhaltung des originären AIDS-Hilfe-Leistungsspektrums<br />
bleibt es allerdings dabei: Ohne<br />
Spenden- und Sponsoring durch verschiedene zivilgesellschaftliche<br />
Gruppierungen und Einzelpersonen wäre<br />
die Aufrechterhaltung unseres regulären Angebotes<br />
schon lange nicht mehr denkbar.<br />
Der vorliegende Jahresbericht wird über eine Vielfalt<br />
von derartigem Engagement Auskunft geben. Da halten<br />
wir es gerne mit Erich Kästner und wollen über<br />
gutes Tun reden (s. 4.).<br />
Um den Ziel der Minimierung von HIV-Neuinfektionen<br />
näher zu kommen, der Umsetzung des Menschenrechtes<br />
auf Gesundheit, Information und Aufklärung gerecht<br />
zu werden und um die adäquate Versorgung von<br />
Menschen mit HIV und AIDS sicher zu stellen, werden<br />
entsprechende Ressourcen benötigt.<br />
10
sonders benötigt werden – z.B. in Bereichen von (Beschaffungs-)<br />
Prostitution (s. 5.4.), bei Menschen mit<br />
bestimmten Migrationshintergründen (s. 5.5.) oder bei<br />
der Versorgung von Suchterkrankten (s. 5.2.) und eindeutig<br />
im Bereich von homo- und bisexuellen Männern<br />
und Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) (s.<br />
5.1.). Eine weitere sehr wichtige Zielgruppe stellen<br />
Menschen in Haft dar, wo wir leider immer noch höhere<br />
Infektionsgefährdungspotentiale (besonders bzgl.<br />
der Hepatitiden B und C, aber durchaus auch bezogen<br />
auf HIV) konstatieren, die im Wesentlichen in den hygienisch<br />
höchst bedenklichen (Drogen-) Konsumbedingungen<br />
begründet sind (s. 5.3.).<br />
Offenbar müssten angesichts der Anstiege der letzten<br />
Jahre auch die Aufklärungs- und Präventionsanstrengungen<br />
bei Heterosexuellen wieder verstärkt werden.<br />
„Unverzichtbar ist dabei nach wie vor die Primärprävention<br />
für Kinder und Jugendliche (s. 5.6.). Wichtig<br />
ist, HIV/AIDS-Prävention als Teil von Gesundheitsförderung<br />
und Sexualaufklärung zu verstehen und Jugendliche<br />
frühzeitig zu Beginn ihrer sexuellen Aktivität<br />
zu erreichen“ (Landeskonzept „Weiterentwicklung der<br />
HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen“, 2013,<br />
S. 10; s. auch 5.6. im vorliegenden Jahresbericht).<br />
Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext<br />
von Gesundheitsförderung hat sich dazu ganz<br />
eindeutig bewährt. Angesichts der epidemiologischen<br />
Daten in Deutschland und der positiven Effekte komplementärer<br />
Präventionsstrategien (SDT und PrEP) erweist<br />
sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit<br />
als immer bedeutungsvoller, damit die richtigen Menschen<br />
mit den passenden Botschaften und Maßnahmen<br />
lebenswelt- und akzeptanzorientiert erreicht werden<br />
können und die Ansätze nicht ins Leere greifen, denn:<br />
Nur wer sich schätzt, schützt sich und andere!<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. – Fachstelle<br />
für sexuelle Gesundheitsförderung - arbeitet von<br />
Beginn an nach diesem Grundsatz und bietet – mit einem<br />
für die Größe des Zuständigkeitsgebietes und der<br />
Einwohnerzahl vergleichsweise kleinen Team von ehren-<br />
und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen - ein umfassendes<br />
Projektspektrum dazu.<br />
So gibt der vorliegende Bericht vor allem Auskunft über<br />
die konkrete Arbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel<br />
e.V.- Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderungim<br />
Jahre <strong>2018</strong>. Wir wünschen anregende Lektüre!<br />
Als ein bedeutsamer Erklärungsansatz für die nur „langsame“<br />
Reduktion der HIV-Neuinfektionen gelten die<br />
Infektionszahlen anderer STI`s (sexuell übertragbare<br />
Infektionen, wie etwa die Syphilis-, Gonokokken- und<br />
Chlamydieninzidenzen), was wiederum die zwingende<br />
Verbindung von HIV- mit STI-Prävention untermauert<br />
und eine Intensivierung der Arbeit vor allem in der<br />
Zielgruppe (junger) schwuler Männer und Männern,<br />
die Sex mit Männern haben (MSM) nach sich ziehen<br />
sollte. Das RKI weist hier darauf hin, dass die Syphilis<br />
die HIV-Übertragungswahrscheinlichkeit auch dann erhöht,<br />
wenn sich am (insgesamt sehr guten) Risikoverhalten<br />
(s. Daten der EMIS-Studie) nichts ändert.<br />
Dazu sollten sich der Zugang und die Abrechnungsmöglichkeiten<br />
für STI-Screenings deutlich verbessern.<br />
Regelmäßige Checks auf STI`s sollten auch für sexuell<br />
aktive Menschen ohne Symptome zur Kassenleistung<br />
werden, denn dies ist eine wichtige Maßnahme im Rahmen<br />
der HIV-Prävention und auch zur Vermeidung von<br />
sehr hohen Folgekosten. Darüber hinaus zeigen Studienergebnisse<br />
bei entsprechenden Projekten (hervorragend:<br />
das PrEP-Projekt über „Hein & Fiete“ in Hamburg<br />
– übrigens komplett vom Senat finanziert) zwar naturgemäß<br />
einen deutlichen initialen Anstieg von STI´s,<br />
aber aufgrund der darüber erfassten Diagnosen auch<br />
rasch einen Abfall wegen der Behandlungseffekte.<br />
Auf Seiten der Ärzte wie auch der Patient*innen erfordert<br />
dies allerdings einen tabufreieren, offenen Umgang<br />
mit dem Thema Sexualität, denn nur wenn offen<br />
darüber kommuniziert werden kann, können diagnostische<br />
und therapeutische Maßnahmen zur Anwendung<br />
kommen. Let`s talk about Sex!<br />
Wir beginnen mit einer der wichtigsten Netzwerkaufgaben,<br />
der Analyse und Koordination der Versorgung<br />
von Menschen mit HIV und AIDS und derer, die davon<br />
betroffen sind oder sein können in unserer Region. Die<br />
Zusammenarbeit im Rahmen des „Runden Tisches zur<br />
HIV-Versorgung“, in dem neben Dr. Kwirant auch die<br />
Gesundheitsämter der Stadt Duisburg und des Kreises<br />
Wesel (dieser allerdings zuletzt eher als passives Mitglied)<br />
sowie die AIDS-Hilfen Duisburg / Kreis Wesel<br />
und Oberhausen vertreten sind, gestaltet sich recht<br />
stabil und aktiv. Hier übernehmen wir –wie in manch<br />
anderen Feldern- die Koordination und Organisation,<br />
was eigentlich eine der Kernaufgaben der kommunalen<br />
AIDS-Koordination wäre (s. § 23 ÖGDG).<br />
11
Wir pflegen den verbindlichen Austausch, der wichtige<br />
Anhaltspunkte für die Situation in der Region und daraus<br />
resultierender Steuerungsaspekte ergibt und treffen<br />
uns in dieser Runde in der Regel zweimal im Jahr.<br />
In diesem Kreise wird unter anderem auch das alljährliche<br />
Fachgespräch zur HIV-Therapie geplant und vorbereitet.<br />
Die Bewerbung dessen wird unter anderem<br />
auch dazu genutzt den Strukturen der medizinischen<br />
Versorgungssysteme Kenntnis über die spezifische Infrastruktur<br />
zu vermitteln und so der Versuch unternommen,<br />
das Thema HIV / AIDS u.a. STI`s wach zu halten.<br />
Wie bereits beschrieben können wir für die Stadt Duisburg<br />
(wie auch in Oberhausen) eine spürbar gesteigerte<br />
Aktivität von Seiten der kommunalen Gesundheitsämter<br />
– insbesondere durch die volle(n) Stelle(n) der<br />
kommunalpflichtigen „AIDS-Koordination“ verzeichnen.<br />
In konstruktiven Planungsgesprächen wurde die<br />
Aufgabenteilung und die synergetische Zusammenarbeit<br />
neu aufgeteilt und umgesetzt. Darauf lässt sich<br />
aufbauen – ein lange vermisstes „Gemeinsam gegen<br />
AIDS“ ist wieder zu erkennen.<br />
Wir hoffen sehr, dass der Zugewinn an Kapazitäten<br />
nachhaltig verankert bleibt. Und wir hoffen natürlich<br />
weiterhin, dass auch der Kreis Wesel hier deutlich<br />
nachbessert. Wie in vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens<br />
wird es auch darauf ankommen, die<br />
Stellenattraktivität zu steigern, um die erforderlichen<br />
Fachkräfte im System zu halten und/oder neue gewinnen<br />
zu können.<br />
Wir werden uns nach Kräften dafür einsetzen und uns<br />
auch weiterhin bei der Wahrnehmung der „AIDS-Koordination“<br />
unterstützend und kooperativ einbringen Das<br />
machen wir seit vielen Jahren, auch wenn wir dafür<br />
keine Refinanzierung erfahren, weil es aber unerlässlich<br />
ist, um die fachlichen Standards so gut es geht zu<br />
halten und Weiterentwicklung vor dem Hintergrund der<br />
sich stetig verändernden Anforderungen grundsätzlich<br />
möglich zu machen.<br />
Vor dem Hintergrund der heutigen medizinischen Optionen<br />
muss es unser gemeinsames Ziel sein, möglichst<br />
auch denjenigen HIV-Positiven Zugang zu medizinischer<br />
Versorgung zu ermöglichen, die diesen bisher<br />
noch nicht hatten. Darüber hinaus gilt es, die noch<br />
nicht Getesteten zu möglichst früher Diagnosestellung<br />
zu bewegen und somit u.a. die Problematik der „late<br />
presenter“ zu verringern.<br />
Unsere Aufgabe diesbezüglich besteht dabei darin,<br />
zum einen ein Risikobewusstsein in der Bevölkerung<br />
zu schärfen und die Testbereitschaft zu erhöhen. Dieser<br />
Komplex benötigt dann aber eben auch eine entsprechende<br />
Infrastruktur der strukturellen Prävention<br />
und eben auch eine adäquate HIV-spezifische medizinischen<br />
Versorgung und bestenfalls funktionierende<br />
sektorenübergreifende Netzwerke zum Themenkomplex<br />
„Sexualität und Gesundheit“.<br />
Die Erhaltung unseres Angebotsspektrums sowie<br />
die stete Weiterentwicklung dessen als erstes Ziel<br />
sind in erster Linie nur deshalb noch möglich, weil wir<br />
trotz immer wiederkehrender Konfrontation mit Kürzungsszenarien<br />
und manch anderer Ernüchterungen<br />
(Wegfall wichtiger Personen in den Netzwerken, Erhöhung<br />
des bürokratischen Aufwandes u.a.) ein immer<br />
noch hochmotiviertes ehren- und hauptamtliches Team<br />
haben.<br />
Eine der wichtigsten Pfunde und Ressourcen für die<br />
Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette sind und<br />
bleiben dabei unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen,<br />
denen einmal mehr ein riesiges „Danke<br />
schön!“ gilt.<br />
Angefangen beim Vorstand über nahezu alle anderen<br />
Arbeitsfelder können wir hier auf eine sehr stabile<br />
wenn auch vergleichsweise kleine „Mannschaft“, bauen.<br />
Allerdings gibt es leider auch nur überschaubaren<br />
Andrang von neuen Interessent*innen.<br />
Wir möchten Sie, verehrte Leserinnen und Leser, an<br />
dieser Stelle bitten, potentiell interessierte Menschen<br />
auf uns aufmerksam zu machen, denn: AIDS-Hilfe-Arbeit<br />
ist spannend, kann intensiv und unter Umständen<br />
belastend sein, aber auch dankbar und für die eigene<br />
Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend. Das gilt<br />
nach wie vor auch für die ehrenamtliche Mitarbeit auf<br />
allen Ebenen (s. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.<br />
de/Ehrenamt).<br />
Wenn wir immer wieder vom „ehren- und hauptamtlichen<br />
Team“ der AIDS-Hilfe reden, so ist dies keine<br />
Floskel. Wir sind ein Verein und wir arbeiten partnerschaftlich<br />
und partizipativ gemeinsam – jede/r im Rahmen<br />
seiner/ihrer Möglichkeiten und alle im Sinne unseres<br />
Vereinszweckes und der verfolgten Ziele. Das gilt<br />
natürlich insbesondere für die gute Zusammenarbeit<br />
von Vorstand und hauptamtlichem Team.<br />
Bestätigung und Rückhalt für unsere Arbeit und Entwicklung<br />
erfuhren wir auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung<br />
am 28. Mai <strong>2018</strong>, die vergleichsweise<br />
gut besucht war. Insgesamt verzeichnen wir<br />
allerdings leider einen fortschreitenden Rückgang an<br />
beitragszahlenden Mitgliedern.<br />
Der amtierende Vorstand wurde einmal mehr einstimmig<br />
entlastet und für seine umfassende Arbeit gewürdigt.<br />
Zum Jahresende trat unser jüngstes Vorstandmitglied,<br />
Kevin Hengsteler aus persönlichen Gründen von<br />
seinem Amte zurück. Wir sagen Dank für die bis dahin<br />
geleistete Arbeit und wünschen alles Gute! Eine Nachbesetzung<br />
musste nicht erfolgen.<br />
12
Der Vorstand bis Mai 2017: Silke Stützel, Thomas Hilgers,<br />
Daniela Niemczyk und Peter Külpmann<br />
Mit der neuen „Legislaturperiode“ standen auch in diesem<br />
Jahr gleich wichtige Inhalte und Weichenstellungen<br />
an. Aufstockungsanträge an die und Verhandlungen<br />
mit den Kommunen, Antrag an den Landschaftsverband<br />
Rheinland und Prüfung als neuer Anbieter, die<br />
Implementierung des BeWo-Projektes (SELF Duisburg/<br />
Kreis Wesel), Personalsuche und –auswahl für den<br />
Bereich Youthwork und PSB und vieles mehr.<br />
Personelle Struktur<br />
Stete Fort- und Weiterentwicklung einer Organisation<br />
kann nur da gut gedeihen, wo auch spezifische Kompetenzen<br />
und Erfahrungen vorhanden sind, wo Bewährtes<br />
den erforderlichen Wandel konstruktiv, kritisch begleitet.<br />
Kontinuität bei der Personalstruktur ist einer der<br />
wichtigsten Faktoren für die Aufrechterhaltung des<br />
Leistungsspektrums und das Funktionieren auch der<br />
Kooperations- und Netzwerkarbeit, auf die wir in vielfältiger<br />
Weise angewiesen sind. Ganz zu schweigen von<br />
der enormen Bedeutung möglichst fester Ansprechpartner*innen<br />
in der Begleitungsarbeit mit Klient*innen.<br />
Zum 01.08.2019 durften wir den Dienstvertrag mit unserem<br />
Herzenslust-Koordinatoren, Raphael Diaz Fernandez<br />
entfristen und auch für ihn gilt nicht nur Dank<br />
und Anerkennung für seine Kerntätigkeit, sondern auch<br />
für seinen unermüdlichen Einsatz an der EDV- und IT-<br />
Front. Wenn wir diese Leistungen einkaufen müssten,<br />
wäre das eine Katastrophe!<br />
Sehr traurig stimmte uns, dass unsere langjährige Mitarbeiterin<br />
in der Begleitung, im XXelle-Projekt und im<br />
Youthwork, Anika Walther, uns zum Jahresende verlassen<br />
hat, um in die Frauenberatung zu wechseln,<br />
was wir allerdings gut verstehen können – zumal sie<br />
dort ein größeres Stundenkontingent bekommen kann.<br />
Herzlichen Dank für 18 Jahre Treue und hervorragende<br />
Arbeit! Und alles Gute im neuen Arbeitsfeld, wo sich<br />
sicherlich die ein oder andere Zusammenarbeit ergeben<br />
wird.<br />
Erfreulicherweise konnte schon im Berichtsjahr die<br />
nahtlose Nachfolge geklärt werden. Um aber überhaupt<br />
Chancen auf eine Fachkraft zu bekommen, mussten wir<br />
die bisherige 1/4-Stelle auf eine halbe aufstocken. Damit<br />
kommen wir allerdings zum alten Besetzungsstand<br />
zurück und Beschäftigung gibt es reichlich. Die Sozialpädagogin,<br />
Hanife Kayadelen, wird uns ab 01.01.2019<br />
tatkräftig unterstützen.<br />
Das Berichtsjahr <strong>2018</strong> zeichnete sich erfreulicherweise<br />
durch personelle Stabilität im hauptamtlichen Team<br />
aus – ein Segen!<br />
Eine besondere Stabilität und Kontinuität bietet seit<br />
nunmehr 15 Jahren, unser „Graf Zahl“ und „Mann für<br />
alle Fälle“, unsere Verwaltungsfachkraft Werner Garbe.<br />
Wir sagen DANK für die tolle Arbeit, die weit über die<br />
eigentlichen Verwaltungsaufgaben hinausgeht und an<br />
vielen Stellen den „Laden zusammenhält“.<br />
Unsere „Neuen“, Marie Schellwat als Fachliche Leitung<br />
des BeWo-Projektes und Susanne Renner in der Verwaltung<br />
haben ihre Probezeit mit Glanz bestanden und<br />
bereichern unser Team außerordentlich.<br />
Ganz besonders erfreulich konnten wir im Berichtsjahr<br />
die stete Weiterentwicklung und Etablierung des<br />
13
SCHLAU Duisburg-Projektes beobachten. Hier hat der<br />
Koordinator, Kai-Uwe Diel, mit unglaublicher Akribie,<br />
Kreativität und Fleiß sowie dank seiner enormen Fähigkeiten<br />
und Affinitäten bei der Nutzung der sozialen Medien<br />
und Netzwerke ein Team für die LSBTIQ*-Aufklärungsarbeit<br />
aufgebaut, das sich vor Nachfragen kaum<br />
noch retten kann. Das Team erhielt dann auch noch im<br />
Berichtsjahr eine besondere Auszeichnung durch den<br />
„Sonderpreis des PARITÄTISCHEN NRW“ für besonders<br />
innovative Projekte zur Gewinnung von jungen Ehrenamtlichen.<br />
Diese Auszeichnung und die gute Arbeit ist auch den<br />
Medien nicht entgangen und so gab es sehr schöne Berichte<br />
in der WDR-Lokalzeit und dem Studio47 sowie in<br />
der WAZ zur Arbeit unseres SCHLAU-Teams. Wir sind<br />
stolz auf Euch!<br />
Wir bedanken uns beim Jugendamt und dem Jugendhilfeausschuss<br />
der Stadt Duisburg für eine Sachkostenförderung<br />
aus dem Aktionsprogramm zum Kinder- und<br />
Jugendschutz im Berichtsjahr.<br />
über legt der vorliegende Jahresbericht (und die Controlling-Daten<br />
im Anhang) Zeugnis ab.<br />
So ist etwa von einem wichtigen Primärpräventionsbereich,<br />
der Duisburger Substitutionsregelung, welche<br />
nicht unbedingt zum Kernbereich zählt, zu berichten,<br />
dass dieses Angebot, wenngleich mit gesunkenen<br />
Teilnehmerzahlen, recht stabil weiter läuft. Diese Regelung<br />
ist nicht nur für die Klient*innen von hohem gesundheitlichen<br />
und psychosozialen Nutzen ist, sondern<br />
auch für die AIDS-Hilfe ein finanzieller Segen. Hier gilt<br />
den Ärzten Dr. Hander und Frau Stech, Herrn Harzem,<br />
Dr. Stark und Dr. Gudat sowie unseren begleitenden<br />
Ehrenamtler*innen ein ganz großes Dankeschön! (s.<br />
5.2.2.).<br />
Die Arbeit im Bereich der Drogenarbeit in Duisburg<br />
hat sich im Berichtsjahr durch verschiedene Umstände<br />
leider verändert und die Erfolge der letzten Jahre konnten<br />
nicht in gewünschter Weise stabilisiert werden. Das<br />
lag in keinster Weise an der nach wie vor höchst engagierten<br />
Arbeit unserer Kollegin, Nadine Bolte, die sich<br />
unermüdlich weiterhin für die Belange von drogengebrauchenden<br />
Menschen einsetzt.<br />
Die Aufrechterhaltung der JES- (Junkies, Ehemalige<br />
und Substituierte) Selbsthilfegruppe gelang zwar, war<br />
aber durch längere Krankheitsphasen mit Durststrecken<br />
verbunden. Die aufsuchende Arbeit in Hamborn<br />
wurde dennoch in der zweiten Jahreshälfte intensiviert,<br />
allerdings nunmehr nur noch durch Frau Bolte. Die aufsuchende<br />
Arbeit in der Stadtmitte mutierte dagegen zu<br />
einer suchenden Arbeit, denn infolge der Umgestaltung<br />
des Kantparks hat sich die Szene nahezu aufgelöst,<br />
was auch mit Vertreibungsaktionen zu erklären ist. Das<br />
Problem ist vielfach kommuniziert und auch erkannt<br />
und im Berichtsjahr entstanden erste Initiativen von<br />
Seiten der Stadt Duisburg, hier etwas zu unternehmen.<br />
Wir haben uns eindeutig positioniert, dass wir uns an<br />
dem Prozess aktiv beteiligen.<br />
Unser erklärtes und auch satzungsgemäßes Ziel bleibt<br />
es, im Sinne eines partizipativen Ansatzes, Selbsthilfestrukturen<br />
anzuschieben, so gut es geht zu fördern<br />
und dafür Sorge zu tragen, dass die Selbsthilfe auch<br />
beteiligt wird (s. 5.2.).<br />
Ein herzlicher Dank der Geschäftsführung und des Vorstandes<br />
gilt einmal mehr den ehren- und hauptamtlichen<br />
Kolleginnen und Kollegen, die Ihre Arbeit weit<br />
über das erwartbare „business as usual“ hinaus wahrnahmen.<br />
Und das in einem Jahr mit erneut hohen Intensitäten<br />
und wachsenden Sorgen über die Erhaltung<br />
des Status Quo. DANKE!<br />
Dass wir trotz zum Teil demotivierender Umstände und<br />
zusätzlichen Arbeitsbelastungen unsere angestammten<br />
Arbeitsbereiche und –angebote in gewohnter Form<br />
und Qualität fast durchgehend vorhalten konnten, dar-<br />
Auch im Bereich der Präventions-, Beratungs- und Begleitungsarbeit<br />
in den Justizvollzugsanstalten konnte<br />
die erfreuliche Kooperation im Berichtsjahr nicht im<br />
gewünschten Maße umgesetzt werden. Das lag im Wesentlichen<br />
an erheblichen personellen Engpässen und<br />
Wechseln in den Zuständigkeiten in den JVA-Strukturen<br />
begründet. Wir haben dies zum Anlass genommen,<br />
um mit der Leitung und dem Sozialdienst darüber zu<br />
sprechen, wie die Kooperation wieder verbessert werden<br />
kann. Dies verlief sehr konstruktiv und hat schon<br />
zu deutlichen Verbesserungen geführt, denn letztlich<br />
ist die JVA-Duisburg-Hamborn mit der Arbeit von Rüdiger<br />
Wächter sehr zufrieden. So wurde der Kooperationsvertrag<br />
einmal mehr verlängert, worüber auch<br />
14
Fördermittel des Justizministeriums NRW abgerufen<br />
werden können, die zumindest Teile der Personalkosten<br />
decken können. Indiz für die hohe Wertschätzung<br />
unserer Arbeit in diesem Bereich sind die regelmäßigen<br />
Anfragen an Rüdiger Wächter, als Referent bei Fachkongressen<br />
(s. 5.3).<br />
Es freut uns ganz besonders, dass im Bereich der Frauenarbeit<br />
mit Janina Boers die wichtige Arbeit (XXelle-Kampagne,<br />
PSB bei Frauen mit HIV u.a.m.) mit einer<br />
festen Ansprechpartnerin stabil fortgeführt werden<br />
konnte. Ist es doch die einzige fachspezifische Stelle<br />
in unserem großen Zuständigkeitsgebiet. Die Frauenquote<br />
in unserer AIDS-Hilfe ist gewachsen – und das<br />
ist gut so. Eine ganze Reihe von neuen Beratungs- und<br />
Begleitungskontakten ergab sich insbesondere durch<br />
die gute Vernetzung mit der HIV-Schwerpunktpraxis<br />
von Dr. Kwirant. Besonders intensiv waren im Berichtsjahr<br />
einmal mehr die Begleitungsfälle von Frauen mit<br />
Migrationshintergründen – auch aus der Gruppe der<br />
Geflüchteten.<br />
Darüber hinaus funktioniert die landesweite und überregionale<br />
Vernetzungsarbeit im landesgeförderten<br />
XXelle-Projekt hervorragend (s. 5.4.).<br />
Zudem waren und sind wir auf dem Sektor der (Beschaffungs-)<br />
Sexarbeit angesichts erheblicher Zuwanderung<br />
–v.a. von Frauen aus südosteuropäischen Regionen-<br />
im Praktischen und Konzeptionellen zunehmend<br />
gefordert. Auch für die dabei unerlässliche Netzwerkarbeit<br />
und im Besonderen die Zusammenarbeit mit den<br />
ÖGD-Strukturen ist eine stabile personelle Struktur besonders<br />
wichtig. Erst recht durch die Veränderungen,<br />
die die Umsetzung des ab dem 01.07.2017 geltenden<br />
neuen Prostitutionsschutzgesetzes (ProstSCHG) mit<br />
sich gebracht hat und weiter bringen wird. Als erste<br />
Zwischenbilanz kann aus unserer Sicht nicht von einer<br />
Verbesserung der Situation von Sexarbeiter*innen gesprochen<br />
werden, sondern eher von deutlichen Verschlechterungen,<br />
was etwa den Zugang zur Zielgruppe<br />
betrifft.<br />
Im Arbeitsbereich der Prävention bei Männern, die<br />
Sex mit Männern haben (MSM), gab es nicht nur bei<br />
den Präventionsoffensiven im Umfeld des im Berichtsjahr<br />
weiter ausgebauten CSD in Duisburg ebenfalls<br />
wieder viel „Action“ für die Abteilung Herzenslust (s.o.)<br />
– und auch hier viel Anerkennung für das Geleistete.<br />
Erfreulich ist insgesamt eine weiter zu verzeichnende<br />
(Wieder-) Belebung der schwul-lesbischen Szene in<br />
Duisburg. Es tut sich was und wir sind zuversichtlich,<br />
dass das auch positive Auswirkungen bei der Gewinnung<br />
von neuen „Herzenslüstlern“ haben mag. Die Zahl<br />
der Veranstaltungen, bei denen das Herzenslust-Team<br />
als gern gesehener Partner auftritt, um das hier und da<br />
gar heftig geworben wird, ist weiter deutlich gestiegen.<br />
Darüber hinaus ist auch hier die erheblich gesteigerte<br />
Qualität und Quantität der konsequenten Einbeziehung<br />
moderner Kommunikationskanäle besonders erwähnenswert.<br />
Herzenslust kann social media!<br />
Auch das große Ziel, das Beratungs- und Testangebot<br />
zumindest in Duisburg in Kooperation mit dem ÖGD<br />
auszubauen, konnte im Berichtsjahr endlich stabil umgesetzt<br />
werden (s.o.). Nach einer Pilotphase im ersten<br />
Halbjahr, zeigte die Annahme des Angebotes den<br />
prognostizierten Bedarf und wurde entsprechend –mit<br />
leichten Ablaufmodifikationen auch im zweiten Halbjahr<br />
etabliert werden. Darüber hinaus zeigte sich, dass<br />
der „herzenslust Checkpoint“ in Kooperation mit dem<br />
GA Duisburg die Frequentierung des Regelangebotes<br />
des Gesundheitsamtes eben nicht schmälerte, sondern<br />
eindeutig als wichtiges zusätzliches Angebot angenommen<br />
wurde. Wir erwarten für die Bilanz des Berichtsjahres<br />
eine nennenswerte Steigerung der Testzahlen.<br />
Nur so gibt es eine gute Chance auf frühe Diagnosen<br />
(HIV und STI`s betreffend) und entsprechend frühe<br />
Zugänge zu den Behandlungsoptionen – gemäß den<br />
90-90-90-Zielen der WHO, der Bundesregierung und<br />
den Zielen der „Kein Aids für alle!-Kampagne der DAH.<br />
Unser Dank gilt den Kolleginnen der Beratungsstelle<br />
des Gesundheitsamtes für eine gute und wichtige Zusammenarbeit<br />
(s. 5.1.).<br />
Im Sektor Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />
(s. 5.6.) können wir über<br />
weitgehend stabile Nachfragen mit nach wie vor<br />
hervorragenden Rückmeldungen berichten. Dank der<br />
tatkräftigen Unterstützung von Anika Walther im Arbeitsfeld<br />
„Youthwork“ können wir zumindest gelegentlich<br />
auch hier wieder etwas mehr anbieten – vor allem<br />
in Zeiten von Mehrfachanfragen. Erwähnenswert ist dabei<br />
sicher das tolle Projekt der „Sexualpädagogischen<br />
Stadtrallye“ für Schüler*innen der neunten Jahrgänge<br />
aller Schulformen, das in Kooperation mit der pro familia<br />
Duisburg dank der Förderung durch den Jugendhilfeausschuss<br />
der Stadt Duisburg weiter erfolgreich<br />
durchgeführt wurde und sich reger Nachfrage erfreut.<br />
Das Ausscheiden von Anika Walther zum Ende des Berichtsjahres<br />
reißt (nicht nur) hier eine große Lücke. Die<br />
Weichen für eine qualifizierte Nachfolge konnten aber<br />
schon früh gestellt werden, so dass wir zuversichtlich<br />
sein können, dass hier keine „Versorgungslücken“ entstehen<br />
müssen. Dies ist umso wichtiger, als wir seit<br />
über zwei Jahren das einzige spezifische Aufklärungsprojekt<br />
für die gesamte Region sind, weil sich der ÖGD<br />
sowohl in Duisburg als auch im Kreis Wesel aus diesem<br />
Tätigkeitsfeld zurückgezogen hat.<br />
Erwähnenswert auch in diesem Arbeitsfeld ist die nur<br />
leicht nachlassende Nachfrage an Veranstaltungen für<br />
junge (vorwiegend männliche) Geflüchtete, die insgesamt<br />
sehr erfreulich verliefen und sich vor allem bei<br />
der DAA, dem Bildungsträger mit zahlreichen Integrationskursen<br />
in unserer Region sehr schnell herumgesprochen<br />
haben.<br />
Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit (s. 4.) sind wir erfreulicherweise<br />
nicht mehr „Alleinunterhalter“ für die<br />
Region, denn auch hier zeigen sich die Effekte des<br />
Ressourcenzugewinns durch die Wiederbesetzung der<br />
15
AIDS-Koordinator*innen-Stelle in Duisburg. Und das<br />
ist gut so! Da heißt es doch wieder „Gemeinsam gegen<br />
AIDS“! Einsam blieben wir dagegen weiterhin im Kreis<br />
Wesel (s.o.).<br />
Positive Auswirkungen sind auch bei der wichtigen<br />
Netzwerkarbeit – zumindest in Duisburg zu verzeichnen,<br />
wie etwa beim Arbeitskreis Prävention Duisburg,<br />
wo wir die Koordinationsarbeit abtreten konnten. Hier<br />
ist auch schon im Berichtsjahr eine Stabilisierung durch<br />
die aktive Mitarbeit des Gesundheitsamtes der Stadt<br />
Duisburg zu verzeichnen.<br />
Intensiviert haben wir unsere Kooperation mit dem<br />
Suchthilfeverbund Duisburg e.V. durch einen intensivierten<br />
Austausch.<br />
„Unser“ Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS erfuhr<br />
eine Neuausrichtung und Erweiterung der Thematik<br />
und heißt seit <strong>2018</strong> nun „Duisburger Aktionsbündnis<br />
für Gesundheit und Gerechtigkeit“. Die sexuelle Gesundheit<br />
und natürlich auch HIV/AIDS bleiben allerdings<br />
eindeutig im Portfolio.<br />
Neu hinzugekommen ist ein Engagement im Rahmen<br />
der „Initiativgruppe Männergesundheit“ der Kommunalen<br />
Gesundheitskonferenz der Stadt Duisburg, die erstaunlich<br />
effektiv wirkt u.a.m.<br />
Leider waren wir im Berichtsjahr erneut mit zum Teil<br />
heftigen Diskriminierungsfällen beschäftigt. In der<br />
Regel irrationale Ängste, aber auch klare Ausgrenzungen<br />
scheinen eher wieder zu- als abzunehmen. Als<br />
„Dauerbrenner“ sind hier insbesondere wiederkehrende<br />
Probleme mit Zahnarztpraxen hervorzuheben. Besonders<br />
heftig war aber auch die Erteilung eines Hausverbotes<br />
einer Duisburger Klinik für eine Klientin, weil<br />
sie nicht bei jeder Vorstellung offensiv ihren HIV-Status<br />
erklärt hat. Zum einen ist dieser in ihren Akten erfasst,<br />
zum anderen handelte es sich um eine rein orthopädische<br />
Behandlung. Der „Runde Tisch zur HIV-Versorgung“<br />
(s.o.) hat mit einer gemeinsam gefassten Stellungnahme<br />
sehr deutlich reagiert!<br />
Wir hatten eine Zeit lang den Eindruck, wir hätten die<br />
80er Jahre überwunden, doch das scheint nicht überall<br />
im Gesundheitssystem der Fall zu sein. Hier wartet<br />
noch viel und wohl auch kontinuierliche Arbeit auf uns.<br />
Hinzu kamen über das gesamte Jahr rege Korrespondenzen<br />
und Gespräche mit den kommunalen Strukturen<br />
durch unsere Aufstockungsanträge, Gespräche<br />
und Gesprächsangebote / -versuche mit der Kreispolitik,<br />
die Bewerbung und Publikmachung unseres neuen<br />
Angebotes des Betreuten Wohnens (SELF Duisburg /<br />
Kreis Wesel), die intensive Beschäftigung mit der Umsetzung<br />
der am 25.05.<strong>2018</strong> in Kraft tretenden Datenschutz-Grundverordnung<br />
(DS-GVO), die insgesamt<br />
betrachtet ganz überwiegend gut ist, aber eben auch<br />
zusätzlichen bürokratischen Aufwand (und Kosten!)<br />
mit sich gebracht hat und bringt. Dass wir an dieser<br />
Stelle allerdings schon recht gut aufgestellt waren, ist<br />
16<br />
nicht zuletzt dem Engagement unseres treuen IT-Supporters,<br />
Vicente Diaz Fernandez, zu verdanken, der<br />
uns ganz viele seiner Leistungen ehrenamtlich zur Verfügung<br />
stellt. Ganz großer Dank!<br />
Es deutet einiges darauf hin, dass unser Haushaltsabschluss<br />
für <strong>2018</strong> erneut ein etwas kleineres Defizit<br />
ausweisen wird, als es die Planung befürchten ließ.<br />
Letztlich haben wir unser Überleben im Berichtsjahr<br />
allerdings einer unverhofft eingegangenen Erbschaft<br />
zu verdanken, die uns schlichtweg gerettet hat, weil<br />
unsere vorzuhaltende Betriebsmittelrücklage im Laufe<br />
des Jahres aufgebraucht war, weil sich die kommunalen<br />
Zuwendungsgeber über drei Jahre trotz unserer Anträge<br />
nicht bewegt haben.<br />
Eigentlich hätten wir mit dem Segen dieser Erbschaft<br />
unsere Rücklage zumindest in Teilen wieder aufbauen<br />
müssen, aber die laufenden Kosten ließen dies nicht<br />
zu.<br />
Natürlich waren wir auch in diesem Jubiläumsjahr wieder<br />
„auf der Straße“ mit Infoständen und Aktionen im<br />
Sommer und boten ein umfangreiches Programm zum<br />
Welt-AIDS-Tag 2016 (s. 4.4.).<br />
„Klappern gehört zum Handwerk“.<br />
Unsere Arbeit und unsere Aktionen werden wahrgenommen<br />
– wir können nicht behaupten, dass wir keine<br />
Lobby hätten. Allerdings möchten wir an dieser Stelle<br />
eingestehen, dass der stete Kampf für den Erhalt der<br />
Strukturen immer wieder auch demotiviert und Kraft<br />
raubt.<br />
Einmal mehr erfreulich war diesbezüglich allerdings im<br />
Berichtsjahr das Medieninteresse und die Unterstützung<br />
durch Funk und Fernsehen – und auch einzelne<br />
Printmedien haben uns im Berichtsjahr wieder mehr<br />
Beachtung geschenkt.<br />
Zivilgesellschaftliches Engagement ist immer noch<br />
und nicht nur vor dem Hintergrund rückläufiger öffentlicher<br />
Förderung immer mehr gefragt. Diesbezüglich<br />
können wir einmal mehr auf ein Jahr mit zum Teil wirklich<br />
großartiger Unterstützung zurückblicken (s. 4.).<br />
Insbesondere im Zusammenhang mit dem diesjährigen<br />
Welt-AIDS-Tags-Geschehen erlebten wir viel Engagement<br />
von verschiedensten Gruppen und Einzelpersonen.<br />
Stellvertretend möchten wir hier schon mal auf<br />
die WAT-Aktionen an einigen Schulen unserer Region<br />
sowie die hervorragende mediale Unterstützung durch<br />
das Duisburger Lokalfernsehen „Studio47“ wie auch<br />
der WDR-Lokalzeitredaktion verweisen.<br />
Besonders bemerkenswert ist auch das treue Engagement<br />
der Alpener Gastronomen, Wolfgang Gödeke und<br />
Frank Stieger und Ihrem Team der „Burgschänke“, die<br />
uns abermals das hervorragende Essen für die Weihnachtsfeier<br />
am Heiligen Abend spendeten. Dieses ist
von den über 20 Teilnehmer*innen einmal mehr sehr<br />
gelobt worden. Ganz herzlichen Dank für diese wunderbare<br />
Geste, die Menschen zugutekam, die über<br />
Weihnachten keine Familienanbindung haben.<br />
DANKE!<br />
Wir bedanken uns bei den Sparkassen aus unserer Region<br />
für ebenso treue Unterstützung und besonders<br />
beim „Strick-Team“ der Targobank Duisburg um Frau<br />
Ursula Busshoff. Dieses Duisburger „Bären-Alleinstellungsmerkmal“,<br />
die wunderbaren Strick-Accessoires,<br />
ist kaum noch wegzudenken. Immer mehr Interessent*innen<br />
fragen gezielt danach. Ein ganz großer<br />
Dank gilt dieser Kreativ-Gruppe sowie in diesem Jahr<br />
dem „Auszubildenden-Team“ der Targobank, die mit<br />
viel Eifer und Freude über 400 Solibären unter das<br />
Bankenvolk brachten!<br />
Ein sehr großer Dank gilt dem Team für Förderanträge<br />
der Aktion Mensch, ohne die die Umsetzung von „SELF<br />
Duisburg / Kreis Wesel“ nicht denkbar gewesen wäre!<br />
Phantastisch war die Hilfe der sog. „Be able-Gruppe“<br />
des NiederrheinTherapiezentrums Duisburg, mit dem<br />
wir seit einigen Jahren hervorragend kooperieren.<br />
Diese handwerklich sehr begabte Truppe hat uns am<br />
07.05.<strong>2018</strong> bei einer anstehenden umfänglichen Renovierungsaktion<br />
ehrenamtlich gerettet. Ohne Euch wäre<br />
das wohl ein Monatsprojekt geworden. Danke Jungs!<br />
Ein Vertreter ist dann auch noch für ein mehrwöchiges<br />
„Praktikum“ bei uns hängengeblieben und hat in unglaublich<br />
kreativer Weise alle ausstehenden „Kleinigkeiten“<br />
im hauswirtschaftlichen Bereich erledigt. Danke,<br />
geschätzter Daniel!<br />
Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle<br />
bei all jenen treuen Freund*innen und Förderern,<br />
Zuwendungsgebern und Sympathisant*innen sowie<br />
bei den Vertreter*innen aus Politik, Verwaltungen, der<br />
Staatsanwaltschaft Duisburg für die Berücksichtigung<br />
der AIDS-Hilfe bei der Zuweisung von Bußgeldern,<br />
bei den Gesundheitsämtern, medizinischen und Beratungseinrichtungen,<br />
einigen Kirchengemeinden für<br />
die Unterstützung unserer Weihnachtsfeier, den vielen<br />
Netzwerkpartnern, Schulen und sonstigen Kooperationspartnern<br />
und unseren Dachverbänden, den „PA-<br />
RITÄTISCHEN“ Kreisgruppen, der Deutschen AIDS-Hilfe<br />
und der AIDS-Hilfe NRW für ihre Wertschätzungen,<br />
unterstützenden Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr<br />
aufs Herzlichste bedanken.<br />
17
2. Beratung<br />
2.1 Einleitung<br />
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel<br />
e.V. zum Themenkomplex der sexuellen Gesundheit<br />
mit dem Fokus auf HIV / AIDS und anderen sexuell<br />
übertragbaren Infektionen (STI`s) von der primärpräventiven-<br />
bis zur tertiärpräventiven Ebene wurde wie<br />
in den vorangegangenen Jahren als ein Hauptschwerpunkt<br />
unserer Arbeit durchgeführt.<br />
2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor Beratung<br />
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden<br />
wie folgt genutzt werden:<br />
18<br />
1. persönliche Beratung in unseren Büroräumen<br />
während der Öffnungszeiten und nach Vereinbarung<br />
in der AIDS-Hilfe oder aufsuchend;<br />
2. telefonische Beratung durch Hauptamtler*innen<br />
während der Bürozeiten in Duisburg unter<br />
der Nummer 0203 / 66 66 33 sowie für die<br />
bundesweite Telefonberatung Donnerstags in<br />
der Zeit von 09.00 – 12.00 Uhr am Donnerstag<br />
unter der Nummer 0180 / 33 19411;<br />
3. im Bedarfsfall können auch persönliche Beratungen<br />
vor Ort vereinbart werden.<br />
2.2.1 Persönliche Beratung<br />
Während der Öffnungszeiten sowie nach telefonischer<br />
Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten, konnten<br />
Ratsuchende sich persönlich durch hauptamtliche Mitarbeiter*innen<br />
in unserer Beratungsstelle in Duisburg<br />
beraten lassen. Bei diesen Beratungsgesprächen wird<br />
auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet.<br />
Bei Bedarf konnten Ratsuchende, die anonym bleiben<br />
wollten, sich auch Termine außerhalb der Öffnungszeiten<br />
und dem damit verbundenen Publikumsverkehr geben<br />
lassen. Bei Beratungen von Personen, die kürzlich<br />
ihr HIV-positives Testergebnis erhalten haben, kann im<br />
Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer das Angebot unterbreitet<br />
werden, mit einem geschulten HIV-Positiven<br />
zu sprechen, der schon länger mit der Infektion lebt.<br />
Dieses Angebot wurde auch im Berichtsjahr vereinzelt<br />
nachgefragt.<br />
Die persönliche Beratung wurde im Berichtszeitraum<br />
erneut recht rege in Anspruch genommen. Der Standortwechsel<br />
im Jahre 2013 zur Bismarckstr. in Du-Neudorf<br />
kann inzwischen als bekannt angesehen werden.<br />
Nach der Schließung der Beratungsstelle in Wesel zum<br />
Jahresende 2016 ist es natürlich für Ratsuchende aus<br />
dem Kreisgebiet deutlich schwieriger geworden, eine<br />
persönlichen Beratung in geschützter Atmosphäre einer<br />
Beratungsstelle in Wohnortnähe zu bekommen. Diese<br />
Ratsuchenden müssten entweder nach Duisburg kommen<br />
können oder einen Vor-Ort-Termin über Telefon<br />
oder per e-mail mit uns vereinbaren. Dieses Angebot<br />
halten wir grundsätzlich noch vor, da dies allerdings mit<br />
erheblichen Kosten verbunden (Fahrt- und Arbeitszeit)<br />
ist, können wir dies angesichts unserer Unterfinanzierung<br />
leider nur noch in Einzelfällen (bei besonderer Bedarfslage)<br />
leisten.<br />
Das (Test- und) Beratungsangebot durch den Fachdienst<br />
Gesundheitswesen im Kreis Wesel ist leider sehr<br />
spärlich (Montags von 14-16 Uhr in Moers und nur jeden<br />
1. und 3. Dienstag von 14-15.30 Uhr in Wesel) und<br />
die Zeiten sind etwa für Berufstätige sicherlich suboptimal.<br />
Laut Homepage des Kreises Wesel sind leider auch<br />
keine Termine nach Vereinbarung möglich.<br />
Das (Test- und) Beratungsangebot des Gesundheitsamtes<br />
der Stadt Duisburg konnte dagegen im Berichtsjahr<br />
verbessert werden. Neben vier Sprechstunden an<br />
jedem Donnerstag, konnte in Verbindung mit unserem<br />
„Herzenslust-Team“ der checkpoint mit einem Abendangebot<br />
an jedem ersten Dienstag im Monat etabliert<br />
werden. In der Folge sind auch die Testnachfragen und<br />
–durchführungen im Berichtsjahr deutlich gestiegen –<br />
und zwar ohne Rückgänge im bisherigen Regelangebot.<br />
Eine Entwicklung, die ganz im Sinne der „neuen“ Ziele<br />
(s. 90-90-90 unter 1.) und eindeutig zu festigen ist.<br />
Insgesamt haben wir im Berichtsjahr <strong>2018</strong> 1423 Einzelberatungen<br />
mit primärpräventivem Hintergrund<br />
(+ 200 im Vgl. zum Vorjahr) über persönliche und<br />
telefonische Gesprächskontakte geleistet. Davon 768<br />
für männliche und 655 (hier liegt das Plus von > 200!)<br />
für weibliche Personen, davon geschätzt 379 Menschen<br />
mit Migrationshintergrund, bis 21 Jahre 108 und 1322<br />
über 21 Jahren (s. Controlling-Daten im Anhang).<br />
Für HIV-Positive erfolgten im Berichtsjahr 762 Beratungskontakte<br />
mit sekundärpräventivem Charakter,<br />
davon 401 für männliche und 361 für weibliche Personen.<br />
254 Beratungskontakte mit Personen mit Migrationshintergrund<br />
wurden angeboten, wobei in Einzelfällen<br />
Sprachmittlungsdienste erforderlich waren. 736<br />
Beratungen erfolgten für Menschen ab 22 Jahren. (s.<br />
3.)
1.1.2 Telefonische Beratung<br />
Die aktive Beteiligung an diesem bundesweiten Angebot<br />
wird ausgesprochen gut genutzt. Häufig melden<br />
sich sehr verunsicherte Menschen, die sich über das<br />
Internet oder andere Quellen informiert haben, aber<br />
durch die Vielfalt an unterschiedlichen Aussagen im Ergebnis<br />
eher verunsichert wurden und umso dankbarer<br />
für klare und kompetente Beratungsleistungen sind.<br />
Die Telefonberatung trägt dem Wunsch nach Anonymität<br />
in besonderem Maße Rechnung. Dadurch können<br />
wir allerdings in aller Regel keine regionale Zuordnung<br />
der Ratsuchenden leisten. Für unsere Mitarbeiter*innen<br />
bietet die Telefonberatung gewissermaßen eine<br />
wöchentliche Fortbildungsmöglichkeit zur HIV-/AIDSund<br />
STI-Beratung.<br />
Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> wurden 643 Beratungen im Rahmen<br />
dieses Angebotes durchgeführt (über 100 mehr<br />
als 2017), davon 484 mit Männern, 159 mit Frauen<br />
und überwiegend für Heterosexuelle (geschätzt über<br />
62 %).<br />
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen<br />
während der Öffnungszeiten sehr hoch. Die Ratsuchenden<br />
wurden nach eingehender Erörterung der<br />
Risikosituationen aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden<br />
die Ratsuchenden zwecks HIV-Antikörper-Test an das<br />
jeweilige örtliche Gesundheitsamt verwiesen. Vor dem<br />
Hintergrund der sehr schmalen Zeitfenster der Testberatungsangebote<br />
der Gesundheitsämter mussten wir<br />
allerdings weiterhin auch auf Angebote in umliegenden<br />
Städten verweisen. Insbesondere gilt dies für Berufstätige<br />
(s.o.). Eine sehr unbefriedigende Situation, zumal<br />
das Testangebot zu HIV und STI`s eine kommunale<br />
Pflichtaufgabe ist, deren Umfang allerdings leider nicht<br />
festgelegt ist.<br />
Mit 62% lagen Fragen zu HIV-Ansteckungsrisiken ganz<br />
oben auf der Fragenskala, gefolgt von 20% zu Testzusammenhängen.<br />
Fragen zu anderen STI`s nehmen<br />
langsam zu (4,6 %), Fragen zum Leben mit einer<br />
HIV-Infektion spielen häufig eine nachrangige Rolle,<br />
sind aber immerhin bei 2,5% das Schwerpunktthema.<br />
62% der Anrufer*innen sind heterosexuell orientiert,<br />
19% homosexuell und knapp 3% bisexuell oder transidentisch.<br />
Bei der (geschätzten) Altersverteilung liegen<br />
die 30-39-Jährigen mit 35,6% vorne, gefolgt von den<br />
20-29-Jährigen mit 32,8% und den 40-49-Jährigen mit<br />
17,3%. Nur etwa 3% sind unter 20 Jahren und ca. 8%<br />
über 50 Jahren.<br />
2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung<br />
An 62 Stunden pro Woche können sich Ratsuchende<br />
unter der Rufnummer 0180 33 19411 (9 ct./min. aus<br />
dem deutschen Festnetz maximal 42 ct./min. aus deutschen<br />
Mobilfunknetzen) mit ihren Fragen rund um HIV/<br />
AIDS telefonisch an die Berater*innen der AIDS-Hilfen<br />
wenden. Die Hotline ist erreichbar in den Zeiten: Montags<br />
bis Freitags von 9.00-21.00 Uhr und am Samstag<br />
und Sonntag von 12.00-14.00 Uhr.<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. beteiligt sich<br />
als eine von bundesweit 26 Einrichtungen an diesem<br />
nunmehr fest etablierten Angebot. Vor allem aufgrund<br />
personeller Engpässe bei den ehrenamtlichen Kräften,<br />
haben wir uns von der Beratung am Montagabend verabschieden<br />
müssen, da wir die Ausfallzeiten auf Dauer<br />
nicht durch hauptamtliche Kräfte auffangen können.<br />
Eine deutliche Steigerung der Frequenzen haben wir<br />
am Donnerstag vormittag erfahren, wo wir zwischen<br />
09.00-12.00 Uhr geschaltet sind. Nicht selten gibt es<br />
hier mehr als 15 Anrufe.<br />
Die Telefonberatung spielt bei der Aufklärung zu HIV<br />
nach wie vor eine große Rolle. Sie ist das Medium zur<br />
Beantwortung persönlicher Fragen und zur Abklärung<br />
eines individuellen HIV-Übertragungsrisikos. Mit der<br />
Rufnummer 0180 33 19411 werden bestehende Angebote<br />
unter einer bundesweiten Nummer zusammengeführt<br />
und damit die Erreichbarkeit für Ratsuchende<br />
weiter verbessert. Durch die Intensivierung der Weiter-<br />
19
ildung und die Einrichtung eines Online-Portals für Berater*innen<br />
wird die Qualität der Beratung langfristig<br />
gesichert.<br />
Im Rahmen der Bundesweiten Telefonberatung werden<br />
mit den ehren- und hauptamtlichen Telefonberatern regelmäßig<br />
Treffen mit dem hauptamtlichen Koordinator<br />
durchgeführt. Ziel ist einerseits der Austausch und die<br />
Terminvergabe (wer ist an welchen Tagen für die Beratung<br />
zuständig) und andererseits werden Beratungsgespräche<br />
als Fallbeispiele bearbeitet sowie bei belastenden<br />
Gesprächen supervidiert. Seit 2016 leistet Werner<br />
Garbe die hauptamtliche Koordination.<br />
Seit der Aufgabe der Montagabend-Beratung sind nur<br />
noch hauptamtliche Berater*innen im Einsatz. Fallbesprechungen<br />
und ggf. supervisorische Bedarfe werden<br />
seither im Rahmen der Teamsitzungen aufgegriffen.<br />
2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet:<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen<br />
Kooperationspartnern aus dem Ruhrgebiet in einer<br />
Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen. Ziel<br />
dieser Vernetzung ist der fachliche Austausch und der<br />
Erhalt der hohen Qualitätsstandards. Diese Vernetzung<br />
blieb grundsätzlich erhalten. Die Vernetzungstreffen<br />
finden in der Regel einmal im Jahr statt.<br />
2.2.5 E-Mail Beratung<br />
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin<br />
angeboten. Die E-Mailberatung ist unter der folgenden<br />
Adresse zu erreichen: www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de/beratung.<br />
Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden<br />
auf unserer Homepage die acht häufigsten gestellten<br />
Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte<br />
beim Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen.<br />
Durch dieses Beratungsangebot konnten viele Ratsuchende,<br />
ohne dass sie an uns eine E-Mail schreiben<br />
mussten, bedient werden. Detailliertere Fragen konnten<br />
dann per E-Mail an uns gesendet werden.<br />
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:<br />
GIBT ES EXTRAGROSSE KONDOME?<br />
Ja, es gibt extragroße Kondome. Kondome, in allen<br />
möglichen Ausführungen, gibt es in Apotheken und<br />
Drogeriemärkten zu kaufen. Achtet dabei auf das aufgedruckte<br />
Haltbarkeitsdatum und auf eine vorhandene<br />
Kontrollnummer!<br />
Übrigens: Kondome sollten kühl, trocken, vor Hitze<br />
und direkter Sonneneinstrahlung geschützt gelagert<br />
werden. Sie sollten auch nicht mit Ölen oder Fetten<br />
in Berührung kommen, dies greift sie an und lässt sie<br />
schneller zerreißen. Benutze für den Gebrauch von<br />
Kondomen nur vom Hersteller zugelassene Gleitmittel.<br />
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
WO MACHE ICH EINEN HIV-TEST?<br />
Einen kostenlosen und anonymen HIV Test kann man<br />
beim Gesundheitsamt machen.<br />
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
WANN MUSS ICH MEDIKAMENTE NEHMEN?<br />
Die Frage nach einem Therapiebeginn und Medikamenten<br />
können wir nicht so allgemein beantworten.<br />
Das sollte ein Arzt entscheiden, da dafür aufwendige<br />
Blutuntersuchungen nötig sind.<br />
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
WIE WIRD MEIN PARTNER REAGIEREN?<br />
Um diese Frage zu klären, ist es ratsam ein Beratungsgespräch<br />
zu führen oder komm doch mit Deinem<br />
Partner in die AIDS-Hilfe und sprecht vor Ort über<br />
Eure Probleme und Fragen.<br />
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
IST AIDS EIN GRUND ZUR KÜNDIGUNG?<br />
20
Es besteht kein Gesetz in der BRD, dass Du dem Arbeitgeber<br />
einen positiven HIV Test mitteilen musst.<br />
AIDS-Hilfe.<br />
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
WIE GEFÄHRLICH IST ORALER SEX?<br />
Bei oralem Sex, ohne Verletzungen / Wunden und<br />
ohne Abspritzen besteht ein sehr geringes HIV Risiko,<br />
jedoch hinsichtlich anderer Geschlechtskrankheiten<br />
besteht ein hohes Risiko!<br />
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
WO TREFFE ICH ANDERE POSITIVE?<br />
Wo Du andere Positive treffen kannst erfährst Du am<br />
besten in Deiner regionalen AIDS-Hilfe. In Duisburg<br />
gibt es eine Positivengruppe.<br />
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
INFO ZUR E-MAIL BERATUNG<br />
Insgesamt wurde die E-Mailberatung im Jahr <strong>2018</strong> allerdings<br />
sehr wenig genutzt. Als Grund ist hierfür sicherlich<br />
die ebenfalls bundesweite E-Mailberatung der<br />
AIDS-Hilfen zu nennen. Wir prüfen für das kommende<br />
Jahr, ob eine Aufrechterhaltung sinnvoll erscheint.<br />
1.2 Danksagung:<br />
Wir danken unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern, die<br />
diese anspruchsvolle und zuweilen äußerst belastende<br />
Tätigkeit sehr lange ausgeübt und sich konsequent weitergebildet<br />
haben, um den hohen Qualitätsstandards in<br />
der Beratung zu entsprechen. Diese Fähigkeiten werden<br />
ganz sicher künftig an anderer Stelle wieder zum<br />
Einsatz kommen – etwa bei der Umsetzung eines angedachten<br />
„Beratungs- und Selbsttest-Angebotes“ in der<br />
21
3. Begleitung<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bietet HIVpositiven<br />
und an Aids erkrankten Menschen Begleitung<br />
an. Eine HIV-Infektion geht oftmals einher mit Ängsten<br />
und Problemen bei der Bewältigung der Diagnose.<br />
Dieser Prozess kann soziale Isolation fördern und<br />
auch in ökonomische Krisen führen, die nicht selten<br />
vielfältige sozialrechtliche Problemen mit sich bringen.<br />
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die<br />
Nebenwirkungen der lebenslang erforderlichen<br />
Medikamente in der Lage sind den Alltag von HIVpositiven<br />
Menschen zu beeinflussen. Ängste vor<br />
dem Verlust sozialer Attraktivität oder einer<br />
möglichen Verkürzung des Lebens, können den Alltag<br />
beeinträchtigen. Die psychische Stabilisierung und<br />
Akzeptanz einer veränderten Lebenssituation sind<br />
wichtige Ziele im Rahmen der Begleitung.<br />
Die Menschen, die zu uns in die Beratung kommen,<br />
haben vielfaltige Probleme. Gerade in der PSB<br />
(Psychosoziale Begleitung) begegnen uns Menschen<br />
mit existenzbedrohlichen Problemlagen. Verlust der<br />
Wohnung und anstehende Obdachlosigkeit, bei<br />
Migrant*innen häufig eine fehlende KV, die den Zugang<br />
zu der lebenswichtigen ART erschweren oder verzögern,<br />
bei HIV positiven Drogenkonsument*innen psychische,<br />
physische und mentale Instabilität aufgrund von<br />
Drogenkonsum oder fehlende Compliance bzgl. der<br />
HIV Medikation.<br />
Im Mittelpunkt der PSB steht die individuelle<br />
Gesundheitsförderung, das gemeinsame Suchen und<br />
Finden von situativ angepassten Strategien bei der<br />
Bewältigung von Krisen und emotionalen Konflikten.<br />
Das soziale Umfeld, also die Bedeutung sozialer<br />
Verhältnisse auf die individuelle Gesundheit, in denen<br />
Menschen leben, müssen ebenfalls mit einbezogen<br />
werden, wenn es um die Stärkung individueller<br />
Ressourcen und Kompetenzen geht.<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bietet:<br />
22<br />
• Individuelle Hilfen für Menschen mit HIV/Aids<br />
• Beratung für An- und Zugehörige zur<br />
Stabilisierung des sozialen Umfeldes<br />
• Psychosoziale Begleitung bei Substituierten<br />
durch Fachkräfte<br />
• Angeleitete Gruppen für Menschen mit HIV/Aids<br />
• Angebote zur Freizeitgestaltung<br />
• Förderung von Selbsthilfegruppen<br />
HIV ist heute eine chronische Erkrankung, allerdings<br />
mit einigen Besonderheiten. Ein großer Teil der<br />
HIV-positiven Menschen verträgt die Medikamente<br />
gut und hat auch eine gute Compliance. Während<br />
aufgrund der verbesserten Medikation die akuten<br />
Nebenwirkungen weniger werden, treten häufiger<br />
Langzeitnebenwirkungen und Multimorbidität<br />
insbesondere psychische Erkrankungen, Osteoporose<br />
und Herz-Kreislauferkrankungen auf. Hier gilt es,<br />
andere gesundheitsschädigende Risiken zu minimieren.<br />
Des Weiteren werden unsere Begleiteten auch älter<br />
und in der Beratungs- und Begleitungsarbeit ist es<br />
uns wichtig, für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen<br />
zu sensibilisieren und altersbedingte Erkrankungen,<br />
wie das „Thema Krebs und HIV“ mit in den Fokus zu<br />
nehmen.<br />
Ein weiteres Themenfeld unserer Beratung von<br />
Begleiteten liegt in der Koinfektion mit Hepatitis C.<br />
Einige von Ihnen haben neben ihrer HIV-Infektion<br />
zusätzlich noch eine Hepatitis C-Infektion. Insbesondere<br />
im Bereich der Psychosozialen Begleitung von<br />
Substituierten ist dies häufig Gegenstand der Beratung<br />
und bedeutsam, dass auch diese Zielgruppe von den<br />
heute verbesserten Therapieoptionen- mit deutlich<br />
weniger Nebenwirkungen- profitieren kann.<br />
Viele unserer langjährig Begleiteten waren bereits<br />
an Aids erkrankt, beziehen eine kleine Rente und<br />
leben auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der<br />
Grundsicherung oder leicht darüber. Hierbei handelt<br />
es sich um Leistungen, die ihrem Ursprung nach zur<br />
Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht waren.<br />
Letztendlich verharren diese Begleiteten nicht selten<br />
in einer Lebenssituation, die Ihnen finanziell keinen<br />
Spielraum lässt und wenig Perspektiven für die Zukunft<br />
bietet. Neben fehlenden Mitteln für existentielle Dinge,<br />
wie Stromnachzahlung oder Ersatzanschaffungen<br />
von Haushaltsgeräten, fehlt es aufgrund der nicht<br />
vorhandenen materiellen Ressourcen an Lebensqualität,<br />
da die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wie<br />
Kinobesuche und andere Freizeitaktivitäten einen<br />
Faktor für Lebensqualität darstellen kann. Dadurch<br />
kommt es oft zu Vereinsamung und Depressionen, so<br />
dass auch von Einzelnen suizidale Gedanken geäußert<br />
werden, die Thema in der Beratungsarbeit sind. Um der<br />
Vereinzelung vorzubeugen, haben wir einige Angebote,<br />
die weiter unten beschrieben sind, auch im Berichtsjahr<br />
vorgehalten bzw. freuen uns, dass Angebote in<br />
Selbsthilfe ausgestaltet werden. Des Weiteren bieten<br />
wir Unterstützung bei sozialrechtlichen und finanziellen<br />
Schwierigkeiten.<br />
Einige unserer Begleiteten bringen sich aktiv ein oder<br />
engagieren sich auf landes- und bundesweiter Ebene in<br />
Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.<br />
Andere gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen<br />
die AIDS-Hilfe nur punktuell zu bestimmten Fragen in<br />
Anspruch, besuchen unser Mittwochs-Café oder von<br />
uns durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Im Berichtsjahr mussten wir uns – wie in den letzten<br />
Jahren auch - mit dem Thema „Late-Presenter“<br />
beschäftigen. Das bedeutet, dass bei diesen Personen<br />
die Infektion erst festgestellt wurde, als sie sich<br />
schon im Stadium Aids befanden. Hier ist besonders<br />
psychosoziale Unterstützung gefordert, da in diesen
Fällen bereits eine lebensbedrohende Situation<br />
vorlag. Für die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen<br />
bedeutete dies, häufige und zeitintensive Besuche im<br />
Krankenhaus.<br />
Bei komplexen Begleitungen, die im Zeitumfang unsere<br />
Ressourcen übersteigen, und die entsprechenden<br />
Voraussetzungen gegeben sind, vermitteln wir in<br />
Formen ambulant betreuten Wohnens.<br />
Neben dem Beratungsangebot in der AIDS-Hilfe bieten<br />
wir in Einzelfällen auch aufsuchende Arbeit und somit<br />
Treffpunkte außerhalb der AIDS-Hilfe an. Dies kann bei<br />
dem Begleiteten Zuhause oder einem neutralen Ort<br />
außerhalb von AIDS-Hilfe und Wohnung sein.<br />
3.1 Einzelbegleitung<br />
Die Einzelbegleitung wurde im Berichtsjahr <strong>2018</strong><br />
von drei hauptamtlichen Mitarbeiter*innen mit<br />
unterschiedlichem Zeitanteil ihrer Voll- bzw.<br />
Teilzeitstellen neben ihren anderen Aufgabenbereichen<br />
durchgeführt.<br />
In der Begleitungsarbeit bieten wir<br />
Beratungen zu unterschiedlichen Themen, z.B.<br />
Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und<br />
finanziellen Problemen, an. Wir unterstützen<br />
bei Rentenanträgen wegen Erwerbsminderung<br />
oder schreiben Widersprüche bei fehlerhaften<br />
ALG II Bescheiden. Bei weitergehenden und<br />
komplexeren Problematiken stellen wir Kontakt zu<br />
entsprechenden Beratungsstellen, wie zum Beispiel der<br />
Schuldnerberatung, her.<br />
Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem<br />
Positivenfond, bei größeren Beträgen stellten wir<br />
Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die<br />
Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung erfüllen.<br />
An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich für die<br />
perfekte Unterstützung durch die Deutsche AIDS-Stiftung<br />
und des Verbandes der Privaten Krankenversicherung<br />
e.V., für die Zuwendung in Höhe von 645.- €, die uns<br />
als Zuschuss für Dolmetscher*innenkosten gewährt<br />
wurden. Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> entstanden insgesamt<br />
370,-€ für Übersetzungstätigkeiten.<br />
Zeitintensive Krankenhausaufenthalte waren im<br />
Berichtsjahr bei vier Männern und zwei Frauen<br />
zu verzeichnen. Hier ist es den Mitarbeiter*innen<br />
des Begleitungsteams weiterhin wichtig, dass -<br />
wenn irgendwie möglich – wir einmal pro Woche im<br />
Krankenhaus einen Besuch abstatten. Da die Aufenthalte<br />
in den Krankenhäusern in den unterschiedlichsten Orten<br />
stattfinden, und unsere Begleiteten aus einem großen<br />
Einzugsgebiet kommen (Duisburg / Kreis Wesel) sowie<br />
teilweise die stationäre Versorgung in den Unikliniken<br />
Essen und Düsseldorf erfolgt, ist der Besuch mit hohem<br />
Zeitaufwand verbunden.<br />
Im Berichtjahr <strong>2018</strong> konnten die hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter*innen insgesamt 1.423 Beratungs- und<br />
Begleitungskontakte verzeichnen. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr ist hier eine Steigerung von 9,8% erkennbar.<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sind in diesem Feld,<br />
u.a. da die Qualifikationsanforderungen nicht mehr<br />
adäquat erfüllt werden können, zurzeit nicht aktiv.<br />
3.2 Positivenfond<br />
Im Jahr 2016 veränderte die AIDS-Hilfe Duisburg<br />
/ Kreis Wesel e.V. die bisherigen Strukturen und<br />
Auszahlungsmodalitäten des Positivenfonds.<br />
Der Rückblick zeigt, dass sich die neuen Strukturen aus<br />
der Sicht der Mitarbeiter*innen im Begleitungsbereich<br />
als sinnvoll erwiesen haben.<br />
Die Vorgabe, dass in dringenden Notfällen eine<br />
finanzielle Hilfe ohne großen administrativen Aufwand<br />
ermöglicht werden sollte, blieb bestehen.<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> war es mithilfe des Positivenfonds<br />
möglich, Menschen, die von der AIDS-Hilfe begleitet<br />
werden, in problematischen finanziellen Situationen zu<br />
entlasten.<br />
Die Gesamtausgaben des Positivenfonds beliefen<br />
sich im Jahr <strong>2018</strong> auf 970 €, wobei 59,78 € für die<br />
Begleitungsarbeit in der JVA Hamborn und Dinslaken<br />
verwendet wurden.<br />
3.3 Zusammenarbeit mit<br />
Kooperationspartner*innen<br />
Die langjährige Zusammenarbeit mit<br />
Kooperationspartner*innen wurde im Berichtsjahr<br />
fortgesetzt. Im Einzelnen handelt es sich um folgende<br />
Partner*innen:<br />
HIV-Schwerpunktpraxen<br />
In Duisburg und dem Kreis Wesel gibt es nur noch eine<br />
HIV-Schwerpunktpraxis. Mit Dr. Kwirant haben wir eine<br />
gute Zusammenarbeit. Ein Teil unserer Begleiteten<br />
wird in den Ambulanzen der Uni-Kliniken Essen und<br />
Düsseldorf behandelt.<br />
Krankenhäuser<br />
Bei Krankenhausaufenthalten werden unsere<br />
Begleiteten in die umliegenden Uni-Kliniken Essen,<br />
Bochum und Düsseldorf eingewiesen. Insbesondere<br />
zur Uniklinik Essen bestehen gute Kontakte.<br />
Im Berichtsjahr gab es eine gute Zusammenarbeit mit<br />
den örtlichen Krankenhäusern und somit konnten wir<br />
sehr gut mit dem medizinischen Personal kooperieren.<br />
Flüchtlingsberatung<br />
In diesem Bereich haben wir fallspezifisch eine<br />
enge Zusammenarbeit mit Mitarbeiter*innen von<br />
Flüchtlingsunterkünften (ZUE). Weiter konnten wir<br />
23
ei Verständigungsschwierigkeiten auf die Hilfe einer<br />
Mitarbeiterin der Aidshilfe Oberhausen, die uns als<br />
Dolmetscherin bei einer russischen Familie telefonisch<br />
hilfreich zur Seite stand, zurückgreifen. Ein herzlicher<br />
Dank an dieser Stelle dafür.<br />
Pflegedienste<br />
Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir<br />
bisher zusammen gearbeitet haben, wurde erfolgreich<br />
fortgeführt.<br />
Anwaltspraxen<br />
Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten<br />
Berichtsjahr nicht erforderlich.<br />
war im<br />
wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.<br />
3.5 Trauerarbeit<br />
Wir gedenken der Verstorbenen in der<br />
Mitgliederversammlung und mit unserer Trauerecke,<br />
die sich im Café befindet. Hier befinden sich unser<br />
Trauerbuch und weitere Informationen zu Verstorbenen.<br />
Im Berichtsjahr haben wir zu einem Gedenkabend<br />
für Angehörige und Freunde unserer Verstorben<br />
eingeladen.<br />
Ambulant Betreutes Wohnen<br />
Hier arbeiten wir mit örtlichen Anbietern, im Berichtsjahr<br />
<strong>2018</strong> insbesondere mit Aussicht Duisburg und der<br />
AIDS-Hilfe Essen zusammen.<br />
ÖGD Duisburg<br />
Die gute Kooperation wurde auch im Jahr <strong>2018</strong><br />
fortgeführt.<br />
3.4 Angebote für Menschen mit HIV und Aids<br />
Unser traditionelles Mittwochs-Café ist weiterhin ein<br />
beliebter Treffpunkt zwischen HIV positiven und an Aids<br />
Erkrankten, ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und der<br />
AIDS-Hilfe Sympathie entgegenbringender Menschen.<br />
Darüber hinaus ist dieses Café eine erste Anlaufstelle<br />
für an ehrenamtlicher Arbeit Interessierte.<br />
Im Café ist ein Austausch zwischen HIV positiven<br />
Menschen, hauptamtlichen und ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter*innen möglich. Hier können sich<br />
Interessierte auch über Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe<br />
informieren und die Angebote an der Infotafel zur<br />
Kenntnis nehmen.<br />
Das Café startet um 15 Uhr, wobei einige Besucher<br />
schon vor 15 Uhr eintreffen und endet um 18 Uhr.<br />
Während der Café-Zeit sind immer hauptamtliche<br />
Mitarbeiter*innen präsent, da diese Treffen von vielen<br />
Cafébesucher*innen dazu genutzt werden, Anliegen<br />
an die Berater*innen heranzutragen. Über die Café-<br />
Zeit hinaus ist die AIDS-Hilfe mittwochs bis 19 Uhr für<br />
persönliche und telefonische Beratung geöffnet.<br />
Die Weihnachtsfeier fand wieder in den<br />
Räumlichkeiten unserer Fachstelle statt. Die<br />
20 Teilnehmer*innen verbrachten einen schönen<br />
Nachmittag mit anschließendem Festessen und<br />
erhielten eine Weihnachtstüte. Die Vorbereitung<br />
und die Durchführung der Weihnachtsfeier liegen<br />
schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher Hand.<br />
Die Weihnachtsfeier konnte wieder mit Spenden aus<br />
den Kirchengemeinden und insbesondere durch eine<br />
Cateringspende von Wolfgang Gödecke – Inhaber der<br />
Burgschänke, in Alpen - durchgeführt werden, wofür<br />
24
25
4. Öffentlichkeitsarbeit<br />
und DAS). Und jüngst hinzugekommen ist noch eine<br />
weitere Strategie mit der sogenannten Präexpositionsprophylaxe<br />
(kurz PrEP), die in Europa schon länger zugelassen<br />
ist und die auf Initiative des neuen Bundesgesundheitsministers,<br />
Jens Spahn, in Kürze vermutlich<br />
sogar auch als Kassenleistung zugelassen werden wird.<br />
Wir befinden uns im Zeitalter von Safer Sex 3.0! und n<br />
= n (Nicht nachweisbar = nicht übertragbar, s.o.).<br />
Zeit und Grund für eine weitergehende Entspannung<br />
im Umgang mit dem einstigen Schreckensphänomen<br />
„HIV und AIDS“. Aber sind wir schon so weit? Jein.<br />
Viele Menschen wissen leider immer noch nichts von<br />
der Schutzwirkung der HIV-Therapie –laut Umfragen<br />
der BZgA nur etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung.<br />
Auch deshalb ist es wichtig, immer wieder<br />
über das heutige Leben mit HIV aufzuklären – und zu<br />
zeigen, dass „positiv zusammen leben“ möglich ist.<br />
Und zu AIDS kommt es heute eben nicht mehr, wenn<br />
eine HIV-Infektion rechtzeitig diagnostiziert und kontinuierlich<br />
behandelt wird – sie ist dann eine chronische<br />
Infektion. Bei fast allen Menschen mit HIV, die ihre Medikamente<br />
regelmäßig einnehmen und darüber stabil<br />
unter eine sog. HIV-Viruslast-Nachweisgrenze kommen,<br />
sind so wenige Viren im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten,<br />
dass eine Übertragung von HIV selbst<br />
beim ungeschützten Sex auszuschließen ist.<br />
Mit HIV kann man leben, lieben, alt werden. Weitersagen!.<br />
In Deutschland leben über 86.000 Menschen mit HIV.<br />
Dank sehr effektiver Medikamente haben die meisten<br />
von ihnen eine fast normale Lebenserwartung. Sie können<br />
in jedem Beruf arbeiten, ihre Freizeit gestalten wie<br />
andere auch. Wird HIV rechtzeitig festgestellt und behandelt,<br />
ist eine AIDS-Erkrankung vermeidbar und HIV<br />
ist unter Therapie nicht übertragbar (s. 1.)!<br />
Man kann also heute in der Regel gut mit HIV leben.<br />
Aber immer noch wird hinter dem Rücken von Menschen<br />
mit HIV getuschelt, verweigern manche Ärztinnen<br />
und Ärzte eine Behandlung, und in einigen Fällen<br />
ist sogar der Arbeitsplatz in Gefahr. Zurückweisung,<br />
Ausgrenzung und die Angst davor wiegen heute für<br />
viele HIV-Positive schwerer als die gesundheitlichen<br />
Folgen der Infektion selbst.<br />
Ursache für Zurückweisung und Diskriminierung sind<br />
häufig Vorurteile, Unwissen oder unbegründete Ängste<br />
vor einer Ansteckung.<br />
„Da hilft nur eines: drüber reden!<br />
Denn wir alle können ganz selbstverständlich und ohne<br />
Angst positiv zusammenleben. Im Beruf, im Alltag<br />
und in der Freizeit gibt es keine Übertragungsgefahr.<br />
Und beim Sex schützen Kondome ebenso gut wie eine<br />
wirksame HIV-Therapie“ (Aus der Kampagnenbroschüre<br />
zum Welt-AIDS-Tag 2017, Hrsg.: BMG, BZgA, DAH<br />
26<br />
Im Verbund mit unserem Dachverband, der Deutschen<br />
AIDS-Hilfe, wollen wir intensiv daran mitwirken, dass<br />
sich dieses Wissen vervielfacht. Nach über zehn Jahren<br />
der Erkenntnis sollte dies doch allmählich auch<br />
gelingen können. Dazu bedarf es aber sicherlich auch<br />
groß angelegter Kampagne, wie der im Mai 2017 gestarteten<br />
Kampagne „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“<br />
, einer guten und konsequenten<br />
Ergänzung der großen, jährlichen Kampagne<br />
zum Welt-AIDS-Tag oder der Ende <strong>2018</strong> aufgelegten<br />
flankierenden Kampagne #wissenverdoppeln (s. www.<br />
wissen-verdoppeln.hiv ).<br />
Die 2014 neu ausgerichtete bundesweite Kampagne<br />
zum Welt-AIDS-Tag ist in ihrer Ausrichtung und den<br />
Botschaften im Kern gegen Stigmatisierung und Diskriminierung<br />
von Menschen mit HIV und AIDS auch<br />
im Jahre <strong>2018</strong> nur marginal modifiziert worden. Das<br />
erscheint uns konsequent, denn zum einen finden<br />
wir diese Form der direkten Ansprache von Menschen<br />
gut und zum anderen ist die Zielrichtung unverändert<br />
wichtig. „Gemeinsam gegen Angst und Ausgrenzung!“<br />
Die zwingende Kombination von Information & Aufklärung<br />
über HIV und andere STI`s mit Maßnahmen und
Botschaften, die zur Entdiskriminierung und Entstigmatisierung<br />
von Menschen mit HIV und AIDS beitragen<br />
sollen, ist nach wie vor geboten. Denn nur so können<br />
wir Ängste abbauen und zu einem entspannteren Umgang<br />
miteinander kommen.<br />
Aber nicht nur nach unserem Eindruck sind diese Botschaften<br />
immer noch schwer zu „verkaufen“, stoßen<br />
wir immer noch häufig auf Unglauben, Gleichgültigkeit<br />
oder Ablehnung, wenn es um die Annahme der Wahrheiten<br />
geht. Und unsere langjährigen Erfahrungen aus<br />
der präventiven Arbeit lehren eben auch, dass Erfolge<br />
in der Medizin immer auch die Prävention latent gefährden,<br />
weil sie Entwarnungsphantasien und Sorglosigkeit<br />
hervorrufen können. Dennoch werden wir nicht<br />
nachlassen, betrachten diese Arbeit als „positive“ Herausforderung<br />
– wissend, dass es sich lohnt und dass<br />
in Deutschland durchaus schon viel erreicht wurde, wir<br />
aber noch lange nicht am Ziel unserer Wünsche sind.<br />
Der im Jahre <strong>2018</strong> anhaltend zu verzeichnende Rechtsruck<br />
in der Gesellschaft, das scheinbar gesellschaftsfähig<br />
werdende Verbreiten von „alternativen Faktenlagen“,<br />
gefühlten und nicht hinterfragten Wahrheiten im<br />
„post-faktischen Zeitalter“ oder „fake news“ meist in<br />
populistischen Formen vorgetragen, macht die Arbeit<br />
nicht leichter. Dies gefährdet generell die „Akzeptanz<br />
von Lebensweisen“, das respektvolle Miteinander und<br />
den gesellschaftlichen Frieden – und befördert in immer<br />
gleichen Mustern die „Suche nach Minderheiten,<br />
die sich als Sündenböcke“ eignen.<br />
HIV- / AIDS-und STI- Prävention bleibt Herausforderung<br />
„Aufklärung, Information und Prävention statt Repression<br />
ist seit nunmehr (über) 30 Jahren der Leitgedanke<br />
der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen.<br />
Seitdem sehen sich das Land Nordrhein-Westfalen, die<br />
Kommunen und die freien Träger in der Verantwortung,<br />
die weitere Verbreitung von HIV-Infektionen (…) zu minimieren,<br />
HIV-Infizierte und an AIDS erkrankte Menschen<br />
zu unterstützen und sie vor Ausgrenzung und<br />
Diskriminierung zu bewahren.<br />
Diese grundsätzliche Ausrichtung war und ist die Basis<br />
des großen Erfolges der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen<br />
und hat deshalb auch heute noch Bestand.<br />
Dabei haben sich als besondere Qualitätsmerkmale<br />
das Zusammenspiel staatlicher, kommunaler und<br />
nichtstaatlicher Akteurinnen und Akteure, die Orientierung<br />
der Angebote an der Lebenswirklichkeit der Betroffenen<br />
und die Einbeziehung der Menschen, die von<br />
HIV und AIDS bedroht oder betroffen sind, bewährt.<br />
Diese Qualitätsmerkmale sind auch für die zukünftige<br />
Entwicklung und Umsetzung der Präventionskonzepte<br />
unverzichtbar.<br />
Einem Wandel unterworfen sind jedoch die Rahmenbedingungen<br />
der Prävention in sehr unterschiedlichen<br />
Feldern: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die<br />
Übertragbarkeit des HI-Virus werden immer detaillierter.<br />
Die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen der<br />
HIV-Prävention verändern sich. Das Internet bietet<br />
neue Möglichkeiten der Information und Beratung. Die<br />
Lebenserwartung von Menschen mit HIV nimmt zu.<br />
Die Präventionsbotschaften und die Methoden der Vermittlung<br />
an die Zielgruppen müssen sich diesem Wandel<br />
anpassen. Deshalb bleibt die HIV/AIDS-Prävention<br />
auch in Zukunft eine Herausforderung.“<br />
(Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation,<br />
Pflege und Alter des Landes NRW bis Mai 2017,<br />
Vorwort zum Landeskonzept „Weiterentwicklung der<br />
HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen“, Düsseldorf<br />
2013, S. 5 f)<br />
Einem Wandel unterworfen sind in der Tat die Rahmenbedingungen<br />
der Prävention. Diese Erkenntnis<br />
trifft trotz – auch im Berichtsjahr - massiver wissenschaftlicher<br />
Untermauerung durch verschiedene Fachgesellschaften<br />
und Organe leider auch auf andere Felder<br />
immer mehr zu. Der Kampf um die finanziellen<br />
und personellen Ressourcen zur Erfüllung der Anforderungen<br />
an die Träger der Aufgabe der strukturellen<br />
HIV-Prävention wird immer schwieriger (s. 1.). Und<br />
dieser Kampf bindet wiederum wichtige Ressourcen.<br />
Wir haben schon viel erreicht und der Leitgedanke der<br />
Präventionsarbeit hat sich in Deutschland eindeutig bewährt,<br />
denn bezogen auf HIV gilt in den allermeisten<br />
denkbaren Lebenssituationen nach wie vor, dass jeder<br />
vernunftbegabte Mensch sich selbst und andere davor<br />
schützen kann, wenn er über die notwendigen Informationen,<br />
Fähigkeiten und Mittel verfügt und seine Verhältnisse,<br />
in denen er lebt, keine Hindernisse bieten.<br />
Der darauf aufbauende Ansatz der „strukturellen HIV-/<br />
AIDS-Prävention“ war und ist in Deutschland die Basis<br />
für einen großen Erfolg, den die beteiligten Akteure<br />
fortschreiben wollen und müssen. Das Ziel bleibt, die<br />
Zahl der Neuinfektionen auf niedrigem Niveau zu halten<br />
und nachhaltig zu minimieren und das Stigma von<br />
Menschen mit HIV zu nehmen, damit es uns gelingen<br />
kann, die Testbereitschaft von Menschen zu erhöhen,<br />
die Zahl der sog. „late presenter“ (Spätdiagnosen)<br />
deutlich zu verringern und die Errungenschaften der<br />
medizinischen Behandelbarkeiten auch anwenden zu<br />
können.<br />
Das Ziel hat seit dem letzten Jahr quasi einen neuen<br />
Namen: „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“<br />
Information und Aufklärung zielgruppenadäquat und<br />
seriös zu transportieren, ist die zentrale Aufgabe der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />
Wesel.<br />
Diese Aufgabe umzusetzen, wird nicht leichter angesichts<br />
der langen Zeit, in der es darum geht, das The-<br />
27
Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der<br />
entsprechenden Informations- und Aufklärungsarbeit<br />
befasste Arbeitsgruppe trifft sich jeden dritten Donnerstag<br />
im Monat um 18.30 Uhr in der AIDS-Hilfe, um<br />
Veranstaltungen, Informationsstände u.a. Aktionen zu<br />
konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist mit<br />
stabil sechs bis acht Mitgliedern besetzt. Um diesen<br />
Kern von Mitarbeiter*innen herum finden sich immer<br />
wieder neue Interessent*innen über mehr oder minder<br />
lange Zeiträume. Der Zugang zur Gruppe setzt nicht<br />
das Durchlaufen der Grundausbildung für Ehrenamtler*innen<br />
voraus, wie dies für die Bereiche der Berama<br />
im Bewusstsein der Bevölkerung wach und bewusst<br />
zu halten, die Menschen zu erreichen, denn schon der<br />
gute Freiherr von Knigge wusste:<br />
„Die Menschen wollen lieber unterhalten als belehrt<br />
werden.“<br />
Und getreu dieser Erkenntnis ist auch unsere Öffentlichkeitsarbeit<br />
nicht von Zeigefingerpädagogik geprägt,<br />
sondern sehr darum bemüht, Information & Aufklärung<br />
so zu gestalten, dass sie die Menschen erreichen kann.<br />
der Lebensqualität führen kann und eben ein nicht unerhebliches<br />
Stigmatisierungs- und Diskriminierungspotential<br />
birgt, bleibt eine große Herausforderung für<br />
die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Von wachsender Bedeutung bleibt dabei die konsequente<br />
Einbeziehung und Thematisierung anderer sexuell<br />
übertragbarer Infektionen (STI`s, wie Syphilis,<br />
Chlamydien u.a.), da diese eine zunehmende Relevanz<br />
für die HIV-Inzidenzen besitzen, denn STI`s erhöhen<br />
das HIV-Übertragungsrisiko um das Zwei- bis Achtfache.<br />
Während wir nach über 30 Jahren HIV- / AIDS-Prävention<br />
in der Region sicherlich behaupten können,<br />
dass das Aufklärungsniveau bezüglich HIV/AIDS in der<br />
Bevölkerung vergleichsweise gut ist, gilt dies hinsichtlich<br />
der STI`s noch keineswegs in gleicher Weise. Hier<br />
muss in der künftigen Präventionsarbeit weiter nachgearbeitet<br />
werden.<br />
28<br />
Prävention darf und muss Spaß machen – auch den<br />
Präventionist*innen!<br />
„Positiv zusammen leben. Aber sicher!“ – das ist die<br />
neue, alte Botschaft – nicht nur zum Welt-AIDS-Tag,<br />
die unsere Öffentlichkeitsarbeit von Beginn an prägt.<br />
Wir alle können dazu beitragen, dass Isolation und Stigmatisierung<br />
von Menschen mit HIV abgebaut werden.<br />
Indem wir Betroffenen unvoreingenommen begegnen<br />
und ihnen so erleichtern, offen und verantwortungsvoll<br />
mit ihrer Infektion oder Krankheit umzugehen, indem<br />
wir den Mut aufbringen, aufeinander zuzugehen, über<br />
Ängste zu sprechen, einander verstehen lernen.<br />
Die offene Kommunikation benötigt allerdings ein adäquates<br />
soziales Klima und sie braucht gewissermaßen<br />
den Geist der Aufklärung. Wer informiert ist, ist (nicht<br />
nur) beim Thema HIV und anderen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten klar im Vorteil – hinsichtlich des<br />
Umganges mit Menschen mit HIV, aber eben auch hinsichtlich<br />
des Schutzes vor einer Infektion und ihren Folgen.<br />
Wir werden weiter über Verhütungsmöglichkeiten<br />
aufklären und nicht die Aufklärung verhüten!<br />
Der `präventive Spagat´ zwischen Enttabuisierungsund<br />
Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIV-positiven<br />
und an AIDS erkrankten Menschen und der<br />
Mahnung vor einer „chronischen Infektion“, die im<br />
Einzelfall immer noch zu erheblichen Einschränkungen<br />
Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten<br />
unserer AIDS-Hilfe in allen Arbeitsbereichen stabil<br />
hoch. Das spezifische Know-how, die Vermittlungskompetenzen<br />
unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen<br />
und die Flexibilität eines kleinen, freien<br />
Trägers in der Wohlfahrtspflege werden offensichtlich<br />
sehr geschätzt. Dies zeigen uns die vielen positiven<br />
Rückmeldungen, die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen<br />
kommen.<br />
Es ist von großer Bedeutung, dass die Arbeit und die<br />
Haltungen der AIDS-Hilfe(n) als sinnvoll wahrgenommen<br />
und der Diskurs zu Ansätzen, Konzepten und deren<br />
Förderung angenommen werden. Dies ist nicht<br />
zuletzt auch für die Arbeit und die Motivation unserer<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sehr wichtig.<br />
Grundlagen für den Erhalt und die Anpassung unserer<br />
Arbeitsqualitäten sind das Leitbild sowie das Konzept<br />
zur Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung (s.<br />
www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ).<br />
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit
tung und Begleitung zwingend ist. Es kann also jede/r<br />
Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.<br />
Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter*innen wäre die Menge an Veranstaltungen<br />
und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder<br />
durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten<br />
Ehrenamtler*innen gilt dafür unser herzlichster Dank!<br />
Weiterhin aber suchen wir gerade für das Feld der Präventions-<br />
und Öffentlichkeitsarbeit neue ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter*innen. Wer hier aktiv werden möchte oder<br />
Interessenten kennt … bitte melden! Ansprechpartner<br />
sind Dietmar Heyde für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
oder alle anderen hauptamtlichen Mitarbeiter*innen.<br />
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört<br />
die Internet-Homepage der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />
Wesel e.V. ( www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de )<br />
und inzwischen sicherlich auch der Auftritt bei facebook.<br />
Medien, die immer mehr an Bedeutung gewinnen<br />
und auf die Schnelle nicht nur Informationen zum<br />
Verein und seinen Angeboten bieten, sondern auch<br />
zu Beratungszwecken genutzt werden. Für die Pflege<br />
und Aktualisierung ist immer noch unser hauptamtlicher<br />
Kollege als „Herzenslust-Koordinator“, Raphael<br />
Diaz-Fernandez, verantwortlich. Er lebt allerdings vom<br />
„Futter“ durch das AIDS-Hilfe-Team. Und allmählich<br />
bessert sich das Mitdenken an die Veröffentlichung von<br />
Informationen und Terminen hier. Das gilt auch für den<br />
Auftritt bei „facebook“, welcher ebenfalls in neuer Qualität<br />
gepflegt wird. Ein herzlicher Dank dafür geht an<br />
unsere Facebookerin, Lara Merke!<br />
Das gilt natürlich insbesondere auch für den vorliegenden<br />
Jahresbericht, für dessen Lay-out ebenfalls Raphael<br />
Diaz Fernandez (weiterhin mit freiwilligem Engagement!)<br />
verantwortlich ist. DANKE, lieber Raphael! Die<br />
Welt der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel wäre ohne<br />
dieses tolle Engagement erheblich trister.<br />
AIDS u.a.m.) über öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen<br />
abzubilden, ist es alljährlich auf`s Neue schwierig,<br />
halbwegs flächendeckend in unserer großen Region<br />
Präsenz zu zeigen.<br />
Der Jahresauftakt ist traditionell geprägt durch eine<br />
Fülle an Präventionsveranstaltungen im Bereich „Youthwork“<br />
(s. 5.6.) sowie durch intensive Berichts- und<br />
Dokumentationsarbeit zum Vorjahr.<br />
Diese war im Berichtsjahr <strong>2018</strong> (das 32. Jahr der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.) weiter mit erhöhtem<br />
Erfassungsaufwand zum vom Kreis Wesel verlangten<br />
modifizierten Berichtswesen verbunden – wir<br />
sind mit nunmehr fünf verschiedenen Dokumentationssystemen<br />
konfrontiert! Vom Ziel einer möglichst einheitlichen<br />
Systematik für das Land und die Kommunen<br />
sind wir weiter entfernt als je zuvor<br />
Hinzu kommen noch andere Verwendungsnachweisverpflichtungen<br />
für Projektförderungen für Drittmittel<br />
(wie z.B. für Fördermittel der Aktion Mensch), die leider<br />
immer lebenswichtiger werden, weil die öffentliche<br />
Förderung bei weitem nicht auskömmlich ist, obwohl<br />
es ganz überwiegend um „kommunale Pflichtaufgaben“<br />
geht (s. 1.).<br />
Wie schon im Geschäftsbericht, haben die Gespräche<br />
und Verhandlungen mit den unteren Gesundheitsbehörden<br />
des Kreises Wesel und der Stadt Duisburg immerhin<br />
im Berichtsjahr zu einer abgestimmten neuen<br />
Vereinbarung über die Förderung der „strukturellen<br />
HIV-Präventionsarbeit“ der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />
Wesel geführt und uns deutlich vermittelt, dass gewünscht<br />
wird, dass wir unsere Arbeit in allen Bereichen<br />
weiterführen mögen. Ob und wie lange dies unter der<br />
defizitären Refinanzierung gelingen mag, wird allerdings<br />
immer fraglicher. Wir haben die Hoffnung, dass<br />
die Fachbereiche der Stadt und des Kreises weiter und<br />
regelmäßig miteinander im Gespräch bleiben und ihre<br />
Verantwortung für die pflichtige Aufgabe der AIDS-Koordination<br />
in unserer Region auch wieder kooperativ<br />
wahrnehmen.<br />
4.2. Veranstaltungen<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer<br />
bemüht, ihr Angebot einer breiten Öffentlichkeit transparent<br />
zu machen und nutzt dazu verschiedene Orte<br />
und Anlässe. Wie könnte man auf Enttabuisierung,<br />
Entdiskriminierung und Emanzipation ausgelegte Präventionsarbeit<br />
leisten, ohne die sog. Allgemeinbevölkerung<br />
über den Sinn und Zweck zielgruppenspezifischer<br />
Arbeit zu informieren und zu überzeugen?<br />
Neben der Herausforderung, das sehr breite Spektrum<br />
an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS, Hepatitiden<br />
und andere sexuell übertragbare Infektionen,<br />
Homo-, Bi- und Trans*Sexualität, Drogengebrauch,<br />
Frauen/Mädchen und HIV/AIDS, Migration und HIV/<br />
Gemeinsam gegen AIDS!<br />
Trotz zum Teil zermürbender Antrags- und Verhandlungsprozesse<br />
waren wir auch im Berichtsjahr intensiv<br />
öffentlich tätig und sichtbar – mit einer nur leichten<br />
Verringerung der Zahl an Infoständen und Aktionsformen.<br />
Eine hoch interessante und spannende Einstimmung<br />
bietet die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung<br />
„HIV-Kontrovers“ von der Deutschen AIDS-Gesellschaft<br />
(DAIG) und der Aidshilfe NRW, in diesem Jahr<br />
am 24.02. in Essen. Hier waren wir wieder mit mehreren<br />
Mitarbeiter*innen vertreten und konnten die Impulse<br />
ins ehren- und hauptamtliche Team tragen.<br />
29
Weitere neue aktuelle Informationen und Hintergründe<br />
brachte Dietmar Heyde vom Fachkongress der „Münchner<br />
AIDS-Tage“ mit, der Ende März mal wieder „zu Gast<br />
in Berlin“ stattfand.<br />
Bündnisse und Netzwerke sind wichtig und schaffen<br />
Synergieeffekte. So auch über mehr als zehn Jahre das<br />
„Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS“ (AIDS-Beratungsstelle<br />
des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg,<br />
Kindernothilfe e.V., Infostelle Dritte Welt des evangelischen<br />
Kirchenkreises Duisburg, evang. Kirchengemeinde<br />
Alt-Duisburg, UNICEF Duisburg, evang. Kirchenkreis<br />
Duisburg und die AIDS-Hilfe), welches vor allem das<br />
„Abendgebet zum Welt-AIDS-Tag“ alljährlich geplant<br />
und durchgeführt hat. Ein wunderbares Format mit liturgischen<br />
Elementen, aber vor allem auch mit Informationen<br />
und politischen Forderungen von der globalen<br />
bis zur lokalen Ebene – eingerahmt von musikalischen<br />
Genüssen. Diese waren aber zuletzt nur schwerlich zu<br />
finanzieren. Darüber hinaus gab es den Wunsch, die<br />
Thematik zu erweitern, um so auch weitere Akteure<br />
gewinnen zu können. Auf der Januar-Sitzung <strong>2018</strong><br />
verständigten wir uns auf die thematische Erweiterung<br />
auf „Gesundheit und (Zugangs- und Versorgungs-) Gerechtigkeit“<br />
und geboren wurde das „Duisburger Aktionsbündnis<br />
für Gesundheit und Gerechtigkeit“ für alle.<br />
Der Roll-out wurde für den Duisburger Umweltmarkt<br />
im Juni des Berichtsjahres terminiert (s.u.).<br />
Die „Infostand-Saisoneröffnung“ begingen wir erneut<br />
schon im März mit einem Info- und Beratungsstand<br />
beim 2. Weseler Gesundheitstag am 17.03. in der Niederrheinhalle.<br />
Wir hatten zwar keinen Massenzulauf,<br />
aber eine ganze Reihe von zum Teil sehr guten Gesprächen<br />
mit einer hohen Quote an Interessierten und<br />
potentiellen Multiplikator*innen.<br />
Lara Merke steht bereit zur Präventionsoffensive<br />
Ein neues Netzwerk mit aktiver Beteiligung gründete<br />
sich am 21.03.<strong>2018</strong> in Duisburg auf Initiative der<br />
Kommunalen Gesundheitskonferenz der Stadt zum<br />
Themenfeld „Männergesundheit“. Die interessante und<br />
sektorenübergreifende Initiativgruppe (bestehend aus<br />
Klinikvertreter*innen, Gesundheits- und Krankenpflegeschulen,<br />
niedergelassenen Ärzt*innen, Beratungseinrichtungen,<br />
Selbsthilfegruppen, Krankenkassen und<br />
Unternehmensvertreter*innen u.a.) setzte es sich zum<br />
Ziel, die Jahre <strong>2018</strong> und 2019 intensiv zu nutzen, um<br />
öffentlichkeitswirksam etwas gegen die „Vorsorgemuffeligkeit“<br />
der Duisburger Männer zu unternehmen, die<br />
im Landesvergleich (z.B. bezüglich der Darmkrebsinzidenzen)<br />
besonders schlecht abschnitten. Im Laufe<br />
des Jahres konnten einige Veranstaltungen für eine Öffentlichkeitsarbeitsoffensive<br />
unter dem Motto „Man(n)<br />
sorgt vor!“ mit gutem Erfolg genutzt werden (s. www.<br />
duisburg.de/maennergesundheit ).<br />
Das bundesweit agierende Projekt „100% Mensch“<br />
präsentierte vom 20.03. – 01.04.<strong>2018</strong> mit „WE ARE<br />
PART OF CULTURE – eine Kunstausstellung zum prägenden<br />
Beitrag von LGBTTIQ* zur gesellschaftlichen<br />
Entwicklung Europas“ im Duisburger Hauptbahnhof,<br />
die viel Beachtung fand. Und im Rahmenprogramm gab<br />
es ein hochinteressantes „Talk-Format“. In diesem Fall<br />
eine Podiumsdiskussion zum Thema „HIV / AIDS / PrEP<br />
und VERSORGUNG IN DUISBURG“ im Kleinen Prinzen<br />
am 27.03.<strong>2018</strong>, bei dem sich insbesondere unser Duisburger<br />
HIV-Netzwerk präsentieren und seine Haltungen<br />
und Positionen darstellen konnten. Eine spannende<br />
Diskussion, die leider nicht so gut besucht war.<br />
Schon Anfang April mussten wir unser Kontingent für<br />
die diesjährigen „Solibären“ für die Einsätze rund um<br />
den Welt-AIDS-Tag ordern. Immer wieder ein gewisses<br />
Wagnis – in diesem Jahr besonders, weil unser „Premium-Vertriebspartner“,<br />
die Targobank Duisburg nach<br />
einer Aktionspause im letzten Jahr ihr Abnahmekontingent<br />
verständlicherweise nicht allzu konkret einschätzen<br />
konnte – genau so wie es für uns alle Jahre<br />
schwierig ist, den Bedarf und die Absatzchancen einzuschätzen.<br />
Dennoch ist dies nach wie vor ein tolles Instrument<br />
– schaffen es doch die Bärchen, die ein oder<br />
anderen Menschen zu uns ins Gespräch zu führen, die<br />
wir ansonsten kaum erreicht hätten. Bzgl. des Erlöses<br />
– sagen wir es schon vorweg, waren die <strong>2018</strong>er Bären<br />
leider kein Renner, brachten aber immerhin ein leichtes<br />
Plus in unsere leeren Kassen (s. 4.4.).<br />
Am 21.04. waren wir mit einem Infostand erstmalig<br />
auf der „Gesundheitsmesse in Dinslaken“ vertreten,<br />
die im Foyer der dortigenTrabrennbahn stattfand, allerdings<br />
suboptimal beworben und ausgeschildert war<br />
und daher relativ geringe Besucherzahlen registrierte.<br />
Ein vergleichsweise geruhsamer Arbeitstag für unsere<br />
Präventionisten. Immerhin waren wir einmal wieder<br />
auch in Dinslaken präsent und haben zumindest einige<br />
Multiplikator*innen erreichen können.<br />
Die außergewöhnliche Sommerhitze haben wir schon<br />
am 26.05. beim Vereinsfest in Wesel „genießen“ können.<br />
Vielleicht haben die Temperaturen dazu beigetragen,<br />
dass wir auch hier nur wenig Zulauf am Stand<br />
erfuhren. Die wenigen Gespräche waren allerdings allesamt<br />
von hoher Intensität und Qualität – einschließlich<br />
mehrerer Beratungsanlässe. Insofern war der Tag und<br />
unsere Präsenz gut und wichtig – insbesondere weil wir<br />
ja kein Vor-Ort-Angebot mehr vorhalten können.<br />
30
Der Mai brachte nicht nur hohe Temperaturen, ein<br />
Starkregenereignis, das unsere Beratungsstelle unter<br />
Wasser setzte, sondern auch die „Datenschutz-Grundverordnung“<br />
– kurz: DS-GVO. Wie viele andere kleinere<br />
Vereine hat diese uns eine recht hohe zusätzliche<br />
Beschäftigung abverlangt, die wir nicht einfach mal so<br />
nebenher aufbringen können, weil wir keine Profis im<br />
System haben. Unterm Strich durften wir aber feststellen,<br />
dass wir im Wesentlichen doch schon gut gerüstet<br />
waren – und auch das war letztlich eine gute Erfahrung,<br />
weil wir die damit verbundenen Datenschutzziele<br />
ganz überwiegend für wichtig und umsetzungswürdig<br />
erachten – nicht zuletzt auch zum Schutz der Persönlichkeitsrechte<br />
unserer Klient*innen und (ehren-) amtlichen<br />
Mitarbeiter*innen.<br />
Infolge der Veröffentlichung unseres Jahresberichtes<br />
2017 wurde Dietmar Heyde am 12.05. einmal mehr von<br />
unserem treuen Medienpartner, dem Regional-TV-Sender<br />
„Studio47“ eingeladen, um über die Arbeit der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel zu berichten. Über<br />
den Youtube-Kanal sind inzwischen eine ganze Reihe<br />
von Interviews und Berichten abrufbar.<br />
Am 09.06. hatten wir – vor allem unsere Präventions-<br />
und Öffentlichkeitsmitarbeiter*innen – Gelegenheit,<br />
unser Wissen aufzufrischen und unsere Methoden<br />
zu überprüfen. Die sog. „Medizinische Rundreise der<br />
Deutschen AIDS-Hilfe“ war für ein Tagesseminar zu<br />
Gast in unserer AIDS-Hilfe. Der hervorragende Referent,<br />
Diplom-Biologe Siggi Schwarze, brachte uns auf<br />
den neuesten Stand der „HIV-Präventionsmethoden“.<br />
Das bereits erwähnte neue „Duisburger Aktionsbündnis<br />
für Gesundheit und Gerechtigkeit für alle“ versammelte<br />
sich unter einem neuen Banner am 15.06. im Rahmen<br />
des Duisburger Umweltmarktes erstmals zur Offensive<br />
in die Öffentlichkeit und versorgte die Passanten mit<br />
gebündelten Informationen aus den teilnehmenden<br />
Einrichtungen in Form von Materialpaketen und natürlich<br />
in Gesprächen. Gut 200 Infopakete gingen dabei<br />
über die Infostandtheken.<br />
Nachdem die traditionelle Fachtagung des AK Prävention<br />
Duisburg für Multiplikator*innen aus Schulen und<br />
Jugendarbeit im letzten Jahr kurzfristig abgesagt werden<br />
musste, waren wir froh, dass sie im Berichtsjahr<br />
wieder angeboten werden und dank der hervorragenden<br />
Koordinierungsarbeit unserer „neuen“ AIDS-Koordinatorin,<br />
Martina Jungeblodt, von der Beratungsstelle<br />
zu AIDS u.a. STI`s des Gesundheitsamtes der Stadt<br />
Duisburg“ sowie der Fachgebietsleiterin, Melanie Klaus,<br />
am 19.06. in den Räumen der VHS Duisburg im schönen<br />
„Stadtfenster“ stattfinden konnte.<br />
Über 50 Teilnehmer*innen beschäftigten sich auf dieser<br />
17. Fachtagung des AK Prävention mit dem Titel „Gender-TÜV<br />
– Geschlechterrollen auf dem Prüfstand“ in<br />
verschiedenen workshops und Vorträgen vor allem mit<br />
Fragen zur sozialen, geschlechtlichen und sexuellen<br />
Vielfalt und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung<br />
damit, mit besonderem Fokus auf Belange von Jugendlichen.<br />
Einmal mehr gab es ein sehr gutes Feed-back<br />
von den Teilnehmenden.<br />
Die direkte Zielgruppe von LSBTIQ*-Jugendlichen<br />
stand dann im Rahmen der „Party: Duisburg tanzt<br />
queer“ am 13.07.2019 im JuZ in Du-Neumühl im Fokus<br />
und konnte in diesem Rahmen nicht nur ausgelassen<br />
feiern, sondern auch ihre Wünsche und Forderungen<br />
an die Stadt Duisburg vortragen und sammeln lassen.<br />
Die AIDS-Hilfe hat diese 2. Party vor allem mit unserem<br />
Herzenslust-Team gerne begleitet.<br />
Beim „Runden-Tisch-zur HIV-Versorgung“ in der Region<br />
Duisburg / Kreis Wesel und Oberhausen am 12.07.<br />
mussten wir uns leider u.a. wieder mal mit besonders<br />
schwerwiegenden Fällen von Diskriminierung von<br />
HIV-Positiven im medizinischen Versorgungssystem<br />
beschäftigen und ziehen hier bei der An- und Abmahnung<br />
an einem Strang. Auch und gerade hier gilt sicher:<br />
Gemeinsam sind wir stärker.<br />
Am 06.07. waren wir erneut beim Sommerfest unseres<br />
Kooperationspartners, des Niederrhein-Therapie-Zentrums<br />
(geschlossene forensiche Einrichtung) in Duisburg-Hohenbudberg<br />
mit einem Info- und Beratungstisch<br />
vertreten – bei einer wichtigen Zielgruppe für die<br />
Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen. Und<br />
in diesem Jahr gab es deutlich mehr Zulauf und weniger<br />
„Berührungsängste“ als noch im letzten Jahr, weil<br />
man uns inzwischen einfach kennt.<br />
Zu den Aktivitäten zum Gedenktag an die an den Folgen<br />
des Drogenkonsums Verstorbenen am 21.07. lesen<br />
Sie mehr unter 5.2.<br />
Ein großes AIDS-Hilfe Team war natürlich auch beim<br />
Duisburger CSD am 28.07. aktiv involviert. Zum einen<br />
im Rahmen des Herzenslust-Auftrittes (s. 5.1.), natürlich<br />
der Parade, aber auch im Rahmen der Aktivitäten<br />
der Initiativgruppe zur Männergesundheit, die erstmalig<br />
auch beim CSD – und gleich mit hervorragender<br />
Resonanz- vertreten war.<br />
Nach einer kurzen Sommerpause im August, waren wir<br />
am 04.09. bei einer schönen Premiere vertreten. Passend<br />
zum „Tag der sexuellen Gesundheit“ waren wir<br />
mit einem Infostand bei einem neuen Format zur internen<br />
Weiterbildung der neu gegründeten Fortbildungsakademie<br />
im Klinikum Bethanien in Moers vertreten<br />
und konnten aktiv dazu beitragen, das up-date zum<br />
aktuellen Wissensstand bzgl. HIV und AIDS auch wirklich<br />
auf den aktuellen Stand zu bringen. Mit über 40<br />
Teilnehmenden aus dem Kreis der Ärzteschaft und der<br />
Pflege war diese erste Veranstaltung gut angenommen<br />
worden.<br />
Der September stand im Zeichen der Weichenstellungen<br />
bezüglich der kommunalen Förderung durch den<br />
Kreis Wesel mit den Beratungen im Fach- und dem<br />
Kreisausschuss und den dazugehörigen Gesprächen<br />
und Korrespondenzen mit den Fraktionen sowie dem<br />
31
wichtigen „Prüfungsgespräch“ beim LVR hinsichtlich<br />
unserer Zulassung als Träger des Ambulant Betreuten<br />
Wohnens (s. 1.)<br />
Einen intensiven Abschluss des September erlebten wir<br />
am letzten Wochenende. Am 29.09. beteiligten wir uns<br />
erneut an der „Inspirit“-Gesundheitsmesse im Klingerhuf<br />
in Neukirchen-Vluyn, die allerdings –vermutlich<br />
wegen des tollen Spätsommerwetters- an diesem<br />
Samstag nur spärlich besucht wurde. Zu unserem im<br />
Programm angekündigten Vortrag zum Thema „keine<br />
Angst vor sexuell übertragbaren Infektionen“ kam<br />
letztlich nur ein Interessent. Am –vermutlich besser besuchten-<br />
Sonntag, dem 30.09. konnten wir dort nicht<br />
mehr vertreten sein, weil wir uns an der „Offensive“<br />
der Initiativgruppe Männergesundheit der KGK Duisburg<br />
beteiligten, die bei der gut besuchten Automesse<br />
„Lack & Chrom“ auf der Duisburger Königstraße aufschlug.<br />
Die „Klischee“-Unterstellungen, hier die Zielgruppe<br />
der männlichen „Vorsorgemuffel“ zu erreichen,<br />
hat sich durchaus bestätigt.<br />
An insgesamt sechs Stationen konnten –nicht nur Männer-<br />
eine „Gesundheits-Inspektion“ durchlaufen und<br />
sich beraten lassen. Ein „Laufzettel“ und der attraktive<br />
Preis eines Wochenendes mit einen chicken Fahrzeug<br />
(von Händlern gestiftet) sorgte für regen Zulauf bei<br />
den beteiligten Einrichtungen und ihren Angeboten.<br />
Im Oktober begann der Feinschliff an den Aktions- und<br />
Veranstaltungsplanungen zum diesjährigen Welt-AIDS-<br />
Tag - in Duisburg erstmalig wieder gut abgestimmt<br />
mit dem Gesundheitsamt bzw. der Beratungsstelle zu<br />
AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.<br />
Im Kreis Wesel gab es leider keinerlei Ressourcen und<br />
Ambitionen dazu.<br />
Die im Berichtsjahr <strong>2018</strong> erneut recht hohe Zahl an Infostand-Aktivitäten,<br />
die ganz überwiegend an Wochenenden<br />
platziert sind, war nur deshalb möglich, weil wir<br />
zwar eine überschaubare Zahl von- aber ausgesprochen<br />
motivierten ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen haben,<br />
ohne die dies nicht zu stemmen gewesen wäre. Deshalb<br />
gilt all denen an dieser Stelle ein großes DANKE<br />
schön! für den phantastischen Einsatz im Jahre <strong>2018</strong>!!!<br />
Damit unsere Informationen und Botschaften auch<br />
dem aktuellen Wissensstand entsprechen wurde auch<br />
die fachliche Fort- und Weiterbildung im Berichtsjahr<br />
nicht vernachlässigt. So sind sowohl im hauptamtlichen<br />
Dr. Friedhelm Kwirant …<br />
Team wie auch bei den Ehrenamtlichen erneut jeweils<br />
gut 300 Stunden zur Fort- und Weiterbildung investiert<br />
worden. Neben den Tagungs- und Seminarangeboten<br />
vor allem unserer Dachverbände sind wir immer auch<br />
darum bemüht, inhouse-Angebote für unsere Mitarbeiter*innen,<br />
für Netzwerk- und Kooperationspartner vorzuhalten<br />
– wie etwa die „Rundreise der DAH“ (s.o.).<br />
Darüber hinaus werden die monatlichen Sitzungen der<br />
Präventions- und Öffentlichkeitsarbeitsgruppe genutzt,<br />
um über aktuelle Entwicklungen zu berichten und sich<br />
auszutauschen.<br />
Im Sinne einer partizipativen Qualitätsentwicklung sind<br />
die meisten Angebote auch für unsere Klient*innen offen<br />
und manche speziell für sie konzipiert.<br />
Soweit umsetzbar, holen wir uns die fachlichen Updates<br />
auch von den wichtigen Fachkongressen. So<br />
konnte Dietmar Heyde etwa im März an den „Münchener<br />
AIDS- und Hepatitis-Tagen“ in Berlin (s.o.) und am<br />
Fachtag zur „Diskriminierung von Menschen mit HIV<br />
und/oder AIDS“ der Deutschen AIDS-Hilfe im November<br />
in Braunschweig teilnehmen und die dort gewonnenen<br />
Erkenntnis in die Mitarbeiterschaft transportieren.<br />
Daraus resultieren oft auch wichtige Impulse für die inhaltliche<br />
Planung unseres alljährlichen Fachgespräches<br />
zur HIV-Therapie. Eine solche Teilnahme ist einfach<br />
effektiver und nachhaltiger als die aufwendige Literatur-Recherche,<br />
für die in der Praxis eh selten Zeit ist.<br />
In bewährter Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen<br />
haben wir auch in diesem Jahr ein Fachgespräch<br />
zur HIV-Therapie veranstaltet, das mit fast 40 Teilnehmer*innen<br />
wieder einmal sehr gut besucht und genutzt<br />
wurde. Im Rahmen des Welt-AIDS-Tags-Veranstaltungsprogrammes<br />
fand dies am 21.11.18 in der AH<br />
Oberhausen unter dem Titel „WEN, WIE und WOVOR<br />
schützt die HIV-Therapie?“ statt. Unser verbliebener<br />
Duisburger HIV-Schwerpunktbehandler, Dr. Friedhelm<br />
Kwirant gab dazu den fachlichen Input zu Aspekten<br />
von Prophylaxestrategien, Schutzwirkungen und der<br />
Bedeutung von Therapietreue und stand in einer anschließenden<br />
„offenen Sprechstunde“ gerne Rede und<br />
Antwort.<br />
Ermöglicht wurde uns dieses tolle Fachgespräch einmal<br />
mehr durch die freundliche Unterstützung der Firmen:<br />
MSD Sharp & Dohme, Janssen-Cilag GmbH und Hexal.<br />
Danke schön!<br />
und das Moderator*innen-Paar<br />
Natalie Rudi und<br />
Dietmar Heyde<br />
32
Ganz in unserem Sinne waren die Botschaften dieses<br />
Abends, nämlich insbesondere, dass immer klarer<br />
wird, dass HIV-Therapie nach wie vor kein „Wunschkonzert“<br />
ist und viele Bedingungen erfüllt sein müssen,<br />
damit die erzielbaren guten Optionen auch wirklich<br />
greifen können, dass die Effekte aber einfach immer<br />
besser werden. Schließlich muss die Therapie auch zu<br />
den jeweils individuellen Lebensbedingungen passen.<br />
Dazu aber ist es von ganz besonderer Bedeutung, dass<br />
ein gutes Arzt-Patientenverhältnis entstehen und eine<br />
offene, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Kommunikation<br />
stattfinden kann.<br />
Wie immer begannen wir in der Arbeitsgruppe im Frühsommer<br />
auch mit den Planungen zum Veranstaltungsprogramm<br />
zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag (s. 4.4.).<br />
4.3. Benefiz-Veranstaltungen<br />
Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen<br />
für uns sehr wichtig, bieten Aktionen mit Künstlern<br />
oder anderen Prominenten doch meist die Möglichkeit,<br />
unser Thema auch außerhalb der Welt-AIDS-Tags-Zeit<br />
öffentlichkeitswirksam zu platzieren.<br />
Und was wären unsere Solibären ohne die „Duisburg-Accessoires“?<br />
Auch in diesem Jahr hat die durch<br />
eine Mitarbeiterin der Bank initiierte „Strickgruppe“ in<br />
vielen, vielen Stunden Heimarbeit abermals eine eigene<br />
Mützen- und Schalkollektion erstellt. In <strong>2018</strong> wurde<br />
erneut eine unfassbare Menge an ganz individueller<br />
Bärenwinterkleidung produziert, die erneut unglaublich<br />
gut ankam. Eine Aktion, die aus dem Duisburger Geschehen<br />
rund um den Welt-AIDS-Tag eigentlich nicht<br />
mehr wegzudenken ist, denn die Zahl derjenigen Menschen,<br />
die gezielt nach den bekleideten Bären fragen,<br />
wächst und gedeiht jedes Jahr weiter an.<br />
Frau Ursula Busshoff und den fleißigen Stricker*innen<br />
gilt entsprechend abermals unser Riesen-Dank!<br />
Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> gab es erneut viele „zivilgesellschaftliche“<br />
Gruppen und Einzelpersonen, die für uns<br />
und unsere Arbeit sehr Gutes getan haben und wir wollen<br />
darüber reden und schreiben.<br />
Nach nur einem Jahr Pause konnte unser „alter“ Premiumpartner<br />
beim Vertrieb der Solibären, die Targobank<br />
AG & Co. KGaA dem „Druck der Mitarbeiter*innen“,<br />
die die Aktion im letzten Jahr schmerzlich vermissten,<br />
nicht mehr standhalten. Die Ausbildungsabteilung und<br />
das Personalmarketing sprangen für das GudsO-Projektteam<br />
der Targobank „in die Bresche“. Unter der<br />
Koordination von Frau Julia Schmieder führten die<br />
Auszubildenden am 04.12. mit ganz viel Engagement,<br />
Herzblut und offenkundigem Spaß wieder einen Solibären-Aktionstag<br />
in den Duisburger Bankräumen durch.<br />
Man konnte zwar noch nicht ganz an die großen Erfolge<br />
der letzten Jahre anknüpfen, aber doch immerhin über<br />
400 Bären an die Frau und an den Mann bringen. Ganz<br />
herzlichen Dank für diese tolle Unterstützung!<br />
Unermüdliche Kämpfer*innen im Kampf gegen AIDS<br />
sind schon lange Dr. Günther Bittel, seine Frau Ingrid<br />
und ihr Mitstreiter*innen-Team in Duisburg-Rheinhausen,<br />
die im Berichtsjahr mit Ihrem Benefiz-Konzert<br />
„Treatment for all, part XV“ im Haus der Jugend in<br />
Rheinhausen, das in diesem Jahr pünktlich zum WAT<br />
am 01.12. über die Bühne ging. Begleitend zu den Konzerten<br />
gibt es zu Beginn eine Diskussionsrunde und<br />
einen Infotisch von der AIDS-Hilfe. Da wir aufgrund<br />
des besonderen Termines erst zu späterer Stunde auf-<br />
33
tauchen konnten, gab es noch dazu einen moderierten<br />
Talk mit Dietmar Heyde in einer Bühnenumbauphase.<br />
Etwa 80 Besucher*innen sorgten für gute Stimmung<br />
und eine erfreuliche Resonanz. Die Hälfte des<br />
Reinerlöses kommt noch dazu unserer Arbeit zugute.<br />
Ein besonderer Dank gilt den gagenfrei auftretenden<br />
Bands sowie den Mitarbeiter*innen des Jugendzentrums<br />
„Haus der Jugend“ an der Friedrich-Alfred-Str. 14<br />
in Duisburg-Rheinhausen.<br />
DANKE für einen bärenstarken Einsatz für die AIDS-Hilfe<br />
Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
Aus Solidarität, Überzeugung oder aus Einsicht in die<br />
Notwendigkeit der Unterstützung unserer Arbeit erfahren<br />
wir Jahr für Jahr viel Wertschätzung, aber eben<br />
auch finanzielle Hilfen von zivilgesellschaftlichen Einzelpersonen,<br />
Gruppen und Institutionen, ohne die vieles<br />
nicht machbar wäre.<br />
<strong>2018</strong><br />
Der „Soli-Bär“ <strong>2018</strong><br />
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag<br />
Es ist schön, an dieser Stelle Jahr für Jahr über sehr<br />
stabile Unterstützungsaktivitäten berichten zu können.<br />
Da sind zum einen die Spendensammlungen und thematischen<br />
Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden<br />
zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage<br />
hin für unsere alljährliche Weihnachtsfeier für Menschen<br />
mit HIV und AIDS eingehen – vielen herzlichen<br />
Dank dafür!<br />
Zum anderen möchten wir die Spendenausschüttungen<br />
der Sparkasse am Niederrhein (mit den Zweigstellen<br />
Moers und Rheinberg) erwähnen, die unsere Arbeit<br />
sehr kontinuierlich fördern. Ganz besonders bedanken<br />
wir uns hier bei der Sparkasse Duisburg für ihre Treue<br />
hinsichtlich der Teilfinanzierung unserer aufsuchenden<br />
Arbeitsangebote.<br />
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen<br />
Schülerinnen und Schülern und engagierten Lehrkräften<br />
zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung<br />
und zum Teil sehr kreativen Aktionsideen vor<br />
allem zum Welt-AIDS-Tag nicht nur bei der Spendensammlung,<br />
sondern auch bei der Thematisierung von<br />
HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen<br />
fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir<br />
hier die Projektgruppen am Gymnasium Adolfinum in<br />
Moers, dem Gymnasium Rheinkamp, der Gustav-Heinemann-Realschule<br />
Duisburg-Mitte und dem Sophie-Scholl-Berufskolleg<br />
in Duisburg-Marxloh erwähnen.<br />
„Du hast HIV? Damit komme ich klar. Streich die Vorurteile!“<br />
„Schwerer als die gesundheitlichen Folgen der Infektion<br />
selbst wiegen heute für viele Menschen mit HIV<br />
Ausgrenzung und die Angst davor. Deshalb müssen<br />
wir Diskriminierung entgegentreten – an jedem Tag im<br />
Jahr.“<br />
(aus dem Kampagnenflyer zum WAT <strong>2018</strong>, hrsgg. von:<br />
BMG, BZgA, DAH und DAS)<br />
Klar – eigentlich an jedem Tag im Jahr! Aber rund um<br />
den Welt-AIDS-Tag am 01. Dezember können wir einfach<br />
mehr Menschen und mehr Medienaufmerksamkeit<br />
erreichen.<br />
34
Einmal mehr konnten wir uns der Ausrichtung und Intention<br />
der WAT-Kampagne voll und ganz anschließen<br />
und in unsere lokale Öffentlichkeitsarbeit einbeziehen<br />
– so auch in unserer Pressemitteilung zum Welt-AIDS-<br />
Tag <strong>2018</strong>:<br />
Fakten statt Angst!<br />
Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong><br />
Wirksame HIV-Behandlung verhindert sexuelle Übertragung.<br />
HIV ist unter einer wirksamen Behandlung sexuell nicht<br />
übertragbar. Auf dieses wissenschaftliche Ergebnis der<br />
diesjährigen Internationalen AIDS-Konferenz in Amsterdam<br />
weist die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel im<br />
Vorfeld des Welt-AIDS-Tages hin.<br />
„Eine wirksame HIV-Therapie vermindert und kontrolliert<br />
die HI-Viren im Körper so stark, dass die Viren<br />
nicht mehr messbar sind. Und sind die Viren nicht mehr<br />
messbar, kann HIV auch beim ungeschützten Sex nicht<br />
übertragen werden. Dieses durch viele Studien gesicherte<br />
Ergebnis fassten die Wissenschaftler mit dem<br />
Slogan „Nicht messbar = Nicht übertragbar (n = n)“<br />
als Botschaft an Menschen mit und ohne HIV zusammen“,<br />
erläutert Dietmar Heyde, Geschäftsführer der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel.<br />
Menschen mit HIV können dank der Behandlungserfolge<br />
relativ beschwerdefrei leben und erreichen ein nahezu<br />
gleiches Lebensalter wie Menschen ohne HIV-Infektion.<br />
Sie können am gesellschaftlichen Leben teilhaben,<br />
arbeiten, ihre Sexualität ohne Angst leben und auf natürlichem<br />
Wege Eltern werden. „Mit HIV zu leben ist<br />
heute etwas ganz Anderes als vor 20 Jahren“, betont<br />
Peter Külpmann, Vorstand der AIDS-Hilfe. „Wir hoffen,<br />
dass die Verbreitung der Botschaft „n = n“ Menschen<br />
ermutigt, sich beraten und gegebenenfalls auch testen<br />
zu lassen, denn nur wer von der Infektion weiß und<br />
eine möglichst frühe Diagnose bekommt, kann auch<br />
von den Vorteilen der Behandlung profitieren, ergänzt<br />
die Vorstandskollegin, Silke Stützel.<br />
„n = n“ ist aber auch eine wichtige Botschaft für die<br />
gesamte Bevölkerung: Obwohl viele wissen, dass HIV<br />
im Alltag und am Arbeitsplatz nicht übertragbar ist,<br />
verspüren sie Unsicherheiten im konkreten Umgang<br />
mit Menschen mit HIV. Neuere Erkenntnisse, wie die<br />
Nicht-Übertragbarkeit unter wirksamer Therapie sind<br />
nur wenigen bekannt. „Unwissen und Ängste können<br />
aber Quellen der Diskriminierung von Menschen mit<br />
HIV sein“, führt Dietmar Heyde aus. „Da hilft vor allem<br />
Eines: Drüber reden und sich informieren. Wir bieten<br />
Beratung für Familienmitglieder und den Freundeskreis<br />
ebenso wie für das Personal im Gesundheitswesen oder<br />
anderen Unternehmen – nach wie vor in Duisburg und<br />
auch im Kreis Wesel an. Bei uns sind alle willkommen,<br />
die Fragen rund um HIV haben.“<br />
Die aktuell vom Robert-Koch-Institut (s. www.rki.de<br />
) vorgelegten Eckdaten für 2017 zeigen einen leichten<br />
Rückgang der Neuinfektionen in Deutschland (ca.<br />
6%). Vor allem in der Gruppe der Männer, die Sex mit<br />
Männern haben (MSM) konnten deutliche Erfolge verzeichnet<br />
werden, während bei den intravenös drogengebrauchenden<br />
Menschen und den heterosexuellen<br />
Männern nennenswerte Anstiege beobachtet wurden.<br />
Dies belegt einmal mehr, dass der Ausbau zielgruppenspezifischer<br />
Beratungs- und Testangebote und ein<br />
früher Behandlungsbeginn Erfolge zeigen. „Dieser Weg<br />
sollte konsequent weiter umgesetzt werden, insbesondere<br />
durch eine Verbesserung der Testangebote und<br />
die Gewährung des Zugangs zur Therapie für alle in<br />
Deutschland von HIV betroffenen Menschen inklusive<br />
der Menschen ohne Krankenversicherung“, lautet die<br />
Schlussfolgerung des RKI (RKI, Epidemiologisches Bulletin<br />
Nr. 47, 22.11.<strong>2018</strong>).<br />
Die AIDS-Hilfe ruft alle auf, bei der Verbreitung der guten<br />
Nachrichten mitzuhelfen und das Motto der diesjährigen<br />
bundesweiten Welt-AIDS-Tags-Kampagne aufzugreifen:<br />
Wir können positiv zusammenleben. Weitersagen!<br />
Mit vier eigenen Veranstaltungen und acht weiteren mit<br />
und von Kooperationspartnern durchgeführten Aktionen<br />
konnte auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches<br />
Angebot vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel<br />
im Anhang) und viele Menschen darüber erreicht<br />
werden.<br />
Fachliche Einstimmung gewährte uns das traditionelle<br />
Fachgespräch zur HIV-Therapie am 21.11. – siehe oben<br />
(4.2.)<br />
Infostand mit Roter-Schleifen-Aktion zum WAT in Moers<br />
am Samstag, dem 24.11.<strong>2018</strong>.<br />
Traditionell am Samstag vor dem Welt-AIDS-Tag haben<br />
wir die Moerser Bevölkerung dazu bewegen wollen,<br />
Schleife und damit Solidarität zu zeigen. In diesem<br />
Jahr bekamen wir einen eigentlich sehr guten Standort<br />
zugewiesen, der in der Fußgängerzone (Steinstr.) und<br />
zugleich in unmittelbarer Nähe eines Eingangs zum<br />
Weihnachtsmarkt lag. Daran hat es nicht gelegen, dass<br />
35
Der Aktionstag zum Welt-AIDS-Tag konnte bereits zum<br />
zehnten Male in Kooperation und Partnerschaft mit dem<br />
FORUM Duisburg stattfinden. Diese –aus unserer Sichtwirklich<br />
glorreiche und konstruktive Partnerschaft mit<br />
dem Centermanagement ermöglicht uns schon lange<br />
einen besonders öffentlichkeitswirksamen Auftritt am<br />
01.12. Nicht nur die Chance, viele Menschen erreichen<br />
zu können ist für uns natürlich ganz wichtig, sondern<br />
auch die menpower, das Engagement und die Ressourcen,<br />
die das Centermanagement bereitstellen, macht<br />
dies zu einem echten Gewinn und sicher zu einem<br />
best-practice-Beispiel für „private public partnership“.<br />
Dafür gilt unser großer Dank an die beteiligten Akteuwir<br />
einen ungewöhnlich spärlichen Zulauf an unserem<br />
Stand hatten. Das lag zum einen am sehr schlechten<br />
Wetter und zum anderen daran, dass tags zuvor prächtiges<br />
Wetter herrschte und noch dazu der Coca-Cola-Weihnachtstruck<br />
offenbar sehr viele Moerser*innen<br />
angelockt hatte. Dennoch konnten wir einige Menschen<br />
erreichen und nicht nur zum Tragen der Roten Schleife,<br />
sondern auch zum Spenden bewegen. Die unmittelbare<br />
Nähe zum 01. Dezember ist grundsätzlich gut, um die<br />
Menschen auf die Kampagne aufmerksam zu machen.<br />
AIDS-Hilfe, voller Stolz im Studiointerview berichten<br />
konnte.<br />
Auf ein zentrales Mediengespräch zum Welt-AIDS-Tag<br />
<strong>2018</strong> haben wir nach Verabredung mit der Beratungsstelle<br />
zu HIV u.a. STI`s des Gesundheitsamtes der<br />
Stadt Duisburg in diesem Jahr aus Kapazitäts- und anderen<br />
Gründen verzichtet, uns aber auf eine gemeinsame<br />
Pressemitteilung verständigt (s.o.).<br />
Ein Dank gilt der Stadt Moers und ihrer Tochter, der<br />
Moers Marketing GmbH für die gute Unterstützung.<br />
Am Mittwoch, dem 28.11. traf sich eine illustre Runde<br />
von aktiven und ehemaligen ehren- und hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter*innen zum Gedenk-Café im Rahmen<br />
des WAT-Programmes in der AIDS-Hilfe in erster Linie<br />
zum würdevollen Gedenken an die Menschen, die<br />
uns verlassen mussten. Gleichsam in guter niederrheinischer<br />
Tradition wurden dann aber auch Geschichten<br />
und Anekdoten aus über 30 Jahren AIDS-Hilfe ausgetauscht,<br />
in denen viele derer eine tragende Rolle spielten.<br />
Auch so darf Gedenken sein, denn wir sind in der<br />
Rückschau nicht selten durchaus froh, dass wir eine<br />
gewisse Lebenswegstrecke gemeinsam gehen durften.<br />
Am 29.11. bot unser treues Unterstützermedium, das<br />
Studio47, Dietmar Heyde wieder Gelegenheit, in der<br />
Live-Sendung Werbung für die weiteren Veranstaltungen<br />
zum Welt-AIDS-Tag zu machen und auch die Kampagnenbotschaften<br />
in die Zuschauerschaft zu transportieren.<br />
Und am gleichen Abend noch berichtete die WDR-Lokalzeit<br />
über unsere tolle SCHLAU-Truppe, über deren<br />
Einsatz Dietmar Heyde, als Vertreter des Trägers, der<br />
36
innen und Akteure der Einkaufsmall.<br />
Allerdings mussten wir uns auch <strong>2018</strong> abermals mit<br />
einem „Schmalspur-Auftritt“ begnügen, vor allem wegen<br />
der immer noch nicht gänzlich geklärten Auflagen<br />
durch das neue Brandschutzkonzept, das zu einer<br />
deutlichen Verringerung der Präsentationsmöglichkeiten<br />
führte. Dennoch waren wir letztlich froh, überhaupt<br />
noch einen Fuß „an der goldenen Leiter“ des Forums zu<br />
erhalten und danken insbesondere dem neuen Manager,<br />
Herrn Jan Harm und den „guten Seelen“ des Centermanagements,<br />
Frau Vanessa Rademacher und Frau<br />
Ingrid Döhring, für ihre tolle Unterstützung und Kooperationsbereitschaft.<br />
Am Abend des 01.12. ging es in Rheinhausen weiter –<br />
beim 15. Benefizkonzert „Treatment for all, pt. XV“ im<br />
Haus der Jugend in Duisburg-Rheinhausen (s. 4.2.).<br />
Ganz besonders aktiv war in diesem Jahr erneut unser<br />
„Herzenslust-Präventainment-Team“ um Raphael Diaz<br />
Fernandez und Uwe Altenschmidt von Anfang November<br />
bis Mitte Dezember bei verschiedensten Events (s.<br />
5.1.)<br />
Parallel zu dieser Aktion bot die AIDS- und STI-Beratungsstelle<br />
der Stadt Duisburg zwischen 11 und 17 Uhr<br />
in der neuen Beratungsstelle auf der Universitätsstraße<br />
32 in der Innenstadt ein HIV-Test-Angebot an, welches<br />
erneut erfreulich gut angenommen wurden.<br />
Seit einigen Jahren findet auch im Arbeitsbereich „Sexarbeit“<br />
die gute Kooperation mit dem Gesundheitsamt<br />
Duisburg eine Jahresabschlussaktion in dem großen<br />
Duisburger Bordellbereich statt, bei der nicht nur die<br />
Sexarbeiter*innen kleine, nützliche „Geschenke“ und<br />
Beratungen bekommen, sondern natürlich auch Freier<br />
mit Erkenntnisgewinnen bereichert werden können (s.<br />
5.4.).<br />
Und ab Mitte Dezember <strong>2018</strong> begannen die Auswertungen<br />
des diesjährigen WAT-Geschehens und damit auch<br />
die Vorbereitungen für das nächste Jahr.<br />
37
Zu guter Letzt noch ein wichtiger Hinweis in eigener<br />
Sache: Nachdem wir seit Ende 2016 keine Beratungsstelle<br />
im Kreis Wesel unterhalten können, möchten wir<br />
an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir natürlich<br />
auch weiterhin im Kreis aktiv und auch zuständig sind:<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bittet die Bürgerinnen<br />
und Bürger des Kreises Wesel darum, sich bei<br />
Bedarfen zur Information, Aufklärung und Beratung sowie<br />
natürlich bei Hilfs- und Unterstützungswünschen<br />
von und für Menschen mit HIV oder davon bedrohten<br />
Personen an die Geschäftsstelle in Duisburg zu wenden<br />
(Kontaktdaten, s. unten). Darüber können natürlich<br />
auch Termine im Kreisgebiet ausgemacht werden.<br />
Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong> durch viel Engagement<br />
und Kreativität unterstützt haben, gilt an<br />
dieser Stelle noch einmal unser ganz herzlicher Dank<br />
!!! –<br />
Dies gilt auch weiterhin für Anfragen für die Präventionsprojekte<br />
(Youthwork, SCHLAU, Herzenslust oder<br />
XXelle) in Schulen oder von anderen Einrichtungen und<br />
Gruppen. HIV ist treu – die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />
Wesel auch!“<br />
4.5. Berichterstattung in den Medien<br />
Für das Berichtsjahr <strong>2018</strong> haben wir, was das Interesse<br />
von Seiten der Print-, Funk- und TV-Medien betrifft,<br />
relativ wenig Grund zur Klage. Wir konnten vereinzelt<br />
sogar wieder Redakteur*innen der Printmedien zur Berichterstattung<br />
bewegen, was uns sehr freute und in<br />
den letzten Jahren eher selten geworden war (s. Pressespiegel).<br />
Dank ans Ehrenamt und unsere Förderer – unser Dezember<br />
„Sonder-Aktiven-Treffen“<br />
Ein Engel hat Euch / Sie geschickt.<br />
Es bleibt dabei: Wir brauchen sie, denn nur gemeinsam<br />
bewirken wir mehr, um das Thema im Bewusstsein der<br />
Bevölkerung zu halten, die guten Nachrichten (s. n =<br />
n u.a.) zu verbreiten und so dem Ziel der Minimierung<br />
von Neuinfektionen sowie der Verbesserung der Akzeptanz<br />
und Toleranz gegenüber HIV-Positiven näher zu<br />
kommen.<br />
Mit dem Interesse von Seiten des Lokalfunks und dem<br />
Lokalfernsehen sind wir einmal mehr sehr zufrieden.<br />
Insbesondere das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen<br />
„Studio 47“ ist ein ungemein treues Begleiterund<br />
Unterstützermedium, das uns im Berichtsjahr wieder<br />
einmal mehrmals in den Nachrichtenfokus gerückt<br />
hat – dafür herzlichen Dank! Dank gilt genauso den<br />
Lokalradios von Radio DU und Radio KW und für das<br />
Berichtsjahr auch der Redaktion der WDR-Lokalzeit<br />
Duisburg.<br />
Und: … nach dem Welt-AIDS-Tag ist vor dem Welt-<br />
AIDS-Tag! Interessierte, die 2019 dabei sein wollen,<br />
können sich jederzeit gerne bei uns melden.<br />
Um das vergleichsweise niedrige Niveau der Neuinfektionen<br />
im Berichtsjahr weiterhin halten zu können und<br />
die neu ausgerichteten Kampagnenziele der weiteren<br />
Akzeptanz und Toleranz gegenüber Menschen mit HIV<br />
und AIDS umsetzen zu können, müssen aus unserer<br />
Sicht aber auch weitere Kommunikationsoffensiven folgen,<br />
um die Präventionserfolge der vergangenen Jahre<br />
nicht wieder zu gefährden. Aufklärung, sachliche Information<br />
und Erinnerung müssen wahrnehmbar bleiben.<br />
38
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />
Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen:<br />
• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen in<br />
Duisburg, dem Kreis Wesel und auf Landesebene<br />
• Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen, Aktionsformen sowie Seminarund<br />
Vortragsangeboten,<br />
• Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und Kooperationsveranstaltungen,<br />
• Akquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen (Ehrenamtleranwerbung),<br />
• Kontaktpflege zu Förderern, Kooperations- und Netzwerkpartnern,<br />
• Telefonische und persönliche Beratung,<br />
• Geschäftsführung,<br />
• U.a.m.<br />
Abbildung :<br />
Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung<br />
im Jahre <strong>2018</strong> – Veranstaltungen insgesamt<br />
39
5. Zielgruppenspezifische Prävention<br />
5.1 HIV und AIDS Prävention bei Schwulen und<br />
Männern die Sex mit Männern haben<br />
Vorbemerkung:<br />
Das Projekt „strukturelle Prävention für homosexuelle<br />
und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die<br />
Sex mit Männern haben) im Kontext HIV / STI“ unter<br />
dem Namen „Herzenslust Duisburg / Kreis Wesel“<br />
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist im Jahr<br />
<strong>2018</strong> durch zielgruppenspezifische Mittel des Landes<br />
NRW gefördert worden.<br />
punkt, wirkt aber auch im sekundärpräventiven Bereich,<br />
stets methodisch und niedrigschwellig, wie für<br />
den Nutzer kostenlos. Besonders intensiv wurde die<br />
Einbettung des Projektes auf die zu erreichende Zielgruppe<br />
ausgelegte lokale Infrastruktur betrieben.<br />
Das Projekt ist regional und überregional eingebunden<br />
und vernetzt. Die Kooperationen mit weiteren lokalen<br />
Projekten sowie den landesweiten Strukturen ermöglicht<br />
Ressourcen schonende Synergien bei Kampagnen<br />
und Großveranstaltungen und gewährleistet wesentliche<br />
Aspekte im Bereich der Qualitätssicherung.<br />
Die Ausrichtung des Projektes ist hauptsächlich lokal/<br />
regional und hat einen primärpräventiven Schwer-<br />
40
Vernetzung und Kooperationen<br />
Herzenslust wird lokal angeboten. Die Aidshilfe NRW<br />
e.V. dient als Koordinierungsstelle aller lokalen Herzenslustprojekte<br />
und organisiert die Landesarbeitsgemeinschaft,<br />
über die Austausch, Abstimmung und<br />
Qualitätssicherung gewährleistet werden. Der Projektnehmer<br />
nahm im Berichtsjahr an allen Terminen der<br />
Landesarbeitsgemeinschaft aktiv teil.<br />
Im Rahmen der Qualitätssicherung fanden erneut verschiedene<br />
Veranstaltungen auf Landes- und auf Bundesebene<br />
statt.<br />
Die Abstimmung mit den umgebenden Herzenslustprojekten<br />
wurde, fokussiert auf gemeinsame Aktionen,<br />
fortgesetzt.<br />
Lokal schritt die angestrebte Vernetzung mit weiteren<br />
Akteuren schwuler Lebenswelten voran. Der Projektnehmer<br />
ist aktives Mitglied des Vereins DU-Gay e.V.,<br />
welcher den Duisburger CSD und den monatlich stattfindenden<br />
Regenbogenstammtisch organisiert. Der<br />
Projektnehmer (oder in Vertretung der HL-Gruppenleiter)<br />
nahm an allen durch die kommunale Politik veranstalteten<br />
Treffen der schwul-lesbisch-bi-trans Akteure<br />
teil und pflegt regelmäßigen Austausch mit dem<br />
zuständigen Mitarbeiter des auf städtischer Ebene<br />
angesiedelten Referates für Gleichberechtigung und<br />
Chancengleichheit.<br />
Mit den Vertreter*Innen des öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
wurde ein intensiver Austausch gepflegt und<br />
Kooperationsmöglichkeiten, insbesondere bzgl. eines<br />
Beratungs- und Testangebotes ausgelotet. Während<br />
in Duisburg erhebliche Fortschritte erreicht werden<br />
sonnten (s.o.), konnten im Kreis Wesel leider, im Berichtsjahr,<br />
keine gemeinsamen Beratungs- und Testangebote<br />
im Kreis Wesel vorgehalten werden, was<br />
im Wesentlichen an den deutlich schrumpfenden Res-<br />
sourcen in den regionalen ÖGD-Strukturen liegt. Diese<br />
unbefriedigende Situation und das insgesamt schmale<br />
Testangebot des ÖGD in der Region des Kreises Wesel<br />
wurden im Laufe des Berichtsjahres erneut offensiv<br />
mit den Leitungsstrukturen (Gesundheitsamtsleitungen<br />
und Dezernenten) thematisiert, allerdings zunächst<br />
ohne unmittelbare Erfolge. Die Problematik<br />
konnte aufgrund personeller Veränderungen der städtischen<br />
Partner nicht behoben werde. Das suboptimale<br />
Angebot wird eingestanden und grundsätzlich bedauert.<br />
Personelle Veränderungen in den ÖGD-Strukturen<br />
im Berichtsjahr ließen allerdings keine Umsetzungschancen<br />
zu.<br />
Die konkreten Angebote von Herzenslust Duisburg<br />
/ Kreis Wesel (Umsetzung, Methodik, Ergebnisse)<br />
Herzenslust Gruppe<br />
Die Herzenslust Gruppe traf sich mehrmals im Monat<br />
und ist somit selbst Teil der schwulen Szene und Ort<br />
schwuler Begegnungen. Die ehrenamtlich Mitwirkenden<br />
und die bei Bedarf durch den Projektnehmer angeleitete<br />
Teilzeitkraft wirken durch das regelmäßige,<br />
öffentliche und kostenlose Angebot strukturell präventiv.<br />
Durch Aktionen in der schwulen Lebenswelt<br />
Duisburgs und des Kreises Wesel (z.B. Szenerundgänge,<br />
Rastplatzbegehungen, Besuch von Partys und<br />
präventive Infoabende, Beratung und Test) werden<br />
primärpräventive Botschaften vermittelt. Kontakte<br />
entstehen, die sowohl primär- als sekundärpräventive<br />
Wirkung haben. Die Gruppe ist Kern der kreativen Arbeit<br />
und plant eigenständig mit der Teilzeitkraft, ggf.<br />
unter Anleitung und Mitwirkung des Projektnehmers<br />
Aktionen, bspw. zum CSD. Der Projektnehmer gibt Informationen,<br />
besonders zu Fortbildungsmöglichkeiten<br />
und Schulungen anderer Ebenen an die Gruppe wei-<br />
41
ter. Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> konnten die Gruppentermine<br />
ausgebaut, die Teilnehmerzahl erhöht, mehr Männer<br />
für das aktive Mitwirken der Gruppe gewonnen und<br />
die Anzahl von Aktionen ausgebaut werden.<br />
Konkrete Aktionen<br />
Für das Jahr sind hier regelmäßige Szenerundgänge<br />
(alle vier bis acht Wochen) und mehrere Infostände<br />
mit Aktionsformen zu besonderen Events in den Duisburger<br />
Szenekneipen zu benennen. Darüber hinaus<br />
beteiligte sich das Herzenslust-Team der AIDS-Hilfe<br />
Duisburg / Kreis Wesel auch am Düsseldorfer CSD am<br />
02.06.<strong>2018</strong> aktiv.<br />
Herzenslust Checkpoint - in der AIDS- und STD-<br />
Beratungsstelle des Duisburger Gesundheitsamtes<br />
Fazit: Das Beratungs- und Testangebot - insbesondere<br />
für die Zielgruppe der Männer die Sex mit Männern<br />
haben (MSM) konnte im Berichtsjahr für Duisburg<br />
deutlich erweitert und etabliert werden! Hervorzuheben<br />
ist das breite Testangebot für STI’s und die kooperative<br />
und konstruktive Zusammenarbeit mit der<br />
Beratungsstelle des Gesundheitsamtes!<br />
Mutburger - Die heißesten Burger der Stadt<br />
Die Herzenslustgruppe wirkte beim Auftritt der Herzenslust-Landesarbeitsgemeinschaft<br />
beim ColognePride<br />
sowie beim Duisburger CSD mit. Unter dem Motto:<br />
„Mutburger - Die heißesten Burger der Stadt“ traten<br />
in Köln wieder einmal über einhundert ehrenamtlich<br />
Engagierte gemeinsam auf. Mit dem den Auftrag, die<br />
Vielfalt ins echte Leben zu bringen, konnte eine sehr<br />
große Zahl von Menschen erreicht werden. Die politisch<br />
angehauchten Botschaften wurden in zahlreichen<br />
Kontakten vermittelt und konnten dank der zur Verfügung<br />
gestellten, dem Moto entsprechend gestalteten<br />
Informationsbroschüre auch nachhaltig vermittelt<br />
werden.<br />
In Abstimmung mit dem ÖGD Duisburg wurde für die<br />
Zielgruppe MSM das letztjährig geplante, offene HIV/<br />
STI Beratungs- und Testangebot in einer Pilotphase<br />
umgesetzt. Diese wurde von März - Juli mit einem anschließenden<br />
Feedbackgespräch geplant und durchgeführt.<br />
Mit durchschnittlich sieben Nutzern ist die Pilotphase<br />
sehr gut angelaufen, so dass das Angebot bis<br />
Ende des Jahres weitergeführt wurde. Über die zweite<br />
Jahreshälfte ist durch Ausfall einiger Termine, sowie<br />
der Tatsache, dass das Gesundheitsamt keinen Ersatzarzt<br />
für Krankheit und Urlaubstermine bereitstellt die<br />
Gesamtnutzerzahl auf durchschnittlich 6 Nutzer gesunken.<br />
Im Berichtsjahr testeten wir auf: HIV, Syphilis,<br />
Chlamydien, Tripper sowie Hepatitis A,B und C.<br />
Dem geplanten Beratungs-und-Test Angebot, in Kooperation<br />
mit dem Gesundheitsamt Duisburg, wurde<br />
ebenfalls im Jahre <strong>2018</strong> mit viel Enthusiasmus entgegengefiebert.<br />
Durch dem Umstand, dass Ende 2017<br />
eine neue AIDS-Koordinatorin bei der Stadt Duisburg<br />
angefangen hat, konnten wir in Kooperation mit der<br />
Stadt Duisburg das Thema Beratung und Test neu angehen.<br />
Beim „Runden Tisch HIV“ in der AIDS-Hilfe<br />
Duisburg / Kreis Wesel Anfang 2017, bei dem das Gesundheitsamt<br />
der Stadt Duisburg unter anderem vertreten<br />
war, wurde durch den Herzenslust-Koordinator<br />
und den Geschäftsführer sehr deutlich gemacht, dass<br />
dieses Angebot im Hinblick auf die neue Stelle der<br />
AIDS-Koordination der Stadt Duisburg nach mehrjähriger<br />
Pause wieder in neu ausgerichtet werden musste.<br />
Daraufhin wurden Termine ab März <strong>2018</strong> geplant<br />
und bis Dezember <strong>2018</strong> durchgeführt.<br />
42<br />
Diese Aktion wurde auch auf dem CSD Duisburg am<br />
28.07.<strong>2018</strong> umgesetzt. Der CSD wurde durch die<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. verstärkt,<br />
welches einen Auftritt ergab, der in diesen Dimensionen<br />
lange nicht mehr beim CSD in Duisburg gesehen<br />
wurde. Es gelang, mit dem HL-Gruppenleiter (geringfügige<br />
Beschäftigung) und hohem Engagement der<br />
Ehrenamtlichen aus der Ruhrgebietsvernetzung und<br />
hauptamtlichen Mitarbeitern der AIDS-Hilfe, sowie<br />
der Öffentlichkeitsgruppe eine sehr starke Präsenz zu<br />
zeigen und viele personalkommunikative Kontakte zu<br />
erreichen. Wie viele Stände, so war auch der Herzenslust-Stand<br />
durchweg belagert. Dieses Jahr fand dazu<br />
das zweite Mal eine Demonstration im Vorfeld des<br />
Straßenfestes statt, bei dem natürlich auch das Herzenslust-Team<br />
durch die große Präsenz, ebenfalls aus<br />
der Ruhrgebietsvernetzung, exponiert und gut sichtbar<br />
vertreten war. Sie fanden nach den (politischen)
Parteien die größte öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit,<br />
die in Duisburg zu erreichen war.<br />
Herzenslust im Rahmen des Queeren Kulturmonats<br />
zum CSD Duisburg<br />
Im Berichtsjahr gab es darüber hinaus eine aktive<br />
Veranstaltungsbeteiligung des Herzenslust Teams im<br />
Rahmenprogramm zum CSD, einem Monat mit einer<br />
Veranstaltungsreihe:<br />
Auch im diesem Jahr fand wieder eine Auftaktveranstaltung<br />
zum CSD mit Herzenslust statt („Herzenslust<br />
CSD Angrillen <strong>2018</strong>“). Dieses entwickelt sich<br />
zunehmend zu einem etablierten Event, dass immer<br />
mehr Besucher anzieht. Es fungiert auch als „Preventainment“-Plattform,<br />
mit einem breiten Spektrum aus<br />
Informationsmöglichkeiten, die mit personalkommunikativen<br />
Angeboten flankiert werden. Während in den<br />
ersten Jahren seit 2015 durchschnittlich 20 Besucher<br />
anwesend waren, ist die Zahl in den letzten Jahren<br />
deutlich gestiegen. So konnten wir am 25.07.<strong>2018</strong><br />
über 100 Besucher zählen. Neben vielen neuen Gästen<br />
waren auch Vertreter*Innen von Vereinen, Organisationen,<br />
Gruppen aus der Vernetzungsarbeit und<br />
politische Parteien aus Duisburg und dem Kreis Wesel<br />
anwesend. Unter anderem sind zu erwähnen, dass<br />
„Posithiv handeln“ und die Bundestagsabgeordnete<br />
Bärbel Bas (MdB-SPD) zu den Besucher*Innen zählten.<br />
Dies konnte Zugang zu neuen Interessierten für<br />
die ehrenamtliche Herzenslust-Arbeit.<br />
Zum CSD wurde im Vorfeld der Akzeptanzpreis verliehen.<br />
Der „Brücke der Solidarität“ - Akzeptanzpreis“<br />
wurde im Berichtsjahr Jahr an Bettina Böttinger verliehen.<br />
Der Gala-Rahmen konnte unter Beteiligung<br />
von mehreren Vereinen und anderen Honoratioren<br />
umgesetzt werden, was noch dazu ein sehr erfreuliches<br />
Medienecho und somit ein hohes Maß an Aufmerksamkeit<br />
in der öffentlichen Wahrnehmung erfuhr.<br />
Mit der Party „TANZT QUEER! – DU & FRIENDS“, die in<br />
den Räumen des Bürgerhauses Neumühl in Duisburg<br />
stattfand, wurde eine schwul lesbische Party, aus ehrenamtlichen<br />
Kreisen organisiert, fortgeführt. Diese<br />
findet im Jahr 2019 erneut statt, da sie sehr gut besucht<br />
wurde. Die Veranstaltung ist so besonders, da<br />
sie auch jüngeren Duisburger*Innen eine Plattform<br />
bietet und damit einzigartig ist.<br />
Zudem konnte zum fünften Mal in der Geschichte des<br />
Duisburger CSDs erreicht werden, dass die Regenbogenflagge<br />
am Duisburger Rathaus installiert wurde.<br />
Ein weiterer Meilenstein und Hinweis auf die deutlich<br />
verbesserte Lobbyarbeit für Belange schwuler Lebenswelten.<br />
Herzenslust im Rahmen von QUEER.LIFE.DUIS-<br />
BURG<br />
Eine gute Präsentationsplattform für die Herzenslust-Kampagne<br />
und deren Botschaften ist alljährlich<br />
die „QUEER.LIFE.DUISBURG“-Reihe von hokudu e.V.<br />
(Homosexuelle Kultur Duisburg), die in diesem Jahr<br />
zwischen dem 31. Oktober und dem 1. Dezember<br />
<strong>2018</strong> in Duisburg und Moers eine ganze Reihe von<br />
Veranstaltungen anbot.<br />
In Berichtsjahr fand das Jubiläum von QUEER.LIFE.<br />
DUISBURG, an dem Herzenslust auch teilnahm,<br />
statt. Seit nun 30 Jahren bietet hokudu e.V. mit dem<br />
schwul- lesbischen- Kulturfestival, ein vielfältiges<br />
Programm mit Filmen, Theater, Lesungen, queeren<br />
Fachvorträgen und - Diskussionsveranstaltungen, das<br />
immer wieder auch Foren für Herzenslust-Aktivisten<br />
ermöglicht. Am 8.11.<strong>2018</strong> feierte QUEER.LIFE.DUIS-<br />
BURG sein Jubiläum mit allen Vertretern von Vereinen<br />
und Gruppen in Rahmen einer Ausstellungseröffnung.<br />
Herzenslust zum Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong><br />
Im Rahmen der WAT Großveranstaltungen war auch<br />
das Herzenslust-Team aktiv beteiligt und konnte zudem<br />
„seine“ Botschaften präsentieren.<br />
Und auch im Dezember konnte die Herzenslust-Ak-<br />
43
tionen im Rahmen einer „Weihnachtsrevue“ eines<br />
Duisburger Szenelokals fortgeführt werden. Eine<br />
Travestie-Show im Mittelpunkt der Revue zog das<br />
entsprechende Zielpublikum an. Weiterhin zog eine<br />
Veranstaltung mit Infostand am Anfang des Welt-<br />
AIDS-Tages im Duisburger Hof, unter demselben Motto,<br />
ebenfalls zahlreiche Besucher an.<br />
In Rahmen des Geburtstages des „Harlekin“ am<br />
30.11.<strong>2018</strong> und der Durchführung des dreißigsten<br />
Welt-AIDS-Tages, hat das Duisburger Szenelokal<br />
„Harlekin“ für das Präventionsteam „Herzenslust<br />
Duisburg“ der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
Spenden gesammelt. Dies geschah in Rahmen von<br />
Versteigerungen der aktuellen Welt-AIDS-Tags Teddys<br />
<strong>2018</strong>, mit einem Travestiekünstler aus Duisburg. Im<br />
Fokus stand die fortwährende Arbeit gegen das Vergessen,<br />
gegen Entwarnung und Gleichgültigkeit sowie<br />
gegen Angst und Ausgrenzung gegenüber HIV, AIDS<br />
und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Dazu<br />
wird insbesondere auch zivilgesellschaftliche Unterstützung<br />
benötigt. Gemeinsam mit der Zusammenarbeit<br />
des Duisburger Szenelokals „Harlekin“ und<br />
Herzenslust Duisburg / Kreis Wesel konnten sehr viele<br />
Menschen erreicht werden.<br />
Darüber hinaus gab es weitere Veranstaltungen in Kooperationen<br />
mit der Duisburger Szene wie beim „Pink<br />
Wednesday“ auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt,<br />
der sich mittlerweile etabliert hat und vom Angebot<br />
her wächst.<br />
Herzenslust online<br />
Ganz erheblich verbessert und weiterentwickelt werden<br />
konnte die online-Präsenz und Präsentation über<br />
die Homepage, den Facebook-Auftritt und den Instagram-Auftritt.<br />
Hier zeigt sich anhand der Zugriffszahlen,<br />
dass die Weckung von User-Interesse mit der<br />
Pflege und steten Aktualisierung dessen einhergeht<br />
und dies neben dem spezifischen Informationstransport<br />
in die Zielgruppe wichtiges Instrument für die<br />
Akquise von Ehrenamtlichen sein kann bzw. ist.<br />
Im Berichtsjahr wurde die Homepage „herzenslust-duisburg.de“<br />
sowie „herzenslustteam-du.de“ reaktiviert<br />
und angefangen neu zu gestalten, jedoch<br />
nicht zu Ende geführt. Dies wird im kommenden Jahr<br />
weitergeführt und zum Abschluss gebracht.<br />
Projektkritik<br />
eine Testbereitschaft zu fördern, frühe Diagnosestellungen<br />
zu erreichen und sie zu einem möglichst frühen<br />
Therapiestart zu bewegen oder die Zahl der „late<br />
presenter“ zu verringern. Ganz zu schweigen von den<br />
primärpräventiven Effekten von „Schutz durch Therapie“.<br />
Hier ist die Infrastruktur in unserer Region äußerst<br />
bescheiden aufgestellt. Wir werden dies weiter<br />
thematisieren und dafür kämpfen – zur Not auch ohne<br />
den ÖGD.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen Projektnehmer und<br />
dem HL-Gruppenleiter (geringfügig beschäftigt), konnte<br />
durch gemeinsames Auftreten bei allen Aktionen<br />
ganz erheblich optimiert und der Bekanntheitsgrad<br />
von Herzenslust deutlich gesteigert werden. Die Intensität<br />
der Herzenslust-Arbeit konnte durch die Neubesetzung<br />
im Jahr 2016 deutlich gesteigert werden<br />
konnte.<br />
Die Nutzung sozialer Netzwerke und mobiler Medien<br />
wurde ausgebaut und stets aktualisiert und erwies<br />
sich insbesondere zur Veranstaltungsbewerbung und<br />
Nachbetrachtung als sehr gewinnbringend. Die Kooperation<br />
auf regionaler und landesweiter Ebene ist in der<br />
Umsetzung sehr effizient. Die Kooperation auf lokaler<br />
Ebene ist in Bezug auf die queere Infrastruktur erheblich<br />
verbessert und auch personell gewachsen, aber<br />
auch mit Ressourceninvestition verbunden.<br />
Die Kommunalisierung der Landesmittel und der Umstand,<br />
dass bei den grundsätzlich pflichtigen Aufgaben<br />
der Umfang nicht gesetzlich geregelt ist, erweisen sich<br />
in unserer Region immer mehr als kontraproduktiv. Es<br />
würde viel zu (re-) investieren sein, um eine halbwegs<br />
bedarfsgerechte Steuerung und eine adäquate Ressourcenausstattung<br />
zu erhalten bzw. zu erreichen. Für<br />
die Stadt Duisburg ist allerdings immerhin eine gewisse<br />
Trendwende zu konstatieren und die Wiedereinrichtung<br />
einer vollen Stelle „AIDS-Koordination“ hat im<br />
Berichtsjahr zu einen spürbare Ressourcenzugewinn<br />
geführt, was sich bzgl. der Herzenslust-Ziele insbesondere<br />
im verbesserten Beratungs- und Testangebot<br />
für die Zielgruppe wiederspiegelt.“ Es bleibt allerdings<br />
dabei, dass die Förderung der „Strukturellen HIV/<br />
AIDS-Prävention bei MSM“ über zielgruppenspezifische<br />
Landesmittel für unser großes Zuständigkeitsgebiet<br />
(mit einer nach der EMIS-Studie vergleichsweise<br />
hohen Populationsdichte an MSM) unerlässlich und<br />
unverzichtbar ist und bleibt.<br />
Die Projektziele wurden trotz des erneuten Personalwechsels<br />
beim ÖGD Duisburg überwiegend erreicht.<br />
Ressourcen wurden schonend und unter Nutzung<br />
bestmöglicher Synergieeffekt aus Arbeitsteilung eingesetzt.<br />
Eine Erhaltung der fachlich geforderten Standards<br />
und eine Weiterentwicklung der strukturellen<br />
HIV-Prävention ist in unserer Region gefährdet, denn<br />
mit dem präventiven Einsatz – hier speziell von Herzenslust<br />
– muss auch eine gute Testinfrastruktur verbunden<br />
sein. Anders wird es schwer, bei Menschen<br />
44
45
5.2 Drogen und Substitution<br />
Im Arbeitsbereich Drogen fand eine enge Zusammenarbeit<br />
mit der Selbsthilfegruppe JES (Junkies, Ehemalige,<br />
Substituierte) Duisburg statt. Im Berichtsjahr<br />
<strong>2018</strong> haben wir für Gruppentreffen unsere Räumlichkeiten<br />
zur Verfügung gestellt und begleiteten und<br />
unterstützten unsere Begleiteten, soweit es unsere<br />
Ressourcen zuließen. Wie in den Vorjahren haben wir<br />
in Kooperation mit JES Duisburg und dem Suchthilfeverbund<br />
gemeinsam den nationalen Gedenktag am<br />
21.7.<strong>2018</strong> für verstorbene Drogengebraucher*innen<br />
erfolgreich geplant, vorbereitet und durchgeführt.<br />
JES Duisburg führte weiterhin anlaog zur Aids-Hilfe<br />
das Streetwork durch. Care-Packs, die vom Land NRW<br />
finanziert wurden sowie Spritzen und Kondome, die<br />
die AIDS-Hilfe Duisburg aus Eigenmitteln finanzierte,<br />
sind verteilt worden.<br />
Hierdurch und durch gemeinsame Treffen und Fachtage<br />
wurde der partizipative Ansatz der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis<br />
Wesel im Bereich Drogen umgesetzt, da<br />
wir im direkten Austausch mit der Zielgruppe waren.<br />
Weiterhin wurde die Substitution an Wochenenden<br />
und Feiertagen in der Aids-Hilfe durchgeführt. Bewährt<br />
hat sich hier das Frühstück am letzten Sonntag<br />
im Monat, welches rein ehrenamtlich angeboten wird.<br />
Ebenso wird das monatliche JES Frühstück, das auch<br />
von den hauptamtlichen Mitarbeitern mit organisiert<br />
und durchgeführt wird, gut angenommen.<br />
Es gab einige Veränderungen in der Gesetzgebung im<br />
Drogenbereich.<br />
Politisch hat sich beispielsweise im Bereich der Substitution<br />
einiges geändert. Bereits am 30. Mai 2017<br />
sind Änderungen in der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung<br />
(BtMVV) in Kraft getreten. Am<br />
zweiten Oktober 2017 wurde die neue Richtlinie der<br />
Bundesärztekammer (BÄK) bekanntgemacht. Die<br />
wichtigste Änderung ist wohl die Aufhebung des absoluten<br />
Abstinenzgedankens. Jetzt ist es möglich,<br />
auch andere Ziele zur Sicherung des Überlebens bei<br />
der Behandlung in den Vordergrund zu stellen. Ebenso<br />
sind Take-Home-Regelungen und PSB- Vorschriften<br />
gelockert worden. Sie ermöglicht ferner die Durchführung<br />
der Substitutionsbehandlung in Alten- und Pflegeheimen<br />
sowie Rehabilitationszentren. Wir freuen<br />
uns über diese Entwicklung, aber es bleibt sicherlich<br />
abzuwarten, wann sich die Neuerungen in der Praxis<br />
bemerkbar machen.<br />
Gleiches gilt leider auch für Cannabis auf Rezept. Am<br />
19.1. 2017 hat der Bundestag einen Gesetzentwurf<br />
der Bundesregierung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher<br />
Vorschriften angenommen und seit dem<br />
10. März 2017 können schwer kranke Patienten künftig<br />
auf Kosten der Krankenversicherung mit hochwer-<br />
46<br />
tigen Cannabis-Arzneimitteln versorgt werden. Bisher<br />
kam Cannabis nur mit einer Ausnahmegenehmigung<br />
des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(BfArM) als Heilmittel zum Einsatz, etwa um<br />
Schmerzpatienten zu helfen. Die nicht unerheblichen<br />
Kosten mussten die Patienten in der Regel selbst tragen.<br />
Für die Versicherten wurde zudem, auch in eng<br />
begrenzten Ausnahmefällen, ein Anspruch auf Versorgung<br />
mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon<br />
geschaffen. Um die Versorgung sicherzustellen, wird<br />
der Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken in<br />
Deutschland ermöglicht, was allerdings laut Cannabisagentur<br />
des Bundes erst im zweiten Halbjahr 2019<br />
der Fall sein wird. Diese koordiniert und kontrolliert<br />
dann den Anbau und Vertrieb. Um die genaue medizinische<br />
Wirkung der Cannabis-Arzneimittel zu erforschen,<br />
ist eine wissenschaftliche Begleiterhebung<br />
vorgesehen. Die generelle Freigabe von Cannabis wird<br />
von der Bundesregierung weiter strikt abgelehnt.<br />
In der Praxis verschreiben bisher leider nur wenige<br />
Ärzte Cannabis. Gründe sind Unsicherheit im Umgang<br />
mit der Arznei, ein hoher Dokumentationsaufwand<br />
und nicht zuletzt die Sorge der Ärzte vor einem Regress<br />
wegen Überschreitung ihres Budgets. Krankenkassen<br />
erstatten sehr häufig die Rezepte nicht und es<br />
gibt Lieferengpässe in Apotheken.<br />
Es scheint also noch etwas Zeit zu brauchen, bis das<br />
Gesetz, so wie es verabschiedet wurde auch umgesetzt<br />
wird und sich für schwerkranke Patienten etwas<br />
ändert.<br />
Diamorphin wird trotz Anerkennung als Arzneimittel<br />
immer noch nur in wenigen Städten eingesetzt und<br />
nur sehr wenige Menschen profitieren hiervon.<br />
Letztendlich geht es aber immer noch um die Abschaffung<br />
des BtmG, welches die größten Probleme in<br />
dem Lebensbereich drogengebrauchender Menschen<br />
verursacht.<br />
Leider gab es auch Veränderungen im Umgang mit<br />
der lokalen Szene in Duisburg.<br />
In Duisburg sind niedrigschwellige Hilfeangebote wie<br />
Steetwork, Notschlafstellen, Wasch- und Duschmöglichkeiten,<br />
soziale Beschäftigungsmöglichkeiten und<br />
eine ausreichende medizinische Versorgung z.B. im<br />
Rahmen einer Substitutionsambulanz und Originalstoffvergabe<br />
nicht oder nur eingeschränkt vorhanden.<br />
Mit Verweis auf die Haushaltslage der Kommune wurden<br />
während der letzten 10 Jahre die Finanzmittel<br />
stetig gekürzt, während gleichzeitig die Aufgaben und<br />
Beratungszahlen in der Suchthilfe stiegen.<br />
Zudem wird in Duisburg seit Beginn des Jahres eine<br />
harte Vertreibungspolitik gefahren. Dies geschieht<br />
bspw. durch Maßnahmen wie dem Alkoholverbot in<br />
der Innenstadt, welches erst vor kurzem vom Verwaltungsgericht<br />
in Düsseldorf wieder wegen Un-
echtmäßigkeit gekippt wurde und durch verstärkte<br />
Verfolgung. Die Szene ist derzeit zersplittert und „auf<br />
der Flucht“. Dies macht den Zugang fast unmöglich<br />
und die wenigen niederschwelligen Angebote können<br />
kaum noch Wirkung erzielen.<br />
Trotzdem konnte die Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />
Nutzern des Kantparks aufrechterhalten werden,<br />
obwohl derzeit kaum noch von einem Szenetreffpunkt<br />
am Kantpark die Rede sein kann. Die Kooperation mit<br />
den verschiedenen Nutzern bezieht sich vor allem auf<br />
das Lehmbruckmuseum, das an dem „Aufeinanderzugehen“<br />
der Akteur*innen des Sozialraumes maßgeblich<br />
mitgearbeitet hat.<br />
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention<br />
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm<br />
Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. nimmt weiterhin<br />
mit den von ihr betreuten Spritzenautomaten<br />
am Projekt der Aids-Hilfe NRW e.V. teil. Die Standorte<br />
befinden sich in Wesel neben der Dogenberatung und<br />
in Duisburg befindet sich der leider einzige Spritzenautomat<br />
an der Aids-Hilfe direkt vor dem Eingangsbereich.<br />
Der Spritzenautomat in Duisburg wird gut angenommen<br />
und muss mehrfach wöchentlich aufgefüllt<br />
werden. Der Spritzenautomat in Wesel wird im zweiwöchigem<br />
Rhythmus neu bestückt. Insgesamt wurden<br />
aus den Automaten <strong>2018</strong> 3538 Safer-Use-Materialien<br />
gezogen. Tendenz steigend. Deshalb laufen Planungen<br />
für einen weiteren Automaten in Moers. Deutlich<br />
gesteigert hat sich auch die Anzahl der getauschten<br />
Spritzen an Drogenabhängige in Duisburg. Dementsprechend<br />
muss der Bedarf an spezifischen Angeboten<br />
mindestens aufrecht, eher aber noch weiter ausgebaut<br />
werden. Neben niedrigschwelligen Angeboten der Aidshilfe<br />
in Stadtmitte und Hamborn und dem kostenlosen<br />
Spritzentausch ist es für die Zukunft unerlässlich, weitere<br />
Mittel in die Prävention zu investieren.<br />
Weiter besteht die Möglichkeit während der Öffnungszeiten<br />
auch persönlich gebrauchte Spritzen gegen neue<br />
Materialien zu tauschen. Dabei wurden 2500 Materialien<br />
vergeben.<br />
Insgesamt ist das Angebot des Spritzentausches und<br />
der Automaten nach wie vor eine sehr erfolgreiche<br />
Maßnahme der strukturellen HIV- und HCV-Prävention.<br />
Spritzenautomat Bismarckstr. 67<br />
von innen mit Entsorgungsbox<br />
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen<br />
@drugthive<br />
Aufgrund mangelnder Ressourcen und fehlender ehrenamtlicher<br />
Mitarbeitenden konnten im Berichtsjahr<br />
in diesem Arbeitsbereich keine Projekte umgesetzt<br />
werden.<br />
5.2.2 Substitution<br />
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe<br />
Auch im Jahre <strong>2018</strong> haben wir über das komplette<br />
Jahr an allen Wochenenden und Feiertagen also insgesamt<br />
an 65 Tagen die Vergabe von Methadon in der<br />
Aids-Hilfe in Duisburg durchgeführt. Die Anzahl der<br />
Substituierten lag im Durchschnitt bei 70 Personen. Die<br />
Vergabezeit beträgt 1,5 Stunden. Seit 2014 wird die<br />
Vergabe von Honorarkräften begleitet. Insgesamt vier<br />
Ärzte entsenden ihre Patient*innen. Die Vergabe in der<br />
Aids-Hilfe führen vier Ärzte durch.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten, unseren<br />
Honorarkräften und den Apotheken verlief weiterhin<br />
reibungslos. An dieser Stelle einen ganz herzlichen<br />
Dank an die Mitarbeiter*innen für ihr Engagement und<br />
47
ihre Mithilfe.<br />
Weiterhin wird bei fast jeder Vergabe den Substituierten<br />
Kaffee angeboten mit Ausnahme von den Tagen,<br />
an denen unser Gruppenraum durch andere Veranstaltungen<br />
belegt war. Am letzten Sonntag im Monat gibt<br />
es ein ehrenamtlich organisiertes Frühstück. Bei der<br />
Vergabe und dem Frühstück bietet sich die Gelegenheit,<br />
sich über Sorgen und Nöte auszutauschen. Hierbei<br />
bietet sich regelmäßig die Möglichkeit zur Präventionsberatung<br />
und zu Safer-Use-Strategien.<br />
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter<br />
(PSB)<br />
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an<br />
Aids erkrankten Substituierten ist ein weiterer Bestandteil<br />
der Drogenarbeit innerhalb der Aids-Hilfe.<br />
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der<br />
Klient*innen, die in ihrer Lebenssituation gestärkt<br />
und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt<br />
dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der<br />
Klient*innen. Das bedeutet in erster Linie, dass das<br />
subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person und<br />
die Lebensverhältnisse verbessert werden sollen. Entsprechend<br />
dieser Zielsetzung steht bei einigen Substituierten<br />
die Verbesserung des Gesundheitsstatus im<br />
Mittelpunkt, während bei anderen die Sicherung der<br />
materiellen Grundversorgung oder der Aufbau sozialer<br />
Netze im Vordergrund stehen kann.<br />
Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, dass wir<br />
in eine Substitution vermitteln. Da es sich hier nur um<br />
wenige Einzelfälle handelt und wir gute Kontakte zu den<br />
substituierenden Ärzten pflegen, gelingt dies in der Regel<br />
problemlos. Des Weiteren stellen wir den Kontakt<br />
zu dem HIV-Schwerpunkt-Arzt oder den Ambulanzen<br />
her und unterstützen die Drogengebraucher*innen, die<br />
zum Teil starke Berührungsängste mit Ärzten dieser<br />
Fachrichtung haben, sich in eine adäquate Behandlung<br />
zu begeben. Teilweise ist es jedoch schwierig, neue Klient*innen<br />
in ein relativ schematisches Korsett zu bringen,<br />
welches für eine HIV Behandlung notwendig ist<br />
(regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter,<br />
regelmäßige Tabletteneinnahme, Compliance).<br />
enthalten.<br />
Insgesamt hatten wir im Berichtsjahr 762 zeitintensive<br />
Psychosoziale Begleitungskontakte.<br />
Wir sehen hier steigende Bedarfe der Begleiteten auch<br />
Angebote von Betreutem Wohnen in Anspruch zu nehmen.<br />
Hier wurden wir vermittelnd tätig.<br />
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten<br />
Drogengebraucher*innen<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> hat die Aids-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel<br />
in Kooperation mit JES Duisburg 121 Streetworkeinsätze<br />
in Duisburg Mitte im Kantpark geleistet. In Duisburg<br />
Hamborn am Rathaus waren wir 18 Mal unterwegs.<br />
Ziel dieser Einsätze waren die Aufklärung zu Safer-Use<br />
Strategien, klientenzentrierte Beratung zu Ansteckungswegen<br />
bei HIV, Hepatitis und anderen sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten und die Ausgabe von ca.<br />
6743 Spritzen und anderen Safer-Use Materialien. Eine<br />
weitere wichtige Funktion ist dabei die Alltagsberatung,<br />
z.B. Hilfestellungen und Unterstützung zu Anträgen<br />
oder das Verweisen/Vermitteln an andere Hilfsangebote<br />
oder Institutionen. Genau wie auch im Bereich der<br />
PSB stiegen hier die Anfragen zu Betreutem Wohnen.<br />
Allerdings ist es durch die schon beschriebene derzeitige<br />
Vertreibungspolitik schwierig, überhaupt Menschen<br />
anzutreffen, geschweige denn mit der nötigen Ruhe<br />
Problemstellungen zu besprechen.<br />
Beim Streetwork werden Spritzen, Kondome und Care<br />
Sets verteilt. Zudem wurde unbeschichtete Alufolie<br />
zum Rauchen gut angenommen. Im Sinne des Safer-Use-Gedankens<br />
stellt diese Konsumform eine gute<br />
Alternative zum intravenösen Gebrauch dar und wird<br />
von der Szene gut angenommen.<br />
Ein Teil des Streetworks beinhaltet sekundärpräventive<br />
Arbeit, da auf der Platte auch einige HIV-Positive Drogengebraucher*Innen<br />
bzw. Subsituierte erreicht werden,<br />
die ansonsten die AIDS-Hilfe selten aufsuchen.<br />
Im Rahmen der PSB ist es für uns wichtig, die Ressourcen<br />
der Begleiteten zu stärken. Durch die eigene<br />
Bewältigung von Problemen und Aufgaben erfahren sie<br />
eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> ging es in der PSB vor allem um Hilfestellungen<br />
im medizinischen und alltäglichen Bereich, die<br />
Vermittlung in eine Schuldnerberatung, Unterstützung<br />
bei Ämtergängen und Postverkehr und Vermittlung zu<br />
einer Substitutionsärztin und Hilfestellungen und Unterstützung<br />
bei der Organisation von Krankenhausauf-<br />
48
Insgesamt hat die sozialräumliche Arbeit positive Auswirkungen<br />
auf die drogengebrauchenden Menschen,<br />
z.B. stärken Einbeziehung und Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
Leben das Selbstwertgefühl. Regelmäßige<br />
Gespräche mit Anwohnern und anderen Akteuren fördern<br />
aber ebenso die Akzeptanz gegenüber Drogengebraucher*innen<br />
und wirken Diskriminierung und Kriminalisierung<br />
entgegen.<br />
JES Duisburg hatte <strong>2018</strong> insgesamt 22 Gruppentreffen.<br />
Zum Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen<br />
wurde eine erfolgreiche gemeinsame Aktion mit<br />
dem Suchthilfeverbund durchgeführt (siehe unten).<br />
JES Duisburg stand in Verbindung mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle<br />
und erhielt die Selbsthilfe-Förderung<br />
nach §20 SGB V von 500Euro.<br />
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene<br />
Drogengebraucher*Innen“ am 21. Juli<br />
Das Frühstück für Drogengebraucher*innen, Ehemalige,<br />
Substituierte und Freund*innen fand in der Aids-Hilfe<br />
im Berichtsjahr <strong>2018</strong> regelmäßig am dritten Freitag<br />
im Monat statt. Das Frühstück wird überwiegend von<br />
zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern vorbereitet und mit<br />
Lebensmittelspenden vom Verein „Bürger für Bürger“<br />
unterstützt. Hierfür sagen wir recht herzlichen Dank.<br />
Das Frühstücksangebot wurde gut angenommen. Allerdings<br />
sind auch hier die Folgen der Vertreibungspolitik<br />
deutlich spürbar, da die direkte Bewerbung des Frühstücks<br />
vor allem durch den Face-to-face-Kontakt stattfindet.<br />
Auf Initiative des Landesverbandes der Eltern und<br />
Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit<br />
NRW e.V. finden seit 1998 jedes Jahr zum Gedenktag<br />
für verstorbene Drogenabhängige Aktionen<br />
und besinnliche Gedenkveranstaltungen satt. <strong>2018</strong><br />
also zum 20. Mal. In diesem Zeitraum sind mindestens<br />
45.000 Menschen an den Folgen von Kriminalisierung,<br />
Schwarzmarktsubstanzen, Überdosierung sowie HIVund<br />
Hepatitis-Infektionen verstorben.<br />
Der Aufbau einer Substitutionsambulanz in Duisburg<br />
ist eine wichtige Säule, um den Zugang zur medizinischen<br />
Versorgung langfristig sicherzustellen. Nur so<br />
kann die Zahl der Todesfälle minimiert und das Überleben<br />
von Drogengebraucher*innen sichergestellt werden<br />
können.<br />
In Duisburg sind im vergangenen Jahr drei Menschen,<br />
die illegale Drogen konsumierten, verstorben. Dies ist<br />
49
eine erneute Steigerung zum Vorjahr. Die Dunkelziffer<br />
ist jedoch leider viel höher. Das ist vor allem den gesellschaftlichen<br />
und gesetzlichen Umstände geschuldet.<br />
Es gibt in Duisburg keinen Drogenkonsumraum. In<br />
einem solchem Raum wäre geschützt unter sicheren<br />
Bedingungen der Konsum möglich. Medizinisch ausgebildetes<br />
Personal kann bei lebensgefährlichen Überdosierungen<br />
Akuthilfe leisten, sterile Spritzen werden zur<br />
Verfügung gestellt und im Verhältnis 1 zu 1 getauscht,<br />
es besteht die Möglichkeit in Therapien oder Entgiftungen<br />
zu vermitteln. Auch die nicht Drogen konsumierende<br />
Bevölkerung wird durch Drogenkonsumräume<br />
deutlich entlastet, da durch diese der Konsum illegaler,<br />
harter Drogen in der Öffentlichkeit, etwa in Parkanlagen<br />
wie dem Kantpark, auf offener Straße sowie in Verkehrsstationen<br />
erheblich reduziert werden konnte. Das<br />
belegen auch Beispiele aus anderen Städten. Dies führt<br />
wiederum auch dazu, dass dort deutlich weniger benutztes<br />
Spritzbesteck, aufgeschnittene Blechdosen und<br />
weitere Mittel vorzufinden sind, welche zum Konsum<br />
der Drogen außerhalb von Drogenkonsumräumen trotz<br />
damit verbundener gesundheitlicher Risiken oft verwendet<br />
werden. Somit wird auch die damit verbundene<br />
Verletzungsgefahr deutlich verringert. Drogenkonsumräume<br />
gibt es in zehn Städten in NRW u. a. Dortmund,<br />
Bochum, Essen, Wuppertal und sogar in Troisdorf.<br />
Die Substitution mit Methadon oder anderen Substitutionsmitteln<br />
kann helfen, die Drogengebraucher*innen<br />
gesundheitlich und sozial zu stabilisieren, den Drogenkonsum<br />
zu reduzieren oder sogar ganz aufzugeben. In<br />
Duisburg wird die Substitution durch engagierte niedergelassene<br />
Ärzte gewährleistet und hier ist auch mit<br />
der Wochenendvergabe die Aids-Hilfe ein Partner im<br />
System. Für die Zukunft gilt es jedoch, neue substituierende<br />
Ärzt*innen zu finden, da die bisherigen in<br />
absehbarer Zeit aus Altersgründen ihre Tätigkeit aufgeben<br />
werden. Eine zentrale Forderung von JES und<br />
der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist die Substitution<br />
mit Diamorphin, welches als Arzneimittel und<br />
zur Substitution zugelassen ist, aber nur in einigen wenigen<br />
Städten verfügbar ist.<br />
Die einzigen niedrigschwelligen Angebote in Duisburg<br />
werden von JES Duisburg und der AIDS-Hilfe aufrecht<br />
erhalten, hierbei handelt es sich um das Streetwork<br />
und zweimal monatlich ein Frühstück, am dritten<br />
Freitag und letzten Sonntag im Monat. Die klassische<br />
Drogenhilfe in Duisburg hat kein Kontakt-Cafe und erreicht<br />
daher keine Drogengebraucher*innen im niedrigschwelligen<br />
Bereich.<br />
Durch die Substitution werden drogengebrauchende<br />
Menschen älter und benötigen spezifische Angebote,<br />
da sie in bestehende Altersheime kaum zu integrieren<br />
sind. Auch hier sind in Duisburg im Gegensatz zu anderen<br />
Städten, keine Angebote in Planung.<br />
Generell liegt in der Illegalität das Hauptproblem der<br />
Drogenkonsumenten. Die überteuerten Preise auf dem<br />
Schwarzmarkt erzeugen Beschaffungskriminalität und<br />
Beschaffungsprostitution. Dies führt zu Kriminalisierung,<br />
Stigmatisierung, sozialer Ausgrenzung und massiven<br />
Schäden an Körper und Seele. Der Schwarzmarkt<br />
ist auch die Ursache für die Streckung des Stoffes mit<br />
gesundheitsgefährdenden Beimengungen wie Arsen,<br />
Puddingpulver oder zerstoßenem Glas.<br />
Der bessere Weg wäre es, Energie und finanzielle Mittel<br />
nicht für die Prohibition sondern für Präventions- und<br />
Hilfsangebote für Menschen zur Verfügung zu stellen,<br />
die mit ihrem Drogenkonsum Probleme haben.<br />
Am 21.07. führten wir eine gemeinsame Aktion mit JES<br />
Duisburg und dem Suchthilfeverbund Duisburg, zum<br />
Gedenktag der verstorbenen Drogengebraucher*innen,<br />
durch.<br />
Es gab einen Infostand in der Innenstadt. Wir stellten<br />
Kreuze und Kerzen für die im Jahr <strong>2018</strong> verstorbenen<br />
Drogengebraucher*innen auf. Es wurden weiße Rosen<br />
an die Passantinnen und Passanten verteilt und gleichzeitig<br />
ein Folder überreicht. In diesem Folder befanden<br />
sich die Presseerklärung der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis<br />
Wesel e. V. und eine Forderung zu Drogenkonsumräumen<br />
vom Bundesverband der akzeptierenden Eltern<br />
und Angehörigen e.V., vom JES Bundesverband, der<br />
DAH und Akzept e.V.<br />
Durch die gemeinsame Aktion wurden ca. 150 Passanten<br />
erreicht und mit ihnen teilweise intensiv über die<br />
aktuelle Situation der drogengebrauchenden Menschen<br />
in Duisburg diskutiert.<br />
50
Medial gab es am 21.07. einen Artikel in den Printmedien.<br />
5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen<br />
Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist durch<br />
die hauptamtliche Mitarbeiterin für den vorgenannten<br />
Bereich in dem Arbeitskreis Suchtmedizin<br />
(Qualitätszirkel der substituierenden Ärzte), am Landesarbeitskreis<br />
„Drogen und Haft“ und in der PSAG Basisarbeitsgruppe<br />
„Suchtkrankenhilfe“ vertreten.<br />
5.2.6 Teilnahme an JES-Mitgliederversammlung<br />
Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist Mitglied im<br />
Landesverband JES NRW e.V. Aufgrund eines Projektantrages<br />
von JES NRW letztes Jahr über die Krankenkassenförderung<br />
konnten der AIDS-Hilfe Duisburg/<br />
Kreis Wesel e. V. Care-Packs, Spritzen, Feuerzeuge,<br />
Abbinder und Smoke-it-Sets für das Streetwork zu<br />
Verfügung gestellt werden. Ebenso wie eine Drop-Flag<br />
von JES Duisburg, z.B. zur Nutzung am Gedenktag für<br />
verstorbene Drogengebraucher*innen. Von diesen Materialien<br />
konnte auch <strong>2018</strong> profitiert werden.<br />
Zusammen mit JES Duisburg nahm die hauptamtliche<br />
Mitarbeiterin für den Drogenbereich an der Mitgliederversammlung,<br />
an den JES NRW-Treffen, JES Westschienentreffen<br />
und an Fachtagen u.A. dem Akzept<br />
Kongress teil.<br />
51
5.3 HIV und Strafvollzug<br />
vollzug führen. Neben dem Angebot der Gruppenarbeit<br />
ist daher vermehrt auf die visuelle Präventionsarbeit<br />
zu setzen sowie dem Auslegen der Informationsmaterialien<br />
in anderen Sprachen. Hier zeigt sich in der Praxis<br />
deutlich, dass die Informationsvermittlung in Flyern<br />
und Plakaten kurz und prägnant erfolgen muss und<br />
viele Bilder enthalten muss, um eine visuelle Untermalung<br />
des Geschriebenen zu gewährleisten.<br />
Aufgrund der Defizite, die die Inhaftierten vorweisen<br />
(niedrige Intelligenz, geringe Regelakzeptanz, geringe<br />
soziale Kompetenz, Drogenabusus, geringes Selbstbewusstsein,<br />
Impulsivität) müssen die Angebote der<br />
AIDS-Hilfe, die sich im Rahmen der strukturellen Prävention<br />
für eine autarke und akzeptierende Arbeit mit<br />
den Menschen einsetzt, den Gegebenheiten angepasst<br />
umgesetzt werden.<br />
Das Angebot der „Strukturellen HIV- und STI- Präventionsarbeit<br />
im Strafvollzug“ wurde auch <strong>2018</strong> durch die<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. auf der lokalen<br />
und landesweiten Ebene umgesetzt. Auf der landesweiten<br />
Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in<br />
Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im<br />
Bereich „HIV und Strafvollzug“ tätig sind (wie z.B. bei<br />
dem Landesarbeitskreis Drogen und Haft der Aidshilfe<br />
NRW e.V.).<br />
Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten,<br />
dem offenen Vollzug sowie<br />
den Gerichten und Staatsanwaltschaften der Region<br />
kooperiert, um die Präventionsarbeit für Bedienstete<br />
und Inhaftierte im Bereich Strafvollzug zu platzieren.<br />
Ziel war die Wissensvermittlung von Übertragungswegen<br />
und Schutzmöglichkeiten im Themenfeld der sexuellen<br />
Gesundheit mit dem Fokus auf sexuell übertragbare<br />
Infektionen (STI´s), vor allem im Hinblick auf<br />
HIV und die Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />
waren die Begleitung HIV-positiver Inhaftierter sowie<br />
die Durchführung regelmäßiger Gruppenangeboten für<br />
inhaftierte Frauen sowie Männer zum Thema „Gesundheit<br />
in Haft“.<br />
Um die Infektionsketten effektiv zu unterbinden sind<br />
daher „Basics“ notwendig, die den inhaftierten Menschen<br />
vermittelt werden müssen. Neben Körperhygiene<br />
und sozialer Kompetenz (von sozialer Kompetenz<br />
gibt es mehrere Definitionen; nach Hirsch und Pfingster<br />
ist soziale Kompetenz ein Gleichgewicht zwischen<br />
den eigenen Bedürfnissen und den Anforderungen von<br />
der sozialen Umwelt) sind dies vor allem die Stärkung<br />
des Selbstbewusstseins und die Verbesserung der<br />
Kommunikation. Wenn diese „Basics“ vermittelt werden<br />
konnten, kann die „eigentliche“ Präventionsarbeit<br />
umgesetzt werden.<br />
Daher hat sich das Angebot der AIDS-Hilfe Duisburg/<br />
Kreis Wesel e.V. in den letzten Jahren verändert, welches<br />
sich im folgenden Jahresbericht auch niederschlägt.<br />
Die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis<br />
Wesel e.V. im Sektor Strafvollzug wurde erfreulicherweise<br />
weiterhin über das Justizministerium NRW zum<br />
Teil refinanziert. Wir sehen dies als ein Zeichen, dass<br />
unser Ansatz über die Region Duisburg hinaus anerkannt<br />
und gewürdigt wird.<br />
5.3.1 Einführung<br />
Tendenziell kann in den letzten Jahren eine Veränderung<br />
der Zielgruppe „Menschen in Haft“ beobachtet<br />
werden. Zum einen nimmt die Anzahl der Insassen,<br />
die eine<br />
psychische Störung aufweisen, zu (hier stellt sich die<br />
Frage, ob eine Hafttauglichkeit immer gegeben ist) und<br />
zum anderen sind immer weniger Inhaftierte der deutschen<br />
Sprache mächtig. Diese Veränderungen müssen<br />
daher auch zu einer Anpassung unserer Arbeit im Straf-<br />
52
- Einzelberatung von Inhaftierten<br />
- Mitarbeiterschulungen<br />
- Regelmäßige Gruppenveranstaltungen<br />
5.3.2 Überregionale Aktivitäten<br />
Teilnahme an Arbeitskreisen<br />
Die AIDS-Hilfe hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis<br />
„Drogen und Haft“ der Aidshilfe NRW e.V. teilgenommen.<br />
Durch den regelmäßig stattfindenden<br />
fachlichen Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich<br />
modifiziert, einheitliche Standards erarbeitet und somit<br />
die lokale Arbeit weiter professionalisiert.<br />
European HIV/AIDS Archive<br />
Die Arbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. im<br />
Strafvollzug wurde durch ein Interview einer Mitarbeiterin<br />
der Humboldt-Universität zu Berlin im European<br />
HIV/AIDS-Archive integriert. Weitere Informationen zu<br />
diesem Projekt sind unter dem Link www.euroethno.<br />
hu-berlin.de zu finden.<br />
Unsere Mogelpackung, die in Kooperation mit der Deutschen<br />
AIDS-Hilfe entstand, soll in diesem Zusammenhang<br />
ebenfalls auf einer Ausstellung in Berlin zu sehen<br />
sein<br />
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’<br />
Der Arbeitsbereich „Gesundheitsförderung für Menschen<br />
in Haft“ bedient die Untersuchungshaftanstalt<br />
Duisburg-Hamborn sowie deren Zweiganstalt in Dinslaken.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit sind:<br />
- Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld<br />
HIV/AIDS, Hepatitiden sowie anderen sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten<br />
- Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver<br />
Inhaftierter<br />
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten<br />
Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind<br />
das gemeinsame Benutzen gebrauchter Spritzutensilien<br />
beim intravenösen Drogenkonsum (IVDU), sexuelle<br />
Kontakte und Tätowieren / Piercen. Daher hat die<br />
Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />
e.V. eine starke Fokussierung auf diese Übertragungswege.<br />
Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer<br />
Forschungsergebnisse:<br />
Drogenkonsum<br />
Intravenöser Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen<br />
zwar weniger verbreitet als außerhalb,<br />
aber die Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft fortsetzen,<br />
tun dies unter hoch riskanten Bedingungen und in<br />
der Regel in Form eines gemeinsamen Gebrauches von<br />
Spritzen, Nadeln und anderen Spritzutensilien. Wedershoven<br />
(s. Wedershoven C. Katamnese der HIV-Infektion<br />
bei drogenabhängigen und nicht-drogenabhängigen<br />
Inhaftierten im Vergleich im Justizvollzug des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen. 1998) bestätigt, dass unsterile<br />
Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle der von ihr<br />
untersuchten Gefangenen darstellt. Knapp fand, dass<br />
bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven Strafgefangenen<br />
bis zu neun Personen eine Spritze zusammen<br />
benutzten (s. Knapp R., AIDS im Strafvollzug. Zur<br />
Situation HIV-Infizierter und AIDS-Kranker Strafgefangener<br />
unter besonderer Berücksichtigung der Problematik<br />
intramuralen Drogenkonsums: Ergebnisse einer<br />
empirischen Erhebung und rechtliche Konsequenzen.<br />
Bonn (Unveröff. Diss. 1996).<br />
Sexuelle Beziehungen<br />
53
Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent wie<br />
der illegale Drogenkonsum. Die Thematisierung von<br />
gleichgeschlechtlicher Sexualität ist jedoch so gut wie<br />
unmöglich. Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten<br />
heterosexuelle Kontakte im Rahmen der Besuchszeit<br />
von (Ehe-) Partner*innen (z.B. JVA Werl, JVA<br />
für Frauen Vechta) oder bei Haftlockerungen der Inhaftierten<br />
sexuelle Kontakte im Rahmen des Urlaubes.<br />
Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung<br />
von Sexualität als Teil der Strafe angesehen wird. Dies<br />
wird nicht zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen.<br />
Der Drang nach sexuellen Handlungen führt zu<br />
einer Abspaltung der Sexualität von der allgemeinen<br />
sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche<br />
Handlungen praktiziert, die konträr<br />
zur Haltung und allgemeinen Aussage der Inhaftierten<br />
stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität<br />
wird teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch<br />
verzichtet. Die Prävention steht hier vor einem<br />
Dilemma. Der Thematisierung von gleichgeschlechtlicher<br />
Sexualität in Präventionsveranstaltungen wird mit<br />
Ablehnung begegnet. Um Inhaftierten die Möglichkeit<br />
eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen<br />
zu Übertragungswegen vertrauensvoll beantwortet<br />
werden, bietet die AIDS-Hilfe daher seit 2007 eine Hepatitis-<br />
/ HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn<br />
und Dinslaken an.<br />
Tätowieren / Piercen<br />
Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler<br />
Injektionsnadeln eine Übertragungsmöglichkeit<br />
von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß, von HIV.<br />
Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten<br />
durchgeführt, um hier eine Aussage in Richtung Risiko,<br />
Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über<br />
Tätowieren und Piercen zu treffen.<br />
Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden<br />
Verhaltensweisen bei ihrer Präventionsarbeit<br />
und bietet den Rahmenbedingungen entsprechende<br />
Lösungsansätze an.<br />
5.3.5 Primär- und Sekundärprävention<br />
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen<br />
in den Justizvollzugsanstalten<br />
durchgeführt. Neben den Übertragungswegen von HIV<br />
und Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten<br />
und mögliche Schutzmaßnahmen angesprochen<br />
(Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung<br />
des „Blutbewusstseins“, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen<br />
und Safer Sex - Praktiken bei Männern,<br />
die Sex mit Männern haben sowie Frauen, die Sex mit<br />
Frauen haben).<br />
Auch am Sommerfest in der Untersuchungshaftanstalt<br />
für Frauen in Dinslaken war die AIDS-Hilfe mit<br />
einem Informationsstand vertreten. Frauen konnten,<br />
nach dem sie drei Fragen zu HIV/AIDS und Hepatitiden<br />
beantwortet hatten, an einem Glücksrad drehen. Als<br />
Trostpreise gab es Lippenpflegestifte und als Hauptpreise<br />
Duschgels.<br />
Ca. 85 Frauen konnten so erreicht werden.<br />
5.3.6 Begleitung<br />
54<br />
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit<br />
im Strafvollzug“ bietet den inhaftierten<br />
Frauen und Männern die Möglichkeit, regelmäßig<br />
(in der Regel alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter<br />
der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. zu sprechen.<br />
Hier werden folgende Aspekte erörtert: Bedarf des Inhaftierten,<br />
Stadium der HIV-Infektion, medizinische<br />
Behandlung sowie die Angebote der AIDS-Hilfe (z.B.<br />
Knastpakete, Therapievermittlung, Resozialisierung
nach der Haftentlassung etc.).<br />
Außenansicht des Flyers<br />
Innenansicht des Flyers<br />
5.3.7 Resümee<br />
Aufgrund von strukturellen Problemlagen (insbesondere<br />
Personalmangel und unklare Zuständigkeiten) konnte<br />
im letzten Jahr nicht durchgängig das Gruppenangebot<br />
der AIDS-Hilfe im Strafvollzug angeboten werden.<br />
Nach einem Treffen im Strafvollzug wurden die Problematik<br />
angesprochen und eine Optimierung der Abläufe<br />
verabredet.<br />
55
5.4. Frauen und HIV und Aids-Prävention bei<br />
Frauen in besonderen Lebenslagen<br />
Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> konnte die Arbeit im Bereich<br />
Frauen und HIV/Aids sowie für Frauen in STI relevanten<br />
Lebenslagen mit Hilfe der Bereitstellung der Fördermittel<br />
für die zielgruppenspezifische Prävention des<br />
Landes NRW umgesetzt werden. Sie ist seit vielen Jahren<br />
fester Bestandteil unserer Angebote.<br />
Dies gilt insbesondere für den Bereich der Beratung<br />
und psychosozialen Begleitung von Frauen mit HIV und<br />
Aids aus unserer Region Duisburg / Kreis Wesel mit<br />
ca.1 Mio. Einwohnern.<br />
Die angestrebten Projektziele konnten aufgrund einer<br />
kontinuierlichen Besetzung dieses Arbeitsbereiches<br />
durch eine hauptamtliche Mitarbeiterin erreicht und in<br />
dem Maße umgesetzt werden, wie diese geplant wurden.<br />
Die Projektinhalte umfassen insbesondere Beratung /<br />
Begleitung von Frauen mit HIV / Aids, die Gestaltung<br />
bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen, den Abbau<br />
von gesellschaftlichen Diskriminierungen und die Primärprävention<br />
bei spezifischen Zielgruppen innerhalb<br />
des Frauenbereiches.<br />
Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> konnten durch die Projektnehmerin<br />
insgesamt 220 persönliche 93 telefonische und<br />
379 zeitintensive Beratungs- und Begleitungskontakte<br />
(PSB) verzeichnet werden. Innerhalb der bundesweiten<br />
anonymen Telefonberatung waren es 154 Beratungskontakte.<br />
Die insgesamt 846 Beratungs- und Begleitungskontakte<br />
verteilen sich wie folgt:<br />
522 Frauen,<br />
323 Männer<br />
1 transidentische Person.<br />
Hiervon hatten 418 einen Migrationshintergrund.<br />
Im Bereich der zielgruppenspezifischen Prävention –<br />
Frauen und Prostitution- wurden im Berichtsjahr 360<br />
Sexarbeiterinnen durch Streetwork und Aktionen in<br />
den Laufhäusern der Vulkanstraße und auf dem Straßenstrich<br />
erreicht.<br />
Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Besetzung der für<br />
unsere Region einzigen auf HIV spezialisierten strukturellen<br />
Präventionsstelle mit einer qualifizierten hauptamtlichen<br />
Projektnehmerin unerlässlich ist.<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> wurde insbesondere deutlich, dass für<br />
eine erfolgreiche Arbeit auf den unterschiedlichen Ebenen<br />
die Vernetzung ein wesentlicher Bestandteil ist.<br />
Vernetzungen fanden auf der überregionalen Ebene<br />
mit den benachbarten AIDS-Hilfen Dortmund, Essen,<br />
Oberhausen, Bochum, Düsseldorf und Unna sowie auf<br />
landesweiter Ebene innerhalb der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
„Frauen und HIV/Aids in NRW“ und auf lokaler<br />
Ebene insbesondere mit dem ÖGD Duisburg statt.<br />
So konnten vorhandene personelle Ressourcen gebündelt<br />
werden, was eine effiziente Planung und Durchführung<br />
der Projekte gewährleistete.<br />
Darüber hinaus ist der fachliche Austausch auf der<br />
kollegialen - ebenso wie die auf der Selbsthilfeebene<br />
- unverzichtbar, um das Projekt adäquat weiterzuentwickeln.<br />
Das Projekt XXelle in Duisburg und dem Kreis Wesel<br />
wurde auf drei verschiedenen Ebenen umgesetzt, der<br />
landesweiten, ruhrgebietsweiten und der kommunalen<br />
Ebene.<br />
Projektziele<br />
Auf der landesweiten Ebene bestanden die Ziele <strong>2018</strong><br />
darin, durch die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
„Frauen und HIV / Aids in NRW“<br />
den fachlichen Austausch fortzuführen und die Marke<br />
XXelle weiter politisch zu positionieren. Durch die inhaltliche<br />
Auseinandersetzung mit den Fachfrauen auf<br />
der Landesebene entwickeln sich neue Projektideen,<br />
die sich auf der lokalen und regionalen Ebene umsetzen<br />
lassen. So konnten gemeinsame Veranstaltungen<br />
geplant und durchgeführt werden. Die kontinuierliche<br />
Beteiligung der Projektnehmerin an der Arbeitsgemeinschaft<br />
Öffentlichkeitsarbeit der LAG „Frauen und HIV /<br />
Aids in NRW“ konnte auch im Jahr <strong>2018</strong> sichergestellt<br />
werden.<br />
Auf der ruhrgebietsweiten Ebene wurde die sehr gute<br />
Zusammenarbeit der Ruhrgebiets-Aidshilfen Dortmund,<br />
Bochum, Essen, Düsseldorf, Oberhausen und<br />
Duisburg / Kreis Wesel weiter fortgeführt.<br />
Durch die vorhandenen Vernetzungsstrukturen konnten<br />
im Jahr <strong>2018</strong> gemeinsame Aktionen geplant und<br />
durchgeführt werden. Hierbei handelte es sich sowohl<br />
um Angebote für Klientinnen als auch um öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen. Es fanden regelmäßige Arbeitstreffen<br />
statt. Darüber hinaus erfolgten weitere<br />
Vernetzungstreffen des Runden Tisches Ruhrgebiet, an<br />
dem alle Ruhrgebiets –Aidshilfen und andere Träger mit<br />
XXelle-Standorten teilnehmen. Ebenso fanden in regelmäßigem<br />
Turnus „ XXelle - Runder – Tisch“ – Arbeitstreffen<br />
der beteiligten Fachfrauen im Ruhrgebiet statt,<br />
in denen unter anderem die Planung und Durchführung<br />
öffentlichkeitswirksamer Aktionen erfolgte.<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> konnte innerhalb der XXelle Ruhrgebietsvernetzung<br />
erstmalig eine Beteiligung am Ruhr International<br />
- in Bochum, vom 16.06.-17.06.<strong>2018</strong> - realisiert<br />
werden. In Zusammenarbeit mit den AIDS-Hilfen<br />
Essen, Bochum, Düsseldorf, Dortmund, und Duisburg<br />
/ Kreis Wesel wurde dieses Angebot umgesetzt. Die<br />
Koordination hatte die Aidshilfe Bochum perfekt übernommen.<br />
56
tiver Beitrag, der sozialen Isolation entgegen<br />
zu wirken und positive Begegnungen zu fördern<br />
und somit eine willkommene Abwechslung zum<br />
regulären Alltag. Hier wurden Kontakte und<br />
Freundschaften zu anderen HIV positiven Frauen,<br />
Kindern und ihren Familien hergestellt.<br />
Auf der lokalen Ebene erwies sich die Zusammenarbeit<br />
mit dem Duisburger Frauennetzwerk Agenda 21 auch<br />
im Jahr <strong>2018</strong> als sehr erfreulich und konstruktiv.<br />
Durch tatkräftige Unterstützung von Herzenslust Bochum,<br />
Nekabene und Mashallah Essen sowie zahlreichen<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, konnten wir<br />
insgesamt mindestens 1.200 Kontakte verzeichnen.<br />
Davon waren laut Schätzungen:<br />
ca. 75% Migrant*innen.<br />
40% Kinder bis 14 Jahre<br />
15% Jugendliche bis 17 Jahre<br />
25% Frauen<br />
20% Männer<br />
Diese Veranstaltung hat gezeigt, wie effektiv die Vernetzung<br />
von XXelle Ruhrgebiet ist. Durch die Bündelung<br />
von personellen und finanziellen Ressourcen<br />
konnte dieses Projekt umgesetzt werden.<br />
5.5. Frauen und HIV / Aids / Migration<br />
Eine besonders wichtige Zielgruppe innerhalb der frauenspezifischen<br />
Arbeit sind Migrantinnen. Hierbei handelt<br />
es sich um eine sehr heterogene Personengruppe.<br />
Unterschiedliche Formen der bereits erfolgten oder<br />
noch zu erfolgender Integration in Bezug auf sprachliche,<br />
kulturelle oder soziale Integration spiegeln sich<br />
hier wieder.<br />
Die Zielgruppe Migrantinnen - Frauen mit Kindern<br />
und HIV/Aids - wurden ebenfalls durch<br />
verschiedene ruhrgebietsweite Veranstaltungen<br />
erreicht.<br />
Insgesamt nahmen 27 Teilnehmer*innen – 8<br />
Mütter, 2 Väter, 14 Kinder, 1 ehrenamtliche<br />
Mitarbeiterin und 2 Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen<br />
- an einem Familienausflug zum<br />
Ketteler- Hof, teil. Die Erfahrung der letzten<br />
Jahre hat gezeigt, dass gerade alleinerziehende<br />
Frauen und ihre Kinder mit HIV/Aids dieses<br />
Angebot sehr gerne nutzen. Oftmals verfügen<br />
diese Familien über keinerlei finanzielle Ressourcen<br />
zur Realisierung von Freizeitaktivitäten.<br />
Des Weiteren ist dieses Angebot ein krea-<br />
Am internationalen Frauentag, welcher in diesem Jahr<br />
an 100 Jahre Frauenwahlrecht erinnerte, hat die Projektnehmerin<br />
dies zum Anlass genommen und den Film<br />
Suffragetten gezeigt. Insgesamt nahmen 7 Frauen an<br />
dieser Veranstaltung teil.<br />
Der Arbeitsbereich Frauen und Migration war im Berichtsjahr<br />
gekennzeichnet durch zeitintensive Beratungs-<br />
und Begleitungsarbeit.<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> konnte durch die Projektnehmerin in<br />
Duisburg und den Kreis Wesel die Beratung / Begleitung<br />
von Frauen mit Migration und HIV / Aids sichergestellt<br />
werden. Insbesondere für Frauen mit Migrationshintergrund<br />
und HIV / Aids ist diese Form der geschlechtsspezifischen<br />
Arbeit unabdingbar.<br />
Die zielgruppenspezifische Prävention auf dem Duisburger<br />
Straßenstrich konnte im Berichtsjahr <strong>2018</strong> -in<br />
Kooperation mit einer Kollegin des Gesundheitsamtes<br />
der Stadt Duisburg- regelmäßig im 14-tägigen Rhythmus<br />
erfolgen.<br />
Zeitlich wird darauf geachtet, die Frauen möglichst<br />
noch vor Aufnahme ihrer Tätigkeit zu erreichen, um die<br />
Möglichkeit für individuelle Fragestellungen zu geben.<br />
Thematisch geht es vor allem darum, sich über sexuell<br />
übertragbare Krankheiten zu<br />
informieren, sich zu schützen und ausstiegsorientierte<br />
Problemstellungen zu bewältigen. Gerade bei drogenabhängigen<br />
Frauen, die der Beschaffungsprostitution<br />
nachgehen, sind aufgrund der HIV Relevanz in dieser<br />
Population, Beratungs- und Testangebote von großer<br />
Bedeutung.<br />
In abendlichen Gesprächen während der aufsuchenden<br />
Arbeit wird auf die verschiedenen Möglichkeiten<br />
der Substitution und entsprechende Beratungsangebote<br />
der AIDS- Hilfe Duisburg/Kreis Wesel hingewiesen.<br />
Ein mehrsprachiger Flyer, den wir insbesondere neuen<br />
Frauen auf dem Straßenstrich anbieten, weist auf<br />
HIV-Testmöglichkeiten, STI - Untersuchungsangebote<br />
im Gesundheitsamt hin. Gelegentlich werden auch<br />
konkrete Termine vereinbart, die jedoch nicht immer<br />
eingehalten werden.<br />
Während einer Straßenstrichaktion, die in Kooperation<br />
mit Kober Dortmund stattfand, wurden Flyer in verschiedenen<br />
Sprachen zur Anmelde- und Beratungspflicht<br />
nach den ProstSchG an Sexarbeiterinnen ver-<br />
57
teilt. Des Weiteren konnte die Bewerbung der LolaApp<br />
erfolgreich umgesetzt werden.<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> konnten insgesamt 360 Sexarbeiterinnen<br />
erreicht werden. Auf dem Straßenstrich in Duisburg<br />
sind ca. 80% der Frauen Migrantinnen, vor allem aus<br />
Osteuropa. Viele besitzen keine Krankenversicherung<br />
und verfügen – wenn überhaupt - nur über geringe<br />
Deutschkenntnisse.<br />
Hier ist Sensibilität und Empathie in Bezug auf unterschiedliche<br />
Kulturen und der allgemeinen Lebenssituation<br />
der Frauen gefragt.<br />
Sexarbeiterinnen sind eine multinationale, heterogene<br />
und gesundheitlich gefährdete Gruppe, die oft nur einen<br />
eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem<br />
haben. Die STI-Prävention stößt somit an Grenzen, die<br />
durch z.B. Lebensbedingungen, soziale und wirtschaftliche<br />
Zwänge, Armut, Unwissenheit über STI und Verhütungsmethoden<br />
gesetzt werden.<br />
Darüber hinaus gibt es wie bei vielen Menschen eine<br />
Tendenz, medizinische Hilfe nur bei akuten Beschwerden<br />
in Anspruch zu nehmen. Ein kontinuierliches<br />
Beratungs- und Untersuchungsangebot sollte auch<br />
aus diesem Grund eine Grundvoraussetzung für die<br />
STI-Prävention bei Sexarbeiterinnen sein.<br />
Die regelmäßige aufsuchende Arbeit ermöglicht einen<br />
langfristigen Beziehungsaufbau zu den einzelnen Sexarbeiterinnen.<br />
Darüber hinaus gewährleistet die Kontinuität,<br />
dass die Projektarbeit den sich ändernden Verhältnissen<br />
der Arbeit vor Ort angepasst wird.<br />
Hierbei steht vor allem die Verbesserung der Arbeitssituation<br />
der Frauen im Fokus. Beratungs- und medizinische<br />
Angebote werden durch niedrigschwellige,<br />
arbeitsplatznahe und aufsuchende Arbeit angeboten.<br />
und die Präsentation in der (Fach-) Öffentlichkeit.<br />
Mit Hilfe der personellen Ressourcen konnte die Beratung<br />
und Begleitung von Frauen mit HIV/ Aids sichergestellt<br />
und umgesetzt werden.<br />
Aufgrund der komplexen Problemlagen und sehr heterogenen<br />
Ausgangslagen der betroffenen Frauen beansprucht<br />
die Beratungs- und Begleitungsarbeit die<br />
größten Zeitkapazitäten. Dementsprechend sehen und<br />
setzen wir hier auch die Priorität.<br />
Nach Einführung der gesetzlichen Verpflichtungen<br />
durch das ProstSchG, ist ein verstärkter Rückzug von<br />
Sexarbeiterinnen sowohl auf dem Straßenstrich und<br />
insbesondere in den Laufhäusern der Vulkanstraße zu<br />
beobachten.<br />
Der Standort XXelle Duisburg/ Kreis Wesel ist ein wichtiger<br />
Teil der Ruhrgebietsvernetzung und mittlerweile<br />
fester Bestandteil der Angebote für Frauen mit HIV/<br />
Aids der AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V.<br />
Auf der lokalen, regionalen und landesweiten Ebene<br />
hat sich das etablierte Netzwerk hier äußerst bewährt<br />
und hervorragende kollegiale Unterstützung geleistet.<br />
In einer Reihe von Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag<br />
<strong>2018</strong> konnte auch das mit dem XXelle-Standort Duisburg<br />
/ Kreis Wesel verbundene frauenspezifische Angebot<br />
und die feste Ansprechpartnerin wieder öffentlichkeitswirksam<br />
präsentiert werden.<br />
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit konnten die Angebote<br />
auf den Internetportalen: www.xxelle.nrw.de,<br />
www.xxelle.ruhrgebiet und aufgrund einer kontinuierlichen<br />
Aktualisierung der Termine auf unserer Homepage,<br />
www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de , Frauen<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
In der Adventszeit wurde in Kooperation mit dem ÖGD<br />
Duisburg -wie jedes Jahr - eine Weihnachtsaktion in<br />
den Bordellen/ Laufhäusern und auf dem Straßenstrich<br />
in Duisburg durchgeführt.<br />
Mit tatkräftiger Unterstützung einer Sprachmittlerin,<br />
konnte die Projektnehmerin in nächtlichen Aktionen<br />
insgesamt 183 Sexarbeiterinnen mit Kondomen, und<br />
Angeboten zur Untersuchung von STI´s erreichen.<br />
Die strukturelle HIV- und STI- Prävention für Sexarbeiterinnen<br />
ist somit weiterhin unbedingt erforderlich.<br />
Projektkritik<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die frauenspezifische<br />
Arbeit von XXelle Duisburg/ Kreis Wesel<br />
wieder kontinuierlich und erfolgreich umgesetzt werden<br />
konnte.<br />
Besonders hervorzuheben ist die Erhaltung der bestehenden<br />
Vernetzungsstrukturen von XXelle Ruhrgebiet<br />
58
59
Gefördert durch das<br />
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />
Seit 1989 ist „Youthwork“ (HIV-/AIDS-Prävention in sexualpädagogischem<br />
Kontext) ein fester und wichtiger<br />
Bestandteil der Angebotspalette der AIDS-Hilfe Duisburg<br />
/ Kreis Wesel e.V. Auch wenn das alte richtliniengestützte<br />
Förderprogramm (1988 vom damaligen MAGS<br />
NRW eingeführt, s. www.youthwork-nrw.de ) im Zuge<br />
des Kommunalisierungsprozesses seit 2009 grundsätzlich<br />
nicht mehr landesgesteuert ist, so ist aufgrund der<br />
unzweifelhaften Sinnhaftigkeit nicht nur die Landesförderung<br />
erhalten geblieben, sondern auch die kommunalen<br />
Ergänzungsfinanzierungen (wenn auch gedeckelt<br />
und nicht mehr auskömmlich, s.o.) – zumal auch die<br />
„Sexualpädagogisch orientierte HIV-Primärprävention<br />
für Kinder und Jugendliche in Schulen und im außerschulischen<br />
Bereich“ zu den kommunalen Pflichtaufgaben<br />
nach Öffentlichem Gesundheitsdienstgesetz,<br />
ÖGDG § 12 (1) und dem Infektionsschutzgesetz, IfSG<br />
§ 16, zählen.<br />
Mit Hilfe einer zusätzlichen Förderung durch das damalige<br />
MGEPA NRW konnte seit 2014 eine Relaunch der<br />
Marke „Youthwork“ entwickelt werden, die seit 2016<br />
online ist und stetig weiterentwickelt wird. Das Motto<br />
„dein leben. deine lust“ macht seither noch deutlicher,<br />
um wen und was es bei „Youthwork“ geht - um junge<br />
und jugendliche Menschen und ihre Lebenssituation.<br />
Die neuen Medien bieten im Corporate Design neue Informations-<br />
und Aktionsmöglichkeiten unter dem bewährten<br />
Ansatz (s. www.youthwork-nrw.de ).<br />
Inhaltlich fußt die modernisierte Youthwork-Kampagne<br />
ganz wesentlich auf dem Landeskonzept „Weiterentwicklung<br />
der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen.<br />
Schwerpunkt Neuinfektionen minimieren“ (Juli<br />
2013), welches den spezifischen Arbeitsansatz auch<br />
sehr eindeutig untermauert:<br />
„Jugendliche gehören bislang nicht zu den besonders<br />
gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Da sie am Anfang<br />
ihrer sexuellen Aktivität stehen, sind sie jedoch eine<br />
wichtige Zielgruppe für die Primärprävention. Jugendliche<br />
stehen vor der Herausforderung, zu Beginn ihrer<br />
partnerschaftlich ausgerichteten Sexualität sich sowohl<br />
mit Fragen der Verhütung und des Schutzes vor sexuell<br />
übertragbaren Infektionen als auch mit physischen und<br />
psychischen Veränderungen auseinanderzusetzen. Die<br />
bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass personalkommunikative<br />
Ansätze in der Sexualaufklärung und<br />
Prävention diese Lernprozesse besonders fördern und<br />
unterstützen. Sie müssen jedoch frühzeitig einsetzen,<br />
kontinuierlich weitergeführt werden und sich an dem<br />
jeweiligen Entwicklungsstand, der sexuellen Orientierung<br />
und den sozialen, kulturellen und ethischen Hin-<br />
60
Die Zielgruppenanalyse erklärt eben auch die besondere<br />
Eignung des Youthwork-Angebotes einer AIDS-Hilfe,<br />
die seit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der strukturellen<br />
und vor allem zielgruppenspezifischen Präventionsarbeit<br />
besitzt. Darüber bringen wir spezifische Kenntnisse<br />
und Feldkompetenzen in den Themenfeldern der<br />
sexuellen Gesundheit, sexueller Vielfalt, Drogengebrauch<br />
und diversen Formen sozialer Benachteiligung<br />
bis hin zu Stigmatisierungsproblematiken mit und können<br />
jeweils flexibel auf Bedarfe in Gruppen oder auf<br />
Einzelpersonen reagieren. Wie bei allen Adressaten,<br />
so gilt auch - und vielleicht besonders - für Jugendtergründen<br />
der Jugendlichen ausrichten. (…)<br />
Da andere sexuell übertragbare Infektionen, insbesondere<br />
HPV, Syphilis, Tripper und Chlamydien auch<br />
Jugendliche betreffen und sich damit das Risiko einer<br />
HIV-Infektion erhöht, müssen die Inhalte der HIV/<br />
AIDS-Prävention und Sexualaufklärung mit den Informationen<br />
zur Verhinderung der o.g. Infektionen verknüpft<br />
werden. (…)<br />
wir die Nachfragen zumindest überwiegend bedienen<br />
können. Wir agieren häufig in Kooperation mit Partnern<br />
von sexualpädagogischen Angeboten, wie der pro<br />
familia in Duisburg und der AWO im Kreis Wesel, um<br />
Synergien erzielen zu können.<br />
Die Angebote der Schule und der außerschulischen<br />
Jugendarbeit werden durch HIV- und STI-Präventionsmaßnahmen<br />
der AIDS-, Sexual- und Jugendberatungsstellen<br />
unterstützt und ergänzt. Notwendig sind<br />
kontinuierliche und strukturierte Kooperationen und<br />
gemeinsame Projekte zwischen AIDS-/STI- und Sexualberatungsstellen,<br />
Jugendhilfe, Suchthilfe, Schulen<br />
und anderen Bildungseinrichtungen in öffentlicher und<br />
freier Trägerschaft.“ (Landeskonzept „Weiterentwicklung<br />
der HIV/AIDS-Prävention in NRW“ vom Juli 2013;<br />
S. 21 f; Die Druckfassung kann bestellt oder heruntergeladen<br />
werden: www.mgepa.nrw.de/ministerium/service,<br />
unter Angabe der Veröffentlichungsnummer 112).<br />
bietet HIV-/AIDS- und<br />
STI-Prävention in sexualpädagogischen Kontext in verschiedenen<br />
Formen und im Kern für die Zielgruppe jugendlicher<br />
Menschen sowie natürlich für An- und Zugehörige<br />
sowie Fachkräfte in der Jugendarbeit:<br />
• Beratung (persönlich, telefonisch, online)<br />
• Präventionsprojekte und -veranstaltungen (im<br />
schulischen und außerschulischen Bereich)<br />
• Aus-, Fort- und Weiterbildung für Multiplikator*innen<br />
• Beratung von Fachkräften in sozialen, pädagogischen,<br />
medizinischen Arbeitsfeldern<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Lokale, regionale und überregionale Kooperation,<br />
Koordination, Vernetzung.<br />
Diese wichtigen Aufgaben wurden in unserer Region<br />
auch im Berichtsjahr <strong>2018</strong> ausschließlich von den Youthworkern<br />
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel wahrgenommen,<br />
nachdem sich der Kreis Wesel per Kreistagsbeschluss<br />
seit April 2016 komplett aus diesem<br />
Aufgabenfeld herausgezogen hat. In Duisburg hat das<br />
Gesundheitsamt in den letzten Jahren ebenfalls kein<br />
eigenes Angebot mehr vorgehalten.<br />
Seit einigen Jahren sind wir also auch hier die einzigen<br />
spezialisierten Anbieter. Daher sind wir froh, wenn<br />
Jugendliche sind also per se eine besondere Zielgruppe<br />
für den Auftrag der HIV- / STI-Prävention, jedoch differenziert<br />
das besagte Landeskonzept hier noch speziell:<br />
„Besonders zu berücksichtigen sind männliche<br />
Jugendliche im „coming out“, Jugendliche, die Drogen<br />
konsumieren, und Jugendliche in schwierigen sozialen<br />
Verhältnissen, da das Infektionsrisiko in diesen Gruppen<br />
erhöht ist. Sie benötigen einen niedrigschwelligen<br />
Zugang zu den vorhandenen Angeboten der Information,<br />
Beratung und Untersuchung“ (ebd., S. 22).<br />
Der Landes-Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention unter<br />
Federführung des Referates IV A 5 „AIDS, Sucht<br />
und Drogen“ in der Abteilung IV des Ministeriums<br />
für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS NRW) (s.<br />
www.aids-nrw.de) gebührt ein großes Kompliment für<br />
die Analyse und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen.<br />
Diese sind nach wie vor auf der Höhe<br />
der Zeit. Und - aufmerksame Leser*innen unserer Jahresberichte<br />
haben es längst bemerkt – sie bestätigen<br />
unsere regionale Youthwork-Arbeit und ihre Ansätze in<br />
eindrucksvoller Weise. Zielgruppenspezifische Prävention<br />
ist unser Geschäft!<br />
61
liche der didaktische Grundsatz, dass (Präventions-)<br />
Angebote an der jeweiligen Lebenswelt (akzeptierend)<br />
orientiert werden sollten. „Die Berücksichtigung von<br />
sozialen, ethnischen, kulturellen und geschlechtsspezifischen<br />
Besonderheiten ist Voraussetzung, um Jugendliche<br />
emotional und kognitiv zu erreichen“ (Landeskonzept,<br />
a.a.O., S. 37). Darüber hinaus können Themen<br />
durchaus auch in Präventionsveranstaltungen in heterogenen<br />
Gruppen (wie Schulklassen) integriert oder<br />
exponiert platziert werden. Die Bedarfe werden jeweils<br />
in Planungsgesprächen erhoben.<br />
und dessen Implementierung im persönlichen Lebensstil.<br />
Auch darüber erklärt sich gewiss zu einem nicht<br />
unwesentlichen Teil, dass Jugendliche in Deutschland<br />
und auch in unserer Region tatsächlich nicht zu den<br />
von HIV besonders riskierten Personengruppen zählen.<br />
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von HIV-Prävention<br />
in sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen<br />
Ziel der Vermeidung von Primärinfektionen hat<br />
also nichts an Bedeutung verloren – und dass sie wirkt,<br />
beweisen nicht zuletzt die Infektions-Diagnose-Zahlen<br />
und Inzidenzannahmen des RKI (s. www.rki.de ) für<br />
das Jahr 2017, wonach die Neuinfektionen (ca. 2.700)<br />
immerhin um ca. 6% im Vergleich zum Vorjahr gesunken<br />
sind. Das sieht im Bereich einzelner anderer STI`s<br />
(Gonokokken, Chlamydien et al.) leider ganz anders<br />
aus.<br />
Insofern ist die Berücksichtigung von anderen sexuell<br />
übertragbaren Infektionen auch und gerade für Jugendliche<br />
zunehmend bedeutungsvoll, da sich nach<br />
RKI-Angaben die Diagnosen insgesamt mehren. Auf die<br />
Erwähnung wirklich belastbarer Daten für das Berichtsjahr<br />
<strong>2018</strong> müssen wir zwar noch etwas warten, aber<br />
die bisherigen Hinweise scheinen sich einmal mehr zu<br />
verifizieren.<br />
„Youthwork“ will „Appetit“ und / oder „Heiß-Hunger“<br />
machen auf präventive Kommunikation über Liebe, Sexualität<br />
& Partnerschaft – inklusive deren potentielle<br />
Risiken und Nebenwirkungen. „Youthwork“ zielt auf sexuelle<br />
Gesundheit und auf die Befähigung, ein Schutzbedürfnis<br />
kommunizieren und durchsetzen zu können.<br />
Prävention im Kontext von Gesundheitsförderung wirkt<br />
und ist zielführend im Hinblick auf eine Verankerung von<br />
Präventionswissen und die Stärkung der Handlungskompetenzen<br />
für die individuelle Gesunderhaltung sowie<br />
die Förderung eines nachhaltigen Schutzverhaltens<br />
62<br />
Sexualität und sexuell übertragbare Krankheiten müssen<br />
eindeutig weiter enttabuisiert werden. Darüber reden<br />
zu können ist eine entscheidende Voraussetzung<br />
für Schutz und Diagnostik. Hier kommt der schulischen<br />
Arbeit eine besondere Bedeutung zu, denn über den<br />
Rahmen der Schulpflicht kann es besser als in weiteren<br />
Lebensphasen funktionieren, möglichst viele Jugendliche<br />
die Erfahrung machen zu lassen, dass dies gelingen<br />
kann – dazu bedarf es guter Unterrichtsprozesse,<br />
geschulter Lehrkräfte (oder noch besser: sexualpädagogischer<br />
Fachkräfte) und am besten gezielter Projektformen<br />
in adäquaten Settings.<br />
Bei Jugendlichen tragen die Schulen (gemäß ihrem<br />
Auftrag, s. Richtlinien zur Sexualerziehung in NRW vom<br />
30.09.1999, BASS 15 – 04 Nr. 1) zudem entscheidend<br />
zur spezifischen (Sach-) Informationsvermittlung bei.<br />
Sie sollen damit allerdings nicht allein gelassen werden.<br />
So wird ihnen über den –im Juli 2012- aktualisierten<br />
Runderlass zur „HIV/AIDS-Aufklärung in den<br />
Schulen“ explizit die „Zusammenarbeit mit außerschulischen<br />
Einrichtungen und Fachkräften“ anempfohlen:<br />
„Die Behandlung des Themas HIV und AIDS legt eine<br />
enge Zusammenarbeit der Schule mit den unteren Gesundheitsbehörden<br />
sowie anderen außerschulischen<br />
Einrichtungen und Fachkräften nahe. Hierzu zählen<br />
neben der Ärzteschaft vor allem die bei den Kommunen,<br />
AIDS-Hilfen und anderen freien Trägern angesiedelten<br />
sog. Youth-Workerinnen und Youth-Worker,<br />
die insbesondere sexualpädagogisch orientierte HIV/<br />
AIDS-Aufklärung für Jugendliche durchführen. Ihre<br />
Fachkompetenz sollte sowohl in den Unterricht als auch
in Beratungs- und Entscheidungsprozesse einbezogen<br />
werden.“ (aus: BASS, 18 – 12 Nr. 4; RdErl. D. Kultusministeriums<br />
vom 01.07.1987, GABI. NW. S. 416; geänderte<br />
Fassung vom 01.07.2012)<br />
Wer HIV- und STI-Prävention ernst nimmt, muss sich<br />
auch gegen Diskriminierung und Stigmatisierung von<br />
Menschen mit HIV und den von HIV besonders betroffenen<br />
Gruppen –wie z.B. homosexuellen Jungs und<br />
Männern- stark machen. Dies berücksichtigen wir in<br />
unserer Youthwork-Arbeit –soweit es die zeitlichen und<br />
personellen Möglichkeiten zulassen – schon immer.<br />
Eine wichtige Ergänzung in unserem Angebotsportfolio<br />
ist unser ehrenamtliches Projekt SCHLAU-Duisburg<br />
(s. 5.7.). Dieses konnte im Berichtsjahr weiter stabilisiert<br />
werden und konnte über 1.600 Schüler*innen<br />
in zahlreichen workshops erreichen und ist damit das<br />
erfolgreichste SCHLAU-Projekt in NRW geworden. Das<br />
Feedback von den Schulen ist klasse und die Anfragen<br />
wachsen. Wir sind glücklich und stolz darüber. Wir bedanken<br />
uns ganz herzlich für das ehrenamtliche Engagement<br />
sowie auch für die Unterstützung durch das<br />
Jugendamt und den Jugendhilfeausschuss der Stadt<br />
Duisburg.<br />
Interessent*innen sind nach wie vor herzlich willkommen<br />
(s. http://duisburg.schlau.nrw.de oder über facebook:<br />
SCHLAU Duisburg).<br />
Die Teamerweiterung im „Youthwork“ durch die Dipl.<br />
Pädagogin Anika Walther war und ist ein Segen.<br />
Damit konnten wir prinzipiell auch wieder geschlechtsspezifische<br />
Angebote unterbreiten und neue Projektformen<br />
`aus der Wiedervorlage´ holen und umsetzen,<br />
aber auch hier sind die Kapazitäten für das Arbeitsfeld<br />
„Youthwork“ immer noch begrenzt, da Frau Walther<br />
vorwiegend im Bereich der psychosozialen Begleitung<br />
tätig war. Für die Größe der Region und die Anzahl<br />
der Schulen und Bildungsträger ist dies einfach viel zu<br />
wenig. Wir sind froh, wenn wir zumindest die meisten<br />
Nachfragen bedienen können.<br />
Als besonders wert- und sinnvoll erscheint uns ein gemeinsames<br />
Wirken von Frau und Mann im Bereich der<br />
Zielgruppe von Geflüchteten jungen Menschen. Hier<br />
haben wir im Berichtsjahr erneut äußerst positive Erfahrungen<br />
in einer ganzen Reihe von sog. Integrationsmaßnahmen<br />
mit vorwiegend männlichen Jugendlichen<br />
und jungen Männern machen dürfen, die sich durch<br />
einen regelrechten „Bildungshunger“ und durch ein<br />
hervorragendes Sozialverhalten auszeichnen.<br />
Eine wirklich dankbare Aufgabe, die wir gerne wahrnehmen<br />
und damit die Hoffnung verbinden, wichtige<br />
Impulse zu gelingenden Integrationsprozessen geben<br />
zu können.<br />
Sexualpädagogische Stadt-Rallye<br />
Die Sexualpädagogische Stadt-Rallye wurde 2015 gemeinsam<br />
mit der pro familia Duisburg und SchLAU<br />
Duisburg entwickelt.<br />
Aufgrund der damaligen personellen Engpässe bei<br />
SCHLAU Duisburg ersetzt seit August 2017 Lebenslust<br />
– Beratung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*Personen,<br />
deren Freund_innen & Familie den Workshop<br />
von SchLAU Duisburg.<br />
Im Vordergrund der sexualpädagogischen Stadt-Rallye<br />
steht die Präsentation der spezifischen Beratungs- und<br />
Hilfe-Infrastruktur Duisburgs. Mit der Rallye sollen die<br />
teilnehmenden Schüler und Schülerinnen lernen, diese<br />
im Bedarfsfall selbständig und eigenverantwortlich<br />
aufzusuchen.<br />
Darüber hinaus werden in den ca. 40 minütigen Workshops,<br />
die die Schüler*innen durchlaufen von Seiten<br />
der AIDS-Hilfe die Ansteckungswege bei HIV und sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten sowie ein vorurteilsfreier<br />
Umgang mit HIV-infizierten und an AIDS erkrankten<br />
Menschen thematisiert. Lebenslust e.V. bespricht mit<br />
den Teilnehmer*innen die sexuelle Vielfalt und den Respekt<br />
vor verschiedenen Lebens- und Liebesformen.<br />
Pro familia Duisburg stellt die Angebote für Jugendliche<br />
bezüglich Schwangerschaftskonflikt- und Sexualberatung<br />
und die sexuellen und reproduktiven Rechte<br />
Jugendlicher dar.<br />
Die Erweiterung der Kommunikations- und Alltagskompetenzen<br />
der Jugendlichen ist ein weiterer Schwerpunkt<br />
der Rallye. So gilt es auf dem Weg von der pro<br />
familia zur AIDS-Hilfe Auskünfte, die thematisch passen,<br />
bei den aktiv beteiligten Handelseinrichtungen<br />
in Duisburg zu erfragen. Beispielsweise stellen die<br />
Schüler*innen im Drogeriemarkt Fragen zu Kondomen<br />
oder sie informieren sich in einer Apotheke über die<br />
„Pille danach“.<br />
Die Rückmeldebögen, welche die Lehrer*innen im Anschluss<br />
an die Veranstaltung mit den Schüler*innen<br />
ausfüllen, dokumentieren, dass die Rallye die gesetzten<br />
Ziele erreicht. So bestätigten beispielsweise die<br />
Teilnehmer*innen, dass ihnen eine Kontaktaufnahme<br />
zu den Beratungsstellen nach der Veranstaltung in<br />
Zukunft leichter fallen würde.<br />
63
<strong>2018</strong> ließen sich in Kooperation mit der pro familia<br />
Duisburg e.V. und Lebenslust e.V. sieben Termine erfolgreich<br />
durchführen. Genutzt wurde die Rallye in diesem<br />
Jahr in erster Linie von Duisburger Gesamtschulen<br />
und einer Förderschule. Durchschnittlich nahmen<br />
<strong>2018</strong> an einer „Sexualpädagogischen Stadt-Rallye“ 28<br />
Schüler*innen im Alter von 14-17 Jahren teil. Insgesamt<br />
ließen sich mit diesem Projekt 196 Schüler*innen<br />
erreichen.<br />
Das Projekt wurde <strong>2018</strong> mit den Mitteln des „Aktionsprogrammes<br />
Kinder- und Jugendschutz“ der Stadt<br />
Duisburg gefördert.<br />
Danke!<br />
Terminmöglichkeiten und nähere Informationen zur<br />
Sexualpädagogischen Stadtrallye finden sich auf unserer<br />
Homepage (www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />
).<br />
batte zur Sexualpädagogik, die vor allem durch sog.<br />
„besorgte Eltern“ befördert wird, schließen wir uns dem<br />
Statement der Gesellschaft für Sexualpädagogik ausdrücklich<br />
an. Außerdem verweisen wir auf die Erklärung<br />
des Bundesverbandes von pro famila zum Recht<br />
auf Sexualaufklärung.<br />
Nähere Informationen zum Youthwork-Angebot finden<br />
sich auch auf der Internetseite www.youthwork-nrw.<br />
de . Die ca. 60 Youthworker*innen in NRW sind gut<br />
vernetzt und pflegen den fachlichen Austausch sowie<br />
die stete Fort- und Weiterentwicklung über eine jährliche<br />
dreitägige Fachfortbildung und durch quartalsweise<br />
Treffen der Gruppen der fünf Regierungsbezirke.<br />
Diese stellen jeweils zwei Sprecher/innen für den sog.<br />
„Sprecherkreis Youthwork“ ab, der den Kontakt mit<br />
dem Ministerium (MAGS NRW) pflegt und die Fachtagungen<br />
organisiert. Seit 2013 ist der Youthworker der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel, Dietmar Heyde, Mitglied<br />
dieses Sprecherkreises.<br />
Darüber hinaus ist Dietmar Heyde seit September 2017<br />
als Vertreter ebendieses Sprecherkreises der Youthworker*innen<br />
NRW vom Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege<br />
in die AG Aidsprävention NRW berufen.<br />
Um auch weitere Chancen auf Umsetzung kreativer<br />
Projektformen zu erhalten, die wir mit den vorhandenen<br />
Ressourcen für das Regelangebot „Youthwork“<br />
nicht vorhalten könnten, ist die „Abteilung Youthwork“<br />
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel seit 2015 beim<br />
Jugendamt der Stadt Duisburg als freier Träger der<br />
Kinder- und Jugendhilfe nach § 75 SGB VIII anerkannt.<br />
Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte<br />
Ansatz ist richtig. Repressive Ansätze<br />
sind eindeutig kontraproduktiv. Die besondere Akzeptanz<br />
dieses Ansatzes wird uns auch vor Ort durch<br />
Rückmeldungen, Resonanzen und Evaluationserfahrungen<br />
zu unseren Veranstaltungen in diesem Sektor<br />
(s. Abb. Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern)<br />
bestätigt.<br />
Dem Rechnung tragend, gestalten wir unsere HIV-Prävention<br />
in sexualpädagogischem Kontext und zielen<br />
auf einen Dialog in offener und angstfreier Atmosphäre<br />
und ohne pädagogischen Zeigefinger.<br />
„Youthwork NRW“ steht für wertorientierte, altersgemäße<br />
und fachlich fundierte Präventionsarbeit basierend<br />
auf dem Landeskonzept des Gesundheitsministeriums<br />
NRW zur Minimierung von HIV/STI-Infektionen<br />
und den Standards für die Sexualaufklärung in Europa.<br />
Dabei ist uns die Vernetzung und Kooperation im Kontext<br />
von Sexualität und Gesundheit mit professionell<br />
Tätigen und entsprechenden Facheinrichtungen ein Anliegen.<br />
Das landesweite Logo von Youthwork-NRW.<br />
5.6.1 Veranstaltungsinhalte<br />
In aller Regel werden personalkommunikative Formen<br />
massenmedialen vorgezogen. Das erfordert allerdings<br />
auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate<br />
und bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese<br />
Reduktion pädagogisch verantwortungsvoll vornehmen<br />
zu können, finden entsprechende Vor- und Nachgespräche<br />
mit den Veranstaltungspartnern statt.<br />
Im Zusammenhang der immer noch schwelenden De-<br />
64
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und<br />
Rahmenbedingungen können u.a. folgende Themenfelder<br />
behandelt werden:<br />
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork<br />
• Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und<br />
AIDS und anderen STI`s (Virologie, Immunologie,<br />
...)<br />
• Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze<br />
• Übertragungswege und –risiken<br />
• Infektionsschutzmöglichkeiten<br />
• Testverfahren und ihre Bedingungen<br />
• Epidemiologische Entwicklung und daraus<br />
resultierende Präventionserfordernisse und<br />
–strategien<br />
• Lebenssituation von Betroffenen und Anoder<br />
Zugehörigen<br />
• Umgang mit HIV-positiven oder/und an<br />
AIDS erkrankten Menschen<br />
• Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen<br />
• Drogen- und Substitutionsproblematik<br />
• HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen<br />
• Diskriminierungs- u. Stigmatisierungspotentiale<br />
• Juristische und ethische Fragestellungen<br />
• HIV in der Arbeitswelt<br />
• Sekundärpräventive Aspekte für Menschen<br />
mit HIV<br />
• Liebe, Sexualität und Partnerschaft<br />
• Sexuelle Bildung, sexuelle Gesundheit, sexuelle<br />
Rechte<br />
• LSBTI* Lebens- und Liebesformen (v.a.<br />
über SCHLAU Duisburg)<br />
• Geschlechterrollen und ihre Problematiken<br />
• Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld<br />
der Sexualität<br />
• u.a.m.<br />
Unsere Youthworkerin Anika Walther und unser Youthworker<br />
Dietmar Heyde<br />
HIV/AIDS- und STI-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem<br />
Kontext wurden von der AIDS-Hilfe<br />
Duisburg / Kreis Wesel e.V. für Schülerinnen und Schüler<br />
aller Regelschulformen sowie Kollegschulen durchgeführt.<br />
In der Regel werden unsere Angebote in den<br />
Jahrgängen ab der Klasse 9, in einzelnen begründeten<br />
Ausnahmen auch in jüngeren Jahrgängen platziert.<br />
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert<br />
konzipiert. Das Angebotsspektrum reicht<br />
hier von Formen eines „Expert*innengespräches“ im<br />
Rahmen von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem<br />
Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen und – wochen,<br />
die günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt<br />
werden.<br />
Mit dem Berichtsjahr <strong>2018</strong> blicken wir im Bereich „Youthwork<br />
/ Prävention in der Allgemeinbevölkerung“ auf<br />
ein sehr aktives Jahr mit leicht steigenden Nachfragen<br />
zurück.<br />
Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der<br />
wachsenden Bedarfe, der zunehmenden Notwendigkeit,<br />
auch andere sexuell übertragbare Krankheiten einzubeziehen<br />
und der Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes<br />
in der Region sind unsere Fachkraftressourcen<br />
trotz der stabilen Einbeziehung von Frau Walther nach<br />
wie vor begrenzt. Zudem stehen wir vor zunehmenden<br />
Finanzierungsschwierigkeiten, weil die öffentliche<br />
Förderung schon die Personalkosten des hauptamtlich<br />
Beschäftigten längst nicht mehr abdecken und wir<br />
schon lange immer mehr Eigenmittel zur Refinanzierung<br />
der Sachkosten und derer für die ehrenamtlich<br />
Tätigen einsetzen müssen. Die Gewinnung von Projektfördermitteln<br />
sowie die steigende Notwendigkeit, von<br />
den Nachfragenden (Schulen et al.) Aufwandsentschädigungen<br />
abzuverlangen, sind unerlässlich geworden.<br />
Diese Maßnahmen erfordern aber auch Zeit und Kapazitäten<br />
und senken zudem die Niedrigschwelligkeit des<br />
65
Zugangs und die Finanzierbarkeit des Angebotes für<br />
die „Kunden“. Wenn die Zuwendungsgeber (Land und<br />
Kommunen) weiterhin dieses wichtige Angebot vorhalten<br />
wollen, wird hier eine Nachbesserung unumgänglich<br />
werden!<br />
Der von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzung<br />
in Duisburg kommt ebenfalls besondere Bedeutung<br />
zu. Dabei geht es uns vor allem darum, über Multiplikator*innen<br />
eine kontinuierliche Präsenz der Präventionsthemen<br />
in den Institutionen zu schaffen und von<br />
`nur´ punktuellen Veranstaltungen wegzukommen.<br />
Durch die Vernetzung und die damit verbesserte Kooperation<br />
und Koordinierung werden Synergieeffekte<br />
erzielt. Durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit wird für<br />
die potentiellen Kunden mehr Transparenz zu den Präventionsangeboten<br />
geschaffen und den Schülerinnen<br />
und Schülern die Beratungseinrichtungen und ihre Mitarbeiter*<br />
innen bekannt gemacht.<br />
„Lernvoraussetzungsanalyse – und didaktische Konsequenzen“<br />
Wir konstatieren bei der Zielgruppe der Jugendlichen<br />
weiterhin insbesondere Defizite im Bereich von sprachlichen<br />
und kommunikativen Kompetenzen im Feld von<br />
Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Ein Erklärungsansatz<br />
mag in der intensiven Nutzung von virtuellen<br />
Medien und den damit verbundenen spezifischen Kommunikationsmustern<br />
zu finden sein (die „Explosion“ im<br />
Bereich der sog. Sozialen Netzwerke, …). Ein anderer<br />
Ansatz ist uralt, nämlich dass auch heute der Eintritt<br />
in das Abenteuer „Liebe, Sex und Partnerschaft“ immer<br />
noch mit ganz viel Aufregung, Nervosität und auch<br />
Ängsten und Sorgen verbunden ist, trotz oder gerade<br />
wegen der vermeintlichen Banalisierung der Thematik<br />
durch vielfältige einschlägige Medien, die den Jugendlichen<br />
vermeintliche Realitäten und / oder Normalitäten<br />
vorspiegeln. Hier ist einfühlsame Sexualpädagogik gefordert.<br />
In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns<br />
zudem eine – zumindest phasenweise und themenabhängige<br />
– geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll.<br />
Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen<br />
Unterschiede im Reife- und Erfahrungsgrad zwischen<br />
Mädchen und Jungen einer Jahrgangsstufe Berücksichtigung<br />
finden. In Anwesenheit des anderen Geschlechtes<br />
fällt es manchmal schwerer, in offene und ehrliche<br />
Kommunikationsprozesse hineinzufinden.<br />
Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer<br />
bin ich? Was mag ich? Was mag ich nicht? …) noch in<br />
vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich<br />
heterosexuellen Orientierungen Erfahrungen<br />
gelingender Kommunikation zwischen den Geschlechtern<br />
unentbehrlich und nicht zuletzt besonders wichtig<br />
für die Verabredung von Verhütungsmethoden, für<br />
die Durchsetzung individueller Schutzbedürfnisse. Aufgrund<br />
unserer schmalen personellen Besetzung (in der<br />
Regel sind wir „Einzelkämpfer*innen“, weil es für die<br />
gesamte Region nur eine Youthworker-Stelle gibt, können<br />
wir diese Trennungsphasen allerdings in aller Regel<br />
leider auch nicht bedienen und sind an dieser Stelle auf<br />
die Mitwirkung der Lehrenden in den Projekten angewiesen.<br />
Dies ist aber eine suboptimale Situation, da die<br />
Lehrenden nicht selten in einen Rollenkonflikt geraten<br />
können, da sie in ihrer „Hauptrolle“ am nächsten Tag<br />
wieder zensieren müssen und so eine professionelle<br />
Distanz wahren müssen.<br />
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations-<br />
und Vermittlungsmethoden und der Zeitpunkt der<br />
thematischen Auseinandersetzung von entscheidender<br />
Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass HIV/<br />
AIDS-Prävention mit Jugendlichen im Kontext von Sexualpädagogik<br />
anzusiedeln ist, dass personalkommunikative<br />
Methoden, d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu<br />
Mensch“, die an der Lebenswelt der Schüler*innen orientiert<br />
und hinsichtlich der ersten Erfahrungen zeitnah<br />
zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen<br />
Vermittlungsformen vorzuziehen sind, bzw. diese<br />
unbedingt ergänzen sollten (vgl. Landespräventionskonzept<br />
o.).<br />
Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht<br />
66
erfolgreicher Face-to-face-Kommunikation durch die<br />
rasante Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung<br />
oder für Verabredungen. Die anfängliche Anonymität<br />
wird einerseits sehr geschätzt, aber andererseits<br />
immer wieder mal missbraucht. Der Ansatz, kommunikative<br />
Kompetenzen zu fördern, wird aus unserer Sicht<br />
immer wichtiger (vgl. o.).<br />
Mit diesem spezifischen Ansatz platzieren wir unsere<br />
Veranstaltungen in der Regel frühestens ab der Jahrgangsstufe<br />
9. In den letzten Jahren kommen wir allerdings<br />
immer häufiger aus Veranstaltungen aus dieser<br />
Altersgruppe mit dem Eindruck, es sei möglicherweise<br />
für einige SuS eigentlich zu früh, sie schon in die Auseinandersetzung<br />
mit den „Risiken und Nebenwirkungen“<br />
der Sexualität zu „schubsen“. Dies gilt insbesondere<br />
für einen größeren Teil der Jungen. Grundsätzlich wäre<br />
angesichts der entwicklungspsychologischen Unterschiede<br />
ein jahrgangsstufenübergreifendes Agieren<br />
wünschenswert. Es lohnt sich, darüber mit den schulpolitischen<br />
Entscheidungsträger*innen in den Austausch<br />
zu treten. An einigen Modellschulen laufen dazu<br />
auch schon vielversprechende Ansätze.<br />
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und<br />
–bestimmung mit sozialer Verantwortung und solidarischem<br />
Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale<br />
Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit.<br />
Prävention in Zahlen:<br />
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen<br />
in der Allgemeinbevölkerung<br />
konnten wir im Berichtsjahr <strong>2018</strong> 3.753 Personen mit<br />
personalkommunikativen Formen erreichen, davon 187<br />
sog. Multiplikator*innen (Lehrkräfte und sonstige Pädagog*innen<br />
sowie ehrenamtliche Mitarbeiter*innen).<br />
Allein im schulischen Bereich (-> Youthwork-Angebote)<br />
erreichten wir in 12 Schulen des Kreises Wesel und<br />
fünf Schulen der Stadt Duisburg 1.265 Jugendliche aus<br />
allen Schulformen, 315 in außerschulischen Zusammenhängen<br />
wie offener Jugendarbeit u.a. und 1.986<br />
Jugendliche im Rahmen von personalkommunikativen<br />
Formen bei Großveranstaltungen (wie z.B. bei Veranstaltungen<br />
zum Welt-AIDS-Tag). 33,8 % der jungen<br />
Menschen kamen aus dem Alterssegment zwischen 14<br />
und 17 Jahren, 20,9 % der Jugendlichen hatten einen<br />
Migrationshintergrund (s. auch Controlling-Daten für<br />
<strong>2018</strong> im Anhang).<br />
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche<br />
und Multiplikator*innen<br />
Leicht rückläufig war in diesem Berichtszeitraum die<br />
Nachfrage nach Präventionsberatungen von Schüler*innen,<br />
die für Fach- oder Projektarbeiten unseren Rat<br />
suchten. Gleiches gilt für die Zahl der studentischen<br />
Nachfragen für Referate.<br />
Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B.<br />
Berufskollegs, insbesondere der Sektor der sog. Berufsgrundschuljahre)<br />
gab es im Berichtsjahr nur einzelne<br />
Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel<br />
wichtige Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16<br />
und 25 Jahren, die oftmals problembehaftete Sozialisationen<br />
und einen geringen Grad an Aufklärungsniveau<br />
(z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen. Stabil ist dafür<br />
die Nachfrage von Bildungsträgern, die Integrationsmaßnahmen<br />
für junge Geflüchtete anbieten (s.o).<br />
Insbesondere ein ausgeprägter „Bildungshunger“ und<br />
ein insgesamt tolles Sozialverhalten waren hier zu verzeichnen.<br />
Günstiger Weise konnten wir in diesen Gruppen<br />
mit Deutsch und Englisch sehr gut in den Dialog<br />
kommen.<br />
Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang<br />
mit schulischen Projekttagen und im Umfeld<br />
des Welt-AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit<br />
Einrichtungen der offenen Jugendarbeit eher selten.<br />
Dass wir hier allerdings auch keine Offensiven starten<br />
konnten, hat unsererseits einfach mit Kapazitätsgrenzen<br />
zu tun.<br />
5.6.4 Multiplikator*innen- und Erwachsenenbildung<br />
Die Bereitschaft der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel<br />
e.V., viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter*innen zu investieren ist nach wie vor<br />
sehr hoch, allerdings ist die Zahl der Bewerber*innen<br />
– mit der sehr positiven Ausnahme vom SCHLAU-Projekt!-<br />
zwar nicht weiter gesunken, aber leider auch<br />
nicht gestiegen. Und das nicht nur bei uns, sondern<br />
auch bei unseren Nachbar-AIDS-Hilfen. Daher konnten<br />
wir auch in diesem Jahr keine vernetzte Grundlagenausbildung<br />
anbieten.<br />
Ein modifiziertes Konzept, das mit einem geringeren<br />
Aufwand für eigene Kapazitäten einhergeht und externe<br />
Angebote des Dachverbandes der DAH einbezieht,<br />
ist immer noch in Bearbeitung. Allerdings fehlt zur Weiterbearbeitung<br />
jemand, der Kapazitäten für die überregionale<br />
Koordinationsarbeit hat.<br />
Es spricht weiterhin vieles dafür, ehrenamtliche Ressourcen<br />
gerade auch im Bereich der (Primär-) Präventionsarbeit<br />
weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren,<br />
z.B. für den peer-to-peer-Ansatz. Die aktiven<br />
Ehrenamtler*innen sind eine wichtige Ressource und<br />
die wichtigsten Multiplikator*innen. Sie zu akquirieren,<br />
zu qualifizieren und ihre Einsätze zu koordinieren erfordert<br />
aber hauptamtliche Ressourcen, die zu wenig<br />
67
vorhanden sind. Auch muss dies von zuwendenden<br />
staatlichen Strukturen so erkannt, gewollt und dann<br />
auch gefördert werden – und darf sich nicht auf „Sonntagsreden“<br />
über die Bedeutung des freiwilligen Engagements<br />
beschränken.<br />
Doch gibt es zarte Hoffnungsschimmer, dass sich Türen<br />
auch öffnen können, wie wir am Beispiel des<br />
SCHLAU-Projektes auf der Landesebene, aber auch bei<br />
der Stadt Duisburg mit ihrem Aktionsprogramm zum<br />
Kinder- und Jugendschutz und bei Förderprogrammen<br />
der Aktion Mensch erfahren durften.<br />
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen<br />
Multiplikator*innen sind in diesem Präventionsfeld<br />
natürlich die Lehrenden und / oder sozialarbeiterisch<br />
Tätigen in schulischen und außerschulischen Einrichtungen.<br />
Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick<br />
auf und im Vorfeld von Projektformen stagnieren<br />
auf sehr niedrigem Niveau. Dies hat unter anderem<br />
mit den vielfältigen Veränderungen im Schulbereich<br />
mit erheblichen Zusatzbelastungen für die Lehrkräfte<br />
zu tun. Fortbildungen, die mit Unterrichtsausfall verbunden<br />
sind, sind nicht leicht zu installieren. Dies hat<br />
auch damit zu tun, dass wir überwiegend bei z.T. schon<br />
sehr lange etablierten Projekten agieren und hier nicht<br />
mehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Darüber<br />
hinaus wirkt hier in sehr positivem Sinne die alljährliche<br />
Fachtagung des AK Prävention Duisburg in genau<br />
diese Richtung (s.u.). Natürlich wäre eine Ausweitung<br />
des Angebotes wünschenswert, aber wir sind nach wie<br />
vor froh, wenn wir mit unseren begrenzten Ressourcen<br />
die Nachfragen weitestgehend bedienen können.<br />
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation<br />
des aktuellen Wissensstandes zu HIV und AIDS über die<br />
epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende<br />
Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin<br />
zu Aspekten spezieller Fortbildung im Feld der Kommunikation,<br />
wie Gesprächsführung und Moderation.<br />
in Duisburgs Stadtfenster. Gute Arbeit, Frau Jungeblodt<br />
– Danke!<br />
Mit 52 Teilnehmenden aus verschiedensten Einrichtungen<br />
der Jugendarbeit war diese Fachtagung durchschnittlich<br />
gut besucht und erhielt ein sehr gutes Feedback.<br />
Neben inhaltlichen Anregungen und methodischen Zugangsformen<br />
dient die Fachtagung immer auch dem<br />
Ziel, die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen<br />
lernen zu können.<br />
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung<br />
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen<br />
in Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bei<br />
sonstigen Pflegeanbietern und im medizinischen Versorgungssystem<br />
verortet. Insbesondere bei den Krankenpflegeschulen<br />
unserer Region verzeichnen wir sehr<br />
stabile Nachfragen und hocherfreuliche Rückmeldungen.<br />
Insbesondere wird geschätzt, dass wir von der<br />
medizinischen Seite bis zu den Tiefen im psychosozialen<br />
Bereich die ganze Bandbreite des komplexen Themenfeldes<br />
rund um das Phänomen „HIV / AIDS und<br />
andere sexuell übertragbare Infektionen“ abdecken<br />
können. Nicht zuletzt auch in diesem Tätigkeitsfeld bewährt<br />
sich das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der<br />
Verbindung von Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband<br />
sowie der Ansatz der Strukturellen Prävention immer<br />
wieder aufs Neue.<br />
Vereinzelt tauchen auch –wieder- Anfragen aus dem<br />
Bereich der Altenpflegeseminare auf, was uns sehr erfreut,<br />
weil es doch zeigt, dass immer mehr Menschen<br />
mit HIV auch hier in Erscheinung treten, da sie immer<br />
größere Chancen auf ein Älterwerden haben.<br />
Ein zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen<br />
und die damit verbundenen Ziele an Schulen und in<br />
außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst<br />
ganzjährig zu platzieren. Geschulte Pädagog*innen,<br />
Erzieher*innen oder Sozialarbeiter*innen und –pädagog*innen<br />
sollten diese repräsentieren, zumindest mit<br />
Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als<br />
Ansprechpartner*innen für die Jugendlichen bekannt<br />
sein / werden.<br />
Auch für das Berichtsjahr <strong>2018</strong> hat der AK Prävention<br />
Duisburg die schon für 2017 geplante Fachtagung für<br />
Multiplikator*innen am 19. Juni mit dem Schwerpunktthema<br />
„Gender TÜV – Geschlechterrollen auf dem Prüfstand“<br />
umsetzen können – und zwar erstmalig unter<br />
der Federführung unserer neuen AIDS-Koordinatorin<br />
des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg, Frau Martina<br />
Jungeblodt und erstmalig in den Räumen der VHS<br />
68
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />
Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber:<br />
• Beteiligung an der Grundlagenausbildung für Ehrenamtler*innen inhouse und in der Ruhrgebietsvernetzung<br />
der AIDS-Hilfen<br />
• Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg<br />
• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei den NRW-Youthworker-Arbeitskreisen<br />
und dem Youthwork-Qualitätszirkel sowie im Sprecherkreis der NRW Youthworker*innen<br />
• Vertretung des Youthwork-NRW-Projektes in der AG Aidsprävention NRW<br />
• Evaluation und Qualitätssicherung – Fortführung des Verfahrens beim Youthwork-Förderprogramm-Controlling<br />
MGEPA, NRW – seit 2013 der landesweiten Datenerhebung über die AG<br />
Aidsprävention<br />
• Beratung / Informationen für Zeitungs- TV- und Radio-Redaktionen sowie für politische Entscheidungsträger<br />
• Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei Informations- und Präventionsprojekten<br />
• Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und Multiplikator*innen<br />
• Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder Projektgestaltung zum<br />
Thema HIV / AIDS und anderer STI`s<br />
• Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche<br />
• E-mail Beratung<br />
• Unterstützung von Jugendvertretungs- und Schülerzeitungsredakteur*innen<br />
• Geschäftsführung<br />
• u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)<br />
•<br />
Abb.:<br />
Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern<br />
69
SCHLAU Duisburg<br />
Der Unterstrich (auch als GenderGap bezeichnet)<br />
schafft einen Raum für alle sozialen und geschlechtlichen<br />
Identitäten, die sich nicht in die Dichotomie von<br />
weiblich und männlich einordnen<br />
Seit 2013 ist die AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V.<br />
Träger des ehrenamtlichen Projektes SCHLAU. SCHLAU<br />
steht für Schwul Lesbisch Bi Inter Trans* Aufklärung<br />
durch welche nachhaltige Antidiskriminierung in Duisburg<br />
(und im Kreis Wesel) erreicht werden soll.<br />
Beschreibung<br />
Mittels pädagogischer Methoden und evaluierter Konzepte<br />
führt SCHLAU niedrigschwellig und unaufgeregt<br />
in die Themengebiete ein. Dabei wird über Lebenswirklichkeiten<br />
und Biografien, das eigene Coming-Out,<br />
Diskriminierungserfahrungen und Rollenbilder gesprochen.<br />
Vorurteile und Klischees können so wirkungsvoll<br />
abgebaut werden und SCHLAU leistet damit einen<br />
grundlegenden Beitrag zu nachhaltiger Antidiskriminierung,<br />
effektiver Gewaltprävention und demokratischer<br />
Menschenrechtsbildung. Denn die Vision von SCHLAU<br />
ist eine Gesellschaft, in der alle Menschen ohne Angst<br />
verschieden sein können.<br />
Im Zentrum von SCHLAU steht die Begegnung zwischen<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Les-<br />
wollen und /oder können.<br />
ben, Schwulen, Bi-, Intersexuellen und Trans*. Die dahinterstehende<br />
Idee ist, dass Vorurteile und Klischees<br />
durch die direkte Begegnung wirkungsvoll hinterfragt<br />
und abgebaut werden können. Wir möchten die Jugendlichen<br />
mit Lesben, Schwulen, Bi-, Intersexuellen<br />
und Trans* ins Gespräch bringen:<br />
„Damit nicht mehr über uns geredet wird, sondern mit<br />
uns!“<br />
Denn noch immer zeigen Studien in trauriger Regelmäßigkeit,<br />
dass Homo- und Transphobie feste Bestandteile<br />
in Klassenräumen, Freizeiteinrichtungen<br />
und auf Schulhöfen sind. Manchmal entsteht so ein<br />
Klima gegenseitiger Feindseligkeit, unter dem nicht<br />
nur homo- und bisexuelle sowie inter- und transgeschlechtliche<br />
Jugendliche leiden, sondern das alle<br />
betrifft. SCHLAU-Workshops thematisieren diese Diskriminierungsmechanismen,<br />
geben authentische Einblicke<br />
in gleichgeschlechtliche Lebensweisen und vermitteln<br />
Akzeptanz gegenüber der Vielfalt menschlicher<br />
Lebensentwürfe.<br />
70
Kooperation mit dem Träger<br />
SCHLAU Duisburg agiert weitgehend eigenständig,<br />
bedarf aber eines Trägers. Die AIDS-Hilfe Duisburg<br />
Kreis Wesel e.V. stellt sich dazu gerne zur Verfügung.<br />
SCHLAU erhält administrative Unterstützung<br />
sowie Sach-Unterstützung z.B. einen Arbeitsplatz,<br />
Zugriff auf Materialien und im Rahmen der Möglichkeiten<br />
personelle Unterstützung durch die AIDS-Hilfe<br />
Mitarbeiter_innen. Die Zusammenarbeit und das<br />
Verhältnis der beiden Institutionen werden durch<br />
eine Kooperationsvereinbarung geregelt.<br />
Einsätze<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> konnten die ehrenamtliche Teamer_<br />
innen von SCHLAU Duisburg über 1600 Schüler_<br />
innen in über 60 Workshops erreichen.<br />
Neben den Workshops haben die Teamer_innen<br />
an Infoständen wie beispielweise beim CSD in<br />
Duisburg über die Arbeit von SCHLAU sowie über<br />
Homo,- und Transphobie aufgeklärt.<br />
Erfolge<br />
SCHLAU Duisburg wurde im Juni <strong>2018</strong> mit dem Sonderpreis<br />
für Engagement von dem Paritätischen Dienst<br />
NRW ausgezeichnet. Dieser Preis war mit einem Preisgeld<br />
von 2.000,-€ dotiert. Neben dieser Auszeichnung,<br />
wurde SCHLAU Duisburg von dem Queer Magazin<br />
„Fresh“ im Mai <strong>2018</strong> als Gruppe des Monats gekürt.<br />
Neben diesen Auszeichnungen gelang es SCHLAU<br />
Duisburg auch die Medien auf das Projekt aufmerksam<br />
zu machen. Neben einem großen Zeitungsartikel<br />
in der WAZ/ NRW sowie der Rheinischen Post berichtete<br />
das Stadtfernsehen „Studio47“ sowie der WDR<br />
Duisburg über das lokale Projekt.<br />
Durch diese Medienpräzens konnte SCHLAU Duisburg<br />
neue Schulen für sich gewinnen und hat bereits zahlreiche<br />
Anfragen für das kommende Jahr.<br />
Vernetzung<br />
SCHLAU Duisburg ist Teil des landesweiten Netzwerkes<br />
SCHLAU NRW, getragen vom Schwulen Netzwerk NRW<br />
e.V. Die Landesstruktur steht im Kontakt zur Landespolitik<br />
und den fördernden Ministerien. Schulungen und<br />
Dokumentation zählen zu den dortigen Aufgaben, wie<br />
auch die bundesweite Vernetzung.<br />
71
6. SELF Duisburg Kreis Wesel<br />
Einleitung<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel beobachtet seit<br />
Jahren eine wachsende Zahl unter der Klient*innenschaft,<br />
die aufgrund vielfältiger lebenspraktischer Problemlagen<br />
einen besonders hohen Beratungs- und<br />
Begleitungsbedarf haben. Die Erweiterung unseres Angebotsportfolios<br />
um das Ambulant Betreute Wohnen<br />
war angezeigt.<br />
Im Oktober 2017 wurde eine Starthilfeförderung zum<br />
„Aufbau eines Ambulant Betreuten Wohnen-Projektes<br />
in einer bestehenden Organisation“ durch die Aktion<br />
Mensch bewilligt. Durch die Förderung ist es uns nun<br />
möglich, über (max.) 4 Jahre eine Förderung der Personalkosten<br />
zu erhalten, um das Angebot strukturiert<br />
aufzubauen.<br />
Zum 1. März <strong>2018</strong> konnte mit der Einstellung einer<br />
fachlichen Leitung sowie einer Verwaltungskraft das<br />
Projekt starten und das Angebot seine Arbeit aufnehmen.<br />
Im Vordergrund der ersten Zeit stand die Antragsstellung<br />
auf Abschluss einer Leistungs- und Prüfungsvereinbarung<br />
(LPV) mit dem Landschaftsverband<br />
Rheinland. Das Antragsverfahren konnte im September<br />
<strong>2018</strong> positiv abgeschlossen werden, sodass die LPV<br />
zum 01. November <strong>2018</strong> in Kraft trat.<br />
Da die AIDS-Hilfe die Weseler Außenstelle Ende 2016<br />
aufgeben musste und nun nur noch über eine Geschäftsstelle<br />
in der Bismarckstraße 67 in DU-Neudorf<br />
verfügt, beschränkt sich das Zuständigkeitsgebiet des<br />
Ambulant Betreuten Wohnens auf die Stadt Duisburg.<br />
Die Betreuung von Personen aus dem Kreis Wesel ist<br />
nur im Rahmen einer Ausnahmeregelung möglich –<br />
z.B., weil eine HIV-Infektion vorliegt oder jemand zum<br />
LSBTIQ-Bereich gehört.<br />
Ist perspektivisch abzusehen, dass der Bedarf im Kreis<br />
Wesel soweit ansteigt, dass es den Status der Ausnahme<br />
übersteigt, werden wir entsprechende Vorbereitungen<br />
treffen (Beschaffung von Büroräumlichkeiten<br />
und weiterer Infrastruktur) und zeitnah an den Landschaftsverband<br />
herantreten, um eine Erweiterung des<br />
Gebietes zu beantragen.<br />
Menschen mit HIV-Infektion/AIDS-Erkrankung sind<br />
im Alltag leider immer noch Diskriminierungen und<br />
Stigmatisierungen ausgesetzt. Darum entschieden<br />
wir, dem Ambulant Betreuten Wohnen einen eigenen<br />
Namen zu geben: SELF Duisburg / Kreis Wesel. Die<br />
Abkürzung bedeutet selbstbestimmtes Leben fördern.<br />
Der Name verrät nach Außen somit weder einen Infektions-<br />
noch einen Krankheitshintergrund. Das Angebot<br />
verfügt über eine eigne Homepage: www.self-dukw.de.<br />
Zielgruppe:<br />
Zielgruppe des Ambulant Betreuten Wohnens sind Personen<br />
mit einer psychischen und/oder Suchterkran-<br />
72<br />
kung, die Unterstützung im Alltag und beim selbständigen<br />
Wohnen benötigen.<br />
SELF legt den Schwerpunkt auf die Betreuung von<br />
Menschen mit einer HIV-Infektion/AIDS-Erkrankung<br />
oder chronischen Hepatitis C. Aufgrund der besonderen<br />
Erfahrung und Zielgruppennähe sind auch LSBTIQ bei<br />
uns gut aufgehoben.<br />
Unsere Klient*innen sind in der Regel erheblich an der<br />
Teilhabe in der Gesellschaft eingeschränkt und benötigen<br />
Unterstützung und Begleitung bei alltäglichen Aufgaben.<br />
Durch die Folgen einer Suchtmittelabhängigkeit, einer<br />
psychischen Erkrankung oder einer HIV-Infektion rücken<br />
Begleiterkrankungen, Funktionsstörungen und<br />
anderen Beeinträchtigungen in den Fokus. Die günstigen<br />
Effekte der Therapien sind zudem nur unter der<br />
Bedingung einer zuverlässigen und regelmäßigen Nutzung<br />
der Behandlungen zu erzielen. Dies erfordert allerdings<br />
möglichst tragfähige Lebensverhältnisse und<br />
psychische Stabilität. Dabei spielt insbesondere die<br />
Wohnsituation und die soziale Verankerung der Betroffenen<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Die Klient*innen erhalten beispielsweise Hilfe bei der<br />
Haushaltsführung und bei der Sicherung der eigenen<br />
Wohnung. Oftmals bestehen finanzielle Sorgen oder<br />
Schulden. Häufig lebt die/der Klient*in zurückgezogen<br />
und isoliert. Beziehungen zur Herkunftsfamilie oder<br />
tragfähige Freundschaften bestehen nur selten.<br />
Auch der Gang zum Facharzt und die Organisation der<br />
Termine und Behandlungspläne überfordern unseren<br />
Personenkreis teils so stark, dass nur eine Begleitung<br />
durch das Ambulant Betreute Wohnen die medizinische<br />
Versorgung der Betroffenen sicherstellt.<br />
Auch Angebote zur Freizeitgestaltung und zur Strukturierung<br />
des Tages hält SELF bereit. Es gilt, die Betreuten<br />
zu unterstützen, ihren Alltag selbständig zu gestalten<br />
und die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen zu<br />
fördern. Ziel ist die Reduzierung der Isolation und die
Kooperationen:<br />
Als Anbieter der Eingliederungshilfe in Duisburg und<br />
dem Kreis Wesel ist es jedoch auch unsere Aufgabe,<br />
auf Änderungen der Bedarfe in der Hilfslandschaft<br />
aufmerksam zu machen und uns aktiv zu vernetzen.<br />
Hierzu ist unsere fachliche Leitung Mitglied der Psychosozialen<br />
Arbeitsgemeinschaft Erwachsenenpsychiatrie<br />
in der Stadt Duisburg sowie im Kreis Wesel. Zudem<br />
beteiligt sich die Geschäftsführung an der Trägerkonferenz<br />
Duisburg. Die Netzwerkarbeit mit der regionalen<br />
Versorgungsstruktur ist Teil der Qualitätssicherung<br />
Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe.<br />
Im November und Dezember <strong>2018</strong> wurden bereits erste<br />
Anfragen bearbeitet und Kontakt zu interessierten<br />
Personen aufgenommen. Es fanden weiter Erst- und<br />
Übergabegespräche mit den Klient*innen und den jeweiligen<br />
vermittelnden Stellen statt.<br />
Der erste Klient wurde am 08.01.2019 beim überörtlichen<br />
Leistungsträger – dem Landschaftsverband<br />
Rheinland – angemeldet. Eine weitere Betreuung folgte<br />
Ende Januar.<br />
unseres Angebotes und schafft wertvolle Synergieeffekte.<br />
So konnten nicht nur die bereits bestehenden<br />
Kooperationen weiter genutzt und ausgebaut werden.<br />
Es wurden auch Partner*innen dazugewonnen, z.B.<br />
weitere Beratungsstellen oder die Stadtteilsozialarbeit<br />
in Duisburg.<br />
Die Landesstelle Aidshilfe NRW bietet ihren Mitgliedern<br />
eine Plattform zum fachlichen Austausch und der inhaltlichen<br />
Weiterentwicklung. Dies gestaltet sich dialogisch<br />
und im Rahmen von Vernetzungstreffen.<br />
Ausblick:<br />
Bislang verzeichnet SELF eine hohe Nachfrage, sodass<br />
wir eine Vergrößerung des Angebotes im kommenden<br />
Geschäftsjahr prognostizieren. Dies wird auch mit dem<br />
Ausbau der Personalstunden einhergehen.<br />
Zur Erweiterung gehört auch, dass vermehrt Gruppenangebote<br />
bereitgestellt und Freizeitaktivitäten durchgeführt<br />
werden sollen.<br />
In Bezug auf die Veränderungen durch die nächste<br />
Umsetzungsstufe des Bundesteilhabegesetztes (BTHG)<br />
wird in 2019 die Angebotskonzeption angepasst und<br />
notwendige Umstellungen umgesetzt.<br />
73
7. Ehrenamtliche Mitarbeit<br />
Im Berichtsjahr waren regelmäßig 25 Personen ehrenamtlich<br />
für die AIDS-Hilfe tätig. Punktuell, wie zum<br />
Beispiel im Rahmen der CSD-Saison oder beim WAT<br />
beteiligen sich weitere interessierte Menschen an unserer<br />
Arbeit und unterstützen uns tatkräftig.<br />
Das ehrenamtliche Engagement ist für das Angebot<br />
der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. weiterhin<br />
überaus wichtig. Ohne die freiwilligen Mitarbeiter*innen<br />
könnten wir unser umfangreiches Angebot nicht<br />
aufrechterhalten. Daher an dieser Stelle unser großer<br />
Dank für den unermüdlichen Einsatz und die vielen<br />
unentgeltlich geleisteten Stunden des freiwilligen Engagements<br />
– auch im Jahre <strong>2018</strong> wieder über 3.200<br />
Stunden!<br />
Die AIDS-Hilfe bietet vielfältige Aufgabengebiete, in<br />
denen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen engagieren<br />
können. Diese umfassen die Begleitungsarbeit,<br />
Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust,<br />
SCHLAU Duisburg, Telefon- und E-Mail-Beratung,<br />
Chat-Beratung, die Prävention im Bereich HIV & Drogen,<br />
die „Knastarbeit“, Vorstandsarbeit, Mittwochs-Café,<br />
das JES-Frühstück und die Weihnachtsfeier. Einige ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter*innen arbeiten in mehreren<br />
Bereichen, andere haben sich spezielle Aufgabengebiete<br />
gesucht, so zum Beispiel das JES-Frühstück.<br />
Wir bieten unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen:<br />
• Kostenlose Qualifizierung, Fort- und Weiterbildung,<br />
• Spannende Themenfelder,<br />
• Aktive Mitgestaltung der Weiterentwicklung<br />
der AIDS-Hilfe,<br />
• Teamwork, soziale Kontakte, qualifizierte Ansprechpartner,<br />
• Fahrtkostenerstattung,<br />
• Unfall- und Haftpflichtversicherungsschutz,<br />
• Umfang und Dauer der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
ist frei wählbar!<br />
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sind in den unterschiedlichsten<br />
Berufen aktiv, sind HIV-negativ oder<br />
HIV-positiv, setzen sich aus Frauen und Männern aus<br />
allen sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen<br />
aus den unterschiedlichsten politischen Richtungen.<br />
Dies bedeutet für die Arbeit der AIDS-Hilfe einen<br />
enormen Erfahrungsschatz, der in unsere Arbeit mit<br />
einfließt.<br />
Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser<br />
Mittwochs-Café (siehe auch Punkt 3.5). Hier ist der<br />
zentrale Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen<br />
oder sich untereinander oder mit den hauptamtlich<br />
Tätigen auszutauschen.<br />
74
Mit unserem traditionellen Dezember-Aktiventreffen<br />
dankte die AIDS-Hilfe den ehrenamtlich Mitarbeitenden.<br />
Zu einem leckeren Buffet richtete das hauptamtliche<br />
Team den Gruppenraum gemütlich her. In stilvoller<br />
Atmosphäre und geselliger Runde fand in unserem Café<br />
der Abend statt. Wie in den Vorjahren konnten wir uns<br />
bei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
für ihre Tätigkeit im abgelaufenen Jahr und auch bei<br />
den Veranstaltungen zum WAT bedanken. Unter den<br />
Anwesenden fand ein reger Austausch statt.<br />
schwieriger wird, Kapazitäten für ein überregionales<br />
Engagement frei zu stellen.<br />
So müssen wir zurzeit für die Einsteigerschulungen auf<br />
die Verbandsangebote verweisen, können aber natürlich<br />
unsere spezifischen AIDS-Hilfe Bedarfe in verschiedenen<br />
Formen in der Regel auch intern abdecken. Die<br />
großen Synergien sind aber zunächst mal weg.<br />
Gute Gespräche bei vorweihnachtlicher Atmosphäre –<br />
unser Danke schön! – Sonder-Aktiven-Treffen<br />
6.2 Externe Fortbildungen<br />
6.1. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter*innen<br />
Im Berichtsjahr fand erneut leider keine Schulung für<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in Vernetzung mit den<br />
AIDS-Hilfen Bochum, Essen und Oberhausen statt.<br />
Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat<br />
für ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter*innen.<br />
Nicht nur im eigentlichen HIV/AIDS-Bereich,<br />
sondern auch bei anderen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten und in der Sozialgesetzgebung ergeben<br />
sich immer schneller Veränderungen. Fortwährende<br />
Weiterbildungen garantieren somit eine kompetente<br />
und aktuelle Beratung und daraus resultierend entsprechende<br />
Qualitätssicherung.<br />
Vor dem Hintergrund des hohen Ressourceneinsatzes<br />
von hauptamtlichen Trainer*innen sollte ein modifiziertes<br />
Konzept mit einer Basisschulung über den Dachverband<br />
der DAH und aufbauenden Modulen in den Aidshilfen<br />
entstehen. Das Gerüst dazu konnte entwickelt<br />
werden, allerdings stockt der Prozess, weil es immer<br />
Wir bedanken uns abschließend an dieser Stelle für das<br />
enorme freiwillige Engagement und die vielen Stunden<br />
ehrenamtlicher Arbeit bei unserem „EA-Team“!<br />
75
Controlling-Daten für das Kalenderjahr <strong>2018</strong> -<br />
Verteilung nach Arbeitsfeldern<br />
1. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr <strong>2018</strong> durch Maßnahmen primärpräventiver Zielsetzung<br />
(personalkommunikativ) :<br />
Gesamt 14.578 (2017: 13.170)<br />
Davon im Arbeitsbereich :<br />
1.1. Youthwork u. Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />
Gesamt: 3753 ( 25,7 %)<br />
Davon männlich 1779<br />
Davon weiblich 1974<br />
Mit erkennbarem Migrationshintergrund 783<br />
Ohne erkennbaren Migr.hintergrund 2970<br />
Bis 21 Jahre 2042<br />
Über 21 Jahre 1711<br />
1.2. Beratung (persönlich, telefonisch, inkl. bundesweite Telefonberatung u.per e-mail)<br />
Gesamt : 1423 ( 9,8 %)<br />
Davon männlich 768<br />
Davon weiblich 655<br />
Mit Migrationshintergrund 379<br />
Ohne Migrationshintergrund 1044<br />
Bis 21 Jahre 108<br />
Ab 22 Jahre 1315<br />
76
1.3 Frauen (inkl. überregionale Aktionen i. R. der Landesarbeitsgemeinschaft; AG XXelle-Ruhrgebiet , …)<br />
Gesamt : (100% weiblich) 539 ( 3,7 %)<br />
Mit Migrationshintergrund 431<br />
Ohne Migrationshintergrund 108<br />
Bis 21 Jahre 50<br />
Ab 22 Jahre 489<br />
1.4 Migration (in <strong>2018</strong> subsumiert in Beratung 1.2, Frauen 1.3 u. YW 1.1)<br />
Gesamt :<br />
Davon männlich<br />
Davon weiblich<br />
Bis 21 Jahre<br />
Ab 22 Jahre<br />
1.5 Herzenslust regional (inkl. Beratung & Test, CSD Duisburg-Veranstaltungen, queer-life, Parties, …)<br />
Gesamt : 3135 (21,5 %)<br />
Davon männlich: 2207<br />
Davon weiblich 928<br />
Mit Migrationshintergrund 380<br />
Ohne Migrationshintergrund 2755<br />
Bis 21 Jahre 479<br />
Ab 22 Jahre 2656<br />
1.6 Herzenslust (Knotenpunktarbeit im Ruhrgebiet, fast vollständig über ZSP-Landesmittel gefördert)<br />
(CSDs Köln, Düsseldorf und Essen, ..)<br />
Gesamt : 410 (2,8 %)<br />
Davon männlich 345<br />
Davon weiblich 65<br />
Mit Migrationshintergrund 80<br />
Ohne Migrationshintergrund 330<br />
Bis 21 Jahre 65<br />
Ab 22 Jahre 345<br />
77
1.7. SCHLAU Duisburg (seit 06/2013 in Trägerschaft der AIDS-Hilfe)<br />
Gesamt: 1624 (11,1 %)<br />
Davon männlich: 998<br />
Davon weiblich: 626<br />
Mit Migrationshintergrund: 538<br />
Ohne Migrationshintergrund: 1086<br />
Bis 21 Jahre: 1570<br />
Ab 22 Jahre: 54<br />
1.8. Justizvollzug („Knastarbeit“) (JVA Du-Hamborn mit Zweigstelle Dinslaken)<br />
Gesamt : (alle über 21 Jahre!) 200 (1,4 %)<br />
Davon männlich 20<br />
Davon weiblich 180<br />
Mit Migrationshintergrund 120<br />
Ohne Migrationshintergrund 80<br />
1.9. Drogen (allgemeine und zielgruppenspezifische Präventionsarbeit d. AH)<br />
Gesamt : 444 (3,1 %)<br />
Davon männlich 333<br />
Davon weiblich 111<br />
Mit Migrationshintergrund 62<br />
Ohne Migrationshintergrund 382<br />
Bis 21 Jahre 27<br />
Ab 22 Jahre 417<br />
1.10. Spritzentausch (über persönlichen Kontakt, ohne Automaten in Du. u. Wesel)<br />
Gesamt : 2500 (17,1 %)<br />
Davon männlich 2000<br />
78
Davon weiblich 500<br />
Mit Migrationshintergrund 350<br />
Ohne Migrationshintergrund 2150<br />
Bis 21 Jahre 230<br />
Ab 22 Jahre 2270<br />
1.11. Substitution (an Wochenenden und Feiertagen in Duisburg, flankierende personalkommunikative<br />
Maßnahmen)<br />
Gesamt : 550 (3,8 %)<br />
Davon männlich 430<br />
Davon weiblich 120<br />
Mit Migrationshintergrund 95<br />
Ohne Migrationshintergrund 455<br />
Bis 21 Jahre 0<br />
Ab 22 Jahre 550<br />
1. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr <strong>2018</strong> durch Maßnahmen sekundär- und tertiärer Zielsetzung<br />
(personalkommunikativ)<br />
Gesamt : 1.017 (2017: 1.114)<br />
1.1 (Psychosoziale-) Begleitung<br />
Gesamt : 762 (74,9 %)<br />
Davon männlich 401<br />
Davon weiblich 361<br />
Mit Migrationshintergrund 254<br />
Ohne Migrationshintergrund 508<br />
Bis 21 Jahre 26<br />
Ab 22 Jahre 736<br />
79
1.2 Beratung (für <strong>2018</strong> in 2.1. PSB integriert)<br />
Gesamt :<br />
Davon männlich<br />
Davon weiblich<br />
Mit Migrationshintergrund<br />
Ohne Migrationshintergrund<br />
Bis 21 Jahre<br />
Ab 22 Jahre<br />
1.3 Justizvollzug<br />
Gesamt : 0 (0,0 %)<br />
Davon männlich 0<br />
Davon weiblich 0<br />
Mit Migrationshintergrund 0<br />
Ohne Migrationshintergrund 0<br />
Ab 22 Jahre (alle!) 0<br />
1.4 Frauen<br />
Gesamt : 182 (17,9 %)<br />
Mit Migrationshintergrund 86<br />
Ohne Migrationshintergrund 96<br />
Bis 21 Jahre 3<br />
Ab 22 Jahre 179<br />
1.5 Migration (s. 2.1. Begleitung und 2.4. Frauen)<br />
80
2.6 Drogen<br />
Gesamt: 48 (4,7 %)<br />
Davon männlich 45<br />
Davon weiblich 3<br />
Mit Migrationshintergrund 9<br />
Ohne Migrationshintergrund 39<br />
Bis 21 Jahre 0<br />
Ab 22 Jahre (alle!) 48<br />
1.7 Youthwork (hier nur Personen! mit i.d.R. mehreren Kontakten!)<br />
Gesamt : 25 (2,5 %)<br />
Davon männlich 18<br />
Davon weiblich 7<br />
Mit Migrationshintergrund 5<br />
Ohne Migrationshintergrund 20<br />
Bis 21 Jahre 2<br />
Ab 22 Jahre 23<br />
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82
83
84
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Mens<br />
die U<br />
und b<br />
Tät<br />
beit<br />
mit<br />
AID<br />
Hep<br />
ne<br />
in<br />
Das<br />
/ K<br />
ben<br />
sow<br />
zial<br />
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Ambulant<br />
Betreutes<br />
Wohnen<br />
für<br />
enschen mit psychischen Erkrankungen<br />
und<br />
Menschen mit Suchterkrankung,<br />
ie Unterstützung bei der Alltagsbewältigung<br />
nd beim eigenständigen Wohnen benötigen.<br />
Tätigkeitsschwerpunkt unserer Arbeit<br />
ist die Begleitung von Menschen<br />
mit einer zusätzlichen HIV-Infektion/<br />
AIDS-Erkrankung und/oder chronischen<br />
Hepatitis C. Diese sind allerdings keine<br />
Voraussetzung für die Aufnahme<br />
in das Ambulant Betreute Wohnen.<br />
So erreichen Sie uns<br />
SELF Duisburg / Kreis Wesel<br />
Bismarckstraße 67<br />
47057 Duisburg<br />
Telefon: 0203 / 666 222<br />
Fax: 0203 / 6 99 84<br />
Mail: info@self-dukw.de<br />
Internet: www.self-dukw.de<br />
Erreichbarkeit:<br />
Mo: 08.30 – 18-00<br />
Di: 08.30 – 17.00<br />
Mi: 08.30 – 17.00<br />
Do: 08.30 – 17.00<br />
Fr: 08.30 – 16.00<br />
Ambulant<br />
Betreutes<br />
Wohnen<br />
Das Ziel der Hilfe von SELF Duisburg<br />
/ Kreis Wesel ist eine selbständige Lebensführung<br />
im eigenen Wohnraum<br />
sowie die (Wieder-) Erlangung sozialer<br />
Teilhabe an der Gesellschaft.<br />
SELF Duisburg Kreis / Wesel ist ein Angebot der<br />
und wird unterstützt von der<br />
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