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Berliner Kurier 19.05.2019

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SEITE3<br />

BERLINER KURIER, Sonntag, 19. Mai 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

Selenskyj hofft auf Krim<br />

Welche Rollespielt<br />

Jan Böhmermann?<br />

Der Satiriker kanntedas Strache-Video aus Ibiza<br />

und spielte bereits mehrfach auf dessen Inhalte an<br />

Mainz – In seiner Sendung<br />

„Neo Magazin Royal“ am<br />

Donnerstagabend hatte ihn<br />

sein Gast, der Youtuber<br />

Gronkh, am Ende eines völlig<br />

unpolitischen Gesprächs gefragt:<br />

„Hast du wieder etwas<br />

vorbereitet, wofür man dich<br />

hasst?“ Böhmermann antwortete<br />

mit denWorten: „Das<br />

weiß man erst hinterher. Für<br />

mich ist es eine ganz normale<br />

Sendung. Kann sein, dass<br />

morgen Österreich brennt.“<br />

Noch deutlicher war allerdings<br />

seine Anspielung schon<br />

Wochen zuvor Mitte April<br />

beim österreichischen Fernsehpreis<br />

„Romy“ in Wien. In<br />

einer eingespielten Videobotschaft<br />

entschuldigte er sich<br />

dafür, dass er sich einen Preis<br />

nicht persönlich abholen<br />

könne, weil er „gerade ziemlich<br />

zugekokst und Red-Bullbetankt<br />

mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden<br />

ineiner russischen<br />

Oligarchenvilla auf<br />

Ibiza rumhängt“ und „über<br />

die Übernahme der Kronen-<br />

ternen Beratungen<br />

Neuwahlen an. Nach<br />

der österreichischen<br />

Dieser<br />

Verfassung kann er Zeitung verhandelt“.<br />

das<br />

dies. Vorausgegangen Böhmermanns Manager<br />

waren stundenlange Peter Burtz bestätigte, dass<br />

Debatten. Eine bereits Böhmermann das heikle Video<br />

für den frühen Nachmittag<br />

bereits vor Wochen ge-<br />

angekündigte kannt hat. Er dementierte<br />

Pressekonferenz war aber, dass die Aufnahmen<br />

immer wieder verschoben<br />

Böhmermann angeboten<br />

worden. Kurz und<br />

seine Beratern hatten Kannte das explosiveStrachesich<br />

zwischen zwei Szenarien<br />

Video seit Wochen: Jan<br />

zu entscheiden:<br />

Böhmermann.<br />

eine sofortige Neuwahl,<br />

wie sie auch Tausende<br />

Demonstranten vor<br />

dem Kanzleramt forderten. Kontakte in Richtung Russland<br />

Oder: eine Weiterführung der<br />

–und nach Deutschland.<br />

ÖVP-FPÖ-Koalition unter Er gilt alsVertrautervon AfDneuen<br />

Bedingungen, zu der<br />

auch die Ablösung des FPÖ-<br />

Innenministers Herbert Kickl<br />

gehört hätte.<br />

Fraktionschefin Alice Weidel.<br />

Erst am3.Mai trat Gudenus<br />

gemeinsam mit Weidel und<br />

Jörg Meuthen bei einer AfD-<br />

Auch der FPÖ-Fraktionschef<br />

Wahlkampfveranstaltung in<br />

im Nationalrat, Johann<br />

Gudenus, trat wegen der Video-Affäre<br />

am Samstag vonallen<br />

politischen Ämtern zurück.<br />

Der engste Vertraute<br />

Pforzheim auf.Die AfDäußerte<br />

sich bisher nicht zuder Affäre.<br />

Dafürwurden andere um so<br />

deutlicher: CDU-Chefin Annegret<br />

Straches hatte bei dem Treffen<br />

Kramp-Karrenbauer<br />

in der Villa auf Ibiza als<br />

Dolmetscher fungiert. Auch<br />

seine Frauwar in der Villa dabei.<br />

warnte mit Blick auf Strache,<br />

Rechtspopulisten in Europa,<br />

egal in welchem Land, seien<br />

Der 42-jährige Gudenus bereit, das Interesse ihres<br />

pflegt schon seit Langem beste Landes für ihr eigenes Wohl-<br />

worden seien. Da sie ihm<br />

nicht angeboten worden seien,<br />

habe er sie auch nicht abgelehnt.<br />

Woher Böhmermann<br />

die Aufnahmen kannte,<br />

wisse er nicht, sagte<br />

Burtz.<br />

Burtz reagierte damit auch<br />

auf eine Aussage der Journalistin<br />

Leila Al-Serorivom Rechercheteam<br />

der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ die im ORF<br />

erklärt hatte: „Wir wissen,<br />

dass Herr Böhmermann das<br />

Video auch zugespielt beziehungsweise<br />

angeboten bekommen<br />

hat, er hat es dann<br />

aber abgelehnt, das zu recherchieren.“<br />

Die Existenz<br />

des Videos sei bereits seit längerem<br />

einem größeren Personenkreis<br />

bekannt gewesen.<br />

Eine mögliche Erklärung:<br />

Die Sendung „Neo Magazin<br />

Royale“ ist auch<br />

Mitglied der<br />

Rechercheplattform<br />

correctiv.de.<br />

war<br />

Video<br />

wohl auch bekannt.<br />

holbedingtes Machogehabe“.<br />

Entsprechende Video-Passagen<br />

sind der Öffentlichkeit<br />

bisher nicht bekannt.<br />

Das Video aus dem Jahr<br />

2017 zeigt Strache im Gespräch<br />

mit einer angeblichen<br />

russischen Oligarchin auf Ibiza.<br />

Unter anderem ging es um<br />

die Idee, die Frausolle die auflagenstärkste<br />

Zeitung Österreichs,<br />

die „Kronen Zeitung“<br />

erwerben, die FPÖ publizistisch<br />

fördern und im Gegenzug<br />

öffentliche Aufträge erhalten,sobald<br />

die Partei an der<br />

Regierung sei. Strache behauptete<br />

in dem Video auch,<br />

Rene Benko würde für seine<br />

FPÖ spenden, was dieser allerdings<br />

bestreitet. Benko ist<br />

in Deutschland kein Unbekannter:<br />

Er kaufte vor einigen<br />

Jahren Karstadt, in Hamburg<br />

plant er aktuell mit dem „Elbtower“<br />

ein neues 235 Meter<br />

hohes Wahrzeichen. Wer das<br />

Ibiza-Video gedreht hat, ist<br />

weiterhin unklar. Es wurde<br />

bereits vor Wochen der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ und dem<br />

„Spiegel“ zugespielt, dieesam<br />

Freitagabend veröffentlicht<br />

hatten.<br />

Österreichs Kanzler Kurz<br />

kündigte am Abend nach inergehen<br />

zu verkaufen. SPD-<br />

Chefin Andrea Nahles wiederum<br />

forderte die Union auf,<br />

einen klaren Trennungsstrich<br />

zu den Rechtspopulisten zu<br />

ziehen. Der Skandal in Wien<br />

zeige, wohin der Weg führe,<br />

wenn Konservative versuchten,<br />

Stimmen am rechten<br />

Rand zu sammeln. „Ich fordere<br />

Sie daher auf, sprechen Sie<br />

mit einer Stimme“,sagte Nahles<br />

Richtung CDU. FDP-Chef<br />

Christian Lindner twitterte:<br />

„DasVideo von Strachebestätigt<br />

schlimme Befürchtungen.<br />

(...)Die AfD sahsich verwandt<br />

im Geiste. Wird sie sich jetzt<br />

von der FPÖ distanzieren?“<br />

Foto: Sergei Grits/AP/dpa<br />

Foto: Stefan Rousseau/PAWire/dpa<br />

Kiew –Der designierte ukrainische<br />

Präsident Wolodymyr<br />

Selenskyj hofft, dass die Halbinsel<br />

Krim wieder an sein<br />

Land zurückgegeben wird.<br />

„Auch die dunkelste Nacht<br />

endet im Morgengrauen“,<br />

schrieb Selenskyj, der Montag<br />

die Amtsgeschäfte übernehmen<br />

wird, auf Facebook.<br />

Spahn und die Impfpflicht<br />

Berlin – Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) hat<br />

seinen Vorstoß für eine<br />

Impfpflicht in Kitas, Schulen<br />

und Krankenhäusern verteidigt.<br />

„Impfungen sind eine<br />

der größten Errungenschaften<br />

der Menschheit“, sagte<br />

er auf einem CDU-Landesparteitag<br />

in Berlin. Das Allgemeinwohl<br />

habe Vorrang.<br />

Johnson May-Nachfolger?<br />

London –Brexiteer als Briten-Boss?<br />

Ex-Außenminister<br />

Boris Johnson hat nach einer<br />

Umfrage die größten Chancen<br />

auf eine Nachfolge der<br />

Premierministerin Theresa<br />

May. 39 Prozent der befragten<br />

Mitglieder der Konservativen<br />

Partei würden für ihn<br />

stimmen, so die „Times“.<br />

FAAwarnt vorGolf-Flügen<br />

Washington – Die US-Luftverkehrsbehörde<br />

FAA warnt<br />

Airlines vor dem Iran: Bei Flügen<br />

über den Persischen Golf<br />

und den Golf von Oman müsse<br />

man sich „erhöhter militärischer<br />

Aktivitäten und zugenommener<br />

politischer Spannung“<br />

bewusst sein, heißt es<br />

in einer FAA-Anordnung.<br />

Le Penfür rechten Block<br />

Mailand –Die französische<br />

Rechtsextremistin Marine Le<br />

Pen (Rassemblement National)<br />

will mit europäischen<br />

Verbündeten eine „Super-<br />

Fraktion“ im neuen Europaparlament<br />

bilden. In Mailand<br />

sagte sie, die Aussicht auf den<br />

Rechtsblock sei „begeisternd“<br />

und weiter: „Wir wollen keine<br />

europäische Diplomatie.“

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