14.05.2019 Aufrufe

JB_2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1


1. Geschäftsbericht für das Jahr <strong>2018</strong> 4<br />

2. Beratung 18<br />

2.1 Einleitung 18<br />

2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor Beratung 18<br />

2.2.1 Persönliche Beratung 18<br />

2.2.2 Telefonische Beratung 19<br />

2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung 19<br />

2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet 20<br />

2.2.5 E-Mail Beratung 20<br />

2.3 Danksagung 21<br />

3. Begleitung 22<br />

3.1 Einzelbegleitung 23<br />

3.2 Positivenfond 23<br />

3.3 Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen 23<br />

3.4 Angebote für Menschen mit HIV und Aids 24<br />

3.5 Trauerarbeit 24<br />

Seite<br />

4. Öffentlichkeitsarbeit 26<br />

4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit 28<br />

4.2. Veranstaltungen 29<br />

4.3. Benefiz-Veranstaltungen 33<br />

4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong> 34<br />

4.5. Berichterstattung in den Medien 38<br />

4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 39<br />

5. Zielgruppenspezifische Prävention 40<br />

5.1 HIV und AIDS Prävention bei Schwulen und Männern<br />

die Sex mit Männern haben 40<br />

5.2 Drogen und Substitution 46<br />

5.2.1 Primär- und Sekundärprävention 46<br />

5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm 47<br />

5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen 47<br />

5.2.2 Substitution 47<br />

5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe 47<br />

5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB) 48<br />

5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten Drogengebraucher*innen 48<br />

5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene<br />

Drogengebraucher*Innen“ am 21. Juli 49<br />

5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen 51<br />

5.2.6 Teilnahme an JES-Mitgliederversammlung 51<br />

2


5.3 HIV und Strafvollzug 52<br />

5.3.1 Einführung 52<br />

5.3.2 Überregionale Aktivitäten 53<br />

5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’ 53<br />

5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten 53<br />

5.3.5 Primär- und Sekundärprävention 54<br />

5.3.6 Begleitung 54<br />

5.3.7 Resümee 55<br />

5.4. Frauen und HIV /Aids – Prävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen 56<br />

5.5. Frauen und HIV / Aids / Migration 57<br />

5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung 60<br />

5.6.1 Veranstaltungsinhalte 64<br />

5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork 65<br />

5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikator*innen 67<br />

5.6.4 Multiplikator*innen- und Erwachsenenbildung 67<br />

5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung 68<br />

5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 69<br />

5.7. SCHLAU Duisburg 70<br />

6. Self Duisburg / Kreis Wesel 73<br />

7. Ehrenamtliche Mitarbeit 74<br />

7.1. Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen 74<br />

7.2 Externe Fortbildungen 75<br />

8. Controlling / Anhang / Pressespiegel 76<br />

Seite<br />

3


1. Geschäftsbericht für das Jahr <strong>2018</strong><br />

4<br />

oder<br />

N = N :<br />

nicht nachweisbar = nicht übertragbar !<br />

Diese Formel (im englischen Original u = u: undetectabel<br />

= untransmittabel) ist sicherlich die markanteste<br />

Botschaft, die von der 22. Welt-AIDS-Konferenz in<br />

Amsterdam im Sommer <strong>2018</strong> ausgesendet wurde und<br />

nicht nur dieses Berichtsjahr dominiert hat, sondern –<br />

so hoffen wir – nachhaltig wirken wird.<br />

Auch wenn die Erkenntnis, dass eine stabile antiretrovirale<br />

Therapie die HIV-Viruslast dauerhaft unter die<br />

sog. Nachweisgrenze bringen und halten und dann eine<br />

Übertragbarkeit verhindern kann, wahrlich nicht ganz<br />

neu ist, sondern im Grunde seit dem damals mutigen<br />

Statement der Schweizer Kommission für Aidsfragen<br />

(EKAF) im Jahre 2008 schon ihr zehnjähriges Jubiläum<br />

feiern könnte, ist damit eine neue Qualität verbunden.<br />

Denn bis hierhin haben einige Wissenschaftler<br />

`dem Braten nicht vollständig getraut´ und lieber von<br />

einem „vernachlässigbaren Risiko“ gesprochen, was<br />

Hintertüren offenhielt und für Menschen mit HIV noch<br />

keine verlässliche Vertrauensbasis schuf. Mit der vielbeachteten<br />

Studie HPTN 052 und der Auswertung der<br />

Datenlagen durch weitere Studien (v.a. der PARTNER<br />

2-Studie) gelang dann doch der Durchbruch und die<br />

Wissenschaftler konnten ein einstimmiges Urteil fällen:<br />

JA – es stimmt und es ist an der Zeit die eindeutige<br />

Botschaft zu verkünden und sie in eine einprägsame<br />

Formel zu gießen.<br />

Was bedeutet N = N?<br />

„Es ist bewiesen, dass unter einer wirksamen Therapie<br />

die Anzahl der Viren soweit reduziert wird, dass HIV<br />

selbst beim Sex ohne Kondom nicht übertragen werden<br />

kann.<br />

Eine HIV-Infektion ist heute zwar nicht heilbar, aber gut<br />

behandelbar. Bei rechtzeitiger Diagnose und wirksamer<br />

Therapie kommt es nicht zu Aids. Für viele HIV-positive<br />

Menschen und ihre Partner*innen eröffnet n = n soziale,<br />

sexuelle und reproduktive Entscheidungen, die viele<br />

nie für möglich gehalten hätten. Es ist eine beispiellose<br />

Gelegenheit, das Leben von Menschen mit HIV zu verändern.<br />

n = n bedeutet:<br />

• HIV muss beim Sex keine Rolle mehr spielen<br />

• Sex ohne Angst vor einer HIV-Übertragung zu<br />

leben<br />

• Kinder ohne Inseminationsmethoden zu bekommen<br />

• mit HIV lange zu leben


• Freiheit und Stärkung des Selbstbewusstseins<br />

• ohne Angst und Scham mit HIV zu leben und<br />

so (Selbst-) Stigmatisierung abzubauen<br />

• Menschen zum regelmäßigen HIV-Test und<br />

zum Beginn einer Therapie zu ermutigen<br />

• eine starke Argumentation für den universellen<br />

Zugang zu Diagnostik, Behandlung und Pflege<br />

Ärzteschaft, Pflegekräfte sowie die Bereiche Justiz,<br />

Bildung und Arbeit sind gefordert.“ (a.a.O., S. 4).<br />

Ähnlich gute Konzepte und Vereinbarungen gibt es<br />

vom Land NRW und einigen weiteren staatlichen<br />

Organen und Fachgesellschaften (BZgA, Deutsche STI-<br />

Gesellschaft, Vereinigung der AIDS-Koordinator*innen<br />

in NRW et al.). Die Musik ist also bestellt – und die<br />

Leistungsverzeichnisse sehr gut erstellt. Sie wird nur<br />

leider nicht adäquat bezahlt!<br />

• Aids beenden zu können“<br />

(Quelle: Homepage der Aidshilfe NRW, s. www.nrw.<br />

aidshilfe.de )<br />

Diese wunderbare Botschaft wurde dann auch von der<br />

Deutschen AIDS-Hilfe hervorragend mit einer weiteren<br />

PR-Offensive unter dem Motto „Wir wollen das Wissen<br />

verdoppeln“ (www.wissen-verdoppeln.hiv ) aufgegriffen,<br />

weil durch BZgA-Umfragen deutlich wurde, dass<br />

maximal 10 % der deutschen Bevölkerung von diesen<br />

Erkenntnissen überhaupt schon mal etwas gehört hat.<br />

Darüber hinaus gibt die Botschaft auch der laufenden<br />

Kampagne „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“ (s. Jahresbericht<br />

2017) noch mal neuen Schwung und untermauert<br />

die Machbarkeit der Zielerreichung.<br />

Wir haben eigentlich gute Voraussetzungen dazu: eine<br />

sehr geringe Inzidenz und Prävalenz, HIV-Medikamente<br />

sind in Deutschland flächendeckend verfügbar und<br />

werden in aller Regel über das Gesundheitssystem finanziert<br />

und wir haben eigentlich ein sehr leistungsfähiges<br />

Gesundheitssystem – dies allerdings nicht unbedingt<br />

flächendeckend! Vor allem ländliche Regionen<br />

hinken in vielen Gesundheitsversorgungsfeldern bekanntermaßen<br />

hinter Ballungsräumen mit guter Präventions-<br />

und Versorgungsinfrastruktur her. So auch in<br />

Teilen unserer Region.<br />

Die Ziele sind klar, die dazu erforderlichen strategischen<br />

Maßnahmen erkannt und vielfach gut formuliert.<br />

Und damit sich auch in unseren Strukturen die<br />

Erkenntnisgewinne verstetigen und verdoppeln, halten<br />

wir sie an dieser Stelle erneut fest. Schon im April 2016<br />

hat das Bundeskabinett in fachlich hoher Qualität den<br />

„Fahrplan“ vorgelegt, mit dem Papier zur „Strategie zur<br />

Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen<br />

sexuelle übertragbaren Infektionen. BIS 2030 – Bedarfsorientiert<br />

* Integriert * Sektorenübergreifend“<br />

(Bundesministerium für Gesundheit und Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Beschluss<br />

des Bundeskabinetts vom 06.04.2016).<br />

So heißt es dort: „Um diese Ziele zu erreichen und die<br />

errungenen Erfolge nicht zu gefährden, bedarf es in<br />

den nächsten Jahren verstärkter Anstrengungen aller<br />

Beteiligten. Ein ganzheitlicher Ansatz ist dafür erforderlich.<br />

(…) Für die Umsetzung müssen alle relevanten Akteure<br />

sektorenübergreifend zusammenarbeiten. Bund,<br />

Länder, kommunale Selbstverwaltung, Öffentlicher<br />

Gesundheitsdienst, freie Träger, die Selbsthilfe,<br />

In Deutschland haben wir bekanntermaßen gesagt,<br />

dass 2030 nicht ambitioniert genug ist. Die Deutsche<br />

AIDS-Hilfe hat entsprechend eine andere Marke gesetzt:<br />

„Kein AIDS für alle! Bis 2020!“ – ob die Ziellinie<br />

2020 aber auch für unsere Region realistisch sein mag,<br />

wagen wir nach wie vor zu bezweifeln. Von erforderlicher<br />

Verstärkung der Anstrengungen ist im Berichtsjahr<br />

<strong>2018</strong> allerdings immerhin in und für die Stadt Duisburg<br />

viel Erfreuliches passiert, während sich im Kreis Wesel<br />

die Ressourcen weiter reduziert haben. Wir konstatieren<br />

also gewissermaßen ein Spiegelbild der Analysen<br />

des Robert-Koch-Institutes (s.u.).<br />

Richtig ist, dass wir noch erhebliche Anstrengungen unternehmen<br />

müssen, um das Mögliche zeitnah erreichen<br />

zu können. Klar ist, dass wir dazu eine adäquate Infrastruktur,<br />

insbesondere zu Beratungs- und Testmöglichkeiten,<br />

aber auch bzgl. der medizinischen Versorgungslage<br />

benötigen. Und dort, wo dies gegeben ist, wo also<br />

etwa checkpoints mit Beratungs- und Testangeboten,<br />

mit interdisziplinären Fachlichkeiten zum Themenfeld<br />

der sexuellen Gesundheit entstanden sind, verzeichnen<br />

wir seit ein paar Jahren deutliche Effekte – im Sinne<br />

einer Reduzierung der HIV-Inzidenzen – insbesondere<br />

in der besonders relevanten Gruppe der MSM (Männer,<br />

die Sex mit Männern haben). Das ist allerdings zumeist<br />

nur in einzelnen großstädtischen Räumen der Fall.<br />

5


Epidemiologische Eckdaten in Deutschland<br />

weil das RKI sich zurzeit dazu außer Stande sieht, seriöse<br />

Angaben zu machen.<br />

Und diese Gruppe der Ungetesteten spielt wiederum<br />

eine wesentliche Rolle hinsichtlich der Zahl von<br />

HIV-Neuinfektionen (für das Berichtsjahr 2017 etwa<br />

2.700 = ca. 6% weniger als in 2016), denn diese sind<br />

vermutlich für einen großen Teil der Übertragungen<br />

verantwortlich.<br />

Für das Jahr 2017 verzeichnet das RKI ca. 3.300 Neudiagnosen<br />

(gesicherte Diagnosen, die nicht zwingend<br />

alle aus 2017 stammen müssen, hier werden z.T. auch<br />

ältere Infektionszeiten inkludiert, die aber in 2017 gemeldet<br />

wurden). Diese verteilen sich wie folgt auf die<br />

„Transmissionsgruppen“: 63 % MSM = Männer, die Sex<br />

mit Männern haben; HETerosexuelle: 24,8 %; intravenös<br />

verabreichter Drogenkonsum –IVDU- 11,8 %; Mutter-Kind-Übertragungen<br />

in 2017 = < 10 Fälle gesamt.<br />

Mit HIV leben nach den Angaben des Robert-Koch-Institutes<br />

(RKI, Epidemiologisches Bulletin 47/<strong>2018</strong> vom<br />

22.11.<strong>2018</strong> in Deutschland immer mehr Menschen<br />

(2017 etwa 86.100) mehr oder weniger gut. Etwa 2/3<br />

davon sogar so gut, dass sie der Unterstützung durch<br />

die AIDS-Hilfen kaum noch bedürfen. Es bleibt allerdings<br />

gut ein Drittel, die aufgrund von diversen, oft<br />

prekären Lebenssituationen auch aufgrund der HIV-Infektion<br />

dringend auf Unterstützung, Rat und Hilfe durch<br />

AIDS-Hilfen angewiesen sind. Und das zumindest phasenweise<br />

sehr intensiv.<br />

Dies gilt insbesondere für die Gruppe der sogenannten<br />

„late presenter“, der Menschen also, die erst sehr spät<br />

ihre Erstdiagnose bekommen und sich dann bereits in<br />

sehr ernst zu nehmenden gesundheitlichen Problemlagen<br />

befinden – nicht selten mit sehr fortgeschrittenem<br />

Immundefekt (in 2017 ca. 1.100 Fälle und davon<br />

ca. 510 im Stadium AIDS). Sie tauchen erst so spät<br />

auf, weil sie bis dahin vielleicht nur wenig gesundheitliche<br />

Probleme hatten, weil sie entweder bis dahin kein<br />

Risikobewusstsein entwickelt haben, weil sie sich aus<br />

diffusen Ängsten heraus bewusst gegen einen Test entschieden<br />

haben oder weil sie Stigmatisierung oder/und<br />

diskriminierende Folgen befürchten oder weil ihnen<br />

schlichtweg die Informationen fehlen. Oder weil sie bis<br />

dahin auf schlecht informierte oder nicht sensibilisierte<br />

Mediziner gestoßen sind und sie somit keine Testempfehlung<br />

bekommen haben.<br />

Leider sind auch in 2017 über 450 Todesfälle von<br />

HIV-Infizierten zu verzeichnen.<br />

Für das Berichtsjahr 2017 geht das Robert-Koch-Institut<br />

(RKI; für <strong>2018</strong> kommen belastbare Daten erst Mitte<br />

2019) zudem davon aus, dass von den etwa 86.100<br />

HIV-Infizierten in Deutschland ungefähr 11.400 Menschen<br />

noch nicht getestet sind und somit keine Ahnung<br />

von ihrem Status haben können. Und dabei sind die<br />

zugewanderten Menschen mit Migrationshintergründen<br />

(wie etwa Geflüchtete) nicht (mehr) berücksichtigt,<br />

6<br />

Auffällig bei der weitergehenden Analyse der regionalen<br />

Verteilung war laut RKI, dass die absoluten Zahlen<br />

der HIV-Neudiagnosen bei MSM insgesamt weiter gesunken<br />

sind (von 2.600 in 2007 auf 1.700 in 2017),<br />

was das RKI „primär auf die effektive und frühere Behandlung<br />

von HIV-Infizierten und die gestiegene Testbereitschaft<br />

und frühere Diagnosen von Infektionen“<br />

(Epidemiologisches Bulletin, Nr. 47, 22.11.<strong>2018</strong>) zurückführt.<br />

Diese Entwicklungen zeigen sich allerdings<br />

vorwiegend in den Regionen mit einer guten Präventions-<br />

und Versorgungsinfrastruktur und eindeutig nicht<br />

in ländlichen Bereichen.<br />

Anstiege sind hier insbesondere bei heterosexuell orientierten<br />

Menschen mit substanziellem Infektionsrisiko<br />

außerhalb der klassischen Zielgruppen (z.B. Partnerinnen<br />

bzw. Partner von Menschen mit HIV mit einer Viruslast<br />

über der sog. Nachweisgrenze, Heterosexuelle<br />

mit Indikatorerkrankungen) zu sehen.<br />

Solche stellen im Übrigen im Jahr 2017 auch über 40%<br />

der neuen HIV-Patient*innen in unserer Duisburger<br />

Schwerpunktpraxis.<br />

Hinzuzurechnen wären auch noch die nicht erfassten<br />

HIV-Neudiagnosen bei Geflüchteten, wovon gemäß<br />

Königsberger Schlüssel eben auch die meisten NRW<br />

zugewiesen wurden. Da es sich aber epidemiologisch<br />

betrachtet um keine auffälligen Herkunftsregionen<br />

handelt, sprechen wir hier sicher nicht über „Massen“.<br />

So sind wir im Berichtsjahr <strong>2018</strong> mit weniger „Fällen“<br />

als noch in 2016 und 2017, dann aber auch sehr intensiv<br />

beschäftigt gewesen.<br />

Das RKI zieht im Bulletin vom November <strong>2018</strong> ein<br />

Fazit, in dem es unter anderem heißt: „Die Zahl der<br />

HIV-Neuinfektionen geht nur langsam zurück. Der Anteil<br />

von Infizierten, die eine wirksame antiretrovirale<br />

Behandlung erhalten und in der Regel nicht mehr infektiös<br />

sind, nimmt zu. (…) Eine schnellere und frühere<br />

Diagnose trägt zum einen dazu bei, sehr späte Diagnosen<br />

und die damit verbundene höhere Sterblichkeit


und Behandlungskosten zu verringern, zum anderen<br />

kann sie auch präventive Effekte haben, weil die Therapie<br />

bei Menschen mit HIV Folgeinfektionen verhindert.“<br />

(Epidemiologisches Bulletin Nr. 47, Robert-Koch-Institut,<br />

22.11.<strong>2018</strong>, S. 503)<br />

Entsprechend fordert das RKI, dass die Strategie zur<br />

Eindämmung von HIV weiter konsequent umgesetzt<br />

werden sollte!<br />

Alles in allem also kein Grund zur Entwarnung oder<br />

zur Reduktion von Maßnahmen der strukturellen HIV-/<br />

STI-Prävention.<br />

Epidemiologische Eckdaten aus der Region<br />

Aufgrund technischer Probleme bei der Auswertung der<br />

Meldedaten konnten für das Jahr 2017 (halbwegs valide<br />

<strong>2018</strong>er Daten sind erst im Laufe 2019 zu erwarten)<br />

keine regionalen Daten abgefragt werden.<br />

Insofern können wir für das Jahr 2017 keine wirklich<br />

seriösen Angaben für die Stadt Duisburg machen. Die<br />

zuletzt deutlich gestiegene HIV-Inzidenz (HIV-Erstdiagnosen<br />

/ 100.000 Einwohner) auf 6,31 ist allerdings<br />

einer von vielen guten Gründen, die Anstrengungen<br />

zur strukturellen Prävention zu verstärken.<br />

Wie erhofft und erwartet hat sich die Wiedereinrichtung<br />

und –besetzung einer vollen Stelle „AIDS-Koordination“<br />

ab November 2017 im Berichtsjahr <strong>2018</strong> sehr<br />

positiv ausgewirkt. Neben dem insgesamt zu verzeichnenden<br />

Zugewinn an Ressourcen, Kapazitäten und Synergien<br />

durch kooperative Zusammenarbeit ergab sich<br />

auch eine Entlastung der AIDS-Hilfe bei koordinativen<br />

Aufgaben in der Netzwerkarbeit.<br />

Ganz besonders begrüßen wir die Ausweitung und Etablierung<br />

des Beratungs- und Testangebotes in Kooperation<br />

mit unserem „Herzenslust-Projekt“ vor allem für<br />

die Zielgruppe der Männer, die Sex mit Männern haben<br />

(MSM) durch den „Herzenslust-Checkpoint in<br />

der AIDS- und STD-Beratungsstelle des Duisburger<br />

Gesundheitsamtes“ in zentraler Citylage und in<br />

Abendstunden (s. 5.1.).<br />

Sehr erfreulich ist neben dem HIV-Testangebot auch<br />

das breite Angebotsspektrum zu weiteren STI`s, deren<br />

Berücksichtigung aus der HIV-Prävention nicht mehr<br />

wegzudenken ist.<br />

Unsere Pläne, im Verlaufe der zweiten Jahreshälfte<br />

<strong>2018</strong>, mit dem begleiteten Beratungs- und Testangebot<br />

in Verbindung mit dem sog. HIV-Heim- bzw.<br />

Selbsttest in der AIDS-Hilfe ein weiteres, ergänzendes<br />

niedrigschwelliges und qualifiziertes Testangebot<br />

– einmal monatlich in den Abendstunden und mit zeitlichem<br />

Abstand zum checkpoint-Angebot umzusetzen,<br />

konnten noch nicht realisiert werden. Das lag vor allem<br />

an der dann doch recht späten Zulassung durch die<br />

Bundesgremien und der traditionell hohen Arbeitsintensität<br />

im Herbst.<br />

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Voraussichtlich<br />

ab März 2019 wird das Angebot einmal monatlich<br />

an einem Mittwoch-Abend zwischen 18 und 20 Uhr umgesetzt.<br />

Hier würde das Testangebot natürlich mit einer<br />

qualifizierten Beratung durch Expert*innen einhergehen,<br />

damit niemand alleine im stillen Kämmerlein mit<br />

den Ergebnissen klarkommen muss.<br />

Der HIV-Test ist eben keine Schande, sondern eine<br />

Chance!<br />

Für den Kreis Wesel verzeichnen wir leider weiter eine<br />

gegenläufige Entwicklung, nämlich eine deutliche Reduktion<br />

der Ressourcen – zumindest im ÖGD.<br />

Die Funktion der „AIDS-Koordination“ war zwar seit<br />

dem Frühjahr 2017 wiederbesetzt, allerdings leider nur<br />

bis zum Sommer <strong>2018</strong> und ist seither wieder mal vakant.<br />

Ohnehin ist der für die AIDS-Koordination vorgesehene<br />

Stellenanteil eher als „Alibi“ (nur 0,1 VZÄ) zu<br />

bezeichnen. Leider hat der Gesetzgeber es versäumt,<br />

den Umfang der Pflichtaufgabe zu regeln. Darüber hinaus<br />

ist der Kreis Wesel aus der Präventionsarbeit mit<br />

Jugendlichen (v.a. in schulischen Zusammenhängen)<br />

komplett ausgestiegen. Das Beratungs- und Testangebot<br />

(in Moers zwei Stunden wöchentlich zwischen 14<br />

und 16 Uhr; in Wesel nur zweimal 1,5 Stunden zwischen<br />

14 und 15:30 Uhr im Monat) ist reduziert geblieben<br />

(aus unserer Sicht ist vor allem die Aufgabe<br />

eines Abendangebotes, das recht gut angenommen<br />

worden ist, besonders bedauerlich! Weiterhin gibt es<br />

keine aufsuchenden Angebote mehr). Das ist gemessen<br />

an der Größe des Kreises und seiner Einwohnerzahl<br />

äußerst bescheiden! Und hier geht es ja schon lange<br />

nicht mehr „nur“ um HIV und AIDS, sondern in zunehmendem<br />

Maße auch um andere STI`s, bei denen<br />

wir leider andere epidemiologische Zahlen konstatieren<br />

müssen – nämlich zum Teil deutliche Anstiege – auch in<br />

der sog. Allgemeinbevölkerung (s. RKI-Daten). Zudem<br />

mussten wir ja unsere Beratungsstelle in Wesel (das<br />

einzige spezifische Vor-Ort-Angebot) zum Jahresende<br />

2016 aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben.<br />

Gleichzeitig aber waren wir gefordert, das modifizierte<br />

Berichtswesen für den Kreis Wesel zu bearbeiten, was<br />

auch in diesem Berichtsjahr unverhältnismäßig viele<br />

7


Ressourcen (auf beiden Seiten!) gebunden hat. Die<br />

Auswertung des Verhältnisses von Aufwand und Nutzen<br />

steht immer noch aus. Statt dem Ziel eines möglichst<br />

einheitlichen Berichtswesens für die verschiedenen<br />

föderalen Ebenen näher zu kommen –wie es die<br />

-> Rahmenvereinbarung mit dem Land NRW eigentlich<br />

einfordert- sehen wir uns inzwischen mit fünf bis sechs<br />

verschiedenen Dokumentationssystematiken konfrontiert<br />

und werden zunehmend an den Schreibtisch und<br />

an den Computer gedrückt (für die der Kreis Wesel<br />

nach wie vor leider keinen Cent refinanziert)! Und das<br />

modifizierte Berichtswesen bildet mit der hauptamtlichen<br />

Beratung und den Youthwork-Aktivitäten noch<br />

dazu nur Teilaspekte unseres Leistungsspektrums ab.<br />

Wenn wir in der ein oder anderen Beratungsvorlage<br />

für den Fachausschuss und den Kreistag lesen mussten,<br />

dass die vorgenommenen Maßnahmen als einvernehmlich<br />

erzielte „Synergieeffekte“ dargestellt wurden,<br />

so kann man das nur als „Hohn“ bezeichnen. De<br />

facto handelt es sich hier um „Einsparpotentiale“, die<br />

die sog. „Jamaika-Koalition“ zur Senkung der Kreisumlage<br />

intendiert hat. In wie weit es sich dabei auch<br />

um nachhaltige Einspareffekte für die Sozialkassen und<br />

Ausgabetöpfe für das Gesundheitswesen und damit für<br />

Kassenbeiträge und Steuern der Bevölkerung handelt<br />

– dies zu beurteilen überlassen wir Ihnen, liebe Leser*innen.<br />

Gemeinsam gegen AIDS<br />

Angesichts der ambitionierten aber erreichbaren Ziele<br />

erachten wir es für entscheidend, dass die partnerschaftliche<br />

und partizipative Kooperation zwischen<br />

staatlichen Strukturen (hier die unteren Gesundheitsbehörden)<br />

und den freien Trägern (hier also wir, die<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel) erhalten und günstigenfalls<br />

gestärkt wird.<br />

Dies alles erfordert natürlich personelle und materielle<br />

Ressourcen, verbunden mit zeitlichen Perspektiven. Nur<br />

so können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden<br />

und andererseits flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische<br />

und soziodemographische Entwicklungen<br />

insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen. Vor<br />

allem auch, weil die Erfordernisse für Netzwerkarbeit<br />

stetig anwachsen, diese allerdings nur dann auch effektiv<br />

wirken können, wenn hier personelle Kontinuität<br />

gewährleistet werden kann.<br />

Das gilt natürlich auch für die Versorgungslage von<br />

Menschen mit HIV und AIDS in unserer Region. Im Berichtsjahr<br />

blieb es leider auch dabei, dass wir mit Dr.<br />

Friedhelm Kwirant nur noch einen einzigen HIV-Schwerpunktbehandler<br />

im Duisburger Süden haben, mit dem<br />

wir allerdings sehr zufrieden sind und der im Verbund<br />

mit seinem Praxisteam enorm viel leistet. Diesem Team<br />

gilt unser tiefer Respekt und großer Dank!<br />

Eine weitere Erosion der spezifischen Ressourcen zu<br />

verhindern erfordert wiederum mehr zeitliche Investi-<br />

tionen in die Gremien- und Netzwerkarbeit, um drohenden<br />

Know-how-Verlusten vorzubeugen und das<br />

Mögliche zu tun, um zumindest etablierte Standards<br />

zu erhalten.<br />

Ob dies im erforderlichen Maße gelingen mag, ist mehr<br />

als fraglich. Wir werden uns voraussichtlich eher mit<br />

der Verhinderung von weiteren Erosionen befassen<br />

müssen – und zwar im personellen wie auch im finanziellen<br />

Bereich, denn die Deckelungen der öffentlichen<br />

Förderung werden sich weiter sehr ungünstig auf den<br />

Erhalt der vorhandenen Kapazitäten auswirken!<br />

Unsere Haushaltslage und die Folgen<br />

Die seit vielen Jahren gedeckelten Landes- und kommunalen<br />

Fördermittel führen auch bei unserer AIDS-Hilfe<br />

dazu, dass die Schere zwischen öffentlicher Förderung<br />

und Haushaltsbedarfen immer weiter auseinanderdriftet<br />

und darüber allein schon die Aufrechterhaltung unseres<br />

Angebotsspektrums immer schwieriger wird. Zu<br />

betonen ist, dass ein ganz überwiegender Teil dieser<br />

Angebote kommunale Pflichtaufgaben abdeckt.<br />

Selbst bei stabiler öffentlicher Förderung wächst der<br />

Eigenmittelanteil alleine durch tarifrechtliche Steigerungen<br />

im Personalkostenetat sowie stetig steigender<br />

Sachkostenausgaben (Mehrwertsteuer, technische<br />

Ausstattung durch z.B. online-taugliche Medien, Fahrtkosten,<br />

vom Land geforderte, aber nicht refinanzierte<br />

Qualitätssicherungsmaßnahmen, Nebenkosten für den<br />

Gebäudeunterhalt, Personalbeschaffungs- und Fortbildungskosten,<br />

Mitgliedsbeiträge bei Dachverbänden<br />

und vieles mehr).<br />

Um einen einigermaßen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen,<br />

benötigen wir mittlerweile über 50.000<br />

Euro per anno aus nicht-öffentlichen Drittmitteln. Das<br />

macht zwischen 15 und 20 % unseres Haushaltsvolumens<br />

aus. Und dabei ist der „Gegenwert“ von ca. 2800<br />

Stunden ehrenamtlicher (entgeltfreier, aber nicht kostenfreier!)<br />

Arbeit per anno (entspricht ca. 3 Vollzeitäquivalenten!)<br />

noch nicht eingerechnet!<br />

Allerdings mussten wir auch im Berichtsjahr weitere<br />

Einbrüche bei den Drittmitteln (Spenden, Sponsoring<br />

und sonstige Einnahmen) verzeichnen. Da unsere Betriebsmittelrücklagen<br />

inzwischen aufgebraucht werden<br />

mussten, wären wir schon im ersten Quartal <strong>2018</strong> nicht<br />

mehr in der Lage gewesen, die Gehälter und Sachkosten<br />

auszuzahlen, wenn uns nicht eine unverhoffte Erbschaft<br />

zur rechten Zeit über den Berg gebracht hätte.<br />

Den Ernst der Lage haben wir selbstverständlich einmal<br />

mehr den kommunalen Strukturen mitgeteilt und zum<br />

vierten Mal in Folge Aufstockungsanträge gestellt, um<br />

betriebsbedingte Kündigungen vermeiden und unseren<br />

pflichtigen Aufgaben nachkommen zu können.<br />

Während die Stadt Duisburg dem Antrag durch eine<br />

Dringlichkeitsentscheidung schon für das Jahr <strong>2018</strong><br />

stattgegeben hat, standen wir im Kreis Wesel einmal<br />

8


Die Instrumente der Prävention sind heute vielfältiger<br />

und müssen kommuniziert werden. Mit der unumstrittenen<br />

Strategie des „Schutzes durch Therapie“<br />

(SDT oder „treatment as prevention) und der für manche<br />

Zielgruppen sinnvollen „Präexpositionsprophylaxe“<br />

(PrEP) sind wichtige neue Möglichkeiten des<br />

Schutzes vor HIV-Infektionen der alten –und nach wie<br />

vor unerlässlichen- Kondomstrategie hinzugefügt worden.<br />

Neue Testformate, wie HIV-Heim- oder Selbsttests<br />

sind im Oktober <strong>2018</strong> auf Initiative des Bundesgesundheitsministers,<br />

Jens Spahn, zugelassen worden<br />

und sogar über Apotheken und Drogeriemärkte beziehmehr<br />

einer Blockadehaltung durch die sog. „Jamaika-Koalition“<br />

(CDU-, GRÜNE- und FDP/VWG- Kreistagsfraktionen)<br />

gegenüber.<br />

Diese lehnten unseren Aufstockungsantrag im Rahmen<br />

des ersten Beratungszyklus´ mit den Haushaltsberatungen<br />

erneut ab und forderten zum wiederholten Male<br />

eine zwingende Abstimmung mit der Stadt Duisburg.<br />

Da sei die Frage erlaubt, warum dies in den letzten<br />

drei Jahren nicht zustande gekommen ist, obwohl die<br />

Forderung schon lange im Raume steht und wir eine<br />

solche immer befürwortet haben? Das ist eindeutig<br />

Aufgabe der Kommunen!<br />

Nach einer Neuausrichtung der Vorstandsbereiche im<br />

Kreis Wesel und einem Wechsel der Beigeordneten sind<br />

dann aber im Frühsommer endlich bilaterale Kooperationsgespräche<br />

aufgenommen und zu einem abgestimmten<br />

Ergebnis für die Jahre 2019 bis 2021 geführt<br />

worden. Für diesen Zeitraum ist nunmehr ein unterschiedlicher<br />

Anteil der kommunalen Ergänzungsfinanzierung<br />

ausgehandelt worden, wonach die Stadt Duisburg<br />

fortan 58% und der Kreis Wesel 42% und zwar in<br />

Form einer Festbetragsfinanzierung trägt.<br />

Obwohl die Gesamtförderung nach wie vor deutlich<br />

unterhalb einer Deckung unserer Personalkosten und<br />

ohne Berücksichtigung von Overhead- und anderen<br />

Sachkosten für –wohlgemerkt- kommunale Pflichtaufgaben<br />

bleibt, haben wir dieser Vereinbarung schweren<br />

Herzens zugestimmt, weil wir ansonsten das Gesamtkonstrukt<br />

gefährdet hätten. So erhielten wir für das<br />

Jahr 2019 ff zumindest eine gewisse Planungssicherheit<br />

auf eindeutig zu niedrigem Niveau.<br />

Es bleibt eine große Herausforderung, den Status quo<br />

zu erhalten. Und diesen müssen wir paradoxerweise<br />

vorhalten, weil wir vom Land NRW, von der Stadt Duisburg<br />

und dem Kreis Wesel über Zuwendungsverträge<br />

und die -> Rahmenvereinbarung mit dem Land dazu<br />

verpflichtet sind. Zu betonen ist an dieser Stelle sicherlich<br />

auch, dass auch das Land NRW sich seit 30 Jahren<br />

(!) nicht adäquat bewegt und die geforderte Weiterentwicklung<br />

nicht hinreichend fördert. Im Berichtsjahr<br />

gab es eine sehr moderate Anhebung der „zielgruppenspezifischen<br />

Landesmittel“ um insgesamt 2.000 Euro<br />

– auch das ist einfach zu wenig.<br />

Um es an dieser Stelle einmal deutlich zu sagen: Vor<br />

dem Hintergrund der kraftraubenden und unsäglichen<br />

Verweigerungshaltung der „Jamaikaner“ im Kreistag<br />

Wesel, wären wir eigentlich am liebsten aus der Zuständigkeit<br />

für den Kreis Wesel ausgestiegen. Das ist<br />

aber keine Option, denn wenn an einer Stellschraube<br />

der Förderung durch die föderalen Ebenen gedreht<br />

wird, ist eben sofort auch das Gesamtkonstrukt gefährdet!<br />

Ein Konstrukt, das eigentlich schon lange ein<br />

best-practice-Beispiel für interkommunale und sektorenübergreifende<br />

Zusammenarbeit und kostengünstige<br />

Synergiepotentiale darstellt bzw. darstellen könnte.<br />

Bemerkenswerter Weise hat der Kreistag der ausgehandelten<br />

Aufstockung für die Jahre 2019 – 2021 im<br />

Herbst einstimmig zugestimmt, der von den Verwaltungen<br />

vorgelegten interkommunalen Vereinbarung<br />

mehrheitlich (Jamaika) nicht. Das verstehe, wer will –<br />

wir verstehen das Vorgehen der Jamaika-Koalition über<br />

die letzten Jahre nicht und sind noch immer entsetzt<br />

darüber, dass diese die („geschätzte und gute“) Arbeit<br />

der AIDS-Hilfe erheblich gefährdet hat. Dass sie sich<br />

infolge der Kreistagsentscheidung zum Teil auch noch<br />

öffentlich mit der „Rettung der AIDS-Hilfe“ gebrüstet<br />

hat, empfinden wir als Hohn.<br />

Wie weit die Förderungsregelung nachhaltig tragen<br />

wird, ist offen. Wir sind skeptisch und prognostizieren<br />

leider baldigen Nachbesserungsbedarf. Jedenfalls sind<br />

wir weiterhin zu erheblichen Anstrengungen im Bereich<br />

der Drittmittelakquise gefordert, welche Kapazitäten<br />

von den eigentlichen Aufgaben abziehen – ohne<br />

kalkulierbare Erfolgssicherheiten. Das ist angesichts<br />

der fachlichen Herausforderungen und Entwicklungen<br />

äußerst bedauerlich!<br />

Die stabile Vorhaltung unseres Leistungsspektrums ist<br />

nach wie vor latent gefährdet. Wenn es nicht gelingen<br />

sollte, diesen Trend zu stoppen, wird das Überleben<br />

schwer.<br />

Trotz einer erneut sehr umsichtigen Haushaltsführung,<br />

die bei Werner Garbe und Susanne Renner in besten<br />

Händen liegt, mussten auch wir uns in den letzten<br />

Jahren konkret mit eigenen Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen<br />

beschäftigen und äußerst schmerzliche<br />

Einschnitte vollziehen (s. Vorjahresberichte). Es zeigt<br />

sich deutlich, dass wir damit schon an die Grenzen des<br />

Machbaren gegangen sind und wir darüber kaum Entlastung<br />

erfahren konnten.<br />

Wir können mehr!<br />

Und wir wollen mehr und wir müssten mehr, denn die<br />

Möglichkeiten der strukturellen HIV-Prävention sind<br />

einfach gewachsen. Allerdings sind die Strategien auch<br />

komplexer geworden und damit steigen die Anforderungen<br />

an fundierte Aus- und Fortbildungen unserer<br />

ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und ihrer<br />

Qualifikationen.<br />

Safer Sex 3.0<br />

9


Angesichts der epidemiologischen Situation in Deutschland<br />

müssen Präventionsmittel und –maßnahmen<br />

insbesondere dort zur Verfügung stehen, wo sie bebar.<br />

Sog. Home-Sampling-Tests gehen in Pilotprojektphasen<br />

u.a.m. Das eröffnet weitere Chancen auf frühe<br />

Diagnosen und mehr und frühere Therapieeinstiege.<br />

Wir wollen uns diesen neuen Optionen stellen und sie<br />

konstruktiv aufgreifen.<br />

rung von<br />

Damit einher geht allerdings ein eher gesteigerter Beratungsbedarf<br />

– und gute Beratung gehört eindeutig zu<br />

unseren Kernkompetenzen – hier sind wir mehr denn<br />

je gefragt und gewillt, diese einzubringen.<br />

Die anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI`s)<br />

sind gleichsam originäre Bestandteile der HIV-Präventionsthemen<br />

geworden und nicht mehr wegzudenken.<br />

Die Bearbeitung der Testbarrieren, wie insbesondere<br />

das enorme Stigmatisierungs- und Diskriminierungspotential<br />

und anderes mehr sind weiterhin „dicke Bretter“<br />

für die Präventionsarbeit. Wir könnten die Liste der<br />

(relativ) neuen thematischen Herausforderungen für<br />

eine „Präventionsarbeit auf aktuellem Anforderungslevel“<br />

noch weiter fortführen, wollen es aber an dieser<br />

Stelle dabei belassen. Es ist einfach viel Bewegung in<br />

der Landschaft – und das macht die Arbeit ja durchaus<br />

auch spannend, nie langweilig und unterstützt uns bei<br />

der motivierten Zielverfolgung von „Kein AIDS für alle!<br />

Bis 2020!“<br />

Auch wenn wir die staatlichen Strukturen nicht aus<br />

ihrer Verantwortung für die pflichtige Arbeit entlassen<br />

wollen, tuen wir gut daran, weiter auch nach entlastenden<br />

Kooperationen oder Ergänzungen unseres Aufgabenspektrums<br />

und/oder nach alternativen Einnahmequellen<br />

Ausschau zu halten.<br />

Vor dem Hintergrund der verbesserten Behandlungsoptionen<br />

und der gestiegenen Lebenserwartung bleibt die<br />

Zahl unserer Begleitungsverhältnisse auf stabil hohem<br />

Niveau. Während uns eindeutig immer mehr Menschen<br />

mit HIV immer weniger „nötig“ haben, wächst leider<br />

auch die Zahl derjenigen Klient*innen, die aufgrund<br />

vielfältiger lebenspraktischer Problemlagen eine besonders<br />

hohe Begleitungs- und Betreuungsintensität<br />

benötigen. Hinzu kommt, dass in der Bevölkerung insgesamt,<br />

aber in unserer Klientel in besonderem Maße<br />

die Zahl und Vielfalt der psychischen (Begleit-) Erkrankungen<br />

wächst. Hier stießen wir zunehmend an<br />

Kapazitäts- und Qualifikationsgrenzen und haben uns<br />

intensiv mit Lösungsmöglichkeiten beschäftigt.<br />

Einen Meilenstein in der jüngeren Geschichte der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel stellt die Erweiterung<br />

unseres Angebotsspektrums mit dem Aufbau des<br />

Projektes zum Ambulant Betreuten Wohnen nach § 53<br />

ff SGB XII (Eingliederungshilfe) unter dem Dach der<br />

AIDS-Hilfe dar. Nach vielen Jahren der Beschäftigung<br />

mit der Thematik und der Planung, konnten wir im<br />

März des Berichtsjahres dank der Unterstützung durch<br />

Fördermittel der<br />

mit der Implementie-<br />

beginnen und eine volle Stelle der Fachlichen Leitung<br />

sowie einer ¼-Stelle für die spezifische Verwaltung<br />

einrichten. Nach umfänglichen und aufwendigen Vorbereitungen<br />

erhielten wir zum 01. November <strong>2018</strong> die<br />

Zulassung durch den Landschaftsverband Rheinland<br />

(LVR). Leider zunächst nur für die Stadt Duisburg. Im<br />

Kreis Wesel hätten wir einen (Büro-) Standort vorhalten<br />

müssen. Umso mehr bedauern wir die notwendige<br />

Aufgabe unseres Büros in Wesel Ende 2016. Aber aufgeschoben<br />

ist auch hier nicht aufgehoben. Wir bleiben<br />

dran, das Angebot alsbald auszubauen, denn nach unserer<br />

Beobachtung ist der Bedarf eindeutig da.<br />

Für die Aufrechterhaltung des originären AIDS-Hilfe-Leistungsspektrums<br />

bleibt es allerdings dabei: Ohne<br />

Spenden- und Sponsoring durch verschiedene zivilgesellschaftliche<br />

Gruppierungen und Einzelpersonen wäre<br />

die Aufrechterhaltung unseres regulären Angebotes<br />

schon lange nicht mehr denkbar.<br />

Der vorliegende Jahresbericht wird über eine Vielfalt<br />

von derartigem Engagement Auskunft geben. Da halten<br />

wir es gerne mit Erich Kästner und wollen über<br />

gutes Tun reden (s. 4.).<br />

Um den Ziel der Minimierung von HIV-Neuinfektionen<br />

näher zu kommen, der Umsetzung des Menschenrechtes<br />

auf Gesundheit, Information und Aufklärung gerecht<br />

zu werden und um die adäquate Versorgung von<br />

Menschen mit HIV und AIDS sicher zu stellen, werden<br />

entsprechende Ressourcen benötigt.<br />

10


sonders benötigt werden – z.B. in Bereichen von (Beschaffungs-)<br />

Prostitution (s. 5.4.), bei Menschen mit<br />

bestimmten Migrationshintergründen (s. 5.5.) oder bei<br />

der Versorgung von Suchterkrankten (s. 5.2.) und eindeutig<br />

im Bereich von homo- und bisexuellen Männern<br />

und Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) (s.<br />

5.1.). Eine weitere sehr wichtige Zielgruppe stellen<br />

Menschen in Haft dar, wo wir leider immer noch höhere<br />

Infektionsgefährdungspotentiale (besonders bzgl.<br />

der Hepatitiden B und C, aber durchaus auch bezogen<br />

auf HIV) konstatieren, die im Wesentlichen in den hygienisch<br />

höchst bedenklichen (Drogen-) Konsumbedingungen<br />

begründet sind (s. 5.3.).<br />

Offenbar müssten angesichts der Anstiege der letzten<br />

Jahre auch die Aufklärungs- und Präventionsanstrengungen<br />

bei Heterosexuellen wieder verstärkt werden.<br />

„Unverzichtbar ist dabei nach wie vor die Primärprävention<br />

für Kinder und Jugendliche (s. 5.6.). Wichtig<br />

ist, HIV/AIDS-Prävention als Teil von Gesundheitsförderung<br />

und Sexualaufklärung zu verstehen und Jugendliche<br />

frühzeitig zu Beginn ihrer sexuellen Aktivität<br />

zu erreichen“ (Landeskonzept „Weiterentwicklung der<br />

HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen“, 2013,<br />

S. 10; s. auch 5.6. im vorliegenden Jahresbericht).<br />

Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext<br />

von Gesundheitsförderung hat sich dazu ganz<br />

eindeutig bewährt. Angesichts der epidemiologischen<br />

Daten in Deutschland und der positiven Effekte komplementärer<br />

Präventionsstrategien (SDT und PrEP) erweist<br />

sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit<br />

als immer bedeutungsvoller, damit die richtigen Menschen<br />

mit den passenden Botschaften und Maßnahmen<br />

lebenswelt- und akzeptanzorientiert erreicht werden<br />

können und die Ansätze nicht ins Leere greifen, denn:<br />

Nur wer sich schätzt, schützt sich und andere!<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. – Fachstelle<br />

für sexuelle Gesundheitsförderung - arbeitet von<br />

Beginn an nach diesem Grundsatz und bietet – mit einem<br />

für die Größe des Zuständigkeitsgebietes und der<br />

Einwohnerzahl vergleichsweise kleinen Team von ehren-<br />

und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen - ein umfassendes<br />

Projektspektrum dazu.<br />

So gibt der vorliegende Bericht vor allem Auskunft über<br />

die konkrete Arbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel<br />

e.V.- Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderungim<br />

Jahre <strong>2018</strong>. Wir wünschen anregende Lektüre!<br />

Als ein bedeutsamer Erklärungsansatz für die nur „langsame“<br />

Reduktion der HIV-Neuinfektionen gelten die<br />

Infektionszahlen anderer STI`s (sexuell übertragbare<br />

Infektionen, wie etwa die Syphilis-, Gonokokken- und<br />

Chlamydieninzidenzen), was wiederum die zwingende<br />

Verbindung von HIV- mit STI-Prävention untermauert<br />

und eine Intensivierung der Arbeit vor allem in der<br />

Zielgruppe (junger) schwuler Männer und Männern,<br />

die Sex mit Männern haben (MSM) nach sich ziehen<br />

sollte. Das RKI weist hier darauf hin, dass die Syphilis<br />

die HIV-Übertragungswahrscheinlichkeit auch dann erhöht,<br />

wenn sich am (insgesamt sehr guten) Risikoverhalten<br />

(s. Daten der EMIS-Studie) nichts ändert.<br />

Dazu sollten sich der Zugang und die Abrechnungsmöglichkeiten<br />

für STI-Screenings deutlich verbessern.<br />

Regelmäßige Checks auf STI`s sollten auch für sexuell<br />

aktive Menschen ohne Symptome zur Kassenleistung<br />

werden, denn dies ist eine wichtige Maßnahme im Rahmen<br />

der HIV-Prävention und auch zur Vermeidung von<br />

sehr hohen Folgekosten. Darüber hinaus zeigen Studienergebnisse<br />

bei entsprechenden Projekten (hervorragend:<br />

das PrEP-Projekt über „Hein & Fiete“ in Hamburg<br />

– übrigens komplett vom Senat finanziert) zwar naturgemäß<br />

einen deutlichen initialen Anstieg von STI´s,<br />

aber aufgrund der darüber erfassten Diagnosen auch<br />

rasch einen Abfall wegen der Behandlungseffekte.<br />

Auf Seiten der Ärzte wie auch der Patient*innen erfordert<br />

dies allerdings einen tabufreieren, offenen Umgang<br />

mit dem Thema Sexualität, denn nur wenn offen<br />

darüber kommuniziert werden kann, können diagnostische<br />

und therapeutische Maßnahmen zur Anwendung<br />

kommen. Let`s talk about Sex!<br />

Wir beginnen mit einer der wichtigsten Netzwerkaufgaben,<br />

der Analyse und Koordination der Versorgung<br />

von Menschen mit HIV und AIDS und derer, die davon<br />

betroffen sind oder sein können in unserer Region. Die<br />

Zusammenarbeit im Rahmen des „Runden Tisches zur<br />

HIV-Versorgung“, in dem neben Dr. Kwirant auch die<br />

Gesundheitsämter der Stadt Duisburg und des Kreises<br />

Wesel (dieser allerdings zuletzt eher als passives Mitglied)<br />

sowie die AIDS-Hilfen Duisburg / Kreis Wesel<br />

und Oberhausen vertreten sind, gestaltet sich recht<br />

stabil und aktiv. Hier übernehmen wir –wie in manch<br />

anderen Feldern- die Koordination und Organisation,<br />

was eigentlich eine der Kernaufgaben der kommunalen<br />

AIDS-Koordination wäre (s. § 23 ÖGDG).<br />

11


Wir pflegen den verbindlichen Austausch, der wichtige<br />

Anhaltspunkte für die Situation in der Region und daraus<br />

resultierender Steuerungsaspekte ergibt und treffen<br />

uns in dieser Runde in der Regel zweimal im Jahr.<br />

In diesem Kreise wird unter anderem auch das alljährliche<br />

Fachgespräch zur HIV-Therapie geplant und vorbereitet.<br />

Die Bewerbung dessen wird unter anderem<br />

auch dazu genutzt den Strukturen der medizinischen<br />

Versorgungssysteme Kenntnis über die spezifische Infrastruktur<br />

zu vermitteln und so der Versuch unternommen,<br />

das Thema HIV / AIDS u.a. STI`s wach zu halten.<br />

Wie bereits beschrieben können wir für die Stadt Duisburg<br />

(wie auch in Oberhausen) eine spürbar gesteigerte<br />

Aktivität von Seiten der kommunalen Gesundheitsämter<br />

– insbesondere durch die volle(n) Stelle(n) der<br />

kommunalpflichtigen „AIDS-Koordination“ verzeichnen.<br />

In konstruktiven Planungsgesprächen wurde die<br />

Aufgabenteilung und die synergetische Zusammenarbeit<br />

neu aufgeteilt und umgesetzt. Darauf lässt sich<br />

aufbauen – ein lange vermisstes „Gemeinsam gegen<br />

AIDS“ ist wieder zu erkennen.<br />

Wir hoffen sehr, dass der Zugewinn an Kapazitäten<br />

nachhaltig verankert bleibt. Und wir hoffen natürlich<br />

weiterhin, dass auch der Kreis Wesel hier deutlich<br />

nachbessert. Wie in vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens<br />

wird es auch darauf ankommen, die<br />

Stellenattraktivität zu steigern, um die erforderlichen<br />

Fachkräfte im System zu halten und/oder neue gewinnen<br />

zu können.<br />

Wir werden uns nach Kräften dafür einsetzen und uns<br />

auch weiterhin bei der Wahrnehmung der „AIDS-Koordination“<br />

unterstützend und kooperativ einbringen Das<br />

machen wir seit vielen Jahren, auch wenn wir dafür<br />

keine Refinanzierung erfahren, weil es aber unerlässlich<br />

ist, um die fachlichen Standards so gut es geht zu<br />

halten und Weiterentwicklung vor dem Hintergrund der<br />

sich stetig verändernden Anforderungen grundsätzlich<br />

möglich zu machen.<br />

Vor dem Hintergrund der heutigen medizinischen Optionen<br />

muss es unser gemeinsames Ziel sein, möglichst<br />

auch denjenigen HIV-Positiven Zugang zu medizinischer<br />

Versorgung zu ermöglichen, die diesen bisher<br />

noch nicht hatten. Darüber hinaus gilt es, die noch<br />

nicht Getesteten zu möglichst früher Diagnosestellung<br />

zu bewegen und somit u.a. die Problematik der „late<br />

presenter“ zu verringern.<br />

Unsere Aufgabe diesbezüglich besteht dabei darin,<br />

zum einen ein Risikobewusstsein in der Bevölkerung<br />

zu schärfen und die Testbereitschaft zu erhöhen. Dieser<br />

Komplex benötigt dann aber eben auch eine entsprechende<br />

Infrastruktur der strukturellen Prävention<br />

und eben auch eine adäquate HIV-spezifische medizinischen<br />

Versorgung und bestenfalls funktionierende<br />

sektorenübergreifende Netzwerke zum Themenkomplex<br />

„Sexualität und Gesundheit“.<br />

Die Erhaltung unseres Angebotsspektrums sowie<br />

die stete Weiterentwicklung dessen als erstes Ziel<br />

sind in erster Linie nur deshalb noch möglich, weil wir<br />

trotz immer wiederkehrender Konfrontation mit Kürzungsszenarien<br />

und manch anderer Ernüchterungen<br />

(Wegfall wichtiger Personen in den Netzwerken, Erhöhung<br />

des bürokratischen Aufwandes u.a.) ein immer<br />

noch hochmotiviertes ehren- und hauptamtliches Team<br />

haben.<br />

Eine der wichtigsten Pfunde und Ressourcen für die<br />

Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette sind und<br />

bleiben dabei unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen,<br />

denen einmal mehr ein riesiges „Danke<br />

schön!“ gilt.<br />

Angefangen beim Vorstand über nahezu alle anderen<br />

Arbeitsfelder können wir hier auf eine sehr stabile<br />

wenn auch vergleichsweise kleine „Mannschaft“, bauen.<br />

Allerdings gibt es leider auch nur überschaubaren<br />

Andrang von neuen Interessent*innen.<br />

Wir möchten Sie, verehrte Leserinnen und Leser, an<br />

dieser Stelle bitten, potentiell interessierte Menschen<br />

auf uns aufmerksam zu machen, denn: AIDS-Hilfe-Arbeit<br />

ist spannend, kann intensiv und unter Umständen<br />

belastend sein, aber auch dankbar und für die eigene<br />

Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend. Das gilt<br />

nach wie vor auch für die ehrenamtliche Mitarbeit auf<br />

allen Ebenen (s. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.<br />

de/Ehrenamt).<br />

Wenn wir immer wieder vom „ehren- und hauptamtlichen<br />

Team“ der AIDS-Hilfe reden, so ist dies keine<br />

Floskel. Wir sind ein Verein und wir arbeiten partnerschaftlich<br />

und partizipativ gemeinsam – jede/r im Rahmen<br />

seiner/ihrer Möglichkeiten und alle im Sinne unseres<br />

Vereinszweckes und der verfolgten Ziele. Das gilt<br />

natürlich insbesondere für die gute Zusammenarbeit<br />

von Vorstand und hauptamtlichem Team.<br />

Bestätigung und Rückhalt für unsere Arbeit und Entwicklung<br />

erfuhren wir auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung<br />

am 28. Mai <strong>2018</strong>, die vergleichsweise<br />

gut besucht war. Insgesamt verzeichnen wir<br />

allerdings leider einen fortschreitenden Rückgang an<br />

beitragszahlenden Mitgliedern.<br />

Der amtierende Vorstand wurde einmal mehr einstimmig<br />

entlastet und für seine umfassende Arbeit gewürdigt.<br />

Zum Jahresende trat unser jüngstes Vorstandmitglied,<br />

Kevin Hengsteler aus persönlichen Gründen von<br />

seinem Amte zurück. Wir sagen Dank für die bis dahin<br />

geleistete Arbeit und wünschen alles Gute! Eine Nachbesetzung<br />

musste nicht erfolgen.<br />

12


Der Vorstand bis Mai 2017: Silke Stützel, Thomas Hilgers,<br />

Daniela Niemczyk und Peter Külpmann<br />

Mit der neuen „Legislaturperiode“ standen auch in diesem<br />

Jahr gleich wichtige Inhalte und Weichenstellungen<br />

an. Aufstockungsanträge an die und Verhandlungen<br />

mit den Kommunen, Antrag an den Landschaftsverband<br />

Rheinland und Prüfung als neuer Anbieter, die<br />

Implementierung des BeWo-Projektes (SELF Duisburg/<br />

Kreis Wesel), Personalsuche und –auswahl für den<br />

Bereich Youthwork und PSB und vieles mehr.<br />

Personelle Struktur<br />

Stete Fort- und Weiterentwicklung einer Organisation<br />

kann nur da gut gedeihen, wo auch spezifische Kompetenzen<br />

und Erfahrungen vorhanden sind, wo Bewährtes<br />

den erforderlichen Wandel konstruktiv, kritisch begleitet.<br />

Kontinuität bei der Personalstruktur ist einer der<br />

wichtigsten Faktoren für die Aufrechterhaltung des<br />

Leistungsspektrums und das Funktionieren auch der<br />

Kooperations- und Netzwerkarbeit, auf die wir in vielfältiger<br />

Weise angewiesen sind. Ganz zu schweigen von<br />

der enormen Bedeutung möglichst fester Ansprechpartner*innen<br />

in der Begleitungsarbeit mit Klient*innen.<br />

Zum 01.08.2019 durften wir den Dienstvertrag mit unserem<br />

Herzenslust-Koordinatoren, Raphael Diaz Fernandez<br />

entfristen und auch für ihn gilt nicht nur Dank<br />

und Anerkennung für seine Kerntätigkeit, sondern auch<br />

für seinen unermüdlichen Einsatz an der EDV- und IT-<br />

Front. Wenn wir diese Leistungen einkaufen müssten,<br />

wäre das eine Katastrophe!<br />

Sehr traurig stimmte uns, dass unsere langjährige Mitarbeiterin<br />

in der Begleitung, im XXelle-Projekt und im<br />

Youthwork, Anika Walther, uns zum Jahresende verlassen<br />

hat, um in die Frauenberatung zu wechseln,<br />

was wir allerdings gut verstehen können – zumal sie<br />

dort ein größeres Stundenkontingent bekommen kann.<br />

Herzlichen Dank für 18 Jahre Treue und hervorragende<br />

Arbeit! Und alles Gute im neuen Arbeitsfeld, wo sich<br />

sicherlich die ein oder andere Zusammenarbeit ergeben<br />

wird.<br />

Erfreulicherweise konnte schon im Berichtsjahr die<br />

nahtlose Nachfolge geklärt werden. Um aber überhaupt<br />

Chancen auf eine Fachkraft zu bekommen, mussten wir<br />

die bisherige 1/4-Stelle auf eine halbe aufstocken. Damit<br />

kommen wir allerdings zum alten Besetzungsstand<br />

zurück und Beschäftigung gibt es reichlich. Die Sozialpädagogin,<br />

Hanife Kayadelen, wird uns ab 01.01.2019<br />

tatkräftig unterstützen.<br />

Das Berichtsjahr <strong>2018</strong> zeichnete sich erfreulicherweise<br />

durch personelle Stabilität im hauptamtlichen Team<br />

aus – ein Segen!<br />

Eine besondere Stabilität und Kontinuität bietet seit<br />

nunmehr 15 Jahren, unser „Graf Zahl“ und „Mann für<br />

alle Fälle“, unsere Verwaltungsfachkraft Werner Garbe.<br />

Wir sagen DANK für die tolle Arbeit, die weit über die<br />

eigentlichen Verwaltungsaufgaben hinausgeht und an<br />

vielen Stellen den „Laden zusammenhält“.<br />

Unsere „Neuen“, Marie Schellwat als Fachliche Leitung<br />

des BeWo-Projektes und Susanne Renner in der Verwaltung<br />

haben ihre Probezeit mit Glanz bestanden und<br />

bereichern unser Team außerordentlich.<br />

Ganz besonders erfreulich konnten wir im Berichtsjahr<br />

die stete Weiterentwicklung und Etablierung des<br />

13


SCHLAU Duisburg-Projektes beobachten. Hier hat der<br />

Koordinator, Kai-Uwe Diel, mit unglaublicher Akribie,<br />

Kreativität und Fleiß sowie dank seiner enormen Fähigkeiten<br />

und Affinitäten bei der Nutzung der sozialen Medien<br />

und Netzwerke ein Team für die LSBTIQ*-Aufklärungsarbeit<br />

aufgebaut, das sich vor Nachfragen kaum<br />

noch retten kann. Das Team erhielt dann auch noch im<br />

Berichtsjahr eine besondere Auszeichnung durch den<br />

„Sonderpreis des PARITÄTISCHEN NRW“ für besonders<br />

innovative Projekte zur Gewinnung von jungen Ehrenamtlichen.<br />

Diese Auszeichnung und die gute Arbeit ist auch den<br />

Medien nicht entgangen und so gab es sehr schöne Berichte<br />

in der WDR-Lokalzeit und dem Studio47 sowie in<br />

der WAZ zur Arbeit unseres SCHLAU-Teams. Wir sind<br />

stolz auf Euch!<br />

Wir bedanken uns beim Jugendamt und dem Jugendhilfeausschuss<br />

der Stadt Duisburg für eine Sachkostenförderung<br />

aus dem Aktionsprogramm zum Kinder- und<br />

Jugendschutz im Berichtsjahr.<br />

über legt der vorliegende Jahresbericht (und die Controlling-Daten<br />

im Anhang) Zeugnis ab.<br />

So ist etwa von einem wichtigen Primärpräventionsbereich,<br />

der Duisburger Substitutionsregelung, welche<br />

nicht unbedingt zum Kernbereich zählt, zu berichten,<br />

dass dieses Angebot, wenngleich mit gesunkenen<br />

Teilnehmerzahlen, recht stabil weiter läuft. Diese Regelung<br />

ist nicht nur für die Klient*innen von hohem gesundheitlichen<br />

und psychosozialen Nutzen ist, sondern<br />

auch für die AIDS-Hilfe ein finanzieller Segen. Hier gilt<br />

den Ärzten Dr. Hander und Frau Stech, Herrn Harzem,<br />

Dr. Stark und Dr. Gudat sowie unseren begleitenden<br />

Ehrenamtler*innen ein ganz großes Dankeschön! (s.<br />

5.2.2.).<br />

Die Arbeit im Bereich der Drogenarbeit in Duisburg<br />

hat sich im Berichtsjahr durch verschiedene Umstände<br />

leider verändert und die Erfolge der letzten Jahre konnten<br />

nicht in gewünschter Weise stabilisiert werden. Das<br />

lag in keinster Weise an der nach wie vor höchst engagierten<br />

Arbeit unserer Kollegin, Nadine Bolte, die sich<br />

unermüdlich weiterhin für die Belange von drogengebrauchenden<br />

Menschen einsetzt.<br />

Die Aufrechterhaltung der JES- (Junkies, Ehemalige<br />

und Substituierte) Selbsthilfegruppe gelang zwar, war<br />

aber durch längere Krankheitsphasen mit Durststrecken<br />

verbunden. Die aufsuchende Arbeit in Hamborn<br />

wurde dennoch in der zweiten Jahreshälfte intensiviert,<br />

allerdings nunmehr nur noch durch Frau Bolte. Die aufsuchende<br />

Arbeit in der Stadtmitte mutierte dagegen zu<br />

einer suchenden Arbeit, denn infolge der Umgestaltung<br />

des Kantparks hat sich die Szene nahezu aufgelöst,<br />

was auch mit Vertreibungsaktionen zu erklären ist. Das<br />

Problem ist vielfach kommuniziert und auch erkannt<br />

und im Berichtsjahr entstanden erste Initiativen von<br />

Seiten der Stadt Duisburg, hier etwas zu unternehmen.<br />

Wir haben uns eindeutig positioniert, dass wir uns an<br />

dem Prozess aktiv beteiligen.<br />

Unser erklärtes und auch satzungsgemäßes Ziel bleibt<br />

es, im Sinne eines partizipativen Ansatzes, Selbsthilfestrukturen<br />

anzuschieben, so gut es geht zu fördern<br />

und dafür Sorge zu tragen, dass die Selbsthilfe auch<br />

beteiligt wird (s. 5.2.).<br />

Ein herzlicher Dank der Geschäftsführung und des Vorstandes<br />

gilt einmal mehr den ehren- und hauptamtlichen<br />

Kolleginnen und Kollegen, die Ihre Arbeit weit<br />

über das erwartbare „business as usual“ hinaus wahrnahmen.<br />

Und das in einem Jahr mit erneut hohen Intensitäten<br />

und wachsenden Sorgen über die Erhaltung<br />

des Status Quo. DANKE!<br />

Dass wir trotz zum Teil demotivierender Umstände und<br />

zusätzlichen Arbeitsbelastungen unsere angestammten<br />

Arbeitsbereiche und –angebote in gewohnter Form<br />

und Qualität fast durchgehend vorhalten konnten, dar-<br />

Auch im Bereich der Präventions-, Beratungs- und Begleitungsarbeit<br />

in den Justizvollzugsanstalten konnte<br />

die erfreuliche Kooperation im Berichtsjahr nicht im<br />

gewünschten Maße umgesetzt werden. Das lag im Wesentlichen<br />

an erheblichen personellen Engpässen und<br />

Wechseln in den Zuständigkeiten in den JVA-Strukturen<br />

begründet. Wir haben dies zum Anlass genommen,<br />

um mit der Leitung und dem Sozialdienst darüber zu<br />

sprechen, wie die Kooperation wieder verbessert werden<br />

kann. Dies verlief sehr konstruktiv und hat schon<br />

zu deutlichen Verbesserungen geführt, denn letztlich<br />

ist die JVA-Duisburg-Hamborn mit der Arbeit von Rüdiger<br />

Wächter sehr zufrieden. So wurde der Kooperationsvertrag<br />

einmal mehr verlängert, worüber auch<br />

14


Fördermittel des Justizministeriums NRW abgerufen<br />

werden können, die zumindest Teile der Personalkosten<br />

decken können. Indiz für die hohe Wertschätzung<br />

unserer Arbeit in diesem Bereich sind die regelmäßigen<br />

Anfragen an Rüdiger Wächter, als Referent bei Fachkongressen<br />

(s. 5.3).<br />

Es freut uns ganz besonders, dass im Bereich der Frauenarbeit<br />

mit Janina Boers die wichtige Arbeit (XXelle-Kampagne,<br />

PSB bei Frauen mit HIV u.a.m.) mit einer<br />

festen Ansprechpartnerin stabil fortgeführt werden<br />

konnte. Ist es doch die einzige fachspezifische Stelle<br />

in unserem großen Zuständigkeitsgebiet. Die Frauenquote<br />

in unserer AIDS-Hilfe ist gewachsen – und das<br />

ist gut so. Eine ganze Reihe von neuen Beratungs- und<br />

Begleitungskontakten ergab sich insbesondere durch<br />

die gute Vernetzung mit der HIV-Schwerpunktpraxis<br />

von Dr. Kwirant. Besonders intensiv waren im Berichtsjahr<br />

einmal mehr die Begleitungsfälle von Frauen mit<br />

Migrationshintergründen – auch aus der Gruppe der<br />

Geflüchteten.<br />

Darüber hinaus funktioniert die landesweite und überregionale<br />

Vernetzungsarbeit im landesgeförderten<br />

XXelle-Projekt hervorragend (s. 5.4.).<br />

Zudem waren und sind wir auf dem Sektor der (Beschaffungs-)<br />

Sexarbeit angesichts erheblicher Zuwanderung<br />

–v.a. von Frauen aus südosteuropäischen Regionen-<br />

im Praktischen und Konzeptionellen zunehmend<br />

gefordert. Auch für die dabei unerlässliche Netzwerkarbeit<br />

und im Besonderen die Zusammenarbeit mit den<br />

ÖGD-Strukturen ist eine stabile personelle Struktur besonders<br />

wichtig. Erst recht durch die Veränderungen,<br />

die die Umsetzung des ab dem 01.07.2017 geltenden<br />

neuen Prostitutionsschutzgesetzes (ProstSCHG) mit<br />

sich gebracht hat und weiter bringen wird. Als erste<br />

Zwischenbilanz kann aus unserer Sicht nicht von einer<br />

Verbesserung der Situation von Sexarbeiter*innen gesprochen<br />

werden, sondern eher von deutlichen Verschlechterungen,<br />

was etwa den Zugang zur Zielgruppe<br />

betrifft.<br />

Im Arbeitsbereich der Prävention bei Männern, die<br />

Sex mit Männern haben (MSM), gab es nicht nur bei<br />

den Präventionsoffensiven im Umfeld des im Berichtsjahr<br />

weiter ausgebauten CSD in Duisburg ebenfalls<br />

wieder viel „Action“ für die Abteilung Herzenslust (s.o.)<br />

– und auch hier viel Anerkennung für das Geleistete.<br />

Erfreulich ist insgesamt eine weiter zu verzeichnende<br />

(Wieder-) Belebung der schwul-lesbischen Szene in<br />

Duisburg. Es tut sich was und wir sind zuversichtlich,<br />

dass das auch positive Auswirkungen bei der Gewinnung<br />

von neuen „Herzenslüstlern“ haben mag. Die Zahl<br />

der Veranstaltungen, bei denen das Herzenslust-Team<br />

als gern gesehener Partner auftritt, um das hier und da<br />

gar heftig geworben wird, ist weiter deutlich gestiegen.<br />

Darüber hinaus ist auch hier die erheblich gesteigerte<br />

Qualität und Quantität der konsequenten Einbeziehung<br />

moderner Kommunikationskanäle besonders erwähnenswert.<br />

Herzenslust kann social media!<br />

Auch das große Ziel, das Beratungs- und Testangebot<br />

zumindest in Duisburg in Kooperation mit dem ÖGD<br />

auszubauen, konnte im Berichtsjahr endlich stabil umgesetzt<br />

werden (s.o.). Nach einer Pilotphase im ersten<br />

Halbjahr, zeigte die Annahme des Angebotes den<br />

prognostizierten Bedarf und wurde entsprechend –mit<br />

leichten Ablaufmodifikationen auch im zweiten Halbjahr<br />

etabliert werden. Darüber hinaus zeigte sich, dass<br />

der „herzenslust Checkpoint“ in Kooperation mit dem<br />

GA Duisburg die Frequentierung des Regelangebotes<br />

des Gesundheitsamtes eben nicht schmälerte, sondern<br />

eindeutig als wichtiges zusätzliches Angebot angenommen<br />

wurde. Wir erwarten für die Bilanz des Berichtsjahres<br />

eine nennenswerte Steigerung der Testzahlen.<br />

Nur so gibt es eine gute Chance auf frühe Diagnosen<br />

(HIV und STI`s betreffend) und entsprechend frühe<br />

Zugänge zu den Behandlungsoptionen – gemäß den<br />

90-90-90-Zielen der WHO, der Bundesregierung und<br />

den Zielen der „Kein Aids für alle!-Kampagne der DAH.<br />

Unser Dank gilt den Kolleginnen der Beratungsstelle<br />

des Gesundheitsamtes für eine gute und wichtige Zusammenarbeit<br />

(s. 5.1.).<br />

Im Sektor Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />

(s. 5.6.) können wir über<br />

weitgehend stabile Nachfragen mit nach wie vor<br />

hervorragenden Rückmeldungen berichten. Dank der<br />

tatkräftigen Unterstützung von Anika Walther im Arbeitsfeld<br />

„Youthwork“ können wir zumindest gelegentlich<br />

auch hier wieder etwas mehr anbieten – vor allem<br />

in Zeiten von Mehrfachanfragen. Erwähnenswert ist dabei<br />

sicher das tolle Projekt der „Sexualpädagogischen<br />

Stadtrallye“ für Schüler*innen der neunten Jahrgänge<br />

aller Schulformen, das in Kooperation mit der pro familia<br />

Duisburg dank der Förderung durch den Jugendhilfeausschuss<br />

der Stadt Duisburg weiter erfolgreich<br />

durchgeführt wurde und sich reger Nachfrage erfreut.<br />

Das Ausscheiden von Anika Walther zum Ende des Berichtsjahres<br />

reißt (nicht nur) hier eine große Lücke. Die<br />

Weichen für eine qualifizierte Nachfolge konnten aber<br />

schon früh gestellt werden, so dass wir zuversichtlich<br />

sein können, dass hier keine „Versorgungslücken“ entstehen<br />

müssen. Dies ist umso wichtiger, als wir seit<br />

über zwei Jahren das einzige spezifische Aufklärungsprojekt<br />

für die gesamte Region sind, weil sich der ÖGD<br />

sowohl in Duisburg als auch im Kreis Wesel aus diesem<br />

Tätigkeitsfeld zurückgezogen hat.<br />

Erwähnenswert auch in diesem Arbeitsfeld ist die nur<br />

leicht nachlassende Nachfrage an Veranstaltungen für<br />

junge (vorwiegend männliche) Geflüchtete, die insgesamt<br />

sehr erfreulich verliefen und sich vor allem bei<br />

der DAA, dem Bildungsträger mit zahlreichen Integrationskursen<br />

in unserer Region sehr schnell herumgesprochen<br />

haben.<br />

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit (s. 4.) sind wir erfreulicherweise<br />

nicht mehr „Alleinunterhalter“ für die<br />

Region, denn auch hier zeigen sich die Effekte des<br />

Ressourcenzugewinns durch die Wiederbesetzung der<br />

15


AIDS-Koordinator*innen-Stelle in Duisburg. Und das<br />

ist gut so! Da heißt es doch wieder „Gemeinsam gegen<br />

AIDS“! Einsam blieben wir dagegen weiterhin im Kreis<br />

Wesel (s.o.).<br />

Positive Auswirkungen sind auch bei der wichtigen<br />

Netzwerkarbeit – zumindest in Duisburg zu verzeichnen,<br />

wie etwa beim Arbeitskreis Prävention Duisburg,<br />

wo wir die Koordinationsarbeit abtreten konnten. Hier<br />

ist auch schon im Berichtsjahr eine Stabilisierung durch<br />

die aktive Mitarbeit des Gesundheitsamtes der Stadt<br />

Duisburg zu verzeichnen.<br />

Intensiviert haben wir unsere Kooperation mit dem<br />

Suchthilfeverbund Duisburg e.V. durch einen intensivierten<br />

Austausch.<br />

„Unser“ Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS erfuhr<br />

eine Neuausrichtung und Erweiterung der Thematik<br />

und heißt seit <strong>2018</strong> nun „Duisburger Aktionsbündnis<br />

für Gesundheit und Gerechtigkeit“. Die sexuelle Gesundheit<br />

und natürlich auch HIV/AIDS bleiben allerdings<br />

eindeutig im Portfolio.<br />

Neu hinzugekommen ist ein Engagement im Rahmen<br />

der „Initiativgruppe Männergesundheit“ der Kommunalen<br />

Gesundheitskonferenz der Stadt Duisburg, die erstaunlich<br />

effektiv wirkt u.a.m.<br />

Leider waren wir im Berichtsjahr erneut mit zum Teil<br />

heftigen Diskriminierungsfällen beschäftigt. In der<br />

Regel irrationale Ängste, aber auch klare Ausgrenzungen<br />

scheinen eher wieder zu- als abzunehmen. Als<br />

„Dauerbrenner“ sind hier insbesondere wiederkehrende<br />

Probleme mit Zahnarztpraxen hervorzuheben. Besonders<br />

heftig war aber auch die Erteilung eines Hausverbotes<br />

einer Duisburger Klinik für eine Klientin, weil<br />

sie nicht bei jeder Vorstellung offensiv ihren HIV-Status<br />

erklärt hat. Zum einen ist dieser in ihren Akten erfasst,<br />

zum anderen handelte es sich um eine rein orthopädische<br />

Behandlung. Der „Runde Tisch zur HIV-Versorgung“<br />

(s.o.) hat mit einer gemeinsam gefassten Stellungnahme<br />

sehr deutlich reagiert!<br />

Wir hatten eine Zeit lang den Eindruck, wir hätten die<br />

80er Jahre überwunden, doch das scheint nicht überall<br />

im Gesundheitssystem der Fall zu sein. Hier wartet<br />

noch viel und wohl auch kontinuierliche Arbeit auf uns.<br />

Hinzu kamen über das gesamte Jahr rege Korrespondenzen<br />

und Gespräche mit den kommunalen Strukturen<br />

durch unsere Aufstockungsanträge, Gespräche<br />

und Gesprächsangebote / -versuche mit der Kreispolitik,<br />

die Bewerbung und Publikmachung unseres neuen<br />

Angebotes des Betreuten Wohnens (SELF Duisburg /<br />

Kreis Wesel), die intensive Beschäftigung mit der Umsetzung<br />

der am 25.05.<strong>2018</strong> in Kraft tretenden Datenschutz-Grundverordnung<br />

(DS-GVO), die insgesamt<br />

betrachtet ganz überwiegend gut ist, aber eben auch<br />

zusätzlichen bürokratischen Aufwand (und Kosten!)<br />

mit sich gebracht hat und bringt. Dass wir an dieser<br />

Stelle allerdings schon recht gut aufgestellt waren, ist<br />

16<br />

nicht zuletzt dem Engagement unseres treuen IT-Supporters,<br />

Vicente Diaz Fernandez, zu verdanken, der<br />

uns ganz viele seiner Leistungen ehrenamtlich zur Verfügung<br />

stellt. Ganz großer Dank!<br />

Es deutet einiges darauf hin, dass unser Haushaltsabschluss<br />

für <strong>2018</strong> erneut ein etwas kleineres Defizit<br />

ausweisen wird, als es die Planung befürchten ließ.<br />

Letztlich haben wir unser Überleben im Berichtsjahr<br />

allerdings einer unverhofft eingegangenen Erbschaft<br />

zu verdanken, die uns schlichtweg gerettet hat, weil<br />

unsere vorzuhaltende Betriebsmittelrücklage im Laufe<br />

des Jahres aufgebraucht war, weil sich die kommunalen<br />

Zuwendungsgeber über drei Jahre trotz unserer Anträge<br />

nicht bewegt haben.<br />

Eigentlich hätten wir mit dem Segen dieser Erbschaft<br />

unsere Rücklage zumindest in Teilen wieder aufbauen<br />

müssen, aber die laufenden Kosten ließen dies nicht<br />

zu.<br />

Natürlich waren wir auch in diesem Jubiläumsjahr wieder<br />

„auf der Straße“ mit Infoständen und Aktionen im<br />

Sommer und boten ein umfangreiches Programm zum<br />

Welt-AIDS-Tag 2016 (s. 4.4.).<br />

„Klappern gehört zum Handwerk“.<br />

Unsere Arbeit und unsere Aktionen werden wahrgenommen<br />

– wir können nicht behaupten, dass wir keine<br />

Lobby hätten. Allerdings möchten wir an dieser Stelle<br />

eingestehen, dass der stete Kampf für den Erhalt der<br />

Strukturen immer wieder auch demotiviert und Kraft<br />

raubt.<br />

Einmal mehr erfreulich war diesbezüglich allerdings im<br />

Berichtsjahr das Medieninteresse und die Unterstützung<br />

durch Funk und Fernsehen – und auch einzelne<br />

Printmedien haben uns im Berichtsjahr wieder mehr<br />

Beachtung geschenkt.<br />

Zivilgesellschaftliches Engagement ist immer noch<br />

und nicht nur vor dem Hintergrund rückläufiger öffentlicher<br />

Förderung immer mehr gefragt. Diesbezüglich<br />

können wir einmal mehr auf ein Jahr mit zum Teil wirklich<br />

großartiger Unterstützung zurückblicken (s. 4.).<br />

Insbesondere im Zusammenhang mit dem diesjährigen<br />

Welt-AIDS-Tags-Geschehen erlebten wir viel Engagement<br />

von verschiedensten Gruppen und Einzelpersonen.<br />

Stellvertretend möchten wir hier schon mal auf<br />

die WAT-Aktionen an einigen Schulen unserer Region<br />

sowie die hervorragende mediale Unterstützung durch<br />

das Duisburger Lokalfernsehen „Studio47“ wie auch<br />

der WDR-Lokalzeitredaktion verweisen.<br />

Besonders bemerkenswert ist auch das treue Engagement<br />

der Alpener Gastronomen, Wolfgang Gödeke und<br />

Frank Stieger und Ihrem Team der „Burgschänke“, die<br />

uns abermals das hervorragende Essen für die Weihnachtsfeier<br />

am Heiligen Abend spendeten. Dieses ist


von den über 20 Teilnehmer*innen einmal mehr sehr<br />

gelobt worden. Ganz herzlichen Dank für diese wunderbare<br />

Geste, die Menschen zugutekam, die über<br />

Weihnachten keine Familienanbindung haben.<br />

DANKE!<br />

Wir bedanken uns bei den Sparkassen aus unserer Region<br />

für ebenso treue Unterstützung und besonders<br />

beim „Strick-Team“ der Targobank Duisburg um Frau<br />

Ursula Busshoff. Dieses Duisburger „Bären-Alleinstellungsmerkmal“,<br />

die wunderbaren Strick-Accessoires,<br />

ist kaum noch wegzudenken. Immer mehr Interessent*innen<br />

fragen gezielt danach. Ein ganz großer<br />

Dank gilt dieser Kreativ-Gruppe sowie in diesem Jahr<br />

dem „Auszubildenden-Team“ der Targobank, die mit<br />

viel Eifer und Freude über 400 Solibären unter das<br />

Bankenvolk brachten!<br />

Ein sehr großer Dank gilt dem Team für Förderanträge<br />

der Aktion Mensch, ohne die die Umsetzung von „SELF<br />

Duisburg / Kreis Wesel“ nicht denkbar gewesen wäre!<br />

Phantastisch war die Hilfe der sog. „Be able-Gruppe“<br />

des NiederrheinTherapiezentrums Duisburg, mit dem<br />

wir seit einigen Jahren hervorragend kooperieren.<br />

Diese handwerklich sehr begabte Truppe hat uns am<br />

07.05.<strong>2018</strong> bei einer anstehenden umfänglichen Renovierungsaktion<br />

ehrenamtlich gerettet. Ohne Euch wäre<br />

das wohl ein Monatsprojekt geworden. Danke Jungs!<br />

Ein Vertreter ist dann auch noch für ein mehrwöchiges<br />

„Praktikum“ bei uns hängengeblieben und hat in unglaublich<br />

kreativer Weise alle ausstehenden „Kleinigkeiten“<br />

im hauswirtschaftlichen Bereich erledigt. Danke,<br />

geschätzter Daniel!<br />

Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle<br />

bei all jenen treuen Freund*innen und Förderern,<br />

Zuwendungsgebern und Sympathisant*innen sowie<br />

bei den Vertreter*innen aus Politik, Verwaltungen, der<br />

Staatsanwaltschaft Duisburg für die Berücksichtigung<br />

der AIDS-Hilfe bei der Zuweisung von Bußgeldern,<br />

bei den Gesundheitsämtern, medizinischen und Beratungseinrichtungen,<br />

einigen Kirchengemeinden für<br />

die Unterstützung unserer Weihnachtsfeier, den vielen<br />

Netzwerkpartnern, Schulen und sonstigen Kooperationspartnern<br />

und unseren Dachverbänden, den „PA-<br />

RITÄTISCHEN“ Kreisgruppen, der Deutschen AIDS-Hilfe<br />

und der AIDS-Hilfe NRW für ihre Wertschätzungen,<br />

unterstützenden Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr<br />

aufs Herzlichste bedanken.<br />

17


2. Beratung<br />

2.1 Einleitung<br />

Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel<br />

e.V. zum Themenkomplex der sexuellen Gesundheit<br />

mit dem Fokus auf HIV / AIDS und anderen sexuell<br />

übertragbaren Infektionen (STI`s) von der primärpräventiven-<br />

bis zur tertiärpräventiven Ebene wurde wie<br />

in den vorangegangenen Jahren als ein Hauptschwerpunkt<br />

unserer Arbeit durchgeführt.<br />

2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor Beratung<br />

Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden<br />

wie folgt genutzt werden:<br />

18<br />

1. persönliche Beratung in unseren Büroräumen<br />

während der Öffnungszeiten und nach Vereinbarung<br />

in der AIDS-Hilfe oder aufsuchend;<br />

2. telefonische Beratung durch Hauptamtler*innen<br />

während der Bürozeiten in Duisburg unter<br />

der Nummer 0203 / 66 66 33 sowie für die<br />

bundesweite Telefonberatung Donnerstags in<br />

der Zeit von 09.00 – 12.00 Uhr am Donnerstag<br />

unter der Nummer 0180 / 33 19411;<br />

3. im Bedarfsfall können auch persönliche Beratungen<br />

vor Ort vereinbart werden.<br />

2.2.1 Persönliche Beratung<br />

Während der Öffnungszeiten sowie nach telefonischer<br />

Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten, konnten<br />

Ratsuchende sich persönlich durch hauptamtliche Mitarbeiter*innen<br />

in unserer Beratungsstelle in Duisburg<br />

beraten lassen. Bei diesen Beratungsgesprächen wird<br />

auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet.<br />

Bei Bedarf konnten Ratsuchende, die anonym bleiben<br />

wollten, sich auch Termine außerhalb der Öffnungszeiten<br />

und dem damit verbundenen Publikumsverkehr geben<br />

lassen. Bei Beratungen von Personen, die kürzlich<br />

ihr HIV-positives Testergebnis erhalten haben, kann im<br />

Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer das Angebot unterbreitet<br />

werden, mit einem geschulten HIV-Positiven<br />

zu sprechen, der schon länger mit der Infektion lebt.<br />

Dieses Angebot wurde auch im Berichtsjahr vereinzelt<br />

nachgefragt.<br />

Die persönliche Beratung wurde im Berichtszeitraum<br />

erneut recht rege in Anspruch genommen. Der Standortwechsel<br />

im Jahre 2013 zur Bismarckstr. in Du-Neudorf<br />

kann inzwischen als bekannt angesehen werden.<br />

Nach der Schließung der Beratungsstelle in Wesel zum<br />

Jahresende 2016 ist es natürlich für Ratsuchende aus<br />

dem Kreisgebiet deutlich schwieriger geworden, eine<br />

persönlichen Beratung in geschützter Atmosphäre einer<br />

Beratungsstelle in Wohnortnähe zu bekommen. Diese<br />

Ratsuchenden müssten entweder nach Duisburg kommen<br />

können oder einen Vor-Ort-Termin über Telefon<br />

oder per e-mail mit uns vereinbaren. Dieses Angebot<br />

halten wir grundsätzlich noch vor, da dies allerdings mit<br />

erheblichen Kosten verbunden (Fahrt- und Arbeitszeit)<br />

ist, können wir dies angesichts unserer Unterfinanzierung<br />

leider nur noch in Einzelfällen (bei besonderer Bedarfslage)<br />

leisten.<br />

Das (Test- und) Beratungsangebot durch den Fachdienst<br />

Gesundheitswesen im Kreis Wesel ist leider sehr<br />

spärlich (Montags von 14-16 Uhr in Moers und nur jeden<br />

1. und 3. Dienstag von 14-15.30 Uhr in Wesel) und<br />

die Zeiten sind etwa für Berufstätige sicherlich suboptimal.<br />

Laut Homepage des Kreises Wesel sind leider auch<br />

keine Termine nach Vereinbarung möglich.<br />

Das (Test- und) Beratungsangebot des Gesundheitsamtes<br />

der Stadt Duisburg konnte dagegen im Berichtsjahr<br />

verbessert werden. Neben vier Sprechstunden an<br />

jedem Donnerstag, konnte in Verbindung mit unserem<br />

„Herzenslust-Team“ der checkpoint mit einem Abendangebot<br />

an jedem ersten Dienstag im Monat etabliert<br />

werden. In der Folge sind auch die Testnachfragen und<br />

–durchführungen im Berichtsjahr deutlich gestiegen –<br />

und zwar ohne Rückgänge im bisherigen Regelangebot.<br />

Eine Entwicklung, die ganz im Sinne der „neuen“ Ziele<br />

(s. 90-90-90 unter 1.) und eindeutig zu festigen ist.<br />

Insgesamt haben wir im Berichtsjahr <strong>2018</strong> 1423 Einzelberatungen<br />

mit primärpräventivem Hintergrund<br />

(+ 200 im Vgl. zum Vorjahr) über persönliche und<br />

telefonische Gesprächskontakte geleistet. Davon 768<br />

für männliche und 655 (hier liegt das Plus von > 200!)<br />

für weibliche Personen, davon geschätzt 379 Menschen<br />

mit Migrationshintergrund, bis 21 Jahre 108 und 1322<br />

über 21 Jahren (s. Controlling-Daten im Anhang).<br />

Für HIV-Positive erfolgten im Berichtsjahr 762 Beratungskontakte<br />

mit sekundärpräventivem Charakter,<br />

davon 401 für männliche und 361 für weibliche Personen.<br />

254 Beratungskontakte mit Personen mit Migrationshintergrund<br />

wurden angeboten, wobei in Einzelfällen<br />

Sprachmittlungsdienste erforderlich waren. 736<br />

Beratungen erfolgten für Menschen ab 22 Jahren. (s.<br />

3.)


1.1.2 Telefonische Beratung<br />

Die aktive Beteiligung an diesem bundesweiten Angebot<br />

wird ausgesprochen gut genutzt. Häufig melden<br />

sich sehr verunsicherte Menschen, die sich über das<br />

Internet oder andere Quellen informiert haben, aber<br />

durch die Vielfalt an unterschiedlichen Aussagen im Ergebnis<br />

eher verunsichert wurden und umso dankbarer<br />

für klare und kompetente Beratungsleistungen sind.<br />

Die Telefonberatung trägt dem Wunsch nach Anonymität<br />

in besonderem Maße Rechnung. Dadurch können<br />

wir allerdings in aller Regel keine regionale Zuordnung<br />

der Ratsuchenden leisten. Für unsere Mitarbeiter*innen<br />

bietet die Telefonberatung gewissermaßen eine<br />

wöchentliche Fortbildungsmöglichkeit zur HIV-/AIDSund<br />

STI-Beratung.<br />

Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> wurden 643 Beratungen im Rahmen<br />

dieses Angebotes durchgeführt (über 100 mehr<br />

als 2017), davon 484 mit Männern, 159 mit Frauen<br />

und überwiegend für Heterosexuelle (geschätzt über<br />

62 %).<br />

Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen<br />

während der Öffnungszeiten sehr hoch. Die Ratsuchenden<br />

wurden nach eingehender Erörterung der<br />

Risikosituationen aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden<br />

die Ratsuchenden zwecks HIV-Antikörper-Test an das<br />

jeweilige örtliche Gesundheitsamt verwiesen. Vor dem<br />

Hintergrund der sehr schmalen Zeitfenster der Testberatungsangebote<br />

der Gesundheitsämter mussten wir<br />

allerdings weiterhin auch auf Angebote in umliegenden<br />

Städten verweisen. Insbesondere gilt dies für Berufstätige<br />

(s.o.). Eine sehr unbefriedigende Situation, zumal<br />

das Testangebot zu HIV und STI`s eine kommunale<br />

Pflichtaufgabe ist, deren Umfang allerdings leider nicht<br />

festgelegt ist.<br />

Mit 62% lagen Fragen zu HIV-Ansteckungsrisiken ganz<br />

oben auf der Fragenskala, gefolgt von 20% zu Testzusammenhängen.<br />

Fragen zu anderen STI`s nehmen<br />

langsam zu (4,6 %), Fragen zum Leben mit einer<br />

HIV-Infektion spielen häufig eine nachrangige Rolle,<br />

sind aber immerhin bei 2,5% das Schwerpunktthema.<br />

62% der Anrufer*innen sind heterosexuell orientiert,<br />

19% homosexuell und knapp 3% bisexuell oder transidentisch.<br />

Bei der (geschätzten) Altersverteilung liegen<br />

die 30-39-Jährigen mit 35,6% vorne, gefolgt von den<br />

20-29-Jährigen mit 32,8% und den 40-49-Jährigen mit<br />

17,3%. Nur etwa 3% sind unter 20 Jahren und ca. 8%<br />

über 50 Jahren.<br />

2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung<br />

An 62 Stunden pro Woche können sich Ratsuchende<br />

unter der Rufnummer 0180 33 19411 (9 ct./min. aus<br />

dem deutschen Festnetz maximal 42 ct./min. aus deutschen<br />

Mobilfunknetzen) mit ihren Fragen rund um HIV/<br />

AIDS telefonisch an die Berater*innen der AIDS-Hilfen<br />

wenden. Die Hotline ist erreichbar in den Zeiten: Montags<br />

bis Freitags von 9.00-21.00 Uhr und am Samstag<br />

und Sonntag von 12.00-14.00 Uhr.<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. beteiligt sich<br />

als eine von bundesweit 26 Einrichtungen an diesem<br />

nunmehr fest etablierten Angebot. Vor allem aufgrund<br />

personeller Engpässe bei den ehrenamtlichen Kräften,<br />

haben wir uns von der Beratung am Montagabend verabschieden<br />

müssen, da wir die Ausfallzeiten auf Dauer<br />

nicht durch hauptamtliche Kräfte auffangen können.<br />

Eine deutliche Steigerung der Frequenzen haben wir<br />

am Donnerstag vormittag erfahren, wo wir zwischen<br />

09.00-12.00 Uhr geschaltet sind. Nicht selten gibt es<br />

hier mehr als 15 Anrufe.<br />

Die Telefonberatung spielt bei der Aufklärung zu HIV<br />

nach wie vor eine große Rolle. Sie ist das Medium zur<br />

Beantwortung persönlicher Fragen und zur Abklärung<br />

eines individuellen HIV-Übertragungsrisikos. Mit der<br />

Rufnummer 0180 33 19411 werden bestehende Angebote<br />

unter einer bundesweiten Nummer zusammengeführt<br />

und damit die Erreichbarkeit für Ratsuchende<br />

weiter verbessert. Durch die Intensivierung der Weiter-<br />

19


ildung und die Einrichtung eines Online-Portals für Berater*innen<br />

wird die Qualität der Beratung langfristig<br />

gesichert.<br />

Im Rahmen der Bundesweiten Telefonberatung werden<br />

mit den ehren- und hauptamtlichen Telefonberatern regelmäßig<br />

Treffen mit dem hauptamtlichen Koordinator<br />

durchgeführt. Ziel ist einerseits der Austausch und die<br />

Terminvergabe (wer ist an welchen Tagen für die Beratung<br />

zuständig) und andererseits werden Beratungsgespräche<br />

als Fallbeispiele bearbeitet sowie bei belastenden<br />

Gesprächen supervidiert. Seit 2016 leistet Werner<br />

Garbe die hauptamtliche Koordination.<br />

Seit der Aufgabe der Montagabend-Beratung sind nur<br />

noch hauptamtliche Berater*innen im Einsatz. Fallbesprechungen<br />

und ggf. supervisorische Bedarfe werden<br />

seither im Rahmen der Teamsitzungen aufgegriffen.<br />

2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet:<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen<br />

Kooperationspartnern aus dem Ruhrgebiet in einer<br />

Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen. Ziel<br />

dieser Vernetzung ist der fachliche Austausch und der<br />

Erhalt der hohen Qualitätsstandards. Diese Vernetzung<br />

blieb grundsätzlich erhalten. Die Vernetzungstreffen<br />

finden in der Regel einmal im Jahr statt.<br />

2.2.5 E-Mail Beratung<br />

Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin<br />

angeboten. Die E-Mailberatung ist unter der folgenden<br />

Adresse zu erreichen: www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de/beratung.<br />

Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden<br />

auf unserer Homepage die acht häufigsten gestellten<br />

Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte<br />

beim Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen.<br />

Durch dieses Beratungsangebot konnten viele Ratsuchende,<br />

ohne dass sie an uns eine E-Mail schreiben<br />

mussten, bedient werden. Detailliertere Fragen konnten<br />

dann per E-Mail an uns gesendet werden.<br />

Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:<br />

GIBT ES EXTRAGROSSE KONDOME?<br />

Ja, es gibt extragroße Kondome. Kondome, in allen<br />

möglichen Ausführungen, gibt es in Apotheken und<br />

Drogeriemärkten zu kaufen. Achtet dabei auf das aufgedruckte<br />

Haltbarkeitsdatum und auf eine vorhandene<br />

Kontrollnummer!<br />

Übrigens: Kondome sollten kühl, trocken, vor Hitze<br />

und direkter Sonneneinstrahlung geschützt gelagert<br />

werden. Sie sollten auch nicht mit Ölen oder Fetten<br />

in Berührung kommen, dies greift sie an und lässt sie<br />

schneller zerreißen. Benutze für den Gebrauch von<br />

Kondomen nur vom Hersteller zugelassene Gleitmittel.<br />

Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />

aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

WO MACHE ICH EINEN HIV-TEST?<br />

Einen kostenlosen und anonymen HIV Test kann man<br />

beim Gesundheitsamt machen.<br />

Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />

aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

WANN MUSS ICH MEDIKAMENTE NEHMEN?<br />

Die Frage nach einem Therapiebeginn und Medikamenten<br />

können wir nicht so allgemein beantworten.<br />

Das sollte ein Arzt entscheiden, da dafür aufwendige<br />

Blutuntersuchungen nötig sind.<br />

Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />

aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

WIE WIRD MEIN PARTNER REAGIEREN?<br />

Um diese Frage zu klären, ist es ratsam ein Beratungsgespräch<br />

zu führen oder komm doch mit Deinem<br />

Partner in die AIDS-Hilfe und sprecht vor Ort über<br />

Eure Probleme und Fragen.<br />

Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />

aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

IST AIDS EIN GRUND ZUR KÜNDIGUNG?<br />

20


Es besteht kein Gesetz in der BRD, dass Du dem Arbeitgeber<br />

einen positiven HIV Test mitteilen musst.<br />

AIDS-Hilfe.<br />

Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />

aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

WIE GEFÄHRLICH IST ORALER SEX?<br />

Bei oralem Sex, ohne Verletzungen / Wunden und<br />

ohne Abspritzen besteht ein sehr geringes HIV Risiko,<br />

jedoch hinsichtlich anderer Geschlechtskrankheiten<br />

besteht ein hohes Risiko!<br />

Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />

aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

WO TREFFE ICH ANDERE POSITIVE?<br />

Wo Du andere Positive treffen kannst erfährst Du am<br />

besten in Deiner regionalen AIDS-Hilfe. In Duisburg<br />

gibt es eine Positivengruppe.<br />

Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@<br />

aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

INFO ZUR E-MAIL BERATUNG<br />

Insgesamt wurde die E-Mailberatung im Jahr <strong>2018</strong> allerdings<br />

sehr wenig genutzt. Als Grund ist hierfür sicherlich<br />

die ebenfalls bundesweite E-Mailberatung der<br />

AIDS-Hilfen zu nennen. Wir prüfen für das kommende<br />

Jahr, ob eine Aufrechterhaltung sinnvoll erscheint.<br />

1.2 Danksagung:<br />

Wir danken unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern, die<br />

diese anspruchsvolle und zuweilen äußerst belastende<br />

Tätigkeit sehr lange ausgeübt und sich konsequent weitergebildet<br />

haben, um den hohen Qualitätsstandards in<br />

der Beratung zu entsprechen. Diese Fähigkeiten werden<br />

ganz sicher künftig an anderer Stelle wieder zum<br />

Einsatz kommen – etwa bei der Umsetzung eines angedachten<br />

„Beratungs- und Selbsttest-Angebotes“ in der<br />

21


3. Begleitung<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bietet HIVpositiven<br />

und an Aids erkrankten Menschen Begleitung<br />

an. Eine HIV-Infektion geht oftmals einher mit Ängsten<br />

und Problemen bei der Bewältigung der Diagnose.<br />

Dieser Prozess kann soziale Isolation fördern und<br />

auch in ökonomische Krisen führen, die nicht selten<br />

vielfältige sozialrechtliche Problemen mit sich bringen.<br />

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die<br />

Nebenwirkungen der lebenslang erforderlichen<br />

Medikamente in der Lage sind den Alltag von HIVpositiven<br />

Menschen zu beeinflussen. Ängste vor<br />

dem Verlust sozialer Attraktivität oder einer<br />

möglichen Verkürzung des Lebens, können den Alltag<br />

beeinträchtigen. Die psychische Stabilisierung und<br />

Akzeptanz einer veränderten Lebenssituation sind<br />

wichtige Ziele im Rahmen der Begleitung.<br />

Die Menschen, die zu uns in die Beratung kommen,<br />

haben vielfaltige Probleme. Gerade in der PSB<br />

(Psychosoziale Begleitung) begegnen uns Menschen<br />

mit existenzbedrohlichen Problemlagen. Verlust der<br />

Wohnung und anstehende Obdachlosigkeit, bei<br />

Migrant*innen häufig eine fehlende KV, die den Zugang<br />

zu der lebenswichtigen ART erschweren oder verzögern,<br />

bei HIV positiven Drogenkonsument*innen psychische,<br />

physische und mentale Instabilität aufgrund von<br />

Drogenkonsum oder fehlende Compliance bzgl. der<br />

HIV Medikation.<br />

Im Mittelpunkt der PSB steht die individuelle<br />

Gesundheitsförderung, das gemeinsame Suchen und<br />

Finden von situativ angepassten Strategien bei der<br />

Bewältigung von Krisen und emotionalen Konflikten.<br />

Das soziale Umfeld, also die Bedeutung sozialer<br />

Verhältnisse auf die individuelle Gesundheit, in denen<br />

Menschen leben, müssen ebenfalls mit einbezogen<br />

werden, wenn es um die Stärkung individueller<br />

Ressourcen und Kompetenzen geht.<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bietet:<br />

22<br />

• Individuelle Hilfen für Menschen mit HIV/Aids<br />

• Beratung für An- und Zugehörige zur<br />

Stabilisierung des sozialen Umfeldes<br />

• Psychosoziale Begleitung bei Substituierten<br />

durch Fachkräfte<br />

• Angeleitete Gruppen für Menschen mit HIV/Aids<br />

• Angebote zur Freizeitgestaltung<br />

• Förderung von Selbsthilfegruppen<br />

HIV ist heute eine chronische Erkrankung, allerdings<br />

mit einigen Besonderheiten. Ein großer Teil der<br />

HIV-positiven Menschen verträgt die Medikamente<br />

gut und hat auch eine gute Compliance. Während<br />

aufgrund der verbesserten Medikation die akuten<br />

Nebenwirkungen weniger werden, treten häufiger<br />

Langzeitnebenwirkungen und Multimorbidität<br />

insbesondere psychische Erkrankungen, Osteoporose<br />

und Herz-Kreislauferkrankungen auf. Hier gilt es,<br />

andere gesundheitsschädigende Risiken zu minimieren.<br />

Des Weiteren werden unsere Begleiteten auch älter<br />

und in der Beratungs- und Begleitungsarbeit ist es<br />

uns wichtig, für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen<br />

zu sensibilisieren und altersbedingte Erkrankungen,<br />

wie das „Thema Krebs und HIV“ mit in den Fokus zu<br />

nehmen.<br />

Ein weiteres Themenfeld unserer Beratung von<br />

Begleiteten liegt in der Koinfektion mit Hepatitis C.<br />

Einige von Ihnen haben neben ihrer HIV-Infektion<br />

zusätzlich noch eine Hepatitis C-Infektion. Insbesondere<br />

im Bereich der Psychosozialen Begleitung von<br />

Substituierten ist dies häufig Gegenstand der Beratung<br />

und bedeutsam, dass auch diese Zielgruppe von den<br />

heute verbesserten Therapieoptionen- mit deutlich<br />

weniger Nebenwirkungen- profitieren kann.<br />

Viele unserer langjährig Begleiteten waren bereits<br />

an Aids erkrankt, beziehen eine kleine Rente und<br />

leben auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der<br />

Grundsicherung oder leicht darüber. Hierbei handelt<br />

es sich um Leistungen, die ihrem Ursprung nach zur<br />

Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht waren.<br />

Letztendlich verharren diese Begleiteten nicht selten<br />

in einer Lebenssituation, die Ihnen finanziell keinen<br />

Spielraum lässt und wenig Perspektiven für die Zukunft<br />

bietet. Neben fehlenden Mitteln für existentielle Dinge,<br />

wie Stromnachzahlung oder Ersatzanschaffungen<br />

von Haushaltsgeräten, fehlt es aufgrund der nicht<br />

vorhandenen materiellen Ressourcen an Lebensqualität,<br />

da die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wie<br />

Kinobesuche und andere Freizeitaktivitäten einen<br />

Faktor für Lebensqualität darstellen kann. Dadurch<br />

kommt es oft zu Vereinsamung und Depressionen, so<br />

dass auch von Einzelnen suizidale Gedanken geäußert<br />

werden, die Thema in der Beratungsarbeit sind. Um der<br />

Vereinzelung vorzubeugen, haben wir einige Angebote,<br />

die weiter unten beschrieben sind, auch im Berichtsjahr<br />

vorgehalten bzw. freuen uns, dass Angebote in<br />

Selbsthilfe ausgestaltet werden. Des Weiteren bieten<br />

wir Unterstützung bei sozialrechtlichen und finanziellen<br />

Schwierigkeiten.<br />

Einige unserer Begleiteten bringen sich aktiv ein oder<br />

engagieren sich auf landes- und bundesweiter Ebene in<br />

Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.<br />

Andere gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen<br />

die AIDS-Hilfe nur punktuell zu bestimmten Fragen in<br />

Anspruch, besuchen unser Mittwochs-Café oder von<br />

uns durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.<br />

Im Berichtsjahr mussten wir uns – wie in den letzten<br />

Jahren auch - mit dem Thema „Late-Presenter“<br />

beschäftigen. Das bedeutet, dass bei diesen Personen<br />

die Infektion erst festgestellt wurde, als sie sich<br />

schon im Stadium Aids befanden. Hier ist besonders<br />

psychosoziale Unterstützung gefordert, da in diesen


Fällen bereits eine lebensbedrohende Situation<br />

vorlag. Für die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen<br />

bedeutete dies, häufige und zeitintensive Besuche im<br />

Krankenhaus.<br />

Bei komplexen Begleitungen, die im Zeitumfang unsere<br />

Ressourcen übersteigen, und die entsprechenden<br />

Voraussetzungen gegeben sind, vermitteln wir in<br />

Formen ambulant betreuten Wohnens.<br />

Neben dem Beratungsangebot in der AIDS-Hilfe bieten<br />

wir in Einzelfällen auch aufsuchende Arbeit und somit<br />

Treffpunkte außerhalb der AIDS-Hilfe an. Dies kann bei<br />

dem Begleiteten Zuhause oder einem neutralen Ort<br />

außerhalb von AIDS-Hilfe und Wohnung sein.<br />

3.1 Einzelbegleitung<br />

Die Einzelbegleitung wurde im Berichtsjahr <strong>2018</strong><br />

von drei hauptamtlichen Mitarbeiter*innen mit<br />

unterschiedlichem Zeitanteil ihrer Voll- bzw.<br />

Teilzeitstellen neben ihren anderen Aufgabenbereichen<br />

durchgeführt.<br />

In der Begleitungsarbeit bieten wir<br />

Beratungen zu unterschiedlichen Themen, z.B.<br />

Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und<br />

finanziellen Problemen, an. Wir unterstützen<br />

bei Rentenanträgen wegen Erwerbsminderung<br />

oder schreiben Widersprüche bei fehlerhaften<br />

ALG II Bescheiden. Bei weitergehenden und<br />

komplexeren Problematiken stellen wir Kontakt zu<br />

entsprechenden Beratungsstellen, wie zum Beispiel der<br />

Schuldnerberatung, her.<br />

Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem<br />

Positivenfond, bei größeren Beträgen stellten wir<br />

Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die<br />

Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung erfüllen.<br />

An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich für die<br />

perfekte Unterstützung durch die Deutsche AIDS-Stiftung<br />

und des Verbandes der Privaten Krankenversicherung<br />

e.V., für die Zuwendung in Höhe von 645.- €, die uns<br />

als Zuschuss für Dolmetscher*innenkosten gewährt<br />

wurden. Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> entstanden insgesamt<br />

370,-€ für Übersetzungstätigkeiten.<br />

Zeitintensive Krankenhausaufenthalte waren im<br />

Berichtsjahr bei vier Männern und zwei Frauen<br />

zu verzeichnen. Hier ist es den Mitarbeiter*innen<br />

des Begleitungsteams weiterhin wichtig, dass -<br />

wenn irgendwie möglich – wir einmal pro Woche im<br />

Krankenhaus einen Besuch abstatten. Da die Aufenthalte<br />

in den Krankenhäusern in den unterschiedlichsten Orten<br />

stattfinden, und unsere Begleiteten aus einem großen<br />

Einzugsgebiet kommen (Duisburg / Kreis Wesel) sowie<br />

teilweise die stationäre Versorgung in den Unikliniken<br />

Essen und Düsseldorf erfolgt, ist der Besuch mit hohem<br />

Zeitaufwand verbunden.<br />

Im Berichtjahr <strong>2018</strong> konnten die hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen insgesamt 1.423 Beratungs- und<br />

Begleitungskontakte verzeichnen. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr ist hier eine Steigerung von 9,8% erkennbar.<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sind in diesem Feld,<br />

u.a. da die Qualifikationsanforderungen nicht mehr<br />

adäquat erfüllt werden können, zurzeit nicht aktiv.<br />

3.2 Positivenfond<br />

Im Jahr 2016 veränderte die AIDS-Hilfe Duisburg<br />

/ Kreis Wesel e.V. die bisherigen Strukturen und<br />

Auszahlungsmodalitäten des Positivenfonds.<br />

Der Rückblick zeigt, dass sich die neuen Strukturen aus<br />

der Sicht der Mitarbeiter*innen im Begleitungsbereich<br />

als sinnvoll erwiesen haben.<br />

Die Vorgabe, dass in dringenden Notfällen eine<br />

finanzielle Hilfe ohne großen administrativen Aufwand<br />

ermöglicht werden sollte, blieb bestehen.<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> war es mithilfe des Positivenfonds<br />

möglich, Menschen, die von der AIDS-Hilfe begleitet<br />

werden, in problematischen finanziellen Situationen zu<br />

entlasten.<br />

Die Gesamtausgaben des Positivenfonds beliefen<br />

sich im Jahr <strong>2018</strong> auf 970 €, wobei 59,78 € für die<br />

Begleitungsarbeit in der JVA Hamborn und Dinslaken<br />

verwendet wurden.<br />

3.3 Zusammenarbeit mit<br />

Kooperationspartner*innen<br />

Die langjährige Zusammenarbeit mit<br />

Kooperationspartner*innen wurde im Berichtsjahr<br />

fortgesetzt. Im Einzelnen handelt es sich um folgende<br />

Partner*innen:<br />

HIV-Schwerpunktpraxen<br />

In Duisburg und dem Kreis Wesel gibt es nur noch eine<br />

HIV-Schwerpunktpraxis. Mit Dr. Kwirant haben wir eine<br />

gute Zusammenarbeit. Ein Teil unserer Begleiteten<br />

wird in den Ambulanzen der Uni-Kliniken Essen und<br />

Düsseldorf behandelt.<br />

Krankenhäuser<br />

Bei Krankenhausaufenthalten werden unsere<br />

Begleiteten in die umliegenden Uni-Kliniken Essen,<br />

Bochum und Düsseldorf eingewiesen. Insbesondere<br />

zur Uniklinik Essen bestehen gute Kontakte.<br />

Im Berichtsjahr gab es eine gute Zusammenarbeit mit<br />

den örtlichen Krankenhäusern und somit konnten wir<br />

sehr gut mit dem medizinischen Personal kooperieren.<br />

Flüchtlingsberatung<br />

In diesem Bereich haben wir fallspezifisch eine<br />

enge Zusammenarbeit mit Mitarbeiter*innen von<br />

Flüchtlingsunterkünften (ZUE). Weiter konnten wir<br />

23


ei Verständigungsschwierigkeiten auf die Hilfe einer<br />

Mitarbeiterin der Aidshilfe Oberhausen, die uns als<br />

Dolmetscherin bei einer russischen Familie telefonisch<br />

hilfreich zur Seite stand, zurückgreifen. Ein herzlicher<br />

Dank an dieser Stelle dafür.<br />

Pflegedienste<br />

Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir<br />

bisher zusammen gearbeitet haben, wurde erfolgreich<br />

fortgeführt.<br />

Anwaltspraxen<br />

Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten<br />

Berichtsjahr nicht erforderlich.<br />

war im<br />

wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.<br />

3.5 Trauerarbeit<br />

Wir gedenken der Verstorbenen in der<br />

Mitgliederversammlung und mit unserer Trauerecke,<br />

die sich im Café befindet. Hier befinden sich unser<br />

Trauerbuch und weitere Informationen zu Verstorbenen.<br />

Im Berichtsjahr haben wir zu einem Gedenkabend<br />

für Angehörige und Freunde unserer Verstorben<br />

eingeladen.<br />

Ambulant Betreutes Wohnen<br />

Hier arbeiten wir mit örtlichen Anbietern, im Berichtsjahr<br />

<strong>2018</strong> insbesondere mit Aussicht Duisburg und der<br />

AIDS-Hilfe Essen zusammen.<br />

ÖGD Duisburg<br />

Die gute Kooperation wurde auch im Jahr <strong>2018</strong><br />

fortgeführt.<br />

3.4 Angebote für Menschen mit HIV und Aids<br />

Unser traditionelles Mittwochs-Café ist weiterhin ein<br />

beliebter Treffpunkt zwischen HIV positiven und an Aids<br />

Erkrankten, ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und der<br />

AIDS-Hilfe Sympathie entgegenbringender Menschen.<br />

Darüber hinaus ist dieses Café eine erste Anlaufstelle<br />

für an ehrenamtlicher Arbeit Interessierte.<br />

Im Café ist ein Austausch zwischen HIV positiven<br />

Menschen, hauptamtlichen und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen möglich. Hier können sich<br />

Interessierte auch über Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe<br />

informieren und die Angebote an der Infotafel zur<br />

Kenntnis nehmen.<br />

Das Café startet um 15 Uhr, wobei einige Besucher<br />

schon vor 15 Uhr eintreffen und endet um 18 Uhr.<br />

Während der Café-Zeit sind immer hauptamtliche<br />

Mitarbeiter*innen präsent, da diese Treffen von vielen<br />

Cafébesucher*innen dazu genutzt werden, Anliegen<br />

an die Berater*innen heranzutragen. Über die Café-<br />

Zeit hinaus ist die AIDS-Hilfe mittwochs bis 19 Uhr für<br />

persönliche und telefonische Beratung geöffnet.<br />

Die Weihnachtsfeier fand wieder in den<br />

Räumlichkeiten unserer Fachstelle statt. Die<br />

20 Teilnehmer*innen verbrachten einen schönen<br />

Nachmittag mit anschließendem Festessen und<br />

erhielten eine Weihnachtstüte. Die Vorbereitung<br />

und die Durchführung der Weihnachtsfeier liegen<br />

schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher Hand.<br />

Die Weihnachtsfeier konnte wieder mit Spenden aus<br />

den Kirchengemeinden und insbesondere durch eine<br />

Cateringspende von Wolfgang Gödecke – Inhaber der<br />

Burgschänke, in Alpen - durchgeführt werden, wofür<br />

24


25


4. Öffentlichkeitsarbeit<br />

und DAS). Und jüngst hinzugekommen ist noch eine<br />

weitere Strategie mit der sogenannten Präexpositionsprophylaxe<br />

(kurz PrEP), die in Europa schon länger zugelassen<br />

ist und die auf Initiative des neuen Bundesgesundheitsministers,<br />

Jens Spahn, in Kürze vermutlich<br />

sogar auch als Kassenleistung zugelassen werden wird.<br />

Wir befinden uns im Zeitalter von Safer Sex 3.0! und n<br />

= n (Nicht nachweisbar = nicht übertragbar, s.o.).<br />

Zeit und Grund für eine weitergehende Entspannung<br />

im Umgang mit dem einstigen Schreckensphänomen<br />

„HIV und AIDS“. Aber sind wir schon so weit? Jein.<br />

Viele Menschen wissen leider immer noch nichts von<br />

der Schutzwirkung der HIV-Therapie –laut Umfragen<br />

der BZgA nur etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung.<br />

Auch deshalb ist es wichtig, immer wieder<br />

über das heutige Leben mit HIV aufzuklären – und zu<br />

zeigen, dass „positiv zusammen leben“ möglich ist.<br />

Und zu AIDS kommt es heute eben nicht mehr, wenn<br />

eine HIV-Infektion rechtzeitig diagnostiziert und kontinuierlich<br />

behandelt wird – sie ist dann eine chronische<br />

Infektion. Bei fast allen Menschen mit HIV, die ihre Medikamente<br />

regelmäßig einnehmen und darüber stabil<br />

unter eine sog. HIV-Viruslast-Nachweisgrenze kommen,<br />

sind so wenige Viren im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten,<br />

dass eine Übertragung von HIV selbst<br />

beim ungeschützten Sex auszuschließen ist.<br />

Mit HIV kann man leben, lieben, alt werden. Weitersagen!.<br />

In Deutschland leben über 86.000 Menschen mit HIV.<br />

Dank sehr effektiver Medikamente haben die meisten<br />

von ihnen eine fast normale Lebenserwartung. Sie können<br />

in jedem Beruf arbeiten, ihre Freizeit gestalten wie<br />

andere auch. Wird HIV rechtzeitig festgestellt und behandelt,<br />

ist eine AIDS-Erkrankung vermeidbar und HIV<br />

ist unter Therapie nicht übertragbar (s. 1.)!<br />

Man kann also heute in der Regel gut mit HIV leben.<br />

Aber immer noch wird hinter dem Rücken von Menschen<br />

mit HIV getuschelt, verweigern manche Ärztinnen<br />

und Ärzte eine Behandlung, und in einigen Fällen<br />

ist sogar der Arbeitsplatz in Gefahr. Zurückweisung,<br />

Ausgrenzung und die Angst davor wiegen heute für<br />

viele HIV-Positive schwerer als die gesundheitlichen<br />

Folgen der Infektion selbst.<br />

Ursache für Zurückweisung und Diskriminierung sind<br />

häufig Vorurteile, Unwissen oder unbegründete Ängste<br />

vor einer Ansteckung.<br />

„Da hilft nur eines: drüber reden!<br />

Denn wir alle können ganz selbstverständlich und ohne<br />

Angst positiv zusammenleben. Im Beruf, im Alltag<br />

und in der Freizeit gibt es keine Übertragungsgefahr.<br />

Und beim Sex schützen Kondome ebenso gut wie eine<br />

wirksame HIV-Therapie“ (Aus der Kampagnenbroschüre<br />

zum Welt-AIDS-Tag 2017, Hrsg.: BMG, BZgA, DAH<br />

26<br />

Im Verbund mit unserem Dachverband, der Deutschen<br />

AIDS-Hilfe, wollen wir intensiv daran mitwirken, dass<br />

sich dieses Wissen vervielfacht. Nach über zehn Jahren<br />

der Erkenntnis sollte dies doch allmählich auch<br />

gelingen können. Dazu bedarf es aber sicherlich auch<br />

groß angelegter Kampagne, wie der im Mai 2017 gestarteten<br />

Kampagne „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“<br />

, einer guten und konsequenten<br />

Ergänzung der großen, jährlichen Kampagne<br />

zum Welt-AIDS-Tag oder der Ende <strong>2018</strong> aufgelegten<br />

flankierenden Kampagne #wissenverdoppeln (s. www.<br />

wissen-verdoppeln.hiv ).<br />

Die 2014 neu ausgerichtete bundesweite Kampagne<br />

zum Welt-AIDS-Tag ist in ihrer Ausrichtung und den<br />

Botschaften im Kern gegen Stigmatisierung und Diskriminierung<br />

von Menschen mit HIV und AIDS auch<br />

im Jahre <strong>2018</strong> nur marginal modifiziert worden. Das<br />

erscheint uns konsequent, denn zum einen finden<br />

wir diese Form der direkten Ansprache von Menschen<br />

gut und zum anderen ist die Zielrichtung unverändert<br />

wichtig. „Gemeinsam gegen Angst und Ausgrenzung!“<br />

Die zwingende Kombination von Information & Aufklärung<br />

über HIV und andere STI`s mit Maßnahmen und


Botschaften, die zur Entdiskriminierung und Entstigmatisierung<br />

von Menschen mit HIV und AIDS beitragen<br />

sollen, ist nach wie vor geboten. Denn nur so können<br />

wir Ängste abbauen und zu einem entspannteren Umgang<br />

miteinander kommen.<br />

Aber nicht nur nach unserem Eindruck sind diese Botschaften<br />

immer noch schwer zu „verkaufen“, stoßen<br />

wir immer noch häufig auf Unglauben, Gleichgültigkeit<br />

oder Ablehnung, wenn es um die Annahme der Wahrheiten<br />

geht. Und unsere langjährigen Erfahrungen aus<br />

der präventiven Arbeit lehren eben auch, dass Erfolge<br />

in der Medizin immer auch die Prävention latent gefährden,<br />

weil sie Entwarnungsphantasien und Sorglosigkeit<br />

hervorrufen können. Dennoch werden wir nicht<br />

nachlassen, betrachten diese Arbeit als „positive“ Herausforderung<br />

– wissend, dass es sich lohnt und dass<br />

in Deutschland durchaus schon viel erreicht wurde, wir<br />

aber noch lange nicht am Ziel unserer Wünsche sind.<br />

Der im Jahre <strong>2018</strong> anhaltend zu verzeichnende Rechtsruck<br />

in der Gesellschaft, das scheinbar gesellschaftsfähig<br />

werdende Verbreiten von „alternativen Faktenlagen“,<br />

gefühlten und nicht hinterfragten Wahrheiten im<br />

„post-faktischen Zeitalter“ oder „fake news“ meist in<br />

populistischen Formen vorgetragen, macht die Arbeit<br />

nicht leichter. Dies gefährdet generell die „Akzeptanz<br />

von Lebensweisen“, das respektvolle Miteinander und<br />

den gesellschaftlichen Frieden – und befördert in immer<br />

gleichen Mustern die „Suche nach Minderheiten,<br />

die sich als Sündenböcke“ eignen.<br />

HIV- / AIDS-und STI- Prävention bleibt Herausforderung<br />

„Aufklärung, Information und Prävention statt Repression<br />

ist seit nunmehr (über) 30 Jahren der Leitgedanke<br />

der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen.<br />

Seitdem sehen sich das Land Nordrhein-Westfalen, die<br />

Kommunen und die freien Träger in der Verantwortung,<br />

die weitere Verbreitung von HIV-Infektionen (…) zu minimieren,<br />

HIV-Infizierte und an AIDS erkrankte Menschen<br />

zu unterstützen und sie vor Ausgrenzung und<br />

Diskriminierung zu bewahren.<br />

Diese grundsätzliche Ausrichtung war und ist die Basis<br />

des großen Erfolges der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen<br />

und hat deshalb auch heute noch Bestand.<br />

Dabei haben sich als besondere Qualitätsmerkmale<br />

das Zusammenspiel staatlicher, kommunaler und<br />

nichtstaatlicher Akteurinnen und Akteure, die Orientierung<br />

der Angebote an der Lebenswirklichkeit der Betroffenen<br />

und die Einbeziehung der Menschen, die von<br />

HIV und AIDS bedroht oder betroffen sind, bewährt.<br />

Diese Qualitätsmerkmale sind auch für die zukünftige<br />

Entwicklung und Umsetzung der Präventionskonzepte<br />

unverzichtbar.<br />

Einem Wandel unterworfen sind jedoch die Rahmenbedingungen<br />

der Prävention in sehr unterschiedlichen<br />

Feldern: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die<br />

Übertragbarkeit des HI-Virus werden immer detaillierter.<br />

Die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen der<br />

HIV-Prävention verändern sich. Das Internet bietet<br />

neue Möglichkeiten der Information und Beratung. Die<br />

Lebenserwartung von Menschen mit HIV nimmt zu.<br />

Die Präventionsbotschaften und die Methoden der Vermittlung<br />

an die Zielgruppen müssen sich diesem Wandel<br />

anpassen. Deshalb bleibt die HIV/AIDS-Prävention<br />

auch in Zukunft eine Herausforderung.“<br />

(Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation,<br />

Pflege und Alter des Landes NRW bis Mai 2017,<br />

Vorwort zum Landeskonzept „Weiterentwicklung der<br />

HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen“, Düsseldorf<br />

2013, S. 5 f)<br />

Einem Wandel unterworfen sind in der Tat die Rahmenbedingungen<br />

der Prävention. Diese Erkenntnis<br />

trifft trotz – auch im Berichtsjahr - massiver wissenschaftlicher<br />

Untermauerung durch verschiedene Fachgesellschaften<br />

und Organe leider auch auf andere Felder<br />

immer mehr zu. Der Kampf um die finanziellen<br />

und personellen Ressourcen zur Erfüllung der Anforderungen<br />

an die Träger der Aufgabe der strukturellen<br />

HIV-Prävention wird immer schwieriger (s. 1.). Und<br />

dieser Kampf bindet wiederum wichtige Ressourcen.<br />

Wir haben schon viel erreicht und der Leitgedanke der<br />

Präventionsarbeit hat sich in Deutschland eindeutig bewährt,<br />

denn bezogen auf HIV gilt in den allermeisten<br />

denkbaren Lebenssituationen nach wie vor, dass jeder<br />

vernunftbegabte Mensch sich selbst und andere davor<br />

schützen kann, wenn er über die notwendigen Informationen,<br />

Fähigkeiten und Mittel verfügt und seine Verhältnisse,<br />

in denen er lebt, keine Hindernisse bieten.<br />

Der darauf aufbauende Ansatz der „strukturellen HIV-/<br />

AIDS-Prävention“ war und ist in Deutschland die Basis<br />

für einen großen Erfolg, den die beteiligten Akteure<br />

fortschreiben wollen und müssen. Das Ziel bleibt, die<br />

Zahl der Neuinfektionen auf niedrigem Niveau zu halten<br />

und nachhaltig zu minimieren und das Stigma von<br />

Menschen mit HIV zu nehmen, damit es uns gelingen<br />

kann, die Testbereitschaft von Menschen zu erhöhen,<br />

die Zahl der sog. „late presenter“ (Spätdiagnosen)<br />

deutlich zu verringern und die Errungenschaften der<br />

medizinischen Behandelbarkeiten auch anwenden zu<br />

können.<br />

Das Ziel hat seit dem letzten Jahr quasi einen neuen<br />

Namen: „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“<br />

Information und Aufklärung zielgruppenadäquat und<br />

seriös zu transportieren, ist die zentrale Aufgabe der<br />

Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />

Wesel.<br />

Diese Aufgabe umzusetzen, wird nicht leichter angesichts<br />

der langen Zeit, in der es darum geht, das The-<br />

27


Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der<br />

entsprechenden Informations- und Aufklärungsarbeit<br />

befasste Arbeitsgruppe trifft sich jeden dritten Donnerstag<br />

im Monat um 18.30 Uhr in der AIDS-Hilfe, um<br />

Veranstaltungen, Informationsstände u.a. Aktionen zu<br />

konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist mit<br />

stabil sechs bis acht Mitgliedern besetzt. Um diesen<br />

Kern von Mitarbeiter*innen herum finden sich immer<br />

wieder neue Interessent*innen über mehr oder minder<br />

lange Zeiträume. Der Zugang zur Gruppe setzt nicht<br />

das Durchlaufen der Grundausbildung für Ehrenamtler*innen<br />

voraus, wie dies für die Bereiche der Berama<br />

im Bewusstsein der Bevölkerung wach und bewusst<br />

zu halten, die Menschen zu erreichen, denn schon der<br />

gute Freiherr von Knigge wusste:<br />

„Die Menschen wollen lieber unterhalten als belehrt<br />

werden.“<br />

Und getreu dieser Erkenntnis ist auch unsere Öffentlichkeitsarbeit<br />

nicht von Zeigefingerpädagogik geprägt,<br />

sondern sehr darum bemüht, Information & Aufklärung<br />

so zu gestalten, dass sie die Menschen erreichen kann.<br />

der Lebensqualität führen kann und eben ein nicht unerhebliches<br />

Stigmatisierungs- und Diskriminierungspotential<br />

birgt, bleibt eine große Herausforderung für<br />

die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Von wachsender Bedeutung bleibt dabei die konsequente<br />

Einbeziehung und Thematisierung anderer sexuell<br />

übertragbarer Infektionen (STI`s, wie Syphilis,<br />

Chlamydien u.a.), da diese eine zunehmende Relevanz<br />

für die HIV-Inzidenzen besitzen, denn STI`s erhöhen<br />

das HIV-Übertragungsrisiko um das Zwei- bis Achtfache.<br />

Während wir nach über 30 Jahren HIV- / AIDS-Prävention<br />

in der Region sicherlich behaupten können,<br />

dass das Aufklärungsniveau bezüglich HIV/AIDS in der<br />

Bevölkerung vergleichsweise gut ist, gilt dies hinsichtlich<br />

der STI`s noch keineswegs in gleicher Weise. Hier<br />

muss in der künftigen Präventionsarbeit weiter nachgearbeitet<br />

werden.<br />

28<br />

Prävention darf und muss Spaß machen – auch den<br />

Präventionist*innen!<br />

„Positiv zusammen leben. Aber sicher!“ – das ist die<br />

neue, alte Botschaft – nicht nur zum Welt-AIDS-Tag,<br />

die unsere Öffentlichkeitsarbeit von Beginn an prägt.<br />

Wir alle können dazu beitragen, dass Isolation und Stigmatisierung<br />

von Menschen mit HIV abgebaut werden.<br />

Indem wir Betroffenen unvoreingenommen begegnen<br />

und ihnen so erleichtern, offen und verantwortungsvoll<br />

mit ihrer Infektion oder Krankheit umzugehen, indem<br />

wir den Mut aufbringen, aufeinander zuzugehen, über<br />

Ängste zu sprechen, einander verstehen lernen.<br />

Die offene Kommunikation benötigt allerdings ein adäquates<br />

soziales Klima und sie braucht gewissermaßen<br />

den Geist der Aufklärung. Wer informiert ist, ist (nicht<br />

nur) beim Thema HIV und anderen sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten klar im Vorteil – hinsichtlich des<br />

Umganges mit Menschen mit HIV, aber eben auch hinsichtlich<br />

des Schutzes vor einer Infektion und ihren Folgen.<br />

Wir werden weiter über Verhütungsmöglichkeiten<br />

aufklären und nicht die Aufklärung verhüten!<br />

Der `präventive Spagat´ zwischen Enttabuisierungsund<br />

Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIV-positiven<br />

und an AIDS erkrankten Menschen und der<br />

Mahnung vor einer „chronischen Infektion“, die im<br />

Einzelfall immer noch zu erheblichen Einschränkungen<br />

Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten<br />

unserer AIDS-Hilfe in allen Arbeitsbereichen stabil<br />

hoch. Das spezifische Know-how, die Vermittlungskompetenzen<br />

unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen<br />

und die Flexibilität eines kleinen, freien<br />

Trägers in der Wohlfahrtspflege werden offensichtlich<br />

sehr geschätzt. Dies zeigen uns die vielen positiven<br />

Rückmeldungen, die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen<br />

kommen.<br />

Es ist von großer Bedeutung, dass die Arbeit und die<br />

Haltungen der AIDS-Hilfe(n) als sinnvoll wahrgenommen<br />

und der Diskurs zu Ansätzen, Konzepten und deren<br />

Förderung angenommen werden. Dies ist nicht<br />

zuletzt auch für die Arbeit und die Motivation unserer<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sehr wichtig.<br />

Grundlagen für den Erhalt und die Anpassung unserer<br />

Arbeitsqualitäten sind das Leitbild sowie das Konzept<br />

zur Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung (s.<br />

www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ).<br />

4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit


tung und Begleitung zwingend ist. Es kann also jede/r<br />

Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.<br />

Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen wäre die Menge an Veranstaltungen<br />

und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder<br />

durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten<br />

Ehrenamtler*innen gilt dafür unser herzlichster Dank!<br />

Weiterhin aber suchen wir gerade für das Feld der Präventions-<br />

und Öffentlichkeitsarbeit neue ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter*innen. Wer hier aktiv werden möchte oder<br />

Interessenten kennt … bitte melden! Ansprechpartner<br />

sind Dietmar Heyde für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

oder alle anderen hauptamtlichen Mitarbeiter*innen.<br />

Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört<br />

die Internet-Homepage der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />

Wesel e.V. ( www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de )<br />

und inzwischen sicherlich auch der Auftritt bei facebook.<br />

Medien, die immer mehr an Bedeutung gewinnen<br />

und auf die Schnelle nicht nur Informationen zum<br />

Verein und seinen Angeboten bieten, sondern auch<br />

zu Beratungszwecken genutzt werden. Für die Pflege<br />

und Aktualisierung ist immer noch unser hauptamtlicher<br />

Kollege als „Herzenslust-Koordinator“, Raphael<br />

Diaz-Fernandez, verantwortlich. Er lebt allerdings vom<br />

„Futter“ durch das AIDS-Hilfe-Team. Und allmählich<br />

bessert sich das Mitdenken an die Veröffentlichung von<br />

Informationen und Terminen hier. Das gilt auch für den<br />

Auftritt bei „facebook“, welcher ebenfalls in neuer Qualität<br />

gepflegt wird. Ein herzlicher Dank dafür geht an<br />

unsere Facebookerin, Lara Merke!<br />

Das gilt natürlich insbesondere auch für den vorliegenden<br />

Jahresbericht, für dessen Lay-out ebenfalls Raphael<br />

Diaz Fernandez (weiterhin mit freiwilligem Engagement!)<br />

verantwortlich ist. DANKE, lieber Raphael! Die<br />

Welt der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel wäre ohne<br />

dieses tolle Engagement erheblich trister.<br />

AIDS u.a.m.) über öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen<br />

abzubilden, ist es alljährlich auf`s Neue schwierig,<br />

halbwegs flächendeckend in unserer großen Region<br />

Präsenz zu zeigen.<br />

Der Jahresauftakt ist traditionell geprägt durch eine<br />

Fülle an Präventionsveranstaltungen im Bereich „Youthwork“<br />

(s. 5.6.) sowie durch intensive Berichts- und<br />

Dokumentationsarbeit zum Vorjahr.<br />

Diese war im Berichtsjahr <strong>2018</strong> (das 32. Jahr der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.) weiter mit erhöhtem<br />

Erfassungsaufwand zum vom Kreis Wesel verlangten<br />

modifizierten Berichtswesen verbunden – wir<br />

sind mit nunmehr fünf verschiedenen Dokumentationssystemen<br />

konfrontiert! Vom Ziel einer möglichst einheitlichen<br />

Systematik für das Land und die Kommunen<br />

sind wir weiter entfernt als je zuvor<br />

Hinzu kommen noch andere Verwendungsnachweisverpflichtungen<br />

für Projektförderungen für Drittmittel<br />

(wie z.B. für Fördermittel der Aktion Mensch), die leider<br />

immer lebenswichtiger werden, weil die öffentliche<br />

Förderung bei weitem nicht auskömmlich ist, obwohl<br />

es ganz überwiegend um „kommunale Pflichtaufgaben“<br />

geht (s. 1.).<br />

Wie schon im Geschäftsbericht, haben die Gespräche<br />

und Verhandlungen mit den unteren Gesundheitsbehörden<br />

des Kreises Wesel und der Stadt Duisburg immerhin<br />

im Berichtsjahr zu einer abgestimmten neuen<br />

Vereinbarung über die Förderung der „strukturellen<br />

HIV-Präventionsarbeit“ der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />

Wesel geführt und uns deutlich vermittelt, dass gewünscht<br />

wird, dass wir unsere Arbeit in allen Bereichen<br />

weiterführen mögen. Ob und wie lange dies unter der<br />

defizitären Refinanzierung gelingen mag, wird allerdings<br />

immer fraglicher. Wir haben die Hoffnung, dass<br />

die Fachbereiche der Stadt und des Kreises weiter und<br />

regelmäßig miteinander im Gespräch bleiben und ihre<br />

Verantwortung für die pflichtige Aufgabe der AIDS-Koordination<br />

in unserer Region auch wieder kooperativ<br />

wahrnehmen.<br />

4.2. Veranstaltungen<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer<br />

bemüht, ihr Angebot einer breiten Öffentlichkeit transparent<br />

zu machen und nutzt dazu verschiedene Orte<br />

und Anlässe. Wie könnte man auf Enttabuisierung,<br />

Entdiskriminierung und Emanzipation ausgelegte Präventionsarbeit<br />

leisten, ohne die sog. Allgemeinbevölkerung<br />

über den Sinn und Zweck zielgruppenspezifischer<br />

Arbeit zu informieren und zu überzeugen?<br />

Neben der Herausforderung, das sehr breite Spektrum<br />

an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS, Hepatitiden<br />

und andere sexuell übertragbare Infektionen,<br />

Homo-, Bi- und Trans*Sexualität, Drogengebrauch,<br />

Frauen/Mädchen und HIV/AIDS, Migration und HIV/<br />

Gemeinsam gegen AIDS!<br />

Trotz zum Teil zermürbender Antrags- und Verhandlungsprozesse<br />

waren wir auch im Berichtsjahr intensiv<br />

öffentlich tätig und sichtbar – mit einer nur leichten<br />

Verringerung der Zahl an Infoständen und Aktionsformen.<br />

Eine hoch interessante und spannende Einstimmung<br />

bietet die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung<br />

„HIV-Kontrovers“ von der Deutschen AIDS-Gesellschaft<br />

(DAIG) und der Aidshilfe NRW, in diesem Jahr<br />

am 24.02. in Essen. Hier waren wir wieder mit mehreren<br />

Mitarbeiter*innen vertreten und konnten die Impulse<br />

ins ehren- und hauptamtliche Team tragen.<br />

29


Weitere neue aktuelle Informationen und Hintergründe<br />

brachte Dietmar Heyde vom Fachkongress der „Münchner<br />

AIDS-Tage“ mit, der Ende März mal wieder „zu Gast<br />

in Berlin“ stattfand.<br />

Bündnisse und Netzwerke sind wichtig und schaffen<br />

Synergieeffekte. So auch über mehr als zehn Jahre das<br />

„Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS“ (AIDS-Beratungsstelle<br />

des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg,<br />

Kindernothilfe e.V., Infostelle Dritte Welt des evangelischen<br />

Kirchenkreises Duisburg, evang. Kirchengemeinde<br />

Alt-Duisburg, UNICEF Duisburg, evang. Kirchenkreis<br />

Duisburg und die AIDS-Hilfe), welches vor allem das<br />

„Abendgebet zum Welt-AIDS-Tag“ alljährlich geplant<br />

und durchgeführt hat. Ein wunderbares Format mit liturgischen<br />

Elementen, aber vor allem auch mit Informationen<br />

und politischen Forderungen von der globalen<br />

bis zur lokalen Ebene – eingerahmt von musikalischen<br />

Genüssen. Diese waren aber zuletzt nur schwerlich zu<br />

finanzieren. Darüber hinaus gab es den Wunsch, die<br />

Thematik zu erweitern, um so auch weitere Akteure<br />

gewinnen zu können. Auf der Januar-Sitzung <strong>2018</strong><br />

verständigten wir uns auf die thematische Erweiterung<br />

auf „Gesundheit und (Zugangs- und Versorgungs-) Gerechtigkeit“<br />

und geboren wurde das „Duisburger Aktionsbündnis<br />

für Gesundheit und Gerechtigkeit“ für alle.<br />

Der Roll-out wurde für den Duisburger Umweltmarkt<br />

im Juni des Berichtsjahres terminiert (s.u.).<br />

Die „Infostand-Saisoneröffnung“ begingen wir erneut<br />

schon im März mit einem Info- und Beratungsstand<br />

beim 2. Weseler Gesundheitstag am 17.03. in der Niederrheinhalle.<br />

Wir hatten zwar keinen Massenzulauf,<br />

aber eine ganze Reihe von zum Teil sehr guten Gesprächen<br />

mit einer hohen Quote an Interessierten und<br />

potentiellen Multiplikator*innen.<br />

Lara Merke steht bereit zur Präventionsoffensive<br />

Ein neues Netzwerk mit aktiver Beteiligung gründete<br />

sich am 21.03.<strong>2018</strong> in Duisburg auf Initiative der<br />

Kommunalen Gesundheitskonferenz der Stadt zum<br />

Themenfeld „Männergesundheit“. Die interessante und<br />

sektorenübergreifende Initiativgruppe (bestehend aus<br />

Klinikvertreter*innen, Gesundheits- und Krankenpflegeschulen,<br />

niedergelassenen Ärzt*innen, Beratungseinrichtungen,<br />

Selbsthilfegruppen, Krankenkassen und<br />

Unternehmensvertreter*innen u.a.) setzte es sich zum<br />

Ziel, die Jahre <strong>2018</strong> und 2019 intensiv zu nutzen, um<br />

öffentlichkeitswirksam etwas gegen die „Vorsorgemuffeligkeit“<br />

der Duisburger Männer zu unternehmen, die<br />

im Landesvergleich (z.B. bezüglich der Darmkrebsinzidenzen)<br />

besonders schlecht abschnitten. Im Laufe<br />

des Jahres konnten einige Veranstaltungen für eine Öffentlichkeitsarbeitsoffensive<br />

unter dem Motto „Man(n)<br />

sorgt vor!“ mit gutem Erfolg genutzt werden (s. www.<br />

duisburg.de/maennergesundheit ).<br />

Das bundesweit agierende Projekt „100% Mensch“<br />

präsentierte vom 20.03. – 01.04.<strong>2018</strong> mit „WE ARE<br />

PART OF CULTURE – eine Kunstausstellung zum prägenden<br />

Beitrag von LGBTTIQ* zur gesellschaftlichen<br />

Entwicklung Europas“ im Duisburger Hauptbahnhof,<br />

die viel Beachtung fand. Und im Rahmenprogramm gab<br />

es ein hochinteressantes „Talk-Format“. In diesem Fall<br />

eine Podiumsdiskussion zum Thema „HIV / AIDS / PrEP<br />

und VERSORGUNG IN DUISBURG“ im Kleinen Prinzen<br />

am 27.03.<strong>2018</strong>, bei dem sich insbesondere unser Duisburger<br />

HIV-Netzwerk präsentieren und seine Haltungen<br />

und Positionen darstellen konnten. Eine spannende<br />

Diskussion, die leider nicht so gut besucht war.<br />

Schon Anfang April mussten wir unser Kontingent für<br />

die diesjährigen „Solibären“ für die Einsätze rund um<br />

den Welt-AIDS-Tag ordern. Immer wieder ein gewisses<br />

Wagnis – in diesem Jahr besonders, weil unser „Premium-Vertriebspartner“,<br />

die Targobank Duisburg nach<br />

einer Aktionspause im letzten Jahr ihr Abnahmekontingent<br />

verständlicherweise nicht allzu konkret einschätzen<br />

konnte – genau so wie es für uns alle Jahre<br />

schwierig ist, den Bedarf und die Absatzchancen einzuschätzen.<br />

Dennoch ist dies nach wie vor ein tolles Instrument<br />

– schaffen es doch die Bärchen, die ein oder<br />

anderen Menschen zu uns ins Gespräch zu führen, die<br />

wir ansonsten kaum erreicht hätten. Bzgl. des Erlöses<br />

– sagen wir es schon vorweg, waren die <strong>2018</strong>er Bären<br />

leider kein Renner, brachten aber immerhin ein leichtes<br />

Plus in unsere leeren Kassen (s. 4.4.).<br />

Am 21.04. waren wir mit einem Infostand erstmalig<br />

auf der „Gesundheitsmesse in Dinslaken“ vertreten,<br />

die im Foyer der dortigenTrabrennbahn stattfand, allerdings<br />

suboptimal beworben und ausgeschildert war<br />

und daher relativ geringe Besucherzahlen registrierte.<br />

Ein vergleichsweise geruhsamer Arbeitstag für unsere<br />

Präventionisten. Immerhin waren wir einmal wieder<br />

auch in Dinslaken präsent und haben zumindest einige<br />

Multiplikator*innen erreichen können.<br />

Die außergewöhnliche Sommerhitze haben wir schon<br />

am 26.05. beim Vereinsfest in Wesel „genießen“ können.<br />

Vielleicht haben die Temperaturen dazu beigetragen,<br />

dass wir auch hier nur wenig Zulauf am Stand<br />

erfuhren. Die wenigen Gespräche waren allerdings allesamt<br />

von hoher Intensität und Qualität – einschließlich<br />

mehrerer Beratungsanlässe. Insofern war der Tag und<br />

unsere Präsenz gut und wichtig – insbesondere weil wir<br />

ja kein Vor-Ort-Angebot mehr vorhalten können.<br />

30


Der Mai brachte nicht nur hohe Temperaturen, ein<br />

Starkregenereignis, das unsere Beratungsstelle unter<br />

Wasser setzte, sondern auch die „Datenschutz-Grundverordnung“<br />

– kurz: DS-GVO. Wie viele andere kleinere<br />

Vereine hat diese uns eine recht hohe zusätzliche<br />

Beschäftigung abverlangt, die wir nicht einfach mal so<br />

nebenher aufbringen können, weil wir keine Profis im<br />

System haben. Unterm Strich durften wir aber feststellen,<br />

dass wir im Wesentlichen doch schon gut gerüstet<br />

waren – und auch das war letztlich eine gute Erfahrung,<br />

weil wir die damit verbundenen Datenschutzziele<br />

ganz überwiegend für wichtig und umsetzungswürdig<br />

erachten – nicht zuletzt auch zum Schutz der Persönlichkeitsrechte<br />

unserer Klient*innen und (ehren-) amtlichen<br />

Mitarbeiter*innen.<br />

Infolge der Veröffentlichung unseres Jahresberichtes<br />

2017 wurde Dietmar Heyde am 12.05. einmal mehr von<br />

unserem treuen Medienpartner, dem Regional-TV-Sender<br />

„Studio47“ eingeladen, um über die Arbeit der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel zu berichten. Über<br />

den Youtube-Kanal sind inzwischen eine ganze Reihe<br />

von Interviews und Berichten abrufbar.<br />

Am 09.06. hatten wir – vor allem unsere Präventions-<br />

und Öffentlichkeitsmitarbeiter*innen – Gelegenheit,<br />

unser Wissen aufzufrischen und unsere Methoden<br />

zu überprüfen. Die sog. „Medizinische Rundreise der<br />

Deutschen AIDS-Hilfe“ war für ein Tagesseminar zu<br />

Gast in unserer AIDS-Hilfe. Der hervorragende Referent,<br />

Diplom-Biologe Siggi Schwarze, brachte uns auf<br />

den neuesten Stand der „HIV-Präventionsmethoden“.<br />

Das bereits erwähnte neue „Duisburger Aktionsbündnis<br />

für Gesundheit und Gerechtigkeit für alle“ versammelte<br />

sich unter einem neuen Banner am 15.06. im Rahmen<br />

des Duisburger Umweltmarktes erstmals zur Offensive<br />

in die Öffentlichkeit und versorgte die Passanten mit<br />

gebündelten Informationen aus den teilnehmenden<br />

Einrichtungen in Form von Materialpaketen und natürlich<br />

in Gesprächen. Gut 200 Infopakete gingen dabei<br />

über die Infostandtheken.<br />

Nachdem die traditionelle Fachtagung des AK Prävention<br />

Duisburg für Multiplikator*innen aus Schulen und<br />

Jugendarbeit im letzten Jahr kurzfristig abgesagt werden<br />

musste, waren wir froh, dass sie im Berichtsjahr<br />

wieder angeboten werden und dank der hervorragenden<br />

Koordinierungsarbeit unserer „neuen“ AIDS-Koordinatorin,<br />

Martina Jungeblodt, von der Beratungsstelle<br />

zu AIDS u.a. STI`s des Gesundheitsamtes der Stadt<br />

Duisburg“ sowie der Fachgebietsleiterin, Melanie Klaus,<br />

am 19.06. in den Räumen der VHS Duisburg im schönen<br />

„Stadtfenster“ stattfinden konnte.<br />

Über 50 Teilnehmer*innen beschäftigten sich auf dieser<br />

17. Fachtagung des AK Prävention mit dem Titel „Gender-TÜV<br />

– Geschlechterrollen auf dem Prüfstand“ in<br />

verschiedenen workshops und Vorträgen vor allem mit<br />

Fragen zur sozialen, geschlechtlichen und sexuellen<br />

Vielfalt und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung<br />

damit, mit besonderem Fokus auf Belange von Jugendlichen.<br />

Einmal mehr gab es ein sehr gutes Feed-back<br />

von den Teilnehmenden.<br />

Die direkte Zielgruppe von LSBTIQ*-Jugendlichen<br />

stand dann im Rahmen der „Party: Duisburg tanzt<br />

queer“ am 13.07.2019 im JuZ in Du-Neumühl im Fokus<br />

und konnte in diesem Rahmen nicht nur ausgelassen<br />

feiern, sondern auch ihre Wünsche und Forderungen<br />

an die Stadt Duisburg vortragen und sammeln lassen.<br />

Die AIDS-Hilfe hat diese 2. Party vor allem mit unserem<br />

Herzenslust-Team gerne begleitet.<br />

Beim „Runden-Tisch-zur HIV-Versorgung“ in der Region<br />

Duisburg / Kreis Wesel und Oberhausen am 12.07.<br />

mussten wir uns leider u.a. wieder mal mit besonders<br />

schwerwiegenden Fällen von Diskriminierung von<br />

HIV-Positiven im medizinischen Versorgungssystem<br />

beschäftigen und ziehen hier bei der An- und Abmahnung<br />

an einem Strang. Auch und gerade hier gilt sicher:<br />

Gemeinsam sind wir stärker.<br />

Am 06.07. waren wir erneut beim Sommerfest unseres<br />

Kooperationspartners, des Niederrhein-Therapie-Zentrums<br />

(geschlossene forensiche Einrichtung) in Duisburg-Hohenbudberg<br />

mit einem Info- und Beratungstisch<br />

vertreten – bei einer wichtigen Zielgruppe für die<br />

Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen. Und<br />

in diesem Jahr gab es deutlich mehr Zulauf und weniger<br />

„Berührungsängste“ als noch im letzten Jahr, weil<br />

man uns inzwischen einfach kennt.<br />

Zu den Aktivitäten zum Gedenktag an die an den Folgen<br />

des Drogenkonsums Verstorbenen am 21.07. lesen<br />

Sie mehr unter 5.2.<br />

Ein großes AIDS-Hilfe Team war natürlich auch beim<br />

Duisburger CSD am 28.07. aktiv involviert. Zum einen<br />

im Rahmen des Herzenslust-Auftrittes (s. 5.1.), natürlich<br />

der Parade, aber auch im Rahmen der Aktivitäten<br />

der Initiativgruppe zur Männergesundheit, die erstmalig<br />

auch beim CSD – und gleich mit hervorragender<br />

Resonanz- vertreten war.<br />

Nach einer kurzen Sommerpause im August, waren wir<br />

am 04.09. bei einer schönen Premiere vertreten. Passend<br />

zum „Tag der sexuellen Gesundheit“ waren wir<br />

mit einem Infostand bei einem neuen Format zur internen<br />

Weiterbildung der neu gegründeten Fortbildungsakademie<br />

im Klinikum Bethanien in Moers vertreten<br />

und konnten aktiv dazu beitragen, das up-date zum<br />

aktuellen Wissensstand bzgl. HIV und AIDS auch wirklich<br />

auf den aktuellen Stand zu bringen. Mit über 40<br />

Teilnehmenden aus dem Kreis der Ärzteschaft und der<br />

Pflege war diese erste Veranstaltung gut angenommen<br />

worden.<br />

Der September stand im Zeichen der Weichenstellungen<br />

bezüglich der kommunalen Förderung durch den<br />

Kreis Wesel mit den Beratungen im Fach- und dem<br />

Kreisausschuss und den dazugehörigen Gesprächen<br />

und Korrespondenzen mit den Fraktionen sowie dem<br />

31


wichtigen „Prüfungsgespräch“ beim LVR hinsichtlich<br />

unserer Zulassung als Träger des Ambulant Betreuten<br />

Wohnens (s. 1.)<br />

Einen intensiven Abschluss des September erlebten wir<br />

am letzten Wochenende. Am 29.09. beteiligten wir uns<br />

erneut an der „Inspirit“-Gesundheitsmesse im Klingerhuf<br />

in Neukirchen-Vluyn, die allerdings –vermutlich<br />

wegen des tollen Spätsommerwetters- an diesem<br />

Samstag nur spärlich besucht wurde. Zu unserem im<br />

Programm angekündigten Vortrag zum Thema „keine<br />

Angst vor sexuell übertragbaren Infektionen“ kam<br />

letztlich nur ein Interessent. Am –vermutlich besser besuchten-<br />

Sonntag, dem 30.09. konnten wir dort nicht<br />

mehr vertreten sein, weil wir uns an der „Offensive“<br />

der Initiativgruppe Männergesundheit der KGK Duisburg<br />

beteiligten, die bei der gut besuchten Automesse<br />

„Lack & Chrom“ auf der Duisburger Königstraße aufschlug.<br />

Die „Klischee“-Unterstellungen, hier die Zielgruppe<br />

der männlichen „Vorsorgemuffel“ zu erreichen,<br />

hat sich durchaus bestätigt.<br />

An insgesamt sechs Stationen konnten –nicht nur Männer-<br />

eine „Gesundheits-Inspektion“ durchlaufen und<br />

sich beraten lassen. Ein „Laufzettel“ und der attraktive<br />

Preis eines Wochenendes mit einen chicken Fahrzeug<br />

(von Händlern gestiftet) sorgte für regen Zulauf bei<br />

den beteiligten Einrichtungen und ihren Angeboten.<br />

Im Oktober begann der Feinschliff an den Aktions- und<br />

Veranstaltungsplanungen zum diesjährigen Welt-AIDS-<br />

Tag - in Duisburg erstmalig wieder gut abgestimmt<br />

mit dem Gesundheitsamt bzw. der Beratungsstelle zu<br />

AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.<br />

Im Kreis Wesel gab es leider keinerlei Ressourcen und<br />

Ambitionen dazu.<br />

Die im Berichtsjahr <strong>2018</strong> erneut recht hohe Zahl an Infostand-Aktivitäten,<br />

die ganz überwiegend an Wochenenden<br />

platziert sind, war nur deshalb möglich, weil wir<br />

zwar eine überschaubare Zahl von- aber ausgesprochen<br />

motivierten ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen haben,<br />

ohne die dies nicht zu stemmen gewesen wäre. Deshalb<br />

gilt all denen an dieser Stelle ein großes DANKE<br />

schön! für den phantastischen Einsatz im Jahre <strong>2018</strong>!!!<br />

Damit unsere Informationen und Botschaften auch<br />

dem aktuellen Wissensstand entsprechen wurde auch<br />

die fachliche Fort- und Weiterbildung im Berichtsjahr<br />

nicht vernachlässigt. So sind sowohl im hauptamtlichen<br />

Dr. Friedhelm Kwirant …<br />

Team wie auch bei den Ehrenamtlichen erneut jeweils<br />

gut 300 Stunden zur Fort- und Weiterbildung investiert<br />

worden. Neben den Tagungs- und Seminarangeboten<br />

vor allem unserer Dachverbände sind wir immer auch<br />

darum bemüht, inhouse-Angebote für unsere Mitarbeiter*innen,<br />

für Netzwerk- und Kooperationspartner vorzuhalten<br />

– wie etwa die „Rundreise der DAH“ (s.o.).<br />

Darüber hinaus werden die monatlichen Sitzungen der<br />

Präventions- und Öffentlichkeitsarbeitsgruppe genutzt,<br />

um über aktuelle Entwicklungen zu berichten und sich<br />

auszutauschen.<br />

Im Sinne einer partizipativen Qualitätsentwicklung sind<br />

die meisten Angebote auch für unsere Klient*innen offen<br />

und manche speziell für sie konzipiert.<br />

Soweit umsetzbar, holen wir uns die fachlichen Updates<br />

auch von den wichtigen Fachkongressen. So<br />

konnte Dietmar Heyde etwa im März an den „Münchener<br />

AIDS- und Hepatitis-Tagen“ in Berlin (s.o.) und am<br />

Fachtag zur „Diskriminierung von Menschen mit HIV<br />

und/oder AIDS“ der Deutschen AIDS-Hilfe im November<br />

in Braunschweig teilnehmen und die dort gewonnenen<br />

Erkenntnis in die Mitarbeiterschaft transportieren.<br />

Daraus resultieren oft auch wichtige Impulse für die inhaltliche<br />

Planung unseres alljährlichen Fachgespräches<br />

zur HIV-Therapie. Eine solche Teilnahme ist einfach<br />

effektiver und nachhaltiger als die aufwendige Literatur-Recherche,<br />

für die in der Praxis eh selten Zeit ist.<br />

In bewährter Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen<br />

haben wir auch in diesem Jahr ein Fachgespräch<br />

zur HIV-Therapie veranstaltet, das mit fast 40 Teilnehmer*innen<br />

wieder einmal sehr gut besucht und genutzt<br />

wurde. Im Rahmen des Welt-AIDS-Tags-Veranstaltungsprogrammes<br />

fand dies am 21.11.18 in der AH<br />

Oberhausen unter dem Titel „WEN, WIE und WOVOR<br />

schützt die HIV-Therapie?“ statt. Unser verbliebener<br />

Duisburger HIV-Schwerpunktbehandler, Dr. Friedhelm<br />

Kwirant gab dazu den fachlichen Input zu Aspekten<br />

von Prophylaxestrategien, Schutzwirkungen und der<br />

Bedeutung von Therapietreue und stand in einer anschließenden<br />

„offenen Sprechstunde“ gerne Rede und<br />

Antwort.<br />

Ermöglicht wurde uns dieses tolle Fachgespräch einmal<br />

mehr durch die freundliche Unterstützung der Firmen:<br />

MSD Sharp & Dohme, Janssen-Cilag GmbH und Hexal.<br />

Danke schön!<br />

und das Moderator*innen-Paar<br />

Natalie Rudi und<br />

Dietmar Heyde<br />

32


Ganz in unserem Sinne waren die Botschaften dieses<br />

Abends, nämlich insbesondere, dass immer klarer<br />

wird, dass HIV-Therapie nach wie vor kein „Wunschkonzert“<br />

ist und viele Bedingungen erfüllt sein müssen,<br />

damit die erzielbaren guten Optionen auch wirklich<br />

greifen können, dass die Effekte aber einfach immer<br />

besser werden. Schließlich muss die Therapie auch zu<br />

den jeweils individuellen Lebensbedingungen passen.<br />

Dazu aber ist es von ganz besonderer Bedeutung, dass<br />

ein gutes Arzt-Patientenverhältnis entstehen und eine<br />

offene, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Kommunikation<br />

stattfinden kann.<br />

Wie immer begannen wir in der Arbeitsgruppe im Frühsommer<br />

auch mit den Planungen zum Veranstaltungsprogramm<br />

zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag (s. 4.4.).<br />

4.3. Benefiz-Veranstaltungen<br />

Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen<br />

für uns sehr wichtig, bieten Aktionen mit Künstlern<br />

oder anderen Prominenten doch meist die Möglichkeit,<br />

unser Thema auch außerhalb der Welt-AIDS-Tags-Zeit<br />

öffentlichkeitswirksam zu platzieren.<br />

Und was wären unsere Solibären ohne die „Duisburg-Accessoires“?<br />

Auch in diesem Jahr hat die durch<br />

eine Mitarbeiterin der Bank initiierte „Strickgruppe“ in<br />

vielen, vielen Stunden Heimarbeit abermals eine eigene<br />

Mützen- und Schalkollektion erstellt. In <strong>2018</strong> wurde<br />

erneut eine unfassbare Menge an ganz individueller<br />

Bärenwinterkleidung produziert, die erneut unglaublich<br />

gut ankam. Eine Aktion, die aus dem Duisburger Geschehen<br />

rund um den Welt-AIDS-Tag eigentlich nicht<br />

mehr wegzudenken ist, denn die Zahl derjenigen Menschen,<br />

die gezielt nach den bekleideten Bären fragen,<br />

wächst und gedeiht jedes Jahr weiter an.<br />

Frau Ursula Busshoff und den fleißigen Stricker*innen<br />

gilt entsprechend abermals unser Riesen-Dank!<br />

Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> gab es erneut viele „zivilgesellschaftliche“<br />

Gruppen und Einzelpersonen, die für uns<br />

und unsere Arbeit sehr Gutes getan haben und wir wollen<br />

darüber reden und schreiben.<br />

Nach nur einem Jahr Pause konnte unser „alter“ Premiumpartner<br />

beim Vertrieb der Solibären, die Targobank<br />

AG & Co. KGaA dem „Druck der Mitarbeiter*innen“,<br />

die die Aktion im letzten Jahr schmerzlich vermissten,<br />

nicht mehr standhalten. Die Ausbildungsabteilung und<br />

das Personalmarketing sprangen für das GudsO-Projektteam<br />

der Targobank „in die Bresche“. Unter der<br />

Koordination von Frau Julia Schmieder führten die<br />

Auszubildenden am 04.12. mit ganz viel Engagement,<br />

Herzblut und offenkundigem Spaß wieder einen Solibären-Aktionstag<br />

in den Duisburger Bankräumen durch.<br />

Man konnte zwar noch nicht ganz an die großen Erfolge<br />

der letzten Jahre anknüpfen, aber doch immerhin über<br />

400 Bären an die Frau und an den Mann bringen. Ganz<br />

herzlichen Dank für diese tolle Unterstützung!<br />

Unermüdliche Kämpfer*innen im Kampf gegen AIDS<br />

sind schon lange Dr. Günther Bittel, seine Frau Ingrid<br />

und ihr Mitstreiter*innen-Team in Duisburg-Rheinhausen,<br />

die im Berichtsjahr mit Ihrem Benefiz-Konzert<br />

„Treatment for all, part XV“ im Haus der Jugend in<br />

Rheinhausen, das in diesem Jahr pünktlich zum WAT<br />

am 01.12. über die Bühne ging. Begleitend zu den Konzerten<br />

gibt es zu Beginn eine Diskussionsrunde und<br />

einen Infotisch von der AIDS-Hilfe. Da wir aufgrund<br />

des besonderen Termines erst zu späterer Stunde auf-<br />

33


tauchen konnten, gab es noch dazu einen moderierten<br />

Talk mit Dietmar Heyde in einer Bühnenumbauphase.<br />

Etwa 80 Besucher*innen sorgten für gute Stimmung<br />

und eine erfreuliche Resonanz. Die Hälfte des<br />

Reinerlöses kommt noch dazu unserer Arbeit zugute.<br />

Ein besonderer Dank gilt den gagenfrei auftretenden<br />

Bands sowie den Mitarbeiter*innen des Jugendzentrums<br />

„Haus der Jugend“ an der Friedrich-Alfred-Str. 14<br />

in Duisburg-Rheinhausen.<br />

DANKE für einen bärenstarken Einsatz für die AIDS-Hilfe<br />

Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

Aus Solidarität, Überzeugung oder aus Einsicht in die<br />

Notwendigkeit der Unterstützung unserer Arbeit erfahren<br />

wir Jahr für Jahr viel Wertschätzung, aber eben<br />

auch finanzielle Hilfen von zivilgesellschaftlichen Einzelpersonen,<br />

Gruppen und Institutionen, ohne die vieles<br />

nicht machbar wäre.<br />

<strong>2018</strong><br />

Der „Soli-Bär“ <strong>2018</strong><br />

4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag<br />

Es ist schön, an dieser Stelle Jahr für Jahr über sehr<br />

stabile Unterstützungsaktivitäten berichten zu können.<br />

Da sind zum einen die Spendensammlungen und thematischen<br />

Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden<br />

zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage<br />

hin für unsere alljährliche Weihnachtsfeier für Menschen<br />

mit HIV und AIDS eingehen – vielen herzlichen<br />

Dank dafür!<br />

Zum anderen möchten wir die Spendenausschüttungen<br />

der Sparkasse am Niederrhein (mit den Zweigstellen<br />

Moers und Rheinberg) erwähnen, die unsere Arbeit<br />

sehr kontinuierlich fördern. Ganz besonders bedanken<br />

wir uns hier bei der Sparkasse Duisburg für ihre Treue<br />

hinsichtlich der Teilfinanzierung unserer aufsuchenden<br />

Arbeitsangebote.<br />

Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen<br />

Schülerinnen und Schülern und engagierten Lehrkräften<br />

zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung<br />

und zum Teil sehr kreativen Aktionsideen vor<br />

allem zum Welt-AIDS-Tag nicht nur bei der Spendensammlung,<br />

sondern auch bei der Thematisierung von<br />

HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen<br />

fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir<br />

hier die Projektgruppen am Gymnasium Adolfinum in<br />

Moers, dem Gymnasium Rheinkamp, der Gustav-Heinemann-Realschule<br />

Duisburg-Mitte und dem Sophie-Scholl-Berufskolleg<br />

in Duisburg-Marxloh erwähnen.<br />

„Du hast HIV? Damit komme ich klar. Streich die Vorurteile!“<br />

„Schwerer als die gesundheitlichen Folgen der Infektion<br />

selbst wiegen heute für viele Menschen mit HIV<br />

Ausgrenzung und die Angst davor. Deshalb müssen<br />

wir Diskriminierung entgegentreten – an jedem Tag im<br />

Jahr.“<br />

(aus dem Kampagnenflyer zum WAT <strong>2018</strong>, hrsgg. von:<br />

BMG, BZgA, DAH und DAS)<br />

Klar – eigentlich an jedem Tag im Jahr! Aber rund um<br />

den Welt-AIDS-Tag am 01. Dezember können wir einfach<br />

mehr Menschen und mehr Medienaufmerksamkeit<br />

erreichen.<br />

34


Einmal mehr konnten wir uns der Ausrichtung und Intention<br />

der WAT-Kampagne voll und ganz anschließen<br />

und in unsere lokale Öffentlichkeitsarbeit einbeziehen<br />

– so auch in unserer Pressemitteilung zum Welt-AIDS-<br />

Tag <strong>2018</strong>:<br />

Fakten statt Angst!<br />

Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong><br />

Wirksame HIV-Behandlung verhindert sexuelle Übertragung.<br />

HIV ist unter einer wirksamen Behandlung sexuell nicht<br />

übertragbar. Auf dieses wissenschaftliche Ergebnis der<br />

diesjährigen Internationalen AIDS-Konferenz in Amsterdam<br />

weist die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel im<br />

Vorfeld des Welt-AIDS-Tages hin.<br />

„Eine wirksame HIV-Therapie vermindert und kontrolliert<br />

die HI-Viren im Körper so stark, dass die Viren<br />

nicht mehr messbar sind. Und sind die Viren nicht mehr<br />

messbar, kann HIV auch beim ungeschützten Sex nicht<br />

übertragen werden. Dieses durch viele Studien gesicherte<br />

Ergebnis fassten die Wissenschaftler mit dem<br />

Slogan „Nicht messbar = Nicht übertragbar (n = n)“<br />

als Botschaft an Menschen mit und ohne HIV zusammen“,<br />

erläutert Dietmar Heyde, Geschäftsführer der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel.<br />

Menschen mit HIV können dank der Behandlungserfolge<br />

relativ beschwerdefrei leben und erreichen ein nahezu<br />

gleiches Lebensalter wie Menschen ohne HIV-Infektion.<br />

Sie können am gesellschaftlichen Leben teilhaben,<br />

arbeiten, ihre Sexualität ohne Angst leben und auf natürlichem<br />

Wege Eltern werden. „Mit HIV zu leben ist<br />

heute etwas ganz Anderes als vor 20 Jahren“, betont<br />

Peter Külpmann, Vorstand der AIDS-Hilfe. „Wir hoffen,<br />

dass die Verbreitung der Botschaft „n = n“ Menschen<br />

ermutigt, sich beraten und gegebenenfalls auch testen<br />

zu lassen, denn nur wer von der Infektion weiß und<br />

eine möglichst frühe Diagnose bekommt, kann auch<br />

von den Vorteilen der Behandlung profitieren, ergänzt<br />

die Vorstandskollegin, Silke Stützel.<br />

„n = n“ ist aber auch eine wichtige Botschaft für die<br />

gesamte Bevölkerung: Obwohl viele wissen, dass HIV<br />

im Alltag und am Arbeitsplatz nicht übertragbar ist,<br />

verspüren sie Unsicherheiten im konkreten Umgang<br />

mit Menschen mit HIV. Neuere Erkenntnisse, wie die<br />

Nicht-Übertragbarkeit unter wirksamer Therapie sind<br />

nur wenigen bekannt. „Unwissen und Ängste können<br />

aber Quellen der Diskriminierung von Menschen mit<br />

HIV sein“, führt Dietmar Heyde aus. „Da hilft vor allem<br />

Eines: Drüber reden und sich informieren. Wir bieten<br />

Beratung für Familienmitglieder und den Freundeskreis<br />

ebenso wie für das Personal im Gesundheitswesen oder<br />

anderen Unternehmen – nach wie vor in Duisburg und<br />

auch im Kreis Wesel an. Bei uns sind alle willkommen,<br />

die Fragen rund um HIV haben.“<br />

Die aktuell vom Robert-Koch-Institut (s. www.rki.de<br />

) vorgelegten Eckdaten für 2017 zeigen einen leichten<br />

Rückgang der Neuinfektionen in Deutschland (ca.<br />

6%). Vor allem in der Gruppe der Männer, die Sex mit<br />

Männern haben (MSM) konnten deutliche Erfolge verzeichnet<br />

werden, während bei den intravenös drogengebrauchenden<br />

Menschen und den heterosexuellen<br />

Männern nennenswerte Anstiege beobachtet wurden.<br />

Dies belegt einmal mehr, dass der Ausbau zielgruppenspezifischer<br />

Beratungs- und Testangebote und ein<br />

früher Behandlungsbeginn Erfolge zeigen. „Dieser Weg<br />

sollte konsequent weiter umgesetzt werden, insbesondere<br />

durch eine Verbesserung der Testangebote und<br />

die Gewährung des Zugangs zur Therapie für alle in<br />

Deutschland von HIV betroffenen Menschen inklusive<br />

der Menschen ohne Krankenversicherung“, lautet die<br />

Schlussfolgerung des RKI (RKI, Epidemiologisches Bulletin<br />

Nr. 47, 22.11.<strong>2018</strong>).<br />

Die AIDS-Hilfe ruft alle auf, bei der Verbreitung der guten<br />

Nachrichten mitzuhelfen und das Motto der diesjährigen<br />

bundesweiten Welt-AIDS-Tags-Kampagne aufzugreifen:<br />

Wir können positiv zusammenleben. Weitersagen!<br />

Mit vier eigenen Veranstaltungen und acht weiteren mit<br />

und von Kooperationspartnern durchgeführten Aktionen<br />

konnte auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches<br />

Angebot vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel<br />

im Anhang) und viele Menschen darüber erreicht<br />

werden.<br />

Fachliche Einstimmung gewährte uns das traditionelle<br />

Fachgespräch zur HIV-Therapie am 21.11. – siehe oben<br />

(4.2.)<br />

Infostand mit Roter-Schleifen-Aktion zum WAT in Moers<br />

am Samstag, dem 24.11.<strong>2018</strong>.<br />

Traditionell am Samstag vor dem Welt-AIDS-Tag haben<br />

wir die Moerser Bevölkerung dazu bewegen wollen,<br />

Schleife und damit Solidarität zu zeigen. In diesem<br />

Jahr bekamen wir einen eigentlich sehr guten Standort<br />

zugewiesen, der in der Fußgängerzone (Steinstr.) und<br />

zugleich in unmittelbarer Nähe eines Eingangs zum<br />

Weihnachtsmarkt lag. Daran hat es nicht gelegen, dass<br />

35


Der Aktionstag zum Welt-AIDS-Tag konnte bereits zum<br />

zehnten Male in Kooperation und Partnerschaft mit dem<br />

FORUM Duisburg stattfinden. Diese –aus unserer Sichtwirklich<br />

glorreiche und konstruktive Partnerschaft mit<br />

dem Centermanagement ermöglicht uns schon lange<br />

einen besonders öffentlichkeitswirksamen Auftritt am<br />

01.12. Nicht nur die Chance, viele Menschen erreichen<br />

zu können ist für uns natürlich ganz wichtig, sondern<br />

auch die menpower, das Engagement und die Ressourcen,<br />

die das Centermanagement bereitstellen, macht<br />

dies zu einem echten Gewinn und sicher zu einem<br />

best-practice-Beispiel für „private public partnership“.<br />

Dafür gilt unser großer Dank an die beteiligten Akteuwir<br />

einen ungewöhnlich spärlichen Zulauf an unserem<br />

Stand hatten. Das lag zum einen am sehr schlechten<br />

Wetter und zum anderen daran, dass tags zuvor prächtiges<br />

Wetter herrschte und noch dazu der Coca-Cola-Weihnachtstruck<br />

offenbar sehr viele Moerser*innen<br />

angelockt hatte. Dennoch konnten wir einige Menschen<br />

erreichen und nicht nur zum Tragen der Roten Schleife,<br />

sondern auch zum Spenden bewegen. Die unmittelbare<br />

Nähe zum 01. Dezember ist grundsätzlich gut, um die<br />

Menschen auf die Kampagne aufmerksam zu machen.<br />

AIDS-Hilfe, voller Stolz im Studiointerview berichten<br />

konnte.<br />

Auf ein zentrales Mediengespräch zum Welt-AIDS-Tag<br />

<strong>2018</strong> haben wir nach Verabredung mit der Beratungsstelle<br />

zu HIV u.a. STI`s des Gesundheitsamtes der<br />

Stadt Duisburg in diesem Jahr aus Kapazitäts- und anderen<br />

Gründen verzichtet, uns aber auf eine gemeinsame<br />

Pressemitteilung verständigt (s.o.).<br />

Ein Dank gilt der Stadt Moers und ihrer Tochter, der<br />

Moers Marketing GmbH für die gute Unterstützung.<br />

Am Mittwoch, dem 28.11. traf sich eine illustre Runde<br />

von aktiven und ehemaligen ehren- und hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen zum Gedenk-Café im Rahmen<br />

des WAT-Programmes in der AIDS-Hilfe in erster Linie<br />

zum würdevollen Gedenken an die Menschen, die<br />

uns verlassen mussten. Gleichsam in guter niederrheinischer<br />

Tradition wurden dann aber auch Geschichten<br />

und Anekdoten aus über 30 Jahren AIDS-Hilfe ausgetauscht,<br />

in denen viele derer eine tragende Rolle spielten.<br />

Auch so darf Gedenken sein, denn wir sind in der<br />

Rückschau nicht selten durchaus froh, dass wir eine<br />

gewisse Lebenswegstrecke gemeinsam gehen durften.<br />

Am 29.11. bot unser treues Unterstützermedium, das<br />

Studio47, Dietmar Heyde wieder Gelegenheit, in der<br />

Live-Sendung Werbung für die weiteren Veranstaltungen<br />

zum Welt-AIDS-Tag zu machen und auch die Kampagnenbotschaften<br />

in die Zuschauerschaft zu transportieren.<br />

Und am gleichen Abend noch berichtete die WDR-Lokalzeit<br />

über unsere tolle SCHLAU-Truppe, über deren<br />

Einsatz Dietmar Heyde, als Vertreter des Trägers, der<br />

36


innen und Akteure der Einkaufsmall.<br />

Allerdings mussten wir uns auch <strong>2018</strong> abermals mit<br />

einem „Schmalspur-Auftritt“ begnügen, vor allem wegen<br />

der immer noch nicht gänzlich geklärten Auflagen<br />

durch das neue Brandschutzkonzept, das zu einer<br />

deutlichen Verringerung der Präsentationsmöglichkeiten<br />

führte. Dennoch waren wir letztlich froh, überhaupt<br />

noch einen Fuß „an der goldenen Leiter“ des Forums zu<br />

erhalten und danken insbesondere dem neuen Manager,<br />

Herrn Jan Harm und den „guten Seelen“ des Centermanagements,<br />

Frau Vanessa Rademacher und Frau<br />

Ingrid Döhring, für ihre tolle Unterstützung und Kooperationsbereitschaft.<br />

Am Abend des 01.12. ging es in Rheinhausen weiter –<br />

beim 15. Benefizkonzert „Treatment for all, pt. XV“ im<br />

Haus der Jugend in Duisburg-Rheinhausen (s. 4.2.).<br />

Ganz besonders aktiv war in diesem Jahr erneut unser<br />

„Herzenslust-Präventainment-Team“ um Raphael Diaz<br />

Fernandez und Uwe Altenschmidt von Anfang November<br />

bis Mitte Dezember bei verschiedensten Events (s.<br />

5.1.)<br />

Parallel zu dieser Aktion bot die AIDS- und STI-Beratungsstelle<br />

der Stadt Duisburg zwischen 11 und 17 Uhr<br />

in der neuen Beratungsstelle auf der Universitätsstraße<br />

32 in der Innenstadt ein HIV-Test-Angebot an, welches<br />

erneut erfreulich gut angenommen wurden.<br />

Seit einigen Jahren findet auch im Arbeitsbereich „Sexarbeit“<br />

die gute Kooperation mit dem Gesundheitsamt<br />

Duisburg eine Jahresabschlussaktion in dem großen<br />

Duisburger Bordellbereich statt, bei der nicht nur die<br />

Sexarbeiter*innen kleine, nützliche „Geschenke“ und<br />

Beratungen bekommen, sondern natürlich auch Freier<br />

mit Erkenntnisgewinnen bereichert werden können (s.<br />

5.4.).<br />

Und ab Mitte Dezember <strong>2018</strong> begannen die Auswertungen<br />

des diesjährigen WAT-Geschehens und damit auch<br />

die Vorbereitungen für das nächste Jahr.<br />

37


Zu guter Letzt noch ein wichtiger Hinweis in eigener<br />

Sache: Nachdem wir seit Ende 2016 keine Beratungsstelle<br />

im Kreis Wesel unterhalten können, möchten wir<br />

an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir natürlich<br />

auch weiterhin im Kreis aktiv und auch zuständig sind:<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bittet die Bürgerinnen<br />

und Bürger des Kreises Wesel darum, sich bei<br />

Bedarfen zur Information, Aufklärung und Beratung sowie<br />

natürlich bei Hilfs- und Unterstützungswünschen<br />

von und für Menschen mit HIV oder davon bedrohten<br />

Personen an die Geschäftsstelle in Duisburg zu wenden<br />

(Kontaktdaten, s. unten). Darüber können natürlich<br />

auch Termine im Kreisgebiet ausgemacht werden.<br />

Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong> durch viel Engagement<br />

und Kreativität unterstützt haben, gilt an<br />

dieser Stelle noch einmal unser ganz herzlicher Dank<br />

!!! –<br />

Dies gilt auch weiterhin für Anfragen für die Präventionsprojekte<br />

(Youthwork, SCHLAU, Herzenslust oder<br />

XXelle) in Schulen oder von anderen Einrichtungen und<br />

Gruppen. HIV ist treu – die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />

Wesel auch!“<br />

4.5. Berichterstattung in den Medien<br />

Für das Berichtsjahr <strong>2018</strong> haben wir, was das Interesse<br />

von Seiten der Print-, Funk- und TV-Medien betrifft,<br />

relativ wenig Grund zur Klage. Wir konnten vereinzelt<br />

sogar wieder Redakteur*innen der Printmedien zur Berichterstattung<br />

bewegen, was uns sehr freute und in<br />

den letzten Jahren eher selten geworden war (s. Pressespiegel).<br />

Dank ans Ehrenamt und unsere Förderer – unser Dezember<br />

„Sonder-Aktiven-Treffen“<br />

Ein Engel hat Euch / Sie geschickt.<br />

Es bleibt dabei: Wir brauchen sie, denn nur gemeinsam<br />

bewirken wir mehr, um das Thema im Bewusstsein der<br />

Bevölkerung zu halten, die guten Nachrichten (s. n =<br />

n u.a.) zu verbreiten und so dem Ziel der Minimierung<br />

von Neuinfektionen sowie der Verbesserung der Akzeptanz<br />

und Toleranz gegenüber HIV-Positiven näher zu<br />

kommen.<br />

Mit dem Interesse von Seiten des Lokalfunks und dem<br />

Lokalfernsehen sind wir einmal mehr sehr zufrieden.<br />

Insbesondere das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen<br />

„Studio 47“ ist ein ungemein treues Begleiterund<br />

Unterstützermedium, das uns im Berichtsjahr wieder<br />

einmal mehrmals in den Nachrichtenfokus gerückt<br />

hat – dafür herzlichen Dank! Dank gilt genauso den<br />

Lokalradios von Radio DU und Radio KW und für das<br />

Berichtsjahr auch der Redaktion der WDR-Lokalzeit<br />

Duisburg.<br />

Und: … nach dem Welt-AIDS-Tag ist vor dem Welt-<br />

AIDS-Tag! Interessierte, die 2019 dabei sein wollen,<br />

können sich jederzeit gerne bei uns melden.<br />

Um das vergleichsweise niedrige Niveau der Neuinfektionen<br />

im Berichtsjahr weiterhin halten zu können und<br />

die neu ausgerichteten Kampagnenziele der weiteren<br />

Akzeptanz und Toleranz gegenüber Menschen mit HIV<br />

und AIDS umsetzen zu können, müssen aus unserer<br />

Sicht aber auch weitere Kommunikationsoffensiven folgen,<br />

um die Präventionserfolge der vergangenen Jahre<br />

nicht wieder zu gefährden. Aufklärung, sachliche Information<br />

und Erinnerung müssen wahrnehmbar bleiben.<br />

38


4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />

Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen:<br />

• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen in<br />

Duisburg, dem Kreis Wesel und auf Landesebene<br />

• Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen, Aktionsformen sowie Seminarund<br />

Vortragsangeboten,<br />

• Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und Kooperationsveranstaltungen,<br />

• Akquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen (Ehrenamtleranwerbung),<br />

• Kontaktpflege zu Förderern, Kooperations- und Netzwerkpartnern,<br />

• Telefonische und persönliche Beratung,<br />

• Geschäftsführung,<br />

• U.a.m.<br />

Abbildung :<br />

Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung<br />

im Jahre <strong>2018</strong> – Veranstaltungen insgesamt<br />

39


5. Zielgruppenspezifische Prävention<br />

5.1 HIV und AIDS Prävention bei Schwulen und<br />

Männern die Sex mit Männern haben<br />

Vorbemerkung:<br />

Das Projekt „strukturelle Prävention für homosexuelle<br />

und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die<br />

Sex mit Männern haben) im Kontext HIV / STI“ unter<br />

dem Namen „Herzenslust Duisburg / Kreis Wesel“<br />

der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist im Jahr<br />

<strong>2018</strong> durch zielgruppenspezifische Mittel des Landes<br />

NRW gefördert worden.<br />

punkt, wirkt aber auch im sekundärpräventiven Bereich,<br />

stets methodisch und niedrigschwellig, wie für<br />

den Nutzer kostenlos. Besonders intensiv wurde die<br />

Einbettung des Projektes auf die zu erreichende Zielgruppe<br />

ausgelegte lokale Infrastruktur betrieben.<br />

Das Projekt ist regional und überregional eingebunden<br />

und vernetzt. Die Kooperationen mit weiteren lokalen<br />

Projekten sowie den landesweiten Strukturen ermöglicht<br />

Ressourcen schonende Synergien bei Kampagnen<br />

und Großveranstaltungen und gewährleistet wesentliche<br />

Aspekte im Bereich der Qualitätssicherung.<br />

Die Ausrichtung des Projektes ist hauptsächlich lokal/<br />

regional und hat einen primärpräventiven Schwer-<br />

40


Vernetzung und Kooperationen<br />

Herzenslust wird lokal angeboten. Die Aidshilfe NRW<br />

e.V. dient als Koordinierungsstelle aller lokalen Herzenslustprojekte<br />

und organisiert die Landesarbeitsgemeinschaft,<br />

über die Austausch, Abstimmung und<br />

Qualitätssicherung gewährleistet werden. Der Projektnehmer<br />

nahm im Berichtsjahr an allen Terminen der<br />

Landesarbeitsgemeinschaft aktiv teil.<br />

Im Rahmen der Qualitätssicherung fanden erneut verschiedene<br />

Veranstaltungen auf Landes- und auf Bundesebene<br />

statt.<br />

Die Abstimmung mit den umgebenden Herzenslustprojekten<br />

wurde, fokussiert auf gemeinsame Aktionen,<br />

fortgesetzt.<br />

Lokal schritt die angestrebte Vernetzung mit weiteren<br />

Akteuren schwuler Lebenswelten voran. Der Projektnehmer<br />

ist aktives Mitglied des Vereins DU-Gay e.V.,<br />

welcher den Duisburger CSD und den monatlich stattfindenden<br />

Regenbogenstammtisch organisiert. Der<br />

Projektnehmer (oder in Vertretung der HL-Gruppenleiter)<br />

nahm an allen durch die kommunale Politik veranstalteten<br />

Treffen der schwul-lesbisch-bi-trans Akteure<br />

teil und pflegt regelmäßigen Austausch mit dem<br />

zuständigen Mitarbeiter des auf städtischer Ebene<br />

angesiedelten Referates für Gleichberechtigung und<br />

Chancengleichheit.<br />

Mit den Vertreter*Innen des öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

wurde ein intensiver Austausch gepflegt und<br />

Kooperationsmöglichkeiten, insbesondere bzgl. eines<br />

Beratungs- und Testangebotes ausgelotet. Während<br />

in Duisburg erhebliche Fortschritte erreicht werden<br />

sonnten (s.o.), konnten im Kreis Wesel leider, im Berichtsjahr,<br />

keine gemeinsamen Beratungs- und Testangebote<br />

im Kreis Wesel vorgehalten werden, was<br />

im Wesentlichen an den deutlich schrumpfenden Res-<br />

sourcen in den regionalen ÖGD-Strukturen liegt. Diese<br />

unbefriedigende Situation und das insgesamt schmale<br />

Testangebot des ÖGD in der Region des Kreises Wesel<br />

wurden im Laufe des Berichtsjahres erneut offensiv<br />

mit den Leitungsstrukturen (Gesundheitsamtsleitungen<br />

und Dezernenten) thematisiert, allerdings zunächst<br />

ohne unmittelbare Erfolge. Die Problematik<br />

konnte aufgrund personeller Veränderungen der städtischen<br />

Partner nicht behoben werde. Das suboptimale<br />

Angebot wird eingestanden und grundsätzlich bedauert.<br />

Personelle Veränderungen in den ÖGD-Strukturen<br />

im Berichtsjahr ließen allerdings keine Umsetzungschancen<br />

zu.<br />

Die konkreten Angebote von Herzenslust Duisburg<br />

/ Kreis Wesel (Umsetzung, Methodik, Ergebnisse)<br />

Herzenslust Gruppe<br />

Die Herzenslust Gruppe traf sich mehrmals im Monat<br />

und ist somit selbst Teil der schwulen Szene und Ort<br />

schwuler Begegnungen. Die ehrenamtlich Mitwirkenden<br />

und die bei Bedarf durch den Projektnehmer angeleitete<br />

Teilzeitkraft wirken durch das regelmäßige,<br />

öffentliche und kostenlose Angebot strukturell präventiv.<br />

Durch Aktionen in der schwulen Lebenswelt<br />

Duisburgs und des Kreises Wesel (z.B. Szenerundgänge,<br />

Rastplatzbegehungen, Besuch von Partys und<br />

präventive Infoabende, Beratung und Test) werden<br />

primärpräventive Botschaften vermittelt. Kontakte<br />

entstehen, die sowohl primär- als sekundärpräventive<br />

Wirkung haben. Die Gruppe ist Kern der kreativen Arbeit<br />

und plant eigenständig mit der Teilzeitkraft, ggf.<br />

unter Anleitung und Mitwirkung des Projektnehmers<br />

Aktionen, bspw. zum CSD. Der Projektnehmer gibt Informationen,<br />

besonders zu Fortbildungsmöglichkeiten<br />

und Schulungen anderer Ebenen an die Gruppe wei-<br />

41


ter. Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> konnten die Gruppentermine<br />

ausgebaut, die Teilnehmerzahl erhöht, mehr Männer<br />

für das aktive Mitwirken der Gruppe gewonnen und<br />

die Anzahl von Aktionen ausgebaut werden.<br />

Konkrete Aktionen<br />

Für das Jahr sind hier regelmäßige Szenerundgänge<br />

(alle vier bis acht Wochen) und mehrere Infostände<br />

mit Aktionsformen zu besonderen Events in den Duisburger<br />

Szenekneipen zu benennen. Darüber hinaus<br />

beteiligte sich das Herzenslust-Team der AIDS-Hilfe<br />

Duisburg / Kreis Wesel auch am Düsseldorfer CSD am<br />

02.06.<strong>2018</strong> aktiv.<br />

Herzenslust Checkpoint - in der AIDS- und STD-<br />

Beratungsstelle des Duisburger Gesundheitsamtes<br />

Fazit: Das Beratungs- und Testangebot - insbesondere<br />

für die Zielgruppe der Männer die Sex mit Männern<br />

haben (MSM) konnte im Berichtsjahr für Duisburg<br />

deutlich erweitert und etabliert werden! Hervorzuheben<br />

ist das breite Testangebot für STI’s und die kooperative<br />

und konstruktive Zusammenarbeit mit der<br />

Beratungsstelle des Gesundheitsamtes!<br />

Mutburger - Die heißesten Burger der Stadt<br />

Die Herzenslustgruppe wirkte beim Auftritt der Herzenslust-Landesarbeitsgemeinschaft<br />

beim ColognePride<br />

sowie beim Duisburger CSD mit. Unter dem Motto:<br />

„Mutburger - Die heißesten Burger der Stadt“ traten<br />

in Köln wieder einmal über einhundert ehrenamtlich<br />

Engagierte gemeinsam auf. Mit dem den Auftrag, die<br />

Vielfalt ins echte Leben zu bringen, konnte eine sehr<br />

große Zahl von Menschen erreicht werden. Die politisch<br />

angehauchten Botschaften wurden in zahlreichen<br />

Kontakten vermittelt und konnten dank der zur Verfügung<br />

gestellten, dem Moto entsprechend gestalteten<br />

Informationsbroschüre auch nachhaltig vermittelt<br />

werden.<br />

In Abstimmung mit dem ÖGD Duisburg wurde für die<br />

Zielgruppe MSM das letztjährig geplante, offene HIV/<br />

STI Beratungs- und Testangebot in einer Pilotphase<br />

umgesetzt. Diese wurde von März - Juli mit einem anschließenden<br />

Feedbackgespräch geplant und durchgeführt.<br />

Mit durchschnittlich sieben Nutzern ist die Pilotphase<br />

sehr gut angelaufen, so dass das Angebot bis<br />

Ende des Jahres weitergeführt wurde. Über die zweite<br />

Jahreshälfte ist durch Ausfall einiger Termine, sowie<br />

der Tatsache, dass das Gesundheitsamt keinen Ersatzarzt<br />

für Krankheit und Urlaubstermine bereitstellt die<br />

Gesamtnutzerzahl auf durchschnittlich 6 Nutzer gesunken.<br />

Im Berichtsjahr testeten wir auf: HIV, Syphilis,<br />

Chlamydien, Tripper sowie Hepatitis A,B und C.<br />

Dem geplanten Beratungs-und-Test Angebot, in Kooperation<br />

mit dem Gesundheitsamt Duisburg, wurde<br />

ebenfalls im Jahre <strong>2018</strong> mit viel Enthusiasmus entgegengefiebert.<br />

Durch dem Umstand, dass Ende 2017<br />

eine neue AIDS-Koordinatorin bei der Stadt Duisburg<br />

angefangen hat, konnten wir in Kooperation mit der<br />

Stadt Duisburg das Thema Beratung und Test neu angehen.<br />

Beim „Runden Tisch HIV“ in der AIDS-Hilfe<br />

Duisburg / Kreis Wesel Anfang 2017, bei dem das Gesundheitsamt<br />

der Stadt Duisburg unter anderem vertreten<br />

war, wurde durch den Herzenslust-Koordinator<br />

und den Geschäftsführer sehr deutlich gemacht, dass<br />

dieses Angebot im Hinblick auf die neue Stelle der<br />

AIDS-Koordination der Stadt Duisburg nach mehrjähriger<br />

Pause wieder in neu ausgerichtet werden musste.<br />

Daraufhin wurden Termine ab März <strong>2018</strong> geplant<br />

und bis Dezember <strong>2018</strong> durchgeführt.<br />

42<br />

Diese Aktion wurde auch auf dem CSD Duisburg am<br />

28.07.<strong>2018</strong> umgesetzt. Der CSD wurde durch die<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. verstärkt,<br />

welches einen Auftritt ergab, der in diesen Dimensionen<br />

lange nicht mehr beim CSD in Duisburg gesehen<br />

wurde. Es gelang, mit dem HL-Gruppenleiter (geringfügige<br />

Beschäftigung) und hohem Engagement der<br />

Ehrenamtlichen aus der Ruhrgebietsvernetzung und<br />

hauptamtlichen Mitarbeitern der AIDS-Hilfe, sowie<br />

der Öffentlichkeitsgruppe eine sehr starke Präsenz zu<br />

zeigen und viele personalkommunikative Kontakte zu<br />

erreichen. Wie viele Stände, so war auch der Herzenslust-Stand<br />

durchweg belagert. Dieses Jahr fand dazu<br />

das zweite Mal eine Demonstration im Vorfeld des<br />

Straßenfestes statt, bei dem natürlich auch das Herzenslust-Team<br />

durch die große Präsenz, ebenfalls aus<br />

der Ruhrgebietsvernetzung, exponiert und gut sichtbar<br />

vertreten war. Sie fanden nach den (politischen)


Parteien die größte öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit,<br />

die in Duisburg zu erreichen war.<br />

Herzenslust im Rahmen des Queeren Kulturmonats<br />

zum CSD Duisburg<br />

Im Berichtsjahr gab es darüber hinaus eine aktive<br />

Veranstaltungsbeteiligung des Herzenslust Teams im<br />

Rahmenprogramm zum CSD, einem Monat mit einer<br />

Veranstaltungsreihe:<br />

Auch im diesem Jahr fand wieder eine Auftaktveranstaltung<br />

zum CSD mit Herzenslust statt („Herzenslust<br />

CSD Angrillen <strong>2018</strong>“). Dieses entwickelt sich<br />

zunehmend zu einem etablierten Event, dass immer<br />

mehr Besucher anzieht. Es fungiert auch als „Preventainment“-Plattform,<br />

mit einem breiten Spektrum aus<br />

Informationsmöglichkeiten, die mit personalkommunikativen<br />

Angeboten flankiert werden. Während in den<br />

ersten Jahren seit 2015 durchschnittlich 20 Besucher<br />

anwesend waren, ist die Zahl in den letzten Jahren<br />

deutlich gestiegen. So konnten wir am 25.07.<strong>2018</strong><br />

über 100 Besucher zählen. Neben vielen neuen Gästen<br />

waren auch Vertreter*Innen von Vereinen, Organisationen,<br />

Gruppen aus der Vernetzungsarbeit und<br />

politische Parteien aus Duisburg und dem Kreis Wesel<br />

anwesend. Unter anderem sind zu erwähnen, dass<br />

„Posithiv handeln“ und die Bundestagsabgeordnete<br />

Bärbel Bas (MdB-SPD) zu den Besucher*Innen zählten.<br />

Dies konnte Zugang zu neuen Interessierten für<br />

die ehrenamtliche Herzenslust-Arbeit.<br />

Zum CSD wurde im Vorfeld der Akzeptanzpreis verliehen.<br />

Der „Brücke der Solidarität“ - Akzeptanzpreis“<br />

wurde im Berichtsjahr Jahr an Bettina Böttinger verliehen.<br />

Der Gala-Rahmen konnte unter Beteiligung<br />

von mehreren Vereinen und anderen Honoratioren<br />

umgesetzt werden, was noch dazu ein sehr erfreuliches<br />

Medienecho und somit ein hohes Maß an Aufmerksamkeit<br />

in der öffentlichen Wahrnehmung erfuhr.<br />

Mit der Party „TANZT QUEER! – DU & FRIENDS“, die in<br />

den Räumen des Bürgerhauses Neumühl in Duisburg<br />

stattfand, wurde eine schwul lesbische Party, aus ehrenamtlichen<br />

Kreisen organisiert, fortgeführt. Diese<br />

findet im Jahr 2019 erneut statt, da sie sehr gut besucht<br />

wurde. Die Veranstaltung ist so besonders, da<br />

sie auch jüngeren Duisburger*Innen eine Plattform<br />

bietet und damit einzigartig ist.<br />

Zudem konnte zum fünften Mal in der Geschichte des<br />

Duisburger CSDs erreicht werden, dass die Regenbogenflagge<br />

am Duisburger Rathaus installiert wurde.<br />

Ein weiterer Meilenstein und Hinweis auf die deutlich<br />

verbesserte Lobbyarbeit für Belange schwuler Lebenswelten.<br />

Herzenslust im Rahmen von QUEER.LIFE.DUIS-<br />

BURG<br />

Eine gute Präsentationsplattform für die Herzenslust-Kampagne<br />

und deren Botschaften ist alljährlich<br />

die „QUEER.LIFE.DUISBURG“-Reihe von hokudu e.V.<br />

(Homosexuelle Kultur Duisburg), die in diesem Jahr<br />

zwischen dem 31. Oktober und dem 1. Dezember<br />

<strong>2018</strong> in Duisburg und Moers eine ganze Reihe von<br />

Veranstaltungen anbot.<br />

In Berichtsjahr fand das Jubiläum von QUEER.LIFE.<br />

DUISBURG, an dem Herzenslust auch teilnahm,<br />

statt. Seit nun 30 Jahren bietet hokudu e.V. mit dem<br />

schwul- lesbischen- Kulturfestival, ein vielfältiges<br />

Programm mit Filmen, Theater, Lesungen, queeren<br />

Fachvorträgen und - Diskussionsveranstaltungen, das<br />

immer wieder auch Foren für Herzenslust-Aktivisten<br />

ermöglicht. Am 8.11.<strong>2018</strong> feierte QUEER.LIFE.DUIS-<br />

BURG sein Jubiläum mit allen Vertretern von Vereinen<br />

und Gruppen in Rahmen einer Ausstellungseröffnung.<br />

Herzenslust zum Welt-AIDS-Tag <strong>2018</strong><br />

Im Rahmen der WAT Großveranstaltungen war auch<br />

das Herzenslust-Team aktiv beteiligt und konnte zudem<br />

„seine“ Botschaften präsentieren.<br />

Und auch im Dezember konnte die Herzenslust-Ak-<br />

43


tionen im Rahmen einer „Weihnachtsrevue“ eines<br />

Duisburger Szenelokals fortgeführt werden. Eine<br />

Travestie-Show im Mittelpunkt der Revue zog das<br />

entsprechende Zielpublikum an. Weiterhin zog eine<br />

Veranstaltung mit Infostand am Anfang des Welt-<br />

AIDS-Tages im Duisburger Hof, unter demselben Motto,<br />

ebenfalls zahlreiche Besucher an.<br />

In Rahmen des Geburtstages des „Harlekin“ am<br />

30.11.<strong>2018</strong> und der Durchführung des dreißigsten<br />

Welt-AIDS-Tages, hat das Duisburger Szenelokal<br />

„Harlekin“ für das Präventionsteam „Herzenslust<br />

Duisburg“ der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

Spenden gesammelt. Dies geschah in Rahmen von<br />

Versteigerungen der aktuellen Welt-AIDS-Tags Teddys<br />

<strong>2018</strong>, mit einem Travestiekünstler aus Duisburg. Im<br />

Fokus stand die fortwährende Arbeit gegen das Vergessen,<br />

gegen Entwarnung und Gleichgültigkeit sowie<br />

gegen Angst und Ausgrenzung gegenüber HIV, AIDS<br />

und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Dazu<br />

wird insbesondere auch zivilgesellschaftliche Unterstützung<br />

benötigt. Gemeinsam mit der Zusammenarbeit<br />

des Duisburger Szenelokals „Harlekin“ und<br />

Herzenslust Duisburg / Kreis Wesel konnten sehr viele<br />

Menschen erreicht werden.<br />

Darüber hinaus gab es weitere Veranstaltungen in Kooperationen<br />

mit der Duisburger Szene wie beim „Pink<br />

Wednesday“ auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt,<br />

der sich mittlerweile etabliert hat und vom Angebot<br />

her wächst.<br />

Herzenslust online<br />

Ganz erheblich verbessert und weiterentwickelt werden<br />

konnte die online-Präsenz und Präsentation über<br />

die Homepage, den Facebook-Auftritt und den Instagram-Auftritt.<br />

Hier zeigt sich anhand der Zugriffszahlen,<br />

dass die Weckung von User-Interesse mit der<br />

Pflege und steten Aktualisierung dessen einhergeht<br />

und dies neben dem spezifischen Informationstransport<br />

in die Zielgruppe wichtiges Instrument für die<br />

Akquise von Ehrenamtlichen sein kann bzw. ist.<br />

Im Berichtsjahr wurde die Homepage „herzenslust-duisburg.de“<br />

sowie „herzenslustteam-du.de“ reaktiviert<br />

und angefangen neu zu gestalten, jedoch<br />

nicht zu Ende geführt. Dies wird im kommenden Jahr<br />

weitergeführt und zum Abschluss gebracht.<br />

Projektkritik<br />

eine Testbereitschaft zu fördern, frühe Diagnosestellungen<br />

zu erreichen und sie zu einem möglichst frühen<br />

Therapiestart zu bewegen oder die Zahl der „late<br />

presenter“ zu verringern. Ganz zu schweigen von den<br />

primärpräventiven Effekten von „Schutz durch Therapie“.<br />

Hier ist die Infrastruktur in unserer Region äußerst<br />

bescheiden aufgestellt. Wir werden dies weiter<br />

thematisieren und dafür kämpfen – zur Not auch ohne<br />

den ÖGD.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen Projektnehmer und<br />

dem HL-Gruppenleiter (geringfügig beschäftigt), konnte<br />

durch gemeinsames Auftreten bei allen Aktionen<br />

ganz erheblich optimiert und der Bekanntheitsgrad<br />

von Herzenslust deutlich gesteigert werden. Die Intensität<br />

der Herzenslust-Arbeit konnte durch die Neubesetzung<br />

im Jahr 2016 deutlich gesteigert werden<br />

konnte.<br />

Die Nutzung sozialer Netzwerke und mobiler Medien<br />

wurde ausgebaut und stets aktualisiert und erwies<br />

sich insbesondere zur Veranstaltungsbewerbung und<br />

Nachbetrachtung als sehr gewinnbringend. Die Kooperation<br />

auf regionaler und landesweiter Ebene ist in der<br />

Umsetzung sehr effizient. Die Kooperation auf lokaler<br />

Ebene ist in Bezug auf die queere Infrastruktur erheblich<br />

verbessert und auch personell gewachsen, aber<br />

auch mit Ressourceninvestition verbunden.<br />

Die Kommunalisierung der Landesmittel und der Umstand,<br />

dass bei den grundsätzlich pflichtigen Aufgaben<br />

der Umfang nicht gesetzlich geregelt ist, erweisen sich<br />

in unserer Region immer mehr als kontraproduktiv. Es<br />

würde viel zu (re-) investieren sein, um eine halbwegs<br />

bedarfsgerechte Steuerung und eine adäquate Ressourcenausstattung<br />

zu erhalten bzw. zu erreichen. Für<br />

die Stadt Duisburg ist allerdings immerhin eine gewisse<br />

Trendwende zu konstatieren und die Wiedereinrichtung<br />

einer vollen Stelle „AIDS-Koordination“ hat im<br />

Berichtsjahr zu einen spürbare Ressourcenzugewinn<br />

geführt, was sich bzgl. der Herzenslust-Ziele insbesondere<br />

im verbesserten Beratungs- und Testangebot<br />

für die Zielgruppe wiederspiegelt.“ Es bleibt allerdings<br />

dabei, dass die Förderung der „Strukturellen HIV/<br />

AIDS-Prävention bei MSM“ über zielgruppenspezifische<br />

Landesmittel für unser großes Zuständigkeitsgebiet<br />

(mit einer nach der EMIS-Studie vergleichsweise<br />

hohen Populationsdichte an MSM) unerlässlich und<br />

unverzichtbar ist und bleibt.<br />

Die Projektziele wurden trotz des erneuten Personalwechsels<br />

beim ÖGD Duisburg überwiegend erreicht.<br />

Ressourcen wurden schonend und unter Nutzung<br />

bestmöglicher Synergieeffekt aus Arbeitsteilung eingesetzt.<br />

Eine Erhaltung der fachlich geforderten Standards<br />

und eine Weiterentwicklung der strukturellen<br />

HIV-Prävention ist in unserer Region gefährdet, denn<br />

mit dem präventiven Einsatz – hier speziell von Herzenslust<br />

– muss auch eine gute Testinfrastruktur verbunden<br />

sein. Anders wird es schwer, bei Menschen<br />

44


45


5.2 Drogen und Substitution<br />

Im Arbeitsbereich Drogen fand eine enge Zusammenarbeit<br />

mit der Selbsthilfegruppe JES (Junkies, Ehemalige,<br />

Substituierte) Duisburg statt. Im Berichtsjahr<br />

<strong>2018</strong> haben wir für Gruppentreffen unsere Räumlichkeiten<br />

zur Verfügung gestellt und begleiteten und<br />

unterstützten unsere Begleiteten, soweit es unsere<br />

Ressourcen zuließen. Wie in den Vorjahren haben wir<br />

in Kooperation mit JES Duisburg und dem Suchthilfeverbund<br />

gemeinsam den nationalen Gedenktag am<br />

21.7.<strong>2018</strong> für verstorbene Drogengebraucher*innen<br />

erfolgreich geplant, vorbereitet und durchgeführt.<br />

JES Duisburg führte weiterhin anlaog zur Aids-Hilfe<br />

das Streetwork durch. Care-Packs, die vom Land NRW<br />

finanziert wurden sowie Spritzen und Kondome, die<br />

die AIDS-Hilfe Duisburg aus Eigenmitteln finanzierte,<br />

sind verteilt worden.<br />

Hierdurch und durch gemeinsame Treffen und Fachtage<br />

wurde der partizipative Ansatz der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis<br />

Wesel im Bereich Drogen umgesetzt, da<br />

wir im direkten Austausch mit der Zielgruppe waren.<br />

Weiterhin wurde die Substitution an Wochenenden<br />

und Feiertagen in der Aids-Hilfe durchgeführt. Bewährt<br />

hat sich hier das Frühstück am letzten Sonntag<br />

im Monat, welches rein ehrenamtlich angeboten wird.<br />

Ebenso wird das monatliche JES Frühstück, das auch<br />

von den hauptamtlichen Mitarbeitern mit organisiert<br />

und durchgeführt wird, gut angenommen.<br />

Es gab einige Veränderungen in der Gesetzgebung im<br />

Drogenbereich.<br />

Politisch hat sich beispielsweise im Bereich der Substitution<br />

einiges geändert. Bereits am 30. Mai 2017<br />

sind Änderungen in der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung<br />

(BtMVV) in Kraft getreten. Am<br />

zweiten Oktober 2017 wurde die neue Richtlinie der<br />

Bundesärztekammer (BÄK) bekanntgemacht. Die<br />

wichtigste Änderung ist wohl die Aufhebung des absoluten<br />

Abstinenzgedankens. Jetzt ist es möglich,<br />

auch andere Ziele zur Sicherung des Überlebens bei<br />

der Behandlung in den Vordergrund zu stellen. Ebenso<br />

sind Take-Home-Regelungen und PSB- Vorschriften<br />

gelockert worden. Sie ermöglicht ferner die Durchführung<br />

der Substitutionsbehandlung in Alten- und Pflegeheimen<br />

sowie Rehabilitationszentren. Wir freuen<br />

uns über diese Entwicklung, aber es bleibt sicherlich<br />

abzuwarten, wann sich die Neuerungen in der Praxis<br />

bemerkbar machen.<br />

Gleiches gilt leider auch für Cannabis auf Rezept. Am<br />

19.1. 2017 hat der Bundestag einen Gesetzentwurf<br />

der Bundesregierung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher<br />

Vorschriften angenommen und seit dem<br />

10. März 2017 können schwer kranke Patienten künftig<br />

auf Kosten der Krankenversicherung mit hochwer-<br />

46<br />

tigen Cannabis-Arzneimitteln versorgt werden. Bisher<br />

kam Cannabis nur mit einer Ausnahmegenehmigung<br />

des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

(BfArM) als Heilmittel zum Einsatz, etwa um<br />

Schmerzpatienten zu helfen. Die nicht unerheblichen<br />

Kosten mussten die Patienten in der Regel selbst tragen.<br />

Für die Versicherten wurde zudem, auch in eng<br />

begrenzten Ausnahmefällen, ein Anspruch auf Versorgung<br />

mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon<br />

geschaffen. Um die Versorgung sicherzustellen, wird<br />

der Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken in<br />

Deutschland ermöglicht, was allerdings laut Cannabisagentur<br />

des Bundes erst im zweiten Halbjahr 2019<br />

der Fall sein wird. Diese koordiniert und kontrolliert<br />

dann den Anbau und Vertrieb. Um die genaue medizinische<br />

Wirkung der Cannabis-Arzneimittel zu erforschen,<br />

ist eine wissenschaftliche Begleiterhebung<br />

vorgesehen. Die generelle Freigabe von Cannabis wird<br />

von der Bundesregierung weiter strikt abgelehnt.<br />

In der Praxis verschreiben bisher leider nur wenige<br />

Ärzte Cannabis. Gründe sind Unsicherheit im Umgang<br />

mit der Arznei, ein hoher Dokumentationsaufwand<br />

und nicht zuletzt die Sorge der Ärzte vor einem Regress<br />

wegen Überschreitung ihres Budgets. Krankenkassen<br />

erstatten sehr häufig die Rezepte nicht und es<br />

gibt Lieferengpässe in Apotheken.<br />

Es scheint also noch etwas Zeit zu brauchen, bis das<br />

Gesetz, so wie es verabschiedet wurde auch umgesetzt<br />

wird und sich für schwerkranke Patienten etwas<br />

ändert.<br />

Diamorphin wird trotz Anerkennung als Arzneimittel<br />

immer noch nur in wenigen Städten eingesetzt und<br />

nur sehr wenige Menschen profitieren hiervon.<br />

Letztendlich geht es aber immer noch um die Abschaffung<br />

des BtmG, welches die größten Probleme in<br />

dem Lebensbereich drogengebrauchender Menschen<br />

verursacht.<br />

Leider gab es auch Veränderungen im Umgang mit<br />

der lokalen Szene in Duisburg.<br />

In Duisburg sind niedrigschwellige Hilfeangebote wie<br />

Steetwork, Notschlafstellen, Wasch- und Duschmöglichkeiten,<br />

soziale Beschäftigungsmöglichkeiten und<br />

eine ausreichende medizinische Versorgung z.B. im<br />

Rahmen einer Substitutionsambulanz und Originalstoffvergabe<br />

nicht oder nur eingeschränkt vorhanden.<br />

Mit Verweis auf die Haushaltslage der Kommune wurden<br />

während der letzten 10 Jahre die Finanzmittel<br />

stetig gekürzt, während gleichzeitig die Aufgaben und<br />

Beratungszahlen in der Suchthilfe stiegen.<br />

Zudem wird in Duisburg seit Beginn des Jahres eine<br />

harte Vertreibungspolitik gefahren. Dies geschieht<br />

bspw. durch Maßnahmen wie dem Alkoholverbot in<br />

der Innenstadt, welches erst vor kurzem vom Verwaltungsgericht<br />

in Düsseldorf wieder wegen Un-


echtmäßigkeit gekippt wurde und durch verstärkte<br />

Verfolgung. Die Szene ist derzeit zersplittert und „auf<br />

der Flucht“. Dies macht den Zugang fast unmöglich<br />

und die wenigen niederschwelligen Angebote können<br />

kaum noch Wirkung erzielen.<br />

Trotzdem konnte die Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />

Nutzern des Kantparks aufrechterhalten werden,<br />

obwohl derzeit kaum noch von einem Szenetreffpunkt<br />

am Kantpark die Rede sein kann. Die Kooperation mit<br />

den verschiedenen Nutzern bezieht sich vor allem auf<br />

das Lehmbruckmuseum, das an dem „Aufeinanderzugehen“<br />

der Akteur*innen des Sozialraumes maßgeblich<br />

mitgearbeitet hat.<br />

5.2.1 Primär- und Sekundärprävention<br />

5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm<br />

Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. nimmt weiterhin<br />

mit den von ihr betreuten Spritzenautomaten<br />

am Projekt der Aids-Hilfe NRW e.V. teil. Die Standorte<br />

befinden sich in Wesel neben der Dogenberatung und<br />

in Duisburg befindet sich der leider einzige Spritzenautomat<br />

an der Aids-Hilfe direkt vor dem Eingangsbereich.<br />

Der Spritzenautomat in Duisburg wird gut angenommen<br />

und muss mehrfach wöchentlich aufgefüllt<br />

werden. Der Spritzenautomat in Wesel wird im zweiwöchigem<br />

Rhythmus neu bestückt. Insgesamt wurden<br />

aus den Automaten <strong>2018</strong> 3538 Safer-Use-Materialien<br />

gezogen. Tendenz steigend. Deshalb laufen Planungen<br />

für einen weiteren Automaten in Moers. Deutlich<br />

gesteigert hat sich auch die Anzahl der getauschten<br />

Spritzen an Drogenabhängige in Duisburg. Dementsprechend<br />

muss der Bedarf an spezifischen Angeboten<br />

mindestens aufrecht, eher aber noch weiter ausgebaut<br />

werden. Neben niedrigschwelligen Angeboten der Aidshilfe<br />

in Stadtmitte und Hamborn und dem kostenlosen<br />

Spritzentausch ist es für die Zukunft unerlässlich, weitere<br />

Mittel in die Prävention zu investieren.<br />

Weiter besteht die Möglichkeit während der Öffnungszeiten<br />

auch persönlich gebrauchte Spritzen gegen neue<br />

Materialien zu tauschen. Dabei wurden 2500 Materialien<br />

vergeben.<br />

Insgesamt ist das Angebot des Spritzentausches und<br />

der Automaten nach wie vor eine sehr erfolgreiche<br />

Maßnahme der strukturellen HIV- und HCV-Prävention.<br />

Spritzenautomat Bismarckstr. 67<br />

von innen mit Entsorgungsbox<br />

5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen<br />

@drugthive<br />

Aufgrund mangelnder Ressourcen und fehlender ehrenamtlicher<br />

Mitarbeitenden konnten im Berichtsjahr<br />

in diesem Arbeitsbereich keine Projekte umgesetzt<br />

werden.<br />

5.2.2 Substitution<br />

5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe<br />

Auch im Jahre <strong>2018</strong> haben wir über das komplette<br />

Jahr an allen Wochenenden und Feiertagen also insgesamt<br />

an 65 Tagen die Vergabe von Methadon in der<br />

Aids-Hilfe in Duisburg durchgeführt. Die Anzahl der<br />

Substituierten lag im Durchschnitt bei 70 Personen. Die<br />

Vergabezeit beträgt 1,5 Stunden. Seit 2014 wird die<br />

Vergabe von Honorarkräften begleitet. Insgesamt vier<br />

Ärzte entsenden ihre Patient*innen. Die Vergabe in der<br />

Aids-Hilfe führen vier Ärzte durch.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten, unseren<br />

Honorarkräften und den Apotheken verlief weiterhin<br />

reibungslos. An dieser Stelle einen ganz herzlichen<br />

Dank an die Mitarbeiter*innen für ihr Engagement und<br />

47


ihre Mithilfe.<br />

Weiterhin wird bei fast jeder Vergabe den Substituierten<br />

Kaffee angeboten mit Ausnahme von den Tagen,<br />

an denen unser Gruppenraum durch andere Veranstaltungen<br />

belegt war. Am letzten Sonntag im Monat gibt<br />

es ein ehrenamtlich organisiertes Frühstück. Bei der<br />

Vergabe und dem Frühstück bietet sich die Gelegenheit,<br />

sich über Sorgen und Nöte auszutauschen. Hierbei<br />

bietet sich regelmäßig die Möglichkeit zur Präventionsberatung<br />

und zu Safer-Use-Strategien.<br />

5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter<br />

(PSB)<br />

Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an<br />

Aids erkrankten Substituierten ist ein weiterer Bestandteil<br />

der Drogenarbeit innerhalb der Aids-Hilfe.<br />

Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der<br />

Klient*innen, die in ihrer Lebenssituation gestärkt<br />

und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt<br />

dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der<br />

Klient*innen. Das bedeutet in erster Linie, dass das<br />

subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person und<br />

die Lebensverhältnisse verbessert werden sollen. Entsprechend<br />

dieser Zielsetzung steht bei einigen Substituierten<br />

die Verbesserung des Gesundheitsstatus im<br />

Mittelpunkt, während bei anderen die Sicherung der<br />

materiellen Grundversorgung oder der Aufbau sozialer<br />

Netze im Vordergrund stehen kann.<br />

Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, dass wir<br />

in eine Substitution vermitteln. Da es sich hier nur um<br />

wenige Einzelfälle handelt und wir gute Kontakte zu den<br />

substituierenden Ärzten pflegen, gelingt dies in der Regel<br />

problemlos. Des Weiteren stellen wir den Kontakt<br />

zu dem HIV-Schwerpunkt-Arzt oder den Ambulanzen<br />

her und unterstützen die Drogengebraucher*innen, die<br />

zum Teil starke Berührungsängste mit Ärzten dieser<br />

Fachrichtung haben, sich in eine adäquate Behandlung<br />

zu begeben. Teilweise ist es jedoch schwierig, neue Klient*innen<br />

in ein relativ schematisches Korsett zu bringen,<br />

welches für eine HIV Behandlung notwendig ist<br />

(regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter,<br />

regelmäßige Tabletteneinnahme, Compliance).<br />

enthalten.<br />

Insgesamt hatten wir im Berichtsjahr 762 zeitintensive<br />

Psychosoziale Begleitungskontakte.<br />

Wir sehen hier steigende Bedarfe der Begleiteten auch<br />

Angebote von Betreutem Wohnen in Anspruch zu nehmen.<br />

Hier wurden wir vermittelnd tätig.<br />

5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten<br />

Drogengebraucher*innen<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> hat die Aids-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel<br />

in Kooperation mit JES Duisburg 121 Streetworkeinsätze<br />

in Duisburg Mitte im Kantpark geleistet. In Duisburg<br />

Hamborn am Rathaus waren wir 18 Mal unterwegs.<br />

Ziel dieser Einsätze waren die Aufklärung zu Safer-Use<br />

Strategien, klientenzentrierte Beratung zu Ansteckungswegen<br />

bei HIV, Hepatitis und anderen sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten und die Ausgabe von ca.<br />

6743 Spritzen und anderen Safer-Use Materialien. Eine<br />

weitere wichtige Funktion ist dabei die Alltagsberatung,<br />

z.B. Hilfestellungen und Unterstützung zu Anträgen<br />

oder das Verweisen/Vermitteln an andere Hilfsangebote<br />

oder Institutionen. Genau wie auch im Bereich der<br />

PSB stiegen hier die Anfragen zu Betreutem Wohnen.<br />

Allerdings ist es durch die schon beschriebene derzeitige<br />

Vertreibungspolitik schwierig, überhaupt Menschen<br />

anzutreffen, geschweige denn mit der nötigen Ruhe<br />

Problemstellungen zu besprechen.<br />

Beim Streetwork werden Spritzen, Kondome und Care<br />

Sets verteilt. Zudem wurde unbeschichtete Alufolie<br />

zum Rauchen gut angenommen. Im Sinne des Safer-Use-Gedankens<br />

stellt diese Konsumform eine gute<br />

Alternative zum intravenösen Gebrauch dar und wird<br />

von der Szene gut angenommen.<br />

Ein Teil des Streetworks beinhaltet sekundärpräventive<br />

Arbeit, da auf der Platte auch einige HIV-Positive Drogengebraucher*Innen<br />

bzw. Subsituierte erreicht werden,<br />

die ansonsten die AIDS-Hilfe selten aufsuchen.<br />

Im Rahmen der PSB ist es für uns wichtig, die Ressourcen<br />

der Begleiteten zu stärken. Durch die eigene<br />

Bewältigung von Problemen und Aufgaben erfahren sie<br />

eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> ging es in der PSB vor allem um Hilfestellungen<br />

im medizinischen und alltäglichen Bereich, die<br />

Vermittlung in eine Schuldnerberatung, Unterstützung<br />

bei Ämtergängen und Postverkehr und Vermittlung zu<br />

einer Substitutionsärztin und Hilfestellungen und Unterstützung<br />

bei der Organisation von Krankenhausauf-<br />

48


Insgesamt hat die sozialräumliche Arbeit positive Auswirkungen<br />

auf die drogengebrauchenden Menschen,<br />

z.B. stärken Einbeziehung und Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben das Selbstwertgefühl. Regelmäßige<br />

Gespräche mit Anwohnern und anderen Akteuren fördern<br />

aber ebenso die Akzeptanz gegenüber Drogengebraucher*innen<br />

und wirken Diskriminierung und Kriminalisierung<br />

entgegen.<br />

JES Duisburg hatte <strong>2018</strong> insgesamt 22 Gruppentreffen.<br />

Zum Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen<br />

wurde eine erfolgreiche gemeinsame Aktion mit<br />

dem Suchthilfeverbund durchgeführt (siehe unten).<br />

JES Duisburg stand in Verbindung mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle<br />

und erhielt die Selbsthilfe-Förderung<br />

nach §20 SGB V von 500Euro.<br />

5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene<br />

Drogengebraucher*Innen“ am 21. Juli<br />

Das Frühstück für Drogengebraucher*innen, Ehemalige,<br />

Substituierte und Freund*innen fand in der Aids-Hilfe<br />

im Berichtsjahr <strong>2018</strong> regelmäßig am dritten Freitag<br />

im Monat statt. Das Frühstück wird überwiegend von<br />

zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern vorbereitet und mit<br />

Lebensmittelspenden vom Verein „Bürger für Bürger“<br />

unterstützt. Hierfür sagen wir recht herzlichen Dank.<br />

Das Frühstücksangebot wurde gut angenommen. Allerdings<br />

sind auch hier die Folgen der Vertreibungspolitik<br />

deutlich spürbar, da die direkte Bewerbung des Frühstücks<br />

vor allem durch den Face-to-face-Kontakt stattfindet.<br />

Auf Initiative des Landesverbandes der Eltern und<br />

Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit<br />

NRW e.V. finden seit 1998 jedes Jahr zum Gedenktag<br />

für verstorbene Drogenabhängige Aktionen<br />

und besinnliche Gedenkveranstaltungen satt. <strong>2018</strong><br />

also zum 20. Mal. In diesem Zeitraum sind mindestens<br />

45.000 Menschen an den Folgen von Kriminalisierung,<br />

Schwarzmarktsubstanzen, Überdosierung sowie HIVund<br />

Hepatitis-Infektionen verstorben.<br />

Der Aufbau einer Substitutionsambulanz in Duisburg<br />

ist eine wichtige Säule, um den Zugang zur medizinischen<br />

Versorgung langfristig sicherzustellen. Nur so<br />

kann die Zahl der Todesfälle minimiert und das Überleben<br />

von Drogengebraucher*innen sichergestellt werden<br />

können.<br />

In Duisburg sind im vergangenen Jahr drei Menschen,<br />

die illegale Drogen konsumierten, verstorben. Dies ist<br />

49


eine erneute Steigerung zum Vorjahr. Die Dunkelziffer<br />

ist jedoch leider viel höher. Das ist vor allem den gesellschaftlichen<br />

und gesetzlichen Umstände geschuldet.<br />

Es gibt in Duisburg keinen Drogenkonsumraum. In<br />

einem solchem Raum wäre geschützt unter sicheren<br />

Bedingungen der Konsum möglich. Medizinisch ausgebildetes<br />

Personal kann bei lebensgefährlichen Überdosierungen<br />

Akuthilfe leisten, sterile Spritzen werden zur<br />

Verfügung gestellt und im Verhältnis 1 zu 1 getauscht,<br />

es besteht die Möglichkeit in Therapien oder Entgiftungen<br />

zu vermitteln. Auch die nicht Drogen konsumierende<br />

Bevölkerung wird durch Drogenkonsumräume<br />

deutlich entlastet, da durch diese der Konsum illegaler,<br />

harter Drogen in der Öffentlichkeit, etwa in Parkanlagen<br />

wie dem Kantpark, auf offener Straße sowie in Verkehrsstationen<br />

erheblich reduziert werden konnte. Das<br />

belegen auch Beispiele aus anderen Städten. Dies führt<br />

wiederum auch dazu, dass dort deutlich weniger benutztes<br />

Spritzbesteck, aufgeschnittene Blechdosen und<br />

weitere Mittel vorzufinden sind, welche zum Konsum<br />

der Drogen außerhalb von Drogenkonsumräumen trotz<br />

damit verbundener gesundheitlicher Risiken oft verwendet<br />

werden. Somit wird auch die damit verbundene<br />

Verletzungsgefahr deutlich verringert. Drogenkonsumräume<br />

gibt es in zehn Städten in NRW u. a. Dortmund,<br />

Bochum, Essen, Wuppertal und sogar in Troisdorf.<br />

Die Substitution mit Methadon oder anderen Substitutionsmitteln<br />

kann helfen, die Drogengebraucher*innen<br />

gesundheitlich und sozial zu stabilisieren, den Drogenkonsum<br />

zu reduzieren oder sogar ganz aufzugeben. In<br />

Duisburg wird die Substitution durch engagierte niedergelassene<br />

Ärzte gewährleistet und hier ist auch mit<br />

der Wochenendvergabe die Aids-Hilfe ein Partner im<br />

System. Für die Zukunft gilt es jedoch, neue substituierende<br />

Ärzt*innen zu finden, da die bisherigen in<br />

absehbarer Zeit aus Altersgründen ihre Tätigkeit aufgeben<br />

werden. Eine zentrale Forderung von JES und<br />

der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist die Substitution<br />

mit Diamorphin, welches als Arzneimittel und<br />

zur Substitution zugelassen ist, aber nur in einigen wenigen<br />

Städten verfügbar ist.<br />

Die einzigen niedrigschwelligen Angebote in Duisburg<br />

werden von JES Duisburg und der AIDS-Hilfe aufrecht<br />

erhalten, hierbei handelt es sich um das Streetwork<br />

und zweimal monatlich ein Frühstück, am dritten<br />

Freitag und letzten Sonntag im Monat. Die klassische<br />

Drogenhilfe in Duisburg hat kein Kontakt-Cafe und erreicht<br />

daher keine Drogengebraucher*innen im niedrigschwelligen<br />

Bereich.<br />

Durch die Substitution werden drogengebrauchende<br />

Menschen älter und benötigen spezifische Angebote,<br />

da sie in bestehende Altersheime kaum zu integrieren<br />

sind. Auch hier sind in Duisburg im Gegensatz zu anderen<br />

Städten, keine Angebote in Planung.<br />

Generell liegt in der Illegalität das Hauptproblem der<br />

Drogenkonsumenten. Die überteuerten Preise auf dem<br />

Schwarzmarkt erzeugen Beschaffungskriminalität und<br />

Beschaffungsprostitution. Dies führt zu Kriminalisierung,<br />

Stigmatisierung, sozialer Ausgrenzung und massiven<br />

Schäden an Körper und Seele. Der Schwarzmarkt<br />

ist auch die Ursache für die Streckung des Stoffes mit<br />

gesundheitsgefährdenden Beimengungen wie Arsen,<br />

Puddingpulver oder zerstoßenem Glas.<br />

Der bessere Weg wäre es, Energie und finanzielle Mittel<br />

nicht für die Prohibition sondern für Präventions- und<br />

Hilfsangebote für Menschen zur Verfügung zu stellen,<br />

die mit ihrem Drogenkonsum Probleme haben.<br />

Am 21.07. führten wir eine gemeinsame Aktion mit JES<br />

Duisburg und dem Suchthilfeverbund Duisburg, zum<br />

Gedenktag der verstorbenen Drogengebraucher*innen,<br />

durch.<br />

Es gab einen Infostand in der Innenstadt. Wir stellten<br />

Kreuze und Kerzen für die im Jahr <strong>2018</strong> verstorbenen<br />

Drogengebraucher*innen auf. Es wurden weiße Rosen<br />

an die Passantinnen und Passanten verteilt und gleichzeitig<br />

ein Folder überreicht. In diesem Folder befanden<br />

sich die Presseerklärung der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis<br />

Wesel e. V. und eine Forderung zu Drogenkonsumräumen<br />

vom Bundesverband der akzeptierenden Eltern<br />

und Angehörigen e.V., vom JES Bundesverband, der<br />

DAH und Akzept e.V.<br />

Durch die gemeinsame Aktion wurden ca. 150 Passanten<br />

erreicht und mit ihnen teilweise intensiv über die<br />

aktuelle Situation der drogengebrauchenden Menschen<br />

in Duisburg diskutiert.<br />

50


Medial gab es am 21.07. einen Artikel in den Printmedien.<br />

5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen<br />

Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist durch<br />

die hauptamtliche Mitarbeiterin für den vorgenannten<br />

Bereich in dem Arbeitskreis Suchtmedizin<br />

(Qualitätszirkel der substituierenden Ärzte), am Landesarbeitskreis<br />

„Drogen und Haft“ und in der PSAG Basisarbeitsgruppe<br />

„Suchtkrankenhilfe“ vertreten.<br />

5.2.6 Teilnahme an JES-Mitgliederversammlung<br />

Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist Mitglied im<br />

Landesverband JES NRW e.V. Aufgrund eines Projektantrages<br />

von JES NRW letztes Jahr über die Krankenkassenförderung<br />

konnten der AIDS-Hilfe Duisburg/<br />

Kreis Wesel e. V. Care-Packs, Spritzen, Feuerzeuge,<br />

Abbinder und Smoke-it-Sets für das Streetwork zu<br />

Verfügung gestellt werden. Ebenso wie eine Drop-Flag<br />

von JES Duisburg, z.B. zur Nutzung am Gedenktag für<br />

verstorbene Drogengebraucher*innen. Von diesen Materialien<br />

konnte auch <strong>2018</strong> profitiert werden.<br />

Zusammen mit JES Duisburg nahm die hauptamtliche<br />

Mitarbeiterin für den Drogenbereich an der Mitgliederversammlung,<br />

an den JES NRW-Treffen, JES Westschienentreffen<br />

und an Fachtagen u.A. dem Akzept<br />

Kongress teil.<br />

51


5.3 HIV und Strafvollzug<br />

vollzug führen. Neben dem Angebot der Gruppenarbeit<br />

ist daher vermehrt auf die visuelle Präventionsarbeit<br />

zu setzen sowie dem Auslegen der Informationsmaterialien<br />

in anderen Sprachen. Hier zeigt sich in der Praxis<br />

deutlich, dass die Informationsvermittlung in Flyern<br />

und Plakaten kurz und prägnant erfolgen muss und<br />

viele Bilder enthalten muss, um eine visuelle Untermalung<br />

des Geschriebenen zu gewährleisten.<br />

Aufgrund der Defizite, die die Inhaftierten vorweisen<br />

(niedrige Intelligenz, geringe Regelakzeptanz, geringe<br />

soziale Kompetenz, Drogenabusus, geringes Selbstbewusstsein,<br />

Impulsivität) müssen die Angebote der<br />

AIDS-Hilfe, die sich im Rahmen der strukturellen Prävention<br />

für eine autarke und akzeptierende Arbeit mit<br />

den Menschen einsetzt, den Gegebenheiten angepasst<br />

umgesetzt werden.<br />

Das Angebot der „Strukturellen HIV- und STI- Präventionsarbeit<br />

im Strafvollzug“ wurde auch <strong>2018</strong> durch die<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. auf der lokalen<br />

und landesweiten Ebene umgesetzt. Auf der landesweiten<br />

Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in<br />

Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im<br />

Bereich „HIV und Strafvollzug“ tätig sind (wie z.B. bei<br />

dem Landesarbeitskreis Drogen und Haft der Aidshilfe<br />

NRW e.V.).<br />

Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten,<br />

dem offenen Vollzug sowie<br />

den Gerichten und Staatsanwaltschaften der Region<br />

kooperiert, um die Präventionsarbeit für Bedienstete<br />

und Inhaftierte im Bereich Strafvollzug zu platzieren.<br />

Ziel war die Wissensvermittlung von Übertragungswegen<br />

und Schutzmöglichkeiten im Themenfeld der sexuellen<br />

Gesundheit mit dem Fokus auf sexuell übertragbare<br />

Infektionen (STI´s), vor allem im Hinblick auf<br />

HIV und die Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />

waren die Begleitung HIV-positiver Inhaftierter sowie<br />

die Durchführung regelmäßiger Gruppenangeboten für<br />

inhaftierte Frauen sowie Männer zum Thema „Gesundheit<br />

in Haft“.<br />

Um die Infektionsketten effektiv zu unterbinden sind<br />

daher „Basics“ notwendig, die den inhaftierten Menschen<br />

vermittelt werden müssen. Neben Körperhygiene<br />

und sozialer Kompetenz (von sozialer Kompetenz<br />

gibt es mehrere Definitionen; nach Hirsch und Pfingster<br />

ist soziale Kompetenz ein Gleichgewicht zwischen<br />

den eigenen Bedürfnissen und den Anforderungen von<br />

der sozialen Umwelt) sind dies vor allem die Stärkung<br />

des Selbstbewusstseins und die Verbesserung der<br />

Kommunikation. Wenn diese „Basics“ vermittelt werden<br />

konnten, kann die „eigentliche“ Präventionsarbeit<br />

umgesetzt werden.<br />

Daher hat sich das Angebot der AIDS-Hilfe Duisburg/<br />

Kreis Wesel e.V. in den letzten Jahren verändert, welches<br />

sich im folgenden Jahresbericht auch niederschlägt.<br />

Die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis<br />

Wesel e.V. im Sektor Strafvollzug wurde erfreulicherweise<br />

weiterhin über das Justizministerium NRW zum<br />

Teil refinanziert. Wir sehen dies als ein Zeichen, dass<br />

unser Ansatz über die Region Duisburg hinaus anerkannt<br />

und gewürdigt wird.<br />

5.3.1 Einführung<br />

Tendenziell kann in den letzten Jahren eine Veränderung<br />

der Zielgruppe „Menschen in Haft“ beobachtet<br />

werden. Zum einen nimmt die Anzahl der Insassen,<br />

die eine<br />

psychische Störung aufweisen, zu (hier stellt sich die<br />

Frage, ob eine Hafttauglichkeit immer gegeben ist) und<br />

zum anderen sind immer weniger Inhaftierte der deutschen<br />

Sprache mächtig. Diese Veränderungen müssen<br />

daher auch zu einer Anpassung unserer Arbeit im Straf-<br />

52


- Einzelberatung von Inhaftierten<br />

- Mitarbeiterschulungen<br />

- Regelmäßige Gruppenveranstaltungen<br />

5.3.2 Überregionale Aktivitäten<br />

Teilnahme an Arbeitskreisen<br />

Die AIDS-Hilfe hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis<br />

„Drogen und Haft“ der Aidshilfe NRW e.V. teilgenommen.<br />

Durch den regelmäßig stattfindenden<br />

fachlichen Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich<br />

modifiziert, einheitliche Standards erarbeitet und somit<br />

die lokale Arbeit weiter professionalisiert.<br />

European HIV/AIDS Archive<br />

Die Arbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. im<br />

Strafvollzug wurde durch ein Interview einer Mitarbeiterin<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin im European<br />

HIV/AIDS-Archive integriert. Weitere Informationen zu<br />

diesem Projekt sind unter dem Link www.euroethno.<br />

hu-berlin.de zu finden.<br />

Unsere Mogelpackung, die in Kooperation mit der Deutschen<br />

AIDS-Hilfe entstand, soll in diesem Zusammenhang<br />

ebenfalls auf einer Ausstellung in Berlin zu sehen<br />

sein<br />

5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’<br />

Der Arbeitsbereich „Gesundheitsförderung für Menschen<br />

in Haft“ bedient die Untersuchungshaftanstalt<br />

Duisburg-Hamborn sowie deren Zweiganstalt in Dinslaken.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit sind:<br />

- Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld<br />

HIV/AIDS, Hepatitiden sowie anderen sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten<br />

- Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver<br />

Inhaftierter<br />

5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten<br />

Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind<br />

das gemeinsame Benutzen gebrauchter Spritzutensilien<br />

beim intravenösen Drogenkonsum (IVDU), sexuelle<br />

Kontakte und Tätowieren / Piercen. Daher hat die<br />

Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />

e.V. eine starke Fokussierung auf diese Übertragungswege.<br />

Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer<br />

Forschungsergebnisse:<br />

Drogenkonsum<br />

Intravenöser Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen<br />

zwar weniger verbreitet als außerhalb,<br />

aber die Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft fortsetzen,<br />

tun dies unter hoch riskanten Bedingungen und in<br />

der Regel in Form eines gemeinsamen Gebrauches von<br />

Spritzen, Nadeln und anderen Spritzutensilien. Wedershoven<br />

(s. Wedershoven C. Katamnese der HIV-Infektion<br />

bei drogenabhängigen und nicht-drogenabhängigen<br />

Inhaftierten im Vergleich im Justizvollzug des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen. 1998) bestätigt, dass unsterile<br />

Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle der von ihr<br />

untersuchten Gefangenen darstellt. Knapp fand, dass<br />

bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven Strafgefangenen<br />

bis zu neun Personen eine Spritze zusammen<br />

benutzten (s. Knapp R., AIDS im Strafvollzug. Zur<br />

Situation HIV-Infizierter und AIDS-Kranker Strafgefangener<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Problematik<br />

intramuralen Drogenkonsums: Ergebnisse einer<br />

empirischen Erhebung und rechtliche Konsequenzen.<br />

Bonn (Unveröff. Diss. 1996).<br />

Sexuelle Beziehungen<br />

53


Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent wie<br />

der illegale Drogenkonsum. Die Thematisierung von<br />

gleichgeschlechtlicher Sexualität ist jedoch so gut wie<br />

unmöglich. Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten<br />

heterosexuelle Kontakte im Rahmen der Besuchszeit<br />

von (Ehe-) Partner*innen (z.B. JVA Werl, JVA<br />

für Frauen Vechta) oder bei Haftlockerungen der Inhaftierten<br />

sexuelle Kontakte im Rahmen des Urlaubes.<br />

Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung<br />

von Sexualität als Teil der Strafe angesehen wird. Dies<br />

wird nicht zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen.<br />

Der Drang nach sexuellen Handlungen führt zu<br />

einer Abspaltung der Sexualität von der allgemeinen<br />

sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche<br />

Handlungen praktiziert, die konträr<br />

zur Haltung und allgemeinen Aussage der Inhaftierten<br />

stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität<br />

wird teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch<br />

verzichtet. Die Prävention steht hier vor einem<br />

Dilemma. Der Thematisierung von gleichgeschlechtlicher<br />

Sexualität in Präventionsveranstaltungen wird mit<br />

Ablehnung begegnet. Um Inhaftierten die Möglichkeit<br />

eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen<br />

zu Übertragungswegen vertrauensvoll beantwortet<br />

werden, bietet die AIDS-Hilfe daher seit 2007 eine Hepatitis-<br />

/ HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn<br />

und Dinslaken an.<br />

Tätowieren / Piercen<br />

Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler<br />

Injektionsnadeln eine Übertragungsmöglichkeit<br />

von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß, von HIV.<br />

Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten<br />

durchgeführt, um hier eine Aussage in Richtung Risiko,<br />

Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über<br />

Tätowieren und Piercen zu treffen.<br />

Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden<br />

Verhaltensweisen bei ihrer Präventionsarbeit<br />

und bietet den Rahmenbedingungen entsprechende<br />

Lösungsansätze an.<br />

5.3.5 Primär- und Sekundärprävention<br />

Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen<br />

in den Justizvollzugsanstalten<br />

durchgeführt. Neben den Übertragungswegen von HIV<br />

und Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten<br />

und mögliche Schutzmaßnahmen angesprochen<br />

(Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung<br />

des „Blutbewusstseins“, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen<br />

und Safer Sex - Praktiken bei Männern,<br />

die Sex mit Männern haben sowie Frauen, die Sex mit<br />

Frauen haben).<br />

Auch am Sommerfest in der Untersuchungshaftanstalt<br />

für Frauen in Dinslaken war die AIDS-Hilfe mit<br />

einem Informationsstand vertreten. Frauen konnten,<br />

nach dem sie drei Fragen zu HIV/AIDS und Hepatitiden<br />

beantwortet hatten, an einem Glücksrad drehen. Als<br />

Trostpreise gab es Lippenpflegestifte und als Hauptpreise<br />

Duschgels.<br />

Ca. 85 Frauen konnten so erreicht werden.<br />

5.3.6 Begleitung<br />

54<br />

Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit<br />

im Strafvollzug“ bietet den inhaftierten<br />

Frauen und Männern die Möglichkeit, regelmäßig<br />

(in der Regel alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter<br />

der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. zu sprechen.<br />

Hier werden folgende Aspekte erörtert: Bedarf des Inhaftierten,<br />

Stadium der HIV-Infektion, medizinische<br />

Behandlung sowie die Angebote der AIDS-Hilfe (z.B.<br />

Knastpakete, Therapievermittlung, Resozialisierung


nach der Haftentlassung etc.).<br />

Außenansicht des Flyers<br />

Innenansicht des Flyers<br />

5.3.7 Resümee<br />

Aufgrund von strukturellen Problemlagen (insbesondere<br />

Personalmangel und unklare Zuständigkeiten) konnte<br />

im letzten Jahr nicht durchgängig das Gruppenangebot<br />

der AIDS-Hilfe im Strafvollzug angeboten werden.<br />

Nach einem Treffen im Strafvollzug wurden die Problematik<br />

angesprochen und eine Optimierung der Abläufe<br />

verabredet.<br />

55


5.4. Frauen und HIV und Aids-Prävention bei<br />

Frauen in besonderen Lebenslagen<br />

Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> konnte die Arbeit im Bereich<br />

Frauen und HIV/Aids sowie für Frauen in STI relevanten<br />

Lebenslagen mit Hilfe der Bereitstellung der Fördermittel<br />

für die zielgruppenspezifische Prävention des<br />

Landes NRW umgesetzt werden. Sie ist seit vielen Jahren<br />

fester Bestandteil unserer Angebote.<br />

Dies gilt insbesondere für den Bereich der Beratung<br />

und psychosozialen Begleitung von Frauen mit HIV und<br />

Aids aus unserer Region Duisburg / Kreis Wesel mit<br />

ca.1 Mio. Einwohnern.<br />

Die angestrebten Projektziele konnten aufgrund einer<br />

kontinuierlichen Besetzung dieses Arbeitsbereiches<br />

durch eine hauptamtliche Mitarbeiterin erreicht und in<br />

dem Maße umgesetzt werden, wie diese geplant wurden.<br />

Die Projektinhalte umfassen insbesondere Beratung /<br />

Begleitung von Frauen mit HIV / Aids, die Gestaltung<br />

bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen, den Abbau<br />

von gesellschaftlichen Diskriminierungen und die Primärprävention<br />

bei spezifischen Zielgruppen innerhalb<br />

des Frauenbereiches.<br />

Im Berichtsjahr <strong>2018</strong> konnten durch die Projektnehmerin<br />

insgesamt 220 persönliche 93 telefonische und<br />

379 zeitintensive Beratungs- und Begleitungskontakte<br />

(PSB) verzeichnet werden. Innerhalb der bundesweiten<br />

anonymen Telefonberatung waren es 154 Beratungskontakte.<br />

Die insgesamt 846 Beratungs- und Begleitungskontakte<br />

verteilen sich wie folgt:<br />

522 Frauen,<br />

323 Männer<br />

1 transidentische Person.<br />

Hiervon hatten 418 einen Migrationshintergrund.<br />

Im Bereich der zielgruppenspezifischen Prävention –<br />

Frauen und Prostitution- wurden im Berichtsjahr 360<br />

Sexarbeiterinnen durch Streetwork und Aktionen in<br />

den Laufhäusern der Vulkanstraße und auf dem Straßenstrich<br />

erreicht.<br />

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Besetzung der für<br />

unsere Region einzigen auf HIV spezialisierten strukturellen<br />

Präventionsstelle mit einer qualifizierten hauptamtlichen<br />

Projektnehmerin unerlässlich ist.<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> wurde insbesondere deutlich, dass für<br />

eine erfolgreiche Arbeit auf den unterschiedlichen Ebenen<br />

die Vernetzung ein wesentlicher Bestandteil ist.<br />

Vernetzungen fanden auf der überregionalen Ebene<br />

mit den benachbarten AIDS-Hilfen Dortmund, Essen,<br />

Oberhausen, Bochum, Düsseldorf und Unna sowie auf<br />

landesweiter Ebene innerhalb der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

„Frauen und HIV/Aids in NRW“ und auf lokaler<br />

Ebene insbesondere mit dem ÖGD Duisburg statt.<br />

So konnten vorhandene personelle Ressourcen gebündelt<br />

werden, was eine effiziente Planung und Durchführung<br />

der Projekte gewährleistete.<br />

Darüber hinaus ist der fachliche Austausch auf der<br />

kollegialen - ebenso wie die auf der Selbsthilfeebene<br />

- unverzichtbar, um das Projekt adäquat weiterzuentwickeln.<br />

Das Projekt XXelle in Duisburg und dem Kreis Wesel<br />

wurde auf drei verschiedenen Ebenen umgesetzt, der<br />

landesweiten, ruhrgebietsweiten und der kommunalen<br />

Ebene.<br />

Projektziele<br />

Auf der landesweiten Ebene bestanden die Ziele <strong>2018</strong><br />

darin, durch die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

„Frauen und HIV / Aids in NRW“<br />

den fachlichen Austausch fortzuführen und die Marke<br />

XXelle weiter politisch zu positionieren. Durch die inhaltliche<br />

Auseinandersetzung mit den Fachfrauen auf<br />

der Landesebene entwickeln sich neue Projektideen,<br />

die sich auf der lokalen und regionalen Ebene umsetzen<br />

lassen. So konnten gemeinsame Veranstaltungen<br />

geplant und durchgeführt werden. Die kontinuierliche<br />

Beteiligung der Projektnehmerin an der Arbeitsgemeinschaft<br />

Öffentlichkeitsarbeit der LAG „Frauen und HIV /<br />

Aids in NRW“ konnte auch im Jahr <strong>2018</strong> sichergestellt<br />

werden.<br />

Auf der ruhrgebietsweiten Ebene wurde die sehr gute<br />

Zusammenarbeit der Ruhrgebiets-Aidshilfen Dortmund,<br />

Bochum, Essen, Düsseldorf, Oberhausen und<br />

Duisburg / Kreis Wesel weiter fortgeführt.<br />

Durch die vorhandenen Vernetzungsstrukturen konnten<br />

im Jahr <strong>2018</strong> gemeinsame Aktionen geplant und<br />

durchgeführt werden. Hierbei handelte es sich sowohl<br />

um Angebote für Klientinnen als auch um öffentlichkeitswirksame<br />

Aktionen. Es fanden regelmäßige Arbeitstreffen<br />

statt. Darüber hinaus erfolgten weitere<br />

Vernetzungstreffen des Runden Tisches Ruhrgebiet, an<br />

dem alle Ruhrgebiets –Aidshilfen und andere Träger mit<br />

XXelle-Standorten teilnehmen. Ebenso fanden in regelmäßigem<br />

Turnus „ XXelle - Runder – Tisch“ – Arbeitstreffen<br />

der beteiligten Fachfrauen im Ruhrgebiet statt,<br />

in denen unter anderem die Planung und Durchführung<br />

öffentlichkeitswirksamer Aktionen erfolgte.<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> konnte innerhalb der XXelle Ruhrgebietsvernetzung<br />

erstmalig eine Beteiligung am Ruhr International<br />

- in Bochum, vom 16.06.-17.06.<strong>2018</strong> - realisiert<br />

werden. In Zusammenarbeit mit den AIDS-Hilfen<br />

Essen, Bochum, Düsseldorf, Dortmund, und Duisburg<br />

/ Kreis Wesel wurde dieses Angebot umgesetzt. Die<br />

Koordination hatte die Aidshilfe Bochum perfekt übernommen.<br />

56


tiver Beitrag, der sozialen Isolation entgegen<br />

zu wirken und positive Begegnungen zu fördern<br />

und somit eine willkommene Abwechslung zum<br />

regulären Alltag. Hier wurden Kontakte und<br />

Freundschaften zu anderen HIV positiven Frauen,<br />

Kindern und ihren Familien hergestellt.<br />

Auf der lokalen Ebene erwies sich die Zusammenarbeit<br />

mit dem Duisburger Frauennetzwerk Agenda 21 auch<br />

im Jahr <strong>2018</strong> als sehr erfreulich und konstruktiv.<br />

Durch tatkräftige Unterstützung von Herzenslust Bochum,<br />

Nekabene und Mashallah Essen sowie zahlreichen<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, konnten wir<br />

insgesamt mindestens 1.200 Kontakte verzeichnen.<br />

Davon waren laut Schätzungen:<br />

ca. 75% Migrant*innen.<br />

40% Kinder bis 14 Jahre<br />

15% Jugendliche bis 17 Jahre<br />

25% Frauen<br />

20% Männer<br />

Diese Veranstaltung hat gezeigt, wie effektiv die Vernetzung<br />

von XXelle Ruhrgebiet ist. Durch die Bündelung<br />

von personellen und finanziellen Ressourcen<br />

konnte dieses Projekt umgesetzt werden.<br />

5.5. Frauen und HIV / Aids / Migration<br />

Eine besonders wichtige Zielgruppe innerhalb der frauenspezifischen<br />

Arbeit sind Migrantinnen. Hierbei handelt<br />

es sich um eine sehr heterogene Personengruppe.<br />

Unterschiedliche Formen der bereits erfolgten oder<br />

noch zu erfolgender Integration in Bezug auf sprachliche,<br />

kulturelle oder soziale Integration spiegeln sich<br />

hier wieder.<br />

Die Zielgruppe Migrantinnen - Frauen mit Kindern<br />

und HIV/Aids - wurden ebenfalls durch<br />

verschiedene ruhrgebietsweite Veranstaltungen<br />

erreicht.<br />

Insgesamt nahmen 27 Teilnehmer*innen – 8<br />

Mütter, 2 Väter, 14 Kinder, 1 ehrenamtliche<br />

Mitarbeiterin und 2 Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen<br />

- an einem Familienausflug zum<br />

Ketteler- Hof, teil. Die Erfahrung der letzten<br />

Jahre hat gezeigt, dass gerade alleinerziehende<br />

Frauen und ihre Kinder mit HIV/Aids dieses<br />

Angebot sehr gerne nutzen. Oftmals verfügen<br />

diese Familien über keinerlei finanzielle Ressourcen<br />

zur Realisierung von Freizeitaktivitäten.<br />

Des Weiteren ist dieses Angebot ein krea-<br />

Am internationalen Frauentag, welcher in diesem Jahr<br />

an 100 Jahre Frauenwahlrecht erinnerte, hat die Projektnehmerin<br />

dies zum Anlass genommen und den Film<br />

Suffragetten gezeigt. Insgesamt nahmen 7 Frauen an<br />

dieser Veranstaltung teil.<br />

Der Arbeitsbereich Frauen und Migration war im Berichtsjahr<br />

gekennzeichnet durch zeitintensive Beratungs-<br />

und Begleitungsarbeit.<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> konnte durch die Projektnehmerin in<br />

Duisburg und den Kreis Wesel die Beratung / Begleitung<br />

von Frauen mit Migration und HIV / Aids sichergestellt<br />

werden. Insbesondere für Frauen mit Migrationshintergrund<br />

und HIV / Aids ist diese Form der geschlechtsspezifischen<br />

Arbeit unabdingbar.<br />

Die zielgruppenspezifische Prävention auf dem Duisburger<br />

Straßenstrich konnte im Berichtsjahr <strong>2018</strong> -in<br />

Kooperation mit einer Kollegin des Gesundheitsamtes<br />

der Stadt Duisburg- regelmäßig im 14-tägigen Rhythmus<br />

erfolgen.<br />

Zeitlich wird darauf geachtet, die Frauen möglichst<br />

noch vor Aufnahme ihrer Tätigkeit zu erreichen, um die<br />

Möglichkeit für individuelle Fragestellungen zu geben.<br />

Thematisch geht es vor allem darum, sich über sexuell<br />

übertragbare Krankheiten zu<br />

informieren, sich zu schützen und ausstiegsorientierte<br />

Problemstellungen zu bewältigen. Gerade bei drogenabhängigen<br />

Frauen, die der Beschaffungsprostitution<br />

nachgehen, sind aufgrund der HIV Relevanz in dieser<br />

Population, Beratungs- und Testangebote von großer<br />

Bedeutung.<br />

In abendlichen Gesprächen während der aufsuchenden<br />

Arbeit wird auf die verschiedenen Möglichkeiten<br />

der Substitution und entsprechende Beratungsangebote<br />

der AIDS- Hilfe Duisburg/Kreis Wesel hingewiesen.<br />

Ein mehrsprachiger Flyer, den wir insbesondere neuen<br />

Frauen auf dem Straßenstrich anbieten, weist auf<br />

HIV-Testmöglichkeiten, STI - Untersuchungsangebote<br />

im Gesundheitsamt hin. Gelegentlich werden auch<br />

konkrete Termine vereinbart, die jedoch nicht immer<br />

eingehalten werden.<br />

Während einer Straßenstrichaktion, die in Kooperation<br />

mit Kober Dortmund stattfand, wurden Flyer in verschiedenen<br />

Sprachen zur Anmelde- und Beratungspflicht<br />

nach den ProstSchG an Sexarbeiterinnen ver-<br />

57


teilt. Des Weiteren konnte die Bewerbung der LolaApp<br />

erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> konnten insgesamt 360 Sexarbeiterinnen<br />

erreicht werden. Auf dem Straßenstrich in Duisburg<br />

sind ca. 80% der Frauen Migrantinnen, vor allem aus<br />

Osteuropa. Viele besitzen keine Krankenversicherung<br />

und verfügen – wenn überhaupt - nur über geringe<br />

Deutschkenntnisse.<br />

Hier ist Sensibilität und Empathie in Bezug auf unterschiedliche<br />

Kulturen und der allgemeinen Lebenssituation<br />

der Frauen gefragt.<br />

Sexarbeiterinnen sind eine multinationale, heterogene<br />

und gesundheitlich gefährdete Gruppe, die oft nur einen<br />

eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem<br />

haben. Die STI-Prävention stößt somit an Grenzen, die<br />

durch z.B. Lebensbedingungen, soziale und wirtschaftliche<br />

Zwänge, Armut, Unwissenheit über STI und Verhütungsmethoden<br />

gesetzt werden.<br />

Darüber hinaus gibt es wie bei vielen Menschen eine<br />

Tendenz, medizinische Hilfe nur bei akuten Beschwerden<br />

in Anspruch zu nehmen. Ein kontinuierliches<br />

Beratungs- und Untersuchungsangebot sollte auch<br />

aus diesem Grund eine Grundvoraussetzung für die<br />

STI-Prävention bei Sexarbeiterinnen sein.<br />

Die regelmäßige aufsuchende Arbeit ermöglicht einen<br />

langfristigen Beziehungsaufbau zu den einzelnen Sexarbeiterinnen.<br />

Darüber hinaus gewährleistet die Kontinuität,<br />

dass die Projektarbeit den sich ändernden Verhältnissen<br />

der Arbeit vor Ort angepasst wird.<br />

Hierbei steht vor allem die Verbesserung der Arbeitssituation<br />

der Frauen im Fokus. Beratungs- und medizinische<br />

Angebote werden durch niedrigschwellige,<br />

arbeitsplatznahe und aufsuchende Arbeit angeboten.<br />

und die Präsentation in der (Fach-) Öffentlichkeit.<br />

Mit Hilfe der personellen Ressourcen konnte die Beratung<br />

und Begleitung von Frauen mit HIV/ Aids sichergestellt<br />

und umgesetzt werden.<br />

Aufgrund der komplexen Problemlagen und sehr heterogenen<br />

Ausgangslagen der betroffenen Frauen beansprucht<br />

die Beratungs- und Begleitungsarbeit die<br />

größten Zeitkapazitäten. Dementsprechend sehen und<br />

setzen wir hier auch die Priorität.<br />

Nach Einführung der gesetzlichen Verpflichtungen<br />

durch das ProstSchG, ist ein verstärkter Rückzug von<br />

Sexarbeiterinnen sowohl auf dem Straßenstrich und<br />

insbesondere in den Laufhäusern der Vulkanstraße zu<br />

beobachten.<br />

Der Standort XXelle Duisburg/ Kreis Wesel ist ein wichtiger<br />

Teil der Ruhrgebietsvernetzung und mittlerweile<br />

fester Bestandteil der Angebote für Frauen mit HIV/<br />

Aids der AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V.<br />

Auf der lokalen, regionalen und landesweiten Ebene<br />

hat sich das etablierte Netzwerk hier äußerst bewährt<br />

und hervorragende kollegiale Unterstützung geleistet.<br />

In einer Reihe von Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag<br />

<strong>2018</strong> konnte auch das mit dem XXelle-Standort Duisburg<br />

/ Kreis Wesel verbundene frauenspezifische Angebot<br />

und die feste Ansprechpartnerin wieder öffentlichkeitswirksam<br />

präsentiert werden.<br />

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit konnten die Angebote<br />

auf den Internetportalen: www.xxelle.nrw.de,<br />

www.xxelle.ruhrgebiet und aufgrund einer kontinuierlichen<br />

Aktualisierung der Termine auf unserer Homepage,<br />

www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de , Frauen<br />

zugänglich gemacht werden.<br />

In der Adventszeit wurde in Kooperation mit dem ÖGD<br />

Duisburg -wie jedes Jahr - eine Weihnachtsaktion in<br />

den Bordellen/ Laufhäusern und auf dem Straßenstrich<br />

in Duisburg durchgeführt.<br />

Mit tatkräftiger Unterstützung einer Sprachmittlerin,<br />

konnte die Projektnehmerin in nächtlichen Aktionen<br />

insgesamt 183 Sexarbeiterinnen mit Kondomen, und<br />

Angeboten zur Untersuchung von STI´s erreichen.<br />

Die strukturelle HIV- und STI- Prävention für Sexarbeiterinnen<br />

ist somit weiterhin unbedingt erforderlich.<br />

Projektkritik<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die frauenspezifische<br />

Arbeit von XXelle Duisburg/ Kreis Wesel<br />

wieder kontinuierlich und erfolgreich umgesetzt werden<br />

konnte.<br />

Besonders hervorzuheben ist die Erhaltung der bestehenden<br />

Vernetzungsstrukturen von XXelle Ruhrgebiet<br />

58


59


Gefördert durch das<br />

5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />

Seit 1989 ist „Youthwork“ (HIV-/AIDS-Prävention in sexualpädagogischem<br />

Kontext) ein fester und wichtiger<br />

Bestandteil der Angebotspalette der AIDS-Hilfe Duisburg<br />

/ Kreis Wesel e.V. Auch wenn das alte richtliniengestützte<br />

Förderprogramm (1988 vom damaligen MAGS<br />

NRW eingeführt, s. www.youthwork-nrw.de ) im Zuge<br />

des Kommunalisierungsprozesses seit 2009 grundsätzlich<br />

nicht mehr landesgesteuert ist, so ist aufgrund der<br />

unzweifelhaften Sinnhaftigkeit nicht nur die Landesförderung<br />

erhalten geblieben, sondern auch die kommunalen<br />

Ergänzungsfinanzierungen (wenn auch gedeckelt<br />

und nicht mehr auskömmlich, s.o.) – zumal auch die<br />

„Sexualpädagogisch orientierte HIV-Primärprävention<br />

für Kinder und Jugendliche in Schulen und im außerschulischen<br />

Bereich“ zu den kommunalen Pflichtaufgaben<br />

nach Öffentlichem Gesundheitsdienstgesetz,<br />

ÖGDG § 12 (1) und dem Infektionsschutzgesetz, IfSG<br />

§ 16, zählen.<br />

Mit Hilfe einer zusätzlichen Förderung durch das damalige<br />

MGEPA NRW konnte seit 2014 eine Relaunch der<br />

Marke „Youthwork“ entwickelt werden, die seit 2016<br />

online ist und stetig weiterentwickelt wird. Das Motto<br />

„dein leben. deine lust“ macht seither noch deutlicher,<br />

um wen und was es bei „Youthwork“ geht - um junge<br />

und jugendliche Menschen und ihre Lebenssituation.<br />

Die neuen Medien bieten im Corporate Design neue Informations-<br />

und Aktionsmöglichkeiten unter dem bewährten<br />

Ansatz (s. www.youthwork-nrw.de ).<br />

Inhaltlich fußt die modernisierte Youthwork-Kampagne<br />

ganz wesentlich auf dem Landeskonzept „Weiterentwicklung<br />

der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen.<br />

Schwerpunkt Neuinfektionen minimieren“ (Juli<br />

2013), welches den spezifischen Arbeitsansatz auch<br />

sehr eindeutig untermauert:<br />

„Jugendliche gehören bislang nicht zu den besonders<br />

gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Da sie am Anfang<br />

ihrer sexuellen Aktivität stehen, sind sie jedoch eine<br />

wichtige Zielgruppe für die Primärprävention. Jugendliche<br />

stehen vor der Herausforderung, zu Beginn ihrer<br />

partnerschaftlich ausgerichteten Sexualität sich sowohl<br />

mit Fragen der Verhütung und des Schutzes vor sexuell<br />

übertragbaren Infektionen als auch mit physischen und<br />

psychischen Veränderungen auseinanderzusetzen. Die<br />

bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass personalkommunikative<br />

Ansätze in der Sexualaufklärung und<br />

Prävention diese Lernprozesse besonders fördern und<br />

unterstützen. Sie müssen jedoch frühzeitig einsetzen,<br />

kontinuierlich weitergeführt werden und sich an dem<br />

jeweiligen Entwicklungsstand, der sexuellen Orientierung<br />

und den sozialen, kulturellen und ethischen Hin-<br />

60


Die Zielgruppenanalyse erklärt eben auch die besondere<br />

Eignung des Youthwork-Angebotes einer AIDS-Hilfe,<br />

die seit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der strukturellen<br />

und vor allem zielgruppenspezifischen Präventionsarbeit<br />

besitzt. Darüber bringen wir spezifische Kenntnisse<br />

und Feldkompetenzen in den Themenfeldern der<br />

sexuellen Gesundheit, sexueller Vielfalt, Drogengebrauch<br />

und diversen Formen sozialer Benachteiligung<br />

bis hin zu Stigmatisierungsproblematiken mit und können<br />

jeweils flexibel auf Bedarfe in Gruppen oder auf<br />

Einzelpersonen reagieren. Wie bei allen Adressaten,<br />

so gilt auch - und vielleicht besonders - für Jugendtergründen<br />

der Jugendlichen ausrichten. (…)<br />

Da andere sexuell übertragbare Infektionen, insbesondere<br />

HPV, Syphilis, Tripper und Chlamydien auch<br />

Jugendliche betreffen und sich damit das Risiko einer<br />

HIV-Infektion erhöht, müssen die Inhalte der HIV/<br />

AIDS-Prävention und Sexualaufklärung mit den Informationen<br />

zur Verhinderung der o.g. Infektionen verknüpft<br />

werden. (…)<br />

wir die Nachfragen zumindest überwiegend bedienen<br />

können. Wir agieren häufig in Kooperation mit Partnern<br />

von sexualpädagogischen Angeboten, wie der pro<br />

familia in Duisburg und der AWO im Kreis Wesel, um<br />

Synergien erzielen zu können.<br />

Die Angebote der Schule und der außerschulischen<br />

Jugendarbeit werden durch HIV- und STI-Präventionsmaßnahmen<br />

der AIDS-, Sexual- und Jugendberatungsstellen<br />

unterstützt und ergänzt. Notwendig sind<br />

kontinuierliche und strukturierte Kooperationen und<br />

gemeinsame Projekte zwischen AIDS-/STI- und Sexualberatungsstellen,<br />

Jugendhilfe, Suchthilfe, Schulen<br />

und anderen Bildungseinrichtungen in öffentlicher und<br />

freier Trägerschaft.“ (Landeskonzept „Weiterentwicklung<br />

der HIV/AIDS-Prävention in NRW“ vom Juli 2013;<br />

S. 21 f; Die Druckfassung kann bestellt oder heruntergeladen<br />

werden: www.mgepa.nrw.de/ministerium/service,<br />

unter Angabe der Veröffentlichungsnummer 112).<br />

bietet HIV-/AIDS- und<br />

STI-Prävention in sexualpädagogischen Kontext in verschiedenen<br />

Formen und im Kern für die Zielgruppe jugendlicher<br />

Menschen sowie natürlich für An- und Zugehörige<br />

sowie Fachkräfte in der Jugendarbeit:<br />

• Beratung (persönlich, telefonisch, online)<br />

• Präventionsprojekte und -veranstaltungen (im<br />

schulischen und außerschulischen Bereich)<br />

• Aus-, Fort- und Weiterbildung für Multiplikator*innen<br />

• Beratung von Fachkräften in sozialen, pädagogischen,<br />

medizinischen Arbeitsfeldern<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Lokale, regionale und überregionale Kooperation,<br />

Koordination, Vernetzung.<br />

Diese wichtigen Aufgaben wurden in unserer Region<br />

auch im Berichtsjahr <strong>2018</strong> ausschließlich von den Youthworkern<br />

der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel wahrgenommen,<br />

nachdem sich der Kreis Wesel per Kreistagsbeschluss<br />

seit April 2016 komplett aus diesem<br />

Aufgabenfeld herausgezogen hat. In Duisburg hat das<br />

Gesundheitsamt in den letzten Jahren ebenfalls kein<br />

eigenes Angebot mehr vorgehalten.<br />

Seit einigen Jahren sind wir also auch hier die einzigen<br />

spezialisierten Anbieter. Daher sind wir froh, wenn<br />

Jugendliche sind also per se eine besondere Zielgruppe<br />

für den Auftrag der HIV- / STI-Prävention, jedoch differenziert<br />

das besagte Landeskonzept hier noch speziell:<br />

„Besonders zu berücksichtigen sind männliche<br />

Jugendliche im „coming out“, Jugendliche, die Drogen<br />

konsumieren, und Jugendliche in schwierigen sozialen<br />

Verhältnissen, da das Infektionsrisiko in diesen Gruppen<br />

erhöht ist. Sie benötigen einen niedrigschwelligen<br />

Zugang zu den vorhandenen Angeboten der Information,<br />

Beratung und Untersuchung“ (ebd., S. 22).<br />

Der Landes-Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention unter<br />

Federführung des Referates IV A 5 „AIDS, Sucht<br />

und Drogen“ in der Abteilung IV des Ministeriums<br />

für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS NRW) (s.<br />

www.aids-nrw.de) gebührt ein großes Kompliment für<br />

die Analyse und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen.<br />

Diese sind nach wie vor auf der Höhe<br />

der Zeit. Und - aufmerksame Leser*innen unserer Jahresberichte<br />

haben es längst bemerkt – sie bestätigen<br />

unsere regionale Youthwork-Arbeit und ihre Ansätze in<br />

eindrucksvoller Weise. Zielgruppenspezifische Prävention<br />

ist unser Geschäft!<br />

61


liche der didaktische Grundsatz, dass (Präventions-)<br />

Angebote an der jeweiligen Lebenswelt (akzeptierend)<br />

orientiert werden sollten. „Die Berücksichtigung von<br />

sozialen, ethnischen, kulturellen und geschlechtsspezifischen<br />

Besonderheiten ist Voraussetzung, um Jugendliche<br />

emotional und kognitiv zu erreichen“ (Landeskonzept,<br />

a.a.O., S. 37). Darüber hinaus können Themen<br />

durchaus auch in Präventionsveranstaltungen in heterogenen<br />

Gruppen (wie Schulklassen) integriert oder<br />

exponiert platziert werden. Die Bedarfe werden jeweils<br />

in Planungsgesprächen erhoben.<br />

und dessen Implementierung im persönlichen Lebensstil.<br />

Auch darüber erklärt sich gewiss zu einem nicht<br />

unwesentlichen Teil, dass Jugendliche in Deutschland<br />

und auch in unserer Region tatsächlich nicht zu den<br />

von HIV besonders riskierten Personengruppen zählen.<br />

Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von HIV-Prävention<br />

in sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen<br />

Ziel der Vermeidung von Primärinfektionen hat<br />

also nichts an Bedeutung verloren – und dass sie wirkt,<br />

beweisen nicht zuletzt die Infektions-Diagnose-Zahlen<br />

und Inzidenzannahmen des RKI (s. www.rki.de ) für<br />

das Jahr 2017, wonach die Neuinfektionen (ca. 2.700)<br />

immerhin um ca. 6% im Vergleich zum Vorjahr gesunken<br />

sind. Das sieht im Bereich einzelner anderer STI`s<br />

(Gonokokken, Chlamydien et al.) leider ganz anders<br />

aus.<br />

Insofern ist die Berücksichtigung von anderen sexuell<br />

übertragbaren Infektionen auch und gerade für Jugendliche<br />

zunehmend bedeutungsvoll, da sich nach<br />

RKI-Angaben die Diagnosen insgesamt mehren. Auf die<br />

Erwähnung wirklich belastbarer Daten für das Berichtsjahr<br />

<strong>2018</strong> müssen wir zwar noch etwas warten, aber<br />

die bisherigen Hinweise scheinen sich einmal mehr zu<br />

verifizieren.<br />

„Youthwork“ will „Appetit“ und / oder „Heiß-Hunger“<br />

machen auf präventive Kommunikation über Liebe, Sexualität<br />

& Partnerschaft – inklusive deren potentielle<br />

Risiken und Nebenwirkungen. „Youthwork“ zielt auf sexuelle<br />

Gesundheit und auf die Befähigung, ein Schutzbedürfnis<br />

kommunizieren und durchsetzen zu können.<br />

Prävention im Kontext von Gesundheitsförderung wirkt<br />

und ist zielführend im Hinblick auf eine Verankerung von<br />

Präventionswissen und die Stärkung der Handlungskompetenzen<br />

für die individuelle Gesunderhaltung sowie<br />

die Förderung eines nachhaltigen Schutzverhaltens<br />

62<br />

Sexualität und sexuell übertragbare Krankheiten müssen<br />

eindeutig weiter enttabuisiert werden. Darüber reden<br />

zu können ist eine entscheidende Voraussetzung<br />

für Schutz und Diagnostik. Hier kommt der schulischen<br />

Arbeit eine besondere Bedeutung zu, denn über den<br />

Rahmen der Schulpflicht kann es besser als in weiteren<br />

Lebensphasen funktionieren, möglichst viele Jugendliche<br />

die Erfahrung machen zu lassen, dass dies gelingen<br />

kann – dazu bedarf es guter Unterrichtsprozesse,<br />

geschulter Lehrkräfte (oder noch besser: sexualpädagogischer<br />

Fachkräfte) und am besten gezielter Projektformen<br />

in adäquaten Settings.<br />

Bei Jugendlichen tragen die Schulen (gemäß ihrem<br />

Auftrag, s. Richtlinien zur Sexualerziehung in NRW vom<br />

30.09.1999, BASS 15 – 04 Nr. 1) zudem entscheidend<br />

zur spezifischen (Sach-) Informationsvermittlung bei.<br />

Sie sollen damit allerdings nicht allein gelassen werden.<br />

So wird ihnen über den –im Juli 2012- aktualisierten<br />

Runderlass zur „HIV/AIDS-Aufklärung in den<br />

Schulen“ explizit die „Zusammenarbeit mit außerschulischen<br />

Einrichtungen und Fachkräften“ anempfohlen:<br />

„Die Behandlung des Themas HIV und AIDS legt eine<br />

enge Zusammenarbeit der Schule mit den unteren Gesundheitsbehörden<br />

sowie anderen außerschulischen<br />

Einrichtungen und Fachkräften nahe. Hierzu zählen<br />

neben der Ärzteschaft vor allem die bei den Kommunen,<br />

AIDS-Hilfen und anderen freien Trägern angesiedelten<br />

sog. Youth-Workerinnen und Youth-Worker,<br />

die insbesondere sexualpädagogisch orientierte HIV/<br />

AIDS-Aufklärung für Jugendliche durchführen. Ihre<br />

Fachkompetenz sollte sowohl in den Unterricht als auch


in Beratungs- und Entscheidungsprozesse einbezogen<br />

werden.“ (aus: BASS, 18 – 12 Nr. 4; RdErl. D. Kultusministeriums<br />

vom 01.07.1987, GABI. NW. S. 416; geänderte<br />

Fassung vom 01.07.2012)<br />

Wer HIV- und STI-Prävention ernst nimmt, muss sich<br />

auch gegen Diskriminierung und Stigmatisierung von<br />

Menschen mit HIV und den von HIV besonders betroffenen<br />

Gruppen –wie z.B. homosexuellen Jungs und<br />

Männern- stark machen. Dies berücksichtigen wir in<br />

unserer Youthwork-Arbeit –soweit es die zeitlichen und<br />

personellen Möglichkeiten zulassen – schon immer.<br />

Eine wichtige Ergänzung in unserem Angebotsportfolio<br />

ist unser ehrenamtliches Projekt SCHLAU-Duisburg<br />

(s. 5.7.). Dieses konnte im Berichtsjahr weiter stabilisiert<br />

werden und konnte über 1.600 Schüler*innen<br />

in zahlreichen workshops erreichen und ist damit das<br />

erfolgreichste SCHLAU-Projekt in NRW geworden. Das<br />

Feedback von den Schulen ist klasse und die Anfragen<br />

wachsen. Wir sind glücklich und stolz darüber. Wir bedanken<br />

uns ganz herzlich für das ehrenamtliche Engagement<br />

sowie auch für die Unterstützung durch das<br />

Jugendamt und den Jugendhilfeausschuss der Stadt<br />

Duisburg.<br />

Interessent*innen sind nach wie vor herzlich willkommen<br />

(s. http://duisburg.schlau.nrw.de oder über facebook:<br />

SCHLAU Duisburg).<br />

Die Teamerweiterung im „Youthwork“ durch die Dipl.<br />

Pädagogin Anika Walther war und ist ein Segen.<br />

Damit konnten wir prinzipiell auch wieder geschlechtsspezifische<br />

Angebote unterbreiten und neue Projektformen<br />

`aus der Wiedervorlage´ holen und umsetzen,<br />

aber auch hier sind die Kapazitäten für das Arbeitsfeld<br />

„Youthwork“ immer noch begrenzt, da Frau Walther<br />

vorwiegend im Bereich der psychosozialen Begleitung<br />

tätig war. Für die Größe der Region und die Anzahl<br />

der Schulen und Bildungsträger ist dies einfach viel zu<br />

wenig. Wir sind froh, wenn wir zumindest die meisten<br />

Nachfragen bedienen können.<br />

Als besonders wert- und sinnvoll erscheint uns ein gemeinsames<br />

Wirken von Frau und Mann im Bereich der<br />

Zielgruppe von Geflüchteten jungen Menschen. Hier<br />

haben wir im Berichtsjahr erneut äußerst positive Erfahrungen<br />

in einer ganzen Reihe von sog. Integrationsmaßnahmen<br />

mit vorwiegend männlichen Jugendlichen<br />

und jungen Männern machen dürfen, die sich durch<br />

einen regelrechten „Bildungshunger“ und durch ein<br />

hervorragendes Sozialverhalten auszeichnen.<br />

Eine wirklich dankbare Aufgabe, die wir gerne wahrnehmen<br />

und damit die Hoffnung verbinden, wichtige<br />

Impulse zu gelingenden Integrationsprozessen geben<br />

zu können.<br />

Sexualpädagogische Stadt-Rallye<br />

Die Sexualpädagogische Stadt-Rallye wurde 2015 gemeinsam<br />

mit der pro familia Duisburg und SchLAU<br />

Duisburg entwickelt.<br />

Aufgrund der damaligen personellen Engpässe bei<br />

SCHLAU Duisburg ersetzt seit August 2017 Lebenslust<br />

– Beratung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*Personen,<br />

deren Freund_innen & Familie den Workshop<br />

von SchLAU Duisburg.<br />

Im Vordergrund der sexualpädagogischen Stadt-Rallye<br />

steht die Präsentation der spezifischen Beratungs- und<br />

Hilfe-Infrastruktur Duisburgs. Mit der Rallye sollen die<br />

teilnehmenden Schüler und Schülerinnen lernen, diese<br />

im Bedarfsfall selbständig und eigenverantwortlich<br />

aufzusuchen.<br />

Darüber hinaus werden in den ca. 40 minütigen Workshops,<br />

die die Schüler*innen durchlaufen von Seiten<br />

der AIDS-Hilfe die Ansteckungswege bei HIV und sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten sowie ein vorurteilsfreier<br />

Umgang mit HIV-infizierten und an AIDS erkrankten<br />

Menschen thematisiert. Lebenslust e.V. bespricht mit<br />

den Teilnehmer*innen die sexuelle Vielfalt und den Respekt<br />

vor verschiedenen Lebens- und Liebesformen.<br />

Pro familia Duisburg stellt die Angebote für Jugendliche<br />

bezüglich Schwangerschaftskonflikt- und Sexualberatung<br />

und die sexuellen und reproduktiven Rechte<br />

Jugendlicher dar.<br />

Die Erweiterung der Kommunikations- und Alltagskompetenzen<br />

der Jugendlichen ist ein weiterer Schwerpunkt<br />

der Rallye. So gilt es auf dem Weg von der pro<br />

familia zur AIDS-Hilfe Auskünfte, die thematisch passen,<br />

bei den aktiv beteiligten Handelseinrichtungen<br />

in Duisburg zu erfragen. Beispielsweise stellen die<br />

Schüler*innen im Drogeriemarkt Fragen zu Kondomen<br />

oder sie informieren sich in einer Apotheke über die<br />

„Pille danach“.<br />

Die Rückmeldebögen, welche die Lehrer*innen im Anschluss<br />

an die Veranstaltung mit den Schüler*innen<br />

ausfüllen, dokumentieren, dass die Rallye die gesetzten<br />

Ziele erreicht. So bestätigten beispielsweise die<br />

Teilnehmer*innen, dass ihnen eine Kontaktaufnahme<br />

zu den Beratungsstellen nach der Veranstaltung in<br />

Zukunft leichter fallen würde.<br />

63


<strong>2018</strong> ließen sich in Kooperation mit der pro familia<br />

Duisburg e.V. und Lebenslust e.V. sieben Termine erfolgreich<br />

durchführen. Genutzt wurde die Rallye in diesem<br />

Jahr in erster Linie von Duisburger Gesamtschulen<br />

und einer Förderschule. Durchschnittlich nahmen<br />

<strong>2018</strong> an einer „Sexualpädagogischen Stadt-Rallye“ 28<br />

Schüler*innen im Alter von 14-17 Jahren teil. Insgesamt<br />

ließen sich mit diesem Projekt 196 Schüler*innen<br />

erreichen.<br />

Das Projekt wurde <strong>2018</strong> mit den Mitteln des „Aktionsprogrammes<br />

Kinder- und Jugendschutz“ der Stadt<br />

Duisburg gefördert.<br />

Danke!<br />

Terminmöglichkeiten und nähere Informationen zur<br />

Sexualpädagogischen Stadtrallye finden sich auf unserer<br />

Homepage (www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de<br />

).<br />

batte zur Sexualpädagogik, die vor allem durch sog.<br />

„besorgte Eltern“ befördert wird, schließen wir uns dem<br />

Statement der Gesellschaft für Sexualpädagogik ausdrücklich<br />

an. Außerdem verweisen wir auf die Erklärung<br />

des Bundesverbandes von pro famila zum Recht<br />

auf Sexualaufklärung.<br />

Nähere Informationen zum Youthwork-Angebot finden<br />

sich auch auf der Internetseite www.youthwork-nrw.<br />

de . Die ca. 60 Youthworker*innen in NRW sind gut<br />

vernetzt und pflegen den fachlichen Austausch sowie<br />

die stete Fort- und Weiterentwicklung über eine jährliche<br />

dreitägige Fachfortbildung und durch quartalsweise<br />

Treffen der Gruppen der fünf Regierungsbezirke.<br />

Diese stellen jeweils zwei Sprecher/innen für den sog.<br />

„Sprecherkreis Youthwork“ ab, der den Kontakt mit<br />

dem Ministerium (MAGS NRW) pflegt und die Fachtagungen<br />

organisiert. Seit 2013 ist der Youthworker der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel, Dietmar Heyde, Mitglied<br />

dieses Sprecherkreises.<br />

Darüber hinaus ist Dietmar Heyde seit September 2017<br />

als Vertreter ebendieses Sprecherkreises der Youthworker*innen<br />

NRW vom Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege<br />

in die AG Aidsprävention NRW berufen.<br />

Um auch weitere Chancen auf Umsetzung kreativer<br />

Projektformen zu erhalten, die wir mit den vorhandenen<br />

Ressourcen für das Regelangebot „Youthwork“<br />

nicht vorhalten könnten, ist die „Abteilung Youthwork“<br />

der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel seit 2015 beim<br />

Jugendamt der Stadt Duisburg als freier Träger der<br />

Kinder- und Jugendhilfe nach § 75 SGB VIII anerkannt.<br />

Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte<br />

Ansatz ist richtig. Repressive Ansätze<br />

sind eindeutig kontraproduktiv. Die besondere Akzeptanz<br />

dieses Ansatzes wird uns auch vor Ort durch<br />

Rückmeldungen, Resonanzen und Evaluationserfahrungen<br />

zu unseren Veranstaltungen in diesem Sektor<br />

(s. Abb. Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern)<br />

bestätigt.<br />

Dem Rechnung tragend, gestalten wir unsere HIV-Prävention<br />

in sexualpädagogischem Kontext und zielen<br />

auf einen Dialog in offener und angstfreier Atmosphäre<br />

und ohne pädagogischen Zeigefinger.<br />

„Youthwork NRW“ steht für wertorientierte, altersgemäße<br />

und fachlich fundierte Präventionsarbeit basierend<br />

auf dem Landeskonzept des Gesundheitsministeriums<br />

NRW zur Minimierung von HIV/STI-Infektionen<br />

und den Standards für die Sexualaufklärung in Europa.<br />

Dabei ist uns die Vernetzung und Kooperation im Kontext<br />

von Sexualität und Gesundheit mit professionell<br />

Tätigen und entsprechenden Facheinrichtungen ein Anliegen.<br />

Das landesweite Logo von Youthwork-NRW.<br />

5.6.1 Veranstaltungsinhalte<br />

In aller Regel werden personalkommunikative Formen<br />

massenmedialen vorgezogen. Das erfordert allerdings<br />

auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate<br />

und bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese<br />

Reduktion pädagogisch verantwortungsvoll vornehmen<br />

zu können, finden entsprechende Vor- und Nachgespräche<br />

mit den Veranstaltungspartnern statt.<br />

Im Zusammenhang der immer noch schwelenden De-<br />

64


Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und<br />

Rahmenbedingungen können u.a. folgende Themenfelder<br />

behandelt werden:<br />

5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork<br />

• Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und<br />

AIDS und anderen STI`s (Virologie, Immunologie,<br />

...)<br />

• Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze<br />

• Übertragungswege und –risiken<br />

• Infektionsschutzmöglichkeiten<br />

• Testverfahren und ihre Bedingungen<br />

• Epidemiologische Entwicklung und daraus<br />

resultierende Präventionserfordernisse und<br />

–strategien<br />

• Lebenssituation von Betroffenen und Anoder<br />

Zugehörigen<br />

• Umgang mit HIV-positiven oder/und an<br />

AIDS erkrankten Menschen<br />

• Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen<br />

• Drogen- und Substitutionsproblematik<br />

• HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen<br />

• Diskriminierungs- u. Stigmatisierungspotentiale<br />

• Juristische und ethische Fragestellungen<br />

• HIV in der Arbeitswelt<br />

• Sekundärpräventive Aspekte für Menschen<br />

mit HIV<br />

• Liebe, Sexualität und Partnerschaft<br />

• Sexuelle Bildung, sexuelle Gesundheit, sexuelle<br />

Rechte<br />

• LSBTI* Lebens- und Liebesformen (v.a.<br />

über SCHLAU Duisburg)<br />

• Geschlechterrollen und ihre Problematiken<br />

• Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld<br />

der Sexualität<br />

• u.a.m.<br />

Unsere Youthworkerin Anika Walther und unser Youthworker<br />

Dietmar Heyde<br />

HIV/AIDS- und STI-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem<br />

Kontext wurden von der AIDS-Hilfe<br />

Duisburg / Kreis Wesel e.V. für Schülerinnen und Schüler<br />

aller Regelschulformen sowie Kollegschulen durchgeführt.<br />

In der Regel werden unsere Angebote in den<br />

Jahrgängen ab der Klasse 9, in einzelnen begründeten<br />

Ausnahmen auch in jüngeren Jahrgängen platziert.<br />

Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert<br />

konzipiert. Das Angebotsspektrum reicht<br />

hier von Formen eines „Expert*innengespräches“ im<br />

Rahmen von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem<br />

Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen und – wochen,<br />

die günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt<br />

werden.<br />

Mit dem Berichtsjahr <strong>2018</strong> blicken wir im Bereich „Youthwork<br />

/ Prävention in der Allgemeinbevölkerung“ auf<br />

ein sehr aktives Jahr mit leicht steigenden Nachfragen<br />

zurück.<br />

Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der<br />

wachsenden Bedarfe, der zunehmenden Notwendigkeit,<br />

auch andere sexuell übertragbare Krankheiten einzubeziehen<br />

und der Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes<br />

in der Region sind unsere Fachkraftressourcen<br />

trotz der stabilen Einbeziehung von Frau Walther nach<br />

wie vor begrenzt. Zudem stehen wir vor zunehmenden<br />

Finanzierungsschwierigkeiten, weil die öffentliche<br />

Förderung schon die Personalkosten des hauptamtlich<br />

Beschäftigten längst nicht mehr abdecken und wir<br />

schon lange immer mehr Eigenmittel zur Refinanzierung<br />

der Sachkosten und derer für die ehrenamtlich<br />

Tätigen einsetzen müssen. Die Gewinnung von Projektfördermitteln<br />

sowie die steigende Notwendigkeit, von<br />

den Nachfragenden (Schulen et al.) Aufwandsentschädigungen<br />

abzuverlangen, sind unerlässlich geworden.<br />

Diese Maßnahmen erfordern aber auch Zeit und Kapazitäten<br />

und senken zudem die Niedrigschwelligkeit des<br />

65


Zugangs und die Finanzierbarkeit des Angebotes für<br />

die „Kunden“. Wenn die Zuwendungsgeber (Land und<br />

Kommunen) weiterhin dieses wichtige Angebot vorhalten<br />

wollen, wird hier eine Nachbesserung unumgänglich<br />

werden!<br />

Der von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzung<br />

in Duisburg kommt ebenfalls besondere Bedeutung<br />

zu. Dabei geht es uns vor allem darum, über Multiplikator*innen<br />

eine kontinuierliche Präsenz der Präventionsthemen<br />

in den Institutionen zu schaffen und von<br />

`nur´ punktuellen Veranstaltungen wegzukommen.<br />

Durch die Vernetzung und die damit verbesserte Kooperation<br />

und Koordinierung werden Synergieeffekte<br />

erzielt. Durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit wird für<br />

die potentiellen Kunden mehr Transparenz zu den Präventionsangeboten<br />

geschaffen und den Schülerinnen<br />

und Schülern die Beratungseinrichtungen und ihre Mitarbeiter*<br />

innen bekannt gemacht.<br />

„Lernvoraussetzungsanalyse – und didaktische Konsequenzen“<br />

Wir konstatieren bei der Zielgruppe der Jugendlichen<br />

weiterhin insbesondere Defizite im Bereich von sprachlichen<br />

und kommunikativen Kompetenzen im Feld von<br />

Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Ein Erklärungsansatz<br />

mag in der intensiven Nutzung von virtuellen<br />

Medien und den damit verbundenen spezifischen Kommunikationsmustern<br />

zu finden sein (die „Explosion“ im<br />

Bereich der sog. Sozialen Netzwerke, …). Ein anderer<br />

Ansatz ist uralt, nämlich dass auch heute der Eintritt<br />

in das Abenteuer „Liebe, Sex und Partnerschaft“ immer<br />

noch mit ganz viel Aufregung, Nervosität und auch<br />

Ängsten und Sorgen verbunden ist, trotz oder gerade<br />

wegen der vermeintlichen Banalisierung der Thematik<br />

durch vielfältige einschlägige Medien, die den Jugendlichen<br />

vermeintliche Realitäten und / oder Normalitäten<br />

vorspiegeln. Hier ist einfühlsame Sexualpädagogik gefordert.<br />

In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns<br />

zudem eine – zumindest phasenweise und themenabhängige<br />

– geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll.<br />

Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen<br />

Unterschiede im Reife- und Erfahrungsgrad zwischen<br />

Mädchen und Jungen einer Jahrgangsstufe Berücksichtigung<br />

finden. In Anwesenheit des anderen Geschlechtes<br />

fällt es manchmal schwerer, in offene und ehrliche<br />

Kommunikationsprozesse hineinzufinden.<br />

Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer<br />

bin ich? Was mag ich? Was mag ich nicht? …) noch in<br />

vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich<br />

heterosexuellen Orientierungen Erfahrungen<br />

gelingender Kommunikation zwischen den Geschlechtern<br />

unentbehrlich und nicht zuletzt besonders wichtig<br />

für die Verabredung von Verhütungsmethoden, für<br />

die Durchsetzung individueller Schutzbedürfnisse. Aufgrund<br />

unserer schmalen personellen Besetzung (in der<br />

Regel sind wir „Einzelkämpfer*innen“, weil es für die<br />

gesamte Region nur eine Youthworker-Stelle gibt, können<br />

wir diese Trennungsphasen allerdings in aller Regel<br />

leider auch nicht bedienen und sind an dieser Stelle auf<br />

die Mitwirkung der Lehrenden in den Projekten angewiesen.<br />

Dies ist aber eine suboptimale Situation, da die<br />

Lehrenden nicht selten in einen Rollenkonflikt geraten<br />

können, da sie in ihrer „Hauptrolle“ am nächsten Tag<br />

wieder zensieren müssen und so eine professionelle<br />

Distanz wahren müssen.<br />

Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations-<br />

und Vermittlungsmethoden und der Zeitpunkt der<br />

thematischen Auseinandersetzung von entscheidender<br />

Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass HIV/<br />

AIDS-Prävention mit Jugendlichen im Kontext von Sexualpädagogik<br />

anzusiedeln ist, dass personalkommunikative<br />

Methoden, d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu<br />

Mensch“, die an der Lebenswelt der Schüler*innen orientiert<br />

und hinsichtlich der ersten Erfahrungen zeitnah<br />

zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen<br />

Vermittlungsformen vorzuziehen sind, bzw. diese<br />

unbedingt ergänzen sollten (vgl. Landespräventionskonzept<br />

o.).<br />

Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht<br />

66


erfolgreicher Face-to-face-Kommunikation durch die<br />

rasante Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung<br />

oder für Verabredungen. Die anfängliche Anonymität<br />

wird einerseits sehr geschätzt, aber andererseits<br />

immer wieder mal missbraucht. Der Ansatz, kommunikative<br />

Kompetenzen zu fördern, wird aus unserer Sicht<br />

immer wichtiger (vgl. o.).<br />

Mit diesem spezifischen Ansatz platzieren wir unsere<br />

Veranstaltungen in der Regel frühestens ab der Jahrgangsstufe<br />

9. In den letzten Jahren kommen wir allerdings<br />

immer häufiger aus Veranstaltungen aus dieser<br />

Altersgruppe mit dem Eindruck, es sei möglicherweise<br />

für einige SuS eigentlich zu früh, sie schon in die Auseinandersetzung<br />

mit den „Risiken und Nebenwirkungen“<br />

der Sexualität zu „schubsen“. Dies gilt insbesondere<br />

für einen größeren Teil der Jungen. Grundsätzlich wäre<br />

angesichts der entwicklungspsychologischen Unterschiede<br />

ein jahrgangsstufenübergreifendes Agieren<br />

wünschenswert. Es lohnt sich, darüber mit den schulpolitischen<br />

Entscheidungsträger*innen in den Austausch<br />

zu treten. An einigen Modellschulen laufen dazu<br />

auch schon vielversprechende Ansätze.<br />

Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und<br />

–bestimmung mit sozialer Verantwortung und solidarischem<br />

Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale<br />

Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit.<br />

Prävention in Zahlen:<br />

Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen<br />

in der Allgemeinbevölkerung<br />

konnten wir im Berichtsjahr <strong>2018</strong> 3.753 Personen mit<br />

personalkommunikativen Formen erreichen, davon 187<br />

sog. Multiplikator*innen (Lehrkräfte und sonstige Pädagog*innen<br />

sowie ehrenamtliche Mitarbeiter*innen).<br />

Allein im schulischen Bereich (-> Youthwork-Angebote)<br />

erreichten wir in 12 Schulen des Kreises Wesel und<br />

fünf Schulen der Stadt Duisburg 1.265 Jugendliche aus<br />

allen Schulformen, 315 in außerschulischen Zusammenhängen<br />

wie offener Jugendarbeit u.a. und 1.986<br />

Jugendliche im Rahmen von personalkommunikativen<br />

Formen bei Großveranstaltungen (wie z.B. bei Veranstaltungen<br />

zum Welt-AIDS-Tag). 33,8 % der jungen<br />

Menschen kamen aus dem Alterssegment zwischen 14<br />

und 17 Jahren, 20,9 % der Jugendlichen hatten einen<br />

Migrationshintergrund (s. auch Controlling-Daten für<br />

<strong>2018</strong> im Anhang).<br />

5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche<br />

und Multiplikator*innen<br />

Leicht rückläufig war in diesem Berichtszeitraum die<br />

Nachfrage nach Präventionsberatungen von Schüler*innen,<br />

die für Fach- oder Projektarbeiten unseren Rat<br />

suchten. Gleiches gilt für die Zahl der studentischen<br />

Nachfragen für Referate.<br />

Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B.<br />

Berufskollegs, insbesondere der Sektor der sog. Berufsgrundschuljahre)<br />

gab es im Berichtsjahr nur einzelne<br />

Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel<br />

wichtige Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16<br />

und 25 Jahren, die oftmals problembehaftete Sozialisationen<br />

und einen geringen Grad an Aufklärungsniveau<br />

(z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen. Stabil ist dafür<br />

die Nachfrage von Bildungsträgern, die Integrationsmaßnahmen<br />

für junge Geflüchtete anbieten (s.o).<br />

Insbesondere ein ausgeprägter „Bildungshunger“ und<br />

ein insgesamt tolles Sozialverhalten waren hier zu verzeichnen.<br />

Günstiger Weise konnten wir in diesen Gruppen<br />

mit Deutsch und Englisch sehr gut in den Dialog<br />

kommen.<br />

Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang<br />

mit schulischen Projekttagen und im Umfeld<br />

des Welt-AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit<br />

Einrichtungen der offenen Jugendarbeit eher selten.<br />

Dass wir hier allerdings auch keine Offensiven starten<br />

konnten, hat unsererseits einfach mit Kapazitätsgrenzen<br />

zu tun.<br />

5.6.4 Multiplikator*innen- und Erwachsenenbildung<br />

Die Bereitschaft der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel<br />

e.V., viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen zu investieren ist nach wie vor<br />

sehr hoch, allerdings ist die Zahl der Bewerber*innen<br />

– mit der sehr positiven Ausnahme vom SCHLAU-Projekt!-<br />

zwar nicht weiter gesunken, aber leider auch<br />

nicht gestiegen. Und das nicht nur bei uns, sondern<br />

auch bei unseren Nachbar-AIDS-Hilfen. Daher konnten<br />

wir auch in diesem Jahr keine vernetzte Grundlagenausbildung<br />

anbieten.<br />

Ein modifiziertes Konzept, das mit einem geringeren<br />

Aufwand für eigene Kapazitäten einhergeht und externe<br />

Angebote des Dachverbandes der DAH einbezieht,<br />

ist immer noch in Bearbeitung. Allerdings fehlt zur Weiterbearbeitung<br />

jemand, der Kapazitäten für die überregionale<br />

Koordinationsarbeit hat.<br />

Es spricht weiterhin vieles dafür, ehrenamtliche Ressourcen<br />

gerade auch im Bereich der (Primär-) Präventionsarbeit<br />

weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren,<br />

z.B. für den peer-to-peer-Ansatz. Die aktiven<br />

Ehrenamtler*innen sind eine wichtige Ressource und<br />

die wichtigsten Multiplikator*innen. Sie zu akquirieren,<br />

zu qualifizieren und ihre Einsätze zu koordinieren erfordert<br />

aber hauptamtliche Ressourcen, die zu wenig<br />

67


vorhanden sind. Auch muss dies von zuwendenden<br />

staatlichen Strukturen so erkannt, gewollt und dann<br />

auch gefördert werden – und darf sich nicht auf „Sonntagsreden“<br />

über die Bedeutung des freiwilligen Engagements<br />

beschränken.<br />

Doch gibt es zarte Hoffnungsschimmer, dass sich Türen<br />

auch öffnen können, wie wir am Beispiel des<br />

SCHLAU-Projektes auf der Landesebene, aber auch bei<br />

der Stadt Duisburg mit ihrem Aktionsprogramm zum<br />

Kinder- und Jugendschutz und bei Förderprogrammen<br />

der Aktion Mensch erfahren durften.<br />

Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen<br />

Multiplikator*innen sind in diesem Präventionsfeld<br />

natürlich die Lehrenden und / oder sozialarbeiterisch<br />

Tätigen in schulischen und außerschulischen Einrichtungen.<br />

Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick<br />

auf und im Vorfeld von Projektformen stagnieren<br />

auf sehr niedrigem Niveau. Dies hat unter anderem<br />

mit den vielfältigen Veränderungen im Schulbereich<br />

mit erheblichen Zusatzbelastungen für die Lehrkräfte<br />

zu tun. Fortbildungen, die mit Unterrichtsausfall verbunden<br />

sind, sind nicht leicht zu installieren. Dies hat<br />

auch damit zu tun, dass wir überwiegend bei z.T. schon<br />

sehr lange etablierten Projekten agieren und hier nicht<br />

mehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Darüber<br />

hinaus wirkt hier in sehr positivem Sinne die alljährliche<br />

Fachtagung des AK Prävention Duisburg in genau<br />

diese Richtung (s.u.). Natürlich wäre eine Ausweitung<br />

des Angebotes wünschenswert, aber wir sind nach wie<br />

vor froh, wenn wir mit unseren begrenzten Ressourcen<br />

die Nachfragen weitestgehend bedienen können.<br />

Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation<br />

des aktuellen Wissensstandes zu HIV und AIDS über die<br />

epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende<br />

Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin<br />

zu Aspekten spezieller Fortbildung im Feld der Kommunikation,<br />

wie Gesprächsführung und Moderation.<br />

in Duisburgs Stadtfenster. Gute Arbeit, Frau Jungeblodt<br />

– Danke!<br />

Mit 52 Teilnehmenden aus verschiedensten Einrichtungen<br />

der Jugendarbeit war diese Fachtagung durchschnittlich<br />

gut besucht und erhielt ein sehr gutes Feedback.<br />

Neben inhaltlichen Anregungen und methodischen Zugangsformen<br />

dient die Fachtagung immer auch dem<br />

Ziel, die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen<br />

lernen zu können.<br />

5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung<br />

Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen<br />

in Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bei<br />

sonstigen Pflegeanbietern und im medizinischen Versorgungssystem<br />

verortet. Insbesondere bei den Krankenpflegeschulen<br />

unserer Region verzeichnen wir sehr<br />

stabile Nachfragen und hocherfreuliche Rückmeldungen.<br />

Insbesondere wird geschätzt, dass wir von der<br />

medizinischen Seite bis zu den Tiefen im psychosozialen<br />

Bereich die ganze Bandbreite des komplexen Themenfeldes<br />

rund um das Phänomen „HIV / AIDS und<br />

andere sexuell übertragbare Infektionen“ abdecken<br />

können. Nicht zuletzt auch in diesem Tätigkeitsfeld bewährt<br />

sich das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der<br />

Verbindung von Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband<br />

sowie der Ansatz der Strukturellen Prävention immer<br />

wieder aufs Neue.<br />

Vereinzelt tauchen auch –wieder- Anfragen aus dem<br />

Bereich der Altenpflegeseminare auf, was uns sehr erfreut,<br />

weil es doch zeigt, dass immer mehr Menschen<br />

mit HIV auch hier in Erscheinung treten, da sie immer<br />

größere Chancen auf ein Älterwerden haben.<br />

Ein zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen<br />

und die damit verbundenen Ziele an Schulen und in<br />

außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst<br />

ganzjährig zu platzieren. Geschulte Pädagog*innen,<br />

Erzieher*innen oder Sozialarbeiter*innen und –pädagog*innen<br />

sollten diese repräsentieren, zumindest mit<br />

Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als<br />

Ansprechpartner*innen für die Jugendlichen bekannt<br />

sein / werden.<br />

Auch für das Berichtsjahr <strong>2018</strong> hat der AK Prävention<br />

Duisburg die schon für 2017 geplante Fachtagung für<br />

Multiplikator*innen am 19. Juni mit dem Schwerpunktthema<br />

„Gender TÜV – Geschlechterrollen auf dem Prüfstand“<br />

umsetzen können – und zwar erstmalig unter<br />

der Federführung unserer neuen AIDS-Koordinatorin<br />

des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg, Frau Martina<br />

Jungeblodt und erstmalig in den Räumen der VHS<br />

68


5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />

Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber:<br />

• Beteiligung an der Grundlagenausbildung für Ehrenamtler*innen inhouse und in der Ruhrgebietsvernetzung<br />

der AIDS-Hilfen<br />

• Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg<br />

• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei den NRW-Youthworker-Arbeitskreisen<br />

und dem Youthwork-Qualitätszirkel sowie im Sprecherkreis der NRW Youthworker*innen<br />

• Vertretung des Youthwork-NRW-Projektes in der AG Aidsprävention NRW<br />

• Evaluation und Qualitätssicherung – Fortführung des Verfahrens beim Youthwork-Förderprogramm-Controlling<br />

MGEPA, NRW – seit 2013 der landesweiten Datenerhebung über die AG<br />

Aidsprävention<br />

• Beratung / Informationen für Zeitungs- TV- und Radio-Redaktionen sowie für politische Entscheidungsträger<br />

• Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei Informations- und Präventionsprojekten<br />

• Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und Multiplikator*innen<br />

• Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder Projektgestaltung zum<br />

Thema HIV / AIDS und anderer STI`s<br />

• Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche<br />

• E-mail Beratung<br />

• Unterstützung von Jugendvertretungs- und Schülerzeitungsredakteur*innen<br />

• Geschäftsführung<br />

• u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)<br />

•<br />

Abb.:<br />

Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern<br />

69


SCHLAU Duisburg<br />

Der Unterstrich (auch als GenderGap bezeichnet)<br />

schafft einen Raum für alle sozialen und geschlechtlichen<br />

Identitäten, die sich nicht in die Dichotomie von<br />

weiblich und männlich einordnen<br />

Seit 2013 ist die AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V.<br />

Träger des ehrenamtlichen Projektes SCHLAU. SCHLAU<br />

steht für Schwul Lesbisch Bi Inter Trans* Aufklärung<br />

durch welche nachhaltige Antidiskriminierung in Duisburg<br />

(und im Kreis Wesel) erreicht werden soll.<br />

Beschreibung<br />

Mittels pädagogischer Methoden und evaluierter Konzepte<br />

führt SCHLAU niedrigschwellig und unaufgeregt<br />

in die Themengebiete ein. Dabei wird über Lebenswirklichkeiten<br />

und Biografien, das eigene Coming-Out,<br />

Diskriminierungserfahrungen und Rollenbilder gesprochen.<br />

Vorurteile und Klischees können so wirkungsvoll<br />

abgebaut werden und SCHLAU leistet damit einen<br />

grundlegenden Beitrag zu nachhaltiger Antidiskriminierung,<br />

effektiver Gewaltprävention und demokratischer<br />

Menschenrechtsbildung. Denn die Vision von SCHLAU<br />

ist eine Gesellschaft, in der alle Menschen ohne Angst<br />

verschieden sein können.<br />

Im Zentrum von SCHLAU steht die Begegnung zwischen<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Les-<br />

wollen und /oder können.<br />

ben, Schwulen, Bi-, Intersexuellen und Trans*. Die dahinterstehende<br />

Idee ist, dass Vorurteile und Klischees<br />

durch die direkte Begegnung wirkungsvoll hinterfragt<br />

und abgebaut werden können. Wir möchten die Jugendlichen<br />

mit Lesben, Schwulen, Bi-, Intersexuellen<br />

und Trans* ins Gespräch bringen:<br />

„Damit nicht mehr über uns geredet wird, sondern mit<br />

uns!“<br />

Denn noch immer zeigen Studien in trauriger Regelmäßigkeit,<br />

dass Homo- und Transphobie feste Bestandteile<br />

in Klassenräumen, Freizeiteinrichtungen<br />

und auf Schulhöfen sind. Manchmal entsteht so ein<br />

Klima gegenseitiger Feindseligkeit, unter dem nicht<br />

nur homo- und bisexuelle sowie inter- und transgeschlechtliche<br />

Jugendliche leiden, sondern das alle<br />

betrifft. SCHLAU-Workshops thematisieren diese Diskriminierungsmechanismen,<br />

geben authentische Einblicke<br />

in gleichgeschlechtliche Lebensweisen und vermitteln<br />

Akzeptanz gegenüber der Vielfalt menschlicher<br />

Lebensentwürfe.<br />

70


Kooperation mit dem Träger<br />

SCHLAU Duisburg agiert weitgehend eigenständig,<br />

bedarf aber eines Trägers. Die AIDS-Hilfe Duisburg<br />

Kreis Wesel e.V. stellt sich dazu gerne zur Verfügung.<br />

SCHLAU erhält administrative Unterstützung<br />

sowie Sach-Unterstützung z.B. einen Arbeitsplatz,<br />

Zugriff auf Materialien und im Rahmen der Möglichkeiten<br />

personelle Unterstützung durch die AIDS-Hilfe<br />

Mitarbeiter_innen. Die Zusammenarbeit und das<br />

Verhältnis der beiden Institutionen werden durch<br />

eine Kooperationsvereinbarung geregelt.<br />

Einsätze<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> konnten die ehrenamtliche Teamer_<br />

innen von SCHLAU Duisburg über 1600 Schüler_<br />

innen in über 60 Workshops erreichen.<br />

Neben den Workshops haben die Teamer_innen<br />

an Infoständen wie beispielweise beim CSD in<br />

Duisburg über die Arbeit von SCHLAU sowie über<br />

Homo,- und Transphobie aufgeklärt.<br />

Erfolge<br />

SCHLAU Duisburg wurde im Juni <strong>2018</strong> mit dem Sonderpreis<br />

für Engagement von dem Paritätischen Dienst<br />

NRW ausgezeichnet. Dieser Preis war mit einem Preisgeld<br />

von 2.000,-€ dotiert. Neben dieser Auszeichnung,<br />

wurde SCHLAU Duisburg von dem Queer Magazin<br />

„Fresh“ im Mai <strong>2018</strong> als Gruppe des Monats gekürt.<br />

Neben diesen Auszeichnungen gelang es SCHLAU<br />

Duisburg auch die Medien auf das Projekt aufmerksam<br />

zu machen. Neben einem großen Zeitungsartikel<br />

in der WAZ/ NRW sowie der Rheinischen Post berichtete<br />

das Stadtfernsehen „Studio47“ sowie der WDR<br />

Duisburg über das lokale Projekt.<br />

Durch diese Medienpräzens konnte SCHLAU Duisburg<br />

neue Schulen für sich gewinnen und hat bereits zahlreiche<br />

Anfragen für das kommende Jahr.<br />

Vernetzung<br />

SCHLAU Duisburg ist Teil des landesweiten Netzwerkes<br />

SCHLAU NRW, getragen vom Schwulen Netzwerk NRW<br />

e.V. Die Landesstruktur steht im Kontakt zur Landespolitik<br />

und den fördernden Ministerien. Schulungen und<br />

Dokumentation zählen zu den dortigen Aufgaben, wie<br />

auch die bundesweite Vernetzung.<br />

71


6. SELF Duisburg Kreis Wesel<br />

Einleitung<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel beobachtet seit<br />

Jahren eine wachsende Zahl unter der Klient*innenschaft,<br />

die aufgrund vielfältiger lebenspraktischer Problemlagen<br />

einen besonders hohen Beratungs- und<br />

Begleitungsbedarf haben. Die Erweiterung unseres Angebotsportfolios<br />

um das Ambulant Betreute Wohnen<br />

war angezeigt.<br />

Im Oktober 2017 wurde eine Starthilfeförderung zum<br />

„Aufbau eines Ambulant Betreuten Wohnen-Projektes<br />

in einer bestehenden Organisation“ durch die Aktion<br />

Mensch bewilligt. Durch die Förderung ist es uns nun<br />

möglich, über (max.) 4 Jahre eine Förderung der Personalkosten<br />

zu erhalten, um das Angebot strukturiert<br />

aufzubauen.<br />

Zum 1. März <strong>2018</strong> konnte mit der Einstellung einer<br />

fachlichen Leitung sowie einer Verwaltungskraft das<br />

Projekt starten und das Angebot seine Arbeit aufnehmen.<br />

Im Vordergrund der ersten Zeit stand die Antragsstellung<br />

auf Abschluss einer Leistungs- und Prüfungsvereinbarung<br />

(LPV) mit dem Landschaftsverband<br />

Rheinland. Das Antragsverfahren konnte im September<br />

<strong>2018</strong> positiv abgeschlossen werden, sodass die LPV<br />

zum 01. November <strong>2018</strong> in Kraft trat.<br />

Da die AIDS-Hilfe die Weseler Außenstelle Ende 2016<br />

aufgeben musste und nun nur noch über eine Geschäftsstelle<br />

in der Bismarckstraße 67 in DU-Neudorf<br />

verfügt, beschränkt sich das Zuständigkeitsgebiet des<br />

Ambulant Betreuten Wohnens auf die Stadt Duisburg.<br />

Die Betreuung von Personen aus dem Kreis Wesel ist<br />

nur im Rahmen einer Ausnahmeregelung möglich –<br />

z.B., weil eine HIV-Infektion vorliegt oder jemand zum<br />

LSBTIQ-Bereich gehört.<br />

Ist perspektivisch abzusehen, dass der Bedarf im Kreis<br />

Wesel soweit ansteigt, dass es den Status der Ausnahme<br />

übersteigt, werden wir entsprechende Vorbereitungen<br />

treffen (Beschaffung von Büroräumlichkeiten<br />

und weiterer Infrastruktur) und zeitnah an den Landschaftsverband<br />

herantreten, um eine Erweiterung des<br />

Gebietes zu beantragen.<br />

Menschen mit HIV-Infektion/AIDS-Erkrankung sind<br />

im Alltag leider immer noch Diskriminierungen und<br />

Stigmatisierungen ausgesetzt. Darum entschieden<br />

wir, dem Ambulant Betreuten Wohnen einen eigenen<br />

Namen zu geben: SELF Duisburg / Kreis Wesel. Die<br />

Abkürzung bedeutet selbstbestimmtes Leben fördern.<br />

Der Name verrät nach Außen somit weder einen Infektions-<br />

noch einen Krankheitshintergrund. Das Angebot<br />

verfügt über eine eigne Homepage: www.self-dukw.de.<br />

Zielgruppe:<br />

Zielgruppe des Ambulant Betreuten Wohnens sind Personen<br />

mit einer psychischen und/oder Suchterkran-<br />

72<br />

kung, die Unterstützung im Alltag und beim selbständigen<br />

Wohnen benötigen.<br />

SELF legt den Schwerpunkt auf die Betreuung von<br />

Menschen mit einer HIV-Infektion/AIDS-Erkrankung<br />

oder chronischen Hepatitis C. Aufgrund der besonderen<br />

Erfahrung und Zielgruppennähe sind auch LSBTIQ bei<br />

uns gut aufgehoben.<br />

Unsere Klient*innen sind in der Regel erheblich an der<br />

Teilhabe in der Gesellschaft eingeschränkt und benötigen<br />

Unterstützung und Begleitung bei alltäglichen Aufgaben.<br />

Durch die Folgen einer Suchtmittelabhängigkeit, einer<br />

psychischen Erkrankung oder einer HIV-Infektion rücken<br />

Begleiterkrankungen, Funktionsstörungen und<br />

anderen Beeinträchtigungen in den Fokus. Die günstigen<br />

Effekte der Therapien sind zudem nur unter der<br />

Bedingung einer zuverlässigen und regelmäßigen Nutzung<br />

der Behandlungen zu erzielen. Dies erfordert allerdings<br />

möglichst tragfähige Lebensverhältnisse und<br />

psychische Stabilität. Dabei spielt insbesondere die<br />

Wohnsituation und die soziale Verankerung der Betroffenen<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Die Klient*innen erhalten beispielsweise Hilfe bei der<br />

Haushaltsführung und bei der Sicherung der eigenen<br />

Wohnung. Oftmals bestehen finanzielle Sorgen oder<br />

Schulden. Häufig lebt die/der Klient*in zurückgezogen<br />

und isoliert. Beziehungen zur Herkunftsfamilie oder<br />

tragfähige Freundschaften bestehen nur selten.<br />

Auch der Gang zum Facharzt und die Organisation der<br />

Termine und Behandlungspläne überfordern unseren<br />

Personenkreis teils so stark, dass nur eine Begleitung<br />

durch das Ambulant Betreute Wohnen die medizinische<br />

Versorgung der Betroffenen sicherstellt.<br />

Auch Angebote zur Freizeitgestaltung und zur Strukturierung<br />

des Tages hält SELF bereit. Es gilt, die Betreuten<br />

zu unterstützen, ihren Alltag selbständig zu gestalten<br />

und die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen zu<br />

fördern. Ziel ist die Reduzierung der Isolation und die


Kooperationen:<br />

Als Anbieter der Eingliederungshilfe in Duisburg und<br />

dem Kreis Wesel ist es jedoch auch unsere Aufgabe,<br />

auf Änderungen der Bedarfe in der Hilfslandschaft<br />

aufmerksam zu machen und uns aktiv zu vernetzen.<br />

Hierzu ist unsere fachliche Leitung Mitglied der Psychosozialen<br />

Arbeitsgemeinschaft Erwachsenenpsychiatrie<br />

in der Stadt Duisburg sowie im Kreis Wesel. Zudem<br />

beteiligt sich die Geschäftsführung an der Trägerkonferenz<br />

Duisburg. Die Netzwerkarbeit mit der regionalen<br />

Versorgungsstruktur ist Teil der Qualitätssicherung<br />

Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe.<br />

Im November und Dezember <strong>2018</strong> wurden bereits erste<br />

Anfragen bearbeitet und Kontakt zu interessierten<br />

Personen aufgenommen. Es fanden weiter Erst- und<br />

Übergabegespräche mit den Klient*innen und den jeweiligen<br />

vermittelnden Stellen statt.<br />

Der erste Klient wurde am 08.01.2019 beim überörtlichen<br />

Leistungsträger – dem Landschaftsverband<br />

Rheinland – angemeldet. Eine weitere Betreuung folgte<br />

Ende Januar.<br />

unseres Angebotes und schafft wertvolle Synergieeffekte.<br />

So konnten nicht nur die bereits bestehenden<br />

Kooperationen weiter genutzt und ausgebaut werden.<br />

Es wurden auch Partner*innen dazugewonnen, z.B.<br />

weitere Beratungsstellen oder die Stadtteilsozialarbeit<br />

in Duisburg.<br />

Die Landesstelle Aidshilfe NRW bietet ihren Mitgliedern<br />

eine Plattform zum fachlichen Austausch und der inhaltlichen<br />

Weiterentwicklung. Dies gestaltet sich dialogisch<br />

und im Rahmen von Vernetzungstreffen.<br />

Ausblick:<br />

Bislang verzeichnet SELF eine hohe Nachfrage, sodass<br />

wir eine Vergrößerung des Angebotes im kommenden<br />

Geschäftsjahr prognostizieren. Dies wird auch mit dem<br />

Ausbau der Personalstunden einhergehen.<br />

Zur Erweiterung gehört auch, dass vermehrt Gruppenangebote<br />

bereitgestellt und Freizeitaktivitäten durchgeführt<br />

werden sollen.<br />

In Bezug auf die Veränderungen durch die nächste<br />

Umsetzungsstufe des Bundesteilhabegesetztes (BTHG)<br />

wird in 2019 die Angebotskonzeption angepasst und<br />

notwendige Umstellungen umgesetzt.<br />

73


7. Ehrenamtliche Mitarbeit<br />

Im Berichtsjahr waren regelmäßig 25 Personen ehrenamtlich<br />

für die AIDS-Hilfe tätig. Punktuell, wie zum<br />

Beispiel im Rahmen der CSD-Saison oder beim WAT<br />

beteiligen sich weitere interessierte Menschen an unserer<br />

Arbeit und unterstützen uns tatkräftig.<br />

Das ehrenamtliche Engagement ist für das Angebot<br />

der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. weiterhin<br />

überaus wichtig. Ohne die freiwilligen Mitarbeiter*innen<br />

könnten wir unser umfangreiches Angebot nicht<br />

aufrechterhalten. Daher an dieser Stelle unser großer<br />

Dank für den unermüdlichen Einsatz und die vielen<br />

unentgeltlich geleisteten Stunden des freiwilligen Engagements<br />

– auch im Jahre <strong>2018</strong> wieder über 3.200<br />

Stunden!<br />

Die AIDS-Hilfe bietet vielfältige Aufgabengebiete, in<br />

denen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen engagieren<br />

können. Diese umfassen die Begleitungsarbeit,<br />

Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust,<br />

SCHLAU Duisburg, Telefon- und E-Mail-Beratung,<br />

Chat-Beratung, die Prävention im Bereich HIV & Drogen,<br />

die „Knastarbeit“, Vorstandsarbeit, Mittwochs-Café,<br />

das JES-Frühstück und die Weihnachtsfeier. Einige ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter*innen arbeiten in mehreren<br />

Bereichen, andere haben sich spezielle Aufgabengebiete<br />

gesucht, so zum Beispiel das JES-Frühstück.<br />

Wir bieten unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen:<br />

• Kostenlose Qualifizierung, Fort- und Weiterbildung,<br />

• Spannende Themenfelder,<br />

• Aktive Mitgestaltung der Weiterentwicklung<br />

der AIDS-Hilfe,<br />

• Teamwork, soziale Kontakte, qualifizierte Ansprechpartner,<br />

• Fahrtkostenerstattung,<br />

• Unfall- und Haftpflichtversicherungsschutz,<br />

• Umfang und Dauer der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />

ist frei wählbar!<br />

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sind in den unterschiedlichsten<br />

Berufen aktiv, sind HIV-negativ oder<br />

HIV-positiv, setzen sich aus Frauen und Männern aus<br />

allen sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen<br />

aus den unterschiedlichsten politischen Richtungen.<br />

Dies bedeutet für die Arbeit der AIDS-Hilfe einen<br />

enormen Erfahrungsschatz, der in unsere Arbeit mit<br />

einfließt.<br />

Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser<br />

Mittwochs-Café (siehe auch Punkt 3.5). Hier ist der<br />

zentrale Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen<br />

oder sich untereinander oder mit den hauptamtlich<br />

Tätigen auszutauschen.<br />

74


Mit unserem traditionellen Dezember-Aktiventreffen<br />

dankte die AIDS-Hilfe den ehrenamtlich Mitarbeitenden.<br />

Zu einem leckeren Buffet richtete das hauptamtliche<br />

Team den Gruppenraum gemütlich her. In stilvoller<br />

Atmosphäre und geselliger Runde fand in unserem Café<br />

der Abend statt. Wie in den Vorjahren konnten wir uns<br />

bei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

für ihre Tätigkeit im abgelaufenen Jahr und auch bei<br />

den Veranstaltungen zum WAT bedanken. Unter den<br />

Anwesenden fand ein reger Austausch statt.<br />

schwieriger wird, Kapazitäten für ein überregionales<br />

Engagement frei zu stellen.<br />

So müssen wir zurzeit für die Einsteigerschulungen auf<br />

die Verbandsangebote verweisen, können aber natürlich<br />

unsere spezifischen AIDS-Hilfe Bedarfe in verschiedenen<br />

Formen in der Regel auch intern abdecken. Die<br />

großen Synergien sind aber zunächst mal weg.<br />

Gute Gespräche bei vorweihnachtlicher Atmosphäre –<br />

unser Danke schön! – Sonder-Aktiven-Treffen<br />

6.2 Externe Fortbildungen<br />

6.1. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter*innen<br />

Im Berichtsjahr fand erneut leider keine Schulung für<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in Vernetzung mit den<br />

AIDS-Hilfen Bochum, Essen und Oberhausen statt.<br />

Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat<br />

für ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter*innen.<br />

Nicht nur im eigentlichen HIV/AIDS-Bereich,<br />

sondern auch bei anderen sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten und in der Sozialgesetzgebung ergeben<br />

sich immer schneller Veränderungen. Fortwährende<br />

Weiterbildungen garantieren somit eine kompetente<br />

und aktuelle Beratung und daraus resultierend entsprechende<br />

Qualitätssicherung.<br />

Vor dem Hintergrund des hohen Ressourceneinsatzes<br />

von hauptamtlichen Trainer*innen sollte ein modifiziertes<br />

Konzept mit einer Basisschulung über den Dachverband<br />

der DAH und aufbauenden Modulen in den Aidshilfen<br />

entstehen. Das Gerüst dazu konnte entwickelt<br />

werden, allerdings stockt der Prozess, weil es immer<br />

Wir bedanken uns abschließend an dieser Stelle für das<br />

enorme freiwillige Engagement und die vielen Stunden<br />

ehrenamtlicher Arbeit bei unserem „EA-Team“!<br />

75


Controlling-Daten für das Kalenderjahr <strong>2018</strong> -<br />

Verteilung nach Arbeitsfeldern<br />

1. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr <strong>2018</strong> durch Maßnahmen primärpräventiver Zielsetzung<br />

(personalkommunikativ) :<br />

Gesamt 14.578 (2017: 13.170)<br />

Davon im Arbeitsbereich :<br />

1.1. Youthwork u. Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />

Gesamt: 3753 ( 25,7 %)<br />

Davon männlich 1779<br />

Davon weiblich 1974<br />

Mit erkennbarem Migrationshintergrund 783<br />

Ohne erkennbaren Migr.hintergrund 2970<br />

Bis 21 Jahre 2042<br />

Über 21 Jahre 1711<br />

1.2. Beratung (persönlich, telefonisch, inkl. bundesweite Telefonberatung u.per e-mail)<br />

Gesamt : 1423 ( 9,8 %)<br />

Davon männlich 768<br />

Davon weiblich 655<br />

Mit Migrationshintergrund 379<br />

Ohne Migrationshintergrund 1044<br />

Bis 21 Jahre 108<br />

Ab 22 Jahre 1315<br />

76


1.3 Frauen (inkl. überregionale Aktionen i. R. der Landesarbeitsgemeinschaft; AG XXelle-Ruhrgebiet , …)<br />

Gesamt : (100% weiblich) 539 ( 3,7 %)<br />

Mit Migrationshintergrund 431<br />

Ohne Migrationshintergrund 108<br />

Bis 21 Jahre 50<br />

Ab 22 Jahre 489<br />

1.4 Migration (in <strong>2018</strong> subsumiert in Beratung 1.2, Frauen 1.3 u. YW 1.1)<br />

Gesamt :<br />

Davon männlich<br />

Davon weiblich<br />

Bis 21 Jahre<br />

Ab 22 Jahre<br />

1.5 Herzenslust regional (inkl. Beratung & Test, CSD Duisburg-Veranstaltungen, queer-life, Parties, …)<br />

Gesamt : 3135 (21,5 %)<br />

Davon männlich: 2207<br />

Davon weiblich 928<br />

Mit Migrationshintergrund 380<br />

Ohne Migrationshintergrund 2755<br />

Bis 21 Jahre 479<br />

Ab 22 Jahre 2656<br />

1.6 Herzenslust (Knotenpunktarbeit im Ruhrgebiet, fast vollständig über ZSP-Landesmittel gefördert)<br />

(CSDs Köln, Düsseldorf und Essen, ..)<br />

Gesamt : 410 (2,8 %)<br />

Davon männlich 345<br />

Davon weiblich 65<br />

Mit Migrationshintergrund 80<br />

Ohne Migrationshintergrund 330<br />

Bis 21 Jahre 65<br />

Ab 22 Jahre 345<br />

77


1.7. SCHLAU Duisburg (seit 06/2013 in Trägerschaft der AIDS-Hilfe)<br />

Gesamt: 1624 (11,1 %)<br />

Davon männlich: 998<br />

Davon weiblich: 626<br />

Mit Migrationshintergrund: 538<br />

Ohne Migrationshintergrund: 1086<br />

Bis 21 Jahre: 1570<br />

Ab 22 Jahre: 54<br />

1.8. Justizvollzug („Knastarbeit“) (JVA Du-Hamborn mit Zweigstelle Dinslaken)<br />

Gesamt : (alle über 21 Jahre!) 200 (1,4 %)<br />

Davon männlich 20<br />

Davon weiblich 180<br />

Mit Migrationshintergrund 120<br />

Ohne Migrationshintergrund 80<br />

1.9. Drogen (allgemeine und zielgruppenspezifische Präventionsarbeit d. AH)<br />

Gesamt : 444 (3,1 %)<br />

Davon männlich 333<br />

Davon weiblich 111<br />

Mit Migrationshintergrund 62<br />

Ohne Migrationshintergrund 382<br />

Bis 21 Jahre 27<br />

Ab 22 Jahre 417<br />

1.10. Spritzentausch (über persönlichen Kontakt, ohne Automaten in Du. u. Wesel)<br />

Gesamt : 2500 (17,1 %)<br />

Davon männlich 2000<br />

78


Davon weiblich 500<br />

Mit Migrationshintergrund 350<br />

Ohne Migrationshintergrund 2150<br />

Bis 21 Jahre 230<br />

Ab 22 Jahre 2270<br />

1.11. Substitution (an Wochenenden und Feiertagen in Duisburg, flankierende personalkommunikative<br />

Maßnahmen)<br />

Gesamt : 550 (3,8 %)<br />

Davon männlich 430<br />

Davon weiblich 120<br />

Mit Migrationshintergrund 95<br />

Ohne Migrationshintergrund 455<br />

Bis 21 Jahre 0<br />

Ab 22 Jahre 550<br />

1. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr <strong>2018</strong> durch Maßnahmen sekundär- und tertiärer Zielsetzung<br />

(personalkommunikativ)<br />

Gesamt : 1.017 (2017: 1.114)<br />

1.1 (Psychosoziale-) Begleitung<br />

Gesamt : 762 (74,9 %)<br />

Davon männlich 401<br />

Davon weiblich 361<br />

Mit Migrationshintergrund 254<br />

Ohne Migrationshintergrund 508<br />

Bis 21 Jahre 26<br />

Ab 22 Jahre 736<br />

79


1.2 Beratung (für <strong>2018</strong> in 2.1. PSB integriert)<br />

Gesamt :<br />

Davon männlich<br />

Davon weiblich<br />

Mit Migrationshintergrund<br />

Ohne Migrationshintergrund<br />

Bis 21 Jahre<br />

Ab 22 Jahre<br />

1.3 Justizvollzug<br />

Gesamt : 0 (0,0 %)<br />

Davon männlich 0<br />

Davon weiblich 0<br />

Mit Migrationshintergrund 0<br />

Ohne Migrationshintergrund 0<br />

Ab 22 Jahre (alle!) 0<br />

1.4 Frauen<br />

Gesamt : 182 (17,9 %)<br />

Mit Migrationshintergrund 86<br />

Ohne Migrationshintergrund 96<br />

Bis 21 Jahre 3<br />

Ab 22 Jahre 179<br />

1.5 Migration (s. 2.1. Begleitung und 2.4. Frauen)<br />

80


2.6 Drogen<br />

Gesamt: 48 (4,7 %)<br />

Davon männlich 45<br />

Davon weiblich 3<br />

Mit Migrationshintergrund 9<br />

Ohne Migrationshintergrund 39<br />

Bis 21 Jahre 0<br />

Ab 22 Jahre (alle!) 48<br />

1.7 Youthwork (hier nur Personen! mit i.d.R. mehreren Kontakten!)<br />

Gesamt : 25 (2,5 %)<br />

Davon männlich 18<br />

Davon weiblich 7<br />

Mit Migrationshintergrund 5<br />

Ohne Migrationshintergrund 20<br />

Bis 21 Jahre 2<br />

Ab 22 Jahre 23<br />

81


82


83


84


85


Mens<br />

die U<br />

und b<br />

Tät<br />

beit<br />

mit<br />

AID<br />

Hep<br />

ne<br />

in<br />

Das<br />

/ K<br />

ben<br />

sow<br />

zial<br />

86


Ambulant<br />

Betreutes<br />

Wohnen<br />

für<br />

enschen mit psychischen Erkrankungen<br />

und<br />

Menschen mit Suchterkrankung,<br />

ie Unterstützung bei der Alltagsbewältigung<br />

nd beim eigenständigen Wohnen benötigen.<br />

Tätigkeitsschwerpunkt unserer Arbeit<br />

ist die Begleitung von Menschen<br />

mit einer zusätzlichen HIV-Infektion/<br />

AIDS-Erkrankung und/oder chronischen<br />

Hepatitis C. Diese sind allerdings keine<br />

Voraussetzung für die Aufnahme<br />

in das Ambulant Betreute Wohnen.<br />

So erreichen Sie uns<br />

SELF Duisburg / Kreis Wesel<br />

Bismarckstraße 67<br />

47057 Duisburg<br />

Telefon: 0203 / 666 222<br />

Fax: 0203 / 6 99 84<br />

Mail: info@self-dukw.de<br />

Internet: www.self-dukw.de<br />

Erreichbarkeit:<br />

Mo: 08.30 – 18-00<br />

Di: 08.30 – 17.00<br />

Mi: 08.30 – 17.00<br />

Do: 08.30 – 17.00<br />

Fr: 08.30 – 16.00<br />

Ambulant<br />

Betreutes<br />

Wohnen<br />

Das Ziel der Hilfe von SELF Duisburg<br />

/ Kreis Wesel ist eine selbständige Lebensführung<br />

im eigenen Wohnraum<br />

sowie die (Wieder-) Erlangung sozialer<br />

Teilhabe an der Gesellschaft.<br />

SELF Duisburg Kreis / Wesel ist ein Angebot der<br />

und wird unterstützt von der<br />

87


88


89


90


91


92


93


94


95

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!